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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1860, No. 4.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt BeranggrgrheunnuE. »I.Roßmäszch

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämterfür vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt:

Yieälechten

DieFlechten.(Schluß.)—- Diesich selbst nachahmendeNatur. (MitIllustration-) DieBlattwespen. (Mit Illustration) UeberdieSternschnuppenschwärmc. Kleinere Mittheilungen. Für Haus undWerkstatt. Verkehr.

1860.

(Schluß.)

WenndieFlechtenarten überhauptaußerordentlich wandelbar inihren Gestaltungensind,und daherdem Systematikerviel Kopfzerbrechen machen,sogiltdies ganzbesondersvondenSäulchenflechten,undeswirduns auf unserenGängenimWaldgebirgenicht schwer,am Boden zwischendenMooseneineganzeMusterkartevon ihrenFormenzusammeln, die wirschwerunterfesteArt- gesichtsvunkteordnen können. Darunter wird aucheine oderdie andereArtderrothfrüchtigenCladonien nicht feh- len,deren krausesKöpfchenwiemit Siegellack betropst aussieht,undwelcheinden,,Brockensträußchen«die niefehlendeZuthatdes ,,Korallenmoo«ses« (Fig.9) abgeben.

LeichthebenwirinfeuchtemWetter einen solchen RennthierflechtenbuschvomBoden ab. Wir wollen eins

derreichverzweigtenStämmchen heraus lösen,um sein

, Verästelungsgesetzkennenzu lernen,stoßenaberdabeiauf einüberraschendesHinderniß.WosichdjeVerästelungen berühren,zeigen sie sichverwachsen-gemssekmaaßenVer- schmvlzen,geradeso,wiees bei vielenKorallen auchder Fall ist-Eswürdeknisternundknacken,wenn lange TrockenheitundWärmedenBoden ausgetrocknethätten, dennunsereTritte würden diezierlichenGebilde,alswären sievon Glas,zertrümmern.

; AnmoosigenBöschungendesWaldbodens wuchern

fdiegroßengelappten, laubartigen,stahlgrünenGebilde der

Schildflechten, Peltjgera, mitihren rothbraun gefärb- ten,Fingernägeln gleichendenFruchtträgern.Voranderen Flechten sind namentlichsiedeutlichmitfeinen Haftfasern anderaufdemBoden liegendenUnterseiteangeheftet, daß·

man siewohl für Saugorganehaltenkönnte,wassie doch nicht sind.

AndenFelsenwändensehenwiramhäusigstendienur dünneSchorfüberzügebildenden, unddaher fastnur durch ihre Farben auffallendenVariolarien, Jsidien undLe- prarien, welcheman erstinneuerer Zeitalsaußerordent- lich häusig statt-findende MißbildungenundVerkümmerun- genanderer Flechtenartenerkannt hat. Man ist leicht versucht,manchevon ihnen fürSchwefelanflugoderfür Eisenocherodergarnur fürErzeugnissederVerwitterung desSteines zuhalten.

Wirfindenaber auchentschiedenerentwickelte»Stein- flechten«,von denenfreilichauch manchenur derKundige erkennt. Einesolche istz. B.Figur1,eineWarzen-

flechte,Verrucaria rupestris, welcheeinenglatten,dün- nen, fastschneeweißenUeberng aufKalkfelsenbildet,in welchemalskleineschwarzePunktedieFruchtbehälterein- gebettet sind.Wirsehen durcheinebogigeLinie dieGrenze vonzweinur theilweiseaufdasabgebildeteSteinstückchen fallendenGebietendieserFlechtenart.SolcheSteinflechten, aberauchvieleRindenflechten, verhalten sichin deneinzel- nenExemplarengerade so,wie dieLänderfetzenderKarte

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vonDeutschland.DieGrenzensind entweder durch farbige oderetwas vertiefte scharf bezeichnetebogigeLiniengerade so ausgedrückt,wieunsereLändergrenzen.VieleKrusten- flechten,namentlichdieanKalk-undSandsteinfelsenwach- senden,wachsensolangsam,daßman großeExemplare davon,die oftGeviertfußebedecken,älterals100Jahre

ät.

schIsratztman diesekrustenartigenFlechten ab, so findet man unterihnenden Stein wieangefresseti,alsseiervon derFlechte aufgelöst.Dies ist jedoch ohne Zweifelnur demUmstandezuzuschreiben, daßdieKrustedieFeuchtig- keitandieseStelle desSteines fesselte,und dieser daher hier tieferverwitterte alsringsumdieFlechteherum,wo derFeuchtigkeitsniederschlagausderLuftoderdasRegen- wasserimmer bald wieder verdunstet. Diese Erscheinung bringen besondersdiePorenflechten, Pertusarja, (Fig.2) hervor,derentrockenekuglig-zellige Masse sehranmanche Korallengebildeerinnert.

Die Landkarten aufdenFelsenwiederholen sichin einemetwas anderen Colorit beinaheanjedemBaum- stamme, besondersan denmehr glattrindigen Eschenund HornbäumenundBuchen;dochauchdieBorkentäfelchen derErlen und desgemeinen Ahorns sinddamit geziert.

EinezufälligeWendung unseres Wegeserinnert Uns auf einemWaldgangeandie bekannte Geschichte, daß sichein Verirrter ineinem Walde nachdemMoosederBaum- stämmezurechtgefundenhabe. Wirbemerken,daß aufder sogenannten Wetterseite,diefür Deutschland bekanntlich dieAbendseite ist, allerdingsdie Stämme amreichlichsten mitMoosenundFlechtenbedeckt sind.

Je längerwirunser Auge auf Flechtenkundschaftaus- schicken,desto mehrwerden wirinne,welch wesentlichen TheildesGebirgswaldcharakters siebilden. Von den AestenderNadelhölzerhängendiegrünlich-grauen Bart- flechtenherab (Fig.13,14),und gebenmanchem Baume einabsonderlichehrwürdigesAnsehen.FastjedesamBo- denliegende Aestchenist mitzierlichen Flechtengebildenbe- kleidet;und wenn wirunserAuge gewöhnt haben,so bemerkenwir,daßwirmitAusnahmederkreidigenBir- kenrinde an einem Stamme schwereineStelle finden, dienicht wenigstenseineSpur beginnendenFlechtenwuchses zeigt.

Wirdenkenunsjetzt aufeinehochgelegeneWaldblöße.

AufvielenStellen überraschtunseinsonderbares käsiges, weißesAnsehendesBodens. Es isteinederzierlichsten Flechtenundzugleich diejenige,dieansolchen Orten von denBodenplätzenam ehestenBesitzergreift, welche durch Stockroden oderähnlicheWaldarbeiten wundgemachtwor- denwaren. Diekäsige, entschiedenanQuargerinnernde Krusteistdassogenannte Flechtenlagerundbietet nichts Besonderesdar. Aberwenn wirein StückErdemitdie- semUeberzug aufnehmen, so·bemerkenwirdarauf niedliche kleinePilzemiteinemblaß rosenrothen HüteWir haben dierosenrothe Knotenschwammflechte, Baeomycesro- seus (Fig.12),voruns,welche inihren Fruchtträgerndie Form derHutschwämmevollkommen nachahmt. Auch hier treffenwir aufzahllose Flechten.GroßeBlöcke, dieam Bodenliegen, zeigen sichmitdenoftwieabgezirkeltkreis- runden flachenRosettenderSchildflechten, Parmelja, f oftvonderGrößeeinerTasseund-größer,verziert. Alte Wildzäune sind durchWind undWetter ergraut, undwie die Bäume mitreinlichen grüngelbenFlechtenbüschchenver- schiedenerArten aufgeputzt.

Schonaus diesenAndeutungen lernten wir,daßes selbstaufdieser tiefen StufedesGewächsreichsan einer gewissenManchfaltigkeitderFormen nicht fehlt. Wir

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wollen nun dieFormenreihederFlechtenmitHülfe unserer Figurenetwas genauer betrachten. Wir thundiesmit demAugedesLaien,welchesnur dasGesammtbildzu Rathe zieht,undnicht nachdenoft verborgenenwissen- schaftlichenAnordnungsgründenfragt.

Demnach haltenwiruns andiemehroderweniger zurGeltungkommendeAusbildung äußererGestalt. Nach diesem Grundsatze unterscheidenwirKrustenflechten, Laubflechten undStrauchflechten.

Das Verständniß dieserdreidurchdieäußerekörper- licheErscheinung bedingten Flechtengruppen erforderteinen kurzen AbrißdesBaues derFlechten.

EinBlickaufdieFigurenunsererTafel lehrt, daßdie denhöherenGewächseneigeneAusprägungdesGegensatzes zwischen Wurzel, Stengel undBlatt zu welchem letzterenwirjetztdieBlütheziehen beidenFlechten nochnicht hervortritt. AnstattderWurzel habennur we- nigeArten feine, Wurzelfasern ähnliche,Haftorgane, wäh- renddiemeisten auchdiesenicht,keine aberwahre Wurzeln zurAufsaugungderNahrung haben. Daßvon einem Stengelbeidenmeisten FlechtenkeineRedeseinkönne, deuten schon unsere Figurenan, obgleichdieAbtheilung derStrauchflechten(7 bis14)schonindemNamen auf Stengelgebildedeutet. Manche Flechten bestehenlediglich ausmehroderweniger veräste"lten,oft haardünnenSten- gelgebilden(13,14). EigentlicheBlätter hatkeineeinzige Flechte,vieleaberbuchtig eingeschnittene, laubartige Lap- pen (5, 6),welchezuweilenwieBlättchenandenStengel- gebilden ansitzen(9), oderauchdie ganzeFlechtebilden(6), oder nur vom Umfangedes flach aufliegenden rosetten- artigen Flechtenkörpersausstrahlen(5).

Was denanatomischenBauderFlechten betrifft,so bestehensielediglichausZellenvon meist sehr ungleich- mäßigerGestalt, so daßesnicht soleicht ist, fürdasMi- kroskopauseinerFlechteeinsofeinesZellgewebsschnittchen zumachen,wiewireinsolchesinFig.3unserer Nr.3 von einemRoggenkorndargestelltsahen.DieZellenderFlech- tensindmeist,namentlich mehr nachdemInnernzu,filz- artigundverworren unter einander verbunden. Auf diese Artbildensicham stengelartigenFlechtenkörper2Zellen- schichten,dieRindenschicht unddieMarkschicht, an denKrusten-undLaubflechtenist jenedie obere,diesedie untere.

DieRindenschichtenthältunter einerdünnenOber-

haut, welche also eigentlicheineäußerstedritte Schicht bildet,regelmäßigergestaltetekugeligeZellen, welcheBlatt- grün (Chlorophle; siehe1859,Nr.14)enthalten.Trocken istdieOberhaut undurchsichtig,und verhüllt daherdie darunterliegenden grünen Zellen,weshalbnur beifeuch- temWetter vieleFlechteneinemehroderweniger bestimmt grüne Farbe zeigen. Daher siehtz. B.diegemeineanvie- lenBaumstämmen wachsende Schildflechte,Parmelja pa- rietan (Fig.5),beitrockenemWetter dottergelb,beisehr feuchtem grünlichaus. DieseRinden- oderMittelschicht

wenn wirdieOberhautalseineäußerstedritteSchicht gelten lassen—- spieltimLebenderFlechteneinegroße Rolle,indem dieZellen derselben sehr geneigtsind, die OberhautzudurchbrechenUndsichÜppigwucherndzuver- mehren.Dadurch werdennicht seltenganzeFlechtenzer- störtundin einestaubig-körnigeMasse Umgewandelt,die man, wiebereits erwähnt, lange Zeit für eigenenur un- vollkommen orgccnisirkeFlechtengattungengehalten hat.

Man nenntdieseSchichtdiegonimische Schichtunddie grünenZellenGonidien. Kleine, meistrunde flache Gruppen solcher durchdieOberhaut hindurchgebrochener Gonidien nennt man Soredien, dieman nichtmitder

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Efsechtenfruchtverwechselnmuß,von der wirnun han-

e n.

«

DieschwarzenPünktchenanFig.1, die dunkelnMit- telpunktederkugeligenGebilde anFig.2,diewurmför- migenschwarzenLinienvonFig.3,dierunde umrandete ScheibederFig.4und5, diefingernägelartigangebrachten dunklerenFleckenandenSpitzenvon Fig.7, dastraubige KöpfchenanFig·9unddieflachen ScheibenanFig.14

diesesAllessinddieFrüchtedieser Flechten,denenfrei- lichkeineBlüthen vorhergehen, obgleichman inneuerer

Zeitbei manchen Flechten Körperchen (Spermogonien) entdeckthat, welchedenStaubgefäßenderhöherenPflan- zen zuentsprechenscheinen.

DieseFlechtenfrüchte,Apothecien, oftSchüsselchen genannt, sind indenmeisten Fällen flacheoderwenigge- wölbteoderausgehöhlte,meist umrandete Scheiben (Fig.

4, 5), seltenerhabensieeineandere Gestalt (Fig.9,12).

DieseScheibe bestehtinihreroberen Flächeaus einer SchichtaufrechtstehenderkeulenförmigerSchläuche,indenen sichdieunendlichkleinenKeimkörner(Sporen)entwickeln, wi»ewirdiesanFig.15sehen,einemetwa 150 Malver- großertenStück derSporenschichteinerFlechtenfrucht.Die

danebenstehendeFigureines ganzen senkrechten Durch- schnittes zeigt durchdie beiden Linien an, woher Fig.15 genommen ist, ebensowiewirdarunter eineSporevon

einer deram häufigstenvorkommenden Formen insehr

starkerVergrößerungsehen.DieSporenschläuche,also die·eigentlichen meist achtsamigen FrüchtederFlechten, wahrendwas wir jetzt Fruchtnannten, eigentlichein Fruchtlager ist, stehen zwischenfeinen fadenförmigenZel- len, densogenanntenSaftfäden, Paraphysen.

Diese Früchtesindnun je nachderFormdesganzen Flechtenkörpersauf diesem verschiedentlichangebracht,wie diesunsere Figurenhinlänglichdarthun. DenHaupttheil

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derFlechte,gewissermaaßendenTrägerderFrüchte,nennt man zumTheil sehr uneigentlichdas Laub, Thallus, denneristbei denKrustenflechten(Fig.1, 2, 3, 4, 12) eben nur eineKruste,diesichoftkaumüberihrer Unterlage (RindeoderStein) erhebt,oderstrauchartigoderfadenför- mig ist (Fig.7,8, 9, 10, 11, 13, 14),alsoinbeidenFäl-

lennichtlaubartig,undnur bei denLaubflechten(Fig.5, 6) verdientderThallusdendeutschenNamen Laub.

Eswurde schonbemerkt,daßdieFlechtenin der Ge- staltung,wirkönnennun hinzufügen:ihresLaubes,und zuweilen selbst ihrer Apothecien, höchstveränderlichsind, und daßesdaher sehr schwer hält, siegenau alsGat- tungenundArten voneinanderzu trennen,wozunochdie vollständigeodertheilweise Auflösung durchdieSoredien- bildungkommt. Neuerdings hatman daher seineZuflucht zudemMikroskopgenommen, welchesin denFormender Sporensehr bestimmte Gattungs-UndArtmerkmale andie Handgegebenhat,wiewirauch höherePflanzenartenan ihrenSamen oftamsicherstenunterscheiden.

SohättenwirdenneinübersichtlichesBildvon einer deramtiefstenstehendenunddochvielesBenierkenswerthe darbietenden Pflanzenklassen gewonnen.DieFlechtensind nichtnur für unser Augeals SchmuckderWälder und Felsenangenehm,sondern siehaben aucheinenbedeutenden WerthimHaushalteder Natur, indem siezur Bodenbil- dungundzurVerwitterungderFelsen beitragen.Ihr unmittelbarer Nutzen ist gering,wenn wirdieRennthier- flechte ausnehmen, ohne welchedieLappenundKamtscha- dalen keineniilchgebenden Thiere habenwürden, unddie isländischeFlechte (gewöhnlichisländischesMoos genannt, Fig.7),unddie dierothen Farbenstoffe OrseilleundOrcin gebendenFarbeflechten: Orseille,Roccella tjnctorja und fucjformis, Lecanora parellaundeinigeandere.

--W——

Yie sich selbstnachalimendeAatuu

TrotzdesuiierschöpflichenJdeenreichthums, welchendie Natur injeder Hauptgruppe ihrer Geschöpfeanders be- thätigt,kommen dochvieleFällevor, woesscheint,als habeesihrfür eineneue Gruppe ihrer Schöpfungenan

einem

neuen Formgedanken gefehltundsie habe sichdaher genöthigtgesehen,beisich selbstzuborgen,einenschonan- derswo verwerthetenGedanken noch einmal, abermit anderen Mitteln zubenutzen.

Esisteine kleine,äußerstanziehendeundviele Ueber- raschungenbietendeSeite derdenFormen nachforschenden Naturbetrachtung, diese SelbstnachahmungenderNatur aufzusucheu. Manchedavonsind sehrbekannt. Ich darf

nur andenHirschkäfererinnern,andemesderNatur ge- fallen hat, seine MaultheileganzdemOrdnungscharakter derKlasse zuwiderzu garabsonderlichenBildungenumzu- formen. VondemZaugenpaare, welchesdasKäfermaul bildet, istdasuntere zu einerbehaarten Leckzungeumge- wandelt,und ausdemoberenhat siedasunförmlichgroße Hirschgeweihgemacht, welchesdemnur vomSafteder Ge-

«·.vächselebendenKäferzunichtsweiterdienen kann, als eben zu einemabenteuerlichenKopfputz.

Ueberhaupt istdieJnsektenklassesehr reichansolchen Fällen.Sind auchdieJnsektenordnungendurchbestimmte Ordnungskennzeicheninder-Hauptsachesehrscharfunter-

R

schieden,sodaßesbeieiniger Aufmerksamkeit nicht leicht vorkommen kann,daßman einInsektin einefalscheOrd- nungstellt, sogiebtesdochsehrvieleInsekten,derengan- zesAnsehenaneine andere Ordnungerinnert alsdie, zu

wellcheres demOrdnungscharakter nachganzunzweifelhaft ge)ört·

Vor vielen Fliegen fürchtetman sich,weilman sie ihremBau nndihrer FärbungundZeichnung nach für stechendeWespen hält,währendihnenalsechtenFliegender Waffenstachel fehlt,undsie anstattdesKaumaules der

Wespendieeinfacheweiche LeckzungederFliegen haben.

DieSchmetterlingeglaubt dochJederganzgenau zu kennen-,unddochgiebtes viele dieGattungderGlas-

falter,sesia welchejeder Uneingeweihteunbedenklich für Wespen haltenwürde.Dagegen giebtesWanzen mit breitenbuntfarbigenSchmetterlingsflügeln.

Ganz besondersreichansolchenWiederholungenistdie KlassederVögel.Abergerade hier istesambegreiflichsten.

Wenn esnichtwieeineArtVerunglimpfungder Natur klänge,undandenGlauben aneinvorausbedachtesPläne- machender Natur streifte, so möchteman sagen, daßdie NaturdieAufgabe,diesie sichbei denVögelnstellte, zuletzt selbst für halbunlösbargefunden habe. Jnkeinerzweiten Thierklasseistderihrzum GrundeliegendeFormgedanke

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so strengfestgehalten,alsbei denVögeln, so daßman mit Ausnahmevon etwa dreiodervierArten (Pinguin,Ca- suar, Kiwi)anjedembeliebigenVogeldenCharakter seiner Klasseganzvollständigerläuternkann-, jeder Vogel istein vollgültigesBeispiel seiner Klasse.Bei den anderen Wir- belthieren istdiesnichtderFall,man denke z. B.anWal- sisch,Löwe undFledermaus, diedochalledreiSänge-

thiere sind. .

JndieserVerlegenheithatdenndie Natur sichbeiden Vögelnaußerordentlichoft wiederholt. Dadurchläßtman sich oft täuschen,wenn man nicht tief eingeweiht istin die maaßgebendenUnterscheidungskennzeichen,diewesentlich imSchnabel-UndFußbau liegen. DerPetrell,denuns in Nr.1 unser Brehmsoergreifend geschildert hat, ist sei- nerganzencharakteristischenBedeutungnach einSchwimm- vogelwieunsere Gänseund Enten,und ahmt dochdie Schwalbenform vollständig nach. Die Farbeund die FormverhältnissedesGefieders istdasHauptmittel der Natur, ihren Vögeln, unseren Lieblingen, unterscheidende Charakterezuverleihen,unddies Mittel hat siedennauch vortrefflich ausgenutzt. Sie hat sichaber auch dabeioft wiederholen müssen,dennesgiebtz. B.genugVögelmit demWachtelkleide.Einnochbemerkenswertheres Beispiel bietetderdieEulenachahmende Ziegenmelkeroderdie die Schwalben wiederholendeSeeschwalbe.

Einedersonderbarsten WiederholungeneinerGestal- tungdereinenThiergruppeineinerandern findenwir durchnebenstehendeFiguren veranschaulicht.

Wirseheneinvermeintliches Schneckenhausvor uns, undzwarin der vorderen Undin derunteren Ansicht.Nach- demwiraberin Nr.48desvor. Jahrg.erfahrenhaben, nach welchen GesetzenundauswelchenStoffendieSchnecke ihr Hausbaut, soentscheidenwirunsleicht, daßdasab- gebildete Gehäusezwarohne Zweifeleinthierisches,aber keinvoneinerSchnecke erbautes Gehäuse sei. Esistaus groben, durchscheinendenSand- (Quarz-) Körnchenmittels einesinWasser unlöslichengummiartigenMörtels zu- sammengefügt,alsoeinechtesMauerwerk. Vonjedem Sandkörnchenliegtdieebensteund glattesteSeite nach innen, so daßdieInnenseitederUmgängeziemlichglatt, dieAußenseitejedoch durchdiegewölbterenundeckigenFlä- chenderQuarzkörnchenetwas rauh ist.

UmdieNachahmungeinesSchneckenhausesvollständig zumachen,besitzendieseGehäuseaucheinen Deckel,welcher sehrdünnundhornig-häutigist.

Wirwissen,daßdasSchneckenhauskeinErzeugnißdes sogenannten Kunsttriebes ist,daderMantelrand desThie- res neben derallgemeinen Gestalt diesesdieFormdes Schneckenhausesvorschreibt.Anders istesbeidiesemge- mauerten Gehäuse.EsistunzweifelhaftalseinErzeugniß des, bei denInsekten bekanntlich vorzugsweiseentwickelten;

Kunsttriebes anzusehen,dennsdieFormdesThieres,wel- chesdieseskleineWunderwerk baut,amallerwenigstendas Organ, mitwelchemesbaut, schreibtdieFormdesselben keineswegsmitNothwendigkeitvor.

Welches Insektbaut nun diesegemauerten Gehäuse?

Zu diesenmußübrigens,ehewirdieseFragebeantworten, noch ausdrücklichbemerktwerden, daß sie keineswegsnur einenothdürftigeAehnlichkeitmitSchneckengehäusenhaben.

In diesemAugenblickeliegenmirwohl50Stückdavon vor, welche ich1852 von Herrn Alexander Gerhardtin Tennessee erhielt.Siestimmenallein derHöheundWeite

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derWindungen,in derWeite desNabellochsaufderUnter- seite sovollkommen genauüberein, wieesnur von50Ge- häuseneinerSchneckenartzu erwarten ist. Esist daher zuverzeihen,daßmeinFreund, Herr JsaaeLea inPhila- delphia, sich täuschenließunddieseoderwenigstenseine sehr ähnlicheandere GehäuseartalseineSchneckeValvata arenifera nannte.

DasInsekt, welches hierdie RolleeinerSchneckespielt, istinseinemvollkommnen ZustandezurZeit noch nicht bekannt, dennesbewohntnur imLarven- undPuppen- zustandedasGehäuseundschwärmtalsvollkommnes In- sektinderLuft umher.

DerZufall führteindemgenanntenJahre vielleicht unter denErsten auchmirdiessonderbare Schneckenhäus- chenzu,undesschienmir, andereErscheinungenzuHülfe nehmend, sehr nahezuliegen,denErbauer in einerKöcher- jungser, Phryganide,zusuchen. Ich fand auchin einem dererhaltenen Gehäusedie Larve,welcheunverkennbar auf diese Insektenfamilie hinwies. Auchinunseren Gewässern lebenvieleArten dieser Insekten,welche mitdenallgemein bekannten Libellen oderSeejungfernindieOrdnungder netzflügeligenInsekten, Neuropteren, gehören.

DieKöcherjungfernhaben ihrenNamen voneinembei manchenArten köcherförmigen,jedochetwas gekrümmten Gehäuse,inwelchemdieLarve(wasman bei denSchmetter- lingenRaupe nennt), esüberallnachschleppend,lebtund sich zuletztdarin in diePuppeverwandelt. ZudiesenGe-

1.—-—-s-——l

häufenverwenden dieKöcherjungferndieverschiedensten Stoffeundsie sindeswerth, daßwirihneneinmalspäter einenbesonderenArtikel widmen. In unseren Gebirgs- bächen,namentlichmitgranitischemBoden,lebteine Art, welchenur kleine,etwamohnkorngroßeGneiß-oderGranit- körnchenalsBaustoffverwendet. Dieseüber1Zolllan- genGehäusemußten sofort aufdieVermuthung führen, daß auch unsere gemauerten Schneckengehäusevon einer Phryganiden-Art herrühren,um somehralsauch einige andere einheimischeArten dieStücke, ausdenensieihre Köcherbauen, inschraubenförmigerAnordnunganeinander ansetzen.

Bremi inZürich hatdem,wenn auchinseinemvoll- kommnen Zustande nochunbekannten InsektdenNamen Helicopsyche shuttleworthi gegeben,im Artnamen einem geachteten Naturforscher, HerrnRobert Shuttleworth in Bern, ein kleinesGedächtnißstiftend.

Ueberblickenwir diebesprochenekleineNaturerscheinung nocheinmal,so habenwirhierdensonderbarenFall,daß ein imvollkommnen Zustandemit großenfast schmetter- lingsartigen Flügeln ausgestattetes Luftmsektinseinenfrü- heren BerwandlungszuständenimWasserlebt unddaselbst, dieSchneckenhäusertäuschendnachahmend,sichauskleinen SteinkörncheneinGehäuse erbaut,wobeiesals Mörtel einen demStoffe desSeidenfadens wahrscheinlichganz gleichenStoffverwendet,derauchimWasser seinebindende Kraftbehauptet.

——--«LU.-S «W»TJ--——-—s —-

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·’(II

Die glälattwegpen

Zudenmancherlei hervorragenden Eigenthümlichkeiten, durch welchesichdieJnsektenklassevor anderen Thierklassen auszeichnet,gehörtesauch, daß sichviele,oft sehr gattungs- reiche Jnsektensainilien nichtblos inihren äußerenKenn- zeichen,sondern auch inihrer Lebensweise sehrüberein- stimmend zeigen,sodaßesinsolchenFällenleicht ist, nach beiderleiRücksichtenhindieJnsektenfainilienzuuni- grenzen.

wespen, Tenthrediniden, welcheeineansehnlicheAb-

7 8 6

Fig.l.u.2.Cimbex vakiabilis Minnchen undWeibchen 7· «· ·"

«

''

» . »i · . zig.3.Laive deiselben. 4. u « -

Fig.5.Ncmotos septcmbrionalis, eieklegend. Fig.6.Puppe derselben. Fig.7.uFJ P ppmgespumst Untele Fig.9.Larvevon Nem. sepiembrionaljs.

theilungderOrdnung derAder- oderHautflügler, Hymenopteren, bildet, wohin außerihr nochdieFa- milienderBienenundWespen-derAmeisen,derunsaus Nr.17desvor· Jahrg.bereits bekannten Schlupfwespen

u.s.w.gehören.

DieBlattwespen bietennichtblosinihrerLebens- weiseundinihrerGestaltmancherleiBesonderes dar,son- dernvielevonihnen sind auchalsZerstörernützlicherGe- wächse,namentlich einigerWaldbäume,fürunsallevon einererheblichenBedeutung.

UnsereFigurenIu.2gebendieZugehörigkeitderdar- gestelltenThierezurWespensamiliedeutlichgenug kund, ob- gleichwiranihnendiesprichwörtlichgewordene ,,Wespen-

ii-i

4

taille«vermissen,welcheunsere thörigenDämchenaus

.KostenvonGesundheitundLebennachässen.Darin,daß derHinterleibderBlattwespen mitseinerganzenBreite mitdemMittelleibe (gewöhnlichBrustgenannt)verbunden istundnichtblosdurcheinenschmalenStiel,liegteinnicht unbedeutendes Erkennungsmerkmal derselben.

VondendreiJnsektenordnungenmitzweiPaar echten

«häutigenFlügeln(1.Hautflügler,2.NetzflügleroderLi- EinesolcheFamilie istdiederBlatt- oderSäge- -bellenund3.SchuppenflügleroderFalter) istbeidenHaut- flüglernoderwespenartigen InsektendasuntereFlügelpaar

li

.8.SägeorgaiiderBlattwespen.

meistvielkürzerundschmäler als dasobere;abergerade beidenBlattwespen ist diesesMerkmalamwenigsten her- vorstechend,bei denenimGegentheildasuntere odereigent- lichrichtigerdashintereFlügelpaar nichtsosehrklein,ja beimanchen Gattungen nichtvielkleineralsdasvordere ist. Dazu sinddieMaschendesFlügelgeädersbeiihnen verhältnißmäßigzahlreicherund einander mehrgleichals bei denübrigenHautflüglern (Fl«g-1Und2)-

DieBlattwespenhabenwiealleHaUtflüglergleichden Schmetterlingeneine vollkommene Verwandlung,d.h.sie findimPuppenzustandederfreienOrtsbewegungundder Nahrungsausnahmeberaubt. IndemwirihrenVerwand- lungsverlaufbetrachten,dienen uns dieobenstehendenFigu-

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