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Die Zukunft, 20. Januar, Jahrg. XX, Bd. 78, Nr 16.

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XX.Zahtgx Gerlityden 20.Yanuars1912. Yt.»16.

Herausgehen

Maximilian Bari-m

Inhalt-

Seite Tolxuwalwlxu .................s.... ... . 69 pas Geheimnin dergrvsrn Zale VonAlexander Meiste-vka .... 85

Dirblinde Mark-. Vonpaul Wilhelm ................ 94

Hrlbllanxeigetr. VonSchenct, Versagun- pohle ...... .... 96

Gad und politisc. voi-cadois .........·..........100

Uqchdruckverboten,

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Etsch-eintjeden Sonnabend.

Preisviprteljälzrlich5Mark, die einzeerNummer 50Pf.

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Berlin.

Verlag derZukunft.

Wilhelmstraßesa.

1912.

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Berlin, den 20.Januar 1912.

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Tohuwabohu.

Gestein

echsterDezember1905:»DieErbschaftsteuertrifftdasmobile Kapitalvielweniger scharfalsdas immobile. DerBesitzer

von mobilem Kapitalkannes vielleichterbeiseinen Lebzeitenan die Erben übertragenalsderBesitzervonImmobilien. DieUms gehungderErbschaststeuer durchZuwendungenunter Lebenden läßt sich, ohne gehässigeEingriffeindiePrivatverhältnisse,bei mobilem Kapital sehr schwerverhindern.Wer Erbevon mobilem Kapital ist,kanndieErbschaftsteuer leichtflüssigmachen.DerErbe von Immobilien wird,da neben denGrundstücken oft wenig, manchmalgarkeinBarvermögenvorhandenist,nichtseltenSchul- den aufzunehmen haben, um dieErbschaftsteuer bezahlenzu können. Wenn die Verbündeten RegirungenJhnen trotzdemdie Neichserbschaststeuervorschlagen, so geschieht es,weilsie diese Bedenken nicht fürunüberwindlichhalten.«(FürstBülow im Reichstag) Siebenter Dezember: »Hier handeltessichnichtnur um materielle, sondernum vielhöhere,um ideelleInteressen.Es entspricht nichtdemdeutschenFamiliensinn,daßdie Erben einen Theil Dessen herausgeben sollen,was der Vater mitMüheer- worben hat. AuchdienothwendigePrägravationdesländlichen Besitzeskommt inBetracht. Bielfach müßtedieAufnahmeeiner

neuen HypothekdiesahlungderErbschaftsteuerermöglichen.Da-

raus ergäbesicheineDisparitätmitdem beweglichen Kapital.Die 7

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70 ,- DieZukunft-

NückwirkungaufdenbäuerlichenBesitzweckt in mir diestärksten Bedenken. DieSozialdemokraten würden freilichgern indiese Kerbe hauen.«(FreiherrvonRheinbaben.)Am elftenMaispricht Herr Wiemer, einFührerderFreisinnigenVolkspartei: »Auf EhegattenundDeszendentenwollen wirdieBesteuerungnicht ausgedehnt wissen.Das entsprächenichtderdeutschenRechts- auffassungvonderEinheitdesFamilienvermögens.« JmNo- vember 1908verwirftdieNationalliberale Partei dieNachlaß- steuer,die, »aufdemLande dieäußersteErbitterungbewirken müsse.«Herr Paasche sagtszundfügt hinzu: »Nichtnur derFa- miliensinnwirdgeschädigt,sondernesgiebtimBolkeineunruhige Erregung,die mehrschadenwird,als dieSteuer je nützenkann.«

DerPlan zurErbanfallsteuerwarausSüddeutschland gekommen, aus einemVundesstaat, wodiegroßenVermögenrar sind,nur wenigeKinder undGatten alsodasErerbte hochzuversteuern hätten.DiepreußischenStimmführerunddieNationalliberalen, diedenPlanfür schädlichgehalten hatten,bekehrensichzdieKonser- vativen bleiben zähundsteif.KeinWunder: daßdie Steuer den Grundbesitz härteralsdas beweglicheVermögen treffen müsse, ist jabisindieNeihenderLiberalen hineinzugegebenworden.

Ebenerst hatman,ohnevielLärm,inPreußendieschwere Schul- last auf sichgenommen: und sollnun dasGatten-s undDeszens dentenerbe versteuern?Nein. Nichtnur Knickerselbstsuchtsprach so: auchMänner vomSchlagHolsteins,derkeineFrau,kein Kind und keinVermögen hinterließ,brachtederGedankeinhelle Wuthz auch ihnen schienereineWurzelkonservativenRechtsempfindens zu lockern. DieWuth wächst,dadenWeigernden zugefchkien Wird:»JhklehntdieErbanfallsteuerjanurab, weilsiedie Steuer- hinterziehung,dieEuch JunkernliebeGewohnheit ist, entschleiern müßte.« EinzelneAbgeordnete,dienur mitliberalen Stimmen wiedergewählt werden könnten, splitternab.DieFraktion aber erklärt,sie müsse,nach RechtundPflicht,diehalbe Milliarde,die siedemNeichgernbewilligenmöchte,weigermwenn einTheilda- vondurchdieErbanfallsteuer aufgebrachtwerdensolle.

DieseErklärungnennt dernationallibetale Rechtsanwalt ErnstVassermann einen»Faustschlagin dasGesichtderVervüns detenNegirungen«. AlsoeineunerlaubteHandlung; einen rohen Frevel,derdieRechtsordnung brichtUndgesühntwerden Muß-

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Toh-uwabohu. 7l’·

Jstdiese Auffassung richtig,dann habendie Verbündeten Regi- rungen seit dreißigJahrensehroftdie FaustderNationalliberalen gefühlt. Wozu, Herr Rechtsanwalt,brauchen wireinNeichspar-- lament,wenn dessen Parteien Gesetzentwürfe,dieihnen mißfallen,.

nichtablehnen dürfen?Müßten Sie,alsLiberalen sichnichtder Thatsache freuen, daßdieKonservativen auchgegen Regirende denMuth festerUeberzeugunghaben? Selbstwenn dieseUebers zeugung Sie irrigdünkt?Dem Gewimmer desLohgerbers,der einschlecht behütetesFellwegschwimmensieht,antwortet kaum einmitleidiges Lächeln.DieAufgabederNationalliberalen war vonnüchternenBlickenniemals zu verkennen. Herr Vassermann mußte HerrnDr.ErnstvonHeydebrand undderLase aufsuchen undihmsagen: »SiehabenzweiWünsche.Möchtendieneuen Finanzgesetze nicht ohnedasCentrum machen,das sonstvor sei- nenWählern jede Verantwortlichkeit fürdielästigenSteuern ab- lehnen kann,und das Erbe derGatten undKinder frei lassen.

BeideWünschewollenwirerfüllen,wennSieuns einStreckchen entgegenkommenundIhrenLeutennicht erlauben,wieder gegen das bewegliche Kapitalzuwüthen.Uebervierhundertundetliche Millionen sindwireinig;guterWillewirddenRestleichtfinden.«

ZudenParteigenossenmußteersprechen: »Die Geschichtewird nachgeradebrennzlich.Wenn wirdieDeszend :ntenerbsteuer,für- dieunsereGroßkapitalistennichtsindund dieinunsererLandtags- fraktionkeineMehrheit fände, nicht durchsetzen, ists für unsere- Parteikassegut. DaßdieKonservativen sichin dieGemeinschaft mitdemCentrum zurücksehnen,istsicher.Sollenwirdraußenbleis- ben? Allein oderalsSoziendesFreisinns,derjetztwieder, durch- seinZögernvor derAnnahme derindirekten Steuern, zeigt, daß:

erzuernsthafter Politik untauglich ist?Dann werden wirwehr- los,dieVerbündetenNegirungen habennur noch dieKirche,den Ackerbau unddieorganisirte Arbeiterschaftzufürchten,nurderen politischenWünschennachzufragenundIndustrieundGroßhans del,dereanteressen wirvertreten, werden aufJahre hinausdie PackträgerdesReiches.Unsere einzigeChance sehe ich darin, daßHeydebrandnicht auf SPahn, Spahn nicht aufHeydebrand angewiesen sein möchte.Beide wollen dieMöglichkeit haben,mit uns zumarschiren,undwerden sich,wenn wirimSteuerconcern bleiben, hüten;-uns leichtsertigzuärgern.«Statt sozusprechen,..

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i

DieZukunft.

-

sovorzusorgen,erklären dieNationalliberalen, daß sie ohneDe- szendentenerbsteuernicht einenPfennig bewilligen.Künden eine Dividendensteuer an,schlagen sieabernichtvor undlehnen jede Betheiligung anderErsatzsteuersucheab. Kramen diealten,rosti- genSchlagwörteraus derKulturkampfzeitvor,zeternüber Un- treue und Reaktion undbescheinigensich,daßdesbösenNachbars teuflischeTaktiksie ausgeschaltet habe. (Wie Goethes Regrutin der Niederl ande, die,weilihr Kunkelhofleerbleibt,überUndanks barkeit undUnweisheitklagt,mitschrecklichenAussichtenindie ZukunftundmitdemEntschlußdroht. nicht mehr mitzumachen.) Jm BezirkderFraktion,woHinzdenKunz, KunzdenHinzeinen großenPolitikusheißt,fehlts nicht anVeifall. Doch dieRegirens denunddieHäupterdesGroßgewerbesmerken wieder einmal, was von dieserGruppeinWintersturmzeitzuhoffen ist.

»DiePopularitäteiner Sache macht michvieleherzweifel- haftundnöthigt mich,mein Gewissennocheinmal zufragen:Jst sie auch wirklichvernünftig?Denn ichhabezuoftgefunden, daß man aufAkklamation stößt,wennman aufunrichtigemWegist.«

SosprachBismarck »Hundertevon Zuschriftenaus demLande beweisen, daßunsdieStrömungundStimmung niesogünstigwar « wieheute.«Sospricht Herr Bassermannz undnennt die-Ableh- nung derErbanfallsteuer »dasschärfsteMißtrauensvotum,das demKanzlerertheiltwerden konnte«. EinePartei,dieihrAbleh- nungrechtausübt, zeigtdamit demverantwortlichen Geschäfts- fiihrer nochkeinMißtrauen.Und wenn sies thäte:wäresie dafür unterallen Umständenzu tadeln? Wenn die Nationalliberale FraktiondieFreundevongesternalsvaterlandloseRäuber ver- schreien, sichselbst dieMöglichkeiteines Kartells mitdenKatholis kenderJndustriestädteverrammeln und denKampfgegenKonser- vative,Bund derLandwirthe,Centrum,Kleinbürgerpartei,So- zialdemokratiewagen wollte,mochte sies thun.Nur durfte sienicht, um ihrenLeutendenRuhmdes reineren Patriotismus undIdea- lismus zusichern,denGeschäftsberichtfärben.DieSteuerentwürfe der Verbündeten Negirungenhatten nirgendsgefallen.«Wasim LaufeinesJahres daraus wurde,ist,bis aufeinFünftel,vonden Nationalliberalen gebilligtworden.Die kannten dieKonservative Partei nicht seitSonntag, wußten,daß siesichnicht,ihnenzuLiebe, ändern werde, hattenaus dem Munde desFreiherrnvonRicht-

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Tohiuwab-ohu. 73·—

hofen-Damsdorf imReichstag frühgenug einunzweideutiges Warnwort(,,Die Ueberzeugung gehtunsüberjedeV«arteikonstel-s lation«)gehörtundseitdemmindestenskeinenGrund,überVerrath zuzetern,weileineSteuer abgelehntwurde,dieauchdenBülow,.

Rheinbaben, Kirdorf, Hehl, Oriola,PaascheundhundertAnderen nichtbehagte.J"hrNücktrittausdemSteuerconcern,den nach ihnen natürlichauchdieFreisinnigenund dieDemokratenverlassenmuszs ten,hattedreiWirkungen. Dasmobile Kapitalkonntenun nach- Herzenslustangezapftund dieVersöhnungderKonservativenmit dem Centrum nicht länger aufgeschobenwerden. (Viertes Kapitel derWahlverwandtschaften: »StelleDirnur dasWasser,dasOel, dasQuecksilbervor,so wirstDueineEinigkeit,einenZusammen- hang ihrer Theile finden. DieseEinungverlassen sie nicht, außer durchGewalt odersonstigeVestimmunngtdiese beseitigt, sotres tensie gleichwieder zusammen.JhrVerhältnißzu einander wird nachVerschiedenheitderWesen verschieden sein.Bald werden sie sichalsFreundeundalteBekannte begegnen,dieschnellzu- sammentreten,sich vereinigen, ohnean einander Etwas zuver- ändern,wiesichWein mitWasser vermischt. Dagegenwerden Andere fremdnebeneinander verharrenund selbst durch mecha- nisches MischenundReihen sichkeineswegsverbinden; wieOel undWasser,zusammengerüttelt,sichdenAugenblickwieder aus- einandersondert.DiemeisteAehnlichkeitmitdiesenseelenlosenWes sen habendieMassen,die inderWeltsicheinander gegenüberstels len,dieStände,dieVerufsbestimmungen,der Adelund derDritte Stand-,der Soldat undderCivilis.« DieErinnerungan dieses Kapitel mußtevon demVlockbluff abmahnen.) Dritte Wirkung:—

DerKanzlerwurde gedrängt, seineEntlassungzuerbitten.Nicht vonDenen,dieeineSteuer abgelehnt, sondernvon Denen, die aus dieserAblehnungeineHauptsundStaatsaktiongemacht und dieArbeit eingestellt hatten.Ob einerPartei, dersoAlleszerrann,.

dieStunde wirklich so holdwar,wieHerr Bassermann wähnte?

UebersetztesinsVrivatgeschäftliche.ZweiUnternehmergruppen sind nach langerVerhandlung fasteinig;als imletztenViertel eineDifferenzentsteht,schlagendieSchwächeren,stattdurch kluge Nachgiebigkeit sichneue VortheileunddasRechtzur Kontrole zu sichern, wüthend aufdenTischundlaufendavon. Trotzdemvor derThiireineGruppe wartet,die dasGeschäftmachenwill. Die

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AusreißermögensichselbstalsechteErbenparsifalischerTugend preisen.Jeder Geschäftskundigewirdihnensagen, daß sie unklug gehandeltunddieJnteresseu,derenVertretung ihnenanvertraut war,vordemFeindohneNöthigung Preisgegeben haben-

StatteinerSteuer, die demmitknappeniVarvermögen mitth- schaftendenLandbesitzerbesonders lästig wäre,diegestern auch von denHütern derFreiheit verworfenwurdeund dieeinenTheil derNeichsnahrungsorge derZukunft aufbürdenmüßte,schlagen die Vertreter desLandvolkes andere Steuern vor. Verbrechen?

Eben so wenigwiedieWehrdesZeitungvolkesgegen dieInse- ratensteuer,derEmpfängervonKohlendividendegegen die Ver- staatlichungdesBergbauesKommt derVorschlagaus derschnö- denSucht, sichselbstderZahlungpflichtzuentziehen?Unsinn.

AuchderLandmann,derJunkertrinktBier, verbraucht Streich- hölzer, muß,wenn ernichtganzarm ist,diefür Ehecks, Aktien, Obligationen eingeführtenSteuern mittragen. DieKonservativen habenbeimZuckerund beimSpiritus derres publicaOpfer ge- brachtundsind,mitderJmmobilienumsatzsteuer, materiell min- destens nicht besserdran,alssie nachderAnnahmederErbanfall- steuer gewesenwären.Und darumTrennung undTotfeindschaft?

Darum sinddieSozienvomDonnerstag amMontagNäuberund Strolche geworden? DasReichhat fürs Erste,was esbraucht, kannimnächstenNothfallaus derErbschaftsteuer (die doch wohl nichtzu denheiligstenGütern des Liberalismus gehört)grös3eren Ertrag ziehen;und dieWeissagung, unter derLastderneuen Steuern werden wichtigeZweigederdeutschen Wirthschaftver- dorren,istalsThorensprucherwiesen.Dochdie Nationalliberalen rkönnensichmitden Konservativen auchüber dasPreußischeWahl- recht nichteinigen-Trotzdem dieHauptsache,diegeheimeStimm- abgabedesUrwählers(die Jahrzehnte langals dasZielliberalen Trachtensgalt), gesichertwar. WelcherGrund zwangnun nochzu -schrofferAblehnung?Ungenügendes ließsichalsUebergangsbc- stimmunghinnehmen.Wielange hatsdenninEngland gedauert, bisimWahlrechtsbereich diebehutsamsteModernifirung möglich wurde? Undwohat,inderPraxis desAlltagslebensund im Rin- genumöffentlichesRecht,einVernünftiger,weilernichtschonalles GewünschteaufderTennesah,dasErlangbareverschmäht?f)aben Konservative undCentrum nicht immergenommen, was justzu

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Tohuwabohu. 75 habenwar,undauchimWahlrechtskriegmancheLieblingforde- rung bestattetZAmTagderDrittenLesunghatHerrvonHeydes brand gesagt: »Wir wünscheneineUebereinstimmungaufbreiterer Grundlage undsind auch jetztnochbereit,entgegenzukommenund alleAnträge,dieMögliches fordern, ernstlichzuprüfen-«Unter solchen Umständenschließtsichnur einePartei,dieihrLebens- interesseaus demWegdesStaatswillens drängt,vonder Mit- arbeit aus. Auf Vismarcks Weisungschrieb,vor dreißigJahren, ChristophTiedemanm »Willdie Nationalliberale Partei ander Negirung faktischen Antheil nehmen, so muß siesichbestreben, allen Interessen gerechtszu werden. Siewürdeganz unpolitisch handeln,wenn siesichin einem anvormärzlicheZeitenerinnern- denSchablonenliberalismus gefiele.aDieMahnung verhallte; unddergeärgerte Kanzler sagtezuHohenlohe: »Die Kerle sind so dumm, daßmitihnen nichtsanzufangen ist«Mit so unfähigen Politikern,mit solchenKindern,die immernur aufdieOeffentliche Meinung horchen,kannich nichts machen.«Wieder habensie, seit demSommer 1909,nur aufdieOeffentlicheMeinung gehorcht;

wieder waren ihreFührerselig,wenn sie sichin Demokratenbläi- tern gelobtsahen,undimJnnerstengewiß, daßsienachbarscher AbkehrvomRechtenwarm inderVolksgunst wohnenwürden.

Was daraus entstehen müsse,ist hier oftvorausgesagt worden.

SchonimLenz1910. »Wieanders wärederNationalliberalen Partei,wenn sieimvorigenSommer andenReichssteuergesetzen mitgewirkthätte(derenUnschädlichkeitjetztdocherwiesenist)lWill sie aufdemvon süddeutschenDemokraten und vonmännernden Jünglingenempfohlenen Weg weiterschreiten,dernochnieauf das winzigsteGipfelchen geführt hat?Gilt derApplaus ihr mehr alsdieWirkung?Fordert einenPlatzimMinisteriumNicht als Escarpinstreber: alsPolitiker,derenletztesZielimmersein muß, lange Empfohlenes, unter eigenerVerantwortlichkeit, selbstaus- zuführen.Schafft Euch Macht;zwingtBlaue und Schwarze,

.Graue undFeuerrothe,sie anzuerkennen.Und sorgt dann,alsin weisemSinn konservativeJndustriepartei, füreinenützlicheOr- ganisationdeutscherStaatswirthschaft.DaistEureAufgabe.Wenn Ihr,heute noch,in denSandwegderaltenFortschrittspartei zu- rückbiegt,bereitet Jhrnur denJnteressenverbänden,dieEuch schon gierig umlauern, denSieg.Liberalismus? Wer dasschön

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76 ,- DieZukunft.

klingendeFremdwort,dasfastalle Vokale derdeutschen Sprache herbergt,nur recht verstünde!VonunzeitgemäßLiberalen hat,in einer hellen Stunde, Friedrich Wilhelmder Vierte gesagt:Sie fütterndas Mondkalb, bis esihnenüber denKopf wächst«

Wards groß?Alleswiederholtsichnur imLeben.Seiteinpaar Jahren.riefBismarck imMai 1881denLiberalen zu, werden in JhrenBlätternunsereZuständeindendüsterstenFarbengemalt;

hörendieLeser täglich,die Reaktion jederArt seiimAnzug.

Könnte nichtHerrvonVethmannsHollwegheute soreden? Nicht, wiedererste KanzlerzuVennigsen,zudemNechtsanwaltBasser-

mann sprechen:»ZwischendenHerren,dieJhrerFührungfolgen, undDenen,diesichrechtsanSieschließen,scheintmireineVer- fchmelzungeher möglichalsmitden-links vonJhnenSitzenden, deren äußersterlinkerFlügelüberhauptimEnde garnichtabzu- sehen ist«?»WenndieNationalliberale FraktiondieAnlehnung nachlinks fester nimmt, istvon ihrem rechtenFlügelbisindie Sozialdemokratie hineindieKontinuität dergegenseitigenVe- ziehungen nichtausgeschlossen,sondern siegehörtdannzu meinen BefürchtungenfürdieZukunft.UnddeshalbmöchteichdenFüh-s

rer derNationalliberalen indervollen Herzlichkeitbit-ten: Lasz nichtvom LinkenDich umgarnenl« Diese Warnung würde,Wort vorWort, jetztwieder passen.Denn wieder wirddasCentrum alsReichsfeindundHortderReaktion verschrienundzuseiner SchwächungundAechtungjedes erlangbareMittel empfohlen.

JmMärz1901 fuhrWilhelmderZweiteindieAlte Jakob- straße,um überdenZustanddeserkrankten Centrumsführers ausführlichenVerichtzuhören; mußtenSchloßsundThorwachen

vordemSarg, indemWindthorsts Greisenleib ruhte,dasGe- wehrpräsentirenundpreußischeSchutzleutedemTrauerzugdurchs VrandenburgerThordenWeg weisen, dersich sonstnur densou- verainenHäusern Angehörigen öffnet;wurdevonden Liberalsten derLiberalen,vonNichtersundBarthsMannen, Windthorsts Wirken alseinesReichsförderers gepriesen.JmDezember1906 riefFürstBülow,derfürdasWachsthumderCentrumsmacht mehr gethan hattealsjevorihm, jemalsbisheuteeindeutscher Minister, inpersönlicherFährnißzurHatzaufSchwarzwild.Ver- schmitzteunddummeDemagogen haben ihm nachgeahmtunddie deutscheStimmung ist,auchinderOberschicht,ungefährwieder,

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Tohsuwabohu. 77

wiesie nachdemZusatnmenbruchdesKirchenstaates war. Wer dagegenzusprechen wagt, giltalsDunkelmann oderJesuiten- diener. JstdieBorromaeus-Encyklika (diedemCentrum höchst unwillkommen war) so bedeutsamwieSyllabus undUnfehlbar- keitlehre? MußteKettelers Prophe zeiung, insernenTagenwerde

man diegroßeBedeutung derCentrumsfraktionsürDeutschlands Zukunftganzklarerkennen,nichtWahrheitwerden,da dieLibe- ralen nocheinmal inoh:·.mächtigemGrimm thatlosderReichs- nothzusahen?Glaubt einWacher,das Centrum, dessenZustim- mung diedeutscheFlotte gebaut hat, trachte noch·jetzt nachder ZertrümmerungdesReichesundwolledemPapstdieFührung derFürstenundVölkerzurückerobern?Wird durchdieWeitung desGlaubensspaltes Deutschland gestärktodergeschwächt?Wenn derGeistlichkeit,inhöflichsterNuhe,die bonatemporalia entzogen unddieSchulen gesperrt würden, könnte,nach einemMenschen- alter stiller Arbeit,derletzteRestdes Nömererbes vom deutschen Boden verschwinden. NeuerKamps brächtenoch kargeren Ertrag als der alte;undnurTrövfebereitendemGegnerdenSieg. Pius derZehntetelePhonirt,Automobile sausen durchdievatikanischen Gärten undüber derKuppelderPeterskircheschwebt, himmel- hoch,anstillen Sommertagen einAeroplan. EinVischenGe- duld! Brüllender Spukglaubehat stetsnur Memmen gezüchtct.

..Der Rückblickwar nöthig. Schonist ringsum vergessen,wo- durchderBruchdes Kartells vomDezember1906undderzwischen denBürgerfraktionen seitdem fortwuchernde Haßbewirkt ward.

DieKonservativen wollten nicht, daßimReichdenWitwen und WaisendrückendeSteuerlastauferlegt,inPreußennichtderWahl-

mann nur, sondern auchderAbzuordnende unter demSchutz- mantel desGeheimnisses erwähltwerde. JmJuli1909hatHerr von Heydebrandgesagt: »Konservativeund Liberale sind auf weitenWegstreckendurchdieArt ihrerWeltanschauunggetrennt.

DieHerrenvon derlinkenSeite wollten mitkonservativer Hilfe eineliberaleAera heraufführen.Das hatdieWelt noch nichtge- sehen.Damachenwirnichtmit. Einem vom allgemeinenund gleichen Stimmrecht gewählten Parlament gebenwirnichteine Steuer,die esnachundnach soverschärfenkann,daßschließlicheine Expropriationdes Besitzesdaraus wird.Wirsindmodern genug, umzuwissen,daßauchinPreußen einWahlgesetz nichtewigwäh-

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78 - DieZukunft-

ren kann, sondern derganzen politischen Entwickelung angepaßt werden muß.UndwirgönnendenLiberalen (dieunter derHerrs schaftdiesesWahlgesetzes übrigens einstdieMehrheit hatten) alleAemter undWürden, fürdiesie taugen.Aberwirredenmit undwerden aucheiner sostarkenNegirung,wie wirsiewünschen, nicht unseren Standpunkt räumen.«Grund zurScheidung?Viel- leicht.ZuVerruf und Pehmung? Nein. Durchdentapferen KampfgegendenverhängnißvollenVeschluß,demunzufriedenen Neichsland einvon gleichem Stimmrecht zuwählendes Parla- ment zugewähren,unddurchdenernstenTadeleinerGeschäfts- sührung,dieDeutschlandsinternationalePolitik ertraglosbleiben läßt, hatdieKonservativeFraktionihr Lebensrecht auchden im Denken undWollen anders Deterrninirten wieder erwiesen.Seit denFlitterwochennach der,,Paarung«ist siegewißnichtunmoders nergeworden.AuchdasCentrumsiehtheutenicht häßlicherausals indenJahren,da es deminHagen bedrängten EugenNichterin denNeichstag half;seinesozialpolitische Leistung istuniibertroffen undvon derPflichtzurWahrung deutschen Verfassungrechtes istesniemals gewichen. Nationalliberale undFortschrittliche Volkspartei hatdieHoffnunggeeint,dieseitderLysis derReichss steuerschmerzenPerbündetenraschausderPolksgunstzudrängen

«

undüber denerobertenBezirken dieFahnedesLiberalismus zu hissen. Tag vorTagwurde uns drumerzählt,dievonHeydebrand biszuHeim reichendeWillenskette umschnüreeineSchandsippe, diedennichtdemGrundherrn nochdemPriesterunterthanen Bürger entrechten, plündern,in dieHörigkeitderFeudalzeitzu- rückzwingenwolle.Jstsie nachrechterTüncherkunstangeschwärzt, dann winktdenPinselführerneineinträglichesWahlgeschäst.

«Wenn derSchimpfinqualmigen SchwadenübersLandhinzog, hießes:Wartet nur; morgen leuchtetEuchdesSiegesSonne.

Heute.

Amzwölften Januartag war dieHauptwahLKonservative, Centrum undPolen(dieMehrheit derFinanzreform) erlangten hunderteinunddreißigMandate.Nationalliberale :vier. Die(aus derFusiondreier.Gruppen entstandene) FortschrittlicheVolks- parteihat nicht vermocht,imganzen Deutschen Reich auchnur einen Sitzzuerringen.Das istdielächerlichsteNiederlage, dieje

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Tohuwabohu. 79 irgendwoeinerPartei beschiedenwar. Denn nieundnirgends hattesolautes PosaunengeschmetterdenSiegangekiindet.Der war schonganzsicher; jedem Zweifel längstentrückt.Dämmerte unsnur erstdesWahltages Jriihroth aanNoch zwei Wochen;

no-.-l)zwanzigStunden. Dann istGerichtstag.Dann werden die TrägendieRäuber,ErpresservomZorndesungeduldigenVols kes gestraft. Morsch istdieGrundmauer, diedenCentrums- thurm trägt.DieKonservativenahnen, daß ihr letztesStiindlein geschlagen hat;wenn sieausHauptsnndStichwahl nochzwanzig JMandate heimbringen, mögen sie jauchzen. Wahrscheinlich fin- detihre nächsteFraktionin einem Familienauto Platz.Gerichtet sind sie;das Urtheil istnur nochzuvollstrecken.Siewissens;

möchten ihr Gaunerleben nocheinWeilchen friftenund haben deshalb dieVerzögerungderWahlerwirkt. Hansabund und Bauernbund dringenüberall siegreichvor und werden überall als Erlöfer begrüßt.Lestdie liberalen Leitartikel undWitzblätter derletztenMonate: auf hundertSeiten werdet JhrvielTierge- res finden. ,,Niewaruns dieStrömungundStimmung so gün- stigwie heute.«Seit dreißigMonaten habenwirs gehört. Täg- lich.Und mitjedenIMondschiendiesuversichtzuwachsenGroße Summen waren zusammengebettelt,allePreßreservenzurWaffe einberufen worden. Wenn dieKonservativen(dievonVerbrechen zwar, dochnichtvonFehlfreigebliebenwaren)dreiDutzendSitze verloren hätten,wärsbegreiflichgewesen. Jhre Gegner sprachen zu derWählermasse: »Wir schaffen Euch billigereNahrung,ge- ringere Steuerlast und einen Haufenneuer Rechte-«Und die Bilanz? DieNationalliberale Partei hatvierMann durchge- bracht;dieFortschrittliche Volkspartei nichteinen. Schuldder veraltetenWahlkreisabgrenzung2 Diewardoch schonbekannt,als protzigeSiegesgewiszheitins Jubelhornstieß.Die, glaubtet Jhr also,könne Euren Triumph nicht hindern. Nein: SchuldEurer thörichten Taktik,Eurer widrigen Unwahrhaftigkeit.

Diezeigtsichjetzt wieder;undschändetdieNamen derPar- teien,denen diestärkstenJntelligenzen desReichesverlobt sind odersein möchten.Statt EnttäuschungundNiederlage männlich zubekennen,thundieliberalen Männer (die ihre sittlicheund geistige Freiheit so oft Plakatirt haben),als seieinSieg erfochten, derGegnerinsHerzgetroffen,dieVerheißunginWirklichkeit

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Das Bewußt- sein fehlt aber diesen DNenschen nie, und was sie auch thun, siedenken wohl daran, daß sie es zwar um ihrer selbst willen, aus dem reinsten Egoismus machen, aber

Das schwere Haupt, das durch die Alähne noch größer nnd schwerer erschien, trug er ohne Anstrengung, ohne Beben hoch und frei wie einst. Seine Beine standen fest und stark wie

Erst der Sonnenkönig und die Königlein in der Zeit des Absolutismus und Napoleon haben ihre ,,Unterthanen« (die hat es im eigentlichen Mittelalter, wo alle Ab-hängigkeitverhältnisse

kale Theoretiker immer tausend Mittel bereit hält, die zunächst im- mer einmal das Bestehende zerstören würden, sollder konservative Staatsmann, oft angeregt durch liberale