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Das Bollwerk : die NS Monatszeitschrift Pommerns, 1937 H 1

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Academic year: 2022

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(1)

W in te r in P o m m ern . Aufn. Thiede

S T E T T I N

J A N U A R 1 9 3 7

Preis 60 Pf.

A u s d e m I n h a l t : Erstveröffentlichung eines un­

b e k a n n te n G e m äld es von Lucas C ranach * Kunst­

le b en in O s tp o m m e rn * Eistreiben im S te ttin e r H a fe n Bei den Tuckern im S te ttin e r H a ff * G rim b a rt, d e r Dachs * Erzählungen, Rätsel und vieles a n d e re m e h r.

(2)

Z w e i Z e its c h rifte n

die durch ihren Inhalt die Tat des N a tio n a l­

sozialismus in Pommern bestimmen:

„D as B o llw e rk "

„D ie Technik in Pom m ern"

„ D a s B o llw e r k " - K ü n d e r und V e r fe c h te r e rd ge b un de n er Kultur und heim atnahen V olks­

tums — „ D i e T e c h n ik in P o m m e r n " — W e g b e r e i t e r i n fü r technisches Planen und Schaffen und dam it A k t i v i s t zum Sieg d er deutschen W irtschaft!

ü be rze u g e n Sie sich selbst, d aß die Zeitschriften des G auverlags Pommern richtunggebend sind fü r alle Strömungen in Pommern, seien sie nun kulturpolitischer o d e r w irtschaftlicher N atur.

Schreiben Sie uns heute noch: W ir übersenden Ihnen gerne k o s t e n f r e i e Probehefte unserer Zeitschriften.

^ ß o m m t t f ö t c r ^ c t f u n g s u c t t a g ß m . b . ß

Abteilung 3citfdiriftcn 5tettin, Breite Straße 51

(3)

Die NS.-Monatszeitschrift Pommerns

M it t e ilu n g s b la t t d e r N S .- K u lt u r g e m e in d e , d e s B u n d es D e u ts c h e r O s te n , de s R e ic h s p o m m e r n b u n d e s u n d d e s P o m m e rs c h e n H e im a tb u n d e s

8. J a h r g a n g S te ttin , J a n u a r 1 9 3 7 H e ft 1

I jos 3nnr 1057

M t aocli00cnößm bcßinnf „3 oo S o fto ß tr bao n itrit fa fit fe in « ^tpßfjtno. Z M t ubtr biß <Sttn3tn unftrto

#oußo liaf fiel) biß auogtbtßifßi. m iß btaußtn mit in btt <jßimof » b t t i n pommßtfcfißn ^djafftno unb pommßtfcfißt Sulfur unb bßt manniflfocfjßn ^djonljßifßn u n ftrtt ^anbfefjaff gtioorbtn. 53otin liegt ifjtt bßfon?

bßtß ^Jufflobß: biß 4]ßC3ßn mit bßtn 3 fuf bßt ^ tim a f 3U ottbinbßn, alft unb l)alb oßcfd)iounbßnß Soffogüfßt bßt Sttgßffßnfjßif 3« ßnftßißtn, gegettoätfigto Sulfur? unb Sunftrcf) affen in ^ ß t( unb 3 ilb 3U ottm ifftln, bßt j£anb?

fefjoft fifjfißßfiif) btn UIap 3U erobern, bßn biß Slafur ftlbp ißt 3ugßiniefßn fia t „3ao ^ o ffm e tr min alfo in afftm bßt 4jßimaf bienen, unb bao ^ßißi Ijeufe nimmetmefir: irgenbioßfifißn <9onbßtinfßtßffßn nodigt^tn, fonbßtn bao

<£i0ßmnutf)fi0ß unb batum befliß pflegen, bamif bao (San3ß, Soff unb ^eief), beffo fraffnoflet lebe.

3 ao aud) fofl biß ^icfjifffinut in biefem Malice bleiben. Slatfibßm mit beginn bßo oetfloffenen faßten bßt ? \ m ^ pammßtnbunb unb bßt iommßtfifiß 4}ßimafbunb 0ßfcf)loffßn „3 ao ^ o lh o e rr 3U ifjtßm 31acf)ticf)fßnotgan ßtnmhff hoffen, bit Aufgaben bßt 3eitfd)tiff bamif alfo auf ßinß breitere 3 afio pßjißtif mürben, fff oon bßm ^afjtß 1957 ßinß »eifere <£nfmiifung 3« ermatten, biß ba3U bßiitagen mirb, biß ^ftbeif unfßtßo „^ o flm e tr notf) mehr 3U net?

fißfßn unb an jeben Soffogenoffen I)ßran3Utta0ßn: :ilif bßm l.fa n u o t mirb biß m ?Suffutgßm ßinbß, afo Trägerin nafionaIfo3ialiffifif)ßt Sulfurgeffaliung, unb bßt 3 unb 3 euffcf)ßr (Sffen, afo Präger oßpofiiiftfjßt Z ie h u n g maß?

gßblid) bao 3Jefen unfßtßt Sßitfdm'ff bßßinfluffßn unb fiß 3U ifjtßm flatfjticfjfonotgon im OB^au lom m ern ergeben.

3 amif iff bao ¿ufammenmitfen aflßt griffigen unb meffanfcfiauJicfißn Stoffe etteicf)i, bao ßinß grofoügige 55ßf)anb!

Jung bßt pommetfeben 4)ßimafbßfangß im P a lp e n bßo ^eiefjoga^en gemobrleifiei. fofl buttfjbtungtn fein 00m nafionoIfo3iaIiffifif)en (Stift unb 00m meiffefjauenben streben nadj itn tn fielen, biß bßt gufjtßt fßbtm (Sau gßfißfft fjof. M t in btn nßtgangtnßn iahten abßt ermatten mit mieber biß ttg t Sflifatbeif aflßt u n ftttt Jiefer, bamif unfßtß 3eifftf>tiff in jßbtt ^ ie f ju n g ifjtßm ffo^tn » gerecht metben fann afo tin unßtfdjöffßtfidißo „W ilm ert"

im Sam pf gtgtn biß ^ltödjfß btt ^ctfc^tmg*

m ^ u l t u t g c m o i n i e 2 t a n 6 3 c m | c f i t r © f l e n

-Eanbeogtuppenleifer Pommern

^ f t r i f t l d i u n ö u n ö H e d u a

1

(4)

A ufnahm en: Grüneberg

aß auf ften fargen un6 menig ertrag*

re ife n Soften ftes Greifes Bum*

melsburg ftie Kunft feine fold)e Pflege*

ftätte erhalten fonnte rote beifpielsmeife in ften fruchtbaren ©efilften ftes Bßdn*

lanftes, ift felbftoerftänftlid); ftaß aber fter Kreis mit feinen Bau* unft Kunft*

ftenfmälern nichts gut allgemeinen fteut*

fd>en Kunftgef<hid)te beitragen fonnte, ift eine fturdjaus irrige Bteinung. öas großgügig abgeßanftelte unft fummarifch abgefaßte Onoentar fter Bau* unft Kunft*

ftenfmaler ftes Begierungsbegirfs Kos*

lin oon 3ulius i? o f) t e , ©tettin 1934, berichtet auf 13 ©eiten oon ften fird)=

lidjen öenfmälern ftes Greifes Bum*

melsburg, rneiß aber tiidjts oon Bauern*

unft Sürgerfultur, oon Bauern*, Bürger*

unft ©utshäufern unft ihrer Onnenein*

ridjtung gu ergählen. Unft öod> finft ge*

rafte ftie ©utshäufcr ftes Greifes in ihrer Onnen* unft 2lußenard)iteftur fehens*

mert, oor allem aber bergen fie in ihrem Onnern eine Bet'ho befteutenöer Kunft*

ftenfmaler.

öie Ulrniut ftes ianftes in 13erbin=

ftung mit ftem rauhen Klima fpiegclt fich in ften $ad)merfbauten fter ©utsf)äufer ftes boftenftänftigen Elftels ftes 17. unft 18. 3ahrhunfterts toifter. On fter ©e*

fchichle ftes ©ef^ledjts oon ^ißrmitg toirft

uns ftas Onoentar ftes Bitterhofs in Beßroilg im 3af)te 1693 folgenftennaßen beschrieben: „ö a s Herrenhaus mar ein*

ftocfig unft hinten oon leßm, oorn in

^achmerf unft an ften ©eiten in beiften Bauarten aufgeführt, öas Onncrc ftes

©ebäuftes beftanft in einer oierecfigen

©tube mit 4 £enftern, meidje in fter Jtlitte fturch einen fd)margen ©aftoor*

hang in gmei gleiche ©eile gefd)ieften mar. On ftem einen befanften fich 2 \)'6U gerne ©ifd)e, 1 Banf, 6 ©djemcl, 2 p i*

ftolen, 2 alte Bohre, 2 öcgen, 3 ©ebet*

büdjer, etlidje fupferne unft meffingene Reffet, 10 ©eller unft 10 ©d)üffeln oon 3inn, 1 Paar ginnerne leudgter fornic 1 fdjmarger Kachelofen; im anfteren Blbtcil 1 Bettftatt, 1 Kleiftcrriegel, 1 runfter

©ifd), 1 ©peifefchapchen; eine Klapptür führte oon fta gleich in ften Keller hinab, dußetftem roaren im Haufe nur noch 3 ©d)laffämmerchen, 1 Küche unft

©peifefammer oorhanften, unft auf ftem Boften eine groeite ©peife* unft eine an*

ftere lange Kammer." ©omeit ftas On*

oentar. öeutlid)er fann ftie ^Irmfeligfeit eines „Herrenhaufes" ftes Bummels*

burger Kreifes nidht gefchilftert merften.

öie noch oorhanftenen gmeiftocfigen Jach3 merfbauten mit ©attel* unft IDalmftad) finft mol)l proportioniert, arci)iteftonifd;

gut gcloft unft oon malerifdjer IDirfung.

IBir ftenfen nur an ftie ^achmerfbauteu in ©urgig unft an ftas reigoolle ©or=

gehäufte in Dargin. leifter finft ftie f)üb=

fdjcn (Jachmerfhäufer im la u fe ftes 19- 3ahrhunfterts oerfdjmunften unft fturch große ©teinbauten erfetgt morften, ftie fünftlerifd) meiftens feinen Slnfprud) er*

heben fonnen. Derfchmunften finft Heu*

folgigloro, ©rebtin, ftie l)übfd)e $lügel=

anlage in Dargin, Beßroifg. öas 19- 3ahrhunftert hutte eben fein großes Der*

ftänftnis für ften Olftel fter einfachen $ad)=

roerfl)äufer, baute fid) ftafür lieber Kä*

ften im © til einer fd)led)tcn ©iergarten*

oilla. IPeld) ein ünterfcßicft ift groifdjen ihnen unft ften ©teinbauten ftes 18.3<*hr- hunöcrts, fie finft fd)lid)t unft einfad) unft ftabei l)bd)ft gefdjtnacfooll. ©s maren in fter Begel ^lügelanlagen, langgeftrecfte iTtit*

telbautcn, ftie oon gmei ©eitenbauten flanfiert merften. leifter aber finft fie im laufe ftes 19. 3nhr hunfterts fturch l)äßr liehe Slufftocfungen öfter fturch 2lbreißen eines Flügels oerfdjanftelt morften. 2lls

^lügelanlage ift öas ©utshaus ©umeng auf unfere 3eit überfommen. ©ine

©nippe für fid) bilften ftie i)übfd)en ba=

roefen ©utshäufer in Poberoro unft IDo*

blanfe, beifte charafterifiert fturch li=

fenengliefterung mit gartem Kapital*

2

(5)

/ * v

■ ■. *?$*§! i-Ÿ?

iracbelofcn, um 1740, aus Barnot» mit IBappcn Oes «Bcfd)lcd)ts »on îlîaffot»

Oefor. 1üdî)[ Oas rtolgeftc paus ift 6as gmeiftocfige gemalmte ©utsbaus in Bar=

tin mit Betonung Oes Sttitteltrafts Ourd) einen Breiecfsgiebel. ©ine 1740 öatierte STad)el Oer prad)t»ollen tüappenofen im Innern ift für Oie 3cft Oer Srbauuug auffchtufsreid): Hach 1740 fann Oiefer Bau nid)t aufgefüi>rt fein. Hberrafdjenö ift im Onnern Oas Sreppenbaus mit Oem gefchnitgten ©reppengeiänOer, intereffant

»or allem Oie gefdmitgten îïtasfen»afen.

©inige Baume finO noch in Oem ur=

fprünglidjen juftanO Oes 18. 3af)rf)unüerts beiaffen. ©in itamin mit blaugefad)elter iöanO, eine gemalte Supraporte unO mehrere blau= unO »iolettfarbene i?ad>el=

Ofen mit Oem tüappen Oerer »on JBaf=

fom, mit biblifdjen ÎBotioen unO Sd)ä=

ferfgenen fd)müden Oie Zimmer, Bie 0fen fteben auf ^üffen, finO breit unO be=

bäbig unö prunfooll. £eid>t unO anmutig finO Oie ÎTlalereien Oer einzelnen kacheln, flüchtiger fd)on unO mehr bäuerlichen Ch^raPtcrs finO Oie kacheln mit bibli=

fchen îtîotioen, Oie Oen £amin umtaf)=

men. B artin mar îïîaffomfcher Befitg, ging Oann für iurge 3eit in Oen Befitg Oer ^amflie Puttfamer über. Oln öiefe 9eit erinnert ein entgücfenöes polgtem=

peldjen im Sorten mit gefchnitgten pclg=

faulen, bemalter polgöede unO runOem gefuppelten, fchinOelbelegten Bach, Oef=

fen Spifge an Oie $orm einer Sichel ge=

mahnt. Bas ©empelchen trägt Oas Putt=

famerfche SPappen unO ift mit Oer 3ahrcsjahl 1833 gefdjmücft. Hber=

rafchenO für feOen Befudjer ift Oas fd)ön auf einem pügel gelegene paus in Bar=

nom mit feiner fehr gepflegten Dnnen=

einrichtung, übcrrafchcnO »or allen Bin=

gen Oer ©artenfaat mit feiner Stucf=

Baus aus Brünnot», (fnOe 18. Jabri).

Oeforation unO Oen eingebauten barocfen Sd)rän?en. Bie 3eit Oes Bofofo treibt hier noch einige fpäte Blüten, ©emeffen an roeft= unO füOOeutfchen Beifpielen ift Oie Stucföeforation ein menig Oerb, Ood) in ihrer Schlichtheit unO ©infad)i)eit fo übergeugenö unö fo heiter, öaß man gang

»ergibt, in einem Oer ärmften Greife Pommerns gu paufe gu fein.

IPieöerum ausgegeidjnet Ourd) feine pügellagc gleid) einem Sdjauiuslanö unö Ourd) Oie Sauberkeit Oer ard)itefto=

nifchen ©efinnung ift Oas fehr »ornehm

roirfenöe flaffigiftifche paus in Brün*

nom, ífreís Bummelsburg, Oas leiöer nicht fo gehütet unö gepflegt mirö, míe es Oas »eröient. Biefer Bau mit »or*

gelegter, OurchgehenOer Säulenhalle unö

gimmer im ©utsbaus gu Barnot», 2. ffälfte 18.3ahrb.

S

(6)

föalmöacb ift gang einzigartig für öen gefaulten Hreis unö feine Hmgebung.

(Das Dorballenbaus in Benzin, i?rets

©totp, 6arf hier zum Beifpiel nidjt zum Dergleicß Ijerangezogen tneröen, toeil eine ganz anöere ard)iteftonifd)e Buf»

gäbe bewältigt werben füllte.) Bei aller <Binfad)i)eit geidjnet öiefcs Haus eine ftille föüröe un6 Dornebmbeit aus, wie es fo über öen Hügeln thront.

Hberrafcßenö ähnlich im äußeren 2luf=

bau, wenn au<ß öas Brünnower büßer unö gereffter erfeßeint unö eine anöere Fenfter» unb ©üraufteilung f)at, ift öie Hauptwacße auf öem öomptaß zu Htainz auf einer Moderten 3 ßi<^nung non 1795. € 0 ift öie gleicße 3e>t unö eine äßnlicße ©efinnung, öie aus öen beiöen Bauten fprießt. Hod) ift öer Bau»

meifter unbefannt fowoßl öiefes Kaufes wie öes Kaufes in Derfin, öas man gerne in Derbinöung mit öaoiö ©illy bringen möchte, für öeffen 2lutorfd)aft aber bieder feine Beweife oorliegen.

öas i)aus in Derfin ift mehrmals im 1 9 . 3 abrbunöert umgebaut unö im 2 0 . 3 abrf)unöert noeß ein wenig baroef auf»

frifiert.

Oluffallenö bei öer Onneneindcßtung aller ©utsßäufer ift öie militädfcße ©ra»

öition. HIan gewinnt öen ©inöruef, baß öie 3 d t öes ©olöatenfönigs unö feines

©ebnes, Fdeödcßs öes ©roßen, öie erfte wirflicße fulturelle Blütezeit öes Greifes beöeutet. Bcfannt ift ja öas lo b pom»

mcrfd)en ©olöatentums in öem berüf)m=

ten ©eftament ^ríe6ríd)s II. Ommer wie»

öer fallen öie nielen ©olöatenbilöer, Porträts non boßen «Offizieren, auf:

mir öenfen öa an ©encralmafor ©eorg luötnig non puttfam er (1715-59), öer in Hunersöorf gefallen ift, an ©eneral»

leutnant flifolaus non puttfamer, Der»

fin (1703-82), öer einige 3 d t Homman»

öant öer ©taöt ©tettin getnefen ift, an

©eneralmafor 2lle,xanöer non Hleift, Bruöer ©tnalös non Hleift, öes öicbters öes „frü h lin g s ", an ©eneral»

leutnant ©eorg Henning non Puttfamer (1828-1914), au ©eorg iPilbelm non Heller, ©eneralleutnant unö ©ounerueur non ©tettin. ©s tnüröe zu meit führen, tnollten mir noeß mehr Hamen nennen, öoeß finö alle öiefc Bilöer mehr fultur- unö militärbiftorifd) als funftl)iftodfcß intereffant.

ÍPobl öas tncfeutlid)fte Bilö, öas fieß im Prinatbefiß öes Hreifes Bummels»

bürg befinöet unö eine Bereicherung öeutfeßen funftgefcßicbtlicßen IPiffens be=

öeutet, ift ein bisher öer ^orfdjung rtnbc»

fanntes unö b>ei' 3 u m c r ft e n m a t n e r b f f e n 11 i d) t e s F r a u e n b i l ö»

n i s non ¿ticas © r a n a iß. öas Bilö

ift auf Botbudjenbolz gemalt unö 3 9 ^ jentimeter b°d) unö 2 5 ^ 3 enl' meter breit, öargefteßt ift eine reicßgefleibcte junge öante, öie uns ihr ©efießt noll zu»

tnenöet, ihre bebanöfcßiibten Hänöc über öem £eib gefreuzt hält unö in öer

¿infen einen Olpfel trägt, öas elegant fd)ief fißenöc Barett in Derbinöung mit öem langen aufgelöften golöigen

Haar

ift uns non anöeren ©ranaeßbübern be=

fannt (tnie öie 3 uöitb in öer ©tuttgarter

©taatsgalcrie, öie weiblichen Bilöniffe in öer leningraöer ©remitage unö im Hetngorfer prwatbefiß). Oluffallenö ift, öaß öie öame nicht fo febr mit prunfen»

öem ©efebmeiöe behängt ift, tnie es

©ranaeß fonft liebt. Hur auf öie nieten Fingerringe, öie öurcf) öie Hmiöfcßubc mit öen gefcßlißten ©elenfen büßen, ift nid)t nerzid)tet tnoröen. fPunöcrnotl tnie bei allen ©tanacßbilöern öie ©xaftßeit im öctail, öie ftofflicße ÜMcöergabe unö öer Farbzufammenflang. Öie reinen io»

falfarbcn ßerrfeßen nor. öer Hut ift öunfetrot gehalten, rotbraun öas STüe»

öer, grün öie $rm el mit rotbraunen ©in»

feßnürungen unö öunfetgrün öer B o i.

öie gleichmäßige Farbigfeit, öie fatten Farbrnerte finö fünftlerifcß befteeßenb.

öas Bilö ift figniert unö gehört zu öer

©nippe öer fjalbfigurenbilöniffe, ®aßr=

fcheinlich Oöealbilöniffc reicßgefleiöetct

J. ©. tDeitfcß: Wilhelm o. puttfamer, 1819; ©eorg o. Puttfamer, 1820. Jlus ©reblin

4

(7)

junger grauen um 1525. 3um Dergleid) fín6 herangugiefjen bas Bilb in 6er Cre=

mitage in ¿eningraö, fälfddld) ©ibylle oon (Tiere genannt; ferner ein $rauen=

bilbnis in fteroyorfer prioatbefitg, in 6 em STtufcum in ijetfingfors un6 auf ber Öefte Coburg ufro. ÍDahrfcheinlíd) ijan&elt es fich um einen frei erfunbenen ©tubien=

fopf; 6ie mehr eiförmige ©efichtsform, 6ie nad) unten 311 fdjmal oerläuft, fommt häufiger oor. leiber ift bas Bilb nid)t in bem ¡Juftanb, ben feine (Qualität oer=

langt. Uber bie ©efdnchte biefcs Bilbes ift roenig gu fagen, nur, baß es burd) Crbfdjaft aus Peutfd) ifarftnitg nach Creblin geroanbert ift.

Cbenbort befinbet fid) auch ein begau=

bernbes ffinberbilb oon ber fjanb bes (Jriebrid) ©cotg SD e i t f d) (1758-1828), ber feit 1787 in Berlin als Hofmaler, feit 1797 als P ireftor ber Olfabemie roirfte.

Cr ift ben Pommern nidjt gar fo unbe=

fannt, finb bod) mehrere ©emälbe oon ihm in (Stettin oorhanben, fo im )Tta=

rienftiftsgymnafium bie aPegorifcfje Par=

ftellung ber brei ©tänbe, im ©tabt=

nuifeum (Stettin bas Bífbnís bes Brau=

eigners unb Ülitcften STiidjaef Bergen mann oon 1 8 0 9 , im Canbesmufeum (Stettin eine farbige Sreibejeidjnung oon bem ©tettincr £)iftorifer ©eff um 1810 unb im Cifebeinftift bas Bílbnís bes Cijepaars Ciiebein an ber ifergogsciche, batiert 1822. Pas Crebliner itinberbilb ftellt ©eorg loreng $erbinanb oon p u tt*

famcr (1810-1855), ben ©roßoater bes j ewigen Befiigers oon Crebfin, im Ollter oon 10 dafH'en als ©djüler bes pia=

mannfchen Dnftituts in Berlin, bem Bis=

mard übrigens ja aud) angefjorte, bar.

Uber biefes Bilb gibt es einen B rief im (jamilienardjio oon Creblin oon Sfarl oon Puttfamer, am 2 0 . Pegember 1820 an feinen ©ofjn gerichtet:

„lieber ©eorge! Pein Bilb, oon £)•

Rector SDeitfch gemahlt, ift angefom=

men unb halt uns allen, aber oorgüglich Peíner Píutter, ber ich es in Peinem nahmen gefdjencft habe, oiel $reube gc=

macht, um fo mehr, ba es uns allen fehr äfjnlig gefchienen hatt -

£jier toirb fdjon angebeutet, roas bas Befonbere ber JTtalfunft oon IDeitfd) ausmacht, bas Crfennen unb Crfaffen bes Ptenfchen. Per 3unge in ber 3n=

ftitutstradht mit blauer 3acfe unb roeißem gefältelten fragen, roenbet fid) in einer Diertetbrefjung bes Körpers mit leicht oorgebeugtcm ifopf bem Bcfd)auer ool=

len Blicfs gu. Cr greift mit ber linfen ijanb nach einem Buch, bas er unter bem Olrm hält. ©räumerifch fchaut ber 3unge in bie SDelt. Pas ffinbtidje unb ilnfdjulbige biefes Knaben ausgubrücfen ift bem Zünftler gut gelungen. £lug

<icrtDecöffßniIid)unfl

nt$ unbtfmmten Jiucao tronad):

SDciblldjcs Bílbnís, 1525. JUis Creblin

finb bie (jarbroerte bes Bilbes oer=

teilt. Pas Blonb bes ijaares fontraftiert mit bem SDeiß bes Fragens unb bem Blau ber 3acfe. Pie Farbtone bes

^intergrunbes lichten fid) oon lints nach rechts auf unb geben bem B ilb eine gc=

roiffe perfpeftioe. Per Blícf bes Be=

fchaners roirb auf ben ßnabenfopf ge=

teuft unb burd) nichts fortgegogen. Pas cxafte ©tubium ber Hatur ermöglichte es ben fftialer fo gu malen, ohne gu ibea=

tífíeren. IDeitfd) fleht als Zünftler groi=

fdjen ben feiten. Pie (Blatte feiner 01r=

beiten, bas photographifd) ©etreue, bie ijeftigfeit unb Klarheit ber lin ie unb ein geroiffes rationaliftifches Clement flehen einer geroiffen romantifdjen Cmpfin=

bungsfeligfeit gegenüber. Cin groeitcs Bilb oon IDeitfd), gleichfalls aus Creb=

tiner Befilg, bas ein 3af>r früher, im 3al)re 1819, entftanben ift, ift im ©cgen=

fat? gu bem lyrifd)en Ifinberbilb heroifd) aufgcfafjt. Pargeftellt ift IDilhelm oon puttfam er, ©ohn bes ©enerals ©eorg

5

(8)

inglifdje Stanbufjr mit oftaiiatiJ'rf>er £acf=

malerd, Anfang bes 18. 3abrijunbcrts.

Jlue ©urgig.

Henning oon Puttfamer, ein tapferer unb füfjner ©olbat, für ben ©d;arnl;orft für fein heroorragetibes öerfjalten in ber ilnglüdsfdjiadjt oon 3ena unb Buerftäbt bie Öerteiljung bes Derbienftorbens be=

antragt hatte. ©efdjmücft mit bem

€ifernen i?reug auf bem blitgenben Sürafj unb malerifdj mit einem ffttantel umhüllt, fiel)t ber Offigter barhäuptig in repräfentatioer Haltung oor einem Baum in einer romantifdjen lanbfdjaft.

©in feijr einbrucfsoolles Silb, bei bem bie p ia ftif unb ^eftigfeit ber $orm, bas fehlen irgenbtoeldjet malerifd)en Ber=

fchtoommenljeit toieber ins Buge fällt;

bocf) mehr benn je fpielt tjier bie $arbe eine Bode, pradjtDoII ber ©egenfat3 bes blitgenben Pattgers gu ben ftumpfen färben bes iTtantels. Beibe Silber oon IBeitfd), Bruftbilb toie £nieftücf, finb l;od;ft gefdjmacfooll unb fenngeidjnen bie ifanb eines überlegenen unb fultioierten JTialers.

©in gtoeiter Berliner £;offünftler fün=

bigt fid) in einer ^reibegeidjnung mit bem Silbnis oon $rang non ^itgeroitg (1807-1885) an, felgt im Sefitg bes i)errn oon ^itgetDi^ in Beßtmh. ©s ift fein geringerer als ber berühmte $rang K r ü g e r , ber feinen ijreunb im 3afjre 1842, nadjbem er feinen Bbfdjieb als Bittmeifter oom 1. ©arbe=Pragoner=

Begiment Berlin genommen hatte, ge=

geidjnet hat- $tang o. 3- ift in aüül bargeftellt, auf einem ©effel fitgenb, h'n=

ten angcleljnt unb ben Brm über bie lef;ne Ijängenb, ben Sief gefpannt in bie

$erne gerichtet. Buf bemfelben ©effel in berfelben Haltung hat Krüger ein an=

bcrntal ben ©artenbaubireftor p . lenne gegeidjnet. ©djtoarge Äreibe ift hier bas ffeidjenmaterial, bas Krüger feljr geliebt hat. Bad) ©aufenben gäljlen bie Por=

trätffiggen Krügers, bod) finb fie alle gleid; meifterhaft gearbeitet. 3n ber

©tridjfüljrung elegant, fidjer unb flott, toirft biefe ©figge bttrdj bie malerifd;e IPeichheit, burch bie Slarljeit bes Buf=

baus. Pie $reube am Petail, bie forg=

faltige ©djilberung auch bes ilntoefent=

lidjften in Derbinbung mit einem ftarf realiftifdjen Sttoment, bas fern oon feg=

lidjem Pathos liegt, ift typifd; für bie Sunft bes burd;aus bürgerlich füfjlenben unb bcnfenben Blalers Krüger.

Heben bie Silber eines ©ranad), iPeitfdj, trü g e t reihen fid) ©figgen unb Plbilber oon $rang o. 1 e n b a dj. Pie

"Seit B i s m a r cf s erfteht oor uns, Bis=

marcf felbft toirb lebenbig in ben geift=

reichen Paftellffiggen oon lenbadj. Per

&reis Bummelsburg birgt oiele Bis=

marcferinnerungen in Öargin, Choroto unb Beinfelb, ift bo<h Dargin lange 3eit IPohnfih 6es Bltreidjßfanglers getoefen.

Onfofern erhält bas ©utshaus Üargin eine überlofalc unb überpommerfche Be=

beutung.

Bismarcf ift oon lenbad; fo häufig gegeidjnet unb gemalt tnorben, bah über lenbad; im Htündjencr Mnftleroerein Bllotria ber Ders umging:

JTtalt, toie feine Bugen blitgen, toie bie mädjt’gen Brauen fi^en, nimmt bie Pinfel hoppelt ooll unb toirb fdjliehlidj bismarcftoll!

lenbach gehörte gu ben intimen $reun=

ben ber Familie Bismarcf unb hat faft 20 3aljee lang ben Beidjsfangler toieber unb immer toieber gegeidjnet unb ge=

malt. 3u ben heften Parginer Bismarcf*

bilbern gehören gtoei Bruftbilber oon 1885 unb 1897. peroorragenb ift bas Paftell oon 1885: Bismarcf unerhört

©ben: meißener ©errine, 1762.

Unten: meißener föalgenfrug (Böttger*

porjellan), 1756. Jius Barnoto.

6

(9)

Paftelle oon £enbacß: Bismard, 1885; 3ot)onna o. puttfamer, 1884. Bus Harbin.

füßn, fraftpoll un6 encrgiegelaöen, mit Uugen, die óen Bebauer feffeln. Hur 6er ífopf ift öargeftellt. ffals unö

©chulteranfaß find nur augeöeutet. Purd) die üuge Verteilung pon £icßt un6

©chatten - die rechte fVange un6 öas rechte ©)f)r find in ©chatten getaucht roirö öiefe ©figge nod) einörudspoller un6 befommt etwas Vifionäres. Buch öas gweite paftellbilö pon 1897 geigt die gewaltige Perfonlichfeit öes dürften.

Bismard ift im fd)lid)ten, bürgerlichen Meiö, öas er übrigens ©taatsfleiöern unö Uniformen porgog, mit großem

©chlappßut uñó langem weitem Plantel, óen linfen Urm erhoben uñó unter óem ÍPantel ficßtbar, óen B lid nach linfa ge­

richtet, öargeftellt. ÍPan merft es óen beíóen Bílóern an, öaß es £enbad) nur um óen ffopf óes Manglers 3U tun mar, roeil Meíóung uñó ffanóe pernachläffigt finó. JPit Benußung óiefer uñó anóerer

©tuóíenffíggen malte £enbacß fpäter Bísmar<fbílóníffe. Unfere ©tuóíe oon 1885 entfpríd>t 3. B. óem ífopf óes B is- mardgemalóes ím ftäötifchen Úlufeum ín

£eípgíg. $lott uñó geíftrcíd), ron uner­

hörter ©cf)ärfe óer pfydjologífdjen ©r- faffung finó óíefe ©fíggen, ebenfo über- geugenö auch óíe ©tuóienffíggen, óíe pon B ill, óem ©of)ne Bísmards, gemacht finó. Unter óen ^rauenporträts fallt be- fonóers óíe ©tuóíenffígge 3ohanna pon Puttfamers, óer ©attín Bísmards, auf,

óíe óas fd)líd;te, óíenenóe uñó tiefinner- ließe uñó relígíofe ©efüßl óiefer tpunóer- baren <$rau mit einer unerhörten ©cßarfe toíóergíbt. IDer einmal óíefe gütigen Bugen gefehen hat, miró fie fo leicht nicht oergeffen.

€s finó hier nur einige Bílóer tuegen ihrer fünft- unö fulturhiftorifd)cn Be- óeutung aus einer großen Ungaßl pon Bílóern aus Bummelsburger ©utsbefiß herausgegriffen, Pocß óatnít erfcßopfen fícf) óíe tPinftgegenftänöe nid;t, im ©e=

genteil, mir müffen einen B lid auf óas JPobiliar, auf Peramif uñó ©las werfen.

JPit prachtpollem altem Hausrat finó óíe

©utsßäufer in Barnoro, ©reblin, Beß- wiß, Puftoro uñó Vargin gefüllt, öod) ift Var3in erft unter óem dürften Bismard mit altem iPobíliar ausgeftattet wor- óen, óas angeblich in Pangig gefauft ift.

nachweislich alter pommerfcßer Befiß ift óíe rounöerpolle englifcße ©tanöußr mit oftafiatifcher £admalerei aus óem Un­

fang óes 18. 3 ahrhunóerts in ©urgig.

Pie um 1700 auffommenöen fchmalen Pielenußren ©ngíanós finó öurcß eine be- ftimmte Släcßigfeit gefenngeicßnet, wobei porftehenóe Profile foroeit wie möglich gurüdgeörängt weröen. Pie ©urgiger Ußr míe ähnliche Uhren ím £onóoner

„Victoria- anó Ulbert-iPufeum" finó Zeugnis óafür, míe ftarf óamals chine- fif^e formen in óer europäifcßen iPöbel- fünft nachgeahmt muróen. ©ine cßine=

fifche £anöfcßaft mit ©taffagefiguren, Blütengweigen unö Vögeln in £ad- malerei fchmüden die ©d;aufeite öer Ußr, öod; ift öer Betiefgraö öer farbigen Uuflagcn weit grober als bei originalen djinefifcßen £adarbeiten. Pas Ußr- unö

©pielroerf ftammt pon ©hartes ©abrier,

£onöon. - ©benfo ßerporragenö ift eine Parifer cotußußr mit feuerpergolöetem Brongebefcßlag aus öer JPitte öes 18.

3ahrhunöerts im ©utsßaus gu Beßwiß.

Uücs an diefer Ußr, Umrißlinien wie pierrat, ift in Bewegung, partes Ban- öel- unö Banfenwerf aus feuerpergol- öeter Bronge, prad)tpoIl moöelliert, säu­

bert anmutige Befiele auf öem fpiegeln- öen $olg. Per JPeifter öes Ußrtperfs ift öer pa rife r 3ußel.

Pangiger unö ©Ibinger JPöbel öürfen in oftpommerfcßen ©utsßäufern Jelbft- perftändlid) nidjt feßlen. 3eöer, öer oft- pommerf^e ^ulturperßältniffe genauer fennt, toirö immer mieöer öen großen fulturellen ©influß öer ©tadt Pangig ßeroorßeben müffen. Om Beßtpißer

©utsßaufe fteßt ein prad)tpoller, getpal- tig auslaöenöer unö farbig eingelegter groeitüriger ©cßranf um 1700. ©d)öne barode SPöbel, ein ©lasfcßranf, ©tüßle,

©effel uftp. feien noch aus ©reblin ge­

nannt. Uus einer fpäteren ©tilepocßr ftammt ein pergolöeter ©piegel in Ver- fin, in ftaren (Jormen unö pon ettnas fteifer Haltung. Blattgehänge, Briefe, Pat-

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metten, eine Dafc maeßen ben cocßmucf biefes Spiegels aus. Aueß Siebetmeier=

möbel in Htaßagoni un6 B irfe finö be=

fonbers t)ä«fxg angutreffen.

©s mürbe 311 roeit führen, roollten mir f)ier nocß auf ©otb= unb ©ilberroaren unb Keramifen eiligeren. Hur fei er=

roäßnt, baß im ©rebliner paufe früi)e Dafen aus Delfter Fayence, Hbeißener Porgellan aus ber Hütte bcs 18. 3al)t=

ßunberts unb engiifd)es ©teingeug aus ÎÜebgemoob, 3afper= unb Bafaltmare

»orßanben finb. Htajor (tari »on putt=

famer, ©reblin (1780-1836), mar eine

©ammlernatur unb ßat insbefonbere bas cnglifcße ©teingeug gufammengetragen.

Beftecßenb ift ein fein mobellierter, cremefarbener Hleißener 03algenfrug mit Heliefauflage (abgefdjnittenen Btu=

mengroeigen) in ©ilbermontierung unb mit ©ilberbecfel, bat. 1750, mit putt=

famerfeßen Onitialen. 03ir haben bas fo begehrte Hleißener Böttgerporgellan nor uns, bas in einer fpäteren -pit gefaßt mürbe, Diefer töalgenfrug ift ein Pa=

tengefeßenf: bas ©elenf, bas ben fil=

bernen Decfel mit bem Rentei »erbinbet, ift mit einem plaftifd)en HHcfelfinb ge=

fchmödt unb trägt bie frangofifd)e Dn=

feßrift: le ciel m ’a fo u r n i en Pom éranie Suédoise et p ro d u it à M agdebourg 1756;

eine Onfcßrift, bie an Deutlicßfeit nichts gu münfd)eu übrig läßt unb fern jeber Prüberie ift. Kulturhiftorifcß ift eine Meißener ©errine, gleichfalls aus ©reb=

lin, bemerfensmert. Sie ift mit ©treu=

blumen beforiert unb geigt eine um bie Hütte bes ©efäßes laufenbe ünfeßrift:

03as mir lieben unb uns mieber liebt unb feinem Had)baren ein Füßchen giebt.

Anno 1762. Der Decfel bes ©efäßes trägt piaftifchen ©d)mucf in ©eftalt eines Paares, bas mit feinen ©efießtern unb Körpern abgemanbt bafißt, ber barfüßige junge Ka»alier bie panb feiner liebften an fein perg brüefenb. H iit biefer ©errine hat es feine befonbere Beroanbtnis, fie ift ein ©efeßenf ber ©tabt ©eipgig an ben ©eneralleutnant non Keller, ber übrigens, mie fd)on ermähnt, Kommarn bant ber ©tabt ©tettin mar, für gute Beßanblung ber ©tabt leipgig im ©ie=

benjährigen Kriege. ». Gelier hei ratEte eine puttfam er. Daher biefe Terrine heute in Puttfamerfcßem Befitg. ©elbft=

»erftänblicß hat faft jebe $atnilie 03ap=

pentaffen bes 19. 3ahrbunbcrts aus ber Königlichen Porgellanmanufaftur Berlin aufgumeifen.

03ir bürfen nicht fd)ließen, ohne nod) einen befonberen Blicf auf eingelne ©las=

ergeugniffe gemorfen gu haben. ©s ift bebauerlich, baß ber pradjtoolie Pots=

bamev ©laspofal aus bem Anfang bes 18. 3ahthuaberts im Poberoroer ©uts=

häufe, ber angeblid) ein ©efdjenf bes

©olbatenfönigs fein fall, unaeßtfam »on einem Dienftboten behanbelt morben unb mühfatn mieber gufammengefiicft ift.

Künftlerifcß meniger non Bebeutung,

aber boeß für bie ©efeßießte ber beutßßen

©lasmacßerei »on Belang finb ©las=

arbeiten: Peíale, Hubinfcßalen, grüne Homer, iangftieligc gefeßnittene ©läfer, 03appen= unb Anfid)tsgläfer bes 19- 3aßrßunberts aus einer ©lasßütte bes Hummelsburger Streifes, aus ber Beß=

roißer ©lasßütte. peimifeße ©rgeugniffe finb gleichfalls bie pracßtoollen 03appen=

Damaftgeroebe ber Damaftroeberei lange in ^riebridjsßulb, Kreis Hummelsburg.

In ife r ^uiebrieß, <$ürft Bismarcf, bie Kö=

nigin non Humänien unb fämtlicße Abelsfamilien ber Umgebung roaren Auftraggeber biefer 03erfftatt.

Htan tut bem Ureis Hummelsburg bitter ilnrecßt, menn man abfällig über ißn fprießt. Das la n b unb feine Kunft=

fcßäige, bie es birgt, finb unbefannt. ©s ift nicht fo reíd) an großen ©rinnertmgen unb fünftlerifcßen ©cßöpfungen. Dod) ift bie lanbfcßaft, bie einem Bismarcf ge=

fiel, mert, meßr benn je bem beutfeßen Dolí erfdjloffen gu merben - biefe lanb=

feßaft, bie mit ißren pügeln unb 03äl=

bern unb ©een fo tiefen Räuber ausgtn ftrbmen »ermag. Das in Dorbereitung befinblicße unb non lanbrat Dr. Heieß angeregte „peimatbueß bes Kreifes Hummelsburg" mirb für bie fulturellen unb lanbfcßaftlicßen 03crte biefes ©e=

biets ein fd)ones Zeugnis fein.

03alter Borcßers.

J lu n ft leben in 0 ftp o tn m c rn

X editen uní» A n r e g u n g e n - ©i e 0 f t p o m m e r f d ) c Jf cunf t nusf t ei i ung in ^ t o i p

ei Betrachtung unferer ©ftlage brängt fiep immer ftärfer ber 13er=

gleid) ber Hlaßnaßmen, bie bei uns auf fulturellem ©ebiet getroffen merben, mit benen, bie polen feit langem für notmenbig eraeßtet, auf, unb es mar in biefer pinfiept außerorbentlicß inftruf=

tit>, bei ber ©fttagung ber Bunbesleitung bes BD D . in lübeef Anfang Degember

©ingelßeiten über biefe polnifcpe Üultur=

arbeit in pommerellen, alfo in erfter lin ie an ber pommerfdjen ©renge, gu ßoren. Htan benfe nur an bas Befteßen bes Baltifißcn ünftituts, bas J^ofenbcrg bereits uor 3aßren für Deutf^lanb als außerorbentlid) beacptlicp begeießnet ßat, unb bas naeß neuerlicher le s a rt fogar naeß ©hingen »erlegt merben foll. Aber Polen treibt feine Uulturpflege in feinem meftlicßen ©renglanb aueß auf allen an=

beren ©ebieten, bes ©ßeaters, ber Dor=

tragspflege, ber H tufif ufm. ©s tritt ßingu eine planungsoolle Derfeßrs= unb

^rembenmerbung im gangen Heieß, bie barin gipfelt: 3eber Pole muß einmal bie ©ftfee gefeßen ßaben, mobei am Hanbe »ermerft fei, baß biefe ©ftfee »on ben polen als bas polnifcpe Hteer an=

gefprod)en mirb.

03ir fonnten im Dritten beeid) bie fträflicßen ünterlaffungsfünben ber ©y=

ftemgeit in ber Beßanbtung ber oftlicßen

©renglanbc unb namentlid) aueß ®ft=

pommerns nießt einen ©ag roeitergeßen taffen, ©yftematifcß mürbe bas öftlicpe

©renglanb bureß Htaßnaßmen oolfs=

tumspolitifcßer unb fultureller A rt ge=

ftärft, aber erft ßeute fann man fagen, baß im oftpommerfeßen ©renglanb ber Bann gebroeßen ift unb ein ebler 03ett=

eifer um bie i^ulturpflege als ftärffte Üorausfeßung ber ©rßaltuug unb $6r=

berung bes Öolfstums unb als ©tuelle ber Ausftraßlung fultureller Kräfte aueß naeß jenfeits ber ©renge eingefeßt ßat.

Dieileicßt fogar, baß gmar gur ^eit in biefen Dingen in ben »erfeßiebenen

©täbten ©ftpommerns nießt gimiel ge=

tan mirb, baß aber eine gemeinfame Planung bas Kulturleben bes pommer=

feßen ©rengtanbes noeß pofiticcr ge=

palten fonnte. Dom ©tanbpunft ©tolps als bes fulturellen Hüttelpunftes bes

©rengtanbes, als ben bie gmeitgroßte

©tabt Pommerns ja befanntlicß mit rooßlermogener Abficßt oom ©aulciter unb ©berpräfibenten gu Anfang »origen 3aßres begeießnet mürbe, ergibt fiep fol=

genbe läge:

Heben bem ©tabttßeater ©tolp füßrt and) bie Baberftabt Kolberg ein eigenes

©ßeatcr mit ©rd>efter; Kolberg befpielt Köslin unb anbere ©rte bes meftlicßen

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(11)

©renglanbes, ©tolp bas eigene ©reng»

lanb felbft. leiftungsmäßig u?ir6 ©tolp auf bie beffere Büßnenleiftung gefcßäigt, roäßrenb man Dolberg bas beffere

©«heftet gufpricßt. €3 ift naßeliegenb, hier nach einer gemeinfamen £ofung gu fließen, bie aud) mirtfcßaftli<h bas ©ßea»

terproblem für ©ftpommern ef)er lofen fönnte: (Ein burcßaus leiftungsfäßiges

©nfemble uni» ein entfprecßenbes ©rcße»

fter, 6ie im IPinter non ©tolp aus gang ©ftpommern ein»

fcßließlid) i\Dsliu un6 Dolberg befpielen - natürlich, oßne 6er Hanbesbüßne Boben megguneß»

men - un6 im (Sommer als Bä»

bertßeater in Dolberg ftationiert fin6. Das Ergebnis märe ein»

mal 6ie erf)Df)tc fünftlerifdte ieiftung, gum anbeten 6ie bcf=

fere SBirtfchaftlicßfeit für alle beteiligten ©täbte un6 6ie fo»

giale Befferftettung 6er ©ßeater»

un6 ©rcßeftermitgtieber, un6 6arüber hinan gum 6ritten aud>

öie Htoglicßfeit, non ¿fall gu (fall 6ie (Stettiner 0per gu einer

©aftfpielreife 6urd> 6ie größeren oftpommcrfcßen <Stä6te gu uer=

pflicf)ten.

iTtit 6cm Ausftettungsroefen liegt es ähnlich: (Stoip hat tra»

6itionell feine Sunftausftettun»

gen 6er oftpotnmcrfchen hüben»

ben fünfte, Heuetbings mirb unter Rührung einer in fünfte lerifchen Dingen fehr regfamen

©tabtuermaltung in Heuftettin niel für 6ie Sun ft getan. Aber es roollte 6er BTangel an $üf)»

lungnaßme, baß Heuftettin im Degember im leigten Augenblicf feine beabfichtigte Hunftaus»

ftellung abfagen muhte, tneil (Stoip mit feiner tra6itio=

netten Ausftettung in bet Porroeihnacßtsgeit, 6ie mir tueiter unten ausführlicher mürbigen, bagmifcßenfam.

Au<ß Soslin h ingroifdgen

für öas ^rüßjaßt bereits feine ifunft»

ausftettung angefünbigt. (Eine gemein»

fame Planung 6iefer 6rei füßrenben (Stabte 0ftpommerns liegt auf 6er fmrib.

f ü r jährlich gtuei Ausheilungen in (Stoip, 6ann je eine in Soslin, Heuftettin un6 moglicßerroeife auch noch in Solberg un6 iauenbutg bürfte bas Hfaterial halb ausgehen, un6 6ie Hnfoften formten 6en Sünftlern auf 6ie Dauer untragbar roetbeti. € i n e tuirflich, 6en roertuollen 3ahresextraft 6er bilbtnben fünfte ©ft»

pommerns in forgfamer Ülusmaht et»

faffenbc Ausftettung, 6ie, uon (Stoip ausgehenb, nacßeinanber Soslin, Heu=

ftettin unö 6ie eine ober anbere größere, funftintereffierte (Stabt erfaßt, fottte uott»

auf genügen.

Die H tufiffultur finbet in gang ©ft»

pommern eifrige Pflege. €in ebler IPett»

jtreit hat eingefcigt, namentlich, nacßbem bas leigte oftpommcrfche Hfufiffeft in (Stoip einen über alle (Ermattungen hin»

ausgehenben (Erfolg hatte. Soslin uet»

geichnete uor einigen IPodjen eine aßn»

ließe Peranftaltung, beren fünftlerifcße (Ergebniffe ebenfalls meit über bic (Stabt hinausbrangen. ©ine befonbere ©tärfe bes Hlufiftebens im ©rengtanb aber ift oor allem bic £)od)fcbule für leßtetbil»

bring in lauenburg, tuo Profeffor

© p r e c f e l f e n , ber oerbienftootte forbcrer bes Polfsgefanges, mit feinem c a lle g m m m usicum außerorbentliße (Erfolge geitigt. Dafür mar erft fürgliß roieber eine glanguolle ©ratoriumauf»

führung Bemeis. Auch auf mufifalifcßem

©ebiet feilten in ©ftpommern bie gegen»

feitigen ©uetten füreinanöer mehr auf»

gefchloffen merben, unb es foltte uerfueßt

merben, in geeigneter Planung Hber»

feßneibungen gu uermeiben unb toitflicß iPertoolles allen gröberen (Stabten bes

©renglanbes als ben Pororten ihres umfangreichen Eanbgebiets guguführen.

Dahin gehört aud) bie meitere fchtuie»

rige frage ber fjerangiehung uon großen Sünftlern gu ©aftfpieten nach ©ftpom»

mern. fftoar machen es bie großen Sul»

turorganifationen, HS.»Sulturgemeinbe unb Sraft burd) freube, heute fchon fo, baß fie Sünftler uon Beruf aus bem B eiß für meß»

rere Abenbe unb uetfßiebene (Stabte im ©rengtanb oerpflid)»

teil. Aber bas fottte fief) in je»

bem falle ermöglichen taffen.

Htan hat bie ©arantie, einen Pianiften ober ©änger ober

©ßaufpieler uon B u f nach ©ft=

pommern uerpflidjten gu fön»

nen, uiet eher, menn ber Sünft»

(er gu ben Bei uns - für feine Begriffe - mäßigen Honoraren gmei, brei ober uier ©age hin»

tereinanber auftreten fann.

Alle biefe Anregungen fotten Beileibe nicht bie freißeit ber fünftlerifchen Xegfamfeit unb ben gefunben fünftlerifcheniPctt»

beroerb ber (Stabte ©ftpom»

merns untereinanber einengen.

Aber ber höhere gemeinfame Hutgen geßt heute bem perfon»

liehen (Ehrgo'S allemal uorauf.

Hnb 6esl)alb eben mag man fief) in einer rußigen (Stunbe einmal in ©ftpommern überlegen, ob nießt bod) halb ber ¡pitpunft ge=

fommen ift, bas fo erfreulid) ge»

road)fene Sulturleben burch ge»

meinfame Planung roeiterßin gu befruchten unb mirtfd)aftlicher gu geftalten!

Pie oftpommerfd)c Sunftaus»

ftellung in© tolp in benPormeiß»

naeßtstagen, uon ber H©.=Sul=

turgemeinbeueranftaltet, mar ein feßoner Bemeis für bas Aufblü»

ßen bes ffunftlebens im ©reng»

lanb. iPitt man uorauf ber Ausftettung einen leitgcbanfen geben, bann ift es ber fieß guerft unb cinbringlicß uermit»

telnbe (Einbrucf ber lanbfßaftlicßen ©e=

fdgloffenheit bes ©efamtroerfes. öie 85 Bilber unb 14 ptaftifen roaren einhellig im iTtotiu unb in ber fünftlerifchen ©ecß=

nif ihrer fPiebergabe auf ben oftpommer»

fdgen 5\aum: bie rauße ©ee, bas meite

£anb, fein hartes gefegnetes Bauerntum, feine fnorrigen fifdger, ben ernften, uer»

fcflloffencn ©rengtanbmenfeßen abge»

ftimmt. tP ir feßen gerabe in biefer lanbfcßaftlißen Ausrichtung ber Ausftel»

lung ißren reßten ©inn, benn eine oft»

„Hicßfcße", piaftif uon ¡Trapp, Bütotu Angefauft uon ber rt@.»Sutturgemeinöe

9

(12)

„Tlcferfurcßen" oon ©. Pagel, ©tolp Angefauft oon ber H©.=Sulturgemeinbe pommerfcße Sunftausfteßung fann ftets

nur öen einen 3roec? h^hen, öie °ß=

pommerfcße ifeimat unb it)ve ©Tenfcßen in 6er Sunft un6 6cn oftpommerfcßen Zünftler in 6er ©igenart feiner fünfte lerifcßen Auffaffung öargutun. €ine Aus=

fteßung, 6ie öiefen J\aßmen fprengen mocßte, würbe ißr nie! nehmen un6 i()r weniger geben, öenn fie würbe 6amit ßmeingreifen in 6ie umfaffenöen Sunft=

flauen, 6ie man fcf)ließlid> 6en ©rot>ing=

l)auptftä6ten un6 6en ©roßftäbten über=

laffen muß, 6ie allein wirflicß imftanöe Jtnö, Ausfteßungen ausgufcßreiben un6 erfolgreicß burcßgufüßren, 6ie einen wirf=

ließen Cluerfdjnitt öurcß bas lüefen 6cr bi!6en6en Sunft oermitteln foßen.

Die ©tolper Ausfteßung 3eigte neben

©Igemälben in reicßem ©Taße Aquareß=

un6 ©afteßmalerei, ©ticße un6 ©laftifen.

On einem ©ang öurcß öcn Ausfteßungs=

raum örängten ßcß nacß längerer Be=

tracßtung gwei oftpommerfcße ©Taler, 6eren B u f and; nad) auswärts oon 3ai>r gu 3af)r wäcßft, in 6en Doröergrunb:

©tto © rie b e , ©tolp, un6 iTiax £ in ö ß , lauenburg. Beiöe finb ©Taler oon gro=

ßer Beife, 6encn gu ißrer ge6anftid)en

<$üße bei 6er ©eftattung 6es ©Totios aucß ein abfolutes tedjnifcßes Sonnen fe6er=

¿eit gur Verfügung fteßt. ©riebe vor aßem, 6er biefes ©Tal nur 6rei tOcrfc

geigte - er fcßuf im leigten ©albjaßt u. a.

gwei große EÜanögemätöe für 6as neue Arbeitsamt in ©tolp, 6ie oiel Beacßtung finöen -, ift 6er typifcße, in feiner oft=

pommerfd)en ifcimat oerwurgelte Sünft=

ler, 6er mit nicßt en6en6er £iebe un6

©eiöenfcßaft 6cn ©Tenfcßen un6 öingen

gwifcßen ©ee= unb £anögrenge nacßgeßt.

©ein Bauernfopf beifpielsroeife fprübt uor innerlidter lebenöigfeit inmitten 6er gemeißelten ©arte un6 Abgeftärtßeit, öie Alter un6 Arbeit um 6ic ßeimifcße ©cßoße 6em öargefteßten aufprägt. Aus Jüngeren 3aßren 6es Sünftfcrs würbe aud) ein

©tolper ©tabtbilb gegeigt, beffen fd)öne

^arbwirfung überrafcßt, wie überhaupt bei ©riebe immer roieber bie tecßnifcß ooflfommene Beherrfcßung aßer maferi=

fd>en ffTlittel befticßt. £ i n 6 b , 6er als

©rofeffor an 6er ©ocßfdwle in £auen=

bürg w irft, geigte gmei Bilber, eins in

©1 unö ein Aqttareß. Aud) bei ihm befriebigt, wie gefagt, bie tecßnifcße Boßenöitng, mit 6er er öie innerliche

©rfaßung 6er £anöfcßaft, mic etwa in öem ßimmitnasreicßen ,,©teifufer am

©aff", vermittelt. Befonbers fd)öne £id)t=

wirfunaen locfern feine Bilber gufätgffcß auf unb geben ihnen maferifcß nocß mehr

©timmung, als bie ©atur ße geigen maa. Bon ©eorg S i t t e l , bem Heu=

ftettiner ©Tater, gefiel aßgemein ein ©ce=

ftücf „Branbung" - lebenbiger, naturali=

ftifcher Ausbtucf ber ©aturgewalt in einer prächtigen ^arbfompoßtion. ©ans=

3oacßim £ a li aus ©tolp bewies ©alent in weiterer technifcher üervoßfommnung.

(Er ift ein ©Taler ber Arbeit, ber biesmal beften ©inöruef mad)te mit ber frifeßen, realiftifcßen öarfteßung einer ©cßuß=

maeßerwerfftatt unb einem B ilb vom

©tolper ©Tarft. Der Sünftler geigte aber aud) einige Derfucße in Supfer=

ftießen, bie melteicßt für bie 3u©mft meßr nod) verfpreeßen als feine ©Talerei.

© o n n t a g , ein ©Tater aus ©roß Bofcßpol, feßiebt fieß in ©ftpommern

Aufnahm en:

Grenzzeiiung, Slolp

„Bauernfopf”

oon ©tto, priebe, ©tolp Angefauft oon bet'

H©.=Sulturgemetnbe

10

(13)

immer mehr in öen Boröergrunö. ©eine Porträtftubie in Lötel „ö e r alte ©itl=

mann" ift ebenfo fein gegeicßnet, roie fein großes ©emälöe „$eierabenö" ooller malerifcßcr «Stimmung ift, mit einer mei=

ten ©lieöerung, öie über 6as ©efcßaute hinaus öie Pßantafie anregt. «Sein Bilö

„■Süpte” mürbe oon 6er HS.=i?ultur=

gemeinöe angefauft. ©tto £ u s f e , Stettin, geigte fcßöne lanöfcßaftsmotioe un6 ein einöringlicßes Liännetbilönis

„flia n n am ©ifcß". ©in Stolper ifla<ä)=

wucßsmaler, 6er aber fcßon ©igenes gu lagen bat, ift Siegfrieö p a g e l , 6em 6ie HS.=üulturgemeinöe, ©au pom=

metn, ermuntern6 au<b fein recßt groß=

gügig un6 opfifcß g e rie ft gefebenes Bilö

„Itcferfurcßen" abfauftc, roie überhaupt 6er 2tnfauf einer 2ingaf)l oon fPerfen 6ur<b 6ie !TtS.=^uIturgemein6e auf öer

©ftpommerfcbenÄunftausfteilung in Stolp einen erfreulichen tüiöerball gab. ©in anöerer junger Stolper ift £). L i e i n f e, 6er mit feinem Bilö „¿rifeßerboote im ftionöfdjein" gefiel, wäßrenb S . L e i cß Biföer geigte, 6ie, 6as <$igurelle be=

tonenö, in breiten Strießen gemait fin6.

ilnfeßniicß oertreten finö auf 6en <Dft=

pommerfdjen üunftausftellungen ftets 6ie grauen, öiesmal fällt uns befonöers öie früher Iei6er oiel gu menig genannte ffRalerin 2t. Seif er oon 3it3ßtr»tt3 auf, eine gebürtige ©ftpommerin, 6ic feßt in Scßweöen oerheiratet ift, aber roeiterhiu gum oftpommerfdjen ^unftfreis gehört, 6eren StoIpmün6er ffafenbilö oon male=

rifcß gefehenem leben fprießt. tö ir nennen meiter fttargarete ift e u ß = S t u b b e , öie u. a. ein toohigetungenes Porträt 6er oorgenannten JTtalerin aus=

ftetlte.

finö nun nod) furg gu 6cn Bilöhauern.

Bor alten öingen intereffiert uns natür=

ließ f i t e d j, 6er Betgar6er Zünftler, 6er fid) fo fcßnell internationalen L u f oerfeßafft hat- ©r geigte eine £öft=

licßfeit oon fjolgbilömerf „iTtäöcben", öie an 6ie beften Stbertieferungen 6eutf<ä>er fjolgplaftif anfnüpft. Äeufcßbrit, Hatür=

licßfeit unö Öemut gugleicß geießnen öie=

fen fTtäbcßenforper aus. ©in anöerer Belgaröer Bilößauet, $eing B e ß n f e ,

geigte einen Äopf, öer lebhaft an 6ie beften lited)fcßen Plaftifen erinnert, öer Scßüler fdjeint atfo oom lehrer ernftbaft gelernt gu haben, öaß S d) to e r 6 t = f e g e r , öer Stettiner Bilößauer, öie Pftpommerfdje üunftausftellung roieöer befeßiefte, fei ihm befonöers geöanft.

Plan freute fid) toieöer an 6en natür=

ließen formen unö öer gefunöen 36ee feiner „lanöarbeiterin" unö feines

„fTtüöcßen auf öem Selbe", auch ein her=

oorragenöer ittännerfopf geugte oon öer feinen Kultur 6es Stettiners. IP ir fonnen öiefe Betrachtungen nidjt abJcßUe»

ßen, ohne nod) öen neueröings in Heu=

ftettin anfäffigen $ans P r ü t g gu nen=

nen, öer einige lebenswahre Büßten aus=

ftetlte, unö oor atten öingen öen lanö=

mann © r a p p aus Bütoto, öer als w irP lieber t\ünftiertiebi)aber gur Ießten $rift eintraf, um einen aitßeroröenilicß inter=

effanten £opf oon Hießfcße in gebrann=

tem ©on eingureichen; öas iPerf ift mieöcr einmal ein Beweis öafür, öaß man gum Zünftler geboren fein muß . . .

fferbert ©afpers.

plattöeutfcffe 0pnd)mörter uní» SReöenParten

aué öem Greife 0d)lame « ro.

roß ift in unferer engeren ijeimat öer Beftanö an Sprichwörtern unö Lebensarten, öie, oon öen Boroätern auf £inöer unö üinöesfinöer überfom=

men, oft treffenö unö in fettener M rge lebenserfahrungen fenngeießnen. Sie begleiten öen Ltenfcßen oon öer Wiege bis gum ©rabe, bei 2irbcit unö Luhe, im Sroßfinn unö leiö.

STtan fann hier im allgemeinen oier

©ruppen unterfeßeiöen. öie erfte ©ruppe begießt fid) auf öie lebensbeöürfniffe öes fftenfeßen, öie grocite auf öas ©e=

meinfdjaftsteben unö öie ©ße, öie öritte

©ruppe auf öas Berßättnis oom 5Tten=

feßen gu öen ©ieren, unö öie oierfe

©ruppe befaßt fid) enölicß mit öen ein=

getnen Berufen. 1 2 3 4

1. Wenn öei Pracher nifeßt ßetotoe fcßalt, oatüßt ßei öatt Brot ut'm Büöet.

2. Schlecht lätoen ßort upp, öei ffäg iß melf.

3. Sdjled)t lätoen hört upp, öe ©uffle toarn in ö’ 2lfcß ftippt.

4. Scßmecfft öu präeßtig oor e’ ^utfeßfe

^ägefett.

5. IDatt öei Bur nieß finnt, öatt frett ßei nieß.

6. Bor 'm 2Iten iß man ful, no 'm Sten ßängt man ö’ iTtul.

7. ö a tt finö öücßtig lü r , öei bi' m 2lten fdjtoeite unn bi 're 2lbet freife.

8. tüenn äte, öenn äte; toenn abeere, öenn oaftäfe.

9. £öo fließ iß, öoe iß of Brot.

10. ÍPenn öei Stöhne nifdjt ßett, ßett öei Proßler gewiß nifeßt.

11. tüatt man befpoart an fienem fliunö, öatt fräte öenno üatt unn f)unö.

12. Scßmecf, aß öu wißt; icf weit öoeß, watt öu bift. (©rüßwurft.)

öber öie ©ntfteßung öer leßten 2ie=

öensart geht ßier folgenöe ©rgäßlung:

©ine einfältige ^rau ßatte oiel oon öer

©rüßwurft geßort unö befcßloß, aud) felbft öiefe ÍPurft gu madjen, obwcßl fie öie 2lrt öer Zubereitung nid)t fannte.

Sie wanöte öaßer öas fogenannte oer=

einfaeßte Berfaßren an. öas Sd)lad)t=

feßwein wuröe öie leßten tüodjen nur mit ©rüße gefüttert, unö als öann öas Schwein gefcßfad)tet unö ausgenom=

men war, wuröe öer öarm einfad) in

IPurftlängen abgebunöen, unö öie ©rüß=

wurft mar fertig, öer ©efd)mad ent=

fpraeß gmar nießt öen ©rwartungen, ge=

geffen wuröe fte aber öod).

Öie angeführten Lebensarten haben alle eines gemeinfam: öie Uronie, mit öer fieß unfere Borfaßren über öie fd)lecßten Zeiten ßinweggufeßen oerfueßten.

13. So leim, fo leb.

14. „ö a tt möcft Spoaß", feggt ftioaß, unn fettelt fien $ru mit öc ftießforf.

15. Bor 'e ^oeßtiö gimt öatt üüffe, no 're ffocßtiö omer Scßmiffe.

16. fPatt finn mi Bure luftig.

17. fjei fpiet, aß wenn bei B ur 'ne Pro=

geß oerlore ßett.

18. f)ei grient, aß wenn ö' Boß Brom=

beere frett.

19- Omme feßüttre mit öe $üß', e3 fimmt a tOatger.

20. öei SÜD is brofe, ower t’ iß öüfter aß im Sacf.

Zurücfgufüßren ift öiefe Lebensart auf einen Betrunfcnen, öer feinen Laufcß gu fifiufe auf öer (Dfenbanf ausfcßlief. 3n feinem Scßlummer fam er mit öem Äopf in öie Pfenrößre, wo ißn öie ausftrö=

n

(14)

menbe Därme munter machte; immer nod) in 6er Deinung, im freien 31t fein, erfolgte 6ann obiger Ausfprucft. - Öen»

[eiben (Sinn unö 6ie gleiche ©ntfteftung bat aud) 6ie folgenbe Lebensart:

2 1 . „ö a tt rnabt geiieng", [eggt grift galt, unn b^tt be Sopp inne Läur.

3 n bie fo oft fälfdjlid) gepriefene „gute alte 3 eit" führen bie beiben näcbften L e ­ bensarten; fie geigen, mie ärmlich es mit ben lanbroirten barnals beftellt mar, bah fie nicht einmal genügenb Dung für ihren Ader unb nicht genügenb Neuerung für ben Badofen hatten.

2 2 . ö a tt [chafft Deft upp 't lanb, all 3 oahr ein Sat null.

23. ö a tt [chafft © trud anne (Tun, all 3 oahr ein Sar null.

ilnb 6 er £anbroirt, ber ben öung [ehr bünn ftreut, muh fi<h feigen taffen:

24. fjei meftt mit ’ ern ©paling upp b' f)älft-

Öen Lebeluftigen fenngeieftnet bie fol»

genbe Lebensart:

25. ©ier D u l ift mit Prad)ebotter fchmert.

öer 'Pflegmati[cf)e mirb butd) folgenbe Dorte gefenngeidjnet:

2 6 . Sümmft nid) hüt, [0 fümmft bod) morge, oroermotge gang geroift.

öer f)umor fprid)t auch aus ben näd)=

ften fDorten:

27. D a tt mi obnt, batt apelt mi.

28. Aag fjunn he1® ® 6 terräten gell.

2 9 . D a tt beim eine [ien (Dap iß, 3h bem annern fien A lp

30. ö a tt ih nich liecht, matt oroere ’ne

^intner meggt.

31. „W er ’t lang hett, lett 't lang hänge", [eggt be öüroel.

D er fleh bureft eigene ©d)utb Anan»

nehmlidjfeit [chafft, muh ftd) fagen taffen:

32. D er fein Sopproeihboag batt, bei moeft fid) roed.

güblt fid) femanb getroffen, fo heißt es:

33. Dem b’ 3ad paht, bei tred f’ an.

34. Dem bei ©cblure paffe, bei tred f’

an.

öem fjeiratsluftigen, ber auf ©eben»

beit unb D itg ift fd>aut, mirb bebeutet:

35. bübfcb unn ried, fchitt bei öüroel nich glied.

Sommt aber bei heiraten (Selb 311

©elb, fo beißt cs:

56. öei öüroel fd)itt immer bi 're grbttfte fjupe.

fjier fpielt auch jener Aberglaube mit hinein nom A lf, jenem gcheünnisoollen Defen, bas bie mit ihm im Sunbe fteben»

ben Denfd)en mit ©olb bcfchüttcte, feine

©egner unb ©pötter aber mit öred be»

flederte. - D er fich mit einem in Aus»

ficht fteljenben ©eroinn ober üerbienft prahlt, roirb gebämpft burch bie Lebens»

art:

37. D an toppt nid) „S)ol gifd)", eibe man roed (jatt inne lifd ).

D er fich feines Öorteils begibt, ehe er

©tfaft bafür b^t, muh fid) fagen taffen:

38. D a n gütt batt öredrooater nid) eiber roeg,

eiber man reten Doater binne hett.

D er feinen Dorteil 311 mähren roeih, oon bem fagt man:

3 9 . D er ober ih, blirot ober, unn roenn bei upp 'e 3äg ritt.

40. D a tt im gaure P ott ih, nafurt nid).

0em (B m nöm g

< 3 0 rt T ß a u i u í i> rt cf)t

in unruhiger P l i * ging über bas gefchäftige ©reiben ber Strafte, bie nom 3entrum ber Stabt aus abroärts bis ans Aollroerk, bis an ben flieftenben Strom führte. Der Plick kam aus ben alten Seemannsaugen 3an ©rünbings, unb bie Strafte fjieß, ihrem 3iele ent»

fprechenb, pafenftrafte.

ön 3an ©rünbings Augen fpiegelten fich noch einmal alle Degebniffe ber pafenftrafte, unb fie faften, baft fie immer noch bie gleichen roaren: es eilten bie

12

Atenfchen hin unb her. A$agen mit febroe»

ren ¿affen rollten oorüber; alles ftrebte ben 3ielen ?u, bie in ihrer ©efamtheit bas oielfältige menfchliche Ceben aus»

machen. Sn biefen alten Seemannsaugen kam aber noch ein anberes jutn Aus»

bruck, eine Spiegelung, bie nicht oon ber Strafte her, fonbern aus feinem Snnern kam, — ein unenblich ©rauriges unb

‘Lerjroeifeltes. . .

3an ©rünbing ffanb auf ben fteinernen

©reppenftufen jenes paufes, über beffen

Öen echten pommet in feiner öerb»

Ijeit unb ilrroüchfigfeit, ber nicht oor einer getinben Anftoftigfcit gurüdfdjredt, fenngeidjnen bie folgenben Lebensarten:

41. D er ’t ©lüd hett, befchitt fid) im

©cf)loap unn frett ’t im Öroam roerre upp.

42. Denn bat nid) bottert, benn bottort bat nid), unn roenn man in 't Bot»

terfatt fchitt.

43. ,,©d)ict", [eggt D att, unn hüll fiene gru bei Bütt unne, unn boer befd)eets

cm nod) be öume.

3ft femanb ausgelaffen, fo heißt es roarnenb:

44. ö u roarft hüt nod) eie €e oaleife.

45. © f ein flauf fjenn hett fid) all be (Das oabrinnt inne Heitel.

Auf Denfch unb Dich beziehen fich bie folenben Dorte:

46. l o t 't ©d)oap fd)ietc, bei D u ll roaftt hoch-

47. ©oet D u l mof man, benn roart 9äg fchon flöhe.

48. D a tt bem eine fien A I ift, ift bem annern fien Hachtigall.

Anb über einige Berufe meint man:

4 9 . „ö a tt tredt fich no'm ©lern", feggt be ©cbmcrc, unn näht be Ärmel j'ej'e be Deftetafd).

50. „Alles mit Duften", feggt be

©d)niere, unn fd>acf)t fine lehrjunge mit be Aal.

51. „fjelic D etter", feggt be ©bpper, roenn bei le im nid) bade roill.

52. „D a tt finn mutt, mutt finn", feggt be ©temger Softer, unn ftedt fiee Diero inne ©annter.

54. „ö a tt frhafft", feggt galt, unn rinnt upp ©ode.

55. lo a t ]’ oafe, roorum befupe f’ fid).

©üreingang ihn einft. nach bem ©obe feiner grau. ein „perjlich Aßillkommen“

ben erften Schmer? milber geffimmt hatte.

£s roar bas §aus feiner Kinber. 3an

©rünbing ffanb nun nach kaum einem 3af>r hier unb rouftfe. baft er biefes paus nie mehr betreten mürbe. Pas roar fein fefter ©ntfchluft. obgleich fein ferneres Schickfal ihm fo buffet erfchien roie ber

©ag, ber im regenfdjroeren SAeibe ?ur Luhe ging. Cangfam unb roie oorfichfig ben ©runb abtaftenb, feftte er ben guft auf bie Strafte, unb in feinem Snnern quälte ihn bie ©eroiftheit, baft er heute jum leftfen Atale bie pafenftrafte hinunterging — benn roo kein Abfchieb ift, gibt es auch kein AMeberfebn . . .

©inen Augenblick lang badjfe ber greife Seemann, roäbrenb er feine güfte Jicherer

(15)

feßte, in kaltläcbctnbcr ©rinnerung an feine Kinber. Sie baffen if?n in einem

§eim für alfe 5ee!eufe „eingekauft“ , um feineu Cebensabenb zu „fiebern“ . Sie baffen allzu reebnerifeb fein §er? über»

fallen, t>on bem fie nicbf mehr ?u roiffen febienen, baß es jum Ceben einer “Sin»

bung beburffe, bie faft ein Alenfcbenalter in ber Ciebe unb ber ©emeinfamkeit oer=

knüpft mar. Sie baffen bas Heiligtum feiner Herkunft, bas Koftbarffe feiner treuen ©efäbrtin unb ibrer eigenen Atutter oerleßt, — unb besbalb mar er

dou ihnen gegangen, obne Alick unb ohne A3orte.

‘Das aber mar noeb bas Scblimmfte.

Penn aus ber Unzulänglichkeit anberer, unb felbff ber eigenen Kinber, 50g ein

‘Mann roie ©rünbing noch nicht bas Sajit feines Cebens. A5as ihn fo er=

febütferte, lag tiefer unb blutete aus ber nicht mehr zu änbernben ©atfacbe, baff man ihn los fein roollte, ja, er fühlte es beutlicb: feine Kinber roollfen ihren A ater tos fein, roeil feine oeralteten An=

fiebten nicht mehr zu ihrem übermober=

nen Ceben paßfeni

3an ©rünbing fcbütfelfe ficb oor ©r=

regung, unb fie galt roeniger ber Un=

geroißbeit feines Scbickfals als ber gäb=

nenben ©iefe, bie ficb z^ifeben ihm unb fein eigen Sleifcb unb A lu t auftat. ©inen Augenblick mar es, als fäbe er inmitten feiner Aerzroeiflung bas bittenbe ©efiebt ber freuen ©oten, aber fogleicb ftanb feine tiefe feelifcbe ©rbitterung roieber im Aorbergrunb.

A ls er fo mit müben Schritten feines A5eges ging unb zroifeben ben Alenfcben ber Straße bie ©eftalten feines oer=

gangenen Cebens lebenbig roerben fab, lächelte er in ©rinnerung an all bie Stun=

ben, unb lächelte, als er bort, roo bie Straße enbete, feine gute, alte A lutfer am eroigen Strom roinken fab. 3uroeilen blieb er ffeben, unb fab ficb faft ängjtlicb um, grab fo, als fürchte er ben Alick eines Unberufenen, Pocb es mar niemals einer ba, unb bie Atenfcben, bie an ihm oorüberbafteten, nahmen ja keinen Anteil an feinem Ceben. Aber etroas anberes mar auf einmal ba, eine Stimme, bie aus feinem Snnern ober gar 00m §immel kommen mochte unb bie ihm fagfe, baß nur §eimkebrenbe folcbe “Dinge febauen können.

“Da mar 3an ©rünbing febr froh- A ls er aber roeifer unb roeiter bie

§afenftraße binunferging, kam er auch

bort oorüber, roo bas Altersheim lag.

ASo ihm bie „Sürforge“ feiner Kinber eine neue „§eim at“ gefebaffen hafte. 3um erffenmal in feinem Ceben blieb 3an

©rünbing nun oor jenen großen ©ifen=

gittern ffeben, an benen er zeitlebens ge=

bankenlos oorübergegangen mar. 3bm mar es plößlicb, als fei hinter jenen ©it=

fern eine alte, längft oergeffene ASelt, in ber alles Ceben zum Stillftanb kam. ©ine A3elf, bie mobl Aube unb Srieben haben mochte für oiele, aber nicht für ihn, nicht für 3an ©rünbing, ber immer im roil=

beffen Ceben Srieben unb Aube gehabt batte. Sür ihn bebeutefe biefe A5e(t hinter ben febroarzen ©ifengittern eine Solle, in ber feine Seele, in ber fein rub=

lofer Seift erfticken mürbe. AJäbrenb feine Augen faft feinbfelig auf bie blank- gepußte Pförfnerglocke ruhten, ballten ficb feine Säuffe roie in Abroebr, unb fuebenb irrte fein Alick, als fänbe er an ben genftern eine ermunfernbe Seele, über bie ganze Säuferfront bes in berbft=

lieber Stille üegenben Seimes. Senfter um Senfter prüfte er forgfältig, jeboeb nirgenbs zeigte ficb ein ATenfcb. AMe aus- geftorben lag bas große bunkle Saus ba, unb febon roollfen feine Sänbe nach ber

©locke greifen. Kaum aber batte fie ben Knopf berührt, ba zuckte 3an ©rünbing Zufatnmen, unb fein Alick richtete ficb jtarr auf ein Senfter, hinter roelcbem ein feltfames ©efiebt ju feben roar.

Sn ber Püfternis bes 3immers, in ber jener ©reis zu leben febien, nahm ficb bas Antlitz felffam genug aus. Pie Umriffe bes Kopfes, bie faft an ben ©ob erinner- fen, rourben bureb bas trübe Serbftlicbt bes Simmels beftimmt. ©rau leuchtete bie Saut bes ©efiebts aus ber ‘Dunkelheit unb ftatt ber Augen ffarrten zmei bunkle Cöcber ohne Ausbruck auf bie Straße, roo 3an ©rünbing ftanb unb hinauf blickte.

„Sie finb erlofcben“ , flüfterte 3an

©rünbing entfeßt, „erlofcben. . . “

©rfebüttert roanbfe er ficb ab unb ging bie Straße ?u ©nbe. ©r befcßleunigte feine Schritte unb atmete erft auf, als er bie befreienbe Cuft am ASaffer fpürfe.

‘Dort am A5affer roar ein anberes Ceben. Pas ©efriebe ber Safenroelf.

roelcbe ein anberer Abütbmus belebte als ein altes Seemannsbeim, ließ 3an

©rünbing für Augenblicke bas ©rlebte oergeffen. ©r ging, roie er es fo oft getan batte in jungen 3abren, mit febroeren Seemannsfcbritten am Aollroerk entlang,

“prüfte Schiffe unb Segler, Alenfcben unb bie 3eit. Unb ba fanb 3an ©rün=

birtg, baß alles gut roar. ©r überzeugte ficb auch noch 00m ASafferftanb unb prüfte bie A5etteroorberfagen, bann fragte er einen Schiffer nach ben aus- laufenben Schiffen bes ©ages unb ging, als er fab, baß bes Stromes K ra ft noch immer roie einft roar, halb zufrieben läcbelnb, halb in fcbmerzlicber A e - brückung roeiter, immer roeiter, bis es allmählich ftiller um ihn rourbe unb feine Schritte, bie bisher auf ben Caufboßlen am Aollroerk einen feiten Klang gehabt batten, nun oom roeicben ©rasufer oer- febroiegen rourben, roas 3an ©rünbing ein roenig unficber machte.

Aber 3an ©rünbing brauchte nichts zu fürchten. Per A5eg am Ufer bes eroigen 5fromes ift einer ber febönften feines Cebens geroorben. Unb er ging ihn nicht allein. Alle feine treuen ©eftalten ber Aergangenbeit roaren roieber um ihn unb mit ihm.

A ls man fpäter ben Spuren 3an ©rün- biugs naebging, bie ficb klar in ben Sanb- ff eilen bes Ufers abzeiebnefen, fanben bie Alänner alsbalb eine Stelle, roo bie Spur nach einer kurzen Aiegung biebt am ASaffer enbete. “Die Oberflächlichen unter ben Alännern oermuteten fogleicb, baß

©rünbing hier ins A5affer gegangen fein müffe. Piefe Aermutung rourbe auch, ba ficb kein anberes ©rgebnis beraus- ftellte, feinen Kinbern binterbraebt.

A ls bie Kinber aber bie Aacbricbt oom

©obe ihres Aaters erhielten, ftanb biefer roeit braußen, an ber Öffnung bes Alee- res, unb roar mit ficb fertig geroorben.

A o r ihm, im feiebten ASaffer, lag ein A oot in einer kleinen, roinbftillen Aucbt, roelcbes © oft fü r ihn beroabrt batte, ©s roar ein Aoot, bas leck unb morfcb zur letzten Sabrt gerüftet roar für einen, ber febon jenfeits ber Pinge ficb bie Konfe- quenz bes Sanbelns beroabrt batte, unb angefiebts ber feelifcben Aealität oor nichts zurückfcbreckfe.

Auch ein A3rack kann gerüftet fein, roenn bie Seele es roitl, unb roo es ber Seele gilt, ba ift kein A5eg oerroorfen.

3an ©rünbing gab ficb noch kurz einmal Aecbenfcbaft, bann legte er Aame unb Pafein in ©otfes §anb. A ls er bas A o o t beftieg unb bie alten Aiemen aus- legte, laufebfe er bem fernen Ateeres»

bonnern, bas roie ein Salut ferner Jieg- roiffenber Arüber klang . . .

3an ©rünbing ging auf letzte Sabrt, unb ©oft oerroifebte feine Spur für immer. . .

Rad Brögor

Allo hüten mir Deiner 6mi]e heiligen Saum.

Unfer blühenDftes Ceben für Deinen Dürrftcn Baum.

\ 3

Cytaty

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mit herein, öer öa?u noch befonöers fcßone unö eigenartige Wobei aus iaffaner Tt'fcßlereien aufroeift; öie plane unö © fijje n öes ©reifswalöet

plm 21. hier mußte er öie Beoolution erleben, unö hier oerbraeßte er in einem unfagbar fernerem inneren Bingen öie gualoollften ©tunöcn feines £ebcns. ©ein

$erne. kleine ©djroeißperlen ftetjen überall im ©efid)t öes Riannes, öer jeßt feinen © d jritt oerbält. 3etgt fommt eine graublaue Ringeltaube tjevabgeflogen,

gezogen, öas, in öen lebten 3 abt'3ebntcn uerbümmert, nur öureb Aufträge öiefer 2lrt neu belebt meröen bann, Durch öie Heberolle 2Iusgeftaitung aller (Eingeh

©aüenfteins ber ©djmebenfonig ben ftrategifchen PDert bes halbinfelartig in bie ©ftfee oorfpringenben Porpommerns aus unb fdjuf fidj fürs entfdjloffen hier eine

grünöung unö ©ntmicHung öer alten öeutfcf&gt;en Beicbsmarine and) nod) fo groß geroefen fein, fo bat ©tettin öod) fchon oorber einmal eine roid)fige Bolle

ringften Wengen oorfommen. Hierin liegt aueß ^a0 ©eßeimnis, baß es noch nie gelungen ift unb aueß nie gelingen roirb, ein ©iuellfals fünftlicß aud) nur

hunöerte ootn ©reifengefd)led)t regierte Pommern toäfjrenö öiefer langen 3eit troig gaßlreicher ^eßöe niemals in öem Htaßc oon f?riegsgreueln heimgefud)t