JIJ ei. Sonnabend, N. Mai. nie-a
,Die Verfasung.
Wachenbiatt list das Weile
vierteljährlich
beiallenPreuß. Postanstalteu «Sgr., Postanftalten
III-; Sgr.,
inBerlin
beiallenZeitungs-Spediteuren
incl.Botenlohn
6Sgr.,
lnderExpedition, Mphxenstr»34, Y-» Sar«
die
Zeile
3Sgr.
Warum wir die gutsherrliche Polizei und die alte Kreisordnung nicht los werden können.
Fra
enwir einmal die Landleute, besonders in
un-seren öålichen Provinzen, welches denn ihre Haupt- eschwerden egen die jetzige Staatsverwaltung
inBetreff ihrer besonderen Verhältnisse sind; welche Ant- wort bekommen wir da? Nun, sie werden zuerst spre- chen
vondem wachsenden Drucke der Abgaben,
vonder
neuen
Grund-: nnd Gebäudesteuer,
vonder alljährlich
steigendenKlassen- und Eintoininensteuer.s Sie werden dann sa
en:die Wiedereinführung der dreijährigen Diönstzei und dabei die Arn-mehr
alsdies-Hälfte gestie-
ene
Auehebung nimmt
unseinen guten Theil der
erbeitskräste weg, mit denen wir doch auch das Geld für die erhöhten Steuern verdienen sollen. Aber,
wer-den sie hinzufügen, auch die Städte müssen
andiesen Lasten mittragen,
wennauch nicht ganz so schwer wie wir. Dagegen liegt der Druck der gutsherrlichen Polizei und der Druck einer
nurschwer zu ertra-
genden Kreisordnung allein oder doch fast allein aus unseren Schultern Dabei haben wir so ut wie
gar keine Gemeinde-Ordnung, und das Xenige,
svgs
oen.wir
vonihr haben, können wir auch nicht sehr Wir haben über diese Beschwerden uns schon
voretwa einem halben Jahre ausgesprochen Wir haben nicht nöthig, zu wiederholen,
waswir damals sagten.
Denn wir haben jetzt wenigstens so viel erreicht, daß es iemanden mehr im preußischen Staate giebt, der die simshiskklkche Polizei, der die gegenwärtige Kreis-— und
.
OWNER-Ordnung noch ernstlich in Schutz nimmt. Es Ist bannt melkikükdig anders geworden, als is noch
vorkurzer Zeit
unr.Ort Art. 42 der Verfassung
vomBl. Jan, 1850 hülf-E die SUiIhMZiche Polizei und die obrigleitliche Gewalt der NitictgllisbiiIiZeE »Ohne Eutsclsädigung« aiifgeboben..
Aber sechsJühlc ipsiek bewirkte die konservativePartei, daB dies Stück der Verfassunggestrichen wurde. Da- nglEll erklärte jetzt (es
warin der Sitzung
vom6. Mai) CJU fonistvativer Vlbklkokdnckell dchraf Bethusi
-syno, daß
erfest bei der Meinung verharre, daß die
Jnserate
gutsherrliche Polizei aufgehoben werden müsse, und zwar schondarum, weil dann die konservativePartei mehr Vertrauen im Lande gewinnen würde.
——Ferner hatten wir schon im März 1850 eine Kreis- und Gemeindeordnnng, die trotz verschiedener Män- gel doch immerhin besser war, als die alten Einrichtun- gen. Die damalige Regierung hatte sie im Namen des Königs vorgeschlagen, die Landesoertretung hatte sie
an-genommen und der Kö.iig hatte sie in der Gesetzsamm- lung und in allen Amtsblattern veilündigen lassen. Sie entsprach im Ganzen und Großen allen gerechten und billigen Wünschen Aber sie mißfiel der konservativen Partei und darum blieb sie aus dem Papier stehen, bis sienach drei Jahren durch ein neues Gesetzförmlich wieder aufgehoben und der ganze alte Zustand wieder hergestellt wurde. Jetzt· dagegen (ebenfalls in der Sitzung
vom6« Mai) erklärt ein anderer konserva- tiver Abgeordneten der KöniglicherLandrath ist, der Graf Eulenburg, daß es kaum irgend Deinen Gegen- stand gebe, der
vouso großerBedeutung wäre, und der so allgemeinbesprochen
undgewünscht wü de, als die Verbesserung
dergegenwärtigen Kreisordnung Und der Gras BethusysHuc fügtehinzu: die gegen- wärtige Kreis- und Polizeiordnung muß ,,voni Prinzip an«, d. h-
vonGrund
ausumgewandelt werden. Sei st der Kommissarius der Regierng hatte in der Kommission des Abgeordnetenhauses erklärt,daß auch die Regierung
aneine Verbesserung der
Kreisordnnug denke.
» .Aber trotz aller dieser Erklärungen wird doch Alles beim Alten bleiben, nnd wir werden eine für das Land wohiihatsge Kreis-, Gemeinde- und Polizeiordnung nicht-eher bekommen, als bis der so schwer aus
unslaninde Konflikt gelöst ist und damit
derFiiede im Lande wieder hergestellt ist«
Das ergiesst sich schon
ausFo1,-.«endeni:
Des Abgeordnete Präsident Leite, ein Mann. der
ais Päsident
desLandes-—-Oetonmir-Kollegiums sich die
sisößtenVerdienste
unialle Zwei-e
derLandwirihichsft
erworben hat, dieser im ganzen Lande verehrte Mann
hatte in Verbindung mit
anderenfreisinnigen Abgeord-
neten eine verbesserte Kreisordnung und ein Gesetz über die ländlichePolizeiverwaltung in den östlichen Provinzen ein«ebracht. Diese Entwiirse
warenes, über welche das Abgeordnetenhaus
am6. Mai verhandelte Bei dieserVerhandlung geschah es, daß die beiden kon-
servativen Abgeordneten sich
vaussprachen, wie wir vorher berichtet haben. Wären nun, wie
mannach diesen Erklärungen hätte« vermuthen können, die Vor- schläge des Herrn Lette nicht blos
vondem Abgeordneten- bause, sondern auch
vondem Herrenhause und
vonder Re ierung angenommen worden, so wären die bisherigen Ue elstände beseitigt gewesen, und das Land hätte eine großeWohlthat selbst
vonder gegenwärtigen Regierung empfangen- Auch
warenja diese Vorschlägesehr ge- mäßigte Sie blieben theilweise sogar hinter den doch wahrhaftig nichtdemokratischen Gesetzen
von1850 zurück.
Aber wir wiederholen es, sie wären gleichwohl eine große Wohlthat für das Land gewesen, und sicherlich würdenalle liberalen Ab eordneten für dieselben ge- stimmt haben Dennoch-. atte die Regierung erklärt, daß sie auf eine Verbesserung der Kreisordnung in dieser Art nicht eingehen;wiirde. Da wäre es denn natürlich eine ganz vergebliche und höchstunnütze Arbeit ewesen, wenn das Abgeordnetenhausauf eine ausführ- liche Berathung und Beschlußfassung über die Lette’schen Vorschläge»;.sich eingelassen hätte. Es erklärte daher, daß esjunter den obwaltenden politis den Verhält- nis-sen nicht
ander Zeit sei, über diese orschläge
einenBeschluß zu fassen. Der Herr Prasident Lette»selbst
war mit dieserErklärungeinverstanden Er sagtenämlich mit Beziehungauf die Erklärung der Regierung: »Wir können
vondiesem Ministerium nicht erwarten, daß es auf eine Kreisordnung eingehe, die den
Bedürfnissen,
den gegenwärtigen Zuständen und Ver-alt- uissen des Landes genügt«
Aber wir müssen noch ausdrücklich hervorheben, daß auch die konservativen Herren auf
eineBerathung nicht eingehen wollten. Der Grund, welchen die Herren Grasen dafüranführten, war, daß der-Zwiespalt mit der Regierung und dein Herrenhause ein Ein- verständniß getrade über einen der allerwichtig- sten Gegenstände der Gesetzgebung unmöglich mache
Man vergesse dabei«aber nicht, daß die Pläne, welche eine große Anzahl
vonLeuten bei einer Umänderung der Kreis- und Gemeindeordnung im Sinne haben, keines- weges ans eine wirkliche Verbesserung hinauslaufen Sie denken vielmehr
nur aneine s cheinbare Verbesserung, nämlich
aneine solche, die die Herrschaft der Feudalen über Kreis und Gemeinde und über das. ganze Land
womöglichfür alle Zeiten befestigen soll. Vor solcher
-Art
vonVerbesserungbewahre uns der Himmel; aber
erwird uns
nurdann davor bewahren,
wennwir mit Standhaftigkeit und männlicheni Ernst
anRecht und Verfassung festhalten und
aneiner auf wirklicher und wahrer Freiheit begründe- ten Wiederherstellung des Friedens ini Lande unermüdlich arbeiten.
Politische Wochenschau.
.
Preußen» Die hervorragendste Debatte im Abgeordneten- hause hat wahrend der verflossenenWoche bei Gelegenheit
desEtats des Justizininisteriums stattgefunden Mit schar- sen und ·eindringlichen Worten haben die Abgeordneten
v.Henuig, Lasker und Twesten alle Schäden aufgedeckt, welche sie in der Justizverwaltung
ubemerken glaubten·
Ganz besonders hat die aussührliche
ededes Abgeordneten Twesten einen großen Eindruck sowohl
iinAbgeordneten- hause selbst
alsauch im Publikum gemacht.
ekRaum unseres Blattes gestattet
unsleider nicht, die Verhandlungen in unserem Abgeordnetenhause anders als in einer kurzen Notiz unseren Lesern mitzutheilen, ein Abdruck einzelner Reden oder einzelner Stellen
ausReden genießt aber, nach einein Erkenntnisse des Ober-Tribunals, nicht
denSchutz des § 38
desPreßgesetzes,nachwelchem wegen Referaten über Kammer- verhandlungen keine Anklage erhoben
werdenkann. Niemals
haben wir dieses Erkenntnis; so bedauert
alsjetzt,
woes uns)indert, einige der Hauptstellen
aus derRede des Ab eotd-
netenTwesten mitzutheilen.
—-Außerdem wurde
ein·cksetz über die Gerichtsbarkeit, welche
diepreußischen Konsnln im Auslande künftighin ausüben können, angenommen.
Am Dienstag
tratdas Haus in dieBerathung über den Handelsvertrag zwischenOesterreich und dem Zollvekeiu, Unsere Bedenken gegen diesen Vertrag kennen unsere Leser.
Bei den Verhandlungen wurde diesen Bedenken mit «roßeni Nachdruck Ausdruck gegeben. Die Abgeordneten
öwe-Calbe,
Schulge-Delitz ch, Röpell und
v.Hennig sprachen
mit
großer
Dusführl·
keitund«Gutschiedenheit ge«
en.den-·
Vers-ca Sie
wiesen aufs-die Gefahren hin, welche
nahme der Zolleinigungsklausel in sich birgt, und sie stellten mit vollem Rechte die Frage, ob wir irgendwie die P licht hätten,
denOesterreichern die Kosten ihrer Grenzbewa ung theilweiseabzunehmen, und sie dadur in der Aufrechthaltung der hohen Zöllezu bestärken.
sTrotz
emnahm die Kammer mit
.170gegen
99Stimmenden Vertrag
an.Mö
endie Befürchtungen,welche wir hegen, grundlos sein,
ingis aus
demArt. 25 des Vertrages niemals der gefiirchtete Nachtheif erwachsen.
Mit Nächstem wird dem Hause auch
einHandelsvektkag zwischen dem Zollvereiii und Belgien vorgelegtwerden; gleiche Verträge mit England
undmitder Schweiz sollen folgen.
Auch ein Handelsvertrag mit Jtalien ist in Aussicht genom-
men,stößt Jedoch noch bei einigen kleinen Staaten, welche
sms
tandKönigreich
.Italien nicht anerkannt haben, auf Wider-
Die Kommission, welche die Markte-Vorlage bera- then hat, hat beschlossen, die geforderteAnleihe
vonlzwölf
Millionen Thalern einfach, ohne jede Resolution, abz»ule)nen.
Der Sinn dieser einfachen Ablehnung
desGeleiö
-Entwurfs für die Anleihe ist, wie die »Libera"le Korrespondenz« mit Recht hervorhebt, der eines flbsplUxeNMißtrauesnss
votunis
gegen
dasMinisterium, wahrenddasselbe durch
die Form, in der
essein thxsehepskgeselz begründethat«- ein
Vertrauensvotnm wenigstenssur» seine schlesweg
-holltellliche
Politik verlangte. Wenn auch die großeMehrheit der From-
mission die preußischenForderungen, wie sie jetzt bekannt
ge- wordensind, ihrem Wesen nach im preußischen, Deutschen
undschleswig-holsteinschen Interesse für begründeterachtete, so
mußte sie
esdoch ablehnen, eine,
wennauch
mirindirekte
Villigung
derschleswig-holsteinschen Politik des Ministerinms
zu ertheilen,
undnoch weniger vermochte sie ein Vertrauen
auszudrücken- daß dieses Ministerium überhaupt
imStande
sei, diese Forderungen zn realisirenl
«
o· o
iominission hat beschlossen, bei
dein.ijUZlekclszäZåHäsze Annahme zu ciiipfehlem »D
asHans deklAbgeokdneten
wollebeschließen zii erklären, die geschehen-e Entnahnie von-Geld-niit»teln
ausdem
Staatsschatze ohne gesetzliche Ermachtigung durch
dieLandesvertretuiig ist verfassungswidrig
und
das Staatsministerium bleibt fur die entnommenen
Beträge verantwortlich.
.Die Regierung hat
deinAbgeordnetenhause aufs Reue zwei Vorlagen gemacht,
indenensie die Bewilligung einer Ziiisgarantie für
neuzu erbauende Eisenbahnenverlangt.
Wir haben schon wiederholt Unsere Ansicht gegen eine jede solcheBewilligung ausgesprochen. Wir sehen· dabei augen- blicklichab
vonden vielen Bedenken, welchesich pom wuch- schaftlichen Standpunkte egen
dasZweckmaszige
einersolchen Zins arantie geltend machen lassen,»sonder·n»wir nehmen
nurRückicht auf den schweren Konflikt, welcherauf unserem Vaterlande lasset· Derselbe muß« nothwendiggedeaußer- ordentlicheGeldbewilligung als nicht zweckmaßig erscheinen lassen, und wir sind über«eugt,daß diese Ueberzeugung
imVolke so fest Wut el gefchlagen»hat, daß die betroffenen Landestheileohne
nrrenden kleinen, hoffentlich» bald
vor-übergehenden Nachtheil, welcher aus
demnicht sogleich
er-folgenden Bau einer Eisenbahn fur sieerwachst,
zutragen bereit sind,
wennsie hoffen können, dadurch
etwaszu»r Be- s leunigiiiig der Beendigung des Konfliktsbeitragenzulkonnen
ir können indieser eziehnng
nur;immer wiederundwiederan die freudigeZustimmung verweiseii,·welche gerade in der Provinz Preußen der Beschluß des vereinigten Landtages fand, durch welchenderselben«die Gelder zum Bau der- Ostbabn
ver-— «-weigerte.
»»Ernst-
-ol »B»
ern,.d.-S sen-.iv«ollen beim Bund been Fässeran Pdie undesssæimesur Holstein
n
Lanenbur wel
eseit
einTode des -Köni·s Friedrich
öoii Dänemarsruhtkhwieder besetzt werden soll. Es soll dies indirekt den Bund zu einer Anerkennung desHerzogs
vonAuliUstenburg alsHerzog
vonSchleswig-Holstein fuhren. Es hat jedoch nicht
denAnschein,
alsob«
esdemFreunden des Her ogs Friedrich gelingen würde, seine Sache gegen den
Wiender preußischen Regierung durchzusetzen, obgleich
eswohl nicht bezweifelt werden kann, daß unser getreuer Alliir- ter, Oesterreich, die Bestrebungen Bayerns und Stachsens,
wenn
nicht eradezu unterstützt,so doch mit sehr günstigen Au
enausie
t.Inzwischen hat der·Herzog Friedrich »sich be- inü)t, den Forderungen
derpreußischenRegierung so weit entgegen zu kommen, als
eresmit dem Interesse Schleswig- Holsteins für vereinbar hält. Es ist
indieser Beziehung der Jnhalt der
vonihm nach Berlin und Wien gesandten Denk- schriftveröffentlicht worden« Ganz besonders interessant ist
indieser Denkschrift,daß der Herzog hervorhebt,
dieinder PWUßischeuDepesche
voni22. Februar d. aufgestellten Forderungen wichen bedeutend
vonden Aeußerungeu ab, Welche,-Hekk
V—Bismarck iui September
undOktober
v.J- über die künftZe Stellung der Herzogthünier
zuPreußen ge- maillt habe- le Anerbietungen, welche der Herzog in
derjetzigen Denffchrift zur Erzielung der Einheit macht, halten danach ungefähr die Mitte zwischenjenen früherenAeußeriin-
genund den Forderungen in der Depesche
vom 22·Februar
d«J« Jene AuslassUUgeU im September und Oktober
v.J.
Waren
derart, das; Herr
v.Ahlefeldt aussprechenkonnte, alles
vollPreußen (s)eivüuschte werde sich leicht ordnen lassen,
undHerr
v.Bismarck dagegen eine Verwendungfür die Inter- essen Oder Rechte des Herzens
inAussichtstellte. Nach
derRückkehr des Hex-n
v.Bisinarck
voiiseiner Bade- riise
ausFrankreich, als
derHerzog sein volles Ein-
verständniß mit
denvon demMinister-Präsidenten entwickel-
ten
Ansichten aussprechen ließ, nahm letzterer
einennahen Abschluß
kei-Jlugelcgenheitnicht in Aussicht- aber
erWollte die nähereForm-inning
derixssixiißikiljieii Forderungendurch die Fachininister bewirken
undHerrn
r·Blisicseldt»mittheilen lassen. Daran folgten dann die bekannten preußischen-Jor- derungen, welche in Wien als unauuehnibarbezeichnet wur- den, und weise auch der Herzog Friedrich zum Ehell Mchl
annehmen
zukönnen erklärt.
-Mecklenburg-Schwerin. Der Magistrat
der-S»tadl Ro stock hatte
vorlängerer Zeit ein Restript
desMinister-I
von
Oertzen, welches die Theilnahme
amNationalverein verbot,
alsnicht maßgebendangesehen, und die Mitglieder
desVereins freigesprochen. Jetzt verlangt
derMinister, der Magistrat solle sein, eigenes Urtheil umstoßen,widrigenfalls
er 25
Mann Exekutionstruppen
demBürgermeister in’s Haus schicken
werde.Die Bürgerschafthat beschlossen,nicht nachzugeben,sondern sest
anihrem Rechte
zuhalten. Ob ihr allerdings
derletzte Ausweg, den sie ergreifen kann, die Klage bei
demdeutschen Bundestag,
etwashelfen wird, das
mußmannach den gemachten Erfahrungen ernstlich bezwei- feln, Fürs Erste, meinte ein Bürger, könne
manja die Exekutionstruppen erwarten; habe
manim vorigen Jahre 20,0»00 Thlr. fur den Empfang
desGroßherzogsausgegeben, so konne
manIetzt auch 20,000 Thlr. für Behauptung seines
Rechtes ausgeben.
«Hannover. In
derLotteriefrage hat sich die erste und zweite Kammer geeinigt: mit dem
l.Januar
1866wird die Lotterie
ausdiesem Staate verschwinden.
Hcssen-Kassel. Die kurfürstliche Regierung hat sich end- lich entschlossen, dem Unwesen der öffentlichen Spiel- banken ini Lande ein Ende zu machen. Jn Wilhelms-
badist die Pacht nicht wieder
erneuertworden, so daß daselbst schon
indiesem Sommer nicht mehr gespielt wird,
undin Nenndors wird
iinnächste-n Jahre
dasSpiel
zuGrabe ge- tragen werden. Da
dieRegierung
denAntrag auf Auf- hebung
derSpielbanken in Deutschlandbefürivortenwill, so ist wohl anzunehmen, daßauch in Nauheim bald die Spiel- hölle ein Ende haben wird. Jn Homburg wird das Spiel mit
demTode
desLandgrafeii
vonHessen-Homburg sein Ende erreichen, indem
alsdanndieses Ländchen
anHefer- Darmstadt fällt, in welchem Lande das Spiel verboten ist, in Baden-Baden läuft
derKontrakt mit Benazet ini nächstenJahre ab, und die Kauimern sowie die Regierung
vonBaden haben beschlossen,denselben nicht zu erneuern.
Es bleibt alsdann in Deutschland
nurnoch die Regierung
von
Nassan, welche
aus demöffentlichen Hazardspiel, wie
esin Wiesbaden
undEins getrieben wird, eine Einnahme-
quelle iuacht.
,Nassau. Die Neuwahleu für die zweiteKammer locken
am
Juni stattfinden Wie
esheißt, hat ble. RCSLEVUUA davon Abstand
genommen,die liberalen VIPWEZUCIIUIIIUUSEU polizeilich zu behindern. Ob sie dazu dlkkch dle Criahliunü bewogen
wordenist, daß dergleichenMaskellem doch Nichts nützen,
oderobdieLitbeitseiiistelluiig
derultramontanen Ab- geordneten, durch welche diese die Weitere Berathung
derzweiten Kammer unmöglich gemacht hat,
dieRegierung »Er- stimint hat,
voneinei-so· aussallenden Begünstigung derselben abziiftehen,wissen
wirxllchks
»Baden. Der Großherzog hat die Sitznngcii des Land-
tages durcheine Ausprachegeschlossen,
indererseineBesries
digung darüber-ausgedrückt hat, wie vieleniid wichtige
setze durch svkgsiiltigeBerathung zuni Abschluß gebracht sind,
undwiesehr
esihn freue, daß diese Gesetze
beideui
badi-schen Volke die Aufnahme
und dieElliitwirtuiig gesunden
babe2:, ZIJEILUI Ti":?-:.T:--;·s:«;xiuig entsprechen
undwelcheihre se-g-.-:i:.s··...;x)eii Erfolge bedingen.
—Das wichtigste Gesetz, welches in der abgelaufenenSession erledigt wurde,
ivar dasGesetz über die Aufsichtsbehörden für die konfessionellen Volks- schulen. Die Anstrengungen, welche die ultramoutane Partei gegen
dasZustandekommen dieses Gesetzes gemacht hat, sind bekannt;
mitnicht genug zu rühmenderFestigkeit sind die Kammern, sowie die Regierung diesen Uiiitrieben entgegen- getreten.
Oesterkcich. Die Unterhandlungen zwischen
demPapst und
demKönig
vonItalien machen
denStaatsmännern in Wien ernstliche Sorge,
undesist nicht
ganzunwahrschein- lich, daß.in Folge dessen die Verminderung
derArmee nicht
in demMaße eintreten wird, wie
esanfänglichbeschlossen
war.Nordamerika. Die Regierung hat einen Preis auf den Präsidenten
derRebellenstaaten gesetzt, weil sie
dieBeweise habe, daß
erbei
demKoinplott zur Ermordung Lincolns be- theiligt
war.Ueberall im Lande bilden sich Auswanderuugs-Gesellschaften nach Mexiko. Dieselben bestehen
ausentlassenen Soldaten,
undesliegt auf der Hand, daß dieselben die nationale Partei sin Mexiko bei ihrem Kampfe zu unterstützenbeabsichtigen,
und
somit dürfte wohl die letzte Stunde des jungen Kaiser- reiches
baldgeschlagen haben.
»Was ist
esmit jedem Versprechungseide?«
so fragt
einBlatt, welches sich den Anschein giebt, als ob
esfür die Politik der Regierung kämpfe, und dasselbefährt also fort: »er hat seine Richtschnur und Schranke
ander höheren sittlichen Pflicht. Es ist möglich,ihn so zu forniuliren, daß
er
unverfäuglich lautet, daß ihm aber doch die Deutung
ge-geben
werdenkann, nach welcher
erdieVerpflichtng zu
einerPflichtverletzung
insich schließt. Jn diesem Fal
ebreche ich
denEid wesentlich,
wennich ihn buchstablich halte. Die Frau schwört dem Manne, ihm zu helfen und ihn nicht zu verlassen,
—ist
esdarum ihre beschworene Pflicht, ihn aus Raub- und Mordwegen zu begleiten.«
Mein Gott,
umwashandelt
essich denn? So fra
tenwir uns,
alswir bis
zudiesem Satz gelesen hatten.
sereheliche Eid geht ja doch
nurdahin: daß
dieFrau
deinMann in allem Guten zu folgen nnd ihn unterstützensolle, das braucht dochnicht erst ausgesprochen zu werden! Als wir aber weiter lasen, da
warenwir noch mehr erstaunt zu finden, daß dieser Satz
alsVertheidigung für
einenFürsten dienen sollte,
derdie
vonihm beschworene Verfassung zu brechen geneigt wäre. Das reaktionäre Blatt übersieht bei seiner Darstellung gänzlich,daß der Versprechungseid, welchen
derFürst auf
dieLandesverfassnng bei seinem Regierungsantritt zu leisten hat, ganz bestimmt lautet,
ergeht in Preußen
z.B. dahin, daß
derKönig schwört: »gemäs3
derVerfassung
undin liebereinstimitiung mit
denLandesgesetzenregieren zu wollen.
«Bevor
erdenSchwur ablegt,
kannergenauprü- fen,
wasfür Pflichten ihm aus demselben in Zukunft
er-wachsen· Die Versassllngsllkkllndcjt
dashöchste Gesetz des Landes, das wohl auf dem gesetzlich vorgeschriebenen Wege abgeändert,
aberniemals ohne Verletzung aller
ienTlJlenschen als heilig geltenden Sittengesetze gebrochen werden kann. Es zeigt
von einerunglaublichen BegrlltsvckwlkkllngiDAB
Mandie Voraussetzung hegen kann, dieses· oberste «Landesgesetz könne,
wenn esgetreu nnd buchstäblich ausgeführt würde, irgend welche gefährliche
odergar ähnlicheFolgen wie Raub
und Mord haben.
»Woher nimmt denn die Obrigkeit nberhaupt das Recht her, die Uebertreter der Gesetze zu
strafen? Doch allein
ansder Voraussetzung, daß sie selbst dieselben strenge beachtet
unddem Volke in·der Erfüllung dieser ihrer vornehmsten Pflicht initvguteni Beispiele vorangeht.
Wenn- irgendwo die Mahnung des erwähnten Blattes Platz greifen
undein Fürst seine eigeneEinsicht höherstellen sollte,
alsdas vonihm selbst beschworene Landesgesetz
unddies letztere brechen würde,
waswäre die Folge? Er würde sich den Boden seiner Macht selbst
unterden Füßen fort- ziehen
nndsich selbstaußerhalb
desGesetzes stellen, also auch
denSchutz verlieren, welchen ihm die Gesetze
bisdahin ge;
währteii.
Wir können· nicht glauben, daß irgend ein deutscherFürst so wahnsinnig sein
undsichsolcherSelbstveriiichtung schuldig machen sollte. Wie
esaber möglichist, daß solchennsittliche Lehren, wie die
von unsangeführten, bei
unsgedruckt
werdenkönnen,.das können wir nicht verstehen.
»
«»
SprechsaaL
·Die
inBerlin erscheinendeNorddeutsche Allgemeine Zei- tung, welcheallgemein als
dasOr
anunseres Ministerium-;
gilt, will ihren Lesern einen Begriff
vondemjenigen Theile des »Volkes« geben, welches
dieHerren Abgeordneten
vonder Fortschrittspartei repräsentiren,
um von denMandanten auf die Mandatare zu schließen,
unddruckt
zudiesem Zweck die
vonunsin Nr. 19 unseres Blattes gegebeneZusammen- stellung dessen ab,
wasdie Militärvorlage der Regierung fordert. Wir können über diese Verbreitung, welche
dasofsiziöse Blatt dadurch unserer Auffassung dieserFrage giebt,
nur
sehr erfreut sein. Wenn das Blatt sich ,natürlich«nicht mit
einerWiderlegung dieser ,,eigenthünilichenAnschauungen
überdieArmeereorganisation« aufhalten will-. so finden-wir
diesganz erklärlich,
denn derSchreiber jener Worte
wirdwohl die Unmöglichkeit einer Widerleguiigso klar eingesehen haben, daß
erdaran verzweifelte, Gründe dagegen anzuführen, welche selbst dem gläubigstenLeser eines offiziösen Blattes genügen würden.
——Von
einemunserer Leser-,
einemSchul
eniuWestpreußeu, erhalten wir eine Zuschrift,
aus derwir iersfolgende Stelle mittheilen:
,,Hei«zlichen Dank sage ichJhiien für die mir zugeschickten Kammerberichte, aber
bisjetzt habe ich dieselben noch nicht genau studiren können,
weilich durch das vorstehend Er- wähnte
immerbehindert worden bin.
Die Wegeordnung giebt den kreisständischen Versamm- lungen viel Recht in die Hand;
daswäre schon gut,
wenneine bessere Kreisordnungwäre, aber bei der jetzigen Kreis- ordnung ist, wie Sie ja wissen, nicht viel zu hoffen, und hoffentlich wirddas Abgeordnetenhausdieselbe Vorlage noch viel verbessern.
Am
16.März
warKreistag, Und waren
indemEtat für
1865 50Thlr. für Druck-kosten des Kreisblattsinebr ·wie in den Vorjahren angesetzt (das Kreikblatt Mlhalk Mk
EmlgetZeit immer
denpolitischen Artikel»ivorttich, welcher im Amts- blatt steht). Jch bemerkte, dazu UZNE Das kalsblatt Nicht»da-
werdiesen Artikel lesen wollte·, konne ihn im Anitslslatt»lesen, worauf mir
derLandrath erivi·ederte,
erhätte die Verfsigung
von der
Regierung, diese Artikelam Kreisblatt zu veröffent- lichen. Jch entgegnete, daß
Essich aber daruns handle,«i«ver das Geld dazu bewilligen und geben müsse;
beider Abstim-
ninngwurde jedoch
derEtat ruhig angenommen und Alles bewilligt· Da sehen Sie, daß
manzu derartigen Artikelm so wenig
manihnen auch Geschmackabgewinnen mag, noch selbst das Geld
ausder Tasche init zahlen Muß.«
Drua und