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Die Naturwissenschaften. Wochenschrift..., 12. Jg. 1924, 26. September, Heft 39.

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DIE NATURWISSENSCHAFTEN

Z w ö lfte r Jah rgan g 26. Septem ber 1924 H eft 39

Die Entwicklungsjahre der Kunst, optisches Glas zu schmelzen.

(Ein V ersuch zusam m enfassender D arstellu n g1).

Von M. v . Ro h r, Jena.

D ie regelm äßige D urchführung der F arben ­ hebung im Fernrohrobjektiv durch J. Do l l o n d

seit dem Jahre 1758 und die V ersorgung des M arktes m it derartigen Fernrohren kleiner und m ittlerer Ö ffnung h atte in der ganzen W elt des seiner B ild u n g frohen 18. Jahrhunderts einen ge­

w altigen E indruck gem acht. O bw ohl sich gelegent­

lich Stim m en vernehm en ließen, die — m it gutem Grunde, w ir wie heute wissen — dem geheimnis­

vollen Ch e s t e r Mo o r Ha l l das Verdienst an der bedeutenden Erfindung zuschrieben, so m achte das dem K äu fer der neuen G eräte w enig aus. Der W unsch, eines der neuen Fernrohre zu besitzen, w ar ganz allgem ein verbreitet, und m ancher nach dem notwendigen R ohstoff vergeblich suchende H andwerker mag, nur sehnlich oder auch neidisch, nach der glücklichen Insel geschaut haben, wo diese Masse, näm lich das Flintglas, leicht zu haben sein sollte.

Aus der N ähe b etrach tet erschien aber die L age nicht so besonders glänzend ; auch dort waren Flintscheiben von einigerm aßen großem D urch­

messer in der gewünschten G üte nicht zu beschaf­

fen. Ja, der hauptsächlichste K ün stler m ußte ge­

stehen, daß so gutes Glas wie früher nicht mehr zu erhalten wäre, und daß sein H aus über einen O bjektivdurchm esser von 12,7 cm nicht hinausge­

kommen sei. Ob die auf J. Ra m s d e n zurück­

gehende E rzählung von Do l l o n d s G lücksfunde besonders guten Glases aus dem Norden von E n g­

land und seiner allm ählichen Erschöpfung zutrifft, ließ sich hier nicht entscheiden. D er H auptgrund lag w ohl darin, daß m an optisches Glas von der H ü tte nur als einZufallsergebnis bekom m en konnte, und daß nicht etw a eine bestim m te G lash ütte für die Londoner O ptiker arbeitete; dazu w ird deren Bedarf bei w eitem nicht ausgereicht haben.

N eben dem Dollondschen H ause scheint bis zum Ausgange des 18. Jahrhunderts für Fernrohre der sehr tü ch tige O ptiker J. Ra m s d e n berühm t gewesen zu sein; über die A nlage seiner zwei- und dreiteiligen O b jektive sind w ir gu t unterrichtet;

ihre K ugelabw eichung w ar in beiden Fällen etw as überverbessert, dagegen waren sie im H inblick auf die Farben sehr gu t m it den aus vier E in zel­

linsen bestehenden, bildaufrichtenden Okularen zu­

sam m engestim m t.

*) Die Quellen zu dieser Arbeit finden sich der Kürze halber hier nur soweit angegeben, als sie nicht schon in den früheren Arbeiten (12 — 15) des Verfassers ent­

halten sind.

D ie S ch w ie rig k e it der F lin tb e sc h a ffu n g w ar es m ö glich erw eise au ch schon, die den E d in b u rg er A r z t R . Bl a i r 1791 zu d em V o rs c h lä g e b ra ch te , d as F lin tg la s d u rch F lü ssig k e itslin sen zu ersetzen u n d d a b ei d as sek u n d äre S p e k tru m zu b e k äm p fe n , d as bei den d a m alig en G lasp aa ren ü b rig b lieb . E s m a g sein, d a ß die glän zen d en E rfo lg e Fr ie d r ic h Wil h e l m He r s c h e l s m it sein em R iesen sp ieg el v o n 1,22 m Ö ffn u n gsd u rch m esser z u n ä c h s t die A u fm e rk s a m k e it der A stro n o m en v o n den L in s e n ­ fern ro h ren a b w a n d te . S ch ien es d o ch b ein a h e, als so llte, w ie zu N e w t o n s Z e it, die S p ieg elu n g leisten , w as d er B re c h u n g m it ih ren F a rb en feh lern v e r ­ s a g t b lieb .

D och gehen w ir auf die F lintglasfrage zurück, so w ar m an in E ngland dam als m itnichten zu­

frieden m it der Rohstoffbeschaffung, wie man das aus der sogleich noch einm al anzuführenden A u s­

setzung eines öffentlichen Preises auf F lin tg las­

erzeugung um 1789 schließen kann. Englische Kenner dieser Zeit würden w ahrscheinlich noch w eitere B ew eisstücke für die frühe Erkenntnis dieses Rohstoffm angels daselbst nachweisen können.

B ei den tro tz dem R angstreit der Staaten sehr engen w issenschaftlichen und technischen B e ­ ziehungen zwischen den beiden großen w estlichen V ölkern kann man schon früh von französischen Bem ühungen um optisches Glas sprechen. B ei dem geringen U m fange der mir bequem zugäng­

lichen Büchersam m lungen bin ich hier noch mehr als bei den englischen A rbeiten auf abgeleitete Quellen angewiesen, doch lassen sich dadurch dem Forscher immerhin einige Fingerzeige für die R ich tu n g geben, in der er zu suchen hat.

Schon bald nach der Dollondschen V eröffen t­

lichung von 1758 werden auch auf technischem Gebiete Versuche gem acht worden sein, die neue Erkenntnis für die H erstellung von Fernrohren auszunutzen. Man m ag dahin die mir n icht näher bekannte Sch rift von B o s e D ’ a n t i c rechnen, w ofür nach (17, 7 und 96) ein Akadem iepreis für Flin t- und K ronglaserzeugung 1760 erteilt worden sein soll. Der H ofoptiker Cl. S. P a s s e m e n t fer­

tigte 1761 und 63 kleine achrom atische O bjektive von 3 — 4 cm Ö ffnung an, die natürlich hinter den dam aligen englischen Durchm esserzahlen von 7 cm und m ehr betrüblich zurückstanden. Man hört dann nach (17, 97), daß schon 1767 die G lastech­

niker D e l a s a l l e und B e a u f o r t einen A kadem ie­

preis erhalten h ätten ; 1773 sei ein solcher einem H üttendirektor L e b a u d e erteilt worden, obwohl

Nw. 1924. 103

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7 8 2 V. R o h r : D ie E ntw icklungsjahre der K unst, optisches Glas zu schmelzen. T Die Natur- Lwissenschaften

dieser n icht im stande gewesen sei, optisch gut brauchbares Glas zu liefern; schließlich sei dann nach (17, 39) von Ma c q u e r u. Fo u g e r o u x ein B e ­ richt der A kadem ie vorgelegt worden, der sich m it

De l a s a l l e u. Be a u f o r t besch äftigt habe. 1786 w ird die A ufgabenstellung erneut und die H öhe des Preises auf i2 o o o liv r e s (über 9000 G old­

m ark = GM.) angesetzt.

W ährend sich so nam entlich französische H ü t­

ten m it der Gewinnung optischen Glases beschäf­

tigten, versuchte sich ein junger, tatk rä ftig er Mann ohne Fachkenntnisse und m it äußerst b e­

scheidenen M itteln an dieser schwierigen A u fgabe.

Pi e r r e Lo u i s Gu i n a n d wurde am 20. A p ril 1748 in La Corbatiere, einem Flecken des F ü rsten ­ tum s Neuchätel, geboren, das 1707 aus der orani- schen E rb sch aft an das preußische Königshaus gefallen war.

Die Schulbildung des K naben w ar sehr m angel­

haft, und er h at nach seinen neueren Lebensbe­

schreibern seine M uttersprache zeit seines Lebens nicht fehlerfrei schreiben können. E r erlernte die K unsttischlerei für die Gehäuse der Standuhren, h at sich aber früh ohne viel Anw eisung auch m it M etallgießerei für die U hrenerzeugung abgegeben und sehr gu t bezahlte A rbeit darin geliefert.

Sein W agem u t w ar so groß, daß er ein Spiegel­

fernrohr englischer H erku n ft nachzubilden unter­

nahm, und seine G eschicklichkeit ließ ihn dam it zu einem befriedigenden Ende kom m en. Ein gleiches w ünschte er m it einem achrom atischen Fernrohr zu tun, doch m achte es ihm verstän d­

licherweise Schw ierigkeiten, gutes F lintglas zu erhalten. M utig unternahm er es, sich diesen R ohstoff selber herzustellen, und h a t daran nach einer A ngabe seit 1775, nach den m eisten seit 1784, gearbeitet. Im Jahre 1781 siedelte er nach dem O rte Les Brenets über, und m an kann es verstehen, daß ihm diese dort unerhörte A rb eit den B ei­

namen „d er O ptiker“ einbrachte. E r h a tte den ungemein glücklichen Gedanken, den In h alt des Glashafens durch einen m it T öpferton überzogenen K olben um zurühren. D am it w irkte er einm al der Schichtung der verschiedenen und verschieden schweren B estandteile entgegen und führte an­

derseits doch keine weiteren Stoffe in die glühende Masse ein, die sich, etw a wie m etallene Rührer, dort in der großen H itze auf lösen konnten.

Glasproben, die er m ehrfach versandt zu haben scheint — Ende 1795 an den Pariser O ptiker

Ro c h e t t e, haben w ohl H offnungen erw eckt, auch wenn es sich nur um kleine Stücke handelte, und so setzte er seine kostspieligen Versuche fort, ihnen seine freie Zeit und seine Ersparnisse opfernd.

W as seine Fam ilien V e r h ä l t n i s s e an geht, so heiratete er sehr ju n g und h atte aus seinen ersten beiden Ehen — die Nam en der Frauen sind wohl erhalten, nicht aber ihre Sterbetage — mehrere Kinder. Die Nam en der Söhne kann man a n geb en :

P h i l i b e r t (* 1770?, f ?), H e n r i 1) (* 11. I. 1771, f 1851), A im e (* 17. I V . 1774, f 1847), O l i v i e r (* ?, f ?)• P h i l i b e r t (7, 11) w u rd e U h rm a ch e r eben so w ie H e n r i , d er frü h a u ß e r L an d es, n ach F ra n k re ic h , gega n gen ist, sich a b er m it 21 Jah ren sein H e im a tr e c h t in Les Brenets v o m A u slan d e h er b e stä tig e n ließ . A im e allein sch e in t v o n A n fa n g an sein em V a te r b eim G lassch m e lze n zu r H a n d gegan gen zu sein. V o n d en klein en S ch m elzen d er ersten Z e it soll P . L . G u in a n d (7, 8) a llm ä h lich e F o rts c h r itte g e m a c h t h a b en b is zu S ch m elzen v o n 2 Z e n tn ern . D a ß er einen gew issen R u f in w eiterem K re ise h a tte , m a g m an a u c h aus d em B rie fe H . P a r k e r s en tn eh m en , w o v o n aus d em Jah re 1789 b e ric h te t w ird . H e u te b e k a n n t is t d a ra u s nur, d a ß ein L o n d o n er S e ea m t (board of longitude) einen P reis v o n 1000 £ a u f die H e r­

s te llu n g v o n F lin tg la s a u sg e lo b t h a b e, und d a ß P a r k e r , ein B eam ter an diesem A m te, ihn zu r M itb e w e rb u n g a u ffo rd erte. G u in a n d w a r ab er d a m als u n d a u ch sp ä te r zu ein er solch en B ew erbung n ic h t zu b ew egen , d a er sein V e rfa h re n geh eim ­ z u h a lte n w ü n sch te.

Im Jahre 1798 begab er sich nach Paris und h at dort nach mehreren übereinstim m enden B e ­ richten den berühm ten Astronom en d e La l a n d e

aufgesucht, der an seinem Erfolge A n teil nahm . W enn er w irklich Proben von 11 — 16 cm D urch­

messer und von gutem Flintglase aufzeigen konnte, so ist eine solche Teilnahm e nur natürlich, denn jener erfahrene Astronom wird mehr oder minder deutlich davon gew ußt haben, daß das vielbew un­

derte D ollondsche H aus nur sehr selten einiger­

maßen große O bjektivdurchm esser erreicht hatte.

De La l a n d e riet ihm, das von ihm gewonnene optische G las selber auf Fernrohre zu verarbeiten, also überhaupt vom H andel m it optischem Glase abzusehen. Man m öchte glauben, daß diese T ä tig ­ k eit Gu i n a n d — vo n einer solchen A ufgabe w ar er ja 1775 oder 1784 ausgegangen — bei seiner rastlosen G eschäftigkeit besonders gereizt h at.

N ach (7, 2) ist solch ein Stück in seiner H eim at erhalten, ob anderswo noch w eitere Stücke, ent­

zieht sich m einer K enntnis. N ach (24, 210) sollen einzelne der Guinandschen Fernrohre die für jen e Z eit ungewöhnlichen O bjektivdurchm esser von 4 und 5 Zoll (io,8 und 13,5 cm) gehabt haben.

Sein Verfahren beim E ntw erfen der O b jektive m ag ein solches durch Probieren und Zeichnen gewesen sein, wie es von Re y n i e r (11, 228 f.) beschrieben worden ist. Man w ird bezweifeln können, daß dadurch m it Sicherheit die glänzende Farbenausgleichung für das fertige Fernrohr zu erhalten war, die w ir an Ram sdenschen Rohren dieser Z eit bewundern, von der H ebung der K u g el­

abw eichung ganz abgesehen. Genaueres über seine dam aligen Leistungen scheint seinen neueren Lebensbeschreibern w eiter nicht bekannt geworden zu sein; es m acht auch n icht den Eindruck, d a ß x) In meinen früheren Arbeiten zu diesem Gegen­

stände habe ich irrtüm lich A im £ für älter gehalten als H e n r i .

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H e ft 39. ]

26. 9. 1924J v . Ro h r: Die Entw icklungsjahre der K unst, optisches Glas zu schmelzen. 783

dam als seine Sicherheit bei der Flintglaserzeugung sehr groß war.

W aren auf diese W eise w ichtige A rbeiten für die E rzeugung optischen Glases in einem kleinen Sonderbetriebe geleistet worden, so bot sich von einer neuen Seite her die M öglichkeit, das neue Verfahren in größerem M aßstab zu erproben.

Der fähige und unternehm ungslustige bayrische S taatsw irt Jo s e p h Ut z s c h n e i d e r (* 1763, f 1840) h atte sich — er w ar zu jener Zeit gerade von S ta ats­

geschäften frei — im A ugust 1804 zu M ünchen an der Gründung des m athem atisch-m echanischen In stitu ts von Re i c h e n b a c h, Ut z s c h n e i d e r und

Li e b h e r r beteiligt. Schon vorher m ag er sich von B ekannten A uskünfte über hierhergehörige G e­

schäftsleute verschafft haben, und W . Zs c h o k k e

erw ähnt ausdrücklich, daß ihm sein Freund, der Schweizer Berghauptm ann J. S. Gr ü n e r (* 1766,

f 1824), bereits m it Re i c h e n b a c h in V erbindung gebracht habe; derselbe Freund wies ihn schon A n fang 1804 auf P. L. Gu i n a n d hin. Im L au fe dieses Jahres verabredete Ut z s c h n e i d e r m it diesem ein Zusam m entreffen in A arau, da er seinen Freund H. Zs c h o k k e auf Schloß Biberstein bei A arau zu besuchen gedachte. D iese Zusam m en­

ku n ft h at im Januar 1805 a u c h 4w irklich sta ttg e ­ funden, und zwar w urde P. L . Gu i n a n d von seinem damals etw a 31 jährigen Sohne Ai m£ begleitet.

Man beschloß die A usführung einer Flintschm elze durch Gu i n a n d auf Ut z s c h n e i d e r s Kosten.

D avon sind sieben Stücke Glas bereits A nfang Juli 1805 in München gewesen. D ort kam m an m it den Linsen für die w eiter fortschreitenden M etall­

teile der M eßinstrum ente nicht zustande, und

Ut z s c h n e i d e r sah die N otw endigkeit ein, sich m it eigenen Augen die verschiedenen K ünstler und ihre R o h stoffe anzusehen. D ie K enntnis der Einzelheiten dieses Plans würde uns heute von großem WTert für unsere Geschichtskenntnis sein.

Den Besuch bei Gu i n a n d w ird er in seinen R eise­

plan aufgenom m en haben, aber wohl von A n fang an noch nicht entschieden gewesen sein (21, 163), ihn anzuwerben. Diese E rw artung, in Süddeutsch­

land — N orddeutschland scheint gar n icht bereist worden zu sein — F lintglas vorzufinden, w ar auch nicht besonders kühn, wenn man nur kleinere Stücke verlangte. Aus einem schon 1800 abge­

statteten am tlichen B erich t (16, 166 r) wissen wir, daß dam als in R athenow bei A . Du n c k e r für

1/2 Z e n t n e r F l i n t g l a s 100 R t h l r . b e z a h l t wurden, was unter richtiger B erechnung des Silberwertes des preußischen Talers für 1 k g F lintglas 13 SM.

ergibt. A u f dieser Reise zu seiner eigenen Belehrung ist Ut z s c h n e i d e r um Ende A u gu st 1805 nach Les Brenets gekommen und h a t offenbar m it

Gu i n a n d ein festes Abkom m en getroffen, wonach man seine (21, 163) 21 Jahre später niedergeschrie- bene Schilderung verbessern m uß. D aß ihm

Gu i n a n d s Einrichtungen keinen glänzenden E in ­ druck gem acht haben, wird man wohl glauben können; das Häuschen, das nach (8, 4) im Erb-

gange an Aim6 fiel, wurde 1832 nur auf 85 Louisdor, also etw a 1600 SM. an gesetzt.

E s h a n d e lte sich u m eine A n ste llu n g P . L.

Gu i n a n d s, u n d v o n vo rn h erein h a tte er seine b is ­ h erig en E rfa h ru n g e n in der G la ssch m e lzk u n st n ied erzu sch reib en , d a m it sie in d as E ig e n tu m der B e trieb sg e n o sse n sch a ft ü b erg in g en . Gu i n a n d s T ä ­ t ig k e it m ü n d e t h ie rm it in einen n euen, w ich tig e n A b s c h n itt ein, in so fern er in eine A rb e itsg em e in ­ s c h a ft m it Ut z s c h n e i d e r zu n ä c h st u n d b ald m it Fr a u n h o f e r ein tr it t . E r b ra c h te sein erseits sein e g a n z beson d ers w ic h tig e E rfin d u n g , den R ü h r ko lb e n au s feu erfe ste m T o n , u n d seine b is­

h erig e E rfa h ru n g m it; w en n a b er d ie A rb e its g e ­ m e in sc h a ft in lan g er, k o stsp ie lig e r A r b e it eine g rö ß ere S ich erh eit im G lassch m elzen erw arb , so k o m m t d as V e rd ie n st d aran n a ch d en A b b esch e n A u sein an d e rsetzu n g e n (1, 139), d en en ich h ier fo lg e, n ic h t m eh r ein em einzelnen, sondern eben je n e r A rb e its g e m e in s c h a ft zu. H ier lie g t w o h l der K e rn p u n k t des sp äteren S tre its, u n d es sch e in t m ir g a n z v e rstä n d lic h , d a ß w ed er w oh lm ein en d e F re u n d e, w ie E . Re y n i e r, n och — u n ter dem D r u c k des W ettbew erbs — P . L. Gu i n a n d selbst u n d sein e b eid en sp ä ter im G la s fa c h a rb e ite n d en Söh n e die F ra g e des Verdienstes an d em Unternehm en zu Benediktbeurn an d ers beantw orteten als ein zig m it d er H e rv o rh e b u n g v o n Gu i n a n d s ta ts ä c h lic h u n ­ gem ein w ic h tig e r E rfin d u n g ; w o sp ä te r die Söhn e selb er w eitere V erb esseru n gen vo rsch lu g en , sch ei­

n en sie ein grö ß eres V e rstä n d n is fü r eine solch e V erdienstlichkeit g e h a b t zu h a b en . Z u erst is t v o n A u ß e n steh en d en w o h l 1839 in dem P a y en sch e n B e ric h t g ru n d sä tz lic h a u ch Ut z s c h n e id e r s V e r ­ d ie n st a n e rk a n n t w ord en . Z u r Ü b e rsie d lu n g n a ch B e n e d ik tb e u rn h ä n d ig te Ut z s c h n e i d e r an Gu i­ n a n d 100 Louisdor aus. D a s is t zu n ä ch st eine Z a h l ohne In h a lt, selb st w en n m an, w ie oben, diese M ü n ze a u f ru n d 19 SM . a n s e tz t. D a — n ach d em sp äteren V ertra g zu sch lie ß en — d as E h e p a a r an den n eu en B e stim m u n g so rt in eine m it H a u s ra t a u s g e sta tte te W ohnung ein gew iesen w ord en sein m ag, so w erd en sie k ein b eson d ers gro ß es G e p ä c k m itzu n e h m e n g e h a b t h ab en .

U m einen einigerm aßen zutreffenden B egriff von den R eisekosten der dam aligen Zeit zu erhalten, sei auf (16, 166/67) verwiesen, wo für den H erbst 1800 die am tliche K ostenberechnung für die Dienstreise eines Paares studierter preußischer Beam ten (eines K riegsrats und eines Assessors) m itgeteilt ist. M it den Tagegeldern für ach t T age und den Fahrkosten stellt sich die Reise zu und von dem in L uftlinie 72 km von Berlin entfernten R athenow auf 265 SM., also — bei achttägiger D auer, w ovon der H au p tteil n atürlich bei der U ntersuchung in R athenow verb rau ch t wurde — auf 1,84 SM. für das K ilom eter. D ie L uftlinie von N euchätel bis Benediktbeurn beträgt etw a 348 km , und wenn man auf die Zurücklegung dieser Strecke ebenfalls ach t T age rechnet (43,5 km scheint als Tagesleistung nicht übertrieben), so ergibt sich der M ittelw ert für das K ilom eter zu

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784 v . R o h r : Die E ntw icklungsjahre der K unst, optisches Glas zu schmelzen.

(1900/348 = 5,44 = 2,95 X 1,84) SM. D as heißt also, daß Ut z s c h n e i d e r bei Zugrundelegung des L uftabstan des fast den dreifachen B e trag der R eisekosten einer höheren Beam tenklasse für das Guinandsche E hepaar ansetzte. D en längeren W eg dieser Reise im Gebirgslande, in verschiedenen S taaten u. a. m. kann m an im Vergleich m it dem obigen F alle sehr wohl berücksichtigen und verm ag im m er noch diese Berechnung der Reisekosten als ein gutes Zeichen für Ut z s c h n e i d e r sG roßzügigkeit aufzuführen; es sei gleich hier bem erkt, daß auch in späteren Zeiten um Geldsachen keine M iß­

helligkeiten zwischen Ut z s c h n e i d e r und Gu in a n d

erwachsen sind.

D o c h keh ren w ir z u rü c k zu d em B e ric h t über d ie B e trie b sg e m e in sc h a ft in B e n e d ik tb e u rn . In d en Jah ren 1806 u n d 1807 w a r d er F lin tg la s o fe n d a u ern d im B e trie b , u n d es gelan g, o b w o h l n a ch (21, 163) die V e rsu c h e d u rch a u s n ic h t a lle g lü c k te n , d ie „ b e re its g e teilten , a b er b lin d en M e ß in stru ­ m e n te “ m it ih ren O b je k tiv e n zu verseh en . Im F e b ru a r 1807 m a c h te m an , d a U t z s c h n e i d e r den g ro ß en W e rt d er G u in an d sch e n M itteilu n g e n fü r das In s titu t a n e rk a n n te , einen V e r tra g , d er zu n ä c h st v o m x. M ai 1807 ab zeh n J ah re g e lten so llte . D rei sein er A b sc h n itte , 3, 4, 5, sind n a ch A im e G u i- n a n d s b e k a n n te m B r ie f a n geg eb en , u n d (5, 136) fü g t w e ite r h in zu , d a ß G u in a n d a u ß e r seinem b a re n G e h a lt n och eine e in g e ric h te te W o h n u n g so w ie F e u e ru n g z u sta n d , u n d g ib t ü b er d as G e ­ h a lt gen au ere M itteilu n g e n . D a n a c h erh ie lt er 1600 G o ld g u ld e n 1) G e h a lt; b eim R ü c k t r it t , w en n er v o n einer B e tä tig u n g d er G la ssc h m e lzk u n st a b ­ sah , w aren 800 G u ld e n = 1400 bis 1500 SM . und ein e W itw e n re n te fü r seine F ra u v o n n ic h t g a n z 500 SM . a n g e s e tz t w ord en . Ü b e r G u in a n d s B e ­ za h lu n g in d er Z e it v o m H e rb s t 1805 b is zu m E n d e A p r il 1807 h a b e ic h au s g e d ru c k te n Q uellen n ic h ts e rm itte ln k ö n n en . W ie b e reits o b en b e m e rk t w u rd e, h a t G u in a n d selb st ü b er sein e B e z a h lu n g in B e n e d ik tb e u rn k ein erlei K la g e erh oben.

S eh r b a ld ä n d e rte n sich d ie V erh ä ltn isse des In s titu ts in so fern , als n a c h (21, 167) der n och n ic h t 22 jä h rig e F r a u n h o f e r am 7. F e b r u a r 1809 m itte ls eines V e rtra g e s m it U t z s c h n e i d e r u n d R e i c h e n b a c h in die L e itu n g au fgen o m m en w u rd e.

J o s e p h F r a u n h o f e r (* 6. M ärz 1787, f 7. Ju n i 1826) h a tte eine w o h l n o c h lü c k e n h a fte re S c h u l­

b ild u n g als G u in a n d em p fan g en . N a c h U t z ­ s c h n e i d e r s N a c h ru f k o n n te er als G la ssch le ife r­

le h rlin g n u r lesen ab er wieder rech n en n och

*) Nim m t man — den guten Belegen dafür R ech­

nung tragend — diesen B etrag wörtlich, so kommt man auf den unwahrscheinlich hohen B etrag von 11 000 SM. und darüber. Man wird sich wohl in dieser bis je tzt unlösbaren Schwierigkeit der Auffassung in (5, 136) anschließen, wonach stillschweigend der Gold- und der Rechnungsgulden gleichgesetzt wurden. A ls­

dann ergibt sich ein Jahresgehalt von etw a 2800 bis 3000 SM., was wohl den Vermögensumständen eher ent­

sprechen mag, die uns von P. L . Gu i n a n d überliefert sind; vielleicht lassen sich aus dem Utzschneiderschen Nachlaß später noch einige Einzelheiten aufklären.

T Die Natur- Lwissenschaften

schreiben. Seiner ungemein starken Beanspruchung ungeachtet brach te es dieser übermenschlich be­

gabte und arbeitsfreudige K o p f in kurzer Zeit dahin, nicht nur seine M uttersprache, sondern auch das Französische rich tig zu verwenden und m athem atische Abhandlungen schwieriger A rt selber zu verfassen. E s gereicht Ut z s c h n e i d e r s

B lic k für Menschen zum höchsten Lobe, daß er sobald die gew altige B egabung des bescheidenen jungen O ptikergehilfen erkannte und ihn an eine leitende, seinen Leistungen entsprechende Stelle brachte.

D a Fr a u n h o f e r als L eiter des optischen B e ­ triebes m it dem von Gu i n a n d erzeugten Rohstoff täglich zu tun h atte, w ird ihm die Einw eihung in das H erstellungsverfahren wünschenswert er­

schienen sein, sie ergab sich vielleich t auch aus seiner neuen Stellung von selbst. E s bedurfte aber noch einiger Verhandlungen, ehe er im A u gu st jenes Jahres von Gu i n a n d in das Geheim ­ nis eingew eiht wurde. Ich kann nicht deutlich erkennen, ob die Bem erkungen (5, 135/36) hinsicht­

lich der Jugend Fr a u n h o f e r s und seines gerin­

geren D ienstalters aus Gu i n a n d s Sinne oder dem seines Lebensbeschreibers geflossen sind.

W ir k lic h g le ic h m ä ß ig d u rch die ga n ze Sch m elze u n d sch lieren frei w a r n a c h (21, 161) das B e n e d ik t- b eu rn er G las d a m als n o c h n ich t, u n d so k a m es, d a ß etrwa zw e i J ah re sp äter, im S e p te m b er 1811, F r a u n h o f e r v o n U t z s c h n e i d e r e rsu ch t w u rd e,

„ a u c h die G lassch m e lza rb eiten des H errn G u in a n d u n ter seine A u fs ic h t zu n eh m en , a lle S ch m elzen m itzu m ac h en , u n d die m ir vo rg e sch lag en en V e r ­ b esseru n gen a m S ch m elzo fen vo rzu n e h m e n , au ch die h ierzu n ö tig en W e rk ze u g e u n d M aschinen u n ­ g e sä u m t v e rfe rtig e n zu la sse n “ . W e n n ein so er­

fah ren er u n d m en sch en k u n d ige r G esch äftsm an n w ie U t z s c h n e i d e r in sein em eigen en U n t e r ­ neh m en ein em F a c h m a n n e v o n d er B e d e u tu n g F r a u n h o f e r s einen so lch en A u ftr a g g ib t, so k a n n m an sich er sein, d a ß d ieser n ic h t m ü ß ig bei den S ch m elzen stan d , so n d ern sein er B e g a b u n g freies S p iel ließ . M an m u ß also b e stim m t v o n d er Z e it zw isch en d em H e rb s t 1811 u n d d em E n d e des Jah res 1813 a u ssagen , d a ß F r a u n h o f e r u n d G u in a n d gem ein sam a m G lassch m elzen arb eiteten , w o b e i sich erlich b eid e ge lern t h a b en . G en au e B e ­ ric h te d a rü b e r sin d v o n k ein em d er b eid en B e te i­

lig te n an die Ö ffe n tlic h k e it g e la n g t, so d a ß b e ­ stim m te A u ssag en n ic h t g e m a ch t w erd en k ö n n en ; m an w ü n sch te o ffe n b a r n ich t, den W e ttb e w erb e rn a u f d ie S p u r zu h elfen . N a c h (21, 169) is t es n ich t unm öglich, d a ß die G rößensteigerung der einzelnen S ch m elzen v o n 2 a u f 4 Z e n tn er d a m als zu erst v o r ­ genommen wurde. E b e n fa lls in diesem Zeiträum e em p fa h l F r a u n h o f e r , u m die S ch lieren zu v e r ­ meiden, a u c h a lles K ro n g la s fü r d as Unternehmen zu sch m elzen , das also b is d a h in zu m T e il vo n au ß en (kurz vo rh e r is t v o n en g lisch em K ro n g la s und vo n d e u tsch em S p ieg el- u n d T a fe lg la s die R ed e g e ­ wesen) b ezo gen worden sein m u ß . V o n einer S ich erh eit g u te n A u s fa lls der S ch m elzen k o n n te

(5)

H eft 39. 1

26. 9. 1924J v. R o h r : Die Entw icklungsjahre der K unst, optisches Glas z u schmelzen. 785

aber noch nicht gesprochen werden. Aus F am ilien­

rücksichten verließ P . L . G u i n a n d (21, 173) am 20. Dezem ber 1813 Benediktbeurn, wo er etw a 8x/4 Jahr im ganzen und mehr als 6V2 Jahre nach seinem V ertrage gew irkt hatte.

W enn er später (5, 136) in einem B riefe an

L e r e b o u r s erwähnt, daß er dem Unternehm en

R ohstoff für 5000 O b jektive geliefert habe, so m ag m an das wohl glauben, sollte aber für die an­

dere Seite bemerken, daß er in den mehr als 6 x/2 Jahren seit seinem V ertrage zum mindesten e t­

was über 10 000 Gulden oder über 17 500 SM. an barem G ehalt bezogen h atte und danach sogleich in das durch den V ertrag erst nach zehn D ienst­

jahren vorgesehene A bstandsgehalt eintrat. E r ist w ohl im A nfang des Jahres 1814 nach Les Brenets heim gekehrt, und am 7. Februar desselben Jahres wurde der oben erwähnte G esellschaftsvertrag gelöst.

V ielleicht tu t man gut, an dieser Stelle ein wenig zu verweilen, ehe m an die weiteren Sch ick­

sale der Glasschm elzerei an dem Utzschneider- schen B etrieb e verfolgt.

M an h a tte d u rch die G ew in n u n g Gu in a n d s und d u rch gem ein sam e A u sfü h ru n g zu n ä ch st vo rn e h m ­ lic h v o n F lin t-, d a n n a u ch vo n K ro n sch m elzen eine gew isse E rfa h ru n g — fre ilich n och keine v ö llig e S ich erh eit — a u f d iesem G eb ie te erw orb en u n d v e rw a n d te d as so e rh a lten e G la sg u t a u s­

sch lie ß lich zu eigen em G eb ra u ch in der e ig en t­

lic h o p tisch en A b te ilu n g , die zu n ä ch st d u rch Fr a u n h o f e r, fre ilich in u n ü b e rtre fflich er W eise, g e le ite t w u rd e. M an h a n d elte also ga n z so, w ie es 15 Jah re z u v o r d e L a l a n d e dem ih n au fsu ch en - den Gu i n a n d g era ten h a tte . D a s w a r a u ch ga n z ve rstä n d lic h , d a es sich b e i Gu in a n d s A u ssch eid en fa s t allein u m m ittlere (H and-, T eleg rap h en - und M eß-) F ern ro h re sow ie F e rn ro h ro b je k tiv e fü r b e freu n d e te M ech a n ik er u n d u m gro ß e T u b e n fü r die H im m elsfo rsch u n g h a n d elte. M an m o ch te d ah er d aran d en ken , den W e ttb e w e rb d u rch F e s th a ltu n g des u n en tb eh rlich en R o h sto ffe s a u s­

zu sch a lten , denn die S ch m elzu n g o p tisch en G lases ko n n te n u r v o n reich en u n d o p fe rw illige n U n te r ­ n eh m ern g efö rd e rt w erd en . A u c h ü b er die G rö ß e jen er a lte n B e trie b e d a rf m an sich d u rch den h e u ­ tig e n M a ß s ta b n ic h t tä u sc h en la sse n : Gu in a n d s oben a n g efü h rte A u ssa g e v o n 5000 O b je k tiv e n in 8 Jah ren g ib t d a einen gu ten A n h a lt. M it einer solchen A b le h n u n g jed e n V e rk a u fs g e sc h ä fts m it o p tisch em R o h g lase se tz te m an allerd in gs t a t ­ säc h lich a u f den W e ttb e w e rb des g u t a u sg e b ild eten Gu i n a n d u n d e tw a sein er S öh n e gleich sam eine B elo h n u n g , d o ch e rk e n n t m an , d a ß m in d esten s U t z s c h n e i d e r (s. a. S. 787) diesen W e ttb e w e rb n ic h t fü rc h te te . D e r E rfo lg h a t dem w elterfah ren e n a lte n H errn zu n ä ch st in sofern rech tg egeb en , als der an sch ein en d tü c h tig ste seiner W e ttb e w e rb e r n och u m d as E n d e des Jah res 1838 a u f keinen grü n en Z w e ig geko m m en w ar, u n d der S ch w eizer Z w e ig des G u in an d sch en U n tern eh m en s ü b e rh a u p t kein e gro ß e L eb e n sd a u e r h a tte . W ir w erd en

aber bald darauf hinweisen müssen, daß sich nach 1838 in kurzer Zeit die soeben geschilderte L age von Grund aus änderte.

A m 20. Februar 18 13 wurde F r a u n h o f e r

zum M itbesitzer des In stitu ts erhoben und ein neuer V ertrag zwischen ihm und U t z s c h n e i d e r

geschlossen (21, 17 3 ); ,,in demselben schenkte ich Herrn F r a u n h o f e r ein — diesem Institute nicht zu entziehendes — K a p ita l von zehntausend Gulden [Rechnungsgulden, also m indestens etw a 17 500 SM.] als Einlagsfond von seiner Seite, so daß er bei einem fixen G ehalte neben ändern B e ­ günstigungen, und bei seinem A nteile an der reinen R ente aus dem E rtrage des optischen Institutes für die Zukunft ein von N ahrungssorgen ganz freies Leben gewann“ . G ew iß zeigt sich auch hier bei U t z s c h n e i d e r eine weitherzige Auffassung;

aber ein erfahrener Geschäftsm ann w ird doch nur dann einem 26 jährigen Jüngling ein solches A n ­ erbieten machen, wenn er dessen Leistungen ganz sicher ist. D ie Geschichte lehrt, daß F r a u n h o f e r

in den dreizehn Jahren, die zu leben ihm noch be- schieden w ar, auf dem G ebiete der R ohstoffer­

zeugung und -Veredelung für die O ptik U n ver­

gängliches geschaffen h a t; auch hier w ar es vo r­

teilhaft, den Genius zu bew irten.

W e n d en w ir un s n u n der B e n e d ik tb eu rn er G la s h ü tte w ied e r zu, d ie n a ch P . L . Gu in a n d s A u ssch eid en vo n Ut z s c h n e i d e r u n d Fr a u n h o f e r g e le ite t w u rd e, so g e la n g es dem L e tztg e n a n n te n im m er besser, d u rch w eg gle ich a rtig e s G las zu er­

h a lte n ; doch, w ie g esag t, w issen w ir d a rü b e r n u r aus a llg em ein en Ä u ß e ru n g e n in (21) B esch eid . D a ß er 18 17 seine E rfa h ru n g en ü b er die M ö g lich ­ k e it zu sam m en fa ß te, d as A n la u fe n d er v e rsc h ie ­ denen G la sa rten zu verh in d ern , sei e rw ä h n t; die A rb e it is t erst v ie l sp ä ter v e rö ffe n tlic h t w ord en . W ir h a b en ferner a u f Fr a u n h o f e r s V erw en d u n g der d u n k le n L in ie n im S p e k tru m h in zu w eisen , u m die B re c h u n g u n d Z erstre u u n g v o rlieg en d er G la s­

m assen in aller S tren g e za h le n m ä ß ig zu b estim m en . E r s t v o n d iesem Z e itp u n k t an k o n n te dem S ch m el­

zer eine so h e ik le A u fg a b e g e s te llt w erd en w ie die, ein P a a r als K r ö n u n d F lin t v e rw e n d b a re r G la s ­ m assen m it ü b erein stim m en d em G an ge der Z e r­

stre u u n g sve rh ältn isse zu sch m elzen . E r selb st is t der L ö su n g d ieser A u fg a b e m it d em b e k a n n te n P a a re Crown Lit. M und F lin t Nr. 13 sch on w e se n t­

lic h n ä h er g eko m m en , d och w erd en diese neuen G la sa rte n — es h a n d elte sich z u n ä c h st n u r u m k lein e V ersu ch ssch m elzen — n ic h t h a ltb a r ge­

w esen sein, u n d d ieser Z w e ig an d em S ta m m e der S c h m elzte c h n ik is t u n m itte lb a r n a c h seinem H in ­ sch eid en sich er n ic h t w e ite r g e p fle g t w ord en . E in e gew isse E n ts c h ä d ig u n g fü r die o b en g esch ild erte V orenthaltung optischen Glases b o t d as M ünchener In s titu t den m ech an isch en K ü n s tle r n 1) d u rch d as

x) Hier kamen wahrscheinlich die jüngeren Mecha­

niker in Betracht, die, bei Re i c h e n b a c h in München ausgebildet, an manchen Städten des deutschen Sprachgebiets und des Axislandes W erkstätten er­

richteten, die man als Reicbenbachsche bezeichnete.

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786 v. Ro h r: Die Entw icklungsjahre der K unst, optisches Glas zu schmelzen. [" Die Natur (.Wissenschaften

A n gebo t fertiger O b jektive, von denen eingehende L isten erhalten sind, die sich hier in einem Sch au­

bilde vorfinden.

Schon die von J. Ut z s c h n e i d e r U n t e r z e i c h n e t e

E inführung dieser N euerung w ird von einiger W ich tigk eit sein. „Z u r B equ em lichkeit für K ü n st­

ler, welche sich m it V erfertigung astronom ischer Instrum ente beschäftigen, h a t sich das optische In stitu t entschlossen, einzelne O b jektive, blos in einen R in g gefaßt, zu verkaufen. D ie Öffnungen sind in Linien des zw ölfteiligen Pariser M aaßes an­

gegeben und die B reite des Fassungsringes nicht m itgerechnet, der ganze Durchm esser der O b jective w ird also um einige Linien größer als der hier bezeichnete sein.“ D ie Preise sind im 24-Gulden- F u ße m itgeteilt; also h atte der Gulden einen Feinsilbergehalt von 233,84 g/24 = 9,743 g und ist, da 5 g auf eine Silberm ark gehen, auf 1,949 SM.

zu setzen.

D ie B etrach tu n g dieser L isten w ird uns einige Hinweise liefern. Zunächst kann m an wohl aus dem prach tvoll regelm äßigen V erlauf der parabel­

ähnlichen K u rve in A bb. 1, die das Verhältnis sm.

2000

1500

1000

500

0 5 10 15 cm

Fig* 1. Schaubild für die A bhängigkeit des Preises (in SM.) vom Durchmesser (in cm) für die Mechanikern angebotenen Fraunhoferschen O bjektive in einer ein­

fachen Ringfassung. Die x Punkte beziehen sich auf die bei den Listen von 1816 und 1820 gemeinsamen Angaben, die o Punkte allein auf die 1820 veröffent­

lichte Liste.

zwischen Preis und Durchm esser angibt, den Schluß ziehen, daß sie von einem Fachm ann entworfen sei, der die m it dem Durchm esser quadratisch wach- C. M. v. Ba u e r n f e i n d hat das Verdienst, in seiner Gedächtnisrede auf Re i c h e n b a c h diesen Um stand ausdrücklich hervorgehoben zu haben.

sende Größe der optisch zu bearbeitenden Flächen derart bei der Preisbildung berücksichtigte, daß sie im Gegensatz zu den fertigen Geräten m it ihrer verfeinerten m echanischen A rb eit auch späterhin durchw eg zu den gleichen B eträgen ve rk au ft w er­

den konnten wie im Anfang. A n dieser Stelle ist es noch w ichtiger, die E ntw icklungsstufen dieser L iste zu verfolgen. Sie ging im Jahre 18 16, wo sie in G i l b e r t s Annalen 5 4, 208 erschien, nach drei kleinen Anfangssprüngen von je 2 Linien über den Durchm esser von 18 Linien hinaus in regelmäßigen Zunahm en von 3 Linien nur bis zu einem H öchst­

durchm esser von 5 " Par. M .; durch + sind die dam als angebotenen Durchm esser hervorgehoben.

18201), als F r a u n h o f e r die Schm elzen ziemlich 9 Jahre hindurch geleitet hatte, fühlte er sich seiner Sache sicher genug, um die neue L iste m erklich zu erweitern. E r fügte die durch o hervorgehobenen Durchm esser von 57, 63, 66, 7 2 '" , Par. M. hinzu, ging also bei den O b jektiven von regelm äßiger L ieferung an frem de M echaniker bis auf 6" = i6 74 cm im freien Durchm esser. W enn man be­

achtet, daß 1823 G u i n a n d s E insendung einer ein­

zelnen Flintscheibe von i 8 1/2 cm (die nach der B earbeitu n g einen Durchm esser von 6,8 in = 17 ,3 cm erhielt) in E ngland als eine bem erkens­

werte L eistung galt, so wird man sich die richtige B ew ertung von F r a u n h o f e r s Leistungen auch beim Schm elzen von gewöhnlichen G lasarten erleichtern. Diese E rw eiterung der L iste regelm äßig zu liefernder Linsen gibt ein ebenso unbezweifel- bares wie erfreuliches Zeichen für das Zutrauen, das die L eitu n g des optischen In stitu ts in der Zeit nach G u i n a n d s A u stritt zu ihren eigenen Schm elz­

leistungen gewonnen hatte. D aß sie für ihre eigenen R efraktoren w esentlich größere D urch­

messer bereit hielt, brauch t nicht breiter ausein­

andergesetzt zu werden, doch wurden diese nicht in L isten an geboten.

Es ist nicht bekannt, ob die M e ch a n ik er-O b je k ­ tiv e etw a auf dem Fassungsrande den Nam en der M utterw erkstätte trugen, und M itteilungen vom Vorhandensein eines solchen auf dem Fassungs­

rande beschrifteten Fraunhoferschen O bjektivs hätten einen gewissen W ert für die Geschichte dieser W erkstätte. D a aber bei den vollständigen G eräten die freien Durchm esser etw as abweichende M aße zeigten, so w äre es denkbar, daß man sich in B enediktbeurn m it diesem Kennzeichen be­

gn ügt h ätte. N atü rlich sind \ w ir heute über die B edeutung des so m it den O ptikern und M echa­

nikern erreichten U m satzes nicht genauer unter­

richtet. D en U m fang des optischen Instituts darf m an sich, wie schon oben gesagt, sicherlich nicht nach der Ausdehnung heutiger optischer

x) Dieses Jahr ist durch das Datum vom 1. Novem ­ ber 1820 belegt, das Ut z s c h n e i d e r (21) seinem A b ­ druck der Liste vom Juni 1826 beischrieb. Übrigens ist diese Liste m it der erweiterten Zusammenstellung von O bjektiven schon in einem um 4 Jahre früheren A bdruck Astron. Nachr. 1, 451/56 Beil. zu N r.24 vom Dezember 1822 erhalten.

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H e ft 39. ]

26. 9. 1924J v. R o h r : Die E ntw icklungsjahre der K unst, optisches Glas zu schmelzen. 7 8 7

W e rk s tä tte n vo rste llen . D en n w en n n a c h U t z - s c h n e i d e r s A n g a b e n a m 18. D e ze m b e r 18 17 die 33. S ch m elze a n g e s e tz t w u rd e, so e rk e n n t m an, d a ß d as In s titu t m it ein er g u t gelu n gen en S ch m elze la n g e a u sg eko m m en sein m u ß . D a s is t a u c h fü r die L in sen teile k le in e r u n d m itte lg ro ß e r F ern ro h re g a n z v e rstä n d lic h , die d o ch w o h l den H a u p ta b s a tz g e b ild e t h a b en w erd en . A u c h au s dem lieb e n s­

w ü rd ig en B e ric h t H . Z s c h o k k e s (23), d er in d e m ­ selb en Jah re in B e n e d ik tb e u rn gew esen ist, k a n n m an eb en fa lls a u f einen b esch eid en en U m fa n g sch lie ß en , w en n g leich er kein e h ier v e r w e r t­

b a re n Z a h le n a n g ib t. D a ge g e n w ird , w o ra u f m ich H e rr G en e ra la rz t S e i t z a u fm erk sam m a ch te, in (21, 177) die Z a h l vo n 50 A rb e ite rn in d er o p tisch en A n s t a lt fü r die M itte vo n 1826 gen au an geg eb en . W e n n (24, 2 11) fe s tg e s te llt w ird , d a ß F r a u n h o f e r um 18 18 in seiner W e rk s tä tte G la s sen ken ließ , so is t d a fü r a u f die a lte V o rg ä n g e rs c h a ft F e r e t s h in zu w eisen , die w e ite r u n ten u m 18 16 b ei P . L . G u i n a n d in Les Brenets a u fg e fü h rt w erd en soll.

D ie g e w a ltig e n L e istu n g e n F r a u n h o f e r s h a t ein so lch er F a c h m a n n w ie E . A b b e (s. diese Z e itsch r. 4, 5 4 31- 1916) sp ä ter gleich sa m u n te r d rei Ü b e rsc h riften zu sa m m en g e fa ß t, n äm lich ,,als e rsten S c h ritt die R e fo rm d er T e c h n ik der p r a k ­ tisch en O p tik , die V e rv o llk o m m n u n g der M eth o d en tech n isch er A rb e it, als zw e ite n die V e r tie fu n g u n d E rg ä n z u n g der th e o retisch e n G ru n d la g en , w elch e die B e h a n d lu n g d er A u fg a b e b ra ch te , u n d als le tz te n die R e fo rm d er p ra k tisc h e n G ru n d la g en , d er B e d in g u n g en fü r die B e sc h a ffu n g des R o h ­ m a teria ls, des o p tisch en G lases“ . E in d eu tlich es G e fü h l d a fü r, w en n a u ch v ie lle ic h t kein e so k la r a u sg e d rü c k te V o rstellu n g , w ird U t z s c h n e i d e r , der d as G lü c k seiner F re u n d s c h a ft m it ein em M eister w ie F r a u n h o f e r so le b h a ft e m p fan d , sich erlich g e h a b t h ab en , u n d m an w ird es versteh en , d a ß er in d er seinen G eld b e u tel d o ch seh r n ah e ang eh en d en F ra g e , w em denn e ig en tlich die S ich erh eit des E rfo lg e s b e im G lassch m elzen zu v e rd a n k e n sei, re c h t and erer A n s ic h t gew esen sein k a n n , als G u i n a n d v o n seinem S ta n d p u n k te aus. M it d ie se m h a t er an sch ein en d n och ein ige Jah re n ach dessen A u ssch eid en au s d em U n tern e h m e n B rie fe g ew ech selt, d o ch w ird er seinen V o rs to ß in E n g la n d sch w erlich g e b illig t h ab en . S o v ie l ich w eiß , h a t er a u f die vo n G u i n a n d in E n g la n d v e rtre te n e A n s ic h t des a u ssch ließ lic h ih m geb ü h ren d en E r ­ fin d e ra n sp ru ch s n ic h t g e a n tw o rte t, a b er diese D a r ­ stellu n g , v o n der ih m d o ch K u n d e zu geko m m en sein w ird , m a g seine F re u n d s c h a ft fü r F r a u n h o f e r u n d seine eigene S a ch k en n tn is in g leich er W eise v e r le tz t h ab en . So m ö ch te ic h es e rk lä ren , d a ß er 1826 in seinem N a c h ru f a u f F r a u n h o f e r u n d au ch s p ä ter, w o er a u f G u i n a n d z u sp rech en k o m m t, m it a b sc h ä tz ig e n Ä u ß e ru n g e n n ic h t zu rü c k h ä lt.

E s m a g sein, d a ß ih n zu n ä c h st d er frisch e S ch m erz um den V e r lu s t seines u n v e rg leich lic h en F reu n d es u n d T e ilh a b e rs b eson d ers w en ig b e fä h ig te , das W e rk des ih m seit lä n g erer Z e it als W e ttb e w e rb e r g e g en ü b ersteh en d en a lte n M itarb eite rs in a k a d e m i­

s c h e r R u h e z u w ü r d i g e n . V e r t r e t e r d e r G u i n a n d - s c h e n A u f f a s s u n g k ö n n t e n d a h e r . g e n e i g t s e in , d e m Z e u g n i s s e U t z s c h n e i d e r s e in e n g e r i n g e r e n W e r t b e i z u l e g e n , w a s i c h f ü r v e r k e h r t h a l t e n w ü r d e . W e n n e r s i c h a u f F r a u n h o f e r s S e i t e s t e l l t , s o h a t e r v o r d e m G u i n a n d s c h e n F ü r s p r e c h R e y n i e r d e n d o p p e l t e n V o r z u g e i g e n e r p e r s ö n l i c h e r A n ­ s c h a u u n g — w a r e r d o c h w i r k l i c h v o n A n f a n g a n d a b e i g e w e s e n u n d u n v e r g l e i c h l i c h h ö h e r e r S a c h k e n n t n i s v o r a u s , d e n n e r h a t d a s Z e u g d a z u g e h a b t , s e in e G l a s h ü t t e s e l b e r e r f o l g r e i c h z u le i t e n . I m m e r h i n t r i f f t e s s i c h f ü r d i e B e m e s s u n g d e r V e r d i e n s t e b e i d e r M ä n n e r u m d i e S i c h e r h e i t b e i d e r G l a s e r z e u g u n g s e h r g ü n s t i g , d a ß m i t M . F a r a d a y (s. S . 792) k u r z d a n a c h , 1829, e i n R i c h t e r z u W o r t k a m , d e r b e i d e n S e i t e n p a r t e i l o s g e g e n ü b e r s t a n d , a b e r b e i a l l e r A n e r k e n n u n g d e r G u i n a n d s c h e n G r u n d e r f i n d u n g d i e w e i t e r r e i c h e n d e W i r k u n g b e i F r a u n h o f e r s a h . E r h a t t e d a m a l s s o g a r s c h o n e in e z i e m l i c h z u t r e f f e n d e E m p f i n d u n g f ü r d i e v o n A b b e a l s s o b e s o n d e r s w i c h t i g h e r v o r g e h o b e n e D r e i t e i l u n g v o n F r a u n h o f e r s L e b e n s a r b e i t .

D ie p h a n t a s t i s c h e n Ansprüche, d i e v o n T h i - b e a u d e a u u n d B o n t e m p s i n d e r Zeitschrift Le Globe Ende 1828, wenn n i c h t f r ü h e r , e r h o b e n w u r d e n — s ie w u r d e n ü b r i g e n s in d e n s p ä t e r e n

Berichten (19, 20) u n d v o n A . G u i n a n d u m d e n

A usgang v o n 1829 n i c h t w i e d e r h o l t — , h a b e n U t z s c h n e i d e r z u s e i n e r ü b e r l e g e n e n Erw iderung

v o m 25. Januar 1829 g e b r a c h t . E r w i d e r l e g t d a r i n z u n ä c h s t d i e a u s d e r L u ft g e g r i f f e n e Behauptung,

d i e Scheiben z u d e m D orpater R e f r a k t o r s e ie n v o n G u i n a n d g e s c h m o l z e n w o r d e n , u n d fährt dann f o r t : „D ie Fernrohre, w e l c h e seit F r a u n ­ h o f e r s Tod a u s m e i n e m o p t i s c h e n I n s t i t u t e in d i e W elt h i n a u s g i n g e n , u n d wozu d i e O b jektive

a u s n e u g e s c h m o l z e n e m Glase v e r f e r t i g t w e r d e n , w i d e r l e g e n d i e A ngabe d e r g e n a n n t e n Zeitschrift Le Globe, d a ß m i t F r a u n h o f e r u n d d e s s e n G e­

h i l f e n G u i n a n d i h r Geheimnis, ganz r e i n e s F l i n t ­

glas z u o p t i s c h e n Zwecken u n d i n b e l i e b i g e r Größe

z u v e r f e r t i g e n , z u G r a b e g e t r a g e n s e i. B e i d e r G e w i ß h e i t , d a ß i c h i n d e r E r z e u g u n g d i e s e r G l a s ­ a r t e n i n m e i n e n G lasöfen n i c h t Z urü ckbleiben w e r d e , f r e u t e s m i c h , w e n n a u c h a n d e r e d i e s e n I n d u s t r i e z w e i g v e r s u c h e n u n d v e r a n l a s s e n , d a ß a u s i h r e m F l i n t - u n d C r o w n g l a s e b e s s e r e S e h ­ w e r k z e u g e a l s b i s h e r d i e b a y e r i s c h e n w a r e n , a u c h w i r k l i c h e i n m a l v e r f e r t i g t w e r d e n . “ M a n w i r d a ls o d i e a u c h i n u n s e r e r Z e i t g e l e g e n t l i c h w i e d e r ­ h o l t e n Angaben, G u i n a n d h a b e s p ä t e r f ü r B e n e ­ d i k t b e u r n o d e r M ü n c h e n G l a s g e s c h m o l z e n , in d a s G e b i e t d e r D i c h t u n g v e r w e i s e n m ü s s e n .

Denn wenn auch die W ettbew erber im all­

gemeinen nicht so w eit gingen w ie die m it H e n r i G u i n a n d bekannte Schmelzergruppe, das Glas zu

F r a u n h o f e r s kunstvollen Linsen für P . L. G u i ­

n a n d in Anspruch zu nehmen, so w ar doch die

Meinung w eitverbreitet, daß m it F r a u n h o f e r s

Tode die Erzeugnisse des Münchener U n ter­

nehmens an G üte eingebüßt h ä tte n ; dagegen m ußte bereits U t z s c h n e i d e r 1829 eine B erich­

(8)

788 v . R o h r : Die Entw icklungsjahre der Kunst, optisches Glas zu schmelzen. f Die Natur- Lwissenschaften

tigung in die Astronom ischen N achrichten (7, 383) aufnehmen lassen, und L . M e r z h at sogar noch um das Ende von 1852 ähnliche V orurteile zu b e­

käm pfen gehabt.

M it d em o p tisch en In s titu t, dessen L e itu n g n a ch F r a u n h o f e r s T o d e G . M e r z a n v e r tr a u t w u rd e, b lie b J. U t z s c h n e i d e r n och la n g e v e r ­ bu n d en , u n d es is t d en k b ar, d a ß er a u c h w e ite r n och d ie S ch m elzen in B e n e d ik tb e u rn ü b e rw ac h te.

Zu E in ze lh eite n der G e sc h ä ftsfü h ru n g au s seiner sp äteren Z e it is t m ir n u r eine A n z e ig e im A llg . A n z. d. D e u t. 1835, I, Sp. 378 v o m 29. J a n u a r b e ­ k a n n t gew ord en . D a n a c h h a t eine L e ip zig e r K u n s th a n d lu n g „ e in e P a r tie 2 F u ß la n g e, v o n F r a u n h o f e r n och selb st v e rfe rtig te F ern ro h re au s dem v o r sein em T o d e u n te r der F irm a U t z ­ s c h n e i d e r , R e i c h e n b a c h u n d F r a u n h o f e r in B e n e d ic tb e u rn b esta n d en en o p tisch en In s titu te em p fan g en u n d v e r k a u ft sie zu m festen P re is v o n 22 T h lr. p r. C our. [73,5 SM .] per S t ü c k “ . N im m t m an an, d a ß es sich u m d as F ern ro h r m it 15 ,5 L in ie n Ö ffn u n g u n d i ' 1 0 " (59,8 cm) L ä n g e h a n d elte, w a s m it 2 säch s. F u ß = 56,7 cm ziem lich ü b e r­

e in stim m t, so is t so gar eine gew isse E rh ö h u n g des a lte n B e tra g e s v o n 34 fl. (66,3 SM . n a c h dem 2 4-G u ld en fu ß) erfo lg t. E r s t k u rz v o r U t z s c h n e i - d e r s T o d e, w o h l am 1. M ärz 1839, gin g seine G rü n ­ d u n g in den B e s itz v o n G . M e r z u n d F . J. M a h l e r über.

W a s Ut z s c h n e i d e r s N a m en u n d P e rsö n lic h ­ k e it fü r seine G rü n d u n g b e d eu te ten , m a g m an au s der T a ts a c h e en tn eh m en , d a ß n o ch in seinem T o d e sja h re eine n eu e H ü tte fü r o p tisch es G las m it H ilfe eines b e i Fr a u n h o f e r b e sc h ä ftig te n A rb e ite rs erö ffn e t w u rd e. V o n dieser ku rzleb ig e n G rü n d u n g w a r n u r b e k a n n t, d a ß ein M ü n ch en er G eld m an n Ru e d o r f e r d a b ei b e te ilig t w a r. In ­ zw isch en h a t sich e tw a s m eh r ergeben , d o ch is t a u c h j e t z t n och k ein e re ch te K la r h e it g e sch a ffen . N a c h (15, 208) h a t d er O p tik e r Ba d e r in K o h l­

g ru b b ei M u rnau eine k le in e o p tisch e S ch m elze b e trieb e n , u n d au s d er S teg m a n n sch en S a m m lu n g w a r ein v o n M . Wo e r l e in K o h lg ru b stam m en d es T h e a te rg la s b e k a n n t. In n eu erer Z e it w u rd e d u rch H errn G e n e ra la rzt A . Se i t z fü r die Z eiß isch e S a m m lu n g ein — au sg ezo g en — 94 cm lan ges H a n d fe rn ro h r m it v ie r m essin genen A u szü g en und einem O b je k tiv v o n 53 m m D u rch m esser a n g e k a u ft, d as h ierh er g eh ö rt. E s tr ä g t die In ­ sc h rift Wo e r l e, Er ic h & G eb r. v . Ru e d o r f f e r in M ün chen . I N r. 8. Ic h m ö ch te d a n a c h glau b en , d a ß die A n s ta lt u rsp rü n g lich v o n den G eb rü d ern v . Ru e d o r f f e r gem ein sam m it dem O p tik e r (und S ch m elzer) Wo e r l e b e trieb e n w ord en sei, w o b ei m an w o h l h o ffte, ve rsch ied e n e R e ih e n vo n H a n d fern ro h ren a b zu se tze n . S p ä te r m a g d as U n tern e h m e n a n den O p tik e r Ba d e r (M. Ba a d e r?) ü b e rg eg an g e n sein, d er n ach ä lteren A n g a b e n n och b is in die 50er Jah re h in ein d e ra rtige s G las v e ra rb e ite t h a t.

V on dem Ergehen des alten U tzschneiderschen B etriebes in dem auf 1829 folgenden Jahrzehnt

weiß ich aus der von Me r z stammenden, zu ­ sammenfassenden M itteilung in Po g g e n d o r f f s

H andw örterbuch, derzufolge w eitere Fernrohr­

o b jektive beträchtlichen Durchm essers bis zu i o 1/2// = 281/2 cm angefertigt wurden; auch ge­

legentliche B erichte in den Astronom ischen N ach ­ richten bevorzugen verständlicherw eise die großen Fernrohre; zu dem A b satz m ittlerer O b jektive und zu Einzelheiten über die A rb eit dort habe ich so gu t wie gar keine Angaben gefunden.

Im Januar 1840, also gerade um die Zeit der großen W ende in der Glaserzeugung, verunglückte

Ut z s c h n e i d e r tödlich im A lter von fast 77 Jah­

ren; und m it ihm w ar der letzte der Benedikt- beurner Arbeitsgem einschaft dahingegangen.

A u f den Fehler, den die L eitu n g in geschäft­

licher H insicht dam it beging, daß sie sich, auch bei den nunm ehr gänzlich veränderten Zeitum stän­

den, von der G laslieferung an frem de optische B etriebe fernhielt, werden w ir bei der Schilderung der E ntw icklun g in Frankreich einzugehen haben.

V or seiner Abreise nach Benediktbeurn h atte

P . L . Gu i n a n d zwar den N ießbrauch seines B e ­ sitzes in Les Brenets seinen Söhnen Ph i l i b e r t

und Ai m e überlassen, sich aber die M öglichkeit Vorbehalten, bei einer R ückkehr wieder hinein­

zuziehen.

E s ist sicher, daß Ai m£ (5, 136) das Geschäft des V aters fo rtfü h rte1), doch scheint es nicht, als habe er dafür dam als viel H erz gehabt. Einige Aussichten scheinen sich 1812/13 geboten zu haben, als der Pariser O ptiker R . Ca u c h o i x

willens gewesen sein soll, sich m it Ai m e Gu i n a n d

zusam m enzutun; doch ist aus dem Plane nichts geworden. D ie beiden Belege (5, 136/8) aus dem Jahre 1813 geben von seiner G eschäftstüchtigkeit im ersten F alle nur ein m äßiges Zeugnis; in dem späteren wird sie sogar getadelt. W enn es (7, 11) heißt, er habe einem H ange zum T ru nk nach­

gegeben, so würde das zu dem freilich nur un­

bestim m ten B ild e passen, das w ir von ihm haben.

M it dem A nfänge des Jahres 1814 wird P . L.

Gu i n a n d aus B enediktbeurn heim gekehrt sein — in (5, 137) wird dafür allerdings das Ende dieses Jahres angegeben, ohne daß verlautete, wo er das Jahr zugebracht habe — , doch h atte er sich bis zum Januar 1816 von einer w irtschaftlichen B etätigu n g auf glastechnischem Gebiete frei­

gehalten.

Im Januar kündigte er Ut z s c h n e i d e r den V ertrag, da er eine große G lasfabrik (gemeinsam m it Le r e b o u r s?) z u übernehmen gedenke, doch wurde er im nächsten M onat wieder anderer Mei­

nung und bot sich an, nach B enediktbeurn zurück­

zukehren. Dieses A ngebot wurde nicht angenom­

men, doch läß t es erkennen, daß ihm damals eine F ortsetzung seiner T ä tigk eit in Benediktbeurn nicht unerträglich erschien. Freilich kennen wir

x) Meine frühere Ansicht, er sei 1805 mit dem Vater nach Benediktbeurn übergesiedelt, ist unhaltbar.

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