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Die Zukunft, 16. März, Jahrg. XX, Bd. 78, Nr 24.

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Berlin, den 16.März 1912.

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Duo.

Praeses.

asliebeVaterland darf ruhig sein.Jm HohenHausdes Reiches sitzenzweiundachtzigJuristen (darunter sinddrei- undvierzig c»Rechtsanwälte),vierzig Parteibeamte und sechzig Journalisten. Zähltman ihrerSumme diePfarrerundKaplane, ProfessorenundLehrerzu,so hatman einestarke Mehrheit der Volksschicht-deren Veka zuGesetzgebung, Verwaltung, Regi-

.rung aufallenBlättern deutscherGeschichte erwiesenward. Drei Handarbeiter, vierJndustrievertreter, einVankpraktiker ersten Nanges (Herr LudwigRoland-Lücke);Techniker fehlen. Dieser Reichstag spiegeltdas WirkenundWollen, dasBestrebenund BedürfnißDeutschlandsimJahr1912. »Jhm sinne nach;und Dubegreifstgenauer: AmfarbigenAbglanzhabenwirdas Le- ben.« Und denüberwältigendenTriumphdesHansabundes,der gegründet wurde, um demGewerbe,demHandel,derIndustrie breiteren Naumin denParlamentenzuerobern,unddessen Wahl- flugblätterbrüllten: »Wirwollen selbst imParlamentundin den Parlamentskommissionen sitzen,andieGewerbe, HandelundJn- dustriesichbisher so oftvergeblichgewandt haben. Durchdie Unter- stützung möglichstvielerKandidaten ausunseren eigenenReihen wollen wiruns dieStellunginderGesetzgebung,inder Verwal- tungundLeitungdes Staates erkämpfen.«(NichtdieRegirenden nur, sondern auchdieFraktionenhättenGrundzurFreude,wenn sämmtliche»Bünde«,dienichtProduktivgenossenschaften, Kauf-

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338 ,- DieZukunft.

oderBerkauforganisationen sind, sichsachtauflösten.Wirhaben nachgeradezu viel von der Sorte. SolcheGebilde sind,wieein BlickaufdieLigenzeitenFrankreichs,unter denLouis undHenri, FaureundLoubet, lehrt,immer Symptome eines ungesunden Zustandes ZurWahrnehmung berechtigterInteressen genügen PresseundParlament. Dieentwerthen sichselbst,wenn sievon einemVerein,den dasMißtrauengegen ihreLeistungindemBe- thätigungdrangunverantwortlicher Dilettanten zeugte, dieParole erwarten oderAufträgeannehmen;züchtensicheineKonkurrenz,.

derenErfolge dieRückkehrin eineBolksvertretung durchdievon deneinzelnenBerufsständenAbgeordnetenempfehlen müßten.) AucheinPräsidium hatdas Hohe Hausnun. Diedreistärksten Fraktionen,Sozialdemokraten, Eentrum,Konservative,sinddarin nichtvertreten ;nurdieLiberalen,die auseigener Kraftvier Man- dateerstritten habenundjetztübereinFünftelderPlenarstimmen verfügen. Herr Scheidemann ist rauh, ohneein armes Wörtchen desDankes für sein redliches Mühenzuhören,aus dem Amt desErstenBicepräsidenten gewiesenworden.Schade. Erwar der FähigsteindemTriumviratzsah auch amBestenaus undhatteEt- was von derschlichtenWürdeeinesProvveditore,wenn ereiner zumBundesrath bevollmächtigtenExcellenzdasWort ertheilte.

(ObendreindieHauptsache:erkonnteeine Versammlung, deren LachlustvonkeinerKlippschulklasseübertroffen wird,mitderbem Wortwitzaus stumvfsinnigem Hindämmernrütteln. DemGrafen Posadowsky,der denParteiverbänden ferngebliebenist,demdie großenFraktionenaber einWort anständigen Grußes spenden mußten,wird höhnischgesagt,inseiner Einsamkeit scheineersich manchmalinzwei Meinungen zuspalten,deren einederPosa, deren andere derDowskyimHerzenhege.Heiterkeit. HerrErz- bergerwirdScherzbergergenannt.Heiterkeit.EinNeuling nennt dieKollegen»hochverehrteAnwesende«. Stürmische Heiterkeit.

EinderHaussitteKundigerer erklärt,er»müssesichmitdemvorhin erwähnten Klosetpapier beschäftigen«.JubelimSaal. Der,wagt nicht,zuzweifeln,diefeinste Blüthe deutscherNation herbergt.) DerkasselerRedakteur,derdieschwere, dochdenragendenMän-

nern imneuen Deutschland unentbehrliche Kunst,aus heldisch

geweitetem AugeindieSammellinsedesPhotographen zublicken, so schnellerlernt hatte,war imNeichstagsvorstand unhaltbar.

Sollte erdenErsatzmann he 1«beiwinken,wenn derTod einesBun-

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Duo. 339 desfürstenoderPreußenprinzen gemeldetwurde,und hastigvom Adlersessel klettern,wenn seineFraktion,weildieNachbarn sich zurKonvenienz kurzerHuldigungrüsteten,aus derRedehalle lief oderschlich? DiepersönlicheSündePhilippiScheidemann dünkt nichtJedeneinKapitalverbrechen.DieHohenzollern,hatereinst durchs Dickichtder Debatte gerufen,»zählen denWortbruch zuih- ren erhabenstenTraditionen«. DieAnschuldigung ließe sich,trotz FriedrichWilhelmdemDritten (dernur schwach, nicht ein«-Böse- wichtwar),nichtfestbegründenzistaberkaumvielschlimmerals der VorwurferblicherUndankbarkeit,der ausdemHirndeskräftigsten Sozialistenfeindeskam-»DieUndankbarkeitdersohenzollermden unschönen ErbfehlerdesHerrscherhauses,von dem unter allen preußischenKönigenalleinFriedrichderGroßeundKaiserWilhelin derErsteganzfreigebliebensind,sollteauchWilibaldAlexisgründ- lichkennenlernen«: diesen Satz ließ,imJahr 1894, Heinrichvon Treitschkedrucken;undbliebdennochdas düster leuchtendeVor-- bilddeutscherMonarchistenundsogarderHoshiftoriographWil- helmsdesZweiten.Preußensanderer Heinrich,Sybel (demder junge KaiserfreilichdenVerdun-Preis weigerte),hatüber den ,,Wortbr.uch«desfünftenKönigs gesagt:»Allerdings istes eine Karikatur deswirklichenEreignisses,wennman später oftbehaup- tethat,dieFreiwilligenundLandwehrenvon1813seienzu den Waffen geeilt,weilihnenderKönigeineliberale Verfassungver- sprochen hatte:an einfolches Kontraktverhältniß hatkeinerder Männergedacht,diedamals Vlutund Lebenfürdie Befreiungvon fremdemJocheinsetzten.Darumaberbleibt esnichtmindergewiß, daßdiespätere endloseBerschleppungdesVerfassungwerkesein Ausbiegen aus denvonStein undspätervonHardenbergeinge- schlagenen Bahnen und damit eineAbwendung von demGeist jener großen Zeitgewesenist.«Worte sollman nichtallzuhoch schätzen.Auchnichtvergessen,wieoftWilhelmdieSozialdemo- kratie(mitdersein hitzigesSelbstgefühl,,alleinfertigzu werden « gehofftunddieihndanngrausamenttäufchthatte)inschrillerRe- deschaltundzuächtentrachtete.Diebeiden Mächtemüssenein- ander ertragen lernen. Der PräsidentdesEwigenBundes muß jedesvom Reichstaggewählte Präsidium empfangenundjeder NeichstagsvorstandmußdemBundespräsidenten,der indieser EigenschaftnichtMonarch, sondernderVollstreckerdesReichs- willens ist,dievonhöflichem(nicht,wieMancher wähnt,nurvon

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höfischem)Brauch geforderte Reverenz erweisen.DieseNothwen- digkeit empfinden selbstdieRöthesten schon; und vielleicht saß Herr ScheidemannaufdemletztenJakobinerkarren.UnsereRos bespierre sindaltgewordenundkönnen demDrangderBarras, Tallien und anderer Thermidoristen nicht langemehr wehren.

PassetalteEinrichtungneuemBedürfnißan:dieReichss ache wills«

HerrvonEckardt hatinseinemHamburgischenKorrespondenten gerathen,denzwölften Paragraphen der insSchwabenalter ge- langten »GeschäftsordnungfürdenDeutschen Reichstag« sozu ändern,daßerdasPräsidiumverpflichtet, nachder»Konstituirung desReichstages« sichbeimKaiserzumelden, alsoJeden,derdiese Pflicht nicht erfüllen will,vom Präsidium ausschließt.Einguter Rath.DemzweiWünsche nach zuschickensind. Erstens:dasPräsi- diumsollte sichbeimKaisererstmelden,wenn es,nachvierWochen, endgiltig(§11:,,fürdieübrigeDauerderSession«)gewähltist.3wei- tens: ausderHofaudienzmögeeinStaatsaktwerden. JstderEm- pfangdesVolkshausvorstandes nichtebenso wichtigwieder des Vertreters vonSiamoderVenezuelaJDiePräsidentenmüßtensich mitdequnsch, vomKaiser empfangenzuwerden,andenKanz- ler(nicht,wie bisher,an dasHofmarschallamywenden undder Kanzler müßte siedemReichshaupt vorstellen.Jn einerViertels stundewäreAlles schmerzlosabgethan;und derKanzlerhaftbar fürdieGewißheit,daßkeinunbedachtes nochgareinkränkendes Wort fiele. Ceremoniale: sonstnichtsSolcherPflicht könntenur einevon Struwwelpeter undSuppenkaspar beherrschteFraktion sichentziehen.UndderKaiserwärevor demAusgleiteninallzu vertrauliche Rede geschützt.Als ereinem Reichstagspräsidium dieGefahr geschildert hatte,indieeinJapanerkrieg gegen die Vereinigten Staaten das den Gelben verbündete Englandbrin- genmüsse,wurde inLondon derSatz herumgetragen: ,,Entwe- derverlieren die Vriten dann Kanada oder dieJaps besorgen- ihneneineindischeRevolution.« Das hatdrübendamals böses Blut gemacht-DerAbgeordnete,der zumerstenMal denKaiser sprechenhörte(und vielleicht nicht stetsrichtigverstand),kann das ErlauschtenichtindesBusens Schrein riegeln;und ausderFraks tionsickertsdann leichtin dieFärbergräbenOeffentlicherMein- ung.Deshalb,Allergroßmächtigster,keineAusflügeinsPolitische, sonderndiehuldvolleZurückhaltung,diein einer Staatsaktion demAllerdurchlauchtigsten,demTrägerderHauptrolleziemt.

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Dun. 341

DieNationalliberalen, diebei dererstenPräsidentenwahl fürdieHerrenVebel undScheidemann gestimmt hatten, glaub- ten,vor demOhr ihrergrollendenMandanten sich aufBismarck berufenzudürfen. Der,sprachensie,habeden Eintrittder Sozial- demokraten insPräsidium ersehnt. Hat erihnwirklichgewünschth Mit derInbrunst eines advocatus djaboli,dereiner Menschen- seeledasHeiligenregisterzusperrenstrebte.SiebenzehnJahreists her:und scheint schon völligvergessen.Amdreiundzwanzigsten März1895 hattedieNeichstagsmehrheit (Eentrum, Sozialde- mokraten,diebeidenVolksparteien,Polen undWelsen)demPrä- sidentendieErlaubniß versagt,demFürstenBismarek zuracht- zigsten Wiederkehr seinesGeburtstages »denGlückwunschdes Neichstages auszudrücken«.Aus Singers Rede: ,,FürstVis- marekhat stetsnur diePolitikderSonderinteressen undderna- tionalen undinternationalen Gegensätzlichkeitbetrieben; erhat keinenAnspruch aufden Dank unddieAnerkennungdesgerade von ihm so oftmitHohn behandeltenNeichstages.« Aus der Antwort desalten Kardorff: ,,Durch diesesVotum würde der Reichstag nichtnur vor Deutschland,sondernvor derganzen Welt, nichtnur vor derGegenwart,sondern füralleJahrhun- dertederZukunft sichmitunsterblicherLächerlichkeitbehaften.«

DieHerrenvonLevetzowundVürklin wollen diesem Haus nicht länger vorsitzen. GeheimrathDove,der Vater desjetzt,gegen die Stimmen seinerFraktiominsAmtdesZweitenVicepräsidenten berufenenHandelskammersyndikus,schilt öffentlichdenReichs- tagsbeschluß ,,schmachvoll«und erinnert an dieThatsache,daß Jhering densiebenzigjährigenKanzlerimEhrendoktordiplomals

»den SchreckenderBösen,denHortder Guten, dieBurgundZier Deutschlands«begrüßthat.AmGeburtstag sprichtVismarck zu deutschenHochschulrektoren:»Ichbedaure, daßderReichstag daraufverzichtethat,seinenZweitenPräsidentenaus derSozial- demokratie zunehmen. Er würdedadurchdieHerrenderNoth- wendigkeit näher gerückthaben, sichzu demaskiren undüber das Ziel,demsiezustreben, etwasmehr Auskunftzugeben. Daßdie SozialdemokratenkeineNeigunghaben, auf Dergleichen einzu- gehen,zeigtdoch,daßsieselbstandieMöglichkeit ihres definitiven Erfolges noch nicht glauben; sonstwürden sienach diesemMittel greifen.Abersie fürchten, daßeinMoment kommt,wosie sagen müssen: ,Weh mir, ichbin erkannt!« Undwer sieinihrenZwecken

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342 Die Zukunft.

undZielengenauerkannthat,Derkannnichtmehrmitihnengehen.«

Das Hofmarschallamt,heißtsinderPresse,hätteeineVisitenkarte Singers nicht angenommen.Aus Friedrichsruh kommt die Ant- wort: ,,Ob eineVisitenkartemit derAufs chrift ,Paul Singer, Erster Vicepräsident desDeutschenNeichstages«irgendwoinEmpfang genommen wird,istgleichgiltig.DieHauptsacheist dieAusklärung derOesfentlichenMeinung über dieZielederSozialdemokratie.

Deren Haupterfolge beruhen aus ihrer Taktik,Alles zukritisiren, was imStaat geschieht,aber stetszuverschweigen,wiesie selbst den Staat einrichtenwürde.Daß sie sichweigert,einen derJhren ins PräsidiumdesReichstages herzugeben,ist erklärlich;denn da könntemancheSituationdensozialistischenPräsidentenzwin- gen,dieMaske zulüften,mitdererseineZukunftpolitikdeckt.

Nichtso erklärlichist, weshalbdie anderen Fraktionen nichtdar- aufbestanden haben, daßdieSozialdemokratieneben demCen- trum,alszweitstärkstePartei,einePräsidentenstelleübernehme.«

ObderHofbesuchangenommen oderabgelehntwird,ist gleichgil- tig:dahabtJhrdenMann,der,alsChristoph Tiedemann ihmdie NachrichtvonNobilingsAttentatindenSachsenwald gebrachthat, zunächstnur dieMöglichkeitderReichstagsauflösungbebrütetund dannerst sragt,obder alteKaiserverwundet sei.Vismarckhoffte, der indenVorstand gewählteSozialdemokratwerde sein Repu- blikanerherz enthüllenunddurchunhöflichenBruchehrwürdiger Sitte seiner Partei schaden,derenAnhang sichnichtvomKaiser- thum lösenwolle. NachdenNevolutionem deren Schauplätze Nußlandund dieTürkei,Portugal undMarokko, Persienund Chinawaren, undnachdreiLustrenneuen Erlebenshätteerwohl anders gedacht.Undeine imDunkelpfauchende Sozialdemokratie einerins Helle strebenden vorgezogen, dieerreichbareZielezeigt nnd, nach britischem Muster, diedeutsche Wirthschaftan den MachtspruchderGewerkvereine bindenwill. Nein: ausismarck dürfendie Leutesichnicht berufen,diedenRothenBarbaresken-- tributanbieten. Nichteinmal ausdenFürstenBülow,dessenVild sie,wieeines CidCampeador, derschmalenFrontvorantragen.

DürsteDeretwa ihreTaktikloben? ErhatdieSozialdemokratie

»kulturfeindlichund brutal«genanntundlautgestöhnt:»Entgegen der leiderineinigenliberalenKöpfennochherrschendenJdee,daß die Reaktion imReichvonrechts droheundSeite anSeite mit derSozialdemokratie zubekämpfen sei, liegt nachmeinerUeber- zeugungdiewahreGesahrderReaktionbeiderSozialdemokratie.«

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vL))uo. 343

JnlichterGeburtstagsstimmung hatVismarckgemahnt, den KampfgegendenFeind derBürgergesellschaftnichtallzutragisch zunehmen.Aberauch (inderRede,dierieth,dieReichspolitik von denLandtagenausscharfzukontroliren) gesagt:,,Beiunseren FürstengeschlechternstehtdasNationalinteresseimVordergrund;

man hatsichgeschlagen, daßdieHunde dasVlutleckten, undman reichtsichdieHandundgeht zusammengegendenLandesfeind.

Bei denFraktionensteht jede politischeVerstimmung,jedeMida- litåt, jederlautere undunlautere Wettbewerb mitdenNachbarn über demnationalen Jnteresse.«DieserSatz giebtdenErben Miquels undBennigsens heute wichtigereLehrealsder über die Präsidentenwahl gesprochene.Siehaben sichgeweigert, zwischen einemKonservativen Und einem Centrumsmann imVorstandzu sitzen,und damitverhindert, daßdie drei(nachdemAusschlußder Sozialdemokratie)stärkstenFraktionengemeinsamdas Reichs- tagsgeschäftleiten. Sie thun,als sei rechtsvonihnender Saal verseuchtunddieloseste GemeinschaftmitderinfizirtenSchaar drum zu meiden. Sind sieSozialisten geworden?Dann wäreihr Handelnverständlich.Nein. Sie wollen fürPreußeneinanderes Wahlrecht, fürs Reicheine andere Besitzsteuerals dieKonser- vativen; möchtendenMachtbereich derKircheunddesAdels um einpaarMeter verengen.·Borhundert Grundsragenkönntensie sichmitdenKonservativen,mit dem Centrum sogarüber dieAnt- wort schnell verständigen. Nichtüber eine mit derSozialdemo- kratie. Undseit zweiMonaten reden undmächeln sie,alsseider Siegdes Sozialismus, dersieausdenGroßstädten gefegt hat, ihr Triumph,als gehorchedieHundertschaft derMarxisten ihrem Wink,alsgebeeseineimWolleneinige»Linke«.Diirfensiewün- schen,daszKonservativeundCentrum einander,weil sonstnirgends einBund lockt,in KälteundVehmbannnochinniger umschlingen? Kann aus dervomPslugscharwilder Demokraten aufgewühlten ScholleinabsehbarerZeitjewiederihrWeizen eiblühen2Jstaus derWeidederRadikalstenfüreineNationalliberalePartei,wiesie inihrerHochzeitwar und,beiLebensgesahr, sein muß,nochzurei- chenderRaumeWeildieschlimmeWahlbescherunggehehltwerden sollte,ward gethan,alssei jeder GenossensiegdenWassermann- ischeninsGewinnkonto zubuchen.StattdieenttäuschendeRieder- lage männlichzugestehen,erniedert dieFraktion, die zur Keim- zelle dermächtigen deutschen Verfassungpartei werdenkonnte,sich

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indieTrugmärvon derinWillenseinheit wohnenden Linken:

und wirdindererstenDämmerung schon ringsum vonhohnund·

Verachtungbedräut. Derventde foljemuß endlich verbrausen;.

persönlicherAerger, gerechterundungerechter, kühlerWägung desMöglichenund desNothweudigen weichen.Dann wirdman auch erkennen, daßderDeutscheReichstageinen Präsidenten braucht,dermehristals einbegüterter,imDienstbetrieb derFraks tionunnützlicherMurmleroder Stammler. Einen rüstigenMann vonnobler Wesensfarbe undunbestreitbaremAnsehen,dersich- nicht vermessen hat,als erdes höchstenSitzes sichwürdig glaubte.

Dervor denNegirenden nichtwieeinKassenbote nochwie ein Nüpel steht.Dem die Nation ehrerbietiglauschtunddessenern- stes RügewortdenfrechstenSchwätzerinScham zwingt.

Königliches Opernhaus.

Por achtJahrensprach hier PaulWallot, derSchöpferdes Reichstagshauses,über denBeschluß,derHofopereine neue Stättezuschaffen.ErfandKnobelsdorffs Bau ,,modernemAn- spruchnicht mehr genügend«, rieth aber, ihn,als einwürdiges Kunstwerk,stehenzulassen,fürdasgrößere Hauseinen anderen Platzzuwählen,undließ seineWarnung indieSätzemünden ;

»Eswärezuwünschen,daßsichdiePresseanderDiskussionsolcher mitderäußerenEntwickelungder Stadt unmittelbar zusammen- hängendenwichtigen Fragenlebhafter betheilige. BeiderBe- schaffenheitunseresPublikums würdenbelehrendeDarstellungen von kundigerSeite gewiß wirksam seinund mancheUebelthat könnteso vielleicht-verhütetwerden« Einewurde verhütet:der Befehl,dasalteOpernhausniederzureißen,zurückgenommen.Als- ich,nochvorWallot, denPlan erörtert undmichgegen die Ab- sichtgewandthatte,denBau,der vordem Blick eines Jahrhun- dertsvomKunstgeschmackunsererZeitzeugenwerde,einemUnzus länglichenanzuvertrauen, schriebmirderMeisterAlfredMessel:

»GottseiDank,daßendlicheinmal einfreiesWortüber denkünf- tigenOpernhaus-Architekten gefallen ist!Was nützenmeine- geringenBauereien imVergleichzu demSegen,denman stiften würde,wenn Einem gelänge, durchAufklärungdahinzuwirken, daßdiesesnationale Unglückdes drohenden Opernhausbaues abgewendetwird! Könnten wirdiesenFaustschlag abwehren, den,allerKultur zumTrotz,diebrutale Unfähigkeit sichanschickt,

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Duo. 345 derdeutfchen Kunstzuversetzen! Woher sollman künftigden Muth haben,weiterzuarbeiten,wenn man stetigimAnsehen durch eineMonumentalleistung wiedie zu erwartende vor allerWelt herabgezogenwird! Jchmöchtedafür arbeiten, daß hier,für diese vornehmsteAufgabe,endlicheinmal ein ganzer Kerlherankäme.

Gabriel von Seidl, FischerinStuttgart oderHoffmann (den ich unter denberliner Architektenan dieersteStelle setze):Das wärendieMänner, die inBetrachtkämen; auch LichtinLeipzig.

Sogar Jhnewäre diskutabel.« VondenMännern,dieMessel nannte, waren nur zweizu demWettbewerb aufgefordertwor- den,zu demdieMinisterien derFinanzen, derOeffentlichenArs beitenunddesKöniglichen Hauses einträchtigriefen:Hoffmann undIhne.Hoffmann wolltenichtkonkurriren; erhatMesselsMus seenbaupläne auszuführen,dasganzeBauwefen derStadtBers lin zu leiten und glaubtevielleicht auch,derWettlauf seinur for showundderSiegerpreis Einem heimlich schon zugesagt. Wozu sonstdieBegrenzungderWerberzahl? Warum waren nur acht Baumeister auserwähltworden?Fürchtetendiedreieinigen Ex- cellenzen etwa,einannochunbekanntesArchitektengeniekönnemit einem Schöpferplanin diekünstlichstenWirbel tölpeln?Haben siesichmitdemzähenErnst,dendieSache heischte,um Hoffmanns Mitarbeit bemüht?Unwahrscheinlich. Seidl,Fifcher, Licht,Beh- rens,Kreis,Schmitz:nichteiner dieser (imWesentlichentiefver- schiedenen)Männer wardzugelassen. Noch galt jaderGeheime Baurath und Professor FelixGenzmerals derprovidentielle Mann fürdenOpernhausbau. Gegenihn hatte sichmeinAlarms ruf gerichtet. Ihn,derGarniers pariser OperindieMundartbers liner Maurerparlirer übersetze,hatteMessels Keule getroffen.

Getötet?JmMinisterium deröffentlichenArbeiten(onerrGenz- mer,alseindurchJntendantengunst, nicht aufdemgewöhnlichen Weg überdieAtntstrePpe aufdieHöheGelangter,niegehätschelt wurde) fandman seineEntwürfeplötzlich»mißlungen«(eines Mannes, demSchinkelshimmlischschlichtesSchauspielhaus auf Gnade undUngnade ausgeliefertworden war)undbeschloß,aus denEntwürfendersieben Berufenen das Bestezunehmenund daraus ein,,Borprojekt«herstellenzulassen.Werabersollte dieses Ragout aus Anderer Schmaus bereiten? Baurath Fürstenau, hießeszuerst;dann,alsderName hiergenanntworden war,Re- girungbaumeisterGrube. DasBauprogramm brachteForderun-

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4540 DieZukunft.

gen, dienoch nie,nochnirgendsmitdem Auftragzu einemTheater- bauverbunden waren ;auch nichtinderPatriarchalzeit, wodie Fürsten alles,vonderGrundmauer bisandenVlitzableiter, für ihrHoftheater Nöthigebezahltenund das Volknur einließen, wenns ihnenbeliebte. EindemHof reservirtes Treppenhaus;

zwei ihm vorbehaltene Treppen;fünfhoflogemdarunter eine,die sich durch zwei Ränge streckt,fürGalavorstellungen; eingroßer Fest-sundSpeisesaalz eineSpiegelgaierie; einkleiner Saal für Audienz,Eercle undTheez BorsäleundLogensalonszvierBou- doirs;Toilettezimmer;Küche,Kellerei, Spül- undAnrichteräume, Speisenaufzüge:dasAlles ward verlangt. Einem Opernhaus, dessenZuschauerraum zweitausendfünshundertMenschenfaßt,soll einSchlößcheneingegliedert werden,in dem unten derKronprinz, oben derKaiser großeund kleine EmpfangssälezurVerfügung hat undfürachtzig Menschen gekochtundeinFestmahlaufgetischt werden kann. (Den Meistersinger vonVayreuth hättedie Ankün- dung soichenPlanes indiedresdenerRebellenstimmung zurückge- scheucht.)UnddiesesTheaterschloszsoll,wieeineGrenzfestungvor BelagerermvorderAthemnähedesprofanum vulgus geschütztsein.

Unterfahrwege undEingangshallen,die nurderHosbenutzendarf NichtausdemChinavongestern, sondernauseinem berlinerBau- Programm vomJahr 1910stammendieSätze: »Wennbeigroßen Hoffestvorstellungenauchdas HauptfoyerfürdenHof reservirt und dielinke Seite desErsten Ranges ausschließlichvon gela- denen Hofgästenbenutztwird,istesnothwendig, eineVerbindung derKönigsräumemitder vonihnenumschlossenenSeite desEr- stenRanges und mit derins FoyerführendenGalerie desHaupt- treppenhauses zuschaffen. ZudiesemZweckistindieSpiegel- galerie,die den Salonder großenhoffestlogemitdemSpeisesaal verbindet,inderAchse desRangumganges eineNaumerweiterung mitvierbreitenThüreneingeschaltet,so daßüberdiesenKreuzung- punkt fürdieHofgesellschafteinungehinderter Verkehr nachallen vierRichtungen möglichist. DurchOeffnenund Schließenderver-

schiedenenThürenanderKreuzungstellekönnen aberauchandere Kombinationen geschaffenwerden« Undsoweiter. AuchdemGe- neralintendanten gebührtvonNaturrechtes wegeneineLogemit Salon, Empfangszimmer,Warteraum, Sondereingang undab- geschlossenerDiensttreppe,diein dieHofregionführtDerBaumei- sterhats alsonichtieicht. Keiannder, daßauchdas,,Vorprojekt«

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