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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1862, No. 22.

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Ein naturwissenschaftlichenBalle-blatt. Yerrintmurtl RedakteurE. L.Rohmäszien AmtlichesOrgandesDeutschenHumboldt-Bereins.

Wöchentlich1Bogen.

Inhalt: AusderTagesgeschichte.—- EindeutscherUrnmld. DiegeschlechtlichenVerschieden-

N0» 2 «bettenbeidenThieren· Mit Abbildung EineKatzealsHeitcrin Dr.A.BUme Rückkehr.

DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

1862.

Kleinere Mittbeiluugeu. Für HausundWerkstatt Witierungsbeolmchtungea

Aus der Yagesgeschichta

Einflussder Witterung aus«dieInseletcnwcit VonverschiedenenSeiten sindmir Klagenüberein außerordentlichesUeberhandnehmen schädlicherInsekten zugegangen. Dies istauch indenUmgebungen Leipzigs km-Faa,undichnehmedaran Anlaß aufdieUrsachen dieser Erscheinunghinzuweisenundvor einer nichtblos irrigen, sonderngeradezu abergläubigenErklärungder- selben zuwarnen. Da man nämlich imallgemeinen so wenigmitdenEutwieklungsbedingungenderJusektenwelt vertraut ist,so istman bei solchenErscheinungen, welche eben aus diesemGrunde so überrascheud,ja Unerklärlich sind,garzuleichtmitderUkkugUUg,generatio sei-equi- VOOa,bei derHand-

Esistbekannt,daßmitAusnahmederWasserinsekten undweniger geradezukälteliebenden,dieInsekten große FreundederWärmesind,undzwar nichtblosalsAnre- gung dieserzubesondererMunterkeit undLebendigkeit, sondernauch als einesmächtigenBeförderungsmittelbei demDurchlaufendervierLebensabschnittederInsekten- desEi-,Larven-, Puppen-UndFliegenzustandes;während Kalte,namentlich kaltfeuchteWitterungdieJnsektenent- wicklung hemmtundMillionen währendderEnkwicklungs- periodentödtetundverkommen läßt. Dies vorausge- schickt,so ist der VergangeneMärzUndApril,Undauch swßenkhekksder MaiderJnsektenentwicklungungewöhn-

lichgünstiggewesen. Schon am 5.April(mit—I—7, 40Morgens8Uhr) fand ichandenbereits zumTheil entfaltetenEichensknospen halbwüchsigeRäupchendes grünenBlattwicklers, Tortrix viridana, deslästigenFein- desunsererEichen.Ganzbesonders aber sindesdiezahl- reichenunterdenVolksnamen »Blattläuse« (Aphiden)be- kanntenInsekten,welche sosehrunter demSchutzekrockner Wärme stehen,daßsie beigeeigneter Witterungsichoft außerordentlichschnellvermehren,wie »vonselbstentstehen-«

JndemArtikel»die WerkederBlattsauger« (1860, Nr.

29)lernten wirbereitsdasNäherekennen überdiefabel- haft schnelleVermehrungsweisedieser kleinenlästigenThiere.

Zuihnen gehörenalsnächsteSystemverwandtedienicht minderbekannten »Schildläuse«,(Coecinen),welcheindiesem AugenblickeinvielenArten, namentlichineinerkafsee- bohnengroßenausdemWeinstock, sichinhiesigerGegend inungeheurer Menge zeigen.BeidieserGelegenheitschalte ich ein, daß nebendenindenWipseln durchdie genannte Wickerkaupesehrstarkgelichteten Eichen auchdieRüstem halbentlaubterscheinen. DieseErscheinungistaberan- derszuverstehen-Nachdem diediesjährigeUeberfülledes reifenSamens bereitsabgeflogenist, erscheinennun die Rüsterkronensehrlückig,dasieindemselben Verhältniß wenigBlättergetrieben haben,alssie unermeßlicheMen- genvonBlüthentrugen. -

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CHindeutscherArwald

DiePhantasiedesreiselustigen Naturfreundes beschäf- tigtsichgernmitdemUrwalde, wieerihmvonberufenen undunberufenenReisenden geschildertwird,entweder nach eigener AnschauungodermitentlehntenWortenodereben- fallsnuraus deroftnur allzu kühnenPhantasie, geschil-

dert wird entweder mitAufzählungdem Unkundigen

fremder Pflanzennamen, welchealsokein Gedankenbild her- vorrufenkönnen,odermitallgemeinenkaummehr bezeich-

nenden Benennungen, unter denenLianen,Palmenund

Baumfarren dieHauptrolle spielen. Nichtsisthäusiger geschildertworden,alsdertropischeUrwald,undnichtsist seltener,als eineguteSchilderungdestropischenUr- waldes, d.h.einesolche, welchedenLeser nichtalleinin einundurchdringlichesGewirr vonWorten, sondernin ein undurchdringlichesGewirr von Formen versetzt.Daher liestman gern oderungern immer wiederUrwaldschilde- rungen, weilman injeder endlicheinmal einesolchezu finden hofft, welcheeinfür unser Berständniß greifbares Bildbietet,unddahermageswohlauch kommen,daß ich schonvon verschiedenenSeiten aufgefordertworden bin, etwas über einenUrwald zuerzählen,wobei man ohne ZweifelimmerdentropischenimSinne gehabt hat.Was

man abernichtselbst gesehenhat,dasläßt sich einemAn- dernumsoschwerererzählen,alsdiesendabeiimmer ge- rechteZweifelbeschleichen,,,obesdennwohlauch so richtig seinmag,daderBeschreiberesjanichtselbst gesehen habe, waserbeschreibt.«Undwenn icheinenUrwald gesehen hätte, sowürde ichnichtumhin gekonnt haben, schon oft inunsererZeitschriftdavon zusprechen,in welcherja unser deutscherWaldeinesohervorragendeRollespielt.

Dochhabenwirgerade jetztdieHoffnung,voneinem unsererbesten SchildererderNatur, undzwarausfrische- sterErinnerung,einUrwaldbild zuerhalten,vielleichtnicht bloseinmitWorten, sondernauchmitdemGriffelge- zeichnetes. Unser Freund Brehmkommtjaeben indiesen Tagenunmittelbar aus dem Urwalde derBogos-Länder, undseinReisegefährteR.Krehschmer, dergeschickte undbegeisterteMaler derThier-undPflanzenwelt, hat mirbeiderAbreiseausdrücklichversprochen,inderfernen tropischenFremdesich auch unserer,,Heimath«zuerinnern, wenn ersichanschickenwürde, Bilderaufzufangen.

Bisdahinlassetuns desdeutschen Urwaldes ge- denken.

diegeldgierige WirthschaftvielerunserergroßenGrund- eigenthümerdendeutschenWald vielleichtbereits unter dasMaaßdesNothwendigenherabgebracht hat, so giebt es denndoch selbstinDeutschland noch einige Plätzchen, diedenNamen Urwald verdienen. Aberaucheinendeut- schenUrwald habeichselbstnochnichtgesehen,sonahe ich vor etwavierJahreneinmal daran war, einenumfang- reichenUrwaldbestandzubesuchen,dernachdenMitthei- lungeneinesFreundesindemböhmischsmährischenGrenz- gebieteaufderHerrschaftKrumau liegt. Ein anderer sindet sich inNiederösterreich,indemobersten Quellge- bietedexMürz. Dieser deutscheUrwald führt sonder- barer WeisedenNamen ,,Neuwald«,undumsaßte1851 nochdenUmfangvon2000 österr.Joch.Geradevondie- semUrwaldebesitzenwireinetrefflicheSchilderung,welche ich hierumso unbedenklicherwiedergebe,alsdasBuch, in demsiesteht,kaumeinemoderdemandernmeiner Leserzu- gänglich seinwird,weileseinforstmännisch-fachwisen- schaftlichesist(Wes sely, dieösterr.Alpenländerundihre

Denn wenn auch dieholzhungrige Industrieund·

Forste).SolcheSchilderungen,wenn siezumalvoneinem desWaldesKnndigen herrühren,dersichnicht sogleichvon jedemehrwürdigenHochwaldbestandeinExstase bringen läßt, haben füruns einenum soansprechenderenWerth, alswirfürsie einenMaaßstab habenundsienurvertraute Formenbetreffen.LeiderschicktWessely seinerSchilde- rung, dieerin seinenJugendjahren inseinemTagebuche aufgezeichnethatte,die betrübendeBemerkungvoraus, daß ,,binnenwenigen Jahren diesesletzteUeberbleibselur-

sprünglicherungestörterWaldespracht für immer vom Schauplatzeverschwunden,fürimmer derGier desMen- schenverfallenwerde.«

»Höchstmerkwürdigistdergroße, üppigeundwohlge- schühteKesseldieserunabsehbarenWaldwüste·EinBild großartiger Schöpfungund prachtvoller Wildniß über- wältigterauch das starrsteGemüthmitscheuerEhrfurcht vordengewaltigenWerkenGottes. DieNatur, welche hier seitdenTagenderjetzigenWeltgestaltungallein und ungestörtwaltete, hatdaeinUnglaublichesan vegetativer KraftundErzeugung zusammengehäuft,sie hat hierAn- fangundVollendung, pflanzlichesLebenundTodinriesen- haften Formen überrafchendnebeneinander geordnet.«

»DieFichten,dieTannen undselbstdieLärchendieses Kessels erreicheneineLängevon 150—200, eineuntere Stammstärkevon 5——8und einenPkassengehaltvon

1000—2000Fuß,die Buchen auch120—150 Fuß Länge, 3—5 Schuhuntere Stärke und 300——1000 Fuß Holz- masse,undlassensomitalledas weithinter sich,was wir inunsernmodernen Holzbeständenzusehen gewohntsind.

AndiesenBaumkolossen schätzensich diegeübtestenMasen- schätzerdesFlachlandeszuSchanden.«

»Die Majestät diesesgewaltigen Hochholzesist aber eineschauerliche,denninmitten derStämme höchsterLe- benskraft stehen allenthalbendieabgestorbenen Zeugen frühererJahrhunderte umher,mitgebrochenenAestenund Gipfeln,dierindlosen Schafte geisterbleichund vielfach durchlöchertvon denJnsektensuchendenSpechten,öfter auchinlanggestreckten Splittern endendeStrünke vom Sturme gebrochener Fichten.«

»DasRiesenhafte dieser Vegetationrührt nicht blos daher,daß die Stämme bis zuihrem natürlichenAbsterben, alsoüberdas gewöhnlicheHaubarkeitsalter hinaus fort- wachsenundihre Masse mehrenkönnen,sondernganzbe- sondersauchvom Vorhandenseinaller Umstände,welche ebendasLebensalter derBäume aufdieäußersteGrenze hinauszurückengeeignetsind. Das rauhereKlima, die mehrgleichmäßigfeuchte Atmosphäre,derhumoseBoden, dereigenthümlichegewissermaaßennieunterbrochene Wal- desbeschluß,welcherdasWachsthumderStämme inder Jugendzurückhält,undihren Fuß beständigschützt,das alles zusammengenommen fördert soabsonderlichdie Le- bensdauer, daß dieseBaumriesen, wenn sie nichtetwa frühervom Sturme getroffenwerden, meistein Altervon 300—400, öfter sogarvon600Jahrenerreichen-«

,,Tausendevon kolossalen Schäften,wie sie Alterund Orkane nach und nach über einander geworfenhaben,be- deckenkreuzundquer-oft alsWirkerVerhau—dengras- losenBoden. Hiereinfrischer,ebenvomSturme inder Fülle seinerKraftzerrissenerStamm,mitseinerganzen markigen tiefgrünen Benadlung;daneben derrindlose bleicheSchafteinesheimgegangenen,insichzusammenge- brochenenAltvaters, astlosmitgeknicktemGipfel;wieder

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danebenunddarunter die UeberrestefrühererGenerationen, dichtmitgrünem Moosfilze mannigfacher Schattirung überzogen,in allenStadien derVerwesung«

"

»Wo Stämme über deneinzigen Pfad geworfenwur- den, welcher sich durchdieseWildnißwindet,hatman Stu- fen in dieSchäfte gehauen, auf daßman sieüberschreiten könne,denn eshätteeines ungeheuren Kraftaufwandes bedurft,sieausdemWegezu räumen. EtwainderMitte desForstestrafen wirauf einen ebengestürztenFicht- koloßDersechsfüßigeSchaft lag gleicheinemWallquer überdenSteig,diegrößtenunter uns vermochten nicht überihnherüberzuschauen;die gewandteJugendhiebum- sonst ihre Bergstöcke(Griesbeile)ein,um sichimkühnen Satz hinaufzuschwingen,siemußte endlichdembesonnenen AlterfolgenunddenBaum umgehen-«

,,Mert·würdigist dieFülleneuer Vegetation,welche sich aufdenalten Lagerstämmenentwickelt. Eindichter PelzdesüppigstenMooses überziehtsie nachallenSeiten;

darinfindendiefallenden Baumsamen vortrefflichesKeim- bettundindemdarunter sich bildenden Humusdiejungen PflänzchengeeignetenBoden. So habenindenLeichen derhingeschwundenenBaumgenerationeu Millionen nach- wachsenderPflänzlingeWurzel geschlagenundstrebennun- mehrrüstigzudenspärlichenLichtlöchernhinau,welche diese Leichendurchihren Sturz in dashohe Laubgewölbe

«

des riesigen Forstesschlugen. Aufeinigensolcher Baumkadaver fandenwirmehrere hundertneue Fichten, und einzelnedavon schonzuansehnlichen 60—70jährigen Reidelnerwachsen. DiemoosbedecktenLagerschäfteeig-

UM sichgegenüberdemmiteinerdicken Schwarte über- zogenen Erdboden sovorzüglichfürden neuen Nachwuchs, daßdieseroft auchnuraufdiesen erscheint.Vielen alten Hvksten siehtman diese Entstehungsweise jetztnochan, dennsiesteheninden geradenLiniendeslängstvergan- geneuSchaftesda,auf welchemsieursprünglichgekeimt haben. Nichtseltentrifftman auchAltstämme,deren WurzelknotenmehrereFuße überdernBodensteht. Sie sind eben auf starken Baumleichen entstanden,ihre Wurzeln habendann überdieSeiten dieser letzterenindenErd- boden hinabgegriffen,undweil derVon ihnenumfaßte SchaftinderFolgeganzzusammensaulte,so stehensie nunmehrmiteinemTheilederWurzelninderLuft.«

»OhneUnterlaßzogesunsvomSteige ab,denwir verfolgen sollten; diesesEindringenin die anscheinend noch unbetretene Wildniß hatteeinenunnennbaren Reiz,dem Keinerzuwiderstehenvermochte, eswar das Gefühl, welchesdiegroßenWeltumsegler bewegt habenmag, als sieneue Erdtheileentdeckten.«

»Aberwaswar im Grundeunser Vordringen!Wenige Schritteundgewaltige Lagerholzmassentraten unsent- gegen. Mit ungeheurerAnstrengungschwangenwir uns über einen oder den andernSchafthinüber,mühsamdurch- krochenwieanderuorts dieGipfeloderzwängtmUnszwk- schendem Boden unddemSchclft dUkchzöfter sprangenWIV auf eindichtbemoostesStammstück,ziberesbrachunter

unseinundwirsankenbisüber die Knie inHolzmoder.

—- Eswaren dasvölligvermoderteSchäfte, welchenur

noch durchden dichten Moosfilz zusammengehaltenwur- den.Kaum war einVerhauüberwunden,sostelltesich wiedereinneuer entgegen, undnach halbstündigerAnstren- gungallerKräftehattenwirnichtvielüberhundertKlafter Wegszurückgelegt.Gleichwohl befandenwir unsschonin einervölligneuen Gegend,offenbar,weil uns dieüber- stiegenenLagetholzmassenden RückblickaufdenSteigab- schlvssen Noch einige hundert Schritte,undwirwaren

342 nichtnur alleunbewußtvoneinander abgekommen,son- dernhattenauch ungeachtetdergespanntesten Aufmerk- samkeiteiner wiederanderegänzlichdieOrientirungver- loren.Zum erstenMalemachte mir der Wald sonstder trautesteFreundmeiner schönenwiemeiner schmerzlichen Stunden —— wahrhaftig bange. Mit klopfendemHerzen undzuriickgehaltenemAthem harrte ichvoll Angst,aber vergeblich ausdenRufunseres Führers-«

»Nun erstbegriffich dieschauerlichenGeschichten, welche meinalterOheim,derseine JugendinhiesigerGe- gendverbrachthatte,inderSpinnstubemeinesGroßvaters öfterzumBestengab«

»Einwiener Apotheker,erzählteerunterAnderem, kambotanisirend hierher. AufderHubmerischenKolonie imNaßwald,woerübernachtete,erzählteman ihm wohl- wiegefährlichesfüreinen Fremdensei,denNeuwald alleinzubesuchenundbesondersvomSteigeabzuweichen, indem selbstdieheimischenHolzknechtesichdort gar oft nichtzurecht findenkönnen. Vergebens.Erverlachtealle Warnungenundglaubte wahrscheinlich,man wolle ihm

nur einen kostbaren Führer aufdringen. Am nächsten Morgenüberstiegerallein dasGscheidund vertieftesich dannindieWaldwüste.«

»AlsernachVerlaufderfür seinen Ausfluganbe- raumten Zeitnicht wiederzudenSeinen zurückkam,stell- tendieseNachforschungenan,sie verfolgtenihnleicht bis indenNaßwald,woman ihnen mittheilte,daßderVer- mißtesichvor etwa3Wochenvon hieraus aufdenWeg machte,umdenNeuwald inderRichtungderTerzdurch- zumachen.«

»Aberweder inderTerz, nochinderFreinwollte man diesen Fremden habenankommen sehen, seineweitere Spurwar nirgendszusinden. Esunterlag keinemZwei- fel,erwar aus demNeuwalde nicht mehr herausgekom-

men. —- Man bot dieHolzknechteauf,denvielleichtschon Verhungerten aufzusuchen,aberallesSuchen.war nutzlos.

Ietzterst wurde diesen Leuten klar,was dasdumpfe SchreienundWimmern zubedeuten hatte,das sievor

einigenWochenzweiStunden vor Mitternacht aus dem Kessel diesesUrwaldes bisinihrenHolzschlag hinaufver- nahmen,undwassie—- abergläubisch,wie sie sind für Geisterspuk gehalten hatten. EswarderTodesschreides unglücklichenBotanikers.«

»Als nacheinigen Jahren dieHolzschlägeauch in diesemKesselvorrückten, trafen dieHolzknechteeinzwischen zweiüber einander gestürztenBaumschäfteneingezwängtes menschliches Gerippe. Daneben eineganzverrostete Bo- tanisirbüchse,zweifelsohnedieRestedesbotanisirenden ApothekersausWien.«

»Um nicht vielleicht nochweiter vom Steige abzu- kommen,ließichmichauf einembemoosten Baumstamme nieder,undbeschloßgeduldigdasRufenabzuwarten,«das denndochendlicherfolgen mußte. Jchzog dieUhr,sie wiesaufein Viertel aufEins. Draußen schien—— wieich mich späterüberzeugte die SonneimhellstenMittags- glanze.AbernichtEinStrahl dieser heißenAugustsonne drangindasewigeDunkel, nochstörteerdie unwandel- barefeuchteKühlungunter demhohenLaubgewölbedieses Forstes. Schwermüthigstarrteichinseine düsteren,schatten- losenSäulenhallen,welchegrauauf grünundwiedergrau sichnachallenSeiten in’sEndlosezuerstreckenschienen.«

,«,AlleBewegungschienweit undbreiterstorben,es schwirrtekeinVogel,esflattertekeinSchmetterling,und selbstdteLufte, welchehochoben dieBaumgipfelinsanften

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Schwingungen wiegten, drangen nicht mehrindenBereich derSchafte herab. LautloseStille ringsumher; desto- mehrschreckteplötzlichderschneidendeSchreieinesein- samen Spechtesundein andermal dasgeisterhasteKnarren zweier sichreibenderwindbewegter Schäfte.«

»Keine Spur menschlichenWaltens mildertedenban- gen Eindruckdieser schauerlichenOede.«

»Ich wußte,daß ich nicht ferne seinkönnevonmeinen Freunden,und gleichwohlübermannte michdasGefühl drückendsterEinsamkeit, unwiderstehlichesBangen.«

—-

——i"«-—s·QL-w(9«-’I"V"s«-—«—s—-

YiegeschiechtticheuVerschiedenheitenbeidenThieren

WirMänner bezeichnendasweiblicheGeschlechtkurz- weg als»das schöneGeschlecht-«undhabendamit unserer angeborenenEhrfurchtvordenFrauen Genügegethan.

Andere allgemeine Verschiedenheitenzwischenuns und ihnen Vondenendiehaarsträubendsteist, daßwirdie FrauennichtMenschennennen beschränkensich großen- theils aufanerzogene, mitdemStande derGesittungim Zusammenhang stehende,wodurch allerdingsbeirohen VölkerschaftendieFrauen zuweilen tiefunter denMännern stehen,jadiegequältenSklavinnen dieser sind.

Diegeistigen, Gemüths-und Charakter-Unterschiede anlangend, so sinddiesenur imhöherenoderniederen Grade unddurchdieErziehung begründete,unddie,,Eman- cipationderFrauen«,dievielfach mißverstandene,würde zeigen, daß hierinkeinwesentlicherUnterschiedstattfinde.

Dieungefähr8Loth Gehirn, welchedasWeibweniger hatalsderMann,mögenallerdingsindenangegebenen BeziehungeneineunabänderlicheGradverschiedenheitzwi- schenMann undFrau sehen, unbeschadet einzelnerFälle»

geistigvollkommen ebenbürtigerFrauen und weibischer Männer.

Wennnun auch bei vielenThiereneineebenso große, ja ofteinenochvielgrößere’Uebereinstim1nungbeiderGe- schlechtervorkommt, sosinden sich andererseitsbeiihnen hierin so überraschendeVerschiedenheiten,daßes mirwerth schien, einige Augenblickedabei zu verweilen· Dabeiver- steht es«sichvon selbst, daßwirvon denmitdemGe- schlechtslebenunmittelbar zusammenhängendenVerschieden- heiten absehen,eben weildiese selbstverständlichsind.

Ueberschauenwirzu demangegebenen Zweckedie Ge- sammtheitdesThierreichs, so findenwirkaum einbe- stimmt ausgesprochenes Gesetz fürdas Auftreten dieser geschlechtlichenVerschiedenheiten Jm allgemeinensind siehäufigerundgrößerbei denniederenThieren,als bei denhöheren,obgleich auchbeidenniederen Fällevoll- kommnerUebereinstimmungbeiderGeschlechtervorkommen.

Hierisizuvörderstnochderabsoluten Gleichheitaller Individuen vielerThierartenzugedenken,beidemalso selbstdie indenGeschlechtswerkzeugenberuhende Verschie- denheit wegfällt.Es sind diesbekanntlichdieZwitter- thiere, welche,wie z. B. diemeisten unserer Landschneckem sichnichtalsMännchenundWeibchen unterscheiden, sou- dernalsZwitterbeiderleiGeschlechtswerkzeugezugleichbe- sitzen,woalsozwei Individuennacheinergegenseitigen Besruchtungbeide Eierlegen.

Auch seihierdesunsschonbekannten Falles gedacht, daßman vondenmeisten Gallwespennoch keine Männ- chenkennt, womitnatürlichnicht mehr gesagtwerdensoll, alsdaßman sieeben noch nichtaufgefundenhat, während ohneZweifel dergleichen vorhanden sein müssen,dadie Gallwespenweibchenkeine Zwittersind.

Indemwirnunzu derBetrachtungdergeschlechtlichen

VerschiedenheitenbeidenThieren übergehen,sounter- scheidenwirdieselben zunächstnachderArtihrer Erschei- nung. Hiernach sprechensichdieseVerschiedenheiteninder Gestalt undGröße des ganzenThieresodereinzelner Glieder, im Mangel einzelnerGlieder bei dem einenGeschlechte,inderFarbe undZeichnung, inden Natur- undKunsttrieben, undimganzenNaturell aus.

Wennwirunsere BetrachtungbeidenniederstenThie-

renanfangen,somüssenwirdenungeheuerlichstenUnter- schiedinGestaltundGröße zuerstnennen, anstattdazu

vom Geringerenaufzusteigemwieessonst angemessenersein würde. Dieser ausschweifende Größenunterschiedkommt beieinigen Gattungenaus derzudenKrebsthierenge- hörenden Familie der Fi schläuse, namentlich den Barschläusen, Lernäaden, vor. Das Weibchen ist nichtallein gestaltlichdemMännchennichtimmindesten ähnlich,sondernauchum so vielesgrößer, daß zwischen beideneinGrößenverhältnißistnichtwiezwischeneiner Dameundihrem Schooßhündchen,sondern ihremKana- rienvogelimKäfig. Es istdieswohlderbedeutendste Größen-undzugleichGestalt-Unterschiedderbeiden Ge- schlechter beidenThieren. UnserHolzschnittführtuns zweidieserBeispielevor: Brachiella jmpudicaNordmann (Fig.1—3a)UndChondracanthus cornutus Müller- Diein derNaturwissenschaftgebräuchlichen,denFiguren beigesetztenGeschlechtsbezeichnungenbezeichnendie Ge- schlechter:L-)dasWeibchen,(3dasMännchen.Das Weib- chenvon Brachiellaist großgenug, umauch mitunbe- waffnetem Augeerkannt werdenzu können,undeine kaum sechssacheVergrößerung(wie dienebenstehendeLiniean-

giebt)war hinreichend,Umdiesonderbaren Gestaltverhält- nisse dieses Thierchens deutlichgenug darzustellen.Wir seheneinWeibchenin der Rücken- undinderBauchansicht, und-zwarstelltjeneein Weibchen dar,welchesdie beiden äußerlich anhängendengroßen Eiersäckemitsichschleppt, auswelchen dieEier später einzeln herausschlüpfenundsich inderFreiheitbiszumAuskriechendesJungen ent- wickeln., Vergleichenwir damit dasMännchen. Seine natürlicheGrößeistsogering,daß sie nebendervergrößer- tenAbbildung durcheine Linienichtanzugeben ist;esist ebennur so großwiederPunkt,welches-, damit erauf unseremBlatte nichtzübersehenwerde,aufeinemviereckigen Papierblättchenangebrachtist.Esmußtedaher auchdas MännchenzurAbbildungvielmal stärkervergrößertwerden (Fig.3), denninderselben geringen Vergrößerungwie das Weibchenwürdenwiresnuralsdie beiden mitaa be- zeichnetenhellen Punkteerblicken, die wiranFig.2sehen, denndiesebeidenPunktebedeuten inderThat2Männ- chenderBrachiella,welche einBeispiel äußersterUn- selbständigkeit—- sich stetsamLeibe desWeibchens fest- klammern.

Fastnochgreller istderGestaltunterschiedbeidem

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Chondraeanthus,welcher, dem Naturell seinerganzen Fa- milienach,seineWohnungundNahrungandenKiemen einiger Schollen,Pleuronectes, findet,wie diesBrachiella bei demSchellfiscl),Gadus aeglefinus, thut. Auchdas Chondraeanthus-Männchenistnur punktgroßundwie die Figuren zeigen,demdagegen riesengroßenWeibchen nicht immindestenähnlich.

WennunsdiesebeidenBeispieleinGestaltundGröße des ganzen ThieresingeschlechtlicherHinsichtdiegrößte Verschiedenheitzeigen, so sindet sicheinesolche nochviel häusigerhinsichtlicheinzelnerKörpert"heile,undesgenügt

aneinigebekannteBeispielezu erinnern.

Vorher habenwirjedocheinige Fälle anzuführen,wo

346 Nachtfchwärmern,istdasWeibchenoft beträchtlichgrößer, alsdasMännchen,währendz. B.dasHirschkäsermänn- chenhierindenVorrang hat.

Vonbesonderem Interesse sinddiesichineinzelnen KörpertheilenaussprechendenUnterschiedederbeiden Ge- schlechter.Zunächsterinnern wiruns hierbeiandasGe- weih, welchesnur dermännlicheHirsch trägt, während auffallender Weise andererseitsdasauchzurHirschgattung gehörendeRennthierin beidenGeschlechternGeweihe trägt.

Esistdiese Erscheinungumso auffallender,als das Ge- weihin einerentschiedenenBeziehungzudenmännlichen GeschlechtstheilenderHirschestehtunddemzufolgenach einernureinseitigen Verletzung dieserderHirschdieder-

1. Bisncbielln impudicnNord-n LmitdenEiertranben —- 2.Dasselbeohne-»diesemit2Männchennkr. Brach. imp. d- sn bezeichnetdienatürl.Gr. 4.5.Condisnennthus coisnutns Müll.Lwie 1und 2.-—- Cherub-. com. (3;on wiega«

beigleicher Gestaltnur inderGröße eingeschlechtlicher Unterschiedbesteht.Wirnennen dieFrauen nicht allein dasschöne, sondern auchdasschwacheGeschlecht-Und meinendamit sicherlichblos dieleibliche,namentlichdurch geringereGrößeundKräftigkeitdesKörperssichaus- sprechendeSchwäche.BeidenThieren istbalddas Weib-- chen, bald das Männchengrößer.BeiderunsMenschen zunächststehendenThierklassederSäugethiereist wohldas Männchen ebenfalls stets größerundkräftigeralsdas Weibchen.Bei denVögeln istdas zumTheil umgekehrt- indemz. B. bei denRnnbvögelndieMännchen kleinen WennckuchkühnenaisdieWeibchen sind«

Beidersounendlichmanchfaltig ausgeprägtenJn- sektenklassekommenbeideFällegleichhäufigUndauchder

znkischenbeidenliegenie Fallvollkommner Größengleich- heitvor. Bei denSchmetterlingen, namentlichbei den

selben KörperseiteentsprechendeStangeentweder garnicht odernurmonströs wieder erzeugt(auffetzt).

Indem wahrscheinlichManchemjetztderHirschkäfer, Lucnnus cervus L.,einfällt,desNamens undderAehn- lichkeitwegen, so schalte ich ihn gleich hierein. Das Männchendesselben ist nichtblosbedeutendgrößer,als dasWeibchen, sonderneshatauch alleindiegroßenge- weihähnlichenGebilde am KopfewiederHirsch.Nur sinddieseKäfergeweihenichtetwaszu derGeschlechtsthätig- keit inBeziehungSt·ehendes,sondernes sind die monströs vergrößertenOberkiefer, welchebei demWeibchendas ge- wöhnlicheGrößeUJUMßdieser zangenförmigenFußwerk- zeugenichtübersteigen.UebrigenshabenbeibeidenGe- schlechternfdiesesunseresgrößten deutschen Käfersdie

OberkieferihreursprünglicheBestimmungganzeingebüßt, indemderHirschkäferblosflüssigeNahrung genießt,wo-

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