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Nummer
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Berlin, den4. April1927 s ,,111.Jahrgang
Ulilitärlll
UnabhängigeZeitschrift fürocben
die deutscheWehrmachtlatt
säheistnur mit Genehmigung derSchristleitung gestattetsi-das
»Militiir-Wvchenblatt"erscheintam4., 11.,18.und25.jedesMonats ·- BerBezugspreig beträgtviertelsährlich M.3,80 4sBestellungen nehmen alle Postanstalten, Buchhandlungen und derVerlagan «- Hauptschriftleitung: Generalleutnanta.D. Tonstantin v.jtltrock,
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VerlagE.S.Mittler äSohn,BerlinSW68, Kochstr.68-Feruspr.: Zentrum10736—1o739-Postfchecktonto:BerlinNr. 540
TnHousübersichkPersonal-Veränderungen (F)eer, Marine).—- ÜbersichtderwichtigstenKriegsereignisseimApril1917.—-
« «DieErbschaftdesLiberalismus. Gen.Lt.a.D.Schwarte.—Alpinismus undWehrmacht.v.Xylander, Li.imGebirgsjägerbatL19.J.R.-— OffeneundverdeckteFeuerstellungbeimSchießenmits.M.G.— FernrohrundTarnkappe.
Maj.a.D.Kaiser-München— Flugzeugbekämpsung durchleichteArtillerie. Maj.a.D.Dr.F. Sandkamp. — Deckung.— ZurErsatzfrageunsererNeichswehr. D.—- Zu ,,Uniformfragen«.—- Nochmals»Uniformfragen«. Vlecher. — Wünsche für dieheeresfachschule —— Wanderpatrouillen nach Deutschösterreich.Leppa.—- Von derFremdenlegion undKriegsoerbrechern.
— Lösungdertaktischen Aufgabe9.— TschechischeAufgabe6.— Lösungderrussischen Aufgabe7.— heereundFlotten.—- Bücherschau.— Verschiedenes. —- Offizier-undTruppenvereinigungen. — Familiennachrichten. — Anzeigen
übersiehtder wichtigstenHriegsereignisseim April 1917.
I.4.17.—25: 9.18.: Stellungstämpfe der5.Armee vor 6.4.-—27.5.: DoppelschlachtAisne-Ehampagne. 1·u.3.Armee.
Verdun. —- 2.4.—20.5.: FrühjahrsschlachtbeiArras 1917. —- Großkampftage: 16.,17.undIs.4., 5.—7.5. —- 6.Armee. —- 2.4.——2. 5.: StellungskämpseinFranzösisch- 6.4.—27. 5.: Stellungstämpfe der3.Armee inderCham- (Belgisch-)Flandern. ö.Armee. —- 6.4.—27. 5.: Doppel- pagne und StellungskämpseindenArgonnen. — 20.4.:
schlachtanderAisne undinderChampagne. 7.Armee. — BeschießungvonDover u.Ealais durchdeutsche Seestreitkräfte.
Dievon ihminallen Staaten propagierte demokratisch- parlamentarische Regierungs-form hat inSpanien, Italien, Griechenland,derTürkei undSowjetruszland derautokrati- schen HerrschafteinesDiktators odereinesKomitees weniger Männer weichen müssen,undselbst Frankreichbeugtsichder
brutalen Energie Poincares Aber auchseineeigenen
Die Erbschaft des Liberalismusix VonGeneralleutnant a.D.Schwarte.s
Der Weltkrieg ist für England von Folgenbegleitetge- wesen,dieesnichterwartet hatundjedenfallsnichtalsEr- folgevon ihmgebuchtwerden können. Gewiß hates die
gefürchtetedeutsche Kriegsflotte beiScapa Flowaufden innerpolitischenVerhältnisse haben sich grundlegendgeändert.
Meeresgrundsinkensehen, hat sichundseinen Alliierten die ZudenseitJahrhunderten stetiginderRegierung sichab- deutschehandelsflotte undseineKolonien ausliesern lassen, wechselnden zweigroßen Parteien, den Konservativen und aber die Vorherrschaft zur See und den Zwei-Mächte- Liberalen, diedemenglischen Staatswesen undseinerAuszen- Standard hates an diegleichberechtigten Verein Staaten politikdiebewundernswürdigeStetigkeitihrerErfolgever- mitihrem ,,secondtonone««verloren; eshatdieDominions bürgten, istdieArbeiterpartei als dritte starkePartei ge- gleichberechtigt neben das europäische Mutterland treten treten, dieder liberalen schwersten Abbruch getanundvor lassen mijfsen, undnur englischereant kann sichund der allem deshalb eine ganz andere Färbungderenglisch-en WeltdasTrugbild« vorgaukeln, daß durchdiePersonalunion Politik hervorgerufen hat,weil sie— imGegensatzzuden desKönigseinengeres Verhältnisalsfrüher zwischenden beiden anderen strengnationalen Parteien — durchihre einzelnenTeilen des Reichesgeschaffen fei;diepropagan- finanziellen Verpflichtungen nachMoskau dieBishereinheit- distischeVerhetzungund brutale Verfolgung derDeutschen lichestarke Energie derAußenpolitik empfindlich geschwächt währenddesKriegesinallerWelt wendet sich— zunächst hat. Verantwortlich für diese unerfreuliche Entwicklung der inChina— heuteinempfindlichster Weisegegen England DingeistdiePartei, dieinden letztenKriegs- und den
selbst. , , erstenNachkriegsjahren an derSpitzederRegierung stand:
-- dieliberale Partei unter Führungvon LloydGeorge, dessen
,is)Al. Earthill, Die Erbschaft des Liberalismus· »knock-about«-Politik gegen DeutschlandimKriegeundin Ubertragenvon Paul Fuhr. MiteinerEinleitung von Verfaillessichimmer mehrals schwerster politischer Fehler Dr.O.Geßler· Kurt Vowinkel, Verlag, Berlin-Graue- erweist. Daß innerhalb der liberalen Partei das gleich-
Wald,1926. falls empfundenwird,erwies sich nichtnur durchdenPartei-
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Erhältlich inApotheken undDmgerien ZUMk.l,-—diePzrckung Alleinlscrstqllesss stillsc- 6.m.h.II» Backen-Backen slleinvetstssisbs cis-.Thoinhatststss Nähvmittolssosellsohakt Aas-, stuttgasst-caanstatt
1347 1927—- MililärsWochenblali—- Ruf-? -1348 wechseleiner Anzahlvon Mitgliedern zu den Konserva-
tivenunddenArbeitern, sondern auch durchdasAusscheiden von Asquith aus derParteiführungundneuerdings durch dieAbtrennung einer geschlossenen Reihevon Mitgliedern fürdieDauer derParteisührung durch Lloyd George.
So istes nichtzu verwundern, daßdas Gefühldes Niedergangs derenglischen Weltherrschaft sichinschroffster FormbeijenerPartei den Liberalen gegenüber äußert,in dersichderStolzauf Englands Weltstellung am stärksten konzentriert: inderkonservativenPartei. Aus dieserStim- mung heraus ist Earthills ,,Erbschaft des Libe- ralismus« entstanden,daszwar inerster Linie englische Verhältnisseund den englischenLiberalismus behandelt, dann aber, darüber hinaus, diedem Liberalismus ganz allgemein anhaftenden Schwächenund dievon ihm be- gangenen Fehler rücksichtslos aufdeckt. Diese Erweiterung des Buches aufdieliberale Weltanschauung im ganzen ist zweifellosderGrund gewesen, daßReichswehrminister Dr. Geßler dieÜbersetzungdes Buchesveranlaßte nnd ihmeineinführendesGeleitwort mitaufdenWeg gab,ob- schoner »dasWerkinseiner Gesamttendenzundinvielen Einzelheiten bestimmt ablehnt«.Er nennt das Buchein
»Dokument«, das ,,leidenschaftlichgeschriebenePamphlet eines geistvollenenglischen Tory gegen dieliberale Welt- anschauungimganzen undgegen denLiberalismus imeng-·
lischen Empire«. Aber geradeweil ,,Englandin. deröffent-
-lichen MeinungDeutschlandsalsdiehoheSchulederPolitik giltunddieenglische Staatskunst oft unserenNeid erweckt«, hälterdas Buch auch für Deutschlandbesonderslehrreich- Reichswehrminister Dr. Geßler, dertrotzdesAustritts aus derDemokratischenPartei zweifellos sein-erliberalen Weltanschauung treu gebliebenist, mußmit seinemEin- treten für Earthills Bucheine starkeEinwirkung ausdie öffentliche, besondersdieliberale Meinung inDeutschland beabsichtigt haben—- um aus begangenen FehlernderVer- gangenheit bessere Wegeund ZielefürdieZukunftzuge- minnen.
Das Buch hatinEnglandeinen außerordentlichenErfolg gehabt—- ganz besondersauch deshalb,weilhinterihmder gleiche(auch heute noch unbekannte) Verfasser (,,Earthi ll«
isteinPseudonym) steht,derdurchseinvor wenigenJahren erschienenesBuch »Verlorene Herrschaft — wie England Indien aufgab« nichtnur in England, sonderninderganzen Welt einungeheures Aufsehener- regte. Ein Tory,zweifelloseinStaatsmann, oderfrüherer Staatsmann hohen Ranges, aberaucheinMann von reich- stemAllgemeinwissen, einMeister des Wortes und der Schrift,bekämpft—- dortwie inseinemneuen Buch— in schärfster, beißend-erIronie dieschweren Fehlerderliberalen Partei, deren mangelnder Staatskunst er denNiedergang seinesheißgeliebten Vaterlandesvorwirft. Dievollendete Form derAusführungenmachtdas Buchüberdies zueiner außerordentlich anregenden Lektüre,deren Reiz auchinder hervorragenden Übersetzung erhaltengebliebenist.
Earthill behandeltinseinemBuchedieZusammen- hängedesLiberalismus mit allen Lebensäußerungen:der Liberalismus als Religion, die(aufsschärfste verurteilte) Moral desLiberalismus, derLiberalismus unddieGesell- schaftsordnung, der Liberalismus imStaat, derLiberalis- mus und derFortschritt, das britische Weltreich,dieBe- ziehungen zum Auslande, das Ende. Auf jedeseinzelne Kapiteleinzugehen, istnicht möglich;es seien hieraber einige Sätze angeführt,diedieLeserdies»Militär-Wochen- blattes« stärker interessieren,weil siedas Verhältnisdes Liberalismus zurWehrmachtbehandeln:
»Überdies mißtrautesder Liberalismus demheerwiedem militärischen Typ überhaupt.Erhattesozusagendasinstink- tiveEmpfinden, dieArmee würdeeines schönen Tagesihn wiealleseine Anhänger einfachaus derWelt jagen. Bis dahinaber kostetedieArmee vielGeld. Ferner bedeutet dieArmee einestete Gefahr,weil esja dochimmer möglich bleibt,daß irgendeinNarr von dieser Waffe tatsächlichGe- brauchmacht. hatman aber keinesolche Waffe,so istes auchbeimbestenWillen ausgeschlossen, sich auseinen Kampf einzulassen. So war denn der echteLiberalismus immer für Maßregeln,dieaufMinderung der englischenMacht hinausliefen. Diese Grundsätzewären selbst aufdieMarine angewendetworden, obwohlman sich hier aufdieBeanstan- dungderunnötigen Ausgaben beschränkt hätte·DerVolks- instinktwar aberindiesem Fallezustark. England konnte, someinte man, zurNotauch ohneArmee oder miteiner sehrschlecht organisierten auskommen, ohnedieBeherrschung derMeere aber keine Woche lang existieren. Sowar Eng- lands Seegeltung eigentlichniemals gefährdet, während seine heeresmacht auseinen:Stand zurückgeschraubtblieb,derdie Beanspruchung einer Großmachtstellung lächerlich erscheinen ließ.. — Wenn aus alledem keinUnglück für England entstand,so»war dasabereinWerk göttlicher Gnade,und dieWeisheitderLiberalen war nichtmitimSpiel«.
Besonders eindrucksvoll sind auchdieSätze,dieerüber KriegoderNichtkrieginderZukunftschreibt.Ergehtvon jener Weltkriegspropaganda der Entente aus, daßman Deutschland niederkämpfen müsse,um fürimmer denKrieg auszurotten:
»MansagtedenLeuten, esgelteeinen Kriegwider alle Kriege. Als könne man den Teufel mit Beelzebub aus- treiben! Nur durch völligeNeugestaltung·des Menschen- geschlechtskann derKriegaus der Welt geschafft werden;
das gehörtaber nichtindieirdische Politik,sondernes ist durchaus Sachegöttlicher Gnade; oder esmöchte auchda- durch möglich werden, daßdas gesamteMenschengeschlecht eines Tages unter eine und dieselbe Jurisdiktion gelangt, oder indem derKriegsich so vernichtend ausgestaltet, daß keiner mehrdenMuthat, si daraufeinzulassen. Zeichen einer erneuten Erscheinung ottes sindaber in diesem Kriegeausgeblieben. Der Kriegwurde geführtzur Er- ringungdesSieges überdieJdeeeiner weltumspannenden Herrschaft-is Die Vernichtungsmittel, die währenddes Kriegeserfunden wurden, waren zwar verderblichgenug, aber nochimmer nicht so vollkommen, daß sie sofortund unzweifelhaft vernichtendgewirkthätten. Es bestandalso tatsächlichkeinGrund zurhoffnung, derKriegwerde den Kriegaus derWeltschaffen.«
DerLiberalismus hat— nachAnsicht Earthills — aus- gespielt. Eine Hilfeerwartet er fürdieZukunftauch nicht aus »jenerohnmächtigen Amphiktyonie,dem Völkerbund«, nichtaus demFaschismus und nichtaus demBolschewis- mus. Was derLiberalismus alsEndergebnis seinerArbeit erreichte, bezeichneterals ,,Desintegration«,alsAuflösung aller bisherigen Organisationen. »Was jenesTeufelszeug betrifft,dasLiberalismus heißt, so hater alles aus Rand und Band gebracht,das christlicheGemeinwesenaufgelöst- das britischeWeltreichinseinenGrundfestenerschüttert,die Gesellschaft zerklüftetundnur einScheinbild desbritischen Staates übriggelassen.«
Esisteine vernichtendeAnklage,dieEarthill gegen den Liberalismus ausspricht— nichtnur gegen dieinden
dlc)AndieserFiktion-desdeutschenStrebens nacheiner ,,weltumspannenden herrschaft« glaubt also auch dieser kluge Mann festhaltenzusollen!
fes-vielmals- Ws— SmilzsIsi-lsnpossnte läge- infes-spielten-
S e "· nöhelstoftem Cassino-h decken usw«-.
I- Unssss III-s- lsst keins Beziehungen zu sldichlaatomlon Firmen IIII a Tode lIlmsitszstt 235 —-
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1349 1927—- MilitätsWochenblati-—- Nr.37 1350
angeführten Sätzenzum Ausdruck kommenden Wirkungen desLiberalismus inEngland. Erhaßtdieliberale Welt- anschauungalsWerk Luzifersaus tiefsterSeele Undkennt mHohnundSpott undätzender Ironie keineGrenzen. Ob undwieweit dieschweren Fehler undVergehen,dieerden Politischen Führern desLiberalismus macht,als berechtigt Ungesehen werden,wird Von derpolitischenGeisteseinstellung desLesers abhängen. Daß fürBekenner undGegnerder liberalen Weltanschauung wertvollste Lehrenaus demgeist- vollen Buchezuziehen sind, unterliegt keinem Zweifel.Die deutschepolitischeLiteratur ist wenig zahlreich,diepoli- tischeGeistesarbeitdeseinzelnen Deutschenwar inderVor- kriegszeitgeringundwird indergroßen Masse heuteunter- drückt durchdie— sozialeundwirtschaftlicheVorteile inden Vordergrundschiebenden— Schlagworte der— Eigenvor- teileerstrebenden — Führer. Jch möchtedas Buch jedem empfehlen, nichtzureinfachen AblehnungoderZustimmung, sondernzureigenen geistigenAuseinandersetzungmitdenin ihmerörterten Problemen.
Alpinismus und Wehrmacht.
JnNr. 26des,,Militär-Wochenblattes«istdas neuzeit- liche FachbuchdesOberst hermann Ez anti«)überMilitär- alpinistikbesprochen. Sein Wert liegt,wieerwähnt, nicht allein darin, daßes diereichen Erfahrungen imGebirgs- krieg,die das österr.-ungarische heer vor und indem Kriegesammeln konnte, umfassendfestlegt;Von größerer Bedeutungistes noch, daßEzanteingehendden Einfluß derEntwicklungdesAlpinismus aufdieKriegführungdar- legtunddaraus dieNotwendigkeit derVorbereitung fürden Gebirgskrieg inneuzeitlchen heeren folgert. Diesedem ganzen Buch-e zugrunde liegenden Leitsätzedes Verfassers verdienen auchbeiuns eingehendeBesprechungundWür- digung;imfolgendensollen sie kurz dargelegtund diesich für uns daraus ergebenden Folgerungen angeschlossen werden-
WährendinderKriegführungderZeitenvor demver- gangenen KriegeGebirgsländer meistnur Durchzugsgebiete größerer heerewaren, Kämpfe sichnur seltenundentweder inausgedehnten Tälern oderentlangund inunmittelbarer NähederStraßen undWege abspielten,wurden imver- gangenen Kriege wiederholt hochgebirgezum Schauplaiz entscheidender, weitgreifender Operationen. DieseErschei- nungist nichtallein daraufzurückzuführen,wieeszumeist geschieht,daßdie indenKampfgetretenen Massenaus
räumlichenGründen dieAussparung von weiten Räumen, wiesiedas Hochgebirge darstellt,nicht zuließen;von weit größerer Bedeutung istdie Tatsachegeworden, daßdie rasche Entwicklung des Alpinismus, die«ungeahnte Zunahmebergsteigerischer Betätigungimletztenhalbjahr- hundert vor demKriege auchdemSoldaten dieKenntnisse undRüstmittel gegeben hat,dieihn befähigten,denKampf Auchunter denEinwirkungen des hochgebirgeszuführen.
Esist klar,daßeinheer, das überkeine Erfahrung und AusrüstungfürdenKampfim Gebirge verfügt,dement- sprechendgroße Verluste alleindurchdieEinwirkung des GebirgesundstarkeBeeinträchtigungdes Kampfwerteszu erwarten hat,denGebirgskriegvermeiden wird; dieFolge mangelnder alpiner Erfahrung und Ausrüstung zeigtsich deutlichbeiderKatastropheder3.·türkischenArmee inHoch- armenien imWinter 1914X15,diefastausschließlichdiesem Umstandeinen Verlust von übervier Fünftelihres Be-
stgndesanfechtenden Truppenzuverdanken hatte. Anderer- seits istes selbstverständlich,daß eine berggewohnte alpineTruppe bestrebtsein wird, gerade ihreÜberlegen- heitimGebirgeimKampfzurGeltungzubringen. Zahl- Mche Beispieledes vergangenen Kriegeszeigen dies,die M)Obersthermann Ezant,Alpinismus, Massentouristik, Maijenskilauf,Wintekspokt, Miiitäraipinistikunddie9700km
ebirgsfronten imWeltkrieg. Mit54Jllustrationen und
» Karten. Verlagfür Kulturpolitik, Berlin W15, Kur- kastendamm206X207· Preis: Ganzslieinen20RM.
sichsteigernbiszufrüher für unmöglich erachtetenSpitzen- leistungen, wiesieu.a.dieKämpfeum dieTrafoier Eis- wand, das Angriffsunternehmen über die Marmolata- Südwand darstellen. Sohat zweifellos die Entwicklungdes Alpinismus undseine Erfassungvon Masfen zumwesent- lichenTeil dieMöglichkeitund die Notwendigkeit zurFührungvon Kämpfen größeren Stils imhochgebirge gegeben. Einweiterer bedeutungsvoller Faktordürftedann allerdings auchindemFortschritt derMöglichkeiten tech- nis cher BezwingungderSchwierigkeitendeshochgebirges zusehen sein.
Sowertvoll nun auchdasVorhandenseineinerMassevon alpin geschulten Männern imVolke fürdas heer ist, so zeigendieErfahrungen desvergangenen Kriegesdoch, daß dieKriegführung im Gebirge vielfach anders geartete, häufiggrößere Anforderungen an denSoldaten stellt,als dieTour imhochgebirgean denBergsteiger. Es genügt keineswegszurFührungeinesGebirgskrieges, Truppenaus Alpinisten zusammenzustellen, esist vielmehrunbedingtnot- wendig, bereits imFriedenfür alpine Verwendung aus- gebildete und vorbereitete Truppen —- Gebirgs- truppen — zuhaben. Jedes Versäumnisinmilitär- alpinerVorbereitungmußimKriege schwer durch Verluste und Mißerfolge bezahltwerden. Nun wird eshäufigbei Durchführungeiner größeren Operation im Gebirgenicht
vermieden werden können, auch zahlreiche bergfremde
Truppen einzusetzen Vonum so größerer Bedeutungistes dann jedoch, diesen Truppenmöglichst zahlreiche militär- alpin gut ausgebildete Führer, Berater und Lehrer zu geben (Alpinreferenten und Bergführerkompanienwie im ehem.österr.-ungarischen Heere).
Der Alpinismus hatsich seitEnde des Krieges wiederum um eingutesStückfortentwickelt,erhatweitere große Massenerfaßt. DieAuswirkungen dieser Tatsache
werden sich ohne allen Zweifel aus den eingangs be-
fprochenen Gründen ineiner Zunahme derBedeutungund des UmfangesderKampfführung im Gebirgeinkünftigen Kriegenzeigen. Besonders große Fortschritte sindzusehen inEntwicklung und Ausbreitung der Wintertouristik, des Tourenskilaufs. Jmletzten Kriege hatbereits diewi nter - alpine Kriegführung wesentlichanBedeutung gewonnen (Karpathenwinterschlacht 1914X15,hochgebirgsstellungen in denAlpen);esistkeinZweifel, daß dementsprechend künftig gerade die alpine Kriegführungim Winter größeren Umfangannehmen wird,daß insbesondere derSchneeschuh
al?lFortbewegungsmitteldes Soldaten größeren Wert erä t.
DieFolgerungaus demGesagten istdie:Bestehtnur die Möglichkeit, daßeinStaat zur KriegführungimGebirge genötigt sein kann,unddiese Möglichkeit ist für Deutschland nichtunwahrscheinlich, so muß dieser Staat im Frieden Vorsorgen fürdenGebirgskrieg treffen,d.h.vor allem sorgfältigundeingehend ausgebildeteGebirg strup pen schaffen.DieAnsicht, daßdieSchaffungvon Gebirgstruppen einen unrentablen Luxusdarstelle, daß diesezueinseitig ausgebildeten Sondertruppen würden,dürfte wohlüber- wunden sein;esistimGegenteil einwandfrei erwiesen, daß gerade Gebirgstruppen stetseinen besondershohen persön- lichen Kampfwert haben. Naturnotwendig ergibtsichdies aus der Tatsache, daßkein DienstzweigimFrieden An- forderungen an denSoldaten stellen kann,dieso nahean kriegsmäßige Verhältnisse herangehen wiediealpineAus- bildung. Jn ihrem Wert für körperliches Training, vor allem jedoch für Charakter-undWillensschulung,Erziehung zuGewandtheit, Selbsttätigkeit, Verantwortungsfreudigkeit kann diemilitärischeGebirgsausbildung von keinemanderen Dienstübertroffenwerden. Gebirgstruppen werden dem- entsprechend auch,überall eingesetzt, vorzügliches leisten können. Ihre alpineAusbildung selbst, aufderen Einzel- heiten einzugehenindiesem Rahmenzuweitführen würde, mußunter möglichst hochgespanntenAnforderungen,alsozu- meist imHochgebirge, erfolgen. Jede Aufwendung von ZeitundMitteln zudiesem Zweckwird sichsreichlich lohnen. v.Xy la nder,Lt. imGebirgsjägerbatl.19.J. R.
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