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Oberschlesien, 1904, Jg. 2, H. 11

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Academic year: 2022

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(1)

2. 3 ab rgan g. « fieft n . * Tebruar 1904.

ifen

Z eitsch rift zu r P flege der Kenntnis und Vertretung der Interessen O berscbiesiens.

üerausgegebett von Dr. pbil. e. Zioier.

Die g e itf d f r if t ,,(Dberfd?lefteit" erfd tein t m o n atlich e in m a l (311 A n f a n g jebeit IH o n a ts).

A b o n n em e n tsp reis t>ierteljät}rlidj H IarF 3 ,—.

(Einjelne fjefte ITTarF *,25.

B estellu n g en n ehm en ä ß e B u d fh a n b lu n g e n un b P o jla n jla lte n , foroie bie D erlag sb u d jfjan b lu n g oon (Sebtiiber B o tjm , K a tto ro ig (D.=5., entgegen.

P o jlje itu n g s lif te Ztr. 5899.

Oberlcblefilcbes V olkstum in der Literatur. )

D o rt

W i l h e l m K a m m e r , B reslau.

ine ungemein fleijfige Sdjriftftellerin, 6er roafytfcfyetnlid? beim Schreiben 6ie B lätte r fe£?r rafdj — root?l viel 511 rafdj von 6er

£jati6 fliegen, ift D alesfa © räfin Bet£)ufY=£)ucA Sie fdjreibt befanntlich unter 6em H am en ZITorits v. H eilenbach, verfteeft aber ifjren mirflidjen H am en fdjon lange nid)t mehr, fonöern fetit ifyn in K lam m ern hinter iljr pfeubonynt. Diele ihrer (Erzählungen fpielen fid? auf 6em Bo6en ihrer oberfdjIefifd)en £)eimat ab. (Eine ift 6arunter, 6ie 6en (Eitet fü t)rt: „Der Kom an eines B auernjungen". Sie erfchieit als Doppel»

banö in 6er H edam ’fd)en ItniverfabB ibliothef. Die (0efd)i<hte beginnt „auf halber £)öhe 6es f^ügets, 6en 6er W allfahrtsort HTarienberg frönt. Dort ift 6er B auernjunge geboren. D as ZTIarienberg, von öem hier 6ie He6e ift, liegt in (Dberfdjlefien, un6 roenn tvir uns nicht täufdjen, heißt es in

1) rEadjbem im V I I . Ejeft biefes 3 o ^ rg a n g s in einem H nffat; besfelben S tie ls bie

£d;vifieti p tjito ’s oom ID albe geroürbigt roorbett ftnb, oerfudjt ber D erfaffer heute, ben A rbeiten ber (Sräftn Betl)ufYdjiic uotn » o lfsfu n b lid jen S ta tib p u n fte a u s gerecht ju roerben,

— D ie K ebaftiou.

(2)

72\ to i 11) e 1 m K a m m e r ,

W irflichfeit „B nnaberg". B ber m an lattn ftdj leicht irren. (Dfyne .gmeifel jeboch ßot bie Perfafferiit auf bem B n na berge ißre Stubien ju bem Komane gemacht. [JH)ir traben es alfo m it einem B om ane $u tun, ber in Ober«

fdjleßen beginnt unb beffen £)elb ein (Dberfdßeßer iß .| W enn mir uns nun auf bie W anberung machen burd? bas bidjterifdye Sdjopfungsreich, bas auf ben W erberuf ber ^ r a u G rä ß n BethufY=f)uc t?in entftanben ift, fo bürfen m ir troffen, in bem Kom ane bes Bauernjungen eine befonbers reidje Be- friebigung unferes ^orfdjerbranges ju finben. Schauen m ir zu, m as für Busblicfe auf unfer oberfdjlefifches D olfstum m ir geroinnen!

3nt erften K apitel lernen mir ben [reichen p eter Ezerm af fennen — ben W allfahrtsbauern. (Er ift eine fyodjintereffante, meifterljaft treu nach bem £eben gezeichnete ^ ig u r. \jE in ftierbummer, aufgeblafener p ro ß , ber m it feinem Heidjtume prahlt, bei gemiffen Gelegenheiten jebodj fo tut, als ob er jtdj mühfelig um bas liebe bisdjen B ro t fdjinben muffe. W eil er ben p ro b e n ftarf h^ousfeßrt, mirb er von ben B auern unb ben W a ll­

fahrern viel umfchmeichelt, viel bemunbert, unb jeber rechnet es fidj ;u großer (Ehre an, freunbfdjaftlidj zu plaubern m it bem reidjen Ezermaf.

p ß ie r z^rgt fid? m it aller Deutlichfeit einer ber häfliehften fe h le r bes flavifchen B lu tes; bie Untermürfigfeit, bas untertänige Buden vor „hoch- näjtgen Gefeiten, vor bem Keidjtum unb vor ber Wacht. W ir hoben es hier roohl m it einem Erbe zu tun, bas uns au s ben Jah rhunberten ber Seibeigenfdjaft hintcrblieben ift^ Bie B efanntfdjaft bes f}errn p eter Ezermaf machen mir im W irtshaufe, bas fid? ebenfalls auf halber f^öße bes W allfahrtsberges befinbet. Seine ^ r a u ift m it ber prozeffion oben. „B as ift genug für bie Kirche." E r fann alfo m it gutem Gemiffen beim Biere ßßen. Peter Ezerm af ift fdjledjter Staune, brum m ig, verfdjloffen. Ber W irt möchte ihn gern freunblich feßen, unb in fdjlauer Perfchlagenheit beginnt er zu fchmeidjeln. E r lobt ben f}ut bes Gaftes, einen feinen ^ilzßut, ber roenig zum Bauernrocfe p aß t.

„ J o , fo einen f a n n ßd? nicht jeber a n t u n ; ba m u ß m a n fdjon ber reidje E z e rm a f fein."

B a hufdjt zum erften W a le ein Stacheln über b as braune glatlrafierte Bauerngeßcht.

„ B a , es geht ja noch, G ott fei B a n f . . ."

Gegen feine ^ r a u ift Ezerm af h ^ r i # unb brutal. B is ße aus ber Kircße fomm t, munbert ße ßd?f ißn vor bem W irtshaufe zu treffen, unb ße fragt: „ J a , m arum bift B u benn nidß zu f)aufe geblieben?

3cß benfe — — "

Ezerm af unterbricht ße grob. „D u Ijoft nichts zu benfenl Cu, mas ich foge!"

(3)

© b e rfd jle fifd ^ s D o lf s tu m in b er K ite rn tu r. 7 2 5

B alb öarauf erfcßeint öer P farrer, unö fogleid} nim m t unfer p r o ß eine erbärmlich öentütige H altung an. Den t^errn P fa rre r m uß er fcßon aus (5efchäftsrücffid)tert refpeftieren; benn peter, 6er mäßrenb öer W altfahrts«

Seiten einen Iufrativen £)anbel m it allerlei länblicßen Erseugniffen betreibt, verbient fein vieles (Selb öurd) öle W allfahrer, unö er m uß fid} baßer recßt fromm unö fircßlich seigen. ZRißmutig, öie (Srüße öer anöeren faum beadjtenb, fteigt er Öen Berg hinab. ,,^ ü r ihn w a r öie Sonne eine gute (Einrichtung ;um Keifen öes (Setreiöes unö C rodnen öes ^eues, unö um öiefer ihrer guten Eigenfdjaften willen versieh er es ihr, wenn fie einm al 511 w arm auf feinen öicfen Sd]äbel herabbrannte, wie eben jeßt."

(Eine öer Eigenfcßaften öiefes Kom anes beffeßt öarin, öaß uns jeöe einseine Nebenfigur viel m ehr 3ntereffe abringt, a ls öie Hauptfigur, öie uns öer Eitel öes Budjes a ls B auernjungen beseitigtet, ^ ra n s Csetvnaf, fo heißt öer Bauernjunge, ift öer jüngfte B ruöer öes Peter Csermaf. W ir lernen ißn Sienrlicß oberflächlich als einen braven, ftrebfamen, ehrgeisigen, flugen unö etwas bicfföpfigen ZRenfcßen feutten, öer ein Sauglöcf ßal. E r follte P farrer roeröen, fpringt aber öer verroünfcßten £iebe wegen sum Entfeßett öes B ruöers unö anberer £eute von öer Cßeologie ab, wirb K aufm ann unö macßt eine fabelhafte Karriere. B is fteinreicßer ZlTami treibt er fid}

lange <geit in öer W elt herum unö bleibt wäßrenb öiefer ganseit Keifeseit öem £efer gleichgültig. E ine rege B nteilnaßm e an öiefem Halben ßat öie Petfafferin nicht 5U erweden gewußt, jJ)a ß er ein Sohn ©bcrfcßleftens ift, merft m an ißm nicht a n ; er formte ebenfo ein ZZßeinlänöer, ober ein Ejcffe fein. Dennoch haben mir es hier m it einem Buche 5U tun, öem m an in Öen meiften K apiteln anmerft, öaß es auf oberfd)lefifchem Boöen entftanöen ifU ZTTan formte es leidet als öas befte Buch öer Perfafferin beseidjnerr, wenn öie H anblung gegen öas Enöe hin nicht fo feßr serfahren wäre.

Dodj öas geht uns nichts a n ; w ir begnügen uns, unfere ^orfdjungen fortsufeßen.

^ ra n s C serm af fomirrt als angeßenbes faufmännifches (Senie in öas

^abrifgefcßäft öes H ^ rn B urow . W ir fcßaueit ißn öort bei feiner geiftigen Entw icflung 5U; bocß viel meßr als feine perfott befcßäftigen öie Per«

hältniffe, öie w ir in feiner Umgebung fermen lernen, unfern (Seift. 3n öer Scßilberung öiefer Perßältniffe ift ^ r a u (Sräfin Bethufy=Huc e' ne ZUeifterin.

3n trtehreren ißrer Bücher ersäßlt fie u n s von öem ZZiefenfampfe, Öen öer oberfcßlefifcße ©runöbeftß m it öer 3rröuftrie 3U befteßen hat, von öem erbitterten Singen swifcßen öem uralten ^eu ö alism u s unö öer jungen fauf«

männifcßen 3ntellrgens. H u f Seite öes Buches lefen m ir:

„Die 3nöuftrieanlagen von Dembow iß lagen mitten auf öem gleich«

namigen D om inialterrain.

Hert

23urow ßalte als junger ZTiann öen p la ß

(4)

t t H t f y e t m K a m itt e r ,

erworben, ber 511111 ©eil a u s fd)Ied)t fultbierfem Bufd), 51111t ©eil aus

^elb, bas wenig ertragreich mar, beftanb. Der Befißet non Demboroiß, f^err non Uarften, hatte gerabe bie Seutnantsuniform abgelegt, um Dembomiß, bas iIjm burd? ©rbfcßaft sugefatlen war, 5U übernehmen. Die Perbältniffe waren ißm neu, er befanb fid) in ©elbuerlegenheit, ba er bas © ut oßne bas nötige B etriebsfapital übernommen hatte, unb fo w ar ihm ber bjanbel m it bem fd)led)teit Befer, für bei: £)err B urom ein gutes ©ebot mad)te, erwünfd)t gefommen. ^reilid), als f}err non Uarften faß, baß fein neuer Hacßbar nid)t bloß lialfbrücße an legte, um bie gewonnenen Steine 51t uer=

faufeti, foitbern baß er felbft einen Kalfofen neben ben anbern baute, baß nad) unb nad) eine neue ©rtfcßaft um bie tCalfbrücße herum entftanb, ba hätte er gern ben g a lte n D erfauf rücfgängig gemad)t. Dod) l}err B urow ladjte nur, als er ihm eines ©ages wirflid) ein Bücffaufsgebot mad)te, unb feßte neben feine Tdalföfen aud) eine große gem entfabrif. p e rr non liarften, bem bie Arbeiter bauon liefen, um fid) non bjerrn B u ro w anwerben 5U Iaffeit, fah fid) nun genötigt, bie Strafgefangenen aus ber 'Kreisftabt, in ber fid) eine größere ©efangenenanftalt befanb, für bie ^elbarbeiten 511 nerwenben, unb je mehr Ä rger er m it biefen ungeübten unb meift wiber*

willigen Sträflingsarbeitern hatte, je mehr haßte er f^errn B urow unb feine Unternehmungen. So fam es, baß bie beiben ZUänner, bereu W oßnfiße nur burd) einen fcßmalen Walbftreifen getrennt waren, fid) niem als faßen."

„Der Kerl, ber B uro w ", fagte bjerr non Uarften, wenn er non feinem

• Zcacßbar fprad), unb „ber uerrüefte K arften" würbe er non f^errn B urow genannt."

H )ir fehen, wie biefe 3nteIIigen5 Sieg auf Sieg erftreitet unb im m er m ehr © errain gewinnt, währenb ber ^eu b alism u s in SI0I5 unb ©ßren Schritt für Scfjritt weidjen m uß unb fid) fd)ließ(id) burd) ben Selbfß ei’haltungstrieb geswungen fiet)t, feiner trabitionellen Dorneßnißeit suwiber felber faufmännifd?e Spefulationen 5U treiben.

\_R ls mir ben reid) geworbenen ^ ra n s ©sermaf in B erlin wieberfinben unb bort fehen, wie er von einem P r i s e n unb einem reichen B belsm ann als gleid?berechtigtes ZTiitglieb ber ©efellfd)aft betrad)tet wirb, erfahren wir, baß er über feine armfelige perfuuft philofophiert. Drüben in B m erifa wäre es ihm felbftperftänblid) erfd)ienen, baß bei ber W ertung ber ZRenfcßen

© eburt unb B bftam m ung nid)t mitfpred)en. Dod) hier in ber beutfeßen

©efellfd)aft ftanb es ißm mieber fla r unb m it unangenehmer Deutlicßfeit uor ber Seele, baß er als oberfd)lefifd)=poInifd)er Bauernjunge geboren war, in ber trabitionellen U nterorbnung unter bie f)erren, bie bem ©berfcßlefter flavifcßer B b fu n ft nun einm al im B lute liegt.^ (£r tjatte biefe ©rabitioii

(5)

©bctfd)(ejtfd;i'5 D o lf s tu m in bet £iteratuv. 7 2 7

iibe«vad}fen; ec fagte fid}, baß fie feiner unmiirbig fei unb baß er jeßt frei bavon märe. Hnb bennod} fyob es il}n vor fid} felbft, baß ein © raf unb ein P r in j ifym bie £}anb gebriieft hatten. <£r ift alfo auf feinen Welt- fatjrten unb burd} reiche (Erfahrungen ju einer Selbfterfenntnis gelangt, bie il}m auch K larheit gefdjafft f;at über ben traurigften feh ler feiner ober»

fd}lefifd}-flavifd}en Zcatur. W oljl glaubt er, baß er ben fe h le r übermunben unb bie C rabitioit übermadjfen fyabe, bod} er irrt fid}, mie mir fehen.

©rabe bie vornehmen Befanntfd}aften erfdjeinen ihm bei feinem erften A u f­

treten in ber b erlin e r ©efellfdjaft befonbers mertvoll.

2Kit ftd}erem ©riffei unb marmem ^er;en fd}ilbert uns bie Der- fafferin £anb unb £eute ihrer Ejeimat. A u s ber ^ülle biefer Sd)ilberungen feien einige d}arafteriftifd}e Stellen angeführt.

A uf Seite 10 fehen mir eine A nzahl polnifdjer W allfahrer vor Peter (Ejerntafs £)aufe.

„D or bem grauen B rettertor ftanben ein p aar ZTlänner unb grauen, anbere tarnen a u s bem E)aufe jutüd?, Pflaum en, Butterbrote ober © läfer m it ZUild} tragenb. Sofort nahm en Peter C jerm afs ©ebanfen eine anbere Kidjtung. „Seib millfommen im £anbel" rief er ben ^rembett entgegen.

„f)abt 3hr noch nid}ts befom m en?" ©in älterer ZTiann, ber fedjs meiße

£einenbänber m it verfd}iebenen roten Ejerjen unb Z)eiligenbilber um ben f?als trug, begrüßte Peter m it tiefer Derneigung.

„ W ir haben befommen, p a n ([gerniaf, m ir marten auf bie anbern.

Seit fed}S Ja h re n fomme id} an Deinem f)ofe vorbei, P a n ©^ermaf, unb finbe, roas ein arm er p ilg e r braucht, unb Du gibft es uns billiger als bie Ju b e n in ber Stabt. D arum follft Du gefegnet fein, p ä n © jerm af."

„ J a , Du follft gefegnet fein, p ä n ©äermaf", riefen bie Umherftehenben, unb bie g rauen fniefften babei, mie fie vor ben f}eiligenbilbern ;u fnieffen pflegten, unb bie ZUänner hoben grüßenb bie £)üte.

P eter hatte für einen Augenblicf allen Ä rger vergeffen.

/_„£ aß t es (Sud? mohl fein bei mir, mir ftnb ja alle polnifcfje B rüber", fagte er.J

Unb mieber fdjoll es ihm entgegen: „©efegnet follft D u fein, mell D u uns B rüber nennft, bie mir meit au s H ußlanb unb P olen fommen ju ber munbertätigen ZUaria". Die B egrüßung unb Segnung burd} bie ruffifdjen W allfahrer mar einer von ben großen ZUomenten in peters £eben; nie fühlte er fid} gehobener als biefett ^ rem ben gegenüber, bie ben Z2ut}m feines Z^ofes bis meit über bie ©renje in bie ruffifdjeit Steppen trugen. ZDährenb er m it ben £euten fprad} — ein buntes ©emifd} von mafferpolnifd}, hod}- polnifd} unb rufftfd? — tarn nod} ein $meüer g u g von W allfahrern von ber f}öf)e herab.

(6)

7 2 8 t u i 11? e [ m K a m m e r ;

„ZDillfommen im £ a n b e !/z rief p e te r il?nen entgegen, 11116 „

5

d?önen H anf, B ru b e r p a n E je r m a f ! " fd?oll es jurücf. J a , fte alle fannłen i£?it

11116 feinen f}of. p e te r lächelte jufrieben."

A u f Seite J[09 jcidjnet u n s 6ie Derfafferin red?t anfd?aulid? un6 greifbar eine 6er alten S t r a f t a t e n , wie mir fie nod? ^eute vielfach in oberfd?lefifd?en un6 m itu n te r aud? in mittelfd?lefifd?cn Dörfern fin6en.

„S ie f a n 6 6ie ZDiitve m it il?ren 6rei K inbent in einem Kämmerd?en untergebrad?t, 6 as a n eins 6er Dorfhäusd?en angebaut m ar. (Es m a r eines 6er älteften £)äufer, 6effen tD änbe a u s bicfen, b raunen Qoljbalfen beftan6en, roäfyreii6 6as Strot?bad? non einem ZHoospe^ überzogen mar, von 6em m a n aber jeßt unter 6er Sd?neebecfe nid?ts faß. D o n 6em Übergängen6en Dad? glißerten lange (Eiszapfen fyerab, 6ie meit bis über 6ie hermetifd? ver«

fd?loffenen ^enfter reichten, u n 6 a n 6er Hüdfeite 6es f}äusd?ens befan6 fid?

6ie „

3

s b a zz. D u r 6ie g a n j alten Ejäufer geigen nod? biefen A u s b a u , 6effen

£el?m= un6 ^ad? tvcrfroänöe öem f}auptgebäube angeflebt fiti6 mie ein Sd?tvalbemtcft, 11116 6er früher für öie ältefte, heiratsfähige Codjter 6es l}ausbefißers h ergeftellt mur6e, u m fie 11116 ihre nach un6 nad) M atifam m eln6e Ausfteuer aufjunehm en. J e ß t ift öiefe S itte län g # ver«

fcbmuitöen, 11116 6ie „

3

s b a " 6ient a ls D o r r a ts f a m n te r für Kartoffeln un6 K ra u t, 06er mir6 a n arm e KTieter abgegeben.

3

11 6em Kaume, 6er Öurd?

ein einziges Heines, fdjtef in 6er £ehmroanb fißenöes ^enfterdjen erhellt muröe, ftan6 eine Bettftelle, ;mifd?en 6eren roenigen ^eberbetten un6 einigem S tro h 6rei Kinberföpfe l?ervorlugten, a ls £y66y eintrat. A n 6er XDanb ftan6 eine buntbemalte C ruße, a u s 6eren offenem Dedel ein JDuft von bunten K a ttu n r ö d e n hervorquoll; neben einem minjigen £)eröe, in 6em fein ,-feuer brannte, un6 a u f 6em einzigen S tu h l, Öen öie „

3

s b a /z aufjumeifen ßatte, ftanöen einige fcßabßafte Scßüffeln unö (Töpfe, öie m a n allenfalls als Kocßgefcßirr anfprecßen fonnte."

llTan fieht: öie gräflid)e Schloßherrin von Defcßomiß meiß gut Befcßeiö in Öen elenöen B ehaufungen 6er A r m u t .

3

n einem 6er leßten K a p ite l erfran ft unö ftirbt 6er © rufd?fa — ein fcßlecßter, verfcßmißter Kerl, 6er a u f feinen Abenteuerfahrten von (Dber- fcßlefien nach B erlin verfcßlageit moröen ift. E r finöet fid? bei einem

£ a n b s m a n n e unö ^reunöe, nämlich beim Kutfdjer 6es reich gemoröenen oberfd?lefifd?en B auern ju n g en , ein unö legt fid? im Pferöeftall nieöer. Der fjerr befiehlt, 6aß 6er a rm e franfe ZHenfd? in ein K r a n fe n h a u s gebracht roeröe; ©rufcßfa jebod? unö fein ^reunö, 6er Kutfcher, fträuben fid? öagegen unö bitten inftänöig u m g u r ü d n a ß m e öes Befehls. Sie finö ja beiöe a u s Dembotviß in ©berfd?lefien — unö in Dembotviß haben alle Öen ©tauben, baß, mer erft in s K r a n f e n h a u s fomme, and? fterben muffe. Der l}err gab

(7)

(Ö bcrfd)[eftfcf)csT3oIfstnm in ber S iteratur. 7 2 9

nad), unb (Srufcßka blieb im Pferbeftalle. (Ein B r jt m ar überflüffig; benn ber Kutfcßer befaß ein ZtZittel, bas bei jeher Krankheit unfehlbar ßalf. (Es ßalf allerbings nur geborenen Demboroißern. B is er au s ber Ejeimat fcßieb, ßatte ißm feine Ztlutter ein Sädcßen m it Dembomißer (Erbe mitgegeben.

Züenn er beim ZUilitär ober fpäter im K utfßerbienfte einm al fra n f mürbe, brauchte er fid) nur ein p aa r Stunben lang auf bie im Säcfßen beßnbliße l)eimaterbe $u legen, unb ba m ar er im mer fßnetl gefunb. „3cß tveiß ja", fp riß t er, „bie Seute möcßten baruber lacßett; aber — gut ift’s b o ß . . ."

(Srufßka lag bie ganje ZZaßt ßinburcß auf Dembomißer (Erbe; ißm aber ßalf ße nießt —- aus unerklärlichen (Srünben. (Er m ußte fterben."

tDenben mir uns einem anberen 8 ucße ;u.

Der Vornan „W anberubes V o l t'1 von B a leska (Gräfin S e tß u fy ^ tic füßrt ben Untertitel „(Ein fd)lefifcßer B belsrom an". Die Derfafferin ßätte fagen können „(Ein o b e r f c ß l e f i f c ß e r B belsrom an", bas märe genauer gemefen. Der E itel unb ber Untertitel ßnb verheißungsvoll. ZHit ßöd)=

gefpannten (Ermartungen beginnen mir unfere Streiferei burd) bie Kapitel bes Bucßes. g m a r gelangen m ir in Hegionen, in benen £)ößenluft meßt, unb bort kann, roie fieß vermuten läßt, ein eeßtes, urfprü n g liß es Dolkstum nießt geheißen. Docß mir bürfen ßoffen, baß fid) von oben ßerab fo maneßer gute Slick in bie Eiefen gemimten läßt, in benen folcßes Dolkstum baßeim ift. Seiber erleben m ir eine (Enttäufcßung. Unjmeifelßaft ßaben mir es m it einem bebeutenben Sucße $u t u n ; bod) mas m i r fueßen, mirb uns nur fpärlicß befeßieben. Unter allen (Gefßicßten ber Derfafferin, bie fteß auf oberfcßlefifcßem Soben ereignen, meiß uns biefe Bbelsgefcßicßte am menigften $u verkünben.

^ ra u Daleska (S räßn S e tß u fy ^ u c ßat fid) eine gemaltige B ufgabe geftellt. j Sie mill offenbar bartun, baß ßcß ber Sanbabel unter ben ßeutigen ID irtfßaftsverßältniffen unb fokalen © äßrungen vor bem Biebergange n u r fßüßen könne, menn er in gemiffer E)infid)t von feinen Erabitionen abläßt, au s feinem engen (Sefellfcßaftskreife in bie freien ZTtenfcßßeitsgeßlbe ßeraustritt unb jenen anberen Bbel, ben reblicße B rbeit unb ernfte B etätigung künftlerifcßer B egabung verleißen, als gleicßmertig anerkennt. Sie mill, menn mir uns nießt irren, bartun, baß reblicßes Scßaffen, gleichviel melcßer B it es fei, ben ZUenfcßen, unb fomit aueß bie ZTiitglieber eines ßoßen Erbübels unter keinen Umftänben fcßänbe. Sie mill geigen, baß es törießt, albern, unverftänbig unb fcßäblicß fei, einen Stanbesgenoffen, ber au s ZUangel an UToneten ben vorneßmeit feubalen' Eluisßerrn nießt 5U fpielen vermag, geroifferniaßen als entartet $u betraeßten, fobalb er meber bie ©fßjiers= nod) bie Beamtenkarriere einfeßlägt, vielmeßr einen B eruf ergreift, ber als fpieß- bürgerlich gilt.^ 3m Sim pliciffim us erfeßien ein B ilb, auf bem eine abenb«

(8)

7 3 0 W i l h e l m K a 111 m e r ,

ließe ©efellfcßaft ju feßen mar. Die W irtin bes bjaufes plauberte angelegcutlid) m it einem bjerrrt, ber ben meiften W itgliebern ber ©efellfcßaft unbefannt mar.

Sie fragten, mer er fei, roorauf ißnen ber H arne einer Iiterarifdjen ©röße genannt mürbe. RtgetUcß unb ttaferümpfenb äußerte fid) barauf ein b)etr:

„Sdjauberfyaft emanzipierte Dame, biefe © rä ß it! Die mirb näcßftens nod) ißren ^rifeur einlaben . . f Diefe biffige S atire m ag nid)t unberechtigt gemefen fein. D aß fid) unter bem Sanbabel nod? niete (Elemente befinbeit, bie non bem (Seifte, ben ber Spötter hier nerhößnte, befeelt finb, ift beutlicß aus bem Bud)e ber G räfin BetßufY=ffiuc 3U erfeßen. W er bie 5d?riften biefer Dame fennt, meiß, baß fie treu nad) bem Sehen zeichnet. W ancßm al ftört ein verzerrter unb unglücflicßer geießenftrid), unb oft feßlt bie liebe»

volle unb forgfame R usgeftaltung bes B ilbes; in ber £)auptfacße bleibt fie jeboeß im m er r o a t j r , fo baß m an ftets bas (Empßubcn hat, m an müffe ihren Wobeben feßon oft im Seben begegnet fein. W ir bürfen uns auf ihre ^igurenjeichnung unbebingt nerl affen. Qieine non allen ben Rbels»

familien, bie etma auf bie D erm utung geraten fönnten, baß fie unbemußt ber Did)terin als W obell gebient haben, bann ben D ortnnrf erheben, baß ber Rbel ;u ungünftig gezeichnet fei. 3m (Gegenteil 1 W ir begegnen in biefem Rbelsbud)e zumeift £>ouctten Seuten. R lle zufammen befißen ße jeboch ben © ruubfeßlet, baß ißnen bas rechte D erftänbnis fehlt für ben (Seift ber neuen g e it. Sie finb ein bißchen rücfftänbigJ- D as fom m t non ber Rbgefcßloffenßeit innerhalb ihrer liafte her« (Einige non ihnen merbert non ber H ot in bie Sehre genommen, 1111b fcßließlid) ftellt fid) heraus, baß biefe Sehrmeifterin unb (Erzieherin gar nicht fo furchtbar unb graufant ift, a ls fie anfänglich ausfieht. Sie führt ihre Zöglinge zrnar burd) eine harte Sd?ule — burd) bie Schule bes (Entbehrens unb ber ftrengen R rbeit, bod) fobalb ße bas <E$amen beftanben haben, finb fie glücElicße Wenfcßen.

\D etn blauen B lute tnoßuen feine anberen Criebfräfte inne, a ls bem roten Bürgerblute. 3m (Sruttbe genommen finb bie Wenfcßen auf ben ^ößeit unb in ben (Tiefen einanber gleich. Überall regieren bie gleichen (Triebe, bie gleichen Seibenfd?aften, bie gleichen Haturgebot&X W a s bie vornehmen

©eftalten bes BetßufY=i}uc’fcßen H om ans non ben bäuerlichen unb bürget«

ließen Bernoßnern (Dberfcßlefiens unterfeßeibet, ift nur äußerlicher Schliff — bas (Ergebnis einer befferen (Erzießung. R ite anberen Hnterfcßiebe finb fo gering, baß ße nießt in B etrad)t fommen fönnen. W ir haben es in bem Budje m it eeßten, ßeimatfroßen Hinbern unferes oberfd)lefifd?en Sanbes ZU tun, unb infofern trägt ber Ho m an oberfeßteßfeßes ©epräge. (Er liefert uns in feinen ©runbzügen ein mäeßtiges H ulturbilb. Die Perfafferin ßat barauf verzichtet, biefes B ilb m it bem HIeinpinfel forgfältig unb ltebreizenb auszugeftalten; fie begnügte fieß, bas ©emälbe in großen fangen ßücßtig zu

(9)

(Dberjdfleftfdjcs D o lfstu m in ber Siteratur.

(fixieren. So ift ein großartiges 23iI6 entftanben, bem aber leibet bie füllen intim en Sei^e unb 6er g a u b e t berücfenber ^arbenabtönungen fef?lt. Die f^aitölung wirb I^auptfäcßlid? burd? Dialoge uorm ärts getrieben; für Sdjilbem ngen un6 für öie geidjnung feffelnöer Kleittepifoben t>atte 6ie Verfafferin webet g e it nod? S a u m übrig, fjin uitö wiebet lad?t uns aus öent weiten S äum en bes großm äuligen Kulturgem ätbes ein artiges uu6 t?übfd?es 23il6 au s 6em Volfsleben an. So ;um 23eifpiel im jweiten K apitel:

Din einem flarett Som m ertage treffen auf einem felbwege 3wifd?en fjofyent K orn rüer 21Täbd?en jufam m en. g w e i bauon finb Dörflerinnen im Sonntagspuß, bie beiben anbeten Komteffen uom Sd?loß. (Eine bet Kont«

teffen fteüt bet ^reunbin bie Dörflerinnen r o t: „D as ift bie p a n f a unb bie Sefla XDoIjif, weißt Du, J u t ta , als Kinber fjaben w ir m it i£?neit (Dfter=

eiet gefuc^t."

„ J a , freilid?, ja freilid)", fagt J u t t a , „bie bjanfa unb bie Sefla, unb fo im S ta a t! f)eut ift bod? nidjt ^eicrtag ?"

„freilid? nid?t", fagt f}anfa, „aber mir wollten bem gnäbigen räulein A be fagcn. W ir fahren morgen auf A rbeit itad? Sad?fen."

„W as, 3l?r and) ? . . D as Sd?loßfräuIein ift beftürjt. E s benft ' an feinen P a p a , bet fid? ärgert, wenn feine £eute fortge^en, unb bet bod?

fo gut ;u ben £euteu ift. Die beiben Dorftuäbd?en fe£?en einanber in fid?t=

lid?er Verlegenheit a n ; bann faßt bie Sefla ftd? ein bjerj unb fprid?t: „ J a , w ir würben aud? gern bleiben, aber es geßt nid?t, unb fie gelten bod? jeßt alle nad? Sad?fen".

„A ber, 2Tiäbd?en, w as bie anbern tun, geht Eud? nid?ts an", ruft bie Komteffe, in Eifer geratenb. „Denft bod?, wie 3t?r bei u n s auf bem bjofe aufgewadjfen feib."

Die ß a n f a ftef?t ein, baß fie ein Knredjt tut. g u r Entfd?u(bigung führt fie an, baß fie unb ihre Sd?mefter fd?on nötiges J a h r mitgehen follten, aber aus Anl?anglid?feit bageblieben feien; nun aber fönnten fie es nidjt mel?r aushalten. Seit bie ZTiutter tot fei, triitfe bet V ater unb arbeite nidjt m e h r;

er gehe bloß m it bet K uh rmb ben glegen aufs ^elb 3um piiten, habe bie

^lafdje mit, fontme betrunfen nad? bfaufe unb fd?elte unb fd?lage bann.

Die Stiefmutter gel?e aud? nid?t auf Arbeit, weil fie bie Meinen Kinber habe. So feien fie, bie beiben ZTTäbd?en, bie einzigen (ßelbuerbienet, unb non blefem Verbienft fönnten fie fid? nidjt einm al eine Scßütje ober ein p a a r Sd?ul?e laufen. Die Sd?wefter fügt f?in5u: „W enu's bas gnäbige

^räu lein mad?en fönnte, baß bet V ater nid?t fo grob w äre unb ihnen alles (Selb megnel?nie, fo würben fie bableiben. Der V ater laffe fid? jebod?

feine Vorfd?riften mad?en, unb fo müßten fie fort."

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7 3 2 ZU i 1 b c I in K a m m e r ,

D a ift wirflicg nid?ts su margen. Die beiben Scßtoßfräutein miiffen sugeben, baß bie Scgweftern recßt gaben. — „A ber fiircgtet 3gr <£ucg benn nicgt, fo gan; allein in bie ^rem be ju gegen?" fragt J u t t a .

„Reg, unfereiner tut feiner w as. Bei uns ift niegts ;u gaben", erroibert bjanfa m it ZTTutterwig. „ W ir finb noeß nie m it bet B a g n ge«

fagrett, ba freuen w ir uns, baß w ir fegt fo weit fommen, wenn es aueg jegn ZTiarf foftet. D as m uß ja ber Agent besagten, bet uns gemietet gat."

Die U ntergaltung wirb in polnifeger Spracße gefügrt. B is legtes A rgum ent fügten bie Segloßfräuleins an, baß in Sacgfen boeg fein ZTtenfcß polnifcß verfteße. Da erröten bie beiben Dörflerinnen unb rüden m it ber Spracße geraus, baß fie fegon ein biseßen beutfeg fönnten. Sie gaben alfo im fjinblicf auf igre beuorfteßenbe W anberung geimlicg Spracßwiffenfcßaft getrieben. Den ^ rä u le in s bleibt niegts übrig, als igren börfließen Jugenb*

gefpielinnen gute ^ a ß rt ju wünfegen, w orauf bjanfa unb Sefla ignen bie Ifänbe füffen.

„Unb galtet (Eucß wenigftens brau, baß 3gr uns gier feine Scganbe maegt", ruft ignen eine ber jungen Damen ttaeß.

„ J a , ja, gnäbiges ^ rä u le in ; gelobt fei J e f u s ©ßriftus!" fü n g t’s vom

^elbmege jurücf.

Zlacß biefer allerliebften S^ene geraten bie ^ rä u le in s in eine traurige S tim m ung. Sie empfinben etwas wie ZXeib, weil bie beiben Arbeiterinnen fo oßne weiteres fortfönnen. Aucß in ignen lebt ber Drang, ber (Enge unb ber Befcßränftßeit 5U entrinnen, frei unb frößlieg ginaus in bie W elt ju bringen unb etw as 5U fegauen unb 511 erleben. B on ben lauen Wellen bes W inbes getragen, flingt ein langgesogener pfiff ju ignen gerüber, unb fern, jenfeits ber Uartoffelfelber, siegt eine bunfle ZZaucßwclfe über ben blauen Ejimmel gin. „(Ein B agnsug", fagt J u t t a ; „ba geßt er ßin, fo nage erreiegbar, unb fönnte einen wo ginfügren, wo es beffer unb fegöner wäre, als ju f^aufe . . . " A ber fie m uß bageim bleiben. So lange brei Scßweftern 511 £)aufe finb unb ber B ruber 5U feinem S tubium fo niel braueßt, reießt es göcßftens 5U einer Babereife ober 5U einer B allfag rt naeg B reslau.

Die ^reunbin ift anbers geartet a ls J u t t a . Aucß fie möcßte reifen, wenn fie n u r alles mitneßmen fönnte, w as fie lieb gat — jeben B aum , ben gattseit ©arten, bas Scßloß basu, bas Dorf, bas ganje oberfcßlefifcße bjeimatlanb.

Scgabe, baß bas Bucß an berartigen reisenben Bilbern, bie fieß swifdjen Dorf unb Scßloß abfpieten, reeßt arm i ß . . .

A n ber Cerraffe bes Uafino uon ZTTonte C arlo treffen jwei ©berfcßlefter Sufammen. Der eine ift ein © raf, ber anbere ein liutfcßer. Diefer grüßt im Borbeifaßren m it einem: „U ntertänigft guten Cag, fferr © raf!" Der

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© b erfd j[efifd[cs D o lf s t u m in ber E ite ra tu r . 7 3 5

© raf fielet ihm crftaunt nach, weil itjit ber © ruß au 5ic SpreĄweife ber D eutfdppolen itt ©berßhlefien erinnert. Bei einer fpätereit ©elegenheit tritt 6er "Kutfdjer an 6en ©rafeit heran u n 6 fagt in polnifdjer Sprache, er fei 6er Sohn bes «giegelmeifters IHiejoref, 6er jlo r ia n , 6er im ©arten beim £)errn ©rafen gearbeitet tjabe.

„ID as (Teufel, 6er ^ lo ria n JPiejoref fiit6 S ie ? Der Sdjlingel, 6er bei H ad)t un6 Hebel bavongelaufen ift au s meiner A rb e it? "

IPiejoref entßhulbigt fid?. © r habe es nicht meljr ausljalten fönnen;

6er © ärtner fei ju böfe geroefen. D am als feien gra6e Arbeiter gefucßt worben beim © berfanal, 6a fei er t^inabgelaufen. © r habe wirtlich nichts bafür gefonnt.

„3a, 6as fagt 3t?r Herls immer, roenu 3t?r Dummheiten gemacht habt. D aran etfenne idj meine ©berfchlefier", ruft 6er © raf . . . Die Begegnung m adjt ihm Spaß, un6 er läßt ft eh erzählen, mie ^ lo ria n vom

© berfanal nach ZHonte C arlo gekommen fei. D as ift eine recht intereffante

©efdjichte, 6ie Zeugnis gibt vom 2Dan6er6range 6er ©berfchlefier, von ihrer A rt un6 ihrem ZDefen un6 von ihrem Anpaffungsvermögen. Hach Been6igung 6es K analbaues roar ein C rupp polnifcfjer Arbeiter für einen rveftöeutfchen B ah n b au engagiert tvor6en. H on 6ort waren ße nach Belgien gekommen, ebenfalls ju einem B ahnbau. Sie hatten im fremben £attbe wie eine fa m ilie jufantmengehalten. [D a waren in 6em Diftrift, in 6em ße arbeiteten, Arbeiterunruhen ausgebrochen „un6 weil 6och — erzählt

^ lo ria n 6em ©rafen — alle Arbeiter B riiber ßttb, 6a haben w ir eines S onn tag s auch m it 6en anbern gefcßrieen unb ßnb in 6en lüirtsh äu fern jufammengewefen . . . unb ZHontags ßnb w ir au s 6er A rbeit fortgeblieben, benn 6a w ar ein großer K raw all, unb fie wollten bas f)aus von bem einen Direktor ftürmen. Unb ich bin mitgelaufen unb bie anbern auch, benn bas Z ltilitär hatte fchon auf bie A rbeiter gefcßoffen, unb ba fagten fie alle, bas bürften w ir uns nicht gefallen laßen." | Der ^ lo ria n erlebte bei biefem K raw all ein feltfames Abenteuer, ©in K nabe fant auf einem P o n n y geritten, unb bie £eute fcßlugen auf ben K naben unb bett P ony. Dem F lo rian vergingen in bem © um ult beinahe bie Sinne, ©r rannte au f ben K naben 5U, unb als er gerabe m it ihm vor ber ©reppe eines £)aufes anlangte, fcßoß bas ZUilitär unb er ßel hin, unb ber K nabe lag unter ihm.

„ H a d d e r weiß ich nichts mehr. A ber wie id? wieber ju m ir fant, ba habe ich in einer Stube gelegen, unb bie ^frau £ejettne hat an meinem B ett gefeßen unb hat meine I)anb gehalten, unb bie © ränen ßnb ißr über bie B aden gelaufen. Unb nachher haben Sie m ir gefagt, baß ich ben 3 ungeit gerettet hätte unb baß bie £ejeune's m ir ewig banfbar bafür fein würben . . ." © r erjählt noch weiter von feinen £ebensfcl}icffalen. Der

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7 5 ^ i ü i I fj e I m K a m m e r , ©bcrfcf)leftfcf)cs D o lF stu m in b e r l i t e r a t u r .

© raf fcßüttelt Iädielnö 5en Kopf.. (iDieber erfennt er feinen ©berfcßlefter, bet, in eine revolutionäre Bewegung vertvicfelt, aus öem Strubel als Diener einer £)errfd)aft ßetvorgegangeu ift, als foldjer offenbar feine beften (Eigen- fcßaften entwickelt unö fidj woßl füßltA

H u f Seite unö öen folgenden Seiten feßen wir, wie ein ergrauter

£aubeöelmann feinen böfen ä r g e r m it Öen D om inialarbeitern tjat. Der ZUicßo Cafd^ef w ar 6a, 6er Soßn 6es alten Dominialftellmacßets, unö wollte U rlaub erbitten, einer b)od)jeit wegen, 6ie er gern mitgemacßt hätte» Der alte I)err, öem öiefe UTiiteilung gemacht wirö, e ^ ä ß lt öies in zorniger Huf- regung feiner Cocßter: „ Je ß t, wo öas ©etreibe eingefaßten unö Scßober gejeßt werben follen, verlangt bet Bengel U rlaub. Die a r b e it brängt, übermorgen ift fd)on wieber ^eiertag; aber bas ift ben £euten alles egal.

Unö ber ift nun hier im f)ofe aufgewad)fen; von Kinbßeit an habe ich ißn unter ä u g e n geßabt unb habe ißm unb feinen (Eltern manches ;u (Befallen getan. Zcaiüriicß habe idj ißm ben U rlaub abgefcßlageu; aber weißt Du, w as ber Bengel ba fagt, — bann würbe er morgen bocß fortbleiben 1 3cß mußte an mich halten, baß id? ißn nicßt hinter bie (Dßren gef cß lagen habe für bie U nnetfdjäm tßeit. a b e r fo einen wohltätigen jjjagößieb ju t rechten

©eit barf m an fid? ja nicßt meßr geftatten. a i f o ßabe i<ß ben ZTticßo fofort entlaffen. ZUeßr a ls ;w an;ig J a ß r e fteßt fein P a te r in meinem Dien ft! S o w as greift einen!"

„3n früßeren fe ite n rnar’s bocß beffer. ß^eut^utage haben bie £eute viel 5U viel ^reißeit." ] Der alte ^ e r r fährt im m er wieber m it bem ©afcßen- tud) über feine heiße S tirn . „(Es ift eine tüiberw iliigfeit ßeut unter ben

£euten, baß m an an ißnen irre werben fönnte. Die ^ o % e it im Dorf inacßt fie alle nerrücft, unb bie a r b e it fom m t nicßt vorw ärts, wenn m an nicßt D am pf öaßinter macht, a b e r icß ßabe es ißnen gejagt: bie Schober müffen fertig werben unb wenn w ir bis in bie P acht hinein arbeiten."

Diefer ablige © ufsßerr von ber alten Sorte w ar beftrebt, Öen £euten bei ber a r b e it als P o rb ilb 511 bienen, unb er arbeitete rüftiger, als ber rüftigfte Knecht. IP äßrenb ber ßeißeften a r b e it fanb er ben ewigen ^rieben. (Ein Scßlagaufall tötete ißn, unb er brauchte ficß nicßt länger 511 ärgern über unbotm äßiges unö faules P o lf.

Über öas P erß ä ltn is öes a ö e ls ;um B ürgertum e unb öes B ürgertum s jum a ö e l macßt © ta f ^ a rö y in einem Briefe öie folgenöe, recht bejeicßnenbe B em erkung: „£}eut ßat m ir einer runb ßeraus g ejag t: für einen ©rafen ßätte icß eine m erfw üröig fcßnelle unö jcßarfe auffaffung.

3cß fragte, ob er unfereins von vornherein für ibiotifcß ßielte; öa tonnte er einen ßumoriftifcßen Dreß für bie Sacße nicßt finben unö muröe verlegen . . . 3d) fom me im m er m eßr öaßinter, baß bas P orurteil gegen

(13)

itt e i n 3 a n i tj e f , K arl (Sobutta. 7 5 5

unfereins bei biefen Seuten größer ift, als bei uns gegen fte. ZDarum macht m an fid) nur gegenseitig bie ZDelt fo flein, ittbent m an ftd) überall foldje D orurteilsbarrieren uorjieljt?"

3m vorletzten K apitel bes H om ans begegnen mir mieber bem K u tfh e r IDiejoref. tf r a u Sejeune hat ihm au s D anfbarfeit ein K a p ita lie n vermacht;

er ift nad? 5ad)fen gegangen, t?at bort ein © aftbaus gefauft unb roill eine Jugenbfreunbin, bie er vorläufig als Scbleußerin engagiert bat, als ZDirtin beimfübren. (Eines ©ages fom m t er m it feiner B ra u t 511111 ©rafen biaffo unb roill ein © aftbaus pachten, bas ber © raf in © berfhlefien befißt. Der

© raf fragt ibn, ob es i m in 5ad)fen nid)t gefalle; ba nim m t bie B ra u t bas ZDort unb fagt: „D as Sadjfen ift ja gan; gut für ein ZTtäbel 5um arbeiten, aber 5U111 beraten, ba gehöre id) fd)on nad) ®berfd)lefien unb ber F lorian auch".

© raf bjaffo uerpad)tet ibnen bas © aftbaus. „D a fommen fte", fpridjt er 5U111 ©rafen ^arby, „n u n jurüd? ju berfelben Scholle, von ber fte ihre ZDattberung begonnen haben. 3d) habe ein ^ e r ; für meine ©ber»

fd)Iefier, für bie es nirgenbs fo fd)ön ift als 5U Zjaufe".

(Ein £)er5 für iljre ©berfd)lefier hat auch ^ r a u © räfin B eth u fy ^ u c . Die Siebe 5U ihrem b^eimatlanbe unb beffen Beroobnern fpridjt aus ben meiften ihrer Büdper — am beutlidjften aus ben oberfd)lefifd)en Dorf«

gefchidjtert, bie mir fpäter einm al auf ihre volfstüm lidjen ZDerte prüfen roerben.

Karl B flifite .

D o rt

Z H e t a 3 a n i ß e f . !)

ie (Ehalsra hatte am (Ertbe bes achtzehnten 3a hrhunbcrts roieber einm al © berfhlefien heimgefudjt.

Sie roar aud) nadj ZTiafofiau bei ©leiroiß gekommen unb hatte einen K naben von neun 3abren jttr elternlofen ZDaife gemacht. Der B ater roar Domitiialarbeiter unb fo arm geroefen, baß ber geringe £}ausrat verkauft roerben mußte, um bie B e g r ä b n is s e n 5U

' ) D er (Srojjoater bet D erfafferin m ü tterlid jerfeits, K a rt ^ rieb rid ; B eifflanbt, roar cot: 182; bis 311 (Sobultas CCobe beffen H entm eifter. (Er reifte, a ls (Sobulla ;8%8 nor ber C holera fludjtete, m it biefem naci) B r e s la u unb roar m it einer non benen, bie bas (Eefiatnent (Sobultas unterjeidjneten.

(14)

7 5 6 IT! e t a 3 a it i 6 e F ,

beftreiten. Die - ärmlicfye Kleiöung auf dem Seibe unö fein Bünbeld?en W äfd)e in öer £)anö, 50$ öer "Knabe, für Öen nid)t einm al ein ü o rm u n ö befieltt rooröen mar, a u s feinem G eburtsorte unö uon D om inium 511 D om inium . Bettelnb unö nad) feinen geringen K räften Dienfte leiftenö, fd)lug er fid) bis Coft burd), roo er eines Abenbs anfant unö ohne Wiffen öes Beftßers im Pferbeftalle eines ©aftljofes übernachtete.

Den nädjften ZHorgen ging er Öen Knechten beim putzen öer pferöe an öie b)anö, h°tte Waffer, fel)rte Öen S ta ll unö geigte ftd) 3U fleinen Dienften fo anftellig, öaß öer IDirt, nadjöem er feine Gefd)id)te erfahren, befd)loß, Öen Kleinen gu behalten.

3n furger J e i t hatte er fid) öurd) feinen ^leiß, feine Befd)eibenf)eit unö aufgeroecftes Wefen öie Siebe öes gangen ffaufes ermorben. H idjt nur öem Befißer, auch feinen Seiden m ar er balö unentbehrlich gemoröen, unö mo es einen A u ftrag gab, mußte ihn feiner fo gut ausgurid)ten, als öer fleine G oöulla.

(Ein J a h r m ar er bereits in Coft, öa fam eines Cages G ra f Balleftrcnv Caftetlengo auf p lam n io m iß öahin unö flieg in öem ermähnten Gaftljofe ab. (Es m ar ein Hegentag; öer G ra f hatte Beforgungen in ö e r'S ta ö t gehabt unö fid) feine ^ußbefleiöung fcßmußig gemacht, öle er gereinigt gu haben münfdite. Da öer Kutfdjer m it öem A nfpannen öer Pferöe gu tun hatte unö öer f}ausfned)t fran f mar, befam öer fleine GoöuIIa öie A rbeit übertragen, bereit er ftd) fo gut entleöigte,. öaß öer G ra f ihm ein fleines Gelögefchenf gab unö ihm einige freunöliche W orte fagte. Der G aftm irt fam bagu unö aud) ihm muröe öie A nerfennung gu teil, öaß feine Seute, auch bie jüngften, C üddiges leifteten. C r öanfte unö ergählte, auf roelche Weife öer K nabe gu ihm gefontmen, mie gemanöt unö Flug er fei, unö es fdjaöe märe, menit öerfelbe nichts Beffres müröe a ls nur ein Knedjt.

„3d p , fuhr er fort, „Faun nichts für ihn tun, mettn aber öer £}err G raf fich einen Gotteslohn ermerben mollen, öantt nehmen Sie fid) öer armen W aife an." £)ergensgut mie G ra f Balieftrem mar, beöadjte er fid) feinen nio m en t. Der Kleine m ußte fein B ünbel fdjnüren unö gleid) mit*

fommen.

3n p iam n io m iß m ar es öas erfte, öaß er gur Sd?ule fam . W ie er gu allem (Eifer, Suff unö Siebe geigte, fo m ar es aud) m it öem Semen.

Der £et)rer fonute ihn nid)t genug loben unö fam nad) J a h r unö Cag gunt £)errn G rafen m it öer Bitte, Öen fleinen G oöulla au s feiner Schule gu nehmen, öa er bei ihm nid?ts mehr lernen fönne. „Der 3uitge roeiß fo uiel mie ich, befonöers im Hedjnen ift er fo außeroröentlid? begabt, öaß er öie fd?mierigen Aufgaben fpielenö löft", lobte ihn öer Selber, „mettn er auf eine beffere Sdjule fom m t, mirö er oßne Jm eifel ^eruorragenöes Ieiften,"

(15)

K a r l (S obulfa. 7 3 7

3er gnäbige ß e tr möge itjn auf ein © ym nafium fcßicfen, er molle fid) gern bafiir verbürgen, baß ber K leine es burd)fliegen unb in ein p aar J a h r e n ein glän^enbes B b itu riu m machen werbe.

3er © raf freute ftd), a ls er feinen 5d)üßling fo loben hörte, unb befcßloß, ißn weiter ausbilben ;u laffen.

H u f ein ©Ymnajtunt fdpcfte er © obulla nicht, aber er ließ i£jn an bem Unterricht teilnetpnen, ben ber bjausleßrer, ein in allen ZDiffenfcßaften gebilbeter ©ßeologe, feinen eigenen Kinbern gab. Buch fyicr jeigte ftd)

© obulla t)od) begabt unb fo außerorbentlid) fleißig, baß er oft ben jungen

©rafen, feinen ZTtitfdjülern, als nachahmenswertes Beifpiel ßingeftellt würbe.

€ r erhielt im Schloß fein eignes gim m er, unb gar manche B ad)t fah m an bas £id)t bis gegen ZTiorgcn bei ihm brennen, unb als ber b)aus=

lehret, um bie ©efunbßeit feines göglittgs beforgt, ißm bie Campe wegnahm ftubierte er beim ^euerfdjein bes (Dfens ober bei hellem ZHonbfdjein.

Sold)’ eiferner ^leiß mußte ihn vorw ärts bringen. B is er m it \Ą f a ß te n , in ber fatholifdjen ZZeligion fonfirmiert würbe, w ar er fchon ein feßr gebilbeter ZITenfd).

3eßt hielt es © raf Balleftrent an ber g e it, iß 11 einen praftifcßen Cebensberuf ergreifen 3U laffen, ba bes Koftenpunftes wegen ein ferneres- Stubium ausgefcßloffen w ar. (Er würbe gefragt, w as er werben wolle.

„3äger, gnäbigfter f^err!" w ar bie B n tw o rt. © raf Balleftiem ßatte in feinem Befiß ausgebehnte Züälber; auf eine ber benachbarten ^örftereien fam ein 3a f)r fpäter bet Knabe, um ftd) im ^orftbieuft praftifd) aus«

jubilben.

CDberfchleßeti, welches 311 jener g e it 3um ©eil noch große U)al»

bungen bebedten, t^atte bam als eine geringe Bevölferuug. 3ie B ilbung ber Seute ftanb auf fehr niebriger Stufe, unb Unreinlichfeit unb 3ieberei herrschten vor.

3ie B auern ber benachbarten © rtfdjaften waren gewohnt, ihren Bebarf an Brennhols au s ben gräflichen ^orften 3U entnehmen. Sie fußten einfach in ben Züalb unb fd) lugen f^oß gur 3ecfutig ißres gaii5en Bebarfes.

B ad) ißrer Cogif burfteit fie bas, arbeiteten fie bodj für ben f}ertn, folglich fonnten fte auch fein f)ol3 nehmen.

3ie ^orftbeamten hatten bies bisher ftillfchweigenb gebulbet, © obulla’s Zted)tsgefüi)l fträubte fid) aber bagegen. „ZDas 3hr arbeitet, befommt 3ßr besag t; wenn 3hr Ejoß au s bem ZDalbe nehmt, ift's 3iebftahl. 3 4 werbe (Eud) u re ig e n unb vorn ©erid)t beftrafen laffen", fagte er ben erften, bie er wieber ertappte. B n fan g s würbe er verlacht, bann verfrühten bie B auern ihn 5U beftecßen, and) bie ^orftbeamten w arnten ihn. <£s w ar aber alles vergebens.

(16)

7 3 8 I t t e t a 3 a n i tj e ! ,

3n Kurzem I?atte er 32 S ä u e rn angezeigt; bie Ztnterftichung ergab bie Kidßigfeit ber Auflage, unb fämtlidie Befdjulbigten würben zu kürzeren ober längeren ^reifyeitsftrafen uerurteilt.

Dies Jjatle für itjrt fdjlimme folgen.

Die erbitterten B auern fermeren ißm Kaclje, unb als erft einige aus bem ©efangniffe Ijeraus waren, fanben eines S onntagsm orgens ju r Kirche geltenbe Sanbleute ben jungen ^orftgehilfen, m it ben ^üßen an einem B aum e Ijängenb unb au s nieten ZDunben blutenb, beftnnungslos im XDaibe.

D a m an in iljm ben Sd)üßliug bes © rafen erkannte, würbe er nach Coft gebracht unb © ra f Salleftrem fdjleunigft benachrichtigt. (Er fam fofort,

unb T rän en füllten feine Augen, als er ben beklagenswerten guftanö bes pflichtgetreuen J ü n g lin g s fah- Die A rm e unb bas linke B ein waren gebrochen, unb breiunbjw anjig teils größere, teils kleinere ZDunben bebedten ben Körper.

A ls bet herbeigerufene A rjt feine Unterfuchung beenbet ^atte, fdjuttelte er ben Kopf, unb bie ^rage bes ©rafen, ob ©obulla genefen werbe, wagte er nicht ju beantworten. J u lange ha ^e ber Ärmfte im ZDalbe gehangen unb 5uuiel B lu t uerloren. Doch bie kräftige ZZatur im Derein m it ber forgfamften pflege retteten ihm bas Sehen bennod). E r erhob fid? nach monatelangem Krankenlager als geheilt, aber er blieb lahm unb mußte ben linken A rm zeitlebens in ber Binbe tragen. 5um ^orftbienff w ar er untauglich geworben.

„ZDas willft Du nun w erben?"

5um zweiten Zitate ftellte ihm fein W ohltäter biefe ^rage.

D iesm al wagte fte (ßobulla nicht zu beantworten, w as follte er, ber Krüppel, beginnen ?

A ber ber gute © raf hotte längft erwogen, w as für ihn bas befte fein möd)te. E r ließ ihn bie Sanbwirifdjaft erlernen, unb (ßobulla kam zu blefem Jweck zu einem bet gräflichen 3ufpektoren nad) B isfupiß. Aud) in biefer Stellung errang er fid) burd) feinen ^leiß, feine llm fid)t unb Sparfam keit bie Siebe unb Achtung feiner Dorgefeßten.

Zltittlerweile hotte K a rl (ßobulla bas zmanzigfie J a ß r überfchritten, unb ber © raf befd;Ioß, ihm ©elegenheit zur felbftänbigen B etätigung ber uon ihm erworbenen Kenntniffe als Ökonom zu geben, inbem er ihm ein kleines Keftgut bei Kuba zu eigener Bew irtfd)aftung übertrug.

D as © ut w a r juerft uon gräflichen Beamten ucrwaltet worben, hotte aber keine E rträge geliefert, würbe bann nerpad)tet, aber auch bie Pächter waren auf feinen grünen J w e ig gekommen, unb jeber hotte es fcßimpfenb uerlaffen. J e ß t lag es brach unb ganz nerwahrloft ba, nur ein alter Sd]affner houfte nod) bort, bam it es nidjt gänzlid) rerfiele unb eine Jufludjts»

ftätte für bie allenthalben auftaud)eubeit Käuberbanben würbe.

(17)

K a r l (Sobulla. 7 3 9

Züenn es einer mieber in bie Ejöt^e bringen fonnte, fo m ar es ©obulla m it feinem mächtigen Ermerbsfinn, 6er felbft bas Kleinfte nicbt uerfdjmäßte, menn es ißm teu ren bringen fonnte. E s jeigte fid> aud), baß er 6er richtige ZHann gemefen, un6 6er Derfud) fiel über alles (Erwarten glüeflid) aus.

(Er ließ juerft fämtlicfje IDirtfcßaftsgebäube reparieren un6 in 5ta n6 feßett, gutes, junges Diel) anfaufen un6 forgte für tüd)tige Dienftleute, 6ie er 311t größten © rbnung un6 Heinlidjfeit anßielt, un6 ba!6 prangte 6as

©ütdjen in mufterßafter © rbnung. ^ ü t 6ie B obenfultur forgte er, inbem er nad) englifdjem Syftem m it Knod)enmet)l büngte un6 6ie Uleefelber gipfen ließ. (Er unternahm Derfud)e 3ur ZZapsfultur m it 6er in Sd)Iefien nod) wenig befannten D tidm afdjtne un6 erhielte 6am it fo überrafdjenbe Sefultate, baß 6er © raf feine ßelle ^reube 6aran ßatte.

So oft er Don 6en ZTlagnaten 6er Hmgegenb B efuge erhielt, führte er fie nad) feines S djüßlings „ZRuftergut", unb jeber äußerte feine A nerfennung über beit jle iß unb Scßarffinn bes jungen ©Eonomen.

ZXid)t weit r>on bem ©ütdjen lag eine mädjtige p alb e g in ffd jlad e.

Die Arbeiter ber Balleftrem ’fdjen g in fß ü tten Ratten feit uielen Ja h re n bas totgebrannte E r ; bort aufgefaßren.

Bei einem Befud)e bes © rafen fragte ©obulla, ob er ißm bie palbe nerfaufen wolle. „Derfaufen nidjt, aber fdjenfen will id? fie Dir, mein Soljn", entgegnete lädjelnb ber © raf. ,,©efd)enft will id? ben B erg nidjt ßaben, id? bitte ben gnäbigften perrn, m ir ben p re is 31t nennen."

„A ber id) 3al)Ie D ir nod) etw as ba5u, wenn Du m ir bie palbe fort»

fdjaffft, fie uerfperrt m ir nur ZDeg unb A usfidjt."

„Entfd)ulbigen Sie, gnäbigfter p e rr © raf, barauf fann id) nid)t ein=

geßen, id) will fein ©efd)enf, fonbern ein reelles Haufgefd?äft madjen", fprad? ©obulla refpeftuoll, aber feft.

„ZDas roitlft Du eigentlich m it bem wertlofen g e u g mad)en", forfd)te neugierig ber © raf, „r>ielleid)t Deine ID ege reparieren?"

„D as ift mein ©eßeim nis, gnäbigfter p err", lautete bie A ntw ort,

„fageu Sie m ir nur, mieniel id) bafür 3a!)len foll."

Da ©obulla barauf beftanb, ließ fid) ber © raf enblid) bewegen unb nerfaufte itjnt ben Berg für 500 ZZeidjstaler, fagte ißm aber aud) jugleid), baß © obulla nad) feiner ZTCeiuung bas ©etb fortgeworfen, unb cetfprad) il?m, wenn es it)iu fpäter reuen foüte, bas ©efdjäft rüdgängig 3U mad)en.

Aber ©obulla wußte genau, w as er tat. E r mußte aud), wesfjalb er, troß ber tßn beßerrfdjenben Siebe 5um ©elbe, ben B erg nid)t gefdjenft ßaben wollte, — benn er patte ßinreidjenbe Hedjtsfenntniffe, um 5U fürdjten, bies ©efd)enf fönnte möglidjermeife fpäter mtberrufen werben.

(18)

7 4 0 ItT e t a 3 a n i t; e f ,

e)U jener <5eit würben in (Dberfcßleften bte ^tnfblenbe unb ber ©alntei noeß in gang prim itiver Weife verhüttet. ZłTan feßüttete bie Soßerge auf offenes "Koßtenfeuer unb ließ fte fo lange röften, bis bas gefcßmolgene g in f ober <£ifen ßeraustropfte. (Ein großer ©eit bes wertvollen M etalls blieb in ben Scßlacfen gurüd? unb würbe fortgeworfen. itu n tjatte ©obulla von einem neuen belgifcßett Derfaßren geßört, naeß welcßem m an nießt meßr

^lam m enöfen gum Höften bes g i n f s verwenbete, foitbern bie <§infblenbe in tönernen Sößren, „M uffeln" genannt, gefcßmolgen würbe, ©obulla naßm

©elber auf unb ließ einen folcßeit Muffelofen in veränberter Honftruftion bauen, unb im 3 a ß re fSOß trat biefer erfte „fcßlefifcße ginfofen" auf ber Weffolaßütte in B etrieb.1) Ejier verßüttete er bie gekaufte I)albe unb ergielte an bem P erfau f bes alfo gewonnenen jginfs einen (Erlös von 80000 ©alern.

^ ü r biefes ©elb taufte er bas S ittergut (Drgegow. Sein funbiger Blicf ßatte ißn erraten laffen, welcße Scßäße bie (Erbe bort barg. <£r ließ alsbalb bort auf lioßle feßürfen, unb als er feine B erm utung beftätigt fanb, erbaute er bie Bergwerfe (Drgegow unb p a u lu s , wel<ße bie mäcßtigften

"Koßlenflöge, bereu Ausbeute ßeut noeß ßunberttaufenbe abwirft, erfcßloffen.

(Er taufte bas S ittergut B obref unb entbeefte Säger unterirbifeßer ginferge von rieftger Ausbeßuuttg. Hub nun begann er großartige §inf«

ßütten gu errießten, erbaute bie ©obulla« unb Bobref-fjütte, erwarb noeß bie Sittergüter Seßomberg unb B ujafow unb ftieg gu Anfeßen unb Seid)- tum fo ßoeß, wie vor ißm es noeß feiner in (Dberfeßlefien gebraeßt ßatte.

A u f feinen W erfen füßrte er bas englifeße ©ruffyftem ein, b. ß., er gaßlte feinen Arbeitern ben verbienten Coßit nießt in barem ©elbe, fonbern in W aren a ls : Sebensmittel, Stoffe, Seife u. f. m. ©bgleicß m an ißm naeßfagte, baß er bie W aren im ©roßen billig einfaufe unb fie bei fd)leeßter Q u a litä t feinen Seuten gu verßältnism äßig ßoßen Preifen auf«

bränge, lebte bei ißm ber Arbeiter boeß beßaglicß, benn er ßatte alles, was er gu feiner H otburft braueßte. © obulla fannte feine Sanbsleute, er wußte, baß er ißnen fein ©elb in bie £)attb geben burfte, weil jeber verbiente

©rofeßen alsbalb in Scßnaps umgefeßt würbe unb ber Scßanfwirt ficß woßl bereicherte, bie fa m ilie aber barbte.

3eßt w a r er feßon ein vielfacßer M illio n är, aber für feine Perfon im m er noeß ber fleißige M a n n , ber ficß nie auf anbete verließ, fonbern ftets felbft naeß bem Secßten faß. © bw oßl er meßrere Sd)löffer befaß,

*) Diefe A n g ab en ber ö erfafferin ftnb nießt jutreffenb. D er IHuffelofen in IVeffotta ift t>or (802 non H u b erg , bem oberfdjlejtfdjen f a u f t , ber bie g in fin b u ftrie ©berfcblefietis begrünbet ß a t, angelegt roorben, roo er nad) einer burd) it)n felbft erfunbeitcn ITtetßoöe alte §inffd)lacfe nerm ertete. — D ie H ebabtion.

(19)

K a rl (Sobufla. m mohnte er bod) vorzugsmeife in feinem einfachen ^au fe in Huba unb bebiente fid), wenn er feine Werfe befuctjte, feiten ober nie eines W agens.

©bmol)! er für feine Perfon fo einfad) lebte, m ar er bod) nid)t frei von Ehrgeiz, unb fo fud)te er bie A ufm erffam feit ber Regierung, roo er n u r fonnte, auf ft cb ju jieljen.

So fanbte er 5. 33. in ben breißiger 3a *?ren/ a ls bie neuen Eintaler=

fdjeine ausgegeben mürben, eine W itlion in Silber an bie 5taatsfd)ulben=

faffe nad) B erlin unb ließ fid) bafitr eine W iUion Kaffenfd)eine fommen.

Allein König ^riebrid) W ilhelm I I I . nahm nie U o ti; non il)m, unb fein So£?n unb Zcadjfolger K önig ^riebrid? W ilhelm IV. beroies it)m fein Wiß=

fallen in ganz unverfennbarer Weife.

A ls im J a h r e (8^6 bie erfte Eifenbalju in Sd)lefien von B reslau bis W yslotviß fertiggeftellt mar, bereifte aud? K önig ^riebrid) W ilhelm IV . bie Strecfe. E r mürbe in allen Stabten feftlid) begrüßt, unb aud) (Dobulla l)atte fid) ju bes K önigs «Empfang vorbereitet. A u f feine Koften Ratten B reslauer Eapejierer ben Bat)nt)of W orgenrotl) auf bas prad)tvol!fte beforiert, auf feinen W erfen m ar ^eiertag geboten roorbett, unb bie Arbeiter Ratten im Sotm tagsgemanb längs bes Bal)nl)ofs S palier bilben muffen.

E r felbft Ijatte m it ben Beworben unb feinen B eam ten Aufftellung auf bem p erro n genom m en; benttod) fufjr ber Eptrajug, ber ben König brachte, ot)ue anzuhalten vorüber.

E s ift fd)on gefagt morbett, auf roie niebriger Kulturftufe ber gemeine W a n n ju jener J e t t in ©berfdjlefien ftanb. £efen unb Sd)reiben I)atte feiten einer gelernt, ber Scfyuljmang beftanb b am als nod) nidjt, unb ber Arbeiter fdjidte feine K inber lieber auf irgettb einen Erroerb als ju r Sd)ule.

(öberfd)lefien befaß 51t A nfang bes neunzehnten Ja h rh u n b e rts nur W agnaten, Seigneurs unb — Sflaven. A u f ber einen Seite 3nbuftrie, mirflidje W illtonenl)errfd)aft unb C ham pagner, auf ber anberen Aberglaube, Kned)t=

ftnvt unb ber Schnaps. Die W ittellinien erftanben erft, als in fpäteren Dejennien (Dberfd)lefiens unterirbifche 5d)äße en m asse ausgebeutet mürben.

E s faitn bafjer nidjt befremben, menn m an hört, baß bas niebere D o lf einen ganzen Sagenfreis um bie p erfon (Bobulla’s mob, ber burd) fein verfdjloffenes, finfteres Wefett, bas er unveränbert zur Sd)au trug, nod) genährt mürbe. Jeben faü s verfdjaffte fein ernfter Blicf, ber hmfenbe (Dang, ber in ber B inbe getragene A rm ihm in ben Augen ber leichtgläubigen Wenge ben Ruf, baß er m it bem Ceufel im B unbe fteße.

W a n h^tte ihn als blutarm e W aife gelaunt, m an mußte, baß er nur

^orftget)ilfe geroefen u. f. m .; baß er nun aber ein reicher W a n n gemorben mar, ber (Bitter, (Drüben unb b) litten befaß unb eine Armee von Arbeitern

(20)

7%2 JTt e t a 3 a n i t; e F ,

unö S eam ten fommanbierte, — bas ging übec bas ,faffungs vermögen ber ZUenge, bas fonnte nidjt m it recßten Dingen 3ugeßen. Dem G obulla brachte ficßer ber Ceufel bas Gelb.

Der befcßrünfte S in n bes armen oberfĄlefifĄen A rbeiters fonnte es nicfjt faffen, baß m an m it ^leiß unb Sparfam feit Vermögen erwerben fönne. Selbft gebiibetexe "Kreide fcßrieben es in jenen jungfräulichen geilen, in welchen bie inbuftrielle Weltbebeutung ©berfĄIefiens erft ju feimeit begann, bem Ztmftanb, baß (gelb perbienen formte, wer (gelb befaß unb es in richtiger Weife an^ulegen perftanb, m eßt bem Glücfe als ben

^äßigfeiten bes Setreffenben 3U.

3n ben Augen bes ;um Aberglauben geneigten Volfes w ar G obulla ju tu g a u b e te t geworben, ber einen p a f t m it bem (Teufel gefd^Ioffcn tjatte.

S a lb fanben ficß mehrere, bie g e f e ß e n haben wollten, wie ber S öfe mit Pferbehuf unb Schweif, belaben m it einem mächtigen Sacf noll harter C aler in feinem fja u s ju Kuba jum Sd)ornftein hi^eingefahren w ar. So fam es, baß niem anb es wagte, ihn 5U beftehlen, ober gar feine perfon an^utaften, baß er oft in finfterer S acht burdj bie W albungen gehen fonnte, ohne jem als behelligt 3U werben. Der gemeine W arnt mad]te lieber einen Umweg, um ihm nicht ju begegnen, unb wenn er ihm ja nicht mehr ausmeichen fonnte, fchlug er im Vorbeigehen ein Ureti) unb betete füll fein Vaterunfer, um vor Anfechtung gefiebert ju fein.

G obulla blieb unverm ählt unb befaß feine gefeßlicßeu pßiehterben.

Die ^rage, wer bereinft feine ZTtillionen erben folle, befd)äftigte baßer viele ZUenfchen.

S o feßrieb ber Kubaer (grjpriefter an bas S reslau er Domfapitel, m an folle im 3ntereffe bes religiöfen unb wohltätigen gweefs verfudjen, bas Vermögen für bie fatßolifdje Kirche ju retten, unb bas Dom fapitel vet«

ftänbigte hiervon fowoßl ben © rbensgeneral bes g efu iten,K apitels als auch ben Papft.

Seitbem empfing (gobulla jebes g a ß r an feinem G eburtstage eine Deputation aus Kom, bie ißm bie Glücfwünfdje bes heiligen V aters über«

bracßte, unb obwohl er bie Deputation ftets fteßen ließ, ohne fie eines D anfes ju mürbigen, w'teberßolte ß h biefer V organg bod) alljährlich-1)

Auch G ra f Satleftrem hoffte, fein einftiger S h ü ß lin g würbe einen C eil feiner ZTtillionen feinem ffaufe ßinterlaffen, unb unftreitig er auch moßI bas größte Kecßt ba^u, w ar er es boeß gewefen, ber ißn ber G e faß t in Siebrigfeit unb Unwiffenßeit gu verfommen, entriffen ßatte.

*) f l ui j btefc H adjricßt gehört rootß n u r gu beit S ag en , rocldje bie DoIFsriorftethmg um bie eigenartige perfönlidjF eit (Sobutlas gefponnen bat. — D ie KebaFtion.

(21)

Karl (gotmlta. 7 4 3

1,845 ßatte ©obulla ein (Ehepaar, H am ens (S iy ą y i, in feinen engeren Ejausßalt unb in feine Bieufte genommen. Basfetbe befaß ein ZTtäbcßen, 3oßanna genannt, ein Kinb non feltener A n m u t. A is ©obulla bies fleine IDefen jum erftenmal faß, blieb er, überrafcßt non beffen Sieblicßfeit, fteßen unb reicßte ißm bie b)anb, uielleicßt in bev (Erwartung, baß bie Kleine wie alle Kinber fcßreienb nor feinem Attblicf flücßten würbe. A ber bas

«Segenteil gefcßaß, bas Kleineren trippelte ßeran, reicßte ißm bas t^änbeßen unb beantwortete vertrauensvoll feine fra g e n . Seitbem ging ber ftrenge

£)ausßerr, non bem feine Beam ten er;äßlten, baß fie ißn — gleicß ZDaüem fteiu — nie ßätten lacßett feßen, feiten an bem Kinbe Darüber, oßne m it ißm 5U piaubern, ja er braeßte ißm feibft Heine ©efeßenfe m it, ließ es auf fein g im m e r fommen unb bezeigte ißm auf jebe KDeife feine Zuneigung.

A ls f848 bie Cßolera aberm als in (Dberfcßleften ausbraeß, flüeßtete

©obulla, ber bie Seucße füreßtete, nor ißr naeß B reslau unb ftieg im

©aftßofe ju r „©olbenen © a n s" ab. Ejier erfranfte er aber boeß naeß einer IDocße tötlicß.

Seinen Becßtsbeiftanb, ben 3ufti5ra t Sd) eff ler, beauftragte er m it ber Abfaffung eines Ceftaments. Had) einer Stunbe w a r es gemaeßt. ©obulla bebaeßte barin feine Derwanbten, oberfcßlefifcße Bauersleute, m it je 20000 Calern, feine fämtlicßen Beam ten unb Bienffleute m it größeren unb Heineren Sum m en, ;u r Hniverfalerbin aber feßte er feinen Eieinen £iebling, 3 o ß a n n a ©rycyyf, ein unb vermaeßte iß r ein Derntögen non M illionen

©alern.

Bie Kleine blieb bis ;u ißrem aeßten £ebensjaßre bei ißren Eltern, fant bann in bas B reslauer £}ebmigsftift, wo fie eine ißrem Heicßtum attgemeffene Ergießung erßielt.

A n ißrem aeßt^eßnten ©eburtstage würbe fie bureß föniglicße ©nabe unter bem H am en 3° ^ a,tn a ©ryc^yf non Sd)omberg=©obulla in ben erblicßett Abelftaub verfeßt unb ßeiratete fu rj barauf ben föniglicßen K antm erßerrn ©rafen f)ans Ulricß non Scßaffgotfd) auf Koppiß, Kreis

© rottfau.

©obulla rußt auf bem St. AbaIberts=Kircßßof 511 B reslau . Seinem IDunfcße gemäß fanb ein ßöd)ft einfaeßes B egräbnis m it geringer Beteiligung ftatt. Ebenfo beeft feinem IDunfcße gemäß eine n u r einfaeße Steinplatte fein © rab, ein fdpnucflofes Kreuj erßebt fieß barüber. Keine B lum e feßmüeft feinen l}ügel, fein blüßenber S trand) fproßt aus ber © ruft; einfant wie er burd) bas geben gegangen, ragt and) ber ungefeßmüefte Ijügel faßl aus ben Heißen ber ringsum blüßenben © räber ßeruor.

(22)

D r . 3 o Ą a n n c s C l j t j ą s j c s ,

B e itr ä g e

zu r GefcMcbtt d«r P fa m it n im J łrcb ip m b y ttra t G k lw itz.

Don

D r . J o h a n n e s C t ^ r j ą s 5 C 5 , Peisfretfcham.

IV .

g u f t a n b b e r p a r o c h i e i m i 8.

3

a i ; t ^ u n

6

e r t . <ga£>Ireid?ev A b e l . D i e d a m a l i g e n P f a r r e r u n b © r u n b b e f i ß e r ,

us bem 3at?re \ 7(9 befißen mir im Dtöcefanarchto 5U B reslau ein Difitationsprotofoll, bas noch ausführlicher ift a is bie bereits ermähnten Difitationsprotofolle vom 3a hre i679, (687 unb I697, Die fogenannte „(Einige Sam pe" brannte bam als nur mährenb bes ©ottesbienftes an ben Soun« unb Feiertagen, mährenb fie jet^t beftänbig brennt. (Es mürbe bie feierliche ^ronleichnamsprojeffion abgehalten unb in ber liarm odje bas hl. © rab aufgeftellt, rote jeßt noch.

Die Caufe mürbe in lateinifcher Sprache unter Zuziehung non jroei P aten gefpenbet. D as bjochaltar m ar bent hl- B artholom äus, bas Zcebenaltar auf ber (Eoangelienfeite ber Schmerzhaften ZHutter (M ater D olorosa), bas H ebenaltar auf ber (Epiftelfeite bent hl. B ifo la u s gemeibt. Die fünf Kirchen«

roiefen h ^ lt bas D om inium in Pacht unb lieferte bafür ben zum ZHeßopfer erforberlichen IDein. Die feebfte Kirchenmiefe benußte ber (Organift zum

«Erfaß für ^eftiualien.^

3n ber Kirche faßen bie grauen getrennt non ben ZTtännern, Der Kirchhof m ar geräum ig unb non einer ZTTauer umgeben, bie jeßt noch bafteht.

D as P fa rrh a u s ha * bie ©emeinbe erbaut, bas zu erhalten fie auch oerpflichtet ift, aber bie ©emeinbe leiftet nichts, unb bem P fa rrh a u s broßt ber ©infturz. Der P fa rre r fudjt in feiner A rm u t bas P fa rrh a u s unb bie Stallungen, fo gut es geht, zu erhalten. P fa rre r 3°l?ann ZKolitor m ar bam als 53 3a hr alt, ftammte au s petersborf, ftubierte in ZZeiffe unb roar 27 3a h re priefter, geroeiht auf ben Eifcßfitel bes C hr lft°pl?0£ Freiherrn non IDelczecf auf beffen © itter Altgleiroiß unb petersborf.

Der P fa rre r mirb gelobt, roeil er im m er bie geiftlidje Eracht, auch auf Keifen, trug. A u f bie P farrei Petersborf präfentierte ißn feiner g e it 3ohann A ernharb ^reißerr non IDelczecf unb ber ZTTagifirat zu ©leitniß,

*) ^eftto alien roar bas Ztedjt bes © tganiflett, a n gcroiffeu fe fte n a u s ber Kirctjenfaffe einen (Selbbetrag 311 erh alten . D ie „fedjfte K irdjem m efe" m irb im D ifitationsprotofoll %6 7 g g ar nid/t e ro ä tin t.

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