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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1860, No. 21.

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und krankenKörpersnochlange-nichtim gewünschten

Darst«

Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt MkkcnegegrliennnnE.»A.Koßmäßlen WöchentlichlBogen. DurchalleBuchhandluugenundPostämterfür vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Nov 21-der

lungen. Für Hans undWerkstatt.»-Verkehr.

Die

deutscheund

Inhalt: DiedeutschennddieschwedischeHeilgynrnastik.

Insekten (MitIllustration) EineSeuchereligiösen Wahnsinns. Kleinere Mitthei- VonDr.Schildbach. DasBein

1860.

sie ""·schwedfi«sEH»-eChef-Zigeuneriho

VonDr.8childbach,

Vier-Director derSchreber'schenghmnastisch:orthopädischenHeilaustaltzuLeipzig.

Die-Oberflächlichkeitund Halbheitunsrervielgeriihm- tenBildungtritt nirgendsgrellerzuTage,als indem VerhaltendermeistenMenschengegenihrenKörper. Es istdenunzähligen,von derNeuzeit gebotenen Schriften undAufsätzen überBeschaffenheitundPflegedesgesunden Maßegelungen,jenebeklagenswertheUnwissenheitzube- seitigen,undwirsehennochheutedieErfolgedesCharla- tans ingeometrischemVerhältnisse zunehmenmitseiner FrechheitundSchlauheit;wirfinden nochheuteesimmer vonNeuem wiederbestätigt, daßeineLehre aufeineum sogrößereZahlvonAnhängernunter demPublikumrech- renkann,je sinnloser, geheimnißvollerundunbegreiflichek sieistundmitje größererAnmaßungundAusschließlichkeit

«)Eskannalsallgemeinbekannt vorausgesetztwerden,daß vieneuere Heilkunst sichnichtblosauf Arzneimittelundchirur- gischeOperationen beschränkt,sonderndenkrankenOrganismus oder einzelne Theiledesselbendadurchgesundzumachen sucht»

daß sieindemselben planmäßiggewisseBewegungen hervorruft, um durchdiesedieErnährungdesleidendenTheilesunddessen Thatigkeit überhauptzusteigern.Wennschondasgewöhnliche, mitvorsichtigerBerücksichtigungdesvorhandenen Kräftenraßes- betriebeneTurnen derGesundheit förderlich ist, so istdie mit NIUkrankenKörpervorgenonnnene Bewegungsribung,dieHeil- ghmnastikoderdasHeilturnen, ineinemgroßenBereichevon Krankheitserscheinungengerader eineimmerwichtigerwerdende -Heiltnethode,welchereinPlatzinunseremBlattegebührt·D.H.

sieausposaunt wird. Eswerden auchalleBelehrungen, mögen sie auchinden klarstenAbhandlungenoderinden handgreiflichften Gesundheitsschädigungenbestehen, so lange nichts dagegen fruchten,alsnicht unsre Kinder von Klein aufgelehrtwerden,ihreSinne undihren Geistzubrauchen, d.h.zubeobachtenundzudenken,undalsnicht wenig- stens einUmrißderLehrevom gesundenund kranken Menschenzu einemvorgeschriebenenLehrgegenstandin den Schulenerhobenwird· Esistdaher nachstehenderAufsatz auchnichtinderHoffnung geschriebenworden,daß durch ihnmit einemMale einerichtigeBeurtheilungdesvor- liegenden Gegenstandessichallgemeinverbreiten werde

sondernersollnur eine Collectiv-Antwort sein aufunzäh;

lrgeüberdasWesenderschwedischenGhmnastikanden Verfasser gerichteteAnfragen.· ,

Esistzweifelhaft,ob wiresmehrderCharlatanerie odervmehreinem mangelhaftenBegriffsvermögenzuzu-

schreibenhaben,wieesauch Aerzte häusig nochindie

Praxismitbringen, daßdievonLing begründeteschwedische HeilgymnastikmiteinemNimbus desGeheimnißvollenund Abenteuerlichenumgebenworden ist,derihrursprünglich völlig fremd istundihrenedlenKern völligüberwuchert undvielenAugenganz entrückthat. Auf demselbenWege hat sich zugleicheinGegensatz zwischenderdeutschenund schwedischenGymnastik ausgebildet,der imWesenbeider Methoden durchaus nicht begründetist.DeutscheUnd

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schwedische Gymnastik schließeneinander keines- wegsaus,vielmehr istletzterealseinewerthvolle Bereicherung unsrer heimischenBewegungsheik methode anzusehen. Der Gewinn,denwiraus ihr ziehen,isteindreifacherundbezieht sich aufdieLehrenvon denAusgangsstellungen,denduplicirten(Widerstands-) Bewegungen und den Manipulationen (»passivenBe- wegungen«)-

Mit demWorte Ausgangsstellung bezeichnetman dievorgeschriebene,dembeabsichtigtenZwecke entsprechende HaltungdesKörpersundderGlieder, dieman einnimmt, bevorman einebestimmteBewegung ausführt.DieWich- tigkeit derselben istzwarinDeutschland längstanerkannt, undman trugihr Rechnung,indemman z.B.beimortho- pädischenTurnen dieGeräthübungenmitungleicherStel- lungderbeidenKörperhälftenausführen ließ(nur vermied man es, durchSchaffungeines neuen Namens fürdie speciellenundindividuellen Modisikationen,durchdieman denbestimmten Heilzweckzuerreichen suchte,diebetreffende UebungdemBegriffenachinzwei Hälftenzutheilenund sodieBegriffsauffassungzuerschwereu);inder-schwedischen Gymnastik jedoch ist diese Methodeweiterentwickeltund auchauf dieFreiübungenausgedehntworden undhatbe- sondersdurchErfindungderduplicirten Uebungeneine weit vielseitigereAnwendbarkeit erlangt.Eswerden auf diesem WegenichtnurdieWirkungen zweier Uebungen vereinigt, sondernwirklichneue Wirkungen geschaffen.

Aehnlich verhältessichmitdenpassiven Uebun- gen, welchelängstnichtnur inderdeutschenGymnastik, sondern theilweiseauch beidenOrientalen unddenSüdsee- Jnsulanerngebräuchlichsind,jedochvon Lingbereichert undsystematischverwerthetworden sind.Essinddarunter BewegungenundManipulationenzuverstehen,z. B. Rol- lungen,BeugungenundStreckungen, Knetungen, Hackun- genu.s.w·,welchean demKranken, jedochohne seine Mitwirkung,ausgeführtwerden.

Wirklich neu geschaffenvon Ling sinddieduplicir- tenUebungen, diejenigen nämlich, wobeidurch Muskel- krafteineandere Muskelkraft überwunden wird· Es istdurchdieErfahrung nachgewiesen, daßdieWirkung einerMuskelthätigkeit bis zu einergewissenGrenze mitihrer Intensitätwächst,daß alsodieErnährungdes Muskels beistärkererAnstrengung desselbenmehr gefördert wird, als beischwächer.Diese Erfahrung hatdieGeräth- übungenmitins Lebengerufen.Mankannnämlichsämmt- liche Rumpf-undGliederbewegungenauchimStehenoder Liegen ausführen,dochsuchtman siedamitdurchgreifender zumachen,daßman denKörperanGeräthenimHang oderStützaufhängtoderanstemmtundsodieSchwere desKörpersganzodertheilweisalsWiderstand benutzt, dessenUeberwindungdieMuskeln zurEntwicklung ihrer vollenKraft zwingt·WoGeräthe nicht vorhandensind, giebtman dann wenigstens durch GewichteoderHanteln denBewegungeneinengrößernNachdruck Beidendu- plicirten Bewegungen dagegen benutztman zudemselben Zweckdieentgegenstrebende Muskelkraft eines andern Menschen. Nunlgiebteszwarvonjenen Uebungeneine so unendlicheReichhaltigkeit,daßderdesdeutschenTurnens Kundige für jedeBewegungeineganze.Reihe leichterund immer schwerererAbarten zurAuswahl hat;esistaber zufast allendenselbendiegleichzeitigeBetheiligungmehrerer MuskelgruppenundeingewissesMaßvonKrafterforder- lich;Jn solchenFällennun,wodieBethätigungaufganz bestimmteMuskeln oderMuskelgruppen beschränkt,oder WodiefürGeräthübungenzugeringe Muskelkraft dochbis anihre GrenzeinAnspruchgenommen werdensoll,dasind

dieduplicirten UebungenamPlatze.Solche Fälle sindin derRegeldieLähmungen.

Zwei Beispiele mögendiesdeutlichmachen. Jchhabe einmalin derWasserheilanstaltPelonkeneinenMann be- handelt,deramganzen Körpergelähmtwar. Sobald er

durchanderweiteBehandlung soweitgelangtwar, daßein- zelneMuskeln wiederdemWillenseinfluß sichfügten, ließ ichihn dieselbenüben. VonGeräthübungenkonntebei einemKranken- dersich nicht freisitzend aufrecht erhalten konnte, nicht die Redesein;um aberdochdievorhandene Kraft möglichstauszunutzen, legte ichauf das zubewegende Glied meineHandundübte einenderBewegungsrichtung entgegengesetztenDruckaus, nicht sostark,um die Be- wegungzuhindern,unddoch kräftiggenug,umeinigeAn- strengungbeiderselbenzubeanspruchen. Hätte ichdieBe- wegung ohne diesenGegendruckausführenlassen, sowürde sie zwarauch genützt haben, so jedochkamichmitdem Kranken entschieden schnellervorwärts. Ichbehandle fernerindiesem Augenblickeein Kind,welchesmitKlump- füßen behaftetwar. Durch gymnastischeundMaschinen- behandlung istderZustandumso vielgebessert, daß jetzt

nur dieEinwärtsrollung derBeine das augenfälligsie Symptom ist.Umdiese zubeseitigen, lasse ichdieausge- strecktliegendeKleine ihre Fußspitzensoweitalsmöglich voneinander entfernen,währendichmitdenFingernbeider HändedieFersen festhalteund mitdemandenäußern Fußrand gelegtenDaumen einenderaugenblicklichaufge- wendeten Kraftentsprechenden Widerstandausübe. Jst eineweitereAuswärtsrollungnichtmehr möglich,sover- stärke ichdenDruck mitdemDaumen, so daßdieFüße, währenddiePatientinsie noch immerauswärts zudrehen sucht, trotzdemmitdenFußspitzeneinanderwiedergenähert werden. Würdeich mich hierderFreiübungenundnicht der beschriebenen Widerstandsbewegungenbedienen, so würdenichtnur dieAuswärtsrollung weniger kräftigvor sichgehen,sonderneswürden dieEinwärtsroller (welche dochdasBeinallemal zurückdrehenmüßten, eheeswieder nach außen gerolltwerden könnte)genau ebensovielin Thätigkeit gesetztwerden, wie dieihnen entgegenwirkenden Muskeln (ihre Antagonisten).Da jeneaberdiesenohne- hinweitüberlegensind, so müssenjenegarnichtunddiese ausschließlichbeschäftigtwerden und dieserreiche ich durch die ebenbeschriebenenduplicirten Uebungen.

DadiemeistenduplicirtenUebungen ohne besondere Geräthe ausführbarsind, sokönnensieauch inmanchen FällenzumErsatzderGeräthübungendienen,woesan dennöthigenApparaten mangeltunddochinbestimmter«

Weisekräftig eingewirktwerdensoll. Wennichz.B.an einerQuerstange frei hangendmich in dieHöheziehe, so brauche ichgenaudieselbenMuskelndazu,alswenn Jemand auf einemTische hintermirstehendanmeinensenkrechtin dieHöhe gestrecktenHändeneinenZug nachobenausübt, währendichdie Armeherunterziehe.

Indem ich hiermit versucht habe,demUnkundigenvon demWesenderschwedischenHeilgynmelstikeinenBegriff zugeben, habe ich zugleich ihreGrenzenbezeichnet.Was man darüberhinaus nochihr nachtühmkiberuhtnachmeiner Anschauungauf SelbstteiuschungoderCharlatanerie Die MehrzahldereinseitigenVertreter derschwedischenMethode machte jnderenStudium dieersteBekanntschaftmitder Gymnastik überhauptundwar inFolge dessennur zuleicht

’geneigt,demschwedischenSystemallein denWerth beizu- legen,dendieBewegunsheilmethodeüberhaupt besitzt.

Manchegingenaberauchweiterundschriebenjenereine specifischandereWirkungsweisezu,alsdieTurnübungen siehaben sollten-wobeisie sichzumTheil soweitvergaßen,

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daß siedemTurnen ebensovieleNachtheile Gefahrenund verderblicheEinflüsseandichteten,alsdieschwedischeGym- nastikVorzüge haben sollte.Mein Verstand wenigstens kannabernicht begreifeninwieferneineMuskelverkürzung, dieden DruckeinesArmes überwindet,eineandere sein solle,alsdieselbe Anstrengung,wenn derZugderSchwer- kraftzubesiegenist.

Desgleichen isteseine Einseitigkeit,wenn man der fchwedischenMethodeausschließlichdenVorzug nachrühmt, dieMuskelthätigkeitvölligaufeinzelne Gruppen oder

Muskel-Strängelokalisirenzukönnen. Es trifftdiesaller- dmgsfürvieleFällezuundzwarbesondersfür dieMus- kelnandenGliedmaßen;es kannabernur die Unbekannt- fchaftmit der deutschen Heilgymnastikderselben jene Fähigkeitvöllig absprechen.Was diesezuleistenvermag- zeigtambesten diegroßeZahlderdurch sie alleingeheilten seitlichenRückgratsverkrümmungen:Erfolge,welcheohne eine»auf bestimmte Muskeln beschränkteörtlicheWirkung vollig unmöglichwärenundzumTheilansolchen erzielt wurden,dievorher vergeblichmitschwedischerGymnastik behandeltworden waren.

Man hataberzuGunstenderschwedischenGymnastik nochandere BehauptungenzuHülfegenommen, welcheden BodenderThatsachen gänzlichverlassen,deninihrvor- handenenedlenKern völligverdunkelt undesverschuldet haben,daßdieMänner derexaetenForschungdieganze Lehreunbeachtetlassen. Dahin gehörtzunächstdieTheorie vondenWirkungsunterschiedenzwischen duplicirt-con- centrischenund duplicirt-excentrischen Uebungen.

Dieerstern sinddiejenigen,beidenender PatientdenWider- standdesGehülfenüberwindet, wobeialsodiebeidenEnd- punktedesMuskels währendseinerThätigkeitsich einander näherrücken,undsolleneinedauernde Verkürzungdes Muskels bewirken, so wie dieAufsaugungindemselben und seiner Umgebung befördern;dieUebungen dagegen, beidenenderWiderstanddesKranken durchdenGegen- druckdesGehülfenüberwunden wird, bei denen der Muskel alsoeinenachlassendeThätigkeitausübtundwährendder-

selbensichverlängert,sollen dieBlutzuleitung vorzugsweise befordern,dieNeubildunganregen undmit derZeiteine dauernde VerlängerungdesMuskels bewirken. Dement- sprechend,um diesen Wirkungen ihrGebietzusichern,hat manzweineue Lehren geschaffen,indem man beijeder aktivenBewegungdemAntagonisten, alsoz. B.bei einer BeugungdementsprechendenStreckmuskel, eineregulirende MItWIVkUUg»zuf(«»hrieb währenddieseinWirklichkeitnur

zuweileneintritt undsichauch bei aktivenBewegungen novthigenfallsstets vermeiden läßt; undindemman die beldauernd»VerkükötenodererschlafftenMuskeln vorhan- denen

lestapdeVVU»Retraction«und,,Relaxation«auch auf alleübrigenGewebe desKörpers ausdehnteundalle Krankheitszustaade darauf zukückfiihkte.JaWirklichkeit abersind dieseStrukturveränderungen,auchwo sie sich wirklichnachweisenlassen,nieUrsachen,sondern stets Fol- gendesGrundleidens; undselbstwenn man im Stande wäre,heilend auf sie einzuwirken,würdeman damitdas WesenderKrankheit nochgarnichtberühren-Aberauch jene behauptete Heilwirkung ist Völlig trÜgerisch-so Weit sie nach duplicirtcon- undexeentrischenBewegungenunter- schiedlichbegründetwird.

Esist allerdingsnur einTheilder Vertreter derschwe- dischenMethode, welcher sichinsolchemystischeRegionen verirrt hat,und die Andern irrenmeinerAuffassungzu- folgenur darin, daß sie ihre TheorieundVerfahrungs- weisealsdie allein berechtigtehinstellenund derdeutschen Heilgymnastikihre wohlbegründetenRechteundVerdienste

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absprechen. Jene Geistesverirrungaber,in welcher einer dereifrigsten PflegerderschwedischenGymnastikdieLehre vom Od-Magnetisniusmithineinzuschmuggelnversuchte, istglücklicherweiseganzvereinzelt gebliebenund darfder Sache selbstnicht zurLastgelegtwerden. .

DennochtrittderGegensatz,inwelchemwirunsauch

dengemäßigtenschwedischenHeilgymnastengegenuberbe- finden,leidernochscharfgenughervor.Eben weilichselbst michvielmitschwedischerHeilgymnastik beschäftigthabe undsienoch täglichausübe, eben weilichdenauf ihreAus- bildungverwendeten Scharfsinn völligzuschätzenweißund, was sieuns gebrachthat,dankbar erkenne,beklageichdiesen Gegensatz,indemerjedeParteiderandern gegenüberblind machtundsiedesGewinnes beraubt,derihrvonjenseit zuwachsenkönnte.Werfreilich sichvonderUnduldsamkeit, nachwelchereskeinHeil giebt außerinderschwedischen Gymnastik,undvon denLehren,womitdiese Ausschließ- lichkeitgerechtfertigtwerden soll, nicht frei machenkann, denkönnenwirnichtalseinenGenossen unsersStrebens undWirkens betrachten,den wirdauchdieWissenschaftin ihrem FortschreitenzurWahrheit unbeachtetzurSeite schieben. ,,PrüfetAllesund dasBestebehaltet«:diesist dereinzige WegzurWahrheit.. Jchglaubederschwedi- schenGymnastik gegenüberdiesemWahlspruchetreugeblie- ben zusein,wie invorstehendenBemerkungen, so seitlanger ZeitinderPraxis,undich dankeihm wesentlicheFörde- rung-,dieanderePartei dagegenberaubt sich,indemsie sich aufdieLehrenLings beschränktundunser deutschesTur- nen alsüberwundenenStandpunktunddurchaus unbrauch- barbetrachtet, manches wichtigenMittels, mitdemwir großeErfolge erzielen.Wennsiez.B.dieHang-Uebungen verschmäht,diedoch so vortrefflichdieBethätigungder mechanischenmit derderkörperlichenKraftäußerungver- binden, so istdasgeradezuunbegreiflich.

Aberauchwenn aufbeidenSeiten dasnächste Ziel in gleich schneller,sichererundbequemer Weisezuerreichen wäre:ichwürde überall,woichdieWahlhabe,diedeutschen, reinaktiven Uebungendenduplicirtenvorziehen. Dazu bestimmtmichnichtnurdasStreben,vonderGeschicklichkeit unddemguten Willen vonGehülfen,wie siedieschwedische Heilgymnastikbraucht, unabhängigzubleiben, sondernvor Allem dieRücksicht aufdiegeistige Gymnastik,welcheich mitdendeutschen Aktiv-Uebungenzugleich erziele;dennich glaubedamit, daßderPatientzujeder UebungdenEnt- schlußgleichsamaus sichherausholen muß, sicherereine Stärkungseiner Willenskraftzuerlangen,alswenn erauf dieanfassendeHanddesGehülfenals äußern Anstoßzu warten sich gewöhnt.Beiderdeutschen Gymnastik istes derfreie,innere Entschluß,derdieThat gebiert,bei der schwedischeneinäußererAntrieb.

Wenn ichimVorstehendenblosvonderH eilgymnastik gesprochenhabe,währendimLing’schenSystem auchdie PädagoglschesästhetlscheUndWehrgymnastikinbegrissenist, soberuhtdashauptsächlichdarauf, daß ich nurfiikdieHeii- gymnastikdaraus praktischen Nutzen entspringen gesehen habe;IchMußaberauchgestehen,daß icheineBesprechung jenerandernZweige praktisch fürvöllig überflüssighalte, denndasglaube ich behauptenzu können:volksthümlich wird dieschwedischeGymnastik beiuns niemals werden. Daßsie nichtfür größere Massen gleichzeitig anwendbar ist,wie dieSpießischenGemeinübungen,wäre wohlkeinHinderniß,dennauch dieUebungen,womitJahn inderHasenhaidedieFreiwilligen für1813 heranzog, waren dasnicht;es istvielmehrderaugenfälligepraktische Erfolg,derden Ling’schenUebungenfehlt.Esist fürden Uebenden eingroßerUnterschied,obermit den Gliedern

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eben blosdieLuft durchschneidet,oder obihmeinebestimmte Turnübung gelingt· Einesolcheistgleichsamein Werk, dasergeschaffenhat,undhinterläßtsomiteinGefühlvon Befriedigung.Esistungefähr dasselbe,alswenn ichein Gedicht leisefür michleseodervoreinemKreise Zuhören- derschwungvollvortrage. Nebendiesemaugenblicklichen istesauch eindauernder Erfolg,derdas Turnen aus- zeichnet:esgewährtnichtnurMuthundThatkraft, sowie körperlicheStärke undGewandtheit überhaupt,sondern auchfür gewisse, zweckmäßigeThätigkeiten. Sicherlich wird auchdurchschwedischeGymnastikmit derZeitdie dazuerforderlicheBeschaffenheitderMuskeln, Knochenund Bänder »sicherreichen lassen; unsremeisten körperlichen Künste jedoch sind Gewohnheitsbewegungenundmüssen speciellgeübtwerden. Vergleichsweifeerinnere ich daran, daß auchdergeschicktesteKlavierspielereineschwierige Pas- sage doch erst noch oftldurchspielen muß,bisersie in die Fingerbekommt;undbeimTurnen sind dieUebungen,in- demsie eineharmonische AusbildungdesganzenMenschen bezwecken, dochzumTheil so beschaffen,daß sieeine be- stimmte Fertigkeit gewähren.

Nebenbei sinddieBewegungenderschwedischenGym-

328 nastik entschiedenlangweilig, gebeneinemfrischen,that- kräftigenMenschenzuwenig Befriedigung,undsindsowohl inihrerErscheinung,als inihrer entsetzlichenNamen- gebung nichtfreivomUnglückderLächerlichkeitDas hält natürlichdieHypochonder nichtab, dieschwedischeHeil- gymnastikvortrefflichzu sinden,dennsie liebenjastetsdas NeueundAbsonderliche,undhaltenein Mittel fürumso wirksamer,je mehres UmständeundMühe macht. Die MassedesVolksaberurtheiltanders, undbeiihremrich- tigen InstinktewürdekeineMachtderErdeim Stande sein,dasschwedischeSystemderLeibesübungeninDeutsch- landanStelle desTurnens zurVolkssachezumachen.

Sowollen auchwirdervaterländischenTurnkunsttreu « bleiben, unsdessenfreuen,waswiranihrhaben,undrüstig

anihrer Weiterentwicklungarbeiten, wobeiunsdastief durchdachte Systemdes,,Gymnasiarchen«Ling wesentlich fördern wird. UnsreTurnkunsthatunsvorZeitenvom JochedesEroberers befreien helfen;sie wirdhoffentlich fortfahren,eintüchtiges,braves undwehrhaftesVolkzu erziehen,undsiewirdauchdadie Antwort nichtschuldig bleiben,woes zuihr heißt: SchaffemirGesundheit!

Das Bein derInsekten

BeineundFlügel sind nächstdenMaultheilendie Träger derjenigenKennzeichen, nach welchendieformen- reiche KlassederInsekteninOrdnungenundFamilienge- brachtwird. Wenn wiruns alsomitdenInsekten, na- mentlichmit denErkennungsmerkmalenderschädlichen Arten, bekanntmachenwollen,so müssen wir vorher auch denBau ihrerBeineeinmal schärferinsAugefassen,wo- beiunsdienachstehendenFiguren, nachStraus-Dürck- heimundRatzeburg, alsAnhaltdienensollen.

Wirfinden, daßnamentlichder Bau derBeineAnlaß dazugeben mußte, daßman dieInsektenindiejenigeAb- theilungder niederenThiere stellt, welchedenNamen Ge- lenkthiere, animalia articulata, führt,undwohin außer denInsekten nochdieKlassenderKrebsthiere (Krusta- ceen)undderSpinnenthiere (Arachniden) gehören.

Vergleichenwirdas gelenkig gegliederte Insektenbein mitdemebensobeschaffenenBeinederWirbelthiere,so weitesbeidiesen nichtinRuder- undFlugorganeumge- wandelt istoder(Schlangen)ganzfehlt,so istderVortheil auf Seiten derInsekten,sofernwiresfür einenBortheil erklärenwollen, wenn ineinerThierklafseeinOrganin dermanchfaltigstenWeise gebildet erscheint. Dazukommt noch, daß sehrvieleInsektenartenin denverschiedenenVer- wandlungszuständendie GestaltunddenBauihrerBeine inderauffallendsten Weise wechseln, ja denselbenin einem odervielmehr einigen ihrer Entwicklungszuständegänzlich entbehren. EsistdasLetztereeiner derbemerkenswer- thesten PunkteindemsogenanntenWunder derInsekten- verwandlung.

«WiebeidenVögelndasvordere FußpaarinFlug-

,organe umgewandeltist,an diesenjedochdiewesentlichen KnochendereigentlichenBeine sich wiederfinden,so sind auchbeiallenInsektendiezweiVorderbeine wenigstens durchdieRichtungnachvorn vondenanderen, hinterwärts gerichtetenvierBeinen,bei vielen aberauchdurch den Bau

unddurchdenGebrauch verschieden.AusdiesemGrunde istessehrwohl zulässig,dasvordereFußpaaralsArme von denzwei hinterenzuunterscheiden,wasjedochbeider InsektenbeschreibunginderRegel nichtgeschieht.Man sprichtdahervon einem vordern, einemmittlen und einemhintern Fußpaar beidenInsektenin derenvoll- kommenemZustande. (Dabeiwirdebenmeist Fuß gesagt, woesBein heißensollte;dennda derFußnur einTheil desBeines ist, fo sollteman,indemman dasGanzemeint, vonBeinpaarenundnichtvon Fußpaarenreden. Will man danninderBeschreibung wirklichdenFußimengeren Sinne bezeichnen,so bedientman sichumMißverständniß zu vermeiden meistdesFremdwortesTarsus. Wirwollen imFolgendendieAusdrückeBeinundFußimmerihrem eigentlichenBegriffenachverwenden.)

DieMittelbeine sind,wenn nicht überhauptalle6 gleichmäßigund einfach sind(wie beiderStubenfliege), immerdieeinfachstenundschlichtesten,währenddasvordere unddashintere Paarbei vielenInsektenganzungewöhn- lich gebaut ist. Wenn wirdaher nachstehendesechsver- fchiedeneArten derJnfektenbeine unterscheiden-sosinddiese indenmeistenFällenentweder die Vorder- oderdieHin- terbeine. Diese6verschiedenenArten sind:1.Laufbeine, inallenihren sogleichnäherzubezeichnendfndreiHaupt- theilen schlichtundeinfachgebildetundmeist dünn, lang und schlank.So sind die Beinebeidenfchnelllaufenden Insekten, z.B.bei dergroßenFamIlle deVLcqukäfer,Cara- bicinen,zudenenz. B.diebekannteGoldhenne,Carabus auratus, gehört.AuchdesMaikäfer,derfreilichkein Schnellräufekist,hatLaufbemewieuns Fig.1zeigt. 2.Gangbeinez anchqusind«die Glieder desFußes (Tarsus) merklichverbreitert,mitplatter fein behaarter, oft auch drüsigerSohle,Ummitdenselbenfesteraufder begangeUeUFlächeanzuhaftem DadurchwirdesderFliege möglichan der glatten Fensterscheibezugehen.Die

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