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Herausgehen
Maximilian Heerden
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Berlin.
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1910.
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HEFT
Berlin, den 22.Januar 1910.
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Pot-Boui11e.
Bethmann.
,..i--ürstBismarck hattedieGewohnheit,wenn essichum wichtigepoliti-
.s-. scheFragen handelte, selbstzukommen, nichteinenStaatssekretärzu beauftragen,sondern selbstseineAnsichtzu vertreten und selbstdie volleVer- antwortung auf sichzunehmen-HerrvonBethmaanollweghatdasPrin- zip, überhauptnichtmitunszu reden.Aberwir werdenmitihm reden;und werdenum sodeutlichermitihmzu redenhaben,alserdeutlichschweigt.«
DieseSätzesandichin demStenogrammeiner(vernünftigenundwirksamen) Rede,die dersreisinnigeAbgeordneteSchraderam dreizehntenJanuarim Reichstaggehaltenhat.TrotzdemdieRügevon einemsozialdemokratischen AbgeordneteningröberemTonwiederholt wurde,kamvom Bundesrathss tischkeineabwehrendeAntwortWarum nicht? StaatssekretärDelbrück,den derBerichtausdrücklichden,,StellvertreterdesReichskanzlers«nennt,war, wie mirscheint,zurAbwehrverpflichtet;verpflichtet,zusagen:»Ich erspare demHohenHauseund mir denNachweis,daß geradevondenParteigenossen desHerrnAbgeordnetenSchraderdemFürstenBismarck oft vorgeworsen worden ist,erkommeviele seltenindenReichstagundbleibeauchwichtigen Debattenfern. JndenamtlichenBerichtenkannJeder nachlesen,wasFürst Bismarckauf solchenTadelgeantwortethat.DieTadlervergaßeneben,daß derGeschäftsbezirkdesReichskanzlersschonnach seinemUmfangandieLeis stungfähigkeiteinesMenschenkaumerfüllbareForderungenstellt.Weileine achtjährigeErfahrunggelehrt hatte,daßderKanzler,demalswichtigsteAus- gabe derVerkehrmitdemKaiser,denBundesregirungenund den bei unsak-
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104 DieZukunft.
kreditirtenBertretern fremderStaaten obliegt,nichtüberallpersönlichfürdie- VorschlägeundEntschlüssederVerbündetenRegirungeneinzutretenvermag, ist,mit derZustimmungdesReichstages,dasGesetzüber dieStellvertretung desReichskanzlersbeschlossenundamsiebenzehntenMärz1878verkündet worden.Wortlaut undSinn diesesGesetzesgebenmirdasRecht, hier,als Stellvertreter desReichskanzlers,Jhre Jnterpellationzu beantworten. Von demRecht,Stellvertreter zu ernennen, habenalleKanzlerdesDeutschen Reiches sehr oft, auch da,woessichum,politischwichtigeFragenc handelte- (unwichtige,meineHerren,schließenSiedochwohlvondenErörterungendie- sesHohenHausesaus?),GebrauchgemachtDarüberwird Dersichnichtwuns dern,derdasWachsthumderReichsgeschäfte,also auchder demKanzlerauf- gebürdetenArbeitlastin denletztenJahrzehntenbeobachtethat.Jchaberkann mein Staunen vdarübernichtunterdrücken,daßHerren,dieso langeimReichs- tagsitzen,hierdieFragederVerantwortlichkeit stellen. Jstdenn dieReichs- verfassungnach fastvierzigjährigerLebensdauer nochimmeriounbekannt, daßselbstalteParlamentariervondemZweifel geplagtwerden«können,wer fürallesim NamendesReichesVerfügteundiAngeordnetedieVerantkvortung trägt?NachdemsiebenzehntenArtikelderReichsverfassungnur derKanzler.
EinenanderenpolitischverantwortlichenBeamten habenwir imReichnicht.
Unddiese,volle«VerantwortlichkeitwirdnichtimGeringstendadurchgeschmä- lert, daßderKanzlersichim ganzenUmfang seinerGeschäfteoderfürdenBe- reicheineseinzelnenAmtszweigesvertretenläßtGesetzundGewohnheit,Pflicht undRechtzeugenlautfür dasheute,nachunzähligenPraecedenzien,gewählte Verfahren;undichmußdeshalb dieTadelsworte,die wirhiergehörthaben, alsvöllignnbegründetundunbegründbarzurückweisen.«HerrDelbrückhats nichtgethan;hatkein armesWörtchenderAbwehrgesprochen.Fandersnicht nöthig?Weißernicht,daßmitallenerreichbarenMitteln, auch rechthäß- lichen,gegenHerrnvonBethmanngearbeitet,daßderKanzleralsträg,in- dolent,unfähig,kränklichgeschildertundringsumerzähltwird,dieserSchatten werdebaldwiederverschwinden?Da wäre einernsterProtest dochrechtnütz- lichgewesen.DenKaiser, heißts,langweiltBethmannschon,Derzeichnet denBaronSchoenabsichtlichaus, durchBesuche,Einladungen, Orden,und hältsichdemKanzlerfern.Wegschickenwirderihn fürs Erste wohl nicht;
aberauchnichtstützen,wenn derarme TheobaldimParlament auf Schwie- rigkeitenstößt.DerberlinerSchnodderwitz»Hol’mansBett weg,sonstschläst Bethmann-.Hollwegnochlänger«seiinPotsdamerzähltundmitlustigem Lachenaufgenommenworden. »DerKanzleristfast schonfertig-«
PoisBoniHe. 105
Tratsch?Magsein. Dochgefährlicher.DiePresse feindsäligoderlau.
Hinter SchkadersRügesatzverzeichnetdasStenogramm ,,lebhaftesBravo linksundin derMitte«; alsoauchin derCentrumsparteiunfreundlicheStim- mung«.SchweigenamBundesrathstischundaufdenPlätzenderKonservativen.
UnddieWorteundWitze,diederEifergeschäftigherumträgt,findenGlau- ben.Gehtesso weiter,dannmachtman demfünftenKanzlerdieGeschäfts- leitung unmöglich;bringtihnum denKredit,denerbraucht.Ich kenneHerrn vonBethmann nicht, habe nichtdenBeruf, ihnzuvertheidigen,undweiß, daßmeinSchirmversuch ihmimHofklima schadenkann. Hierabergehts
umdasAnsehendesReiches.JnzwanzigJahren vierKanzler verbrauchen:
DaswäreamEnde einBischenzuviel..HalbwegstüchtigeKöchinnensichert man sichingutenHäusernlänger.Wollenwirjetzt,ineinerseitunaufschiebs barerEntscheidungen,wiederwechseln?NachbarlicherLachlustdasBildrath- losenJrrlichtelirrnsbieten?Beiso geringerKontinuitätin derLeitungkann keinGeschäftgedeihen.Jch seheauchgar keinen GrundzugerechtemTadel.
HerrSchraderspracham fünfzehntenVerhandlungtagdieserReichstags- session;behauptete: »HerrvonBethmann hatdasPrinzip,überhauptnicht mit unszu reden.«Jst dasBehauptetealswahr erweislich? FünfzehnSitz- ungen:vier RedendesKanzlers. Kurze,nüchterne,sachlichzureichendeReden.
HatderReichstagdasRecht, mehrzufordern?DerKanzlerdiePflicht,mehr zuleisten?EtwadiePflicht,dieVersetzungoberschlesischerReichsbeamten selbstzubegründenund damitzweiTagetotzuschlagen,derenStunden erim DienstdesReichesvielnützlicherausfüllenkonnte?.HätteerdennAnderesvor-
zubringenvermochtals dasvondenReichsämterndesJnnerenund derPost ihmgelieferteMaterial?WarHeerelbrück,deralsOberbürgermeistervon DanzigundalsOberpräsidentvonWestpreußendiePolennothdesOstens nah gesehenhat, nichtderfürdiesenFallpassendeStellvertreter? Oderwar demKanzler,dermit demAufgebotseinerganzenKraftingesternihm noch völligfremdenRiesengebietenheimischzu werdentrachtet,ernstlichzuzumu- then, daßer,ohne innereundäußereNöthigung,einenutzlose,langwierige ErörterungnationalpolitischerGrundsätzeherbeiführeunddadurchsofort sichParteien verfeindeoderwenigstensverstimme,derenMitwirkungander Reichsarbeiteinstweilen dochunentbehrlichist?NureinKurzsichtigerwärein dieseFalle getappt. Jsts nichtausbündigeThorheit,einenKanzler nachder Zahl,derLänge,demGlanzseinerReden zubeurtheilen?WirdderBerstän- digedenDirektor einerAktiengesellschaft,derinGeneralversammlungennicht alsRednerundWitzboldbrillirt, schondeshalbfüruntüchtigerklären?Daß
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einReichskanzlerhübsche,effektvolleRedenhalten kann, beweistnoch nichts für seineEignungzumAmt desGefchåftsfiihrersDereinzigeverantwort- licheBeamte desReicheshat wichtigereArbeit als die imParlamentzu lei- stende. »DemAbgeordnetenBambergermuß ich zugeben,daßmir mitunter dieZeit fehlt, hierAlles zuhörenundaufAlles zu antworten.- Selbstwenn ichganzgesundwäre,würdesiemirfehlen;dennich habe nichtnur Neben- geschäfteaußer-denparlamentarischen,sondernmeineigentlicherBerufitt garnichtderparlamentarischeWennichalsReichskanzlerhier erscheine,so istmeineLegitimationziemlichzweifelhaft.Jchhabe alspreußischerBevoll- mächtigtereinRecht,hierzuerscheinen,aberdurchaus nichtdiePflicht;esist einfreiwilligerDienst,denichdergegenseitigenVerständigungleiste,wenn ich überhaupthierherkommeundmitIhnendiskutire;dieVerfassungver-
pflichtetmichdazunicht. vertrete hier auchnichtmeineAnsichten,sondern dieBeschlüssedesBundesrathes,der permajorabeschließt...Jch muß,im InteressedesGeschäftsganges,michdamit vertrautmachen-,daßichüberhaupt hierwegbleibe;dennichwirkegewissermaßenwie dasrothe Tuch(ichwill denVergleichnicht fortsetzen),wie derAuff, habe ich frühergesagt,derUhu inderKrähenhütte:sowieichkomme, istEtwaslos.HerrLaskerhatgesagt;
-,DerReichskanzlerwird einegroßeAktionmachen.«JchhassegroßeAktionen undbinvergnügt,wenn ichDessenüberhobenbin.« DasfindWorteBis- marcks.HerrvonBethmannsollgroßeAktionenmachen; soll (auchimAb- geordnetenhausist-seineAbwesenheitvoneinemFreisinnigengetadeltwor- den)zwischenReichstagundLandtag pendelnsund,um sichnur ja eloquent zuzeigen,dieHauptarbeitliegen lassen.Cuibono? NichtdemReich; nurden SchreibernundSchwätzern,denenderStoffo fehlenanfängt,wennderKanz- lerihnen nichtinjeder-WocheeinpaarMeterzurVerarbeitungzuweist.Dum- mesZeug. Bethmanns Reichsbudgetistbesseralsjeeinsseit Jahren.Die beidenThronreden, fürdieerverantwortlichist, geben,wiedieBotschaften britischerKönigeundamerikanischerPräsidenten,ohneWottpompundGlanz- stuckeineübersichtlicheListederdenPailamentenabzuforderndenArbeit.Das alteLiedvon denBeziehungenderVerbündetenRegirungenzudenParteien herunterzuleiern,mit derweißenSchijrzedienachsrifcherReichswurstLüster-
nenherbeizuwinken,ist nichtseineAufgabe.Eristnichtverpflichtet,derPresse Stoffzu Artikeln zuliefern,dieHohen Häuserund-dasp. t.Publikumzu amusiren.Sollöffentlichnur sprechen,wenn erder NationEtwas zusagen hat.Undfühlt wohl, daßeine über denRahmen knapper AuskunftundEr- klärunghin-ausreichendeRede desKanzlerseinEreignißseinmüsse.Jetztwird zwischendenCoulissengewispe1t,seineRollesei beinaheschonausgespielt;
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wirdalszuverlässigGeltendender NamedesNachfolgersinsOhr gerannt.
Kommt diepreußischeWahlrechtsnovelleansLicht(die,weileinGewissen- haster heute nichtaneinenschwerdurchfechtbarenKonfliktmitderLandtagss mehrheitdenkendars, höchstensPluralstimmen unballerleiFlickwerkbrin- genkann), dannist HerrvonBethmannbereitseinspätherbstlichentlaubter Mann. SiehterdieGefahr nicht? Birgtman sieihm?Er magsichwahren.
Mußbei uns dennimmerder FalscheansMesser?Ausfüllbar,imSinn derReichsoerfassung,istdasAmtdesKanzlers längstnichtmehr;washier geleistetwerdenmüßte,kannkeinEinzelner leisten. Biswiruns Einrichtun- gengeschaffenhaben,die demBedürfnißgenügen,müssenwirgeduldigsein.
Hier isteinfleißiger;ernsthafter,gescheiterPatriot vonbestemWollenund ohneGiernach Applausy Einer,der instillerArbeitNützlicheswirken undsein GeschäftmitreinlichenMitteln treibenwill. ObSchöpferkrast,Augenmaß, EntschlußfähigkeitdenWillenpromptgenugbedienen,kannheute nochKei- nersagen.SollSpottundalbernerLungerwitzden Mann lähmen?Lasset ihm mindestens dochdieZeit,diezu dem Beweisnöthigist,daßernichtskann.
Kattowitz.
DasCentrum desoberschlesischenSteinkohlenhandels Erst seitvier- zigJahrenStadt: undschondieFassadegroßstädtischenGetriebes.EinBahn- hofmit allem»KomfortderNeuzeit«;üppiggebauteVillen;große,grellbe- leuchteteLäden undRestaurants,SchaugelegenheitundVergnügungstätten allerArt;inWinkelgassenundVorstädtennochJammerhütten;abendsund in denFeiertagsstundendieHauptstraßenüberfällt;nochimMorgengrau trifftman Trunkeneund MädelmitScharlachbäckchenundAtropinpupillem Manmerkt, daßindieserKohlenmetropolevielverdient,vielverjubeltwird.
Die ganzeHerrlichkeitscheintgesternausdem Bodengeschossenzusein.·Der BetrachterdenktanamerikanischeStädte;dieimLaneinesLustrumszu Tropenbliithegediehen.HierwirdSteinkohlegefördert,Eisengegossenund gewalzt,giebtsZinkhüttenundMaschinenfabrikenDicht nebenrascherwor-.
benemReichthumhocktinschmutziggrauenFetzendieNoth.Derdurchnäßte KohlenstaubeinernochdörflichgepflastertenGassescheuertdieGummireifen theurerAutomobile. EinsehenswertherOrt;ausdemeinRomanschreiber«
washolenkönnte. DierussischeunddieösterreichischeGrenze nah;religiöse, nationale, sozialeGegensätze.UngefährdreiunddreißigtausendKatholiken, achttausendProtestanten, viertausendJuden. Herr Pohlmann,derErsteBür- germeister,mußeinguterVerwalter sein, sonstkönnteersich,alsEvangeli- scherundLiberaler,hiernichthalten.NochmächtigeristderjungeHerr,dermun-
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108 DieZukunft.
terin demHotelkafseehausnahbeimBahnhofthront:HerrWojciechKorfanty, dervom WahlkreisKattowitz-Zabrzein denReichstagAbgeordnete.Der VierzehnjährigekamvonderVolksschuleaustymnasium; studirteachtoder neun Semester lang StaatsrechtundVolkswirthschaftzarbeitetedannin SchachtundHütte (umsachkundigmitreden zukönnen);wurdeRedakteur, Druckereibesitzer,VerlegerderZeitung,,P01ak«.Ein Mann vonMuthund Energie,vonhellemKopfundflinkerZunge.Demokrat,verstehtsich;derVer- trauensmann deroberschlesischenPolen,denselbstdieSchwarzenunddie Rothen nichtausdemMandat drängenkonnten.Siebenundzwanzigtausend Stimmen (voneinundfünfzigtausendabgegebenen)habenihnimJanuar1907 gewählt;Kattowitzist seineResidenz.SehtdieDefilircourlMit der Miene pfiffigerMajestäthörterdieWünscheseinesVolkes.Stadtverordnetenwahl.
AchtzigProzent Katholiken:undnurachtkatholischeStadtverordnete;nur achtnebenneunzehnProtestantenundfünfzethuden.Simultanschule.Alle KreuzeausdenKlassenzimmernentfernt.Nunsollengarnochzwei-Männerge- wähltwerden,diefürdenKatholikenfeindundAnarchistenFerrerinöffent- licherVersammlunggeredet haben?Darfnichtgeduldetwerden.Wirmüssen unsereKandidaten,denStraschstarostenDr.Adamczewskiund denFleischer- meister Pakulla,durchbringen.Diehaben gelobt,dieVerfassungzuachten, ankeinemVersuchzurAenderungderStaatsgrenzenundStaatsordnung mitzuwirkenund alsStadtverordnete auchdieInteressenderdeutschenMit- bürgerjedenBekenntnisseszu vertreten. AuchdasCentrum,gegen das wir sonst kämpfenmußten,kannalsofürfie stimmen;undwirdsthun,weil es vonderRegirungundvomOstmarkenvereingeärgertworden istund weil dieGegenkandidatendieKatholischeKirchegehöhntundbeschimpfthaben.
WirPolenmüssenversuchen,wenigstensin der DrittenWählerklassezusiegen- AlleMannaufDeck!AmWahltagstimmenfünfundachtzigkatholischeReichss beamtefür diebeidenPolen.Sie werdenvondenVorgesetztengewarnt. Fünf- zehn,dieauchamStichwahltagsürdiePolen stimmen,mitgleichemRang undGehalt,,,im InteressedesDienstes«, versetzt.JnterpellationimReichs- tag.DieAbgeordnetenGrafHansOppersdorff(Jesuitenzögling;Sohneiner Talleyrand,ManneinerRadziwill;RadolinsehrgeizigerSchwager,der bis- hernur,sehremsig,imDunkelarbeitete,jetztaberseineZeitgekommenglaubt),- Korfanty, Gröber, Schrader halten wirksameReden. DerBundesrathist (durchdieHerrenDelbrück undKraetke)unzulånglichvertreten.
Polenpolitik?Miquel meinte,nur eineBartholomaeusnacht könne, einMassengemetzel,nochhelfen.MildereHerzenhoffenaufdieVersöhnung derbeidenVölker,kühlereKöpfeaufdieHebungderdeutschenWirthschaft,
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gegendiHdanndiepolnischemachtloswäre.DerBau desKaiserschlosses,des
"Ansiedlungpalastes,derAfademie,desTheatetsundandererhäßlichenLuxus- häuserhat denDeutschenPosensGeldgebrachtund magdrum,wiedietheure DüngungeinesKolonialgebietes(Posen ähneltheutemehralsvorzwanzig Jahreneinerpolnischen,nochnicht langedemPreußenstaaterobertenStadt), hingenommenwerden.WozweiVölkerin einem Staatsverband umdieVor- herrschaftstreiten,mußjedeaberzunächstdarauf halten,nichtsUnkluges,nichts unklugzuthun. Einen,der mit denPolen fertigwerdenkönnte,andenZwirns- sfädenmoralischeroderjuristischerBedenkenfestzuhalten,wäredumm Ists aberklug,Zündstoffauf heißenBodenzulegen,weilfünfzehnkleineReichs- :postbeamteamTageinerStadtverordnetenwahlfürzweiPolengestimmtha- ben ? DiedeutschenKandidaten,zweiRömerfresserundFerrerschwärmer,konn- tensie,alsKatholiken,nichtwählen;als»unpolitischeBeamte«sich, sogar nachBismarcksInterpretationder KöniglichenBotschaftvomviertenJanuar 1882,in derAusübungihres Wahlrecht-Esvölligfrei glauben;undinihrem Gewissenüberzeugtsein, daßDeutschlandundPreußen nichtleidenwerde, wenn zweiPolenandemkattowitzerKommunalgeschäftmitwirken. »Von
»denunpolitischenBeamtenverlangtderErlaßnur,daßsiesichderAgitation gegendieRegirung desKönigsauchbei denWahlenenthalten.Dasisteine ForderungdesAnstandes.DieAusübungdeseigenenWahlrechteswird nie- mals einGrundsein,gegen einen Beamten einzuschreiten-;ichwürdedazunie dieHandbieten-«(Bisma1ck.) »EinBeamter sollinkeinerWeisein derAus- übungseines freienWahlrechtes beschränktwerdenzundwenn der-Vorgesetzte einensolchenVersuchunternimmt,dannmachtersich,wie derHerr Reichs- kanzler«sehrrichtiggesagthat, nichtnur disziplinarisch,sonderndarüberhin- ausstrafbar.«-(Puttkamer.)DieFünfzehnhaben,auchnachderAngabeder Regirung,nichtagitirt;nur ihr Wahlrechtausgeübt.Warsnöthig,siedes-.
halbzuversetzen?Ihnen dadurchdieSympathieallerBeamten, auchder deutscheansichern,derenKastenstolzgekränktward?DenPolen,demCen- trumsobequemeGelegenheitzuneuerAgitationzubieten?Warswirklichklug?
Jch hatte zunächstgeglaubt,dasSpiel sei abgekartetundsolledieschäd- licheLegendewiderlegen,daßdieMacherderFinanzreformmitCentrum und Polen durchDick und Dünngehen.MansollRegirenden nichtallzu meises Platten zutrauen.KeinSpiel:ein betrübenderFehler.FürstHatzfeldtdurfte neun Jahrelang(ohneesfreilichzuahnen)alsOberpräsidentdiedeutsche HerrschaftinSchlefienschwächen.Zwei polnischeStadtverordnete inKattos
—.witz:dannkehrtdemDeutschenReichübermorgendasChaoswieder.
s
110 Die Zukunft
Seher c«x"aMannesmann.
BaronSchoen entpuppt sichals einen Mann vonThatkraftund edlem Ehrgeiz.DaßinseinemAmtsbezirkdieEinladungdeutscherKünstler nach Buenos Airesvertrödelt ward unddie inArgentiniensHauptstadt geplante Ausstellungdeshalbwohl ohnedeutscheAbtheilungbleibenwird:daranister- natürlichebensoschuldloswie an demungünstigenUrtheil,das unterjedem HimmeldieZunstgenossenüberseineLeistungfällen.ZweifeltEiner,ob die- serFreiherrrücksichtloseEnergieaufzubringenvermag ?Erkanns.Ruht nicht nochrastet,biserbündigerwiesenzuhaben glaubt,daßseineLandsleute aus dembergischenRemscheidinMarokkokeinhaltbaresRechterworbenhaben;
Franzosen,Briten,Spaniernbündigerwiesen.Das,meintMancher,sei nicht geradeschwer?Gründe,diewider denAnspruchdesvonFremdenbedrängten Mitbürgerszuzeugenscheinen,stöbereselbstderträgsteGeheimrathausseinem Aktenstoß?HütetdieZunge;undlest erst,wasdieNorddeutscheAllgemeine Zeitungausdem gegen dieHererReinhartundMaxMannesmann fabri- zirten Weißbuchmitgetheilthat. Jchwill dasWesentlichehier wiederholen;
unddasnicht ErwähnteinKlammern setzen.Wirsind seit1904in Marokko fürdiewirthschaftlicheGleichberechtigungaller Nationen eingetreten.(Und, mitvielstärkererWucht, fürdie Souverainetåt desSultans; die wir dann zerfetzenließenundderenRestwirjetztmitdevotem Lächelnverschenken.) Artikel112derAlgesirasaktelautet: Unflrman cheritien determinera les conditions de concession etd’exp10itati0ndesmjnes,minieres et carrjeres; dans Pelaborertiondecefix-manle gouvernement cherikien s’jnspireradeslegislations etrangieresexistant sur la matiere.« Die KonzessionenundAusbeutungmethoden,derenVerleihungundZulassung vomWillen des Sultans abhängt,sollenalsodemMustereuropäischerBerg- gesetzgebungnachgebildetwerden.DiesenArtikel wolltenwir,damitderfran- zösischemEinflußzugänglicheSultannicht deutschenUnternehmerndieThür schließe.(War, trotzTangerundTattenbach,derdeutscheEinflußnochda- malsnichtgrößerals dersranzösische,derAbdulAzizaus derHerrschermacht geschwemmthatte?HindertedieserArtikeldenSultan, Jedem,derihm gefiel oderBargeldbot,eineKonzessionzugeben?DannhättenunsereGegner,de-
renMehrheitgesichertwar,nichtzugestimmt.DiedeutschenVertreter hatten amneunundzwanzigstenMärz1906dieadjudicationpubquue nacheinem unterderMitwirkungdesDiplomatischenCorpszuwählendenModusgefor- deri;abernichtdurchgesetztzWarum verschweigtmans undthut jetzt,alssei demdeutschenInteresse Nützlichesmühsamerlangtworden?)Mutungrechte,.
dievordemErlaßdesBerggesetzeserworbenwaren,konntenwirnichtaner-«
l’0t-B0uille. III·
kennen.(Weshalbnicht?Der Sultan warnur verpflichtet,dieKonzessionen nachderVorschrifteineseuropäischerLegislaturähnlichen,alleRechtsinhaber bindendenBerggesetzeszuverleihenzinallemAnderenwarervölligfrei.Lam- maschundZorn,BarundCohen,MoretundFusinato,ClunetundRousset,.
Oesterreicher,Briten, Spanier, Italiener, Franzosensogarhabeninausführli- chenGutachtenbestätigt,daßdieRechteder Brüder Mannesmann vonWort- laut und SinnderAlgesirasaktegestütztwerden.DieimDeutschenReichRegirs endenkönnendieseRechtedeutscherMenschensnichtanerkennen.Wenn Guido- Henckel,dendochkeinKaiser für souverainerklärthat,mirheuteeinBerg- baurechtabtritt,verliereichdiesesRecht nicht dadurch,daßmorgenein neues GesetzdenMontanbetrieb ordnet; muß michnur,wiejederAndere,derVor- schriftfügen.)NeueErrungenschaft:amzwanzigstenAugust1908beschließt dasDiplomatischeEorpsinTanger,dasBerggesetzmüsseihmzurBegut- achtungundKontrolevorgelegtwerden; beschließtesauf deutschenAntrag.
(.Herrlich.Nurhat, erstens,dasDiplomatischeCorps auf diesemGebiet gar nichtszubeschließen;Minen, Gruben, SteinbrüchesindseinerJngerenz durch dieAlgesirasakteausdrücklichentzogen.Und derWerthderErrungenschaft wird, zweitens,durchdieunbestreitbareThatsache, daßindiesemEorpsfür jede wichtigeEntscheidungeineantideutscheMehrheitzufinden ist,in den BezirkdesZweiselsgerücktAmneunundzwanzigstenMärz1906lehnendie-
MächtedendeutschenWunschnachderMitwirkungdesDiplornatischenCorps ab-: weilsieamScherifenhofundimMaghzenleichtesSpielzuhabenwäh- nenundalsKonferenzsiegerstolziren.AmzwanzigstenAugust1908erfüllen siedenselbenWunschgern:weilsienun mitMuley Hafid rechnen müssen« undsichjederneuen MöglichkeitzurEinwirkungnurfreuenkönnen.)Der einstimmigeBeschlußdesDiplornatischenEorps (deneinnicht insormirter Vertreter desDeutschenReicheserwirkthat) interpretirtdenGeistderAlge- sirasakteundkann nichtangefochtenworden, (DarübersagtProfessorZorn, Kronsyndikus,MitglieddesHerrenhauses,vomDeutschenReichfürdieErste FriedenskonferenznachdemHaag delegirt:,,Selbstwennhier,GeistundSinn«
derAktefürdieFeststellungdesJnhaltesinAnspruchgenommen werden dürften,wasdenoberstenGrundsätzenderAuslegungaufsSchärfstewider- spräche,könnteauch hierauseineMitwirkungdesDiplomatischenCorpsan dermarokkanischenMinengesetzgebungnichtgefolgertwerden.Dashießeein- fach:dieWillkür,und zwar eineziemlichbrutaleWillkür,andie Stelleder juristischenInterpretation setzen.JndiesemPunktsindalleGutachter absolut einerMeinung;eine andereläßt sichauchausderAlgesirasaktenichtbegrün- den.«)BaronSchoenundseineLeutesindandererMeinung-Nachdervon