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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 20. Mai, Nr 20, 1865

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M 20. Sonnabend, 20. Mai. 1865.

Die Verfasung

Wacheiislatt für das Welle

Etsch-EijedenSonnabend-Preis viertelsä rlichbeiallenPreuß. Postanstalten syssgh beidenaußer-preußischenPostaiistalten

Irr-« Sok»tuBekij beiallenZettungssSp tteuren incl.Botenlohn6Sgr.,inderExpedition, Mohrenstr. 34, 4V2 Sgr.

dieZeile3Sgr.

Der KrieginNordamerikannd dieLehre, dieer uns ertheilt.

WirmüssenheutenochmiteinemHaar Bemerkungen aufdielangeRedezurückkommen,mitwelcherder Herr Kriegsminister vergebens versuchthat, seine Heeres- reorganisation zu vertheidigens. seinemvierstundigen Vortragev.-"Roon undin derin einigenThatallesnachtragligenvorg racht,Redenwashat Herrer nur ir endfür seine Sache vorbringenkonnte. Aberdie

Abgeordnetenvon allenSeiten der

freisinnigenPartei,

wie dieHerrenJacoby, Waldeck,Tweten,Schulze-

Deligchzv. Forckenbeck, Stavenhagem haben jedes oktk.das.er- siir jdie--Redrganisatiorr.gesprochen hat,nachdkiecktichundgründlichwiderlegt ZumSchlusse faßtedann derAbgeordneteGneist, alsBerichterstatter, dieganzeVerhandlungnocheinmal zusammen..Mit unübertrcsflichemScharfsinneundmitgan unwiderleg- lichenGründenwies ernach, daßdiebisgerigeDurch-

ührungderReorganisationmitdenBegriffender kon- rktitutionellenMonarchie nichtimEinklang steht,unddaß sie,zumalwenn derneueste Entwurfjemalsvon den Abgeordnetenangenommen würde,dieGeldmittel und dieArbeitskräftedesVolkeserschüttern,dagegendie WehrlraftdesPreußischenStaates nichtetwa stärken, sondern aufeinesehrgefägrlicheWeiseschwächen-würde DieserRede konnteder eir Kriegsministerdurchaus keinesachlichenGründemehr entgegenstellenZwar glaubteerAnfangs,daßer’skönnte,unddarum sagte

er erwürde zu enBerichtigungen,dieersachlichzu

bringenhebe,nochbei derSpezia1-Digkussion (d.h.

bet der

Berathungüber dieeinzelnenArtikel der Militär-

WAngGelegenheitfinden. Aber sehrbald muß

erslchanders »besonnenhaben;denn als etwa eine Viertelstundespatex«eee»Spezia1-Diskession«wirklich hetallkamsd«aVIII-esderHerrKriegsminister den SaalE Die«regletun?sfreundlichenBlätter, namentlich

»PVOViUzIal-KomPVZWEUZEhabenesunter solchen Zuständendenn auchfur«das Klügste gehalten,über dleSgche,umwelcheEslichhandelt,ganzzuschweigen, aberM desto lauteresGeschreiUbereinen reinpersön-

Jnscrate

lichenStreit zuerheben,derzwischendemKriegsminister, dem AbgeordnetenGneist und dem Vicepräsidenten

von Unruhstattgefunden hatte. Sie habendamit das alteundsehrverbrauchteManöverwiederholt,diePerson indenKreis derBesprechungenzu iehenund anzu- reifen,wenn man nichtim Stande itzt,dieSacheund ihreGründe zuwiderlegen.

Diezweite Bemerkung, aufdieesunsübrigensein ganzTheil mehr,alsaufdieerste ankommt, beziehtsich aufAmerika und aufPreußen zugleich.Der Herr Kriegsministerhatte, nichtzumGlückfürdieSache, dieerführt,sichdurcheineAcußerungdesAbgeordne- ten Twesten bestimmenlassen,aufeinen Vergleich zwischen Preußen unddenfreien Staaten Nord- amerika’ssicheinulassen.DerAbgTwesten hattenäm- lichdaraufhingewiesen,daßdieNordamerikanischeUnion inFriedenszeiten nur ein ganz unbedeutendesstehendes Heerund eineganzunbedeutende Flottebesessenhabe.

Dann hatteerungefährsogesprochen:»Beialledem kann keinEuropäischerStaat das leisten,was die AmerikanischenNordstaaten geleistet haben.Mit einer Bevölkerun,nicht größerals diejetzigeBevölkerung Preußens,aben ie invierJahrenfastüber-WeMil- liarden Dollars (iiber3500 Millionen Thaler) aufden Kriegverwandt. JnebendiesenvierJahren habensie eineFlottegeschaffen,mitwelcher sie selbstgegendie vereinigtenFlottenvonEngland undFrankreich das Meer undihr Land vertheidigenkönnten. Sie haben zugseicheineungeheureArmeeunter denFahnenge- halten,die unterglänzendenFeldherrendieungeheuersten Märschegemachtund diefurchtbarstenSchlachten.ge- schlagenhaben;insolchemMaßes daßman VDUkeIUet andernArmee,wederdesAlterthums, nochder neuen Zeit,sagenkann, siehabeGrößeresgeleistet.Darum dürerwir(sofuhrder Redner fort)u. A.auch auf dieseungeheurenErfolgeunsberufen,wenn wirdaran dringen,daßinden ZeitendesFriedens dieKrafte auchdesPreußischenStaates nichtzuausschließlichfür denKrieg verwandt werden«

Herrv.Roon antwortete hierauf.Er stellte nicht inAbrede,daß Preußen,welchesnahezudieselbeBe-

(2)

völkerung hat, dochnichtimStande gewesen wäre, aufeinenvierjährigenKriegsovieltausendMillionen auszugeben,wie dieAmerikanischenNordstaaten.»Aber,

-sagteer,diesevielenMilliarden, welchedortfürkriege- rischeZweckeausgegebenwordensind,würden nachmeiner Ueberzeugunnichtauszugeben nöthiggewesensein,

wenn die epublikvon Hause»aus über ein streit- bares,wohlgeschultesHeerverfugthätte,-«Allerdings rühmteerdanndicgroßeBefähigungderAmerikanischen Staatsmänner undFeldherrenundsprachmitgrößter Anerkennung vo»nderruhmvollenTüchtigkeit,die die Amerikanischen Heere unddieAmerikanischenSoldaten erworben haben. ,,Aber,« soschloßer inBeziehung aus diesen Punkt, »daßAmerika,wenn esaufeine orga- nisirte StreitkraftimFrieden mehrverwandthätte,die Rebellion imKeime erstickt hätte,davon binich fest überzeugt«

Jndeß hatderHerr Kriegsministerdabeigeradedie- wichtigstenDingetheils übersehen,theils mißverstanden.

Darum müssenwir ihm folgendeAntwort ertheilen:

1)DieNordamerikaner haben schon berechnet, daß einFriedensheer wiedasPreußischeund dazueine verhältnißmäßigeFriedensflotte ihnenim Laufeder Jahrenahe8000 bis 9000Millionen Thalermehrge- kostet habenwürde,alsder ganzegegenwärtigbeendigte Kriegwirklichgekostethat«

2)Die freienStaaten Nordamerika’s hattenim Jahre1790 noch nicht«volle2Millionen Einwohner undsiebzigJahre später hatten siebeinahe420Millionen JederVolkswirthkannberechnen, daßdieBevolkerung dieserStaaten trotzallersonstigengünstigenVerhältnisse, nichtauf20,jakaum einmalauf10Millionensichver- mehrt haben würde,wenn sievon jehereinFriedens- beernachdenGrundsätzenunserergegenwärtigenRe- gierung gehalten hätten.

3) Jedermannbegreift,daß diesezehnMillionen viel ärmerseinwürden alszehnMillionen derheutienBe- völkerungunddaher auchviel zu arm»um seblstnur

400 Millionen Thaler statt4000 Millionen surden Kriegaufbringenzukönnen; ja,sie hätten vielleicht keine 40Millionen aufgebracht.

4) Ein noch größererJrrthumdesHerrnKriegs- Ministersaberist es,wenn erbehauptet, daßin Ame- rika durchein großes«stehendesHeerdieRebellion schonimKeime ersticktworden wäre. Denn gerade dasUmgekehrtewäre derFallgewesen.Gerade mit Hülfedes stehenden Heeres»würden dieRebellen alsdann denSiegüber die Re ierung davongetragen haben.JnAme-rika nämlichetrachtete«dieRegierung desPräsidentenLincoln esalsire ersteundhöchste, jaimGrunde alsihre einzigePicht,dieVerfassung, dieGesetzeund dieFreiheitdesLandes unter allen Umständenaufrechtzuerhaltenundsiegegenalle ihre FeindemitallerKraftzuvertheidigen.Dagegenführ-

tendiesüdstaatlichenJunker-nichtsAnderes im Schilde, alsdieVerfassungunddieGesetzeumzustürzen,weilsie mit derVerfassungundmit denGesetzen nichtmehr langedieHerrender schwarzenSklaven unddie Ge-

bieterüber dieeinfachenBürgerundBauern desSü- dens bleiben konnten Wenn sieunterihresGlei en waren, nannten siedieseBürgerundBauern auch nichf andersals den ,,armen weißenSchund«(the poor

Whjte tkash)-«Diese Junker waren es,welchedie meistenundwichtigstenStellen indemglücklicherweise

nur 16,000Mann starkenstehenden Heeremit ihren Anhängern,Freunden undVerwandten besetzthatten.

Darum sieldiesesHeer ja auchvon der Reierungab undtrat sofort aufdieSeite derRebellen Zgäkedas- selbe alsoimVerhältnißebenso starkgewesen,wiedas FriedensheerinPreußenesist,nun,sowäreja a

offenbarnichtdieRebellion, wiederKriegsminister meint,sondernes wäregeradeumgekehrtdieRegie- rung, undmitihr,wiedieDingeinAmerika stehen, dieVerfassung,dasGesetzund dieFreiheit des VFlkesunterdrückt worden." FreilichwürdedieseUnter-

druckungauchnur einekurzeReihevonJahren gedauert haben,iseineneue Revolution dasalteRechtunddie alteVerfassungwiederhergestellt hätte;aber dasLand wäre untergänzlichverarmt, währendesheute trotzder 3500 bis4000 Millionen ThalerKrie skosten immer nochein vielreicheresLandistalsPreuåenund Deutschlandtrotzeines kaumunterbrochenenfunfzigjäh- rigenFriedensessind.

Bemerkenwirnoch,daßbeiuns leidersehrviele Mitgliederderfeudalen Parteinoch heutediesüdlichen Junker als ihre Herzensfreunde betrachtenund daßdie Redaktionj ..der ,,Krenzzeit»ung«-.nochvor wenigTagen (No. 111)demneuen PräsidentenderVereinigtenStaa- ten,undalso dochgewißauchdemsonstvonihr so hoch gepriesenenpreußischenKriegsministergeradezudasRecht abgesprochen,die üdstaatlichenJunker ,,Rebellen«zu nennen.

Politische Wochenschau.

Preußen. Das Abgeordnetenhaushat sichinseinen letztenSitzun«envorzusweise mitdeneinzelnen Theilendes Budgets bes äftigt. eiGeleenheitder«Berathungdes Etats derdirektenSteuern woteeine großeAnzahlMit- gliederdieganzeGebäudesteuerabsetzen, doch ergab sichbei derAbstimmungnur eine Minorität für diesen Antrag.Es habennur 98Ab«eordnete fürdieAbsetzungdieserSteuern gestimmt.Eine ·ntwickelungunserer Ansichtüberdiesen Gegenstand finden unsereLeserineinembesonderen Artikel dieserNummer.

DieVudgetkommissionistmitihrenBerathungender einzelnenEtats zuEnde,sie hatinihrenletztenthyttzungen

denMunde-Etat erledigt Sie beschlosskm22,;«2,247 Thlr.pro1865zubewilligen,alsoum 382,;)67 Ehlr mehr alsfür1864, darunter künftig»wefallend162,323 Thlr.

Dagegen hatsie dieReorganisationsbstenpro1865 im Be- tragevon 6,892,725Thlr. (UM 1,2k)7,091 This-.mehrgls pro1864) zustreichenbeschlossenundimEinzelnenalleim Vorbericht enthaltenen Antrage,«1oz. B.dieStreichungder -9000 Thit· jährlichenGehalts TüreinenbesonderenGouver- neur von Berlinu. s.w.genehmigt. »

DieKommission, welchederHandelsvertrag zwischendem ZollvereinundOesterreichvorberathen hat« hat sichmit13 geen6Stimmen fürdieGenehmigungdesVertragesaus-

gesprochenWirhaben unsere Leser wiederholt ausdieBe-

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denkenall »Hm kma t,welche wir egeneinzelneBe-

stimmunggndesVekgtkageckhegen,undwfrdenken, daßbei der DebatteimAhgeokdnetenhausedieseBedenkendenvollen Ausdruck studen,undaufden BeschlußdesHauses ihren EinflußausübenwekPekLDleManne-Vorlage istvon der Kommissioneinstimmigverworfenworden.

SchleswigsHvlsteimJn der Kieler Hafenfrage läßt dieEntscheidngUvchlmuierauf sichwarten. Vondereinen Seite wirdbehauptet, daß Preußenentschlossensei,nichtvon seinenForderungen abzugeben,unddaßkeineeinzigederan-

geordnetenMaßregelnrückgängig gemachtworden sei,und vonanderer Seite wirdeinNachgeben seitensdespreußischen Kabinets gegendieForderungen OefterreichsalsThatsache verkündet.-——AufdenZusammentrittderStände istman

fehr espannt;sosehrman sich auchin Berlin undWien bemü t,denselbenvonvornhereineineuntergeordneteBedeu- tungbeizulegen,so ist dennoch anzunehmen,daßdieselben gleichvon vornhereineinesehr wichtigeRolle spielen werden, welchesich noch dadurch steigernwird, daßsowohldasöster- reichischewiedaspreußischeKabinet versuchenwerden,sie fürsichzugewinnen. « ,

Harmonie«JnderzweitenKammer hatderAbgeord- ueteR.v.Bennigsen, unsernLesern gewißbekannt als derVorsitzendedesNational-Vereins, gedroht,denAntrag aufMinister-Anklagezustellen.Den RechtenderStande eFltilegemhattenämlichdieReierung fasteinehalbeMil- lIVUzurVermehrungdes Eienbahnbetriebsmaterialsver- wandt, ohnezuvor der ständischenGenehmiung sich·zu versichernoderau nur dieständischenEifenbcighnkommissare

zubefragen.Es aminFolge dessenzwischendemFinanz- ministerunddemFührerderOppositionzuscharfemWort- wechselund alsdererstere HerrinAussichtstellte, daß vorkommenden Fallesgenauebenso verfahren werden,er- klärteR.v.Benni sen,dgåalsdann denStänden nur die

Minister-Adlereürigbleenwerde; Die ammer be-

schloßeine charseRüge des Verfahrens der Re- gierungHessen-Datmstadt.undfeierlichenProtestDieerstegegenKammerWiederholungenhatdemBeschluß derzweitenKammer, nach welchemderMinisterpräsidentvon DalwigkinAnklagezustand versetztwerden sollte, ihre Zu- stimmungBayern.versag.erKönig hatdenKammern einvollständi- gesAmuestlegesetzvorgelegt,durchwelchessämmtlichenPersonen,

dlesichMdenJahren1848und49politischerVergeheniudek wie esvielfach

Benanntwird, Verbrechen)schuldiggemacht haben, straffreie ückkehrbewilligtwird. Auchden Militär- personen, welche sichimJahre1849 in derPfalzbeidem

AusstandezuGunstenderFrankfurter Reichsverfassungbe- theiligt haben,ist durcheinenGeneral-PardonvolleVerzei- hung geworden.

Oeftetteich.Man erwartet innichtallulangerZeitdie AuflöfungdesReichsrathes.Gleichdaraufoll derungarische

exuzxågeinberufenwerden, undwilldieRegierung jetzt,wie

-erntli i r

«

it herzustellen.fchversuchen,ene Vesohnungm Ungarn

EnlllqndsJndiesemLandebeginnteinevoraussichtlich felgeuschwekeBewegungEsbildensichVereinezurErrei- chungdesaqgememenStimmrechtesunddergeheimenAb- stimmungbei den»Wahlen.Letzteres ist besonders dringend nothwendig-dadieBestechuuen bei denWahlen oftganz UUlCU barsind,undman einieht, daßdenselben nicht durch

.aeU-sondernnur durchdiegeheimeAbstimmungein Ziel gesetztwerden kann.

, Neidern-tunDieArmeederSklavenstaatenistjetzt bisaufeUUgewenigevereinzelteKvkps vernichtet,und an

einWiederaufflackernderRebellionist nicht mehrzudenken.

Wieesheißt,habensichdieBeweisegefunden, daßderPra- sidentderSklavenstaaten,J.Davis andemKomplottzur Ermordung Lincolns betheiligtwar-

DieBudgetsTheorie desAbgeordneten Gnetst.

Die Verhandlungüber die Gebäudesteuer,dieainletzten Sonnabend imAbgeordnetenhaiisestattfand,hat,wiebeider BanksrageundbesondersbeiderFrageüber·Zinsgar»antieen fürEifeubahnen,einetiefehende Spaltung inderliberalen Partei gezeigt.Jn.dersank-undZinsgarantiefragewaren esabervorzuI sweisenur Zweckmäßigkeitsgründe.welcheeine AnzahlvonMitgliedernderliberalen Partei bewogen, sich beiderAbstimuiun vonderParteiselbstzutrennen. Alle

waren über das rinzipan sich einig,und nur darüber

herrschteeineMeinun s-Verschiedenheit,obdasPrinzip gerade indiesemFallezutreffeundsomit angewandt werden müsse odernicht.IneinemsolchenFalledarfman erwarten,daß einespätere Diskussion,vielleicht bei eineinandernFall, eine AusgleichungderMeinungen herbeiführt.Bei der Tren- nungaber, diedurchdieAbstimmunginderGebäudefteuer stattgefundenhat,istdasVerhältnißleiderein anderes. Hier sindes zweisichbestimmteinander gegenüberstehendeAuf- fassungendeswichtigstenRechtsderVolksvertretung,undso- mitdesLandes,welchedieTrennung herbeigeführthaben.

AufdereinenSeite stehtdieMeinung, daß auchderEin- nahm-Etat unseresBudgetsregelmäßigbewilligtundfest- gestelltwerden müsse,vermögedesBudgetrechts, welchesdie Verfassungvorschreibt,damitderselbeeinegesetzlicheGeltung habe. Diese MeinungwurdebeiderVerhandlungvon denAb- geordnetenFreiitzel, Waldeck,Loewe-Calbe undSchutze-De- litzschvertreten. Aufderanderen Seite dagegen sagtman, daßeinmal bewilligteSteuern einfüralle Malfestgesetzt seien,wenn sie nichtsogleichausdrücklichnur füreine be- stimmteZeitbewillisgkcseien,und daraus folgertman denn,

daßnichtdiebloßesichtbewilligungdesAbgeordnetenhauses siebeseitigen könne,sonderndaß sie ebenso, wie sienur ein-

«efühi«twerdenkönnendurchdieUebereinstimmungderdrei

cFaktorenderGesetz ebung, auchnur wiederaufgehobenwer- den könnendurchdiefelbeUebereinstimmungdieser drei Fakto- ren. DieseMeinungvertraten dieAbgeordneten Stavenha- gen,von CarlowitzundbesondersinausführlicherDeduktion derAbgeordnete Gneist.Nach dieser Theoriewürdealso eineSteuer-,die einmal eingeführtistunddiesichvielleicht geradedemHerrenhauseempfiehlt,immerfortbestehen,wenn sich auchdasAbgeordnetenhauslängstüber denJrrthum aufgeklärt hätte,denesbeiderAuslegungderSteuerbegangen.Wenndie Jerfassungwirklich dieBestimmungenthielte, daßdie Ueberein- stimmungderdreiFaktorenauchnothwendig sei,umeine Steuer abzuschaffen, so hießedasin derThat nichtsweni- gerzals dieeininal bestehendenzuverewigen.Nur eine großeVerfassungs-Veränderungwürdedann eineAussicht gewähren,eine Steuer wiederloszu werden« .« «

DieseAuffassungistum so gefåhklfch21·-als WlkMBuck- lichkeitseitderEinführungderVerfassng Wohl«UeUe«Sereku dazubekommen haben, aber noch-nieujalsezaewieder los gewordensind.Denn daßeinMinisteriumniezu viel Ein- nahmen hat,nievondiesenEinnahmenwiederetwasaufgebenzu könnenglaubt, habenunsIvvhlquekeeigenen cdjifahltuugen gezeigt.Wenn alsoaucheUFUJUlMS»AbgevedaeteuthssIFUd

dasHerrenhausinderVefelkliiuugeiner Steuer übereinstim-

men sollten, sowurde»dasMiniterium alsVertreterder Kronewahrscheinlich»Nein« dazuagenunddann bliebe die.

Sachewieder beimAlten. «

DerAbgeordneteGneistund seine Anhängervergesse-U

(4)

dabeinur ganz, daßdieVerfassungdem

Abgeordnetenhlause

eine bevorrechtigte Stellung gerade beider Feststeung des Budgets, d.h.alsodes Einnahme- und Aus- gabe-Etats angewiesen hat. Das Herrenhauskannvon den EinzelnheitendesBudgets,wiees dasAbgeordneten- hausfestgestellthat, Nichts mehrverändern. Es kann das vom Abgeordnetenhause ihm überreichteBudgetnur imGan- zenannehmenoder verwerfenz Selbstdiekühne Theorie desFinanzministersvon Bodelschwingh,nach welchererfür die Krone auch nocheinbesonderes RechtderZustimmung zumBudget beansprucht, geht doch auch nicht weiter-,alsdaß dieKroneg·leich»demHerrenhauseeinallgemeinesRecht hat,

»Ja«oder»Nein«zudemBudgetzusagen,wieesihmvon beidenHäuserndesLandtagszukommt.Jn Wirklichkeit ist javon·einemsolchenRechtgarkeine Rede. DieVerfassung, ivelche in«allenGeldangelegenheitensehr ausführlichist, spricht davon mitkeinemWort und esgehörenunsereganzwun- derbarenZustände dazu, daß überhauptJemand aufeine solcheIdee kommenkann. Derwirkliche Sachverhalt, wie erderVerfassungentspricht, istnun aberder: Das Mini- sterium legtdemAbgeordnetenhausedenEinnahme- und Ausgabe-Etat vor und das-Abgeordnetenhaus setzt,in VerhandlungmitdemMinisterium,die Einnahmen und Ausgaben imEinzelnen fest.Das Recht,alleAusga- benimEinzelnenfestzustellen,mitAusnahme derjenigen,zu welchender Staat durchbesonders eingegangene Verbindlich- keiten, die nichtmehrzulösen sind, schon verpflichtet ist, bestreitet wohl eigentlichNiemand. Weil ebeneinsolches Recht des Abgeordnetenhauses allgemein vorausgesetzt ist, deshalblat man es dem Charaktereinesmonarchischen Staates fürangemessenerachtet,eine Ausnahmedavonzu machen,nämlich die ZivillitedesKönigEsmitAllem, was

dazugehört,einfüralle albeider hronbestetgungfür dieLebenszeitdesMonarchenzubestimmenundnichtwieder injedem Jahre beiderBudgetverhandlungdarauf zurück- zukommen. Diese Ausnahme beweistdieRegelganzdeutlich.

Wasnun aberfür dieAusgaben gilt, gilt unzweifelhaftauch für dieEinnahmen,wenn nichtdievon derVerfassung demAbgeordnetenhausebestimmt gestellteAufgabe,denEtat, d.h. EinnahmeundAusgabe jährlich aufGrund einervon derRegierungzuniachendeiiVorlage festzustellen,inBezug aufdenEinnahmeetatzueiner inhaltslosenodergeraden sinnlosen Formwerdensoll. Wozu ist überhaupteineFes

stellungeinesEinnahmeetats nothwendig,wenn die Steuern bleiben, wiesie sind,so lange nichteineigenes Gesetz,das durchdieUebereinstimmungderdreiFaktorenderGesetz- gebungzuStande gekommenist, dieselbenverändert?

DieAufgabealso,welchedieVerfassungdemAbgeord- netenhausefur dieBudgetverhandlung überhauptstellt,und diebevorrechtigteStellun insbesondere,welchesie demselben dabeizuweist,zeigendeutlich, daßdieAuffassungdesAbgeord-

netenGneistvondemeisernen Bestand der Steuern

eineirrthümlicheist,weilsiedeinGeist,wiedemWortlaut derVerfassungnicht entspricht.

DieWahrheit

Esist eineigenes DingumdieWspcthrheihbesonders in unsren Tagen.Sieverstehtesnicht,si in gefälligeFor- men zukleiden,sondernsienenntjedesDingbei demrechten Namen. Dakommtesdennleichtvor,»daßsieAnstoßer-

regtbeiDeneii, welchedieGewalt inHanden haben. So

-

habenwirerstvor kurzemgesehen, daßinFrankreichein«

Schriftsteller,welcher seineraufrichtigenundwahren Meinung überdenKaiser NapoleonWorte verliehen hatte,zueiner

-Gefängnißstrafevon fünf Jahren verurtheiltworden ist.UUd dieGefahr, welchedemfranzösischenSchriftsteller droht, sie schwebt nach unsern Gesetzen auchüber demdeutschenSchrift- steller,dessen Ansichtendenen derRegierung schroffgegen- überstehen.Schilderter ingraden, schlichtenWortendie Zustandedes Landes«so,wiesie ihm erscheinen,so wird et

ggrleicht·seine.SchriftenderGefahr aussetzenvon denBe- )ordenmitBeschlagbelegtzuwerden, soda, sieNiemand zulesenbekommt,und ersoseinen Zweck,das Volkaul dasaufmerksamzumachen,was nachseiner Meinung ge- ändertwerden muß, gewißnichterreicht.

. Durchsolche Verlältnisseistin diesemAugenblick die liberale

Presseziemli lahm gelegt, währenddie«reaktionäre Presse sichreiwieeinFischimWasser bewegenund das Land mitihren falschen Darstellungen unsrerVerhältnisse iiberschüttenkann. Esbleibt nur nocheinPlatzimLande übrig,von welchemausdieganze, ungeschminkteWahrheit gesagtwerden kann. EsistdieRednertribüne desAbgeord-

neteBausgsir ankenesunserenAbeordnetenvon aii«em .eren,

daßsiesichdesalten, wahrengSatzes:,,jedengedchtlgrzeift

eine Pflichtinsichundvor Allem diePflicht,dasRe tzU brauchen«wohl bewußt sind. Nicht umsonst hatdieVer- fassung den AbgeordnetenStraflosigkeitfür alle irrt-Ab eokds netenhause gethanenen Aeußerungengewährt.DieS prcr unsres Staatsgrundgesetzes haben wohlerkannt,wieesfür diefreie BerathnngdergesetzgebendenVersammlung,welcher auch nochdieBeaufsichtigungdergesammtenStaatsverwal- tungübertragenist, durchaus nothwendigwäre, daß-ihre

»Mitgliedersürdie imSchooßederVersammlung gehaltenen

Redgeöinikhtdviiranätzwortlichserieuaen. eitun s emachtreiberri werdeni ab können.d" · it

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turlichehr, daßdieLugengewebe,mitdenen sieden Sinn unsresVolkes zuumspinnenhoffen, durchdiefreienWorte derAbgeordnetenserrissenwerden. Sie schreiendaherüber parlamentarische ZugellosigkeitunderklärendenZustand, daß imAbgeordnetenhaufedieDinge täglichbeimrechtenNamen genanntwerden,für»unerträglich«undsprechendie Ueber- zeugung aus, »daß diesem schreiendenMißbraucheeinZiel esetztwerde«und»vertrauen,dieRegierungwerde dieser usi abeihre ernste Fürsorgezuwenden.«

aswollendenndiese Herren?

Wollen siedie

Staatsregierunganreizen, auchimAr- tikel84derVerfassungeine ückeaufzusinden2

Das wirdNiemand verkennen,wiebequemesfürdie Feudalpartei wäre,wenn esgelängedieAbgeordnetenmund- todt zumachen.DieIdee istdaherauch schonfrüherauf- getaucht.Jm Jahre1853 versuchtees derMinisterdes Innern,von Westphalen,denAbgeordnetenAldenhovendes- halbvor Gerichtzu belanen,weilerindemAbeordneten- hauseerklärthatte, »derinisterhsbeUTAllem stichtan Sr. MajestätdenKönig wissen-suchdle»Unwahrheitge- sagt.«Das GerichtwiesdieKlagezurück.So würde

esauch jetztkommen. DieRichterwurdenaußerStande sein, denArtikel84derVerfassngzUIgnoriren.

Darum sind auchdievon uns angefürtenRedensarten derfeudalenBlätter nur Worte, ni ts als Worte undwerden an solchebleiben. Das Volkaber wird sich durch ihr Geschreiüber »dieZuellosigz keitder Abgeordneten nichtbeirren lasen. Es iliebt einfreiesWort und ist selbstdaran gewöhnt, dieDingebeim rechtenNamen zunennen.

DruckundVerlagvonFranz Duncker inBerlin. —- VerantwortlicherRedakteurnnd-herausgebenDis.G.Lewinftein inBerlin.

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