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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt L»
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inkdnrtrinE.L- AmtlichcsOrgandesDeutschenHutnboldt-Vereins.
Roßmäszlen
Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämterfürvierteljährltich.15Sgr.zubeziehen.
Anhalt: AusderTagesgefchichte.— Wandernngen undWandelungeninderPflanzenwelt.Von
Nos2IKarlBerlepsch.Nuß.—(Schlusz.)Die letzte Wohnung— Kleinere Mittbeilungen.einesNaturforschers—- WitternngsbeobachtnngenMit Abbildung— DieRüfc.Von H, 1862.
Aus der Tagesgeschiclste
Ein Hirtmszcmnachn Derweibliche StraußimParkederFöre-d’0rzuLyon ist kürzlichwährendderNachtvonrohen-Händengetödtet undseiner Federnberaubt worden. BeiZerlegungund OeffnungdesMagensfandman folgendes vor:Eingroßes Quantum GerstenkörnermitGras undKieselsteinen(von letzteren4Pfund!),dieerwiesenermaßendemWüstenvogel zuseinerVerdauungnöthigsind:Außerdemfandman dreiThonpfeifen,dieeinegrünliche Farbe angenommen hatten,einMessermitkupfernem Heftvon 20Centimeter Länge,25Uniformknöpfe,ein50Centimesstück,32Sons- undCentimesstücke,sowienoch andereMünzen,Stücken vonUhrketten,6großeNüsse,einStückPeißdornrohr,
und einen Drahtvon 10Centuneter Lange,derdie Kropf-undMagenwand durchbohrt hatte,ohnederGe- sundheitdesThiereszuschaden.
lUnrnnng.
Professor HasfensteininGothawarnt öffentlichvor
demGebrauchvon Schrotenbei demFlaschenreinigen.
Voreiniger Zeit— schreibter— erhieltich Limonade zurUntersuchung,vonwelchermehrerePerfonengetrunken hatten, dienachdemGenuß derselbensichunwohl fühlten.
DieUntersuchungdermirübergebenenFlüssigkeit ergab eintn Verhältnißnläßignicht unbedeutenden Gehaltan
.BleisalzenundSpurenvonArsenik.Beigenauer Unter- suchungderGlasflasche, welche diesogenannte moussirende Limonade enthalten hatte,fand icham Bodenfesteinge- klemmt 18StückSchroten,die durchdasBleioxyd,wel- ches sichnamentlichdurch die inderLimonadeenthaltene Weinsteinsäuregebildet hatte,sofest zufammengekittet waren, daßsienur durchAnwendungeinerstarken Säure losgelöstwerdenkonnten. DasBleioxhdwar in Verbin- dung mitWeinsteinsäurezumTheil gelöstinderFlüssig- keitenthalten.Die SchrotenbestehenbekanntlichausBlei, demetwa 1
Procent Arsenik zugesetztist,umdieMasse härterzu machen.
KiinsllirhcDarstellunglichter Dianmntcuaus kahle DieseAufgabeder modernenScheidekunst,welchemit derGoldmachereider Altennichts zuthun hat, soll nach demLondon Review einemChemikerGannalin Toulon gelungen sein,Undzwar dadurch,daßer Phosphok Wasser, SchweselundKohle etliche Monate langgegen
einander reagiren ließ.Das Ergebnißbestandans «20 kleinenKrystallen,welchen alle
Eigenschaftendes Diaman- tenzukamen, insofernsievollkommen durchsichtigwaren
grvßenGlanz besaßen,Stahlrinten und,wassie alsächte
Diamanten kennzeichnet,in derFormdesnatürlichen Din-
manten krystallisirtwaren. (Ausland.)
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Vandkrungenund Vandelungen inderYflanzenwelt
Ein Natur- Und Kulturbild.
VonKarl Rus.
· Jneinemfrüherindiesen Blättern erschienenenArtikel führte ichbereitsbeiläufig einige Beobachtungenan, nach welchen eineAnzahl Pflanzen ihrealten Standorte,die sie vielleichtHundertevon Jahreninnegehabt,verlassenund nachanderen übergesiedeltwaren. DererzählteFall zeigte unsGattungen, welchenurimSchutzdesschattigenLaub- holzes gedeihenkönnen und die,nachdemdie Bäume scho- nungslosheruntergeschlagenworden, inihrer ursprüng- lichen Heimatheingehen mußten.Merkwürdigerweise kamenaberalledieseFamilien aufanderen,nichtsehrfern gelegenenStellen wiederzumVorschein, nachdemderhier bisher nasseund unfruchtbareBoden inzwischen ausge- trocknetundfürdieAnkömmlinge geeignetgewordenwar.
Esseimirvergönnt,denLesernhier eineReihevon Beobachtungenvorzuführen,welche ich einemWerkedes kgl. WasserbaumeistersSchulem ann inBrombergent- lehneunddenen ichnocheinige selbstangestellte hinzufügen werde. Der Verfasserbeschreibtdiegroßartige Entwäsfe- rung einesSees, welche imnördlichenTheile des-Regie- rungsbezirks Bromberg,demsogenannten Netzdistrikt,auf Staatskosten ausgeführtwurdeunddiesichdemKanalbau undallen denübrigenMeliorationen, dieFriedrichder Großeindieser Gegend ausgeführtoderdoch begonnen, anschließt.*) HerrSch.behandeltdenGegenstandin histo- rischer, technischerundökonomischerBeziehungundfährt indemunsberührendenTheilewiefolgt fort:
, DieVeränderungen,welcheohneallesmenschlicheZu- thuninderFloraderentwässertenBruchflächenvor sich gehen,sind fürdenLandwirth, wiefürjedenBeobachter derNatur vonhohem Interesse. Herr FeldmesserHüb- ner, welchersowohlbeidengeometrischenVorarbeiten, wiebeidenAusführungs-undUnterhaltungsarbeitenGe- legenheit sand, jene merkwürdigenUebergängeauchinden entlegensten Bruchtheilenzubeobachten,macht darüber die anziehendstenMittheilungen.
Erberichtet,daß dieWiesenundHütungsflächeninner- halbdesMeliorations-Terrains nachdenhohen Wasser- ständenvon 1852 bis55beim BeginnderFrühlings- Vegetationeinentrostlosen Anblickdargeboten haben.
Jcnganzen Thalesahdas-Auge, wohinessich auch wenden mochte,nur diegelben FlächendesWasserschmirgels (Ca1t-ha palustrjs), welcherindenstehendenGewässern
·eineenorme Ueppigkeitentwickelte. Einige Wochen später, beivorgeschrittenerVegetation erhoben sichdieBlüthen- stengelderverschiedenstenCyp»ergräser,deren unendliche Mannigfaltigkeit mehrdenBotaniker alsdenLandwirth entzückenmußte. Ganz besonders reichlichwaren diezahl- reichenGruppen derRietgräser (Carex),derKnopsgräser (schoenus), derBinsen(Scirpus) UndSimsen (.Juncus) vertreten gewesen.VondeneigentlichenRietgräsernwaren esnamentlich folgende Species:C. caespitosa, C.glauca, Cstricta, C.muricata, C.vulpina, C.klar-VC.inter- medja, C-paniculata, C.hintenC-. paludosa, C.para- dox-inC-kipariazsogarseltene Species, wieC.oederi undlimosa, welchetheils einzeln, theils rasenweise,mei-
’«)DieSchriftheißt-Darstellung derGoplo-Bn- cliorze—Motitwezk-ndli«oration«,nnd istinBerlin beiG.Bosselmann (ld'i)l)erschienen-
stentheilsaberinsolchen Massen austraten, daßsieden alleinigen Bestandbildeten. schoenus nigricans und ferrugineus, Gyperustlnvescens Undfuscns, scirpus palustris, ovatus, rufus, carjcinus, Juncus efkusus, conglomeratus, bufonjus und endlich die Wollgräser Erjophorum latifolium undvaginntum traten dazwischen mehroderweniger zahlreich auf, ohne geradeindemBe- stande vorzuherrschen.
Jndentieferen Stellen desBruches, welchegarnicht mehr wasserfreiwurden,hattensich verschiedeneWasserge- wächseangesiedelt,wieRohrkolben(Typhn), Jgelskolben (spnrganium), Froschlöffsl(A1ismn),PfeillrautSag-ihm- ria), Tannenwedel (Hip1)uris),dieWasseraloe(st1-ntjotes aioides), dieSumpsiris (lrispseudacorus), welche sich so wuchernd ausbreiteten, daß auch nichtmehrCariceen aufkommen konnten;höchstensCarex ripariaundscirpus pnlustris zeigtensich nochhinundwiederandiesenStel- len. DieFamiliederSüßgräser(Grnmineae) war aus demThale fast gänzlichverdrängt,undhattenur andn
höherenAckerrändern,welchetrockenlagen,einzelneAli
präsentantenaus den Gattungen Agrostis, Poa und Festuca. Eswaren diesnamentlich Agrostjsvulgarjs, « Ä.canina, währendPoaaquaticu,Phalarjs arundinacea UndArundo phragmites dieFlußufer einfaßtenUndGeiz-- ceria tlnjtans antieferenStellen beifestemUntergrunde vorkam.
Einenvon diesem ThaleetwasverschiedenenCharakter zeigtedasdaneben liegendeBruch. DersehrhoheWasser- standließdieCalcha palustris nichtmehrin solcher Mengeaufkommen, wiein demThale. Viele Hunderte von Morgen, namentlich zwischendem großenSeeund kleinenHöhenzügen,produeirten fast ausschließlichCata- magrosth stricta Undscirpus pnlustris, diezweitrau-
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«rigsten RepräsentantenausdenFamilienderGramineae und Cyperaceae. —
Einzelne höher gelegeneStellen desBruches, welche nur zeitweisedemVieh zugänglichwaren, brachtenSumpf- Giftpflanzenaller Arthervor,unter denen dieGattung Ranunculus dieerste Stelle einnahm.Fast keine Species dieserartenreichenGattunghättederBotaniker hierver- geblich gesucht,undgerade dieschädlichstenwuchseninsol- cher Menge,daßdashungrige Viehkeineranderen Pflanze habhaftwerden konnte, ohnevon diesen mitzufressen.
Ranuncuius lingun, R·sceleratus und vor allem R.
acris habenindieser Gegendeinetraurige Berühmtheit erlangt,durch die fastalljährlichenViehsterben,welcheall- gemeindemGenusse dieser Giftpflanzen zugeschriebenwur- den. GleichschädlicheEigenschaftenhattederfreilich nicht in solcherMengewachsendeWasserschiekling,Cicuta virosa, welcher inderpolnischenSprachedenbezeichnendenNamen swjnia wesz führt,d.h.zu deutsch Schweinelaus.
Minder schädlichkonnten andere Giftpflanzenwerden, wieInula, daderhöhereWuchsund das vereinzeltere Vorkommen einunabsichtlichesMitgreifen erschwerteund dasViehschondenGeruchdieserPflanze verabscheut. Auch Euphorbia palustris. dieSumpfwolfsmilch,obgleichsie zu dengefährlichstenGiftengehörtundderäußereHabitus derPflanzetäuschenddemeineskleinenWeidenstrauches gleicht,wodurch Verwechselungensoleicht möglichsind,
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konntewegendesVorkommens ingeringerer Menge nicht soschädlichwerden, zumaldasViehauchdiese Psianze ausInstinktzu meidenscheint·t)
Vergleichtman hiermitdiegegenwärtige Flora, nach derausgeführtenEntwässerung,soisteinungeheurerCon- trast unverkennbar. SchonimSommer 1857, nachdem inFolgeder erstenDurchstichedasStaiiwasser abgelaufen war, fandensichindemThale verschiedeneSiißgräseraiis denGattungenPon,Festuca, Bromus, AimundMelicn ein, deren Samen von denbenachbartenHöhenange- flogen sein mußte.BeiderfortschreitendenTrockenlegung verschwandendieWassergewächse,wieTypha, sparsa- njum, stratiotes u. a. von denWiesenflächengänzlich undbliebenaufdiecoupirtenaltenWasserläufebeschränkt, aberauch hierivurden siemeistentheilsdurchdasZuschütteU mitderbeiAnlegungderDurchstiche gewonnenenvErde verdrängt,undfinden sich gegenwärtignurnochvereinzelt in-denalten Torfgräbenvor, namentlichdieGattungen TyphnUndInu12i,. Calixer palustris, derWasselsschmlb gel,derfrüherfastdasganzeThalüberwucherte,wirddort baldzu den Raritäten gezähltwerden können.—-
Aiifden vouiGrundwasserbefreitenhöherenStellen fandensich dagegenallediejenigen Gewächseein, welche einen wasserfreien,obwohlfrischenBoden lieben, nament- lichThalictrum liavum, dieWiesenraute, Lathyrus pru- tensjs, dieWiesenplatterbse,Hottonia palustris, die Sunipfprimel, letztere sogarineiner schönengefüllten Spielart,Triglochinmaritimiim, derDreizack,Pay-go-
num bistortir undPolygonum nmphibium, derKnoterig, lauter Gewächsevon sehr geringemFiitterwerthe,deren VertilgungdieLandwirthesiehsolltenangelegenseinlassen.
Namentlich Trjglocliin isteinhöchst lästigesUnkraut, welchesdurchseinen sehr reichlichen Sanieiiansatz sichin's Unglaublichevermehrt,iindwohlnichtandersnals durch UnistürzeuderArkerkruiue zu vertilgenseindurfte. Ein ebenso lästigesUnkraut istdienunmehraufdenfeuchten Stellen in iingeheiirerMenge wachsende Wasserniinze (Menthn aqiiatjca),einePflanze,welche durchihren«be-
deiitenden GehaltanaroniatischemeeldeinHeuzwareinen sehr angenehmenGeruchmittheilt, Jedochbewirkt-»daß dasselbevom Vieh gemiedenund,wennsie·ingroszerer Mengedarinvorhanden,garnichtheruhrtwird. Einige Stellen waren vorzugsweisevon dieser letzteren Pflanze
eimeUcht.
h IhnidmnochhöhergelegenenRändernhattensichoschon
imersten,undvielmehrnochinizweitenunddrittenJahre nachBeginnderTrockenlegung,·»sehrzahlreicheunddar-
unter höehstwerthvolleSuszgrasereingefunden, welche aKilsonstnur aufdenbesten Wiesenvorzukommenpflegen.
FHTXNamenksichdiskwestlicheWiesensaunierzeugtedieseGraser ingrößterMenge,unddashierstattgefundeneUeberkarren
einesgroßenTheilsderWiesenmitdemAushubausdeg
FlußdiirchstichenläßthoffelssdaßdUV»chAnfxltgensie
Saineiis sichmitderZeiteine ausgezeichneteNarbehier
bildenwerde. « ,
Die sichhin ein-findendenSüßgräsersindnamentlich
folgende: Honiggkas,Holcus lanatus, Darrgras, Hierm-
. ’«)DieskannichnachmehrfachenBeobachtungenbestätigen
— worüberspätereinNäher-ca K-R-
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chlon bot-caus, verschiedeneRispengräser,Poa Fratzen- sis, P.aquaticu,P.ti-ivia1is,Kammgras, Cynosurus cristatus, Knaulgras, Dactylisglomeratu, Wiesen- trespe,Bromiis racemosus, Wasserschwingel,Festiicn pmtensis, Wiesenhafer,Avenci pratensisundtlavescens, dieRasenschmiele,Aira caespitosti, das.sowerthvolle Rohrglanzgras,Phalaris arundinacea, TinlvtheUMng, Phleum pratense unddasFuchsschwanögkasiÄ10P80u' rus pratensis Von Kleegewächsensind,theilseinge- sprengt, theils ausgebreitete Rasenbildendbeobachtetwor- den:derrotheKlee,Trifolium pratense, derweißeKlee, T· kepellsx derBastardklee,T.hybridum,derSteinklee, Melilotus vulgaris, die blaueLuzerne,Medjcago sativ:i., desgleichendiegelbeM.media, und alsCuriositäteine zwischenbeidenstehende, wahrscheinlich durch gegenseitige Befriichtungentstandene Form, mitblauen, gelbenund grünen Blumen auf einerPflanze,welchevomdunkelsten SaftgrünalleNüancen von grün,gelbgrünund gelb durchlaufen.
In demBruche,wenigstensindemunteren Theile desselben,ist einfreiwilliges Erscheinen süßerGräserbis- hernichtbeobachtetworden, weilsichderBodenwohlan undfürsichwenigerdazueignetunddas Anfliegendes Sanieiis durchdieLokalität bedeutend erschwertwird, sciispus,Calamagisostis,schoenus nndcurex sind noch vorherrschend,Unddadie meisten dieNässeliebenden Ca- rieeeiischon verschwunden,undLücken inderNarbe ent- standen sind, welche durcheinsderwucherndsten Unkräuter, Potcntilla argentea, eingenommenundmitunglaublicher Schnelligkeit ausgefülltwerden, so dürftefür eine Ver- besserungder Grasnarbe ohne kräftige Nachhülfe seitens der Besitzer,womit aber auchbereits begonnenwird, wenigzuhoffen sein.
Wesentlichanders istdasVerhaltendesmittleren und oberenTheilesvondeinBruch. Schonda,woder Wald dasselbe begrenzt,undeineHöhenreihesich mittenhindurch .zieht,ist einevor-herrschendeSüßgräser-Vegetationunver- kennbar;dasBruch nimmt hiersogardenCharaktervon Waldwiesenan,indemeigentlicheWaldgräserüberwiegend austreten,wienamentlichFestuca inermjs, Poanemora- lis, Melica iinjllorti undnutans, Agrostjsstolonjfera,
Anthoxantlium 0d0ratum, das Geruchgkas,Undvor
allenBrizri inedln,dasschönezierlicheZittergras, welches indichten, ausgebreiteteii Rasen erscheint.
FürdiesenTheildesBruchs ist durchdieschonin größerem Maaßstabe begonneneKultur durchUmreißen undEinsäen süßerGräserundKleearten, HaferundBuch- weizendas Beste zuhoffen.Aufdenmit deniAushub ausdeinKanal iiberkarrten Strecken hattesichimJahre 1859 trolzdessehrheißenundtrockenenSommers eine wahrhaft überraschendeVegetation eingefunden, welche so- gar stellenweisedas Gehen erschwerte; namentlich hatte sichhiereinePflanzeeingefunden,welchesonsteinen frischen, graswüchsigenBodenanzuzeigen pflegt,die Beer- winde(Calystegin sepium),.diemitihren windendenund kletternden Stengeln20bis30FußimUmkreiseandere Gewächse,namentlichhöhereDoldenpflanzenberankt und einfestes, undiirchdringlichesBlattgewebe gebildet hatte.
(Sil»)lußfolgt.)
Yieletzte Wohnungeines Aaturforseifers.
»,,DieStelle,woein guterMensch geweilt, ist heilig«, sagteinDichterwort. Dem FreundederNatur istauch dieStelle einegeweihte,wo eingroßer Forschereinen TheilseinesLebensverbrachte. DieunscheinbarenHütten, welche unserHolzschnitt darstellt,wiesie inEuropahöch- stensaufderPustademträgenSlovakendienen,dienten einelange Reihevon Jahrenhindurcheinemunsererbe- rühmtestenNaturforscheralsBehausung, dessenName sich füralleZeitenan dendesgrößten Naturforschersaller Zeitenuntrennbar knüpfenwird, wie beideTräger, zuletzt fastzwei Menschenalter lang durchdasWeltmeer getrennt, biszumTode im spätestenGreisenaltereinander inwahr- haft jugendlicherLiebeanhingen.
Dr.Av6-Lallemant sagtinseiner,,Reisedurch SüdbrasilienimJahre 1858« von Humboldt, daß dieser auchihn ,,im Zweifel gelassen habe,obsein Geist umfassender,oderseineHerzensgesinnung edlergewesen sei «;ersagtdiesimEingang seinesBuches,als erer-
zählt, daßernur auf Humboldts Empfehlungals über- zähligerSchiffsarztderNovara-Expeditionzugeselltwor- densei;undalserinseinenReise-Schilderungenbiszu den endlosen Grasebenen von Corrientes gekommenist, fährterfolgendermaßenfort:,,VierLeguasinwestlicher Richtungwaren wirderStraßenach Coneordia gefolgt;
kaum einigeReiter und Carreten waren uns begegnet.
Das eineoderandereLehmhausinderEbenebliebfernab vom Wege liegen.Eswar eineinsamerRitt. Und doch ward ernocheinsamer! DerPeonboglinksabvon der Straße. Ohne einigen Wegrittenwirsüdwesilich,südlich undzuletzt selbst südöstlichvierandere Leguas,während welcher kaumein Busch, ein Grund mitMimosen,kaum einige Rinderheerdenund trabende Pferde diewirklich furchtbareEinödedesGrasmeeres unterbrachen.
Endlich erblickten wirvor einemgrünen Baumgarten ein kleinesGehöft.»DortwohntDon Amado«,sagte- meinPeon,undinwenigMinuten hieltenwirvordem Haufe.
Doch istderAusdruckHaus hier euphemistischaufzu- fassen.DieWohnungdesalten Aimö Bonpland*) bei Restauraeion in Corrientes bestandauszwei großen, in einemrechten Winkel anderEingangsseitesichtreffen- denHiitten, derenLehmwändedurch Bambusstäbe und ge- ringesBalkenwerk einigenHalthatten. Das Dachwar vonStroh,aufBambusrohrfestgebunden.
Neben diesenbeidengroßen Hüttenwareine Artvon bedecktemVerschlag,auf dessen Boden einigeSteine zu- sammengelegtwaren: KücheundKochheerddesberühm- tenMannes. Neben demGanzenstand einealteCarrete undeiniges PfahlwerkzumTrocknenvon FleischundAn- bindenvonPferden.
Jn diebeidenHüttenhäuser führten zwei Thüren.
Fenster hattedieWohnung nicht.Licht konntevon außen durch dieoffenen ThürenunddieVielenAbbröekelungen undRisseindenLehmwändenhinreichendhinein dringen.
Gegendie Rückenwand dereinenHüttewaren zweiBaum- ftammealsStützenangelehntzsieneigtesichstark hinten-
unddasDachwar infastbeängstigenderWeisege- en .
ViergFVßeHundeschlugenan, als ichabstieg.An- fangs erschien Niemand.Jch klopftein dieHände,lauter
")UnserBildist NachderTiteloigneitedes genannten Buches gezeichnet.
bellten dieDoggen.Einjunges wohlgebildetesMädchen vonetwa funfzehn JahrenkamausderThürundfragte michbescheidenaufspanisch,wasichwolle.
Ich gabeinenBrief,denmirHerrKasten mitgegeben hatte,ab.
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DerAlteschlief. Jch gingin dieHütte hinein, Welche alsWohn-, Eß-undBesuchszimmerdiente. Ein breites Brettaufzwei Fässernliegenddiente alsTisch;
eine Bankundzwei Stühlewaren zumSitzen bestimmt;
zwei Bettstellen ohneBetten dienten zumEmpfangund BeherbergungvonGästen. Eine Mengevon Sattelzeug, Häuten, Zwiebelnu.s.w.lagimdunkelnHintergrund desRaumes.
SowohnteBonpland, unseresberühmtenHumboldt Reisegefährte!Jchkonnteeinentiefen Seufzernichtunter- drücken.
Das junge Mädchen setztesichmirgegenüber,einbe- scheidenes,wohlgesittetesKind,dasmirdas höchsteJn- teresse erregte— man hattemich inalleVerhältnissedes altenMannes eingeweiht—underzähltemir, DonAmado wäreschonseit einigenMonatenkränklichundes wollte gar nichtmit-ihm besserwerden. Dochwürdeer«gleichkom- men,denn erginge nochimmeramTage umher.
DakamdennendlichderalteunermüdlicheBotaniker, einfach gekleidetinHemdundBeinkleidern ausweißem Baumwollenzeug. Fünfundachtzigvielbewegte Lebensjahre hatten tiefe FurchenindasliebefreundlicheGesichtdes Mannes gegraben, desfen Augenaber nochsorein und klarumsichschauten, wienur immer möglich. Herzlich undfreundlich empfingermichundentschuldigte seinen ärmlichenHaushalt,denseine Gastfreundlichkeitnur noch mehrdadurchverrieth, daßermirFleischrösten ließund kaumeinMesserundeineGabel aufzinnernemTellermir vorsetzenkonnte.
Dann geriethenwir, nachdemichmitHülfemeines TafchentnessersundmeinerFingermeineMahlzeitbeendet hatt-e,in garbuntfarbige Gesprächeüber Botanik undPo- litik,EstaneiasundParis, HumboldtundSta-Borga:
garzu argschweiftendesAltenGedanken umherinden unermeßlichenRäumen, dieerdurchmessen,undinderge- waltigen Zeit, dieerdurchlebthatte. Aberimmer noch mehrRaum wollte er, immer nochmehrLebenszeiter- wartete er miteinem gewissen Heißhunger.Wie sollte Santa-Anna, das einsame, reglose, leblosenacheinigen Jahren aussehen!
Jch mußte ihm unendlichvieles erzählen, besonders
von HumboldtundmeinemBesuch beidemselbenam12.
Dec.1856. Abererwardmatt, weswegen ichihndrin- gendbatsich auszuruhen, währenddessen ichseinenGarten unddasoffene Feld besehenwollte. Das war abernicht leicht.DergutealteDon Amado war rechteigensinnig undschienmirmeinengutenRath fastübelzunehmen- Erlittsehr heftiganeinemchronischenBlasenkatarrh,der mirnachallem,was ermirdarübersagteundmittheilte, sehr bedenklicherschien.AnStein behaupteteerdurchaus nicht zu leiden. UeberhauptschienersichallseinKrank- seinmöglichstausreden zuwollen, Undvorsichtigerweise glaubte ichauch auf nichtmehr eingehenzudürfen,alser mirganzbeiläusigmittheiltesp
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Sogingerdennwieder in dasandere Haus hinein,
um sich wieder hinzulegen- Jchbesuchteseinen Garten einige hundertSchritt vom Hause fern. Gerade wiein Sta-Borga waren hier besonders Orangen, Pfirsichenund Rosen angepflanzt,auch einigerRieinus, Feigenbäume
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undetwas Gemüse.Aber dasüberhandnehmendeUnkraut redetedavon,daßder GärtnernichtmehrmitvollerSorge wachenundarbeitenkönne.
Ringsum denGarten streckt sichnun dasfreieFeld hin. JnderEntfernungeiner starkenhalbenMeilesieht man dasGebüschvom Uferdes Uruguay herschimmern;
sonstist alleseine monotone Grasfläche.
DieRegierungvonEorrientes schenktedemaltenBo- tanikerfür seineBemühungenumeinpatriotisches Museum derRepublik einengroßen Campoam Uruguay, dessen Werthman auf 10,000 spanischeThaler anschlagenkann- doch haterfürdenalten Mann eigentlichgarkeinen Werth,dennesfehlen ihmalleMittel denselbenmitVieh
Dennoch«hatderalteBonpland, indessen inerMengevon Plänen,die feste ianoch selbstzubewirthschaften.
lleseine Vorhabenabersindbei undheitszustandeundseinerrela- ührbar.Statt nun seinLand zuverkaufenoderzuvermiethenundmitdemErtragda- von und einer französischenPensionvon·3000fFrancs ruhigzu leben, darbtetans-s bittersteInseinemRecchthuni
und erträgtallenur denkbarenEntbehrungen,um sein Landselbstzubewirthschaften. »
Und darinläßter sichnicht rathenundnicht«helfen.
Jedermann achtet undehrtihn,abererwill·vonNiemand etwas,besonderskeinenRath,keineHülfe;1aerscheutes fast,inseiner NothmitMenschen zusammenzu kommen:
zubesehen·
Kopfeswimmelt vone
Idee, seineweiteEstanc Eine ganze Reihe, jaa seinemAlter,seinemGes tivenMittellosigkeit unausf
458 siekönntenihmeinenguten Rath gebenoderHülfean- bietenwollen. JnderStadt -Restauraeion hat ihmdie corrientinischeRegierungeinHäuschenangewiesen,aber erkommtnur zuweilendorthin;die ganze Stadt liebtden alten Don Amado, eraberwillnichtsvon derganzen Stadt. Kurz,man mußdenAlten gewährenlassen,so langeesGottgefällt.Alservor mirsaß,undich ihn mitärztlichemAuge musterte,dakonnte ichdenweh- müthigenGedankennichtvonmirabwehren: daß,wenn
erauchan demTageetwas mehralswohl sonstange- griffen seinMöchte,er dochwohlinschon einigen Tagen seinLebenbeschließenwürde.*)
SeinePianuseripteundHerbarienliegeninCorrientes,
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ilsils-»i-l ists
woerDirektor desnaturhistorischenMuseums istoderwar.
Noch immer isterbotanisch thätigundzeichnet sorglich vonjederReise, dieermacht,dieeinzelnen Erscheinungen auf. Einsaberistauch dabeiverfehlt,was erselbstein- gesteht:erist,nachdemerneun JahreinderGefangenschaft
vonParaguay gewesen, hinterderWissenschaftzurückge- blieben, undwürdejetzt nicht mehrdemFortschrittder Botanik folgenkönnen. So mag dennauch in seinen Sammlungen undAufzeichnungenneben vielemhöchstVe- merkenswerthen auchgarvielesveraltet undverkommen erscheinen·
AmAbendließerMichinseinen Privatranchekom-
««)Sodachtei am 17. ’ ' -
starbM liebeAwch April.Am4.Mai schonver-
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