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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 2. September, Nr 35, 1865

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JW35. Sonnabend, 2. September. 1865.

· ie

Verfassung

Wechenbcattsitedas Weile

Erscheint-IstSonnabend. PreisvierteljährlichbeiallenPreuß. Postanstalten 472 Sile-sbeidenaußerpreußlschenPHanstalteu

73X4Sgr·,inBerlin beiallenZeitungssSpeditenren incl.Botenlohn6Sgr., inderExpedition,MohrenstraßeNr.34, 4!,X2Sgr.

JnseratedieZeile8Sgr.

Aufewig ungetheilt, hießdieBedingung,unter welcherdieHerzogthfmxer Schleswig-HolsteinsichdieHerrschaftderDanenkonige gefallenließen. Und langeZeit wurde dieseBedin- gungvon denDänen treu erfüllt Auch sonstwar das dänifcheRegiment nicht schlecht.An derSpitzedes KönigreichesstandenmeistindenHerzogthümerngeborene DeutschealsMinister,diedeutscheSprachewar die herrschende,dieVerwaltungderHerzogthümerwar fast selbständigunddieAbgabenniedrig.

Dies solltesichmit einem Male ändern. JtuJahre 1845 versuchtees derdrittletzte Königvon Dänemark zuerstdieZusammengehörigkeitund Selbständigkeitder Herzogthümeranzutasten.Als dann späterimJahre 1848 seinNachfolgerdieRegierungsgewalteinerganz fanatisch gesinnterallesDeutsche hassenden Parteiüber- ließ,deren Streben dahinging, Schleswigganzdänisch zumachen,daerhobensichdieHerzogthümereinmüthig und-griffenzudenWaffen DeutschlandUndPreußen all lelssee SpitzekamenihnenzuHülfeund vertrieben diedDanennach mehreren blutigenSchlachtenausdem Lan

Alsessichjedochherausstellte,daßdasdeutscheVolk nichtximStande war, dieFreiheitsbewegungimFluß zuerhalten,inallendeutschenStaaten an Stelle der liberalenreaktionäreRegierungengetretenwaren, da fingdenletzterenan dieSachederHelzogkhümerzur LastzUwerdenundnamentlichdasallmälichwiederer-

stakkteOesterreichverlangtegebieterischdieAuslieferung derHerzogthümeran Dänemark,weil es nichtdulden wollte-dflßPreußeneinen vorwiegendenEinflußin Norddeutschlandbehielte

JUPreußenregiertedamals auchbereitsdasMini-

steriumBrandenburgwelchesam 2.Juli 1850 mit DanemarkFrtedengeschlossenund seineArmee aus Schleswig-Holstemzurückgezogenhatte. Inzwischenwar VPURen»HerzogthümemselbstunterPreußensAnleitung

etn tuchttgesHeergeschaffenworden, welches wohlim Stande

war,die DänenzubekämpfenAuchdies wollte Oesterretchnichtdulden. InDeutschlandsolltederalte

DeutscheBundundinSchleswig-Holsteiudasdäuische Regimentwieder hergestelltwerden.

Der,nachdeminzwischenerfolgtenTodedesGrafen Brandenburg,an dieSpitzedesMinisteriums getretene Generalvon RadowitztratdiesenvonOesterreichdrohend gestellten Forderungenentgegen Von beiden Seiten wurde gerüstet;kurzvor BeginnderFeindseligkeitener- hieltvon Radowitz seineEntlassungund deran seine Stelle getretene Ministervon Manteusselschloßam 20.November 1850 mit demösterreichischenMinister FürstenSchwarzenbergdiefür Preußenso demüthigende Uebereinkunftvon Olmüsn

Ju Folge derselbenrückteim Februar1851 eine starkeösterreichischeArmee inHolstein ein, nachdem ihr preußische Pionire eine Brücke über die Elbe hatten schlagen müssen. Das schlcswig- holstein’scheHeerwurde entwaffnet,und dieLandes- versammlung, sowiedieStatthalterschastaufgelöst-.

Endlichwurdeam 8.Mai 1852 durchdassogenannte

LondonerProtokolldiedänischeundschleswig-holsteiuische Erbfolgegeändert,und der gegenwärtigeKönigvon

Dänemark mitUebergehungvon sechsoderstehen«-näher berechtigtenErben zumKronprinzenvon Dänemarkund Erbprmzeuvon Schleswig-Holsteinernannt. Dieser Vertragwurdevon denGroßmächten,Dänemark und

SchwedengeschlossenGültigeKraftkonnte ernatürlich nichthaben,denn dieVertragschließerhatten nichtdas geringsteRecht,über dasRechtDritter ohnederenZu- stimmungzuverfügen.Erzeigtesich,auchVDUHause aus alsUnkrästig

Die dänischeRCSIEVUUSWAIJ Wie wirneulichnacl)wiesen,aUßerStand-e-dasEskbfolslegesetz- welchesdurchdas Londoner Protokollangeblichsanktionirt war,indenHerzogthümernrechtsgültigzupubliziren Außerdemverhindertedie»atlderSpitzeder dänischen Regierungstehende fanatische Partei dieErfüllung der Versprechungenzu»GunstenderHerzogthümer,welche Preußen,Oesterreichund derDeutscheBund indem Friedenvon 1852 ausgemacht hatten.

Von 1852 bis1862, alsozehnJahre lang,wurden dieHerzogthümerausalleWeisegequältundgedrückt.

Nichtsdesto weniger gelangesdenDänen inkeiner

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Weise, ihre oftaufgelöstenStändeversammlungenzur Anerkennungdes dänischenThronfolgegesetzesundzum Aufgeben ihres RechtesaufeingemeinsamesRegiment zubringen.

Dadie Dänen sichan keinender mit denanderen MächtengeschlossenenVerträgekehrten,so hörteder Streit derdeutschenRegierungenmit demKopenhagener Kabinet nichtauf. Die hin-und hergesendetenDe- peschenfüllenganzeBände;aber dieDänenkehrtensich inihrem Uebermuthean garnichts.

Dastarbam 15.November1863 unerwartet der König FriedrichVII. vonDänemark,derletztezugleich in Dänemark und denHerzogthümernerbberechtigte Fürst.SeinNachfolgerin Dänemarkbestiegdendänischen Thronund genehmigtesofortein neues Verfassungs- gesetz,widerWillen durchdiesein Schloßumlaernden Volksmassendazugezwungen, welchesdie Re teder HerzogthümerundDeutschlands aufdasSchwerstever- letzte.Die Grundlagedes Londoner Protokolls, auf welchesersichstützte,waren nemlichdie mit dendeutschen MächtenvorhergeschlossenenVerträge.Dänemarkhatte sichnemlichin diesenVerträgenverpflichtet:weder Schleswig in das dänischeReicheinzuverlei- ben, nochdieRechteHolsteins und Lauenburgs zu schmälern.Durchdieneue Verfassung,inwelcher dieEinverleibung Schleswigs ausgesprochenwar, war alsodemLondonerProtokoll seinenothwendigeundvon ihm unzertrennlicheVoraussetzung entzogen.Der neue König von Dänemark hatte sich also selbst auch des letzten Scheines eines Anrechtcs auf den Thron derHerzogthümerberaubt.

Was inFolgediesesEreignisseseintrat, habenwir nichterstnöthigunsern LesernindasGedächtnißzu- rückzurufen

DiepreußischeRegierungwar moralischverpflichtet, sichderHerzogthümeranzunehmenSie thates;aber leider nichtinder von allen Patrioten gewünschten Weise Statt mitderdeutschenBewegung,gingsiemit OesterrcichindenKampfund als derKriegmitDä- nemark glücklichbeendetwar, dahattendieHerzogthü-

mer anstatteines zwei Herren. Ja sogarno einen Dritten,denErbprinzenvon Augustenbnrg,wechen sie selbst habenwollen.

DaßeinsFlchesVerhältnißaufdieDauer nicht haltbarseinwurde,ließsich leicht voraussehenDer eineMitbesitzergin»nach rechts,derandere nachlinks, undvorKurzemsagesgarsoaus,alsob derzwischen ihnenentbrannte Streitineinen Kriegausarten werde.

Schließlichistnun docheineEinigungerfolgt. Eine Einigung,welcheleideraberauchkeine Dauerverspricht, denn sie isteben keineendlicheAbmachung, sonderneine solcheauf Zeit. Wie dieschließlichestaatlicheGestal- tungderHerzogtümer werdensoll,dasliegtim dunk- lenSchoßeder uluuft. Eins aberistleider nur zu klar: Die Herzogthümersindgetheilt.

WenndieseTheilungauchnur einevorläufigeist, sokönnen wir uns doch denken,wie dasHerzeines

jedtentseinerBewohnerbeidiesemWorte schmerzhafter- ziter.

»ZwanzigJahre haben siemitdenDänengerungen, gekampstund von ihnendasSchwersteerduldet,um dieseTheilungvonsich abzuhalten,undnun sindesihre Blutsveuvandten,welche sie doch diesem Looseunter- warfen.

Sind dieVortheile,welche unsereRegierungdurch dieUebereinkunftmit Oesterreich erlangt hat, wirklich so groß,daßes gerathenwar,denHerzogthümemdie- sesBitterste anzuthun?

DarüberwollenwirindernächstenWochereden.

Politische Wochen-schau Preußen.DieUebereinkunftinGastein ist jetztbereits vondergesammten Tagespresseerörtert undnachallenSeiten beleuchtetworden. AlsdasAktenstückindieOeffentlichkeit trat,ertöntengleichzeitiginderRegierungspressedieFanfaren imvollenChor,unddazurselbenZeit in derunabhängigen österreichischenPresse, welcheauf dasneueMinisterium Maj- lath-Belcredimit großemund gerechtemMißtrauenblickt, förmlicheJereminadenlautwurden,hatteesfüreinenAugen- blickwirklichdenAnschein,alsob dieUebereinkunft gleich- bedeutend seimit einem glänzendenSieg derpreußischen Diplomatie. Aberauchnur füreinenAugenblick!Alsman sichdieeinzelnenArtikelderAbmachungvon Gasteinnäher besah, mußteman unwillkürlichfragen: JstdaseinSchritt zurErfüllungderpreußischenFebruar-Forderungen,vonwel- chendieOfsiziösenfortundfortbehauptet hatten,daßnie- mals auchnur einJotavon denselben nachgelassen werden dürfe?«WelchessinddenndiegroßartigenZugeständnisse,die wir vonOesterreicherlangt haben? DiePolizeiunddas Komuiandoüber den KielerHafen,bisderselbe Bundes-

hasenlärt:Preußen sei »imwird! Hr.v.RoonBesitz«hattedesHafensaberin derundKammersei entschlos-er- sen,,im Besitz«desselbenubleiben. Und dasistetwas

anzAnderes,alswas jetztinGastein stipulirtwurde. Preu-

genhat fernererlangt:das

Mitbesatzungsrechtin Raide-

burg, bis zur bundesgemäßen egelungder Be- satzungsverhältnisse.Preußen erhältfernerdasHerzogthum SchleswiginprovisorischenBesitz, mußdafüraberH olstein, denHauptsitzder angeblichenaugustenburgischen,,Neben- regierung«,anOesterreichabtreten,undzwar deshalb,damit (wieesinderEinleitungderGasteiner Uebereinkunftheißt) die bisjetztdortvorgefallenen»Unzuköuimlichkeiten«vermieden werden. Preußen darf fernereineEisenbahnvonLübecküber Kielnach Schleswig, sowiedenNordseekanal bauen,ohne Anspruch auf HoheitsrechtebetreffsderBahnzu·machen.Es darf,,Unterhandlungenanknüpfen-«wegenVettrittsderHer- zogthümerzumZollvereinzesbekommt zweiEtappenstxaßejlz

eserhält Einen TelegraphendrahtzurVetblUdUUgmitKiel undRendsburgunddarf preußischePostwagendurchHolstein gehen lassen.Das sinddiegroßattlgellVortheile,diePreu- ßen erreicht hat, und dabei habenofsiziöseBlätter Uvch die Naivetät zubehaupten,derEntwurfzurUebereinkunft seivon Herrnv.Bismarckausgesetzt;sie glaubendamit nämlich unseremMinisterpräsidentenein Komplimentzu machen. (Wirschalten hier ein, daßdas GFkUchHHerrn v.Bismarck seialsBelohnungfür seine Thatigkeitinden letztenMonaten derGrafentitel verliehenworden,nochkeine Bestätigunggefunden hat. DadasProvisorium dochnicht ewig (oderum einen welschenAusdruck zu ebrauchen)»bis ansEnde allerDinge«dauern soll und ann, sowerden

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alsbaldodrinkurerZeit dieVerhandsungenwegeirdes

DesinitivunisbeginnetzimlsIsseUsUnddesdurfteessichzeigen, alle jeneverklausullttekl-V1·)rthelle«Preußensebenso viele Fallen undSchlingensind,dieuns unserlieberAllm- iergelegthat. Weiter:währendwirbeidenletztenVer- handlungenesnur mit Oesterreich zuthunhattenund die mittelstaatlichen Staatsmänner, soweit sie UbethauptinBe- tracht kamen, sozusagenamMusikantentischesaßen,werden künftigdieHerrenv.Veust,v.d.Pfordtemv.Varnbüler,

v.Dalwigku.s.w.eingroßesWortmitzuredenhaben,denn

—- wir habenuns- jawegenKiel’sundwegen Rends- burg’sverpflichtet,mitdemBundestag zu· unterhandeln. Kurzund gut, wir sehenm der GasteinerUebereinkunft nichts,was unszumJubeln veranlassenkönnte.

Komischerscheintesuns nun, wenn wirhierundda lesen, daßPreußen seinerseitsauch Zugeständnisse»an Oesterreich gemacht habe, namlich fürdieVortheile,

dieOesterreichuns bewilligthat. lindan der Spitze«der aneblichen Zugeständnissein angeblichen geheimenArtikeln

soll das Aufgeben des Handelsvertrages mit Jtalien stehen.Wirglaubendasnun undnimmermehr!Da denken wir dochimmernochzu gutvonunserenStaatsmannern.

WasmitLauenburg geschehenwird, isteine Frage,mit dersich Vielebeschäftigen.DerLauenburgbetreffendeArtikel derGasteiner Uebereinkunft hatinderfranzosischenundeng- lischen Presseeinen wahrenSturm hervorgerufen.Die dortigenBlätter (undauchdiepreußischenstimmendamit überein,wenn sie ihreAnsichtenauchingemaßigterer·Foriii aussprechen müssen)könnenes nichtbegreifen, daßinder zweitenHälftedesneunzehnten Jahrhundertsüber Land und Leutedisponirt werde,ohnedieseLeuteum ihre Ansichtzu befragen.BeidenAnnexioneninJtalien undFrankreich, fernerbeiderUmwälzunginMexiko hat stetseine Volks- abstimmung stattgefunden,undesistleichgültig,obbei diesen Abstimmungenmitunter etwas Menchliches passirt ist.Die Leutekonnten sich doch wenigstenseinbildenzdaßman sie befragt habe. Ob nun Lauenburg förmlichsinPreußen einverleibt werdensoll, scheintnoch nichtganzgewiß;man hört wenigstensnochkeine Silbe voneinernahen

Einberufung

der Kammern, währenddieVerhältnisseinLauenburgdo in kürzesterFristgeregeltwerden müssen.»EinePersonal- Union mitPreußen (welchedieFeudalenzuwunschenscheinen,

um dem neuerworbenen Ländchenseineurfeudale»»Perfassung«

zubewahren) scheintuns nichtrecht wahrscheinlich,ebenso wenigeineselbstständigeKonstituirungdesHerzogthumsunter demPrinzen FriedrichKarlvonPreußen.Derthatenlustige Prinz,meinenwir, möchtesichalsRegenteinessolchenLiliputs Staates von noch nichtvoll 50,000»Seelen« nicht sehrbe- haglichfühlen. ·

Dievon derRegierung berufene KommissionzurBe- rathungderArbeiterfrage hältfleißigSitzungen. Daßetwas

Rechtesdabeiherauskommenwerde, eweifelt manmitRecht, namentlich seitman weiß,daßein eil derMitgliederaus derKlassederArbeitnehmeraus denkonservativenVereinen Ihrer Heimathsorteausgewähltwordenist. Gleichdererste VeschsußderKommission,wonachdieAufhebungder Koalitons- beichmnkungm the alle Bedingungenmit 19 gegen 15 Stimmen abgelehnt wurde, zeigte,wasman zu erwarten hat.

DasAbgeordnetevhaus,we1chegdochschließlichdieEntscheidung trifft bedarfsolcherGuiachteunicht.—- Schulze-Delitzsch, DenIMM sUdieserKomplissionnicht eingeladenhat, feierte mZwischenglänzendeTtmmpheinStettin, wo er dem

.Beteinstag der deutschenGenossenschaften prä- Vlkke-und verweilt setztin Nürnbergals Mitglieddes VolkswirthschaftlichenKVngesse8«(Am ersten Tage,

28.August, beschloßdieser Kongreß einstimmig: »Der Kongreß empfiehltden baldigsten AbschlußeinesHandels- vertrageszwischendem KönigreichItalien und deinZoll- verein,durchwelchen letzterer dieRechtedermeistbegünstigten NationenaufdenitalienischenMarkt erwirbt.)

Der56.GeburtstagunseresSchulze-Delit3sch wurde am 28.Augustvon demBerliner Arbeiterverein durch ein sehr schönesFestundauchvon denHandwerkervereinenvieler andererStädtegefeiert.

Johann JaeobtzhatamSonnabend (26. August)seine sechsmonatlicheHaftin Königsbergangetreten.ZweiTage darauf (28.August)verließFrentzel dasGefängnißin Gumbinnen nach verbußter zweimonailicher Haft Beide Abgeordnete sind bekanntlichWegenMajestätsbeleidigungver- urtheiltworden. HerrnFrentzel und seinemKollegen Dr.Bender zuEhren fUUTZin Gulnbinnen am28.Abends eingeselligegFestinderBurgerressourcestatt. Amnächsten Tageerstatteten Beideihren dortigen Wählern Jerichtüber ihre Thätigkeitwährendderletzten Kammersession.

DerMangelanUnteroffizierenin derpreußischenArmee.

EstrittinunsererArmeemitjedem Jahre fühlbarerein

MangelangutenUnterofsizierenauf,wiesichdies in neuester Zeitwiederumklar»h·ataus demUmstandeerkennenlas- sen, daßdieUnteroffizierschulenzuPotsdamundJiilichkei- neswegsuntereinem zugroßenAndrangezuleidenhaben, sonderndaß«unGegentheilselbstnachderZeit,welche als SchlußterininsurdieMeldungen angesetzt ist,vonSeiten derLandrathe·indenKreisblättern zum Eintritt indiese Schulenaufgefordertwordenist. WasistderGrund dieser Erscheinung,wiekannman ihr abhelfeuund wiesuchtman

ihr abzul)elfen?

Der Grund dieserErscheinungist wohlNiemandemfremd, der aufmerksamunserer gesellschaftlichenEntwickelungseit ernenReihevonJahren

lgefolgtist. Was vor 50Jahren vielleichtsomanchemein)ohesgewinnenswerthesZielschien, nämlich»di·eAussichtnach12Jahren angestrengtenDienstesals UnteroffizierdteBerechtigungzueinerCivilanstellungzuerhal- ten,welchebeianstrengendemDienste monatlich isbis20 Thaler einbrachte,dasist heutzuTage fürtüchtieund brauchbareMenschenkeineLockspeisemehr. ErstensFindbei dereingetretenenPreissteigerungaller Nahrungsmittel15 bis20Thalerkaumausreichendfür eineFamilie,um auch

nur aufdie allerkümmerlichsteWeiseihr Lebenzufristen.

DeßhalbwirdinderAussicht aufeinsolchesGehalt, selbst wenn JemandaufdenUmstand,dabeiindenStaatsdienst zutreten,einbesonderesGewicht legen sollte, dochnur sehr selteneinstrebslamerMenscheinenAnreiz sehen, sich dieser Laufbahn zuwidmen. Jawirglauben sogar, daßso Man- cher-derNeigunghatzumSoldatenstande,und gerneinige JahreUnterosfizierseinwürde,durchdieAussicht zurückge- schkecktwird, day, nachdema- dieJahre in welchender MenschsichgewöhnlicheinebürgerlicheStellung schafft,die seine Existenzsichert,demStaate geplerrt hats seinereiUe Zukunftwartet, derenKümmerlichkeiterimVoraus genau berechnenkann. Jnunsern Zeiten kann einfähigerundin- telligenter Mensch,und nur solchekann man eigentlichzu Unterofsizierenbrauchen, indemnachdemUrtheilallersach- verständigenMilitärsvonderTüchtigkeitderUnterofsiziete wesentlichdieTüchtigkeitder Armeeabhängt,sichmitLeich- tigkeitindenJahren,dieer beiEinschlagungderMllikäv Laufbahn als Unteroffizierdienenmuß,eineStellung schaf- fen, welche ihnund seine Familie jedermateriellenSorge weitbesser enthebt,alsjenes voraussichtlicheGehaltvon 15 bis20Thaler.

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Was nun diedurchdenEintritt indenStaatsdienstge- währteSicherheit fürdasAlterbetrifft, so verringert sichbei derimmerwachsendenBetheilignngdes VolkesandenAlterver- sorgungskasseii,Lebensversicherungen,Kranken-nndSterbekassen

U.dgl. mehrdieBedeutsamkeit diesesUmstandes immermehr undübtsiedeshalb beiweitem nirhtmehreinensogroßen Einfluß aufdieEntschließungderjungenLeuteans, alsdies nochvor einemMenschenalterderFallwar. So wärees dennleichterklärt,warum derZudrangzuderUnteroffiziers- Carriere seitdenletztenJahren abgenommen hat. Diestei- gendenPreiseder Lebensmittel,sowie diedamit ziemlich schritthaltendeNeigungdesbürgerlichenErwerbs lassendie Aussichten,welchediese Laufbahn eröffnet,nicht mehrsover- lockenderscheinen,daß sich mehralsvereinzeltePersonenfin- den, welche auf längereDauer denSchrittausdeinbürger- lichenLeben in das Militärzu«thungeneitsinds

Danun aber die Armeenothwendiger eise Unterofsiziere braucht, so muß diesemimmer mehrhervortretendenMangel abgeholerwerdenundesfragt sichnun: Wieist hierzuhelfen?

DieAntwort erscheint einfach,unddoch,wievielhängt nichtandieserAntwort, welchegänzlicheUmwandlun unserer staatlichen Jerhältnisse istnicht durcheine befriedigende Lösung dieser Frage bedingt!

Zuerstund vorAllem,dasliegt aufderHand, muß die pekuniäre Stellung der Unteroffiziere selbst verbessert werden,und dann müssen sie Aussicht haben, daßsienachderDienstzeit Posten bekom- men, welche ihneneinzumLebensunterhalt für sie und ihre Familie ausreichendes Gehalt bieten.

Dazuwäreeine Erhöhung sämmtlicher Subaltern- beamten-Besoldungen im ganzen preußischenStaate nothwendig,und man wird sicherinnern, mitwelcherEnt- ichiedenheiteinesolcheSteigerungvonderVolksvertretungbei GelegenheitderdiesjährigenBudgetberathunggefordertworden ist. DieRegierung hataber dievorhandenenMittel für nicht ausreichendzueineinsolchen Schritte erklärt,undso wirdnun dieGehaltserhöhungfür Subalternbeamte, welche niitjedemJahredringender erscheint, nochaufsichwarten lassen.Jiidiesem Punkteist also nochkeineAussicht, daß einer derGründe,welche denMangel von Unteroffizieren herbeiführen,fortfalleiiwird.

KannaberaufdieseWeise nicht schnellunddurchgreifend geholfenwerden,somußman sichnacheinemandernMittel umsehen,um einengrößerenZudrangvonbrauchbarenLeuten zu derUnteroffizierslausbahnzuerzielen.Man würde dies, darübersindAlleeinig, sehr schnellerreichen,wenn man dieSchranke aufh«ebt, welchedieUnteroffiziere von den Offizieren trennt. Man gebedenUnteroffi- zierendas Avaneement zum Offizier frei, und es wird sich,davon darf man überzeugt sein, kein Mangel an guten Unteroffizieren mehr zeigen. Wir wollenhier nichtauseinandersetzen,welcheVeränderung durch einensolchenSchritt nothwendigerWeiseindemVerhältniß zwischenVolkundArmeevorgehenmußte,undebenso wenig wollenwirdieVerhältnisseauseinandersetzen,welchesich jetzt noch einemsolchenSchrittentgegensetzenunddieVorurtheile, welchezuüberwinden seinwürden, damit endlich dieser so wiederholt gefordertennd sonothwendige Schrittgeschehen kann. Wirwollen hiernur hervorheben,wiedieMöglichkeit, sich durchAVAUCCMCMzumOfsiziereinenachvielenRichtun- genhin fürangenehmergeltendeStellungzu erwerben,für viele,ganzbesonders für solche,welcheVergnügenamSoldaten- stande sinden,einlebhafterSporn seinwird,sichdem Soldaten-

lebenganzzuwidmen und dieUnteroffizierskarriere einzu- schlagen.Eswird, darüber kannheutzuTagekeinZweifel mehr herrschen,neben einerVerbesserungderAussichtenfür denspäteren Zivildienst,vor Allem nothwendig

gin,den

UnterofsizierendieMöglichkeitzueröffnen,inder ·oldaten- lgusbahnselbsteinehöhereStellungzuerwerben,damitsich fahigeundzuUnterofsizierenbrauchbareLeutefinden, welche diese Laufbahn einschlagen.

So wärenalsodie Mittel gegeben,demMangelanUn- terossizieren--abzuhelfen,abervergebenssuchtenwirnacheinem Anzeichen,welchesdiebaldige Anwendung dieserMittel ver- küiidigi.EineVerbesserundesGehaltesderSubaltern- Beamten ist für’s Erstenochnichtzu erwarten,undauf eine vollständigeFreigebungdesAvancements zumOffizierdürfen wir auch noch nicht rechnen,nur über dieNothwendigkeit einer Vermehrungdes Soldes derUnterofsiziereherrschtkeine VexichiedeneAnsicht. Dieseallein kann aber nichtaus- reichen,undesfragt sichnun, welcheMittel dieRegierung anwendet,umdemsofühlbaren Mangelan Unteroffizieren abzuhelfen? Sie hilft sichindiesem Falle,undesist dies zur EntscheidungderFrageüber dieNothwendigkeitoder NichtnothwendikeitderdreisährigenDienstzeiteinsehrzubeach- tendesFaktum, amit, daßsie;die im drittenJahrebei derFahne befindlichenSoldaten theilweisealsUnteroffiziereverwendet.

DiesesMittel,überdessenpraktischenWerthwirsogleich sprechenwollen,isteingünstigerBeleg dafür, daßdiezwei- jährigeDienstzeit ausreicht,dennindem dieRegierungSol- daten,welche erstzwei Jahrebei denFahnengestandenhaben, zuUnterofsizierenernennt, erkenntsiean, daß dieselbenvoll- ständig ausgebildet sind, alsoeigentlichganz gut entlassen werden könnten. Würde man nun nicht vielleicht mehrek-

reichen,wenn man wieder diezwesjährigeDienstzeit-·einführte und, stattdie LeuteimdrittenJahrealsUnteroffizierezu verwenden,lieber dasersparteGeld aufeineVerbesserung derBesoldungderSubalternbeamten verwendete unddadurch dieAussichtenderUnterofsiziere fürdieZukunftverbesserte?

Daran scheintman abernichtzudenkenund man hatnun beiderjetzigenMethodedenNachtheil,daßman größtentheils nurUnterofsiziereerhält,welchenichtauf lange Zeit sichdieser Laufbahnwidmen. -Grade solchealte langgedienteUnter- offizierehältman aberfürdieArmeefür nothwendigunddem Mangelandiesenwirddurch dassetztangewendeteAuskunfts- mittelnicht abgeholfen.Umnun diesesZielzuerreichen, ohnedievon uns vorgeschlagenenMittel anzuwenden,wird von somanchenSeiten derWunschlaut,man solle das Stellvertretun ssystemeinführen. Dadurchwürdeman allerdings wahrscheinlichsehrbaldeineAnzahlvonsogenann- tenBerufssoldaten erhalten,unter welchensich wahrscheinlich auchsehr vortrefflicheUnterofsiziere findenwürden,aberwir denken, das preußischeVolk h»atden Werth der allgemeinen Dienstpflicht genug-Enderkannt- Um jedenVersuch,das Loskaufjund Stellenvertretew System einzuführen, energlfchzuruckzuweisen. Es bleibt,um füralle ZEikelI,eIUFUIMangelangutenUnter- offizierenineinerArmee WledlCUnsereist,undbel·denEr- werbsverhältnissendiejetztherrschen,vorzubeugen-»Nichtsan- deresübrig,alsdasvon«unsangegebeneMittel,NämlichAuf- hebungderSchranke zwischendemUnterofsizierstandunddem

Ofsizierstand. · »

Man magsichgegendieAnwendung«diesesMzttels sträuben,sovielman will, dieNothwendigkeitwirdzudiesem Schrittezwingenund wirwollennur wünschen,daß»nicht unterdemZögerndieKriegstüchtigkeitunsrerArmeeleidet.

DruckundVerlagvon Franz Duncker inBerlin. VerantwortlicherRedakteurundHerausgeber:Dr.G.Lewinstein inBerlin-

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