»Ak-36. Sonnabend, 9. September. 1865.
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Die Verfassung.
Wochenwerk sur dar- Wolle-.
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sk«34, 472 ngsp
War es wirklich nothwendig,
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ieruni die Gasteiner Uebereinkunft ab-
schizoßlinieåszakxng efii
enu«le
umder die damit die Jdadurch verbundene erreichten Vortheile schwere Verletzugig ggoß
erSchleswig-Holsteiner nicht zu achten. d»
Wir wollen ganz aufrichtig gestehen, daß uns
ieHaltung eines großen Theiles der» schlesivigcholsteinischen Bevölkerung in keiner Weise befriedigt hat. Wir haben
uns ihre Begeisterungsur den Erbhrinzen
von»Augusten- burg nie zu erklären vermocht,dessen Vater seinAnrecht auf den Herzogsthronverkauft hat, der selbst bis heute nicht die geringste Gelegenheitgehabthat,
zuzeigen, daß
erwirklich den ernsten Willen besitzt,
einmoderner d·
.
ein liberaler Fürst zu sein. Hat denn das deutsche
Volk wirklich so viel Ursache,
vonseinen »Fuisten das Allerbeste zu erwarten,
ebhe sgk lnisoche beweisen konnten,
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ie ilr ernt
ertre tes
ieei».
»d ßcgarsan)daß die gerzogthümer »sich selbst hatten be- freien können,
wardoch ernsthaft nicht zu denken Ohne Preußens Hülfe
ivardie Abwerfung des danischen Jo- ches eine Unmöglichkeit Andererseits ist es auchohne Deutschlandsstets bereite»1tnterstützung gar ni»cht·mog- lich, den schleswig-»holsteinischen Staat selbstaung zu erhalten. Wenn
wiralso auch
vonder Dankbarkeit der Herzvgthümer nicht reden wollen, so konnte dochron ihnen verlangt werden, daß sie Einsicht genug besitzen,
umzu begreifen, wie eben
nurein geeinigtes Deutsch- land oder mindestens
einstarkes Preußen ihre Zukunft sicher zu stellen vermag. Wie ist aber
eineErstarkung Deutschlands zu denken,
wennsogar der eben erst auf- gerichtete schleswig-holsteinische Staat schon dieselben Souveräiiitätsgelüste zeigt
wiedie andern dreißig «und einige Kleinstsiaten unseres Vaterlandesss Der Wider-
wille gegen das Bismarcksche Regiment ist eben
nur einVorwand, welchen wir nicht gelten lassen konnenz denn dieses kann und wird nicht ewig dauern, das weiß Je- dermann in Und außer Preußen. Am verwerflichsten will uns aber das Liebäugeln mit Oesterrei erscheinen Wer anders als Ocstckteich hat die Schleöwig-Holstemer
an
Dänemark ausgeliefert? Wer hat neuerdings
Lauenburg verkauft? Und
umder Freiheit wil- len leisten die Halbhubers den Zedlitzen doch nicht Widerstand! Protestirt wire zwar, weil das billig ist und populär macht; aber beim Abschluß der Gasteiner Uebereinkunft hat sich die österreichischeRegierung wohl gehütet auf die Freilassnng Mah’s oder die Rücknahme der Ausweisung Frese’s"zn dringen. Jener bleibt verhaftet, dieser bleibt ausgewiesen. Ein öster- reichischer Diplomat soll sich gleich nach Abschluß des Gasteiuer Vertrages und
vordessen Bekannlwerdeii also geäußerthaben: »Für die Schleswig-Holsteiner haben wir allerdings nicht viel erreicht, aber
inBandes-Angelegenheiten wurden uns
vonPreußen so unerwartete Zugeständnisse ge- macht, daß wir schnell zugreifen mußten."
Nachdem wir den Text der Uebereinkunft gelesen hatten, konnten wir diesem Ausspruch
nurzustimmen Für Schlesivig-Holstein ist allerdings durch den Vertrag nicht
nurnicht viel, sondern gar nichts erreicht, ’a seineLage ist durch die Theilung verschlimmert: aber für den deutschen Bund und das denselben kommandirende Oesterreich ist sehr viel und wirklich
vonNiemand Er- wartetes erlangt woiden. Dies konnte natürlich
nurdadurch erreicht werden, daß Preußen
vonseinen bishe- rigen Forderungenzurück ging und dies ist auch wirk- lich geschehen. Durch die Gasteiiier Convention hat Herr
vonBismarck die Forderungen
vomFebruar er., welche
erim Abgeordnetenhause als »da»ö Geringste
was Preußen fordern müsse« ausdwcklkch besuch- net hat, vollständig fallen lassen.
« »Statt des dort verlangten Hohektskechte,»s Ubek
die zur Befestigung der Häer und anderer Platze er- forderlichen Ländereien, hat Preußen dle Etlaubmß erhalten, bei Kiel Befestigungen anzulegen, Kiel selbst wird Bundeshafen und Rendsburg BundesfestUUg—
An Stelle der Herrschaft über das gesammte,P0st-
und Telegraphenwesen ist gleichfalls die Erlaubniß ge- treten, zwei Poststraßen und eine Telegraphknltme auf
preußis
eKosten anzulegen und dort den DienstdUk»ch
preusßige Postbeamte versehen zu lassms FMM Schalk
Preußen zwei Etappenstraßen durch Holstein, als durch einen fremden Staat, wie es solche durch andere Bundesstaaten, z. B. Kurhessen, Hannover und Braun- schweig, bereits besitzt. Außerdemhat Preußen das Recht erhalten, auf seine Kosten den Nord-Ostseekanal zu bauen.
Es ist somit klar, daß die
vondem Minister
vonBismarck so ausdrücklich als äußerstes Zugeständniß be- zeichneten Februarforderungengänzlich aufgegeben worden sind. Von der dort »so»stark betonten Kriegsherrlichkeit über das schleswigkholsteinsche Heer ist gar nicht mehr die Rede, ja es Ist gar nicht abzusehen, ob es nach diesem Vertrage noch jemals ein schlesivig-holstein’sches Heer geben wird. Ein definitives Recht hat Preußen nirgend erreicht, allein der
vonOesterreich beherrschte Bundestag hat etwas Wirkliches erhalten, nemlich das Recht, Kiel zum Bundeshafen und Rendsbur zur Bundesfestung zu machen. Die Worte unseres riegs- miuisters über Kiel
warenalso recht bedeutungsvoll.
»Kein Kiel, kein Geld«, sagte Herr
vonRoon, als
erdas Abgeordneteiihaus zur Bewilligung der 10 Mil- lionen bewegen wollte. Wenn aber Herr
vonRoon bei Einbringung derselbenVorlage sagte: »Wir haben Kiel im Besitz, wir brauchen es und werden es daher nicht herausgeben«, so
war erkein guter Prophet.
Sollen wir noch
vonder Erwerbung Lauenbur s sprechen? Dazu ist es noch zu früh. Lauenburg allein nützt uns eben so wenig, als uns die UebernahmeHohen- zollerns genützthat, und daß wir im Norden
etwasWeiteres erwerben, dazu ist wenig Aussicht vorhanden.
Die feudalen Blätter haben auchihre Fanfaren über das welthistorische Ereigniß der Gasteiner Konvention bereits ver-stummenlassen. Nach der Proviiizial-Kor- respondenz liegt der Hauptwerth dieser Vereinbarung darin: »daß sie als das Ergebniß einer freien Verständigung sich darstelle, welche für das ernste Eintrachtsstreben beider Mächte Zeug- niß iebt, wie für ihren festen Entschluß die- sem treben jedes zulässige Opfer zu bringen«
Was die preußische Regierung geopfert hat, das wissen wir. Sie hat nicht« einmal einen Theil dessen erreicht, was ihr die schleswig-holsteinische Bevölkerung entgegenzubringen bereit
war.Kiel und Rendsburg werden nicht preußisch, sondern Bundesfestungen.
Was aber hat Oesterreich zum Opfer gebracht? die Herren May und Fresel Wir wiederholendaher, die Gasteiner Konvention
warnicht so vortheilhaft, daß es sich ver-lohnt hätte,
umihrethalber die Gefühle der Schleswig-Holsteinerdurch die Trennung zu verletzen
Politische Wochenlohau Preußen. Der Bundestag hat Ferien gemacht, jedoch
nurauf acht Wochen und, wie
ersich gewissermaßen zur Entschuldigungausdrückte, weil
erschon seit drei Jahren keine Ferien gehabt hat. Seit drei Jahren, nämlichseit der Zeit, in welcherdie lschleswigsholsteinische Frage wieder auf die Tagesordnung gekommenist. Und
washat der Bundes- tag in dieser Zeit zu Stande gebracht! Der Raum dieser Wochenschau ist zu gering, tun-Alles zu vetzei nen; wir
un-terlassen
esdaher und weisen
nurnoch
daäuf hin, wie pass end der Bundestag den Moment zur Vertagung ab-
gewartethat. Jn SchleswigsHolstein vollziehensich die wich- tigsten Dinge ohne, ja gegen den Willen der Mehrheit des BundestagsZ
undin demselben Moment beschließt der schleg.
wig-holsteinische Ausschuß der Versammlung welchem ein ein- schneidender Antrag Baterns, Sachsens
undDarinstadts
vor-liegt,
mit 5gegen
2Stimmen nichts zu thun, sondern weitereMittheilungen der Vormächte(Oesterreich und Preu- ßen) abzuwarten Die Minderheit bestand
ansBaiern und Sachsen, die Mehrheit
ausOesterreich,Preußen,Würtemberg, Haiinover und Mecklenburg. Aus diesem Stimnienoerhältniß erhellteine Thatsache, die schon während
derVerhandlungen
in
Gastein ziemlich klar hervortrat: der Bruch
indek Allianz der Mittelstaaten. Zwar hat Hr.
v.Beust seine Badekur abgebrochen,
umin München mit Hrn
v.d.
Psordten zu verhandeln; aber wir glauben nicht,daß beide Herren so schnell das Pflaster sinken werden,
umjenen Bruch zu verdecken. Es halte eine Zeitlang den Anschein, als ob
esden Mittelstaaten gelingen könnte, dem Bundestag
neuesLeben-einzuhauchen;
eswarenaber
nuraalvanischeVersuche,
an einem
Leichnam vorgenommen. sie augenblicklichen
Zuckungen sind wieder der Starke des Todes gewichen.
Jn Lauenburg wird in nächster Zeit die Besitzergreifung durch einen königlichenKommissar erfolgen; die Huldigung soll späterstattfinden
—Einige konservative Blätter behaup- ten, daß die Zustimmung des Landtags nicht erforderlichsei;
es
ist dies eine Sorte
vonLeuten, die,
wenn esdarauf
an-kommt, auch den Beweis führt, daß 2 X 2
=5 ist.
Der Sechsunddreißiger Ausschuß des Abgeordnetentages
war am 3.und
4.September in Leipzig versammelt und beschloß,
zum 1.Oktober einen Abgeordnetentag nach Frank-
urt a.M. zu,b»erufen,
um über denSeht
en Stand derschlesroig·holsteinischen»·Frage
einUrthei abzugeben Der
Beschluß wurde hauptsächlich gefaßtauf das Anbringen der anwesenden Vertreter
vonschleswigsholsteinischen Vereinen;
die norddeutschenMitglieder des Ausschusseshielten denselben nicht für zeitgemäß.
Der König Find Herr
v.Bismarck sind wieder nach der Hauptstadt zuruckgekehrt. Es
werdenhier
nundie lange ausgesetztgewesenenMinisterberathungen wieder beginnen.
Die Sozial-Kommissionhat ihre Arbeiten beendet. Es wird sich
nunzeigen, ob die Regierung ihren
vorden Land- tag zu dringenden Gesetzesvorlagen
dieBeschlüsse
derKom- mission (Aufhebung»
derKoalitionsbeschränkungen, Wieder- herstellung
derunbedingtenGewerbefreiheit
undFreizügigkeit, gesetzliche Regelung der privatrechtlichenStellung der auf Selbsthulfevberuhenden Genossenschaften,welchen überdies möglichstfreie Bewegung zu gewähren sei
u.s. w.) zu Grunde legen werde. Falls die Regierung
esauch thäte, so wäre immer noch die Zustimmung des Herrenhauseö sehr stark
zubezweifeln Zur Vorsicht hat
dieofsiziöse Presse bereits hervor- gehoben, daß die jetzt geschlossene Kommission keine beschlie- ßende,sondern
nureine berathende Stimme hatte.
Die lange zweifelhaft gewesene Frage- ob die Regierung Abgeordnete wegen ihrer in»der Kammer
ausesprochenen Meinungen verfolgen werde,«ist jetzt gelöst. Der Abgeordnete
Stadtgerichtsrath Twesten
inBerlin ist bereits
am-2.Sept.
vom
Untersuchungsrichter Pes hiesigen Stadtgerichts wegen seiner Rede
vom20.·Mal d. J. über die Justizpflege
ver-nommen
worden. Die Staatsanwaltschaft sieht in dieser
Rede Beleidigungen
vonBehörden und Verläumdung öffent- licher Beamten. Der
Abgeordnete Twestetl at jede Aus-
lassung derweigeth mit erufung auf»
denrtike184 der
»Verfassung« Nitsch Abgeordnete für die iin Abgeordneten-
hause ausgesprochenen Meinungen
nurin diesemHause selbst
auf Grund der Geschäftsordnung zur Rechenschaft gezogen
werden können«
Eswirdsich
nunfragen, ob die Rathskammer die Erhebung
derAnklage genehmigt Der Ausgang des Plozesses
kannjedenfalls» Utht zweifelhaft sein, da bereits ein
denAbgeordneten gunsliger Plenakbeschluß des Ober- tribunals vorliegt.
.Jn
demStellvertretungskosten-Prozesse des rheinischen Abgeordneten NUcker wird in nächster Zeit der rheinische Civilseiiat«des Oberiribunals ein Urtheil abzugeben haben.
Wenn dasselbe gegen den Fiskus und zu Gunsten des Ab- geordneten ausfällt (wie
manallgemein erwartet), so würden zWEl itch widersprechende Urtheile verschiedener Senate des Obertribnnals vorliegen
und dieSache alsdann
vor dasPlenum des höchsten Gerichtshofes kommen. Für diesen Fall hofft
man einErgebniß,
wie esmit der Auffassung
desAbgeordnetenhauses und vieler Obergerichtezusammenstimmt, dahin nämlich,daß die Abgeordneten,welche Beamte sind, nicht verpflichtets elen, ihre Stellvertreter
auseigenerTasche zu bes olden.
Drei Stätte werden jetzt in Folge der nicht bestätigten Bürgermeister-Wahlen
vonkommissarischen durch die
Regie-
rung bestellten)Bürgermeistern verwaltet.
ssind dies ö nigsbeig, Schlawe und Eolberg. Jn Königsberg ist« dazu noch ein
neuerKonflikt getreten, indem die» Regierung verlangt, die Stadtverordnet
nmüßten
demRegierungskom- mifsar (einem bisherigenLandrath) dasselbe Gehalt auszahlen, wen·hes
derletzte Oberbürgermeister bezog;
dieStadtverord-
Uetekl
sind dagegen
derAnsicht, daß sie allein »das Recht haft- ten, das Gehalt festzusetzen, während
derRegierung
nur einGenehmigungsrecht zustehe.
—-Die Zeitungen enthielten in der letzten Woche zahlreicheFälle
vonNichtbestätigungen ge- wählter Mugistratsmitglieder. Noch zahlreicher
warendie Zeitiingskoiisiekationem
auswelchen in nächster Zeit eine lange Reihe
vonPreßprozesseii hervorgehen wird. Königsberg
und-Gumbinnen
frag-den hierbei
wieder an derSpitze.
Gegen
den inHaft befindlichen Abgeordneten
Dr.Johann Jacoby soll eine
neueAnklage wegen
dervonihm heraus- gegebenen Lebensbeschreibung Heinrich Simon’s erhoben»wer-
den.
Am
Il.September wird Jacoby die Gefangnißzelle verlassen,
umin Mohrungen mit noch 16 andern Abge- ordneten
derProvinz Preußen
vorGericht zu stehen. Die
17Abgeordneten sollen durch Verbreitung eines Flugblattes
u; Zeit der letztenWahlen sich gegen die Gesetze vergangen
aen.Großes Aufsehen macht im Jn- und Auslande ein Vor- fall,
dersich in Bonn ereianet hat. Einige 20 Studenten trafen in
derNacht beim Nachhausegehin auf einige Civili- sten;
esentspaiin sich ein Streit über
dasAusweichen, etMge Studenten schlugen mit ihren Stöcken drein, währendEiner, der die Uniform eines einjährigenFreiwilligen trug, den Säbel zeg
undseinem bürgerlichen Gegner einige Hiebe auf den Kopf gab, die nächstenTages den Tod desV rwundeten VI Folge hatten. Der Verstorbene
warein
imDienste des
.
riWien Alsred stehenderKoch Namens Ott
ausStraßburg
Im
EINI, also ein Franzose; der einjährige Freiwillige
einGraf zu Eulenbura, Sohn
desRegierungspräsidenten in Marienwerder
undNeffe
desMinisters des Innern. Die fkaUzVsiiche Presse nahm sich sofort ihres Landsmannes
anund dringt »darauf,daß ihre Regierung eine aiigemessene Geldentschadigung für die Angehörigen
desErschlagenenfor- dere. Der illllge gräfliche Student erhielt erst Stubenarrest, aber bald darauf die Erlaubniß, sich zu seinem Regiment, welches
Mbehufs des Mateövers ausgerückt war, zu begeben.
ist begierig,
wie»die Sache eins-ji wird.
—Uebrigens hat bel dem Manöver
indortiger Gegend die 15. Division
gehn
eiOpfer
anLilienschetlceben
MFolge.anstrengender«Mä7-sche unmaßigek Hitze zu beklagen-
wirt
Die Befürchtung,daß in Gastein die Durchführung des Handelsvertrages mit Italien aufgegeben oder vertagt
wor- densei, wird ofsiziös
alsgruiidlos erklärt.
Der in Rendsburg in militärischeinGewahrsam besind- liche Redakteur May wird
vomKreisgericht in Perleberg, welches unter den preußischenGerichten der Grenze Holsteins zunächstliegt, abgeuriheilt werden.
Herr
v.Vismarck wird sich noch in diesem Monat
zumGebrauch der Seebader nach Biarritz in Frankreichbegeben,
UndWie im Vorigen Jahre mehrere Wochen daselbst
Ver-weilen.
Der König wird
am 17.September in Merseburg einem Fest beiwohnen,» Welches
dieStände zur funfzigjährigeu Jubelfeier der Vereinigung des früherenHerzogthuinsSach- sen
mitPreußen vekanstaltem Am
18.Oktober sindet ein ähnlichesFest in Myllstek statt; die westfälischen Stände ha- ben ebenfalls
denKoncg zur Theilnahme eingeladen.
Jn Kuchessen hat
dasOberappellationsgericht eine wich- tige Entscheidung gethffEU- Es hat erklärt, daß die Hasen- pflug’scheOktroyirung, durch welche die Jagdordnung
von 1848beseitigt wurde, rechtsungültig sei. Diese Entscheidung ist,
wennauch
nurein kleiner Sieg, immerhin doch ein Sie
desRechtes, und darum in der heutigen Zeit doppelt hoch get-achten Jn Kurhessen wird
man umso freudiger
vonieser Entscheidung beruhrt sein, als dadurch der alte glän- zende Ruf
deshochsten Landesgerichtes wieder einmal eine recht nothwendig gewordene Ausfrischungerhält. Weiter reichende politische Konsequenzen wird
manjedoch
andiese Entscheidung nicht knüpfendürfen.
Vorn Auslande ist wenig zu melden. Der Kaiser N»apoleon scheint die hohe Politik ganz
anden Nagel ge- hangt zu haben;
erlebt ruhig und ziirückgezogen auf dem Lande und hat neulich Arenenberg (Schweiz)-
wo ermit seiner Mutter
alseä teter l" tl« lht
« « -mahlin besucht
gch Fuch ing
ee,init seiner Ge SprechfaaL
Aus Ostpreii
eiiden 3. Se tember.
Herr Redaktfiurl p
«
Unser AbgeordneterlSaiickeii-Tarputschen hat neulich
in
Angerburg zu seinen Wählern ein vortreffliches Wort gesprochen. Es ist ein Wort, das Jedermann im ganzen preußischen Lande beherzigensollte. Erlaubeii Sie daher, daß ich Jhre Leser noch ganz besonders darauf aufmerksammache.
Herr Saucken sagt: Die Volkspartei bedarf jetzt ein neues
undkurzes Programm. Jhre Losungmuß fortan sein: Es darf kein Pfennig mehr
anEinkommen- und Klgssenstcner erhoben werden, als die Volksvertretiiii a·ll1uhrlich«bewilligt. Jch und mancher Andere möchtefrei- lich nochhinzusehen:Auch nicht mehr
anGrund-» Ge- bäude- und Gewerbesteiier.
Herr Saucken will das
alteProgramm der Fortschritts- partei
vom9. Juni 1861 durch das
neuenicht aufheben- sonderii erfüllen. Die Verfasser dessele konnten damals noch nicht wissen, daß jemals ohne das verfassungsmäßige Staatshaushaltsgesetz regiert
werdenwürde. Da aber seitdem, trotz der Verfassung, so regiert worden ist, so muß das
alteProgramm einen Zusatzhekommen, und dieser Zusatz muß unsere Losung sein, bis
wirihn durchgesehthaben.
Diese neue Losung wird nothwendig gemachtdurch die
wirtsschaftliche schriftliche Noth Lage des so Staates unzähliger und Hausväten durch die
Sie wird ferner nothwendig gemacht, damit zum Heile
unser Aller die Verfassung eine Wahrheitjutid
eine Wirklichkeit werde.
Die
neueLosung ist eine wirthschaftliche und eine verfassungsmäßt
eNothwendigkeit. Ein guter Haus- wirth vertheilt seine inkünfteso, daß alle Bedürfnisseseines Haushaltes, je nach ihrer Dringlichkeit,gleichmäßig befrie- digt werden. Er soll daher für
dieBedürfnisse des Staates auch nicht mehr
anSteuern und Abgaben bezahlen, als für dieselben nothwendig erforderlich ist. Eben so muß
erver-langen, daß
dieBedürfnisse
desStaates, wie die seines Hauses, je nach ihrer Dringlichkeit, gleichmäßig befriedigt werden.
Der Unterricht
derKinder soll nicht vernachlässigtwerden, Straßen, Kanäle, Häer sollen nicht ungebaut bleiben, Be- amte, Unterossiziere, Soldaten sollen nicht darben,
nurdamit die Friedensarmee
ummehr als die Hälfte stärkersein kann, als die Sicherheit des Landes
eserfordert.
Damit
nundie Staatswirthschaft eben so zweckmäßig ein- gerichtet werden könne, als eine gute Hauswirthschaft
esist, so gebietet die Verfassung,daß niemals mehr
undniemals andere Ausgaben gemacht werden dürfen, als die Regierung alljährlich Aber
wennvonder die Siaatsan Volksvettretung ehörigengenöthigt bewilligt bekommen werden hat« kön- nen, einer Regierung mehr Steuern und Abgaben zu bezah- len, als zur Bestreitung
derbewilligten Ausgaben nöthig sind, dann hat das zwei sehr schlimme Folgen. Einmal müssen
dieSteuerzahler Geld bezahlen,
dassie doch für ihre eigeneHauswirthschaft besser
verwendenkönnen;
undzweitens kann eine solcheRegierung sich auch leicht verführen lassen, zuerst
andas Ausgabebewilligungsrecht
derVolksvertretung, nnd dann, im Streite über dasselbe, auch
andie übrigen Bestimmungen der Verfassung sich nicht zu kehren.
Die Rücksichtauf eine gute Wirthschaft
unddie Rücksicht auf eine feste und gute Verfassung verbieten es, daß eine Regierung Steuern
undAbgaben
nurso
weiterheben darf,
alssie sur
·edesFinanzjahr
von derVolksvertretung bewil- ligt sind. Es ist
dabeinicht nöthig, ja,
eswarenicht
ein-mal gut,
wenndie Höhe der indirekten Steuern (wie Zölle, Stempelabgaben, Malz- und Maischsteuer
u.s. w.) alljähr- lich
neubestimmt wird. Aber
esreicht vollkommen aus,
wenn nurdie Volksvertretung alljährlich im Staatshauss haltsgesetzfeststellt,
derwie vielie Theil der gesetzlichzuläs- sigen
direktenSteuern (Einkommen-, Klassen-, Grund-, Gebäude-, Gewerbesteuer)jedesmal erhoben werden darf.
Wir fordern damit kein
neuesRecht, sondern
nurdie Durchführung eines
vonder Verfassung schon festgestellten Rechtes. Denn Artikel
100der Verfassun lautet: .Steu-
ernund Abgaben für die Staatskagsse dürfen
nur,so weit sie in dem Staatshaushaltsetat aufge-
nommen oder
durch besondere-· (d. h. zur Ergänzung
des Etats erlassene). »Gesetze angeordnet sind,
er-hoben werden« Die Bestimmungen dieses Artikels können durch keinen anderen Artikel
derVerfassung wieder aufgehoben
werden.Daß sie auch durch Artikel 109 nicht aufgehoben sind, das hat Jhr Blatt schon in der Nummer
vom3. Juni, das hat auch jetzt wieder
derAbgeordnete SauckensTari putschen mit unwiderlelichen Gründen bewiesen.
Jch meine daher, das
esdie geringste Forderung ist, die das Volk erheben kann,
wenn esüberall der jetzt in Ostpreus ßen gegebenen Losung sich anschließt:
Es darf kein Pfennig mehr
anEinkommens und Klassenfteuer erhoben werden, als die Volks- vertretung alljährlich bewilligt.
Daß diese Forderung auch auf sämmtliche direkte Steuern
ausgedehnt werden muß, halte ich jedoch als
meinepersönliche P einung fest.
Lin-nett d. Red. Jndem wir das
unszugesandte Schreiben wortgetreu abdrucken, bemerken wir, daß die For- derungen des Herrn
vonSaucken und UnseresKorrespondenten
in
Uebereinstimmung stehen mit den Anträgen der Budget- kommission, welche dieselbe bei Erstatiung des allgemeinen Berichtes
indas Haus gebrachthat. Das Abgeordnetenhaus hat «bekanntlich diese Anträge
uden seinen gemacht, die
Könågi. Staatsregierung aber ist denselben nicht beigetreten.
ie Erträge
derdirekten Steuern sind seit 1849 sehr
bedeutend gestiegen.
·Jm Jahre 1849
warder Bruttoertrag derselben 20,347,131 Thlr.
. .