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Das Bollwerk : die NS Monatszeitschrift Pommerns, 1935 H 11

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Academic year: 2022

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(1)

Pomm

f í e W e ih n a c h t s r ä u c h e in P o m m e r n

♦ a n d o r t f r a g e n

» ¡ m is c h e n In d i

'o n a l t e n H a u s f o r i t ö s t li c h e n P o m n

ig n a c h Oi

u i t u r l e b e n

^ c h b e s p r e c h u n g S ts e l

S T E T T I N

De z e m b e r 1 9 3 5

(2)

f & j j i , sU ¿ i£ iU a j.i c h £ J U y i^ if jU j i& k t - lf á ',

Á b o iA A A A * s L p X H A t-íU

O lit f a U Á '

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(3)

DasBo//urQrfi

Die N S -M onatszeitsch rift P om m erns

(früher „Pommersche Heimatpflege")

6 . J a h r g a n g S te ttin , D e z e m b e r 1 9 35 H e ft 11

Verlag und Anzeigenverwaltung: Pommerscher Zeitungsverlag G. m. b. H., Breite Straße 51, Fernruf: 282 95-97. Schriftleitung: Stettin, Breite Straße 51,111., Eing. Jakobikirchplatz. Erscheint monatlich einmal. Bezugspreis vierteljährl. 1,50 RM, halbjährl. 3,— RM, ganzjährl. 6 ,— RM zuzüglich Zustellgebühren. Bezug durch die Post, alle Buchhandlungen und durch die Zweigstellen der Pommerschen Zeitung. Postscheckkonto Stettin Nr. 4560

ain unfere Icfcr!

■ % Y }it öcm oorlieflcnöcn 43c3cmbccl)cft fchließt „-One V o llw e rr feinen 2 .Jahrgang ab, um bereife mit ' V l i öem fonuorbrfi/ alfo einen Vlonaf frönet, öen öcitten ^öbtßong 31t beginnen, gu öiefem ^diritt bewog uns öie erfreuliche ^atfnchc, baß mit mit bem 1. Januar 1936 etwa 3 000 pommetfebe Jlnnbes leute ungleich 3U öer wachfenöengahl unfeterlefet noblen bürfen. 3 amit ift öaoVMrflichfeif geworben, wao bie Ichriftfeitung feit Veftehen bee „Vollmer!" erftrebf bat: Vinbeglieö 3U fein 3wifchcn bet Heimat unb ihren Vlenfdien unb benen, bie fte auo biefen ober jenen d&ttinöen oetlaffen haben. 0bnen 3lrt unb VJefen unb -Schönheit ber heimatlichen lan b c lebenbig 3U halten, wirb in guiunft eine unfetet oornehmften Aufgaben fein.

H it öer Vergrößerung unfeter Ve3t'ehet3ahl wirb gleich3eiiig eine Erweiterung oon In h alt unb gormat bet geiffchriß ^anb in 4janö gehen. V 3it hoffen 3uoerfichfIich, baß „3 ao Votlwert" getabe in biefem weiter auegebauten (ßewanbe öer % eue feinet alten le fe t oerftchert fein fann, baß eo battiber htnauo neue greunbe gewinnen wirb, bie mit ihm für bie Gelange ber Heimat eintreten.

Bk Vchtißfeifung felbft hegt mehr benn je öen 6Uunfch, in engfter gtihlungnahme mit öen le fe tn ber geiffthtiff 3U pichen, Vier baher im ^nfchfuß an einen ^luffaß irgcnbwelche gragen beantwortet wiffen möchte n wer an ber inneren cSefioftung unfeter -Sjeimaf3eiifchciff infercffiert ift unb an ihr totfräftig mitarbeiten will: ber fchteibc uno. -So wirb eo uno mehr unb mehr möglich fein, 3utiefft im Voffogut unb in ben gegenwärtigen unb 3ufunftigen Aufgaben ber Heimat V)ut3eln 3U foffen. 3flo größte hilturelle geitfebtiß beo beutfehen Eiftraumeo gilt unfere lie b e unb unfere llrbeif bem lommcrnlonöe unb öen pommerfeben Vlenfcben. VJenn wir mit ihnen gut greunb fmb, fo ift bieo unfer fchönfter lo h n .

Bk ^itiriftldtung.

(4)

W A L T E R BORCHERSs

B o n

potnmerfcfyen

b r a u c h e n

6 d)tmmclretten, luiflapp, Cijriftmctte uni) 0 uempas

€i>riftmcttenlcucf)ter aua Dramburg («Stettin, Sanbeamufeum)

B5enn roir beule noch nic()t in bei' Cage [¡nb, über bas B5efen bes pom- merfrben Brauchtums, insbefonbere bes C85eibnacf)isbraucf)tums, über [eine © e- fcbicbte, [ein Ceben unb Sterben, [eine B erbreitung, über [eine Schöpfer unb

©räger etroas ©enaueres ober gar ©nb»

gültiges ausjufagen, [o besbalb nicht, roeil roir uns noch im Stabium bes © n t*

beckens, Sammelns unb Siebtens befin»

ben. “Das pommerfebe B rauchtum ift, roeil ftänbig neujebaffenb unb abftoßenb, aufnebmenb unb umformenb in einem eroigen gluß begriffen. B e i allen £ r * [Meinungen ift immer roieber bie ©at»

färbe ju beobachten, baß jroei roiberftrei»

tenbe K rä fte im bauernben Kam pf lie*

gen: bie beroabrenbe auf © auer unb S tetigkeit gerichtete K r a ft einer bluts»

mäßig gebunbenen, bobenoerrourjelten unb in ber © rabition perankerten ©e*

meinfebaft, roie 5. B . bes Bauernftan»

bes, unb auf ber anberen Seite bie oor»

roärtsbrängenbe, Beuerungen mehr ju - gänglicbe, [cböpferi[cb tätige einer ge»

roi[[en gübrerfebiebt, bie über S tab t unb Canb oerteilt ift, aber ficb mehr in ber S ta b t fammelt. Daher finb Stäbte B us»

gangs- unb Strablungspunkte neuen © e- bankenguts, neuen Brauchtum s, [inb roabre Umfcblagsbäfen1, roäbrenb bas Canb am Bltbergebracbten feftbält ober nur jögernb bas Beue übernimmt.

D ie Darftellung ber B erb reitu ng eines Brauches im Baum , in ber Canbfcbaft, roie ihn bie O rganifation bes B o lk s » kunbeatlajfes unternimmt, ift ber erfte roiebtigffe unb bebeufenbfte Schrift, um bas B rauchtum be[[er ju fajfen, ju be»

greifen unb ju erklären. Doch fagt eine [olcbe B erbreitungskarte nur roenig über bie B io lo g ie eines Brauches, [eine

©efebiebte, über feine ©räger unb gor»

mer, über fein B e rb ä lfn is ju ihnen, ju ber übrigen ©emeinfebaft, ben oerfebie- benen B ltersklaffen unb Berufsgemein»

Jcbaften aus. Die Kenntnis ber ©e=

fcbicbte bes Brauches, feines B erb rei»

tungsraumes unb [eines ©rägers in ihren roecbfelfeitigen B ejahungen ift nötigfte gorberutig. B o rlä u fig aber — roeil alle B ora rbe ifen in biefer Bicßfung fehlen — ift es nur möglich, über © in - jelbeiten biefes ober jenes Brauches etroas ausjufagen.

Unfere großen gefte Jinb Sammel»

becken ber perfebiebenften S itten unb Bräuche aus ben oerfebiebenften oeiten, gan? befonbers bas BJeibnacbtsfeft. gaft jebe Canbfcbaft bat einige ebarakteri»

[tifebe BJeibnacbtsbräucbe aufjuroeifen, fo auch ‘pommern. B us ber gülle ber © r- febeinungen ragen bie oftpommer[cben Urnjüge am ©eiligen Bbenb beroor, bas gulklapproerfen, bas auf B o r» unb einen kleinen ©eil B tittelpom m erns be- Jcbränkt ift, ferner bas Quempasfingen unb bie ©briftm ettenfeiern in B tifte l»

unb OJtpommern.

Kinber unb junge Burfcben permum­

men ficb am ©eiligen Bbenb, perbüllen ficb m it roeißen Caken, tragen abenteuer­

liche ©eroanbung, finb m it © rbsftrob ausftaffiert unb oerbergen ficb hinter buntbemalten, m it gellen bekleibeten

©iermasken eines Bockes, Storches ober Schimmels, beren Unterkiefer beweglich finb. B tan fpriebt oon Klapper», Schnapp» unb Scbnepperbock, 00m Scbnab»

buck unb B u llk a te r unb © rbsbär, man erjäb lt ficb m it © rufein oon biefen

©ieren unb ftiebt auseinanber, roenn fie erfebeinen. ©in S c b i m m e l r e i t e r

S66

(5)

t r it t auf: mehr als ein gefcbnitjter E ie r­

kopf, roeiße Eücber unb einige K o rn - fiebe roerben nicht benötigt, um fo einen L e ite r aus?uftatten. S in te r ibm tro tte t ber © r b s b ä r , ein Knabe ober junger Burfcbe, ber gan? in S troh ge- bullt ift unb Ketten trä g t. B t it ibnt erfebeinen jugleicb Knerbt Buprecbt, bie S tuten - ober Scbmal|backenfrau, bie Bfcbenmutfer, junge Burfcben, bie ein­

mal bie erbettelten ®aben auf ihrem Bunbgang bureb bas © o rf im Senkel- korb am B rm tragen, tum anbern aus bem Bfcbeufack alle, bie ihren B5eg kreuten, m it Bfcbe befebmiereu ober auch bie unartigen unb faulen Kinber bamit frblagen, toenn fie beim Examen im Saufe ficb niebt als roürbig erroeifen.

B ta n erfebeint unter lautem ©etöfe, unter ‘Peitfcbengeknatl, unter bem Cärm ber Knarre, bes H um m el- unb Brum m topfes unb ber Eeufelsgeige, man ffürm t in bie Säufer, examiniert bier unb ba bie Scbulkinber, Jagt feine Sprüche auf unb oerjebroinbet. ö fte r bat ber B ä r feine befonberen Kunftffückc ju machen unb, toenn er nicht toill, roirb er furchtbar gefcblagen, fä llt )u Boben unb ift tot. B t it Schnaps muß er roieber jutn

¿eben erroeckt roerben. ‘Diefer §eifcbe- gang ift felbftDerJtänbücb nicht in allen

‘Dörfern gleich, ebenfo tauchen nicht überall bie gleichen 3üge auf. ‘Das änbert ficb oon i) o r f ?u © o rf. B e fo n - bers lebenbig finb bie BSeibnacbts- untjüge in Scblaroe, S tolp, Bummelsburg unb <2teuftettin. E räger bes ‘Brauchtums finb K inber unb junge Burfcben, fe l- tener Bläbcben, unb ?roar finb es häufig arme K inber bes ‘Dorfes, bie um bes er­

hofften ©eroinnes, bes Berbienftes teilten ihren öeifebegang antreten. ‘Koch k raffer t r i t t uns biefe Eatfacbe ins B e - roufetfein, roenn roir an bie gaftnaebts- Seifcbeum?üge benken. ‘Damit roirb aber zugleich bie grage narb b e n u r f p r ü n g - l i cb e n Erägern biefes ‘Brauchtums aufgeroorfen, nach bem „urfprünglicben E ra b itio n skre is“ , roie Btackenfen be­

to n t2. ‘Denn ber §eifcbeum?ug am heiligen Bbenb in feiner jetzigen

© eftalt erfebeint uns feines frühe­

ren Sinnes beraubt, entleert unb 5. E.

begrabiert. ‘Die grage nach bem E ra ­ bitionskreis r o llt überhaupt ben ganzen gefcbicbtlicben gragenkomplex auf. B tan bat immer roieber oerfuebt3, bie oerfebie- benen tierifeben ©eftalten in ih re r B e ­ brütung tu erklären unb gefcbicbtlicb feff?u(egen, unb jroar einmal fpracb- roiffenfcbaftlicb, efümologifcb, unb tum anbern religionsroiffenfcbaftlicb, m ytbo- (ogifcb, unb ift babei ?ur E rkenntnis gekommen, bah biefe Eiere bämonifebe BSefen barffelten, bie aus oorgefebiebt- licber 3 e it in untere Eage bineinragen.

‘Der lebte B o rfto ft gegen biefe Bnfcbau- ung erfolgte oon Bleifen in feinem Buch ..B ik o la u s k u lt unb B iko la usbra ud ) int Bbenbtanbe“ , ‘Düffelborf 1931 (S. 422 unb 435), ber alle tierifeben ©eftalten im cbriftlicb-kafbolifcben Sinne als B e ­ gleiter oon S t. B ik o la u s erklären roill8.

‘Durch bie Llnterfucbungen S'oflers rücken bie Seifcbeumtiige m it Scbimmelreiter,

B ä r unb Storch in ein ganj neues Siebt unb (affen uns oielleicbt auch bie u r - fprünglicbe Erägerfcbicbt biefes Brauches erkennen. Btögen bie Srkenntniffe § ö f - lers auf ber einen Seite noch fo febr angefeinbet, auf ber anbern noch fo febr anerkannt roerben, eins ftebt feft, baß biefes Buch neue BJege erfcbüefjt, an bie bisher nicht gebaebt rourbe. © r fpric()t in feinem Buch „K ultifcbe ©ebeimbünbe ber ©ermanen“ , g ra n k fu rt a. B t. 1934, bas befonbers auf ?roei B5erken fn jjt, S- Scburb: B ltersklaffen unb B tä n n e r- bünbe (1902), unb Sily BSeifer: B ltg e r- mauifebe günglingsroeiben unb B tä n n e r- bünbe (192T), ficb gegen äie nur r a tio - naliftifcbe naturmytbologifcbe ‘Deutung ber Sagen unb © ötte r aus unb glaubt, bajj bie Berroanblungskulfe, Eiermaskenoerkleibungen, bas ‘Dämo­

nentreiben — roir benken an bas roilbe §eer B5otans — ?utiefft ihre B5ur)eln in bem Blännerbunb m it feinen kultifcben 3eremonien: Bermummung, Eoben, Schreien, Särmen ujro., in feiner B erpflicbtung ?u ben Bbnengeiftern, in feiner Berbunbenbeit ?u ben Eoten haben. Bufnabme in ben Blännerbunb

ift alfo gleicbbebeutenb m it Bufnabnte in bie ©emeinfebaft ber Bbnen, äer toten ©eifter. “Diefes roilbe §eer, biefes Eotenbeer, beffen B n fü b re r BSotan ift, mit feiner Blaskenoerkleibutig unb k u l­

tifcben B erbinbung m it ben Eieren fpukt bureb bas gefamte B litte la lte r bis in unfere Eage hinein, läßt uns in ben 3roölften aufboreben, fctgreckt Canb« unb

© rojjftabtfrauen, hält fie ab ?u roafeben ober §ülfenfrücbte )u kochen, roeil je- manb in ber gam ilie krank roerben unb fterben könnte. Sinb bie genannten B e ­ obachtungen richtig ober bergen fie einen roabren Kern, bann roäre unfere Srage nach bem urfprünglicben E ra ­ bitionskreis gelöft, ber B raucbträger roäre alfo urfprünglicb ber germanifebe Blännerbunb, ber kultifcbe Berbanb ge- roefen, roäbrenb es brüte bie B urfcben- unb Kinberfcbaft, bie Brm en bes bö rf=

lieben ©emeinroefens finb. B li t b e rjö in n - entleerung biefes Brauches ift alfo auch ein Sinken, eine ‘Degrabierung oer- bunben geroefen.

Bocb ftebt niebt feft, roie groß bas B erbreitungsfelb biefer Eierbeifcbe- umjüge, überhaupt biefer Eiermasken,

Der Bar in ^rmrnin, ßcris ©tolp: iDeibnaditsmasferaöE. Fot- K°stin

(6)

¡ff. V 3ir roiffen aus einzelnen Veobacb«

tungen, baß fie in A litteleu ropa , Siib»

unb Offeuropa hier unb ba oerbreifef finb ober roaren. 'Damit muffen m ir aber an eine inbogermanifcbe ©ntfteßung glauben m it einer befonberen A u s p rä -

gung bei ben germanifcben V ö lke rn .

©em V o lk s tu m bes pommerfcbeu Oftens, bas bank feiner ausgeprägt konferpatioen g a ltu n g ein eigenes © e- ficht beroabrt bat, Jtebt bas oon einem anberen V butbuius getragene 'Vorpom ­ merns gegenüber. 5 t a tt bes roeibnacbt- licben Scbimmefreitens bes Oftens ift bier bas roeibnacbflicbe 3 u l k 1 a p p - r o e r f e n ?u finben. © er Vam e ¿ul jeigi eine klare norbifcbe ©enbenz- VSas bebeufet 3ulkla pp ? © raff V lo riß A r n b t 4 Jagt einmal: ,.3u(klapps (3u (- klappa) beijjen bie ©efcbenke unb Scherze, bie man einanber zufcbickt.

Alancberlei 'Voten unb A lasken, V o - ffillione ?u V fe rb unb ?u Sufj, auf drücken unb im itnterrock finb biefen Abenb in Veroegung. ©enn frappant unb unerroarfet fo ll ber 3ulklapp auch kommen unb fein 5enber unb Über­

bringer unbekannt feyn unb unerroarfet erfrbeinen roie ber © o ft. © as meiffe roirb fo rafcb unb heimlich auf irgenb- eine fcblaue V3eife f?ineinprakti?ierf, roobin es fo ll ober man ro irft unb Jfößt es gefcbroinb burcb bie ©büre, unb macht ficb bann auf fcbnellen Süjjcn baoon.

V o n Jobbern A nklopfen an bie ©büre, fagt man, beißt bas ©ejcbenk 3u lkla p p .“

© as ©efcbenk roirb fo merkroürbig o e r- packt, „baß man an manchem eine balfc>c Sfunbe (Öfen, auffcbneiben unb a u f- roickeln unb fucben unb bas ©urcbfucbte unb V5eggeroorfene roieber burcbfucben kann, ebe man zum Kern kömmt“ 5. A li t biefen Scbilberungen aus Scbroeben oon

© rn ft A lo riß ‘Sirnbt berührt ficb ganz eng ein V e rü b t oon A . K r e ß f c b m e r aus A nkfam in ben „V erlin ifcb e n Vacb»

richten oon S ta a ts - unb gelehrten S a­

chen“ oom 24. ©ejember 1834 (auf ben im oorigen 3 a b r O. © fafer in ber V5eibnacbtsnummer ber „ ‘pommerfcbeu 3e ifung“ aufmerkfam gemacht bat), „© e r 3ulk(app roirb folgenbermaßen geroorfen:

A m geiligen Abenb oor V5eibnacbten, roenn es bunkel geroorben ift, oerbirgf man ein ©efcbenk m it ber ginzufügung ber fcbrifflicben Vamensbezeicbnung bes- fertigen, ber es erhalten foll, in irgenb- einer ober mehrerer gü lle n. ro irft es m it bem A usrufe „3 u lk la p p “ braußen oor bie Stubentür ober läßt es roerfen.

© a ra u f entfernt ficb aber ber V5erfer fo fcbleunig, baß ihn ber bie © ür ö ff- nenbe ©mpfänger nicht mehr t r i f f t . . .

© e r beutfcbe ©ebraucb bes Vöeibnacbfs- fcbenkens. . . ift nur fü r Kinber p a f- fenb . . . fü r bie ©rroacbfenen ift bie A r t bes VSeibnacbfsfcbenkens gar nichts, © a - gegen ift bas 3ulkfappfcbenken. roeil babei zugleich bie gröbücbkeit, Vöiß unb Caune ein uneingefcbränkfes unerfcböpf- licbes Spiel haben, fü r jung unb alt gleich intereffanf.“

©räger biefes Vraucbes finb alfo nicht nur Kinber unb iunge Vurfchen, fonbern alle A ltersklaffen unb beibe

$6$

©efcblecbter, nicht ein beftimmter Stanb, fonbern faff alle Verufsfchichten, nicht nur V auern, fonbern auch S täbter. 3a, bie Stabte, roie K a i f e r (©reifsroalb) nachgeroiefen, finb bie Strahlungsjentren, finb A u s fa llto re . V o n ben Stabten S tettin, Köslin, S tolp, Pauenburg aus bring t ber Vrauch ins Panb. Vach K a i- fer ift bas poramerfche 3ulklappgebiet, bas fich roeit über bie 'Peene unb bas S tettine r g a f f bis an bie V ega heran ausbehnt, lebiglich ber öftliche A u s ­ läufer eines großen norbbeutfchen K u l- tu rk re ife s . . . ber fich oom U nterlauf ber £(be etroa über Alecklenburg unb in roerßfelnbem Ataße bis nach 'Pom ­ mern hinein erftreckt, © ie V erro an bt- fchaft m it norbifcben 3ulklappbräuchen läßt bie Srage auftauchen, ob hier eine Veeinfluffung oon feiten Skanbinaoiens oorliegt. Vocb ift nicht zu fagen, ob bas 3ulklapproerfen aus fchroebifcher g e r r - fchaftsjeit ffammt, bie ja bis ?um 3abre 1815 bauerte, es roäre ja möglich, baß biefer Vrauch oon Schroeben mitgebracht, oon beutfch-fchroebifchem Voben auf rein beutfches ©ebiet ausgeffrahlt unb roei- fergeroanbert roäre. A nbererfeits roäre es nicht ausgefchloffen, baß fich in bem beutfcf) - norbifchen Verbreitungsgebiet biefes Vrauchs ein V e ft eines ehemals großen oftfeegermanifchen K ultu rkreife s gehalten hat. A lle biefe Jragen bebürfen noch einer genauen Überprüfung, beoor roir ©nbgülfiges ausfagen können. Uber bas A lte r bes 3u(k(approerfens finb nur Vermutungen aufjuftellen, benen roir hier nicht roeiter nachgehen roollen.

A us oorreform aforifcher 3 e it ftammeti anbere pommerfche VJeihnachtsbräuche roie bie © brijfm effe unb bas Quempas- fingen; bamif berühren roir bie rein chriftlich-kirchliche Sphäre bes V5eib- naebtsbrauebtums. 3m füb liehen O ff­

pommern, in ben Stabten © ram burg, Salkenburg, ©empelburg unb V um m els- burg unb ben umliegenben © ö rfe rn roirb heute noch m it befonberer Piebe bie

© briffm ette gefeiert. A t if brennenben Peuchfern unb Kerzenlichtern halfen bie

©emeinbemitglieber feierlichen ©inzug in bie Kirche, bas O rgelfpiel beginnt, © e- meinbe unb P a ffo r halten 3miefpracbe mifeinanber, fingenb unb fprechenb. V 5ir hören oon mehreren ©hören oerfchiebene VJecbfelgefänge, beren Anfangsffropben hier folgen6:

..Sehet, roas © o ft hat gegeben.

Seinen Sohn zum einigen Peben . . . “ ..©elobef feift ©u. 3efus © hrift,

©aß © u Atenfcb geroorben b if f . • .“

..©as hat er alles uns getan.

Sein groß’ Pieb’ zu zeigen an . . . “

„V o n Anfang, ba bie V5e(f gemacht, g a t fo manch’ gerz nach © ir geroartet. . . “

...Vebmt roeg bas S troh, nehmt roeg bas geu.

3ch roill m ir V lum en holen . . . “

„ V u n finget unb feib froh, 3auchzet alle unb fagt fo . . . “

„© ro ß ift bes V a te rs gu lb ,

■©er Sohn t ilg t alle unfere Scbulb . . . “

©in eigentümlicher 3auber geht oon ber © h r i f f m e t t e aus. g ie r ift ein katholifcher Vrauch proteftantifch um­

geformt roorbeit. V eizooll anzufehen finb bie gebrechfeiten, bunt bemalten Peuchter m it kreisrunbeni Juß unb gefchroungenen Pichterarmen, bie man bei biefer kirch­

lichen V5eibnacf)tsfeier m it fich trägt.

Sie roerben in ber Vegel in ben einzelnen Jam ilien fo rg fä ltig gehütet. <3n leßter 3 e it finb biefe Peuchter, roeil einem ge- roiffen Alobegefchmack unferroorfen, ein­

facher unb fchlichter in ih rer Jarm geroorben, fie finb nicht mehr farbig bemalt, fonbern bunkel gehalten. Über bas Verbreitungsgebiet biefes kirchlichen Vrauches ift noch nichts ©enaueres aus- zufagen, hoch fcheint Süboffpommern hier ber A usläufer eines größeren V e r - breifungsfelbes ber A la r k Vranbenburg unb ©renzmark zu fein.

©inen ebenfo mtereffanten ©inblick in kirchliches VSeibnacbtsbraucbtum ber

©egenroart geroährf uns bas Q u e m - p a s f i n g e n (nach bem Piebe Q u e m p a sto re s la u d a v e re , ben bie g irfe ti lobten fehre), bas heute noch in Vum « melsburg unb anbern Stabten unb © ö r­

fern Süboffpommerns geübt roirb, bas roir aber auch aus V au ga rb, aus A litf e l- pommern her kennen. 3n ‘p la th e roar bas Qucmpasfingen noch bis ¡um 3ahre 1903 geübt. V 5 ir laffen hier einen V e - richt7 folgen, ber biefen Vrauch in biefer S ta b t genauer befchreibt: £ s ift V3eih- nachfsmorgen in aller Jrühe, hier unb ba ift ein Senffer hell- ©s ift © h rift- befcherung: . . . ba tönen bie ©locken über bie ftilfe S ta b t hin; fie rufen zum Quem­

pas. £ s ift 6 Uhr. V $ ir treten ein in bie Kirche, bie Orgel ertönt unb bie © e- meinbe fing t bas ganze Pieb ,,V3acb’ auf mein gerz unb finge“ . . . kein V3eih- nachtsbaum ift aufgeftellt, bas finb bie Kronen, ©efungen rourbe ber Quempas oon ben Knaben ber V e k to rk la ffe , ©iefe haben fich in oier ©höre gefeilt; ziuei ftanben auf ber Orgelempore, bie beibeu anberen auf ben feitlichen ©mporen, je­

her © bor hafte einen © borfübrer. © iefer hatte bie Ausfcbmückung ber Kronen oorzunehmen. © ie Kronen roaren ein

©effell oon Veifen, bie in einiger £ n t- fernung übereinanber befeftigt roaren, unb zmar unten breit unb nach oben fich oerjüngenb, fo baß bas ©eftell einen Kegel barffellte. © ie V eife n unb Q uer- ffangen rourben m it ©annengrün um- roickelf unb m it buntem VSeihnachfs- baumfchmuck behängen . . . V5ichtig roar, baß bie Kronen in ihrem Juß beroeglich angebracht roaren, fo baß fie einen breb- baren VSeibnacbtsbaum bilbeten . . . Unter fortroährenbem ©rehen ber Kronen ift ein A tann roährenb ber ganzen Jeier e ifrig bei ber A rb e it, bie Picbfer zu pußen.

V o r bem A lt a r faßen in roeifem g a lb k re is , ber nach ber Kirche tu offen roar, bie „Kantormäbcben“ . V iitfe n in bem g a lb k re is ffanb eine mächtige mannshohe Krone — bie Kronen ber Knaben roaren etroa 1 V te fe r hoch — , in berfelben VJeife gefcbmückt roie bie anberen Kronen. Auch hier fehlte ber

(7)

<2Itann m it ber großen Schere nicht, ber gebulbtg roäbrenb ber 5/4ftünbigen §eier vie Siebter „jeßnepperte“ . 'Oie Bläocben batten noeb einen befonberen öcbmuck, jebe batte oor ibrem S tuh l ein etroa 1 B ie te r bobos böljernes ©effell, auf bem ein brennenbes Cicbt J'tanb . . . Bacb bem Singangslieb fangen bie Knaben*

rböre ben Q uem pas. . . ben §öbepunkt ber geier bitbete bie B orlefung ber alten BJeibnacbtsepiftel öef. 9, B . O er erfte S bo rfübre r kam oon feiner Smpore beiunter, in ber §anb bie 'B i­

bel. S r ftelite ficb oor ber Krone ber Bläbcben auf. öbm ju r Seite traten bie 3 ü b re r ber beiben feitlicben Shore, je»

ber m it einem Cicbt in ber §anb. O er erfte S b o rfü b re r oerlas nun bie Spiftel, unb es galt als große Sbre, bierju be*

ftimmt |u fein. Bach bem Quempas*

gefang ber Knaben fangen bie CTtäbcben bas ganje Sieb: „C obt © o tt, ib r S b ri*

Jten, all jugleicb“ . B e i ber leßten S tropbe „Ö eut ftbleußt er roieber auf bie S ü r“ , beftieg ber B e k to r bie K an * jel, um eine kurje Seftrebe ju ballen.

B ii t einem Scblußoers enbigte bie geier“ .

ön Berbinbung m it ben alten B3eib*

nacbtsliebern: Q u e m p a s to re s la u d a - v e re unb N u n c a n g e lo ru m g lo r ia mürben meiftens feebs bis aebt § a u p t*

lieber m it 20 bis 30 Strophen gefungen, fo: Kommt unb laßt uns S briftura ehren;

Singet frifcb unb rooblgemut; S in klei*

nes Kinbelein liegt in bem K rippelein;

O u bift ber roabr’ Smmanuel; Cobt

© ott, ib r Sbriften, all jugfeicb; O lieb­

liche B acbt, bie uns febr erfreut. <3n B la tb e unb Begenroalbe ift an bie Stelle bes alten Quempasliebes im 19. Jabrbunbert ein Sieb oon 'P aul

© erba rbt „K om m t unb laßt uns S b ri*

ftum ehren“ getreten. Oagegen roaren ganj unbekannt bie in Scßlefien unb 'Pofen beliebten Cieber: „S in g t, ib r beiPgen §imraelscböre unb § ö r t, roas beut bie Sngcl fingen“ . Bocb im 19. ^abrbunbert mürbe in Baßebubr, Sammin, B au ga rb, ©ollnoro unb S tolp gefungen.

Oas Quempasfingen als BSeibnacbts*

brauch bat feinen Bieberfcblag auch in ber B o lk s k u n ft gefunben. Oenken m ir nur an bie oerfebiebenen Bbmanblungen bes Quempasleucbters ober an bie re i- jenben Quempasbefte. Oie Kinber jeicb*

neten B o te n unb S ext in befonbere

§ e fte unb oerjierten fie m it bunten Cinien, Srbnörkeln unb B ilb e rn , febmück*

ten fie m it Oblaten unb Klebepapier.

O ff jeugen biefe Scbilbereien ber B5eib- naebtsgefebiebte oon einer rübrenben

Kinblicbkeit unb atmen ben ganjen ö a u * ber bes B5eibnarbtsfeffes. O as Quem- pasfingen ift noch beute im beutjeben Offen lebenbig: in Sacbfen, Scblefien, in ber © renjm ark, in Offpreußen, in Siebenbürgen, ön einjelnen ©ebieten ber B la r k Branbenburg roirb es gleich­

falls noch geübt, roäbrenb es in B e rlin fepon 1739 bureb ein S b ik t Sriebricb

BMlbelms I. oerboten mürbe8.

® ie im ®est Besiegen fie® auf nadjftei/enfie Siteratur:

i) Start Staifer: ®erttfcfje Sotfötnn&e in

®reifswat'6. ©reifSjoal&er Uninerfitatgjeitnna 9.

1934. 3ir. 9.

2) Sufe TOacEenfen: Sitte u n i Srnudj. 3ftt:

® ie ieutfcfje SotiSfnnöe. ©rSß. »on Sloolf Spantet, Säeipjtg. 4)5. I. 1934. S . 109. .

3) $an6n)örter6«§ 5e8 aiBerglaußeng. $r8ß.

oon ®. §offmann=wrat)et. © erlitt u. Setpjiß.

©6. I, 1927 S . 1702—3, © 6. III, S . 594.

4) Steife tard ) ScßtoeJett im 3faijre 1804.

© erlitt 1861, S eit IUI, S . 81.

5 ) ®tinnerunßen aus ©djtoeitett. (Sitte SBeifj*

natf)t®ßa&e. © erlitt 1818,' © . 357.

6) gntnommen öettt ge&ruclten ^Programm i>er Kßriftmette in öer SftnrieniirÄe ju ®ram=

6utß. ®rnmßurß, ®rnct oon SB. Scßa&e & So.

r) ®reicßet unö iteiitrieß: ® er Onemoaß in ißiatße in «ommertt. ® ie ®orf£ircße. 3ß . V..

© erlitt 1911/12, ® . 98 ff.

8) ® ie öeutfeße ©oIESEattiie. i>r8g. non Slöolf Spanier. Seipjiß 1935. 4)9. 2. © . 161. Ouempa8=

lie&erßeft utw Singen in Sanfmu a. 6. SIße;

u. Sr. ©rurnter: OftSeutfcße SBoIi8iuni>e. Seipjiß 1925. atß6.54—55. !Duempa86it5er augiperleßetß.

©uempasbilb aus Kummelsburfl, 1907 (Stettin, ianbesmufeum)

Erftor Schnee

V o n F r a n z L o m m a t z s c h Hun fallen fa<f)t bes SOlntcrs eefte Jlocfen unb tupfen in bie Mnun’rung ftill hinein, am gaune brüben traucig ítcaljen Ijoefen, bie ilhr tiift leife unb ich bin atiein . . .

öu moltteft nicht an ^erbft unb Jlbf^ieb glauben, ju reich mar unfres ©ommers Blütenpracht.

Unb roeifst bu noch, als hinter buntlcn tauben oerloberten bie §euer ber Johanntsnacht?

Oorbeil öorbei! - Die $(ocfen braußen fpielen unb bunfler fentt bie nacht fict) erbenmärts:

m ir ift’s, als ob fie fall unb jifchenb fielen nun alle auf ein rotes, heißes ßrc? • • •

(8)

«Eröffnung ber erffen «Eifcnbabn in öeulfdilatib jmifcben Slürnberg unb Jürtb am 7. 12. 1835 (©emälbe oon fj. ffeim)

( 0 0 J a h r e

D e u t f e h l ?

E i f c n b a h n

2lm 7. ‘Dejember 1935 finb IOO 3<*i>re oerfloffen, feit bic erffe beutfcho Sifenbahnffrecke Nürnberg— 3*irfi) in feierlicher VSeife bem Verkehr übergeben mürbe. VSelcf) gemalfige VSanblung hat bie Sifenbaßn in biefer 3eif burchgetnacht! Vlenfchengeiff unb Vlenfchenroille haben aus ber erffen kleinen ‘Dampflokomotioe, bie als höthfte Ceiffung 10 ‘pferbeftärken enfroickelfe, jenes gemalfige ffählerne Ungeheuer gefchaffen, bas mit einer Ceiffung non faff 2500 cPferbeftärken ?u einem Sinnbilb bes 3ahrhunt>erfs mürbe.

VMe bei oielen Srfinbungen ber Vergangenheit, roaren bckannf=

lieh auch bei ber Sifenbahn große Schmierigkeiten ju überroinben.

§cufe finb bie großen unb roeifoerimeigfen Sifenbahnneße aller Kulfurlänber ber Srbe finb ber befte Veroeis bafür, baß fie im Verlauf eines 3ahrhunberts }u einem Jakfor gemorben iff, ohne ben ein mobernes Sfaafenleben unbenkbar märe.

(Einer ber erften amerifanifd)en ©cßlafmagen oon Pullmann, um 1859

370

(9)

B o tt ¿jtoet unbekannten 1f)au$formen

i m ö f t l t c f y e n K o m m e n t i^ o n C » c r b a r b B r o t t i f d )

Bacbbem im Greife ©amtnin bie neue Beftanbsaufnabme ber B au « unb S^unjt=

benkmäler ju einem oorläufigen Bbfcbiuß gebracht mar, haben m ir biefe Aufgabe nunmehr in ben beiben öftlichften Krei«

feu unferer “p ro o in j, in B ütoro unb Dauenburg, in B n g r iff genommen, ob- inohi §ugo 2 e m ck e ev[t oor 25 J a b * ren bie Snoeniare biefer Greife oer»

öffentlieht hat. ‘Der Beftanb, ?umal ber Baubenkm äler, i)'t ja gerabe hier, roo frühe r ber reine öopbau üblich geroefen ift, außerorbentlicb gefährbet. B o n J a h r ju J a h r roirb ber noch oor einem halben Jaßrbunbert norhanbene reiche Beftanb an Scburjboübäufern infolge ber beuti«

gen K oftfpieligkeit biefer Bauroeife unb aus anberen hier nicht näher ju er»

örternben ©rünben in teilroeife unglaub­

lichem Blaße bejim iert. © in nicht un«

roefentlicber ©runb fü r bie Büeber»

holung ber 2emckefchen B rb e it mar aber auch, baß bie Kenntnis oon biefen “Denk­

mälern ebenfo lückenhaft roie roenig oer­

breitet ift. £ s ift gan; natürlich, bah ju einer 3 e it roie oor 25 Jahren, als noch über bie § ä lfte aller Bauernbäu«

fer im Kreife Bütoro 5oIjbauten roaren, biefe Jahrhunberte alte Bauroeife oiel weniger beachtet roerben muhte uiib mürbe als heute, roo roir bie traurige Seftftellung machen müffen, bah bas alte fch'öne P o rfb ilb , in bem Canbfchaft unb Sjaus innig oerfcbmoüeu finb (B au]toffe:

§ol?, Cebm unb Stroh), immer mehr oerfchroinbet unb an feine Stelle ein neues t r it t , bas non einer engen B e r»

bunbenheit bes Blenfcßen mit feiner H ei­

mat leiber kaum etroas ahnen Iaht (B au fto ffe: o*e9el, oemenl unb ©eer»

pappe).

BSir bemühen uns beshalb in biefen Streifen um eine befonbers grünbliche unb umfaffenbe Bufnaßme bes noch oorban«

benen Penkmälerbeftanbes unb roolleu auch bas auf;u?eichnen nicht oergeffen, ioas fchon jugrunbe gegangen ift, uns aber als Jeugnis ber fch'öpf erifeben K rä fte unferes B auerntum s ber Über­

lieferung roert ?u fein fcheint.

Obroohl erft im S rübjaßr 1936 bie B ereifung ber beiben © renjkreife be«

enbet fein roirb unb auch erft bann bas gan?e norhanbene B la te ria l überfeheti roerben kann, foll fchon jeßt oon ?roei Bauernhausform en berichtet roerben, bie, bisher ber gorfeßung roenig bekannt, befonbere Beachtung oerbienen. £ s ift roohl nicht ju oiel gejagt, roenn roir feff«

ftelleu, bah burch bie „©ntbecknng"

eines „B orlaubenhaufes“ im Kreife B ü=

toro unb eines „K reujhaufes“ im Kreife 2auenburg unfere Kenntnis oon ber

©runöriß, feitlicf)e unb $rontanfid)t bes öorlaubenbaufcs in popfenfrug

©runbriß unb feitl. Ttnficßt bes paufes Bambinef in ©röbenBin, ßrs. Bütoro

länblichen Bauroeife im öftlichften ‘Pom­

mern roefentlieh bereichert roirb.

P a s B o r l a u b e n h a u s in bem unm ittelbar an ber Beicbsgren;e gelege­

nen Klonfchener O rts te il Qopfenkrug ift, roie bie Bbbilbung jeigt, jeßt roegen ber Berjcbalung ber 2anbe als folches nicht ohne weiteres erkennbar. B5ohl beshalb bat © m il © o e h r h , bem roir eine ausführliche “Darftellung über bas B a u ­ ernhaus im Begierungsbejirk Köslin Derbanken, biefes öaus überfehen, fo baß er feftftellen mußte, baß bie ©runb»

rißgeffalt bes Bauernhaufes im Kreife Bütoro in allen “D örfern in gleicher

¿orm immer roieberkehre: oon bem klei­

nen 5 lu r hinter bem öauseingang —• in ber B litte einer © rauffeite — führen feitliche ©iicen ju ben beiben großen, häufig burch eine 2ängsroanb un terteil­

ten Stuben unb eine m ittlere in bie un­

ter bem „Kanonenfchornfteiu“ gelegene

„fchroarje Küche“ . P e r baßinter befinb- liche B aum bient als 5 lu r ober als Kammer.

öm Unterfchieb }u biefem oon ©oeßrß baugefchichtlich unb bautechnifrh näher unterfuebten §austypus ftellt beim B o r ­ laubenhaus eine ©iebelfeite bie eigent­

liche © ingangsfront bar, gekennjeießnet bureß bie etroa 1,50 in tiefe B orlaube.

P e r ©iebel bes auch über bie 2aube oorge?ogetien Pacßes ift oon jroei ©ck- ftielen unb einem mittleren, färnflicß mit Kopfbänbern, geftüßt unb in ber üblichen B3eife m it „gefcßürjten“ B re tte rn oer«

fcßlagen. P a s in n e re bes 5,35X7,90 m großen iffaujes ift bureß eine Querroanb aufgeteilt, fo baß bie 4,60 m tiefe ein­

ig e Stube bie hinteren ?roei P r itte l ein­

nimmt. P a s oorbere P r it t e l enthält in ber B ü tte bie „feßroarje Küche“ , bie oon bem linksgelegenen J lu r jugänglicß ift, ber gleichzeitig bie B erbinbung jroifeßen B orlaube unb BSoßnraum ßerftellt. P e r rechte ©eil bilbet eine kammerartige fenfterlofe ©rroeiterung bes BSoßnrau- mes. P ie 2,00 m ßoßen B3änbe finb aus Boßlen, an ben ©rken bünbig unb bei- berfeits auf Scßroalbenfcßroan? „o e r- jin k t“ ober „o e rja ß n t“ . P as Stroßbacl) ift am J jirft m it B e ite rn oerfeßen. P ie beiben 0,65X0,75 m großen Sanfter finb einfach aus ben Boßlen ausgefeßnitten.

P ie B5änbe bes „Kanonenfcßornfteins“

beffeßen bis ?ur §öße ber Pacßbalken aus Boßlen (I), ber obere ©eil ift eben­

fo roie ber 2,00 m hohe „S rß lo t“ ber Kocbnifcße aus Ceßmpaßen aufgemauert.

(10)

Ocrgrößectec Jlusfcfynitt aus ber gelb*

marffarte oon STeuenborf (ür. £aucn=

bürg) 1823

A la n ¡ft ?u leicht geneigt, bas A lte r ber noch oorbanbenen Scf)ur?hol?bauten

?u überjehäßen. c233lr bürfen aber nicht oergejjen, bajj bie Aauroeife Jchon oor öabrbunberten Jo oollkommen unb eilt«

roickelt roar, bajj Jicb bie uns bekannt»

geworbenen Neubauten aus ben lebten 3ahr?ebnten bes 19. öabrbunberts oon ben nachweisbar älteften erhaltenen

§ol?baufen im Greife A ütoro in ber teebnifeben Durchführung kaum unter«

Jcbeiben. § ie r märe bas bem D om inik oon © ojtom jki in Stübniß gehörige W ohnhaus ?u nennen, bas aus bem A la te ria l ber kur? nach 1760 abgebroche­

nen Stübnißer Kirche errichtet toorben ift. D a s friibejte D atum befinbet Jicb am W ohnhaus © grfon in Stübnit?:

„A n n o 1778“ . D ie meijten ber noch oorbanbenen §ol?bäuJer Jinb aber erjt in ber erften § ä lfte bes 19. 3abrbun»

berts erbaut roorben. D ie aufjallenb ähnliche gorm unb innere A ufteilun g ber noch erhaltenen beiben „K a te n “ in © rö«

ben?in, K reis A ütoro, einer Sieblung aus ben Jech?iger fa h re n bes 18. 3abr»

hunberfs, lä jjf allerbings bie ©rriebfung bes Aorlaubenbaujes in Qopfenkrug in ber 3 e it oor 1800 als Jebr roabrjebein«

lieh annehmen. D ie ©atjacbe, baß im K reije A ütoro nur noch brei A eijpiele biejer §a usform erhalten Jinb, be?eugt ebenjo bie angenommene ©ntjtebungs«

?eit toie Jie bie roijjenjcbaftlicbe Unter»

Juchung erjehroert. D ie beiben ©röben»

?iner § ä u je r Jinb nachträglich Jtark oer«

änbert roorben im Unterjchieb ?u bem Aorlaubenbaus in fjopfenkrug, j,as ¡n feinem urfpriinglichen 3uftanb oöllig er­

halten ift unb, roeil es bas einjige in ber A rooin? Dommern übriggebliebene A ei»

fpiel biejer §a usform ift, unter D e nk- malfchuh gejtellt ?u roerben oerbient.

A e i bem ^öejuclj bes D o rfe s ©ar?i«

gar im K reije Cauenburg berichtete einer ber älteften ©inroobner, baß hier unb in bem benachbarten Aeuenborf oor etroa 50 fa h re n ?roei A auernbäujer abge­

brochen roorben roären, bie Jich burch ihre gorm unb ©röj?e oon ben atiberen

©ebäuben erheblich unterjehieben hätten.

A la n habe Jie roegen ihres kreu?förmi«

gen © ru nb rijjes allgemein „ K r e u ? - h ä u J e r “ genannt. D e r recht ausführ­

liche B ericht biefes „Augen?eugen“ über bie Cage unb bie Aejcbaffenbeit ber beiben fjä u je r Jtimmte m it ben Ausjagen anberer älterer ©inroobner oon © a r -

?igar unb A euenborf oöllig überein.

A ls wichtiger Aeleg fanb Jich aujjerbem bie A euenborfer gelbm arkkarte aus bem

«3ahre 1823 m it bem maßjtäblich ge­

treuen ©runbrij? bes b o rt ehemals oor»

hanbenen „Kreu?haujes“ . D ie ?ur 3 e it nicht auffinbbare gelbm arkkarte oon

© ar?igar würbe Jicßer in gleicher A le ije bie Ausjagen ber Augen?eugen beftä»

tigen.

©s hanbelt Jich bei ben beiben Kreu?«

häufern um bas A3ohnhaus bes frühe­

ren g r e i- unb £ehnJchu!?enhofes §eiben- reich in A . unb um bas bes A auern K reuzer in ©., bas auf ber OJtJeite bes alten Kirchhofes errichtet roar. Die bem

©ext beigefügten 3oichnungen geben über bas Aßejentliche AuffchluJ?. Über kreu?förmigem ©runbrij?, bei bem in

© ar?igar bie Kreu?arme gleiche ©röj?e gehabt haben Jollen, waren bie A5änbe in iehmftakenfachroerk aufgeführt. D as Strohbach ?eigte in © . ben üblichen S tangenfirjt, unb in A . bie Jog. g irft»

re ite r ober „§ängerci)en“ . über bie

© röjje ber beiben § ä u je r konnte nichts A ejtim m tes in © rfahrung gebracht roer­

ben. D ie Stuben Jollen aber „Jebr groJ?“

geroejen fein unb eine A re ite oon m in- bejtens 5 m gehabt haben. D ie A u fte i­

lung bes Snnern roar, roie ber ©runbrij?

?eigt, einfach unb k la r: D e r ber § o f»

feite ?u gelegene Kreu?arm roies in ber

©iebelroanb ben ein?igen §auseingang

—■ eine ?roeiflügelige © ür —• auf, burch ben man in bie große, bis in bas m itt­

lere Q uabrat reichenbe „D ie le “ ge­

langte. A o n biejer Diele aus, bie ben oerfchiebenjten A5irtjchafts?roecken biente, führten außer einer ©reppe ?um Aoben ?roei Eüren in bie in ben Kreu?«

armen gelegenen Stuben unb ein in ber A titte ber Aückroanb befinblicher 3 u - gang ?u ber „fchroar?en Küche“ unter bem „Kanonenjchornffein“ . D ie hintere Stube, roahrfcheinlich bie ASobnung bes A ltjiß e rs , roar nur burch bie Küche ?u«

gänglich- Den Angaben nach hatte jebe Stube ?roei genjfer, roährenb bie Diele nur ein einziges befaß. D ie oier m it A re tte rn oerjchlagenen ©iebel waren Jchmucklos.

£ s brängt Jich JelbJtoerJtänblich bie

¿rage auf, ob bie ?ioeifeilos m erkioür- bige Kreu?hausform nicht erjt burch nachträgliche Aeränberungen unb ©r«

Weiterungen bes urjprünglicheti A au « bejtanbes oerurjacht Jeirt könnte, eine grage, bie bie Augen?eugen oerneinen

?u müjfen glaubten. D ie Entfache, bah roir Jogar ?roei Aeifpiele vieler § a u s - form kennen unb bie O iu n b rijjg e jta lt

„roie aus einem © uh“ ro ckt, Jcßeint ihnen allerbings recht ?u geben. Da aber infolge bes Abbruchs ber beiben Kreu?häufer eine enbgültige geftjtellung nicht mehr getroffen roerben kann, muh roobl auch bie anbere Atöglichkeit er­

wogen roerben. D ie ©rroeiterung be?öge Jich bann auf ben hinteren Krou?arm unb bie roefentlichfte Aeränberung auf ben bie Diele enthaltenben A a u te il, ber urfprünglich eine A orlaube geroejen Jein könnte. D ie Kreu?häufer hatten bemnach frühe r eine gorm gehabt, bie, einmal in OJtbeutfchlanb weit oerbrei- tet, nur noch im benachbarten ehemaligen A5effpreuJ?en — hier allerbings in gan?

großartigen ©ejtaltungen — an?utref- fen ift.

©erabe in einer 3 e it roie ber gegen­

wärtigen, in ber roir roieber bie k u ltu -

Refonftruierter ©runbrijj unb perfpef- tioifeße Jinfießt eines „itreujbaufes"

372

(11)

teilen Ceiftungen unferes Bauerntum s achten unb frßäßen lernen, müllen mir es befonbers bebauern, baß auch in ber

‘Prooinz ©ommern ein febr erheblicher Seil bes Beffanbes an fcbönen B a u e rn * häufern einem mangelnben B erffänbnis fü r bie mannigfaltigen baulichen Über­

lieferungen unb einer baburch bebingfen trabitionslofen unb bie Eigenart b ö rf- liehen Blefens oöllig oerkennenben B a u ­ tä tig k e it in ben lebten 3ahr?ehnten jum O pfer gefallen iff. A lle ro rts ift unfer

“D o rf- unb Canbfchaftsbilb burch bas ebenfo nüchterne roie ftumpffinnige ,,© e- ficht“ ber mobernen B auernhäufer ent- ffellt unb oerfcbanbelt, fo bajj man rcitk«

(ich beglückt ift, roenn man noch bei ben

entlegenen Abbauten bie feböpferijeben K rä fte unferer B o rfa h re n berounbern kann, bie ih r §a us m it ber B5elt ber lanbfchaftlichen Erfcßeinungen aufs reiz- Dolifte in 'E inklang ?u bringen oer- mochten.

Einfichtige A lä nn er haben fchon lange bas Unroürbige unb Berhängnisoolle ber Entrcicklung ui;ferer länblichen B a u - roeife in ben Irrte n 3ahr?ehnten er­

kannt. ©ureß bie Erforfchung ber „ a lt*

geroachfenen“ Bauernhäufer unb euer*

gifche © roteffe gegen bie Atißacßtung unb Bernichtung bie) er toerfoollen K u l­

turgü ter bemühten fie fiel) um bie E rh a l­

tung bes noch oothanbenen Beffanbes unb um eine ber echten börfüchen K u l­

tu r toefensgemäße, auch neuzeitlichen Anfprücßen genügenbe §ausform . B5ie jetjt ben fchöpferifchen K räften unferes B auerntum s roieber eine gerechte © e(- tung zuerkannt roirb, fo roerben jene Beftrebungen gewiß enblich auch Me p e r- biente Beachtung unb Anerkennung fin»

ben. ©enn es ift zweifellos oon nicht geringem B5ert zu toiffen, roie mannig­

fa ltig unb eigenartig bie öbeen geroefen finb, bie unfere B o rfa h re n bet bem B a u ih rer § ä u fe r perroirklicht haben. A icß t bloß aus biefem ©runbe müffen unb roerben auch unfere alten Bauernhäufer in ben neuen Berzeichniffen ber K u n f t - benkmäler non ‘Pommern eine aus- reichenbe BJürbigung finben.

HERBERT H A A C K :

SWotf, eine Älting Srfeötidja öcö Stoßen

(Schlufj)

§üfung, B5eibe, Aßalb unb Eorfftück roaren in ©emein- roirtfeßaft, gehörten alfo allen g.uneinfam. ‘Die ‘Dün­

gung roar bet bem anfangs geringen Bießftanb febr mangelhaft. Alan trieb Raubbau auf bem frifcb gerobeten Canb. ©er Acker roar zuerft in brei gelber eingeteilt: bas ©orftfebe gelb (243 Aîorgen), bas Atüßrenbornfche gelb

(226)

Atorgen unb bas Stabtfelb

(162

Aîorgen). 3m ganzen roaren im 3aßre

1767

runb

651

Aîorgen unter bem ‘Pflug.

Alan betrieb bie alte ©reifelberroirtfrßaft. Aus jebem gelb roaren

16

Anteile ßerausgefeßniften. 3n Aeuborf febeinen bie Bauern immer bie gleichen Anteile erhalten Zu haben. 3n anberen Orten rourben fie in jebem 3aßre neu oerteilt. Alan roecbfelfe auf ben brei gelbem mil B5infer=

getreibe, Sommerung unb Brache ab. ©ocß rourbe biefe golge nicht immer genau cingebalten. B e i ber jrbes 3abr ftattfinbenben Aeuoerteilung rourben bie Antei'e oerloff.

Vielleicht ftammt ber noch heute übliche Ausbrurk

„Karoei“ oon biefem „Ausknobeln“ . ©iefe A r t ber Beroirtfchaftung hatte natürlich bie golge, bah alle gröberen gelbarbeiten, Säen, Ernten unb 'Pflügen, gemeinfam oerrichtet rourben. Alle Bauern roofmten im

•Dorf. Es gab keine Abbauten. ©abureß, bah ¡eher in jebem 3aßr ein anberes Stück Panb bekam, konnte ber natürliche Ehrgeiz nicht entftehen, mit bem jeber tüchtige Bauer fich heute bemüht, fein Panb beffer ?u beließen als ber Aachbar. ©as roar nur e i n Aacbfeü ber ‘Drei­

felberroirtfcbaft. A uf bas anbauernbe ‘Drängen ber Aeuborfer, ihnen bas fehlenbe Panb enblich ?u geroähren, fchickte bie ‘Domänenkammer

1767

ben Panbmeffer Ackermann nach Aeuborf. E r foilte ben Bauern bas fehlenbe Panb auf bem Kroßnsbrucb-Anger zufeilen unb oermeffen. ‘Die Aeuborfer hätten lieber ben Kies­

kamp genommen, bekamen ihn aber nicht, roeil fein roerfooller Eichen- unb Buchenbeftanb zu fchabe ?um Abhopen roar.

An einem 3uliabenb kam ber Panbmeffer in Bublih an unb fuhr am nächffen Eage mit bem ftäbtifchen g ö r- fter 3ahnke zur Bermeffung nach Aeuborf. ©a enflub

fiel; bie lang angefammelfe B3ut ber B ürger in einer kleinen Aeoolution. ©er Erommler fchlug Alarm, ©ie Einroohner ber Stabt liefen zufammen, alle §ausroirte, bie gehen konnten, machten mit. Aeben rourben gehalten, unb phliehlich zogen alle wehrfähigen Alänner ber Stabt hinaus nach Aeuborf. 3 u r Borficßf nahm man eine halbe Eonne B ie r mit, bamit ber große A tut unfer- roegs nickt allzu fchnell oerrauchte. Außer hanbfeften Stöcken hatten bie Stäbfer aber keine Böaffen. ©er B$eg roar lang, unb bie Sonne brannte, ©ie Bernünf- tigen fingen an zu überlegen, roas eigentlich in Aeuborf gefeßeßen foilte. Schließlich meinte man, bas befte roäre, ben Panbmeffir mit ©eroalt an ber Bermeffung zu binbern. §afto er ben Bauern erft ben Acker ju - gemeffen, bekam bie Stabt ihn lieber nicht roieber. Alan kannte bie Aeuborfer.

3mmerhin rocr nicht mehr oiel Begeifferung oor- banben, als ber große §aufe ins © orf einrückte, ©ie Bauern machten erffaunte ©efießter, als fie ben böfen geinb erblickten, unb falzen fich nach ber nächften BJagen- runge um. A ls fie aber faben, baß kein A ngriff auf fie felbft geroagt rourbe, fingen einige oon ihnen an, fiel) an ber Bertilgung bes Bieres zu beteiligen. B3ozu follfen bie Stäbfer alles allein ausfrinken? Alan mußte fie fchäbigen, roo man nur konnte. Ein Eeil ber Bublißer Juchte im Bßdbe nach bem Panbmeffer unb Zertrümmerte in Ermangelung eines anberen geinbes ben Schmelzofen, ben bie Bauern am BJalbranbe auf­

gebaut hatten. 3n biefem Schmelzofen rourbe §olz zu Afcße oerbrannt, bie man auf bie kümmerlichen B5iefen ftreufe. ©as roaren bie erften Anfänge künfflicher ©ün=

gung in Aeuborf.

Efroas hatte man ¡ebenfalls fchon getan, unb ber A tu t hob fich roieber. Enblich rourbe auch ber Panbmeffer ontbeckf. E r befaß fich bie feßroankenben ©eftalten mit

©raufen unb meinte, eße er fieß votfcßlagen ließe, höre er lieber mit bem Bermeffen auf; aber bie Bublißer roürben feßon feßen, roas fie oon ihrem heutigen Kriegs­

zuge haben roürben. Stolz über ihren Sieg z°9en öie

Stäbter ßeim. Kurz uor bem Abn:arfcß kam es noch

(12)

ju einer allgemeinen Berroirrung. Cs fiel nämlich im Porfe ein Schuß. Singen bie Beuborfer jum A ngriff über? £s Jfellte fich halb heraus, baß ber Schufter Claus aus Berfeßen eine Stinte abgesogen hatte, bie bei einem Bauern im 5Iur ftanb. “Die ‘Domänenkammer leitete eine große Unterfucßung über biefe „groben Cx=

ceffe“ ein, aber es kam nicht oiel babei heraus. ‘Die Sfäbfer hatten fo rounberbare Busreben, baß man ben t23erbacht nicht los roirb, ihre Obrigkeit habe ihnen oorber einige nüßlicße B3inke gegeben, Bußerbem konnte man bie ganje Stabt nicht gut einfperren.

Per große A ufruhr nüßte ber Stabt leiber gar nichts, Beuborf bekam ben Kroßnsbrucß=Bnger als niertes gefb in Sröße oon 240 borgen §0 “Kufen.

Jeber Siebter erhielt baoon feinen Bnfeil. “Das §ol|, bas noch barauf roueßs, burften bie “Dauern beßalten.

“Diel mar es nicht mehr, benn bie Sfäbter haften noch fcßnell bie beffen Stämme heruntergefcßlagen. Pas

‘Dorf oerfügte nunmehr über etroa 891 borgen Beker»

lanb. Buf bem neuen “Plan mürbe anfangs Bucßroeijen angebaut.

Cnblicß mußte bie Stabt auch bie BSiefen oergeben, roelcße bas “Dorf fo nötig brauchte. Cs bekam ungefähr 80 Blorgen B3iefen ju ben feßon ermähnten kleinen Stücken baju. Per beffere „BSiefenroacßs“ , roie man bamals fagte, hatte ?ur Jolge, baß ber Bießbeftaub bes

“Dorfes rafcß roueßs unb gut gebieß. Bus einem Bericht bes Bmtes ergibt Jicß, baß bie Siebter jeber 2 bis 3 Pferbe, 3 bis 8 Küße, 1 bis 5 Kälber, 4 bis 20 Schafe unb 1 bis 10 Scßroeine befaßen, einige hatten Ocßfen jum “Pflügen, ©änfe, Cnfen unb Hühner roaren auch Dorßanbeu. ¿3m Jaßre 1764 hatte man bem ‘Dorfe brei

“Pferbc gefeßenkt, oon ben Brmeepferben, bie Sriebricß ber ©roße nach Beenbigutig bes Krieges hafte aus»

muffern unb an bie “Dauern oerfeilen (affen. “Die Beu»

borfer mußten fieß ißre “pferbc aus Stettin felbft ab»

holen. Pen B3eg borfßin kannten fie feßon. 3toei oon ihnen, BSenjel unb Scßeroe, roaren feßon einmal bort geroefen, um fieß bei ber Kammer birekt ju befeßroeren.

“Kacß bem Siebenjährigen Kriege follfe Beuborf ?ur Crßolung noeß einige Jreijaßre bekommen. ‘Die Stabt mollfe fie nur bis 1768 geroäßren. “Die “Dauern feßten es aber bureß, baß ißre

„p ra e s ta n d a “

erft mit Srini»

tafis 1769 begann. Pie Stabt mürbe fogar bei Bn»

broßung einer militärifcßen Cxekution gejroungen, bie fü r 1769 bereits gejaßlfen “Defräge bem “Dorf jurück»

jugebeu.

B lit ißrem Blüller roaren bie Beuborfer natürlich auch nicht jufricben. Per Prebiger oon Perfanjig feßrieb für fie in feiner urkräffigen. an ber Bibel gefcßulfen Sprache: „P e r Blüller ber Biebermühle beutelt uns.

Seit einem halben Jaßre nehmet er — ungereeßferroeife unb roiber bas ©efeß — ffaft einer halben eine ganje Bleßlmeße Scßeffclkorn. Uns Bauern feßröpfef man überall.“ Pie Beuborfer “Dauern roaren oioangsmaßl»

Säfte ber “Dublißer Biebermühle.

c Seßr fcßlecßt ftanb es mit ber B3afferoerforguug bes

“Dorfes. Cnblicß, nach langem §in unb §or, (egte bie Stabt im Jaßre 1770 einen Brunnen im P o rf an. 3tn ganzen koftefe er 48 Bcicßsfaler 2 ©rofeßen, roobei bas

§ol? nicht mitberecßuet roar.

3tn Jaßre 1770 erging ein Befehl bes Konfiftoriums, in Beuborf eine Schule einjurießfen. Pie Cinrooßner»

?aßl bes Porfes betrug fchon 1763 über 100 Seelen unb ftieg rafcß roeiter an. 5ür bie Ceßrerffeile gab ber Scßulje Sange einen Blorgen Canb her. Cr rourbe bafirr

mit einem größeren Bnteil am Kroßnsbrucß»Bnger ent»

fcßäbigt. Pie neue Schule rourbe 1771 bis 1772 erbaut.

Bom Blilitärbienft roaren bie Bauern unb ißre Sößne befreit. Pie erfte Kantonreoifion fanb erft im 3aßre' 1784 ftatt. Pas P o rf rourbe bem Kanton bes Begiments-oon oißemiß jugeteilt, bas in Branbenburg an ber §aoel ftanb. Bei ber erfteti Beoifion rourbe nur ein einziger Beuborfer ausgeßoben.

Um 1770 taueßfen einige neue Koloniften auf, näm»

ließ Borcßarbf unb Kroßn, an Stelle oon Krauer unb Scßönfelbt. Per Bauer Koglin roollfe nach Polen ju»

rückgeßen, bekam aber nicht ben „Sasfcßein“ . BJeitaus bie meiften Siebter hielten tapfer aus in ber neuen Heimat unb ließen fieß bureß alle Schmierigkeiten nicht abfcßrecken.

3n ben kirchlichen Bngelegenßeifen gehörte bas P o rf jur Joßanniskircße in Bubiiß. Porfßin gingen fie jum ©ottesbienft, unb bortßin mußten fie ißre Cofen bringen. Cs rourbe ißnen nicht erlaubt, einen eigenen Kircßßof anjulegen, roeil bies bie Becßte bes Bublißer Propftes eingefeßränkt hätte. Pie Bauern erhielten in ber Bublißer Kirche oier Bänke bes Schuhmacher»

geroerks jugeroiefen unb follten für biefe Kircßenffänbe jährlich pro Perfon jroei ©rofeßen Bliefe jaßlen. Pa»

gegen erhoben fie B3iberfprucß unb roollten noch oer»

feßiebene anbere kirchliche Bbgaben nicht leiften. Cs gab auch hier Bnlaß jum Streit. Pie Bauern legten fieß einen eigenen Kircßßof an, unb ber P ropft ©ößler erßob am 8. Oktober 1774 B3iberfprucß beim Kon»

fifforium. Pem Bublißer Superintendenten ftanben als Bbgabe oon Beuborf ?u: jeßn Scßeffel Bleßkorn, bie Stolgebüßren für Caufen, Beerbigungen ufro., bas §aus=

opfergelb oon jebem BJohnhaufe unb enblicß brei Pfen»

nig für B3ein bei jeber Kommunion. Buch in biefer Bngelegenßeit fügten fieß bie Bauern erft nach langem Sträuben.

Pas junge ©emeinroefen roneßs unb gebieß, über»

ftanb bie feßroeren 3aßre oon 1807 bis 1816. 3m Bnfang bes 19. Joßrßunberfs erfolgte bie ©emeinßeitsteilung, bei ber alle bisher gemeinfamen ©ereeßtfame auf bie einzelnen Bauern oerfeilt rourbeti. Um bie Bütte bes oorigen 3oßrßunberts brachte bie Separation oon Bekern unb B3iefen eine eutfeßeibenbe Bnberung in ber ganzen B r t ber Bcroirtfcßaftung. Biele Bauern ;ogen auf bas ißnen neu jugeroiefene Canb hinaus, onßireicße Bbbaufen entffanben, unb bie ganje Panbfcßaff bekam ein anberes ©efießf. 3n Beuborf löffe man bie Crb»

paeßt ab. Bocß heute aber oerbinbet ein rechtliches Banb bas ehemalige Kämmereiborf mit ber Stabt Bubiiß. Sie befißt auf einigen Höfen in Beuborf noch heute bas Borkaufsrecht.

überblickt man am Schluß bie erffen 50 3aßrc ber

©efeßießfe bes Porfes Beuborf, fo muß mau oor ben bamaligen Sieblern bie größte Hochachtung bekommen.

Sie roaren ein jähes unb ein hartes ©efcßlecßt. Cs roaren ecßfe, beutfeße Bauern, biefe Bückroanberer aus Polen.

Sie ließen fieß fo (eicht nicht unferkriegen unb oerfoeßten ihr roaßres ober oermeintlicßes Becßf mit einer Hart»

näckigkeit, bie man berounberti muß. Sie haben ficb eine neue Heimat im alten Baterlanbc gefeßaffen unb fie feffgeßaltcn. Bacßkommen ber erften Siebter fißen noch heute auf ihrer B äter Scholle. Piefe Beufiebler Sriebricßs bes ©roßen können heute allen benen ein Borbilb fein, bie irgenbroo in Peutfcßlanb fieß ein neues Heim feßaffen. Blan kann nur hoffen unb roünfcßen, baß fie alle fo burcßßalten roie bie Beuborfer oon 1753.

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tfifcn -, fjod)= unb 3?cil(EcnbauinöuJ"tcic=lTiontagct)aUe

5tcmÖortfrcigcn

Der pommorfdion Jnöuftiie

“B ei einem Aaum roie ber 'Prooin?

'Pommern, bereu roirtfchaftlicbe Sigen«

a rt nach ber allgemein herrfchenben A u f- faffung burrb bas ftarke Überroiegen ber Lanb* unb J orftroirtfcha ft gekennzeichnet

¡ft, mag es non befonberem Jntereffe fein, Jicb aueb über bas Ausmaß ber be- Jteheuben inbuftriellen Anlagen einmal einen kur?en Überblick ?u Derfcßaffen unb bie ©rünbe fü r bie §erausbilbung ib rer Stanborte, bie ficb ?u einem Keil auf gan? beffimmten ©ebieten zufammen*

brängen, feftjuffeilen ?u oerfuchen; muß man ficb hoch roie bei jeber A r t ber Lanbesplanung, fo aueb bei bem 'P ro * blem einer künftigen Jnbuffrialifierung im Aahmen ber ftärkeren ©efam toer*

lagerung ber Jnbuffrie in bie Oftbejirke bes ‘Deutfcßen Aeiches zunächft einmal Aechenfcßaft oblegen oon bem ‘Beftehen- ben, um oon hier aus fefte A nhaK s- punkte getoinnen zu können fü r einen roeiteren Ausbau unb Aufbau.

©ewiß t r it t in 'Pommern bei bem gegenwärtigen Stanb bie Lanbroirtfchaft in ben A orbergrunb, roäbrenb bie inbu*

ftriellen Anlagen, aufs ganze gefehen, weniger oon Aebeutung finb, zumal ja Bobenfchäße, bie fü r ihre Kntffehung ben Ausgangspunkt hätten hüben kön*

nen, faft oöllig fehlen; es iff ja aueb be*

kannt, baß bie ‘prooinz fü r lanbroirt*

fcbaftlicbe Krzeugniffe eines ber wichtig*

ffen Überfcßußgebiete bes beutfeben Oftens ift, roäbrenb ber B e b a rf an in * buftriellen © ütern eine bebeutenbe S in *

fuhr nötig macht. Auch in ben fa h le n ber beruflichen ©lieberung ber B e o ö t- kerung kommen biefe B erb ältn iffe ¡um Ausbruck: oon 100 erw erbstätigen ent*

fallen nach ber lebten c23olks?äbIung oom Jahre T 933 auf bie Berufsgruppe Lanb*

unb S orftroirtfchaft 49,0, auf bie ©ruppe önbuffrie unb Hanbioerk bagegen nur 23,6, wobei ber größte K eil auch noch bem eigentlichen Hanbroerk jujurechneit ift. Jreilicß hat in ben lebten J a h r*

Zehnten bie J a h l ber inbuftriellen B e * oölkerung eine ftarke Junahme ?u oer*

Zeichnen, bie in ber fjauptfache aller- bings auf S te ttin unb ben engeren Un*

teroberw irtfehaftsraum entfällt; betrug hoch S tettins Beoölkerungsanfeil an Jnbuftrie unb Hanbroerk bei ber ‘B eru fs*

jählung im Jahre 1882 noch nicht 31 000 'Perfonen, bagegen bereits im Jahre 1925 mehr als 105 000 'Perfonen, roäbrenb fü r bie kleineren Canbftäbte be*

jeichnenb ift, baß auch heute noch ein nicht unroefentlicher Hunbertfaß ber

©inroohner aus ber Lanbroirtfchaft fei*

nen Lebensunterhalt gewinnt.

©erabe bie Lanbroirtfchaft ift es aber geroefen, welche ben Ausgangs­

punkt fü r bie Kntffehung eines zahlen- mäßig keineswegs unbebeufenben Keiles ber önbuftrie in 'Pommern gebilbet hat;

babei fpielen bie A r t unb bie Höhe ber lanbroirtfchaftlichen Krjeugung in ihrem 3ufammenhang mit Boben, K lim a unb B erte ilu ng bes ©roßgrunbbefißes einer- feits, bie ungünftige ‘Berkehrslage man­

cher ©egenben anbererfeits infofern mit, als bie weiten Kntfernungen jroifchen Krjeugungs* unb Abfaßgebieten in ber J e it oor ber Regelung bes Ablaßes burch Jeftpreife, in ber bie lanbroirt*

fchaftlirhen Krzeugniffe allen Schwankun­

gen ber A la rk tla g e unterworfen roaren, eine Jrarhfoerfeuerung bebingten, wel­

che einen B erfa nb mancher 'Probukte aus abfeifs gelegenen ©ebieten nicht als lohnenb erfcheineti ließ. B ie Aotroenbig*

keit, bie K ransportkoften möglichff ju oerringern, hatte bie Kntffehung lanb*

roirtfchafflich bebingter inbuffrieller A e * benanlagen zur golge, welche ber 'B e r*

arbeitnng unb Berebelung ber K rjeug*

niffe bes Bobens bienten.

Unterfucht man bie räumliche B e r - teilung biefer önbuftriegruppen, fo fä llt faft ftets ein gan? bejeichnenber Unterfchieb zroifeßen bem ©ebiet roeftlich unb öftlich ber Ober ins Auge. 'B ie l­

leicht ift biefer am beutlichften aus­

geprägt bei ber Lage ber lanbroirtfchaft*

liehen kartoffeloerarbeitenben ‘B r e n ­ n e r e i e n , welche in ‘Borpommern faft oöllig fehlen, auch in ben Kreifen 'Dem- min unb A nklam noch fehr feiten finb, bagegen nicht nur im füblichen K eil ber K reife Aanboro unb ©reifenhagen, Jon*

bern oor allem im ganzen hinterpom m er- fchen ©ebiet bes Höhenrückens unb fei­

ner feeroärtigen Abbachung eine ganz auffällige Häufung teigen; nur bie eigent­

liche Küftenjone, etroa oon S tolp über Köslin — ©reifenberg — ©ollnoro bleibt

(14)

Bcfd)äftigung in ôcnpommcrfdjcn ProôuftionsgütErinôuftrien.

© driftete ^rbciterftunöcn ©cpt. bis © ft. 1933 = 100

Die Diagramme acranfdiaulidicn Mar unD einDeutig, Daß auch in Den pammcrfchen JnDuftric3ioeigen feit Dem Aufbruch Des 3 . Reiches eine ftetige AufmärtscntioicMung cingcfctjt hat. Dicfe günftige Cage Der Jn~

Duftric inirD fleh auch ipcitcrhin halten unD Darüber hinaus, taie 3U erhoffen ift, noch oorteilhafter geftaltcn.

Diagramme vom Amt fü r Technik der Provinzial- Verwaltung

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baoon ausgefcbloffen, jw eifellos eine golgo bes bier ftärker oertreteuen 'An­

teils m itte l- unb kleinbäuerlichen B e - Jitjes an ben lanbroirtfcbaftlichen B e ­ triebsgrößen unb oermebrter © rü nlanb - m irtfcßaft gegenüber bem überwiegenben K artoffelanbau in ben ©ebieten m it uäbrftoffärm eren Böben. Umgekehrt finb bie gewerblichen Brennereien, welche auf bie B erw ertung oon ©etreibe eingeftellt finb, ausfcbließlicß auf S te ttin unb BÖeffpommern (Bicßtenberg * granjburg,

Bebenbefriebe faft oollftänbig jurück;

gewerbliche Anlagen größeren B u s ­ maßes finben fich nur in ben Stabten (©rimtnen, S tralfunb, längs ber cPeene), wäbrenb ber engere Unteroberraum eine Blifcßung ber gorm ber gewerblichen Einlage unb bes lanbwirtfchaftlichen Bebenbetriebes je igt: ju ben größeren K artoffelflockenfabriken in 'pafew alk, Bltbam m , 5ricbrtcfc>sthal unb Klütjom kommen in ben Kreifen ‘p y n h unb © re i­

fenberg eine Beiße weniger bebeutenber

‘p ro o in j oerbanken, finb auch bie Z u c k e r f a b r i k e n , bei benen fre i­

lich m it Bückficßt auf ben ferner tra n s ­ portablen B o b fto ff auch hie B e rk e h rs ­ lage eine ausfchlaggebenbe B olle fpielt.

©s ift baher oerftänblich, wenn bie 3uckerfabriken einerfeits inm itten ber bebeutenbften Bübenanbaugebiete ( B o r ­ pommern, 'p y riß e r B3eijacker), anberer- feits entweber an einer fchiffbaren BSafferftraße (bie UDeene fü r ©etnrnin, Bnklam , Jarm en; bie Ober fü r Scheune

gucferiniuftrie: fjerfMung oon $ut3u<fcr

© reifsw alb, 'Demmin) befchränkt, bie BSeinbrennereien auf bie Stäbte S tettin, S tralfu nb unb B augarb.

© an; ähnlich oerteilt ift eine weitere auf ber K arto ffelernte aufgebaute <3n- buftriegruppe: K a r t o f f e l f l o c k e n - a n l a g e n u n b S t ä r k e f a b r i ­ k e n . B e i ben erfteren liegt bie B ie h r- jaßl ber Bnlagen, bei benen es fich tneljt um B etriebe kleinerer bis m ittlerer B erarbeitungsfähigkeit hanbelt, im öft- lichen ©eil 'pommerns, etwa oon B a u ­ garb ab, m it befonberer §äufung im

©ebiet jwifchen Stolpe unb S?eba, bas auch öurch ftärkften K artoffelanbau ßer- o o rtritt. B3ieberum bleibt bie oorhin genannte Küftenjone oon K a rto ffe l- flockenfabriken naheju frei, ebenfo ber K reis B ü to w unb ber größte ©eil bes Kreifes B eu ffe ttin . Sn Borpom m ern ba­

gegen treten fie als lanbmirtfcbaftliche

Bnlagen, wenn auch in geringerer Bn=

jaßl als im öftlichen 'pommern. ©ie Stanborte ber S tärkefabriken befcßrän- ken fich m it Busnahme oon Coiß an ber Beene unb oon S tolp in Offpommern faft ausfcßließlich auf bas m ittelpom m er- fche Kartoffelanbaugebiet öjtlicß ber Ober; ju ber außer K arto ffelftärke , Stärkejucker unb -firu p auch ©lukofe e r- jeugenben g a b rik in B ltbam m treten bie jwifchen ber 3fma unb bem Oberlauf ber Bega gelegenen ©roßbetriebe in B augarb, Üabes, 3anikoro, Blüggenhall unb Saffenhagen fowie eine Beiße klei­

nerer Bnlagen (B aaßig, 3em lin u. a.) unb eine B n ja h l oon geuchtftärkefabri«

ken, beren ©rjeugniffe größtenteils in B ltbam m weiteroerarbeitet werben.

B oh ffo ffftä nb ig wie bie oorgenann- ten Snbuffriegruppen, bie ihre © n t- fteßung bem ftarken K artoffelanbau ber

unb bie 3uckerraffinerie in S tettin) ober in unm ittelbarer B ähe ber See ( S tra l- funb, B a r th —• leßtere ju r 3 e it noch nicht wieber in B e trie b ) liegen, ©ine Busnaßme oon biefer günftigen B e r - kehrsoerbinbung bilben nur bie 3 uck e r- fabriken in Klüfjom , griebricßsthal unb

©reifenberg, ©aß fich in yanj Oftpom- mern 3uckerfabriken nicht finben, ift in ber §auptfacße nicht auf bas Sehlen bes fü r Bübenanbau geeigneten Bobens jurückjufübren, fonbern auf bie klim a - tifchen B e rh ä ltn iffe unb ben burcß fie bebingten geringen 3uckergehalt ber Büben.

©aß bei ben auf bie Canbwirtfchaft jurückgehenben Snbuftriegruppen rein jahlenmäßig bie B lühlen unb Blolkereien fta rk heroortreten, bebarf keiner befon- beren ©rwähnung. BSäßrenb bei ben B l ü h l e n fü r ben S tan bort frühe r bie

(16)

ü n ö u f t r i o n

Hutomobilinbuftric: Montagehalle

Saljfäureanlage Der Chemifchcn Prabuhten-fabrih, Pommcrcnsborf-ITIilch

Elehtrifcho Energie: freiiuftftation F o , ' : Pom.i Lit-

Die runb 5 Ulillioncn fflenfehen, biß wir feit

unferer fflachtübernahme in Öen nationalen

flrbeitsprojeß einglieberten, bebeuten, baP wir

an jebem Arbeitstag burdifchnittlich breipig bis

oierjig Ulillioncn Arbeitsftunben bem beutfdien

öolhe mehr gegeben unb bamit für es gerettet

haben. Ganj gleich, für welche ieiftungen biefe

Arbeitskraft im einjelnen oerbraucht wirb, im

ganjen fdienkten wir ber llation bamit in

(17)

i n

P o m m e r n

Bohrifdi-Brauerci: flafdicnbiorabfüllung

3ementinbuftrie: fnbrihonfidit

einem Jahre Die Ergebnjffe oon runb neun miiliarben Rrbeitsftunben.

Oiefe gigantifdie iciftung, bie (ich auf unfere gefamte nationale ßrobuhtion oerteilt, hommt nicht etwa cinjelnen ITHUionären jugute, fonbern fie hilft insgefamt bireht ober inbireht mit an ber Derbefferung ber allgemeinen Lebenslage unb bamit an ber Cxiftenj unferes Dolhes. Der führer auf bem „Parteitag ber freiheit"

Schiffbauinbuftrie: frachtbampfer im Bau

Cytaty

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£anösmannfZaft öer Pommern in Roffotf. Dor Beginn unferer Diertelfahresßauptoerfammlung am 5. SafZ, in einöntcfsoollen ¡Dorten öer ©uöetenöeutfZen unö öer

;u einem ber Unfrigen gemacht, © in U rte il über fein bicßte- rifches Schaffen ift angeficßts ber D erbreitung feiner D3erke unb bes DSiberßalls, ben biefe

Straßlenbe gerbfffonne liegt über boutjeßem Panb. roill faft kein Enbe nehmen. Eine herrliche PBocße feinften Segelfliegerlebens lag hinter m ir, eine PBocße ooll

fchroiegen roerben, baß manche feiner Schlußfolgerungen aus ben ©rabungsergebniffen oon 1934 auf gebturfeilen unb irrigen Porftellungen über bas in W ohin

©runbe ber Cutberfcben ©laubenslehren ficb aufzubauen. Jreilicb bauerte es noch geraume 3 eit, bis bas neue Kirchenroefen ganz beimifch in 'Pommern rourbe unb

ßen ©ebanken oor Gugen geffellt roerben.“ Der ©eift bes GJagemutes, ber Opferbereitfcßaft unb mannhafter ©reue im Gerein mit einer fpanneuben äußeren §anblung

Canbsmannfchaft ber ‘Pommern in ‘Pofsbam. Dann hielt ber erfte Borfißenbe, Cbsm. Bach biefem m it großem B e ifa ll aufgenommenen erffen S eil kam bann ber grohfinn

‘P a ffo r, hmaus?ogen unb fich auch gefchloffen anfiebelten. Buch hier roaren es erft fepr fchroierige B e rh ä ltu iffe , m it benen bie Busroanberer ju kämpfen