• Nie Znaleziono Wyników

Das Bollwerk : die NS Monatszeitschrift Pommerns, 1937 H 9

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Das Bollwerk : die NS Monatszeitschrift Pommerns, 1937 H 9"

Copied!
36
0
0

Pełen tekst

(1)

S T E H ! N

S E P T E MB E R 1 9 3 7

>en . e rn te n - p flü g e n ! Aufn.: Ufa

\ 'V - X

(2)

GASTSTÄTTEN, HOTELS UND PENSIONEN IN STETTIN Bnrhoiö

B e rlin e r Tor 6 Telep h o n N r. 3 12 9 5 Täglich K o n ze rt u n d Tanz

Raststätte ,,<£in denh o f “

S t e t t i n I n h , P g . E r ic h B e c k

Bestgelegenes A usflugslokal nahe der Stadt. Garten m it ca. 5000 Sitzplätzen. Große u n d kleineS äle fü rV e ra n sta ltu n g e n a lle r A rt

Gute Küche — gepflegte Getränke — mäßige Preise

fiClffOC RdÖthe

Inh. M. Bluhme

Luisenstraße 2 2 Telep h o n N r. 3 4 0 9 2

Ccntral-fiotdz.v.2,5oan

Bes. H e rrm a n n K n edel T. 2 3 9 8 2 G rü n e S c h a n z e l7 5 M in .v .B a h n h .

LEST DAS

BOLLWERK fvangelisdiesyereloshaus-H osg

¡7 S T E T T I N - Elisabethstr. 53

1L Fernruf 3 2 0 4 6 Bahnhofs-fjotel, In h .A lb e rtP ik o rs

K a rlstr. 7 T. 2 6 0 6 0 5 M in . v . Bahnh.

hotcl mecklenburger fjof

Inh. A n to n Ertl T. 3 4 3 3 6 L in d e nstr.

Eck. A rtille rie s tr. Z im .2 — 10 M . v. Bf.

Pension Union

M o ltk e s tra ß e 11, II. Tel. 2 9 1 8 4 16 B e tte n , Preise von 1,50 u. 2 ,5 0

Pcnfion Schmibt

Passauer S tra ß e 1, 1

T e le fo n 2 3 8 5 9 Z im m e r l, 5 0 — 2 ,5 0

PcnftOII fjartmami

L in d e nstr. 2 8 , T e lep h o n 2 4 9 1 5 Z im m e r a b 1 ,5 0 —2 ,5 0 . im Z e n tru m nächst B a h n h o f u nd H afen

i j u t e verlangt

l e A i

e

' c u c l e t ^ e u x j u i i i

w c l t l L u d e t a t l a t

Das gute Buch erhält seine Vollendung erst durch die geschmackvolle und künstlerische Buchbinderarbeit — der Werbedruck seine Wirkung durch die besondere Aufmachung.

Meinem altbekannten graphischen G roß ­ betrieb ist eine Buchbinderei angegliedert, die allen Anforderungen auf dem Gebiete der Papierverarbeitung gewachsen ist und mit Sorgfalt arbeitet.

f . H e s s e n l a n d

S te ttin , G ro ß e D om str. 6 - 9 ✓ F e rn ru f 30340 u. 36620

Hand- und Maschineneinbände Einbanddecken und Sammelmappen Liebhaber-Einbände, Diplome Broschüren, Zeitschriften, Kataloge Stanz-, Präge- und Schneidearbeiten

V e r l a n g e n S i e b i t t e V e r t r e t e r b e s u c h

Die bisher erschienenen Fortsetzungen des großen Romanes »In der Haupt­

rolle Charlotte Lenz« werden Ihnen

kostenlos nachgeliefert, wenn Sie heute noch die

iT M t m j

bestellen.

Geben Sie bitte Ih r e B e s te llu n g in unserer Hauptgeschäftsstelle Breite Str. 51 oder in unseren Annahmestellen in der Stadt auf. Es genügt auch ein telefonischer Anruf unter 25891 oder eine Postkarte.

noch heute

ße&teCCen!

(3)

M o n a ts z e its c h rift fü r n a tio n a ls o z ia lis tis c h e s G e is te s le b e n in P om m ern

8. Jah rg an g Stettin, S eptem b er 1937 H eft 9

& w s l a n i > i ) e u t f d j e i © o r t c

M ir fteßen mitten in der ßeugeftaltung des neuen dcutfcßen ¿ebensraumes; die ftärffte £0affe, die 6cm deutfcßen üolEe auf díefem EDcge gut öerfügung ftef)t/ ift neben der £eiftung der Nation un6 der Deutfcßen in aller Melt der et)rlicf>c und immer bcroiefene Xüille gu einer üerftändigung 6er üblfer. Daß es 6er Dolfsdeutfcße niemals 6aran bat fehlen laffen, ¿u feinem <Teile an 6er (Erreichung 6iefes fíeles mitauroirEcn, erfüllt mich mit freu6ígem ©tola und mit 6er Zuoerficßt, daß er auch fünftig 6ic J?us6auer/ 6ie freue un6 6as Derantroortungsberoußtfein bcmeifen roird, mit 6encn allein fich 6ie Jlnerfcnnung 6es dcuffcßen Mefens erftreiten läßt. £)r. §ricf.

üor einer 6eutfcf>en Hot fannft 6u 6icf> nirgends oerftecfen auf 6er <£r6e, roenn 6u ein í>eutfd>er bift.

f)ans ©rimm.

Mem es nicht ein ©enuß ift, einer Minderheit neugeboren, toclche die Maljrbeit ocrficßt und für die Mabrljeit

leidet, der oerdient nie

3

U fiegen. lagarde.

Deutfcfjland? - - Keiner roeiß, roo es anfängt, Heiner, roo es aufhört. <£s hat feine ©rengen in diefer Melt - Man hat es im ßergen - oder man findet es nirgends und nie. ßanns 3oßft.

Hur roer es felbcr am eigenen £eibc fühlt, roas es b^ßt, deutfeß 3U fein, ohne dem lieben Daterlandc angeboren

3

u dürfen, oermag die tiefe ©eßnfucßt gu ermeffen, die gu aller 3eit im ßerjen der oom Mutterland getrennten Kinder brennt; fíe quält die oon ißr (Erfaßten und oerroeigert ihnen Zufriedenheit und ©lücf folange, bis die fo rc des öaterßaufes fich offnen und fíe im gemeinfamen Heich Frieden und Buße finden.

^eicßsftattßalter ©prenger.

Míe auch unfer ©cßicffal fich geftalten mag, roir Deutfcße müffen uns alle - roo mir immer roohnen - als ein großes Bruderoolf fühlen. Denn es ift das gleiche Blut, das in uns fließt, cs ift der gleiche ©eift, der in uns lebt. Blut, ©eift und ©cßicffal find die lebendigen politifcßen Kräfte jeder ©efcßicßtsbildung.

M ir roollen über unfer ©cßicffal nicht flagen, fondern roir toollen ftoß darauf fein, daß roir diefe feßrocre Aufgabe

3

u erfüllen haben, daß roir üorpoffen fein dürfen für das große deutfeße üolf. Mcnn aber ctroas ftärfer ift als das

©cßicffal, das feßroer und dunfcl auf uns laftet, dann ift cs der Manncsroille, der es unerfeßüttert trägt, der Man=

ncsroille, der das ©cßicffal feßmiedet, der ©efeßießte maeßt. Konraö ßenlein.

(4)

n 6er Haße öet fdjonen, fulturell unö roirifcßaftlicb fehr beöeutenöen Hleinftaöt Blumenau im ©taate ©anta (Catbarina, ©üö»Brafilien, Hegt 6er »on Peutfcbflammigen befieöeite €>rt Pom»

mero6e. Mie 6er Harne fdjon fagt, ift 6er

© rt eine Pommern»:Koöung. Pie geo»

grapfufdre un6 poftalifdjc Begeidmung

„Pomeroöa" ift nur eine Angleicßung an 6ie brafilianifcße ©ptadje, 6ie mit 6er portugiefifcßen faft oollig übereinftimmt.

Om übrigen trägt 6ic ©ieölung eine rein öeutfcbe Prägung, 6enn 6ie Beoölferung beftei)f gum roeitaus größten ©eile - es mögen 09 Progent fein - aus (Enfeln un6 Htenfeln »on ©ieölern, öie in 6er festen Hälfte 6es »origen 3ai)rl)imöert8 als (Tagelöhner, Dorarbeiter, ©utsange»

fteUte un6 pan6roerfer aus 6er preußi»

fd)en Pro»ing Pommern nad) Brafilien ausroanöerten. Pie erftcn Holoniften 6er biefigen ©ieölung ftammen aus 6er ©e=

gen6 um ©tettin, ©targarö, Belgarö, Haugarö, Polgin, ©djioelbein, Köslin unö ©toip. Diele Familien batten ihren IDobufitg in 6en örten Oarddin unö iiülg fomie Hniepßcf bei Haugarö, ebenfo in

©tanöemin unö Pumlom bei Belgarö.

Pie beiannteften unö oerbreitetften ,5a»

müiennamen finö: (Eßlert, Bebling, ©tre»

loto, ielgoro, Poratb, ©üntber, iPeege,

©uh, ©ütt, Marquaröt, Bamtbun, Prems, Ovutßfatg, ©cßünfe, PaEmann, ollbell, aud) Rebell, ©ieroeröt, Dolf»

mann, Baafd), IDacßbolg, ©oeöe u. a.

Per ©runö, 6er öie Heute beroog, aus»

guroanöern, mar, 6aß fie freie Bauern auf eigener ©cbolle roeröen moUten. Bra»

filien bot ißnen billiges £anö in püUe unö i$üUe an, unö öie Ausroanöerer haben es miüig angenommen, gugleicf) noch in 6er angenehmen (Erwartung, ein Para»

öies in ihrer neuen Heimat »orgufinöen.

Aber öas ift geroiß: Diele 6er erften

©ieöler roären mit freuöigem Hm'gen roieöer in öie alte Heimat gurücfgefebrt, roenn fie nur öie M itte l 6er OPücfreife gehabt hätten, roären gern roieöer Page»

lohnet gerooröen unter öenfelben Beöin»

gungen roie oorher, roenn man fie gu»

rücfgeholt hätte.

Beiöes fehlte: Pie Ausroanöerer hatten roeöer ©elö für öie Heimfahrt, nod) halte man fie in öie alte Heimat gurücf. ©ie rouröen als ungeratene Hinöer betracb»

tet oöer als »orroibige Abenteurer, öie man gern oergaß. Aud) öie öamalige Be»

gierung ließ öie Ausroanöerer gießen, roohin fie rooUten, ohne fid) um ißr fer»

neres ©cßicffal gu forgen. ©o finö »iele

6er ©ieöler ihrem Peutfd)tum oerloren»

gegangen, roeil fie Peine Derbinöung mit öetn Muttcrlanöe mehr hatten. (Es ift eine Patfacße, 6aß 6er in einer fremöen Umgebung ifoliert roohnenöe Peutfcße fid) gern öen Derhältniffen anpaßt, in öenen er leben muß. Hur 6a, roo mir gefchloffene öeutfchoölfifche ©ieölungen haben, bat fid) aud) öas öeutfcbe Dolfs»

tum erhalten, ©old) eine in fid) »oll»

tommen gefchloffene ©icölung ift auch Pommeroöe. Don Blumenau aus ift öas Peftotal befieöelt rooröen. tPas öie Aus»

roanöerer oorfanöen, roat in 6er Pat ein Paraöies, aber nur hinfid)tlid> 6er ©d)ön»

heit unö Mannigfaltigfeit 6er ianöfcßaft.

©eroiß roirft 6er gauberßafte Beig 6er ifremöe gunachft belebenö auf öie ©eele öes fie ©cßauenöen, rooßl fcßenft öie Oagö in öetn roilöreicßen Hrroalö öen 3ä=

gern, öie in 6er Heimat als Pageloßner roobl niemals auf öas IPilö haben fcbie»

ßen öürfen, 6er Hberrafchungen unö 5reuöen »iel, aber oon alleöem fann man auf öie Pauer nicht leben. Pa mußte ge»

arbeitet roeröen, febr bart, febr befcbroer»

lid) unö ooller (Entbehrungen.

Mas roar öenn 6a? Hur IPalö, Hr=

roalö, ohne IPeg unö ©teg. Hur hier unö 6a ein fcßmaler Pfaö, „picaöe" ge»

282

(5)

normt, Tüeiter nichts, ©o bunfel 6er ilrm alb in geheimnisooller ©djonfjeit ftarrte, fo bunfel lag and) bie jiifu n ft bangenb unb brücfenb auf ben ©eelen 6er erften ©iebler. Die 'Pommern waren aber feine Träumer, ©ie ftanben mit bei6en ,$üßen feft in 6er rauften iPirflid)=

feit bes ¿ebene. ilnb faul fein batten fic als ¡Tagelöhner auf 6en großen Bitter»

gütern in ihrer Beimat auch nicht gelernt,

©o pacften fie mit rauher, arbeitsgemohm ter £janö 6ie Arbeit an, 6ic fie nidit fannten, un6 fchfugcn Bäume, bauten not6ürftige Jütten, brannten 6ie Bobung un6 legten ermartungsooll 6ie erften

©aatforner in 6ie jungfräuliche ©rbe.

Hiebt oon heute auf morgen gefdjah 6ae. ©o leicht un6 fdmell ging 6ae nicht.

Hur allmählich, gang allmählich mur6e 6er Bläh um 6ie Bütte frei, lichtete fid) 6er IPalb, blühte 6er Btais. Huf © djritt un6 ¡Tritt lauerten 6ie ©efahren auf 6en (Einbringling aus Beutfchlanb. Hoch brüllte 6er ¡Tiger, heulte 6er ¿owe, un6 fchauerlich höeten's 6ie $remben. Per»

biffen oerfuditen 6ie IPilben, 6ie Tjeimat fid) gu erhalten. IPie 6ie ¡Tiere bes TOal»

bes, fo fd)lid)en auch fie, 6ie „Bugre", auf leifen ©ohlen, 311 rechter Jeit 6en oergifteten ¡Pfeil auf öie Hhnungslofen 311 ridtten, un6 mandjer fiel 311 ¡To6e ge=

troffen auf frember (Erbe. ©d)icffal oer»

lorener Binber aus Beutfchlanb! flicht gang wenigen würbe 6ic Kopfhaut ffal»

piert, als ©iegesgeidjen 6er Onbianer bienenb. (Es ift nod) gar nicht fo lange her, 6a foldjes gefchal). Bein 3af)rbun=

bert ift’s. Huf j'ebe TPeife hemmten bie IPilben bie Hrbeit bes ©ieblers. öie pri=

mitio hergerid)teten Jütten mürben über»

fallen unb oerbrannt, bie Pnfaffen geto»

tet, bas füerfgeug geftohlen. TPie oielen biß bie furchtbare ©djlange bas totenbe

© ift in bas Blut, ©ar manchen nahm bie reißenbe $lut gU fid) unb _ warf ihn tot an bas ¿anb. öie Birdjenbücher roiffen fo oiel 00m ©djicffal ber armen fTtenfchen. ©emolltes ¿os, bod) furcht=

bar b itt’res ¿os! Unb bennod): fie haben geficgt, biefe ffelben! ©ie haben gerun=

gen unb haben ihr ©dncffal begmungen.

Bas ift fjelbentum. ^roeifellos! Bas muß man anerfennen. Berlorene ©ohne, bod) roertoolle, eble ©ohne ber pommer=

fdjen Beimat, ber fie entflammten, föas gab ihnen bie f?raft, fo ausguhalten im ewigen Bampf mit iOalb, Btenfch unb

¡Tier? Bie ¡Treue! ju TUeib unb Bin»

bern, Hrbeit unb ¡Pflicht! ¡Treue, im

©tauben gegrünbct an ©ott! ftian barf bas nicht oergeffen! (Es war ein preu»

ßifdjes (Thriftentum, wenn es einmal ge»

rabe f 0 genannt werben barf, ein (Ef)rB

ftentum bes „Bete unb arbeite"! 3n biefem fanben fie ben ITtnt unb bie f?raft, ber Binberniffc fjerr 31t werben in einem

¿anbe, bas fie nidit fannten.

ftian bebenfe: es gab in ber ilrwatb=

fieblung feinen ¿obrer, "Pfarrer, Hrgt ober Kaufmann, üon weither, etwa fedjs bis fieben ©tunben 00m iPobnfiig ent»

fernt, mußte man bie notwenbigften ¿e=

bensmittel unb begleichen holen, ilnb ber ¡Pfab, bie „¡picabe", führte ftets burdi ben bunflen, gefahroollen fPalb. Hrgt unb "Pfarrer wohnten nod) ein paar

©tunben weiter in Blumenau. ftian half fid) trolgbem. Bie gemeinfame Hot fchuf bie ©emeinfehaft. üon biefer mirflid) echten ©emeinfdjaft in ^veub unb le ib tonnte ot'eles berichtet werben. © e » m e i n f a m bauten bie erften ©iebler ihre Bütten, fdjlugen fie bie Bäume, Ieg=

ten fie ben ilrm alb nieber, madjten fie

"Pfabe burch ben iPalb; g e m e i n f a m oerteibigten fie fid) gegen bie Überfälle ber eingeborenen unb ber milbeti ¡Tiere, halfen fie fid) in ben befonberen feiten ber Hot, wie bei ilnglficfs^ unb ¡Tobes=

falten. 3eber half mit Bat unb ¡Tat unb gab fo fein Beftes 3um IBoßle ber ©e»

meinfehaft. Bei ¡Tauf» unb f)od)3eitsfeP ern burfte niemanb fehlen. Cetgten ©nbes lebte bie erfte ©ieblungsgemeinfcbaft ftets ein ©emeinfchaftsleben. Bie alten ©it=

ten unb ©ebräuche würben gepflegt, ftian wollte bie ¿anbfehaft 3ur pommerfdien Beimat machen. Bie $rembe mußte 311 r Beimat geformt werben, wenn bie ©ieb=

ler nid)t oersagen fohlen. Bas Beim=

weh ift ftarf, macht ©efunbe franf, quält manchen 311 ¡Tobe. Bie bürgerlichen unb firdhidien (Einrichtungen, bie bie Hus=

wanberer in ihrer alten Beimat oon jeher oorgefunben hatten, mußten auch hier in»

ftituiert werben, wenn fie nicht ihr Bolfs»

tum preisgeben wollten, ©in oor ben an»

beren heroorragenber Bolonift (Bolonift fommt oon „folonie" her, eine Kolonie hat ca. 80 ftiorgen) mußte gegen ein flei=

nes (Entgelt fo gut wie möglich ©d)ule halten. iBas würbe gelehrt? Bor allem

¿efen, ein wenig ©djreiben unb Bedi»

nen. Bas war alles! Ber ¿efjrer hielt bann aud) mit B'ffe bes "Prebigtbudjes ben ¿efegottesbienft, ba ber ¡Pfarrer nur feiten 311 ben £euten fommen fonnte, weil fein ¡Pfarrgebiet 311 groß war.

Bie Befolbung bes ¿eßrers übernahm bie ©chulgemeinbe. ©ie oerlangte oon j'ebem ftiitgliebe, ber feine Binber in bie

©chule fdjicfte, einen monatlichen Beitrag.

Bie ©cbulgemeinben waren unb finb atfo

^reimilligfeitsgemeinben. ©ie fonnen bas ungeheure Berbienft für fid) in Hnfpruch nehmen, bas beutfdje Bolfstum bis heute

gewahrt 311 haben. Sicherlich hat ber größte ¡Teil biefer unoorgebilbeten ¿ef)=

rer in feltencr ¡Treue feine Pflicht getan, lüar es aud) nicht oiel, was fie an geifti»

gen ©rfenntniffen ihren ©djülern oermit»

teln fonnten, es war bennod) fo oiel, baß bie Bilbungsftufe biefer ürmalbfd)ulen auf berfelben Bbhe war wie bie ber erften Blaffen ber Bolfsfcbulen in länblid)en

©ebieten Beutfcblanbs. Bie iPege gur

©chule waren in ben Heufieblungen weit, befd)werlid) unb gur Begengeit oöüig un»

paffterbar. Biele ber ©chüler mußten gur

©chule reiten, tüenn bie ©cbuloerbält»

niffe heute unbebingt günftiger finb, fo barf niemals oergeffen werben, baß bies gunr größten ¡Teil wieberum bas Ber»

bienft ber alten Boloniften ift.

Ber mädjtigfte flTann in ber „Bolonie"

(Bolonie ift hier bie ©efamtheit ber Be=

oolferung eines fleinen Ortes, beffen Bäufer weit oerftreut liegen) war ber Baufmann, „Benbift" genannt, ©ein Baufhaus, „Benba” ober „Benbe", war unb ift heute gum ¡Teil ber Baum, in bem bie Boloniften fid) oerfammelten, um tParen eingufaufen unb gu oerfaufen.

Ber Benbift war ein Bienftmäbdjen für alles. Hber wirflich für a l l e s . Hur mit bem ilnterfchiebe, baß er fid) j'ebe

¡Tat, j'ebe Banblung für feine Bunben feßr gut besatjlen Heß. 3n ben meiften fällen war ber Baufmann flüger als bie Bolo=

niften, fprad) ein wenig bie ¿anbesfprache, politifierte, bewältigte ben amtlidjen Ber»

feßr mit ben Behorben unb beftinnnte bie BTeinung ber Boloniften in jeber Bm- ficht. TPas er fagte, war immer gwecf=

bienlich unb gut. ©eine ©timme in ben

©djul» unb Birchengemeinben fowie in ber P o litif war maßgebenb. Biefe ©tel»

lung führte in oielen fällen gum Buin ber Boloniften. IParutn?

Ber Benbift hatte ben Boloniften in feiner B<mib- IPenn biefer feine probuffe oerßanbeln wollte, fo fonnte er es nur in ber Benba. Bie ¡Transportwege in bie

©tabt waren fo wibrig, geitraubenb unb foftfpielig, baß ber einseine es nicht wa-- gen burfte, feine IBarcn in ber ©tabt 311 oerfaufen. Ber Baufmann alfo beftimmte ben Preis ber Probufte. IPas er bafür bem Boloniften begahlte, mar feine ©ad)'e.

Bub er forgte fdjon, baß bie ©iebler nicht guoiel an Bargelb erhielten. (Es war gang unb gäbe, baß bas ©oll bas Baben bes Boloniften weit überftieg, fo baß er immer in ber ©chulb bes Baufmanns blieb. Unb es ift aud) wahr, baß es in ber Buchführung bes Benbiften nicht im=

mer mit rechten Bingen guging. Oftmals war ber Baufmann ein Betrüger, ber bie Oummheit feiner Bunben bagu benutgte,

28 S

(6)

Bie © Ife einer orBentlicßen, geprüften

©bamme. Í3íele iTíütter finB Bei Ber ©e=

Burt geftorben oBer íurz Bañad), roed fie in Ber fdjroeren ©tunBe non unhmBígen granen oerfeßrt oBer nacßläffig BeBanBeit roorBen fínB. 2fucß Banon rníffen Bie alten Büdjer zu erzäßlen. Per roeiblicßen Ha- tur entfpredjenB Batten gcraBe Bie granen ganz befonBcrs mit Bcr ©eßnfucßt nad) Ber © ím a t gu fampfen. ©aren fie Bod) oftmals allein, roäßreuB Bie ©antier tagemeít non ißnen entfernt toaren, ais

©traßenbauer ín Ben ©ta’Bten ©elB oer- Bienten, um Bie ©<ßut6en abzutragen, Bie Burd) f?auf non ©erfgeug, ©fergercíten unB Dieß cntftanBen toaren. 5lus i3or=

ficßt unB 2Ing|í oor © erfüllen Ber Bugre unB toilBen Cíere tarnen fíe aBenBs gu=

fammen unB fcßtiefen gemeínfam in einer

©ítte. ©íe toaren es aucß, Bie if>re ©n=

Ber Beten unB Bie alten CíeBer fingen IcBrten. © ir ßaben Bie Pflicßt, ißnen BanfBar gu fein.

HacßBem Bie Jütten gebaut unB fleíne Pflanzungen angelegt toaren, faßen Bie erften Sofoníften oor altem Barín ífjre 5íufgaBe, ©cßulen unB ©ottesßaufer gtt errídjten. © í t BctounBerung Benft man Beute an Bie finanziellen ©pfer, Bie Bar- gebracßt toorBen finB für Ben Bau Bíefer für Bas Polfstum fo BeBeutfamen ©ín- rídjíungen. © er toírB offenBar, Baß Bie

©loníften ín ©rcße unB ©<ßule Bie rnicß- tígften pafferen zur ©rßaltung íf)rer 2írt unB t'Bres Dolfstums gefeßen unB er- fannt paben.

Durcß natüríídje Öermeßrung BeBingt, ftieg Bie 9a^I Ber Beoolferung fefjr. Píe meíften Ber $amífien Baffin meßr ais fünf, feBr oíele über zeßn ©n&er. Da­

mals Bß^tfci)te nocB Ber ©runBfaß: 3 ^ meBr áínBer, Befto mel)r ©Beítsfrafte.

€s íft in Ber ©at fo, Baß Bie ©nBer fcfjon in Bcr früßeften 3ttgen&zeít toaíer ín Ber

© írtfdtaft unB Pflanzung mítBelfen müf- fcn. ©enn man in großer ©cßau Bas Ceben 6er íMoniften überblícft, fo Barf gefagt toerBen, Baß es e i n e ©ätigfeit gibt, Bie über affen anBeren fteßt, Bie míe ein gemaftiger ©eift Bie ©enfcßen beßerrfifit, ob fíe jung finB oBer alt: Bas ift Bas „fiapienen" - ein © ort, Beffen fcBmermiegenBer Dnßalt mit einem Beut- fcßen ©orte nicßt überfeßt merBen fann.

„©tpienen” mirB oon Bern brafilianifcßen

© o rt capinar = oon ©ras fäubern ab­

geleitet. Hocß beffer tonnte man fagcn:

Pnfraut ausfdten. 5iber Biefe Slberfeßun- gen reußen bei meitem nußt aus, um Bie BeBeutung Bes „dapienens" fia r zu ma­

uern ©ipienen ift tatfacßlicß Bie Ceben«- arbeit, Bie Ben ffoloniften begleitet oon 6er ©fege bis zum ©rabe. Pas füngfte feinen eigenen ©oßlftanB zu Beben. Pie

©atfacße ift unanfecßtbar, Baß Bie © tuf- Ieute in Ber erften ©ieBfungszeit unge- rooßnlnß reíd) gemorBen finB auf Soften Ber ißnen oertrauenBen íMoniften. ©s ift oorgefommen, Baß ein üenBift für Bas

©elB, Bas ißm zur ¿lufbemaßrung über­

geben mar (Banfen gab es in Blumenatt nod) nidjt), ©nfen oerlangt unB au(ß er- Balten Bat. ©as foff man Bagu fagen.

©elften Sefcßlüffe in Ben berfammlun- gen Ber itireßen- unB ©<ßu[gemein6en gefaßt merBen, fo mur&en fíe zunäd>ft in Ber DenBe Bes Kaufmanns grünBlidjft befproeßen unB toaren Bamit feßon er- fe&igt. Pie Öerfammlungen maren Bann

nur (Jormfacße. öon Ber Perfon unB Bern

©ßarafter Bes üenBiften ßing Bas ©oßf unB ©eße Ber ©ieölung ab.

©enn über Bas ©IBentum Ber erften

©ieBler erzäßlt oBer gefeßrieben mirB, fo merBen im allgemeinen Bie grauen faum ermäßnt. Pas ift fraglos ein großer

©angel, Benn unbeftritten ßat geraBe Bie

$rau als treue Cebensgefäßrtin Bes

©annes in Ber ©ilBnis Bes üfrroalBes unenBIicß ©ertoollcs geleiftet. Hidjt nur, Baß fie unerf<ßro(fen Bie ©efaßren mit Bern ©anne teilte, nießt nur, Baß fie un=

ermüBlid) ißm in Bcr Pflanzung (roca) ßalf, fonBern Baß fie Ben ungeßeuren

© u t aufbraeßte, ©nBer zu gebaren oßne

(Eine fjodfzeitsfeier Ber pommeefißen ßoloniffen

„Kollenfaßrcn" - auf Bern füegt zur ©cßneiBemüßle

(7)

í©nb fapient, unb ber ältefte ©reis fa=

pient, alle fapienen. Don biefer bebeu»

tungsootten ©ätigfeit ßangt 311m großen

©eite bas ©tacßstum ber © f tangen ab.

©)as im Ítnfrauíe ftecft, muß oergeßen.

ijie r roirb bas ©nfraut riefengroß, la ß t man 6ie ©ftangung ein paar 3aßre fteßen, oßne fíe 311 fäubern, fo fießt fie aus míe ein ungepflegter, junger ©)alb.

©Mit 6er Sotonift pftangen un6 ernten, muß er fapienen. £Üo ©ftuglanb ift, fann man eine „^apienmafcßine" be=

nußen. Die erleichtert 6ie Arbeit feßr, 3n 6en Fäden atfo, mo 6er ífoíoníft fein

©ftuglanb ßat, finb 6íe ftínber 6ie beften unö billigten Krbeitsfräfte. Die Arbeit geßt bann f<ßnell oonftatten unb foftet ben ijausoater nur bie Unterhaltung bet Sinber. ffu effen gibt's ja immer genug in ber Kolonie, unb auf ©leibung roirb nidjt befonbers geadjtet. ©tafeßangüge aus billigen ©toffen finb nidjt teuer unb fbnnen immer getragen roerben, benn bie 3aßrestemperatur fallt nidjt fo tief, baß man non einem „© ín te r" fpre<ßen fönnte, febenfalls nidjt fo, roie es brüben ber FaU ift. ©oßt finb bie ©age sur „©tínter»

Seit" suroeilen feßr regnerifcß unb fatt, aber fíe roerben roieber oon ßeiteren, fon»

nigen abgeloft. ©cßnee fällt nidjt. Unb fetten fießt man natürliches ©is. ©o ift es mögtidß, baß aud) im ©Hnter bie í?ín=

ber barfüßig geßen fönnen. Kus alt bie»

fen ©rünben ift es aueß nidjt oerrounbet»

Heß, baß fidj ©aifenßcime erübrigen;

benn bie itinber, beren ©ttern geftorben finb, roerben mit Dortiebe non ben ©oto»

niften als eigene fdnber angenommen, ©s ift roirftieß nidjt fetten, baß bie ©flege»

finber unb bie eigenen ©inbet gu gleiten

©eiten erben.

3m la u fe ber 3<d©e ßat fidj bie ©om=

mernrobung ausgegeießnet entroiefett. öie ßeutigen iberßältniffe unterfeßeiben fidj in tueietlei Begießungen oon benen ber Kn»

fangsgeit. ©ommerobe ift Kmtsfiß bes öiftrifte s Bio bo ©efto (ö iftr ift gleicß»

bebeutenb mit Kmtsbegirf). ©s geßort gum ©tunigip (lanbfreis) Btumenau.

3um ö iftr ift geßören außer ©ommerobe bie ©iebtungen: ©efto ©alto, ©efto ©en»

trat, ©ctfetat, ©unberroatb, ©efto Bega,

©lito Bio bo ©efto unb ©bere Bega. Kn ber ©piße ber Derroattung bes öiftrifte s fteßt ber Ontenbant. 3ßm gur ©eite fteßen ber ©ubbetegabo ba potida (©oligeibe»

amter), ber ©scrioäo (öffentlicher ©eßtei»

ber, ©otar), ber f?ofleftor (©teuerein»

neßmer), ber fiscal bas eftrabas (©tra=

ßenauffeßer) unb ber öelegabo ba escota (©cßulauffetjcr). ©benfalts ift ©omtne»

robe Kmtsfiß bes ©farramtes ©omine»

robe, bas ungefaßt mit bem potitifeßen

Moniftengeßöft in ber ffnfangsgeit

©eßöft eines pommernffämmigen ©iebiers

Baum bes ö iftrifte s übereinftimmt.

Kußet ber fjauptgemeinbe ©ommerobe umfeßtießt bas ©farratut bie ^iltalgc=

meinben Ktto Bio bo ©efto, ©bere Bega unb Bibeiräo ©ranbe. öie ©eftotanb»

fdjaft ift eine ber fdjönftcn bes ©taates

©ta. ©atßarina. ©tan fann fie getroft mit bem £jarg ober bem ©ßüringer tDatbe Dergleichen. öurdj bas lange unb roeite

©at fließt ber Bio bo ©efto (©eftofluß).

Don alten ©eiten grüßen bie Berge, öer

©tabtplaß ©ommerobe, fo ßeißt ber © rt, liegt genau in ber ©litte ber ©eftotanb»

fdjaft. öer © rt maeßt einen überaus freunbtidjen ©inbruef. öie t\irdje fteßt im ’

©littelpunft ber ©iebtung unb beßerrfeßt

A u fn .: Friege

mit ißrem ßoßen ©urm bas traute ©at.

©nroittfürlidj muß ber ^rembe, ber bie»

fcs ©at beutfdjer Normung gum erften»

mal erbtieft, an bas garte, ßeimetige öotfstieb benfen: „ 3m feßönften ©Hefen»

grunbe ift meiner Ijcimat £jaus -

©beratl bas freunblicße ©rün, überall Blumengärten t>ot ben Raufern, öer

©ommer liebt bie Blumen gar feßr. 3cß ßabe niemals ein beutfeßes fjaus oßne einen ©einen ober großen Blumengarten gefeßen. öas ift eine Farbenpracht, fo fnattig, fo proßig, fo tiebtidj, befeßeiben, baß man innertieß jaiußgen möcßte in»

mitten biefer Farbenpracht unb Farben»

oerfdjroenbung. Betrübenb ift aber bie

285

(8)

öenf= unö ©efinnungsart öer Beoolfe*

rung, 6ie gu 99 Progent öem eoangeli=

fd)en Befenntnis angef)ort. 3n feiner gangen lebensßaltung ift öer Sommer materialiftifcb eingeftellt. Er w ill nur

©elö oeröienen. ©ewiß, Me barte Arbeit unö 6te Knappheit öes Sargelöes bat bie erften ^oloniften unbeöingt gum ©paren gegwungen. UHrfltcb, öer ffolonift öer Unfangsgeit mußte feine „©cbwargen"

(oolfstümlicber Uusbrucf für ffupfergetö, leicht fcbtoarg weröenö) gufammenbalten.

5iber öer aus öeutfdüanö ftammenöe ffo=

lonift fannte aud) öas ©pfer unö opferte gern für fogiaie ffwecfe, menn es ißm aud) fcbwcr fiel. Sie ifinöer unö Enfef fowie Urenfel j'eöod) finö gum größten

¡Teile geigig. ©ie finö Unechte öes ©elöes gcmoröcn. Öiele oon ihnen finö feßr moblßabenö, haben fid) präd)tige fjäufer gebaut; innerlich aber finö fie Eagelofmer geblieben, ©ie oerfteben aud) nicht, mit öem ©elöe gu wirtfcbaften. Die Tfaus- unö IDoßnfuItur ift überrafcßenö einfad), beffer gefagt, primitio, gefunöbeitlid) äußerft mangelhaft, ©ie fennen fein ge=

mütlicbes, trautes Beim. fjie r fdjeint öie 3eit ftillgeftanöen gu fein. Öas ©elö muß 3infen tragen, unö gtuar gu öem moglidfft ijadiften ■ Zinsfuß, wenn’s auch gefd)iebt gum Untergänge öes fiäd)ften.

Utteröings roirö öas ©elö bei Jeftlicbfei»

ten unö auf Batten reidtlid) oerfcbteuöert.

Uud) öie grauen geben, gwar nicht in

©amt, öod) gern in ©eiöe. Uud) für öie Metöung ift ©elö übrig.

öas ift öas Erfd)recfenöe: fPäßrenö öie tapferen Pioniere öer ©ieölungsgeit unter äußerften Entbehrungen unö ©etö=

fnappbeit ißre Prioatfcbulen errichteten unö öen Eeßrer befolöeten, gehen unfere fioloniften meßr unö mehr öagu über, ihre ifinöer in öie fogenannten 3Pcgie=

rungsfd)uien gu fdjicfen, öie natürlich fei»

nen monatlichen Beitrag oerlangen, öer Unterricht ift foftenlos. STlan muß aber toiffen, öaß öer öeutfd)e Unterricht in öen Begierungsfcbulen am Öormittage oer=

boten ift. Praftifcb geben alfo öie öeutfeh flammigen ihr Öolfstum um öes fchnööen ©elöes wegen auf. öas ©elö für öie öeutfehe ©d)ute fann fa gefpart toeröen. Unfere ffoloniften finö aber tooftthabenö, fa reich, wenn man öer armen Öäter unö ©roßoätcr geöenft, öie in fd)toerem Kampfe fid) öas £anö errun=

gen haben, auf öem feßt öie ©ohne unö Enfel fügen, öie fftotgemeinfehaft hat auf=

gehört, öer Egoismus herrfcht. öas öpfern fennt man nicht. 11)0 foldtes ge=

fd)ieht, ift öas Öolfstum gefähröet. öie

©efahr fommt nicht aus öem brafi(iani=

fdien Begierungstager, fonöern fie lauert in öen eigenen Beißen öer öeutfchftdnn

286

migen, öenen öas ©elö mehr ift als öas öolfstum, gu öem fie nun einmal gehören.

3d) fehe gang allein in öer materialifti=

fd)en öenfart öes hiefigen iM oniften öie

©efahr öes Unterganges öeutfehen öolfs=

tums. iflod) etroas fommt hnrgu. löie ehemals in öeutfdttanö, fo mad)t fid) auch hier fdion eine Ubwanberung öer leute oon öer Kolonie nach öem ©taötplaß oöer fogar nad) öer ©taöt bemerfbar.

löarum? öer ifolonift i)at gegenüber öer ©tabtplatgbeoolfcrung ein Btinöer=

mertigfeitsgefühl. öas ift unoerftänölicb, aber Eatfache. Öietteidjt fommt es öa=

her, öaß öer Bewohner öes »Ortes ohne weiteres öarauf ftolg ift, am ©taötplalg^

gu wohnen, wo es felbftoerftänölid) mehr

„Betrieb" gibt, öie Heute fleiöen fich aud) moöern unö betradjtcn öie ffoloni=

ften, oor allem öie Äoloniftenfrauen, öie öer alten ©itte gemäß genau fo gefleiöet gehen wie ihre Öorfaßren, als nieöerc Uafte. öer befcheiöene Ufolonift hat ein feßr feines ©efüftt für folch eine öiftan=

gierung. Er oerfennt feine eigene feelifche

©roße in öer fonftanten Erhaltung feiner ihm oon öen Öätern überlieferten ©itten unö ©ebräuche, oerfennt feine Kultur unö gibt fich öem ©trome öer "SiotHfation hin.

Er w ill nicht mehr als einfacher BTann feine Urbeit in öer „Boça” (pfiangung) tun, er w ill in öie Jabrif. fjier erhält er regelmäßig monatlich fein ©elö. Uls Eagelöhner finö feine Öorfahren aus öeutfchlanö nad) hier gefommen, um als freie Bauern auf freier ©d)otte gu leben unö gu wirtfcbaften. öie Enfel aber gehen als freie Btänner oon öer oäter=

liehen ©d)otle, um wieöer Eagelofmer in öer (Jabrif gu weröen, untertan öem Ja=

brifanten als ffetrn. Un ©paren ift nid)t gu öenfen. öas Einfommen öes ungelernten Urbeiters (öas finö fie faft alle) ift unter aller Ifritif. öenn es öarf nicht unerwähnt bleiben, öaß öer Urbeiter

„gur ITtiete” wohnt, feine Hebensmittel alle bar begabten muß unö mehr ©ete=

genheit hat, fein ©elö in öen iPirtfd)af=

ten ausgugeben. !flid)t Raumnot gwingt öie ©ohne öer Äoloniften, in öer (Jabrif gu arbeiten. Bisher fonnte nod) öer öa=

ter einem feöen feiner ©ohne eine Bo=

Ionie faufen. Unö wenn’s nicht in öcr=

felben ©egenö fein fonnte, öann öod) in einer anöeren. Hoch heute ift öas Hanö oei’hältnismäßig billig, nod) heute fann feöer iMoniftenfunge, wenn er will, in jungen 3<tt)een ein freier Tferr auf eige=

nem Hanöe werben - wenn er will. 3e=

öoeh - oielc wollen nicht mehr, öiefe SPittigfeit gum med)anifd)en Eagewerf in öer Jabrif ift m. E. ein ©runö, öer gum Untergang öes öeutfehen öolfstums führt. Es fommt befdjwerenö fungu, öaß

öer öeutfchftämmige Jabrifarbeiter im täglichen Umgang mit öen brafilianifd) fprechenöen Urbeitern öie öeutfehe

©prache ocrlernt unö ftolg öarauf ift, nun aud) richtig brafilianifd) fprechen gu fönnen.

Hoff öer weniger gebilöete ifolonift öie Öerbinöung mit öem Boöen, fprengt er bewußt öie Üerbunöenbeit mit all öem, was feinen Üätern heilig war, fo muß er feinen oölfifchen fja lt oerlieren. Er hängt öann in öer Citft. Om fremöen Öolfstum fann er nidjt untertauchen, öas ift fee-- lifch unmöglich; was bleibt ihm? Er wirb Benegat, ein Ubtrünniger, ein Öerräter.

öie Benegaten oergiften fo leid)t aud) öie anöeren Dolfstumsangehörigen mit ihren gerfeßenöen ©eöanfen. Es gibt feine wiörigeren Blenfchen als öiefe. Od) ftehe guöem auf öem ©tanöpunfte, öaß öas Üolf, öas in einer oölfifdien Oiafpora lebt, fein Öolfstum bereits preisgibt, wenn es öie Jremöfprache öes ©aftlanöes in gleichem )Tlaßc belferrfcht wie öie 5Tlut=

terfpradje. öie Eanöesfprache ift öomi=

nierenö. J ü h r* e r öes Öolfstums müf=

fen öie Ututterfprache unö aud) öie £an=

öesfprad)e oöttig beherrfd)en, aber fie bürfen niemals öen ^ufammenhang mit öem Öolfsteil oerlieren, öem fie btut=

mäßig angeboren, öas Öolfstum aber ift folange gefiebert, folange feine Unge=

hörigen nur öie ©prache ihres Öater=

haufes fprechen. 3®eifprad)igfeit in glei=

eher Öottfommenheit bringt öer Blaffe feelifdtc Öerwirrung, öie nidjt ohne Jol=

gen bleibt.

Es wirb immer öie Uufgabe öer Jüb=

rer öes öeutfehen Öolfstums fein, auf öie

©efaljren htnguweifen, öie öaöurch ber=

aufbefchworen werben, öaß öer öeutfd)=

ftämmige öie ifolonie ocrläßt, um als Urbeiter in öie Jabrif gu gehen, in öer er mit anöeren Urbeitern fremöen Dolfs=

tums gufammenfommt, Öie öie Eanöes=

fpradje fprechen. ©ehr wichtig ift es, öie Beöetitung öer Btunöart, öes Öialeftes, flarguftellen. Es öarf nidjt fo weit fom=

men, öaß öie bieöeren ffoloniften fich fdjämen, ihr „ p ia tt" gu fprechen. Ohre MTunöart ift ihre Bergensfprache. ©ie muß in feöer iöeife geföröert weröen.

öer öummftolge ©taötplätgler fprießt na=

türlid) öie hod)öeutfd)c ©prache, weil er im ö ialeft etwas Hiebriges ficht. Er w ill öod) oornehm fein, öer 0 r t ober ©taöt=

platg ift öie ©teile, wo öie Öotfstümer gufammenpratten. T)ier ift aber auch 0 rt, wo manche ©itte, mancher uralte Brauch ^er öeutfd)oolfifd)en ©ippe oer=

fchwunöen ift. öie ©tärfe öes öeutfehen öolfstums liegt in öer Ofolierung oon öer ©taöt, in öer ©emeinfdwft auf öem Eanöe!

(9)

;

m:■

,

Bcttminfel (Bett(ud)t) in einem Oamunber Bauernhaus

i^ o lfs fu n ft in 0 amuttD uní) Xabu#

© o n !» » i t t r B o r c h c r s . / / '

Bopp h°PP ná’m 3ám’óe, too be rífe Sure »ohne,

»o’s hei Butter mit läpte äte unb hat (Mb mit €d)äpte mate!

uf nach 3amunb gu öen reichen Bau=

ern, hie Butter mit öen lö ffe ln effen unb bas ©clb mit ©choffcln meffen! Star uñó eínóeutíg miró in óer plaftífchen

©prache bes lanbes óer Beídjtum bes Dorfes 3amunó gefenngeíd)net. Danf óer

^ruditbarfeít bes Bobens am 3<tmunófee uñó óer günftígen läge gu óer ©íabt Soslín fonnte ín 3amunb uñó óem be­

nachbarten Dorfe labus eine eigenartige Sultur blühen uñó geóeíhen, óeren £)ohe=

punft um óie STtítte bes oorígen Ja b t=

hunberts lag. 3umunó uñó labus haben im laufe óer $eít eine fo fetbftanóige

©ntroícflung óurchgemacht, baß fie fíd) pon ihrer níeóerfachfífchen Umgebung auf óem

©ebíet óer ©acbhiltur, óer Üolfsfunft eínóeutíg abheben. OÍ)ve Had)barn, óie

armen $ifcber ber Stifte, fonnten fich mit ihnen, öen reichen Bauern, nicht im min=

heften meffen, aber ebenfo nicht 6ie um=

liegenöen Bauern bes Srcifes Söslin.

Beid)tum oerpftichtet - fo baute man ftattliche £jofe, legte Wert auf guten Bausrat: es gab mebere ©ifdiler in ben beiben Dörfern, bie ©ifdiler unö iTtaler gugleid) roaren. ©cfmeiber unb ©d)neiöe=

rinnen in Dorf unö ©tobt mürben mit ber Bestellung ber ©rächt betraut. ©täö=

tifd)e Dred)fter fertigten öen ©d)mucf, mie bie bergförmigen Beniöfpangen. Der Beidjtum äußerte fich leigten ©nöes in ber ($ütte unb Blannigfaltigfeit bes ©e=

fchirrs, ber Drben», ¿Jayence^ unb ©tein=

gutroare. Uber neben ben Banömerfern maren bie Bauern felbft fchöpferifch tätig.

Zahlreiche Beifpicie begeugen öies: fie fdinitgten als liebesgaben für ihre Üer=

lobten les= unb IBebebretter, fdjmücften fie mit B eroen' Pulpen, Onitialen unb 3ahresgahten, fie pergierten 113ebefcf)iff=

dien unb Butfdiaditeln, fdmitgten einfaches

©pietgeug für ihre Sinber, bemalten

©rußenbilbet unb Datengettel. 3l)re grauen oerftanben auf Brettchen ©d)ür=

gen= unb ©trumpfbänber gu meben, fie maren erfahren in ber Sunft bes leinen=

roebens, bes ©tiefens, ©triefens unb por allem in ber ^ilettecf>nif. fDie menig ift beute öiefes fdmpferifdie ©lement gu fpüren. Z^ar flibt es noch grauen, bie meben, STtänner, bie bie alte ^led)ttcdmif fennen, pielleidit noch einen Banbroerfer, ber auf ben füegen guter bäuerlicher Sut=

turüberlieferung manbert, aber bas ift auch alles. Derbcerenöe Bränöc haben bas Dorfbilb nicht gu feinen ©unften peränbert, bie fchone alte Bauroeife, bie nieberfadifenfadiroerfbäufer finb häufig burch häßliche Zicgelbauten pcrörängt roor=

ben. Banbmerfer, Blaurermeifter frühe*

rer 3ßiten hätten ihren bäuerlichen 2luf=

traggebern nid)t foldie Bauten errichten bürfen, ba biefe gu ftarf mit ihrer S ritif

287

(10)

(jert wirö, Jo gibt es öocb noch einige wenige Beifpiele, öie uns ahnen laffen, wie einmal früher ein folcbes ifaus aus=

gelegen hat. öas 3amunöet Hieöerfacbfen»

iüoijnbaua, 6er 3amunöer Üierfantbof ift öas typifcbe £>o u b, 6er typifcbe £)of öes pommerfcben Süftengebiets. Bllein fo öo=

fumentiert 3amunö [eine 3ugef)6rig?cit gu Sommern. D a s gleiche fonnen mir auch für <Ein3eIf)eiten 6er ©rad)t bemeilen.

Slberrafcbenö für fe6en Befuget !in6 immer mieöer 6ie Bettiud)ten 6er ©uer=

Meie mit ihrem gefchweiften £inienwerf.

Die üotgffitterung 6er Bettnifcben ift mit CiUögefägten Blumen, öogetn un6 fifehen oergiert unö farbig behanöelt. i)auptiach=

lief) aber fpieien Heinglieörige geometrü fd>e STtufter eine Bolle.

Buffailenö ift bei 6er Onneneinrichtung and) beute noch 6ie ©Ieichartigfeit 6er einzelnen JTtobeftypen, wie öie befonöere Stellung 6er einzelnen JTlb'bet. 3u 6em typifchen Onoentar einer 3amunöer (Stube geboren 6er Stegentifd), eine lange Sifg- banf unterbalb 6er fenfter, 6ie fid) ¡¡um Üof öffnen, eine ©fenbanf, mehrere far=

bige Stühle un6 Schemel, ein Brot=

fchranf ober ein £üd)enfd)app, bisweilen auch eine <Stan6ubr. ©er große iTtild)=

fdiranf, ffleiö.erfpinöe un6 tuet bis fünf

©ruhen pflegen gewöhnlich auf öer öiele gu fielen. ©flehe, Sd)rön?e, Schopps aus 3atnunö unö £abus tragen ungwei=

felbaft einen baroefen ©baraftcr. ©e=

örungen, mit febmeren ©efimfen ohne ir=

genöwelchen Zierat, roirfen fie bisweilen nüchtern unö Hobig, aber öagu fteben in einem merfwüröigen ©egenfaig (Schemel unö (Stuhle, öie fid) in ihrem farbenfroh1 finn unö ihrem JTtotiüreichtum geraöegu heiter unö elegant ausnehmen. Bus Bafen unö bergen fprießen Iangftengelige, mit Blattern gefd)mücfte, farbig gefüllte ©ul=

pen unö (Sternblumen empor, gieren an=

mutig öie Bücfentehnen öer Stühle unö (Seffei, bisweilen aud) öie ßolme. STtand)=

mal treten an öie (Stelle öer ftilifierten Blumen geometrifche ©rnamente: £reis=

rofetten in Berbinöung mit ©ulpen.

Blies ift paarig, einanöer entfpreehenö unö rhythmifd) angeorönet, Baien, fjer=

gen, Greife, Blumen unö Blatter fteben in einem wunöerootlen ©leid)?lang, nie öag öiefe barmonifche ©rönung gerftört würöe öurch ein nicht folgerichtig gemaltes öefo=

rationsftücf. lü ir fönnen im £aufe uon örei ©enerationen einen gewiffen tOanöel öer malerifchen Behanölung beobachten, öie Slteften ©eherne! oon 1820-25 geigen nod) Bifggeidjnung unö £erbf<hnittorna=

mente, aber wieöerum bergen, ©ulpen, Sternblumen, nur alleB einfacher unö grofgformiger. ©ine merfwüröige Bus=

nähme macht ein farbig bebanöelter

£ebnfiuf)I oon 1819 mit 3nfd)rift (Sophie

^opffiffenbejug, Btauöamaft, aus Jamunö, 18. 3ahrl). CPrioatbofib)

angefe^t hätten, innerhalb eines 3ahr=

hunöerts haben fich öiefe öörfer grunö=

legenö gewanöett.

3amunöer Dolfsfunft ift eine befonöere Spielart nieöerfad)fihber Bolfsfunft, öie friefifebe unö noröifd)e Bnflänge geigt,

©s wäre falfd) gu glauben, baß 3amunö etwas gang ©ingigartiges unö für fich

iosgelöftes öarftellt, öas feinerlei Ber=

binöung gu anöeren Bolfshinftianöfchaß ten geigt, ©ang im ©egenteil. Bllein öer Hausbau ift typifd) nieöer!ad)fifd).

IBenn auch in öen fDobnbäufern öer ftatt=

liehen Üierfanthöfe öie £angs= unö ©uer=

öiele oerfchwinöet, öas gewatmte öad) abgetragen unö öer Boöenraum t>etgrö=

SapencefeJ)üffel, 18. 3ai)ri)-, aus 3amunö (£anöesmufeum Stettin)

(11)

Jauftfyanbfdyuly míí ©tídcrcí aus 3<uiiunb (Príoatbcfíh)

Möllmann, beffen Ornamenti? unb ($rar=

bengebung eigene bOege gei)en. €0 tau­

chen anbere Blumcnmufter auf. Die B lu- men finb mein- naturalxftifd) gefefyen, finb in (Eingelbeiten nidyt fo fein ausgefüfyrt.

öie Aufteilung 6er fläche oollgieht fidy überhaupt nad) anöeren ©efidytspunften.

öagu erfdyeint ein Hamensbanb mit 6er Dnfdyrift ÜRarie Möllmann.

Dm laufe bes 19. Daßrlyunberts roer- 6en 6ie Htalereien 6er ©tüiyle immer üppiger 11116 farbenprächtiger. öie ein­

zelnen IRotioe ©erben saniert rtn6 6ie flache fo mehr gefüllt. Die gleiche ©r- fdyeinung läßt fidy aud) bei 6en farbigen 3amun6er ©rabeinfaffungen beobachten, öie JTlufter 6er ©tühle un6 ©effel aus 6em frühen 19. 3°l)i;lHin&ert, 6ie in Herb- Jdynittedynif un6 Büggeidynung ausgcfülyrt fin6, erfdyeinen roiebcr bei 6en bemalten

©tüfylen, nur ins iTtalenfdy^iädyige um*

gefetgt. ©0 felyen mir eine folgerichtige

©ntroicflung son 6em gefdyniigten ober gerügten Ornament gu 6em gemalten.

Aber 6iefe VH u ft er mürben nidyt freilyün- 6ig mit öem Binfel auf 6en ©tuiyl ge­

malt, fonbern gunädyft mürben nach far­

bigen Htuftern ©dyablonen angefertigt unb mit £>ilfe 6er ©dyablonen bie ©fühle bemalt (ogl. Abb.). öie ©ifdyler, bie ber­

gleichen machten, arbeiteten alfo in gmei

^ormgonen, fie roaren ©ifdyler unb IRatcr gugleidy. Dm 19. 3ahrhunbert laffen fidy in 3unumb bie ©ifdyler Braun, Htidyael laffalyn, iTtidyacl IRanbfe unb in Hoslin ber iltalcrmeifter ©iebe nadyroeifen, bie bcrgleidyen oerftanben. öie nody lebenbe 5S)'äfyrige ©echter bes ©ifdylers laffalyn roeiß fich nody genau ber Bemalung ber

©tülyle gu erinnern, gumal fie immer bei ihrem Dater hat helfen müffen. ^unäcfyft mürbe ber ©tulyl mit ©efer grunbiert, bann mürben bie ^üße rot, bie lehne fdyroarg geftridyen, bann bie ©dyablone angehalten unb fe nadybem bie geroünfdyte

3amunbcr ©effel, 1S93. Bemalt oen bem ©ifdyler laffaiyn unb feiner ©odyter (Jarbe angefetgt, fpater mar bie ©runb- färbe ber lehne nidyt mehr fdyroarg, Jon*

bern blau ober rot. Hiebt nur bei ben

©tülylen, audy bei- ben Ablerfdyemeln gab man fidy bie gleiche iTtüfye. Aber bamit ließ man es nidyt beroenben. öie lehne mürbe mit gebredyfelten botone n ©lon­

chen gefdymücft, bie bei bem öredyflee laffahn in Hoslin beftellt mürben, ©ben- fo finb bie Beine eines foldyen ©tuhles öredyflerarbcit. Unb fdyließlid) befam ber buntfarbige ©tulyl nody einen reidygemu- fterten ©itg aus Hiefernrourgelfyotg ober aus gcfdyalter unb ungefdyälter ©eiben- rinbe. Bauten-, ©dyadybrett- unb örei- edsmufterung mar felyr beliebt, öas

^ledyten eines ©tuhles in ber groeiten Hälfte bes 19. 3ohrfyunberts foftetc allein gmei STtarf. Eyeute pflegt noch biefe Hitnft

ber Hadytroädyter ©Helfe in 3amunb.

Auch bie Hunft bes Bemalens ber ©tüiyle ift nody nidyt ausgeftorben. ittalermeifter

©iebe in Hoslin hat bie alte ©edynif non feinem Batcr übernommen unb roeiter- gepflegt, öie $orm ber aus Budyenfyolg gearbeiteten 3amunber ©tüiyle ift lya^fl altertümlidy, fdyeint mittelalterlidyen Sir- fprungs gu fein unb gleicht ber ber

©dyroälmer (lyeffen) ©tüiyle.

Ähnliche Herbfdynittmufter, roie mir fie auf ben frühen jamunber (Stühlen be=

obadyten fonnen, finb auch dyarafteriftifch für öeeper Cpommern) unb norbfriefifdye

©tühle, taudyen aber audy auf 3amunber

©ruhen, auf laben aus bem Hreife Hös- lin unb ©dylame auf. öam it offenbart fich alfo roieber ber ffufammenlyang mit bem übrigen pommerfchen Hüftenlanb. ©0 finb benfbar einfache ©ruhen mit flachem öecfel, bie auf ber ©dyaufeite nady geo- metrifdyen fpringipien aufgeteilt finb.

IBolyl eine ilberrafdyung mar bie Auf*

finbung einer ©tollentruhe mit gotifdyen

©pitgbogen, öreifpitgen unb Herbfdyniit- fternen als öeforation (um 1600). ©ine gleidye ©ruhe foll nody oor bem großen Branb im Anfang bes 20. 3ahrhunberts in 3amunb sorlyanben geroefen fein, öie

©ruhe ücrmelyrt bie Beilye ber bisher auf- gefunbenen mittelalterlichen ©rußen in Pommern (Beifpiele in ©tralfunb, ©rep- trro a. b. B., Holberg unb ©tolp (ogl.

„ö a s Bollroerf" Februar 1936, ©. 56 f , \

3amunber fyoßfäffdyen oon 1740 (íyeímaimufeum fiöslin)

£89

(12)

- i ' • » » i « ' *

- • i S S * • - • S S i ' ! ' ~«k% • < & » « - » • » » * . .*»

» • • s s s , s s ? * ! - ‘ s

i : ; :s * -e * • : : s t « , ¡

ßopffiffencinfaß, Jíletarbeít, aus 3<miunb, 19. Jafjrf).

Jatbíges ntuftcr für Bemalung ber 3amunber © íü ljk unb ©effel, 1895; bancbcn ©djablone, angefcctígt oon bem 3amunbcc ¡Tífchícr £affabn (£anbesmufcum Stettin)

■Die näcßften Dertoanbten 311 biefen ©rußen befinben fid) in Weftbeutfcßlanb (Stiel 3. B.), in Dänemarf (Shopenßagen) unb auf ber Onfel füllen.

Btid) in ber Shleinfunft ift bie ¿iebe für Sherbfdinittecßnif 311 fpüren. iTlit un=

enblicßer Bläße finb bie fleinen recßtecfi»

gen Shäftcßen mit ihren ©cßiebebedeln ausgefdmißt unb manchmal mit Bluffern gerabe3u überfponnen. ©ternfreife, Wir»

belräber, Büfetten, (Tulpen unb i)er3en;

^icfsacfbänber, Wellenlinien bebecfen in bunter (JTilie bie Wänbe unb ben Decfel bea ©efäßes, bod) alles ift fo organifch bcm fjoliförper untergeordnet, baß fein (Ornament für fich bominiert unb fo ben Aufbau bes ©efäßes gerftßrt. Das gleiche gilt auch für bie bübfchen Webebrettchen unb bie bagugeßorigen Webenabeln, fer»

ner für Hesbretter unb Htüfcßacßteln.

Befonbers reisoott geftaltet finb 3toei Hutfcßacßteln, bie in bas Dolfsfunbe»

mufeum in Berlin geianbet finb. Die eine

ift mit einem Shirdjengebäube im Bufriß unb mit ©tempelmuftern unb ihreusen gefchmücft unb tragt bas Datum 1825.

Buf ber anberen erscheint eine i?reis=

rofette unb eine (Tulpe, alfo immer bie gleichen Blotioe, bie mir oon ber iTtöbe!=

fünft her fennen. Befonbers funftooli finb and) bie icsbretter geftaltet, bie 311m Buflefen ber $äben beim Webftußl bie=

nen. ©ie haben ausgefägte fyetgen, ©ul»

pen unb 3aßres3ahlen. Sllandjmal erfcßei»

nen aud) Onitialen. Bei faft allen biefen ihleinfunftgeräten hanbelt es fid) um £ie»

besgaben ber jungen Burfcßen an ihre ftlabcßen, Brautgefdjenfe, bie in ähnlicher B rt in bem pommerfeßen ihüftengebiet, in

©übfeßtoeben, Dänemarf, inglanb, ja bis nad) $Ianbern uorfommen.

Hicht bäuerliche, fonbern ßanbroerflicße Arbeiten finb bie aus Bein ober Bern»

ftein gefeßnißten her3förmigen ^embfpan»

gen, 3öps, 3opfel ober ©afpe genannt,

©ie finb mit fronen, aud) Paaroogeln

gefchmücft, finb farbig bemalt unb bien»

ten ba3u, bas tfrauenßemb auf ber Bruft 3u fd)ließen. ©eiten, baß eine ©pange ber anberen gleicht, aber fíe toaren nicht nur aus Bein unb Bernftein, fonbern aud) anbere ©toffe tourben oerroanbt, toie

©über, Blei unb Weffing - je nad) Beicß»

tum unb Üermögen ber (Trägerin, Bßn»

liehe Hembfpangen hat es früher in Pom»

mern, in ber paroeßie (Jrißotü, ihreis

©arnmin, gegeben, über Pommerns ©ren»

3cn hinaus in ^rieslanb, Blanfenefe, Baßeburg, Braunfchroeig, oor allem aber in Dänemarf unb ©eßtoeben. Ommer toie»

ber laffen fid> gemeinfame jüge in ber Dolfsfunft runb um bie Oftfee feftfteüen, nid)t, baß eine lanbfd)aft ettoas gan3 Befonberes ober ettoas aus ber Beiße

^allenbes 3U bieten hat.

2lud) nüt bem übrigen ©eßmuef oer»

ßält es fid) ähnlich, mir benfen ba an ben P ail, an bie Bruft» unb Hüftgürtel. Bud) ber P a il toar früher in Pommern all»

gemein oerbreitet, toirb bod) in ber fürft- licßen llanb» unb Bauernorbnung oon Pommern aus bem 3aßre 15Ó9 ©. 817 gefagt: ,,3bod) mögen be Buersmegbc unte 3ungfroroen Pele mit ©pangen tra»

gen, ooerft bat bennoeß up einem Pele nießt ötoer bre £otß © über fg." Der 3a=

munber Flitter pail ift aus einem gepuns»

ten unb getriebenen iTteffingblecß, aud)

©überftreifen gefertigt, mit Zieraten be»

ßängt unb mit ©lasfugeln, Papier» unb

©toffblumen, Gebern unb Baufcßgolb 311 einem malerifcßen ©ebübe aufgetoblbt.

Die 3amunber Brautfrone, bie fid) aus Sfran3 unb throne allmählich 3U ber ßcu»

tigen $orm entroicfelt ßat, toar je naeß Wohlhabenheit ber Braut unb bes Bräu»

tigams reich ober toeníger reíd) ge»

feßmüeft. ©íe toar meíftens ^amüienerb»

ftücf. Die throne macht einen außerorbent»

lid) farbigen (Einbruch, mit bem glasen»

ben (Selb bes Beifens unb ber anßän»

genben ftilifierten Blättcßen fontraftieren bas Blau, Bot, ©elb, ©über ber kugeln, Gebern unb bes Papiers. Wer bie £)er»

fteüer biefer thronen toaren, toiffen mir leibet nießt. Die thireße in 3amunb be»

toaßrt einen P a il 3. ©. aus ©ilber aus bem 3aßre 1844 auf, ber nad) ber Silber»

lieferung in 3anoto gefertigt fein foll.

Bßnlicße Paüs, nur nod) ein toenig ßoßer unb bamit ber $orm eines Bienenforbes naßefommenb, trugen bie grauen ber Belbucfer Bbtei im threifc ©reifenberg.

Die Bruft» unb Hüftgürtel, gleichfalls eine ©igentümlicßfeit 3amunbs, befteßen aus roten ©eibenbänbern, bie mit

©eßmuefbieeßen aus STleffing gefeßmüeft finb. Diefe ©cßmucfbledhe mit ißren

©tern» unb Wirbelrabmuftern 3eigen bie größte Denoanbtfdtaft mit oftfriefifdjen iTleffingblecßen. €s finb im ©runbe ge»

290

(13)

nommcn roíeber bíefelben (Ornamente, bie mir non ben £erbf<ßnittfäften ßer fennen, nur 6aß fíe auf ein anberes ^Raterial übertragen fínb. ©lßnli<ße iTcufter, bagu nocí) bergen, erfeßeinen auf ben fleínen gylinbrifcßen ©elbbbrfen, mit benen bíe 3amunber grauen in ífbslín etfeßienen.

*

IPít bebauern feßr, baß bíe alte ífunft bes ©tídeti3, bíe eínftmals ín 3amunb fo geblüßt ßat, ßeute faft gang oerfeßrounbeu ift, angeblüß, meü man feine nießr ßat, groeitens roeil aud) bíe alten STiufter unmobern geroorben finb. Oie ©inßeit»

licßfeit in ber 3amunber Üolfsfunft offen»

hart fid) aud) ßier in ber Frauenarbeit.

Die geftidten Hlufter ber Braute unb Bräutigamstafcßentüd)er, fjemben, Pa»

rabeßanbtü<ßer, fjanbfdmße gleichen ben gefirnißten ber Herbfcßnittfäfteßen, ber Ejutßßacßteln, ber ÍPeb» unb ©esbretter, ben gemalten ber ©tüßle, ©effel unb

©rabumfeßläge. €s finb immer mieber

©ulpen», ijetgen», ©tern= unb einfaeße geometrifeße Ülufter. 3n <Stepp=, i?etten=

unb piattftid)te<ßnif finb bíefe ©mámente ausgefüßtt.

©troas gang Befonberes ftellten in Pommern bie genäßten 3amunber ©pißen bar, bie meißen piünnerbinnen ber £on»

firmanbinnen, bie etma 40 Zentimeter' lang unb 10 ^EUtimeter breit finb unb um bas i)aat geftedt merben. ©s finb Ülufnäßfpißen auf ©üll oon außerorbent=

lidier Feinßeit, beren Herftellung gietnlicß feßroierig ift. 3lud) ßier fpielcu einfaeße linienm uftet eine 2\olle. Befonbers in»

tereffant finb bie 3amunber F 'iEtfP>l5en/

bie als (Einfäße bei la fe n unb ißopffiffen erfcßeinen, äßnlicß míe in ©cßonen (©cßroeben) unb auf Simager (Dänematf).

ilm bie Htufter auf bem Heßgrunb fiar unb beutlicß*ßemortreten gu laffen, mirb

entroeber roter ober blauer © toff unter bas ileß gelegt, ober bie (Einfäße merben groeifatbig geßalten unb bie STtufter in rotem ©am auf meißem Hntergrunb in Durcßgugarbeit unb Pßantafiefticß ausge»

füßrt. Die ^üetteeßnif, bie in Otalien im 15. unb 16. 3aßEßunöErt befonbers ßod) entmidelt mar, ßat um bie Hütte bes 19.

3aßrßunberts als ^itet=<Bnipure eine neue Blüte erlebt bureß Bereüßerung ber HUt»

fter bureß erßabene Blätter unb gaden.

Filet»©uipure unb Point»lace (Banb=

ober lißenfpiße), eigentlirß eine Hacßaß»

mung ber alten oenegianifeßen ©piße, roaren ben 3amunber Frai>En bureßaus nertraut. Heben einfaeßen geomefrifeßen HUtftern erfeßeinen ßier aud) figürlid)e Htotroe, Htenfd)en, Übgel, paarig ange»

orbnet.

^eute ift bie alte Fitettecßnif ben 3«=

munber Frauen nießt meßr geläufig, t>er=

geffen ift biefe ifunft. Dagegen ßat fieß bie Brettcßenroeberei noeß geßalten. ©omeit feftgeftellt mürbe, finb brei Htufter über»

liefert, bie auf ©eßürgen» unb ©trumpfe bänbern erfd)einen. fPenn aueß bas Brett»

eßenroeben ßeute in 3'inutnb ober riet»

meßr in gang Pommern eine feßr feltene

©rfeßeinung gemorben ift, fann man bas ron ber allgemeinen Weberei nießt fagen.

leinen unb ©ifeßgeug merben ßeute naeß mie oor gemebt, bagegen nießt ©eßürgen»

unb Cdngugftoffe. Htcrfroürbigerroeife merben Fli^enläufer in 3amunb aud) nießt fo ßäufig meßr ßergeftellt. Der mo=

berne mit ber Htafeßine geroebte lä u fe r aus ber ©tabt mirb lieber gefeßen unb gefauft. Pie Füße unb bie Htaeßt bes

©elbes ermeifen fid) ßier als feßr oet»

ßängnisooll.

leiber fo gut mie gang t>erfd)rounben finb figürließe Pamaftgeroebe.llls eingiges Beifpiel mürbe feßt nod) ein Blaubatnaft

gefunben, ein Hopffiffenbegug mit einer luftigen 3agbfgene, ©in Fueß3 mirb oon einem ©iunb gejagt, ßinter ißnen reitet ein 3äger, in ber ©rad)t bes 18. 3aßrß. 2lußer bem Fud)s erfd)einen noeß anbere ©iere mie pirfeß unb ©icßßörndjen. ©ine Bilb»

infeßrift gibt eine genauere ©rflärung, es ßeißt ba:

ber Fu<ßs basg »ft ber Ejünerfeinb, ber feßroanß ift großer Ijerrn FEEunb.

ünmbglid) ift ein foleßes ©emebe non Bauernfrauen oerfertigt morben. Hn=

groeifelßaft ift es oon gelernten Ejatib»

roerfern gemebt mie Beitoorßängc mit bilifeßen Parftellungen: 3ofua unb i^aleb mit ber Weintraube ober biblifeße ©täbte:

3 erufalem, ffebron. Waßtfcßeinlicß ftarn»

men biefe Pamafte aus Höslin ober Fanom.

Faft bie gleicßen biblifeßen Htufter anc bie Blaubaniafte roeifen bie blaubebrud»

ten Beitlueßtenoorßänge, Hopf» unb

©tußlfiffen auf. 3n Köslin unb Fuuoro maren fold)e Btaubrude gu faufen. iP ir nennen nur bie Färberei £apifcßte=Soslin.

Don bem früßeren Heicßtum bauet»

licßer Drben» unb Fapenceroate fann man fieß ßeute nur noeß einen ungefaßten ©in»

bruef mad)en, aud) menn man außer Hüd)e unb ©peifefammer nod) Boben unb ©cßuppen einmal genauer unterfueßt unb bort eine Htenge abgeftettten ©e»

feßirrs oorfinbet. 3Ebcm aufmerffamen Befueßer fällt ßeute noeß in 3<uuunb unb labus bie große 5lngaßl non braunen Prüfen unb bannen, bie befonbers gut

©rntegeit gebrau<ßt merben, auf, unb ißre llufberoaßrungsroeife auf langen ©eftel»

len unterßalb ber Mcßenfenfter uor bem Efaufe. IPäßrenb man fonft in pommern bagu übergegangen ift, Blecßtopf unb

©imer mit aufs FElä 3U neßmen, ßat man

3

amunbcr ©tußlleßncn (ßireße in

3

amunb) Aufnahmen : Breüenbach

291

(14)

hier an 6er alten Opferroare feftgebalten.

Ü)as entöecfan mir 6a nun alles? €s ift eine bunte Fülle, beimifebe un6 aus=

roärtige i^eramif in trautem Beieinanöer.

Braune Bunglauer bannen, Htarburger Scbüffcln unö Artige mit aufgelegtem farbigem öefor, golöglängenöes engli»

frfies (Steingut, fftiilcfjtöpfe un6 marrne=

laöenöofen mit englifcben 3nfd)riften fin6 neben £üefterroälöern blaugrauen lüal=

genfrügen un6 märfifd)=taufit5ifci)en Bier=

frügen un6 fcbleftfcbdaufiigifcben Waffen un6 Seilern gu fin6en. 2tud) buntbemalte Fayenceroare, Seiler un6 Schöffeln 6es 18. 3af>rf). mit Blumen= un6 Öogelöefor roaren gebräuchlich. Seiöer ift nid)t fieser, roober 6iefe Schöffeln flammen. Sie fin6 in Farbengebung unö öeforation mit Öangig=<£lbinger Proöuften gu oerglei»

d)en. ^eimifeben (^ösliner) ilrfprungs finö einfache, braun, auch gelb unö beli=

blau glafierte iröene ijenfeltöpfe, bannen, m ild)- unö Butterfcbüffeln, öie bismeilen mit figürlichen iTtuftern unö (Sprüchen gefcbmücft finö.

*

3amitnöer öolfsfunft erhält ihre tiefere Beöeutung öurd) öae beimifebe Braucb=

tum. ©ilöelafen mit befonöers frönen Fileteinfätgen, öie nur beim ©ilöefeft öer Bauern, beim Onbeefen öer Unechte auf=

geöecft muröen, oöer öie Brautfrone, Äöfterbirrefpieße (Brautbitterfpieße) unö Brautbotterbünten (Brautbutterformen) mären 3. B. ohne öie beimifebe S itte nicht 311 oerfteben. €s mar Sitte, feinen Pa=

tenfinöern felbftgefcbriebene unö felbft=

bemalte Batenbriefe 3U febenfen, genau fo, roie man öen Soten farbige, mit Blu=

men unö frommen Sprüchen gefdjmücfte

©rabeinfaffungen (©rabitmfdjläge) aus fiolg fe^te. Hbrigens ift öie gleiche Sitte, menn auch in etmas anöerer Form/ aus Fitgoro, £ r. Sd)Iaroe, befannt. (Döer es mar genau oorgefdjrieben, mie man in Crad)t 31m ffirebe geben muhte unö meld)e meiöung 3U mahlen mar. öabei batte manche Frau oiel 3U öulöen, machte öoeb allein f<bon öas fteife Bruftbrett, öas aud) öie Htöncbguter Frau trug, oiele Sorgen. Hiebt umfonft b>e|3 es, in 3a=

munö unö £abus: lö illft öu febmuef aus^

feben, muht öu tuet £eiö ausfteben. öas febon geftiefte Brautbemö unö BrauH tafebentueb, eine befonöere Scbür3e maren 3. B. für öie Brautfleiöung oorgefebrie*

ben.tüie im löeigacfer unö in öer Scbmalm gebot öie S itte auch in 3amunö, mit einem höbfeh oergierten ©efangbud) 3ur Hircbe 3U geben, öas auf Öor6er= unö Bücffeite öes Sinbanöes mit bunten aus=

gefebnittenen fersen, Onitialen, 3abres=

gablen unö Banöleiften gefdjmücft mar.

Hlancbmal finö öie 2lnfangsbud)ftaben öer Hamen non Braut unö Bräutigam in

öie roten unö grünen bergen eingeprejgt, roieöerum aud) finöen mir Sprüdje, öie auf öie Siebe oöer Sreue öer beiöen IDartner Begug nehmen, lüie bei öen

£)utfcbad)teln, öen buntbemalten Schnaps^

flafcben banöelt es fid) bei öiefen ©efang=

bücbern mobl auch um eine moöeerfd)ei=

nung, öie nicht lanöfcbaftlid) begrengt mar, fonöern meit auseinanöerliegenöe

©ebicte erfaßt bat.

Hoch beobachten mir eine fd)öne alte Sitte in 3amunö, öie ihren Hieöerfcblag in öer öolfsfunft gefunöen bat. Bei

£)od)geiten erfebeinen auf töunfd) öer bei=

mifeben Bauern auf öer £)od)geitstafei plaftifd)e Butterfübe unö =bäbue, öie aus flappbaren Butterformen ausgeformt finö. Früher mar figürlich ausgeformtc Butter nidfts fo Seltenes, öoeb fteEten plaftifcbc Buttertiere fdjon immer etmas Befonöeres öat unö mußten in öer Hegel bei fyodjgeiten oon Braut unö Bräutigam oergebrt meröen. m it ©eroürgfornern unö lorbeerblättern oergiert, nehmen fid) öiefe Buttertiere red)t ftattlid) aus.

3amunö unö £abus haben öanf ihre?

gemeinfamen ©efebiebte eine ähnliche Snt=

roicflung öurebgemaebt. öie Öolfsfunft öiefer öorfer beöeutet einen gemiffen i)obepunft in öer oftpommerfdjen Öolfs^

funftgefcbicble. @ie bat oiele eigenartige

Füge aufgumeifen, ift aber ohne öas oor=, nütteU unö oftpommerfebe Hüftenlanö nid)i öenfbar. öer nieöeröeutfdfe rafter öer 3amunöer Hunft ift oielfad) unoerfennbar. lü ir öenfen nur an öie möbel. ffäufig beobachten mir friefifebe 2lnflänge, roie bei öen Filetarbeiten, öen genähten Spitgen, öen Stuhllehnen, öen Scbmucfbled)en öer Stuft» unö Hüft=

gürtet. Sbenfo taffen fid) auch noröifdje

■parallelen naebroeifen, roie bei öen £opf»

fiffeneinfäigen, öen Sdnnucffäftdien, öen bergförmigen Hemöfpangen.

Bauern unö ffanöroerfer aus öen bei=

öen-öörfern 3amunö unö Sabus, roobei 3amunö öie öorberrfd)aft gebührt, unö aus öen Stäöten Köslin unö Fanoro ba=

ben an öem Begriff 3amunö=£abufer Öolfsfunft mitgemirft. öas 18. unö 19- 3al)rbunöert finö es oorncbmlid), öie öer 3amunöer Öolfsfunft ihren Stempel aufgeörüeft haben. ^Foßepunft öiefer Hunft aber beöeutete öas 19. 3abebnn=

öert. m it öer ©rünöergeit, mit öem neuen Heid)tum öeutfd)lanös, mit öer ge=

maltig in öie ¿)Dbc fd)neEenöen Onöuftrie gebt es öann aber mit öer 3amunöer öolfsfunft fcbnell bergab, unö beute gehren öie Bemobncr 3amunös unö £a=

bus oon öem Hul)me ihrer 2ll)nen.

3amunöer ffocbgeitsgug oerläßt öie ßirebe Aafn.-. mede

292

Cytaty

Powiązane dokumenty

pelserftraße bilbet. öer heutige Öetfeßr leibet red)t feßr unter ber Luusbreite, um bie bie eine gegen bie anbete oerfeßt ift. ö ic Boßmarftftraße gehört einem

gezogen, öas, in öen lebten 3 abt'3ebntcn uerbümmert, nur öureb Aufträge öiefer 2lrt neu belebt meröen bann, Durch öie Heberolle 2Iusgeftaitung aller (Eingeh

©aüenfteins ber ©djmebenfonig ben ftrategifchen PDert bes halbinfelartig in bie ©ftfee oorfpringenben Porpommerns aus unb fdjuf fidj fürs entfdjloffen hier eine

grünöung unö ©ntmicHung öer alten öeutfcf&gt;en Beicbsmarine and) nod) fo groß geroefen fein, fo bat ©tettin öod) fchon oorber einmal eine roid)fige Bolle

ringften Wengen oorfommen. Hierin liegt aueß ^a0 ©eßeimnis, baß es noch nie gelungen ift unb aueß nie gelingen roirb, ein ©iuellfals fünftlicß aud) nur

gen ©cblaf. 2lus öiefem roeefte ein febarfer IDinö peters Matrofen, öie aber öie Soje öes &lt;Sifd)ers leer fanöen. 2luf öem Sahn roar er nicht unö auch

hunöerte ootn ©reifengefd)led)t regierte Pommern toäfjrenö öiefer langen 3eit troig gaßlreicher ^eßöe niemals in öem Htaßc oon f?riegsgreueln heimgefud)t

geffen, öaß fich unter öen aufgeführten Bumen eine gange ilugaßl befinöen, öie fich felbft ausfaen, unö öiefe meröen öann im Frühling forgfamft flehen