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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1860, No. 17.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt BernuggrgrhrnnniiE.Jl.Rohmäszlen WöchentlichlBogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämterfür vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: EineReiseaus demFrühlingindenWinter.

Spitzenholz ND.17.

Werkstatt—- Verkehr-.

(MitJllusti«ation.) DieNahrungderTauben-

Stückchenneuere Erdgeschichte. Blut-Zeichen. Kleinerc Mittheilungen. Für Haus und

cHineReiseaus deinFrühlingin denWinters-)

VonBei-thold Sigismnnd Das VonDr.Fr.Schlegel Ein

1860.

Von Retthocd sigisniund.

Immilden Saalthalewar anOsternderFrühling schon soweitvorgerückt,daßmanMühe hatte, seinen Fort- schrittenzufolgen.DieWiesen grünten, schonhattensich einzelne SchlüsselblumenundLöwenzahnblüthenheraus- gewagt,andenHeckenblühtenLeberblumchen,Lerchensporn undVeilchen;Bäume undSträucherbegannensichzu regen, dieErlen undSilberblüthen hatten ihreKnospenganz aufgethan,dieStachelbeerbüschewaren grünbekleidet, die Roßkastaniebegann ihre großen Knospenpanzeraufzu- schnallen,dieSteinbuche(Cnrpinus)trugBlüthenkätzchen

von derLängeeinesFingernagels,undandenBlüthen- knospender Obstbäume blickten zwischendenbraunen Schuppen grünlicheRänderdurch:VieleInsektenwaren aus demWinterschlaferwacht,dieHummeln surrtenum dieKätzchenspderSahlweide, einzelneFalterfleitterteiium- her,vielerleiKäferwaren rege. DieimMarzheimkeh- rendenZugvögelwaren alle da,auchderletzteMars-gast- derkleineRegenpfeifer,trilletkelschonamFlUsse- »

Ausdieser milden,freundlichenFlurwanderte icham

11.April längsderrauschendenSchwarzaemporbiszu ihrem Quellgebiete,·welchesman vonRudolstadtaus in

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bendem»erstenFTÜHHUSISAAVS«inNV 14kanndiese

ReiieNacusdemFkühlinginVmWinter« recht gut bestehen«

iviedasRechtderGebirgsnaturnebendemderNaturderEbene

besteht. D-H-

einerstarkenTagereiseerreichenkann. Jchhabe schonöfter solcheBergfahrtenimerstenFrühling gemacht,um die

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durchdieMeereshöhebedingten AbstufungendesPflanzen- undThierlebenszubeobachten;abersogrelle Unterschiede habe ich nochniegesehen,wiediesesJahr,wo« derFebruar undMärz so gewaltige SchneeinassenaufdemThüringer Waldaufgelagert haben, daß sichdieältestenLeuteNichts demAehnlicheserinnern. DiehöchstenBerghäupterwaren wochenlang geradezu unzugänglich;Forstleute,die es wag- ten,denWurzelbergzubesteigen,versankenbisandie Arme innurdendieSchnee.SpitzenEinige StraßenderBaumpfählewareneinso zugeweht, daßwenigvorragten, mancheHüttenundHäuserwaren wievonLawineubis

ansDachverschüttet. .

Sohat sichdennderWinter auf unsrem Gebirgedies- malsogutverschanzt,daßderFrühlingwackerzuschaffen hat,umdenleidigenEroberer zu vertreiben. Unddiesem Kampfewünschteichzuzusehen.

DaßderFrühlingmitrüstigerKraft angreift, zeigt schonder starkgeschwolleneFluß, dessenim Sommer farb- loses Wassereine ganzähnlichebläulichgrüneFarbe trägt, wieman sieanGletscherbächenbewundert. Mitwildem Tosen schäumterinseinem felsigenP sdahinspunddurch dasdumpfeBrausen hörtman eian. KnaktemUnd Rasseln. »Es klingt«, sagteinmi«jxegegnender,,,fast wiewenn man einenNußsackschüttelt«Dgsrührtvon

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denStößenderFelsbrocken her,diederFlußalsabgerun- deteGeschiebeherabflößtbisin die Saale. Dabeiwirddie Schwarza, wohlauch manchesQuarzbröckleinzermalmen unddie darinverstecktenGoldblättchenherauswaschen,so- daß vielleichtindiesemJahredieGoldwäsche,diesonstnur einsehrbescheidenesTagelohn einbringt,etwasbesserlohnt.

SosehraberauchderGebirgsflußin dem engen,steilwan- digen Thale brauste,dieweiße Bachstelze schwebte lustig darüberhinundderWasserstaarstürztesichvon einem Schieferblockeausin diewildestenWellen.

DerWegin dem engenThale,f dessenFelsenwändenur

selten soweit auseinander rücken,daßeinDörfchensich annisten konnte, istzurjetzigenJahreszeit einsam,man

begegnetnur dann undwann einzelnen Holzhauernoder Fuhrleuten,die Breter fahren,undderBewohnerweiter Flächenwürdesichin derschluchtartigenEnge zwischenden düsternWäldern nichtwohl fühlen.Wersich aberander Natur erfreut, sindet fortwährendreicheUnterhaltung.

Daist zuerstderVogelsang Bishinaufindie Ge- genden,wonochderWinter haust, schalltausdemFichten- waldederFlötentonderSingdrossel,dannundwann läßt sich aucheineMisteldrossel hören;überallsingtderZaun- könig sein, hellesLiedmit derplärrenden Kadenz;die Spechtmeise läßt,aneinemTannenstammeklebend-,ihren Lockruftrüberschallen;MeisenundGoldhähnchenzwit- schern,undderFinkeschmettertfreudig seineFanfare.Wie liebdemThüringer seine Vögelsind,erfuhr ich aufdieser Reise aufs Neue. Daßvor fastallen FensternderHütten inGebirgsdörfern Singvögel gehaltenwerden,istallbe- kannt. Heute traf ichabereinenneuen Zugdeszärtlichen Verkehrs zwischenMenschundVogel. EinSteinklopfer

an derStraße hattenebensich zweiBauer mitKreuz- schnäbelnaufgehängt,nichtetwa um siealsLocker zu brauchen(denn esgiebt jetzt aufdemthüringerWalde gar keinesolchenVögelin derFreiheit«sie sindirgendwohinaus- gewandert,woeingutesSamenjahreingetretenwar),son- dernum sichwährendderArbeit anderStimme seiner Lieblinge zu erfreuen. DenRegenpfeiferfandichnoch nirgendsimSchwarzathale, dessenKiesbänke erzur mil- dernZeitgernbewohnt.

AbernichtblosdieSänger,auch diestummen Bewoh-

ner deseinsamen ThalesgabenAllerlei zubeobachten.

Aufderbesonnten Straße krochenmanche Thiere,die eben denWinterschlaf abgeschüttelthatten. BisSchwarzburg traficheinige Laufkäfer, Staphhlinen und Dungkäfer (0nthophagus), ja sogareinenMaiwurm (Meloäpro- scarabaeus) undviele,,Soldätchen«(Pyrrhocorisapterus), dieihre rothen RöckchenzurSchautrugen. Jndenhöhe-

ren TheilendesThales begegnete ichnur Tausendsüßen (.Ju1us)undSchildasseln (Glomeris marginata), die alle inderselben RichtungvomFlußufer her nachderSonnen- seite krochen.Vondaanl,wodieThalsohle1000«Meeres- höheerreichte,war dieStraße auchanbesonntenStellen

«

um Mittagvon solchenkleinen Pilgernganz leer; sie schliefenwohlnoch inihren Winterquartieren. Wieschön wäre es doch,wenn wirfür rechtvieleOrtegenaue Beob- achtungenüberdasFrühlingserwachenderThiere hätten!

AndenFichtendesganzenGebietes fielmirauf, daß fastalleBäume die imJahre 1858 gebildeten Zapfen, deren Samen imvorigen Jahreausgeflogensind, noch immer tragen. Sonstbleibendieselbenin derRegelnur einJahr hangen.Was magUrsache sein, daßsie diesmal sv fest haften? Unter denFichtenundTannen lagen- wasman alsVorzeichenguterSamenjahredeutet—— eine Menge-Absprünge«,d.h. singerlangeZweigenden.Wäh- rendichmichebenbückte,umaneinigendieausgefressenen

260 Blüthenknospenzubetrachten, sieleinZweigausderHöhe niederundich hatte Gelegenheit,denBaumbeschädigerzu gewahren.EinEichhörnchenbog sichmitderPfoteZweig- spitzenzu,knusperteanderenKnospenundbiß schließlich den Zweigab.

"

FaststetshattederBißdie Stellegetrof- fen,wo dervorjährigeTrieb anfängt. Jst vielleichtan dieserStättederfrüherenEndknospeeinjenen Nagernbe- sondersreizender Nahrungsstoff abgelagert?Oder wählen dieEichhörnchengerade diese Stelle,weildadie Nadeln weniger dicht stehen?Aberwarum bestutzensie dannüber- hauptdieZweigeundbegnügensich nichtmitdenKnos- pen? DieEichhörnchensindübrigensnicht dieeinzigen Uebelthäter,welcheanFichtenundTannen ähnlichenScha- bernacküben, wiederWaldgärtner-Käfer(Hylesinus)an denKiefern; Forstleute,dieichalszuverlässigeBeobachter kenne,habenmirdieAngabedes altenBechstein,daßauch derKreuzschnabelAbsprüngebewirke, nachihren eigenen Beobachtungenbestätigt. Jch erwähnediesinBezug auf Nr.3dieser Zeitschrift.

DerLärchenbaum hattebeiSchwarzburg (beietwa 1000· M.H.)Blätterpinselchenvon 1LinieLängeund seinepurpurnen Zapfen, sowie seineeiner kleinen Erdbeere ähnlichenmännlichenBlüthen entfaltet;Bäume, diehöher obenimThale,beietwa 1400' M.H.standen,zeigten nochgarkeineFrühlingsregung Ebenso verhieltessich mitdenLaubbäumen. Selbstdie Erle hüteteim oberen Flußgebiete ihre Blatt-Knospen nochimWinterschlafe.

Die Staubbeutel ihrer Kätzchenwaren nochnicht geborsten, währendimSaalthaleschondiemeistenErlenblüthenver- stäubtundabgefallenwaren. DieKastanienknospenwaren daselbstnochvon demselbenUmfange,wiesieimHerbst sind,undwagten nicht«ihre harzigen Hüllenzulüften.

Unddoch liefen Dorfkinder barfuß umherundwateten, nachHolz fischend,aufdenüberschwemmtenWiesen. Am kühnstenwar derTraubenhollunder,derschon seine Blüth- chenetwas demLichteblosstellte.

DieWiesenum diehöhergelegenen Dörferzeigtennur an einzelnenStellen einenHauchvon jungem saftigen Grün. DieVeilchen,derenesinjenen waldigen Gegen- denwenig giebt, dachtennochnichtans Blühen; einige Huflattichblüthenwaren dieeinzigen Frühlingstrophäen, welchedie Kinder insDorftrugen. FürdenBlumen- mangel,wiefürdieEntbehrungmancherandern Genüsse suchtsichder»Waldmann« durchdieLiebhabereianden Vögelnzuentschädigen.

JmForsthausezuKatzhütte traf ichzwei interessante Belege fürdieStrenge desWinters, zwei eingefangene Hirsche,denenman, umsievordemUntergangezu retten, Obdach geboten hatte. FastinallenForsthäuserndes höherenGebirges sind solcheWintergästegepflegtworden.

DieBergewaren so tiefverschneit,daßdasWild keine Nahrung mehr fand,imMagenverendeter Thiere traf

man blosRindenstücke;auchder Weg zudenBächen-an denensie sichtränken,war kaumnochzugänglichSo kam es,daßdiestolzen Thiereabgemagertundkraftlos umher- schwanktenundsich ohneWiderstandfangen Undfortführen ließen. EinigeMänner waren im«Stande,einenHirsch zuergreifenundzu binden. DerUNDVondenKatzhütter Pfleglingen,einSpießer, wflr so zahmgeworden,daßer

sichaus derHandfütternlteßzder anderedagegen,ein Achtender,war soseheuglebllebelddaßsichNiemand zuihm wagte. Erstand fortwährendängstlichin einerEckedes Stalles undschauteunverwandtenBlickesnachdemFen- ster. SondethfidaßTMsolchesThier sichvonderGe- fangenschaftgleichsamverzaubern läßt;derSpießerwar nichtdazu zubringen,den Stall zuverlassen, so schönauch

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durchdieoffeneThürderSonnenschein drangundsonahe

erdiewaldige Bergwandvorsichsah.Man wirdihnin Fesselnlegenmüssen,Um ihnausseinemGefängnißins Freie bringenzukönnen. JstdasWirkungderbange- machenden ErinnerungandieunwirthlicheFreiheit,oder

hatdasWunderbare ihrer Erlebnissejene Thiere sobe- taubt,daßsiederHennegleichen,dieman durch einen

Kreidestrichandie Erdebannt?i)Daß solcheeingefallgene Thiere sich schwerausder,,Verdutztheit«desKerkerser-

holen, habendieRehe bewiesen,deren man einegrößere Zahl eingefangen hatte,um sievor demVerhungernzu schützen·Alsman sieaus demStalle wiederinsFreie gebrachtundihre Fesseln gelösthatte, standensiewohleine Minute lang rathlosundverblüfft,bissie plötzlichMit einemgewaltigen SatzedemWalde zueilten. Einähn- liches Benehmen zeigen auch gefangene Vögel,diesich oft Minutenlang besinnen,ob sie dieoffen stehenrePforte für Wirklichkeithaltenund benutzen sollen.

, AufdenBergen,welche dieSchwarzaquellemitmäch- tlgfllWälleneinfassen, herrscht nochvollerWinter. Jhre Winterseitengleichen großenSchneefeldern. Nurfrüham ngUL wenn derNachtfrostdiekörnigenundbröckligen Schneemassenmitfester Rindeüberzieht,isteswohl mög- llch. siezubetreten. MancheHohlwege sind nochganz verschüttet.Vielejunge Pflanzungensind bisheute größten- theilsimSchnee begraben,so daßman dieGrößedes Schneedrucks,derwohl Tausende junger Fichten zerknickt habenwird, nochnichtermessen kann.

«AuchmanchemThieredesWaldeswirdderletzteschnee- reiche Winter verhängnißvollgewesenfein. Die Hasen sehen-ihre Reihensicherlichsehrgelichtet; auchdenFüchfen fehlt manchtheures Haupt,dasin derNothzeit sichzunahe andieDörferwagte. Das Auerwild dagegen sollgar nicht gelitten haben.Man trifftziemlichvielHeiinenund i)Drücktman eineHenneaufdieErde, so daß ihr Schnabel denBodenberührt,nnd legteinenStrohhalm querüherihren Schnabeloder ziehtnnr einenKreidestriehandessenStelle auf dieDiele, so bleibtderVogelwiefestgezanherteineZeitlang liegeiLZurveilenglücktderVersuchmitdemwildesten Haushahn.

(S. »kl. Mittheilung«.) D.H.

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dieHähnebalzen seit voriger Woche,als wärederFrüh- lingsathemauchschonauf ihrekaltenWohnsihe gedrungen.

Sobald imDorfeamFußedesBergesdieRothschwänze einziehen solautet dieJägererfahrung fangendie Auerhähneihre Balzzeitan. Natürlich mußtedieserSchan- vogelineinem Winter,derim ganzen Revierekeineschnee- freieStelle ließ,immer aufdenBäumen kampirenund Knospenverzehren.Da wirdihmwohl erwünschtsein,M- malwieder einGesänieodereinInsektzuverspeisen.Einwet- terfester Bursch ister,dieserAuerhahn.Wennalle andern Vögelweitfortziehnoderwenigstensin die milderenThäler streichen,sodaßimverschneitenWaldekaumeinandererVogel sichzeigt,alsGoldhähnchenUndSpechtmeisen,hälterStand undschwärmtnichteinmal,wie die kleinennebenihmAus- dauernden thun,vielumher,umsichwarm zuerhalten-—

DieReise bergabwärts ist selbstwenn sie keine ReisezurHeimathwäre—- angenehnieralsdieBergfahrt.

Aufderletzteren reistman indasFeldlager,wodie beiden kriegführendenMächteinvollemKampfeliegen; aufder Thalfahrt hingegenwandert man Gesildenzu, woder milde,ersehnteBefreierschon festen Fußgewonnen und tausendSpuren seinesmilden Regimentes gestiftet hat.

WiewirddemWanderer dasHerz frohundweit,wenn er aus denernstenFichtenwäldern heraustrittinweitere Thäler,wonebendemsaftigenGründerWiesendasreiche Saatengrün schimmert!»VordemWalde«(sonenntman hierdieGebirgsorte)gedeihtnur anbegünstigten,früher schneefreienThalwändenderWinterroggen;darum sind diemeistenderspärlichenAeckernoch ohne jungesGrün.

Mit welcher Freudebegrüßtman das ersteVeilchen,die erste BlüthedesLöwenzahns,denenman begegnet!

Fürwahr,einesolche Bergfahrtmachtuns denFrüh- ling,denHerrscher,derAlles belebtundfröhlichmacht Alles wasdawebet, erst rechtliebundwerth.Das Wer- denzubeobachten,bietetjadengrößtenGenuß.EinKind zubetrachten,dasdieersten Schritte versucht, ist anziehen- der,alseineinrüstigenFußgänger zuzusehen;und den Frühlingmitzagenden, trippelnden Schritten einherkoni-

men zusehen, ihnbeiseinem stillenWirken undSchaffen zubelauschen, isteineherzerquiekendeFreude.

NEWT-

Yag Hpilzenlsolz Schonlange hatte ichauf meinerReiseimsüdlichen SpaniendieriesigenEaetusbüschemiteinemgewissen Ge- lüstewissenschaftlicherBegehrlichkeitangesehen.Esnahm michWunder,daßdie plattenStengelglieder,die bekannt- lich aufeinanderaufsitzen,zuletzt dochzueinem runden Stamme vonbeinaheeinemFuß Durchmesserwerden und

man ansolchenmannshohenStämmen kaumnoch die Ab- stammungauseinzelnenGliederndurch seichteringförmige Einschnürungenerkennenkonnte.

Daführte micham 13.Mai (1853)meinWegvon Malaga nachVelez Malaga in einenwahrenCaetus- Holzschlag. WohleineStunde langwaren zubeiden SeitendesWeges fast einigeHundert Klaftern Eaetusholz aufgeschichtet,welches hier geschlagenwordenwar, umder

neuen Straße, die eben im Bau begriffenwar, PlatzzU

machen. Dochdafälltmir ein,daßichdies schon in Nk.11 desvor. Jahrg.in,,einemReisetaginSüdspanien«er- zählthabe.Aberdennochkannich nicht uinhin, nochmals hervorzuheben,wieeigenthünilichbefriedigtmeinnatur- ;

forscherlichesHerz pochte,alsich hiereineFülle dieseswis- senschaftlich so interessantenStoffesausgebreitet sah,von demals ichmirnur zuzulangen brauchte,währendichfrüher

ichnochLehrerderForstbotanikwar, nichtimStande gewesenwäre,fürmeineHolzsammlungeinStückchendie- sessonderbaren Holzeszuerlangen.»Wer dieWahl hat derhatauchdieQual,«sagtdasSprichwort;undsoging,

esmir auch damals. Jch nahm zuletztdochnur ein kleines Stammstückmit, weilichhoffte, ichwürdeschonnoch ein- malstärkeresinden.

Dies gelangmirabererstspäterinderreizendge- legenen HafenstadtAlmeria.

DieUeberresteeinesumfangreichenmaurischen Kastells, welches aufeinemansehnlichenHügeldie Stadt beherrscht, hattenunterihrem Schuttmireine reicheErnteanKäfern UndSchneckengegeben,undimHerabsteigensah icheinen mächtigenCactusstamm liegen,denseine eigeneLastaus dem lockernsteil abschüssigenBodenlosgerissenhatte. Für einen Realhatte icheine Stunde daraufeingroßesStück

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davon inmeinerPosadadelEapricho,undjetztdientes miralsUnterlagezunachstehenderBeschreibung.

Freilich istesseitjenemTagewesentlichanders ge- worden,undalsichesinLeipzigauspackte, boteseinen ganzandern Anblickdaralseinebenfalls mitgenommenes Stammstückchenvon einemOelbaum undvoneinem Oran- genbaum.EinübelriechenderFäulnißbreiquollunter der pergatnentartigen äußerenPeridermschichthervor,·unddie Meinigenwaren sehrgeneigt,gegen dieAufnahme dieserun- saubern spanischenErrungenschaftVerwahrung einzulegen.

Jetztabersieht sieNiemand ohne großes Interesseanund namentlichdie Damen betrachtensiemit einergewissen Vorliebe. DenGrund davon werden wirbaldhören, wenn ernicht schonausFig.1hervorgeht.

Damitwirunsrecht verstehen muß ich zunächstsagen, welchenCactus ichmeine. Der deutscheName Fackel- distel,denman derganzenGattunggiebt, hat sichnie- mals undnirgendsrechteingebürgert, obgleich ihre oftin brennenden gelbenundrothen FarbenleuchtendenBlüthen und diestarke StachelbewaffnungdermeistendenNamen sehr rechtfertigen.DerName sollaberanders begründet sein,undzwardadurch, daßman daslockereHolzin Oel tauchtundangezündetalsFackelbraucht. DieArt, von derwirjetzt sprechen,wird deutsch auchoftindianische Feigegenannt; ihrwissenschaftlicherName istOpuntja vulgaris, nachdemderaltevon LinnefgegebeneName Cactus Opuntiadeshalbaufgegebenwerden mußte,weil diedurchneue Entdeckungen außerordentlich anwachsende Artenzahl dieses vielgestaltigenGeschlechts dazu zwang, denGattungsnamen Cactuls zumFamiliennamenCacteae zumachen.DerSpaniernennt diePflanzechumbo (spr.

Tschumbo)undfeine zuckersüßenstachelbeergroßen,purpur- rothen undbestacheltenFrüchtehigochumbo (higo,Feige, vomlat.Heus).

EineigentlicherBaum wird die Opuntie nicht,wohl abereinumfangreicherbis8Ellen hoherBuschvon dem abenteuerlichstenAnsehen,denneristdasallersonderbarste Bauwerk vonanundaufeinandergesetzteneirunden,platten bisfußlangenGliedern ohneBlätter.

BeiAlicante undinundumAlmeria traf ichdie größtenExemplareundicherinneremich nochmitSchrecken daran, wieicheinmal bei Alicante mitwahrer Katzenlist michineinhohes Opuntiengebüschhineingekünstelthatte unddannnicht wußtewie wiederherauskommen, ohnemir furchtbar wehezuthun.Jchhatte nicht sowohldie starken biszolllangen Stachelnzufürchten,denn die stechenwohl wieNadelnaber dannist esvorbei; sondernkleinegoldgelbe, kaumlinienlange Nadelbüschelchen,welcheauf einewahr- haft unerklärlicheWeise durchdasdichtesteHandschuhleder in dieHaut drangenundviele Stunden langdie brennend- sten Schmerzen verursachten.

Deshalb auchistdieOpuntieim VereinmitderAgave, Agaveamerjcana, diePita derSpanier, dietreueste Gartenhüterin;denn einesorgsamgepflegte,aus beiden PflanzengebildeteHeckekannkeinMensch durchdringen, esseidennmitAxt-undSäbelhieben.Undgeselltsichdann zudieserGartenumfriedigungnochdas riesige Schilfrohr, Arundo Donax, gegenwelchesdas Rohr unserer Teiche dünnes Gras ist, durchranktvon den-Schlingeneiner W inde,Convolvulus althaeoides, mitihren großenschar- lachrothenTrichterblumen dannkannman sichleichtin dasTropenland hinüberträumen.DieOpuntie,wie alle CactUs-Arten,und dieAgave stammen bekanntlichaus Amerika, sind aber indenKüstenländerndesMittelmeer- beckens vollkommen verwildert undheimischgeworden.

TrotzdesübergroßenHolzmangels,derfastüberall in

264 jenen Theilen Spaniensherrscht,wodieOpuntieinMenge undUeppigkeit gedeiht, istsie dochnichtimStande, zu dessen Abhülfe nennenswerth beizutragen; ebenso wenig wie die Dattelpalme, derengegen40Fuß langeundfast 2Fußdicke Stämme ichanmanchenOrten amBoden der Fäulniß anheimgegebensah.DasHolzbeider isttheilsvon zugeringemBrennwerthe, theils, wenigstensdasderDattel- palme,zugleichzuschwerfürdieFeuerungzuzerkleinern.

HatauchdasOpuntienholzdenallgemeinen Charakter allesDikotyledoneen-Holzes(1859, S. 443), während dasPalmenholzMonokotyledoneen-Holzist(1859,S.413), so hatesdoch,wenn wireinenausgetrockneten Stamm vor unshaben, so auffallendeMerkmale, daßesderUn- kundige sehr befremdet ansieht.

Ein frischesStammstückvon einem ebengefällten Busche,das sehr wohl12bis18ZollimDurchmesser habenkann,zeigtauf demQuerschnitte,von einerweichen, fleischigenMasse,derziemlichdicken Rinde,umgeben, zahl- reicheJahresringe,dieaber nichtausdichtem Holzebe- stehen, sondern mehr concentrischkreisförmiggeordnete ein- zelne Holzbündelzuseinscheinen. Im Mittelpunktedes Querschnittes findenwirnichtein räumlichuntergeordnetes rundes Mark,wiewiresaufStammquerschnittenzufin- dengewöhnt sind,sondern wirfindendasMarkimQuer- schnittetwa fingerbreitundfingerlang.

DiefleischigesafterfüllteRindezeigt außeneine dünne festegraugrünePeridermalschicht·

So sahderOpuntienstammaus, als erfrischwar.

Jetzt isterdassonderbarsteGebilde,was man sehenkann;

erist«kaumnochdensechstenTheil soschwerwiefrüherund besteht anscheinendauslauter»zahlreichen,lockerüberein- anderliegendenweitmaschigengroben Bastschichten.Alles fleischigeZellgewebe, alsodasmächtigeMark unddie dicke Rinde, mitAusnahmederfestenPeridermalschicht sindver- fault,unddurchdieentstandeneLostrennungderletzteren infolgederausgefaulten dickenfleischigenRindenschichtist auch siezerbrochenundabgefallen.

Jnden siebenJahrenseitmeiner spanischenReise ist mein etwa 2Ellenlanges Stammstückanbeiden Enden durchdasvielmalige AufstoßenbeimHinstellen gewisser- maßenaufgeblättert,d.h.dieeinzelnenbastähnlichenHolz- lagenhabensichvoneinandergetrennt.Erzeigtdas,was derForstmann ,-,kernschälig«nennt, imausgebildetsten Grade. Sonennternämlich einen Stamm, dersichbeim SpaltennachdenJahreslagenineinzelne Schalen auflöst.

Unsere Fig.1zeigtuns auf schwarzemGrundes) ein StückcheneinersolchenHolzlage.Wir sehen vielfach hin undhergebogene, wiederholt sichtrennende undaufkurze Strecken wieder mit einander verbundene Holzbündel,so daßeben dielänglichenodermehrrundlichenMaschenent- stehen, welcheunsandenLindenbasterinnern, denwirals Cigarrenbänderkennen, nur daßbeidiesemdieMaschen feine schmaleSpaltensind.

Wererinnert sich beim Anblick dieserFigur nichtan dieehemalsso beliebte Filigrän-Arbeitanunseren silber-

nen LöffelstielenundZuckerzangen?Der Franzose hat einenanderen Vergleichbeliebtundnennt dasHolz auch nicht unpassend Spitzenholih bojs dedentelles. Die Eroberungvon Algerien habendieersinderischenFran- zosenauch indemOpuntienholzeausgebeutet,indemsie die maschenförmigenHolzschichtendesselbenzufeiner Kunst- tischlerarbeitverwenden·

F)Durch einVerse-helldesHolzschncidersistdieschwarze llntcklügc PUrchDIEHoszmaschen dargestellt,wäh- rend auchHm schwarzeUmkahmunggezeichnetwar.

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