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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1860, No. 2.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt WöchentlichlBogen.

BeranggegrhennunE. TÄ.Noszmäszler.

DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: Wichtigkeit meteorologischer BeobachtungenundderenVeröffentlichungVonFr.Beck.

Das Mutterkorn. (MitJlluftration.) Verschollene Thiere.(MitJllustration.)

Kleinere Mittheilungen. Für Haus undWerkstatt· 1860.

Wichtigkeit meteorologischerBeobachtungenund derenVeröffentlichung-»O

Von2fr. Reck.

Keine NaturerscheinungenfesselndieAufmerksamkeit desMenschensounausgesetzt, berührenundwirkenso fühl- Undunmittelbar auf seinemateriellen Interessen,seinkör- perlichesundgeistigesWohlbefinden,auf seineganze Ge- müthsstimmungein,alsdiesog

oderLufterscheinungenmitihren

enannten meteorologischen weitgreifendenWirkungen.

Baldhellodertrübe,warm oderkalt, ruhigOderheftigbe- wegt,machen sich diese Erscheinungen vorzugsweise durch einenscheinbarregellosen WechseldesWärme-, Feuchtig- keits-undWindzustandesderunsumgebendenatmosphä-

l)Unser deutschesWort Witterung oderLusterschei- nung drücktdieBedeutungdes

Witterungskunde dieMeteoro Unter Witterung verstehenwirnu

wissenschaftlichen Meteor, logie nichtvollständigaus.

rdiezeitweiligandauernden Wärme-und FeuchtigkeitszuftändeunddenDruckderLuft,wie sich diese füreinegewisseGegend»undderenBewohnergeltend maEben, währenddieMeteorologle nochandereZustandeund ElscheinungeniinLuftineere, z. B.Nordlichtcr,Feuerkugeln, Meteorsteincinsichbegreift- Nichtsdestowenigerkönntenwir Meteorund das halsbrechendeWortMeteorologieumso mehr entbehren,alsdieSteriiscl)nuppe!1-Feuerkugelnunddienieder- fallenden MeteorsteinederErdeundihrerWissenschaftgarnicht angehören, sondernindasGebiet derHimmelskundezuver- Wkifkllsind-dasieaus demWeltraume stammen,undentweder

—wiedieSternschnuppen nuk vorübergehendunseren Luft- kreisberühren,oderwiedie Meteor

ihrer Laufbahn finden.

steineausderErdedas

Ende

rischenLuftfühl-und wahrnehmbar, dessen jeweilige längereoderkürzere Dauer wirWetter oderWitterung nennen, undnachdemvorwaltenden Charakter jenerwech- selndenZuständeals warm oderkalt,naßodertrocken, ruhigoderstürmisch2e.bezeichnen·

DieFahrtdesSchiffes,der Gewinn desKaufmanns, dieErnte desLandmanns undsomitderenganzesmate- riellesWohl ist ebenso,wiedasGedeihenderPflanzen, dasBesindenderThiereundMenschen,zunächstundzu-

mesejistabhängigvon denzeitweiligenWitterungsverhält-

m en.

Daher spricht sich auchinunserernördlich-gemäßigten Zone,derdesveränderlichenNiederschlags,woderWechsel derWitterungammeistenvorherrschtundempfundenwird, dieseAbhängigkeitvondemselbenin derstets wiederkehren- denGewohnheitaus,dasWetter zumtagtäglichenAn- knüpfungspunktderUnterhaltungzumachen,als einen demallgemeinen Interesse zunächstliegenden,daherunver- meidlichenGesprächsstoss,bei demman voraussehen kann, daß Jederinseinem Besindenvon derebenherrschenden Witterungmittel- oder unmittelbar sich afsieirt fühlt.

DennHeiterkeitundTrübedesHimmels spiegelt sich so bestimmtinunsererStimmung ab,daßauch einstarker Geist ihrem Einfluß aufdie Dauernichtzuwiderstehen vermag.

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Wenn estagelang fortregnet,oderderHimmel wochen- langineintönigemGrau,einerdüstern Deckegleich,über unshängt dannwerden auchwirendlichtrübe,miß- muthig, ziehenunsmehrinalsaufunsselbstzurück.Erst mitseiner Aufklärung kehrt unsere heitere Stimmungwie- der. Von derSonne freundlichem Strahle hinausgelockt insFreie,werdenwirdurchdeneingetretenenWitterungs- wechselwiederum praktischer,lebensgewandter,fürdieEin- drückederuns umgebendenNatur empfänglicher. Ebenso ist es eine bekannte Erfahrung, daßunter derHerrschaft derrauhen,austrocknenden Nord-Ost-WindeimFrühjahr, derfeuchten, naßkaltenSüd-West-WindedesHerbstesoder beirascheintretendem schroffenWitterungswechseldieZahl derKranken sichebensosteigert,alssiebei andauernd hei- tererundbeständigerWitterung sichverringert. »So sind wir,« wie Dove sagt, »eintreuer SpiegeldesHimmels über uns, wirgehenein inseineLaunen undJeder istin diesemSinne nichtnur einMeteorologe,sondern sozu sagendieMeteorologie selbst.«—-

Jn diesem tagtäglichfühlbarenEinfluß,verbunden mit demeigenthümlichenJnteresse, welchesderwechselndeVer- laufderWitterung erregt, liegt daher auchderGrund, warum derselbevonjeherdieAufmerksamkeitderMenschen unausgesetzt auf sichgezogen,undzudessenErklärung ihren Scharfsinn gleichsam herausgefordert hat.

Sie forschtenabernachderUrsachederinihremVer- laufe oftsoräthselhaftauftretendenWitterungserfcheinun- genzunächstundzuerst mehrimpraktischenalsimwissen- schaftlichenInteresse, weil sieerfahren hatten, welche Wichtigkeitderen Gangunddessen Kenntniß aufviele Verrichtungendes alltäglichenLebens, auf Schissfahrt, Feld-undGartenarbeiten ec·ausübte.

Entweder beschränkteman sichbeidiesen Forschungen bloß aufdieBeobachtungdesWetters indernächstenUm- gebung,undsuchtedenVerlaufdesselbenzu erkennen aus demAnsehenfernerBerge*)oderdesHimmelsüberden sogenanntenWind- oderWetterlöchern;ausdemVerhal- teneinzelner PflanzenundThiere. Auf diese Weise istdie jetzt noch übliche,auch manche Wahrheit enthaltendelokale Witterungskunde unserer Hirten, JägerundLandleute ent- standen,mitihren zahllosen Volkswetterregeln,indenen sichdasResultat ihrer ErfahrungenundBeobachtungen ausgesprochen.

Oderman suchte,vondiesenLokalbeobachtungenweiter geleitet,dieErscheinungenunseresLuftmeeresinVerbin- dung zubringenmitdenErscheinungenamHimmel.Dem- nachdachteunderklärteman sichdenGangderWitterung abhängigvondemjeweiligenStande derSonne, des Mon- desundderSterne. Man nahmeinegroßeüberHimmel undErdesicherstreckendeGesammtordnungdesWetters an,in«welcherjedeeinzelneJahreszeit ihre bestimmteWit- terungsordnunghaben sollte (.DecemberkaltundSchnee, giebtKorn aufjeder Höh).Jn sofernman aufdiesem Wege schondamals zu einerkosmischen Witterungskunde gelangte,welche auseinersteten weithinreichendenEin- wirkungderHimmelskörperauf unsereErde, besondersder Sonne, dieUrsachealler meteorologischen Erscheinungen ableiten wollte, daher auchimGangedes Wetters, dieses scheinbarsowillkürlichenundlaunenhaften Wesens,eine bestimmte OrdnungundGesetzmäßigkeitherrschensah,

k)SowirdinThüringenderschöngeformteüber 600Fuß aus derwellenförmigenBergkettedesnon-westlichenThüringer- waldesinfelartig hervorragende2820Fuß hohefernsichtigeInsel- berg allgemeinalsWetterprophet betrachtet,von demes heißt:

,,TreigtderJnselbergeinenHut, dann·wird’sWettergut;

TrägterMusen: —-dann giebt’öPfützen!

20 hatte dieser VersuchSinn undVerstand.Denn essprach sichinihm,wienoch jetzt unbewußtundinstinktartigin vielenVolkswetterregeln,dieVorstellungvoneiner Wetter- gesetzlsichkeitaus eineAnsicht,die inunserer Zeit,wo dieWitterungskundezueinerwahrhaft kosmischengewor- den, zu einerallgemein gültigen wissenschaftlichenWahrheit sichersthat erhebenkönnen.—-

Als man abervon demeinzig möglichenundsicheren Wegezu einertieferen ErkenntnißallerNaturerscheinungen, also auchdermeteorologischen,zugelangen,von demWege derBeobachtungundErfahrung,immermehrdadurchsich entfernte, daßman aus derWitterungskundeeineLehre zurVorhersagungdes Wetters machenundnur inderver- kehrten Sucht,dasWetterprophezeihenzu wollen,sich ge- fiel, für diesen ZweckdenLuftkreis einfach durchdie Sterne regieren ließ,unddensiebenPlanetendieabwechselnde Oberaufsicht übertrug, jaallehundert Jahredie Wieder- kehr desselbenWetters nicht-nurerwartete, sondernsogar verlangte—- damußte dieser zweite Versuch,von dem Bo- denderWirklichkeit entfernt, allmäliginjene phantastischen Träumereien führen,welchezwarin denAugen jedesVer- ständigenals Unsinnerscheinen,aberdoch langegenug, sogarbisaufdenheutigen Tag,indenKalendern wie in vielenVolkswetterregelnals einWustvon Aberglauben sichfortgeerbt haben,undvieleAnhängerundVerehrer nicht blosindenunteren, sondernselbstin derKlasseder gebildetenStände noch zählenundsinden.

Erst seitderErfindungdesBarometers konntedie bis- herlokalbeschränkteoderinPhantasmagorien ausgeartete kosmischeWitterungskundezueiner wahren Wissenschaft, zurMeteorologie sich erheben.Denn mit Hülfedieses wichtigstenmeteorologischenInstrumentes, das demMe- teorologen sounentbehrlichgeworden ist,wiedemAstro-

nomen dasFernrohr,demPhysiologendasMikroskop,ge-

langteman zu derwichtigen Kunde vonderSchwereoder demDrucke,den dasLuftmeer aufalleWesenanseinem Boden, alsoauch aufuns, gleichmäßigausübt, konnte dessensteteSchwankungen messenundjetzt erstzur Erkennt- nißdesHeerdesundSchauplatzesallermeteorologischen Erscheinungengelangen. DurchdasThermometerlernte man späterhindieTemperaturoderdenfühlbarenGrad derLuftwärmean und zuverschiedenenOrtenundZeiten genaubestimmen,dieVerbreitungder Wärmeauf der Erde kennenundzugleichdenEinfluß,dendieTemperatureines Erdganzen aufdiedesbenachbartenausübt. Dasnoch später erfundene Hygrometer ließdanndenGradderLuft- feuchtigkeitunddieBedingungenerkennen, unter denen RegenoderNiederschlägeeintreten können,währendder RegenmefserzumMaaßwurde fürdieHöheoderMenge desatmosphärischenNiederschlagsbinnen einergewissen

Zeit. »

Mit Hülfe dieser Instrumente, besondersdesBaro- meters undThermometers, durch welchedasVerständniß desWetters möglich gemachtund in denen der rechte SchlüsselzurAuflösungundErklärungseiner oft so räth- selhaftenErscheinungenerstgefundenwar, wurde von Männern wieDalton, Sausfupe, Delue, besonders abervon-Schouw, L.v.BuchundKämptzeineReihe glänzenderEntdeckungen—imGebietederMeteorologiege- macht.Aber sie bestandenimmerbloßaus vereinzelten Beobachtungsresultaten, meistnur aufEuropa beschränkt, währendvon denWitterungsverhältnissenderübrigen Weltgegenden, besondersderTropen,wenigbekanntwar.

Erst Alexander von Humboldt, dem Vaterderneuen Naturwissenschaft,waresvorbehalten,wiefürdiemeisten anderen, so auch für diesenjüngstenZweig derselben, für

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dieMeteorologie,dereigentlicheSchöpferundBegrün- derzu werden· Vorihmwar dieWitterungskundeent- weder nur einebunte Sammlung vereinzelt zusammen- gestellter Beobachtungenund auffallender Erscheinungen, höchstenseineDarstellungdes mittleren, d.h. durchschnitt- lichandiesemoderjenemOrtewährendeinesJahres herr- schendenWärmegrades, Barometerstandes, Windrichtung undRegenmenge.—- Noch immerherrschtejener jeden Fort- schritteiner wissenschaftlichenWitterungskunde hemmende Vorhersagungstrieb, jene SuchtderWetterprophezeihung;

auchfehlteesnochimmeran über die ganze Erdesicher-

streckenden, scharfen Beobachtungen,wieanMännern,die ScharfsinnundEombinationsgabeinhinreichendemMaaße besaßen,um ausdiesem Baustoff aucheinwirklichwissen- schaftlichesGebäudederMeteorologiezuerrichten.

Erst Humboldt erhobdenBlickderMeteorologievon demlokalBeschränktenundbloßVereinzelten aufdasgroße Erdganze,zudessen ErforschungsieihrerseitsimVerein mitihrenälterenSchwesternebensobeitragen,alszugleich auch durchdievon TagzuTag mehr aufgeschlosseneEr- kenntnißseiner Natur, besondersdergroßartigenWechsel- wirkung zwischendenfestenundflüssigenTheilenderErd- oberfläche,inihrerweiteren Ausbildung gefordertwerden sollte.Auf diesem Wege haterdieMeteorologie,die bis- hernur einAnhängselderPhysik gewesen,alsselbststän- diges organischesGlied indiegroße Naturgeschichtedes Erdganzen eingereiht,ihrdamitihren kosmischenCharakter undgegenwärtige-universelleBedeutung verliehen,undbei seinemStreben, WissenschaftundLebenmiteinander zu verbinden, befruchtendzudurchdringen, auch ihre Resultate zu einemGemeinguteallerGebildeten unddenInteressen despraktischenLebens dienstbarzumachengesucht. Denn gestützt auf-dieEntdeckungenundBeobachtungenseiner Vorgänger,wieaufdieeigeneninderwestlichenwieöst- lichen Halbkugel,undmitderen Erscheinungenwie kein Anderer vertraut, gelangesseinem fchöpferischenGeiste nichtnur, dieverworrene Masse vereinzelter Beobach- tungenUndeineMenge sich scheinbar widersprechender PhänomenedurchscharfsinnigeVerknüpfungenzueinem harmonischen Ganzenzuverbinden, sondernauchdas unerquickliche Zahlenchaos einzelner Temperaturanga- bendurcheinhöchstanschauliches, übersichtlichesLinien- systemzuersetzen,indemerdie OrtederErdoberflächevon

gleichermittlerer Jahrestemperatur durch Linien Iso- thermen—mit einander verband unddurch diesegraphische Darstellung,derenWesenundWerthwirschonin Nr.34 v. kennengelernt haben,derVorstellungvonderVer- breitungderWärme anderOberflächederErdeeine über- raschetkdeEinfachheit,KlarheitundAuschaulichkeitverlieh.

MitfdieserAufstellungderWärmelinien,derJsothermen, inseinerAbhandlung:»Das lignes isothermes etdela distribution deIachaleur sur leglobe«zuAnfangun- seres Jahrhunderts beginnt eigentlicherst dieneuere kos- mischeMeteorologie,diedann von HumboldtsSchüler, demProfessorDove in Berlin, demberühmtenEntdecker desDrehungsgesetzesderWindfahne,wievondenGebrü-

dernSchlagintweit, namentlichvon Dr.Hermann Schlagintweit, demunermüdlichenErforscherderphysi- kalisch-meteorologischenVerhältnissederAlpen, ihrewei- terewissenschaftlicheFortbildungundgegenwärtigeGestalt erhalten hat.

Jndieserbegnügtsie sichnicht mehrwieehedemmit

derbloßenAufzählungeinzelner, besonders auffallender Witterungserscheinungenoder mitderAuffindungund Darstellungdermittleren TemperaturdesJahres. Aus dengleichzeitiganverschiedenenOrtenfundGegendender ganzenErdesorgfältigundnach einheitlichemPlane jetzt angestelltenundfortwährendlveröffentlichtenmeteorologi- schenBeobachtungenwilldieneuere Meteorologiezunächst

dieAbweichungen derJahres-undMonatswarme, des höchstenund niedrigsten Temperaturgrades, derRegen-

mengeundWindrichtungvondembereits erkannten mitt- leren Maaße erfahren,umdadurchzuVergleichungenund zu derErkenntnißzuführen,daßdievondemgewöhnlichen normalen LaufederWitterung abweichenden,dieabnormen undextremenWitterungserscheinungendeseinenErdtheils oderLandes aneiner anderen Stelle ihre Ausgleichung finden, wodurchdasgestörteGleichgewicht,wie überallin derNatur,soauchhier,wiederhergestelltwird. Mitdie- ser Erkenntnißwillsie,alsihre höchsteundletzteAufgabe, diewissenschaftlicheUeberzeugungbegründen,daßdieWit- terungserscheinungenaufderganzenErdeineinemursäch- lichwechselseitigsich bedingenden Zusammenhangeund

"Gleichgewichteunter einander stehen,unddaßdie verein- zelte ErscheinungnurindiesemZusammenhangemitdem Ganzen betrachtet erst richtig beurtheiltundverstanden werdenkann; daßdasWetter jedesAugenblickesnur ein Glied inderstetenVerkettungvonUrsacheundWirkung, Grund und Folge ist, bedingt durchdasvorhergehende, bedingendfürdaskommende;daßdasWetter überhaupt, diesesproteusartige, so launenhaft auftretende Wesen,in seinem Verlaufe aufErdenmach ebensofestenund unab- änderlichenGesetzen erfolgt, ,,wiedieSonnensinsternißam

Himmel,nur mitdemUnterschiede, daßderMenschjene verwickeltere FolgevonUrsacheundWirkungdortschwerer erkennt als hier,wo sieaufeinfacherem,leichterindie Augen springendemGrunde beruht.«Sohat,um nur einige BeispielezurErläuterungdesGesagten mitzuthei- len, dieVergleichungderaufeinemgrößerenGebieteange- stelltengleichzeitigenBeobachtungenmitmittleren Werthen zuderErkenntniß geführt, daßdieWeichselüberschwem- mung imJahre1855 nachDove ihrenGrund ineiner außerordentlichenWärmeerhöhungim mittleren Laufedes Stromes hatte.DerfurchtbareSturm des1.Jan.1855, welcherdieJnsel Wangerogefast zerstörte,hatte feineUr- sacheineiner barometrischen Differenz,welche zwischen UpsalaundLondon 23Linien,zwischenTilsitundTrier allein1372Liniebetrug. So lag endlichdieUrsacheder großenUeberschwemmungenin dennorddeutschenGebirgen, imHarze, Erz-undRiefengebirge,zuAnfang August1858 nur in einervorausgegangenensehrbedeutendenTempera- turdifferenz zwischendemnordöstlichen(Preußen,Pommern, Schlesien, Sachsen)unddemfüdwestlichenDeutschland,der Rheingegend,bei welchen die kalte,feuchteLuftdesOceans in diewarmeaufgelockerte LuftdesnorddeutschenFestlan- desherelflbtachIn Folgederdadurchbewirkten Tempe- raturermedrigung mußtederWasserdampf,der bei einerso ungewöhnlichengesteigertenVerdunstungimLuftkreisever- breitet war, sichniederschlagenundzwar,wie dieRegen- messerauswiesen,amstärkstenin der Mitte desGebietes, amNordrandedesHarzes,in derGegendvon Jlfenburg, undamErzgebirge,wodieAbkühlungamstärkstenwar.

(SchlußindernächstenNummer.)

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i ii

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Das Zelutterkorn

Obgleich dieses bleigraue hornförmigeGebilde,durch eineMißbildungeinesRoggenkornesin denreifenden Roggenährenentstehend,alleJahre mehroderminder häufig erscheintund seitalterZeit auchimVolkewohl bekannt ist,sowar undbliebesdochbis in diejüngste Zeit herab fürdieWissenschafteinRäthsel,andessenDeu- tungsich dieNaturforscherallerroggenbauendenNationen versucht haben. .

DerLandwirth schreibtdieSchulddeshäusigerenEr- scheinensvon Mutterkorn, undwahrscheinlichnichtganz mitUnrecht,ungewöhnlichnasser Witterungzu,besonders wenn zugleichder Bodenmager ist. Mancherleigegendas Mutterkorn empfohleneVerhütungsmittelhaben sichnie- mals auchnur miteiniger Zuverlässigkeitbewährt,wie diesauchbei anderen KrankheitenderGetreidearten der Fall ist.wenn essichdabei, wie beidemMutterkorn, um die inihremerstenEntstehenundVerlafokaumzubeobach- tenden Lebens-VorgängevonSchmarotzer-Pilzen handelt.

Esisteine bekannte Erfahrung, daßdasMutterkorn dannamhäusigstenerscheint,wenn esvielensogenannten ,,Honigthau«imRoggen giebt. Esist dieservermeint- liche Honigthau eineklebrige, schmierige,widerlichsüß schmeckendeSubstanz,dieman gemeiniglichfüreine Aus- schwitzungderRoggenpflanzeundfür gleicherArthältmit denErscheinungendes,,Befallens«andererKulturgewächse, desHopfens,derBohnen,derErbsen,Linden, Ulmen2c., woinBegleitungderBlattläuse Honigthau erscheint.

Hiermithat jedochderHonigthaudesRoggens nichtden geringsten Zusammenhang DerHonigthaudergenann- tenPflanzenist einethierischeAusscheidung—- nach mei- nen Beobachtungen nichtin allenFällen,R. während derderRoggenpflanzemitderBildungdesMutterkornes imZusammenhang stehtundxein ErzeugnißdesPilzes ist, welcher dasselbehervorruft.

Unter demMikroskope erscheintderHonigthaudes Roggensauszahllosen außerordentlichkleineneiförmigen,

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EntwickelungdesMutte1«kornes.

DerName Mutterkorn istwahrscheinlich soalt,wie dieAnwendung desselbenalswehenbeförderndesMittel für Kreisende,alswelchesesinhohem Rufe standundbei vielenGeburtsärztennoch steht.

VondenPflanzenkundigenwurde das ganzeGebilde desMutterkorns, welchesalsein auf seine drei- und vier- facheGrößegesteigertes mißgebildetesRoggenkorn erscheint, alseinPilz aufgefaßtund zunächstvon Decandolle

sclerotium clavus, Hartschwamm, vonAnderen sper-

moedia clavus undsphaceliasegetum genannt. Erstin neuesterZeit istvondemFranzosenTulasne undbestä- tigendvon J.KühninPoppelsdorfbei Bonndie Natur undEntwickelungsgeschichtedesMutterkorns ermittelt wor- den. AusdesLetzterenBucheüber »dieKrankheitender Kulturgewächse«(Berlin,beiBosselmann1858)entlehne ichdienachstehendenMittheilungen überdieses so lange ein physiologisches Räthsel geweseneGewächs, denn als einselbstständigesGewächs mußdas Mutterkorn betrachtet werden, welchemdas junge RoggenkornalsTrägerund Nahrungsquelledient.

ineinerschleimigenFlüssigkeitschwimmendenKörperchen zusammengesetzt (Fig.1),welcheeinen oderzwei größere Kerneenthalten, sonft aber mitfeingekörneltem,stickstoff- haltigemBildungsstoff (Protoplasma)erfülltsind.Diese KörperchenkeimeninsehrfeuchterLuftschonnach12Stun- den,undnehmendabeinacheinanderdieFormenvonFi- gur2und3 an. Sie sinddieKeimkörper (Sporen) des Mutterkornpilzes, woraus alsohervorgeht, daß dermitUnrecht sogenannteHonigthaudesRoggensge- wissermaaßendieAussaatder Sporen(Samen)des Mut- terkornes ist.

Manbringt diesenHonigthauundähnlicheArten des

»Befallens«derGetreidearten oftmit,,giftigenNebeln«

inBeziehung.Diese Nebel stehenabernur inso fernin einerBeziehungzujenenErscheinungen,alsdieLuftfeuch- tigkeit derselbendieEntwickelung,dasKeimenderbereits lange schon vorhandenen Sporen begünstigt.Die Nebelan

sichsind wedergiftig noch sonstwiegefährlich,sie wirken blosdurchihre FeuchtigkeitbegünstigendaufdieUrsachen desHonigthaues: dasKeimen derPilzsporen.

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