Wochenschristfürdie gesamte Olimark
Herausgegebenvon E.Ginschelu.Dr. Franz Lüdtke in Berlin. VerlagDeutscher Gsthnd E.TT.,VlngCharloYbeurng.-
XEscheintwöchentl.einmal. Bezug:DurchdiePost vierteljährl.1.50M. Einzelnummer 20Ps.u.5Pl.Postgebiihr. Anzeigenvre" .Für jeden WillimeterHöheder6gespali. Zeile30Ps.beiFamilien-, Grisgrupvens u.Stellen-A11;.20 Pf»beiAnz.imAnschlußandenText aus Te· reiteLA)M
Nr.48.
l « Berlin, 29.November 1929. 10.Jahrg.
Gitgeschädigtesuf
zurMassenkundgethnsj
dieam nächstenSonntag,demt.Dezember,vorm. 11Uhr,in den SälendesRestaurants ,,lllav«in Berlin stattfindet.
Es handeltsichum dieGtellungnahme zu dem Finanzabkommen Deutschlandsmit Polen.
Betroffen davon sinddievertriebeneu Domänenpächter, die annullierten und liauidierten Ansiedler sowie alle anderen Deutschen,deren Eigentum inPolen liquidiert worden ist, ferner diejenigen,denen diePolen großeVer- mögenswerteals Abwanderersteuer einbehalten oder in Formvon Kontributionen geraubt haben, kurzalle die-—. fenigenDeutschen,deren Entschädigungsanspriichean den potnischenStaat durchdas Finanzabkommenvon Deutsch- land übernommen werden sollen. Esistnun dieFrage, wann, wieundinwelcher HöheDeutschlanddieseitvielen Jahren vergeblich auf ihre Entschädigungwartenden Landsleute entschädigenwill. Esgilt, dafür einzutreten,
daßdieEntschädigunginvoller Höheundinbar geleistet wirdunddaß mogltchstbald Borschiihe aufdieEntschädi- gung gezahltwerden.
Ostgeschädigtel. Erscheint in Massen, zeitig Euer Recht zu wahren!
Aumeldungen sindandenDeutschenOstbundinCharlotten- burg 2, Hardenbergstraße 4Z,zurichten.
AmErscheinenverhinderte Entschädigungsberechtigtekönnen sich
durch Bevollmächtigtevertreten lassen. .
Das Restauraut ,,Ulap« befindet sichAlt-Moabit 4—lo (gegen-—
iiberderLäneburger Straße,nebendenAusstellungshallenin derAähe desLehrter Bahnhofes).
um recht-
Die Gefahren der Verträge mit Polen.
Inderöffentlichkeit mußteman denEindruckgewinnen, daßbe- absichtigt sei,mitPolenunter allen Umständen soschnellwie möglichzuVereinbarungen indenstrittigenFragenzukommen. Daß in diesemSinne eine Weisung vom Auswärtigen Amt andendeutschen GesandtenRauscher inWarschau ergangen ist, darfman wohlalssicher annehmen. Siediirfte daraufzurückzuführen gewesen sein, daßman ebenvor derHaager Konserenz wenigstensdie finanziellen Auseinandersetzungen mit , Polendurchein Abkommen beendenwollte,das man beiden Verhandlungen des Unteraus- srhussesderMächtekonferenzinParis nicht«
zustandebrachteunddasdaherimWegeder direkten Verhandlungen zwischenBerlin und Warschau abgeschlossenwerden sollte. Auf diese Weise ist zunächstdas sinanzabkommen mit Polenvom Jl. Oktober d.J.zustande gekommen,daszwar dem Deutschtuniimab- getretenen Gebiet durchauszubegrüßendeVor- teilegewährt,dasaberdieseVorteile mit viel
zu weitgehenden deutschen Zu-
geständnissen erkauft. Wer denDingen aufdenGrund gehtundmitdeninBetracht kommenden Verhältnisseneinigermaßenvertraut ist,wirdsichmitdiesemAbkommen nicht ein- verstanden erklären. Wirbetonten schoninder leisten Nummer, daßdieBedenken dagegen immer weitere Kreiseergreifen. Auchinder leisten WochehabensichinderOssentlirhkeit ej- eizzegroße AnzahlsehrgewichtigerStimmen gegen das Abkommen erhoben, währendwir k.
lceiueselbständigeStimmeentdecken konnten,die dajiir Partei genommen hätte- Wir wiesen bereits daraushin, daß auchdieRegierungs-—« parteiengar nichtgeneigt sind,dasAbkommen ohneweiteres zugenehmigen. daß vielmehrauch iiihren Reihen sEchdiestärkstenBedenken geltsndmachen.Bezeichnend dafiirdieTatsache,
Schul-uudStadtrat a.D. Radomski (sriiher Posens f.
tscxjtsich-c
daßderAuswörtige AusschußdesReichstages,derunter Vorsitzdes HerrnAbgeordneten Scheidemann am Montag und Dienstag dieserWochetagte, beschloß,dasAbkommen mit Polen bei derBesprechung derHaager KonserenzunddesYoungplans aus- zuschalten. Das Abkommen wurde vielmehr zurückgestelltund dann siir sichberaten. Esist hieralso schon geschehen,was wirals AbsichtderRegierungsparteien auch siirdieBeratung inderVoll- -' versammlung des Reichstages in Aussicht gestellt hatten. Zu unsererGenugtuungscheint sich auch die Sozialdemokratie dem Standpunkt dercRegierungsparteien indieser Frageangeschlossenzuhaben.
Auch die Handelsvertragsvers handlungen mitPolensolltenimGalopp beendet werden, nachdem sie seit Jahren ver- geblich gesiihrtworden sind.Hierbeilagan- . scheinendkeine strikte WeisungderReichs- -regierung anHerrnRauschervor. Esscheint
vielmehr, daß Herr Rauscher geglaubt hat, nachdemerdassiuanzabkommenso schnellzu- stande gebracht habe,er werde auch den
Kleinen Handelsvertrag mit Po-
len sehrschnellunter Dachundsachbringen und so seine diplomatischeGewandtheit beson- ders beweisenkönnen. Obesrichtig ist,was unter der Hand erzählt wird,daßnämlich HerrRauscher demnächstzum Staats- selcretär in unserem Auswärtigeu Amt ernannt werden sollunddaßer deshalb
»-s ( - vorher nocheinehandelspolitische Einigungmit I:«..»-.,, .-- IzzszPolen habeerkielen wollen, mag dahingestellt -.«bleiben. Jedenfalls haben sichdieErwartungen.
auseinen baldigeu Abschlußdesdeutsch- polnischcnSandelsvertrages, die man durrh
. diePresse der Offentlichkeitmitgeteilthatte-
«
nicht ersiillt Es scheintsogar,daßnun auchHerrRausrher doch ebenfallsansernste Z.COL-
OMOOOOOWWOOOWMWW
DieBundesleitungdesDeutschen Ostbundes hat Herrn
"Dr.Eurtiu s,dembisherigen Reichswirtschaftsminister, zuseinerErnennungzumReichsanßenministerundHerrn Professor M old enhaue rzu seiner Ernennung zum Reichswirtschaftsministerihre Gliickwiinsche ausgesprochen.
IndeinSchreibenan HerrnDr.Eurtins hießesu.a.:
»LeitungundMitglieder unseresBundes sehen Ihrer Tätigkeit inIhremneuen Amtemitbesonderen Erwartungen entgegen.Ihnen liegtnebenIhrensonstigen Aufgabenin ganzbesonderemMaßedie Hilfe fiirdenschwernotleidenden Osten,derSchutzderdeutschen Minderheiten jenseitsderOstgrenzeunddieZurückgewinnungder nns entrissenenGebieteam Herzen. DieseFragen stehen heute schon iinBrennpunkt weltpolitischer Erörterungenundwerden sichzwangs- läufigimmerweiter indenVordergrund schieben.Wir habenden lebhaftenWunsch, daß Sie, hochvereshrter Herr Reichsminister,den siirdieZukunft desVaterlandes besonderswichtigenOstfragen nichtnur dasselbstverständliche amtliche Interesse,sonderndariiber hinaus eineaus persönlicher Hingabean wichtigste Zukunftsfragen
unsehresVolkstums erwachssendebesondere Beachtung schenken niöc ten....«
. Herr ReichsaußenministerDr. Turtius hat uns darauf folgendes Schreiben zugehen lassen:
DerReichsministerdesAuswärtigen.
Berlin, den20.cNovember 1929.
Sehr geehrteHerren! InBestätigung Ihres Schreibens vom 15.vaember nebst Anlagendanke ich Ihnenverbindlichst fiirdie freundlichenGlückwiinsche,dieSie mirzur übernehmedes Aus- wärtigen Amtes ausgesprochen haben. Die Ostprobleme sind mirseit langemgeläufig, insbesondere seitdem ichimvergangenen JahreinOstpreußeu selbst gewesenbin. Ihre entscheidende Wichtigkeit fiir die deutsche Zukunft muß jeder einsehen, der sichmit der Außenpolitik beschäf- tigt. Siekönnen versichertsein, daß ich mich ihrermitgrößter Hingebung annehmenwerde.
Schwierigkeiten gestoßen ist.DerKrakauer ,,Ill.KurierEodz.« läßt sich nämlichaus Berlin melden, daßinde nde uts ch-polnis che n
Handelsvertragsverhandlungen plötzlich eine
We ndu ng eing etrete n sei,die infolge der ,,sonderbaren Taktik undUnnachgiebigkeitderdeutschenSeite«sogardazu fiihren könne, daß sichdieVerhandlungen gänzlich zerschliigen. Der KonfliktbetreffedieSchweinefrage unddenExport.pol- nischer Kohle. DieaugenblicklicheLage sei derart,daßderVer- trag entweder schonindennächsten Tagen unterzeichnetoderdaßes
—-
wenn diedeutscheSeitedieberechtigtenForderungen Polens nicht berücksichtige— iiberhaupt nicht zum Abschluß desHandels- vertrageskommen werde.
Obdiese polnische Sensationsmeldung richtig ist,obsie nichtviel- mehreinepolnische Drohung darstellt, muß dahingestelltbleiben. Unsere Leserwissen ja,daßwirderAnsicht sind,Polenhabebisherdie Handelsvertragsverhandlungen absichtlich hingezogenundimmerwieder zumScheiterngebracht. Undwenn jetztdieLage nachdemAbschluß desFinanzabkominensmitPolenvielleicht aucheineetwas andere ist, so glaubenwirdoch, daßdieGründe,diediepolnische Regierungbis- herabgehalten haben,einer verständigen Regelung der Handels-"
beziehungen zwischen DeutschlandundPolenzuzustimmen, nachwievor bestehen.Undwirbefürchten, daßderschnelle AbschlußeinesKleinen Handelsoertrages mit Polen nur möglich ist,wenn Deutschland Zugeständnisse macht,diean denLebensfragen nichtnur desOstenss sondernderdeutschen Wirtschaft überhaupt rühren. - DieSorge,daß derartigeZugeständnisse gemachtwerden könnten, verbreitet sichinDeutschlandinimmer weiteren Kreisen,undzwar nichtetwanurin denlandwirtschaftlichen,dievon·dieser Sorgenatur- gemäßamstärksten erfiillt sind, sondern auchindenKreisenderIn- dustrieund unter denPolitikern ohneUnterschiedderPartei.
Mit ganz besonderemRachdruck hat dieserTage der ober- schlesische Zentrumsfiihrer PrälatUlitzka vor derIllusiongewarnt, daßman durch Entgegenkommenauffinanziellemundwirtschaftlichem Gebiet Polen von seiner Deutschtumsfeindlirhkeit "«undseinem Kampf gegen diedeutschenMinderheiten abbringen werde. Rach der-in bemerkenswerter Schärfe vorgebrachten Warnung, die in derRededer Herrn Landeshauptmanns Dr. Easpar"i, Schneidemiihl·,beider Grenzlandpressefahrtliegt (vergl. ,,Ostland« Rr.46),istdienichtminder scharfe WarnungdesHerrnPrälatenUlitzka einZeichenderZeit.
Beide Warnungensollten ebensowie die anderen cZcotrufeundProteste weitesterKreise,dieingroßer Zahlindieser Frage ergehen,von der Reichs- undStaatsregierung beachtetwerden,damit einUnglückin ersterLiniefiir unserenOsten,inzweiterLiniefiirdiegesamtedeutsche
Wirtschaft verhiitetwird. —
»·Wenneinsogemäßigter Politiker wiePrälat Ulitzkasich ge- iiotigtsieht, dasSystem,deindasLiquidationsabkommen mitPolenund derbeabsichtigte Handelsoertrag entsprossen sind, »einVe rhäng- 598
DieNeichsministerCurtiusund Moldenhauerzudenttfragen
Gernwerde ichdiefriihereu angenehmen persönlichenBeziehungen, dieich währendderBeratung desVerdrängungs-undLiquidations- schäden-Gesetzesmit denHerren Ihres Präsidiuins hatte,weiter fortsetzen.
Mitdenbesten Empfehliingen
Irsehr ergebener Eurtins.
Den Glück-wünschenan HerrnReichswirtschaftsminister Prof. Dr. M old enhaue r hatte die Bundesleitung Folgendes hinzugefügt: .
»Wir hoffen, daßSieinIhrem neuen AmteauchdenBelangen desOstens, seiner jetzigen großenRot undseinen wichtigen Zukunfts- aufgabenvolles Verständnisentgegenbringen und sich sowohldie wirtschaftlichewiediekulturelle FörderungdesOstenswieauchdie Wahrung derdeutschen Interessengegenüber unserem östlichenRach- barnangelegensein lassenundimKabinett beigegebener Gelegen- heitfiireineAbänderungderOstgrenzeeintretenwerden« ·«
Wir habendaraufvon HerrnReichswirtschaftsminister Prof.Dr. Mol de nhaue rfolgende Zuschrift erhalten:
DerReichswirtschaftsininister.
Be rl inWto,den 20.onember 1929.
Indem ich IhnenfiirIhrenfreundlichenGliirkwnnschzumeiner Ernennung zumReichswirtschaftsmiuister verbindlichst danke,bitte ichSie,davon überzeugtzusein, daß ichden wirtschaft- lichen Fragen des schwer bedrängten Ostens meine
ganz besondere Aufmerksamkeit widmen werde.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Moldenhauer.
Wir begrijßendieVersicherung beider Herren, daß sie fiirdieentscheidende Wichtigkeit der Ost- fragen fiirdieZukunft unseres Volkes und Vater- landes volles Verständnis haben,und hoffen, daß siedas inriechtnachdrucklicher Weise durch Taten bestätigen wer en.
ni s«zunennen, so mußdas jedem Unvoreingenommenenzudenken geben.Das treffendeWortdieses MitgliedesderRegierungspartei,
»die Grenze duldet auf die Dauer keine Lauheitenl«
isteineFeststellungzurrechtenZeit. Lei dersindwirin der Ostpolitik aus Lauheiten bisher nicht heraus- gekommen und darauf ist die geradezu katastro- phale wirtschaftliche, kulturelle und soziale jetzige Lage imOsten zurückzuführen, dieeinenMann wieUlitzka, dergewißkeinInteressedaran hat,derRegierungunnötige Verlegen- heitenzubereiten,zuso scharfenUrteilen veranlaßt.
DieRot imOsten ist aufdas Höchfte gestiegen.EsnFßjetzt endlich gehandeltwerden. EsmußdemOsten aufGrund einesgr oß—- ziigigen Ostprogramins geholfennndes muß dafiir gesorgt werden, daßerdurchznweitgehendeZugeständnissean Polen beim AbschlußdesHandelsoertrages nichtvollends zu Grunde gerichtet wird.
G. II-
Dentschenndpolnische Handels-Sgndikate.
BeidenHandelsvertragsverhandlungenmitPolen spieltderPlan einewichtige Rolle,dieausPolen auszufiihrendenWaren nicht einfach aufdenfreienMarkt inDeutschlandzuwerfen und dadurch die deutschen Produzentenzuschädigen,sonderndieAusfuhrdurch polnische Exportsgndikate bewirkenzulassen.SoistinPosenbereits einpol- nisches Getreideausfuhrsyndikat gebildet worden,welchesdaspolnische Getreide aneininDeutschlandzubildendes Getreidesgndikat liefert, dasseinerseitsalsAuffangstellewirktunddafiir sorgt, daß daspol- nischeGetreide aufdem deutschenMarkt nicht unhaltbare Zustände hervorruft.Man willalsobei derGetreideeinfuhr Ungefährdasgleiche versuchen,wiebeiderpolnischen Fleische-infuhr,dieman ja auchzum größtenTeildurcheinpolnisches Syndikat bewirkenlassenwillinitder Maßgabe, daßdasFleischvon einemdeutschen Sgndikataufgenommen wird,dasesnicht aufdenfreienMarkt inDeutschland bringt, sondern inKonservenfabriken verarbeiten läßt, die nicht im«Osten Deutsch- landserrichtetwerden sollen, sondernimWestenunddie dieKonserven vor»allemnachdemAusland exportierenundim iibrienimIndustrie-.
gebiet absetzen sollen,umderostdeutschenLandwirtscngafteinmöglichst großes ungestörtes Absatzgebietzubelassen.BezüglichderKohlewill man ebenfallsdasSgndiskatssgstemanwenden. — InderTheorie hört sichdasjasehr schönan,inderPraxis wirdeswahrscheinlichaber anders kommen.
III
überSchwierigkeitenbei denVerhandlungenmitPolen bringt«diedem·neuen ReichsaußenministerDr.Eurtins nahestehende
»Rationalliberale Eorrespondenz« Mitteilungen, denen wirfolgendes entnehmen:
W WOWMWMOOQO
,,AllemAnschein nach nehmendieVerhandlungenmitPoleneinen fürdieLandwirtschaft nicht ungünstigenVerlauf. De rGetrei de«-
handel inbeiden Ländern sollineinersyndikatmäszigenBindung zusammengefasztwerden. önderFragederRegelungderKohlen - Ein-« und Ausfuhr sinddieVerhandlungen ebenfallsweitfort- geschritten. Auch hier sollinähnlicher WeisewiebeiniRoggen ein übereinkommen derinteressierten Kohlenwirtschaftskreise denAbschlusz einerbisindieEinzelheitengehenden handelsoertraglichen Festsetzung erübrigenunddas Handelsabkommenselbst auf wenige grundsätzliche Bestimmungenbeschränken. Wesentlich schwierigeralsbeimRoggen undbeiderKoleliegendieDingein derRegelungderSchweine- frage. Die bishervorliegenden Meldungen lassen erkennen,dasz hier nicht soschnell eine Einigung überdiegegensätz- lichen Forderungen möglich ist.
Nach diesen Nachrichten stehtkaumzuerwarten, daszeinAbschlusz der Verhandlungenwirklichinallerkürzester Frist möglich ist.Man wirdnachwievor starkeBedenken gegen manche Pläne,besonders bezüglichdergeplantenmonopolartigenGebildeerheben können, dabei jedoch nicht auszer acht lassen dürfen, daszbeideVerhandlungs- partneroorSchwierigkeiten stehen,diezuneuen und ungewöhn- LichenAusgleichsmöglichkeiten drängen«
Herr Dr.Eurtius scheintesalsoGottseiDank mitdemAb- schluszdesKleinenHandelsvertrages nicht so eiligzuhabenwieHerr
Raus che r. -
Die Verhandlungen ZwischendemScheuer-Konzern inBerlin und demneugegründeten polnischen Getreideexportverband werden nächste WocheinBerlin stattfinden. Diepolnischen Ausfuhr- kontingente, fürdiedurchVermittlung desGetreideexpo.rt- Verbandes Exportprämien gezahltwerden sollen, sind fijrdie ZeitbisEndedesZahresvorläufiginHöhevonZO 000Eo.Roggen, 35 000Co.Gerste,15000 Co.Hafer,2000Eo.MehlundGrützeund 500 Co.Weizenfestgesetztworden. Auf dieeinzelnenGetreide- exporteure werden dieKontinente unter Zugrundelegung ihrerbis- herigen Exporttätigkeitverteilt
si-
Prälat Ulitzlcagegen denPolenvertrag.
Bei einerOstlandkundgebung aufderHerbsttagung des
Augustinusvereins (katholischePresse)ani«24.November inBreslau, hieltPrälat Ulitzka-Ratibor einen Vortrag über das Thema ,,Grenzlandpolitik imOsten«,indemeru.a. ausführte: Gesamt- deutscherWille müssezurBehebungderGrenzlandnötewirksäm
worden. Erhaltung des deutschen Besitzstandes seidie
uationale Seite derAufgabe.Esseiunsere Aufgabe, planvolleine AnnäherungundVerständigung zwischen DeutschenundPolenanzu- bahnen. AbereinOstlocarnosei unmöglich. Auch für Polenscheine diejetzige Grenze unmöglichendgültigzusein.Von Vertrags- und ähntichen Verhandlungen eineminderheitenpolitische Entspannung in Polen zuerwarten, seieineUtopie. Man verkenne dieLagennd PjgchedesGegnersvollkommen. Ebenso sei wenigvondemMinder- heitenschutz durchdenVölkerbundsrat zuerwarten. Dazukomme das cLiachgeben des Reiches, sodasz Polendiedeutsche Nach- giebigkeitals festeTatsacheinseine Rechnungeinsetze.Dieove- liegendenSchwierigkeiten entzögenuns jedoch nichtder Frage,die Gegenwartsaufgaben fürbeide Völker zulösen. Dazu gehörevor allem dieRegelung derwirtschaftlichenBeziehungen. Aber diejetzt angebahnte Rauscher’sche Vertragspolitilc, auchderAbschluszinder Liguidationsfrage seieinVerhängnis. Jedenfalls diirfederHandels- oertragnur geschlossenwerdenunter völliger Sicherungderagrarischen OfiflankedesdeutschenVolkes. Das Kohlenkontingentsei für«Ober- ischlesiennur zuertragen, wenn.man esnach Norddeutschland indas Gebiet derenglischen Kohleleite.
» Im zweitenTeil desVortrages behandelte Prälat Ulitzkadie innenpolitischen Grenzaufgaben. Erhob zunächst her- vor, dafz PolenallesderGrenzfestigung dienstbar mache. Unser einziger Schutzwall dagegenseien dichtbeoölkerte, zufriedene, zuverlässigeund staatstreue Grenzgebiete.Daher seieinegroszz ü g i ge S ied- lung spolitik notwendig. Aber alleSiedlungen hättenkeinen Zweck,wenn durchdenNiedergang derIndustrie dieBevölkerung zur A bwande ru nggezwungen würde. Eine Gefahr bestehein den schlechten. Verkehrsoerhältnissen, diedie öst- liche Industrie gegenüber der westlichenkonkurrenzunfähig machte-n.So wäre derAusbauderO de rzueinerleistungs- fähigenWasserstrafzeeineNotwendigkeit
DieoberschlesischenKammern haben«an dasReichswirtschaftsministerium,dasAuswärtige Amt,das preußische Handelsministeriurnunddas Reichsernährungsministerium nachstehendesCelegramm gerichtet: .
-·,,VonschwererSorgeum dieZukunftdergesamtenoberschlesischen Wirtschaft erfüllt,wendensichdieunterzeichneten Berufsvertretuugen OberschlesiensinletzterStunde nochmalsgeschlossenandieReichs- regierung. Oberschlesienkämpft seit Zahren darum,dieihm durch denFriedensvertrag unddieGenferKonvention geschlagenenWunden
zu heilen. Mangels ausreichender Gewährung der
sooft erbetenen Unterstützung sind HandelundIndustrie, Handwerk und Landwirtschaft in ständigem Rückgangbegriffen.
Werden deroberschlesischen Wirtschaftindieser Lage nochdieOpfer zugemutet, dieeinHiandelsvertragmitPolen, aufgebaut nur auf dergegenseitigenMeistbegünstigung. ohne Zollbedingungenundauf weitgehendendeutschenZugeständnissen fürdieEinfuhr von Kohlen undlandwirtschaftlichen Produkten, insich schlieszt, sowirdein weiterer Niedergang deroberschlesischen Wirtschaftdieweitere Folge sein.
·
Wir warnenauchvor sozialen und nationalen Folgen
einer derartigenGefährdungderWirtschaftsinteresseii Oberschlesiens
undbittendaher dringend,einemHandelsvertrag mitPolen aufvor-
lstehendeiäage n. Grundlageunbedingt die Zustimmung zu ver-—
DasCelegrammist unterschriebenvon derIndustrie-undHandels- kammer fürdieProvinz Oberschlesien,von derHandwerkskammer zu Oppeln, der Landwirtschaftskammer Oberschlesien,dem Ober- schlesischen Berg- undHüttenmännischenVerein e.V., dem Ober- schlesischenBauernverein e.B., demOberschlesischenLandbund e.V.
unddemVerein derOberschlesischenLand- undForstwirtee.V.
Weitere Proteste.
Der Scl)lesischeLandbundund der Braiidenburgjsche Landbund habengeharnischte, eingehendbegründete Proteste erlassen;indem letzterwähnten heiszteszumSchlusz:
-,,Du»rch·den.Abschluszdes polnischenVertrages wird eine Eragodie für den deutschen Osten heraufbeschwo- ren, deren Ende klarabsehbarist.Diebereits vorhandene Ver- elendung desdeutschen Ostens mufzunter demDruck des Vertrages lawinenartiganwachsen. Schon jetzt sind deutsche Arbeiter, Bauern undGroszgrundbesitzerinständig steigendem Mafze durchdie Notgezwungenzunser Ostlaiid zu verlassen, weiles sie nicht mehrernahrt. DerPole aber kauftweiter deutschenGrund
einddBoden aus, um dieZerstörungsarbeitinunsererOstmarkzu orern.«
Derdeutschnationale Parteitag inKassel hateine scharfeEnt- schlieszunggegendiePole-noorträge gefasztunddieFraktionen dieser ParteiimReichstageund imPreufzischenLandtage haben Inter- pellationendieserhalbeingebrachtunddarin scharfgegen dieVerträge Stellunggenommen.
Die Not der Nußlanddeutfihen.
Die-Wanderbewegung der Ruleanddeutschen hatwiekaumein anderes EreignisdieZuständeimSowjetstaate beleuchtet.DieMacht- haber inMoskau hattendenwartenden KolonistendieAusreise- erlaubnis verweigert; sie habenvon ihneneinePaszgebiihr von vierhundertfünfzig Reichsmarkverlangt, eineSumme,diekaum einer von den mittellosenFlüchtlingen,diewährendihreswochen- langenvergeblichenWartens vorMoskau ihreletzten Ersparnisse auf-—
gebrauchthaben, aufbringenkann. DieSowsetbehörden habengegen dasVersprechen wirtschaftlicherErleichterungen von ihnendieschrift- licheErklärung verlangt, dasz siebereit sind,wieder inihreDörfer zurückzukehrenömWeigerungsfalle hatmanihnenmitderZwangs- oerschickung aufdieSolowetzki-6nseln imnördlichenEisiueer gedroht, dieunter demNamen der,,kaltenHölle«bekannt undgefürchtet sind.
Nurwenige (in amtlichen Kreisenwirdvon tausendgesprochen) haben sichdemVerlangen derBehörden gefügt.DiezumEeilinCrausport- ziigeverladen undinihrebisherigen Wohnstätten abgeschobeii wurden. Dort erwartet sietrostlosesElend. Siekommen alsBettler zurück aufeinLand,dasihnen nicht mehr gehört.Einegrosze Zahl von Bauern,diesichdemAbtransport widersetztemundvon Pastoren und Mennoniten——Predigern,diebeschuldigtwerden, fürdie Aus- wanderunggeworbenzuhaben,wurden ve rhaftet. — Was gedenkt unter diesen UmständendieReichsregierungzutun? DiedeutscheBot- Ikbaftin Moskau istvom AuswärtigenAmtermächtigt worden, deii wartendenKolonisten sofort das Visum für die Ein-—
reise nach Deutschland auszustellen.
Die Sowjetregierung, die schonmehrfach ihrePläne iuder Flüchtlingsfrage geändert hat, hat auf ErsuchenderdeutschenBot- schaftdeninPetersburg undvor Moskau liegendenetwa 13000 Kolonisten nunmehr dieAusreiseerlaubnis rteilt.«Der Rücktrans- derDeutschen nachdemKaukasus undSibiien,derschon begonnen hat,wird jedoch nicht unterbrochen. Es werden oon den 13000 höchstens5000nachDeutschlandkommen. Einweiteres Umsichgreifen derWanderbewegungversuchtdieSowjetregierung mitGewalt zuver- hindern. Zehntausende, diesich noch aufdem WegenachMoskau oderzur Grenzebefinden,werden von derpolitischen Polizeiauf- gegriffenundzurRückkehrinihre Dörfergezwungen. AndieEr- leichterungen,dieihnenvon denSoivjets inAussicht gestellt werden, glauben sie nicht.SiefürchtendieRachederörtlichen Machthaber, deren Gewaltmasznahmen sie sich durchdieFlucht entzogen haben.
Was ihrerwartet, istaus derAnordnung verschärfter Sozialisie- rungsmethoden inder deutschen Wolgarepublik zuersehen, deren Volksbeauftragten von derMoskauer Zentrale vorgeworfen wird, denAblieferuugszwang zumilde gehandhabtzuhaben.
In Deutschland werden indessen Vorbereitungen fiir die Unterbringung getroffen. Dem Aufruf des Roten Kreuzes habensichdiefreienDeutschtumsverbändemiteinerähnlichenKund- gebungangeschlossen. Reichspräsidentvon Hindeiiburg hataus seinem Dispositionsfonds einenBetrag von 200000Mark zur Ver-—
fügung gestelltundanalleDeutschenimIn- undAuslande dieBitte um Unterstützungdernotleideiideu Stamniesgeiiosseii gerichtet.Die