Zeitschrift dseeyjudetendeutjchen Freiheitsbewiegung
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Folge2 t. Feber1932 13.Jahrgang
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Zur Abriijtungs-8rage.
A.Klement: ZurAbriistungsskonferenz.—- Die AufriistungderTschechoslowakei.—— A. Kleiusentt Dietfchechi- sehe Einstellungzur Abrüstung.—— Die Bedrohng des deutsch-en OstenslundSüdensx ——-- Der Beobachter
—--- Aus derHeimat.—— AusderBewegung.—— AusdemLes-erkre·cfe.— Vom Bijche1·tiscl).
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Miktnduicühlaud
Zeitschrift der judetendeutjchen Freiheitsbewegung
Folge 2 I. seh-er 1932 13. Jahrgang
ZurAbrüstungskonferenz.
Von A.Klement.
Seit 1.November befindenwir uns imRüstun g s- Feie rjahr.Esist mehr durchdieallgemeinewirtschaftliche Not allerStaaten erzwungenworden als durchden koillen zum Friedenund sollstimmunggebendeGesteangesichtsder GenferAbrüstungskonferenz sein,die endlichim Feber1932 überDrängendesDeutschenReicheszusammen- tritt.
Um nocheinen Schimmer von Vertragstreue ziuwah- ren, schienlängeres Hinhalten unangebracht, nachdem msan schon 1919 die Friedensverträge aufgezwungen hatte, in den-en es im erstenTeil —— Völkserbundsatzung
— Artikel 8doch heißt: »Die Bundesmitglieder (d-esVöl- kerbundes) bekennen sichzudemGrundsatz, daßdieAufrecht- erhaltungdesFriedens eineHerabsetzungdernationalen stungen ausdasMindestmaß erfordern,dasmit dernationa- lenSicherheitund mit»derErzwingung internationaler Ver- pflichtungen durch gemeinschaftlichsesVorgehenvereinbar ist.«
Seithersind auchdie»Besiegten« gleichberechtigteMit- gliederdesVölkerbundes geworden.DenMittelmächten hatte man diieEntwaffnung gleichmit denFriedensdiktaten auf- gsezwungen,sie gründlich durchgeführt,hatte ihnenübereine geradezu lächerlich erscheinendeWehrhaftigkeithinaus jede Aufrüstungverboten und auchdie Möglichkeit durch Weg- nahmeoderZerstörungaller AnlagenundMaschinengenom- men. Sie hattendenAnfangzum Abrüstenzumachenund die»Sieger« verpflichteten sich durch Annahmedes Völker- bundpaktes feierlich, zwecks »AufrechterhaltungdesFriedens«
zufolgen.
Seit diesemfeierlichen Versprechensindnun mehrals 12Jahre vergangen unddenentwaffneten Mittelmächten ste- hendie»siegre-ichen«GenossenausdemVölkerbundeineiner kriegerischen Aufrüstung gegenüber,wie sievordem kaum geahnt,vor derden»Siegern«selbstuntereinander schonban- ge wurde. Schließlich verdächtigtensie einander, zanktenund feilschtenum Flotteneiiiheiten,die StärkederLuft-undLand- streitkräfte,ächtetengleichzeitigfeierlichdenKriegundrüste- ten weiter, obgleich sie untereinander lauter »Alliierte und Assoziierte«Garanten desVölkerbundeswaren.
AndieVerpflichtungzurAbrüstungwurden sievergeb- licherinnert und um diesenVertr ag sbruch zubescho- nigen,verlangten sie erstvolleSicherheitenfür·eine ewige Unantastbarkeitder Friedensdiktate,ohnezuerklären,worin
dieangesichtsdestatsächlichenKräfteverhältnissesnoch beste- en sollten,bisdieunfruchtbaren Rüstungslastenallen Staa-
ten,selbstauchFrankreich,denLebensodem zunehmen schie- NichtaufrichtigerFriedenswsille,»nicht Vertragstreue oder Anerkennung der berechtigtenWunschedes Deutschen Reiches, endlich auchdieAbrüstungdurchzufuhren,fuhrtzur
AbrüstungskonferenznachGenf,sondernVdieErkenntnis, daß dieVolkereineSteigerung derMilitärlasten nicht mehrer- tragen können;beim Hauptgegnerbisher,bei Frankreich- auchdasBewußtsein, daß seineundseinerVerbündeten Auf- rustung endlichdas Spiel einer Abrüstungskon- ferenz ohne RücksichtaufdenAusgangauchwagen darf.
Endlich!Und nur einSpiel!Wäre esihm ernst damit,hätte esimHinblickaufdasentwaffnetse Deutschland längst schonaus Eitelkeit denVertrag der Erfüllungzuführenmüssen,hätte esseinen östlichenBedienten nichtMilliarden an Krediten zuschsanzenbrauchen-,um sieüber dieAnforderung-enderin-
neren Sicherheit hinauszuübergerüstetenMilitärstaatenzu
machen.
Wie dieForderung ,,Sicherheitvor derAbrüstung«ob des wandelbaren Begriffes ,,Sicherheit«zukeiner Lösung führenkannunddarum nur alsVorwand fürdenVertrags- bruch,nur als Heucheleizuwerten ist, sowar esauchnur Heuchelei,wenn dertschechischeAußenniinisterDr.Ben esch sichvor Jahren zumWortführer für»dieAbrüstung aufwarf und miteinem diesbezüglichenAntraghausieren ging,was ihmobseiner Initiative denVorsitzbei derersten Beratung hierüberimVölkerbunde eingetragenhatte.
AlldieseGeschäftigkeitunter demMantel derFriedens- liebe war fürden unvoreingenominenen Beobachter be- wußte Täuschung; denn trotzdesGeschreiesmit dem Abrüstungsplanbaute die Ts checheiaus einemNichts Jahr fürJahr unter französischerLeitungund finanziell-erUnter- stützungeineArmee aus, dieweder zur BevölkerungszahLi nochzur Größedes Staates, nochzudemVermögen seiner Bewohnerineinein erträglichen Verhältnisse stehtund die hinsichtlichder Vollständigkeitund Ausrüstungnur inder französischeneinSeitenstückhat.
Durchschnittlich ZderStaatsausgaben —- indenJah- ren 1920—1924 beträchtlichmehr-— entfallen aufdiemili- tärischeAufrüstung,von1919—1931insgesamt31.636,480.925 Kronen Prager Währung, fast32Milliarden! Laut einerim ,,Economist« erschienenenTabelle betragendiejährlichenMi- litärlastenderTschechei3v.H.des gesamten Volks- v e rm ö ge nsund siewird hierinnur durch Frankreichmit 4.6 v.H.undJtalien mit 4.3v.H.übertroffen,hältmit GroßbritanniengleichenStand, währendz. B.dieVereinigten Staaten nur 1.1v.H. fürRüstungszweckeauswerfen.
Um dieser,mitdem sostark betonten Friedenswillenin Gegensatzsteh-endenBelastungdasSchrecklichezunehmen, sind militärische Ausgaben inSachinvestitsionenoder Fonds ver- steckt,wie injenem seit1927 bestehenden »fürdenSach«be- darfderNationalverteidigung«mit einem Jahresbetrag von 315 Millionen Kronen. Aufsolche Weisewird zum Schein eine Herabsetzungdes Militärerfordernisseserzieltund für 1982 wurde diesesabermals uni 91Millionen unter Hinweis aufdieallgemeineNot herabgesetzt JnWirklichkeitbedeutet dieseSumme kein-eRiistungsminderung, denn siewird weit
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gemachtdurchdieVerbilligungdesEinkausspreises zufolge desFallens des Großhandels-Jndexes.
Mehrals2ZMilliarden Kronen oder20—25 v.H.der Staatsausgaben wurden bisher pro Jahr»dem Militarismus geopfert, hingegennur 9v.H.fürSchsulzweckeverwendet.
Damit stehtdieTschechei selbstweit hinterBulgarien mit 13.2 v.H» ja selbst hinterAlbanien mit10—11 v.H»von- denübrigeneuropäischenStaaten, sogarvom »kriegerischen«
Preußen nichtszureden,das fürSichiulzwecke16.5 v.H.ver- ausgabt.
Dafür ftrotzt die Tschechoslowakei auchvon Militär undWaf fen.Auf-Grundlage derallgemeinenWehrpflicht hatte siebis1928 150.000, seither130.000 Mann Friedens- stand.DieRekrutenaushebung beträgtbis1928 80.000, seit- her70.000 Mann, dieaktive Dienstzeit 18 Monate. Die Kriegsdienstpflicht währtbsis zum 50.,dieHilfsdienstpflicht biszum 60.Lebensjahre Somit kanndieTschecheiimFalle einer kriegerischen Verwirklungsofort130.000 aktivDienende, 850.000 der 1.Reserve (23—-40jährige),«300.000 derIl.
Reserve (41——50jährige),zusammen 1,280.000 Mann mobil machen,zudenendann imWegederNachmusterungundmit den Hilfsdienstpflichtigennoch390.000 stoßen, so daß sie
übereine Armee von rund 1,700.000 Mann verfügt-
d.h. ItsderGesamtbevölkerungistjetztschon msilitarisiertl Dies genügtaber dentschechischenFriedensfreunden nochim- mer nicht.Justam Vorabend derAbrüstungskonferenzwird amtlich mitgeteilt, daßiminterministeriellen Verfahreneine Gesetzesvorlagefertiggestelltwird über dieobligatorischekör- perliche Erziehung aller männlichen Staatsbürger zwischen6 und 24Jahren und allerweiblichenvom 6. bis zum 21. Lebensjahr. DieseErziehung besorgen die Schule, dieMsilitärv erw altun g,staatlicheund privateEin- richtungen für Körpererziiehung,denen dieBerechtigunger- teiltwird. Das Programm wirdnachdemSystem Tyrs’vom Gesundsheits-, Schul- und Verteidigungsmini- sterium festgesetzt,dieauchdieAufsichtführen.Die Ge- meinden haben Spielplätze, Unterkünfteund sonstige Erfor- dernisse beizustellenund dieAusbildungspflichtigen evident zuhalten.Wer sichderBeteiligung entzieht, hat Strafen bis zu2.000 K zugewärtigen.BeischulpflichtigenKindern wer- dendsie Eltern bestraft.
Unter dem Gesetztitel,,Obligatorische körperliche Erzie- hung« verbirgt sichder 1927 zu Fallegebrachte Plan der vormilitärischenJugend-erziehung.Daßessich hauptsächlichum militärischeAusbildung handelt,istaus der Jnstruktions- und« Aufsichtsrolle des Verteidigungsmini- steriums ersichtlich.Wasman unter »System Tyrs« versteht, konnte imSommer 1931 bei denSokolaufmärschenvor dem GeburtshausedesTyrsam Tetschner Schlosse beobachtetwer-
·den. Abgeordneter Hans Krumpeschriebhier, daßdort Kin- derabteilungenvon6——12-Jährigen)mitGewehrundBajonett, andere mit anderen Waffen behängt, aufmarschierten.Sena- torKlofatsch,derintimste ParteigenossedesMinistersDoktor Benesch,war derVater und langjährige VerfechterdesGe- dankens, das Denken derNation aufdieWehrhaftigkeitzu konzentrieren. Nunsoll ihmGesetzeskraftNachdruck verleihen und man beeiltsich- damjtnichtetwa BeschlüssederGenfer Konferenz hemmend dazwischentreten.
Das geschiehtindenTagen,wo sichalles zur Weltab- rüstungskonferenzbereitmacht,in einemStaate, dessenAußen- minister sich rühmte,den erste-nAbrüstungsplan verfaßtzu habenund derdarum für sichdenVorsitzbeidieserTagung inAnspruch nehmenzudürfen glaubte!
Die tschechoslowakische Armee gliederte sich imFriedenin12Jnfanterie-Divisionen,2Gebsirgsbrigaden, 2
jahr 1930 haben sie
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3Grenzschutzbsataillone,2schwereund 3Feld-Artillseriebri- gaden,BSpezsialartill.-Rg.tr,6Flieger-Rgtr mit 750kriegs- tauglichen Flugzeugen,3Kavallerie-Brigaden, 5Genie-Rgtr, 4Kraftfahrbataillone und sonstigeSpezial- und Hilfstrup- pen.
Das istderFriedensrahmen. Wie erweiterungsfähiger ist, zeigtbeieinem Friedensstand von 130.000 Mann die außergewöhnlichhoheZahlvon 17.808 Gagistenund 5.000 längerdienenden Unterofjizieren Aufje8Mann desFrie- densstandes fast,alsoetwa aufeinenSchwarm,deninAlt- osterreicheinGefreiterführte,kommteinGag.ist.
Großzügigwie der personelle Aufbau der Kriegs- rüstung ist auch der ind ustrielle. Die Tschechei hatte insbesonders mit den Skodawerken die Rüstkammerder Großmacht Osterreich-Ungarn geerbt und sie mit französischemGeld so ausgestaltet und modernisiert, daß sie nicht bsloßden inländischen Bedarf an Kanonen und sonstigem Rüstzeugzudecken vermag, fon- dern auchdie verbündetenStaaten der Kleinen Entente, dann Polenund dieOstseestaaten, selbstdas ferne China nachBe- darf versorgenkonnte und kann. Für1931l32 allein haben sieAufträgefürüber 100Millionen Dollar erhalten.So hat Rumänien 65.000 Gewehre.10.000 schwereund 30.000 leichteMafchsinengewehre,300 Geschiitze,200.000 Granaten, 100Flugzeugeusw« Volen 100Geschütze,10.000 Maschi- nengewehre bestellt.Die Skoda-Werke, an denen diefranzö- sischeRüstungsindustrie,dieZivnostenskaBanka und der tschechischeStaat beteiligt sind-,erzeugen inihrenFabriken (Pilsen,Nürschan,Doudlevec,Pra;;, Königgrätz,Hradekund Komorn) hauptsächlichHandfeuerwaffenund Maschineng-e- wehre, GeschützeallerArtundMinenwerfer, Jnfanterie- und Artilleriemunition, Nahkampfm.ittel, Kraft-und Panzerwa- gen, Tanks, Flugzeuge und Flugzeugmotore, Treib- und Sprengmittel sowieKampfgase.Neben Skoda gibtesan
leistungsfähigenRüstungsbetrieben noch in der Tschechei8WerkefürHandfeuerwaffen,5für Geschiitzeund Minenwerfer, 15 fürJnf.- und Artilleriemunition, 8 für Pulver und Sprengstoffe,8für Kraftwagen,5für Pan-zer- wagen undTanks, 7für Traktoren, 11für Flugzeugeund Motoren, 13 für Kampfgasund Gasmasken. Die Umstel- lungder übrigenJndustrie für sonstigenHeeresbedarfist vorgesehen.Von ZeitzuZeitwerden indenZeitungenBe- fiirchtungen laut, das;diegrößten chemischenWerke,diesich durchwegs noch in deutschen Händen befinden,eineUnsicher- heit fürdenStaat bedeuten und eswirdderen Überfühtrung intschechischenBesitzund dieEntlassungderdeutschen Jn- genieurealsdringend gefordert.
Man muß sagen, daßdieTschecheibei der Aufrüstung Staunenswertes geleistet hat.Sie gleicht geradezueinerein- zigen Rüstkammer und trotzderwirtschaftlichenNot inaller Welt gehtesdertschechischenKriegsindustrieglänzend.Die Skodsawerke allein haben ihrenArbeiterstandseit1926 von 12.000 auf40.000 erhöht (imWeltkriegewar diehöchst-e Zahl 30.000!), der Umsatzist von 650 Millionen Kronen auf 2 Milliarden gestiegen. Jm Weltkrisen-
257 Millionen Kronen Brutto- gewinn ausgewiesen und der Prasger »Sozialdemokrat«
wirft hier die Frage auf, ob nichtim Hinblickauf dieAbrüstungskonferenzhierder tschechoslowakische.außer- halbdesordentlichenEtats stehsendeRüstungskredit(315Mill.
proJahr bis 1932) vorzseitigverwendet worden ist,um even- tuellen Beschränkungenzuentgehen.EslägediegleicheAb- sichtvor, wiemit denraschenMaßnahmenfürdievormili- tärischeJugend- oder eigentlich schonKindererziehung.
Der tschechischeRüstungswille istaberauchin denöstIi-
chenRandstaaten selbstan derAusgestaltungderRüst.tngs- industrie tätig, sosdsie Skoda-Werke inPolenan dem großen Werke für Flugzeug- und Elektromotorenbau inWarschau undinRumänien andenArtilleriewertkstätteninPloesti,an derFlugzeugfasbrikinProschowund an«den Artilleriewerk- stätteninCopsaMika undCusch-ir,diejährlich500Geschütze, 500 Maschinengewehre 100.000 Gewsehreund 2Millionen SchußArtilleriemunition herstellensollen; inJugosla- wien istSkoda u. a. an der Artillieriemunitionsfabrikin Sarajewo beteiligt.
Zu diesemausderTschechei erfolgenden finanziellen-«und technischenAntrieb fürdieRüstungsindustrieindie-senLän- dernkommt nochderweitaus kräftigereaus Frankreichselbst, das diesenganzen Ausbau sinanziertund iiber Schneider- Creuzotkontrolliert.
Und alldiese Rüstungenerlitten keinerlei Beschränkung, seitder Prager AuszenministerDr. BeneschdieersteDenk- schrift füreine allgemeine Abrüstung vorlegte. Jm Gegen- teil! Er hat sichdamals bis 1932 jenen außerordentlichen Fondsvon 315 Millionen jährlichgesichert,um zumScheine das Militärerfordernis auf gleichemStand zuhalten. Die tschechischeRüstungsindustriewurde seitherweitüber die Be- dürfnissedeseigenenStaates ausgebautundgingals Lehr- Ineisterinindieverbündeten und bsesreundsetenLänder und schließlichsollen selbst schondie Kinder immilitärischenGeiste und Drill erzogen werden. All diesinErwartung derAb- rüstungskonferenz!
Jede militärische Erziehung zielt auf kriegserisschen Geist, setzteinen kommen-den Kriegalsgegebenvoraus. Mit wem solldieTschecheiKrieg führen? Jhre Nachbarn sind entweder entwasfnete GegnerVon ehedem,zudenen sie nach ständiger Bseteuerungim besten »freundnachbarlichen«Ver- hältnissesteht,oderessind ihre eigenenVerbündeten oder Freunde,deren Aufriistung sie unterstützt. Wozu also diese niedagewesene Aufrüstung diese ungeheure Belastung ihrer Steuerträgerin einer Zeitdergrößten Not,wo Hunderttau- sendevon Staatsbiirgern nichteinmal Brot haben?
Eine Aufhellungbringt jene BegründungderMilitär- auslagendesPrager Budgetreferenten Abg.Dr. Sspacek,der imParlamente klar heraussagte,die Rüstung wende
sich gegen Deutschland und Ungarn. Nun sind
aber dieseStaaten abgerüstetund zufolgeder Zerstörung- allerAnlagenundBehelfegiarnichtin derLag-e, aufzurüstens.
Nochklarer wird dieSachebeiderBetrachtungdermilitä- rischen Verträge,dieFrankreichund dieTschecheiuntereinan- der,dann mit Polen unddenStaaten derKleinen Entente abgeschlossenhaben.Sie alle beruhen aufderUnantastbarkeit derFriedensdiktate und der1918 abgeschlossene,1924 erwei- terte französisch-tschechischeVertrag verpflichtetzur Kriegs- handlung selbst auchdann, wenn derAnschlußOsterreichsan das Reich .»unmittelbar«bevorstünde.Damit würde zwar keines »Siegerstaates« Grenze verrückt, nichteinmal der Friedevon St. Germain verletzt, sonderneintschechischerZu- kunftsplanzerstört, dessen Vollendung man gesichert wissen will.
WieFrankreich so verlangtheute auchdieTschecheiSi- cherheit-vo rderAbrüstunsg.Militäriscb ist dieseimHinblick aufdieWaffenstarrein den »Siegerländern« gegeben.Es lägean diesen,nun diemit demVölkerbundpaktübernom- mene Verpflichtung,abzurüsten,zuerfüllen.Unter Sicherheit kannessich demnachnur um eineneuerliche freiwilligeAn- erkennungderFriedensdiktate,um den·Verzicht aufAnschluß undRevisionderGewaltverträge handeln.DiebisherigeUn- gleichheitdesRechtes,derSicherheit,derRüstungensollver- ewigt werden,die Weltweiter inSiegerundBesiegte geschie- denbleiben,wieesdieVerträgevon 1919 bestimmten.
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Das Zufalls-Urteil im Haag über dieZoll- union war hinsichtlichderQualität der Pro- und Kontra- Stimmen einemoralische Niederlage fürFrankreichunddes- senGefolgschaft-derJnternationale Gerichtshofbietet diesen keinevöllige Sicherheit fürdieErhaltungdesdurchdie Dik- tategeschaffenenZustand-esmehrundsoll künftig— alsnicht bestimmt willfähriggenug— ausgeschaltetunddurchdasSank- tionssystemgegen denAngreiferersetztwerd-en. Angreiferim französisch-tschiechischenusw.Sinne istaber jeder,derGleich- heitderSicherheit,der Rüstungen,des Recht-es, kurz:die RevisionderVerträgevon 1919 verlangt.
So istdieAbrüstungskonferenz schon Von
Haus aus ideell zum Scheitern verurteilt, da
skein,,Be«siegtser«aufdieHoffnungverzichten kann, gleichbe- rechtigtes Mitgliedunter den Völkernzusein. Vielleichtwird man eine trügerischeVerlegenheitsformelfinden,um einen Erfolgder Konserenzfeststellenzu können,weil sonstder Bestanddes Völkerbiundses inGefahrist;wenn nicht, so ist man füralleFälle gerüstet.Daherkannman unter dem Druck derwirtschaftlichenNot sich-aufdas Spiel einlassen. Bei schlechtem Ausgang istderSschuldige schon jetzt gesunden:
esist derjenige,der denStatus quo nichtanerkennt, der ernstlichdieGleichberechtigung auchhin-sichtlichder Eliüstung verlangt,waszur Revision auchgegen denWillen der»Sie- ger«führen könnt-e,esistder ,,Angreifer«,gegen denman sich schützenunddaherweiter rüsten muß.
Die Aufriiftung der Tfchechoflowakei.
Jm Nachstehenden soll gezeigt werden,wiediseTschecho- slowakei,diebeständig ihre friedlichen Absichtenbeteuert und diedie ernsthaftesten Anstrengungenmachte,ihren Aussen- minister, Herrn Benesch,zum Präsidentendernun stattfin- denden Welt-Abrüstungskonferenzernennen zu lass-en,im Laufeihreskaum mehralszehnjährigenBestandesnichtnur zusein-erder bestgserüstsetenMittelmeermächte Mitte-leuropas gewordenist,sondernsich auch betreffs Krisegsindustriezu einem derbedeutendsten Rüstungszentren aufgeschwungen hat.
1.Friedensstärke.
Die tschechoslo«-wakischeArmee zähltimFrieden rund 135.000 Mann (hieruntermehrals 10.000 Offiziere).
Zur richtigen Würdigung dieser,anderGrößedesLan- des gemessenenenormen Heeresstärkekommt man durchdie nachstehende verglseichsweise Gegenüberstellung:
Flächeninhalt Einwohnerzahl «Heeresstärke
Deutsches Reich. . 470.600 km2 63,300.000 100.000Mann
Oesterkeich. . . . 84.000 » 6,700.000 21.400 »
BeideNachbarstaaten derTschechoslowakei
zusammen . 554.600 » 70·000.00(I 121·400 »
Tschechoslowakei. 140.000 » 14.700.000 135.000 »
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