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Die Zukunft, 1. Februar, Jahrg. XXI, Bd. 82, Nr 18.

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Erscheint jedenSonn abend.

MS vierteljälhrlich5Mark,djjeeinzelne»Nummer50Pf.

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Berlin, den 1.Februar 1913.

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Nota.

Die Militärvorlage.

ieherrlichweitwirs inderKunstgebrachthaben,großen Aufwand unter schädlichemGeräusch, doch ohne kräftig Durchgreifende Wirkung zuverthun, lehrtdie Geschichte derWehws gesetzeaus bethmännischerNothzeit. Amsiebenundzwanzigsten März1911wurde ein»GeerüberdieFriedenspräsenzstärkedes deutschenHeeres« verkündet,dessenGeltung bisindenLen31916 währen sollte. (Dann,meinten gläubigeHofgenerale,werde die große AbrechnungmitdenWestmächtenbeginnen.)Das Blick- maßwar falsch; das Quinsquennatschon nach elfMonaten un- -«haltbar.Der fünfzehnteAprilabend des Jahres 1912brachte einen neuen Entwurfans Licht;und inderBegründungstand

vornan derSatz,dieHeeresstärkungmüsse»schnellerdurchgeführt

werden,alsnochvor einem Jahr nothwendig schien«.Warum?

Weil aufdie(hieralsunzulänglichbezeichnete) Vorlagevon1911 sderTagvonAgadirgefolgtwar. WeildieBlindheitderHerren vonVethmann undKiderlen dieFranzösischeRepublikaus einer uns nützlichenAbneigungvon allemmilitärischenWeseninden wildesten,derdeutschenMenschheit feindlichstenNationalismus gescheucht hatte.WeildieseHerren,denenFrankreichsPatriotens bund einDenkmal schuldet, durchihrunklugesHandelnundkraft- losesUnterlassenerwirkthatten, daßdieRepublik,die den Ab- xrüstungplänendesHerrn Hervöund denMilizvorschlägendes

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138 DieZukunft.

HerrnJauråslauschte,mitallen erlangbarenMitteln, miteinem seitVonapartes Zeit nicht erlebtenMasseneifer sichfürdenKrieg-.

rüstet.UndweilseitdemPanthersprung unddemRückzugin die- Kongosümpfeausdemlockeren GefügederTrip1e-Ententeeinfester Dreibund gewordenwar. Das war nicht mehrzuändern;die- Heeresstärkungversäumt,Frankreichs Vorsprung müßiggeduldet worden. Dreierlei bliebzufragen:ob dasGeforderte diesmal genüge;ob es dasVedürfniß übersteige;ob dierichtigeAnwen- dungdeszubewilligendenGeldes verbürgt sei. »Nochim(gün- stigsten, unwahrscheinlichsten) Fall russischerNeutralität dürften Deutschlands OstgrenzeundSeeküste nicht vonTruppen entblößt werden. Dann aber hättenwirauch nachdemneuen Präsenz- gesetzentwursausderWachtamRheinnichtdie Uebermacht.Trotz-i dem DeutschlandsVolkszisferum achtundzwanzig Millionen höherals Frankreichsist.KeineZahlüberlegenheitimEinzel- kampfgegenFrankreichundein uns vielungünstigeres Kräfte- verhältnißimFalleinesLandkriegesmitzweiFronten: dabirgt derKalkul einen Fehler,deneinNoon sichniemals verziehen hätte.Und den leiderauchderneue Entwurfnichttilgt.Derrechnet mitdemErgebnißderBolkszählungvon 1910,-die einenLustrals zuwachsvon fast473Millionen Köpfen verzeichnet; senktaber denProzentsatzderAuszuhebenden, statt ihnzuerhöhen.Wenn wiralleTauglichen einstellten, hättenwirsofortvierneueArmee-—- corps;und diebesteAssekuranzgegenwestlicheAngriffsgefahr.Die müßtederReichstag fordern.Ob diederErsatzreservezugeschriebes nen siebenzigtausendMann nachderEinberufungersteinezwei- monatigeLehrzeitdurchmachen müssenoder,alszuvor ausgebil- deteLeute,amTagderMobilmachungin einReserveregimenteins gereihtwerden können:dieAntwort auf dieseFragekannwichtig werden«JederCorps-oderLinienregimentsverband müßtesich Nahmen(cadres)schaffen, derenHauptzweck wäre,einerascheund zureichendeNeservistenausbildungzuermöglichen.Dannkönnten allewehrhaftenMänner,auchdiejetztals überschüssigweggewiese-

nen,imKriegssallohneschädlichesSäumendemReichdienstbarge- machtunddieGefahrenfeindlicherZahlübermachtvermiedenwer- den.Zutheuer?Nur dieZifferderSubaltern-undUnterossiziere müßte steigen;anderSpitzederPyramideund im Etatder Ruhe- gehälterwärenviele Millionen zuersparen.UnserBeförderung- fystem,dasfürdieVorrechtedesDienstalters besser sorgtalsfür

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Nota. 139 dieAuslesederTauglichsten,drängteinegroße Schaarrüstiger Männer aus demWehrdieust, dessenPflicht sie nochJahre lang froherfüllt hätten.DadurchverliertdasHeerbrauchbare,nurnicht vonSippengunst geschirmteFrontofsizierezunddieLastderPen- sionen wächstinsUnerträgliche.DesReichstagesArbeitzielmuß sein,allenWehrfähigeneinefürdenNothfall genügendeSol- datenerziehung zusichern. Dieses Ziel ist erreichbar,wenn die

«»12«tehrheitparteienden-Muthfindeu,alles(·«5ntbehrlichemitscharfer Scheereabzutrennen,sürTandundBrimboriumnichteineNeichs- markzubewilligenundHerrnvon Tirpitzmit unzweideutiger Klarheitzusagen,daßDeutschland,dessenMachtbezirk,heutewie gestern, durchdie Stärke seinesLandheeres bestimmtwirdund das dieses Heer,denHerzmuskeldesReiches,zulangeverküm- mern ließ,denScharlachfiebertraumvoneinerderbritischen gleich- werthigen Flotte abgeschüttelthatundentschlossen ist,seinenVers mögenszuwachsan dieFestigungseinervon mindestens zwei SeitenbedrohtenLandmachtzu wenden.NurinseinemLandheerist Deutschland tötlichzutreffen.NuramRhein undanderWeichsel kannes, auchgegenVritenübermuth,seine Machtstellung sichern.

Seine Zukunft liegt aufdemfestenLand. Wenn Franzosenund Nussen gewißsind, daß ihr Angriffvon einerUeberzahl ausge- bildeter Manns chaft abprallen müßte,vermiethetsichdemAngeln- wunschzwischenNowajaSemljaundPorto Palo nirgendsein Schwert.«Das wurde hier gesagt,alsderEntwurf,imApril,ver-s öffentlichtwordenwar.ZweifelanderWeisheitderHeeresleitung durfte nicht geduldetwerden. Wurde auchnicht geduldet. Dcr ReichstagthatnichtsfürdieDurchführungderallgemeinenWehr-s pflicht;ernahm (sammtderMarinevorlage, anderHaldanes,des Friedensmissionars, Eiferzerschellte)denPräsenzentwurfanund hütete sich,derUrsachefahrlässigerSäumniß nachzuforschen.Wer offenaussprach,auchdieneue Forderungsei unzulänglich,wurde einNarr oderTölpel, NörgleroderReichsfeindgescholten.Das Vewilligte,hießes, reicht aufJahrehinaus. WolltJhrSchreibs tischstrategen klüger seinalsderKriegsminister? Nein (l«autete dieAntwort); dochdieOpfer,dieinDeutschland Jeder,außerden einerRegentensamilie Angehörigen,derReichswehkkrastbringt, gebendasRecht aufdieGewißheit,daßeinstärkeres,mitbesserer Waffe gerüstetes Heer unseremniemals entgegentreten könne.

Diese Gewißheit wankt;zumerstenMal seitdenTagender

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140 DieZukunft.

preußischenHeeresreform. »Die allgemeineWehrpflichtstehtnur aufdemPapier.« »Wir haben nichtgenug Maschinengewehre.«

»UnsereKanone istnichtdasBeste,wasKrupp heute leistenkann.«

»Hauptsache:dieZahlderAusgebildeten istzu klein.« Sohörte mans täglichvon wachsamen Offizieren.Dieklagten, daßalles erraffbareGeld derSeewehr zugewandtwerde,und erzählten, auchimGroßen Generalstab ringeMancher seufzend dieHände.

DaßdieWarner nichtgeirrthaben,ward nun bewiesen:denn noch imFebruar solleineneue MilitärvorlageindenReichstagkom- men. DiedritteimLaufdreier Jahre.Wir wollen hoffen, daß sie nichtwieder unzulänglichist.Mit einemJahresaufwand vonhun- dertMillionen Mark wirddasNöthigstezuhaben sein.Das ist nicht wenig;undauchdiehalbeMilliarde fürdasneue Gewehr mußeinesTages gefordertwerden« Alles Zögern rächtsich; auf so umfeindetemGebiet noch ärgeralsinderJndustrie einver-

zauderterFabrikausbauoder eine vertrödelte Materialbesserung.

Nuncanimisopus,Aenea,nuncpeciorefirmo!HerrvonHeeringen,der sichin beinahe dreißigGarnisonenalstüchtigenSoldaten bewährt hat, fühlt sichindempolitischenAmt des Kriegsministers wohl selbstnichtbehaglich. (GeneralMaxGallwitz, der,nichtzumersten Mal,fürdieNachfolge genannt wird,wäreschonalsArtillerist willkommen. DieArtillerie, derenWerthfürdenKriegsfall heute dochkaumüberschätztwerden kann,glaubtsicheinBischen zurück- gesetzt;nichtnur, weilkeiner dersechs Kaiserssöhne ihrenRock trägt.) HättendieNegirenden1911dasvondenSachverständigen sGeforderte durchgedrückt,dann wärenwirjetztweiter. Das »Ge- klecker« (sonennts dieKasinosprache)wirktauch nach außen nicht wieeinesWillensaufschwunges Gewalt. Undwarum wurde die KonjunkturdesBalkankrieges nichtwenigstens militärischaus- genützt?DerösterreichischeKriegsministerRitter vonAuffenberg hatinderStillealleWünsche,neueund rückständige,desschwarzs gelbenHeeres erfüllt. AuchvonunseremNeichstag wäre im No- vemberAlles zuerlangengewesen.Nun wirds immerhin lang- samer gehen;undwenn derKriegslärm verhallt, störtdie Erör- terung derWehrgesetze(FrankreichundRußlandwerden ja auch

neue Forderung anmelden) wieder dieWirthschaftruhe. Ein Kundigersollteeinmal ausrechnen, welche Surmsnenindreifetten Jndustriejahren, ohneinnere Ursache,nur durchblinden Lärm

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Nota. 141

und panisches Rasen,beiuns verloren wurden: erwürde er- kennen, daßHerrvonKiderlen diedemDeutschenReich theuerste Excellenzwar. Unter denletztenMonden von 1912sahesaus denMärkten so übelaus, daßein paarMilitärvorlagendie Stim- mung kaum noch verschlechternkonnten. DenHimmeldesVor- frühlings,der einen vonRikolais Gunst gekröntenLothringerauf Frankreichs höchstenSitz hebt,werden sie nicht erhellen.

Einerlei. DerAberglaube, dieWuchtderRüstung,anderen GehäuskeinWille zumKampf Pocht,könnegenügen,wäre ge- fährlich; höchstgefährlichderWahn, irgendeinReich könneunter dersüßenLastlangerFriedensjahrzehnte so stark werden, daßes jede möglicheKoalition zuüberwinden vermag. Vismarck,der imFordern sürsVaterland doch nicht schüchternwar,hätte sich gescheut, seinen Landsleuten einegegenEngland,Frankreichund dieSlavengemeinschaftausreichendeRüstung zuzumuthen; hätte sich,wenn unterseinerVerantwortlichkeitdas ReichindenZwang zusolcher Rüstung gekommen wäre, selbst vielleichtmitdemTod bestraft.Wir brauchen,wiedas liebeVrot,eineschöpferischePos litik,dieweiß,was siewill,undvondieserWollenslinienoch unter demdreistestenDruckversuchnichtUmHaaresbreiteabbiegt Aber wirdürfen auch nicht dulden, daßderGedanke derallgemeinen WehrpflichtinsUnerkennbare schrumpft.Zur Erleichterungder Rachgiebigkeitistneue Rüstung nicht nöthig. Daß sievon der Nation jetztdenRegirenden mühsam abgetrotztwerden mußte, ist,alseinwichtigesZeitsymptom,ernsterBeachtung werth.

Adrianopelroth

Wir braucheneinePolitik,dieweiß,was siewill.Obaufdie Frage,waswirindemOrienthandel erstreben,derneue Staats- sekretärimAuswärtigenAmt von demVorgesetzten,von dem Untergebenen-klareAntwort bekäme? Wirkonnten optirem für- die TürkeioderfürdievierValkanstaatenzmöglichwar auchder- Versuch,gegen diereinslavischenVölker denRumänen,Vul- garen,Griechen,AlbanerninsUebergewichtzuhelfen.DieViertel-- jahresbilanz ließdemDeutschen ReichkeinenKassensaldo.Wir- haben fürdieTürkei nichts gethan,denihrfeindlichenVierbund durch höhnischeScheltreden gekränkt,dieRumänenenttäuscht(das demMinisterpräsidentenMajoreskugespendeteGroßkreuzistkein Pflaster fürdieWunde derDynastie).DerwestöstlicheDreibund

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1!12 DieZukunft.

hattedieGüte,uns mitzunehmen;und währendEngland im GlanzdesWeltrichters strahlte,trugoffiziösesGebimmeldieMär unserer»Erfolge« durchs gläubigeLand. ,,SehtJhr: Serbien er- hältkeinStückalbanischenKüstenbodens «Sti1nmt; docheine inter- nationale, nicht auf seine Kostenzubauende Eisenbahn,die alle Produkte, auch Kriegsgeräth, ohneZollpflichtin einenneutralen Freihafen derAdria führt.Das ist,weil es diePlagemitder Ve- ruhigungundVerwaltung eines schwierigen Landes, fernerdie KostenundRisikenderHafen-undVahnanlage erspart,ange- nehmerals dieErfüllungdesvordemOhrderGaleriegästeaus- getrommelteannsches. »SehtIhr:derKongreß,vondemHerr Poincare träumte,wirdnicht Ereigniß-« Stimmt; dochder Vot- schafterklüngel,derunterGreys Präsidium inDowningstreet tagt, istdieselbe Sachein einerVritanien bequemeren Form;undwir machenmit. »Wir habendieFlottendemonstration verhindert.«

Wenn sie überhaupt ernstlich geplantwar; unddann wars noch immerblitzdumm,solcherHinderungsichlautzurühmen.DieDe- monstration hättein demandieParadefremderKriegsschiffe längst gewöhntenSinn derPfortenwächterdenEindruck derWarner-- notenicht vertieft. Unddiehabenwirunterschrieben.

AmsiebenzehntenJanuar wurde sievon densechs Botschaf- tern demMinister Mohammeds des Fünften übergeben.Der Verfasser dürfte sichbrüsten;dieMischung vonRuhe undMacht- bewußtseinlobt einen Meister. Inhalt: Räumet, Osmanli, den Bulgaren Adrianopel, sonstgefährdet JhrschließlichnochEure HauptstadtunddasasiatischeReich;folgtJhrunserem Nath,dann könntJhrauf unseren Beistand undsogar auf unseren Anleihe- kreditzählen. Sehr kurzundsehr deutlich.Das wirksamste Stück, das.dieses wunderlicheEuropäerkonzertbisher hören ließ.Zwei Tadelssprüchewurden widerdieSechsgeschleudert.Erster: Jhr habt,imOktober, gesagt, daßJhrdemSiegerindiesem Kriegdie Eroberung neuer Gebiete nichterlauben werdet,undwolltnun dieTürkei nöthigen, auch nochHadriansStadt hinzugeben.Ant- wort: ImOktober glaubtenwir,dieTürkeiwerde siegen;oder heuchelten mindestens diesen Glauben. Was wirfürdieWahrung

desstatus quosprachenundschrieben, solltenur demMondsichels

reichdieHoffnung auf Landzuwachsnehmen.ZweiterTadel:

Statt nentral zubleiben, mahnetJhr dieTürken, nichtdieVul- garen,zu nachgiebigerBescheidung.Antwort:Weilwir demSieger

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Nota. 1213

solcheMahnung nicht aufdrängen wollen,demBesiegtenaber, der,nachderkläglichstenNiederlage,lautunsere Bermittelunger- fleht hat,unsdazuverpflichtetfühlen. KindlicheGemüthermein- ten,die Kollektivnote vereine alleThatbestandsmerkmale einer Erpressung (UndderHeilige Theobald rührtekeinenFinger,um von demReich, dessen Geschäfteerführen soll, so schwereAn- schuldigungabzuwehren.)WelcheMerkmale? Nechtswidrigist jeder-KriegdennichtNothstandoderNothwehr entschuldigt,und imTraumland derLämmlein magjederimKrieg erstritteneBer- mögensvortheilalsrechtswidrig gelten.Woaberist hierGewalt oderDrohung? Weder visabsoluta nochviseompulsiva drohtaus demWortlaut der Note. Siesagt:JhrTürkenhabtuns gebeten, EuchFriedenzuschaffenundweiterzuhelfen;wirkönnensnur, wenn Jhrhandelt,wieuns nothwendigdünkt.Wer dieZusage erbetener Hilfean Bedingungen bindet,ist auchimBezirkdes Bürger-rechtes nochkeinErpresser.Jsts etwaNumänien,weiles dieStunde bulgarischerSchwachheitzurErfüllungalten Wun- sches ausnützenwill?War dieLeistungdesBerliner Kongresses, TderdenNussengroßeFetzenderKriegsbeuteausdenFängenriß, einErpresserwerk?Kinderei. Jn diesem besonderenFallwar das Gewinsel völlig sinnlos:denn was inderNoteirgendwie nach Drohung roch,war von denBedrohten ja sehnsüchtigerwimmert worden. Kiamils kühlerGreisenkopfwußte, daßdieTürkenherrs schaftinEuropanichtlange mehr dauernkönneErhätteamLiebsten vielleicht auch aufKonstantinopelverzichtet, demSultanat,dasin neuerKraftnur ausasiatischerErdeerstehenkann,einekältere,nicht so entnervende,nicht soverlüderteHauptstadt gesuchtundByzan- stion-Jstambul,das nochjedenStaatswillen zermorscht hat,den Bulgaren gegönnt.Aberschon fürdenEntschluß,Adrianopel,den Thorriegel derHauptstadt,zuopfern,brauchte erDeckungzeinen Druck,demauchein Stärkerer ohne Schmach weichen durfte.Die Kollektivnote half ausderengstenKlemme. Bulgaren, Serben, Griechen:gesternKnechteund heutedemislamischen Hochmuth nochderräudigsteTheildereklenRumiheerde.Denensichbeugen?

NiemalsDoch nun hat Europa gesprochen; haben sechsGewal- tige nach unseremOhrläppchendieHand gereckt.Das tapferste HauptdesHeeres muß,wiederGroßeDiwan,einsehen,daß sol- chen Mahnern selbsteinStolzer Gehorsam schuldet.Kia111ilsAp- xpellan denBritenbotfchafter wargewißeinseines Musterorien-

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144 DieZukunft.

talischer Berschlagenheit. »RurimSchatteneinerdem Osmanens reich nahenden Lebensgefahr,einernichtvomBalkanhimmelhers aufziehenden,kannichs machen.«RurdasdemWesirUnentbehr- lichewurde inder Rote gewährt.Weröffentlichüber internatio-:

nale Vorgänge redet, sollte soalteFintenkunst durchschauen.

Daß gerade DeutschlandindemMaskenspiel nicht mitgau- keln durfte,war nicht durchGewissensskrupel bedingt. Durch;

Anstandspflichten, diekein anderes Reichbanden. Jn Vethlehem hat,vorvierzethahren, derDeutscheKaisergesagt: »Unterallen:

möglichenBorspiegelungen reißtman, ohnejedeBerechtigung,.

einStück nachdem anderen vomMohammedanerland los.«Jn:

Damaskus: »DergroßeSultan Saladin war einer derritter- lichften HerrscherallerZeiten,einRitter ohneFurchtundTadel, deroft seine Gegner (Richard Loewenherz?) dierechteArt des Ritterthumes lehren mußte. MögederSultan und mögendie:

dreihundertMillionen Mohammedaner, die, aufder Erde zer- streut lebend,inihm ihrenKhalifen verehren, sichersein, daß- zu allenZeitenderDeutsche Kaiser ihr Freundseinwird.« Der- Khalifwolltesichdankbar zeigen.JmFebruar1906 ermahnteer, aufMarschalls Bitte,den Sultan vonMarokko, aufdie Stimme derMusulmanenschutzmacht(»protectricedesMusulmans«)zuhö- ren. Vergebens: weil AbdulAziz schondenFranzenwein im- Leibhatundkeckantwortet, erkümmeresichnichtumdenTürken-- sultan.AberderKhalifenwillewar löblich.Als am fünfzehnten Februar1906 eintürkischesBataillon dieOaseTabain Arabien besetzte,glaubteman infastallenKanzleien, dieser kühneSchritt seivonBerlin aus empfohlenund derHohen Pforte deutscher Beistand gewiß.Amdritten Mai legteSir Ricolas O’Conor«

demGroßwesirdas Ultimatum vor,dasihn aufforderte, binnen zehnTagenalleTruppen aus derSinaihalbinsel zurückzuzie- hen.Admiral LordCharles Beresford fuhrmitseinem Geschwas dervonMalta nachdemPiraeusz Prinz LudwigvonButten-- bergerschienmit einerKreuzerdivisionimArchipel;«vor Gibraltar wurde dieFlottenmacht,inEgyptendieVesatzungverstärkt.Am:

letztenFristtagbefahlderSultan denRückzugderTruppenaus- Taba. Nachdemdas Deutsche Reich feierlicherklärthatte,es- denkenicht daran,den Sultan zuermuthigenoder garmitWaffen-- gewaltzuunterstützen.AuchinKoweit,Marokko,Tripolitanienists aus demdeutschenMusulmanenschutznichts geworden.8etztwar

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iota. 1115

obendrein mitkluger Enthaltsamkeiteinbesseres Geschäftzuma- chenals mithastigerZeichnungeinerNote, fürdiesünfUnterschriss tengenügten.Wars nöthig,inLondon mitzuschwatzen? Höflich lächeln, jedenBeschlußvorbehalten,dieDinge anssichkommen lassenundin dergünstigstenStunde außerordentlicheMachtmittel anwenden: sotreibtder Starke einträglichePolitik. Vethmänner lernens nie ; weilihnen Phantasie fehlt, schelten sieden zuver- wegener Kraftanwendung Entschlossenen unwirscheinen Phan- tasten. Schon anständige Zurückhaltungverhießdiesmal reich- licherenZinsalsdieEinreihung inunwürdigesGedräng.Eine Nationmuszdas Zielkennen,dassie erreichenmöchte:sonsttaumelt sieaus einer Stimmung, einer OeffentlichenMeinungthatlosin»

dieandere undverliertdie StoßkraftstetigenWollensWersnoch nichtwußte,hatsausdemJammer deutscher Orientpolitikgelernt.

Als diesechsBotschafterihresäuberlichabgeschriebeneNotes zu Gabriel EsendiinsAuswärtigeAmt brachten,war die Ver-s- schwörungdes Jungtürkenausschusses(für Einheitund Fort- schritt)schon fertig.KiamilsWesirstuhlstandlängst nichtmehrsest.

DerklugeAbbas Hilmi,demunter Kitcheners herrischemVlickder greiseVritenfreund nichtans Herzwuchs, wohl auchum seinen Khalifenmantelbang ward, hatteeinen Vertrauensmann, eines Prinzen Eidam, nach Konstantinopelgeschickt,derdengutmüthig imbecillen Sultan vonKiamil losketten sollte.Und einMann,.

derdenganzen europäischenOsmanenbesitzdenVeraubten zu-- riickgeben muß,bettetsichnichtin dieGunst seinesVolkes. Dasf vergißt,wenn esan harter Speise kaut,wer ihmschmackhaftere Kostnahm,und fluchtnur demSchmalhans,den es vorsichsieht.

Seitdem dreiundzwanzigstenJanuarstehennunwiederdies-Ehren- werthenamHerd,dievon1908bis 1911 dieTürkenküchebesorgten.

Mahmud Schewket,Enver,Talaat,DschavidundKonsorten Wir, brüllensie,dulden nicht, daß unserVaterland geschändet,unser VolknachAsiengedrängtwerde. SiehabendasHeer organisirt undausgebildet,dessenLeistungfähigkeitderTagvonKirkkilisse allen Augen erwies. Während sie regirten,verlor derSultan Rumelien undBosnien,Tripolitanien und dieKyrenaikazwurde derBalkanbund unddessenNachekriegvorbereitet.Morgen aber- werden siedasVaterland retten-Wartenwirs ab.Einstweilen ist:

nur dasfrecheGespreizderinsNothhelferamtlangendenReichs-- verderber zubestaunen. Doch schondräutjadienächsteNote. ..-

M

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1216 Die Zukunft.

Der Einzige.

»«Gunwar ich fernvonderschweren, schwülen Stadtluft, war inden Bergen. Jchverließdas Nachtquartier meistschon früham Morgen. Meinen Nothbedarf imRucksackUnd inder Tascheein Buch. Das zogich manchmalhervor,wenn ich rastete, laseinige Sei- ten undließmir dann ihrenInhalt durchs denKopf gehen, während ich meinen Weg fortsetzte. tEinmal (eswar ineinem kühlen, lustigan- steigenden Waldthsal,derWeg führtebaldhinüber, baldherüber über Tden Bach-,derAusblick auf die fernenBergeöffnete sich, schloßsichwie- der, Sonnenhelle undWaldesdunkel wechselten miteinander),einmal ersahichdroben aufderHöhe einen Mann. Erwar plötzlichda,wie ieinBild ersteht,wenn man seine Gedanken stillinSammlung hält.

ErhattedenHutabgenommen. DerWind spielte in seinen blond- röthlkrhen gelockten Haaren. Seine ungewöhnlichhoheund breite Stirn war dasErste,was miranihm auffiel. Sein eigenthiimlichs, fast eckig geformtes Hinterhaupt, dieschmale Nase,sei-n energisch vorsprin- gendesKinn ergaben imProsil einescharfe Silhousette Nun ersich mirzuwandte, gewahrteich ein feines helles Lächeln, dasum denschö- nen Plund spielte unddemTrotz seiner ErscheinungdieHärte nahm.

Jch erkannte ihn.KasparSchmidtaus Bayreuth hatteman ihn

am Abend zuvor unten imGasthiaus geheißen. Einen Sonderling,

einen Narren hatteman ihn genannt undmanch-esAndere von ihm

gesagt.Jedes Wort fielmir wieder ein.Eriesrwsartete michs. Jch fragte:

»TVollenwir gemeinsamwsandern?« »Ja!«

Eigentlich war eseineSchwächevon mir,daß ich hinzusetzte:

»Das heißt,wenn esJhnen imGeringstenunangenehm sein sollte..

»Dann hätte ich nicht Ja gesagt-«Eslag nichts Grobes inseiner kurzen männlichenAntwort. Aber umdenNiund spielte wieder das leiseLächeln.

Wir sahenvom Kamm desBerges gemeinsamin die Tiefe hinab.

Niein Blickverfolgtedenglitzerndin Bach und die schmale weiße Straße, diezwischendensaftig grünenWiesenundrothbraunen Aeckern hin- zog, von HofzuHof,von DorfzuDorf. JnderFerne schloß zwischen zackigenFelsthürmen einmächtiger Schneeberg das Thal ab.Die Sonne lag aufdemweiten,weißen Feld. Klar undtiefblau standder Himmel darüber. Wie stilleswar!

,·.-Erstwenn man dieWelt sieht, ohnesiezuhören,« sagte ich, ,,fiihlt man sieunter sich-.AufdenBergen ist Freiheit..

»Freiheit,« spracher,»ist überall. Sie liegt aufderStraße,aber wir nehmen sieuns nicht.Freiheit genug!«

»Genug? Nachwas. sollman denn streben, als rechterKerl, wenn nicht nach Fi«eiheit?i«

»Aach Eigenheit!«

Der Wegfiihrts zuerstdemGrat entlang, dann indenSattel hinab. Ein mit Geröll bedeckter Felsvorsprung verwehrte bald den :Fernblick.

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