• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 2. März, Jahrg. XX, Bd. 78, Nr 22.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 2. März, Jahrg. XX, Bd. 78, Nr 22."

Copied!
52
0
0

Pełen tekst

(1)

xx. Zahkg.- zum-, dku 2.Mik- 1912. zip22.

F

-

«

EEJ « «

dick-Y-«-

un

«

Herausgeber-

Waximilian Hart-rn.

Inhalt:

, , . Fette

Bindi-L ..»..... .«. . .. .. 273

Vesmaklzurlsub.- VonU.F........- ....... .-. AS Japanischenunnczäuvtpk.ponunrt Glas-o .......-.-... .289 Htlbflankeigetr. VonCamisll Hoffmann andkudwig Hatvany·. ...291

Modern-wrtdrnotlz. VonMinrichdriegmanz .. ........297 dekrixiestonAlfonz petkold. .. ..............«....800 Dankt-n nndZiirllesr. Vontadon .....".,...·.".—...... ,.803

nachdkuckverboten.

f

Erscheint jedenSonnabend

vierenickt-Inbru-sgot-,dieemplo-aumu wPi.

Derlitp Ver-lag der Zukunft

WilhelmstraßeZa- 1912.

(2)

Abennetnent

pro

Miele

II.5.—,

III-o Mu-

Il.20.—.

Unter

Kreuzbann

bezogen

M.s.65,

pro Jahr

M.22.Sll.

Ausland

diesem-is

lam-

M.25.'ZI.

Inn

abonniekt

bei

allen

Baclthaacllnagev,

Postaasjalteu

and bcsi der

Expediliou

ZSinII

ZW-

Is,

WiIhSIIIIsIks

Za-

Ballenstedt-Barz s a IIa tc I-iII In

für Herzleideth Adernvckltsllcuag, Verdauungss IIIIC Nieren- kraalcneltem Frauenleidca, Fettsacht, Zackern-ist« Kstskkhe, Rheums. Auan Nervöse und Erholungsboclükstlge.

Djätischo Anstalt Ku km .Haus sittalle ph jkaliscbon

mitneuerdautem , Heil-net- oden l-

höchstek Vollendung undVollstsndjgkoih Nähere- duxch Prospekte

ok-

hkkksskhk 100. Betten... Zentralheizg..ololctk. Licht-Fahl-stahl· liess-siehet Izu-, Stetsgeolknet Besuch ausdenbesten Kreisen III-Ist

.-0---s..s.

IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII »

IIIIIIIIIIIIIIIII(

.-I;IOO'II.IIOIO

Hotelisplanade

Berlin Hamburg

Zwei der vornehmsten llotels der Neu-eit-

Kiinstler-Klause carl Stallmann Jäger-fresse M. Pilsner Urquell.

Die Mode-Form des vornehmen Herrn

,

»City «

sehr distinqiujnÄmse-Ist bequem

Emil Jacoby

Friedrickvtr70.

sHerzeEdie

Restaarant und Bat- Eiche

III-stet- tscll Linse-I 27 (nebea Cale Bauer).

Treffpgskt sie-vornehme-I Welt

Dieganze Nacht Ieössnet. Künstler-Doppelslcoazekts.

(3)

I

s,

Zukunft

HEX-

Berlin, den 2.März 1912.

f sei-IV N

Nesidua.

MarokkosKongo.

SechsTagehat, nach langwierigerVerathunginderKommissi- on, dieErörterungdesfrankosdeutschenVertragesvom vier- tenNovember191limSenatderFranzösischenRepublikgedauert.

AmzehntenFebruaristderVertrag(mit212 gegen 80Stimmen) auchinZweiter Instanzendlichangenommen worden« Vonden imPalais-Luxembourg gehaltenenReden drangkaumein mattes Echoindeutsche Ohren.DenOssiziösenpaßtederJnhalt nichtin den Kram;dieLiberalen brauchtenallezeit,allenRaum, um die herrlichen ,,Siege derLinken«zuverzeichnen. Manches darf aber auchbei unsnichtungehörtverhallen.DaßderVertragdenFran- zosenvielgrößeren Vortheilbringtals demDeutschen Reich, ward nirgendsbestritten.Viele meinen, daß dieser Profit noch billigerzuhabenwar; unddieSchwachheitdes HerrnCaillaux, dersich,so langeeindeutschesKriegsschiffvorAgadirlag,inBers handlungeneinließ,wird inbeidenKammernverurtheilt. (Diesen Minister,einenGuizotkleinenFormates, hatnur derjäheRück- trittdesHerrnvon LindequistnocheinWeilchenimAmtgehalten.) DiewichtigstenRedenwarendie derHerrenPichon, Ribot, Poins carå,Clemenceau. HerrStephen Pichon,der unssreundlichste Leiterdesinternationalen Geschäftes,den dieRepublik seit Ha- notauxhatte, mußtedieWohnung amQuaid’Orsay räumen,weil dasberlinerThorengeschreiüber die»potsdamerErrungenschaft«

21

(4)

274 Die Zukunft.

ihndemVertrauen der Kammern entwurzelte. Aus derRede, dieseineAblehnungdesNovembervertrages begründen sollte:

»Der VertragvomneuntenFebruar 1909war derLohndeszähen Veharrens inunseremRecht.Ergab uns,wieauchFürstVülow ausdrücklichanerkannthat,Marokko. ErwarkeinendgiltigerAb- schlußzdochersicherteunsdieruhige Entwickelungundhatteuns nichtsgekostet.Später hatDeutschlandForderungen gestellt,die mitdiesem Vertragunvereinbar waren. Wir mußten auf seinem Boden bleiben und durftenkeineKompensationgewähren. Jm April1911riefunsder Sultan nachFez AlleKonsuln hielten denMarsch für unvermeidlich; auchderDeutsche Konsul sprach sichindiesemSinn aus. DieJnstruktionen,die GeneralMoinier erhielt,wurden allenMächtenmitgetheiltund genau ausgeführt.

TrotzdembehauptetedannHerrvonKiderlen,wirseienüber die Grenze unserer Rechtehinausgegangen, und sagteinKissingen zumVotschasterEambom ,BringenSieuns Etwas aus Paris mit.«Währenddie beiden RegirungendieMöglichkeitder Ver- ständigung suchten,überraschteuns derStreich vonAgadir. Von Unruhen inundbeidiesemHafenkonnteimErnst nichtdie Rede sein«Jchbedaure, daßwirunsunter demDruckeiner Drohung überhauptzuGesprächenhergegebenhaben; unsere Pflichtwar, zunächstdiese DrohungabzuwehrenunddieVerhandlungin Ge- meinschaftmitallen Signatarmächten derAlgesirasaktezuführen.

EinpaarTagenachder bekannten Rede desSchatzkanzlers Lloyd George hatDeutschland demlondonerKabinet angezeigt, daßes nichtdaran denke,inAgadirTruppen zu landen. Jetzt?Auchder neueVertragistnur einKompromißund eineEtape aufunserem Weg.Deutschland verzichtetaquechte, die wirihmniemals ge- währt haben.Jneinein Vertrag,der uns unter Drohung abver- langt wurde, sehe icheineDemüthigungund kann ihmdeshalb nichtzustimmen.«HerrRibot: »WirkönnendenVertragnicht ablehnen;was eruns giebt,ist nicht wenig.DerselbeKaiser,der sich»vorsiebenJahren fürdieUnabhängigkeitMarokkosverbürgt hat, mußjetzt unserVrotektoratsrecht ausMarokko anerkennen«

Aberwenn ich,alsdas deutscheKriegsschiffnach Agadir geschickt wurde,MinisterderAuswärtigenAngelegenheitengewesen wäre, hätteichHerrnEambon nichterlaubt, nachBerlin zurückzukehren.«

MinisterpräsidentPoincarå:»Man hat gesagt,imKongoseiunser

(5)

Resid-ua. 275

Gebiet von dendeutschenFühlhörnern bedroht.Das ist nicht richtig:diedeutschgewordenenLandstreifen sind aufallenSeiten von unseremKolonialbesitz eingeschlossen.Wenns nicht sowäre, würdeich,alsFreund herzlichen Einvernehmens mitVelgierh denBertrag hier nichtvertheidigen.Man hatgerügt,daßwir ver- pflichtetseien,inMarokko denWettbewerb um dieöffentlichen Arbeiten allenNationen zu denselbenBedingungenzuermög- lichen.Dabei wurde nur das Wesentlichstenicht erwähnt:das Rechtder(vonuns kontrolirten) marokkanischen Regirung, die großenArbeiten,denBauvonEisen bahnen, Häfen,Telegraphen- linien undAehnliches,nach ihremBelieben zuvergeben,siealso auchfranzösischenGesellschaftenanzuvertrauen. Werden unsere alten undneuenRechtejemalsbestritten,dann werden wirkeine Schwächezeigen,sondernsodeutlichundinsofestem Tonsprechen, daßmanuns hörenwird.«HerrClemenceau: »Der Vertrag ähnelt demTrojanischenPferdzalseinFriedenspfand wirdergepriesen undaus seinemJnhaltklingtmir doch WaffengeklirrinsOhr.

WirmußtennachFezgehen.Jchhatte gezweifelt,bin aberdurch dieAktenüberzeugtworden.Es wäre eineSchande gewesen,wenn Frankreich,aus Furchtvordeutschem Einspruch,dasNothwens digenichtgethanhätte.Solangeeindeutsches Kriegsschiffvor Agadir lag,durftenwirnichtverhandeln.Darin stimme ichmitden Herren PichonundRibotübereinir mußtenunsin dasFebru- arabkommen vomJahr1909verschanzen,dendeutschen Eingriff mitallerKraft abwehrenundEuropaalsSchiedsrichteranrufen.

Derdeutsche Geististanders alsunserer.DasVerhälnißistschwie- riggeworden,weilDeutschlandsichdurchseinen Sieg zurHerrschaft berechtigtglaubtundwirnicht zugeben können,daß unsere Nie- derlageunsinsVasallenthumzwinge.AlsJules Favre(er hat mirs selbst erzählt)inBersailles denVundeskanzler beschworen hatte,diedeutschen TruppennichtinParis einziehenzulassenund sichmitdemRuhm, unsereHauptstadtzurUebergabegenöthigt zuhaben,zubegnügen,antwortete Bismarck:,Ruhm? DasWort hatbei uns keinenKurs.« Deutschlandhatuns besiegt,nichtun- terworfen.Die Lebenden haltendenToten dieTreue.Wir haben in derWeltnochMancheszuthun und zusagen.Wenn demMuth, demFeuer,derbewundernswerthen Energie,vondenen das Land uns täglichProben zeigt,SelbstzuchtundkühleUeberlegungsich

250

(6)

276 Die Zukunft.

gesellen,istuns dieRachegewiß.Menschen,dienichtbesiegtsein wollen,dieihrLeben demVaterland alsOpfer hinwerfen, sind unbesieglich.Undan demTag,derdenMarschbefehl bringt,wer- dendieselben Leute,diesich jetztvon verblendeten Schwätzern gegen das Vaterland aufhetzenlassen, Gewehre verlangen.Un- serePslicht ist,denVertrag abzulehnen.JstDeutschland dannun- zufrieden, nun, somagDeutschland unzufrieden sein.«

Was seit achtMonaten hier vorausgesagt wurde,istEreig- niszgeworden.Wir habeneinschlechtes Geschäft gemacht,den Franzosen,diederPanthersprung demüthigen sollte,inneue be- trächtlicheMachtmehrung geholfen,demJslam uns,als unzu- verlässigeFreunde,entwerthetundMethodenangewandt,deren SpurwirlängstlieberinDunkel bürgen.WerheutedieNovem- berreden desHerrnvonVethmann liest,die derZuversichtauf einenaheWiedergeburt franko-deutscherFreundschastAusdruck geben,wirdfragen,wiesolche Blindheit möglichwar-

(Undwarum mußteHerrvonKiderlen imJanuar nachRom

reisen?UmderStiftereines Friedens zuscheinen,zu demdie Türkei jetzt,daderAraberaufstand organisirt ist, sichschwererent- schließenwirdalsunter demDezembermond? Oder,weil ersin Berlin nicht aushältund dieUrlaubsfristen drum länger dehnt alsjeeinVorgängerimAmt? JnRom wurde nichts erreicht,in Konstantinopelneuer Zorn gezüchtet.Hat HerrGiolitti sichwe- nigstens verpflichtet,denBau einer dendeutschen Kongoder tri- politanischen Küsteverbindenden Eisenbahnzufördern?Oderist darannochgarnichtgedachtund alsLohn füralles denJtalies nern Gewährtenur dieErneuungdes Bündnißvertragesers strebt worden, den, nach Aehrenthals Tod, römischeSchlauheit sicher nichtfreiwilligablaufen ließe?deeat JagowRomanus ...) Liest Herrvon BethmannfranzösischeZeitungen? Weißer, welches Echo den-Rathdes»Matin«,durchSpendenderKommu-

nen undderPresse Frankreichs Luftflotteraschzustärken,geweckt hat?DieMinister Poincar6, Millerand, Delcasse (»developper l’aviation,c’estgrandjrla France«)spendenlautenBeifall.Ausallen Lagerntönts: »Wirmüssenuns,umjeden Preis, dieHerrschaft imLuftreich sichern.Wir dürfenweder warten,bisDeutschland auchda vorwärts gekommen ist,nochblindderNegirung vertrauen, diefürallesNöthigeundMöglicheinihrerWeisheit schonsorgen

(7)

Pl

Residua. 277

werde. Aus eigener Kraftundaus eigenemWillen mußFrank- reichsVolksichsowehrfähigmachen,wieesirgendvermag.«Von allenSeiten strömtdasGeldherbeiUndeinPatriotenrausch ver- bündet dieGegnervongestern.DieSoldaten werdenauf jeder Straßebejubeltund aus abertausend Kehlen kam,am vorigen Sonnabend, aufdemBoulevard Samt-Michel undvordem Denk- malderStadt StraßburgderRuf:»WirmüssendenElsaßha- ben!« Sind solcheVorgängenichtam Endefastebenso wichtig wie derZankundStankunserer ehrenwerthenFraktionen?Herrn vonVethmann aber,demOrganisator neuerLothringerhosfnung, wird beiseiner Gottähnlichkeitnochimmer nichtbang.

AehrenthaL

Alois Lexa Grafvon Aehrenthalist tapfergestorben;und hattegeradeimletztenJahrtapfer gelebt.KeinleichtesLosward ihm.Kanzler (nichtdenTitel hatteer,dochdenGeschäftsbereich) eines Greises,der,wenns dieEhre irgend erlaubte, nicht mehr Krieg führenwollte ; und mitseinerZukunftaufdieGunsteines Heftigenhingewiesen,derdiesesGreisesAnsehenrafchnoch für dasihmnothwendigScheinendeauszumünzentrachtete.Wenn AehrensthalnurdeneigenenVortheilbedachtund(nachVismarcks rimmigemWort)»fürdiemaßgebendeZukunftoptirthätte«,sähe esinOesterreichundinUngarn heute wohlanders aus. Wäre FreiherrConrad vonHöhendorfnochGeneralstabschef,die Süd- gtetlze detMtMakchie stärkerbefestigtundvongrößerenTruppen- mer-gen bewacht,mitdenHäupterndermagyarifchen Achtund- vierziger nicht so lange, nichtinso sanftem Ton verhandeltwor- den.AberAehrenthal war ein demKaiser treuerMannz erfühlte sichandasGelübde,ohneKrieg auszukommen,gebundenundihm, indessen kühlerGeschäftsmannsseeledoch nichtsvom dumpfen BasallensinneinesVancban lebte,ward zwischendenHeckender schönbrunnerPolitikdieWerkstattniemals zu eng. Seit zwei Jahren war ereinkranker Mann. Schonmorsch,alserimFe- bruar 1910nachBerlin kam,dannzweiTage langinMünchen mitzwei Prinzen und einem Ministerverhandelteunddieauf- horchende Diplomatie Europas andieThatsacheerinnerte, daß Bayern,da es dasRecht auf eigeneGesandtschaftenhatund aus- übt, auchzufreiemVerkehrmitdenGeschäftsführern fremder

(8)

278 DieZukunft,

Großmächteberechtigtist.Vielleicht haterdieUnruheundSorge desbosnischen Jahres, die unerwartete Gefahreines ohnezu- reichendestrategischeEisenstranglinienschwer zuführendenKries gesnieganzüberwunden.Dadurchwürde erklärt,daßerdie ein- träglichsten Gelegenheiten verzauderte, gegen dierusso-italische Freundschaft (Desio-Racconigi)sich nichtzurechterZeitassekus rirteundineinerseinemWesensonst fernen HastindieSchlappe desFriedjungsProzesses rannte. BiszumletztenWankaberhat ergearbeitet;undhätte justimletzten Lebensjahr auchals Kern- gesunderkaumanders gehandelt.Jtaliens Expansion nachNord- afrikawar ihm nichtunwillkommen. FürJahre,dachteer,haben die Römer nun auflibyschemBoden zuthun,könnennichtan Albanien denkenundwerden baldmerken,wieunbequem Frank- reichihnenimMittelmeer wird; aussreiemWillenalsodenBund mitdenKaisermächtennichtlockern.Deshalb wollteersichihnen freundlich zeigenzsienichtindenTagennationaler Erregungdurch die vomErzherzogFranz Ferdinand gewünschtenTruppenvers schiebungenzuneuem Grollreizen.EinWeilchen sahesaus,als solleAehrenthalunterliegen. FreiherrvonSchönaich,derReichss kriegsminister,der dasMilitärprogrammdesGrafenindenDele- gationenvertreten hatte, mußtedemWillen desThronfolgerswei- chen (,,DenFranzkannich ja nicht wegschicken«,seufztederalte Kaiser). Nocheinmal aberrafftedersiecheMann amBallplatz sich auf. NegirtindiesemReich nichtmehrFranz Joseph2Dürfenwir, derenVlick nichtweitgenug reicht,um derBorsehung indie Kar- ten zugucken,einen Präventivkriegführen,der allesRuheude in Bewegung brächte?Uns auchnur, durchdenScheinderKriegs- vorbereitung,Feindemachen, dereanth dann,inuns ungün- stiger Stunde, nicht leichtzuentwaffnenwäre? JnLondonund Petersburg, Paris undBerlin wurde dieWahrung deseuros päischenFriedens gewünscht.HöhendorffielundFranz Ferdi- nand mußte sichfügen.Als Sieger istAehrenthal gestorben.Sein Augewar schon blicklos,alsderKaiserihm,mitdenVrillanten zumGroßkreuzdesStephansordens, denAbschiedsbrief schickte, derihn»ungeschmälertenVertrauens «versicherte.Docherwußte, daßergesiegt habeund daßGraf Berchtold,dem erimHerbst dieNachfolge zugedachthatte, seinAmterbenwerde.

JndemmährischenSchloß dieses GrafenLeopoldBerchtold,

(9)

Nesidsua. 279 derOesterreich-UngarnamZarenhof vertrat,hatAehrenthal eine

.

Schicksalsstundeerlebt. Herszwolskij,den erausBukarestkannte, wollte demZarenreichin Stambul undGalata Stützpunktegegen denrebellirendeanlam schaffenundhattedem wiener Kollegen,

umihndemPlangünstigzustimmen,leisdieAnnexiondes Sand- schaks Novibazarangeboten. Am fünfzehntenSeptember1908 triffterinVuchlaudenFreiherrn vonAehrenthal (dervierDi- plomatenmitgebrachthat:dieVotschafterGrafenBerchtoldund Lützow,denGesandtenBaronGagernunddenSektionchefGra- fenEsterhazy). NachderjungtürkischenRevolution istdie Ge- bietsdehnungunmöglichgeworden,dieimJuninochmöglichschien.

DerNüssedenktnicht mehranDardanellenforts, derOesterreis chernichtandenSandschak.Bosnien und dieHerzegowina?Die mußOesterreichnun nächstensfeinemReichsleibeingliedern; die SerbenwühlereiwirdunerträglichundWien kannnicht dulden, daßindenseit dreißigJahren okkupirtenProvinzen imNamen desSultans Wahlen fürsTürkenparlamentangeordnetwerden.

szolskijs Stirn umwölkt sich.DieSüdslavenwürden die An- nexionals neue Kränkung empfinden; und siemüßtevon einem EuropäischenKongreß bewilligtwerden. Einen,der die Einver- leibungnur registrirtundunserBesitzrechtnichterst erörtert,würde ich ohneZaudernbeschicken,sprichtAehrenthal; nöthigdünkter mich nicht:mitNußlandistdieSache seitderNeichstadterKon- vention geordnet,mitderTürkeiwerden wiruns verständigen unddie anderen Mächtehabennichtdreinzureden. »Undwenn wir,alsEntgelt,dieOeffnung derMeerengen fordern?« Oesters reichwirdJhnenkeineSchwierigkeitmachen.Jneiner gemein- samredigirtenMittheilungandiePressewirddie,,vollkommene Uebereinstimmung«derbeiden Minister festgestellt.Herzlicher Abschied. szolskij hatnur nochgebeten,ihmdenEntschlußzur AnnexionfrüheralsAnderen anzuzeigen.JnParis hörter, ein paar Tagedanach, daß Graf KhevenhüllerdemPräsidentender RepublikdieThatsache derAnnexiongemeldethabe. Errastdurch Europa,um einenzurDemüthigungOesterreichsbereitenKongreß zusammenzubringenzwirdinBerlin abgewiesen, inParisgefoppt undmußknirschend(um nicht durchdieVeröffentlichungseiner Vriefe kompromittirtzuwerden)schließlichinderNeichsduma zugeben, daßRußland,nachdenVereinbarungenvonReichstadt,

(10)

230 Die Zukunft.

Berlin undVudapest, nichtdas Recht hab.e,derAnnexionzu wi- dersprechen.KeinKongreßzkeineZüchtigungOesterreichs;nicht einmaleine Kriegserktärungimbelgrader KonakAehrenthalhatte die inVuchlau klugvorbereitete Partie gewonnen. Dem Haus HabsburgsLothringen ohneBlutverlustzwei Provinzenerobert undderMonarchieimRathderBalkangroßmächteeinenPlatzge- sichert.ZweiJahre langwar erderHortaustrischerHoffnung.

Dann verblich seinStern sacht;und aus demMund manches Oesterreichers vernahm man:,,Erhat enttäuscht.«Immerenttau- schenzumüssen:wars ihmVerhängniß?AlsVotschaftrathund alsVotschafter schienerderaufrichtigsteVewunderer desrussi- schenGenius undseinFreund Schwanebachpries ihnals den zu- verlässigstenallerinPetersburg beglaubigtenDiplomaten. Und derLieblingwurdedannzumSchwarzenMann. VondemThron- folger,derihmdieAachfolge Goluchowskisverschaffthatte, mußte ersichwenden. DenLandsleuten,diebismärckischesHandelnvon ihmheischten, sichalsbedächtigenRechner zeigen.Undvon dem verbündeten Kaiserreich,das von seiner Nibelungentreue und schimmerndenWehreinBischen lautsprach,dieDistanzwahren.

Ermußte.Weilernur anOesterreichdenkendurfte. Dessen Völker solltenwieder an sich glaubenlernen; solltenerkennen, daszaus demQualm desböhmischenundungarischenHadersdie Reichspflichtgebieterischsieinneue GemeinschaftdesWollens ries.Dasward erreicht. AehrenthalsOesterreich sahimInnersten anders aus alsGoluchowskiszanders auchalsHaymerlesund KalnokysDer Puls pochte nicht mehr sozaghaft. DenRaunzern antwortete ringsumeinstolzesLächeln.Alles Handelnhatte,alles Denken sogareinen kräftigerenRhythmus.Und dieJugendhob nicht mehrdieAchseln,wenn ein Aelterer vonPolitikzu reden anfing. Jsts füreinfünfjähriges Ministerleben nichteine statt- licheLeistung?Werhöhereforderte,überfah, welche Hindernisse demGrafenAehrenthal fastalleWegesperrten.Was erinsol- cher Engezuthun vermochte, haterredlich gethan.Allen Groß- mächten bewiesen,daß OesterreichsUngarnderfreieHerr seiner Geschicke ist.Jn aller Höflichkeitauchdem Deutschen Reich, dessentechnischunzulängliche GeschäftsleitungihmdenHerbst verbitterte. DerRückblick lehrt ihnrichtig schätzen.Erhat ohne Schwertstreich zweiProvinzenerobert und das Vertrauen der dadurch Gekränktenzurückgewonnen.Ein Genie war ernicht;

(11)

Nesidua. 281 konnte auchwederdurchBeredsamkeitnoch durchEharmeurkunst wirken. Tüchtigwar er; ernstund gewissenhaft.Arbeiter und NechnenDenallesBrimborium widerte. Wie weiter,anwelche Möglichkeiten schon, vorausgedacht hat(nichtan denTagnur, woer,alsVertrauensmann EnglandsundNußlands, zwischen Frankreichund Italien vermitteln könnte),wird dieNachwelt vielleicht spät erst, vielleichtniemals erfahren. Erwar eineGe- stalt, nichtnur einAmtsinhaber. Jn seinersteifenSelbständigkeit demVerbündeten nichtimmer bequem.AbereinMannz undei- ner, derseinMetier vonGrund auf verstandundinEhrfurcht liebte. Stirbt dieserDiplomatenfchlagaus? Jn Europa istnur einExemplar noch auf hohem Sitz sichtbar:SirEdward Grey.

Fair play.

Aehrenthalpflegtezusagen,eineWandlung europäischer PolitikwerdeerstderTag bringen,derRußlandwieder zustar- kerAktion fähigsieht.DieserGlaubekanntrügemwenn dieanglo- deutscheVerständigung gelingt,stellt sichdieWandlung vielfrü- herein.SeitViscountHaldane inBerlin war,wirdverhandelt·

Ueber diegewählteBasis,dieVorschlägeundGegenvorschläge einWörtcheninsWeite schlüperzulassen, wäre,alsThunei- nesDeutschen,kaumbesser alsLandesverrath. GroberUnfugists aber auch, Britaniens Aufrichtigkeitjetzt öffentlichzuverdächti- genundmitHohnoderSchimpfrededieVerhandlung zustören, Seit unserePolitiksofchwachgemuthward,weißJeder,daß jedes gegen England gesprochene schroffeWort ihmBeifalleinträgt.

SolcheGewißheitdürftenAbgeordneteundSchreibernicht leicht- fertigmißbrauchen;ihrerApplaussuchtwardlange genugja reich- licher Lohn.Wenn inderWilhelmstraßeein MannvonAutorität undWeitsichtfäße- hätteerdieFraktionenundNedaktionen ge- beten,dengroßenGegenstandeinstweilen nichtanzurühren.Da dieser starke Kopf fehlt, mußderEinzelnesichfragen,oberdie GeschäftsstörungvorseinenLandsleutenverantwortenkönne.Wir wollen noch nicht auf offenemMarkt untersuchen, welcheUm- ständeundFährnissedenBriten einagreementmitdemDeutschen Reichempfehlen.Nichtlängerdiefalsche (dem Deutschen Kaiser mitDaten undZiffernalsfalscherwiesene) Behauptung herum- tragen,EnglandhabeimSpätsommereineUeberrumpelungun- sererFlotte aeplant.Jn derZeitschlimmsterStrikegefahr,alsalle

(12)

282 DieZukunft.

TruppenzumSchußderHauptstädtegebrauchtwurden. Ertappte Stümperließenbei uns dieEnte aufflattern. Wir wollen auch nichtkindisch wüthen,weilderMarinesekretär WinstonChurchill in einer Rede,die inunfreundlichemTon, dochmithöchstemRe- spekt vonDeutschlandsprach,einenunfchicklichenAusdruckange- wandt hat. (Erwolltesagen: »FürEngland ist die-Flotteunent- behrlicheLebensbürgschaft,für Deutschland, demsein Landheer denVesitzstandsichert,ein Mittel zurMachtmehrung. Ohneun- überwindlicheFlotte müßteEngland verzwergen und verhun- gern; bliebe Deutschland noch,was esheute ist.Deshalbdarf derDeutscheinunseremEntschluß,ihnimKriegsschiffbau fortan stetsumdasDoppeltezuüberbieten, nichtfeindsäligeAbsichtwit- tern«.)Wirwollen nochwarten. JndererstenJanuarwoche, ehe GreydenKollegen Haldane fürdenletzten Versuch friedlicher Einigung warb,wurde hier tapfergeduldigePolitik empfohlen.

»Nicht schimpfen, still sitzenunddenHerrnVetter ansichkommen lassen. Der-weiß jetzt schonAllerlei. DaßermitVersiendiesorg- loseHerrschaftüberJndienverlöre;daßinderZeitderMandschus liquidation, diezufrüher Anmeldung britischerErbansprüche zwingt,diePflicht,dietüchtigstenGeschwaderin derNordseezu halten, zuschwererträglicherLastwerdenkann;daßimMittelmeer denLateinern eineMacht erwächst,derEnglandeinesTagesjeden Wunsch erfüllen muß; daßderVerzichtaufhauptgrundsätzebri- tischerPolitik (keineEuropäermachtanderStraßevonGibraltar ; keinrussischerVormarschinderRichtung auf Afghanistan;keine GrenzgemeinschaftmiteinemReich, das über eingroßes Landheer verfügt)ihm durchdenHadermitDeutschland abgenöthigtworden ist; daßerdieGelegenheitzusicherer Vernichtungderdeutschen Flotteversäumthat.Ersehntsichnach Verständigung;möchtenicht, wieauch nach ihm günstigenKriegsverlauf unvermeidlich wäre, geschwächtvor demschadenfroh leuchtenden AugederYankees stehen; undzweifelt,obdieRussen,dieerverhätschelnmuß, nach ihrer Genesung ihm helfenwürden. Könnte ermit denfünfund- sechzigMillionenDeutschenpaktiremerließesichsgernwaskosten.

Wir habenaufdemWegvonKapstadt nachKairoundhinterdem letzten Kahndes geltenden Marineprogrammes Wichtigeszu bieten undfändenalsForderer derWalfischbai,zuverlässiger KohlenstationenundbewohnbarenSiedlungbodens heuteinLon- donGehör.« Utopierwahmrief man mirdamals zuzvierWochen

Cytaty

Powiązane dokumenty

Was u.ns noththut vor Allem und was zuerst durch die Ber- fassUUg gesetzlich begründet werden muß, ist innere Festigkeit und- ge- schlossene Haltung dem Ausland gegenüber. Haben

Das Bewußt- sein fehlt aber diesen DNenschen nie, und was sie auch thun, siedenken wohl daran, daß sie es zwar um ihrer selbst willen, aus dem reinsten Egoismus machen, aber

Das schwere Haupt, das durch die Alähne noch größer nnd schwerer erschien, trug er ohne Anstrengung, ohne Beben hoch und frei wie einst. Seine Beine standen fest und stark wie

Erst der Sonnenkönig und die Königlein in der Zeit des Absolutismus und Napoleon haben ihre ,,Unterthanen« (die hat es im eigentlichen Mittelalter, wo alle Ab-hängigkeitverhältnisse

kale Theoretiker immer tausend Mittel bereit hält, die zunächst im- mer einmal das Bestehende zerstören würden, sollder konservative Staatsmann, oft angeregt durch liberale

Ueber die eigene Nich- tigkeit und Vergänglichkeit erhob sich der gewöhnlich nicht schwer- müthig grübelnde, sondern freudig genießendeund muthig käm- pfende Grieche am Anblick

Solch-e Quälerei kann schon da auftreten, wo wir einen ein- fachen Satz der Schullogik bis in seine Wurzeln verfolgen. Alle Mensch-en sind sterblich ; Gajus ist ein Mensch: also

Nichts nach dem Sachsenwunsch natürlich; dafür wären Eure Excellen z, alsFeind allerAusnahme- ges etze,nicht zu haben.Nein: irgendwasAnodtineschas nur Linken- büßer f ein soll, bis