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Glückauf, Jg. 54, No. 32

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GLÜCKAUF

Berg» und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 32 10. August 1918 54. Jahrg.

Die Sicherheit geschweißter Wasserkammern an Röhrenkesseln.

V on D ip l.-In g . H . Als vor etw a 40, Jahren die W asserrohrkessel zur E inführung gelangten, w urde u. a. als besonderer Vorteil ihre E xplosionssicherheit gegenüber den bisher verwen­

deten Flam m enrohrkesseln hervorgehoben.

Lange Zeit hindurch schien auch eine solche Sicher­

h e it zu bestehen, bis plötzlich im Jah re 1912 innerhalb weniger Monate die nachstehenden drei schweren Wasser-

kam m er-Explosionen auftraten.

1. Am 13. J u n i 1912 wurde in der elektrischen Zentrale des Blech und Röhrenwalzwerkes der Phönix-A ktien­

gesellschaft für Bergbau und H ütten b etrieb in Düssel­

dorf an einem B o rs i g-Kam m erkessel aus dem B au­

jah re '1910 das untere Um laufblech der vordem W asser­

kam m er völlig herausgerissen. D as obere U m lauf­

blech löste sich zum T eil aus den Kamm erwänden.

Der Oberkessel riß von der K am m er ab, verschiedene R ohre w u rd e n . aus den Rohrwänden herausgerissen und die Ü berhitzerrohre vollständig zerstört. Der Kessel überschlug sich nach hinten, zerstörte die K esselhausw and u n d das Dach und flog 50 m weit auf einen Kokshaufen.

2. Am 23. N ovem ber 1912 w urde im Walzwerk der E isen ­ industrie zu Menden und Schwerte, Aldiengeseilschaft in Schwerte, an einer P ie d b o e u f-W a sse rk a m m e r aus dem B aujahre 1911 ebenfalls das Bodenblech der vordem W asserkam m er aus den beiden Schweiß­

nähten herausgerissen, dadurch eine ähnliche Zer­

störung herbeigeführt und der ganze Kessel etwa GO m w eit nach h in ten fortgeschleudert.

3. Am 24. N ovem ber 1912 riß im Bandeisenwalzwerk der Gewerkschaft D eutscher K aiser in Dinslaken an der hintern W asserkam m er eines G eh re-K essels aus.dem B aujahre 1897 die Lukenwand in der Schweißnaht und bog sich nach oben ab. D urch den R eaktionsdruck des ausström enden Dam pfes wurde der Kessel etwa 6 m w eit nach vorne geworfen.

D ie norm ale E inm auerung der vordem 'W asser­

kam m er solcher altern W asseirohrkessel ist aus Abb. 1 zu ersehen.

D ie' U ntersuchungen ergaben, daß an allen drei Kesseln die stum pfen, im K oksfeuer hergestellten Schweißverbindungen der Umlaufblcche mit den K am m erplatten schlecht waren, denn die aneinander- gestoßenen K anten zeigten fast an keiner Stelle voll­

ständige Durchschweißung. Die Umlaufblcche sowie

B u ß m a n n , EsSen.

die K am m erplatten ze ig te n d u rch w e g glatte, n u r ver­

einzelt von kleinen rauhen Stellen (Schweißpunkten) unterbrochene Flächen.

D aher lag die Verm utung nahe; daß es sich h ier um einzelne Fälle m inderw ertiger Arbeit handle, und daß ungewöhnliche Beanspruchungen aufgetreten seien. Die

Schmißmht f hintere öchveifsnah? göctw fzschuh hQ&v&öe

i Feuer raum

Abb. I. E in m a u c ru n g der v o rd e m W asserkammOl­

eines a lte m W asserrohrkessels.

Bodenbleche wiesen sowohl bei Nr. 1 als auch bei Nr. 2 blaue Anlauffarben auf, und som it m ußte auf eine Überhitzung der dem F euer zugekehrten Schweißnaht geschlossen werden.

Allgemeine Bedenken gegen die Verwendung ge­

schweißter W asserkam m ern sind auf Grund dieser Fälle nich t erhoben worden. Durch solche nie ganz zu ver­

m eidende Vorkommnisse konnte naturgem äß nicht die 'ganze B auart als m inderw ertig .verurteilt werden, zumal die Kam m ern zu Tausenden jahrzehntelang ohne die geringste Storung in B etrieb gestanden h a tte n und außerdem durch wiederholte Druckversuche festgestellt .worden war, daß die Schweißverbindungen der Wasser-

kam m em den 4 - 5fachen B etriebsdruck aushielten.

Schutz der dem Feuer zugekehrten -Schweißnähte gegen unm ittelbare Einw irkung der Flam m en durch A nbringung gußeiserner Schuhe und doppelter Gewölbe­

bogen, ständige Überwachung des Feuergewölbes, w eit­

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494 G lü c k a u f Nr. 32 gehende E n th ärtu n g des Speisewassers und häufige

Reinigung der W asserkam m ern im Innern, um eine Überhitzung der Schweißnähte zu vermeiden, das waren die Vorbeugungsmaßnahmen, die für den weitern Be­

trieb von Kamm erkesseln seitens der Aufsichtsbehörde vorgeschrieben w urden1.

Das Aufreißen der Lukenwand an der hintern W asser­

kam m er im Falle 3 führte zu der V orschrift, daß die untere Stehbolzen reihe nicht w eiter als 75 mm vom Kamm errand entfernt sein soll.

Die Kesselbauer gingen trotzdem schon dam als zu B auarten über, bei denen die dem Feuer zugekehrte Schweißnaht fortfiel.

^ F ast schien es, als ob die gerühmte- Explosions- - Sicherheit der W asserkanunern, abgesehen von den Fällen m angelhafter Arbeit, wirklich bestände, denn 4 Ja h re lang herrschte in dieser Beziehung vollständige Ruhe.

Im J a h re 1916 tra te n dagegen wiederum zwei schwere Explosionen an W asserkam m ern auf, denen Ende 1917 und Anfang 1918 drei weitere folgten, so daß die Zahl der Kammerkesselcxplosionen dam it auf 8 stieg:

4. Am 24. März 1916 wurde auf der Zeche R adbod der Bergwerksgesellschaft T rier in Hövel, Kreis Lüding­

hausen, an einer W a lth e r-W a sserk a m m er aus dem B aujahre 1913 das Um laufblech vollständig heraus­

gerissen und dabei das ganze 'K esselm auerw erb zer­

stö rt und Kesselteile 50 - 60 m w eit fortgeschleudert.

5. Am 22. A ugust 1916 tr a t auf der Zeche B aldur der­

selben Gesellschaft in H olsterhausen, K reis Reckling­

hausen, eine weitere E x p lo s io n an einer aus demselben

■ Jah re stam m enden W alth er-W asserk am m er auf, die das Umlaufblech der vordem W asserkam m er unten aus den seitlichen Schweißnähten herausriß und nach unten durchbeulte.

6. Am 14. November 1917 fand im S tädtischen k ie k tri- -> zitätsw erk zu Köln ebenfalls an einer W a lth c r - s W asserkam m er, B aujahr 1908, eine Durchbiegung

des vordem Um laufbleches sta tt, das jedoch an den E nden noch gehalten wurde. D er Kessel h a tte sich aus seinen Lagern gehoben und w ar dann auf den 1 R ost zurückgefallen.

7. Am 14. Jan u a r 1918 erfolgte in dem E lektrizitätsw erk Unterelbe in A ltona an einer S te in m ü lle r-W asser- kannner aus dem B aujahre 1913 eine gleiche Be­

schädigung durch H erausschleuderung des untern Umlaufbleches der vordem W asserkam m er, und ,j schließlich wurde

8. am 25. F ebruar 1918 in der P ulverfabrik Düneberg an der Elbe an einer B ü ttn e r-W asserk a m m e r, B au­

jah r 1913, das Umlaufblech herausgeschleudert. Der Kessel flog durch das Dach gegen den Schornstein und b lieb /g estü tzt auf den obern R and der Kesselhaus- • m auer und an den Schornstein angelehnt, etwa 7 m über dem Erdboden liegen.

D ie Zahl dieser Kesselexplosionen erscheint im Ver­

hältnis zur Gesam tzahl der in B etrieb befindlichen W asserkam m ern von etw a 30 000 Stück sehr gering und würde zu Bedenken keine Veranlassung gegeben heben, wenn nich t außer dem beklagenswerten Verlust an

E rla ti vom S7, März 1913.

Menschenleben die durch den Zerknall der Kamm ern hervorgerufenen Verheerungen so gewaltig gewesen wären.

Bei dem plötzlichen Losreißen der Umlaufbleche trete n K räfte von m ehrern 100 t auf, die naturgem äß überaus große Zerstörungen verursachen können.

. D aher riefen diese Explosionen auch bei den Kessel­

besitzern erhebliche Beunruhigungen hervor, besonders auch, weil in Altona eine IStägige Stillegung des ganzen Elektrizitätsw erkes die Folge war. Sie wurde zwar nicht durch die Instandsetzungsarbeiten bedingt, sondern sonderbarerweise deshalb angeordnet, weil man sich im unklaren darüber befand, ob und welche Sicherheitsvorrichtungen für die von der Explosion verschont gebliebenen Kam m erkessel zu treffen waren.

Diese Frage ist naturgem äß für alle altern Kam m er­

kessel von ganz besonderer Bedeutung.

F ü r die Auslösung d er Explosionen können die in den W asserkam m ern etw a vorhandenen K esselstein- und Schlam m ablagerungen allein wohl kaum in B etracht kommen, d a die Tem peratureinw irkung gewöhnlich nicht derartig ist, daß durch E rhitzung der Bleche schädliche Folgen zu erw arten sind.

Die hohe B elastung neuzeitlicher Dampferzeuger und das dadurch hervorgerufene starke Arbeiten der Kessel w irkt naturgem äß ungünstig auf die Schw eißnaht ein.

Diese B eanspruchung w ird besonders bei der vordem W asserkam m er noch durch die verschiedenen Tem pera­

turen der R ohr- und der Lukenwand verstärk t. Mit Ausnahm e des oben angeführten F alles 3 sind auch die Zerstörungen im m er an der vordem . W asserkam m er eingetreten.

E in gewisser Zusam m enhang zwischen den Explo­

sionen und den K esselbeanspm chungen scheint immerhin zu bestehen.

Bei näh erer Prüfung d er Schweißstellen an den herausgerissenen Um laufblechen der zuletzt genannten 5 Kessel, die auch fast alle blaue Anlauffarben zeigten, wurde festgestellt, daß die Schweißung nicht gut und wesentlich m angelhafter war, als m an bisher allgemein angenom m en h a tte .

Die auf Grund d er ersten Explosionen im Ja h re 1912 gewonnene Auffassung, daß ein H erausschleudcm des Um laufbleches n u r bei außerordentlich m angelhafter Schw eißarbeit möglich sei, konnte nich t m ehr aufrecht- erhalteri werden. V ielm ehr gelangte m an zu der Ü ber­

zeugung, daß eine tadellose Schweißung der stum pf aneinanderstoßenden Bleche im K oksfeuer überhaupt nicht zu erzielen ist. F a st säm tliche Kesselfabriken haben auch inzwischen die Verwendung einer Schweiß­

n ah t an dep dem F euer zugekehrten Seite aufgegeben.

D ie verschiedenen diesbezüglichen Ausführungen dürften aus den D ruckschriften der einzelnen Firm en bekannt sein.

D ie U m lauf bleche und K am m ern der oben angeführten K essel zeigten durchweg g latte Flächen, an denen noch vielfach die H obelstriche sichtbar waren, w ährend nu r einzelne, 1 - 5 mm lange Schweißstellen auf eine innige Verbindung der Boden- und Karnm erbleche schließen ließen. Die tro tz dieser m angelhaften Verbindung de?

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10. August 1918 G l ü c k a u f 495 verschiedenen Bleche erzielte verhältnism äßig gute H alt­

barkeit ist dadurch zu erklären, daß sich erstens gegen Abscherung unschwer eine ausreichende Sicherheit erzielen läß t und zweitens durch das H äm m ern während des Schweißens ein H inein­

drücken des Um laufbleches in die K amm erbleche und gewisser­

m aßen eine U m klam m erung des Um laufbleches durch die beiden Kam m erbleche erfolgt, wie es Abb. 2 in übertriebener Weise zeigt. Dazu kom m t noch, daß Abb 2 die Schlacke und die bei der Die Schweißstellen des Schweißung als Schutz gegen

Umlaufbleches. D urchblasen der Flam m en ver­

w endeten Eisenfeilspäne klebend wirken und die Stehbolzen die Kam m erwände gegen

das U m laufblech drücken.

E in H erauspressen des Bodenbleches allein durch den B etriebsdruck oder kalten W asserdruck wii'd daher verhindert, solange die K am m er nich t der u n m ittel­

baren Einw irkung der Flam m e ausgesetzt ist. Bei starker, ungleichm äßiger E rhitzung kann sich dagegen das Um laufblech durchbiegen und von den K am m er­

blechen abreißen. Is t aber erst an einer Stelle ein solcher R iß vorhanden, dann werden die Beanspruchungen der Verbindungen u n te r U m ständen derartig groß, daß das Bodenblech völlig abgerissen und hinausgeschleudert werden kann.

eine hinreichende Sicherheit gegen die oben gekennzeich­

nete Biegungsbeanspruchung b esteh t. Bei den u nter 1 - 8 genannten Anlagen war dieses V erhältnis folgender­

m aßen :

1. (P h ö n ix )... 20 : 254 - 1 :12,7 2. (Menden-Schwerte) . 24 : 300 = 1 :12,5 3. (Deutscher Kaiser) . . 22 : 260 — 1 :11,9 4. ( R a d b o d ) 24 : 300 = 1 : 12,5 5. ( B a l d u r ) . 26 : 300 = 1 : 11,5 6. ( K ö l n ) ... 22 : 300 = 1 :13,6 7. ( A l t o n a ) 25 : 240 = 1 : 9,7 8. ( D ü n e b e r g ) 22 : 220 == 1 : 10,0 • Ob die durch den D am pfdruck auftretende geringe Durchbiegung, die im allgemeinen n ur B ruchteile von Millimetern betragen dürfte, wirklich eine so schädliche W irkung auszuüben vermag, und ob das V erhältnis 1 : 10 gerade die Sicherheitsgrenze bildet, bedarf im m er­

hin noch des einwandfreien Beweises.

Abb. 5. Kämmers chutz durch einen Hohlträger.

Die Ursache für die bisher aufgetretenen Explosionen ist in der H auptsache zweifellos in der zu h o h e n E r ­ w ä r m u n g d e r S c h w e iß n ä h te d u r c h s t r a h l e n d e W ä rm e b e i u n g e n ü g e n d e m W ä r m e s c h u tz d e r b e s o n d e r s g e f ä h r d e te n N ä h te zu suchen.

Demgemäß sind auch etw a erforderliche Schutz­

m aßnahm en in erster Linie u n ter Berücksichtigung dieses G esichtspunktes zu treffen.

Verschiedene derartige Ausführungen stehen schon seit längerer Zeit in B etrieb. So h a t m an beispielsweise auf der erw ähnten Zeche R adbod einen besondern H ohl­

träger a u n ter der W asserkam m er angeordnet, dessen Hohlraum m it einem T herm om eter versehen is t und m it dem Schornsteinzug in V erbindung steh t (s. Abb. 5).

Die Flöhe der T em p eratur in diesem H ohlraum läßt sofort erkennen, ob das Schutzgewölbe u n te r der vordem W asserkam m er noch in Ordnung ist, oder ob das Ge­

wölbe bereits für die W asserkam m er gefährliche Schäden besitzt.

Außer der unzulässigen Tem peraturerhöhung durch unm ittelbare Einw irkung der Flam m e kann auch das Altern des M aterials auf die H altbarkeit der Schweißung von E influß sein.

W ie in den Abb. 3 und 4 in übertriebener W eise d ar­

gestellt ist, w ird das Um laufblech bei steigendem D am pf­

druck durchgebogen und bei Verm inderung des D am pf­

druckes wieder en tlastet und in die alte Lage zurück­

geführt. Dieses H in- und Herbiegen des Bodenbleches w iederholt sich im Laufe der Jah re sehr oft, so daß schließlich eine Lockerung der ohnehin unzureichenden Schweißverbindungen erfolgen kann. Die Durchbiegung des Um laufbleches w ird desto größer, je b reiter die W asserkam m er und je geringer die Stärke des Um lauf­

bleches ist.

Von einer K esselfirm a angestellte Versuche haben ergeben, daß h ei dem V erhältnis 1 : 10 d er Stärke des Um laufbleches zur lichten W eite der W asserkam m er

Abb. 3. Unvollkommene Schweißung des Umlaufbleches.

Abb, 4. Durchbiegung des Um lauf bleches.

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496 G l ü c k a u f Mr. 32 W eniger gu t is t ein außen m it dem Mauexwerk ab­

schließender gußeiserner H ohlträger, bei dem durch Befühlen eine Erw ärm ung des Trägers und dam it eine Gefahr für die W asserkam m er festgestellt werden soll.

D as Rheinisch-W estfälische E lektrizitätsw erk, das eine große Zahl von K am m erkesseln besitzt, ist nach eingehenden Erörterungen m it dem K esselerbauer und dem zuständigen Dampfkessel-Ubeiwachtm gsverein zu der nachstehenden, in der N iederschrift vom 15. März 1918 festgelegten Auffassung bezüglich der Sicherheit der W asserkam m ern gelangt: •

»Wenngleich auch 'd i e bisher aufgetretenen E xplo­

sionen ergeben haben, daß die Schweißung der Kamm ern wesentlich unvollkom m ener ist, als m an bisher allgemein annahm , so ist man anderseits doch der Überzeugung, daß die auslösende Ursache der Explosionen weniger auf eine etw a in den W asserkam m ern vorhandene K esselstein- oder Schlam m schicht zurückzuführen ist, als vielm ehr darin besteht, daß die Kamm ern ohne genügenden Schutz gegen die Einw irkung der Flam m en waren. D ies bewies besonders die Explosion in der P ulverfabrik D üneberg an der Elbe, wo das untere Bodenblech d er vordem W asserkam m er vollständig

bläu angelaufen und eingebeult war.

Man ist w eiterhin der Überzeugung, daß es bei sach­

gem äßer K am m erkonstruktion zu w eit gehen würde, nachträglich überall V erstärkungen an den K am m ern anzubringen durch außen umgelegte Laschen oder Innenlaschen, wie im F all Menden und Schwelle, zumal die m ehrfach aufgetretenen 'W asserkamm errisse bewiesen haben, daß selbst eine unm ittelbare Einw irkung der Flam men auf die W asserkam m er nicht in jedem Fall zu einer K atastroph e führt.

Abb. . 6. Kammerschulz durch eine besondere Gewölbe­

bauart für niedrige Feuerräume (RWE.). ■ E s wird vielm ehr für ausreichend erachtet, eine ständige Überwachung des Schutzm auerwerks vorzu- nelimen.

• E ine güte Überwachung des Schutzm auerwerks kann zum Beispiel durch entsprechende Ausbildung des M auerwerks erreicht - werden, derart, daß beim Los- . bröckeln von Steinen im Schutzgewölbe der W asser­

kam m er das Feuer von außen h er sichtbar wird, etwa

wie es in den Abb. 6 und 7 angedeutet und im K raft­

werk Essen des RW E. eingeführt ist.

Eine solche A usführung wird für ebensogut gehalten wie e in ' luftgekühlter hohler gußeiserner Träger m it T herm om eter eder ein außen m it dem M auerwerk ab­

schließender. Schutzträger, bei dem durch Befühlen ein Erw ärm en festgestellt werden soll«.

Diese Ausführungen zeigen, daß die W erke auch ohne polizeilichen Zwang alles zur Erreichung größt­

möglicher Sicherheit ihrer Betriebe aufbieten.

Die vom R W E. verw endete Gewölbebauart (s. Abb. 6), bei der die vordere M auerwand a durch Glaseinsätze unterbrochen Werden kann, eignet sich für ältere Kessel m it niedrigem Feuerraum .

Ähnlich ist die neuerdings von der F irm a Stein- m üller für Kessel m it hohem Feuerraum verwendete Gewölbeausführung (s. Abb. 7), bei der jede Undichtig­

keit des Schutzm auerwerks unm ittelbar zutage tritt.

Abb. 7. Kammerschutz durch eine besondere Gewölbe­

bauart für hohe Feuerräume (Steinmüller).

W ie im J a h re 1913, so h a t auch je tz t wieder der • M inister für Hatrdel und Gewerbe Veranlassung genom­

men, m it V ertretern der K esselbauer und dem Z entral­

verband Preußischer Dampfkessel-Überwachungsvereine über M aßnahmen zu beraten, die w eitem Explosionen von W asserkam m ern wirksam Vorbeugen sollen.

Auf G rand d er vorgekommenen Explosionen beab­

sichtigte näm lich der M inister, um das V ertrauen zu den geschweißten W asserkam m ern wiederherzustellen und um die R egierung vor berechtigten Vorwürfen wegen n ich t genügender W ahrung der öffentlichen Sicher­

h eit zu bewahren, besondere Vorschriften zur Sicherung aller in B etrieb befindlichen und neu zu erstellenden geschweißten W asserkam m ern zu erlassen.

Die B erechtigung zum E rlaß einer solchen polizei­

lichen V orschrift für die bestehenden ordnungsgemäß genehm igten Anlagen leitet die Aufsichtsbehörde aus

§ 120d der Gewerbeordnung her. Ob der U nternehm er von der A ufsichtsbehörde gezw ungen, werden kann,

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10. August 1918 G l ü c k a u f 497 an bereits bestehenden u n d genehm igten Anlagen noch

besondere Sicherungen anzubringen, is t zweifelhaft.

Jedenfalls besitzt die Aufsichtsbehörde genügende M acht­

m ittel, um einer derartigen V orschrift Geltung zu ver­

schaffen J '

So ist in dem neuen E rlaß auch angedeutet, daß es im Falle der W eigerung des U nternehm ers geboten sein wird, solche Kessel auf Grund einer Verfügung des Gewerbeinspektors gemäß § 120d GO. zu häufigem äußern U ntersuchungen heranzuziehen. D as bedeutet aber nichts anderes, als daß ein solcher Kessel u n te r U m ständen alle vier W ochen außer B etrieb zu setzen und das Mauerwerk zu entfernen ist, d am it sich eine äußere B esichtigung der Schweißnaht vornehm en läßt, eine Maßnahme, die der völligen Stillegung des fraglichen Kessels gleichkom men kann.

Nachdem im allgemeinen eine Einigung über die A rt und Ausdehnung dieser Vorschriften erzielt worden war, ist am 26. Ju n i 1918 der nachstehende E rlaß des M inisters für H andel und Gewerbe erschienen:

»Die in m einem E rlaß vom 27. März 1913 angeord­

neten M aßnahmen zu r V erhütung der Explosion von W asserkam m erkesseln - Verwendung reinen Speise­

wassers, Schutz der un tern Schw eißnaht durch schwere Schuhe and doppelte Gewölbebogen, H öchstabstand der äußersten Stehbolzenreihe 75 mm von den innem Be­

grenzungen der K am m ern auch bei den im B etriebe be­

findlichen W asserrohrkesseln - haben es n ich t verm ocht, Weitere Explosionen ähnlicher A rt (Lösung des ein­

geschweißten Umlaufbleches) zu verhindern. In den Jah ren 1916 -1 9 1 8 sind insgesam t, abgesehen von den im Ja h re 1912 zu verzeichnenden 3 Explosionen, weitere 5 derartige beklagensw erte Unfälle, zum Teil m it erheb­

lichen Verlusten an Menschenleben, vorgekommen. U nter Zuziehung von Sachverständigen aus den K reisen der K esselerbauer und derDam pfkessel-Überwachungsvereine sowie von B etriebsleitern großer E lektrizitätsw erke, in denen K essel der bezeichneten A rt vorzugsweise ben utzt werden, habe ich deshalb die Frage erörtert, ob es sich em pfehlen würde, bei neuen Kesselanlagen dieser , Art die Schweißung m indestens der h in tern un tern N ah t der vordem K am m ern zu verbieten und bei im B etriebe befindlichen Kesseln Sicherheitsm aßnahm en zu er­

greifen, um Unfällen durch Lösung der Schweißnaht vorzubeugen. N achdem am 6. Mai d. J. eine Vor­

besprechung stattgefunden h a t, sind am 29. Mai d. J.

die V erhandlungen zu Ende geführt Worden. Ich erkläre mich m it den in der Versam m lung vereinbarten Forde­

rungen 1 - 4 einverstanden.

W as die D urchführung dieser Forderungen anlangt, fo ist die Versam m lung von der Auffassung ausgegangen, daß die zur V erm inderung der Explosionsgefahr emp- sohlenen Vorkehrungen bei bereits genehm igten D am pf­

kesseln der im § 25 der Gewerbeordnung vorgeschriebenen Genehmigung bedürfen. D ieser Auffassung w ird beizu­

pflichten sein, soweit es sich um die Anbringung von m echanischen Sicherungen h andelt, bei denen nach Auf­

fassung der Sachverständigen u n ter U m ständen die Sicherheit der Schweißnaht bei unsachlicher Ausführung gefährdet werden kann. D ie Verbesserung des Schutz­

m auerwerks wird dagegen in der Regel nich t als eine

genehm igungspflichtige Änderung der Dampfkessel • anlage zu b etrachten sein. Der U nternehm er kann daher gebotenenfalls durch eine Verfügung auf Grund des § 120 d der Gewerbeordnung angehalten werden, zum Schutze der A rbeiter solche Verbesserungen 'des Schutzm auerw erks auszuführen. Stellen sich aber dieser M aßnahme erhebliche Schwierigkeiten entgegen, so daß n u r die Ausführung von m echanischen Sicherungen übrigbleibt, so w ird es Aufgabe der Dam pfkesselvereine und der G ew erbeaufsichtsbeam ten sein, dem U nter­

nehm er u n ter Hinw eis auf die Genehmigungspflicht dieser Ä nderung und auf die Gefahren, denen er bei unverändertem F ortb estand der Anlage ausgesetzt ist, die N otw endigkeit der V erstärkung der Schw eißnaht nahezulegen und ihn zur Stellung eines entsprechenden Genehm igungsantrages zu veranlassen. Im Falle der W eigerung des U nternehm ers w ird es geboten sein, solche Kessel auf Grund einer Verfügung des Gewerbe­

inspektors gemäß § 120d GO. zu häufigem äußern U nter­

suchungen heranzuziehen«.

Die vorstehend erw ähnten 4 / Forderungen lauten:

1. Bei neuen K am m er- (auch Teilkammer-) kesseln sollen Schweißverbindungen des Um laufbleches m it den R o h rp latten tu n lic h st verm ieden werden. M indestens muß dies erfolgen im un tern T eil der vordem W asser­

kam m er auf der dem F euer zugewendeten Seite.

Kessel, deren Bleche bereits geschnitten sind, wei'den hiervon n ich t betroffen. Aufstellungen dieser Kessel sin d dem für die erste D ruckprobe am Orte der H erstellung der Kessel zuständigen D am pfkessel­

verein alsbald vorzulegen.

2a. D ie vordere K am m er (auch Teilkam m er) is t m inde­

stens bei N euanlagen so zu lagern, daß etwa auf- treten d e U ndichtigkeiten der vordem und h intern K ante des B odenblechs beobachtet werden können.

2b. Die h intere u n tere N ah t der vordem K am m er (auch Teilkam m er) m uß sowohl bei bestehenden als auch bei Neuanlagen m i t s t a r k e r B e a n s p r u c h u n g durch M auerwerk dauernd w irksam dem Einfluß hoher Tem peraturen un d nam entlich der u n m ittel­

baren E inw irkung des F euers entzogen w erden; das Schufzm auerw erk m uß so ausgeführt werden, daß im Falle seiner Beschädigung (Abbrand, Einsturz) die . dadurch bedingte Gefahr dem H eizer u nd den Auf­

sichtsbeam ten durch E inblick in den F euerherd be­

m erkbar w ird.

3. W enn bei bestehenden Anlagen m it stark e r Be­

anspruchung die Forderung der Ziffer 2 b nich t erfüllbar ist, muß eine ausreichende m echanische Sicherung der u n tern hin tern Schweißnaht erfolgen.

Als s t a r k - b e a n s p r u c h t e K essel werden solche von etw a 24 kg Verdam pfung au f ein Q uadratm eter Heizfläche angesehen. Im Zweifelsfall gelten W ander­

rost- und U nterw indanlagen (bei B raunkohlen- verfeuerung solche m it gleich hohen Herdtem pe- ra tu ren wie bei Steinkohlen) als sta rk beansprucht.

4. Die D urchführung der hiernach erforderlichen M aß­

nahm en soll bei in R eserve stehenden Kesseln mög­

lichst vor ih rer W iederinbetriebnahm e, bei ändern bei ih rer n ächsten Reinigung erfolgen.

(6)

498 G l ü c k a u f Kr. 32 Welche der vorgeschlagenen H ilfskonstruktionen in

jedem einzelnen Falle anzuwenden sein wird, soll von Fall zu F all durch Benehm en des zuständigen D am pf­

kessel-Überwachungsvereins bzw. Gewerbeaufsichtsbe­

am ten m it der zur Ausführung der m echanischen Sicherung berufenen K esselfabrik vereinbart werden.

Die Ausführung der M aßnahmen im Benehmen m it diesen Stellen ist nach A nsicht der Versammlung dadurch sichergestellt, daß sie als wesentliche Änderung der Kesselanlage, d aher als genehmigungspflichtig, gelten muß.

Bei den m echanischen Sicherungen sind im all­

gemeinen solche Bauausführungen zu vermeiden welche:

1. die K am m er innen verengen, daher die Reinigung erschw eren;

2. die B elastung des Bodens ausschließlich durch S tift­

schrauben aufnehm en, deren Sicherheit daher nu r auf der Scherfestigkeit des Gewindes beruht;

3. *so beschaffen sind, daß bei ih rer Anbringung in den Schw eißnähten oder im Um laufblech starke E r­

schütterungen eintreten, die das Gefüge der Schweiß­

nähte zu lockern geeignet sind;

4. keine genügende, m indestens fünffache Sicherheit gegen den Bodendruck oder den seitlichen Flächen­

druck (von B odenunterkante bis zur nächsten wirk­

sam en U nterstützung gerechnet) gewährt.

Von dieser V orschrift sollten nach der Erklärung des M inisterial-V ertreters die sogenannten Sektionalkessel, also beispielsweise solche Kessel, wie sie die Firm a Babcock baut, und zwar m it R ücksicht darauf n ich t betroffen werden, daß verheerende Explosionsschäden, wie die oben geschilderten, an diesen Kesseln bisher nicht - aufgetreten sind, und die Schweißung der einzelnen K am m erelem ente sich einwandfrei hersteilen läßt. Nach­

träglich sind aber die Sektionalkessel in die Vorschrift einbezogen • worden, weil der größere Teil der Kessel­

bauer beim H andelsm inister m it der Befürchtung vor­

stellig geworden war! daß der A usschluß der Teilkam m er­

kessel sofort Anlaß zu einer lebhaften W erbetätigkeit seitens der H ersteller dieser Kessel geben würde.

Besonders w ürden sich auch die Kesselbauer, bei deren Kesseln bisher noch keine Unfälle vorgekommen sind, in dieser Beziehung ungünstig behandelt fühlen. Ob sich eine derartige Maßnahme aufrechterhalten läßt, erscheint zweifelhaft.

F erner sollten auch diejenigen K am m ern von der Vorschrift ausgenommen sein, deren Schweißung beider­

seitig m it Hilfe von W assergas erfolgt ist und bei denen eine einwandfreie Durchsclnveißung auf der ganzen Länge und Stärke des Umlaufbleches nachgewiesen ward. Eine entsprechende Bestim m ung fehlt jedoch in dem Erlaß. Die M aschinenfabrik Augsburg-Nürnberg stellt solche Kamm ern h er und glaubt auch, den ge­

nannten Nachweis erbringen zu können.

W enn sich jetzt herausgestellt hat, daß die Sicherheit der W asserkam m erausführung nicht in dem früher an­

genom m enen u nd vom E rbauer gew ährleisteten Maße besteht, und die Aufsichtsbehörde sich sogar veranlaßt sieht, besondere polizeiliche Vorschriften zum Schutz der W asserkam m ern zu erlassen, so dürfte es der Billigkeit

entsprechen, daß auch die K esselerbauer zu den nachträg­

lich erforderlich werdenden Kosten wenigstens insoweit beitragen, als es sich um eine mechanische Verstärkung der K am m er handelt.

In den w eitaus m eisten Fällen dürfte eine hin­

reichende Sicherheit und gleichzeitig die Erfüllung der polizeilichen Vorschrift durch Änderung des Mauer­

werks erreicht werden können. D er M auerwerkschutz bietet vor allein den betriebstechnisch nicht hoch genug anzuschlagenden Vorteil, daß kein m echanischer E in­

griff in die K annncrbauart erfolgt.

Die nachträgliche Anbringung von mechanischen Sicherungen ist wohl n u r in seltenen Fällen empfehlens­

wert. Ganz abgesehen von ihren Kosten und Betriebs­

erschwerungen darf die Schwierigkeit, die m it dieser nachträglichen Anbringung an m ehr als '10 oder 20 Jah re alten Kam m ern verbunden ist, durchaus nicht u n ter­

schätzt werden. Die B earbeitung der harten K am m er­

bleche, noch dazu an O rt und Stelle, m it den geringen in Kesselhäusern zur Verfügung stehenden W erks­

m itteln und u n ter sehr beschränkten R aum verhält- 'n issen is t außerordentlich zeitraubend und vielfach

gar nicht durchführbar.

In der Zeichnung w irk t die H ilfskonstruktion sehr gut, aber so eben und rechtw inklig, wie es am K onstruktionstisch angenommen wird, sind die K am m ern und Um laufbleche nicht m ehr. Das saubere Anpassen solcher Sicherheitsvorrichtungen an die rauhen und nicht m ehr winkligen Flächen setzt im m erhin sehr geschickte und zuverlässige A rbeiter voraus. Ob diese in der jetzigen und nächsten Zeit im m er vorhanden sind und ob selbst der zuverlässigste R ichtm eister stets eine wirklich gute Ausführung liefern wird, erscheint recht zweifelhaft.

Dazu kom m t noch, daß durch eine unsachm äßige m echanische S icherheitsvorrichtung zuweilen m ehr Schaden als N utzen hervorgerufen werden kann, da vielfach durch die nachträgliche B earbeitung ein Ver­

spannen d er K am m ern und dadurch entw eder eine Schwächung der alten Schweißverbindung oder gar U ndichtigkeiten an den Schweißnähten und Stehbolzen auf treten werden. Außerdem b esteh t keine Sicherheit, daß diese B auarten genügenden W iderstand gegen unm ittelb are E inw irkung der Flam m en bieten. Im Gegenteil werden sie in einem solchen Falle zuerst ver- schm oren und d am it über den Schutz bei gewöhnlichen Kesseln zum Teil, bei Sektionalkesseln vollständig täuschen.

E s g ib t wohl auch kaum eine m echanische Sicherung, bei deren Anbringung nich t in den Schw eißnähten oder im Um laufblech starke E rschütterungen eintreten, die das Schweißnahtgefüge lockern. N u r wenige B auarten dürften in dieser Beziehung der polizeilichen Vorschrift entsprechen. Schließlich erscheint es besonders- jetzt nich t möglich, die m echanischen Sicherungen ohne erhebliche B etriebseinschränkungen bei der jeweilig nächsten Reinigung der Kessel, wie es die Vorschrift verlangt, anzubringen.

In welcher Weise sich die Kesselbauer die Freilegung der Schw eißnähte, den Schutz der K am m ern durch das

(7)

10. August 1918 G l ü c k a u f 499 Mauerwerk und die bauliche D urchführung der m echa­

nischen Sicherungen der W asser kämm ern gegen H eraus­

schleudern des Um laufbleches denken, zeigen die Abb.

8 - 4 6 .

Der K a m m e r s c h u t z d u r c h M a u e r w e r k nach­

dem Vorschlag von Piedboeuf (s. die Abb. 8 -1 1 ) ähnelt den in den Abb. 6 und 7 dargestellten B auarten des RW E. und von Steinmüller. Bei der in derwAbb. 8 und 9 wiedergegebenen A usführung bleibt die untere Seite der W asserkam m er vollständig frei und stets dem

Abb.

Abb._8_und 9. .Mav.ersch.utz von P iedboeuf für K essel m it au fg e h än g te r W asserkam m er.

m annschaft sofort anzeigen, daß der Kessel außer Betrieb zu setzen ist.

Diese B au art eignet sich jedoch n u r für Kessel m it aufgehängter W asserkam m er, die einer beson- dern U nterstützung der K am m er n ich t bedürfen.

E inen Schutz der W asserkam m er durch einen u n ter­

gebauten luftgekühlten Gußschuh a gew ährt die zweite A usführung von Piedboeuf (s. die Abb. 10 und 11).

Bei dieser Anordnung bleiben die U nterseite und die hintern Eckschweiße der V orderkam m er für die Über­

wachung frei. An den Gußschuh a sind Rippen b angegossen, die sich an die flache Seite der W asserkam m ern anschließen.

Zur Beobachtung von d er Kopf­

seite aus und von vorne sind Schaurohre c in die Hohlguß- träg er sowie L u ftein trittrö h r­

chen d und das L uftabzugrohr c nach dem P uchs bzw. Kamin eingesetzt, um m it Hilfe n atü r­

lichen Zuges eine gute L u ft­

kühlung des Gußschuhes zu er­

reichen. Bei Abbrand des Zün­

dungsgewölbes bzw. seinem E in­

fall oder dem des darüber befind­

lichen E ntlastungsbogens wird dio.

starke Erw ärm ung des Schuhes infolge der hohen T em peratur durch die Schauöffnung nach

Abb.. 9. außen der Bedienungsm annschaft

erkennbar.

A bb. 10. A bb. 11.

A bb. 10 u n d 11. M auerschutz vo n P ied b o eu f m it lu ftg e k ü h ltem G ußschuh.

Heizer, Betriebsingenieur und Überwachungsbeam ten zugänglich. Bei Abbrand des Zündungsgewölbes und Einfall des zweiten Schutzgewölbes wird das darüber befindliche M auerwerk ebenfalls nach unten der Feuerung zu ausweichen und der Bedienungs-

W eiter em pfiehlt Piedboeuf, u n m ittelbar u n ter der R ohrreihe in derN ähe des M auerschutzes der W asserkam m ern einen kleinen Schaukasten / m it Deckel anzu­

bringen, der dem Heizer und Aufsichtsbeam ten Gelegenheit gibt, sich vom Zustande des Mauerwerks zu überzeugen. Die W anderplan- und K ettenroste erfordern ohnehin ein häufigeres B eobachten des Verbrennungs­

vorganges von der Seite her;

hierbei kann gleichzeitig die Be­

obachtung des Mauerschutzes durch den unterhalb des R oh r­

system s befindlichen Schau­

kasten erfolgen, ohne d aß d a­

durch größere Anforderungen an den K esselw ärter gestellt werden.

D er N achteil dieser B auart ist die große B auhöhe; in vielen Fällen, nam entlich bei Kesseln m it niedrigem F euerraum , w ird daher diese Ausführung nicht m öglich sein.

Abb. 12 zeigt die F reilegung der K am m er nach dem Vorschläge von Dr. Münzinger, der gleichzeitig einen m echanischen Schutz vorsieht, w ährend Abb. 13 die von

(8)

500 G l ü c k a u f Nr. 32

Abb. 12. K am m erfreileg u n g u n d S icherung der S ch w eiß n äh te nach M ünzinger.

13. K am nierfreilegung n ac h R odberg.

Abb. 14.

A bb. 14 u n d 15. S icherung d er S ch w eiß n ä h te n a c h M ünzinger.

d e r D am pfkesselfabrik vorm . A. Rodberg, A. G. in D arm stadt, in A ussicht genom m eneAusführung darstellt.

D ie m e c h a n i s c h e n S ic h e r u n g e n der W asser­

kam m ern werden durch die Abb. 14 — 46 erläu tert.

Sie beruhen auf der Überlegung, daß das Aufreißen einer Schweißnaht solange ungefährlich bleibt, a ls sich keine großem Öffnungen durch Aufbiegung oder Wegsclileudc- rung des Bodenbleches bilden können.

E ine sehr gu te B auart ist von Dr. M ünzinger au s­

gearbeitet worden und in den Abb. 14 und 15 w ieder­

gegeben. Nach E n tfern un g jedes zweiten oder dritten W asserrohres der un tersten R ohrreihe werden ihre E in ­ walzbohrungen und die gegenüberliegenden Öffnungen für die Verschlußdeckel durch eingewalzte R ohrstum m el a m iteinander verbunden. Diese Stum m el dienen zum A bdichten der K am m er und zur Aufnahm e von kräftigen Tragbolzen b, an welche die Bodenbleche m it H ilfe von geschm iedeten oder Stahlguß-Laschen c aufgehängt werden. Zum Verspannen und zur V erstärkung der V orrichtung dienen einige Schrauben, die die Tragnasen oder?Laschen gegeneinander und gegen das Bcdenblech pressen. Die Laschen bilden dann gleichzeitig noch einen ähnlichen W ärm eschutz wie die oben erwähnten Gußwinkel. D urch Anwendung kleiner Keile d oder Schrauben e kann in einfacher Weise eine gute Auf­

lage erzielt werden. Die Laschen Sind schnell und ein­

fach anzubringen. Außerdem weist diese A usführung den Vorteil auf, daß sie keine nachteilige Einwirkung auf die W asserkam m er _ausübt und wohl die einzige B au art ist, die die Vorschrift 3 über die mechanischen Sicherungen des M inisterialerlasses erfüllt. Die teil­

weise vorgesehene Verwendung von. Stiftschrauben zur A ufnahm e^der? Bodenbelastung entgegen der Vor­

schrift 3 des M inisterialerlasses dürfte unbedenklich sein.

Die K osten für diese V orrichtung, durch die etwa 4 — 5% der * Kesselheizfläche verlorengehen, betragen etw a 2000 M .

Gegen diese A usführung wandte die A ufsichts­

behörde ein, daß sie nicht kraftschlüssig sei und d e r flache Stahlguß- oder Eisenwinkel n u r eine verhältnis­

m äßig geringe'W iderstandsfähigkeit besitze.

Die F irm a 'W a lth e r in Köln-Dellbrück hat 9 v er­

schiedene Vorschläge gem acht (s. die Abb. 16-33 ), zu ^d eren E rläuterun g einige W orte genügen mögen.

Die erste A usführung (s. die Abb. 16 und 17) wird durch die Lage der W inkel a im Innern, also eine Ver­

engung der W asserkam m er und die dam it verbundene Erschwerung der Reinigung be­

einträchtigt. Ein w eiterer N ach­

teil b esteh t in der Unzuläng­

lichkeit der Schraubenverbin­

dungen b. Beide Ü belstände sollen nach dem M inisterialerlaß tu n ­ lichst verm ieden werden.

D er zweite Vorschlag (s. die Abb. 18 und 19), bei dem die Laschen a außerhalb liegen, ist g u t; außerdem ist die Doppelung der Bleche günstig.

A bb. 15. Die; d r i t t e A u s f ü h ru n g (s. die Abb. 20 und 21) verm eidet die

(9)

10. A ugust 1918

l_ rU l_ r _ J

A bb.- 32. A bb. 33.

A bb. IG — 33., M echanische S ich eru n g en von W a lth e r & Co.

Doppelung u nd stellt ebenfalls einen einigermaßen ein­

wandfreien Ausweg dar.

Die vierte und die fünfte A usführung (s. die Abb.

22-25) besitzen die .Nachteile der ersten, w ährend die sechste (s. die Abb. 26 und 27) nach Ansicht der Auf­

sichtsbehörde sehr bea.chtungswcrt uiid durchführbar erscheint.

A bb. 23.

'//////;s///j777:

Kesselt/ruck

A bb. 37.

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W /y/i7/W >/syA \

A bb. 34 — 40. M echanische S icherungen von Borsig.

(10)

502 G l ü c k a u f Nr. 32

mangelnde W iderstandsfähigkeit der Schraubenver­

bindungen auf.

Die A usführung von Steinm üller (s. die Abb. 41 und 42) besitzt ebenfalls, den N achteil der Verengung, der die R einhaltung der K am m ern erschwert.

Bei dem von der F irm a R cdbeig in D arm stad t herrührenden Vorschlag (s. die Abb. 43 und 44), das Bodenblcclr gegen Herausschleudern durch besondere Laschen und gegen d ie Einw irkung des Feuers durch einen gußeisernen Schuh zu schützen, dürften die flache Ausführung der Laschen sowie die einseitige Bean­

spruchung der Verschraubungen N achteile sein, die Die Vorschläge von Borsig sind in den Abb. 3 4 - 4 0 durch W ahl des richtigen P ro fi® und entsprechende dargestellt. Die erste A usführung (s. die Abb. 34 und 35) Abmessungen der Laschen sowie durch Anwendung dürfte das veilangte W iderstandsm om ent besitzen, h a t durchgehender Beizen beseitigt werden können,

aber den Nachteil, daß die an und für sich kräftig ge- Die von der M aschinenbauanstalt H um bcldt vor- haltenen W inkeleisen an der K am m er innen sorg- geschlagene Ausführung (s. die Abb. 45 und 46) zeigt faltig angerichtet werden müssen, und daß eine Ver- ebenfalls eine gelinge Verengung der K am m er. Im engung der K am m er cin tritt. übiigen dürfte gegen diese B auart, besonders gegen Bei der zweiten (s. die Abb. 3 6 -3 8 ) dürfte 1 Bolzen die vorgeschlagene Verankerung des Umlauf blech es, (s. Abb. 36) nicht ausreichen. W irkungsvoller ist die die im Lokom otivbau seit Jah ren m it Erfolg ausgeführt B au art m it 2 Bolzen (s. Abb. 37), jedoch sind hier wird, nichts einzuwenden sein.

Die W asserrohr- Kamm erkesscl haben in den letzten Jah ren auch auf Bergwerken m ehr und m ehr Eingang, auf einigen sogar aus- schließlich Verwendung gefunden,

— so daß auch die an diesen Kesseln

\ etwa anzubringenden Sicherhdts- J Vorrichtungen für diese Anlagen von Bedeutung sind, besonders 5 ^ | wenn m an sich vergegenwärtigt, Vj j welche gewaltigen Schäden sowie -D ""j unm ittelbaren und m ittelbaren -y y -l ! Kosten selbst eine leichtere Kessel- JU ! explosion verursachen kann.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

D ie a u f g e tre te n e n 'W a sse rk a m ­ m e r-E x p lo s io n e n a n R ö h r e n d a m p f ­ k e s se ln sow ie ih re U rs a c h e n w e rd e n e r ö r t e r t u n d d ie b is h e r a n g e w a n d te n

^ S c h u tz v o rk e h ru n g e n e r lä u te r t, p D ie a u f G ru n d d ie s e r E x p lo - 4 sio n e n v o m M in iste r f ü r H a n d e l 4, u n d G e w erb e a m 26. J u n i 1918 z u r 4, E r h ö h u n g d e r B e trie b s ic h e rh e it d e r

^ K a m m e rk e s s e l e ila s s e n e p olizeiliche 4 - V o rs c h r ift w ird b e k a n n tg e g e b e n u n d

| | d ie zu ih r e r E rf ü llu n g v o n d e n K e ss e lb e sitz e rn u n d K e s s e le rb a u e m ' v o rg e s c h la g e n e n S ic h e ru n g sm a ß ­

n a h m e n w e rd e n b e s c h rie b e n u n d b e u r te ilt. F ü r d ie K o s te n v e r te ilu n g sow ie fü r d ie W a h l d e s zu tr e ff e n -

A bb. 45. A bb. 46. " d e n W a s s e rk a m m e rs c h u tz e s w erd en

A bb. 45 u n d 46. M echanische S icherung der M a sch in e n b a u a n sta lt H u m b o ld t. ein ig e A n h a ltp u n k te g eg eb en .

Abb. 41. Abb. 42.

Mechanische Sicherung \o n Steinmüller.

Abb. 44.

Mechanische Sicherung der Firma Rodberg.

D er siebente, der achte und der neunte Vorschlag (s. die Abb. 2 8 -3 3 ) sind ebenfalls annehm bar; es tr itt keine Verengung d e r K am m ern ein, jedoch bauen sich die letzten 4 Ausführungen seh r tief.

Wieder die Nachteile der Schraubenverbindungen und der Kam m erverengung vorhanden.

Die d ritte Ausführung (s. die Abb. 39 und 40) weist wiederum den Übelstand der Verengung und die

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10. August 1918 G l ü c k a u f 503

Die bergreelitlichen Verhältnisse von Chrom, Wolfram und Molybdän in Preußen.

Von Bergassessor K.

Die zur H erstellung hochwertigen Stahles wichtigen H ärtungs- oder Veredelungsm etalle Chrom, Wolfram und Molybdän fielen in D eutschland bisher m ehr in das Arbeitsgebiet des H üttenm annes als in das des Berg­

mannes. Eine nennenswerte bergbauliche Gewinnung dieser Mineralien, die im folgenden »Edelstahlmineralien«

genannt werden sollen, fand in D eutschland, und be­

sonders in Preußen, nicht s ta tt. D er Bedarf wurde überwiegend aus dem Auslände in Form von Erzen oder Ferrolegierungen cingeführt1. D er Krieg h at uns die m eisten und bedeutendsten dieser ausländischen Quellen verschlossen, die Zufuhr aus den neutralen Ländern allein kann den deutschen B edarf n ich t decken.

D aher muß der Bergmann jetzt und auch für die Zeiten nach dem Kriege m ehr als b isher danach trachten, E delstahlm ineralien im eigenen Lande aufzusuchen und zu gewinnen. D ie bergrechtlichen Grundlagen hierfür sind jedoch nicht so klar geregelt wie bei den m eisten ändern Mineralien.

Zur Zeit der E ntstehung des Allgemeinen Preußischen Berggesetzes von 1865 h atten die Edelstahlm ineralien keine w esentliche volksw irtschaftliche eder bergbauliche Bedeutung. Sie sind daher im § 1 dieses Gesetzes, der alle in Preußen vorkommenden Mineralien von all­

gem einer w irtschaftlicher V erw ertbarkeit zusam m en­

faßt, n ich t m it aufgezählt. Über die im § 1 n ic h t ge­

nannten M ineralien sagen die M otive zum ABG.2:

»Dieselben kommen in Preußen teils gar nicht, teils so vereinzelt und selten vor, daß bei ihnen der Gesichts­

p u n k t einer allgem einen N utzbarkeit nicht zutrifft und es deshalb n ic h t g erechtfertigt sein würde; das Ver- fiigungsrecht des G rundeigentüm ers auch h ier aus­

zuschließen«.

Auch in der sp ätem Zeit, als man seit etw a 1880 den w irtschaftlichen W ert dieser M ineralien für die Stahlveredelung und sp äter auch für d i e ; elektrische In d u strie (G lühlam pendrähte, Funkentelegraphie) er­

kannt h atte, w ar das B edürfnis nach einer bergrecht­

lichen Regelung n ich t vorhanden, da der B edarf fast völlig durch ausländische Z ufuhr gedeckt wurde, so daß die Vorkommen im Inlande n u r untergeordnete B edeutung h atten .

E rs t in jü n g ster Zeit is t infolge der durch den Krieg hervorgerufenen w irtschaftlichen Umwälzungen die all­

gem eine A ufm erksam keit auf einen deutschen Bergbau nach E delstahlm ineralien gelenkt worden. D urch das Aufhören d er ausländischen Zufuhr, durch den dringenden, m it E rsatzm itteln n ich t zu befriedigenden Bedarf der Stahlw erke haben im Zusammenhang m it der technischen Vervollkomm nung und Leistungs­

fähigkeit neuer Aufbereitungs- und V erhüttungsver­

fahren die früher unbedeutenden einheim ischen Lager­

stä tte n und sogar die Vorkommen, die sich als ganz geringe Beim engungen in ändern Erzen finden, all­

gem eine N utzb ark eit erlangt, die ihnen auch in Zukunft

1 vgl. IC r u s c h : D ie V erso rg u n g D e u ts c h la n d s m i t m etallisch e n R o h sto lle n , B e rlin 1913, S. 168, 223 u n d 231.

2 Z B e r g r. 1865, S, 84,

L i e s e g a n g , Berlin.

zugesprcchen werden muß. D am it -ist auch die Frage nach der bergrechtlichen Stellung der E delstahl­

m ineralien von W ichtigkeit geworden.

Chrom, W olfram und M olybdän sind im Berggesetz nicht m it u n ter die »Bergbaumineralien« aufgenommen, sondern dem G rundeigentüm er belassen woiden. In ­ folge des geologischen Verhaltens der E rzlagerstätten wird schon hierdurch die W irtschaftlichkeit u nd Sichei- h eit einer allgemeinen bergbaulichen Gewinnung be­

einträchtigt. D er Zustand wird aber dadurch ncch wesentlich verw ickelter und unsicherer, daß die ge­

nannten M ineralien in der Regel nicht auf selb­

ständigen L agerstätten, sondern in derartig engem chemischem oder physikalischem Zusammenhang als Begleiter anderer, vom Verfügungsrecht des Grundeigen­

tüm ers ausgeschlossener, dem Bergwerkseigentüm er ge­

hörender M ineralien wie Eisen, Nickel, Blei, Zinn und K upfer auftreten, daß eine selbständige Gewinnung aus bergtechnischen Gründen ausgeschlossen ist, und daß sie n u r gem einschaftlich m it den bergbaufreien H auptm ineralien, gewonnen werden können. Dadurch ist ein Rechtsgegensatz zwischen Bergw erkseigentüm er und G rundeigentüm er entstanden, der zu manchen Schwierigkeiten Veranlassung gibt und der auch durch den § 57 des Berggesetzes n ich t beseitigt wird.

Nach § 57 ist der Bergw erkseigentüm er befugt, die beim B etriebe seines Bergwerks gewonnenen G rund­

eigentüm er-M ineralien zu Zwecken seines Bergwerks­

betriebes ohne Entschädigung des Grundeigentüm ers zu verwenden. Soweit diese Verwendung nicht erfolgt, m uß der B ergw erkseigentüm er die , bezeiclineten M ineralien dem G rundeigentüm er gegen E rstattu n g der Gewinnungs- und Förderkosten1 herausgeben. Streitig­

keiten über die H erausgabe und die K ostenerstattung unterliegen der Entscheidung durch die ordentlichen G erichte2.

D er In h a lt dieser Bestim m ungen sei an einem Bei­

spiel erläu tert: D as Vorkommen von gewissen Nickel­

erzen und von Chrom eisenstein ist geolcgisch gemeinsam an Serpentin-G ebirgsm assen gebunden. Der Bergwerks­

eigentüm er eines Nickelvorkom mens findet in seinem Felde vergesellschaftet m it Nickelerz auch Chromeisen­

stein. Nach § 57 ABG. darf er das durch den B etrieb seine’s Bergwerkes, d. h. das beim Abbau von Nickelerz gewonnene Chromerz für den Zweck seines Bergwerks­

betriebes ohne E ntschädigung des Grundeigentüm ers verwenden. D er Bergw erkseigentüm er ist aber nicht berechtigt, besondere Abbaue einzurichten, die ledig­

lich den Zweck haben, Chrom eisenstein zu gewinnen.

Die Verwendung des mitgewonnenen Chromeisensteins darf ferner auch n u r für Betriebzwecke, d. h. für den im Sinne der §§ 54, 58 u nd 67 ABG. geführten Berg­

werksbetrieb, erfolgen, also z. B. zum V ersatz in der Grube, zum B eschottern eines Weges auf dem Zechen­

1 D ie A n s ic h t v o n A r n d t (A B G . 1914, A nm . zu § 57, S. 52).

d a ß u n te r U m stä n d e n au cli d ie A uf bere itu n g sk o ste u zu e r s ta tte n s in d , f i n d e t . m . E . im B e rg g e se tz k e in e S tü tz e ; v g l. a. M ü l l e r - E r z ­ b a c h : d a s B ergrecht. P re u ß e n s, B e rlin 1916, S. 217; ebenso K 1 o s t o r- m a n n -T h l e l m a n n , A BG . 1911, A n m . 5 zu § 56, S. 150,

2 Z B e rg r. 1866, S. 125; 1902, S. 250.

(12)

504 Gl ü c k a u f Nr. 32 platz, zur Verwendung von Fundam ent- oder B au­

steinen eines B etriebsgebäudes1, nicht aber z. B. zum A usfüttem eines dem Bergw erksbesitzer gehörenden Hochofens.

E rfolgt eine Verwendung des Chromerzes zu Berg­

werks-Betriebszwecken nicht, so muß der Bergwerks­

eigentüm er das E rz auf Verlangen dem Grundeigen­

tü m er gegen E rstattu n g der Gewinnungs- und F örder­

kosten herausgeben. P raktisch werden hierfür wohl nur unerhebliche Mengen in Frage kommen, denn der Berg­

w erksbesitzer wird es vermeiden, seine Gewinnung und Förderung m it M ineralien zu belasten, aus denen er doch keinen Gewinn ziehen kann. D er Grundeigen­

tüm er anderseits ist ebenfalls in der Gewinnung des Chrom eisensteins beschrankt, einm al durch die Größe seines Grundstücks, ferner durch die ständig drohende Gefahr, verliehene* Nickelerze anzugreifen oder gar die Sicherheit der Bergwerksbaue durch seine Anlagen zu gefährden und dadurch dem B ergw erksbesitzer schadenersatzpflichtig zu werden.

D er Ausweg für den Bergw erkseigentüm er, das Chromerz als »Eisenerz« nachträglich gemäß § 55 ABG.

zu m uten2, is t ebenfalls nich t gangbar, da Chrom eisen­

stein etwa-nur 1 0 -1 5 % Eisen e n th ä lt also nicht als bau­

würdiges Eisenerz im Sinne des § 15 ABG. angesprochen werden kann. Auch würde selbst im Falle einer solchen Verleihung an dem Verfügungsrecht des Grundeigen­

tü m ers über das im Erze enthalten e Chrom nichts ge­

än d ert werden.

E ine bergrechtliche E nteignung gemäß § 135 ABG.

zugunsten des Bergw erksbesitzers kom m t ebenfalls n ich t in B etracht, d a diese n u r für den »Betrieb des Bergbaues«, nich t aber zur E rw eiterung des Bergwerks­

eigentum s zulässig ist, und da ferner nur die Benutzung eines frem den G rundstücks Gegenstand der E nteignung sein kann, nich t aber die Ausbeutung von Grundstücks- bestandtcilcn, wie G rundeigentüm erm incralien8.

E ine allgemeine, der bergbaulichen und h ü tten ­ m ännischen W ichtigkeit entsprechende Gewinnung des Chromeisensteihs ist also bei den herrschenden -gesetz­

lichen Bestim m ungen sehr erschw ert und führt leicht zu weitgehenden R echtsstreitigkeiten zwischen Berg­

werks- und G rundeigentüm ern. Auch der § 57 ABG.

b ietet keine genügende H andhabe, um die um fassende Gewinnung eines G rundeigentüm erm inerals im v er­

liehenen Felde eines B ergbaum inerals zu ermöglichen, da er im Sinne des Berggesetzes von 1865 als G rund­

eigentüm erm ineralien nur Mineralien ohne allgemeinen w irtschaftlichen W ert kennt, bei denen eine umfassende Gewinnung und Verwertung nich t in B etrach t kommt.

E ine grundlegende Besserung dieses R echtszustandes könnte n u r dadurch erreich t werden, daß Chromerz u nter die dem Verfügungsrecht des Grundeigentüm ers entzogenen M ineralien aufgenommen würde, wie es neuerdings in E rk en n tn is und W ürdigung der all-

1 G egen e in e m iß b rä u c h lic h e B e n u tz u n g dos G rundeigenfcüm er- m in e ra ls d u rc h d cu B o rg w erk sb esiteer k ö n n en d ie B e rg b e h ö rd e n a u t G ru n d gem o in so h ä d lich e r E in w irk u n g e n des B e rg b au es (§ 190 A B G .) c in s c h ro itc n , v g l. Z B erg r. 1SS3, S. IG; 1910, S. 646.

2 D er U m sta n d , d a ß a n d en b is h e r b e k a n n te n F u n d o rte n dos C hrom orzes i n Schlesien ' infolge beso n d ere r B e e h tsb e s tim m u n g e n (■§ 211 a A B G .) a u c h E ise n e rz e d em G ru n d e ig e n tü m e r g eh ö ren , m u ß fü r d iese a llg em ein en E rw äg u n g e n a u ß e r B e tr a c h t b leib en .

« v g l. K ek u rsb csch o id v om 23. O k t. 1901, Z B erg r. 1902, S . 117.

gemeinen volkswirtschaftlichen W ichtigkeit des Chroms z. B. im Berggesetz für Sachsen-W eim ar-Eisenach vom 1. März 1905* b ereits geschehen ist.

Noch größere praktisch-technische Schwierigkeiten b ietet die Begrenzung der R echte des Bergwerkseigen­

tüm ers und des G rundeigentüm ers bei eng m iteinander verwachsenen M ineralien, wie' z. B. Zinn-Wolfram- Erzen. H ier is t n u r eine gem einsam e Gewinnung möglich, ein ausschließliches Hereingewinnen des verliehenen Zinnerzes und ein Stehenlassen des G rundeigentüm erm inerals W olfram läß t sich nicht durchführen. Ebenso kann eine H erausgabe des W olf­

ram s nach der Gewinnung und Förderung teils gar nicht, teils n u r sehr unvollständig erfolgen, da die Verwachsung beider M ineralien so innig ist, daß sie erst nach der Trennung durch A ufbereitungsverfahren zwei selb­

ständige Sachen werden. Soweit h a t aber m. E. das Berggesetz nach 'dem W o rtlau t des § 57 nich t gehen wollen. Das Gesetz will dem Grundeigentüm er ledig­

lich solche M ineralien zusprechen, die sich unm ittelbar nach der bergm ännischen Gewinnung und Förderung als einheitliche Sachen feststellen und abgrenzen lassen, nich t aber solche Beim engungen und Veiwachsungen, die erst nach w eiterer technischer V erarbeitung als selbständige M ineralien erfaßt werden können. So­

w eit also die sachliche Trennung bereits durch die Gewinnung und Förderung möglich ist, was im Zweifelfall ein Sachverständigen-G utachten zu en t­

scheiden h ä tte , m uß der B ergw erksbesitzer die G rundeigentüm erm incralien bei N ichtverw endung im eigenen B etriebe herausgeben, andernfalls sind sie als bergm ännisch nich t trennbare Beimengungen des ver­

liehenen M inerals anzusehen und dem Verfügungs­

rech t des Bergw erkseigentüm ers zu überlassen.

Diese Auffassung wird noch stärk er durch die Sach­

lage gestützt, die sich bei dem Vorkommen und der Gewinnung des G rundeigentüm erm inerals Molybdän ergibt. M olybdän kom m t, außer in G estalt geringer Beimengungen gewisser Bleierze, in Spuren in dem über verschiedene Teile D eutschlands verbreiteten Kupferschieferflötze v o r2. Der Gehalt is t so gering, daß man das M olybdän weder äußerlich erkennen noch durch irgendw elche A ufbereitungsverfahren selb­

ständig abtren nen kann. D ie A nreicherung und Aus­

nutzung als technisch verwertbares. E rz oder Metall wird erst durch ein um fangreiches hüttenm ännisches Verfahren ermöglicht. Bei dieser E igenartigkeit des M olybdänvorkom m ens ist die H erausgabe des M inerals an den Grundeigentüm er gegen E rstattu n g der Ge­

winnungs- un d Förderkosten vollständig unmöglich.

T heoretisch wird das E rz zwar gem einsam m it dem K upferschiefer bergm ännisch gewonnen, praktisch tr itt e s aber erst nach einer R eihe von chem isch-technischen Arbeitsvorgängen, denen das verliehene K upfererz u nter­

worfen wird, in Erscheinung. Man m uß also auch h ier zu dem Schluß kommen, daß das dem verliehenen M ineral n u r in Spuren beigem engte Grundeigentüm er­

m ineral keine selbständige Sache, sondern m it dem H auptm ineral bergm ännisch u ntren n b ar verbunden isi

1 Z B e rg r. 1905, S. 314.

2 v g l. M etall u n d E rz 1917,I S . -106.

(13)

10. August 1918 G l ü c k a u f 505 und m it ihm dem Verfügungsrecht des Bergw erkseigen­

tüm ers unterlieg t.

Der R echtsgrundsatz des Preußischen Allgemeinen Berggesetzes von 1865, die dem Berggesetz u n te r­

worfenen M ineralien durch nam entliche Aufzählung zu kennzeichnen, birgt som it bei fortschreitender technisch-w irtschaftlicher Entwicklung, durch die neue, bisher als unwichtig angesehene M ineralien in den Kreis der M ineralien von allgem einer B edeutung und Ver­

w ertbarkeit trete n , für den B ergw erkseigentüm er und den Grundeigentüm er rechtliche U nsicherheiten in sich, die auf eine gesunde bergw irtschaftliche W eiterent­

wicklung störend wirken. D ie Anschauung, daß für die Bestim m ung einer sichern und sofort erkennbaren Grenze zwischen B ergbaufreiheit und Grundeigen­

tüm errecht die nam entliche Aufzählung des P reußi­

schen Berggesetzes den Vorzug v erd ie n t1, darf daher nicht unw idersprochen bleiben. Die allgemeine Fassung des Sächsischen. Berggesetzes vom 31. Au­

gust 19102, die auch in das Berggesetz von Schwarzburg- Sondershausen vom 6. März 18948 übergegangen ist, und die sich in ähnlicher, zwischen der preußischen und der sächsischen Form verm ittelnder Weise auch in den K aiserlichen Bergverordnungen für die deutschen Schutzgebiete4 findet, schließt die oben geschilderten rechtlichen U nsicherheiten, die für derf Bergwerks­

eigentüm er und den G rundeigentüm er zu einer Quelle

1 B r a s s e r t , Z B e rg r. 1S9G, S. 5.

2 Z B erg r. 1911, S. 17.

3 Z B erg r. 1S7G, S . 1.

4 Z B erg r. 1905, S. 414; 1907, S. 1. '

Mineralogie und Geologie.

Deutsche Geologische Gesellschaft. Sitzung am 3. Juli ' 1918. Vorsitzender: Geh. Bergrat K e ilh a c k .

Geh. Oberbergrat B e y s c h la g sprach über die V er­

ä n d e r l i c h k e i t d e r F o rm d e r E r z la g e r s tä t t e n . Während in früherer Zeit die Fonn_ der Lagerstätten zu­

gleich als Ausdruck ihrer Entstehung galt, tra t sie in neuerer Zeit mit der Erkenntnis zurück, daß der gleiche Vorgang Lagerstätten verschiedenster Form erzeugen kann. Der Vortragende hatte es sich zur Aufgabe gemacht, eine An­

zahl von Fällen beobachtbarer Veränderungen der Form von Lagerstätten zu besprechen und aus der Gesetzmäßigkeit des Auftretens und der Verbreitung gewisser Hauptformen einige Folgerungen abzuleiten.

Eines der bekanntesten -Beispiele der Form Veränderung von Erzgängen sind die Veränderungen der Bleigänge des Oberharzes bei Durchquerung der dort als Ruschein be­

ze ic h n ten großen Überschiebungen, durch die nicht nur die Richtung, sondern auch die Beschaffenheit und die Zusammensetzung der Gänge eine Änderung erfahren.

Ein weiteres Beispiel für die Veränderung der Lager- stättenform bei Änderung der Gesteinlagerung und -be­

schaffe nlic’it bieten die Manganerzlagerstätten im 'Kreise Biedenkopf und im Waldeckschen. • Dort treten gefaltete Kulmscliichten auf, in denen die Kämme der Berge von Kieselschiefem, die dazwischenliegenden Senken und Täler von Tonschiefern gebildet werden. Vor der Erosion be­

stand hier eine tertiäre Fastebene, auf der die Manganerze

von S treitigkeiten weiden können, von vornherein aus.

D ie um fassende Bestim m ung des § 1 im Sächsischen Berggesetz, nach der »diejenigen Mineralien, welche wegen ihres M etallgehaltes n u tzbar sind (m etallische Mineralien)«, dem G rundeigentüm er entzogen sind, hat, wie die Begründung des G esetzes1 m it R echt sagt, zu Zweifeln und Schwierigkeiten nich t geführt, während man bei einer nam entlichen Aufzählung Gefahr läuit, Mineralien, die gegenwärtig keine volksw irtschaftliche Bedeutung haben, aber sie bei fortschreitender E n t­

wicklung erlangen können, ohne G rund auszuschließen.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Die in § 57 ABG. festgelegte H erausgabe der Grund- eigentüm erm ineralien findet ihre natürliche Begrenzung in solchen M ineralien, die bereits durch-die bergm änni­

sche Gewinnung und Förderung von dem verliehenen Mineral getrennt'w erden können. Andere Beimengungen oder Spuren, die erst durch A u fb e reitu n g - oder Ver­

hüttungsverfahren zu M ineralien von selbständiger V erw ertbarkeit umgeschaffen werden m üssen, sind dem Bergw erkseigentüm er zu überlassen.

Die für neuzeitliche bergw irtschaftliche Verhältnisse nicht ausreichende Aufzählung der verleihbaren M ineralien in § 1 des Preußischen Berggesetzes kann zu R echtsunsicherheiten führen, die durch die allgemeine Fassung des Sächsischen Berggesetzes eder der deutschen Kolonial-Bergordnungen, in der alle zur Metallgewinnung verw ertbaren Erze en th alten sind, verm ieden werden.

1 Z B erg r. 1896, S . 3.

abgelagert wurden. In den spröden Kicselschiefcr konuten sie eindringen, auf dem Tonschiefer fanden sie keine geeignete Ablagerungsstätte. In erstem treten sie in Form von stark zertrümerten Gangzonen auf, die m it Mangan und Rhodonit ausgekleidet sind, während sie in dem jenes kulmisclie Faltengebirge diskordant umlagernden Zechsteinmantel als einfache Gänge mit Kalkspat und Füllung m it Psilomelan. j Hausm annit und Pyrolusit ent­

wickelt sind.

Bei Frankenhausen in Hessen treten in den Zechstein­

konglomeraten Kupfererze auf. Der Zechstein ist liier in zwei Konglomeraten entwickelt, die durch Sand­

stein- und Schieferzwischenlagcn getrennt werden. In letztem findet sich die Hauptmasse der Erze in den Geis- m arer Kupferletten. Die Erzführung selbst ist an kleine Querklüftc und an die organischen Pflanzenreste im Schiefer, besondere die Ullmanien geknüpft.

Bei Thalitter dagegen lagern ebene Zectistcinplatten, die durch NS-Spalten zerlegt sind. An diese und die quer dazu verlaufenden OW-Spalten ist die Erzführung geknüpft. Der Zechstein äst hier bereits in hessisch-thürin­

gischer Gliederung vorhanden und enthält nur wenig Konglomerat; über ihm liegen Kalke und Mergclschiefer, von denen letztere überall in allcrfcinster, nur unter dem Mikroskop sichtbarer 'Verteilung Kupfererz führen.

Ebenfalls am Rande des Rheinischen Schiefergebirges liegt die Kupferlagerstätte von Zwima bei Arolsen im Gebiete des Buntsandsteins. Hier führen seine tonig- iettigen Bänke Kupfererz in rundlichen Knotten, ähnlich

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