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Die Zukunft, 18. Januar, Jahrg. XXI, Bd. 82, Nr 16.

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XXL Jahrg. Berlin, detz18.Januar·1913. ·YrF16.

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Inhalt:

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«per1!r1·ukkenpop·anx. VonKarl Jentfch. ..«..T.. .... . 77 punleswatereksp vor-IN Nichtstun-old .·l........... 88 DreivpielerunddretTeufel. Vonulexayder vdiiGleichen-Rufswurml 86

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Unchdruck verboten-.

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Erscheint jedenSonn abend- Pkeie viertetjiihkuch5Max-,dieeinseitigNummer 50Pf.

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Berlin. ·

Ver-lag:der Zukunft-

Wilhelmstraßes-.

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Verlin, den 18.Januar 1913.

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Pause.

Elysion.

eitam fünfzehnten Januar 1895derinderTaufemitdrei

. Apostelnamenbegabte Herr Casimir-Perier schon nach halb- jährigemAufenthaltdemBourbonenelysion entliefundinsLand hinausschrie,demhöchstenAmtderRepublik fehle jedeMöglichs kcit zurHandlungundzurUeberwachung, herrschtderGlaube, in derFranzösischenRepublikseiderPräsidenteinePuppe, die, wenn der Wille des MinisteriumssieinBewegung setze,die Staatsmacht zuverkörpern,niemals aberaus eigenem Triebin das Staatsgeschäfteinzugreifenhabe.DerGlaube trügt.Mit besseremRechtals in derStunde, da esgesprochen wurde, gilt heutedas«-·Wort,das Gambetta demerstenPräsidenten(Thiers) zuries: »Wirgeben JhnendiestärksteExekutivgewalt,die in einer Demokratie je noch verliehenward.« Damals stand derPräsidentzv nachdemErstenArtikel derVerfassungvom einunddreißigsten August 1871,»Sous PautoritådePAsSemblåe Nationa1e«;war der Nationalversammlung verantwortlichundkonntefordern,von ihr gehörtzu werden. ErhattedieGesetzezuverkünden, ihreAus- sührungzuüberwachen,dieMinisterzuberufen-undwegzuschicken.

Als Mac Mahon indemeinstvon derPompadour bewohnten Elysierhaus thronte, fander,demhöchstenAmtfehledienoth- wendigeAutorität und dieBürgschafteiner gewissenDauer.

AmneunzehntenNovember 1873, zwanzigMinuten vorMit- ternacht,beschloßdrumdieAationalversammlung, dieAmtsmacht

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70 Die Zukunft.

des PräsidentenfortansiebenJahre währenzu lassen;trotz-«

demhöhnendenRuf vonderlinkenSeite desversaillerSaales :

»DiesesSeptennat istdieVorrede zurMonarchie!«Dieend- giltige Verfassung,derenAnnahme erstam fünfundzwanzigsten Februar1875beschlossenwurde, hat auchdenBereichderPräsi- dentenrechte geweitet. Deraufsieben Jahre Gewähltekannsich wieder zurWahl stellen.Ergebietetüber diebewaffneteMacht derRePublikErnenntalleBeamten (civileundmilitärische).Kann.

GesetzevorschlagenundmußdievondenbeidenKammern beschlos- senen verkündenundfürihre richtige Ausführung sorgen. Jstermit einembeschlossenenGesetznichteinverstanden, danndarf er,ehedie Verkündungfrist abläuft,ineiner sachlich begründetenBotschaft:

eineneue Berathung fordern,die keineKammerihmweigern kann.

Auchsonst haterdasRecht,Botschaftenandie Kammern zurichten.

BeiderBerathungen darfer,zweimalin einerSession, auf jeeinen Monat vertagen. Beide,wann esihm beliebt,zuaußerordent- licherSession einberufen.Beide zurBevision der Verfassung auf- fordern.JmEinberständnißmitdemSenat die Kammer derAbs-- geordnetenauflösen,bevorihrMandaterloschenist. MitdenBer- ltreternfremder Mächte verkehrterunmittelbar undkein Staats- vertragkannohne seine Mitwirkung Bechtskrafterlangew Erhat das Begnadigungrecht,istinderPersonenwahl füralleAemter, auchdiehöchsten,freiunddarf, soofterdaraus einenNutzenhofft, ineiner Botschaftzu dem Land sprechen. ZahlundTragweite dieser Rechte sind nicht gering;imWesentlichenkaumgeringer alsdesDeutschenKaisers, der,wieLagarde früh gezeigt hat,ohne Souverainmacht,rechtlichderPräsidenteinerRepublikist.Sou-i verain istdas Beich,indessenNamen derHöchsteGerichtshof- das Rechtspricht.Und wenn dieVeichstagsmehrheitihre Macht ernsthaftgebrauchtundnur dem ihr genehmenKanzler Sold und

Gesetzebewilligt, istderKaiserin derWahldesGeschäftsleiters nichtsfreier alsderPräsidentderFranzösischenRepublikDer istswiseEugen Melchior deBogüevorzwanzig Jahren schrieb,

»von derVerfassung,sondernvon einer gefälschtenUeber- liefer,iinginderMöglichkeit seinesWirkens gehemmt. Welches BolkaberkenntseineVerfassunggründlich?Gesternhörtenwir

einenStaatssekretär,dernichtumFingersbreitevonder Willens- lintidesihmvorgesetztenKanzlersweichendurfts rühmen,als wäreereinselbständigerMinistergewesen;hörtenallerleiputzige

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Pause. 71 Weissagung überdiePolitik,dieder Erbe desTitanen treiben werde.Jn Frankreich ists nicht bcsser.Herr Leyret, derVerfasserdes Buches»LePräsident de laRåpublique«,hat neulichim ,,Majjn«er-

zählt,erhabeeinen ganzenTag langinpariserBuchhandlungen, aufbeidenUfernderSeine,einExemplarderVerfassung gesucht; vergebens.Einehandliche, billige Ausgabe (wie wirsieinGatten- tagsSammlunghaben) istinden vierLebensjahrzehntender-Re- publiknievomBedürfnißgesordertworden.»Ist diese Gleichgiltig- keitnicht doppelt seltsamineinemVolk,das Varrikaden gebautund Throne gestürzt hat,um sichdieWohlthateiner Verfassungzu sichern?«Daß Frankreichs Elysionweder einvomBlitzstrahlge- weihterOrtheiligerStillenoch einvomZephyrumfächeltesGefilde derSeligenist, hatdasSchicksalderG"råvy,Casimir-Perier,Faure erkennen gelehrt."Der imElysåegebietet,istaberauchkeineFest- puppe,keinStaats ornament ;brauchtsnichtzusein.Kommt Einer, dernichtnur behaglich leben, sondern seinNechtanwenden will:

erkanns. DieFlamme feiner PersönlichkeitwürdeinsVaterland schlagenund dem AugederNachbarschafteinleuchten, daß auch siedas Wesendes Präsidenten nicht für unwichtig halten darf.

WähltderKongreßwieder eineninjedemSinn bequemenMann, dann istnur bewiesen,daßdiepoliticiensdenGeistderVerfassung zu knebeln wünschen.Unddaß ihnendieNation derRentnerdas einträglicheJakobinerspielnoch geduldigfür-einWeil-chen.erlaubti

BukarestsSofia.

»Die Dobrudscha ist fruchtbar, hatdenwichtigen-Hafenvon Konstanza,wärevoneinem übermächtigenBulgarien aberstets bedroht;undeingroßerTheil ihrerAeckerwirdvonbulgarischen Bauern bestellt.Rumänien sinkt,wenn einer derflavischen Bal- kanstaaten steigt. Silisttia öffnet undschließtdiePfortezum.Jung- fernbodenderDobrudfcha undwäre,unter demSchirmmoder- nerFestungwerke, einnochgegenSpringfluthen fester Deich.Fer- dinand kanndenPreis zahlen zkäme nochbillig-sdavon. JstKönig Karol,derzweite-SohnAntons von Hohenzollern,-derBruder desPrinzenLeopold, dessen Kürung fürdenSpanierthron einst imVogesendickichtdieKriegsfurieentfesselte, zukühnemManness entschlußschonzualtgeworden undhatdieGunstder Stunde ver- zaudert? ZerrißihmFerdinands KreuzfahrerrufdieRechnung und- lehrtedenKlugen erkennen, daßselbstseinervonEhrfurcht

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72 DieZukunft.

umhegtenAutorität nicht mehr gelingen könne,dieWalachen für denJslaminsGeschützseuerzubringen?Oderist er,nochvorder KriegserklärungderTetrarchen,mitdemHerrnVetter inSofia über denStaatshandel einiggeworden?«DieseSätzewurden hierindenerstenNovembertagenveröffentlicht;als kaumirgend- wonochanRumäniens Rechtsanspruch gedachtwordenwar. Der ist jetztdas ThemadesTages. DieNumänen murren: »Gegen eindurch makedonischesundthrakischesLandvergrößertes,aufein starkesFestungviereckgestütztesVulgarien brauchenwirGrenz- schutzundmüssenalsRiegelthor Silistria haben.Das hatschon imvierzehnten Jahrhundert dem glorreichen Walachenfürsten Mircea gehört;undistobendrein das Schloß,das denEingang indieDobrudscha sperrt.Diewerdet Ihr,wenn im Süden Euer Landhungergestilltist,begehren.Deshalbmüssenwir uns vor- sehenundschon heute Silistria fordern. Warum erst heuteund nichtfrüher?WeilJhrBulgaren uns porgegaukelthabt,daszJhr keinenKrieg, dann,daßJhrkeinenGebietszuwachswollt. Wären wir,stattneutral zubleiben,gegen Euch marschirt,dann könntet Jhr Euch heute nichtals Sieger brüsten.Fürunsere·Neutralität, dieEucheinen gewaltigen Landfetzen verschafft hat, heischenwir Entgelt.WeigertJhr ihn, so seidJhr, erstens,undankbare Kerle;

undwirnehmenEuch,zweitens,ehe JhrzuAthem kommt,mit Waffengewalt denRechnungbetrag.«DieVulgarenantworten:

»WennJhrAlles zurückverlangt,wasvoreinemhalbenJahrtau- scndMircea einsthatte,müssetJhrEuch zunächstwiderOesterreich- Ungarnwenden. Uns giltderAnspruchalsverjährt.Wirsind friedlicheLeute. Schutz braucht Jhrgegen uns nicht; habt ihn nichteinmal gegen das GroßbulgariendesVertrages vonSan Stefanogefordert.Was Jhr jetzt thut, ähnelteiner Erpressung;

dünkt uns mindestens nicht anständig.Wir habendieLastdes Krieges getragen,haben,um ihn würdig durchzufechten,unge- TheureOpfergebracht:undIhr,die keinenMann undkeinen Leu aufs schwere Spielgesetzt habt, nützetnun die Stunde unsererEr- mattung, um uns einen TheilderBeute abzujagen.Gelingts, dann werdet Jhreinesnicht fernenTagesdenlistigen Ueberfall bitterbereuen. Stattderallen Christen gemeinsamen Sachefördert Jhrdie desTürken. Doch unsere Mattheit wirdnicht lange wäh- ren; undsobaldwirerstarkt sind, rächtunserArmdieSchmach«

Wenn mans sohört, möchts leidlich scheinen. Wecktaber das

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Pause. 73

Gedächtnißeines ähnlichenHandels,derschlimm ausging. Acht Tage nach Königgraetz,in derNachtvom elftenzumzwölften Juli 1866, stand,imzwittauer Hauptquartier, plötzlichVenedetti vorBismarcks Bettunddeutete dieNothwendigkeitan,vordem FriedensfchlußdemFranzosenkaiser,,Kompensationen«zu ge- währen.EinpaarStunden zuvor hatteLouisNapoleonzu Ro- bertGoltz,demVertreter Preußens am Tuilerienhof, gesagt, wenn ernicht wenigstensdierheinpfälzischeFestungLandau er- halte,steheerinderRolle eines Gedemüthigtenundvon den Preußen Geprelltenvor seinemLand. (Der Kaiser, schrieb Goltz anVismarck,»warerschüttert,ja, fast gebrochen«.)Dernur im SchwankenBeharrlichebliebnicht aufseinerForderung. Mein- tenocham selben Tag,nur ausbündige Thorheitkönnefürei- nen kleinen LandstreifendenBolkshaßderdeutschen Mensch- heiteinhandelnzund ließ sich dennochindas ,,legitimeVerlan- geneinerFrankreich gebührendenEntschädigung«zurücktreiben.

Einer Entschädigungvon demMachtzuwachs Preußens, den einohneFrankreichsMitwirkung geführter Krieg erstritten hatte.

Was damals überdenRheingerufen wurde, klingtuns,alskäms

rectaaus derWalachei.Dieselben Argumente.Erstes: Ihr seid

sostarkgeworden,daß auch unser Grenzschutz verstärktwerden muß; sonst sindwirnachEurem Siegschlechterbewachtalszuvor.

Zweites: Jhrseid undankbar;denn unserEingriffhätteEuchge- hindert,zusiegen.Eineuns günstige Grenzregulirung: undJhr habtfiiralle EwigkeitimWestendenzuverlässigstenFreund.

WährendLouis Napoleon inBichyunter JschiasundBlasen- schmerz ächzt, drängt Drouyn deLhuysihnindenEntschluß, Landau,Saarlouis, Mainz undLuxemburgzufordern; damit Frankreich (nachdem Wort despfiffigenBictor Emanuel)auch- Etwas zuessen habe.DerKaiser stöhnte;undschrie schließlich:

»LassetmichinRuheundmachet,was Jhrwollt!« Venedetti ist seiner Sache nichtganzsicher;hofftaber(wie jetzt HerrTakeJo-- nescu), mitdemSchreckbildeiner Koalition (1866Frankreich- Oesterreich,1912RumäniensccürkeydenvomKampf geschwäch- ten Sieger zukirren. Erhehlt nicht, daß ohne Kompensation dieZukunftdesKaiserhausesgefährdet sei;hörtaus Bismarcks Mund aberdie Antwort: »Die Hingabe deutscherErde istun- möglich; brächte uns, nachdemTriumph,denBankerot. Lieber einigenwir unssofortmitdenWienern, gönnen ihnen Süddeutscl)--

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74 DieZukunft.

land,gehenmitihnenüber denRheinundnehmenEuchdenEl- saß.«SokannderPreuße sprechen,weileraus Loes(desMiti- tärbevollmächtigten)Berichten weiß, daßdemfranzösischenHeer Pferde,Munition, Hinterlader fehlen.Venedetti mußdenVor- schlag zurücknehmen.DochimFebruar1867 wieder anklopfen:ob nicht wenigstensdieAnnexionLuxemburgsmitpreußischerZu- stimmungzuerlangensei.DerKanzlerdesNorddeutschenVundes ersinnt allerliebsteFintenzdiefeinsteinGeburtstagsstimmung Als,amersten Apriltag,BenedettiseinemGlückwunscheine»wich- tige Mittheilung«folgen lassen will, ahntVismarck,daß Frank- reichdieHolländerzurAuslieferungLuxemburgsüberredethabe, undsagtdem Gefandten,er müsseschnellindenReichstag.Jnter-s vellationVennigsen inSachen LuxemburgzdieRegirungsoll ermahnt werden,das altedeutscheLandvorFrankreichsGierzu schirmen. ,,WollenSiebis in dieLeipzigerstraßemit mirgehen?

Jchwillantworten, dieRegirungseisicher,daßkeinefremde Macht zweifellose Rechte deutscherStaaten zuschmälern gedenke.So kannich reden,weilich ja nicht weiß,wieweitdieDinge imHaag gediehen sind.Wäre dieThatsachedesVertragsabschlussesmir bekannt,dann müßteich sieimReichstag verkünden undkönnte fürdieWirkungaufdas ohnehin nationalerregtehaus nichtbür- gen.«Das hörtVenedetti schon unterwegs; undvordemReichss tagsthordieFrage: »Haben Sie, nach Allem,was ich Ihnenin derEilesagen mußte,mirnun nocheinewichtige Mittheilung zu machen?« Kurze Pause. »Nein« JmReichstag sprichtBismarck:

»Wir verhandeln nichtmitFrankreichüberLuxemburg; undwir hoffen,zweifelloseRechtedeutscherStaaten und Völker ohneGe- fährdungderfreundschaftlichenBeziehungenzuunserenNach- barnwahrenzu können.« Wieder mußFrankreichweichen. Jm HaagerklärtderKönigundGroßherzogdemfranzösischenGe- schäftsträgerBaudin,ohnePreußensZustimmungkönneerLuxem- burg nichtabtreten. DieletzteHoffnungauf Kompensation istge- schwunden.Lautaberschallt durchsFranzenlandnundieLosungz ,,NachefürSadowa!«UnddieKriegsruthedräutrothvomHimmel

Karlvonhohenzollern hatdenStreitum dieKompensationals junger FürstvonNumänien erlebt. Napoleonhatte ihn,denEn- kel einer PrinzessinMurat, alsNachfolgerdesentthronten Hos- podars Cusa empfohlen;JoanVratianu ihminSigmaringen die KroneangebotenzBismarcham neunzehntenApril 1866, ihm,ge-

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Pause. 75 gendeannsch desängstlichenKönigsWilhelm, gerathen,über Paris incognitonachRumänien zureisen. (,,GehtdieGeschichte schief,dann bleibtJhnenimmerhindieErinnerung anein inter- -cssantesAbenteuer. «)Da auchderJranzosenkaiserrieth,diewider- strebendenGroßmächte Rußland,OesterreichjEnglandunddie Türkeivor dasGewicht einerThatsachezustellen,zogderPrinzden preußischenReiterrock inDüsseldors aus, fuhrvermummt durch Oesterreichund wurdeamzwanzigstenMaivomVolksjubelinRus -mänienbegrüßt.Seitdemthronterundherrscht.Bratianus Traum von demdako-rumänischenNeich,demVulgarien,dieVukowina, dasBanat, SiebenbürgenundBessarabien angehörensollten, hat Karol niemitgeträumt.FreilichnichtfrühgenugdieAgitationver- boten,dieimBulgarenlandAufständebewirkteunddieunterhabs- burgs Szepterlebenden Numänen soerregte,«daß-VeusteinHeer insFürstenthum schickenwollteunddenEntschlußzurOkkupation erst fallen ließ,alsEugenie ihninSalzburggemahnt hatte, nicht all zuhitzig zus ein.Preußis cheOffizierewaren alanstruktoren nach Bukarestgekommen,preußischeHinterladerals,,Eisenbahnmate- -rialien«eingeschmuggelt worden; bereitete sichunter russischem undborussischemSchutzeineBerschwörunggegenOesterreichund dieTürkeivor?Karol hatdasMißtrauen rasch auszuroden ver- mocht.SeineRegentenleistungisthöchstenLobeswürdig.Erdenkt gewiß nicht daran, denNouher undDrouyn nachzuahmenund Rache fürKitkkilissezuheischen.Erfordertnur, was ererlangen -muß,damitsein Thron auchdenErben trage.Amneunzehnten Juli 1877hater,nachderrussischenNiederlage beiPlewna, vomGroß- fütstenNikolai ausTirnowa eineDepesche empfangen,dieihn beschwor, schnelldie Donau zuüberschreitenunddemhartbe- drängten Russenheer Hilfezubringen.Erhats gethan;hatbei PlewnadasKommandoübernommen,dieRussenausderKlemme gelöstund vomZaren gehört,Rumänien werde diese Helferthat nie zu bereuen haben.Karol wirdKönig,seinLandselbständig;

verliertaber diebessarabischenSüdbezirkeundsoll durchden achtenArtikeldesVertrages vonSanStefano gezwungen werden, seine PfortendemrussischenHeerzuöffnen.Als derVevollmächs tigte sich schüchterngegen solcheVormundschaftsträubt, psaucht ihnGortschakowan:»Das fehlte noch!Die Geduldmeines Herrn ist nachgerade erschöpft.Erbefiehlt mir, Jhre Negirungvor jedem Widerspruchgegen denArtikelAcht zuwarnen; dieeinzigeFolge

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76 DieZukunft.

solches Protestvcrsuches wäreunserEinmarschunddieEntwaffs nung JhrerArmee« Sosahder Dank vomHauseHolsteimGots torp aus. Das zwischen RußlandundBulgarien eingepferchte Königreich mußte»sichan dengrößtenDonaustaat lehnenundhat seit1887mitDeutschlandundOesterreichsUngarnVerträgege- schlossen,dereanhaltnie ganzins Lichtkam. Auch mitderTürkei?

DieMilitärkonvention,vonderimSeptember1910geredetwurde und mitderauchGeneral von derGoltz rechnete, hättedie Nu- mänen verpflichtet,wider bulgarischen Angriff dem Sultan bei- zustehen.Das geschah1912nicht. Doch eheandieKnüpfungdes Valkanbundes ernstlichzudenken war, kam aus Vukarestdie Drohung: »WennJhr VulgarenbisansAegaeischeMeer vor-—- rücktundAdrianopel"einsteckt,nehmenwirvonEuremVoden ein Pfand; weilwirnichtdulden dürfen, daßJhruns überwachset.«

Luxemburg?Nein. Frankreich hattealleKinder inseinem Haus undkonnte einenstarkenEisenriegelvorschieben.Von denzwölf Millionen Rumänen wohnennursiebenimKönigreich;unddieses Reiches Südgrenze ist offen. AufMakedonien undAlbanien soll esverzichten,um dasSchicksalder unter austrischer, ungarischer, russischer Herrschaftlebenden Landsleute sich nichtkümmern.

BringteinKrieg,der dieSlavenmachtinsUngeheure mehrt,ihm nicht einmalSilistria, dann fragtdasVolk,zuwelchemeeck die HeereszifferaufVierhunderttausenderhöhtworden sei.Dann wirdderVanrumanismus, der in dieungaris chenKomitate schaut, zurDonaugefahr. UndderThronmorsch,den Karolgezimmert hat.

HohenzollerwSigmaringenundKoburg-Kohary.3weideut- scheFürstenmüssen,zwei klugeMänner könnensichverständigen.

Je stärkerBulgarien wird, desto heftiger auch seinstolzerWille, russischenDrucknichtzudulden. SchonStambulow hat gesagt, jederVulgare müssedemHimmeldafür danken, daßdieDobrud- schaseineHeimathvonRußlandscheide.DieWahrheitdesWortes klingtgewißauchinFerdinands Ohr. Negirte Vernunft,dann dürfteerzu demHerrnVetter sprechen: ,,Helftuns erstdie Ver- nichtungdereuropäischenTürkei vollenden undnehmtalsLohn dann,wasjetztein unsabgepreßterTribut schiene.«DochEuropa regirt.Und dieMächte,derenStimmgabeldenTon deswunder- lichen Konzertesangiebt,«wünschen,daßdemgroßen Zaren für denkleinen nochAllerlei zuthunübrigbleibt unddaßinSüdost diedeutschen Dynastien sichinGroll von einander wenden.

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Der Jesuitcnpopanz. 77"

Der Jesuitenpopanz.

AmBeginn dessechzehnten Jahrhunderts schwebtedieeuropä.i-

exidssehe MenschheitinGefahr,ineinen Sumpfvon Lüderlichkeit zuversinken. DaschickteGott denLuther,dieschweizer Reforma-

toren und denJgnatius von Loyola,diedendrei Völkergruppen

Mittels undWesteuropas (jederinderihrerVolksart angemesse- nen Weise)zuHilfekamen. DieJesuiten bahnten durch ihrBei- spielund durch ihren Einfluß aufdieMachthaber diekatholische Reformation an,zwangen denWelt-· undOrdensklerus zurLäute- rung, disziplinirten denkatholischgebliebenen und denrekatholi- sirten Theilderdeutschen Katholikenund gewannen ihnderKirche innerlich- wieder, nicht durchs diabolische Künste, sonderndurch ihren unssträflichen Wandel, ihre glühende Frömmigkeitund ihre plan- mäßige, gewissenhafte, unermüdlichseArbeit inSchuleund Seel- sorge.DiesehistorischeNiission war imachtzehntenJahrhundert vollbracht; von daantraten andere sittigende KräfteinThätigkeit und heute bedürfendieVölker weder dersolafides nochderPrä-- destination mehr, auch nichtdesgegen dieRotte Satans organi- sirtenFähnleins Jesu. Soweit dieReligion noch- nöthig,istauch für siehinlänglich gesorgt,und zwarnirgends besseralsimkatho- lischen Theil Deutschlands. Diedeutschen Katholiken sind nichtnur

gläubig, sondern glaubenseifrig, gesittetund tüchtig, ihre Geist- lichen unterrichtet, sittenrein und pflichiteifrig Daßdie Jesuiten keine aktivepolitisch-eRolle mehr spielenkönnen(ob sieinfrüheren Zeiten jeeine solche gespielt hab-en,vermagich nichtzuentscheiden), istJedem, derdieheutewirksam-en politisch-en Triebkräfte kennt, vollkommen klar. Dasie grundsätzlichPapalisten, hyperorthodox und bigott sind,wäreeswohl möglich-,daß siedenPapstindiesem Sinn beeinflußtenund hinter derstreng orthodoxen ,,Verliner Richtung«ständen. Wäre esso, dann wäreihnenNiemand weni- gerzuDankverpflichtet alsdiedeutschen Katholiken unddasCen- trum, diedurchdievielbesprochenenpäpsstliichenKundgebungenund- denGewerkschaftstreit inallerlei Wirrnisse verwickelt worden und ingräßliche Verlegenheitgerathensind.DieProtestanten sindes, die,alsFeindederKatholiken,denUrhebern dieser Wirrnisse, mö- genesnun Jesuiten oder andere Leutesein,zudanken haben.

Wie gehtesnun zu,daßderOrden trotzdeminDeutschland ungeheuren Lärm erregt nnd sogareine passivepolitischeRolle spielt? Sein protestantischerApologet Viktor Raumann (Pila- tus)hatgezeigt,daßdas weitumher spukende Zeirbild desOrdens nichtvon Protestanten, sondernvon Katholikengemaltwurde. Die

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78 DieZukunft

alten Orden,denen dieJesuiten mit glänzendem Erfolg Konkur- renz machten,dieeifersüchtige Sorbonne, das herrschsüchtigepari-

"serParlament, diePrälatenund dieWeltgeistlichen, deren beque- mem Wohlleben diekatholische Reform einEnde machte, haßten die neue Gesellschaft,verdächtigtenund verleumdeten sie.Der Hochmuth derdurch ihre Erfolge aufgeblähten Jesuiten und ihre Selbstberäucherung ssteigertendenHaß. DiesenGegnern gesellten sichdann nochdie aus reinen Motiven kämpfenden Nigoristen jansenistischer Richtungszu,deren Führungdergroße Vascalüber- nahm.Jesuitennovizen, diewegenVerfiehlungen ausgestoßenwor- den waren, rächten sich durch Schmähschriftenund Satiren. Die Vrotesstanten, denen jadieJesuiten erheblichenAbbruchgethan hatten, benutzten natürlichmit Vergnügen dieseLiteratur-; und seitdemhatimmer dienächssteGeneration von Jesuitenfeinden die vorhergehende abgesch-rieben, ohne aufdieQuellen zurückzugehen und siezuprüfen. AndemgroßenSturm desachtzehntenJahr- hunderts, derdenOrden zerschsmettertse,hab-en sich ja fastnur Ka- tholikenbetheiligt; FriedrichderGroßeund Paul der Erstevon Rußland gewährten ihm Zufluchtund beschütztendieinallen ka- tholischenLändern wiewilde Thiere gehetztenVäter. Friedrichver- spotteteindenBrieer anseine französischen Freunde dengiftigen Haß dieser ,,Vhilosophen«gegen harmloseund nützlicheOrdens- .leute. Raumann machtesglaublich,daßdieimFreimaurerorden organisirten josefinischsen Vrälaten den Vernichtungskampf ge- leitet haben,und geradediegeheimbündlerischeOrganisation die- ser Herrenlegteihnen nah, auchdenJesuiten geheimbündlerisches Wesenunterzuschieben oder (einenwie bedeutenden Tribut hat doch selbst Goethe dieser VsychosedesCagliostrozeitalters entrich- tet!)alsselbstverständlichbona fide vorauszusetzen Diesesdank- baren ZugesderKarikatur bemächtigten sich Nomanschreiber: zu- erstClauren (Heun),zwanzigJahre späterEugenSue,dann eine Menge Nachahmer. Erstvoreinpaar Jahren istwieder eineSu- delei erschienen,inder diemir zufälligbekannten Verhältnisse einer oberschlesischen Magnatenfamilie argentstellt undmit einer Jesuitenmär verwsebtwerden. So ist denn inderPhantasie der deutsch-en Vrotesstanten dieGesellschaft JesueinimFinsteren sein unheimliches Wesen treibender Geheimbund von Giftmisch-ern, Erbschleichern und politischen Ränkeschmieden geworden; eine Rotte böser Nienschen,dieüber unermeßliche Reichthümer ver-fügt und mitübermenschlicher MachtdieVölker gefesselt hält. Sogar einen Pastorhabe ich diese MachtindenlächerlichftenAusdrücken beschreiben hören. Daßein Orden der Katholischen Kirch-eaus

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