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Geisteskultur. Monatshefte der Comenius-Gesellschaft für Kultur und Geistesleben, 1927, 36. Band, Heft 5-6

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Geisteskultur

MonatsheftederComeniusgefellfchaft für Geisteskulturund Volksbildung

Gegründetvon Ludwig Keller Herausgegebenvon Nrtur Buchenau

s6. Jahrgang - Fünftesu. fechstes Heft·

Mai-Juni 1927

Berlin und Leipzig1927 Verlagvon Walter de Gruöter82 Co.

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Comenius-Gesellschastfiir Geisteskulturund Volksbildung

Gegründet1892von Geh.Nrchivrat Dr.LudwigKeller VorsihendertOberstudiendirektor Dr.Buchenau,Charlottenburg s, Schlosiftraste46

DieMitgliedschastwirddurch Einzahlung von20Goldmark erworben. (Jn-und Ausland.) DieBeitragszahlung kannerfolgen:

1.ausHdas KontoderComenius-GesellschaftbeidemPostscheckamt BerlinNr.21295 2.direkt andieGeschäftsstelle der C.-G. inBerlin W10,GenthinerStr.38i.H.

Walter de Gruyter823Co.

DieMitglieder erhaltendieZeitschriftkostenlos. Sie erscheint jährlichetwa in 12Heften.DieHeftesind aucheinzeln käuflichundinBuchhandlungeninForm des Zeitschrift-Abonuementszubeziehen.

Zö.Jahrgang Inheilt: Heft5X6

Seite Alb e rtGö rland,Pestalozzis Begründung derTheoriederErziehung.........161 R.H. Grützmacher, Diemoderne AuffassungdesTodes mitbesondererBerück-

sichtigungvon Th.Mann undGoethe...............................·..183 F.Köh le r,ZurProblematikderGottesliebe (Schluß)..........·.............197 Mitteilungen:

GesellschaftfürMenschheitskunde,Berlin...............................210 Bücherbesprechungen .......................................·........... 211 Philosophie:

A.Buchenau: R.Falckenberg:Geschichtederneueren Philosophie. S.211.

Rechts- u.Staatswissenschaftem

U. Berner: Festgabefür RudolfStammler. S.211.

A.Buchenau: Weltpolitische Bildungsarbeit anpreuß. Hochschulen.S.212.

A.Buchenau: O.Conrad,DieNeuordnungd.höh. SchulwesensinPreußen. Ei.212

Manuskripte werden erbeten andie Redaktiom E. Wernick,Berlin W10, Genthiuer Straer38.

DieManuskriptesollenpaginiert,nur einseitig beschrieben seinundeinenRandfreilassen.

Rückporto istbeizufügen.NachdruckganzerAufs ätzeistohnebesondereErlaubnis nichtgestattet.

EinzelneAbschnittekönnen bei genauer Quellenangabewörtlichübernommenwerden.

Jährlich erscheinen10bis12Hefte. Preis desJahrgangs M. 20.—.

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spestalozzigBegründungder Theorieder Erziehung

VonPros.Dr.AlbertG örland (.Hambu.rg).

NinAbend des17.Februar1827 starbder81jährigePestalozzi.Seine letzte Aussprachemit der Welt schließtmit denWorten: ,,Möge meineAschediegrenzenloseLeidenschaftmeiner FeindezumSchwei- genbrsingen. MögederFriede,zudemich eingehe, auchmeineFeindezum Frieden brin-gen!«AmSchulhausinBirr,an dessen GiebelseitederSarg 1846 zurIahrhunsdertfeierseines Geburtstages umgebettetwurde,gedenkt desselben Mannes eineInschrift:

Retter derArmenimNeuhof, PredigerdesVolkes inLienhardund Gertrud, Zu StanzVater derWaisen, ZUBurgdorfundMünchenbuchsee Gründer derVolksschule, Zuerrten Erzieher derMenschheit.

Mensch, Christ, Bürger Alles für Andere, Für sich nichts, SegenseinemNamen!

KönnenjenequalerfülltenAbschiedsworteunddieses ehrfurchtvolleGe- denkenauf»dasLeben EinesMenschendeutbarsein?DieInschrift läßtuns zwarschonahnen, daßdieser MenschVonStättezu Stättesichtreibtoder»ge- triebenwird.Aber ihre monumentalisierende Absichtläßtungesagt, daß jedes dieserWerkeinsichzusammenbrach,jedeseinAnfangundjedesam Ende einNichtswar. Undnun erstwerden wirintieferBesinnungstillevordem Wunder,daßdas Gefüge dieses Menschentums nichtmitzerbrochenistunter demSturzderWerke, sondern daßdieKraftderIdeeallejeweiligen Erfah- rungenpreisgab,um sichzu retten zusichalsdemunerschöpflichenUrsprung immerreinererErfahrung.

AberbliebauchdieIdeedieletzlichstandhaltendeKraft dieses Menschen- tUms- spwar dochsein Gefügeunausgesetztbedroht. Das,was man Werk- Tat-ErfahrungeinesLebensnennt,ist nichtdasGebildealleineiner Idee, sonderneinErzeugnisauchdesGegenspielersderIdeet dergegebfnenUm-

ständeund Tatsachen.undaus diesem Gesgenspielzweierso ungleicher Par- teien wirdeineerträglicheinhelligeErfahrung,einbeschedestandhaltendes 11

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162 Albert Görland

Werkerst dann,wenn drittens auch nochMittelundWerkzeugegeschicktge- handhabtwerden undjenebeidenfüreinandereinrichten,indemsiederIdee Achtungverschaffen, ohnedenRespektvor denTatsachenzuverletzen.So schwer ist Werk,Tat undErfahrungeines Lebens.

Diese harmonische Fülleeines vollgesegnetenMenschenwar Pestalozzi nicht gegeben.Das ganze langeLeben deswsundersamenMannes bestätigt diese Behauptung. Nichtallein dieUngunstder kriegerischenundrevolutio- närenZeitenwar es,dieeszsu keinemReisen irgendeinesUnternehmens kommen ließ. Entscheidensdwar das VersagendesMenschen selbst, seiesin derprimitivstenhaushälterischenNüchternheit,daraus ihndiewirtschaftlichen InstinkteeinerungebildetenMagdretten mußten,seiesin derunumgänglich nötigen beruflichen Technikals Landwirt auf Neuhofoderspäteralseigener LehrerderKinder, seiesin derFähigkeit,über dievorallemihm notwendigen Helfer sozud-isponieren,daß sie ohne gefährlicheReibungenimGanzendien- ten,seiesin demUmfang seines Wissens, durchdaserseiner pädagogischen Idee BedeutungundAnweisung fürdiepädagogischePraxis hätte gebenkön- nen; ja, seiessogarindemParatseindesGeistes,einexaktbegründender Anwalt seiner Idee zusein. »Erbrütet über einer Hauptidee«, sagtder PredigerEwald aus Bremen inseinerVorlesungüberPestalozzi (1805)

»Man mußdenZusammenhang ahnen...«.

Pestalozzi istbiszumLetzteneinRingender geblieben;dieWirklichkeit, dieihmbeschieden,war zuklein;unddieWahrheit,die inihngefallen,zu groß.Somußteeskommen,daßdieMenschen,dieaufdies immerstockende Lebe-nstießen,ihmzuhelfen versuchten.Das war gut,wenn essichum tüch- tigeHandlangerfürdiepädagogischePraxis handelte;abereswurde gefähr- lich,wenn MenschendiepädagogischeIdee Pestalozzis sichundihm selbstaus demGeistederZeitzudeuten versuchten;derGeist jener Zeitwar einvon Philosophie gesättigterGeistundPestalozzis Ideewar eine reinpädagogische.

Schonganzfrüh dringeninPestalozzi Stimmen, diebegeistert ihmverkün- den, daßerinseinemgedanklichenWollen auf denselben Spurenmit den großen Philosophen seiner Zeitwandele. Allbekannt ist seineMitteilungan Fellenbergaus demIahre1794 über einemehrtägigeUnterredungmitdem jungen Fichte, daß sein Erfahrungsgang ihnimwesentlichendenResultaten der KantischenPhilosophie nahegebrachthabe.Dabei bliebesnicht.Unter täglicherBeeinflussungstandderpädagogischeGenius Pestalozzis,als der viellesendeund philosophischstark interessierteundbegabteNiederer sein vertrauter HelferUndUberarbeiter seiner literarischenArbeiten wurde. Der erste Brief,dender20jährigeIüngling1800 anPestalozzischrieb,ließin seinererstaunlichenKlarheitüber diepädagogischeAbsichtPestalozzisnichts von der späterenharten Korrektorenhandahnen. Nachdemer Pestalozzis Gedanken mit KantischemSchlagwokteinepolitisch-pädagogische»New- lution derDenkungsart«nennt und sagt, daß Pestalozziaus der gesamten zeitgenössischenPhilosophie(Fichteeinbegriffen)nichts gewinnen könne,weil Pestalozzivom Individuellen ausgehe,mit Allgemeinheitennichtszu tun

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Pestalozzis BegründungderTheoriederErziehung 163

haben wolle, fährterfort:,,Ihre ·(P.s) Unternehmungistjenerganzent- gegengesetzt:anOrtund Stelle geknüpftestilleTatund,Wirkung,diesichan

jeden guten KeimdermenschlichenNatur anknüpft,diem

jede-menschliche Hütte dringtund dasElend aus derselbenverbannen will.« Dieser,,Sinn für individuelle Menschheit hat sichunter dengroßenGeistern unserer Zeitverloren; dahersind sieWohltäterfürdieWissenschaftenundnicht für dieMenschen«-.Aberschon1807 sehenwirNiederer nicht mehrnur von Kant, sondern nunmehrVon Fichteund Schellingbeeinflußt,wenn erin einemProgrammasufsatzüber diePestalozzischeMethode sagt, sie wolle, ihrer Ideenach,derpädagogischenWillkür ein EndemachendurchAufstellungVon PrinzipienundFormen,diedurchdieabsoluten GesetzedermenschlichenNatur bedingt seien, fo daß sieeinentscheidenderSchritt sei, »dieEmpirie zuver- nichten« durch Ergreifungdes reininder Vernunft gegebenen; und wenn zu derselben ZeitineinerVorrede zueiner Pestalozzischen Schrift Niederer, ihnrefuimierensd,die,,Deduktionsansicht«desPhilosophenVonIferten so darstellt:die Natur habekeineZahlen,keineEinheiten,keineFormen...

dermenschlicheGeist schaffedieZahl,dieForm,dieSprache,so istdasnicht nur eineunpestalozzischeFormulierung,wieNatorpmeint, sondernausunpesta- lozzischemGemütegedacht.(ck. ,,AnsichtenundErfahrungen-C»Sowie die Or- ganifationunsererNatur fürdieErhebungunsererselbstzur Liebe und zur Tä- tigkeit unserm WesenundunfererBestimmunggenugtuend,in unsselbstliegt, alsoliegt auchin dennotwendigvonGottselbstgeordnetenUmgebungenund VerhältnissendesKindes eineerhabene Organisation vielseitigerdemWesen unsererNatur und unsererBestimmung genugtuender äußerer Reize,Antriebe undBelebungsmittelderin uns liegenden allgemeinen Urkraft unserer Selbst- veredlung durchLiebe undTätigkeit.«)FüreinenMenschen,demingläubiger Naivitätdie Natur das Weltwerk Gottes unddieMenschheitdasGeistwerk desselbenGottes ist, fürdenhateskeinInteresse,denGeistgegendie Natur auszuspielen.DieGefahr solcherBeeinflussungwurde von manchenZeit- genossen soforterkannt;so fand1808 Stapferin denSchriftenauserrten dieSpurenmetaphyfischenEinflusses,»abernichtdesgutenVon Königs- berg,sonderndesschlechtenvon Jena undMünchen«.AberPestalozziwar in derUnbefangenheitseinesGenius nochvon Vielen andern Seiten herbe- droht;waren dochseineVerssuchsschulenbesondersinIfertenvongeistigreg- samenund diespekulativeÜberfällederZeitmitbringendenMenschenbe- lagert.So schreibt Jth ineinemamtlichen Berichtüberseinen Besuchbei Pestalozzi,erhabemitinnigstem VergnügenundwahrerBewunderung be-

merkt,wieer durchimmer erneute VersucheundErfahrungen,,endlt«k»hzU

Mr Höhe etmsorklomnyzuwelcherdererstederPhilosophendurchdietiefste ErforschungderKritik gelangtwar«. Und Toblerschreibt (1802)t»er scheknhwenn Sieund Kant einander träfen,so dürftenbeideSystemege- winnen,und diePrioristenunddiePosterioristenmüßtenbald denKrieg auf- geben.« Nochhabe ich nichtgesprochenvon derDarstellungderPestakvzzk- schenPädagogik,dieFichteaus dergroßenKraft seinesGeistesundseiner

n-u

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164 Albert Görland

Sprachegegeben hat.1808 erschienendie,,Reden«,als sichdasSchicksal vonIferten schonanmeldete. So konnte dertiefst gegründeteUnterschiedzwischen der PestalozzischenPädagogik(einerVeredelungjedesMenschenkindesan jeder Stelle, an dieesdieUmstände gestellt hatten),undderFichteschen Nationalerziehung (die aus der EinheitderGrundschule sich erhebenddie sich unendlich besonderndenationale Willensgemeinschafterst gestalten sollte), denPestalozzischenGenius nicht mehrbeeinflussen.Von diesemGegensatz istam Schluß nocheinWort zusagen.Hier interessiertunszusehen,wie auchFichteeinen engsten Wechselbezugzwischen Pestalozzischer Päda- gogikunidder neuesten deutschenPhilosophiemit starker Betonung aus- spricht.DiebisherigeBildung bemiißigesich,uns zuerinnern, »daßesja bekanntermaßengar keineapriorischen Erkenntnissegebeund daß sie wohl wissen möchte,wieman erkennen könne,außerdurchErfahrung«.(Re- clamS.86.) Dagegenzeige sichanderneuen Pädagogik,daß hierabermals dieSätzeund Ansichten ausgesprochen werden, welchedieneuere Philosophie seit ihrer Entstehung gepredigt habe (ib. 47). Somit begreift Fichteden UnterschiedbeiderPädagogikenreinaus derphilosophischenGegensätzlichkeit

vom Apriorismus der Erkenntnis einerseitsund Erfahrung andererseits, eine Formel,diewir imgesamtenPestalozzischen Schrifttumnicht finden.

Als Folge daraus, daß FichtediePestalozzische Geistesweltaus dem Blick- punktderzeitgenössischenPhilosophie,alsodesKantianismus auffaßt,ergibt sichseinegänzlichunpestalozzischeReihen-und SystemfolgederErziehungs- welten. Fichtestelltdie Erkenntniswelt vor die Liebes- oderGemeinschafts- welt;ersagt: »Dererste Schrittderneuen Erziehungistdiefreie Geistes- tätigkeitdesZöglings, sein Denken,inwelchem späterhin (!) dieWelt seinerLiebeihm aufgehen soll« (ib. 137); konsequentzudieser Reihenfolge ordnet Fichte auchdie Grundtriebe imKinde,indemerzuerstan den«na- türliichenTriebnach KlarheitundForschung« denkt,unddann an »denan- dernderLiebe, welchedenMenschenan denMenschenbindet«(ib. 146), währenidPestalozzivon demLiebestrieb,als dembleibenden Urgriund»aus- geht unid,aus ihmalleanderen reinenTriebeerwachsen läßt. (So»Ansichten unEdErfahr.« (Ausg.Seyff.)S.41u.)Nicht darf unerwähntbleiben die mit Fichteeinsetzen-deDeutungVonPestalozzisAnschauungsbegriffausder,,apriori Anschauung-«Kants.Natorp, währendlanger JahreeinenergischerVerteidiger dieserJdentifizierung,wird inseinem letztenund reifsten Pestalozzibuch (250. Bändchenaus Natur undGeisteswelt)davon freiundstelltdiePesta- lvzzifche»AUschaUUUg«aufden breiten Grund derIntuition (S. 57,-58).

Wirhabendavon alsbald zusprechen.

NocheineBemerkungFichtes habenwirzubeachten,in derernichtdie BindungderPädagogikan die(Kantische) Philosophiefordertoderals tat- sächlichsetzt,sondern umgekehrt:dieBedeutung derPestalozzischenPädagogik fürdie(Kantischc,h-idealistischOPhilosophiebehauptet:,,jene Erziehung ist dieeinzig möglicheErziehungfürPhilosophieund daseinzigeMittel, diese letztere allgemeinzumachen«(ib. 146). DiefolgendenWorte Fichtes sollen

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PestalozzisBegründungderTheoriederErziehung 165

uns denAnlaßzurBemerkung geben,wie einander widersprechenddieAspekte sind,dieals WesensschauderPestalozzischenPädagogiksich darbieten, je nachder Philosophie-von derherdieDeutungVollzogenwird. Fichte sagt:

diePestalozzischeErziehungsei»die Kunst,denganzenMenschen durchaus UndVollständigzum Menschenzubilden«. ,,Denn jeder soll.eben ein Mensch sein; was jemandnun nochweiterwerde,undwelche besondern Gestalt dieallgemeine Menschheit inihm annehme oder erhalte, gehtdieallgemeine Erziehung nichts an undliegtaußerhalbihr-es Kreises«(ib. 39).Undnun wollen wireinen anderen bedeutenden Freund Pestalozzishören:Süvern. DieRegierung Preußenswar indenJahren ihrerNot wundervoll mutig, aufrichtende Kräfte,wo immer sie sich darboten, für sichzunutzen.In derAnweisung,die denzuerst nach Iferten gesandten preußischenEleven gegeben wurde, schreibtSüvern 1810, sie solltenin Iserten ,,findenund erkennen,derMenschseinur eineeinfache Kraft,die aufdiemannigfaltigste WeiseimIndividuum sichgestaltet«;,,mitdemSinn für jedeeigentümlicheGestaltung«soll »dieLiebe zuihr ihnenausgehenund derTrieb, sichihranzuschließenundinihrer Entwicklung siezuleiten,».bis auchsie, nichtdurchZufall,sonderndurchbesonneneWartung befreit,dahin kommt, sich selbstzufindenundzu erkennenund,nun ihreignerVormund, sichVollends bisins Unendlicheselbstzu bildenundnie wiedersichzuver- lieren«.»Die pädagogisscheWeihe«erwartet Süvern fürdie Eleoenaus dem AufenthaltinIferten,eineErwartung, dienichtnur nach ihremphilosophi- schen Gehalte, sondern ebenso deutlichaus ihrer bloßenSatzbildung aufden IdeengehaltderSchleiermacherschenMosnologenhinweistundihnalsdiephilo- sophischeHeimatderPestalozzischenPädagogik proklamiert.Heißtalsobei Fichteder philosophischeSchlüsselzur Pestalozzischen Ahnungswelt »das Kantische strengnotwendigeund allgemeingültigeapriori«,beiSüvern dagegen»die (Schleiermachersche) einmalige Ganzheitund eigentüm- licheGestaltdesIndividuums«,sosolluns zuPestalozzieinschlichtan- schauen-desUrteildesFreiherrnvom Stein zurückführen,daserinseinem Abschiedsschreiben(24.Nov. 1808)über dieAufgabeeinervertieftenVolks- erziehung fällt,worin erdiePestalozzischenPrinzipiensichzueigen macht:

Erforderteine, »aufdie inne-re Natur desMenschen gegründeteMethode«, durchdie »jede GesisteskraftVon innen heraus entwickelt undJedes

edleLebensprinzipangereiztundgenährt,alleeinseitige Bildungoermieden«

Wede Indieser Formulierungklingtkein Wort mehran an diekritische Bedeutungdes .apriori, danachdas Denken zum Herrnüberdie WeJt derDingegemacht wird, nochan dieromantische Forderung,die-ecnmnllg eigentümlicheGanzheitdes IndividsuumsalsUrwert zusetzenzjteIstVon

allen zeitgenössischenPhilosophienfreiund hält sichalleinim EinklangMlt

dergesamtgeistigenHaltung,dieaus den idealistischenPenmssnnceqnellen

Eckharts, Nicolauspka Kues, Leonardo, Galileiusw.in,der erlauchren ReihederGeister mächtigwird. ImFonddes HerzensJlegtdas«natur- ticheLichtderVernunft, aus demdieewige Wahrheit aufsteigtDas

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166 Albert Görland

wirdzumErlebnis,zumneuen undgesteigertenErlebnisdieserganzenEpoche eines Jdealismus des Geistes,an dem alleRichtungender Kultur ihren ursprünglichenundeigentümlichenAnteil habenund derdieKraftdesZu- sammenhalts findetindemKampfrufdes»Eingeborenen Lichtes«und der,,Spontaneität desGeistes«gegen dieSinne unddasspannt-Ermi- uwddietabularasa desIntellekts. WashierinuranfänsglichvielleichtPhilo- sophiegewesenwar, hattesichin derWeiteund BreitediesesZeitbewußtseins philosophischneutralisiertzueinerallgemeinen Geisteshaltung.Aus diesem Bewußtseinweistin immerneu-en WendungenRous seau diePhilosophenals autoritative Wahrheitsquellefür seine Gedankenab und willsichlieberbei dem inneren LichteRat holen«. (Emile,Reclam II, 121,5);denn es

bestehen »die ewigen GesetzederNatur undderOrd.nung«,die»durchdas GewissenunddieVernunftimFonddesHerzens geschriebenstehen,denen alleinderMensch sich unterwerfen muß,um freizusein« (ib. 527).Und getreu dieser Gesamthaltung seines geistigenErweckers sagt Pestalozziim Eingangzu den,,Nachforschungen«:»Ichkannundsoll hier eigentlichnichts wissenuindnichts suchen,als dieWahrheit, dieinmir selbstlie-gt«;

sodaßerablehnt, ,,wederVonderPhilosophiederBorzeit noch derjenigender GegenwartirgendeineKunde zunehmen«-.»Als Werk meiner selbst grabe ich michinmichselbst,einunveränderlichesWerk.«Wennnun Natorp inseinemdreibändigenPestalozziwerksagt, daßPestalozzizwarwederKant nochFichte studiert habe,aberaus eignerIntuition Grundansichtendes Menschentumsgewonnen habeinÜbereinstimmungmitKant(ib. 181), so müssenwirdieseAnsicht beträchtlicheinschränken;Kantund Pestalozzi dach- tenaus einergemeinsamengeistigenGesamthaltung,dielangevorihnenbe- reitetundgefestigtworden war,undbeidelöstenaus dieser ihnen übergeord- neten geistigenGesamthaltungdie ganz eigene Aufgabe,diejedem dieserbei- den Großen auferlegt,war. WährendfürKant aus dem allgemeinide- alischenBewußtseindasProblem aufsteigtvon derGeltung derWissen- schaftfür dieGegenständeder Erfahrung, erhebt sichaus ebendem- selbenGrundbewußtseinbeiPestalozzidasProblemderErziehungdesempi- rischen MenschenzudenreinenGehalten seinerMenschennatur.Diesebeiden Probleme dürfeninihrervollen Selbständigkeitnichtverdunkelt werden;

undzwar darfvorallemdiePädagogiknichtalseineNutznießungundAn- wendungvon solchergestaltPhilosophieverunselbständigtwerden. Diesege- fährlicheBeflissenheit hatderPädagogikdieSouveränität, eigeneWissen- schaft eignen Prinzipsundeigner Methodezusein, so lange vorenthalten Und esistdas unvergleichlichGroßean Pestalozzi, daßdiemonomanische Kraft diesespädagogsischenGeniussichalle-nsolchen, ringsundaus nächster NäheanstürmendenBeeinflussungengegenüberfreigehaltenhat,so daßwir glaubenkönnenimstandezusein,daseigne Prinzipunddie Methodeeiner TheoriederErziehungaus seinen Schriftenableiten zukönnen.Wirwollen esversuchen,indemwiruns wieeinenin denzeitgenössischenPhilosophie-n völligUnbewansdertenverhalten,unddiesnachdemWunschePestalozzis,wenn

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PestalozzisBegründungderTheoriederErziehung 167

er ineinem Briefan Nicolovius 1811 schreibt:»MeineRedeinLenzburg istgedruckt.Duwirstdenmitarbeitenden Niedererdarininjeder Zeileerken- nen. Man hatUnrecht, ihnmir entgegenzustellen.Ich bedarf feinerund fändeinkeinemMenschenmehrumfassende Klarheit dessen,was ich suche UndahUe-als inihm. Indessen wollte ichfreilichgern, erhättein seinemLebenso wenig gelesenwieich.« In diesemWillenPestalozziszur Reinheit seinesUrsprungswollen wirversuchen ihmzudienen;und zwarmit derVorsichtgegenjeglichephilosophischeSuggestion,daßwirnichteinmal dieso sehreingeschränkteNatorpsche Formulierunguns zueigen machen (»NaturundGeisteswelt«Bd. 250 S.36),inPestalozziarbeite »einena-

türlichePhilosophie, wieIüberhasuptinjedem echtenGenie«,eineFor- mu-lsiserung,diie einemvdarlehnbereiten Philosopheneineallzeit begehbare Lauf- brückezeigt.Was uns als Philosophenallein frei stehen dürfte, istder schlechthin kritischeBlickdarauf,was in derinfich geschlossenenWelt der PestalozzisschenGedanken alsprinzipielleKräfteundwas alsaus ihnen abge- leiteteMotivezudisponieren sei. Diese homogene systematischeDisposition soll unserInteressesein.

Esistfraglich,ob es überallmöglichist,imLebenswerkeinesbedeiu- tenden Menschendas Urerlebnis aquzuwesisen,ans dessenunerfchöpflich wirksamer Erinnerung solcher Geistzurbindenden Form fürdieFülle seines Innern gelangt. Handeltes sichaberum einenGenius von dermonoma- nischsen Kraft Pestalozzis,sowird dieAufweifung solchen Urerlebnisses nichtnur möglich,sondernalsBedürfniseinerSelbstrechtfertigungvon ihm selbst versuchtword-en sein. Im 2.Briefder»Ansichtenund Erfahrungen, dieIdeederElementarbildungbetreffend«(Ausg. Seyffarth, S. 27) sagt er: »Manfängtan, sich hieunsddazufragen,wiedas,was ichjetzttreibe undtueundwas ich durchmein Leben immer getanundbetrieben, eigentlich von früherJugend«aninmich hineingekommensei unddie Art derEnt- faltung meines Geistesund meines Herzens hat sovielEigenesund sovielenZusammenhangmitderArtmeinesjetzigenDenkensundHandelns, daßicheswirklich für schicklichhalte, DichindiesemBriefe hiervonzu unter- halten«

Und nun richtet PestalozzieinDenkmal auf von derTreue einer Magd,diebeimTodedesVaters versprach,dieFamilie nichtzuverlassen.

»Wäre dieseMagdnicht alsobeiuns geblieben,meineMutter hätte-ihre Haushaltungnichtbeieinander behaltenunduns nichtmiteinander erziehen könnenund wirwären zerstreutunter Fremdenaller Erniedrigungundaller Berwahrlosungausgesetzt gewesen,denenvaterloseKinderso allgememaus- gesetztsind« (ib. 27).»Wie glücklichwarich, daßdielebendigsteErfahtUtIg

VVUderhöherenAufopferungskraftmeinerMagdmireinehohe Achtungka dieMenschennaturauchbeimNiedrigstenimVolkeeingefloßthat-s(S« 30)«

»Gottrettetemich,meineMutter und meineGeschwisterdWehsemenGeist- wie er inhoher ReinheitimniederenundverachtetenVolkeweht«;dies Urerlebnis gabihmden ,,höherenGlaubenan dieKraftderMenschennatur

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