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Die Zukunft, 14. Oktober, Jahrg. XXV, Bd. 97, Nr 2.

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(1)

xxV. Jahrg Haltu,den 14.Oktober1916. st.2

25.Jahrgang

Herausgehen

Maximilian Kardm

Inhalt-

Seite Mahodvnkens Helden. VonGheorgow ... . .· .. ... 29

Tode-opfer. vonIohannezRehmke. ... ... .... . 37

per dreifache Bill-trinkt« vonRobert Jordan . ...... ... 43 Selbst-innigem VonKranz-. Silbergleit, Scholk.Faltenfcld, Künselman . 46

per Bürgerin-feg. VonAnatolesrance. . ... . . 51

Nachdruck verboten- f

Erscheint jedenSonnabend.

Preis viertktiätmim 5Mart. dieeinzelneNummer 50M-

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Berlin.

Verlag der Z ukunft.

WilhelmstkaßeZa.

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Leitung-: Hugo Helbing, München nnd Paul Oassjrek, Berlin Vorbesichtigung vom 7.—16. Oktober Nichtjllusttsiertor Katalog Mk·1.—.lllustrsiertets lcalnlog mit123Takeln Mk.20.-

lcatnloge sowie alleAuskssnfoe durch dieLeitung

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Berlin, den 14. Oktober 1916.

, see-IV F

Makedoniens Helden.*)

Ave imperator: morisui tesamt-and .,»,«or»seiner Ankunftin Nisch hatt-ederDeutscheKaiserden:

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Wunschausgedrückt,die ehemaligen makiedonischenRe- bolutionäre zusehen,von denen er oft sprechen gehörtunddie seit Jahren mit bewundernswerthser Kraft,Beharrlichkeit und eisernem Willen denKampf fürdieFreiheit ihres makedonischen Vaterlandes geführt hatten.«Die Manen der gefallenen Hel- denMakedoniens Müssen sich ehrerbietig vordemDeutschen Kaiser verneigt habenobdieserWorte höchsterAnerkennung für helden- Ihaftes Wirken, demihr ganzes Leb-engegoltenhatteund dem- eszumOpfergebrachtworden war. Eswar einschweres Ringen, das Heldennaturen gebarund gewaltig-e Opferforderte, dieser;

über ein Vierteljahrhundert währende Kampfum dieFreiheit desVulgarenvoolkes inMakedonien, daserst nachallen anderen IValkanländern die Sonne der Freiheit über seinem Horizont aufgehensehien sollte, trotzdem geardedortzuerstdieLichtstrahlen aus derdunklen Vergangenheit desBulgarenvolkes durchbrachen.

Schoninältester Zeit hatten Bulgaren Makedoniens, vor deroffiziellen AnnahmedesChristenthums durchdenVulgaremi fürsten Boris, dem Heidenthum entsagtund ChristiGlauben be- kannt. Makedoniens Boden entstammten auchdiebeiden Brü- der,diedassEvangeliums ChristidenSlawen, nichtnur denender

sk)Unseretürkischen Freundewerden esnichst übel nehmen,wenn iich hieriandie Zeit derMißwirthschafterinnere ;sie wissen, mitwel-, cherAufrichtigkeitbesonderswirMakedonen nach unsererendgiltigen IAbrechnungwegen unseresHeinmthlandes, trotz derfrüherenFeind- schaft,eininniges ZusammengehenmitderTürkei empfahlen.

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3 0 DieZukunft.

Balkanhalbinsel, verkündet und dieHeilige Schriftineine make- donischeAbart der altbulgarischen Spracheübersetzt hatten. Auf diesemBoden swirktedererstebulgarische KircheUlehrerund Schul- mann, derHeiligeClemens-,der deshalb zum Schutzpatron der jungenbulgarischen Universität Sofiaerkor-en wurde. Als dann das bulgarische Volk,intiefen nationalen Schlummer versunken, Jahrhunderte langein kümmerliches Das-ein führte, hat seinem

«Bolk wieder ein aus makedonischer Erde stammender Bulgare, der Mönch Paissi, in seiner invollkommener Abgeschiedenheit aufdemBerg Athos vor hundertfünfzig Jahren v-erfaßten,in zahlreichen .-Abschriftenverbreiteten ersten Geschichtedes Bul- garenvolkes die flammenden Worte entgegengeschleudert: »Er- wacheaus tiefem Schlaf, Bulgarien«volk,undbesinne Dich, daß Du einstauchseine Gesichtichstehattest, reischisanHeldenth-aten;er- kenne Dein Gesschilechitund Deine Sprache«

EinBulgare aus Ma"kedonisen, Hadschi Jakimaus Kitschewo, ließam Anfang des·neunzehnten Jahrhunderts in Budapest dieerste-n Bücherinneubulgarischer Spracheerscheinen. Make- donien gebar auch den Bat-er des bulgarischsen Schulwesens, Meofit Rilski,der die ersten regelrechten bulgarischen Schulen errichtete,ein-e bulgarische Grammatik und einige Lehrbuch-er verfaßte. Aus makedonischsemBoden entstanddieerste bulgarische Druckerei, eröffnetvon seinem makedonischen Geistlichen,dem Archimandriten Theodosi; siearbeitet zuerst im Geheimen, im Herzen Makedoniens, und wird später nachSaloniki verlegt.

Den Brüdern OMiladinow aus Struga am Orchjidasieever- dankt Bulgarien die erst-e größer-e Sammlung von bulgarischen (meistmakedonischen) Liedern;und dsemMakedonen Shinsifow aus Beles die Anfängeder volksthümlichsen Poesie. Die Bul- garen inSkopje fordert-enzuerst,inden Jahren 1828bis 1833, von dem phanariotischen Patriarchat eigenebulgarische Bisch·öfe, stattder Griechen,für ihr-e Diöziese Doch mußtederKampfder Bulgaren um eine nationale Kirche,der also auf makedonischem Bodenentbrannte, noch vierzig volle Jahre mit der bekannten sbulgarischen Hartnäckigkeit geführt werden, seheer denSieg er- stritt. UnditrotzAlledem mußte gerade Makedonien, alsdasLicht der politischenFreiheit über dem Bulgarenvolk ausging, noch längerinpolitischer Knechtschaft aussharren.

War aber wirklichdie Lageder Bulgaren unter türkischer Herrschaft so unerträglich, daß siemit Anspannung aller Kräfte streben mußten, sich dieser Herrschaftzuentziehen? Jchwillhier nichteine erschöpfende Schilderung dieserargen Herrschaft geben.

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Mkedoniens Helden- 31 Einige schlichte Fälleaus meiner frühesten Kindheit mögenviel- leicht eher überzeugenals die ausführlichste Beschreibung der

·.trostlosen Zustände,diealle ChiristenvsölkerdesBalkans immer zur Auflehnung wider das Türkenjoch getrieben haben.

Jchmagsein Kindvon zehn Jahrengewesensein,alsichein- mal neben unserem Hausinmeiner VaterstadtVeles am War- dar mit anderen bulgarifchen Knaben einsem Kinderspiel zweier jung-enTürken zufah. Plötzlich geriethen diseSpielenden in hitzigenStreit darüber,wer bei einem Wurf Recht hatte. Jn denStreit mischte sich, ungebetien,alsZeugeeiner derbulgari- schenKnaben und sprach sichnaiv zuGsunstdeseinen Türkem aus. Da griffder Spielgenosse blitzschnellinseinen Gurt, zog keinenDolch herausrundzückt-eihngegendenunliebsam-en Schieds- richter,der eilig in unserHausthor flüchteteund sichnur da- durchderWuthdesjung-enTürken entzog. WährenddieTürken meistbewaffnetgingen,war denChristen streng verboten, Waffen zutragen Da vor Gerichtseinchristlicher Zeugegegen einen jMohammedaner nicht zugelassen wurde und in solchen Fällen kaum ein Mohammedaner gegen einen Glaubensgenossen als Zeuge auftritt, wäre der Türke,wenn er denBulgaren getötet hätte, straflos geblieben. Uebrigensist jabekannt, welch-edi- plomatische Druckmittel selbstdie Großmächteimmer anwenden mußten,um dieBestrafung eines Türken zuerlangen, dersich an einem Ausländer vergriffen hatt-e.Wie schwerwar beider türkischenNegirung die Bestrafung desSoldat-en durchz«usetzen, sdereinen deutschen Major inKonstantinopel niedergseschsossen hatte,weil derOffizier ihnbeim Ein-exerzirenzur Rede gestellt und wegen Unbotmäßigkieitmit einer Ohrfeige bestraft hattet

Die Kirchenmeiner Vaterstadt ragen auf malerischen An- höhen außerhalbder Stadt. Der Wegzueiner dies-erKirchen führte durchdas TürkenvierteL Wir bulgarischen Kind-er wag- tenselten, ohne Begleitung von Erwachsenen hindurchzugehen, weil wirimmer Angriffen derübermüthigen türkischen Gassen- jugendgewärtig sein mußten,gegen diewiruns nichtzur Wehr setzen konnten, danach türkischen Begriffe-nnicht geduldet wer- den kann,daßTürkenjugend,als zum herrschenden Volk ge- -hörig,von christlichen Buben, die unterwürfigeRajah sind, auch nur in Nothwehr angefallen wird. Die erwachsenenTürken hätten sich aufdieChristenknaben gestürztund siebelehrt,daß man gegen einen Türken,und seier einGasssenjunge,nichtun- gestraftdieHandheben dürfe.Gegeneinen erwachsenenTürken darfsich auch erwachsene Najahnichtzur Wehr setzen: siewürde

3.

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32 Zukunft.

sonsteines schlimmenVergehens gegen dieMajestätdes herr-

schendenVolkes schuldig. «

Natürlich mußten solch-eZuständeeinem Volk, dessen größ- tenTheil-derBerliner Vertrag derTürkei entrissenhatte,inden nochdenTürken verbliebenen Gegenden Makedoniens baldun- erträglichwerden und in ihmden Willen wecken, durcheigene Kraftanstrengung eine Besserung seiner Lagezuerwirken. Die- sem Drang nacheinem menschenwürdigerenLeb-enentsprang die gefürchtete makedonische Organisation, die schließlichdie völlige LösungdesLandes von derTürk"enherrschaft,weilesnichtanders ging,erzwang und nun hohesLobaus dem Mund KaiserWil- helmsvernommen hat-

Jm Jahr 1893war ein makedonischer Lehrer, Damjan Gruew, wegen politischen Verdachtes ins Gefängnißvon Vitolja (Monastir) geworfenworden. Hierentwars erden Plan ein-er revolutionärenOrganisation, dieihr Netzüberganz Makedonien ausbreiten und das«ibülgarischeVolk zum Kampf gegen die Türkenherrschafterziehen sollte. Diesen Plan bespracher mit seinem Freund-GotzeDeltschew,derihn öfterimGefängnißbe- sucht hatte.Deraus der Haft Entlassene gingmitDeltschew so- fortans We"rk:und baldumspannte dieOrganisation alle hul- garischenGaue des Landes bis indieentlegenstenWinkel. Die beiden Männer bereisten, als Bauern, Kaufleute oder Mönche verkleidet,dasLand von einem Ende zum anderen und ihre Pre- digtenfandenüberall einwilliges"Ohr.Doch sollten sieselbstdie Zeitnicht erleben,dersie soheldenhaft ihrLeben geweihthatten.

Jm Herbst1902 war von makedonischenFreischaaren, die aus Vulgarien überdieGrenze gegangen waren, einVutschim nordöstlichen Zipfel Makedoniens angezettelt worden. Die

»innere makedonische Organisation«,derdieZeit füreinen all- gemein-en Ausstand noch nicht gekommen schien,war gegen diesen Putsch gewesen. Aber derGang der Ereignisse zwang sierasch, sichderBewegung anzuschließen. Gotze Deltschew,dendasVolk nur Gotzenannte, durchquertedas Land indenseltsamstenVer- mummungen, um Stimmung fürden Ausstandzumachenund dieVerbände derOrganisation dazuvorzubereiten. DieFührer kamen im Frühjahr 1903 in Saloniki zusammen,weil sie sich dort fast sicher fühlten. Deltschewtrugdas Kleid eines Bauers, der aufdenMarkt geh-enwill. Nach'der glücklich vserlausenen Versammlung verließer mit einig-en Getreuen Saloniki. Aber inzwischen hatten die türkisch-enBehördenaus«gesp-ürt,daßder berüchtigte Revolutionär,der Abgott aller rebellisch gesinnten

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Mkedoniens Helden. 3 makedonischenVulgaren, inderHauptstadt desLand-es gewesen sei. Ein ganzes Bataillon wurde ihm eilignachgeschickt.Das ereilte beimDorf Banitza diekleine Schaar, diesichzwar toll- kühnmitLFlintenund Bomben wehrteund unddenFeind schwere Verlusteleiden, jedoch auch ihr-en Führer aufder Walstatt ließ.

Deltschewsk Leichnamwurde von den Türk-en nichterkannt.

JmAugust brachderallgemeine Ausstandaus, der beson- ders im Wilajet Bitolja großen Umfang annahm; Hierleitete dieBewegungdaswirklich-e geistig-e HauptderRevolution, Dam- jan Grue"w,vom VolkkurzDamn genannt. NacheinigenWochen wurde der Ausstand grausam unt-erdrückt,wobei hundertdreißig DörferdemErdboden gleich gemacht und-Hunderttausende vonVul- garen den entsetzlichstsenVerfolgungen ausgesetzt und dem grau- sigstenElend preisgegeben wurden. Dennochwar das Volknicht entmuthigt und behütete sogardieFührer,diesolch nainenloses Unglücküberdas Land gebrachthatten, wie seinen Augapsfel, immer bereit,aufihr Geheißsichwieder zuerheben. Tausend türkisch-es-Pfund waren aufdenKopfGruews ausgesetzt worden.

Währenddesganzen Winters hielter sichinder Stadt Vitolja auf,woesvon Sipiähernwimmeltse und woalleVulgaren seinen Aufenthalt ka«nnten. Kein Verräther fand sich,keiner gab für schnödesGold den Kopfdes geliebten Freiheitapostels hin, der, äußerlichwie imGemüth, ehereinem Religionstifter alseinem Revolutionär glich.So hatten diese führenden GeisterderNe- volution die Massefür ihre Jdee zubegeisternvermocht. Wo siezuverwegener That entschlosseneLeut-e braucht-en,die toll- kühnen EMuthes ihrLebeneinsetzenwollten: niefehlten sie ihnen;

sogar Frauen stellten sichindenDienstdergroßen Sache.- Einst solltedieOsmanenbank inSaloniki indie Luft gesprengt und dadurch der europäischen Diplomatiie bewiesen werden, daßdie türkische Negirung mit gesetzlich-en Mitteln, ohnewüsteAus- schreitung nichtdieOrdnung imLand zuerhalten vermöge.Viel- leicht schritt-endiseGroßmächstedann ein;hatte dochderBerliner Vertrag im Artikel 23ihnendiePflicht auferlegt, für ordentliche Verwaltung in Msakedonien zusorgen. DerPlanwar nicht leicht auszuführen. Monate lang mußte mühsamunter denschlimmsten Verhältnissen vorgearbeitet und injedem«AugenblickdieEntdeckung erwartet werden. Und doch setzt-en jungeLeut-efroh-en Muth-es ihrLeben dafürein. Schräg gegenüberdem Gebäude derBank wurde ein Laden gemiethet, in dem sieein Mehlgeschäftein- richteten,und nachtsunter demLaden und quer unter derStraße ein Gang gegraben. AmTag schleppteman inMehlsäckendic-

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3 4 DieZukunft«

Erde weg. SechsWintermonate hindurch mußtendieJünglinge ein wahresf Maulwurfsleben unt-er der Erde führen,bis der unterirdische Gang hergestelltwar und das Dynamit unter die Bank gelegtwerd-en konnte. Am sechzehnten April1903flogdas Gebäude indieLuft, sammtdemjung-enMann-e,derzurSpren- gung ausersehen word-en war; vonden nächst-enDächern warfen seineGenossen Bomben aufdie herbeigeeilten Polizisten und- Soldaten, Von deren Kugelndietollkühnen Jünglingedann fast sämmtlich niedergestrecktwurden. Dieses heldenhafte Verhalten derRevolutionäre bestimmteden Kommandanten dertürkischen Truppe, Arab Vinbaschi, sichanseineSoldat-en mitdenWorten zuwenden: Bakånäs tschodschuklar, nasål vatan itschiin ölüniir (Sehet,Jungens, wieman fürsVaterland stirbt)!

Umdieselbe Zeit,am vierzehnten April,lagimHafenvon Saloniki das französische Schiff ,,Guadalquivir«und schiicktesich an,diefürdas türkische Heer mitgebracht-eMunition zulöschen.

Das mußte verhindert werden. Ein bescheiden gekleideter junger Mann stieg nocham Nachmittag, einPacketunt-erdemArm tra- gend,dieSchiffstrePpe hinauf. Nach etlichenMinuten erfolgte eine schreckliche Expslosionund dasSchiff standinhell-en Flam- men. Diesmal gingderSprenger heildavon: er war unter den Pas sagierennichiterkannt worden undkamglücklichwieder anLand.

Der Ausstand war unterdrückt worden; hatt-eaber endlich die europäische Diplomatie aus«ihrem Schlaf gewecktund ge- nöthigt, fürMakedonien Reformen zufordern. Dadas schlimme LosderChristen sichldennochi nicht besserte, mußtendieRevolutio- näre, trotz ihren bösen Erfahrungen, das Werk weit-er führen.

Gruew war unermüdlich. Jm Sommer 1906 hatte er wieder Makedonien bereistund dur·chforscht;mitdemWinter wollteer, zu- kurzemBesuch, nach Vulgarien komme-n. Als er in Bauers- trachtder Grenze zuschritt,ereilte auch- ihn irgendwo im ver- schneiten Gebirge das Schicksal:eine türkischiePatrouille hat ihn, ohnezuwissen,wen sievor sich habe, ausf ihrem Streifzug entdeckt und erschossen.Das Andenken dieses größtenaller make- donischenNevolutionäre wird inden Herzender makedonischen Vulgaren nieerlöschen.

Eine Heldenmtur anderer ArtwarTodor Lasarow ausSchitip;

auchzuvor Lehrer. Er glicheinem Heilig-en. Jämmerlichetür- kische Gefängnisse hatten auchinseinenKörperdenTodeskeim der Schwindsucht gelegt. Doch-das Feuer seiner Freiheitliebe glühte fort.Alle FädenderOrganisation hielterinseinerHand.

TrotzdemSiechthum ihn schon Monate langans Bett kettete,

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Mkedoniens Hekdenz 35 war seinemoralische Kraft ungebrochen; vom Krankenlager aus leitete erdieweitverzweigteOrganisation. Ich habe ihn nochvor Augen, wie ermitinnerer Zufriedenheit denVerichten lauschte, dieProfessorMiletitschund ich nach- unserer RückkehrvomAus- landihm erstatteten. Jn seinem Auftrag hattenwir1912 inden europäischen Hauptstädtendie unhaltbare Lag-einMakedonien geschildertund den Politikern gesagt,nur schnelle Hilfekönne die Katastrophe nochl aufhalten. kUnd wie feurig glänzte sein Auge,als am Nachmittag des denkwürdigen dreißigftenSePs tember 1912 derStraßenjubelinSofia anzeigte, daß Vulgarien sich entschlossen habe,zur Befreiung seinerunglücklichenVolks- IenossenIda-sSchwertzuziehen!Das Werk,dem seinLeben ge- golten, gingder Vollendung entgegen. Die Hoffnung auf diese Stunde hattedenLseidendesnerhalten;doch-ichsahnte, daß seinrevo- lutionärer Geist nicht ruhigabwarten werde,bisdieNatur selbst ihrWerk vollbringe, und sprach Freunden dieFurcht aus, däßi ersich selbsttötenwerde. DerRevolver,derihm seinLeben lang treu gedienthatte, lag jaimmer geladen neben ihmimBett;

ersollte vielleichtauchkvor unsauberen Händenden Aufrührer- schatz behüten,den Lasarow in goldenenkMünzenunter seinems Kissen bewahrte. Anseinem kalt-enOktobermorgen, ehe nochder Donner der Vefreiergeschützean der türkischen Grenze begonnen hatte, fandman denHeldentotinseinem Gasthausbett, dasHerz von dererlösenden Kugel durchbohrt. Ein echterRevolutionär ftirbt nichitvon tückischerKrankheitimBett; ermacht selbst sei- nem Leb-enein-E-nde,.wsiieers,zmit einer Kugeloderdemstetssbe- reiten Gift, that-e,um nichitlebend inTyrannenhand zufallen.

Als dergroße Krieg begann, stelltendieMakedonenführer, dieSerbien noch mehralsdieTürkei hassen gelernthatten, sich sofort offenan dieSeite derCentralmächte. Und dadas ganze politischeLeben Bulgariens von Einflüssenaus Makedonien durchdrungen ist, mußte unsere Stellung wohl aufdie internatio- nale Politik dieses Königreich-esein-wirken. Hohe Anerkennung desvon IMakedonen für Bulgariens Anschilußan die Central- måchte Geleistieten dürfenwirIdenWorten entnehmen, dieKaiser Wilhelm am Anfang dieses Jahr-es inNisch- sprach«.

Sofia. Professor Dr. J. Gheorgow.

LS

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36 DieZukunft-

Todesopfer.

Richts-kmm sich. selbst vernichten Es giebt alsoauchkeinen

··«

Selbftmord. Kein Einzelwesen vermag seiner Wirklich- keitdas Ziel selbstzusetzen,weder ein Ding nocheinBewußt- sein,weder einLeibnocheine Seele,am Wenigsten derMensch, diese Wirkenseinheit von Seele und Leib.

All das viele Einzige, das in seinerMannichfaltigkeit die Welt ausmacht, ist·entweder Einzelwesen oder nur eine Wir- kenseinheit von Einzselwesen,wie der Mensch,oder eine Wir- kenseinheitvon Wirkenseinheiten, wie derStaat von Menschen.

Die Einzelwesen unsererWelt sindentweder »zusammengeseiz.te«, dieeben auseiner Mehrzahl vonsEinzelwesen bestehen,oderaber einfacheEinzelwesen, von denen alsojedes nichtwieder eine Mehrzahl von Einzelwesen aufzuweisen hat. So giebtes ein- faches Ding und esgiebt aus Dingen bestehendes Ding,dessen Dheildinge in besonderem Wirkungszusammenhang stehenund darum eine besondereWirkenseinheit ausmachen.

Bernichtet werden kann von all dem Einzigen der Welt überhauptnur, was eine Wirkenseinheit ist, alsoaus Einzelwos senoder aus Wirkenseinhseiten von Einzelwesen besteht. Mit anderen Worten: zuvernichten istinderWelt nur »zusammen-

"gesetz.tes«Einziges Darum läßt sichdas aus Dingen bestehende Ding,das jadieWirkenseinheit sein-erDheildinge darstellt,ver- nichten,niemals aber das einfach-e Ding.

JedeWirkenseinheit von Einzelwesen oder von Wirkens- einheiten istzwar, wie das Einzelwesen, auch Einziges, aber nicht jede ist auch selbstwieder ein Einzelwesen. Es giebtalso Wirkensein"heiten, die selbst Einzelwesen sind,und andere, die esnicht sind. anderWelt derDinge findetman freilichkeine besondereWirkenseinheit von Dingen, dienicht auch selbstein besonderes Ding ist;alsojedes aus Dingen bestehende Ein- zige, jede besondere Wirkenseinheit von Dingen istaucheinbe- sonderes Ding, ein besonderes Einzelwesen.

ZurWelt abergehören nichtnur Dinge,sondern auchVe- wuß.tseinswesen, also Einzelwesen, die nicht selbst Dinge sind, wohl aber in Wirkenszusammenhang mit Dingen stehenund somit ihnenzusammen«Wirkenseinheiten ausmachen. Solche Wirkenseinheit von einem Vewsusztseinswesenund einem Ding istderMensch. DieseWirkenseinheit der Einzelwesen »Seele«

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Todesopfer. 37 (Vewuß«tseinswesen)und ,,Leib« (Ding) istaber selbst nicht wieder ein besonderes Einzelwiesen; und eben so ist auchder Staat, der jaNaus Menschen, den Wirkenseinheiten von Seele mnd Leib (psych.ophysischen Einheiten), besteht, sicherlicheine besondere Wirkenseinheit, doch nicht selbstwieder einEinzelwesen.

Alsonicht Alles,was sichinderWelt alseine Wirkenseinheit Zeigt, ist auchEinzelwefsen, insbesondere nicht, was wir

»Mensch«und was wir »Staat« nennen. Wie viel irrendes Gerede istaus der falschenMeinung geboren, derMenschund derStaat seien nichtnur Einheiten, sondernauch«Einzelwsesenl Weil nun Mensch und Staat Wirkenseinheiten sind, so gehörenBeide zum Vergänglichen und können vernichtetwer- den;denn alles Einzige, das zuGrunde geht, ist ausnahmelos eine Wirkenseinheit von Einzigsem und entweder, wie das zu- sammengesetzteDing, auch Einzelwesen oder,wie der Mensch- und derStaat, nur Wirkenseinheit von Einzelwiesem

Aber nichtskann sichsselbst vernichten, daher auch nichtdas Einzige, das wir einen Mensch-enoder einen Staat nennen, und nichtdas Einzige, das wir »mensch-lich-eSeele« oder

»menschslichenLeib« nennen. Wer von »Selbsthingabe«, von ,,Selbstopferung« im Sinn von »Selbstvernich-tung« spricht, Der behauptet, magernun unter dem»Selbst«einen Mensch-en oder eine menschlich-eSeele verstehen, Unmögliches: Nichtskann sich selbst vernichten. Freilich istder Menschwohlzu ver-·

nichten, nimmermehr aber diemenschliche Seele, weil sieweder ein zusammengesetztes Einzelwesen noch überhaupteine Wir- kenseinheit darstellt. Die menschlicheSeele isteben einfaches Einzelwesen und gehört daher, wie das einfacheDing, zum UnvergiänglichenderWelt.»

Die Vernichtung derWirkenseinheit »Mensch«nennen wir

»Tod«. Der Tod des Menschen bedeutet aber nich-t, daß.all das Einzige, aus dem die Psychsophysische Einheit »Mensch«

besteht,zuNichts werde,sondern eben nur, daß-der Wirkens- zusammenhang von Seele und Leib aufgehoben istund alsodie Wirkenseinheit »Mensch«zubestehen aufgehört hat.

Nun tritt dieVernichtungdesINienschemderToddesMen- schen,immer zusammen aufmit der Vernichstungdes mensch- lichenLeibes als organischer Einheit, so daß;wirsagen müssen, die Wirkenseinheit von Seele und Leib,der »Mensch«, höre zu bestehen auf zugleichmit derVernichtung derWirkenseins heit,die das Einzelwesen »Leib« darstellt. VergehtderLeib, sovergeht damit auchder Menschl zugleich. Weil aber der

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