• Nie Znaleziono Wyników

Glückauf, Jg. 54, No. 21

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Glückauf, Jg. 54, No. 21"

Copied!
16
0
0

Pełen tekst

(1)

GLÜCKAUF

Berg« und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 21 25. Mai 1918 54. Jahrg.

Die Bergwerks- und Hüttenindustrie und ihre Besitzverliältnisse im polnischen Bezirk von Domhrowa.

V on M arkscheider J. P a t r z e k , B erlin-Schöneberg.

W ie in Oberschlesien, so bildet auch im benach­

barten Polen das A uftreten m ächtiger Steinkohlenflöze- die Grundlage der Bergwerks- und H ü tten in d u strie.' Die Kohlenvorkommen sind als eine einzige große Mulde anzusehen, an der Preußen und Österreich der Fläche nach ungefähr gleichmäßig, Polen jedoch nur

in geringem Maße beteiligt sind. M ic h a e l h a t den Um fang des preußischen A nteils auf 2800 qkm be­

rechnet, der österreichische und der polnische. A nteil dürften in runden Zahlen auf 2400 und 400 qkm zu veranschlagen sein, so daß also von dem G esam t­

u m fan g 5 0 % auf Preußen, 43% auf Österreich und nur 7% auf Polen entfallen. Die Überlegenheit des preu­

ßischen Anteils über die beiden ändern ist aber dem W erte nach infolge des A uftretens zahlreicher, z. T.

sehr m ächtiger Flöze noch erheblich größer. W ährend für Oberschlesien bis zu einer Teufe von 2000 m 114 Milliarden t bauw ürdiger Kohle errechnet worden sind, b eträg t der K ohlcnvorrat des polnischen Anteils n u r etw a 2,5 M illiarden t.

Bei einer Jahresförderung in Oberschlesien von 50 Mill., in Polen (wie im Jah re 1913) von rd. 7 Mill. t würde die Kohle dort etw a 2000, h ier rd. 300 Jah re ausreichen.

Ein Ü berblick über die Flözablagerung in Polen lä ß t sich nur im Zusam m enhang m it den oberschlesischen Verhältnissen gehen. Die beiden in Oberschlesien auf­

tretend en Flözgruppen, die liegende R and ­ gruppe un d die hangende M uldengruppe, bilden in Polen den R and des großen Steinkohlenbeckens, im besondern aber die F ortsetzung und den nordöstlichen R and der kleinen, flachen nördlichen Sonder­

mulde, die durch den in der R ichtung von W esten nach Osten, von H indenburg nach M yslowitz verlaufenden Flözsattel von der südlichen H auptm ulde g etren n t wird.

Dieser F lözsattel en th ält, ebenso wie das ganze oberschlesische Becken, die den liegen­

den Teil der M uldengruppe bildenden wich­

tigen und m ächtigen, nach ihrer Aufwölbung benannten Sattelflöze, die infolge ihrer geringen Teufe seit jeher u nd noch heute den H auptgegenstand des oberschlesischen Steinkohlenbergbaus bilden.

D ie Sattelflöze treten im westlichen Teile des F lözsattels, durch Zw ischenm ittel von wechselnder S tärke g etren nt, als sechs K ohlenbänke von 1 - 9 m M ächtigkeit auf;

w eiter nach Osten zu nähern u nd vereinigen sie sich und bilden jenseits der polnischen Grenze eine einzige 12 - 20 m m ächtige Kohlenbank, das R eden­

flöz. Dieses ist das w eitaus wichtigste Flöz in Polen, W as im Hangenden un d Liegenden davon noch an Flözen vorhanden ist, spielt eine geringere Rolle. Im A bb. 1. Ü b e rsic h tsk a rte des D o m brow aer In d u strieb e zirk s.

(2)

Hangenden des Redenflözes werden vier Kolilenbänke bis zu je 2 m M ächtigkeit gebaut, im Liegenden wölben sich die Flöze der R andgruppe, sechs m it im ganzen 6 m M ächtigkeit, nach Osten und Norden zu auf, gehen zutagc~aus und bilden dort die natürliche Grenze des polnischen Steinkohlenbezirks. Die Linie des Aus­

gehenden der R andgruppe v erläuft in einem flachen Bogen (s. die Linie A - B in Abb. I), der im Osten die österreichische, im Norden die preußische Grenze schneidet. D urch die beiden Landes grenzen und das Ausgehende ist m ithin die Ausdehnung des Gebietes, das nach seinem M ittelpunkt als Dom browaer Revier bezeichnet wird, gegeben. Allerdings ist das Ausgehende der R andgruppe, besonders in seinem nördlichen Teil, noch nicht zuverlässig festgestellt. Auf der Unsicherheit dieser Begrenzung beruht die Verschiedenheit in den Angaben für den F lächeninhalt des Gesamtgebietes.

Vom Redenflöz ist dagegen das Ausgehende be­

kannt. Die Linien seines Verlaufes (s. C — D in Abb. 1) te ilt das Dom browaer R evier in zwei A bschnitte, von denen der innere, nach der H auptm ulde zu gelegene m it dem Redenflöz dem äußern, flözarm en gegenüber von überragender B edeutung ist. D aran än d ert auch der U m stand nichts, daß sich die Größen etw a wie . 2 : 3 verhalten, so daß auf den innern A bschnitt knapp 160, auf den äußern 240 qkm entfallen. Diese Angabe der m utm aßlichen Flächeninhalte bietet im merhin einen gewissen Vergleichswert.

W ie an Zahl und M ächtigkeit, so nehmen die ober­

schlesischen Flöze in der R ichtung von W esten nach Osten auch an Güte ab; der Aschegehalt wird größer und d er Heizwert geringer. W ährend im oberschlesischen W esten noch die H älfte der Flöze Kokskohle aufweist, wird die Kohle nach Osten hin im m er m agerer und zur K oksherstellung ungeeigneter. Im Dom browaer Bezirk h a t sie ihre B ackfähigkeit vollständig eingebüßt, so daß sie im wesentlichen nur für Heizzwecke verw endbar

ist. Ih r Heizwert b eträg t etwa 6 0 0 0 -6 6 0 0 W E, gegen­

über 6 7 0 0 - 7200 W E im westlichen Teil des ober­

schlesischen Bezirks.

Die Anfänge des polnischen Steinkohlenbergbaus reichen bis in das J a h r 1796’ zurück, in dem der P reu ­ ßische S ta at nach der d ritten Teilung Polens den Aufschluß der dam als schon durch Gräbereien auf ihrem Ausgehenden bekannten Kohlenvorkom m en in die H and nahm. Die in den folgenden Jahrzehnten u n ter russischer H errschaft ins Leben gerufenen Gruben waren zunächst Staatseigentum , gingen aber bei der völligen Gleichgültigkeit der Regierung nach und nach in P rivatbesitz über. Auch die wenigen noch heute in russischem S taatsbesitz befindlichen Gruben sind längst von Privatgesellschaften gepachtet worden.

Die N achbarschaft des oberschlesischen Kohlen­

bergbaus brachte es m it sich, daß, abgesehen von den Staatsbergw erken, die m eisten polnischen Gruben von D eutschen begründet und betrieben worden sind. Als aber nach dem B erliner Kongreß im Jah re 1878 in den bis dahin freundschaftlichen Beziehungen zwischen Berlin und Petersburg eine Trübung eingetreten war, die in der Folge zum Abschluß des französisch-russischen B ündnisses führte, m achten sich bald die veränderten politischen Beziehungen in dem V erhältnis zwischen den russischen Behörden und den deutschen Gruben­

besitzern geltend. U nter dem D ruck behördlicher Maß­

nahm en aller A rt gaben die Deutschen, soweit sie nicht n atu ra lisiert waren, fast ausnahm slos ihren polnischen G rubenbesitz auf, der nun, bei dem Mangel an russischen und, polnischen Bewerbern, in die Plände französischer, belgischer und italienischer K apitalisten gelangte und schließlich fast allein in französischen Pländen verblieb.

Welche Stellung und B edeutung das französische K apital bis zum Ausbruch des Krieges im polnischen S teinkohlenbergbau besaß, geht aus der nachstehenden Z usam m enstellung hervor, welche Angaben über die zehn D ie w i c h t i g s t e n K o h l e n g r u b e n g e s e l l s c h a f t e n d e s D o m b r o w a e r B e z ir k s .

N r. B e sitz er F ö rd e ru n g 1913

t 1 %

K a p ita l R bl.

D ivit 19110/

/o lende

1912

%

W e rt­

zahl 1

W e rt­

z a h l 2 L an d e san g e h ö rig k eit

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 Sosnowicer G esellschaft

fü r K ohlen g ru b en usw. 1 472 6G0 21,2

9 750 000

5 500 000' 10 12 100 100 französisch

2 W a rsch a u er G esellschaft

fü r K o hlenbergbau 876 465 12,6 6 000 000 15 17,5 47,5 43,7 polnisch

3 M ontangesellschaft

S a tu rn 852 684 12,3

10 000 000

2 175 0001 9 14 44,9 26,3 deutsch-polnisch

4 M ontangesellschaft

G raf R e n ard 704 200 11,8 7 686 873 5 . 6 25,3 23,5 französisch

5 F ranzösisch-Italienische

G esellschaft 660 332 9,5 3 615 188 15 20 7,6 7,5 französisch

6 G rodziecer S teinkohlen­

g ruben G esellschaft 642 229 9,3

4 252 000

1 131 5561 15 10 17,7 15,5 d eu tsch

7 C zeladzer Steinkohlen-

gruben-G esellschaft 617 363 -8,9 4 100 000 20 34,2 14,0 französisch

8 G ew erkschaft F lo ra 395 865 5,5 1 050 000 15 10 33,5 5,6 französisch

9 F ranzösisch-R ussische

B ergbau-G esellschaft 274 032 4,0 2 250 000 15 12,7 5,2 französisch

10 Schön & L am p re ch t 97 288 1,4 31,0 deutsch-polnisch

11 Z ahlreiche kleinere B esitzer 240 469 3,5 m eist polnisch

6 833 587

i O b l i g a t i o n e n .

(3)

■der Förderung nach w ichtigsten Gesellschaften e n t­

hält. D eren Felderbesitz ist in der A bb.l veranschaulicht.

In der Übersicht sind die Gesellschaften nach der Höhe ihrer F örderung im Jah re 1913 geordnet. Die W ert­

zahlen in den Spalten 8 un d 9 kennzeichnen die Be­

deutung des Felderbesitzes der einzelnen Gesellschaften;

W ertzahl 1 bezieht sich auf den Gesamtbezirk, W ertzahl 2 nur auf das innere Gebiet. Der B esitz des größten U nternehm ens, der Sosnowicer Gesellschaft, ist in beiden Fällen .gleich 100 gesetzt worden.

In der K a rte (s. Abb. 1) entsprechen die Zahlen und K ennzeichnungen der Felder den Angaben in den Spalten 1 und 10 der Ü bersicht. Die Linie C - D , die das Ausgehende des- Redenflözes andeutet, schließt m it den beiden Landesgrenzen den in nei n A bschnitt und dam it den bei weitem kohlenreichsten Teil des Bezirks ein.

Zwischen ihr und der angenomm enen Grenzlinie A - B des Ausgehenden der R andgruppe, also der liegendsten Flöze, befindet sich der äußere, kohlenärm ere Ab­

schnitt. Die Annahme, daß sich die Linie C - D v er­

m utlich n ich t m it der wirklichen Grenze des Aus­

gehenden deckt, scheint aus dem Grande berechtigt, weil einige verliehene Felder im nördlichen Teile de?

Bezirks weit außerhalb des äußern A bschnittes liegen.

Von den oben genannten zehn großen Gesellschaften sind: eine deutsch, zwei deutsch-polnisch, eine polnisch rand sechs französisch; der deutsche A nteil b eträg t 5, der deutsch-polnische 21,5, der polnische 13,5 und der französische 60%.

Die W ertzahlen der Spalte 9 erlauben insofern einen bessern Vergleich, als die Flächeninhalte der im innern,A bschnitt liegenden F elder ungefähr auch ihrem bauw ürdigen K ohleninhalt entsprechen w erden; denn die hier in B etracht kom m enden Flächen erstrecken sich fast säm tlich von der Grenze aus nach Osten hin, nehm en also, da die Flöze nach dieser R ichtung hin im allgem einen an Zahl und M ächtigkeit abnehm en, in etw a übereinstim m ender Weise an der Kohleführung teil.

D er innere A bschnitt ist von den Feldern der neun ersten Besitzer ausschließlich und vollständig bedeckt;

der deutsch-polnische B esitz unter Nr. 10 scheidet hier aus. Von diesem kohlenreichsten Teile des Bezirks ent­

fallen 6,4 % auf deutschen, 10,8 % auf deutsch-polnischen, 18% auf polnischen und 64,8% auf französischen Besitz;

das französische ’ K apital herrscht in diesem engern Gebiet noch ausgesprochener vor als im Gesamtbezirk.

E s ist ihm also gelungen, seinen größten Einfluß gerade da zu begründen, wo bei den günstigsten Lagerungs­

verhältnissen die größte W irtschaftlichkeit zu erzielen war. W ie aus der Ü bersicht ferner hervorgeht, haben alle Unternehm ungen günstig gearbeitet; nur eine, die Gesellschaft Graf R enard, h a t in den Jahren 1911 und 1912 weniger als 10% D ividende ausgeschüttet, alle ändern dagegen 10 bis 20%. Welchen Erfolg die U nternehm ung Schön und Lam precht erzielt hat, ist nicht bekannt, wäre aber wissenswert, weil sie im äußern A bschnitt auf Flözen von geringer M ächtigkeit baut.

Von der Gesam tförderung des Jahres 1913 m it nahezu 7 Mill. t entfallen auf die kleinen, zum eist polnischen B esitzer zusam m en nu r 3,5% , auf die deutschen 9,3, die

deutsch-polnischen 13,7, die großem polnischen 12,6 und die französischen 60,9%. Die Entw icklung der polnischen Steinkohlenförderung in den letzten zehn Jah ren vor Ausbruch des Krieges geht aus Abb. 2 hervor, die auch über die E infuhr von oberschlesischer Kohle unterrichtet. Das Schaubild läß t die ständige, nahezu gleichmäßige Steigerung der Förderung erkennen; nur 1905, das Ja h r der ersten russischen Revolution, weist

MiHt

A bb. 2.

Die p o lnische S tein k o h len fö rd eru n g von 1904— 1913.

einen starken Rückgang auf. D as Ansteigen wird ver­

m utlich noch w eiter anhalten, da neue Anlagen im E ntstehen, neue Felder im Aufschluß begriffen sind.

Aber auclr eine wesentlich vergrößerte Förderung wird schlanken Absatz finden; zunächst im Dombrowa- Bezirk selbst, der bedeutende Eisen- und Z inkhütten sowie andere gewerbliche U nternehm ungen besitzt, ferner im Eisen- und Zinkerzbergbau, in der T extilindustrie, deren wichtigste M ittelpunkte Lodz, W arschau und Czenstöchau sind, in den Zuckerfabriken, G asanstalten usw. sowie für den H ausbrand.

D a der Dom browaer B ezirk den Ansprüchen des eigenen Landes nicht zu genügen verm ochte, h a t Polen aus Galizien und in w eit stärkerm Maße aus Ober­

schlesien Kohle, un d zwar vorzugsweise F ettkohle, zur Herstellung von Koks und Leuchtgas eingeführt. Die ständig steigende oberschlesische E infuhr (s. Abb. 2) h a t sich im Jah re 1913 auf nahezu ein Viertel der polnischen Förderung belaufen. Ein Rückgang ist nicht anzunehm en, da ja dem polnischen Bezirk die hoch­

wertige F ettkohle gänzlich fehlt.

Die unzureichende K enntnis vom Ausgehenden der R andgruppe und die Tatsache, daß eine R eihe von Kohlenfeldern außerhalb der verm uteten Grenzlinie liegt, lassen darauf schließen, daß es auch heute noch möglich ist, in jener Gegend m it Aussicht auf Erfolg nach Steinkohle zu schürfen. W enn es sich hier auch nur um wenig, mächtige Flöze handeln wird, so lassen doch ihre verhältnism äßig geringe Teufe, das Fehlen von Schlagwettern, der geringe Bedarf an Grubenholz, die niedrigen Arbeitslöhne und die starke B rennstoff­

nachfrage des polnischen H interlandes einer nachdrück-

(4)

liche S chürftätigkeit angebracht erscheinen. Andere U m stände allerdings, die bisher die polnischen Bergbau­

unternehm ungen gegenüber den oberschlesischen be­

günstigt haben, wie der mangelnde D ruck einer w eit­

gehenden bergpolizeilichen Aufsicht m it ihren Vor­

schriften zum Schutz von Leben und Gesundheit der A rbeiter, zur V erhütung von R aubbau usw., ferner das Fehlen unserer sozialen Gesetzgebung m it ihren er­

heblichen Anforderungen, werden verm utlich u nter der künftigen H errschaft in absehbarer Zeit in F ortfall kommen. Eine w e s e n tlic h e E rhöhung der bekannten K ohlenvorräte ist indessen durch eine w eitere Auf­

schlußtätigkeit 'nicht m ehr zu erw arten, da sich der w ichtigste Teil, der kohlenreiche innere A bschnitt, ganz, der ärm ere äußere zum w eitaus größten Teil in festen H änden befinden.

E in besonderer, dem Dom browaer m it dem ober- schlesischen?B ezirk gem einsam er N achteil liegt darin, daß sich beide an den nahezu entlegensten Grcnzecken ihrer L änder befinden, und ihre Erzeugnisse daher weite Frachtw ege bis zu ihrem natürlichen Verbrauchsgebiet zu überw inden haben. D en dadurch der oberschlesischen K ohle in größerer E ntfernung von ihrer Gewinnungs­

s tä tte in d er P reßbraunkohle erstandene gefährliche, m eist siegreiche W ettbew erber h a t jedoch die polnische Steinkohle im eigenen Lande zunächst nicht zu b e­

fürchten. D enn die B faunkohlenförderung in der u n ­ m ittelb aren N achbarschaft des Steinkohlenbezirks in d er Gegend von Zawercie, wo sich die m eisten B raun­

kohlengruben befinden, betru g im Jah re 1913 im ganzen nur '155 000 t gleich 2,3% der Steinkohlengewinnung.

Eine dieser allerdings sehr unbedeutenden Gruben be­

findet sich in französischem Besitz. In ändern Landes­

teilen h at m an B raunkohle bei W arschau,-Lodz, Opato- wec, Krem enec usw. gefunden. Jüngere tertiäre Schichten tre te n jedoch noch in w eiten Gebieten des innern Polens auf, u n d zahlreiche F undstellen sind niclft w eit von d er Grenze gegen Posen und O stpreußen b e­

k an n t.

Eine Ü berlegenheit des Dom browaer Bezirks gegen­

über dem oberschlesischen besteht, besonders wenn m an noch die w eitere N achbarschaft hinzurechnet, in der Güte un d Menge der vorkom m enden Eisenerze. Im eigentlichen Dom browaer Bezirk treten, den ober­

schlesischen Vorkommen zwischen B cuthen und Tarno- w itz entsprechend, B rauneisenerze auf, deren Vorrat für sehr erheblich erklärt wird. Im Kreise Czenstochau b a u t m an R aseneisenerze und Toneisensteine, die doVt in großen Mengen auftreten. F erner seien die reichen E isenerzlagerstätten in den Kreisen W ielun, R adom , Kielce und P etrikau genannt, aus denen die Eisenindustrie des Dom browaer Bezirks ebenfalls ver­

sorgt wird. Russische Geologen haben die anstehende Menge der polnischen Eisenerze auf 300 — 600 Mill. t berechnet.

Die Eisenerzgruben befinden sich zum eist' in pol­

nischen Händen. Von ausländischen B esitzern sind die deutsche M etallfabrik B. H antk e, die Czenstochauer E isen hü tte und die K a th a rin ah ü tte sowie die franzö­

sischen Sosnowicer Eisenwerke, die H u ta Bankowa und die H uldschinsky-W erke zu nennen.

Vollständig in französischem B esitz sind die beiden zur Zeit noch in B etrieb befindlichen Zink- und Blei­

erzgruben B oleslav bei Sosnowice und Ulysses bei Dom browa; die der Sosnowicer Bergbaugesellschaft bzw. der Französisch-Russischen Gesellschaft gehören.

Sie bauen auf dem sich östlich von Dom browa bis zur S tad t Olkusz erstreckenden A usläufer des ober­

schlesischen Vorkommens u nd sind bisher nahezu die einzigen Zinkerzgruben R ußlands gewesen.

Eine Ü bersicht über die polnische Zink^ und Bleierz­

förderung im Ja h re 1912 gew ährt die Abb. 3, in die zum Vergleich auch die Zahlen der obersxhlesischen Förderung

Polen

A bb. 3. D ie oberschlesische u n d die p o lnische Zink- u n d B leie rz fö rd e ru n g im J a h r e 1912.

aufgenom m en worden sind. Sie veranschaulicht außer­

dem die in Oberschlesien und Polen gewonnenen R ohzinkm engen.

A ußerhalb des Dom browaer Bezirks trete n im Ge­

birgszuge der L ysa Gora Kupfererze und besonders Bleierze auf.

T ro tz dieser Grundlagen für die Entw icklung einer bedeutenden Eisen- un d M etallhüttenindustrie gab es in Polen bis in die achtziger Jah re des vorigen J a h r­

h u n d erts nu r ein E isenhüttenw erk, die H u ta Bankowa.

Diese auffallende Erscheinung beruhte einesteils darauf, daß die polnischen Flöze die H ü tten in du strie nicht m it der notwendigen Kokskohle zu versorgen verm ochten, und andernteils 'darauf, daß der Eingangszoll für R oh­

eisen bis zum Jah re 1881 nu r m äßig war. Als nun in diesem Jah re die russischen Einfuhrzölle für Roh- und F ertigeisen um 50, die für Schienen im besondern um m ehr als 300% erhöht wurden, w ährend die für Stein­

kohlen u n d Koks nahezu u nv erän dert blieben, gingen oberschlesische H ü tten dazu über, Tochterw erke jen­

seits der Grenze zu begründen. Die vereinigte Königs­

un d L au rah ü tte bau te die K a th a rin ah ü tte in Sielce bei Sosnowice, die Oberschlesische Eisenbahn - Bedarfs- Aktiengesellschaft das heutige Milowicer Walzwerk, H egenscheidt gründete die F irm a B. H andtke, die Hoch­

öfen, Stahl- und W alzwerke in Czenstochau errichtete, Graf H enckel von D onnersm arck setzte das W alzwerk Puschkin bei Sosnowice, die F irm a H uldschinsky in Gleiwitz endlich ein Röhrenwalzwerk bei Sosnowice in B etrieb.

(5)

Als im Jah re 1885 die deutschen E infuhrzölle für die wichtigen russischen A usfuhrerzeugnisse Weizen, Roggen und Gerste auf den dreifachen B etrag gesetzt worden waren, tra t zwei Jah re darau f als W echsel­

w irkung eine wesentliche Erhöhung der russischen Zölle für Roh- und Fertigeisen .ein; so wurde der E in ­ fuhrzoll für Roheisen auf das Fünffache gesteigert.

Die Folge war, daß die deutschen W erke ihre polnischen Anlagen durch die E rrichtung von Hochöfen, den Bau von neuen Stahl- und W alzwerken und Eisenzeug­

fabriken sowie den Erw erb von Erzgruben erw eiterten.

N ach einer kurzen Zeit des A ufblühens traten jedoch die den deutschen U nternehm ungen ungünstigen politischen V erhältnisse ein, auf die oben bereits hingewiesen worden ist. Dazu kam der Ausbau d er russischen E isenbahnlinien in Polen, der ausschließ­

lich strategische G esichtspunkte berücksichtigte und für den abgelegenen polnischen Industriebezirk wenig günstig, dagegen für die - südrussische E isenindustrie vorteilhaft war, und schließlich die Revolution des

Jahres 1905 m it ihren A rbeitseinstellungen.

Somit t r a t eine H äufung von ungünstigen Um­

ständ en ein, die von dem 'deutschen K apital peinlich em pfunden werden m ußten. Die Folge davon war, daß sich bei der polnischen J Eisenindustrie dieselbe E r­

scheinung geltend m achte, die oben schon für den Steinkohlenbergbau dargelegt worden ist: das deutsche K ap ital der weniger fest begründeten Gesellschaften zog sich zurück und an seine Stelle t r a t das b e­

günstigte. französische K apital. Allerdings war hier die Veränderung in der Beteiligung nicht so stark wie in der Steinkohlenindustrie, . da die ober­

schlesischen M utterw erke als gemischte U nter­

nehm ungen in der Lage waren, Rückgänge' in ihren Eisenhüttenbetrieben durch eine stärkere Inanspruch­

nahm e ihrer großen Steinkohlengruben auszugleichen.

D as g ilt besonders für die der Königs- und L au rah ütte gehörende K atb ä rin ah ü tte in Sielce bei Sosnowice, die m ehrere Hochöfen, Stahl-, Walz- und Röhrenwerke sowie Erzgruben bei Czenstcchau b etreibt. F erner ist die deutsche M ilowitzer Eisenwerk-Aktiengesellschaft zu nennen, in deren Besitz auch das Eisenw erk Puschkin steht. Die Abteilung Milowice betreibt Stahl- und W alzwerke sowie eine Eisenzeugfabrik, die Abteilung Puschkin ein W alzwerk in Sosnowice. Milowice hht bei einem A k tien kapital von 2 365 000 R bl. im Jah re 1912 nur 2215 Rbl. D ividende gezahlt, Puschkin in dem ­ selben Jah re bei 500 000 Rbl. A ktienkapital 11 848 Rbl.

ziigesetzt. Deutsch ist schließlich noch die Aktiengesell­

schaft Porem ba m it einer Gießerei und einer M aschinen­

fabrik in Porem ba bei Za w erde. Sie h at 750 000 Rbl.

A ktienkapital und 1913 22% Dividende gezahlt.

Rein französisch ist die bereits erw ähnte Société Anonyme des Forges et Aciéries de H uta Bankowa m it drei H ochöfen, Stahl- und W alzwerken in Dombrowa sowie Erzgruben bei Czenstcchau. Ih r A ktienkapital betrug 1912/13 rd. 10 Mill. Rbl., die Dividende 12%.

Die von der Polnischen B ank begründete und nach ihr benannte H u ta Bankowa ist m it etwa .3000 Ar­

beitern das größte polnische Unternehm en, überwiegend französisch ist die Sosnowicer Eisenwerke- und Röhren­

werke-Aktiengesellschaft, an der aber auch deutsche*- K a p ital beteiligt ist. Sie h a t ein Röhren- und Blech­

walzwerk in Sosnowice sowie Hochöfen, Stahl- und W alzwerke in Zawercie. Ih r A ktienkapital betrug 1912 7 500 000 R bl., die Dividende 16%. F erner sind die früher rein deutschen Iiuldsclünsky-W erke m it Hochöfen, Stahl- u nd W alzwerken in Zawercie, Röhren- und Blechwalzwerken in Sosnowice sowie Erzgruben bei Czenstochau jetzt überwiegend französisch. Ih r A ktienkapital b e trä g t 6 000 000 Rbl. Die französische M ontangesellschaft Graf R enard (s. Nr. 4 der Übersicht) besitzt in Sosnowice ein Röhrenwalzwerk.

Die genannten acht Eisenhüttenw erke liegen säm tlich im Dom browaer Bezirk. Von ihnen sind vier ganz oder überwiegend deutsch, vier ganz oder überwiegend französisch. Bei der Bem essung ihrer B edeutung nach dem A ktienkapital besteh t jedoch zwischen den d eu t­

schen und den französischen W erken etwa das V erhältnis von 1 :3 .

A ußerhalb des Dombrowaer Bezirks sind noch zwei deutsche U nternehm ungen zu nennen; zunächst die Russische Eisenindustrie-G esell: chaft vorm. B. H a n tk e m it Hochöfen, Stahl- und W alzwerken sowie E rz ­ gruben in Czenstochau und industriellen Anlagen in W arschau. Ih r A ktienkapital betrug 1913- 6 000 000 Rbl., die Dividende 10%. F erner das E isenw erk Blachownia bei Czenstochau, das der K ath arin ah ü tte bzw. der L au ra­

hü tte gehört. Mit Einschluß dieser beiden U nter­

nehm ungen stellt sich das K apitalverhältnis etwa wie 1 :2.

Zu erwähnen sind schließlich noch die drei im Dom ­ browaer Bezirk liegenden Zinkhütten, die säm tlich französischem K apital gehören: die H ü tte K onstantin bei Dombrowa, die Bendziner H ü tte bei B endzin und die P aulinenhütte bei Zagorze. Die beiden ersten sind im B esitz der in der Übersicht u n ter Kr. 5 angeführten Französisch-Italienischen Gesellschaft, die d ritte gehört der u n ter Nr. 1 genannten Sosnowicer Gesellschaft.

H insichtlich der Beteiligung ausländischen K apitals an den großen Industrieunternehm ungen des Dom ­ browaer Bezirks steh t dem nach das französische K apital weitaus an erster Stelle, E s besitzt, wie kurz wiederholt sei, im Steinkohlenbergbau, soweit die großem Betriebe in Frage kommen, etwa 60% der verliehenen Felder, ist an dem zur Zeit noch unbedeutenden B raunkohlen­

bergbau beteiligt, h a t eine] Reihe von E rzgruben und herrscht vor allem in der Eisen- u nd Z inkhütten­

industrie vor.

W eit geringer ist der Einfluß des d e u t s c h e n K apitals;

die rein deutsche Beteiligung im Steinkohlenbergbau ist oben zu n u r 5% errechnet worden und w ird in der E ise n in d u strie . nicht viel m ehr als ein D rittel der französischen betragen.

So lagen die V erhältnisse v o r dem Kriege. H eute befinden sich die französischen Gruben u n ter Zwangs-

• Verwaltung, und über ihre Förderung verfügt der G eneralgoüverneur in W arschau. Die H üttenw erke liegen still. Dagegen fördern die Erzgruben emsig und senden die Erze nach Oberschlesiem

Wie sich die Verhältnisse nach dem Kriege gestalten werden, h ängt in erste r Linie von der politischen Um ­ gestaltung Polens, seiner Wirtsichafts- und Verkehrs­

(6)

politik usw. ab. Die gründliche Veränderung der politischen Lage w ird es zunächst m it sich bringen, daß die deutschen U nternehm ungen von den Behörden n icht m ehr in dem Maße beeinträchtigt werden, wie es u n ter russischer H errschaft in den letzten Jahrzehnten die Regel war. Von der A rt der Beziehungen Polens zu D eutschland und Österreich einerseits, zu R ußland anderseits und den Handels- und Zollverträgen m it den N achbarländern w ird es abhängen, ob außer der.

Bergwerksindustrie, deren Zukunft zweifellos gesichert ist, auch die E isenindustrie in ihrem frühem Umfange erhalten bleibt. Bei der K atharinahütte beispielsweise, die von ihren sehr nahen oberschlesischen Stam mwerken

zu niedrigem Preise K oks beziehen und einen Teil ihres Erzbedarfes aus ihren polnischen Gruben zollfrei decken kann, ist die Frage des Gedeihens m ehr eine der innern Gestaltung. Schlimmer sind die W erke daran, die, wie die französischen H ütten, Koks aus näherer oder w eiterer E ntfernung von frem den Gruben beziehen und einen Teil ihres E rzbedarfes nach wie vor aus R ußland h eran­

holen m üssen. Bei ihnen spielt außer der Zoll- auch die Tariffrage bei der Beschaffung der R ohstoffe eine ge­

wichtige Rolle. Der künftige polnische S taat wird aber zweifellos alle Hebel in Bewegung setzen, üih seinen w ichtigsten' Industriebezirk nach Möglichkeit lebensfähig zu erhalten und steuerkräftig zu machen.

Beobachtungen über den natürlichen Wetterzug in zerklüftetem Gestein und seine Rückwirkung auf die Temperatur der Grundluft.

Von V erm essungsingenieur a . D . Clir. M c z g c r, G ernsbach (M urgtal).

(F ortsetzung.) D ie S p a n n u n g s u n t e r s c h i e d e d e s W a s s e r d a m p f e s

u n d i h r V e r h ä l t n i s z u d e n D r u c k u n t e r s c h i e d e n d e r L u f t.

Da sich die Erw ärm ung, welche die L uft im Stollen erfährt, nicht auf die Reibung zwischen L u ft u n d Stollen­

wänden zurückführen läß t, ist m an genötigt, nach einer ändern W ärm equelle zu suchen. Arbeitswärme kann nu r da entstehen, wo eine Bewegung auf W ider­

stände stößt. H ä lt m an in dem Stollen LTmschau nach K räften, die u n ter Überwindung von W iderständen verlaufende Bewegungen hervorzurufen vermögen, so findet m an, abgesehen von dem hydrostatischen Druck, der das Fließen der Quelle bedingt und der hier für die Erw ärm ung d er L uft nicht in Frage komm en kann, neben den schon besprochenen Gewichts- oder D ruck­

unterschieden der L uft noch die S p a n n u n g s u n t e r ­ s c h i e d e d e s W a s s e r d a m p f e s . Bei den i n n e r n Luftström ungen, die für den Tem peraturausgleich inner­

halb des Stollens von B edeutung sind, kann sich ein W ärm eüberschuß kaum ergeben;hierbei handelt es sich wohl in der H auptsache um einen W ärmekreislauf; bei dem sich Gewinn und V erlust aufheben und der in diesem Zusam m enhang nicht w eiter berücksichtigt zu werden braucht. D er im Stollen auf treten d e W a s s e r d a m p f und sein Verhalten zu r L uft wird dagegen einer ein­

gehendem B ehandlung bedürfen.

Die K räfte, die in den Spannungsunterschieden des W asserdam pfes gegeben sind, können schon innerhalb des Stollens recht erhebliche W erte erreichen, w eit stärk e r aber sind sie im allgem eine^ zwischen dem W asserdam pf im Stollen und dem in der freien Atmo­

sphäre. H andelte es sich z. B. am 5. 7. 05 (s. Abb. 7) durchweg um g esättigten W asserdam pf, so würde dessen Spannkraft bei den angegebenen T em peraturen betragen:

T em peratur Spannung

°C mm QS

am S to lle n e n d e ... 10,3 9,4 am Stollerieingang ...14,5 12,3 in der Schieberkam m er... 12,1 10,5 im F r e ie n . ... 25,0 23,6

Nach dem beobachteten Beschlag der Stollcnwände war der W asserdam pf an dem genannten Tag n u r im hintern Teil des Stollens gesättigt, die zweiteilige Vor­

kam m er und die vordem 4 m des Stollens wären trocken.

F ü r die Feuchtigkeitsgrenze im Stollen, an der der D am pf seinen T au p u n k t erreicht haben muß, erhält man durch Zwischenschaltung eine T em peratur von 13,3° und hierfür die Spannkraft gesättigten W asser­

dam pfes zu 11,4 mm. Im F reien ist der D am pfgehalt der L u ft nicht beobachtet worden; nim m t m an die

»relative Feuchtigkeit« zu 70% . an, was ungefähr dem M onatsm ittel für die Tagesstunden entspricht, so er­

m äßigt sich hier die D am pfspannung auf 23,6 • 0,7 = 16.5 mm. H iernach berechnet sich der Spannungs- unterschied für den beschlagenen Teil des Stollens zu 1 1 , 4 - 9 , 4 = 2 mm QS, zwischen der freien A tm o­

sphäre und der Feuchtigkeitsgrenze im Stollen zu 16.5 —11,4 = 5 /1 mm QS. Wie schon gesagt wurde, h a t g esättigter W asserdam pf bei der in der Schieberkammer beobachteten T em peratur von . 12/1° eine Spannung von 10,5 mm, also weniger, als sich für den Stollen und für die freie A tm osphäre ergeben hat. In der Vor­

kam m er m üßte dem nach, sollte m an meinen, eine leb­

hafte K ondensation stattgefunden haben, in W irk­

lichkeit War aber von einer solchen nichts zu bem erken.

D as is t um so auffallender, als der Dam pf, der sich an dem fraglichen Tage im Stollen niederschlug, n u r aus der freien A tm osphäre stam m en konnte, also durch die Vorkam m er hindurchgegangen sein m ußte. Dabei handelt es sich hier nicht etw a um eine Ausnahm e, sondern um einen sich häufig wiederholenden Fall. Wie aus Zahlen­

tafel 1 zu ersehen ist, waren im Jah re 1904 die W ände der W asser- un d der Schieberkam m er von Anfang Mai bis M itte Oktober m it e i n e r Ausnahm e trocken,

■ obwohl die T em peratur im Stolleneingang m eist um 1-2®, die T em peratur im Freien aber bis zu 18° über der T em peratur der Schieberkam m er lag. Solange dabei die Feuchtigkeitsgrenze in den ersten Stollen ab schn itt fiel, sich also nicht über 5 m vom Stollen­

eingang entfernte, was von Mai bis A ugust der Fal- war, m ußte auch der m it dieser Grenze zusam m enl

(7)

fallende T aupu nkt ü b e r der K am m ertem p eratu r liegen Man ist also zu der Annahme gezwungen, daß ström en­

der W asserdam pf eine höhere S pannkraft haben kann, als-sie dem T au p u n k t der L uft entspricht, durch die er hindurchgeht. Bei näherm Zusehen h a t diese An­

nahm e gar nicht soviel Verwunderliches, wie es auf den ersten Blick scheint, zu einer theoretischen E r­

örterung des beobachteten T atb estandes ist aber hier nicht der O rt.

Um die D am pfspannung in W a s s e ra d e r in kg/qm zu erhalten, m uß m an das in mm QS ausgedrückte Maß Bekanntlich m it 13,6, dem spezifischen Gewicht des Quecksilbers, vervielfältigen. Dem berechneten Spannungsunterschied im Stollen kom m t demnach das Gewicht einer W assersäule von 2 • 13,6 = 27,2 mm Höhe oder ein D ruck vop 27,2 kg auf i qm Q uerschnitt gleich, dem Spannungsunterschied zwischen der freien Atm osphäre und der Feuchtigkeitsgrenzc im Stollen das Gewicht einer W assersäule von 5,1 ■ 13,6 = 69,4 mm oder ein D ruck von 69,4 kg /qm. E s liegt auf der H and, daß so erhebliche K räfte schon recht fühlbare W irkungen hervorbringen müssen.

' Auch bei e in z ie h e n d e r L uft können die Spannungs­

unterschiede des Dampfes sehr beträchtlich werden. Am 3. 2. 08 (s. Abb. 7) w ar der W asserdam pf in den beiden Vorkammern und im S to llen . selbst bis nahe an den B eobachtungspunkt 5 heran gesättigt, die W ände waren n u r im hiriterh Teil des Stollens auf eine Länge von 7 m trocken. Rechnet man in der äußern Atm osphäre wieder m it einer relativen Feuchtigkeit von 70%, so ergeben sich für den genannten Tag bei den angegebenen Tem pe­

raturen folgende D am pfspannungen:

T em peratur Spannung

0 C mm OS

7 m vor dem. Stollenende . 8,5 • 8,3 am Stolleneingang . . . 6,5 7,2 in der W asserkam m er . . . 5,6 6,8

im F reien 2,0 2,S

Die Spannungsunterschiedc betragen also innerhalb des Stollens 1,1 mm, zwischen dem Stolleneingang und dem Freien 4,4 mm. - Ihnen entsprechen Drücke von 15 und 60 kg /q m .

Das Spannungsgefälle des Dam pfes is t aber m it dem Tem peraturgefälle gleichgerichtet, w ährend das von dem letztem abhängige Druckgefälle der L u ft in entgegen­

gesetzter R ichtung verläuft, innerhalb des Stollens m uß also der Spannungsunterschied des W asserdam pfes dem D ruckunterschied zwischen Grundluft u n d Außenluft entgegenwirken; tre ib t dieser die L uft.von dem Stollen­

ende gegen den Stolleneingang hin, so h a t der W asser­

dam pf das Bestreben, vom Stolleneingang gegen das Stollenende zu ström en, und um gekehrt. Dabei erhebt sich notwendigerweise die Frage, wie denn das K räfte­

verhältnis zwischen den beiden auf die unterirdische Atm osphäre wirkenden Bewegungsantrieben ist.

F ü r die in dem -Schaubildjfür den 5. 7. 05 (s. Abb. 7) wiedergegebenen Tem peraturverhältnisse berechnet sich der Druck- oder Gewichtsunterschied zwischen Gruridluft und A ußenluft näherungsweise wie folgt:

Die Felsenquelle liegt 245 m über dein Meere. Ftir diese Seehöhe kann der m ittlere Luftdruck zu 740 mm

angenommen werden. Bei 0° und 760. mm D ruck wiegt 1 cbm L uft 1,29 kg, bei 9° und 740 mm D ruck demnach 1,29,,.740 .272^0 __ 2 F ü r den gleichen Druck und

760-281,5 s b

eine Tem peratur von 25° erh ält m an das Gewicht von

■[ 9 9 9 • 81 5

1 cbm L uft zu—L -T _ L. = 1,15 kg. Dem Unterschied zwischen den beiden berechneten W erten m it 1 ,2 2 -1 ,1 5

= 0,07 kg kann der auf die R aum einheit bezogene Ge- wichtsiiberschuß der G rundluft über die A ußenluft ohne erheblichen Fehler gleichgesetzt werden. Die Höhe der m iteinander zu vergleichenden Luftsäulen beträgt, wie

■schon oben erw ähnt wurde, rd. '110 m, der auf 1 qm Fläche wirkende Drucküberschuß der Grundluft also 110 • 0,07 = 7,7 kg. Nun ist aber für die S tärke der Luft- und Dam pfbe’wegung n ich t d a s .a b s o l u t e Druck- oder Sparinungsgefälle maßgebend, sondern das a u f d ie L ä n g e n e i n h e i t b e z o g e n e G e fä lle . Von dem u n te r­

irdischen Weg, den die durch den Stollen aus- oder ein­

ziehende L u ft zurücklegt, und den m an sich als vielver­

zweigt und wechselvoll gestaltet zu denken haben wird, kennt m an zu'ar n u r eine kurze Strecke, wird aber keines­

falls zu hoch greifen, wenn m an seine Länge zu rd. 500 m annim m t. Das relative Druckgefälle der L uft berechnet sich dann zu 7,7 : 500 = 0,02 kg/qm , w ährend sich das relative Spannungsgefälle des W asserdam pfes für den beschlagenen Teil des Stollens zu 27,2 : 15 = 1,81 kg/qm und von der Außenwand der Vorkam mer bis zu d er Feuchtigkeitsgrenze im Stollen zu 69,4 : 7 = 9 , 9 kg /qm ergibt; die auf Bewegung wirkende K raft m ußte dem ­ nach am 5. 7. 05 beim W asserdam pf ungefähr 90 bis 500 mal so groß sein wie bei der L u ft1.

Bei diesem K räfteverhältnis könnte es scheinen, als ob der in dem • Gewichtsunterschied der L uft ge­

gebene Bewegungsantrieb nicht vermögen würde, den W iderstand der D am pfspannung zu überwinden, und als ob demgemäß auch die Bewegungsrichtung der L u ft durch das Spannungsgefälle des Dam pfes be­

stim m t werden müßte. In W irklichkeit is t dies nicht der F all; wie schon gezeigt wurde, is t für die Richtung des Luftzuges im allgemeinen das Gefälle des L uft­

druckes ausschlaggebend, dies trifft auch für den 5. 7. 05 zu. Man darf hier nicht übersehen, daß zwei Gase m it entgegengesetzter Bewegungsrichtung bei ihrem Zusam m entreffen keinen unbedingten W iderstand auf­

einander in dem Sinne ausüben, daß das eine Gas in seiner ursprünglichen Bewegungsrichtung n u r w eiter Vordringen kann, w'enn es das andere verd rän gt, daß die Gase einander vielmehr durchdringen, jedes der beiden Gase nach dem Zusam m enstöße seinen Weg also fort­

setzt, wenn auch m it verm inderter Geschwindigkeit.

Bei Versuchen über diesen Vorgang, den m an b ek an n t­

lich als Diffusion bezeichnet, h a t sich u, a. ergeben, daß der W iderstand, den zwei Gase ihrer gegenseitigen D urch­

dringung entgegensetzen, den D ichtigkeiten der beiden Gase und den U nterschieden ih rer Geschwindigkeiten proportional is t2, wenn m an, wie üblich, entgegen­

1 D a s m i t t l e r e S p a n n u n g sg e fä lle fü r d ie g a n z e 22 m la n g e S tr e c k e b e tr ä g t 21,2 + 69,1 = 4,4 fcg/qtn, s o m it daa 220 fa c h e d es D r u c k g e fä lle s der L u ft.

2 v g l. P . E. M e y e r ; P i e k in e t is c h e T h e o r ie der G ase, S. 260,

(8)

gesetzte Geschwindigkeiten durch entgegengesetzte al­

gebraische Vorzeichen ausdrück t; der U nterschied der absoluten Geschwindigkeiten ist dann nichts anderes als die Geschwindigkeit des einen Gases in bezug auf das andere, gleichviel, ob sich die beiden Gase in gleicher oder' in entgegengesetzter R ichtung bewegen1. Die absolute Geschwindigkeit, m it der sich das einzelne Gas bewegt, is t proportional seinem Druck- oder Spannungsgefälle und um gekehrt proportional dem W iderstand, den es beim H indurchgang durch das andere Gas zu über­

winden hat. Solange also die in dem Druck- oder Span­

nungsgefälle eines Gases gegebene K raft zur Über­

windung des D iffusionswiderstandes, den m an -als eine A rt von R eibungsw iderstand auffassen kann, ausreicht, muß sich das Gas aus eigener K raft in der Richtung seines Spannungsgefälles bewegen. Seine Geschwindig­

keit kann dabei sehr klein, praktisch vielleicht gleich Null werden, wenn sein Spannungsgefälle geringfügig und die Geschwindigkeit des ändern Gases sehr groß ist.

In diesem äußersten Falle muß es dann, wenn auch widerstrebend, von diesem m itgeführt werden, offenbar w ird aber diese Grenze im Stollen der Felsenquelle nu r ausnahm sw eise oder auch nie erreicht; jedenfalls war die L uft am 5. 7. 05, an welchem Tage ihr relatives D ruck­

gefälle m it 0,02 kg /qm noch nicht ein Zw eihundertstel vom durchschnittlichen Spannungsgefälle des W asser­

dam pfes betrug, von dieser Grenze noch w eit entfernt.

E s bleib t also nur noch zu zeigen, daß in dem genannten Stollen auch der W asserdam pf den W iderstand der L uft überwändet und sich in der T a t aus eigener K raft in der R ichtung seines Spannungsgefälles bewegt.

D ie s e l b s t ä n d i g e n D a m p f s tr ö m u n g e n . In der Meteorologie ist m an gewöhnt, die äußere A tm osphäre pli37sikalisch als etwas Einheitliches auf­

zufassen, m an setzt stillschweigend voraus, daß an ihren Bewegungen säm tliche B estandteile in gleicher Weise teilnehm en. Dies mag für die überwiegende Mehrzahl der die Atm osphäre bildenden oder ihr beigemischten Gase u n d D äm pfe richtig sein, für den W a s s e r d a m p f trifft es nachweisbar nicht zu. Aber auch für ihn läß t m an keine Ausnahm e gelten und nim m t an, daß er von der L u ft einfach m itgeführt werde und deren Bewegungen widerstandslos mitmache. Die meteorologischen Lehr­

bücher stehen noch durchweg auf diesem S tandpunkt.

Sie sprechen noch im m er von einem »Sättigungsbestreben der L u f t für Wässerdampf«, von.ihrer »absoluten« und ihrer »relativen Feuchtigkeit« und kennen als U rsache der Regenbildung nur die Abkühlung der L uft oder die B erührung zwischen Luftschichten von verschiedener T em peratur.

Als ich daher vor etw a 10 Jahren auf G rund der hier m itgeteilten Beobachtungen zu der Auffassung kam , daß sich der W asserdam pf in der unterirdischen Atmo­

sphäre a u s e i g e n e r K r a f t bewege und so vielfach regel­

rechte und andauernde D a m p f S tr ö m u n g e n bilde, und auf dieser Auffassung eine neue Theorie über die E n t­

stehung des G rundw asters aufbaute, fand ich begreif­

licherweise nich t überall Zustim m ung. Dazu widersprach die Lehre von der selbständigen Bewegung des atm o-

i W enn sic h d ie B c w .'g u n g sr ic h tn n g e n k r e u z en , treten an d ie S t e lle d e r w ir k lic h e n G e sc h w in d ig k e ite n d ie e n tsp r e c h e n d e n K o m p o n en ten .

spärischen W asserdam pfes zu sehr der herrschenden M einung.

Wenn auch meine G rundw assertheorie inzwischen viel Boden gewonnen h at, so können doch die Bedenken gegen die Grundlage, auf der sie beruht, noch keineswegs als völlig überwunden gelten; in dieser H insicht werden, wo in der F ach literatu r von m einer Grundw assertheorie die Rede ist, im m er noch gewisse Vorbehalte gemacht.

Da wichtige Vorgänge, in der unterirdischen Atm osphäre ohne die Annahm e selbständiger Dam pfström lingen über­

h au p t nich t zu verstehen sind, und da auch meine Bei­

träge zur W etterlehre, die in den Jahren 1908 u nd 1909 in dieser Zeitschrift erschienen sind, auf dieser Annahme fußen, so halte ich es für geboten, an dieser Stelle einen strengen Nachweis für das tatsächliche A uftreten von solchen selbständigen D am pfström ungen einzuschalten1.

F ü r den Bergbau dürfte^ dieser Nachweis um deswillen noch besondere Beachtung^verdienen, weil das über den W asserdam pf Gesagte sinngem äß auch für das Gruben­

g asg ilt, und well die h ierz u besprechenden F euchtigkeits­

verhältnisse im Stollen der Felsenquelle Rückschlüsse auf die B edeutung zulassen, die der selbständigen Be­

wegung des W asserdam pfes für die Grubenfeuchtigkeit und ihre räum liche Verteilung^zukom m t.

B etrac h tet m an die in Zahlentafel I wiedergegebenen Beobachtungen über die Stollenfeuchtigkeit etw as näher, so fällt zunächst deren Verschiebung m it der Jahreszeit ins Auge. Za Beginn des Jah res zeigt sich ein Beschlag der W ände n u r in der zweiteiligen Vorkam m er und in den beiden vordem Stollenabschnitten, um die M itte des M onats Ja n u a r erstreck t er sich schon über die M itte des Stollens h inaus; in der zweiten H älfte des Monats F ebruar tre te n auch im h intersten A bschnitt des Stollens Spuren von F euchtigkeit au f und gegen M itte April sind die Stollenwände in ihrer ganzen' Ausdehnung naß. Um dieselbe Zeit beginnt die Feuchtigkeit in der Vorkam mer abzunehm en, am 25. A pril greift der Rückgang des Be­

schlags au f den ersten A bschnitt des Stollens über, m acht 'sich in der ersten H älfte des Ju nis im zweiten Stollen­

ab schnitt bem erk)ich und w ird um die M itte des Monats Septem ber auch im übrigen Teil des Stollens fühlbar.

Am 11. Oktober sind die Innenw ände des Bauwerkes in ihrer ganzen Ausdehnung trocken, erst am 5. November beginnen sich die W ände der Vorkam m er wieder zu be­

schlagen; in der Zwischenzeit sind n u r dreim al, am 18., 20. u n d 24. Oktober, leichte Spuren von F euchtigkeit in der Schieber kam m er u nd am Stollenen'de beobachtet worden. Anfangs Dezem ber erreicht die Feuchtigkeit wieder die gleiche Ausdehnung und die gleiche Stärke wie zu Beginn des Jah res. Die b e n e t z t e F lä c h e nim m t von Anfang Novem ber bis gegen M itte April zu und von da an bis in den O ktober hinein wieder ab.

Mit der räum lichen Ausdehnung der Feuchtigkeit nim m t im allgem einen auch ihre S tärke zu und ab. Am schwächsten ist der Beschlag stets an den Feuchtigkeits­

grenzen, also do rt, wo er eben anfängt, sich bemerklich zu m achen, oder wo die A uftrocknung schon einige Zeit im Gange ist.

i I n ‘ kn ap p er W eise, tine M itte ilu n g v o n E in z e lb e o b a c h tu n g e n , is t e in s o lc h e r N a c h w e is sch o n fr ü h er v o n m ir v e r s n o b t w o r d e n ; s.

'■G esundheits-Ingenieur 1906, S. 569.

(9)

Wie man sieht, zeigt der jahreszeitliche W echsel im Beschlag der Stollenwände eine bem erkensw erte Regel­

m äßigkeit; dies läßt, von vornherein einen gesetzmäßigen Zusam m enhang zwischen der Stollenfeuchtigkeit und dem jahreszeitlichen Tem peraturgang verm uten. Diese Ver­

m utung w ird b estätig t, wenn m an sich die T em peratur­

angaben der Zahlentafel 1 oder die Abb. 5 und 6 darauf­

hin ansieht. Man findet dann, daß der Wechsel der Stollenfeuchtigkeit m it dem Wechsel des T em peratur­

gefälles im Stollen bzw. zwischen Stollen und Außen­

luft, zusam m enfällt. Sind im Innern des Bauwerkes er­

hebliche T em peraturunterschiede vorhanden, wie im Ja n u a r und Dezem ber und dann wieder von Mai bis Septem ber, so findet m an nasse W ände nur in seinem kältern Teil, im Ja n u a r und im Dezember also in der Vorkam m er und im vordersten Stollenabschnitt, in den Som m erm onaten dagegen im hintern Teil des Stollens.

Dabei ist zu beachten, daß von Anfang November bis M itte F ebruar der hinterste Stollenabschnitt vollständig trocken bleibt, obwohl h ier die L uft"w ährend der an­

gegebenen Zeit andauernd kälter ist als das den Stollen durchström ende Quellwasser, dessen T em peratur im Jah re 1904 zwischen 9,4 und 9,7° schwankte, Um gekehrt findet man im Spätsom m er den Stollen von seiner Rück­

w and an auf 2/3 oder % seiner Länge stark beschlagen, obgleich von Ende Ju n i bis Ende Septem ber im ganzen Stollen die L u ft w ärm er ist als das W asser. Bei der im Stollen beobachteten F euchtigkeit kann es sich also nicht etw a einfach um eine K ondensation von Dämpfen handeln, die aus dem W asser im Stollen selbst aufsteigen;

der sich an den Stollenwänden niederschlagende Dampf m uß wenigstens zum Teil anderer H erkunft sein und m uß, sow eit er sich aus dem W asser im Stollen entwickelt, außer einer aufsteigenden Bewegung noch eine solche in d er Längsrichtung des Stollens ausführen, andernfalls m üßten bei einer W assertem peratur von 9,7°, wie sie im Ja n u a r und F eb ru ar 1904 am Stollenende beobachtet w urde, zu dieser Zeit auch die W ände im letzten Stollen­

abschnitt einen leichten Beschlag gezeigt h a b e n ; der im Sommer von außen in den Stollen eindringende und sich in seinem hin tern Teil niederscnlagende W asserdam pf kann aber n u r aus d er freien A tm osphäre stam m en u nd muß dem nach; um nach dem hintern Teil des Stollens zu gelangen, erst die Vorkam m er durchqueren und dann den Stollen der Länge nach durchström en. V ie m an an dem F ortschreiten des Beschlages und der Auftrock­

nung der W ände erkennen kann, und wie es nach dem, was oben über die Eigenbewegung des W asserdam pfes gesagt worden ist, selbstverständlich erscheint, bewegt sich d er D am pf dabei ste ts in der R ichtung von den w ärm ern nach den kältern Stellen des Stollens, soweit er nicht seinen stärk sten Bewegungsanstoß aus der äußern A tm osphäre em pfängt. Is t ein entsprechend stark e s T em peraturgefälle zwischen d er Außenluft und der kältesten Stelle des Stollens vorhanden, so ist es für die Bewegung des Dampfes im Stollen allein maßgebend;

in diesem Falle ändern einzelne Strecken m it entgegen­

gesetztem Tem peraturgefälle nichts an der durch das Gesamtgefälle bedingten Ström ungsrichtung des D am p­

fes. So ist vom 7. bis 11. April der Beschlag um 1,5 m gegen das Stollenende fortgeschritten, obgleich die Tem ­

p eratur d ort um 0,8° höher w ar als bei 13,5 m , u n d am 17. Mai, an dem die L u ft in der Schieberkam mer um 1,5°

kälter w ar als im Stolleneingang, zeigten die Stollen­

wände fast in ihrer ganzen Ausdehnung einen sehr starken Beschlag, während die W ände der Vorkam m er trocken blieben; der D am pf, der sich im Stollen niederschlug, m uß also an diesem Tage auf einer Strecke von 2 m en t­

gegengesetzt zum Tem peraturgefälle geström t sein. Der G rundsatz, daß das Tem peraturgefälle für die Be- wegungsrichtuhg des Dam pfes bestim m end ist, wird hierdurch nicht berü h rt; im großen und-ganzen ist die R ichtung der im Stollen der Felsenquelle nachgewiesenen D am pfström ungen in gleicher W eise durch das Tem pe­

raturgefälle gegeben wie die R ichtung des in diesem Stollen beobachteten Luftzuges, n ur ström t der D am pf von der w ärm sten nach der kältesten, die L uft aber von der kältesten nach der w ärm sten Stelle. Soweit es sich um gleichzeitige Bewegungen von Luft u nd W asserdainpi handelt, verlaufen sie einander entgegengesetzt.

D am it ist klar - erwiesen, daß der atm osphärische W asserdam pf nicht, von der L uft getragen, einfach deren Bewegungen m itm acht, sondern sich bei seiner Ver­

mischung m it der L u ft seine Selbständigkeit in w eit­

gehendem Maße w ahrt u nd innerhalb gewisser Grenzen seinem eigenen, in seiner S pannkraft begründeten Be­

wegungsbestreben zu folgen vermag. Die aerodyna­

mischen Vorgänge, die sich im Stollen der Felsenquellc abspielen, fallen durchaus u n te r den Begriff der Diffusion.

Bei der Benetzung der Stollenwände h a t m an es aber nicht m it der e i n m a l i g e n Ü berführung einer gewissen Dampfmenge in tropfbar-flüssiges W asser zu tu n , so n d ern , m it einer f o r t g e s e t z t e n , la n g a n d a u e r n d e n K o n d e n -

s a t i o n . Die Benetzung h ält nich t etw a, nachdem sie ein­

mal stattgefunden hat, m onatelang an, sondern bedarf einer ständigen Erneuerung. Wo inj Zahlentafel 1 der Feuchtigkeitsgrad 4 angegeben ist, läu ft das W asser un ­ ausgesetzt an den W änden herunterjmmd m uß demnach fortw ährend ersetzt werden, wenn d ie W ände jjh ren Feuchtigkeitsgrad beibehalten sollen, wie es tatsächlich während langer Z eiträum e der Fall ist. Der andauern­

den Kondensation muß aber ein ständiges Zuström en von D am pf nach den K ondensationsstellen gegenüber­

stehen. Man ist also vollauf berechtigt, hier von D a m p f S tr ö m u n g e n zu sprechen; die allgem einem Bezeichnungen »Dampfbewegung« lind »Diffusion« treffen den Kern der Sache nicht in gleicher Weise.

D am it d ürften die Bedenken, die gegen die Annahme von selbständigen D am pfström ungen erhoben worden sind, zum m indesten insoweit widerlegt sein ,'als cs sich um solche Strömungen in der u n t e r i r d i s c h e n A tm o­

sphäre handelt, in der sich die L uft n u r ausnahm sw eise m it größerer Geschwindigkeit bewegt u nd das relative Spannungsgefälle des W asserdam pfes sehr beträchtlich werden kann. In d er ä u ß e r n A tm osphäre liegen die Verhältnisse in dieser Beziehung ja wesentlich anders, h ier h at m an es m eistens m it lebhaftem Luftbewegungen und m it einem schwachen Spannungsgefälle des W asser- dam pfes zu tun ; gleichwohl kann cs nicht zweifelhaft sein, daß sich u n ter günstigen Bedingungen auch in der oberirdischen Atm osphäre selbständige D am pfströ­

mungen entwickeln müssen. So stellt z. B. die Bahn

(10)

eines Gewitters eine tiefe Spannungsfurche im W asser­

dam pf der Atm osphäre dar, gegen die der höhergespannte Dam pf von allen Seiten heftig andrängen und in der e r­

sieh in Masse zu W asser verdichten muß. Auch sonst w ird m an immer, wo stärkere Niederschläge fallen, an gegensinnige Dam pfströmungen zu denken haben, wie sie sich z. B. entwickeln können, wenn die T em peratur der L uft m it der Höhe erst ab- und dann zunim m t. Solche gegensinnigen D am pfström ungen entstehen in kühlen Som m ernächten auch zwischen d er unterirdischen und d er äußern A tm osphäre und führen dann zur Bildung des Taues.

Technik.

l)ie D am pfkessel-E xplosionen im D eutschen Reich w ährend des Ja h re s l ö lf i1. Bei d en 7 im L aufe des Ja h re s 1016 cin g e tre tc n e n E x p lo sio n en a n D am pfkesseln v e ru n g lü c k ten 16 P ersonen, und zw ar 11 tödlich, w ährend 2 schw er und 3 le ich t v e rle tz t w urden. Als U rsachen w urden in je zwei F ä lle n W asserm angel, ö rtlic h e Blecli- schw ächung, m a n g elh a fte S chw eißung d e r v o rd e m W asser­

k am m ern fe stg e ste llt; ein F all ist n ic h t restlos a u fg e k lä rt w orden, alle A nzeichen lassen z u n ä ch st a u f eine E xplosion d e r R auchgase in d e n Zügen schließen, als d eren w eitere Folge d a n n e rs t die E xplosion des Kessels se lb st s ta ttfa n d .

I n d en einzelnen F ä lle n i s t . folgendes b e m e rk e n sw e rt:

A n einem feststeh e n d en liegenden Z w eiflam m rohrkessel eines B raunkohlenbergw erks w aren beide F lam m ro h re in- . folge W asserm angels d u rch Schuld eines n ic h t 'genügend sa c h v e rstän d ig e n K esselw ärters ein g eb eu lt w orden. D as linke F la m m ro h r riß a n 3 S tellen auf. Aus seinem Scheitel w urde ein S tü ck v o n 700 x 800 m m hcrau sg csch lcu d ert, ze rtrü m m erte die V orfcucrung und w a rf die R o ststä b e in d a s gegenüberliegende freie F eld, w obei d e r sich d o rt auf- h aljcn d c eben abgelöste K esselw ärter g e tö te t w urde. D as herausgerissene S tü c k w ar in d e r M itte wie zwei B u ch ­ b lä tte r flach zu sam m cn g ek lap p t u n d wies v erschiedene R isse auf. D ie B ru ch stellen w aren b lä tte rig und zeigten das Gefüge des Schw eißeisens, au ß e rd em w aren sie se h r zer­

rissen, w as a u f sp rö d en B au sto ff schließen lä ß t.

A n einem feststeh e n d en liegenden E inflam m rohrkessc!

m it d a rü b e r ang eo rd n etem cin g em au ertem D am p fsam m ler löste sich infolge W asserm angels eine geschw eißte R u n d ­ n a h t im e rste n W ellrohrschuß, so d aß eine sternförm ige Ö ffnung v o n 0,30 qm e n tsta n d . D u rch die E x p lo sio n w urde d e r R o st herausgeschleudert, d a s F cu ertü rg csch rän k abgerissen und d as h in te re K esselm auerw erk v o llstän d ig z e rtrü m m e rt. D er h in te r dem K essel ang eo rd n ete Ü b er­

h itz e r durch sch lu g die K esselhausw and und flog in den H o frau m hinaus. 4 L eute w u rd e n g etö tet, ein M an n le ich t' v erle tzt.

I n ein er W äscherei w a r a n einem liegenden W alzen- kcsscl m it U n tcrfcu e n m g d e r h in te re B oden m esserscharf ab g e ro stet und wies a n ä n d e rn S tellen n u r noch Blcch- s tä rk e n v o n 0,5 —1 m m auf. D er Kessel w ar als D am p f­

erzeuger n ic h t gem eldet w orden. P rü fu n g e n u n d U n te r­

su ch u n g en h a tte n nicht sta ttg e fu n d e n . Die d u rch eine ä lte re F ra u besorgte B ed ien u n g sc h ein t in keiner Weise sach g em äß erfolgt zu sein, d a die A rm a tu re n sä m tlich fest­

g ero stet w aren. D ar K essel ü b ersch lu g sich bei d e r E x ­ plosion und blieb in d e r gegenüberliegenden W and stecken.

D as M auerw erk w urde n ac h allen R ic h tu n g e n auseinander- geschleudert. E ine P erso n w urde schw er v erw u n d et.

l X aoli H eit !t, Ja h rg . 1917 der V ie r t e lja lir sh e f te zur S t a tis tik des D e u tsch en R eich es;

Einen schlagenden Beweis für das A uftreten selb­

ständiger D am pfström ungen in der äußern A tm osphäre liefern auch die vorstehend besprochenen Beobachtungen im Stollen der Felsenquelle. Wie oben gezeigt wurde, gehen die im Stollen nachweisbaren Dam pfström ungen w ährend der w arm em Jahreszeit von der äußern A tm o­

sphäre aus und setzen sich in der k altem Jahreszeit bis in sie hinein fort, verlaufen also zum Teil innerhalb davon.

Man w ird m ithin auch für die äußere Lufthülle das Auf­

treten selbständiger D am pfström ungen nicht länger

leugnen dürfen. (Schluß f.)

An einem Z w ciflam m rohrkesscl in ein er e le k tro ­ chem ischen F a b rik flog d e r M annlochdcckcl beim N ach ­ ziehen d e r V ersehlußbügelschraubcn unter, heftigem K nall heraus und sc h leu d e rte die diese A rbeit au sfü h ren d en beiden L eu te zu r S eite, Die Speiscleitung w ürde abgerissen, die A bdeckung rings um d as M annloch sowie d as D ach ü b e r d em Kessel z e rstö rt. A n d en B ru ch stellen d e r a b ­ gerissenen M annlochdeckelkrem pe w ar im L au fe d e r Ja h re durch die b estän d ig e B e an sp ru c h u n g dieser Stelle au f B iegung ein d e r B e o b ac h tu n g e n tg a n g e n e r R iß e n tsta n d e n , d e r zugleich d u rc h das N achzichcn d e r B ügelsch rau b en die u n m itte lb a re U rsache des U nfalles bild ete. E in e P erson w urde leicht v erle tzt.

A uf zwei S c h ac h ta n lag e n eines S teinkohlenbergw erks e x p lo d ierte je ein W asserrohrkessel d u rch A ufreißen d e r h in te rn S ch w eiß n a h t d e r v o rd e m W a sse rk a m m e r; in dem einen F alle w urden 2 P erso n en g etö tet, eine sch w er v e r­

letzt, w äh ren d im ä n d e rn lediglich S ach sch ad en e n tsta n d . B eide K essel w aren in dem selben J a h re von derselben F irm a e rb a u t w orden. Die U rsache des A ufreißens d e r K am m ern ist in b eiden F älle n in m a n g e lh a fte r S chw eißung zu suchen, die z u n ä ch st d en A nforderungen bei d er D ru c k ­ probe u n d im gew öhnlichen B etriebe gew achsen w ar. jedoch bei e rh ö h te r B e an sp ru c h u n g versagte, wie sic c in tritt, w enn die S chw eißnähte z. B. d u rc h S ch ad h a ftw erd en des Schutz- gcwölbes u n m itte lb a r dem F e u e r au sg esetzt sind, o d er wie sie sich infolge m a n g e lh a fte r W asserk ü h lu n g d u rch sta rk e n K esselstcinbelag o d er Ö lablagerungen erg ib t.

In einem G ro ß k ra ftw e rk e x p lo d ierte ein W a sse rro h r­

kessel, w obei d rei P ersonen g e tö te t, eine sch w er u n d eine le ich t v e rle tz t w urden. D er K essel h a tte sich d ab e i in drei Teile g e tre n n t, in die h in te re W a sserk am m er m it den b eiden V erbin d u n g sstn tzen , die b eiden O bcrkessel m it d er v o rd e m W a sse rk a m m e r und die W asserrohre. N ach d en um fangreichen E rm ittlu n g e n kom m en in diesem F a ll die gew öhnlichen U rsach e n d e r K csselexplosionen, feh lerh afte B a u a rt, ungenügende F e stig k e it des B austoffes, S chw ächung des K esselkörpers, W asserm angel o d er zu hohe D am p f­

sp a n n u n g sä m tlic h n ic h t in B e tra c h t. V ielm ehr ist an- zim chm en, d a ß d e r d u rc h eine E x p lo sio n d e r R auchgase in den F eu erz ü g en erzeugte S to ß zu n ä c h s t die o b e m Siede­

rohre n a c h u n te n d u rch b o g und d a d u rc h au s den b eiden K am m ern herauszog und gleichzeitig a u f die beiden K am m erfläc h en w irkte. D er au s d e n freigew ordenen R olir- lö ch ern und a u s d en O berkesscln h era u sstü rze n d e W asser­

in h a lt ü b te d a n n gleichzeitig ein en gew altigen R ü c k sto ß aus, d e r die vollstän d ig e Z erstö ru n g des Kessels, d e r E in ­ m auerung, d e r F eu eru n g un d d e r K o h len b u n k e r z u r Folge

h a tte . K . V.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Wie schon bem erkt wurde, v e rtritt das Reichsgericht den entgegengesetzten S tandpunkt, daß näm lich durch die vertragsm äßige A bänderung derjenigen Bestim m ungen, die

D as belgische K cm penland (Campine) um faßt den nördlichen Teil des Landes und ist eine ausgesprochene Sandlandschaft. Nach N orden hin se tz t es sich in dem bis zum

Da in keinem Fall eine geringere als die dem Gleichgewicht entsprechende K ohlensäurekonzentration festgestellt worden ist, ist auch die Voraussetzung einer

Eine Verfolgung der Frage au f das rein meteorologische Gebiet würde über den R ahm en dieses A ufsatzes hinausgreifen, dagegen mag hier noch ausdrücklich b eto n

ist, an den E nden der Schüsse W ulste a, die aber an ihren innern K anten m it Abschrägungen b versehen sind, so daß also je zwei eng aneinander liegende W ulste a

Diese Rutschenverbin-, dung läßt sich nicht nur m it Hilfe eines Kurbelschlüssels schnell und einfach lösen, sondern h a t auch den Vorteil, daß ihre Teile mit den

ja. Das hintere Ende des einen Schüttelrutschenschusses a um faßt das vordere Ende des nächsten Schusses b und trä g t an beiden Seiten je einen zweiarmigen Hebel c,

Sie sind im N orden in der Gegend von Gronau festgestellt, aber bisher im südlichen Gebiet bei A lstätte, O ttenstein usv\ nicht gefunden worden.. Die dadurch