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Das Bollwerk : die NS Monatszeitschrift Pommerns, 1938 H 11

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Academic year: 2022

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(1)

*

Die Fischer vom

Salesker Strand

»

Erzählungen v. H. F. Blunck Ulrich Dunkel, H.W.Kubsch, Inga Mertens u. v. a.

S T E T T I N

N O V E M B E R 1 9 3 8

Herbstabend am Haff Aufn.: Teschke

(2)

N icht im m er haben Sie so vie l Z e it, um in Ruhe und Beschaulichkeit Ihre Z e itu n g zu lesen, denn Ihre F re izeit ist durch A rb e it b e g re n z t, und da h e ifjt es „schnell lesen"

und das W ic h tig s te aus dem G eschehen des Tages herausfinden.

A n solchen arbeitsreichen Tagen m erken Sie erst, w ie übersichtlich und g u t g e o rd ­ net d e r Inhalt d er „Pom m erschen Z e itu n g "

ist. Ereignisse, d ie Sie nicht übersehen d ü rfe n , sind besonders h erausgesfellt und durch S chlagzeilen kenntlich gem acht. Da­

durch e n tg e h t Ihnen nichts — ein Blick g e n ü g t und Sie sind „im B ild e ".

ü b e rz e u g e n Sie sich doch einm al selbst vo n d e r a k tu e lle n „P o m m e rs c h e n Z e itu n g ".

W ir liefe rn sie Ihnen 6 Tage ko sten frei.

Ein A n ru f unter 2 58 91 g e n ü g t schon o d e r aber Sie g e b e n Ihre A nschrift in e in er unserer A n n a h m e ste lle n in d er Stadt auf.

Die Z u ste llu n g e rfo lg t dann am nächsten M o rg e n .

Es lo h n t sich b estim m t, tä glich d ie le b e n ­ d ig e , übersichtliche und re ic h b e b ild e rte

lOommctftttc T riz a ttm

zu lesen! Sie ist d ie Z e itu n g m it dem w eltu m sp a n n e n d e n N achrichtendienst.

¡Die ¿Kunst * s ^ elSC Z u verstanden se,n

Doch w arum sollen Sie sich m it den V o r­

b e re itu n g e n Ih re r U rlaubs- o d e r Erho­

lungsreisen p la g e n !

B edienen Sie sich doch unseres neuen K undendienstes, des

Reisebüros d e r

Pom m erschen Z eitu n g

Seine H a u p ta u fg a b e besteht in d e r Bera­

tu ng und V e rm ittlu n g vo n Gesellschafts­

reisen.

H aben Sie einm al einen Versuch m it ein er G esellschaftsreise gemacht? D ie V o rte ile d e ra rtig e r Reisen sind e in le u ch te n d : Sie reisen m it b e s o n d e re r Fahrpreiserm ä­

ß igu ng , w e rd e n besonders p re is w e rt und doch sehr g u t und b e q u e m untergebracht.

Nach B e lie b en fin d e n Sie a ngenehm e Rei­

segesellschaft, d e r Sie sich anschließen kö nn en , und fro tz d e m w ird Ihren p ersön ­ lichen W ünschen k e in e rle i Beschränkung a ufe rle gt.

U nd d e r gro ß e V o rte il g e g e n ü b e r d e r Ein­

zelreise ist d ie K ostenfrage. Sie können im voraus ü b e r Ihren R eisefonds genau d is­

p o n ie re n , fin d e n alles für Sie v o rb e re ite t und haben k e in e rle i u n e rw a rte te M e h r­

kosten zu b efürchten.

Kom m en Sie einm al zu uns und lassen Sie sich v o n uns b erate n , es v e rp flic h te t Sie zu nichts, denn

unser Reisebüro ist f ü r S i e d a !

M achen Sie vo n unserer neuen Einrichtung recht b a ld G e brau ch ! W ir w ü rd e n uns freuen, Sie b erate n zu dürfen.

(Reisebüro der

pom m erschen L e itu n g

S te ttin

Breite S tra fe

51

Fernruf: 2 58 91 Vertretung

der Hamburg-Amerika Linie

Vertretung des Mitteleuropäischen Reisebüros (MER 2a)

(3)

M O N A TSZEITS C H R IFT FÜR NATIO NALSO ZIALISTISCHES GEISTESLEBEN IN PO M M ERN

9. g # | t ! 0 « n s S t e t t i n / ß o o e m b c

Sporte ju t erften (Bro^öcutfc^ett löudjtoodfc

B a s öcut[cf>e Buch ift ©piegel der deutfcßcn ©eelc, ift unermüdlicher Reifer im TagesoerE

6 er Hation/ ift treuer Begleiter im Hingen um unfere ©emeinfeßaft und um das Heid), ift ©treiter für deutfeße Rrt und ©cltung in der iüelt. Rlo'ge die EOocße des deutfcßcn Bucßes 1938 toiederum 600 iijre daju beitragen/ dem heutigen BolEe gum Bejoußtfein gu bringen; toelcße unermeßlichen töerte C 0 in feinen Büßern befißt. Bas Buch gebe ins BolE ßin=

au$ 0(0 geiftige Süaffc 6 er neuen fielt. B r. © 0 e b b c l s.

(Bs gehört ba^u, daß eine Station fieß felbftdn

6 ig fühle; toenn fie fid) frei cnttoicEeln foll; un 6 nie hat eine £ite=

ratur geblüht; ohne 6 urd) 6 ie großen Sttomente 6 er Ejiftorie oorbereitet getoefen ¿u fein. 0 0 n K a n E e.

B a s fin

6 6 ic rechten £efer, 6 ie mit un 6 über 6 em Buche dichten. Benn Eein Bicßter gibt einen fertigen Bimmel; er ftellt nur 6 ie £jimmclsleiter auf oon 6 er feßönen (Erde. Eöer nicht 6 en STtut oerfpürt; 6 ie lofen, gol 6 enen ©proffen ju befteigen; 6 em bleibt 6 er gehcimnisooUe Bucßftobe etüig tot; un 6 er täte beffer; gu pflügen un 6 ^u graben; als fo mit unnüßem £efcn müßig 3 U gehen. 3 0 f c f oon € i c ß c n d o r f f .

B ie Bietung ift oölfifcf), ift Befiß eines BolEes toie (Erje, toie ^oßle, wie Süald un6 §eld. ©ie gehört allen 6enen;

6ie Unruhe un6 ©eßnfucßt nach ißr tragen; allen 6cnen ift fie auch Troft, fylfe, ©cßuß, Bereicherung; BeglücEung;

Befrie6igung; ©etoinn. ß a n n s 3 0 ßft-

iS^elchoc deutfeße ©d)riftfteller mied nicht mit befeßoidener Trauer gefteßen, 6 aß er oft genug nach ©clegenßeit gefcuf 3 t habe; früher 6 ie (Eigenheiten feines originellen ©enius einer allgemeinen Hationalfultur, 6 ie er leibet nicht oorfand, ju unterwerfen? Benn 6 ie Bildung 6 et höheren klaffen 6 urcß fremde ©itten und ausländifcßc Literatur; fooiel Borteile fie uns auch gebracht ßat; hinderte doch öen Beutfcßen; als Beutfcßer fid) früher ?u

entwicEeln. © 0 c t h c.

^¡¡cß habe im Berlaufe meines Gebens gelernt; daß die Bicßter, wenn fie es im rechten ©innc find; gu den größten Süoßltätern der Rlenfcßßeit 3 U reeßnen find, ©ie find die Priefter des ©cßönen und ocrmitteln als folcße bei dem fteten tüecßfel der Jtnficßtcn über SDelt, über Hlenfcßcnbeftimmung, über RlenfcßcnfcßicEfal und felbft über göttlid)e Bingc das ewig Bauernde in uns und das allzeit Beglücfende. ©ie geben uns im ©ctoande des Heises, der nießt altert; der fieß einfach ßinftellt und nießt richten und oerurteilen toill. Und toenn aueß alle fünfte diefes ©öttlicße in der ßoldcn ©eftalt bringen; fo find fie an einen ©toff gebunden, der diefe ©eftalt ocrmitteln muß. Hur die BicßL Eunft ßat beinahe gar Eeinen ©toff mehr: ihr ©toff ift der ©edanEe in feiner weiteften Bedeutung; das Süort ift nießt der ©toff, es ift nur der Träger des ©edanEens, toie etwa die £uft den ßlang an unfer ©ßr führt. Bie BicßtEunft ift daßer die reinfte und ßbcßfte unter den fünften. R d a l b e r t © t i f t e r .

t 1 9 3 8 e f t 11

(4)

V O N W E R N E R D I T T S C H L A G

3 ílftf)ní$et M t áíofr k t Bmtfät

(Jortfeßung aus ber ©ftoberfolge)

Der © treit um Me Dolfsgugeljorigfext bes Öeit ©toß, non 6er etnftßafien iöiffenfdjaft Polens un6 Deutfcßlanbs längft entfcßieben, bat, abgefeiten non manchen ßineingetra»

genen ©cßärfen, 6ie febod) ein Kampf ftcts leicßt erzeugen fann, ein außerorbentlidjes frud)tbares JTioment 311m Üorfcßein gebracßt.

©erabe am Beifpiel 6es nürnberger Bteifters ift 3U etfennen, rote 3roei riadjbaroölfer ficß gegenfettig helfen un6 ergän3en tonnen. 3m=

mer roerben in frieblidter Aufbauarbeit, ins»

befonbere Hadtbaroölfer, geben unb neftmen muffen, febes nacß feiner A rt unb feinen Säßigfcitcn.

Ps ift haftet bcfonbers finnoolt, in biefent 3ufammeni)ang auf bie f)iftorifd) begrünbete, ber tüürbe bes potnifdjen unb beutfcßen öol»

fes in febet tüeife entfpredjenbe politifcße, fulturelle unb roirtfdtaftlidte ©emcinfcßafts»

arbcit groifdtcn unferen bciben ilacbbarftaa»

ten ftinsuroeifen. Söas fdton lange cor öeit

©toß begann, non iftm fortgefüftrt unb non anbeten weiter ausgebaut rourbe, tft fjeute nod) Iebenbige ©egenroartsaufgabe. Der Jeftnfaftrespaft, bas STtinberßeiten» unb Preffeabfommen auf politifdjem unb roirt»

fdtaftlidtem, bie Arbeiten ber potnifd)=beut=

fdten ©cßulbücßetfomniiffion auf tutturellem

©ebiet gelten als beugen unb (Erfolge einer 00m gegenfeitigen guten iüillcn getragenen

©emeinfeßaftsarbeit 3roeier ©taaten, beten öölfer fulturell erheblich miteinanber per»

floeßten finb. „Eöeiter, als bie politifcße Utacßt bes beutfcßen Königs unb Kaifers reieftte, ftrömte im ÍTÍittelalter beutfeße Öoltstrafi nad) bem ©fíen . . . Bereits bie erften pía»

ftenfter3Öge im 10. 3aftrftunbert roaren mit beutfeften Jürftentöcßtern oermäßlt, in beten

©efolge beutfeßes ifofgefinbe unb beutfeße B itter nad) Polen tarnen. Hoc!) beute ragen in ©übpolcn bie Buincn alter Burgen, be=

ren Barnen: Babfätyn (Babenftein), ©Ifstyn (ifolftein), Btelfgtyn (Utolftein), C3ornf3tyn Qornfteín) non ¡bren beutfeben ©rünbern unb erften Befißern fünben" (©imoleit, ©ftbeutfcß»

lanb unb ©fteuropa, ©fterroieef a. fjarg, 1937, ©eite 61—62).

3n ber fpäteren ©ntwicflung bes polni»

fd)en ©täbteroefens fpielen bie Deutfcben eine ßetoorragenbe Bolle unb bilben, blutsmäßig gefeben, „beute einen Beftanbteil ber aller»

böcßften ©cí)i(bíen bes polnifdjen Patrijier»

tutns” (C3efanorofti, 3arys antropologfi P o lffi, 1930). Wer benft beute nocß batan, baß ber Deutfcße Jriebricß ©dßlling (por

1502) bet ©djopfer ber polnxfdjen Papier»

inbuftrie ift? föer tennt bie Deutfdten Ubal»

rieb $rantenftein unb 3°b Breitfuß, bie ßrr- ttorragenbften Burgen» unb.Seftungsbauer po=

lens im 16. 3obrbunbert? Der Pole Srücf»

ner bebt b^oor, baß bas „ßeimifeße ©cßul»

roefen oßne Hoffnung auf Befferung weiter baßinoegetiert hätte, wenn ibm bie Befor»

mation nid)t neues Heben eingebaudjt hätte” .

— ,,©d)ilier” , fo befennt ein polnifcßer Hite»

rarbiftorifer (©ubrynoroic3, ©cßiller in Po®

len, 1916), „ift ben Polen in ben Pagen ber Unfreiheit roie ein glüctoerßeißenbes ©eftirn am Firmament erfeßienen. ©eine Dichtungen haben ben oersagten bergen neuen B lut ein»

geflößt unb mit basu beigetragen, baß bas potnifeße ö o lt bie Page ber Unfreiheit er»

tragen tonnte.’' (Ubetfeßung aus: £ücf, a.

a. ©., ©eite 402.) pdnifdje ©elebrte Be»

geießnen ben Deutfcben 3ofepß iaoer ©Isner (1769— 1854) als „ben ©djöpfer ber polni»

feßen iTtufit” .

Jum erftenmal orbnet ©otlieb £inbe, ein 1771 in Pborn geborener Deutfcber, ben

©praeßfeßaß bes polnifcßen Öolfes. Der be»

reits ermähnte Pole Brücfnet, ber Hinbe ausbrüdlicß als Deutfcben beseießnet, urteilt über beffen töerf, baß feßon „125 Jai)ve oer»

Poll inneren Busbrucfs finb bíefe Jigurcn bes großen beutfcßen Biltfcßnißers in ber Krafauer Sltarienfircßc

342

(5)

gangen feien, u n i 6er Eöert 6es ßiftorifcßen Eöörterbudfes fei unoeränbert; nichts ßabe es ?u erfeßen oermocßt.” 3IIs 6er „polnifcße

$id)te” unb „öater 6er realen Biißtung in 6er ©efd)i<ßtsf<ßreibung Polens" wirb bet Deutfcße 3oacßim £elewel (£oelßöffel, 1786 bis 1818) bejeid)net. ©benfo wenig befannt ift 6er Dnbuftriepionier Peter ©teinfeller, ebenfalls ein Deutfcßer (1799— 1854), bev neben £ubienfti 6er Begrünbet 6es großen

©ifenbaßnbaues Eöarfcßau— EDien, ©roßin=

buftrietler un6 ©cßopfer einer Dampffcßiffaßrt auf 6er Eöekßfel ift. Becßt metfwürbig, baß

„Polens beliebtefter pcimatbicßter im 19.

3aßrßunbert” aud) ein Deutfdjer war: Din=

?en? Pol (Poßl, 1807— 1872). Don größter Bebeutung mürbe „ 6er öater 6er mobernen polnifcßen öolisfunbe” , 6er Deutfdje pein=

ricß ©sfar Dolberg (1814— 1890), 6er aus eigenen ETCitteln als ein „Biefe an 31rbeits=

fpannfraft un6 Jößigfeiten" 6as 37bänbige EDerf „£ub” ( = 6as öolf), ein ©eelenbüb 6es polnifcßen öolfs fcßuf. (Ein Deutfcßer, Sari ©cßeiblet (geftorben 1881), würbe jum

„Öater 6er © ta6t £ 063", 6er „©tabt 6er 31rbeit", un6 jum Pionier bet polnifcßen

©roßinbuftrie, ber erfte ©rganifator 6es 31r=

beiterfcßußes, ber Efranfenoerficßerung unb ber EDaifenfürforge. 3lls „Polens größter Denier im 19. labrfiunöert” wirb ber Pßilo=

fopp 3ofepß poene (Eöronffi), aud) er ein Deutfd)er, gefeiert.

Das alles finb ©atfaeßen unb Elteilenftcine in ber ©ntwicflung polnif<ß=beutfcßer 31ufbau=

arbeit, ©ebanfen, bie am Beifpiel bes öeit

©toß lebenbig werben, ber ein leueßtenbes

©innbilb für bie lebenblge Etulturoerbunben=

ßeit ber beiben öölfer geworben ift. Den 31b=

Jcßluß biefer notwenbigen Betrachtung mögen 3wei polnifdie .©timmen bilben; ber polnifcße Pofitioift P rus (©lowacfi) fdjreibt in ber

„ffiajeta P olffa" (1901) übet bas Öerßält=

nis Polens ju Deutfcßlanb ein ebenfo ßetr=

fießes wie eßrlicßes EDort, bas allen, bie guten Eöillens finb, neuen B lut für eine tapfere gu=>

fammenarbeit ?u geben oermag: „ETlit bem beutfeßen ö o lf batten w ir immer bie aller=

beften Begießungen, öon ißm übernaßmen w ir ben gotifepen © til in ber Baufunft, bie

©dmißerei, eine ERenge ©eräte, ©efaße unb panbwerfsseuge, eine ERenge wiffenfcßaft=

lidjer Senntniffe, bie panbmerfe unb bas ©e=

werbe, ben panbel, niete ©ebräudje, piele

©rganifationsformen . . . ©cßämen w ir uns ni<ßt ber EDaßrßeit: biefem eblen öolfe oer=

banfen w ir ben größeren ©eil unferer lifation. 311s ©egengabe bafür befaßen bie fid) unter uns anfiebelnben beutfeßen Be=

woßner ausnaßmsmeife Ptioifegien unb bie länblicßen Soloniften große ©rleidjterungen.

Eüie fic fieß aber unter uns gefüßlt ßaben, bas möge bie ©atfaeße bezeugen, baß punbert=

taufenbe pon Deutfcßen freiwillig oßne feg=

li(ßen ©eßein ber Bebrücfung unfer Öolts=

tum angenommen unb — fagen mir bas laut ßeraus — uns bie allerbeften 31rbeiter unb bie adjtbarften Bürger gefeßenft ßaben.

llnfere ©rbe würbe für fie eine gute ERutter, unb fie für biefelbe gute ©ößne.’’ Dies be=

ftätigt Dabfowffi, wenn er fagt: „Der Deutfcße in Polen ßat fid) aifo bas fjeimat=

öeit ©toß: ßopf bes Jtnöeeas (©etmanifeßes nationalmufeum, Nürnberg)

reeßt in biefem £anbe burd) eßrlicße 3trbeit perbient, abgefeßen baron, baß bie pofnifeßen

©inwanberungsprieilegien ißm ftets eine ge=

redite Bcßanblung feierlid)ft potfproeßen ßaben." (Überfettungen aus: £ücf a. a. ©.,

©eite 451—452.)

£ebenst»erf unb ßünftlcrfum.

3m fiacßbatlanb Polen, ju bem taufenb=

faeße 5dben unb feelifcße Derbinbungen 00m Beicß füßren, ßat ber große beutfeße Öeit

©toß feinen EDeltrufim begrünbet unb fein

gewaltiges £ebensmcrf begonnen, ©t war — man möcßte faft fagen —■ faßt ein „hom o u n iv e rs a lis “ , eine£eonatbo=ilatur, ein ERann ber allfeitigen patib. ürfunblicß als „ftain=

ßauer” eingetragen, mirfte er in pollenbctcr unb großartiger Eöeife als poljfcßnißer ?u=

meift unb am genialften, fobann aber aueß als Bilbßauer, ©rjgießer, Efupferftedjer, ©opo=

grapß unb ERaler. über bie feltene öielfeitig*

feit berießtet fleubötffer: „Diefer öeit ©toß ift niißt allein ein Bilbßauer, fonbern aud) bes Beißens, Sfupferftetßens unb ETtalens oer=

343

(6)

ftanötg gewefen. . . ©r i>at aud) felbftert mi<ß eine ganje Plappam feßen lagert, Me er oon crßößtcn Sergen u n i gemeierten

©afferflüffen, fammt ¿er © täite u n i

©älieterßößungen gemacßt ßat."

© ie ©äulen u n i ©iganten ragen irc i

©cßöpfungen aus iem ©efamtwerf ¿es Pfeiffers ßeroor: Per „Srafauer Plarien*

altar" als fugenifraftooller Purcßbrucß —•

¿er „©nglifcße ©ruß", 6ie ©(ßöpfung aus

¿er Keife* u n i läuterungsperioie ¿es Zünftlers — u n i ias ©pätwcrf „Bamberger P lta r” . © ie feil man Me M oniere 2trt feiner Parfteilung fennjeidjnen? — Plan muß in fein leben ßineinlaufcßen u n i feine ©erfe flauen; ienn wie Me ©eele ¿es ©(ßöpfers ift aud) fein © e rf befdjaffen. Die ftol^e Sörperßaltung feiner ©eftalten fä llt iem un*

noreingenommenen Betraißter oßne tneiteres auf. Das ift ein gutes ©rbteil ¿eutfißen Pfenfcßentums. Sei einer weiteren Der*

tiefung bcmcrft man Me Sraft im Jiusirucf

— ja, einen „iramatifcßen p u ls ", ¿er fid) 3U*

weilen ju einer unrußigen fjaft, fa, ?u ßeißer

©rregbarfeit ?u fteigern fcßeint. ¿Dar ¿er Pfeiffer io<ß ein Ptenfiß, ¿er wenigftens eine lange M t ßiniur<ß „feinen ©eelenfrieien”

fannte u n i Pag für Pag Me für ein fünftte*

rifcßes ©cßaffen fo unbeMngt notweniige innere JretßMt aufs neue ertroßen u n i er*

ftreiten mußte. Per Sünftler war ein ecßter 3euge u n i üertreter ¿es ferngefunien ieutfcßen Bürgertums; fein © e rf atmet, aufs

©anje gefcßen, fampfbereite, männlicße Sraft. Purcß u n i iurd) felber ein Kealiff, 3eicßneten fid) feine ©cßßpfungen aiuß iurd)

©irflid)feitsnäße u n i Paturgemäßßeit aus.

211s beifpielsroeife ¿er Sönig non Portugal Me beiien Figuren „2Iiam u n i ©na” nom Pfeiffer Öeit erßielt, ßat er ficß bei ißrem 2inbli<f „entfeßt", fo lebenswaßr u n i natur*

geredft war Me Sunft ¿cs nürnberger Sünftlers.

Per „Srafauer Plarienaltar" ßat Me Der*

ßetrlidmng, ©ob u n i ©rßoßung ¿er ©ottes»

mutter 3um ©runigeianfen. ©s ift all*

gemeiner mittelalterlicher Sraucß, jwei ober amß meßrere ©reigniffe in einem gemein*

famen Kaum ju r Parfteilung 3U bringen,

©äßreni nad) moiernem fünftlerifcßem ©e=

bot ©efcßeßen, Kaum u n i M t eine ©an3ßeit bilien müffen, oerurfacßt nad) mittelalterlicher fluffaffung ias Auftreten meßrercr ©e*

fd)eßen in einem Kaum fein M e iß e n u n i feine ©torung ¿er ©inßeit. ©o läßt aucß Me geniale Parftettungsfunft Pfeiffer öeits ias ©mpfinicn eines Pfangels an ©inßeit gar nicht auffommen.

Pie 21rbeit ¿es Plarienaltars wäßrte ins*

gefamt 3wölf Daßre. Pie pöße ¿es 2lltar=

fdfreines mißt immerßin 7,25 Pieter, Me Breite 5,34 Pieter. Per ©cßrein öffnet fid) 3U etwa 11 Pieter ©efamtbreite; bis 3U 2,80 Pieter firri Me Figuren ßoeß. linienßolB bildet ien IDcrfftoff.

3n ie r M t non 1517 bis 1518 Jcßuf Seit

©toß Me üerfüniigüng ¿es ©ngels an Pfaria, ien fogenannten „©nglifchen ©ruß”

in © anft £oren3 in Pürnberg. 21nton ©ueßer ßatte ißm ien 21uftrag für ias © e rf gegeben.

Per ©ngel u n i Pfaria werben iurd) einen analen Kofcnfrans, umraßmt, auf iem Me

„fieben 5teiricn Plaricns” iargeftellt find.

Pas ©an3e maeßt ien ©iniruef ¿es ffie*

fdjloffenen, bei iem fi<ß ¿er Sünftler bis 3um

©iefinnerffen iureßgerungen ßat. Onnerfte Bewegung, ßeilige ©rgriffenßeit u n i groß*

artige Plonumentalität, Me noeß freier u n i erßabener 3U fein fd)eint als bei ien Srafauer Jiguren, 3ci«ßnen ien „©nglifcßen ©ruß" aus.

„P ie ausftatternien ©ewänier geßören 3um Kaufcßeniften, ias ©toß gefeßaffen ßat, aber

¿er ©ngel u n i Me Pfaria aueß 3u feinen innerlitßffen ©eftalten" (Pie ©roßen Peut*

Jcßen, a. a. ©., ©eite 341).

Plan<ßerlei ©erfe ßat Deit ©toß 3wiftßen

¿er Srafauer ©roßf<ßopfung u n i iem fpäteren „©ngelsgruß” geßßaffen. Pie Jigur

¿es heiligen Kocßus in ©anta 21nnun3iata nannte ¿er Kenaiffance*3taliener öafari, ¿er ein großer Senner war, ein „© u n ie r in fjo ls” . © eit über Pürnberg, Polen u n i

©(ßlefien war Pfeiffer ©toß geraiesu „eine Pfadp" geworben, ©ein eigener ©oßn, Pr.

Pnireas ©toß, ein Sarmelitenprior, ner*

fdtaffte ißm, iem greifen Sünftler, ien 2Iuf=

trag 3U feinem leßten © erf, iem „Barn*

berger Slltar” , ien er in ¿er M t non 1520 bis 1523 eigenßänMg Jcßnißte. ©ine un=

beiingte üolfstümlußfeit u n i © irfliiß fe its*

näße find befoniere Senn3ei<ßen feines leßten

©erfes, bei iem Me Sörperßaftigfeit ¿er

©Melgeftalten ias Pfalerif^e ¿es M * fammenßangs nöllig nerirängt, in ben Me

©eftalten gefeßt find. Per 211tar blieb un=

bemalt, fo baß Me © irfung ¿es weießen inienßohes noll gut ©eltung fommt.

Pie © irfung ¿es Pfeiffers Deit ©toß auf feine M t u n i iarüber ßinaus fann gar nicht ßod) genug eingeßßäßt werben. Pie fpät*

gotifeße Pjotgfchnißerei erßielt in ©toß h<>ße*

punft u n i üolleniung 3ugleicß. ©as ein ßalbes 3dßißuniert etwa norßer ein Sünftler wie Ponatelto ¿er italienißßen Bilißauerei gab, jene unerbittlicße u n i reale Parfteilung

¿es © lrflid)en, ßat Deit ©toß ¿er ¿eutfeßen hol3pIaftif gebraeßt. Per Pürnberger wirfte ffarf ffilb ilie n i auf Me 3eitgenöffifcßen Sünffler. „Plan übertreibt faum, wenn man beßauptet, ¿aß ias meifte Beieutenie ent*

weier unmittelbar ober mittelbar auf Deit

©toß 3urücfgeßt. ©toß wirfte auf ien

©ften —■ in befeßränftem, Pfaße find aueß Slngarn u n i ©)ftprcußen cin3ube3ießen — wie Me lübeder Sunft auf ien Porien . . .

©laus Berg, Me ftärffte Begabung unter ien fpätgotifeßen Bilißauern lübeds, muß, wenn nicht ©d)üler ¿es Deit ©toß, fo ioeß Senner feiner © etfe gewefen fein, ©enn man Me gefcßicßtlid)e üeiftung ¿es Deit ©toß im gan3en würiigen wül, ia rf man Mefe Pus*

ftraßlungen feiner Sunft nießt oergeffen. 511s ein Peutf<ßer aus Pürnberg ßat er, eße ein großer Pmfcßwung ¿er Pinge eintrat, nod) einmal, aus ien iualiftißß beftimmten Sräften

¿es Pfittelalters ßeraus, Me fulturelle ©en=

iung ¿er Peutfißen im ©ften be3eugt” (Pie

©roßen Peutfißen, a. a. ©., ©eite 341 bis 342).

Um IDerf ¿es Pfeiffers u n i im Sünftler öeit ©toß erßielt Me 3iee ¿es ¿eutßßen Pfittelalters ©eftalt u n i Begren3ung in gleicßer ©eife.

öeit ©toß: ©ine großartige Arbeit oom Srafauer Plarienaltar A u f n . ( 3 ) : S t a a t s a r c h iv

344

(7)

itten im roilben Dünenroalb 6er ofipommerfdjen Küfte, groifchen ©ec unb ETtoor, ftänbig be6roi)t unb gurücf=

getrieben non ben roanbernben Dünen, Hegt im ©tolpet S^reis bas Dorf ©alesfer

©tranb. ©eine alten (Jifdjerfaten mit ben tief ijeruntergegogenen Dächern finb feit über 300 3f>^ren im Befitg berfelben Familien, unb troß ober gerabe roegen feiner 21rmut unb Kleinheit ift es roofjl roert, baoon gu reben.

Dem (Jremben, bcr ben „©tranb" be=

fucht, fallen fofort bie oft gerabegu cr=

ftaunlid) reinraffig norbifd)en Köpfe unb

©eftalten in ihrer ©röße unb ©<f>onf)eit auf.

Die ©rflärung für biefes infelartige Auftreten einer roingigen ungewöhnlich rein gegogenen norbifdjen „Dolfsgruppe"

ift in ber Überlieferung ber ©ntftehung bes ©alesfer ©tranbes gegeben. On einer froftflirrenben tDinternadjt um bas 3abr 1Ö00 gerieten tn'er junge fdjroebifcbe

$ifdjer bei nädjtlidjer ©isfifcherei mit all ihrem ©erat unb ihren ©dritten auf eine lofe hangenbe ©djolle, bie - ehe fie es bemerften - burd) ben einfeigenben Horbroinb feeroarts abgebrücft rourbe.

Sfalbtot famen fie nad) tagelanger ©reib=

fahrt fdjließlidj an ber oftpommerfdjen Küfte an unb gelangten nod) glücflid) mit ihrem ffeug über (Eisbarrieren unb Dünenroall in ben ©tranbmalb. (Ein (Sifdjermann ift harter als anbere ifRen=

fdjen: bie oier blieben am leben unb befdjtoffen, fid) in ber Habe ihrer lanbe=

ftelle angufiebeln. ©iner oon ihnen, ber fdjon »erheiratet mar, holte feine <$rau unb ihr aller ijab unb ©ut aus ber alten ijeimat nach; bie anbern brei aber i>ol=

ten fid) ©achter bes lanbes aus ben näcfjften ©tranbborfern. ©päterhin aber fanben auswärtige heiraten nur redjt feiten ftattj. nad) jeher blidjtung hin ift es nom ©alesfer ©tranb bis gur näd)=

ften menfd)lid)en ©ieblung eine JTteile unb barüber, mit monatelang nicht paffier=

baren EOegen, unb ba oon oornljerein bie ©tranber ausgefprodjen finberreid) roaren, heiratete man faft ausfdjließlidj untereinanber. ©o ift ber roohl rein norbifche EDudjs ber oier ©tamirroäter bis heute erftaunlid) gut erhalten ge=

blieben.

kleine blaffe ift forperlidj motjt immer fdjön. Bei ben ©tränbern hat fie fid) aber auch im Eöefen ausgeprägt erhalten.

K. ©. ©üntfjer ergählt in einem feiner Bücher, bah er einft einem norroegifdjen

©djleufenroärter begegnet fei, ber auf itjn mit feinem Benehmen unb allen Be=

megungen gemirft habe mie ein 3art.

Diefem „abligen" Benehmen begegnet man auch heute noch auf bem ©tranb.

Die STTäbdjen - gum (Teil bilbhübfch - mit gang ungewöhnlicher, geroiffermaßen

„fübler" ©ragie, bie iftänner, befonbers große fchlanfe ©eftalten mit langen fdjmalen Köpfen, mit einer berartigen

oornehmen ruhigen ©elbftfidjerheit, oieU leicht einer inneren Überlegenheit, mie fie eben nur bei gang alten, rottflid) rein gegogenen ©efd)led)tern angutreffen ift;

man fönnte ihr Benehmen ungefähr bem gleidjftellen, mie fid) ber beutfdje blomam lefer automatifd) bas IBefen eines eng=

lifdjen lo rb s oorftellt. (EDomit nun allerbings nidjt gefagt fein foll, baß bie

©tranber bie reinen ©nget finb unb es niemals Krad) im Dorf gegeben hätte.

2tud) ber phantaftifchfte lo rb in ben ©e=

fchichten hat ja wohl irgenbeinen iT3iber=

fadjer ober £jaß!)

$ür ihre Körpergröße - noch houte liegt fie bei ben ©tränbern aus ben alten Familien gmifdjen 1,80 unb 1,87 ETleter - roaren fie fdjon oor 200 3ah>-'on berühmt, unb groar bis nad) Berlin, ©ine gange Ungaljl oon ihnen hat foroohl in ber be=

rühmten „bliefengarbe" bes ©olbaten=

fönigs, als and) fpätcr beim leibgarbe*

bataillon bis hin gum 1. ©arberegiment gu ,$uß ber Dorfricgsgeit gebient. (leßte=

res allerbings nur auf tnel ^ureben ^in.

Denn feitbem es eine Kriegsmarine gibt, bienten bie ©tranber felbftoerftänblid) bort.) ©s finb nod) allerlei ©cfchidjten oon ben töerbern, bie fid) bie langen

©tranber 3ungen greifen roollten, über^

liefert. Unb roäre nicht bas EHoor als faum überroinblicher ©chußroall bage=

roefen, fo hatten bie Katen auf bem

©tranb rooljl fo manches 3aljr nur bie grauen unb Kinber beherbergt.

S45

(8)

fjäufig aber gegen 6ie ©erber, bie ja oft mit ©eroalt »ergingen, in biefem ©e=

länbe 6ocf> ben bürgeren. €0 finb ergöig=

lief)e öerganblungen überliefert groifdjen ben »erfolgten ©tränber „langen Äerls"

unb ben ©erbern, bie bei ihrer 3agb fchlieglid) in irgenbein ffioorlod) gclocft worben mären; allein formten fie fid) nicf)t aue bem fdjroargen ©tobber unb

©cf>licf befreien, unb fo liegen fid) bann bie ©tränber, behaglich auf bem troefenen b\anb ber ©toorfuhle in ber ©onne fiigenb, erft mal »on ben tiefer unb tiefer finfenben geängftigten „Derfolgern" £lr=

fet)be fchroören, cf>e fie fie berauef)o(ten.

€0 ftebt gang unftreitig feft, bag aud) nod) bie heutigen ©tränber, bie »eilig auf fid) allein geftellt inmitten ber garte=

ften unb unerbittlidiften Haturgeroalten leben, feinere Heroen unb Organe h ^ en für ba0, „t»a0 unfere ©d)ulroeisi)eit fid) nicht träumen lägt". Derhältnismägig häufig fommt bei ihnen feit alter» her bae fogenannte „greeite ©efid)t"/ ba»

üorherfehen »on ©obesfälleti u. ä., »er.

(©ine Begabung, über bie fid) bie ©)far=

rer nie gang fia r geworben finb: ftammte fie nun aue ber ©eíbengeít, mar fie ein

©efdjenf bes ©eufels, ober mar fie eine gebeímníeoolle ©abe ©ottee?) kluger bem

„groeiten ©eficht" ift eine ähnliche Be=

gabung bei ben ©tränbern angutreffen,

»on ber id) fonft nod) nichts gehört habe, iln b groar ift ba» ber „©otenruf", ber aber fdjeinbar nur bei ©tännern »or=

fommt. Üielleidjt ift ba» eine 5lusroir=

fung ber für lanbmenfdjen faum »or=

ftellbaren ífamerabfdjaft unb bes ©uf=

einanberangeroiefenfein» ber ©eeleutc.

$ür ben ©eemann ift roohl bas ©teer ein ehrenoolles ©rab; aber er mug bann auch mirflid) auf bem ©teeresgrunbe ruljen, fein Körper barf bann nicht an ber

©üfte entlang treiben unb an ben ©tranb gefchlagen roerben. © er ben „©otenruf"

hört, ben gief)t e» plötglich am fyetten

©tiitag ober in bunfler flacht an ben

©tranb, borthín, roo bie leíche bes frerm ben ertrunfenen Hamerabcn »on ben

©eilen fmi= unb hetgetuorfen roirb; ber

©ote ruft ihn, bannt er bafür forg'e, bag ber ©örper begraben roirb.

Üerbürgtermagen (bie eingelnen ©at=

fachen finb in ben Elften bes ©eeamtes feftgelegt) hat fold) ein „©otenruf" aud) einmal einen lebenben gerettet. 3m 3af)re 1920 rig fich in fchroerem ©inter=

fturm auf ber f)öbe bes ©alesfer ©tran- bes ein groger leichter, ein $rad)tfahn

»on 70 ©teter länge, aus feinem

©d)teppgug los, fenterte unb blieb fo an ber áüfte liegen. Oie Befolgung ertranf unb rourbe halb angetrieben, ©in ©trän=

ber (Jifcher aber, ber ben „©otenruf"

hörte, fagte »on oornherein, bag aud) in bem gefenterten leichter felber ein ©tann fein ©rab gefunben habe. Öa es natür=

lieh unmöglich roar, an bie leiche he^an=

gufommen, fonnte ber <$ifd)cr nur hoffen, bag ber © uf bes ©oten »erftummen mürbe. ©ber nach breí ©agen hielt er es nicht mehr aus unb bat ein paar $a=

meraben, mit ihm gu bem gefenterten

©raef gu rubern; irgenb etwas fonne ba nicht ftímmen, ber ©ote rufe anbers als

fjerb, frifd) unb frcunblicf) finb bie ©efichter ber Sífcfyec 00m ©alesfer ©tranb A u f n a h m e n : G r a n z o w

34 6

(9)

©ínb Me itteinnee oom §ang jurücf, bann oerlaffen balb barauf Me ¿¡rauen mit ber ferneren

£íefd)c bas Öorf, um nad) mebrftünbigem iTiarfch bie $ifd)c gu oerFaufen

fonft. Die 6rei ©anner tarupften fid) 6urcf) bie immer noch ferner laufende Branbung, umfreiften mit ihrem Boot bas ©raef unb - oernafjmen plbiglicb ein bumpfes Klopfen in bem riefigen ©ifen=

rümpf! Den fjarten $i|cbcrn felgte mobl im dugenblicf ber fjergfcblag aus, aber bann pod>ten fie - als gebienter ©deiner beijerrfd)t mobl feber ©tränber bas

©orfealpbabet - an ben ©ifenplanfen Olntmort. ifnb meijg ©ott, neben bem

©oten fafj bort gefangen ber leigte lebenbe

© ann ber Bejahung, feit breí ©agen bis an ben ©dmltern im eifigen Degember»

maffer, ebne ©d)laf unb ©ffen, mit einem immer f(einer roerbenben ©uftoorrat!

Die ©tränber oerfpracben bem oom ©Reer

©efangenen fofortige pitfe; noch in ber Had)t fam ein Kegietungsbampfer, unb mit einem ©ebneibebrenner mürben bie (planten aufgefdmitten, um ben gu ©obe

©rfdjopften bergen gu tonnen. 31n bie

©eiche feines toten ©imeraben tarn man nicht beran' a^ er ©tränber, ber ben

©otenruf oernommen í)atíe, horte ibn nad) ber Kettung bes ©ebenben nicht mehr flagen.

Der ©alesfer ©tranb ftebt im gangen in giemlicb meit gegriffener iimgegenb im K u f ber Hnbeimlicbfeit. Der Ürgrunb für biefen Kubm ift wollig unfreiroillig burrb bie oier ©d)meben, bie Doroäter ber blutigen ©tränber, oor 300 3nbren gelegt morben. ©cbmeben brt|3t í<á)toe=

bif<b „©merige", unb bie oier (5ífd;cr=

leute nannten ihren neuen ©obnptaig

©merige=bal, ©djmebental. <$ür pom»

merfebe ©bren aber hörte FM’ bas genau fo an roie „ 3roergetal"; „ilnnerirbf<bfes".

3mcrgc, gibt unb gab es in ben hinter»

pommerfdjen ©agen aud) genügenb, fie roaren alfo befannt, aber man legte © ert barauf, fie nicht bei Hamen 311 nennen.

Daher hielt ftdj) ber neue Dorfname auch

i

nicht unb roitrbe erfetgt bureb bas unoer»

fänglicbe „©alesffebe ©tranb". Olllerbings blieb eben ein leifer ©erud) ber ilnbeim=

iiebteit am „©tranb" bangen, unb nod) oor menigen 3al)ren galt bas Dorf meit»

bin als ein ausgefprodjenes Heft oon Zauberern unb pexen.

Diefer pexenmeifterrubm, ben eine gange Oingabl oon ©tränbern in oer»

blüffenbem ©a|gc gehabt bat, ift mol)l meiftens nicht beabftebtigt, aber bod) gang gern angenommen morben. € r bat mobl in oielen fällen auf ber typifcb norbi»

feben, ein menig fpottifeben geiftigen Hbet»

legenbeit, bie nicht oiel ©orte macht, be=

ruht, © er jahraus, jahrein mitten im milbcn ©alb unb © oor lebt, oerlernt groar bas ©eben, aber er i>at 3cit gum

©innieren. Hnb bann merben bie ©eroal»

ten bes ©eeres unb bie ©timmen bes

©albes nach Olrt ber Dichtungen ber ilr»

oäter in Begiebung gueinanber gefelgt,

© a n fabuliert bei fid) felber, unb roenn fo ein ©enfd) bann bod) mal in ©egen»

mart anberer auftaut, ergäplt er mobl auch baoon. ©erabe aber ©rgäblungen oon eigentlich mortfargen ©enfeben fin=

ben febr oiel leichter ©tauben als bie oon Öielfpred)ern. iln b bagu bie eben»

falls bem tiorbifdjen ©enfehen eigene

©chalfbaftigfeit - bann ift es bis gum K u f bes pexenmeifters nicht mehr meit bin! ©eine fd)mebifd)e Dersdjen, bie bie Pater ihren ©nbern gelehrt patten, oer»

loren im ©auf ber 3 © ihren ©inn, mur»

ben oerball)ornificrt unb nuancierten

2>ad)ern in ber Kobung dbpllifd) liegen bie alten fjäufer mit ben tief tjerabgegogenen

347

(10)

plotglid) gu fräftigen Zauberfprühlein.- Por groei 3uheen, olfo im 3ohee 1936, ftarb öort 6er letgte hauptamtliche Zau=

berer unö ©nthejcer, 6er fhtoeres ©elö öurd) feinen Beruf oeröiente un6 weithin über ¿an6 geholt rouröe.

öer „©tranö" ift alleröings auch 6ie gegebene Bitliffe 60311; trenn man 6en Hejcenmeifter 3u geroiffer, öingen auf- fucijen oöer tjolen will, muff man um Blitternad)t fommen: ftunöenlange nächt­

liche $ahrt öurd) öas wilöc Bloor, rechts un6 linfs hüpfenöe Orrlid)ier (öie ©eelen

©rfhlugener), 6ie Pferöe bäumen fid) frf>narcf>en6 un6 erfdjrecft cor einem lautlofen Hachtoogel, 6er faft if>re iiöpfe ftreift, irgenöroo flatfdjt unö patfht es unheimlich in 6en Bhoorfuhlen, in öenen fd)on fo mancher Berirrfe ertranf, poI=

tern6 un6 fdmaubenö jagt mit rotglühen- öen Bugen ein riefiges fduoarges ©ier über öen A3 eg (öas ift öann fein ©tücf

©djwargroilö mehr, fonöern beftimmt öer

©ottfeibeiuns felber!), unö fdjließlih nod) ein nie gebürter geUenöer Blagefdjrei aus 6er ($erne - mer fann fdjon öie näht- lidjen ©timmen 6es Bloors unterfci)ei=

öen icb glaube, öie Blehrgaljl öer auf- geflärteften ©roßftäöter märe guleigt in faltem ©hwciß gebaöet unö fo im Bann öer unheimlichen Situation, öaß öer Bo- öen für öen ^ejcenmeifter in unerhörter IPeife oorbereitet fein müßte!

3m übrigen aber - unö bei ihrer colli- gen Bbgefhieöenheit unö ©infamfeit märe es oermunöeriid), menn öas nicht öer $all märe - fennen öie ©tränöer pofitio mehr unö anöersartige Heilmittel unö -fräuter, als fie allgemein befannt finö. ©ie hoben eine ungewöhnliche Praxis im „Befpredjen” . öa fjiergu aud) ein ©treidjen ufro. öes oerletgten ©lieöes gehört, öürfte öie oerblüffenöe tOirffam- feit sum großen ©eil auf irgenöeine B rt oon ifunftgriffen in öicfer Bidjtung gu- rücfguführen fein, ©ogar als ©egenmit- tel bei Biffen öer ^reugotter, einer in öen öünenwälöern erftaunlid) häufigen © ift- fdjlange, öeren Biß innerhalb non 20 B it- nuten gum ©oöe führen fann, menöen fie ausfhließlid) öiefes „Befprechen” mit öem ermähnten ©treichen an, unö fo lange öer ©alesfer ©tranö exiftiert, ift noch fein ©oöesfall öurch ©djlangenbifj oor=

gefommen.

öie Häufigfeit öicfer Schlangen ift geraöegu eine plage, unö öie 3agö auf fie fann man beinahe als „Hausinöuftrie"

öer ©tränöer anfprechen. ©ie erfdjlagen im 3ahr bis gu taufenö ©tücf öaoon! Da bisher eine Prämie für jeöen ^reugotter- fopf gegaf)lt muröe, mar öas fogar eine gang lohnenöe Angelegenheit- ©s gibt

rote, braune unö fhroarge Wirten, alle mit öer typifdjen Breugmufterung. ©ie roer- öen bis 311 70 Zentimeter lang, unö ihre ieöerhaut fann - bei richtiger Beljanö- tung beim Absiefjen - bis 25 Zentimeter breit fein, ©s ift gu unterfudjen, ob fid) nicht auch öiefes ©djlangenleöer mit öer ausgefprodjen fchönen Färbung sur Per- arbeitung eignet.

flicht gans geflärt ift bisher, moljer öie Hamen öer ©tränöer flammen, öie pier fchmeöifchen ©isfifdjer öürften feine Batersnamen in unferm ©inne gehabt haben; öort hieß man ja toirflid) nad) öem Pater, alfo p e r Hilfon unö Hils Perfon.

©s macht öen ©inöruef, als habe man ihnen öie Datersnamen ihrer pommet- faßen grauen angehängt, roobei öer be­

reits Perheiratete - es ftefjt feft, öaß er ein Bruöer öes einen leöigen iSifdjers mar - rooljl ebenfalls öen Hamen feiner Schwägerin befommen hat. 3eöenfalls gehen fie bereits um 1620 unter öen Hamen ©töcfmann, Bleier unö Btolöen- hauer, unö öiefe örei Hamen befjerrfhten öen ©tranö 300 3aßre lang ausfd)Iießlid).

©rft fu r3 cor öem ifrieg finö ein paar neue Hamen öasu gefommen, unö öamit aud) fremöes B lut in öiefe cngoerflod)“

tene ©ippe.

öanf öem anöauernöen Heiraten in­

nerhalb öer ©tränöer Familien hat fid) eine gang erstaunliche 3ngud)t ergeben, öie aber ohne jegliche üble öegenerations- erfdjeinung geblieben ift. öafür'forgte fchon öie unerbittliche natürliche Auslefe.

© er all öie ©türme, öas ©affer in öer

©ee unö öas Blaffer auf öem ©anö, alle Kargheit unö Bnftrengung, allen Hebel unö alle ©infamfeit öort öurchfteljen foll, muß mirflich ein cifenfefter Berl fein!

Unö fo ergibt fid) öies: mer auf öem

©tranö älter mirö als 25 3aßre, öer ift eifern unö mirö öann auch mirflich ftein- alt. öer Hunöertfatg öer über öiefes Alter hinausgefommenen ©tränöer, öie bis 3U 80 unö 90 3al)re alt gerooröen finö, ift gan3 ungewöhnlich hoch- ^ r be=

trägt 68 Prosent aller ©rmadjfenen. öa=

für aber finö aud) 40 Progent aller auf öem ©tranö ©eborenen nicht groei 3ahre alt gerooröen unö weitere 20 ProBent finö noch DDi; 25. ©cbensjahr ebenfalls öer ©chroinöfudjt unö ©ungcnentgünöung erlegen. €s bleibt tatfächlid) nur öas allerhärtcftc HTaterial übrig, öaß fich öiefe natürlichen Oluslefeootgänge aber nicht nur auf öas förperlidjc, fonöern auch auf öas geiftige ©ebiet erftreden, mag öas Beifpiel öes ©tränöers Oluguft

©töcfmann (1859-1922) geigen. Öer ging, roie alle anöern, fd)on als 3unge 3ur ©ee unö lernte erft auf öem © djiff aus eigener ifra ft lefen unö fhreiben. Pon feinen

©öhnen, öie auh nur öie fümmerlidje

©tränöer Polfsfhule gur Perfügung hat­

ten, ift einer als ©eutnant gefallen, einer ift Beftor a. ö . unö einer ift ©her- ftuöienrat. Hnö es ift ein ungeheuer- lid)er ©eiftungsunterfchieö, ob 3migens mit Abitur ©ffigier unö ©berftuöienrat meröen, oöer 3un9en0 aus öer Polfs- fchule! öagu gehört öann fchon öie gange Zäfjigfoit unö öie $reu6c am Hieöer- fämpfen oon Hinöerniffen, öie fchon ihren ©ifingsoorfafjren gu eigen mar.

f^ampf mar öas ©eben öer ©tränöer feit je. Hicht nur öer tägliche Äampf ums Brot mit öer ©ee, öen ja fchließlich feöer

^ifh e r führen muß, fonöern auch lidjer i^ampf um Haus unö HDf- öie erften hatten fid> ihr fleines Dorf in einem öünental im ©alö angelegt, nahe am ©tranö. Aber noch mahrenö öer Be- gierungsgeit öes ©roßen ifurfürften fam eine, ©turm flut unö riß einen Hunöerte non Bietern breiten i?üftenftreifen ab, unö mit ihm oerfchmanöen öie Häufer öer ©tränöer in öen fluten. JTtit öem, was fie gerettet hatten, gingen fie bis hinter öie öünen gurücf, legten fid) eine neue Boöung an unö bauten ihr ö o rf oon neuem, öodj nun erhob fich ein anöcrer

^einö: öie $Iut unö furchtbare ©türme hatten Bufdj unö Sraut oernihtet unö öie öünen freigelegt, unö öa begann öie öüne gu manöern! Bon öer Unheimlich5 feit öiefes riefigen, gelben, friedjonöen ilntieres mad)t fid) öer Binnenlänöer überhaupt feinen Begriff. Hnerbittlih fdjiebt fid) ihr 10 b is '20 Bieter hoher

©teilhang, einem Bbfturg gleich), heran,

©ie fann in befonöers milöen 3aljren bis gu 40 unö 50 Bieter manöern, fein © I n ­

halt fann ihr geboten meröen. ©ie oer- fdilingt alles, Bufdj unö ©traudj, i i Efi9c Bäume unö geöuefte Häufrr, Boöenerhe=

bungen unö ©afferlödjcr. Mlometermeif gieht fie fih öaljin, fein ©ras unö fein Halm ift gu fefjen, nur manöernöer, ewig manöernöer ©anö! iln ö öort, roo fie oor- über ift, ftarrt troftlofer Baumfrieöhof in öie ©uft, an öer alten öorfftätte fommen plattgeroalgtc ©rümmer öer alten Häufer gum Porfdjein, öas ©ange eine grauen­

hafte öarftellung öes reftlos oernihtoten

©ebens. ©0 mußten öie ©tränöer nod) weiter gurücf unö fdjufen fih öie Boöung, in öer öas ö o rf heute liegt. 3eßt aber fügen fie fdjon beinahe im Bloor, unö menn öie Herbftftürmc mit ihrem Begen fommen, tragen BTann, Jtau unö Hinö fogar im ö o rf ©eeftiefel.

Öer Befer ift fnapp, öenn öie Boöung gu erweitern, ift nicht möglich. 4 Blorgcn fommen auf öie Familie öes $ifd)ets. Zur Pferöchaltung re ih t öas nicht gu, unö grauen unö ifinöer erfetgen öen Pflug mit

348

(11)

bem ©paten! © ft genug roar es fo, baß bie Kartoffeln im blanfen ©affet gebub«

beit mürben unö bas bißpen Korn fproarg mürbe unb oerfaulte, Bann finb aup bie

©ege für febes ©efpann unpaffietbar, unb auf fpmalen, glitfpigen «Streifen müffen bie grauen burd)8 ¿Roor unb auf hop«

bepadter Karre febes Pfunb «Saig, febes

«Stücf ©up unb Ceber, feben Hagel unb febes Citer Petroleum für bie Campen in oielftünbigem Kampf mit bem fangen«

ben Beben nap ¿Saufe fd)leppen unb fpieben.

3 ft bie «Sdjlangenfägerei bie „paus«

inbuftrie" ber Hlänner, fo haben aup bie grauen ipre Hebenbefpäftigung. Sie gelten auf bie Beeten„fagb''. 3m ©om«

mer ift alles, mas es an grauen, ©reifen unb Kinbern gibt, im ©albe unb fammelt

(Eimer über (Eimer ooE oon Blau« unb Pteifelbeeren. CEußetbem aber - unb bas ift eine botanífpc ¿Rerfroürbígfeít - roäpft in ben ©albern um ben „© tranb”

unb nirgenbs fonft bie „Kräßenbeete"

(empetrum nigrum), eine Pflange, bie fonft nur noch am ¿Sarg unb in ©üb«

fproeben oorfommt. 3pre ©tengel mer«

ben funftooE bepanbelt, um bann gu einer befonberen 3Irt oon Befen oerarbeitet gu roerben. fiepen fommertags bie ßod)=

geroapfenen blonben grauen mit bem fproeten ^ifepforb auf bem Briefen (bie fogenannte lie fp e faßt bis gu 75 Pfunb) ben meiten ©eg butps ¿Roer ins lanb, fo geben fíe im © ínter benfelben ©eg, menn er paffierbar ift, mit biefem ©trän«

ber ©rgeugnis, bas feiner «üualität megen reißenben Bbfatg finbet, beffen ¿Renge

3 o ftny rnv Sommern ♦ ♦ ♦ vo

aß mir Pommern unfere (Eigenart ßaben, baß mir oon befonberem

©plage finb, erfährt feber $rembe, ber fip einmal fürgere ober längere 3eit in nnferer peimat aufhält. Pas meiß ebenfo ber ©inßeimifpe, ber fe einmal mit Per«

tretecn anberer ©aue in Berührung fam.

©ohl finb mir aEefamt Beutfpe, aber es ift feine ^rage: © ir Pommern holten unb geben uns anbers mie bie Bayern, anbers mie bie ©apfen; bagegen finb mir mefensoerroanbt ben ©eftfalen,

¿Redlenburgern, ©d)lesmig=polfteinern, furg aEen Hieberbeutfpen.

Piefer ¿Interfpieb groifpen ben beut«

fpen ©tämmen barf nicht oerroifpt ober gar gerftört merben. Penn gcrabe in ber (Eigenart ber oerfpiebenen ©tämme offenbart fiep erft bie gange $üEe beut=

feper Kraft unb beutf<hen ©eiftes.

©as ift benn aber pommetfpe 2lrt?

(Es ift nießt ohne © ert, biefer ¿frage ein«

mal genauer napgugeßen unb fo ben pommerfpen unb bamit gugleip - im großen unb gangen menigftens - aud) ben nieberbeutfpen ¿Renfpen gu geip«

nen. ¿im fo beffer mirb es uns gelingen, bas uns überfommene ©rbe unoerfehrt, ja roomoglip in feinem beften ©ehalt noch oertieft, an unfere Kinber unb Kin«

besfinber meitergugeben. ¿tnb flar unb beutlip erfennen mir unfere Aufgabe, bie heimatliche 5lrt nad) beften Kräften 311 pflegen unb gu förbern.

3 p miü mich n ip t babei aufholten, baß uns Pommern aud) aEerßanb gerabe

n ip t feßr fpmeipelhafte ©igenfehaften napgefagt roerben. Pas ift ©perg unb flederen ¿lEbefannt ift ja ber © prup

„Per Pommer ift im © inter fo bumm roie im ©ommer” . Pils ipn einmal ein Branbenburger einem Pommer gegen«

über äußerte, erroiberte unfer Canbs«

mann fplagfertig: „Pasfelbe gilt oon bem ÜRärfer - nur nop ftärfer!" © nein, roir finb n ip t bumm, roir finb aup n ip t grob ober maulfaul unb langroeilig! © er bas im ©rnft behaupten roollte, ber oerfennt, roie roir gleip fehen roerben, roefentlipe 3üge bes pommerfpen ¿Renfpen.

Kan 3el un aan paft, äroer tru un faft, un bünnig un fort - bat's Pommernoort.

Per Pommer ift ein ftiEer unb nüp«

terner fRenfp - bei aEer ©tärfe bes

©mpfinbens, bie es mit fip bringt, baß er im entfpeibenben ¿lugcnbltd feft gu«

padt. ©r hot einen flaren ©atfapenfinn, ber ihn aud) ben ©efahren bes Cebens n p ig unb entfploffen ins 2luge fehen läßt, ©r rebet n ip t oiel oon bem, roas er benft. ©r ift mehr ein ¿Rann ber ©at als bes ©ortes, roie feber ftieberbeutfpe.

Bus biefer @d)roeigfamfcit barf man fe=

bop feinesroegs auf eine ¿inßöflipfeit bes pommerfpen Htenfd)en fpließen.

¿Sinter biefer fpeinbaren 3iirüdt)altung oerbirgt fip oielmeßt ein feßr bebeu«

tungsooEer unb tiefer ©efensgug bes Pommern - fein ßtarbes ©elbftgefüßl

aber burp bie fla tu r ©rengen gegogen finb.

iln b trofg aEebem: mod)te ber Boben fo farg fein roie er rooEte, roar bas ©r«

gebnis ber Küftenfifperei in ben offenen Booten nur gering, es ift i b r e peimat, bas © tüd lanb, bas ihre Doroäter in Befitg naßmen unb ba3 feber eingige oon ißnen fip immer roieber neu erfämpfen mußte. Pie ©tränber finb ein Htenfpen«

fplag oon gang ungerooßnliper 3äßig=

feit unb pärte. Pas B lut ißrer ©ifings«

oorfaßren, bes ¿Renfpenfptages, ber auf 33lanbs oben Caoafelfen gegen Hot unb

©ob unb ¿Interbrüdung gefämpft unb feinen ptaß gehalten ßat, bas foniglipe

©efüßl bes norbifpen Htenfpen, frei unb fein eigener perr gu fein, lebt in ißnen nop ßente.

N W A L T E R S C H R O D E R

unb ©elbftberoußtfein. 3 p benfe an ben Bauer unferer peimat. ©r roeiß, roas er roiE, roas er fann, roas er bebeutet. ¿inb biefes feines ©ertes beroußt, felgt er fip unter aEen ¿Imftänben burd), roann unb roo es ißm ratfam erfpeint.

Pabei ift er beharrlich, gäbe, ßart, fp ro ff unb unerbittlip, roas einem tfremben leipt roieber als ¿inßöflipfeit ober gar

©robßeit erfpeinen fann. Bber ber Pom«

mer tft fein $reunb oon oielen Derßanb«

lungen unb ©infelgügen, er geßt feinen

©eg am liebften gerabeburp.

H atürlip, roo £id)t ift, ba ift aup

©patten, ©ar n ip t feiten arten biefe Beßarrlipfeit unb 3äßigfeit gu einer ge«

roiffen Bidfopfigfeit unb ¿inbeleßrbar«

feit aus - gerabe bafür ließen fip oiele ergolglipe Bcifpiclc anfüßren. 3m guten

©inne fre ilip ßat uns biefelbe ^äßigfeit, biefe Beßarrlipfeit im Perfolgen ber 3iele um fo präptigere ©olbaten ge«

fpenft: bie $elbmarfpäEc oon ©proerin unb oon ©rangel, ©raf ijo rd , Kriegs«

minifter oon Boon, bie ©enerale oon Befeler, lim a n oon ©anbers, oon £et=

toro«Porbed unb bie Bbmirale oon ©pro«

ber unb ©pulß, um nur einige Hamen gu nennen, roaren Pommern. B u p Cuben«

borff entflammt pommerfpem Blut.

¿Inb aud) 3'ßten, Blüper, ©parnßorft, Hloltfe roaren Hieberbeutfpe. «sie aEe geipnen ein füßler, flarcr Perftanb, ein roeiter B lid unb eine fefte panb aus.

Bber aup ©rganifatoren oon bem Bange eines 3oßann Bugenßagen ober -

349

(12)

in 6er fleugeit - eines £jeinri<h non

©tepßan fonnten nur auf nieberbeut=

fcßem, in biefem Falle auf pommerfcbem Boben roerben unb roacbfen. Villen biefen Perfonlicbfeiten ift gugleicß ein unban=

öiger ©ptim ism us gu eigen, eine frohe unb fiegesgeroiffe lebensauffaffung, bie fid) treffenb in unferem plattöeutfdjen

©pridjroort funbgibt:

i^ümmt <Tieö, füm m t Baat, fümmt Sommer, füm m t ©aat, famen dinner, famen Büjcen!

Das ift fein blinber Fatalismus, 6er aus öicfen P o rte n fpridjt, 6as ift 13 er trauen auf 6ie eigene Sraft.

Doch noch eine an6ere ^»Ige bat jene fefte, ftolge un6 bef>arrlicf)e 31rt 6es Pom=

tnern - feine Pabrfjeits= un6 lFreifjeits=

liebe! 21udj feine grun6fefte (Ebrlidjfeit, feine fpridjroortlicbe ©reue un6 fein ftarf ausgeprägtes Pflichtgefühl - roat fin mot, mot fin - haben in 6iefer ©efinnung ihre P urgel.

Freilich, ein ©barafter, 6er feine Piberfprücbe in fidj hätte, märe fein

©barafter! Deshalb 6arf es uns auch nicht munöernebmen, baß, roie beim nieberbeutfdjen Btenfcben überhaupt, fo auch beim Pommern neben jener ftren=

gen Pabrtjeitstiebe nidjt feiten eine ge=

roiffe ©djläue un6 ein ju9 ÜDn

JUte Fifdjerfrau aus £ubmin

fchmitgtbeü 3u finben fin6, 6ie bann jenes ©ut 6er Paljrbaftigfeit faft roie=

6er aufgußeben fcheinen. P i r miffen ja audj, baß 6er ©eriffenfte aller Dur<h=

triebenen, Beinefe Fudjs, nicht nur in feiner Sprache, fonbern ebenfo feiner

©efinnung nad) ein nieberbeutfches ©r=

geugnis ift. Dod) ocrmag glücflidjerroeife biefer roenig fympathifdje 3ug ber öer=

fdjmitjtbeit bie fonft einbrucfsoolle £jar=

monie bes pommerfchen Btenfcben nicht gu gerftoren. Die fjaupteigenfdjaften bes Pommern finb unb bleiben feine ©belid)=

feit unb unbebingtc 3uüerläffigfeit.

Buch in feinem Seelenleben hat ber Pommer feine ©igenart. € r ift audj barin gurücfbaltenb. ©eine fdjlidjte £jergens=

frommigfeit fehrt er niemals nach außen, fonbern oerbirgt fie am liebsten im tief=

ften bergen, ©r rebet menig oon ©ott, aber er trägt ihn in feiner ©eele. Darum fennt er audj feinen ©pott in religiofen Dingen, ©ott ift ißm im IPerben unb SDa<hfen ber flatur, im meiten ijimmel ber nieberbeutfchen ©iefebene, in ber iinenblidjfeit bes Pleeres oertraut unb gang naße.

Der edjte pommer fpridjt feine platt»

beutfche Plutterfpradje. ©r liebt in ißr bas llnfdjaulidje, bas Zollfreie unb bas Bilbßafte, gang unb gar nidjt bas 21b=

ftrafte. 3lls ein mir befannter Pfarrer in feiner ©emeinbe einmal einem ©age=

loßner fagte, er möge bodj bafür ©orge tragen, baß fein Hofgänger gute ©itten annäßme, ba ermiberte ber ©agetoßner:

„Dat ßett hßi mi of all feggt, bat ©itten fann hei nidjt utbollcn."

Das Schreiben ift bes Pommern fdjroacße ©eite, ©r fchreibt nicht gern;

gumeift hat er fogar eine iln lu ft, Briefe gu fcßreiben. ¿(ließ bas ift niebcrbeutfcße 21rt. ©o fdjreibt Staus ©rotb in einem Brief an feinen F*eunb Feiebticß ©ggers am 22. 3anuar 1861: „ P i r hatten uns fdjon öfter gefragt, roarum ©ie mobl nicht einmal fcßreiben - nicht mit 3a>ei=

fein ober begleichen, ber Borbbeutfcße hat ja für alles ¿feit, ©efüßle finb ihm roie Früdjte, bie reifen müffen unb ßerab=

fallen gu rechter 3 eit. P a n muß fie nicht herabfdjüttetn . . . 21u<h i<h batte Oßnen fdjon einen Brief angefangen oor Po=

naten, ben ich Oßnen als Brucßfificf mit=

fenbe, er erfüllt audj fo feinen 3“ ^ ' roeiß ©ott, roarum er liegenblieb.''

©iebeooll breit bagegen roitb ber Pommer beim ©rgäfjlen, fobalb er über=

ßaupt erft einmal richtig gum Beben fommt. 2ludj bie geringften ©ingelbeiten roerben bann fo ausführlich roie möglich oorgetragen. ©ine münblidj an mich auf bem £anbe überbrachte ©inlabung fönnte fo ausfeben: „©cßonen ©ruß uon ije rrn

350

(13)

M eier un’ tftu Meiern, un i)err Meier un $ru Meiern laten fjerrn Paftor un 5ru Paftern fragen, ob £)érr Pafter un

$ru paftern nid) fo gauô fin mullen un f»ût abenb tau pertn iHeier un $tu Meiern huppen tümîamen." ©onft, raie gefaßt, rebet ber Hieberbeutfche - gumal (Jremben gegenüber - nur ungern unb mcnig, maß ifjm non îlid)ifennetn mohl mitunter ben Dorrourf ber Mortfargijeit ober gar Maulfaulfjeit eingetragen haben mag. M an feilte aber auch f)ier fagen, mas man fonft allgemein non ben M em fd)en 3u fagen pflegt: 3e reicher baß

©mpfinben, je tiefer baß ©efüf)l, befto meniger Morte! Die ©emütstiefe beß pommerfdjen mie überhaupt beß nieber=

beutfdjen Menfdten braucht heute nicht mehr unter Bcroeis gefteUt 311 merben.

Derbunben mit biefer ©emütstiefe ift fehr oft ein ifang 3um ©räumerifchen, ein ftarfe phantafie, bie unter bem ©m=

flufj oon Rimmel unb Meer nicht fo fehr auf bas liebliche, als oielmehr auf bas ©roge unb Meite gerichtet ift. Die Münd)hüufen=©efchid)ten, bie ©djmänfe oon ©dl ©ulenfpiegel finb bei uns in Hieberbeutfdjlanb 311 £>aufe. Dor allem haben aud) bie pommerfdjen plattbeut=

fdjen ©pricbmorter bie ©rinnerung an

©ül ©ulenfpiegel bis auf ben heutigen

©ag iebenbig erhalten: flu fdjla ©ott ben Düroel boob, fab illenfpeigei, boor plan­

ten em be Büxen. - Menn bat nid) gauô for be Mangen iß, benn meit icf nid), mat batet is, fab illenfpeigei, un ftidt fien ijuitß an. - ©U lü b gaan ooran, fab illenfpeigei, boor ftor hei fien ©toofP mubber oon be ©repp. - M ir fagen aud) noch heute oon einem Menfdjen: „Bei füht ut as 'n richtigen illenfpeigei." 311 allebem aber fonnen mir Pommern nodj mit etroas ©igenem, mit unferen gabi­

reichen 3anemer ©djroänfen aufmarten.

Mid) bie foftlidjen lügengefchidjten oon her Mafferfante finb in biefem $u=

fammenhang gu nennen, bie man meit unb breit an unferer Hüfte finbet. 3d) benfe an bie beiben ©duffer, bie in

©tettin am ffafen fid) bie fjaut ooll lügen, „Du roift mi bat nich tau glo=

ben", fäb Happen langmaaf, „mat icf oor fief 3eor mit mien eigen ©gen be=

lämt heu». foort bunntaumaal oon

©tettin na ©tocfbolm, un as mi na

©chroinemün'n famen, fpringt boor fo'n gottoerbammigten Hietl oon't Bollmarf in 't Mater un fdjmemmt - (mal mi be Dümcl, menn’t nich tooor is - ümmertau naben mien ©d)ipp her, orner be ©ftfee rômer un ümmer miber bet na ©djmeben - un aß mi bunn in ©tocfbolm anfemen - mift mi bat tau globen? - bunn is be Düroelsfierl of all boor. Mat feggft nu,

Horl?" „® h", antmuurt't Happen

©tomhaaf', „bat freugt mi, bat bu bat m it anfeifjn heft un bit betügen fannft;

benn be Hierl, bei bunnmaals naben bien ©d)ipp herfduDommen iß, füh, päu=

ling, bat bün icf roäft." (Dgl. ©tto Mal=

ter, öoor lach omer, Bb. 2, ©. 50.) Meid) prächtiger purncr fpricht aus biefer ©efchidjte! Mer ift ber Pommer auf feinem ureigenften ©ebiet. Denn er hat mie alle Hieberbeutfdjen einen aus=

geprägten ©inn für fjumor, unb gmar für einen ijumor, ber gumeift mehr burd) bie ©adje felbft als burd) bie i$orm=

gebung rnirft. fjumor ift, mie femanb gefagt hat, bie ©abe, über fid) felbft 311

fdjmeben unb fid) felber bem lachen preißgugeben. Don biefem fd)lid)ten, im piattbeutfchen bismeilen berben, aber im*

mer betgerquiefenben £)umor, ber gu allen Mibermärtigfeüen bes lebens fchnell ein ladjenbes ober fd)mungelnbes M ort bei ber ifanb hat, gebe id) mieber ein paar Beifpiele aus ben ©prichmortern: Miene mit Maten, fäb be ©djniber, boor fdjlog hei fien M ief mit 'e ©H. - Miene unner Mater, fäb be Dojj, boor fchtoeit’t em oor Migft. - ©o mat lämt nich, fäb be Buur, boor fünn hei 'ne bobig pogg. - Hopp=

arbeit grippt an, fäb be ©g, boor trücf hei taun ierften M aal in’n piaug. - Man nid) ängftlid), fäb be Papagei, boor güng

3unger Eubmincr $ifd)ec A u f n a h m e n : L a m m e i s

(14)

öe Batt mit cm tau Bon. - P o man fingt, 6a lag 6icf> rußig nieöer, fäö Illen- fpeigel, öoot fett’t gei ficf mit 'n Hoors in'n 3mmenfd)marm. - P a t olt is, 6att ritt, fäö 6c Düroel, öoor reet f)ei fien

©rooßmuööer cen Hur af.

3eöenfatts ift ein redter Pommer um ein paffen6es, meift bumoroottes P o rt gu gegebener $eit niemals oerlegen. üm- mer bat er 6en P unö auf 6em red)ten

<$le<f. Dafür nod) eine furge (5efd)id)te.

3u einem 'Pfarrer auf 6em lanöe fommt ein ©emeinöeglieö un6 fagt, er motte fid) mie6er „oeränöern” , mit anöern P o r- ten: mieöer ©erheiraten. Der Pfarrer mun6ert fid). „P ie ", fagt er, „fdon fo baI6? Baum fin6 6rei Ponate feit 6em

©oöe Ubrer $rau ins la n ö gegangen?”

„3e, £ferr pafter, ©ei meiten mott, roo- ans 6at is. Bifen © ’, id bc® 'ne P ir t - fd)aft, un 6oor mot roe66cr 'ne ^ru rin."

„Ha, un6 men motten ©ie beiraten?"

„3e, id bar 6ad)t, id rouU 6e 6rü66

©«bmefter of noch frigen." „P a s? ” ruft 6er Pfarrer, „ P i t Obrer erften $rau haben ©ie mie Baß un6 fjunö gelebt, mit 6er groeiten rnar’s faft noch ärger, unö nun motten ©ie 6ie 6citte ©(bmefter beiraten? Da gehört P u t gu. Haben

©ie fid) 6as überlegt?" „3a, i)etr Pa- fter, ömerleggt is 6at. 3d bei® 6ad)t, id mutt 6e ©ort utrotten."

Dod genug! P ir fin6en 6en Junior im leben unferer lanösleute in allen

formen un6 ©ebattierungen. früher mar er bisroeilen fogar auf ©rabinfdjriften gu fin6en. ©s ift felbftocrftänölidr öaß er auch bei oielen unferer beimatliden D idtet, bed)^ “ ie nor allen plattöeut- fden, eine große Botte fpielt.

Pommerfd)e H rt - unfere ©igenart!

P ir roollen fie hüten un6 pflegen un6 gu Hub unö frommen unferes großen Da- terlanöes erhalten, Denn mie fagt ^rit?

Beuter? „P e r eigen ©ort fri roünn un moort, bi öen'n is in Hoot ein taun beften oerrooort!"

*

(Üon ©alter ©drööer flammte aud) 6er Öluffaß über©ruft ©6uar6 ©aubert in öer ©eptemberfolge)

Äöntg ©ofta^ Ufyr

3 u r Ufyr ©uftaü I V ^ l ö o lf im © t r a l f u n ö e r 27]ufeum - 33ort 3nga ^Tlerten^

n einem 6er nieörigen, um 6en P a r ft- plaß oon Bergen auf Bügen gerett)=

ten ^aebroerfbäufer finö am Hadmittag 6es 28. Degembcr 1SOQ 6ie Bottgaröinen fdon frübjeitig beruntergegogen, unö 6as matte liebt, öas öurd ißre ©palten in öie gogernöe Dämmerung fidert, oerrät 6en Hadjbarn in 6en fleinen roten, blauen unö meißen fyäufern, öie fid) in öiefen Padmeibnadts,tagen öen lu?cus einer ausgeöebnten Dämmerftunöe mit Huf- 6ie-©aße»©dauen, allgemeinen ©taöt- gefpräd)en unö freunönadbarlidem Blatfd gönnen, öaß Kantor Dammas fdon mieöer an öer Arbeit fii3t.

^ r ie ö r id Dammas, öer fleine fd m ä d - tige © rg a n tft oon © a n ft P a rie n , fd re ib t an feinem roadligen © ifd öie

© tim m en fü r öen B e u ja b rsfa n tu s m it gem ifdtem ©ßor aus unö muß öabei m andm at an öa3 fd m a le © p in e tt treten, um prüfenö ein paar ©öne oöer einen H ffo rö 3u greifen.

Hber nid)t oor Begeifterung an öer P u fif glüßen feine Pangen bis unter öie meißen Haarbüfdel hinauf/ a id t nor Arbeitseifer fährt feine £eöer fo f>cftig über öie Botenblättcr, öie freug unö quer feinen © ifd unö öie benad)barten

©tüble beöeden. P a n muß tfrieörid) öammas fennen, um gu mißen, öaß in öiefer fleinen armfeligen leiblid?eit - fie haben öie ©rgelbanf für ihn erhöben müffen - ein Hßrg mit ungcroobnlidem

$euer, mit großen fübnen ©eöanfen

flopft. ©ibt es einen fdärferen Politifer, einen heftigeren Derädter aller reoolu- tionären üöeeu, einen glüßenöcren Hapo- leonbaßer, überhaupt - einen leiöen- fdjaftlideren Berounöerer feöer ©röße unö feöen ifelöentums in Bergen, nein, auf gang Bügen?

Darum läuft ein flame für ihn an öen

©tammtifden um, öer gu gleiden ©eilen

©pott unft dnerfennung enthält, öer ihm aber öie ©ranen in öie Slugen treibt:

Kantor „lömenberg” !

©s ift ein Partprium , ein löroenberg in öer Bruft gu tragen unö ftatt eines

©d)tocrtes öen taftierenöen (Jieöelbogen fdmingen gu müßen; fein anöeres Be=

tätigungsfelö 3u haben, als mit pom=

merfden itinöern „P e il id 3cfu © d ä d lein bin" einguftuöieren.

©s ift g. B. aud beute unerträglid, fünfgigmal öie gleiden Hoten - nod) 6a=

gu gum lo b einer groeifelbaften ©brig=

feit - abgufdreiben, menn öas beiße derg öod feit ©agen einen geliebten £)eU öen ins ©xil begleitet.

Denn ein ifelö ift ©uftao IV . ^löolf oon ©droeöen für Kantor Dammas, mögen aud) alle öie großen unö fleinen Untertanen felgt unoerboblen öas ©egen^

teil behaupten. Diefer junge Bönig, öer als einziger Ponard), ohne felbft beörobt gu fein, öie große Aufgabe erfannt batte, öen gefäbrliden Hnrubftifter ln ©uropa, öen gemißenlofen ©roherer, öen „par=

oenü Bonaparte" oom geheiligten ©bron

öer Bourbonen gu oerfagen. Der unbe=

irrbar unö oon feiner Hieöerlage belehrt- öiefen einen Peg ocrfolgte; fid auf fein Öert)anöeln, fein Paftieren einließ - roie öer Buße unö öer Preuße - unö ungu=

gänglid öen überreöenöen unö befdiuö^

renöen ©timmen feiner Batgeber nur öer

©timmc ©ottes gebordte, öie ihm be=

fai)l, öen unbeimliden Borfen, öen

„2 ln tid rift", unfdäölid) gu maden. - - P as fann Bönig ©uftao öafür, öaß über allem, mas er nur anfaßt unö be­

ginnt, ein Hnftern gu malten fdeint?

Päre es n id t öie Aufgabe feiner Um­

gebung gemefen, bei öiefer Einlage gum P iß g e fd id oorbeugenö unö ausgleideuö gu roirfen? Penn, p a r e x e m p le , öer

©bergeremonienmeifter feine ©dlafmüße gemefen märe, batte es n id t paffieren fönnen, öaß bei öer Brönung öie alte Pafafrone fid als gu groß ermies unö öem Bönig oom Bopf glitt; mas ßd öas öumme Dolf natürlid eilig als böfcs

©men guflüfterte!

Unö ebenfo fönnte man öod fie l ebee öie ©dulö an öem Pißlingen öer pom- merfdeu ©perationen unö an öem un- glüdfeligen dusgang öes ^innifdjen Brie- ges öen fdmeöifden Heerführern gu- fd)reiben, öie ihren ernften, fparfatnen, gemißenbaften unö frommen Herrfder mißgünftig belauerten, fritifierten unö bintergingen, ftatt ihn gu lieben; unö öie oor allem öen ©tauben an feine göttlide

©enöung n id t teilen mottten.

35£

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$erne. kleine ©djroeißperlen ftetjen überall im ©efid)t öes Riannes, öer jeßt feinen © d jritt oerbält. 3etgt fommt eine graublaue Ringeltaube tjevabgeflogen,

(Ein lid ) t fíacferte óort guereín óurd) óas Hitcßenfcßiff. lüie ein ^offengefpenft fegte cs an alíen jenftern oorbeí. iínó sur Blitternacßt gar. Dem Lüfter

©dyemel mit CHölerlefynen toeidyen non öen in 'Pommern üblidyen formen nidyt ab, nur öaß fie oiclleidyt aufroenöiger unö reicher gefdynitgt finö. Auffällig ift

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