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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1860, No. 18.

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Academic year: 2022

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.(L'UAU.-i.

Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt BrrauggegelieununE.El.Roßmäszleic WöchentlichlBogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämterfürvierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: DieLeipziger Messe. DieerstenBaunifrüchte.

No. la. VonDr. Otto Danimer. Kleinere Mittheilungen· FürHaus undWerkstatt Beider

Redaktioii eiiigegangene Bücher-( Verkehr.

(MitJllustratioii). Feste Körper.

1860.

YieoCleipzigerMesse

Vielleichtschüttelt mancherLeser denKopf,indemer diese Ueberschriftliest. AberamEndegiebterdoch wohl zu,daßdieLeipzigerMessedenndocheineAuffassungzu- lasse, wodurchsie nicht blos,,allenfalls«-sondern recht eigentlichindasBereichunseresBlattes gehört.

DieNatur istzwar nicht damitzufrieden,wenn der Menschinihrnur eineUniversal-Vorrathskammervsieht,

undunsereAuffassungihreralsunsererHeimathistjeden- fallsdie alleinrichtige;alleinsiewillfdennochauchJenes sein und wirhandeln recht,wenn wir sie auch einmal so auffasseirsofernwirnurdashöhereVerständnißderNatur nichtdabeiverlieren.

Undwoerschieneuns denndie Natur indieseraller- dings einseitigen Auffassung größerundreicher,als·an eineinOrte undzu einerZeit,wo derGewerbfleißeines halben Erdtheilsdietausend vielgestaltigenVerwerthungen ihrer Spendenherzuführt?

Man muß LeipzigerundinLeipzig heimischsein,um sich ein Bild von deraußerordentlichgroßenBedeutung diesesZusammenflussesvon Waarenmachenzu können.

Nur wenn man vertraut istmitdemAlltagsgesichteder bedeutungsvollenStadt, kann man dietausendlleinen fremden Zügedarin erkennen,welcheihrfur»diekurze

Dauer einiger Wochenderemsige Verkehr aufpragt.

BetrachtenwireinejedederherbeigeschafftenWaaren

als-einfertiges Erzeugnißdes verarbeitenden «Fleißes menschlicherHände,so verweistunsdochjede aufdieNatur

alsihre Ursprungsquelle. AberhöheralsdasErzeugniß mußunsderErzeuger stehen,undalleDiejenigen,welche zudiesemalssolcheminirgend welchem persönlichen Ver- hältnißstehen. Dasiehtman, wieweitdieWellenkreise greifen, welchedie Natur umihredargebotenenStoffezieht.

DieziemlichnüchterneStadt kommtinSchwungund setzt sichinPositur,dieAbertausendevonmittelbaren und unmittelbaren Vertretern derArbeitgastlichzuempfangen.

Jm elegantenErkerzimmer,worin vorgestern nochder kleineBürgerfüreinenseine Mittel übersteigendenGroß- thuergeltenkonnte,dabreitet heuteder fremdeFabrikant seinWaarenlageraus undübernimmtfür höchstensdrei-, mal dreiWochenden größten TheildesMiethziusesz währendin,,guterMeßlage«diearme Wittwe im vier- tenStockeausihrem StübchendengleichenVoktheirzieht, undmitihrem Kätzchenneben demHeerdeübernachtet.

Halb Leipzig kriecht zusammenindendenkbar kleinsten Raum,um ,,seinenMeßfremden«Platzzumachen.Stolze KanMaUUslädeUentäUßeMsichihrer bescheidenenKleider- magazine dieeinstweilenaus einer,,Bude« die Land- leuteansichlocken,undnehmendenebenbürtigenGastmit Wohlbehagenüber diewenigstens auf kurzeZeitvonihnen genommene Entweihungauf: dasreicheLagereinerfrem- denFabrik. Wo nochgesterndasLockenköpfcheneiner hübschenLeipzigerinausdemFenster sah,daspielt heute derAprilmitherausgehängtenPaletotsmitangehefteten Beinkleidern oderMantillen ausBerlin, so daßesfast

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aussieht,alsseiin demHause Lynch-Justiz geübtworden.

AufdenGassen schmiegt sichderfchmiegfame Leipziger zwischendenschwerbeladenen ,,Rollwagen«unddenstolz wandelnden Fremden,und in derauserkorenen Restauration verzichtet seufzendderStammgastaufsein gewohntes Plätz- chen,frohwenn erfeinBIernichtmit,,Meßpreisen«bezah- lenmußund dazueinEckchenam Tische sindet. Mit bittersüßemLachen rufterseinem gewohnten Tischnachbar einengutenAbendzu;erentdeckteihnunter fremden Ge- sichternineinem andern Winkel desZimmersundbeide kommen sichvor wieSchiffbrüchige,welcheauf rettenden Bretern aufdemOzeantreiben, nachdemdasbergende SchiffausdenFugengegangenwar.

Aber auch inLeipzigisteben AllesausRandundBand.

DerschöneMarktplatz vereinigtnichtmehrdreimalwöchent- lichallesDas,wasderLandmann fürdesLeibesNahrung undNothdurft herbeischafft;esflüchtete sichunter den Schutzvon St.Thomas, undwoButter undEierfeil ge- haltenwurden, stauntman nun inlangen Budenreihen dasunglaubliche, ewig gleicheVielerlei ,,NürnbergerWaa- ren«an.

Dreimal wenn wirdemschwächlichenNeujahrs- messen-DritteldieEhredesMitzählens anthunwollen

—- dreimal verliert sichLeipzigtotal, undman kanndas einst berühmtgewordene Wort: Leipzig hat sichwiederge- funden, dreimal eineWahrheitwerden sehen;denn am

SonntagenachderletztenMeßwbcheist die gute Stadt so- fort wieder diealte. Nur aneinemOrtebleibt ihr,,mit hoher obrigkeitlicher Bewilligung-«meist nocheinigeTage einRestchen ,,Meßtrubel«:vordemPetersthore,undauf demweitenRoßplatzebrüllennoch ein paarTage langdie Menagerie-Löwenundlockeneinigeandere»Schaubuden«

einpaarGroschen MeßgewinnausdenTaschenderwieder inihr Recht Eingesehten

Zwei»ProfesforenderMagie« habendiesmal ihre breternen Hörsäle aufgebautund werdensichereinaufmerk- samesAuditorium haben,umdassie vielleicht mancheran- dereProfessor,derkeinMagier ist,beneiden würde. Der einedavon gestehtesaufseinen Placaten ehrlichein,daß

erdie neuestenEntdeckungenderNaturwissenschaftzuHel- fershelfern hat.Der Mann istalsoeigentlicheinProfessor dergeheimen NaturgeschichteDaneben isteineandere naturwissenschaftlicheAnstalt,dennwas istdas,,nieder- ländischeAffentheater«Anderes, alseineVorlesungüber praktischeThier-Seelenlehre?Ja selbstderReitkünstler Renz, dessenRiesenbudemirdichtvorderNase steht,ist ein Stück NaturforscherdurchstaunenerregendeDressurdes edelnRosses.

Wienun verhält sichzudiesembunten,durcheinander wirbelnden Treiben dernichtdaran irgendwiebetheiligte Leipziger?Dennganzentziehenkann sichkeinerdenmancher- leiEinflüssendesselben. Jchbildemirnichtein,hinter ihrenWortverhüllungenihre wahrenGedanken undEm- psindungen errathenzukönnen, aberichwageesdennoch

undzwarinmeinemSinne zuihrer Ehre,zubehaup- ten,daß ihrernur wenige feinwerden,welchenderLärm unddasTreiben derMessewirklichnur belästigendund nicht doch auch zugleichbelustigend ist,wie sieesvorgeben.

Jch schließedabeifreilichvon miraufAndere. Mir behagtdaslebendigeTreiben,jamirgehörtesrecht eigent- lichzumeinem Berufe,mit spähendenBlickenmichvon feinenWogentreibenzulassen,umzusehen,wieesauch hier-vorwärtsgeht,wiebaldhierbalddorteineneueVer- wetthungdesallmächtigenStoffes ausgestellt istoder ein

bishår

tüberfehenerStoff endlich seineVerwerthung gefun- den a.

276 Begleitet micheinmaleinStündchenaufeinemmeiner Meß-P«aseos,ich hoffeeswirdeuch nichtgereuen.

DerWeg führtuns durcheineStadtöffnung,welche nochvor wenigen Wochendaszuschmale Petersthorver- engte, aufdiePetersstraße,undobgleichsichdiesefchmeicheln darfeineHauptstraßezuseinundaufdenMarktplatzmün- det,so ist siedennochkeine,,Meßlage«;denn wirmüssen Leipzig,um esmeßmäßigzuverstehen, jetztals einen strohenden Sackauffassenundihnaufseine nördlicheBasis stellen;dahatsichdenn nachdemGesetzderSchwerealles darin suspendirte Fremdartigezu Boden gesetzt,unddie PetersstraßeliegtimsüdlichenOben. Esistdaherein uns ansprechenderZufall, daßinihrdieSüdfrüchtesich niedergelassenhaben. Die,,Goldorangen« glühenneben dergrauen Feigeundderrunzligen Dattel; dieunschein- bare VanillenschoteverschließtingroßenGläsernihren balsamischenDuft,undnebenderdreiseitigenParå-Nuß, demSamen deramerikanischen Bertholletia,rühmt sich unsere europäischeHaselnußihrer größerenSüßigkeit·

AmEndederStraßesinden wirzuunsererBelustigung ein treues Abbildunserer politischen Zustände,derberufe-

nen entente cordiale von Europa. Wagenvon allen

GrößenundLastenhaben sichgründlichverfahrenundkeiner kannvon derStelle· Einsehr undiplomatisches Fluchen undSchimpfenderRosselenker vermagnicht, diefreieEir- culation wieder herzustellen.Endlich müsseneinhalbes Dutzend indenKnäueleingeklemmteHandkarren sichheraus- wickelnunddenGroßmächtenPlatz machen.Indemwir daraufwarten, würdees unsgelüsten,dieMitspielenden indiesertragikomischenVerwicklungzudeuten,wenn nicht die Wunderwerke derWissenschaftunsernAugenBeschäf- tigung gewährten,denneineriesigeMusterkartevonstereo- skopischenPhotographienbedecktdieStraßenecke,ander

wirstehen. -

Das Chaos hatsich inallgemeines Wohlgefallen auf- gelöst wäreesdochmitdemeuropäischenauch schonder Fall! undwirgehenanderlinkenMarktseite hinunter, zurRechtendasreichausgestatteteViereckder Buden des Marktplatzes

DasHolzder unsin Nr.46desvor.Jahrg.bekannt gewordenenArveunddasderebenfalls alpenbewohnenden Krummholzkiefer(PinusMughus) präsentirtsichunshier in derForm zierlichen SchnihwerkesimVerein mitver- arbeiteten Gemshörnern,denen freilich verkappteGeis- hörnerhelfen müssen,diemangelndeZahlvollzumachen.

Wirbefolgen diesen Fingerzeigundrichten unser Spä- hen besonders auf solcheWaaren, welche unser naturge- fchichtlichesInteresseunmittelbar ansprechen.Dakönnen wirdennindenzahlreichennahen Bijouterie-BudenHem- denknöpfchen,Armbänder und andereSchmucksachenvon einemmatt silberglänzendenMetall nicht übersehen.Es istdasneueAluminium-Metall, welchesunsschon bekannt istund immer mehrBoden zugewinnen scheint.Der schwierigenDarstellungwegenvor wengenJahren nur nocheinewissenschaftlicheSeltenheit, kündigtdieseMesse dieFabrikvon AmfrevilleAluminium inBlechenund

Barren an. «

Wärenwirjetzt weniger rücksichtsvollalswiressind, sowürdenwirunsdasAnsehenSsbemalsbeabsichtigten wirgroßeEinkäufe,undwürdenIndieMusterlagerder Pforzheimer,’Hanaue1--ParleVijoutiers gehen, welche sichindenHotelsaufdem»ZIMmersinden,um zusehen, wiegroßartigdieIndustrieeineEntdeckungderNatur- wissenschaftausbeutet- Ichmeine.dieGarvanoplastik, welchedieArbeit des Vergoldensund Versilbernsder menschlichenHand beinaheganzabgenommen hat. Nicht

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minder würdenwirbei denBronzewaaren-Händlerner- fahren, daß derselbegeheimnißvolleVorgangmitdemErz- guß wetteifert,dennwirwürdendortStatuetten, Me- daillons undanderemetallneKunstgegenstände,derenForm bisvor kurzemnur das geschmolzeneMetall annehmen konnte,alsdieWunderwerke desgalvanischenStroms durchMetallsalz-Lösungenkennen lernen.

Hierkommen wirvoreinenLaden,ausdemunsnicht die Metalle desSteinreichs entgegenleuchten,sondern die wunderbar vielgestaltigeundvielfarbige Kieselsäure. Dieser Name machtuns jetztschonnichtmehrstutzen,denn wir wissen ja-daß Achat, Onyx, Chalcedonso gut wieQuarz, BergkrystallundFeuersteineineVerbindungvonKiesel- erde(Silieium)undSauerstoff,alsoinchemischemSinne eineSäuresind.Wirerinnerten unsschonneulich(s-Nr·13) daran, daß ObersteinundJdarundeinigeandereOrtedes kleinenoldenburgischenFürstenthumsBirkenfeld schon seit langer Zeitdurchihre Achatschleifereienberühmtsind, und daßman, wieschon Plinius wußte,diehartenSteine zu färbenvermag. Gehenwirnochein paarSchritteweiter zu denoffenenStänden derObersteiner. Dortfinden wir vielleicht einige durchgeschnitteneGeoden. So nennt nämlichdieWissenschaftdiesesonderbarenA chatmandeln, diesichdortinMelaphyrundanderen basaltartigenGe- steineneingebackensinden,wie die Mandeln imHonigkuchen.

WieprächtigderBergkrystall,welchen wirhierzu einem singerlangen Petschaftverarbeitet sehen,dasLichtzurück- strahlt. Fastungläubig fragenwir, obdas nichtetwa Glas sei. Wir vergaßen, daßman Bergkrystallevon Centnerschweresindet,diefreilich nicht durchaus gleichglas- hellsind.

Wervonunsaltgenugist,undvonje gewöhntwar, aufmerksamum sichzublicken,derfindetandiesenOber- steinerAchatarbeitenwiefast überallandentausenderlei Waaren eineerfreuliche Erscheinung:einen mächtigen FortschrittimGeschmackderFormenundderFarbean- sammenstellung.

AufdemGebiete derformgebenden Industrieistes namentlich Etwas, was unsereAufmerksamkeit jetztganz besondersaufsichzieht, nämlichdietreue Wiedergabe pflanzlicherundthierischerGestalten. Wirerkennen darin denallmächtigenEinflußderNaturwissenschaft,denndiese istdieHervorruferindiesesFortschritts. Jndemsieüber- allBeachtungderNatur undihrer GesetzeundFormer- scheinungenweckte, lernteman, daßdiedenStoffen Ge- stalt gebendeArbeiterhandnichtbesserthun, nichtsEdleres schaffenkönne, als indem sie die Naturformentreunach- ahmeoderinihren Phantasie-Gestaltungen wenigstensein Anschmiegenanjeneerkennenlasse.

HiersehenwireinenBriefbeschwerer, aufeinerkleinen MarmorplatteeineEidechsevoneinersolchen Naturwahr- heit tragend, daßwirsie füreinevererzte wirklicheEidechse haltenkönnten, JngewissemSinne dürfen wirdasauch.

Die todteEidechsewarinGypsabgeformtworden,undnach- demdurch FeuerzerstörungderselbendieGypsform freige- machtwar-.wurdeausdemleichtflüssISeURoseschenMetalsm dieEidechsegegossen.Essollte michTVUNDVVJLWenn mcht irgendwoineinemihrer tausendWinkel dieMesseaUEh

»Vexir-Theelöffel«ausdiesem, neuerdingsderVergessenheit entrissenenMetall feilböte.Siewürden

vonzinnernenLos- felnkaumzuunterscheidenseinunddochwürdensie,«wenn

man siedend heißenTheedamitumrührenwollte,inder

")Dasist-eine l771vonValentin RoseerfuiideneMi- schungvon 2Theilen Wisniiithund je1TheilBleiundZinn, welcheschonbei790N. schmilzt '

278 Tasse— schmelzen,so daßman nurden Stiel in derHand

behaltenwürde. . ,

Unweit demAchateundseinerbuntenSippschaft hat sich auchderSerpentin ausZöblih niedergelassen,von Altersher ehrwürdigberühmtalsStoffderApotheker- ReibschalenundWärmsteine fürden erkältetenUnterleib Wirsehen auchdiesmal kaumeinengeringenFortschritt

inderFormgebung diesessobildsamenSteins. Leiderviss

dievoreinemJahre beabsichtigte ,,Serpentin-Compagnie nicht zu Stande gekommen,unddieSerpentindrehertreten

dieWippeihrer schwerfälligenDrehbank immer-nochmit demFuße. Schadeum denschönenStoff,dereineZu- kunft habenkönnte!

«

Seht hiervon denebensogeschicktenwietapferenHän- dendesmannhaften SchweizervolkesdieStoffedesLagers desReichenunddesArmen zuzierlichen Geflechtenver- webt:RoßhaarundStroh. Liegt nichteineAnregung zuernstenGedanken darin, daßman, umFlechtstrohfür kostbarePutzsachenzugewinnen,dennährendenWeizen·mit vollenHändenverschwenderischaussäet,damiterzufeinen Hälmchenverkümmere—- währendTausendehungern?»

JndieserBude aus Berlin bewundern wir ebensoin derAnwendungsfähigkeitwie inderCohäsionsartdiewun- derbare ElastizitätdesKaoutschouk. Hunderterleinütz- licheundzumTheilunentbehrlich gewordene Dingesehen wirdaraus bereitet,undder»weltberühmteKaoutschouk- mann« inderReiterbude von Renz istinseinemNamen eine volltönendeAnerkennung dieses herrlichenStoffes.

WiederMutterboden hierunddortderIndustriebe- sondere Blüthenentlockt, zeigendieGranatarbeiten B’öhmens,dieLava-Bijouterie von Neapelunddie Bernsteinketten Westpreußens. Jn diesem Gedanken liegteinbesonderer Reiz unseresGanges,denn erliefert unsgewissermaßenEinzelbeweisevon desMenschenAb- hängikeitvon seiner Umgebung. Hier lesenwirebennoch, daßGenua undLivornoessind, welchefast ausschließenddie edleKo ralledesnahen tyrrhenischenMeeresverarbeiten.

DerLeviathander Meere,derzu keinerZeitvoneinem Zimmermannschen,,WunderderUrwelt« anGrößeüber- troffeneWalsisch,hat seine sonderbaren Barten, anderen üblicher Benennung Fischbeinweder Fisch nochBein rich- tig ist, fürlungenzerstörendeSchnürleibchenliefernmüssen, währendderStahl,aufdiesem Gebiete seinMitbewerber, sichbequemenmuß, neben seinenSensenundScheerenund tausenderleiandern unentbehrlichenDingendiehöchstüber- flüssigeKrinoline auszuspannen, welchedie Damen,je nach demGeldbeutel inkümmerlichoder reich befaltete,wan- delndeButterfässerum- undxruißgestaltet

HaltenwirunsfürdieseSchmachdes gutenGeschmackes beidenböhmischen Glasfabriken schadlos, welcheihre WerkführerinChemie tüchtigzubenutzenverstehenundauch inderFormrüstigvorwärts

schreiten-,wenngleichder HöhenpunktderaltgeschichtlichenGlasfabrikationnochlange nichtwiedererreicht ist. Worin magdiesseinen Grund haben? Dochsichernicht alleindarin,daßhierbei»dasPro- biren«, welchesvorallenFällen geradehier,,überStudiren geht«,kostspieligeralsinvielenandernGewerbszweigen ist.

Zum TrotzdesSprichworts,,GlückundGlas, wie baldbrichtdas«hatdieMessezumerstenmalegläserne Schreibfedern gebracht.Nun wirwollen versuchen,ob sichhaltbareArtikelmitGlasfedern für unserBlatt schrei- benlassen»Wie mögen wohldiepatentirten Pariser Schnallen undBroschen ausKrystall dochwohl Krystallglas beschaffensein, welchealsneuesteErfin- dung angepriesenwerden?

DastäglicheBrotunseresvielbegehrlichenBedürfnisses,

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dasGlas, hat hierim Voraus auchschon fürden bevor- stehenden18.Juli gesorgt durch geschwärzteSonnen- finsternißbrillen. Wer abermag denndie,,rosigen Brillen« fabriciren, durch welche sichdiedeutschenDiplo- maten die trübeZukunft unseresVaterlandes in einPara- diesdesbehaglichendolce farniente verklären?

Hiervor dieserBude erinnern wir uns der»klei-

nen Mittheilung«in Nummer 9,,naturwissenschaftlicher Humbug«.Es sinddieaus Fichtentriebengeschnitzten ,,Riesengebirgs-Gesundheits-Cigarrenpfeifen«,

vonderenMaterial die injenerNummer abgedruckteAn- zeigeinüberschwänglicherNaturbegeisterung aussprach:

»nur allein dort,wo dieseWaldungenvonderschönsten Alpenflora umgebenund von allen Bäumen nur allein noch dieFichte gedeiht,kanndieselbedasvondenrings- herum wildwachsendenmedicinischenKräuternausströmende stärkendeunderfrischendeArom einsaugenundsichmitso heilkräftigenStoffen sättigen,diederVerwendungzuun- sern Zwecken Werth verleihen.« JmAnschauendervor uns liegenden wunderthätigenCigarrenpfeifchen möchte jeder NichtrauchereinRaucherwerden, jawirRaucher möchtenuns ,,rheumatischeKrankheitsanlagen, Schleim- flüsseUndallgemeineNervenschwäche«wünschen,um uns in soangenehmerWeisedavon kurirenzu können. Doch rechten wirmitdemkleinenschlesischenBarnum nicht,die Pfeifchensind»niedlich. Esmußuns ja freuen, daßder Mann inihnenund auchinandern vor uns liegenden Sächelcheneinegenialeundunmittelbare Verwendungvon Gegenständender Gebirgs-Pflanzenwelt versucht hat.

SicherhabendieCigarren-Pfeifchenvielvon denihnen angerühmtenKräften,wenn man nur daraus in dener-

quickendenThälerndesRiesengebirges rauchtundnicht

280 etwaindemkrankmachendenQualm desArbeitslebens, oder in demLeibundSeeletödtendenSalon.

Dochwirschließenunsern kurzen Probegang,derauch blosanein paarBeispielen beweisensollte, daßdieLeip- ziger Messegarsehrauchihre naturwissenschaftlicheSeite hat, daßdersinnige Naturforscherinseinem Berufe ist, wenn erschauendundprüfenddiewaarenstrotzendeStadt durchwandert· Wirhabenebennur einensehrkleinenTheil davonbesuchtundhabendie, in obereZimmer sichzurück- ziehenden,reichen ,,Musterlager«nochgarnicht berücksich- tigt unddennoch fandenwirfürunserenaturwissen- schaftlicheUmschau StoffdieMenge.Würden wirerstdie SpurenderhülfreichenChemiean dengefärbtenundge- drucktenKleiderstoffen aufsuchen,wir würdenderenüberall sinden. Ueberall leuchtetuns andenSchaufensterneine Stufenfolgevom reinsten ScharlachbiszumtiefenViolett entgegen. DieChemie hat diese prächtigenFarbenaus demstinkenden SteinkohlentheeralsAnilin abgeläutert, wiesiedie, allerleiFrüchtetäuschendnachahmendenFrucht- essenzendenLikörfabrikantenundZuckerbäckernausButter macht.

Gewiß,dieWahlverwandtschaft zwischenHandelund Naturgeschichteisteineinnige,beidenTheilenimmermehr zumBewußtseinkommende. DieNaturwissenschaft vergilt demüber Meeren ,,Gütersuchenden«KaufmanndieNatur- Schätze,dieerseitJahrhunderten ihrmitheimbrachte,mit demreichenZinsihrer Dienste,undwohl mochte Schiller mitRechtinseinem sinnigen Epigramm»derKaufmann-«

sagen:

Güter zusuchen Gehter,dochansein Schiff kuüpfetdasGute sichan.

Yie ersten Raumfrüchte

WenninunserenGärtendieAepfelbäumekaumerst abgeblühthaben, fallen draußenimschönen Auenwalde bereitsreifeFrüchtevonden Bäumen. Der Baum,welcher dieseEilsertigkeit zeigt, steht gewöhnlichinGesellschafteines anderen, welcher, bedächtigererNatur, oft nochinvoller Blüthe steht,derEiche. Jener eilsertige istdie Ulme oder Rüster,odervielmehrdie2bis3ArtendieserBaum-

gagtung

welchewirinunseren deutschenLaubwaldungen

aen.

WennwirnacheinemRegengegenEndedesMaiin einem unsererschönendeutschenAuenwälder lustwandeln, so sehenwiroftpfenniggroße,runde,hellgrüneBlätter, denn dafürwerden siemeist gehalten,plattam nochfeuch- tenBoden kleben. Essind die bereits reifen Früchteder gemeinenoderFeld-Rüster,U1mus campestris.

Wersozeitig Frucht trägt, muß zeitig anfangenzuer- blühen.Nur Erlen,Haselnund einieWeiden thunes denRüstern hierinzuvor. Von allenSdiesenBäumen be- kommen dieBlüthen ihre Blattgeschwister nichtzusehen.

·DerBotaniker sagt: sie blühenvordenBlättern. Bekannt Istdies auchdeinUnaufmerksamen wenigstensvon den HafelnundWeiden,derenschwefelgelbeKätzchenimnoch

kolollkommen

kahlen Gebüschgar nicht übersehenwerden onnen.

DieRüster dagegen gehörtzudenamwenigstenge-

kanntenBäumen, undihre Blüthe istnun vollends gar den

Leutenein ganz unbekanntes Ding. .

Siehat sichdaszumTheil selbstzuzuschreiben·Selten kannman vonunten ausdieFormihrerBlätter erkennen, dennandemschlankenStamme stehtderunterste aufwärts strebendeAst schonsehr hoch;undwassieammeisten über- sehen läßt, ist ihre großeAehnlichkeitmitderEiche,die freilichnichtsogroßist,daßeinaufmerksames Augebeide verwechseln könnte. AberaufmerksameAugengiebtesja nicht viele;diemeisten sehenjain Umkehrderalten Redens- art »die Bäumevor demWaldenicht«-.

SollunserheutigesBild uns inderHauptsache auch

nur mit denFrüchtenvon zweiRüstemthen bekannt machen, sokönnen wir doch ausderAnordnungdiesermit HinzuziehungderFigurenaundbauchihreBlüthenhin- länglichkennenlernen. , »

Aneineinwinterlichen Zweig einesRüsternbaumes ausden oberenPartienderKrone,denn Untenblühtermeist ebensowenigwieeinRüsteVUbUschbemerken wir nebenden spitzen, kurzkegelfötmkgenFanknospenmeist einigeviel größere,fastkugelrundeBluthenknospen.Ausdiesenent- wickeltsich je nachderWärmedesWetters von Mitte März bis MitteAprileinniedlichesSträußchenanspruchs- loser kleinerBlüthen,wiesieunsdieFigurenaundbnach MaßgabederdanebenstehendenLinien vergrößertzeigen.

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