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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 14. October, Nr 41, 1865

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M 4l. Sonnabend ,H. Oktober. lsiiä

Die V ers a s

Wachenblatt für das Wolle-.

Efiicheintjeden Sonnabend 73j4 Sgr.,inBerlin bei all

PreisvierteljährlichbeiallenPreuß.Postakxstkskten472S . -

—————

. « . . · . , · gr., beidenaußekpkeuszis Pf q

enZeituiigs-Spediteurenincl.Boteiilohn6Sgr. inderEreditiin f i— «ichmo·tanl«auen dieZeile3Sar.

« ·p ««TMWU 204 Jnserate

Ein unsere»Konservativen«sichüber den OesterreichischenStaatsstreich freuen.

Wir müssenunsere Leser aufeinerechtschlinimeEr- scheinungaufmerksammachen.Freilichistsieschon manche hundert Jahre alt,aber seit denerstenSiegen derReaktion imHerbst1848 hat sie sich vonJahrzu Jahrimmer breiter gemacht,und heutesiehtesganz darnach aus,alsobsiederVorbote einesschwerenUn- glückesfürunswerdenwollte.EsistdasfolgendeEr- scheinung:JedesMal,wenn irgendwodieGewalteinen augenblicklichenSiegerfochtenhat,dann stelltsogleich einChorvonLiebedienern und bezahltenSchreibernsich ein,um aus vollenBackenein»übermüt·higesFreuden- geschreiu erheben.Leider durfenwir uns darüber nichtnie)r wundern,aber wirversäumenes darumnicht, aufdieZeichenderZeitzuachten. »

So hatam 20.Septemberd.J. derKaiser»von Oesterreichnun schondiezweiteVerfassung seinesReiches bei Seite geschoben.Siewar ihmwederdurchGewalt noch Drohung aufgezwungen;erhatte sieam 26.Fe-»

bruar 1861 aus eigenemEntschlussegegebenunddabei feierlichgelobt,daßer sieunverbriichlichhaltenwolle.

Aber,wie man annehmen kann, hatteersie nichtge-- geben,weileresalsseineHerrscherpflichtanerkannte, nacheinergeschriebenenVerfassung,undnichtnacheige-

nem persönlichenBeliebenzuregieren,sondernnur, weil er in derallerbitterstenGeldnothsich befand. Nach langemWiderstrebenwar esihm nämlichdochbegreif- lich geworden,daßerohneeine

Verfassung,wie auch

sein·Volksieverlangte,immertieferun vielleichtbald sotiefinGeldnothversinkenwürde,daßamEnde alles Regierenvon selbstaufhörenmüßte,unddaßerdur-

aus eine Volksvertretimgberufenund derselbendie TheilnahmeandergesetzgebendenGewalt, sowie das RechtderGeld-undAusgabenbewilligungübertragen müsse,ebensowieesinunsererPreußischenVerfassune- lckzriebeusteht.AberdieVerfassung,zu dererengdlcich

leme Zustimmunggab, war dürftiggenug, unddie Un- garnund dieJtalienerinVenetien wolltennichteinmal etwas von ihrwissen.Dochwäresie auchdiebeste

Verfassungvon der Welt gewesen,werte s

aucheinesolchedie Staaten nichtuiächizigermkleiidddlik

Volternicht»freier»undglücklichermacht,wenn die Re- gierenden nichtentschlossensind,sie auchdannstrengen beobachten,wennsieeinmal ineiner ihnen nichtali- genehmenWeise angewendetwird. SelbstdiebesteVer-

fassungist nurdann etwas werth,wenn sievon ehr- lichenuudsreiheitsliebendenMännerngehandhabtwird undwenn siediefesteRichtschnureinerweisenundge-«

rechtenRegierungist. AuchmußdasVolkselbstden

nothigenVerstandhaben,um dieWohlthateneinerguten Verfassungzubegreifen,unddenfesten,starkenWillen, dieseWohlthatensichniemals entreißenzulassen.Jn Oesterreich»aberoder treffenalle dieseBedingungen wenig

gar nichtzu. Die alteKaiseramilie haschtimmer mehr»nachdemleerenSchattenbildeihfrereigenen Macht undihres»eigenenGlanzesalsdieVölker,diesiebe-

herrscht,furzweckmäßighalten.

GegendiegegebeneVerfassungzeigtendieUngarn und Jtaliener einheftigesWiderstreben,abertrotz dieses Widerstrebens istdieneueste Beiseiteeuni der Oe - reichischenVerfassungnichts,alseinfotzffenbarerRegis-

bruch,alsderBruch einermitdenfeierlichstenGelöb- nissenund freiwilligeingegangenenVerpflichtun·zumal deneradedeutschen BewohnernOesterreichsgegenügierxUnd

daruncierhebendieFeindederPreußkfchen

Derfassungihrpubelgeschreidarüber.Siejubeln,weil in eutschlandwiedereinmal eineVerfassunggebrochen- wieder

einmaleinVolk inseinemRechte gekrclmktist-

»Amvorfichtigstenunter denbetreffsndenpreußischen Blattern drucktsichnochdie,,Provinzial-Korrespondenz«

aus« Denn siedarf nichtzUdrekstMit derSprache herausgehen,weilsie jadieAufgabeübernommenhat uns mitlönendenRedensarten sozubetäuben,daß wii uns beinächster

Gelegenheitwomöglichdazu hereben, sogarfiirihreFreune, d.h. fürdiesogenanntenon- servativenzustimmen,undso durchunsereeigene Wahlstimmeunsselbstfurunmündizu erklären.Darum scheut sichwohlnicht,aufunsereAb«eordneten

IFschmahen,abermituns selbt geh1elieMöglichst auberlichum. Jndeßsoblindsind wirdochnicht, daß

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wirnichtüberallsolltendenFuchsschwanzherausgucken sehen. Auchkannsiebei deinBerichtüber denOester- reichischenStaatsstreichihrherztnnigesBehagengarnicht verbergenMan siehtordentlich,wiesieschmunzeltund sichdieHände reibt-,wenn sieerzählt,»daß auchdie bisherige OesterreichischeGesammtverfassungbisauf Weiteres zumStillstand gebracht«und»daßeinbal- digesWiederauflebeneiner gemeinsamenReichsvertre- tuug schwerlichzuerwarten ist«

Aber sehenwirzu, was sie sonst nochvorbringt.

Sie suchtedieGründe, diedenUmsturzder österrei- chischenVerfassungherbeigeführthaben, nicht da,wosie wirklichzufindensind. Sie sagtvielmehr, dieseVer- fassung-.konnte ,,weder Bestand noch Segen«haben, weit sie»blos nachdenLehren und Forderun- gendessogenannten Zeitgeistes zurechtgemacht sei.« Natürlichistdas einthörichtesGerede,denn erstenshatdieOesterreichischeVerfassungdem»Zeitgeiste«

keineswegsso entsprochen,wieesgutundrechtgewesen wäre;nndzweitens,wenn dieMenscheninirgendeinem Staate sicheineVerfassung geben,somüssensie sich doch wohlvon demGeiste ihrer eigenen Zeitleiten lassen. Oder sollen sie sichetwa eineVerfassung geben, dienichtinihre Zeit, sondernindieZeitihrerGroß- mütter hineinpaßt?Aber es ist docheineRedensart, mitderman dieGedankenloseneinschläfernkann. Auch paßtsie,wie die»Prov.-Korr.«wohlmeint, ja recht gut auf diepreußische Verfassun von 1850. Fernerwillsie auchdasvon derpreußischenVerfassun verstanden

wissen,wenn siesagt,daßman diejenigen—erfassungen, dieaus derBewegungdesJahres1848 nndaus dem Verlangen der Volkspartei hervorgegangenwären, fastdurchwegnachfranzös ischem Musterzugeschnitten hätte. iatürlichbildet iesichein,wirhätteneslängst v)-.-gesseu,das; unsere preußischeVerfassungganzundgar nichtvon einem demokratischen,sondernvon einem sehr konse rv ativ e nMinisterium zugeschnittenundhinter-- her noch aufdasBetreiben eines sehrreaktionären Ministeriunisabgeändertworden ist. Dochfreilichtaugt sieauch so noch nichtindenKram unsererheutigen

»Konservativeu.«Umsie daherinunsern Augen mög- lichst schlechtzumachen,wirdsieu.A.auch noch ,,fran- sösischttgescholten Nun,wenn dieHerrenKonservativen

selbstaufalles Französischesoschlechtzu sprechen sind,warum wünschensie denn, daßgeradedieschlimm- sten AuswüchseFranzösischenStaatswesens undbeson- ders diefranzösischePolizeiwirthschaftauf Preußischen Boden verpflanztwerdenmöchten.

Aber die,,Proviuzial-Korrespondenz«redetsich noch tieferhinein, sie istnämlichkeck genug, uns sogardie englische Verfassungals einMuster vorzuhalten Dasistdochnoch,ruftsieaus,eineVerfassung,dievon demVolkealseinehrwürdiges,unantastbares Heiligthum geachtetundhochgehaltenwird und werdenkann.Sie thutalsogerade,als.obinPreußen dasVolk das Heiligthum seiner Verfassungmit Füßen-.trete.ZU- gleichbildetsiesichein, daßwir nie davongehörthättety daßgeradein Englandgar keine Regierung be-

stehenkann, die nichtinvoller Uebereinstim-

mung mitdemVolke und seinenAbgeordneten

sichbefindet. HättenwirwirklicheineenglischeVer- sassungundhätteunserAbgeordnetenhauswirklichdie

Machtdes englischenUnterhauses,nun dann hätten wir nichtschonimviertenJahre einbudgetlosesRegi- ment. Dann hättenwir keineArmee-Reorganifatiön, keinMinisteriumBisma rek,keinBündnißmitOesterreich

Dafür aber hättenwirschonlängsteinetüch- tigeGemeindeordnung, wir hättenschonlängst das Recht,von den ordentlichen Gerichten des

Landes gehört zu werden, wenn wir unsere

Person oder unser Eigenthum von irgend einem Regierungs- oder Polizeibeamten ver- letzt glauben. Auchkönnte dieRegierung schon längstkeinen Pfennig mehr ausgeben und wir brauchten keinen Pfennig mehr an Steuern und Abgaben bezahlen, als unsere Abgeord-

neten alljährlich zum Wohle des Landes be-

willigen. »

So freilichmeintes die,,Provinzial-Korespondenz«

nicht.Sie will uns vielmehreinreden, daßdieeng- lische Verfassungnur darum besser seialsdieunsrige, weilsie»ineinerReihe von Jahrhunderten ·und durchallmählige Verbesserungund Feststellungent-"

standen sei.Nun dieReihevon Jahrhunderten hat doch aucheinmal einen Anfang ehabt,und es ist schlimmgenug, daß wirmitder»Fetstellungtunserer Verfassungerst soviel späterangefangenhaben.Dochdie

,,Provinzial-Korrespondeuz«meint wohl,weildie Enk- länderan diefünfhundertJahre gebrauchthaben,ehe

sieeinetüchtigeund dauernde VerfassungzuStande bringenkonnten, so müßten auchwir geradeebenso langedaran arbeiten. Aber wir sind heuteebenso klug alsdieEngländer esjetzt sind,und inman- chenDingen wohl nochetwas klüger.Wir habenda- herauch nichtdiemindesteLust,heute nochin die Kin- derschuhezutreten,diedieEngländervor beinahezwei- hundert Jahren abgelegthaben.Endlich fragenwir, ob die,,Provinzial-Korrespondenz«etwa auch will, daß daspreußischeVolkganz inderselben Weiseauf seine eigenen Füße kommensoll,wie dieEngländerimJahre 1688? Damals nämlichwurde dieenglischeVerfassung nichtetwa »allmählig«,wiedie»Provinzial-Korrespon- denz«behauptet, sondernsehrplötzlich,,festgestellt«.

Damals war esWilhelm von OraniezisderSchwa- gerunseres großen Kurfürsten, der in Begleitung

einespreußischenGenerals undvon 6009Mann Preu- ßen unterstützt,nachEngland gingUndIm Verein mit dem empörtenVolke den versassUUgsbrüchigenKönig Jacob Il. aus demLandetrieb. Damals wurden

ganz auf einmal und-invollerUebereinstimmung

mit demdamaligen Zeitgeiste»dieRechteundFlselhei-

ten«des englischenVolkes ineiner ausführlichen

fonkiltfeierlich beschworenetl Urkunde »sestge-

te

In England istseitdemdas BeispielJakobsIl.

nichtnachgeahmtworden. Es hatseitdemniewieder

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ei " « öni erklärt, jaes hatniezviedereine

PtärtexligliktlnchstnggcheüVolke,eshatnieein

ofsigiösesoder

nichtoffiziösesBlatt zubehauptengewagt,dader»Ko- nig«nichtmitderVerfassungseinesLandesregieren konne.

Doch habenwir Deutschenund wirPreußennicht diesmindesteLust,Undsicherlichauch nichtdiemindeste AussichtzueinernochmaligenAussührkmgPel-englischkn Geschichteinunserm Lande,weder in diesernochin einerandernBeziehungWir werdenUnsere pkeUßIsche unddeutscheGeschichteinpreußischerunddeutscher Weiseweiterführen,undsicherlich«iiichtnachdem»die- zepteder»Provinzial-KorrespondenzundihrerGonner undFreunde.

oliti eWochenfchau. » »

Preußen.KochiilieüieristesdieReisedesGrafenBis- marck nach Paris, welchedieAufmerksamkeitin Anspruch nimmt und welche Anlaß zuallerhandGeruchtenuber«die Politik unserer Regierunggiebt. Sicherist,daßaufjene erstefranzösischeNote, inwelcherdaspariserKabinet den GasteinerVertrag einer iehr eingehendenundsehrschanCU Kritikunterzogenhatte,und überwelche wirindervorigen

Nummer berichteten,eineneue Notegefolgtist,»inderdals

französischeKabinetsich offenbar bemuht,denEJUDTUCETHIS-

chen jene erste Kundgebunggemachthatte,zu»mildern. Lrst nach deinEintreffen dieser Notesoll GrafVismarckabgereist sein,und man schließtdarausstdaßdieetwaigenVerhandlun- genzwischenihmunddemKaiser Napoleon einensehrfreund- schaftlichenCharakter tragen werden,undandieseVerniuthnng knüpfensich natürlichwiederum allerhandGerüchtevon»An- nekiionsplänenPreußens, welchenFrankreichseine Zustim- munggeben solleoderschon gegebenhabe. Daß diese Gerüchte

von derAnnexioii eines oder mehrererdeutschenStaaten sprechen,darfuns nicht Wunder nehmen,ganzneu ist aber, daßman Preußen die Absichtzuschreibt,Hollandzuannek- tiren. Auch dazu soll Frankreich seineEinwilligunggeben,

wenn ihmalsEntschädigungdafür Belgienzufallt.·Wir brauchen unsere Leser wohlkaumdaraufaufmerksamzu machen,daßalledieseAnnektionsgeruchte»vollstandiginder Luftschweben,denn wenn man auchnichtgutinAbrede stellendarf, daßdieRegierungeineVergroßerungYreußens aufdie eineoderandere Weisesehrgernsehenwurde,so darfman dochnichtvergessen, daßannektiren auf»deutsch heißt:ansich fesseln,undbisjetzt istesunserem Ministerium noch nichteinmal gelungen,daseigeneVolkansichzufesseln,

um wievielweniger erscheintes denkbar, daß ihmdies beieineinanderenVolkeanders als mitGewalt gelingen werde,iindzurAnwendungder Gewalt bedarfdasMini- steriumwiederum derihm fehlendenUnterstützungdeseigenen

Volkes. · ·

DerVollständigkeitwegen wollenwirunserenLesernnicht VVEEUkhaltemdaßinderletztenZeitwiederum Geruchte »von Platten derRegierung,einneues Wahlgesetzzuoktroyiren, iUUmkangesetzt sind. WirtheilendiesGerüchtmit, ohne ihmauch.surdengeringstenGlaubenzuschenken.Der.Re- ieTUNAsolcheAbsichtenunterzuschieben,heißterstens ihr einen

Verfassungsbrucheinen«Eidbruch zutrauen,undzweitens wissenwir nicht,wieeinWahlgesetzbeschaffenseinsollte, Vieleseine Kammerschaffenkönnte,in derdieRegierung die ehrheithabenwürde.

DieKreuz -ZeilUUgbeschäftigtsichmitunseremBlatte Undmitanderen liberalenZeitungen,welche nach Angabe deshvchkvnservativenBlattes allesehrvielAbonnentenver- lorenhabensollen. Siesiehtdarin eineAbnahmederlibe-

ralen ParteiimLande,woraus sienatürlichdiegrößteHoff- nungfür die Zukunft schöprAber diesBlatt istdoch so offen,zugestehen, daß auchin denKreisenihrerParteisich- garwenig Theilnahme durchVermehrungderleoiskneinerits zeigt,siegestehtein, daß sie nicht nurdieLiberalenlTürinatt hält, sonderndaßsich auchindenkonservativenKreiseneine große Mattigkeit zeige.Was die,,Kreuzzeitung«non der OpferfreudigkeitunddemKampfesmuthunsererParteigenosseii hält,daskannuns sehrgleichgültigsein,aberwichtigist es, daß sieeinsolchesGeständnißvonihrer eigenenParteiIiiachr.

Wenn die»Kreuzzeitung«am Schluß ihresArtikelsvonden Konservativensagkl»Sie denken, es werde sichnun schon Alles von selbst machen. Das istabek ZEIT schwererJrrthum, und wenn wir nicht mehr säen wollen, werden wir auch nichtcrndten z. B.bei den nächstenWahlen«,·sowollen wirnicht unterlassen, dieseWorte auchunsern liberalen Freunden recht ernstzu Gemüthezuführen.Yiögenauch sie daran denken, das; sie stets vorbereitet sein müssen,ihrer politischenUeberzeugungam

WahltischeAusdruckzugeben. «

Hannover. DieMinisterkrisisinHannover istnoch im- mer nichtzuEnde. EinigederMinisterwollen nichtan.F ihrenPosten bleiben,nachdemHerrv.Borries wieder die Leitungdes»Staatsrathesübernommenhat, doch glaubtman, sie-werdensichschließlicherweichen lassennndden Minister- postenweiterverwalten,wenn auchdieGrundsätzederVer- waltungsichetwasanders gestaltenwerden.

· BaiernzMan glaubt, daßBaiernim Verein mit Sach- seniindWurtembergdasKönigreichItalien anerkennen und sodenAbschlußdesHandelsvertrageszwischendemZollver- ein undItalien ermöglichenwerde. Dieser Vertragist im Interesseunseres Handelsund unserer Industrieeine abso- luteNothwendigkeit,aberman würdesehr irren,wenn man annimmt,dassessolcheGründe waren, welche dieendliche Anerkennungdesschon lange bestehendenKönigsreichsIta- lienherbeigeführthaben. DieMittelstaaten,welche bisher die AnerkennungItaliens theilweisemitRücksichtaufOester- reichverweigerthaben,fühlen sich jetztvonOesterreichver- lassenundgedenkennun den WienerHof durcheinensol en

Schrittzu kränken. «

«Oesterrejch.Geld»Geld, Geld,dasistindiesem Augen- blicke dasmacht Losungswortsürdie WienerPolitik.DieRegierung

vergeblicheAnstreiigiingen,eineAnleihezukontrahiren, sie siiidet nirgends mehr Leute, welche Neigunghaben,ibr GeldeineinStaate anzuvertrauen, dessenBankrottnahezu

seinscheint. Wennmanbedenkt,daßdieAufhebungder Februarverfassuiiggrößtentheilsden Zweck hatte,derRegie- UUIgodkeMpilllchksltzuverschaffen,eineAnleihe,dieder Reichsrathnichtgenehmigenwollte, aufzunehmen,so kommt man setztschnellzu derErkenntnißvonderNutzlosigkeitdie-

sesSchrittes. .

Italien.DerAusfallderWahlenscheint denBestand des-»JetzigenMinisteriumszusichern.Viel magdazudie Hossnungbigetragenhaben,daßderTag nicht mehr fern ist, an welchemdasKönigreichItalienVenedigohne Schwerdt- streich einfachdurch Kauferlangenwird.

Aeufzcre ErfolgeundihreWirkungim Innern.

Alsvor fast zweiJahrenderKrieggegen Däneknarkbe- gann,dahofftendieAnhängerdesjetzigenMinisteriums, daß dieauswärtigenEreignisseund ganzbesondersdersicherzu erwartende ErfolgderpreußischenWaffendasVolkablenken würdenvon derernstenBetrachtungderinnerenVerhältnisse Sieho»fsten,daßdieFreudeüber die errungenen Siege so stark seinwerde,daßdasVolkdarübervergessenkönne,aus welchemGrunde esseit JahrendeniMinisteriumindein

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Kampfeum dieAuslegungund Ausbildungder Verfassung gegenüberstand,und sieerwarteten mitSicherheit, daßdie Wirkung-einesolchesein werde, daß, fallsdasAbgeordneten- haus noch weitpk in seinerOppositiongegen diesMinisterium verharrensollte,es derRegierungein leichtessein werde, durcheineNeuwahleineKammer zubekommen welcheun- bedingtdenVorlagenderRegierungnnd ganzbesondersder Vorlagewegen derArmee-Reorganifation ihre Zustimmung

gebenwürde. «

Seit demsind,wiegesagt,fast zwei Jahre verflossen,die preußischenTruppen haben ruhmreichund mit großemEr- folge gekämpft,dasMinisterium, welches anfänglichaus-

iespkvchknermaßekldiepreußischeArmee nach Schleswi -Hol-

steinschickte-»um den LondonerVertrag aufrechtzueralten, hat·sick2»gendll)igtgesehen, fein Programmzuändern,und

thellvselledasProgramm auszuführen,für welches sichdas PreslßlscheAbgeordnetenhausausgesprochen hatte, und der jktzkVor fasteinem Jahre abgeschlosseneFrieden bestä- tigtezurFreudedes gesammten deutschenVolkesdie Treu- nUng der Herzogthümervon Dänemark. Wer Herrscher dieser deutschenLändersein sollte,dieserPunkt blieballer- dingsnochoffen,aberdaspreußifcheMinisterium verlangte, daßdasVerhältnißdesneuenReicheszuPreußeneinsolches feinsolle,wieesimGroßenundGanzendemProgramm entsprach, welchesdieliberale Partei inDeutschland seit Jahrenalsnothwendigerkannt hattezur Herstellungeines einigen Deutschlands,als dessen natürlicheSpitzedievon einem deutschenParlament

gestützteCentralgewalt, welche der preußischenRegierungüertragenwerden sollte, gedacht wurde. So war dasMinisteriumin seinemProgramm, soweitesdieauswärtigePolitikanbetrifft,demProgramm sehr nahegekommen, welchesdie«liberalePartei seit·Jah- ren aufgestellthat, und wenn ihm trotzdemdie liberale Parteiin ganzDeutschlandaufdasEntschiedensteentgegen- tritt,so hatdasseinenGrund einestheils darin, daßdie Wege, welchedieRegierungzur Erreichun dieserZiele einschlägi,derartig sind, daßdieliberaleParteiseunbedingt

alsfalsch bezeichnenmuß,und weilman zweitens nichter- warten kann, daßirgendeindeutscherStaat in einderartiges VerhältnißzuPreußen tritt,wieeszurHerstellungeines kräftigendeutschenReiches erforderlichist, solangedie innere Verwaltung PreußenskeineGarantieen füreineliberaleAus- führung dieses Programmsbietet. ,

Welchesistnun aberdieWirkungvon alldemaufdas preußischeVolkgewesen?Wenn wirdenWorten deroffi- ziösenSchreiber Glauben schenkenwollten, sogiebtesin PreußenNiemanden mehr,dersichvondemMinisteriumab- wendetzAllesindentzücktvondenErfolenunserer Armee, Allesind festdavonüberzeugt,daß diese erolge ganzeinzig nnd alleindurchdieReorganisation unsererArmee erreicht wordensind,indemsie«esfürganzunzweifelhaft halten, daß ohne dieseReorganisationniemalsdievereinigte preußische undösterreichischeArmeediedanifchen Truppen hätte schla- genkönnen. Aus diesemGrundeverwirft auchdasVolk jetzt jede OppositiongegendieRegierungund istsehr ern bereit,Abgeordnetezuwählen,welchenoch10oder20 il- lionen für dieReorganisationderArmee bewilligen,damit Preußennochschlagfertigernach Außen dastehe,sodaßals- danndieLösung-desKonfliktesmiteinemMaleherbeigeführt

seinwürde.» . · » «

So ungefährschilderndieofsiziöfenZeitunsschreiberdie Stimmung desLandes« ohnedaran zudenen,wieleicht sieesdurchsolchePhantasiebilderdein verständigenManne

machen, durcheinkurzesNadenkensichvon der 1 .

sigkeitsolcherBehauptungenlzhnüberzeugen. Gunle Wirwollen hier nichtnocheinmal ausführen,wiedas

Volkganzgutweiß,einen wieherrlichenBeweis für die TüchtigkeitderLandwehrderKrieggegen Dänemarkgelie- ferthat,indem dieselbesichallenthalbenalsvollkommenkriegs- tuchtig bewährthat; wirwollenhier nichtdaran erinnern, djßdasVolkverständiggenugist,um einzusehen,wieein Staat von derGröße PreußensauchohnedieReorganifa- tionimStande gewesenwäre,70,009Mann Trupp-zu nach Schleswig-Holsteinzuschicken:esfinddiesDinge, welche jederBürgerdespreußischenStaates genaukennt,undwelche ihmalsRichtschnur für sein«politischesVerhaltendienen.

Wirwollen hiernur aufdeneinenUmstand aufmerksam machen,welcher alleAusführungender ofsiziöfenSchreiber aufdasGründlichstewiderlegt, nämlich aufdenUmstand, daßdie»Regierung trotz dieses angeblichen Umfchwungesim Landesich nicht entschließenkann,die Kammeraufzulösenund deniLandedieGelegenheitzugeben,bei denNeuwahlenseine veranderteAnsichtkundzuthun. EsmußdocheinJeder, der diebetreffenden Artikel,inwelchender ,,Umschwung«

lautderWelt mitgetheiltwird,ließt, sich fragen,warum löst dieRegierung nicht auf,undläßtneu wählen? Diese Frage wirdersichnachkurzem Nachdenkenmit denWorten beant- worten: Man rechnetmitBestimmtheit darauf, daßdie Neu- wahlenganz ebenso ausfallen werden,wie dasletzteMal,nnd deshalb iinterläßtman es, das VolkandieWahltifchezurufen.

»SoliefertdieRegierung selbstdenBeweis, daßtrotz des KriegesgegenDänemark,trotz derglänzendenErfolgeun- serer TruppenkeinUmschwunginunseremVolkeinBezug aufdeninnern Konflikt eingetretenist:dasVolksteht heute nochinseinerGesammtheitebenso festzufeinengewähltenAbe-

ordneten,wiees vorviertJahrenzuihnen gestandenhat,undes liefert dadurch, daßessich nicht hat durch Ruhm und Sieg blenden lassen, einen Beweis seiner po- litischen Reife, deralseinleuchtendes Vorbild für alleZeiten und alle Völker angesehenwerden wird.

Esbeweistdadurch,daßesrichtigerkannt hat,wiekein äußerer ErfolgdemVolkeErsatzbietenkann füreinenicht inallenPunktenderVerfassungentsprechendeVerwaltung imInnern,esbeweist, daßesimGegentheil weiß,wiege- radedieäußerenErfolgenur dauernd sein, und ganzbeson- dersnur eineandauernde günstigeWirkungfürden Staat habenkönnen,wenn sie ihren Rückhalt sindenin einer sol- chenVerwaltungimLande, welche fremdeVölker zuderselben alszueinem Muster füralleStaaten aufblickenläßt.

VondieserErkenntnißistdaspreußischeVolkdurchdrun- gen unddaranistdieHoffnungdersogenannten Konservati- vengescheitert,daßderErfolgeiner gewonnenen Schlacht derfein werde, daßdaspreußischeVolkohne FielNachdenken daswerdefallenlassen,wofüresJahre

langRgekampftunddaß

esinallenstreitigeninnerenFragender

egierungvollstän-

digzu Willenfeinwerde.WährendalsoandieemHei-vortreten derpolitischenUrtheilskraftlknseresVolkesdieBemühunen der Anhäner desMinistkriumserlahmt sind, habensich

daran dieKräftederVorkampferfürdieGeltung»undAus- bildung unserer Verfassungimliberalen Sinne ekrastigt.Sie habendaranvon Neuemerkannt, daßdas·olkheut noch ebenso festgeschlossenhinter ihnen stehtwie andemTage, wosiegewählt wurden,und siewissen,daßsieinihrem Kampfe unbezwinlich sind, solanesieinWahrheitund Wirklichkeitdem illen der geschlossenenMehrheitdes Vol-

kesAusdruckgeben.

DruckundVerlagvonFranz Dnncker inBerlin. —- VerantwortlicherRedakteurundherausgeben Dr.G.Lewinstetn inBerlin«

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