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Die Zukunft, 6. April, Bd. 35.

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Academic year: 2022

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Die

Zukunft-His-

Herausgehen

Maximilian Kardew

O

IsünfunddreigigsterBank-.

—- ——-.s .-————

Berlin.

Verlag der Zukunft.

1901.

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(3)

Inhalt

AhnungenundVorgesichten s.Notizbuch 248

Aktiengesetz,das ........531

Alexandriner.......... 1.

Alter, das.........·.117

Amerikas.Deutsch-. Amerikas.Deutschthum. AmerikanischeKrisis,die s.Krisis. Anleihe,dieneue ....... 82

Annunzio, Gabriele d’.....201

Antichristen..........229

Arbeit,geistige s.Mutterschast· Arbeitgeberstrike,ein......243

Balsour,ArthurJamess Notiz- buch85. Bankenring, der........209

Barkany, Maries.Briefe 289. Bahersdorfer,Adolf.·.....417

Berliner Musik s. Musik« Betrunken ..·........ 24

Bilder,neue ..........234

Bismarck, Bill, ......·..409

Böcklin s.Monet. Bourgeosie s.Entwickelung Branntweinsteuers. Notiz- buch 327. Breseld s.Notizbuch247. Briefe, zwei·.........289

Bülow,Graf s. Sieger. BürgermeistervonBerlin s.Notizbuch48. Chamberlain s.Notizbuch 249. ChamberlainsRichter.....113

Chronika............447

Dannenbaum .........286

Darmstadt.........·.478

Demokratie s. Will-. DepeschedesZaren s. Notiz- buch446. Deutsch-Amerika........ 67

Deutschland s. Italien. DeutschlandinChina.....129

Deutschthumin Amerika ·...274

Dialog ..·....·.... 89

Draga.............291

Ehrhardtcontra Krupp s.Notizbuch86. Einsamen,die.........110

Elektrokultur .........162

Entwickelung,diearistokratische, derBourgeoisie.......356

Epileptiker, die, derWeltgeschichte225 Eremit,der..........454

FaustII. inderKunst.....103

Gelds. Philosophie Geschäfte,s.Physiologie. Geschichte,die,voneinem-Schnaps387 Guiskard,Robert .......190

" HamburgseitdemZollanschluß369 HamburgerTheater......319

HammersteinsLoxten,Freiherrvon s.Notizbuch247.- Handschuh, der.........239

HauswirthschastsReform s.Notizbuch 171. Hände............527

HerodesundMariamne .... 55

Hofbankdirektoren.......·366

Hohenau, Graf Fritz s. Notiz- bueh251. Humboldt,Wilhelmvon .... 96

Inders. Weisheit. Jndustriefcudalismus .·...158

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ItalienundDeutschland....349

Kampf, im,umdieWeltgeschichte457 Kanals.Notizbuch 88. Kartellwirthschaft........443

Kanzlers, des, Kuß ......486

Kohlensyndikats.Kartellwirth- schaft. Krisen.............211

Krisis,dieamerikanische..·.325

Krisis,diesozialistische.....337

Krupp s.Ehrhardt. Kulturkamps.....·.··.414

Kummer ............492

Kunst, deutscheunditalienische.259 Kunst,neue österreichische....435

Kunst,die, desLachens....165

KunstausstellungderBerlinerSe- zession s.Notizbuch329. Kunstchauvinismus ...·..397

Laboratorium .........122

Lachens. Kunst. Legende,die, des Seefahrers.·354 Lenz.............180

Lybcck,Michael s.Kultur- kampf. MännlichundWeiblich.....472

Mauthners Sprachkritik....220

Meerfahrt,meine ....... 34

MillalsKritikerderDemokratie 181 Ministerreisen.... . . 49

Miquel,Dr.Johannes von s.Notizhuch 245. Monet undBöcklin ......342

Mörike,Eduard ........430

MoritzundRan .......213

Musik,Berliner ........422

MutterschastundgeistigeArbeit 515 s.a.Briefe 289. Naturgefühl,das, unsererZeit. 7 Notizbuch 46, 85, 171, 245, 327, 445,534· Oberlehrers.Notizhuch172. OesterreichsKanal.......403

OesterreichischeSorgen s. Sorgen. PaterMax..........419

Pettenkofer,Maxvon .....134

PhilosophiedesGeldes. ....377

PhysiologiederGeschäfte....495

Pobedonoszew....·....296

Posen s. Notizbuch 46. Reichstag s. Notizbuch 328. Rothschild...........168

Sacher-Masoch.........306

SchallundRauchs.Notiz- buch 174. Schulreforms.Notizbuch328. s.a.Ueberbürdung. Seefahrers.Legende. . Selbstanzeigen41,120, 207,268, 322, 364, 401, 441, 489. Sembrich,Marcella ... .407

Seneca ............ 19

Sieger,der ..........253

Sommer,glorreichers. Notiz- buch445. Sorgen, Oesterreichische....175

SozialistischeKrisis, s. Krisis, sozialistische. Sprachkritiks.Mauthner. Stendhal.....-......390

Theater s. Hamburger. Tietz.....·.......125

Tippelschicksen..·...... 63

Tolstoi s.Notizbuch47. Ueberbürdung...·.....152

Verbrechen,das ........ 71

Verdi, Giuseppe........281

Weisheit,die,derInder....314

Weltgeschichtes.Kampf. Weltpolitik,deutsche.·....331

Weltteiche,diedrei....... 29

Willberg,derkleine ...·..270

Zollsorgen........... 43

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Berlin, den 6.April 1901.

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Alexandriner.

WasGarde-Grenadierregiment,das denNamendesRussenkaisersAlex- anderträgt, hateineneue Kasernebekommen. WiedieVerfassung fordert,wurdedasfürdenNeubau nöthigeGeldvomReichstagerbetenund bewilligt.DasHaus ist alsovondeutschen Bürgern bezahltundsollals WohnungundUebungplatzeinemTheildesBolksheeres-dienen,dasdie Aufgabehat,dieGrenzendesReicheszuschützenunddenAngrifs fremder Eindringlinge zurückzuschlagen.Mancher Wanderer,dervomSchloßplatz herüberden Kupfergraben kam, hat staunendzu dem Neubau aufgeblickt undsichgefragt,obhier,imHerzenderHauptstadt,eineFestung errichtet werde.DaswarschließlichabereineStilsrage;dieRegirungzeit Wilhelms desZweiten hatunsanarchitektonischeMerkwürdigkeitengewöhnt:warum sollte sieuns nichteineKasernebescheren,dieeinerbefestigtenRitterburg ähnelt? EinenbesonderenSinnbrauchtemanin derWahl diesesStils nichtzu suchen.Jetzt erst,amachtundzwanzigstenMärz, habenwirerfahren,daßdiese Kasernemehrseinsollals dieWohnungund derUebungplatzeinesTheilesder WehkfähigenMannschaft. DerKönigundKriegsherr hat seineAbsichtmiter- freulicherDeutlichkeitausgesprochen.Erhatbesohlen,dieKasernedichtbeim Schloßzuerbauen,weiler»einefesteBurg«inderNähehabenwill.DasGarde- GrenadierregimentKaiserAlexander,·dasgegenStraßenaufständesrüher derpreußischenundsächsischenDynastie gute Dienstegeleistethat,-betrachtet eralsseinepersönlicheLeibwache,die,,TagundNachtbereitseinmuß,sür

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2 DieZukunft.

denKönig ihrBlutzuverspritzen«,unddieseLeibwachemuß ihrQuartier natürlich dichtbeimSchloß haben. Der Kaiser,der dasRegiment selbstin- dasneue Haus geführthat, sagt ihm auch ausdrücklich,für welchenFaller aufdieLeibwachezählt: »Wenndie StadtBerlin noch einmal,wieimJahr 48,sichmitFrechheitundUnbotmäßigkeitgegen denKönig erheben sollte, dannseidIhr,meineGrenadiere, berufen,mitderSpitzeEurerBajonnette dieFrechenund UnbotmäßigenzuPaarenzu treiben.«SostimmtAlles zusammen:dasHausund dieEinweihungredehabendenselbenStil. Der Kaiser siehtin demachtundvierzigerAusstandeineRegung unbotmäßiger Frechheit.Erglaubt, dieserVorgangwerdesichwiederholen. Deshalbwill ereinefesteBurgin derNähehabenundhatindieseBurgeineLeibwache gelegt,diefürdiePflichtvorbereitet werdensoll,aufrührerischeBürgermit demBajonnettzuverscheuchen.

DerKaiser hatdieGrenadiereinseinerRedeAlexandrinergenannt.

DieBezeichnungistungewöhnlich,abersieklingtnichtschlechtundweckt eine Erinnerung,dienützlichwerdenkann.DieAlexandrinerwaren sehrbrave Leute und Männer wieTheokrit, KallimachosundHerondaswaren unterihnen sehr tüchtigeArbeiter. Doch ihre schöpferischfortwirkende Kraftwar gering.SiesaßenimMuseionüberFoliantenundhäuftenin emsigemMühendenBücherstoß.Als dieErstenin der unsbekanntenGe- schichtehaben siedenBegriffGelehrsamkeitum seinaltesAnsehngebracht- Weilsieunproduktivwaren,weilihrerStubenarbeit dieWirkungversagt blieb,gilteinGelehrter,einSchreiberin dervonhellenischerKulturgedüng- ten WeltdesWestens seitdemalsein dem Lebenfremder,zuöffentlichem WirkenuntauglicherMann. Dieser Alexandriner,deren Namewarnend anderSpitzederneueftenRede desKaisers steht,wollen wiruns erinnern.

Wennwirin derNothderStunde nurhundertmal Gesagtes wiederholen, wenn wir unsdamitbegnügen,Artikel zuschreibenundunsererUnzufrieden- heit vorsichtigenAusdruckzugeben,dann werdenauchwirnicht mehrer- reichenals dieGelehrten einstin derHauptstadtderPtolemäerundwerden, wiesie,denKindern kräftigerEpochennureinmitleidiges Lächelnentlocken.

Echt alexandrinischwarschonderVersuch,derStimmungdesKaisers nach- zuspürenunddenGedankengangderRede aus melancholischenAnwand- langenzu erklären. Solche Künste sollteman höfischenGeberdenspähern überlassenundsichnicht wundern,wenn derMonarchdarüberlacht.Er hatdiesmalja nichtanders gesprochenalssonft. EhedasEisenftückWei- landsihm nochdasNasenbein ritzte, standdasBildeinesBürgerkrieges

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Alexandriner. 3 vorseines Geistes Auge.Die Garderieferauf, ihnvorder»hochverräthe- rischenSchaar«zuschützen,undschärftejungenSoldaten diePflicht ein, wennesbefohlenwerde, ausVaterundMutter zuschießen.Inderganzen Redeistkeinneuer TonundallesBemühen,sieauseinerseelischenDepres- sion abzuleiten, muß fruchtlosbleiben.

GewißließesichleichtMancheserwidern. Als dasGeldfürdie Ka- ferne gefordert wurde, hatderKriegsministermitkeinerSilbe angedeutet, hier solleeinekaiserlicheFestung,dasQuartier einerLeibwachegebautwerden.

Natürlich;sonstwäre dieForderung abgelehntworden. Mankönntealso sagen,dieVerwendungdesGeldes entsprechenichtdenimReichstagvorge- brachtenMotiven, und,unterBerufung aufdasschöneLiedvondenRossen undReisigen,hinzusügen,derKaiser bedürfekeinerLeibwacheundzusolchem Dienst seiendeutscheJünglinge nicht verpflichtet,solcherDienstseiden Or- ganisatorenundReorganisatorendesdeutschenHeeresnie alsZiel ihrer Arbeiterschienen.Dabeiwäreüber denUnterschiedzwischenPrätorianern und einem modernen VolksheerAllerleizusagen;zumBeispiel:dasAlex- -ander-Regimentsei ja nicht mehrdasselbe,das inBerlinundDresdendie Revolution bekämpfthat;eine andereGeneration diene inseinenReihenund esseivonanderem Geist erfüllt,zumgroßenTheil vielleichtvondemGeist, .-derin der»hochverrätherischenSchaar«lebt.Auchseiesnichtrathsam,ohne zwingende Veranlassungvon dergrausen MöglichkeiteinesBürgerkrieges zusprechenundmitderSpitzederBajonnettezudrohen. Jn Berlin,imganzen Deutschen Reichdenke keinMenschaneine Revolution nach achtundvierziger Muster. Schonder alteEngels hat erklärt,dieZeitdesPutschismus sei svorbei.DieSozialdemokratenhoffenvonderEoolution vielmehralsvon irgendeinerRevolution. DiewirthschaftlicheEntwickelung, so rechnensie, wirddesKapitals Allmacht brechenund eineneueGesellschaftformschaffen, sdiegerechteralsunseredieWaffenzumKampfumsDasein vertheilt.Nie war dieGefahr bewaffneter AufständegeringeralsseitdemErstarkendes -Sozialismus;und esistkeinZufall, daßin denJahrzehnten,die unsvon denTagenMarxensundLassalles trennen, trotzdenheftigstenInteressen- kämpfenkeindeutschesLandeine Revolution gesehenhat.Undschließlich szwärezufragen,ob esnöthigwar,dieunkluge Verzweiflungthat deutscher

Bürger,denenSöhneund Enkelleben, »Frechheit«zunennen. Dahätte Friedrich Wilhelmder Vierte aufzumarschiren,dervordenOpferndes MärzkonfliktesdenHutzog, dieVolkserhebungein,,großesEreigniß-Raume sindden»ausgezeichnetenGeist«,den»gesundenund edlen Sinn«der Ber-

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4 DieZukunft.

linerpries. AlsoeineFüllebrauchbarenStoffes...Unddann? Wasist damit erreicht,wemetwas Neuesgesagt? Nichteinmal demKaiser selbst, derjazuwissenglaubt,wie dasVolk überihndenkt.

Nein: derKaiser hat deutlichgesprochenunddeutlich muß auchdie Antwortsein, so deutlich, daß sie nicht überhört,demOhr,andassiesich wendet,nicht entzogen werdenkann. AufdieBerlinifcheKommunaloer- tretung ist nichtzurechnen.DerOberbürgermeistervonBerlin,der zwar nicht ,,trotzig«,aberauch nicht »tüchtig«ist, stehtbeisolchenReden mit der Amtskette unterdenStatisten, ist selig,wenn ereineshuldvollen Wörtchen-s gewürdigtwird,undscheintgarnichtzuahnen,wie einstolzerMann inso seltsamerLagehandeln müßte.DerMagistratwirdloyal weiterwinselnund dieStadtverordneten,derenMehrheit sichdochalsdieErbindesachtund- vierzigerGeistesfühlt,werdenmitleisemGemurr diestrengeRüge einstecken undin dernächstenAdressewohl nochwärmereTöne alssonst anschlagen.

JmGrunde handeltessich ja auch nichtum eineberlinische, sondern um einedeutscheAngelegenheit,dieindenReichstag gehört.Daist derKanzlerzuinterpelliren. Obundwann die VerbündetenRegirun- gensichvon derNothwendigkeitüberzeugthaben,demDeutschen Kaiser eineLeibwachezuschaffen.Warum dieseAbsichtbeimMilitäretat,als das GeldfürdieAlexander-Kasernegefordert wurde, verschwiegenblieb.Ob der Kanzler,als der alleinverantwortlicheReichsbeamte,demKaiser gesagt habe,inBerlin seieinAusstandzu erwarten, undauf welche bisherunbe- kannteThatsachen sichdieseMeinung stütze.ObdieAuffassungderacht- undvierzigerEreignisse,die denWorten desKaiserszuentnehmenwar,vom Reichskanzlervertreten wird.DieFormwerdenparlamentarischeTaktiker leichtfinden.AmBestenwäreeinAntrag,der zurAbstimmung führt.Kann nicht abgestimmt werden,dannist jedePartei, insbesonderedassüddeutsche Centrum, so langezuprovoziren,bissiesich ohneZweideutigkeitüber die Sache ausspricht. Pardon ist nichtzugeben;denHeuchlernsindihrePrivat- äußerungenvorzuhalten.WeigertderPräsidentsichunternichtigemVorwand, dieJnterpellation aufdieTagesordnungzustellen,soist ihmdieFortsührung derGeschäfteunmöglichzumachen; beidiesemAnlaßwäremit demNoth- wehrmittelderObstruktion Größereszuerreichenalsbei derarmsäligen LexHeinze.JmNothfallkannman auch auseinemUmwegans Ziel kommen.Jnterpellationüber dieauswärtigePolitikdesReiches. JmKreis derOsfizieredesAlexander-RegimenteshatderKaiser auch gesagt,essei gelungen,dasfreundschaftlicheVerhältnißzutrüben,dasso lange zwischen

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Alexandriner. 5 DeutschlandundRußland bestand; nichterabertragedarandieSchuld.

Erhat fernervondernahen MöglichkeiteinesKampfes gesprochen,den Deutschland allein, ohne Bundesgenossen,gegen eineUebermacht auszu- fechtenhabenwerde:»Wirwerdenüberallsiegen,wennwirauchvonFeinden rings umgeben seinundmit derMinderheitgegen dieMehrheitzukämpfen habenwerden. Denn eslebt eingewaltigerBerbündeter.Dasistder alte guteGottimHimmel,derschonseitdenZeitendesGroßenKursütstenund desGroßenKönigs stets auf unsererSeite-war.« SolcheWorte sprichtein KönigundKriegsherr doch gewißnicht ohneGrund. DasVolk aberhat einRecht darauf,zuerfahren,wie dasReichin einesoübleLagegerathen.

konnte.GrafBülowhatinseinenReden eine internationale Gefahr nicht erwähntunddiedeutsch-russischenBeziehungenalsüberjeden Zweifeler- haben geschildert.Aber derWeißeZar,derChefdesAlexander-Regimentes, hatzu demFesttage,der denKaiser zusoaufsallendenBetrachtungenstimmte, keinenGruß geschickt.DieBesprechungsowichtigerDingekannselbstderZwei- bundBallestremiArenberginseiner diplomatischenWeisheitnicht hindern.

Diese Besprechung soll nichtetwadenZweckhaben,denKaiserzu kränken ;durchausnicht: jedeSchroffheitkann vermiedenwerden,dennVer- ständigung,nicht Zwist, istdasZiel.EineVerständigungaberistnurzwi- schenDenenmöglich,die einanderkennen, ihresWollensRichtung nichtein- anderverhehlen.DerKaiserscheinteinen Willenzuhaben.Jhm istdermit demRechtaufdenThronGeboreneeinbesonderesWesen,dasgeweihteGe- fäß göttlicherGnade.DemWink desErleuchteten hatdieMengezufolgen, blind undgläubig,dennersieht,wasdemAugedesniedrigGeborene-nnoch inNachtgehülltist.SeinWerkzeugistdasHeer,dasauf seinenBefehldie

»mißleiteten«,»unbotmäßigen«Massenbändigen,wenndurchaus nöthig,mit gefälltemBajonnett niederzwingenmuß.JederAufstanddesWillensgegen denKönigwareinfrechesVerbrechen,dasnurmitFeuerundSchwertge- sühntwerden kann. Undda derKönig alleinderVertreter derStaatsge- waltunddereinzigeHortderBolkshoffnung ist, haterAnspruchaufeine Leibwache,dieinseiner Person zugleichauchdenStaatsgedanken schützt.Diese ausehrwürdigenTheokratien stammende AnschauunghatdengroßenVor- zuglückenloserEinheitlichkeit;nur scheintsieleidermit denWünschender deutschenVolkesmehrheitkaum zu vereinen. Dasist nochkeinUnglück.Er- wachseneMenschen,die derselben Kulturzone angehören,sprechensichaus undfinden schließlicheinen modus vivendi. WieabersollderKaiserdie Volksstimmungkennen lernen?AufeinePreßstimme,dieihnmit dergebote-

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6 DieZukunft.

nenVorsicht angreift,kommenimmerzehn,diejedes seinerWortealseine Titanenthat feiern.KeineSpureinerEinheitlichkeitim WollenundTrachten.

UnddieandenHofgeladenenHerrenhütensichängstlich,durcheineun- bequeme Enthüllung Aergernißzuerregen; von ihnen hörtderMonarch sicherstets,dasVolk werdeinseinemGlücknurvon argenHetzerngestört.

ZuHauseaberjammern sie:Wieschade,daßkeinMenschdemKaiserdie Wahrheit sagt!Sogehtesnunseit zwölfJahren. JederRede desKaisers folgendieselben Erscheinungen.EineWoche langwirddavongesprochen.

InBureaux,Kontoren,Kneipen,KasinoseinGewisper,einSchüttelnder Köpfe.Anspielungenin derPresse,imParlament. JubelinEngland,den einevon derRegirung gemietheteDepeschen-Agenturgeschäftigweiterver- breitet.DannkehrtAllessachtwieder zur altenOrdnung.Höchstenshörtman noch,die Kommentare derausländischenPresseseien »nichtwiederzugeben«.

DieseKommentare sind fürdasdeutscheVolknochvielunangeneh- mer alsfürdenKaiser.Dasalso, heißtesda, sinddiestolzenDeutschen, dienurGottfürchten,demgroßenSchöpferihrer jungen Reichsherrlichkeit SteineindenWegwarfenundjetztnur verstohlentuscheln,scheltenundWitze reißen,zu eineroffenen AuseinandersetzungabernichtdenMuth finden können!SolcheRedensinddemAnsehen neudeutscherStammesart nicht gerade nützlich;leiderdürfenwirsie nichtalsunberechtigtablehnen.So wiebisherkannesnicht weitergehen,wenn wirdieFundamente deutscher Machtunserhaltenwollen. Esmuß endlichzu einerKraftprobekommen.

SprichtdieMehrheitdesReichstages sichfür denKaiferaus,billigt sie seine Weltanschauung, seineimpulsiven Versuche,mit demEinsatzdermonarchi- schenPerson aufdieVolksstimmungzuwirken, —gut:Dann wohntWil- helmderZweiteimRechtdes StärkerenundkeinNadelstichkannihn, soll ihnverwunden. Lautet das Votumder zurMitwirkungampolitischenGe- schäftberufenen Volksvertretung anders,dannwirdesnöthigsein,zu den Sitten zurückzukehren,die in dererstenZeit unsererReichsgeschichteüblich waren. JnjedemFall habendieLastderVerantwortlichkeitdanndieFak- torenzutragen,denensiederSinn derVerfassung zuweist:derBundesrath und derReichstag. NichteinPlebiszit nachnapoleonischemMusterwirdalso hierempfohlen,sonderndieBeschreitungdesWeges,denschondervierteFried- richWilhelm »aus ehrlicherundfreierUeberzeugung«wählen-wollteNurauf diesemWegisteineVerständigungmöglich;jedesandereBemühenmuß,mag es nochsogut gemeintsein·,inunsruchtbaremAlexandrinerthumsteckenbleibens

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Das Naturgefühl unserer Zeit. 7

Das Katurgefühlunserer Zeit.

MittenzwischendenFrühlingsanfangunddieMittsommerzeitdes

-«2 Kalendermachers, näherzudieseralszujenem, fälltbeiuns inDeutschlandderBeginndereigentlichenSonne- und Wärmezeit, derBlüthen-undReifezeit,diezugleich unsereWander- undReisezeit ist. NachderMittedesMaimonates haltenwiruns für ziemlich gesichertvorRückfällenindenWinter;die dreiEismänner,dieman nicht mehralsfragwürdigbehandeln darf, seitdieMeteorologen ihre Nothwendigkeitaus einem pannonischen Luftwirbel beweisen, sind ja glücklichüberwunden;selbstinrauherenGegenden,wieaufderbayerischen Hochebene,kommen die leider häufigenMaischneefälleseltenin der zweitenHälftedesMonates vor. SommerwarmeTageüberwinden draußeninderNatur eine gewisse SchüchternheitdesGrünens und Blühens, FliederundRothdornbedeckensichinderkurzen Zeitüber imdüber mitBlüthen,dieMaiglöckchenöffnen plötzlichwieauf Befehl alleihre Blüthen. Schade, daß siebald ebenso raschund gleichzeitig welken. Anspät ergrünendenBäumen,wiedenPlatanen, sehenwir endlicheinennamhaften Fortschritt, nachdemdiekleinen,zarten Blättchen dieletzteWochegarnichtvorwärts wollten. Jetztbeeilensie sichmit derVollendungdesSchattendaches, dessenNothwendigkeitdiekräftigeren Pfeile einleuchtend machen,diedieSonne verschießt.Die an diese ersteWärme gernsich anschließendenPfingstgewittersorgen dafür, daß demWachsthum nichtdieFeuchtigkeit fehle. Allestreibt mitMacht demSommer entgegenund schon erscheintan sonnenreichenStellen dererste röthlicheHauchaufdenFrüchtenfrüherKirschenundErdbeeren.

Da bereitetsichnun auchin derdeutschenMenschheiteine merk- würdigeBewegungvor, wieindiesemMaßeinkeinem anderen Volke.

Diewinterlangimengen KreisdesHauses,derHeimath,desFaches, desAmtes bescheidenkreisen-denGedanken beflügelnsichwiediejunge Brut der Grasmückendraußenin denHeckenundesregtsichinihnen Etwas wievom-Wandertrieb derZugvögel.Nur isteskeineinheit- licherZug nachdemkühlenNorden oderdemsonnigen Süden; sondern diesewandernden Gedankenstrebenauseinander;dieeinen wollenirgend-

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türlich auch die Individuen gleicher Art: und dann kann man von einem Kampfe sprechen. Aber was nöthigt uns denn, uns auf den Standpunkt dieser Individuen zu stellen? Wir brauchen

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