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Maximilian Pardenk
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CkscheintjedenSonnabend- Pkenvisit-nahend 5via-Hi- eiuzetuestumme-«som.
Herlktr.
Verlag der Zukunft WilhelmstraßeZa-
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Zwei der vornehmsten llotels der Neuzeit.
Wetter-Klause Carl Stallmann Jäger-fresse lo. Ptlsner Urquell.
Inimmer weitere Kreise .
der Menschheit dringt
dieErkenntnis, del)das
verlorene Gut der Ge.
weder durch
sundheit
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oder irgendwelche andere Arzneigikte wiederzuel-.
langenist.DergesundeMenschenverstandliicitkeinen
Zweifel darüber, daßalleGiftedemKokpekguts
irgendeine Weise schädlich sein müssen und dakz
daher von ihnen nur in ganz besonderen Aus.
nalimefiillen Gebrauch gemaclitiverdensollte. Diese
Erkenntnis führte dazu, andiedtelle deriirznej·
giftenaturgemäß-zHeilfalctorcn zusetzen und unser ureigenstcs Lelienseiekyenty densaiierstotk, inkonzentrierter Form zuHeilzweclrenheranzuziehen-Dererzielte Erfolg War einüberrascliencler, undeshntsich eineigenesHeilverfnlirenheraus- gebilk t,dassich ganz besonders beiallen Nesrvenleiden und sonstigen stoss»
weclipxlstörungen (Gicht, Rlieumatismusk Dis-befes, AderverliitilkiinEliisw.)aus·
gezeichnet bewährt hat. Wer sch näher üher dieses neue cilverfalirm
informieren will,erhält nukWunsch kostenlos eine Broschüre von demarzmch
geleiteten
Institut fürsauerstoillieilveriahren
Berlin I. still-- Z, Liitzoisstssasse lc7, Zusesanckr.
Die Zukunft
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Berlin, den 17.Februar 1912.
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Das Hohe Haus.l
Memento.
WieLinke«: das auswestlichen Volkshäusern geholte Schlag-
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wort hattevorachtundzwanzigJahrenim DeutschenReich nochkeinenrechten Kurswerth Sonstwäream zwanzigstenNo- vember 1884,alsderKanzlerimNamen der Verbündeten Ne- girungendenneuen Reichstageröffnete,einJubelchor hörbar geworden. DieStimme derNation hattezweihundertvierzigGeg- ner derRegirunggekürtzunddiegroßeliberale Partei, vonder die Städter dasHeil erhofften,fchienWirklichkeitzu werden. Am fünftenMärzabendhattendie vonderNationalliberaleu Par- teiAbtrünnigen(,,Sezefsionisten«)sichderFortschrittspartei ver- mähltunddiefo entstandeneDeutsche FreisinnigePartei, deren starkerFraktionFreiherrSchenkvonStauffenbergvorsasz,bekann- te sichzu einemProgramm, das dieHauptwiinschedesLiberalis- muszusamme nfaßte.DenFürstenVismarck ärgerteschonderneue Name. ErhattedieFortschrittspartei einmal Hemmschuhpartei genannt undsprachnun: ,,Wo ichdasWort ,frei«voreinem an- derenAdjektivlese,werde ichargwöhnisch.Unter Freiheit«ver- stehendieMeisten eigentlichHerrschaftsunter,FreiheitderRede«
HerrschaftderRedner, unter Freiheit derPresse«denvorherr- schendenundvorwiegenden EinflußderRedaktionen,derZeit- ungen,unter,Freiheit derKirche«dieHerrschaftderPriester.Sin- nig:Das magwohl sein.AberFreisinnigkeitist eigentlich gleich-
19
206 DieZukunft
bedeutend mitherrschsuchtoderEngherzigkeitoderUnduldsam- keit.Jchtraue demWort nicht.KeinerwilldieFreiheit fürAlle;
Jederwillsiefürsich,demdie Anderen zugehorchen,zufolgen haben.Jchmußmichgegen dieBezeichnung,diedieseFraktion gewählt hat, verwahrenundwerdesie amtlichnichtbenutzen. Jch glaube nicht, daßeineFraktiondas Recht hat,sichausschließlich eineGesinnungzuvindiziren,an der wir AlledengleichenAn- theilhaben.EinePartei könnte sichebenso gut,dieehrliche Partei«
nennen, was dochlediglicheinPorwurf fürdie anderen wäre, daß sienicht ehrlich sind.FreisinnigundehrlichglaubenwirAlle zusein.Deutsch-Freisinnig:Das kannichwirklichnichtübermeine Lippenbringen.Siewerden mirdieUnwahrheit, die darin liegt, nicht aufzwingen.Sie sind Demokratenznur nicht,sozial«.Siesind Antisozialdemokraten.«Dasdurfteersagen:denndasProgramm
derneuen Partei fordertedie»VekämpsungdesStaatssozialis-
mus.« Sie konnte laut demSchlachtrquuerszustimmen:»Dem eisernen Kanzlerstählernen Widerstand!«Sichaber nichtein- malleisederThatsache freuen,daßdieSozialdemokratiedieZahl
«ihrerMandate verdoppelt hatte.Die Linke: diesesSternbild bliebnochamVegriffshimmeL Jn Heidelberghatte Miquel die Nationalliberalen einem neuen Programm verpflichtet, dessen dritter Satzlautete: ,,Sie billigendieaufeineerhöhteFürsorge fürdasWohlderarbeitenden Klassen gerichteten Bestrebungen desReichskanzlersundunterstützendieReichsregirung inihren Bemühungen,diesoziale Lagedieser Klassen-zuverbessern.«Seit dem heidelberger Maitag hießen sie Richters und Bamber- gersLeuten »verkappteReaktionäre« und wurden inderStich- wahlvon denzudiesemZweckverbündeten TruppendesCen- trums unddesFreisinnsmitallen erlangbarenWaffen bekämpft.
Schonvor derWahl hatteRichtergesagt:»WenndasRecht auf Arbeit anerkannt wird,bestehtkaumnocheinUnterschied zwischen denAnschauungendesHerrnReichskanzlers und denen derSo- zialisten.«Bambergerschrieb: »Die Einführung derfreien Eisen- bahnfahrkarten wird mitErfolgzurVerkündungdersozialistischen Lehrenverwandt undhat vielleicht dazubeigetragen,dieZahlder sozialistischenAbgeordnetenzuvergrößern.«EinSeufzer.Vis- marckantwortete- »Ichbin überdiesePergrößerunggarnichtuns glücklich.JegrößerdieZahldersozialistischenAbgeordnetenwird,
Das Hohe Haus· «207
desto mehrwirdkihnendieEhrenpflicht obliegen,dochbaldmit PositivenPlänen hervorzutretenundzusagen,wiesichinihren KöpfendieZukunftder Welt unddieVerfassung gestaltet-Bis- hersindsiedamit imNückstandgeblieben. Alles,was bestesht,-ist schlecht:Das zusagen,ist garleicht.AllemenschlichenEinrichtun- gensindunvollkommen, amMeistendiestaatlichenEinrichtungen.
Weil soviele Leutemitzuarbeitenhaben,kommen auchdie vielen UnvollkommenheitenderUrheberdabeimit zurGeltung.Wenn ichnun dochendlicheinmal eineVerfassungund Gesetzgebung sehen könnte,wie dieHerren FührerderSozialdemokratiesie"—sich denken! Siesind jetztFünfundzwanzig.Das zweiteDutzendha- ben Siealso.JchwillJhnen nochdasdritte geben«Wenn Sie aberSechsunddreiszigsind,dann(Daserwarte ichmitSicherheit) werden SiedenvollenPlan zueinerVerfassung,wiesie sein soll, entwerfen. Sonstglaubeich,Siekönnennichts.Stellen SieAn- träge,wiedieVerfassung sein soll;legenSieJhr Dorado ausden TischdesHauses,damit jederAndere einUrtheildarüber be- kommt.Jchbinübezeugt:Vieleswirddarunter sein,«von demich sagen kann,daßRichtigesdarin steckt,undworüberichmitJhnen verhandeln kann;abernichtAlles. DieLeute,diejetzt fürSie stimmen:Das istdie Summe Deter,die mit Etwas unzufrieden find,die dasBedürfniszhaben, ihreLagezuverbessern,unddie von denZukunftpolitikern,deren Plänesienochnichtübersehen können,dieAufbesserungallesirdischenElends hoffen.DenPlä- nen desAltliberalismus, derFortschrittspartei habensie schon aufdenGrund gesehen;von denen erwarten sienicht mehrviel.
Zur Beruhigung all Derer (zudenenich nichtgehöre),die in der SozialdemokratiedasgrößteSchreckbild dersukunftsehen,möchte ich sagen:Wenn dieHerren erstmitpositiven Plänenheraus- kommen, werden sievielzahmer werden,alssiesind, unddieZahl ihrer Anhängerwirdsichaußerordentlichlichten.Jchwollte,wir könntenIhneneineProvinzeinräumen undinEntreprise geben;
ich möchtesehen,wieSie wirthschaften.Dann würde dieZahl Jhrer Anhänger sich«lichten;vielleichtüber denBedarf hinaus.
DenndieSozialdemokratieistdochimmer einerhebliches Zeichen,
-einMenetekel fürdiebesitzenden Klassen, dafür,daßnichtAlles so ist,wieesseinsollte, daßdieHandzumBessern angelegtwer- den kann.Wenn eskeineSozialdemokratie gäbeundwenn nicht
lif-
208 DieZukunft.
vieleLeulesichvorihrfürchteten,würdendiemäßigenFortschritte, die wirinderSozialreform bisher gemacht haben, auch noch nicht gemacht.sein;undinsofern istdieFurchtvorderSozialdemokratie inBezugauf Den,dersonstkeinHerzfür seinearmen Mitbürger hat,ein ganz nützlichesElement.« DenhagerenLeibBamberger-s krümmteeinSchaudern.Seinem klugen Kapitalistenkopf (derbis ansLebensendeinLaskersFebruarrede gegendieadeligenGrün- der eineThorheitundeinParteiunglücksah)schienallerSozia- lismus stetsderWille zum»KampfderArmegegen dieGehirne«, indemderBourgeois dasHirn schützenmüsse.Und diegeistigvon ihmAbhängenden ließen,bis in dieneunzigerJahre,keinauchnur imMindestennach Sozialismus riechendes WörtchenPassiren.
DieZweihundertvierzigkonnten nichtineinerFrontfechten.
Gemeinsamerhaß hattesiefüreineWeile geeintzdieUnmöglichs keitgemeinsamerArbeit wardrascherwiesen.Sogar Herodesund Pilatus (denBeiden, »dieeinander ja auch nichtliebten«,ver- glich VismarckgerndieSozienWindthorstundRichter)beschritten baldschonverschiedeneWege.Centrum undNationalliberaletras ten in dieWirthschastliche Vereinigungein,derenLebenszweckdie SicherungderSchutzzollgesetzewar.UndnachderAuflösungdes NeichstagesentstanddasKartell, das,unter demZeichender Mi- litärvorlage,imWahlkampf zweihundertzwanzig Sitzeeroberte.
FreisinnundVolkspartei verloren neununddreißig,dieSozial- demokraten dreizehn Mandate. DieFraktionder Nationallibe- ralen wurdeimBund mitdenKonservativenwieder so stark,wie sie1878gewesenwar. Bismarck zählte sie (sammtdemCentrum)
nun zudenkonservativen Parteien, »diedasReich nichtnurübers hauptund generell,sondern auchangebrachtermaßenerhalten undschützenwollen« NochimletztenSatzderletzten Rede,die erimReichstag hielt,baterdie vier inseinemSinn konservativen Fraktionen, »sichvon derGemeinschaftmitSozialdemokraten, Polen, Welfen,Elsässer-Franzosenundauchvon derGemein- schaftmitdenFreisinnigenabsolut loszusagen«.DemWahlkartell
vom Dezember1906(Titel: »Vlock«;Losung: »GegenRothund Schwarz«)sind auchdieFreisinnigenbeigetreten.EineVerstän- digungmitdem Centrum schien möglich;undenkbar jeder Pakt mitderSozialdemokratie. Amersten MorgendesJahres 1909 lasenwirdievon demAbgeordneten Vassermann geschriebenen
Das Hohe Haus. 209 Sätze:»Auchdemverbohrtesten Genossenkommtlangsam,aber sicherzumVewußtsein,daß,gleichsam einemNaturgesetz folgend, sichdieReihenderbürgerlichenParteien gegenüberderSozial- demokratie immer enger zusammenschlieszen.Wenn dienächsten Wahlensichnichtwieder imZeichenderVlockpolitik vollziehen sollten,dann wirddieSozialdemokratie nichtdenNutzendavon haben. JmGegentheil:indemAugenblick,indemdiescharfen GegensätzezwischendemCentrum und denBlockparteien ver- schwunden sein werden,wird dieSozialdemokratie erst rechtdar- überbelehrt werden,welchegewaltige Bedeutungdie Solidarität derArbeitgeberinihrergleichmäßigenAbneigung gegen dieso- zialdemokratischePergewaltigung besitztundwiesieausgleichend unter denbürgerlichenParteien wirkt-«DreiJahredanach sagt derselbeAbgeordnete:»DieStimmenzahlderSozialdemokratie wirdvorAllem durchdieThatsacheerhöht, daß dieUnzusrieden- heit,dieüber demdeutschenPolk lagert,heute einegewaltige ist.«
(WortetiefsinnigerWeisheit.Wennesregnet,wirdesnaß.Sicher.
Jmmer.)»Wir müssenalleKräfte einsetzen,umdensozialdemokras tischenAnsturmabzuschlagen.AbereinBündniszmitdem Centrum istcontra naturam einerliberalen Partei undgegenunsereganze Tradition. Parteien lassen sichnicht umdrehenwieHandschuhe«
(Diewerden dochauch wohlnurzumZweckderNeinigungumge- dreht.)»JedePerbrüdernngeinerliberalenPartei mit demkultur- feindlichenUltramontanismusist unerträglich.UnseralterKampf gegen dieSozialdemokratiegehtweiter. Undzu denwirthschaft- lichenFragenstehenwiranders als dieFortschrittlicheVolks- partei,mitdenen wiruns über dieWahltaktik geeinigt haben.«
Sosieht»dieLinke«aus,diegesiegt haben soll.Die(wurde nach derStichwahlhiergesagt),,giebts nicht;aufZeitungpapier, nicht inderWirklichkeitdesDeutschenReiches. Rechter Block,linker Block:Spielzeug fürmüßigeKinder. DieFragen, denen Natio- nalliberale undSozialdemokraten dieselbeAntwort fänden,sind
an denFingern einerHand abzuzählen;undkeineLebensfrage desReiches istdarunter. Die,Linke«,diegesiegt haben soll, sah niedas Licht deutscherSonne.« War einpapiernes Gewächs-
Bilanz.
Centrum undKonservativehaben,mitdenAffiliirten,aus eigener Kraftungefähr hundertzwanzigMandate erstrittenin-
210 - -
DieZukunft.
tionalliberale undVolkspartei zusammen: zwei.Einen Siegdes Liberalismus stelltderMenschenverstandsichanders vor. Wem solljetztdieLügenoch nützen?Weder imReich nochinBayern istdererträumte SiegWirklichkeit geworden. JnMünchen hat dasCentrum noch dieMehrheit; inBerlin kannesentweder mit KonservativenundNationalliberalen odermitdenSozialdemo- kraten-eine Mehrheit bilden; Dieeinstweilen (p0urvouque cela do-ure, pflegtedieKorsinLaetitia zusagen) bequemsteLage,die zu erdenken war. JmReich noch bequemerals inBayern:dennda ist nachdemCentrumssiegFreiherrvonHertlingzurGeschäfts- führung berufenworden (alseinenersten Schritt aufdemWeg ansZielParlamentarischer Negirungmüßtejeder aufrichtigLi- beraledenEntschlußderPrinzenLuitpoldundLudwigpreisen) undmußnun, unter demSchwergewichtvoller Verantwortlich- keit,-zeigen,was seine Parteivermag,was sie,als Bertreterin eng gebundenerWeltanschauung,zufordern, deutscher Menschheit von1912 zuzumuthen wagt. Enttäuschtderfastsiebenzigjährige Professor, Kämmerer,Reichsrathder Krone Bayern,dann zer- bröckelt dieParteimacht,diehinter irgendeinemglattenPodewils ungreifbar geblieben wäre.Jm Reichhatdas Centrum die(nicht nur vonGladstoneersehnte)Macht ohne Verantwortlichkeit: nur mit-seinerZustimmungkanneineVorlage,der dieSozialdemokra- tiewiderstrebt,Gesetzwerden.Das gerade,dieWiederkehrdesZu- standes,der dasSchicksalderLegislaturandenWillen desCen- trums hängt,wollte 1906 FürstVülow,wollten 1911 die unter ein-Banner geschaartenLiberalen hindern.Diehabengesiegt?Er- zähltssinBezirksvereinenderlieben Einfalt. Konservativeund Katholikenhaben Sitzeverloren.Natürlich: siehattendieSteuer- last,der-Noth gehorchend,um einehalbeMilliarde vermehrtund sichmitmancherThorenthatbelastet.Wo aber warderVolkszorn, dessen Gewittersturm sie wegfegen,inihrer Sündenfluth weg- schwemmen sollte?Hundertzwanziggegen Zwei:dieZahlensind nichtausdemGedächtnißzuschwatzenUndnachdemStichwahl- -schacher,noch,dersiezwang, daHilfezuerbetteln,wosie gestern Schimpfund Schmähung gehäuft hatte,war dieKoalition viel schwächeralsim ReichstagderzwölftenLegislaturperiode.Allein vermagsie nichts.(Di.eFortschrittlicheBolkspartei, die auseigener Kraft nichteinen einzigen Sitz erstreiten konnte, existirt überhaupt
Das Hohe Haus. 211
nicht.Vielleichtwürdesieunter einem anderenWahlsystem stark; heute ift sieeineprahlerische Ohnmacht.)Daßdie Koalirten auf demHauptgebiet parlamentarischerArbeituneinigsind, hat Herr Vassermanngestanden.Werdensie einig, so brauchensie,um die- Mehrheitzifferzuerreichen,im vollen HohenHausdieHilfeder Sozialdemokratenunddie Stimme des Dänen. Wieoftkannsich dieMöglichkeitsolcherGemeinschaftbieten? Weil Fraktionen, denen jedeinnere Einheit fehlt,in einem von derZufallsgunst einer Stunde geknüpftenBündnißzweiStimmen mehrhaben können alsihreüber diewichtigstenGrundfrageneinigenGegner, darfkeinRedlichervon»errungener Majorität«reden. Höretend- lich auf,unsdieHymnevon Eurem Siegins Ohrzuplärren!
EureSachewirddadurchnichtbesser.Derbestimmt nichtderBers lust, nichtderGewinn einer SchlachtdenWerth.Würdigwärs, männlichunddarum auchklug,ohneeitleEmpfindsamkeitjetztzu bekennen: »Wir habendieNeichswahlschlachtverloren.«
Das mußte jeder nichtvölligvon Eitelkeit Geblendete er- warten. DerWähler ist selteneinePrachtausgabe deshomosa- pjens;doch auch nichtdas geduldigeRindvieh, dessen dumpfer Sinn sichindenStoppelwegjederHirtenlauneduckt. 1907:Kampf- genossenschaftmitdenKonservativen; keineStimme einemCen-- trumsmann nochgar einemSozialdemokraten.1909:Jnteressens gemeinschaftderBürgerparteiengegen dieRothen; Verständi- gungmitdemCentrum bleibtdas nächsteZiel;»dasTodbringende VündnißmitderSozialdemokratiewirdderLiberalismus nicht abschließen.«(Herr Bassermann).1911:»Unseralter-Kampfgegen dieSozialdemokratie gehtweiter;abermitdemCentrumkann eineliberale Partei sichnichtverständigen.«(Herr Vasserm-ann)·
1912:Keine Stimme einem Konservativen oderCentrumsmann;
denSozialdemokratenist mindestens durch Stimmenthaltungin derStichwahlgegen diese beidenParteien zuhelfen.Nicht-Alles darfman ungestraftdemWählerzumuthen-.Derhatsicheines Tages gesagt:»Die Leute, fürdieich bishergestimmthabe,wissen nicht,was siewollen. Sind dieKonservativenwirklich soschlechte Kerle,wiejetztbei unsbehauptetwird, dann durfteman mirvor füanahrennicht rathen,ihre Machtzumehren ;verändert haben sie sichseitdem ja nichtimAllergeringsten.AuchdieSozialdemoJ kratennicht. Darfmanihnen,unterbestimmtenUmftänden,helfen,
212 - DieZukunft.
dann wars Frevel,ihnendieFeuerfarbedesSatanas anzupin- felnund michdas Schaudern vor ihnenzulehren, Das Klima vonLaodicaea paßtmirnicht länger.Jchwillnicht,bevorichdie berühmtehöchsteVürgerpflicht erfülle,jedesmalfragen,von wel- cher Partei Bassermanns Wahlschicksalmorgen abhängenwird.
BrauchterjetztdieRothen: auch ichwills mitihnen versuchen.
Sind wirgeknechtet,vonfrechen Junkernundlistigen Pfaffenaus- gebeutet, ist,wie dieFührerunsTagvorTag zurufen, derVürger zum Sklaven geworden undsinddieSozi,wiewirebenfo ofthören, gescheitePatrioten, ausderen welkenden SchrullenkeineGefahr droht: aufeinenSchelmenanderthalb.DenkenAndere wieichund wirdderReichstagsehr roth,dannärgernsichDieinVerlimmerken, daßdieSonne nichtimmer scheintund auchdieexcellenteBudenicht vorHagelgeschütztist.NützlicheLehre fürdieStümper,die unsdie dummen Steuern unddenKongokram aufgepackt haben.Schlim- meskannnichtdraus werden. RotheNegirung? Unsinn. Nothe Fluth?Das erste Symptom nahender Gefahr fähedieganzeBür- germannschaft,Protestanten undKatholiken,JunkerundJuden, mitdemSpatenbeimDeichbau.Warnen willichund mirzugleich einenJocusmachenzmeinStimmzettelsolleinDenkzettelsein.Ver- äntwortlichbinich janicht. Wenn ichwüßte,daßmeinStimmzettel auch nurmit demGewichteinesAtomes zuderWahl neuer Ge- schäftsführermitwirken könnte,schriebeicheinenanderen Namen drauf.Aberbei unsgeht,wiederVayersagt, doch ,Alles feinenge- weiftenGang«. Zur VerantwortungdesGeschehendenund der UnterlassungsündebrauchtkeineFraktionundkeinReichstagbe- reit zufein.HeuteRoth Morgen? Wiederlustig.«Was kommen mußte,kam. Die Liberalen holten sichdielächerlichsteSchlappe ihres glücklosenLebens. Fürdie SozialdemokratischePartei, in deren Listenungefährneunhunderttausend Mitglieder einge- fchrieben sind,wurden fastsiebenzehnBiertelmillionen Stimmen gezählt.NichtdieHöhederZiffersollman bestaunen;nur, wie einWunder, daß fienichtvielhöher ist. Außerdenorganisirten Arbeitern, denen schonderGedanke an einanderes Votum so schmählichwieFahnenflucht schiene,stimmenfürdieSozialdemo- kratieAlle,dienichtszuverlieren habenund dieUrsache ihres Unvermögensinderschlechten Gesellschaftstruktursuchen; Alle, dievon den altenParteien enttäuschtfindundvomAufstiegeiner noch nichtverlebten Klassenun derMenschheitdasHeil erhoffen;
Das Hohe Haus. 213
kleineBeamte,denen an jederEckeihresengen Gehäusesdas Nöthigstefehlt;graue Pensionäre,dieMilch, Eier, Wruken, Fleischtheurereinkaufenund vomStaat,von derAktiengesellschaft dochkeineMark mehrbekommen alsinderZeitbilliger Preise;
Alle,die »modern« seinundnicht allzu selten sicheinerSensation freuen möchten; dieruhige, nüchterngetriebenePolitik langweilt und diehellenAugeserst nach ihremTageblattlangen,wenn Krieg oderReichskrakehlinSicht ist;Großkapitalisten sogar,diezwar innigüberzeugt sind,daß sie selbstdenReichthum ihrer Leistung verdanken, ringsumabernur ein Gewimmel gierigerSchmarotzer erblickenunddrum, »ohneObligo«,denUmsturzdesVesitzrechtes wünschen.Vor Allenparadirt Hans Cade,derunsterbliche, stets nachderneustenMode gekleidete, gekämmtePlebejerheiland,und brüllt: ,,Alles soll fortanAllen gehören. Jchbin einEhrenmann undgelobeEuch,jeden Mißbrauchschonunglosabzuschaffen.Sie- benSechserbrote sollennur nocheinen Groschen kosten,diedrei- reifigeKannesollvonmorgen abzehn Neier habenund dasganze ReichV)lkseigenthum sein.Geld? Giebts bald nicht mehr.Je- derkann sovielessen undtrinken,wie erwilLKeinLord,keinEdel- mann darfübrigbleiben. Schontnur, dieingeflicktenSchuhen gehen:dennsiesindwackere,fleißigeLeute, die,wenn sie dürften, zu unsüberträten.« Jetztdürfen sie (dasGeheimnißdes Wahl- klosets istundurchdringlich): undtreten inSchaarenüber.Haben nicht auchdieHauptmännerderVürgerwehrverkündet,unterder alten Staatsordnung seidasLebennicht mehrzuertragen?
Fazit:Niederlage desLiberalismus, SiegderSozialdemo- kratie. Der einzigen Partei, von deren Teleologie einunüber- brückbarerAbgrunddenLiberalen trennt. Dereinzigen,dieihm, auchdem imKampfgegenaussterbende Gruppen siegreichen,die Beute abjagenkannundraschzumBerhängnißwerden muß.
Thronrede.
DieRede, inderam siebenten Februarmittag derKaiser,im Namen der Verbündeten Regirungen, denneuen Reichstagbe- grüßte,hat reichlicheresLobverdient, als ihr bisherward. Sie hat TaktundKlang; istkurzundsagt dennochdasNothwendige.
DiestaatlicheOrdnung soll gewahrt,dieWehrkraft des-Reiches gesteigertundjederfremden Macht,die uns»Achtungundguten Willen« zeigt, freundlichbegegnetwerden« Volksthümlichein-
214 - DieZukunft
facheGedanken sindklarausgedrücktund einzelne Sätze zierlich zugespitzt.KeinGelöbniß,denFriedenzuerhalten.(Werihnmuths willigbräche,wäre eingemeingefährlichTollerzwer ihn länger erhielte,alsnationaler Bortheil heischt,einverächtlicherSchwäch- ling.)KeinePhrase.KeinMarksteinstiLKeinTon,derSchreckoder Bangnißahnenließ.DiebesteAntwortaufdieWeissagung deut- schenWeltunterganges. GleichgewichtimReichshaushaltz der Beichspanzerohne RostfleckzBlüthederLandwirthschaftundder wichtigsten Stadtgewerbe. Solche Wahrheitkannohne Prunkwir- ken.Besonders würdigundhübschwaren diepersönlichgefärbten Worte am SchlußderRede. »ImVertrauen aufdiegesunde KraftdesdeutschenVolkes blicke ichmitZuversicht,aufGottes gnädigen Beistandbauend,über dieKämpfedesTages hinweg in dieZukunftdesReiches«Jhr(heißtDas),liebeLandsleute, setztEuch,allenGewalten zumTrotz,auchineiner feindlichen«
Weltdurch;dieserZuversichtkannmich derAnblick desKampfes nicht entwurzeln,derheutedurchsReichtobtunddessenGetüm- mel niedenSaum meines Herrschergewandesbesudeln darf.So wollenwir denKaiser.AusderhöchstenZinnedesReiches;wach- samundstill; hinterderBrustwehr vornehmerFröhlichkeit,deren blankes GesteinmißtrauischeAngstvordemBolksgeistnichtüber- klettern kann;alsdenfurchtlos schlichtenSchirmerdesReichs- paniers, nichtals Geschäftsführer(nichtgern deshalbauch auf demWegnachDöberitzimZwiegesprächmitBiscountHaldane).
Schade, daßdiehundertzehn Sozialdemokraten nicht,die Thronredezuhören,indenWeißenSaal kamen. Nichtlautlos sprachen: »Hier sindwir.Du,Kaiser,mußtuns inDeinem Schloß empfangen;undDein raschesAugewirdspüren,daß wirnichtdie wüstenGesellensind,als dieHöflingseiferunsmalte.Wir geben, wasDirgebührt;hehlenaber nicht, daßwirs mindern möchten.«
ObersteHofchargen, einPrinzenschwarm, dieSchloßgardeinGala, aufSeidendamastkissenKrone und Neichsapfeh Schwertund Szepter,das Reichshaupt unter demStahlhelm derKürassiere.
Dreihundert Kaiserliche; hundertzehn Republikaner. JnWil- helmsFilmspeicherwäredas Wandelbild dieses Pantomimus einnochdem Urenkel sehenswerthes Stückgewesen. »Wir gehen nichtins Schloß; neigendas Haupt nichtvorFürstenthronen.«
Genosse JohnBurns hats gethan; hatmitdemKönigwiemit jedemGentleman (undwieGenosseMacDonald mitWilhelm)