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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1860, No. 26.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlicheaVolksblatt Verautgegehennun E. Fl.MoskmäszlerIJ Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter fürvierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: Diejüngste Naturwissenschaft.

No« 26. Thierreichs. DasFichtelgebirge.

Von Bertbold Sigismund.

VonFriedrichSchmirt.

Dr.Otto Dammer. Kleinere Mittheilungen. Hnmboldts wissenschaftlicher Nachlaß.Ill.

Yie jüngste Aaturwissenschaft

2.DiePhänologiedes (MitIllustration) Dampf. Von 1860.

Von Izerllsold Sigismnnd.

2.Diejilhiinologiedes leirrrcichs.*)

»DerStorchist wieder da!«DieNachrichtgehtwie einLauffeuervonHauszuHaus, die Kinder rennen zu- sammenundselbstderernsteSchmiedtrittausseiner Werk- stätte,um FreundAdebar zusehen. WährenddieJugend ihruraltes Begrüßungsverschensingt,wird unter den Altendarüberverhandelt,wann derliebeGastimvorigen Jahreheimgekehrtseiundwarum erheuersichverspätet habe. AlleBewohnerdesOrtes sindheutederThier- Phiinologie beflissen.

Fürwahr,wenn dasStudium dieserWissenschaftimmer soleichtwäre, wie in diesem Falle,dawäredieselbe,die doch noch einenzarten Keimling darstellt, langezumvoll- wüchsigenBaum erwachsen·

Aberso leichtisteskeineswegsimmer,denEintritt der periodischenErscheinungendesThierlebenswelchemitge- wissenAbschnittenderJahreszeltenzulammepsallemszer- kennen. Es giltzumBeispieldieAnklfnitdesPFWTZ sPsingstvogels0riolus)zu ermitteln. SeinhellerFloten- Psiss»Ohio« ist freilich nichtzu verkennen-,aberwenner diesen hörenläßt, isterwohl schonseiteinerWocheInder

It) Vergl.Nr.19.d.Jahrg.

jungbelaubten Baumkrone dagewesen. Dagiltesnun gegen Ende April tagtäglich dieBaumgruppen zube- schleicben,inderenKronen derschöneVogel voriges Jahr hauste,und mitAufmerksamkeitindas maigrlineLaub empor zuspähen.Noch ist der Erwartete nichtaufzufin- den. Auch dieseThatsache hateinengewissen Reiz;man vergleichtmitInteressedenGrad derBlattentfaltungmit demdervorjährigen Zeit,andemdieserSpätling heim- kehrte. Endlich gewahrtman diegelbe Brustunddie schwarzenSchwingenundvernimmt später auchden Lock- ruf.Daist die Freudemindestens ebenso groß,alswenn man einensteilenBerggipfelerkletterthat. Gerade die Schwierigkeit verleihteinen demStudium derThierphänoloqie

besonderen Reiz,diedurch AufwandvonWillens- kraftundScharfsinngewonneneBeobachtungerfreut doppelt.

UnddieseFreudeerneutsichmitjedem Jahre. Jmmer mehrreiztes,durchwiederholte Forschungendiegesetz- mäßigemittlereZeitderEreignissefestzustellen;immer mehrlockt es, alle diemanchfaltigenNaturerscheinungen, die miteinem zuerforschendenEreignißzeitlichzusammen- treffen,genauer zu ermitteln. DerPhänologbegnügtsich nichtdamit zuwissen,anwelchemTagedesAprilderPirol

«)DerHerausgeber mußtezurWiederherstellung seiner VUkch allzu Mhaltmdes ArbeitenSeschniåichtenGesundheit aufein PaarWochenverreisenundhat für diese ZeitdieRedaktionmirübergeben. r.ph. Karl Klotz.

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durchschnittlichheimkehre;erwillaucherfahren,wie weit dannderObstbaum,aufdemjener VogelNahrung sucht, inderEntfaltungderBlüthen,wieweit derKastanien- baum,indessenKronedasbeutelförmigeNest jenesSän- gers hängt,belaubtist,welcheKerbthiere heraus sind,die dem hungrigenWanderer alsWillkomm-Speisedienen können. Das kleinste periodischeEreignißinderNatur steht ja nicht vereinzeltda,jede Einzelheitistvielmehrein Glied inderunendlichenKettederGesetzmäßigkeit,die, alle Wesenumschlingt;dieHeimkehrderSchwalben fällt nicht blos miteinergewissenMittelwärme, sondern auchmit demAusschlüpfengewisserdenGewässern entsteigenden Mückenzusammen, welchejenendieerste Speise gewähren.

Wegen dieserArtzuforschen,welchedieeinzelnenWe- senUnd GebietederbelebtenNatur inBeziehung bringt undihre gegenseitige Abhängigkeitzuergründen strebt, darfman diePhänologiealsdieallseitigsie, umfassendste DisciplinderNaturgeschichte, jaalsderenSpitzebetrach- ten. Sie istdiewahrepragmatische Universal-Naturge- schichte,zudersichWitterungskunde,Botanik UndZoologie verhalten,wiedieChroniken einzelnerVölker zurGeschichte derMenschheit; sie bezwecktdieZurückführungdesunend- lich Vielfachen aufdieEinheit,dieEinreihungderatom- artigen Einzelwesenin dengroßenNaturstaat, ,,woEins in Allemwirktundlebt, mit einemTritte tausend Fäden webt.«—-

Das istdasStrebezielderPhänologie,Von demsie freilich noch sehrweitentfernt ist.Nochistnur fürwenige GegendeneinAnfangzurphänologischenErforschungge- macht,noch sind wirweitentfernt,aus einerFüllevon Thatsachendieallgemeinen Gesetzesicherundgenau ab- leiten zu können. DemLeser,derLust fühlt,diesejunge Wissenschaftzufördernoderwenigstensalsanmuthige AusfüllungvonMußestundenzu üben,möchtendiefolgen- denBemerkungen einige praktischeWinkemittheilen.

Zunächst giltesauchhier,sich weisezubeschränken.

Esistbesser,zehn ThierartendurcheineReihevonJahren zubeobachten,als von hundertennur gelegentlicheund lückenhafteErfahrungenzumachen.Darum wähleman

sicheineAnzahl Thiereaus, deren periodischeLebens- vorgänge sich jährlichwiederum nachderZeit ihresEin- trittesbestimmen lassen. Nothwendig ist dabei,diefrag- liche Thierart sogenauzu kennen undzubezeichnen, daß keineVerwechslung möglichist.Die folgende Uebersicht enthältdiewichtigstenThiereunterdenfürdiePhänologie bedeutsamsten Abtheilungen.

1.Die Säugethiere. Die zahmen Hausthiere haben sich so sehrvom BannederzeitlichenGesetzebefreit, daß sie zurphänologischenBeobachtungfastnur dasSpros- senundAusfallendesWinterhaaresbieten, wobei aberso genaue Messungen nöthigwären,daßkaumein LaieLust zusolchemStudium fühlen dürfte.DiePhänologieder wilden SäugethierewürdebesondersdemForstmannzu- fallen,dermitUnterstützungseinerWaldarbeiter darinsehr vielleistenkann. Hauptmomentesind dieZeitpunkteder Paarung, dieUmfärbung desHaaresvor undnach demWinter,AnfangundEndedesWinterschlafesunddas AbwerfenundAufsetzenderGeweihe beiHirschenund Rehen. DerStadtbewohner hat wenigstens Gelegenheit, denerstenAusflugderFledermäuse zubemerken;von allenArten dieserformenreichenOrdnungscheintdieZwerg- fledermaus (VesperugoPjpjstrellus) imFrühling zuerst regezuwerden;die inHäusernhäusigüberwinternde ge-

melne Fledermaus (Vespertjlio murinus) wagt erst

späterhervor. Zurvollkommen genauen Erforschungdes Winterschlafs istdieBeobachtung gefangener Thierein

404 ungeheiztenRäumenfast unentbehrlich; freilich lassen hin- wiederum ihre Ergebnissekeine vollkommen sichernSchlüsse aufdasVerhaltenderfreienThierezu.

2.Die ergiebigsteThierklasse fürdenPhänologenist die derVögel. Zunächsterregen ihreWanderungen dieAufmerksamkeitUmdieAnkunftderZugvögel nicht zuverpassen,merkeman sichdie Orte,wosieimvorigen Jahre zuerst gesehenwurden,undbesuchediesezuderZeit, wann dieHeimkehrderWandererzu erwarten ist, täglich.

Allmäliglernt man gewissePlätzefür daserste Stelldich- einsicherkennen,einenTeich fürdieSchwalben,eine be- stimmte Wiese fürdenWachtelkönig,einenGarten fürden Wendehalsu.s.w.,underkundetauchdieungefähreZeit, wann man ihnenzuGefallenzugehenhat. Inmeiner Heimath stellen sichdieHeimkehrendenzufolgendenZeiten ein: Ende Februar: Staar, Feldlerche, Ringeltaube undMisteldrossel; Anfang Märzkommen andieBach- stelzen, BaumlerchenundRothschwänze;gegenEndeMärz Singdrossel, FlußregenpfeiferundSchnepfe;gegenMitte Aprilkommen an Kukuk, Wendehals, Rauchschwalbe, etwas späterundeinzelndieHausschwalben,derWeiden- zeisig;mitEndeApril dieschwarzköpsigeGrasmücke,der Pirol, dieThurmschwalbez AnfangbisMitte Mai er-

scheinen:Ziegenmelker,WachtelundWachtelkönig.Bald lerntman mehrereanihrenLautenso sichererkennen,wie denKukuk. Man begnügesich nie,blosdasDatum der Heimkehr anzumerken;derPflanzenphänologdarf sich auf dieGewächsebeschränken,derThierphänolog hingegen muß auchdiegleichzeitigenEntwicklungs-Zuständederwichtig- stenPflanzen in den Kreis derBeobachtungziehen,da- miterfür seineThatsacheneine ArtlandschaftlichenHinter- grund gewinne.

WeitschwierigeralsdieAnkunftderVögel istderTag ihres Wegzuges zuermitteln. Die wirkliche Abreise wirdäußerst selten beobachtet; dagegen istesbeimanchen Arten leicht,dieerstenVorbereitungenzurAuswanderung zu erkunden. Sobei denStaaren undSchwalben.Man zeichnesichandenHerbsttagen,wodieletzteren ihre ersten Versammlungen aufden Dächern halten, und ihre Massenbewegungeneinüben,dieTemperaturderTageund Nächte auf!

Auch dasEintreffenderStrichvögeL die alsWinter- gästeQuartier nehmen,unddieDurchreisederüberdie Gegend wegziehendenFremdlinge(derKraniche, Störche, Schneegänse)verdient Beachtung. Manche Strichvögel kommenineinzelnenWintern zweimalin mildereFluren, z.B.dieSchwanzmeiseindasSaalthalz diese zweiteEin- kehrmerkeman schon deshalban, weilsieeinenNachwin- tersicherverkündet.

RächstdenWanderungenbieten dieEreignissedes Fortpflanzungs-GeschäftesderVögelvielanziehende Auf- gaben. Man erforscheimGarten odernochbequemerin Brut-KästenundTöpsendenBeginnunddieVollendung desNesterbaus, denAnfangundSchluß»desBrütens.

das ersteAusfliegen derJungen. EuleMUßestUUde imGarten wirdangenehm gewürzt,wenn man zählt,wie oftineinergegebenen ZeitdieElternzUNeste fliegen,

umihren GelbschnäbelchenFutker zlkbklngerLUnterden zahmen VögelnbietenbesvndersdleTaubenStoffzum phänologischenStudium, diesDthrfür ihre täglichenGe- schäfte sAUsfliegenundWechselim Brüten) soldatische Pünktlichkeitbefolgen- An denJungen zahmer Vögel läßt sichdieAusbildungdesGefiedersunddieGewichtzu- nahmebequemerkunden.

s.AueReptilI e nsind schonalsWinterschräfekwichtig.

Der PhänologmerktdenTagan, andemerdieerste

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Eidechsevorbeihuschen,denerstenMolchdahinhumpelnsah, unddenerstenAbend,andemdieFröscheundUnkenkon- zertirten. Zuerst erwachtinmeinerHeimathdiegemeine Kröte,amspätestendieKreuzotter.UmdenEintritt des Winterschlafsgenau zuermitteln,müßteman gefangene Thiere beobachten. RechtdankbaristdieBeobachtungder EntwicklungderEier vonReptilien, namentlichderEier derFrösche,Kröten, Unken und Salamander, die instehen- denWässern abgesetztwerden.

4.UmdieperiodischenLebensvorgängederFischezu erforschen,mußman sichmitFischernvonFachinVerbin- dung setzen.ObeinFischreifen Laichträgt,erkenntman

meist schondurch sanften Druck aufdessen Leib,durchwel- cheneinigeEierhervortreten, noch deutlichernatürlichbeim Schlachten.Wegen seinerWanderungenverdientderLachs, derimMaistromaufwärtspilgert, besondereBeachtung.

Unter den wirbellosen Thieren hatdieKlasseder Insekten dasmeisteInteressefürdenPhänologen.Das VerlassenderWinterquartiere,dasAusschlüpfenausdem Ei, dieZeitpunktederVerwandlungenbietenfestechrono- logifchePunkte. DermiteinerOrdnung dieser zahlreichen Klasse näherVertraute möge jede, auchdiekleinsteLebens- ErscheinungimKalenderanmerkenzfürdenLaien sind folgende nichtzuverwechselndeKerbthierezurphänologi- schenBerücksichtigungzuempfehlen.

1.UnterdenKäfern: Maikäfer,Goldkäfer,Schröter, dasLilien-undSpargelhähnchen,dergroßeMistkäfer,der Maiwurm. BesondereBerücksichtigungverdienendiegroßen Maikäfer-Jahre,die in kälterenGegendenim vierten, bei unseintreten.imSaalthaleim drittenJahrenachderletzten ,,Fluth«

2.UnterdenH albflü glern: Das rothe Soldätchen (Pyrrhocorisapterus). das imerstenFrühjahraufden Gartenbeeten umherläuftundsich paart, undderWasser- messer(Hydrometra).derauf stillen Wässernumherrennt;

diegeflügeltenMännchenderBlattläuse,die imSpät- sommer undHerbst austreten.

3.Unter denSchmetterlingen: Dieüberwinterten FalterdesTagpfauenauges, FuchsesundZitronvogels, dieschonimAnfangApril flattern, dasNachtpfauenauge (saturnia carpjni) imApril, der Schwalbenschwanz, TodtenkopfundWolfsmilchschwärmer.

4.Unter denHautflüglern hatdenVorrangdie Honigbiene;man merkeihrenerstenAusflug,dasersteHeim- bringenvon Höschen,denBeginndesDaseinsvonLarven (Brut), dasSchwärmen. Das ersteUmhersummender Hummelistschon deshalbzubeachten, weildieserKlang einwesentlicher BestandtheildesFrühlings-Konzertesist-, wichtig istauchdasersteErscheinendergeflügeltenAmeisen (dasbeiuns in denAugustfällt).

5.AusderOrdnungderGeradflügler verdientdie Beachtungdes Laien: DieFeldgrille(derTag,andemsie zuerstvorihrer Höhle erscheintundder,andemsie zuerst

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zirpt), sowiedaserste Erscheinendergrünen Heuschrecke undderMaulwurfsgrille.Dabeiistzuberücksichtigen,ob dieThierevollkommen entwickelteFlügel besaßenoderals Puppennur Flügelstummeltrugen. »

6.VondenNetzflüglern istallgemeinbekanntder Ameisenlöwe;man zeichnedenTag auf,wodieerstenKessel sichtbarwaren und wann sichdasThierverpuppteundaus- schlüpfte.Dasmassenhafte AuftretenderEmtagsfliege (Ephemeravulgata) istzuaugenfällig,um verkannt zu werden.

7.UnterdenZweiflüglern ist fastblosdieStech- mücke (Culex pipiens), dieOchsenbremse(Tabanus bovi- nus)unddieRegenbremse(Haematopota), dieimSom- mer dieimFlusseBadenden sticht,allgemeingenugbe- kannt,umeinphänologischesLeitthier abzugeben.

Nur wenige Weichthiere seien nochalsfürLaien brauchbargenannt: diegroße Weinbergschnecke,dieim FrühlingdenimHerbst gebildetenDeckelihres Hausesab- wirft,dieschwarzeNacktschneckeunddieAckerschnecke.

AusdieserListemöge sichdennJeder nachBelieben dieThiere auswählen,derenperiodische Lebensäußerungen

ernäherzuerforschenLust trägt. AuchdieBeobachtung einerkleinenReihe derselbenkannfürdieWissenschaftGe- winn bringen.Amerfolgreichstenwirdaberdasphäno- logischeStudium, wenn einnaturwissenschaftlicher Verein dieAufgabenan einzelne Beobachter vertheilt, wenn alsoeinMitglieddieSäugethiere,einzweitesdie Vögel,eindrittesdieKäferübernimmt,so daßamSchlusse jedesMonats dieinderHeimath eingetretenenNaturbe- gebenheitenin eineChronikder Natur eingezeichnetwerden können. ZurLösung dieserAufgabeistnicht geradeeine gelehrteGesellschaftnöthig;einkleinerVereinvonLaien, dieanderNatur Freudehaben, selbsteineElementarschule unterLeitungdesLehrerskanneinephänologischeAkademie bilden,welcheden Mitgliedern FreudeundKenntnisseund derWissenschaftFörderungzubringenvermag.

Eswäre einherrlich Ding,wenn anvielenOrten des Vaterlandes Vereine für diesenZweck thätig seinwollten.

Binnen einesJahrzehnts ließensichdiebelehrendstenKar- ten entwerfen. Eine solchewürdez. B.dieAbstufungen derZeitpunkte darstellen, welche fürgewisse Pflanzenund ThierenachdemBreitengradegelten;eineandere Karte könntevorAugenbringen,welchenEinflußdieMeereshöhe aufdieAnkunftszeitderSchwalben, aufdieBlüthezeitdes Roggens hätten.Dies gäbeeinenAtlas, wieman ihn wohl noch nirgends besitzt,ein Kartenwerk vom höchsten Werthe.Wer Lusthat,aneinemsolchennationalen Unter- nehmen mitzuarbeiten, fangebald an undlassekeinen Spaziergang unbenuhtLDerLohnwirdnicht ausbleiben, undnichtdergeringsteistdasschöneGefühl,mitderhei- mischenNatur vertrauter geworden zuseinunddieeigne Kraft geübtundgestärktzuhaben.

M-

Yag Yichtelgebirge

Von-friedrich Schmidt

DerReisende,welcherdiebayrischeSüd-Nordbahnbe-s bildet,dieumgeben istvon sanftgewölbtenHügelketten nützt,siehtinderGegendvonEulmbach einelange,Wellen-

«

(Trias)-treten hier PlötzlichdieFeldspathgesteine,vorherr- förmig gebaute,mitdunklem Nadelholz bewachseneGe-

birgsketteliegen. WährenddieebengenannteGegendeine fruchtbareThalebene(Vorterrasse)mitüppigemWiesgrund

schendalsGranitgebilde auf.Altersgraue säulensörmig aufgethürmteMassendesGesteins schauen durchdietief dunklenWälder, undfrischekrystallhelleWassereilenaus

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denBergenindie tiefliegenden Thäler. Schonvonden ältestenGeschichtschreibernwurden dieseBerge»dasFich- telgebirgoder dieFichtelberggeheißen,Und siemögen einst noch dichtermitNadelholz besetzt gewesen sein,als jetzt,woman nur schwerwieder gut wirdmachenkönnen, was einefrühereZeitindieser Richtung verschuldet.

Esist eineigenthümlicherGebirgsstockunser Fichtel- gebirg;so mitten in dasHerzvonDeutschland gestellt,ist esgeradealsobesbestimmt sei,die Vielenzusammentref- fendenGlieder einesgroßenGebietes zuverbinden undzu einemGanzen zusammenzufassen;eswirdhiereine merk- würdigeWasserscheidegebildet,dienachallenvierHimmels- richtungenalsgrüßendeBotenihre Flüsse sendet,denMain gegenW.,dieEgergegenO» die Saale gegenN.unddie NabgegenS. So berührensichdreigroßeFlußgebiete, die der Donau, derElbeunddesRheins.

Drei große mächtigeGranit-Gruppen erheben sich überdasübrigeebeneundHügellandzsie sind daseigent- licheHochgebirgeund werden 1.als die Waldstein- gruppe (nördlich),2.dieWeißensteingruppe (südlich), 3.dieSchneeberg- oderEentralgruppe (mittlere)be- zeichnet.DerBaudieser3Höhenzüge,wenn wirunsso ausdrücken dürfen,dieganzeAnlage dieser Berge istder Art,daßsie alseinenatürlicheMauer, nachallenSeiten schützend,einegroßeinnereHochebeneeinschließen(Wunsiedel, Redwitz), welcheausGneißundUrschiefer gebildet,als wellenförmigesHügelland sichumdenHauptstockgruppirt.

Wieschönist, besondersimHerbst,einBlickvonder Höhe herab aufdiefreundliche Landschaftmitihren Thä- lern,worin oft schäumendundtosend, oft stillundruhig indenmanchfaltigstenWindungenderFluß seinenWeg sichsucht: oderein Blick in dieFerne,woin klarenUm- rissekidieGebirgszügedesfränkischenJura,desThüringer- undFrankenwaldesliegen! Nicht leicht dürfte besondersin BeziehungaufdieSteinwelt eininteressanteresUndmanch- faltigerzusammengesetztesGebiet sich sindenalsunsere Gegend,Oftin denschönstenFormenerhebensichda und dort aufdenGipfelnderBergehohe kolossaleGranit- säulen (Waldstein, Haberstein, Rudolphstein), sie geben sprechendesZeugniß,daßhiereins derältestenFormations- gliederderErdelagertunddaß einstmals hier, während ringsumdawojetztdieTrias unddieGrauwacke sichan-

lagern,eineweiteWasserflächesichausdehnte, unserGe- birgealseineinsamer JnselstockausdenFluthen auftauchte.

Altersgrau schauensieherab aufdieGegend, hierund dagekröntmitmalerischenRuinen, Erinnerungenandie mittelalterliche Zeit,immer aberbedecktvondenschönsten Moos- undFlechtenarten,dieoftwie eingrünsammtner TeppichdarübergelagertdemAugedieherrlichstenRuhe- punktegewähren.Wirhebenhier besondersdieEladonienH hervor,die als »Korallenmoos« einSchmuck unserer Fels- partiensind undzuVerzierungen vielfachverwendet wer- den. Jm Gegensatzaberzudiesentheilweise noch wohl erhaltenen Aufthürmungen begegnenwirPartien, wo einvollständigerZusammensturzderGranitmassen statt- gefundenundzahlreicheFelsenzutausendenundtausenden das Plateaubedecken;einederspäternErdrevolutionen (hierbesondersdieGrünsteine) Magnebendenatmo- sphärischenEinflüssen diesen Einsturzvermittelt haben.

Hervorhebenwollen wirhier »die Platte-· (s.dieAb- b«ildung),derGlanzpunktindieser Richtung istaberwohl

»dieLuisenburg«,dieschwerlichirgendwo ihres Gleichen sindendürfte. Aufeinen Raum voneinigenStunden ist

««)Diese Flechienbilden. jedochkeinegrünsalnminenKlTeppicheoh

408 einvollständigerZusammensturzderFelsmassenerfolgt, dienun indenverschiedenstenGruppenundBildern dem Beschauer entgegentreten. Oft kühnundgroßartigauf- einander geworfen,oftzudenabenteuerlichsten Gruppi- rungen vereinigt,bieten sieunsbeijedem Schritteinneues Bild, das entweder einenfreundlichenBlickhinabindas Thal gewährt,oder,durch verschiedeneSchluchtenundWin- dungenführend(Labyrinth),dieköstlichstenFelspartien zeigt- Dazlvischen hat sichdas herrliche Leuchtmoos (schistostega osmundacea) angesiedeltunderfreut oftinden dunkelstenSchluchten durchseinfreundliches Leuchten.t) Die Vaccinium-Arten unddasHeidekraut halteninall’diesen WaldungendenBodenbesetzt,siefolgen entschiedenunserm Nadelholzundlassennicht leicht aus diesen Höhepunkten vielandere Phanerogamen aufkommen.Destomanchfal- tiger dagegen istdieFloradereigentlichenWaldwi esen, wodieWolverleyoderJohannisblume (Amjca) vielfach wächst,dannderTorfmoorwiesen, die inderGebirgs- gegendeine injeder Richtung wichtigeRollespielen.Der Sonnenthau(Drosera), die Moosbeeren, dasWollkraut (Eri0phorum) undSphagnumarten verrathen sogleichdie nützlicheUnterlage.

Das Laubholzwirdentschieden durchdas Nadelholz verdrängt; eigentlicheBuchenschläge,Birkenwaldungen sind selten, AhornundEiche fehlenalsWaldbäumefastganz.

Dagegensteht hochoben aufdenFelsgebildenofteinVogel- beer-Baum (sorbus Aucup.) oderderWaldholder(sam- bucus kacemosa.)

Jneinsam stehenden Gruppentritt derBasalt auf.

ErschließtsichimAllgemeinendenBöhmischenBasaltge- bildenanundragt oftin deneinzelnenThalebenen,wie eineInsel,ausgezeichnet durch seine abgerundeten Berg- bildungenempor (Thierstein,Eulm)· Eine entschieden bessereVegetation,einbessererWaldboden bezeichnetihn als diebesteBodenart unseresGebirges, wiedenn seine BestandtheileauchhäufigdieUrsachezu den vielenMineral- quellenderGegendsind. Braunkohlenbildungen stehen auch hier (Clause,Hohenberg)mitihminnächsterBeziehung.

Quarzebegleitetvon Eisenglimmer,Grünsteineder verschiedenstenArt(Diabase),dannPorphyre, habena·llent- halben ihre Hebungen versucht (Neubau,Höchstädt)und haben dadurch wesentlichmitbeigetragennicht alleinver- schiedeneBodenarten fürdieLand- undForstwirthschaft zuliefern, sondern sindauchdieUrsache gewordendieäußern Umrisse,dasganze BilddesGebirges wesentlichzu ändern undsozuformen,wie esunsjetzt entgegentritt.

ImmerhinbleibtdieGneiß- undUrschieferregion mitihren KalkzügendiewichtigstePartie füruns; sieum-

giebtdenGranit undfülltdie innerenHochebenengrößten- theilsaus;sieistes,woderBewohnerderGebirgswelt vorzugsweise seineAnsiedlungen versucht hat,woerdann seine LandwirthschafttreibtoderdieWasserkräftefür seine industriellen Unternehmungen benutzt. Spinnerelekb Tuch- fabriken, Spiegelschleier,Porzellanfabriken(dazudient die

qfe)Allerdingsnur insolchen Schluchten-die ein—- wenn auchnochso geringer SchimmerdesTageslichts noch erreichenkann,erfreut uns dies«zlskllch·eLaubnloosmitseinem snlaragdgrlinen Lichte!Dieknan AllgeishwollenenEndenseiner Vorkeimfäden, welcheMalt ehemalsfüreine selbständige Pflanze (Alge) hielt,dievon Bridelnlnebendieses Glanzes willen Cntoptridium smamgdlnum genannt wurde, phys- phoresciren nicht etwa, Us»ch«AkkMkJohanniskiiseh sondernihr mildes Lichtwird ganzWth Dllkch ReflexiondesTageslicht-'s bewirkt, wiescholl Unser1834nachwies,und Milde inähn- licherWeisean den Blättern eines anderen Laubmovssss (Mniumpunctatum) fand, hier jedoch durch Wassektröpschen

verursacht Klotz.

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vortrefflichstePorzellanerde),Paterlnhütten(mit Benutzung desGrünsteins)*) folgendenFlußgebietenundbeschäftigen eineMengevonArbeitern; obenanabersteht die Eisen- Jndustrie,der dastrefflichsteMaterial indenFichtelge- birgerEisenerzen(Brauneisen, Spatheisen,Eisenglimmer)zu Gebotesteht,danndieMedizinglasfabrikationund dieKalk- brennereien,dieebenfallseinenichtunwichtigeRollespielen.

Dem Raumedes Blattes angemessen,wollten wiruns kurz fassen,daher sollein andresMalEtwasüberdieinteres- santen KalkzügedesFichtelgebirgesfolgen, heuteaberbe- gleite michder geneigteLeser nochaufdieHöhedes»Wald- steines«,dorthinwonochderAuerhahnlebt oderauf grüner WaldwiesedasflüchtigeRehweidet. Durch dunkle Rädel- wälder, überhohe Felsmassen führtunsderWeg;obenwird's stillundeinsam,nur das ferne JodelneinesHutbuben klingtaus derTiefe herauf,da miteinemmal öffnet sichdieAussicht,wirhabendenHöhepunkt Tiefunter

te)Auswelchemschwarze,gläserneKnöpfe hergestelltwerden.

EiloY.

DiePlatte imFichtclgebirge.

unsweichendie Nebel,einzelneThurmspitzenwerden sicht- bar,zuletztkommt ein Ortnachdemandern hervor;die GegendvonKarlsbad undFranzensbad,dieOberpfalz;

dasVoigtland liegtunszuFüßen.EinzelneHäusersind tiefindenWald versetzt· Wohl istseinWeber,dergar häufigimWaldeverstecktsein einsames Häuschengebaut

undJahrausJahrein instiller Eintönigkeitsei11,,Sch1sf- chen«schwingt,währenderStoffeliefert,die weitvondie- serstillenStättefort,weitüber das Meerihren Weg fin- den. EinkleinerKartoffelackerliegtvor demHaus,er liefertdasHauptnahrungsmittelderFichtelgebirger.Dort lodert einFeuerauf,dann wieder einsundhundertevon solchen rauchenunddampfen, währendwirhinabschauen.

EsistWeinleseimFichtelgebirgezAltundJung ziehtim Herbst hinaus aufdieFelderundlagert sichdort, umdie Ernte zuversuchenundessollDich, lieberLeserinder Ferne,nichtgereuen, wenn Du einmalumdieseZeitbei uns einkehrenund danndas kurz Beschriebenebeschauen willst,Dusollst freundlich aufgenommenseininunserer Mitte, inunserer ,,Heimath«.

Y-.

--«——---...-.-s-z—xQe.-æM-2-M-———

Dampf

VonDr« OttoDämmer.

DasKind derungleichartigstenElternistderDamp f.

AusWasserdurch Feuer erzeugt,verbindeterinwun- derbarer WeisedieEigenschaftenseinerEltern. Undwie bedeutend sinddieGebiete, aufdenen eralsGroßmacht fungirt!DerDampf istderGötzederZeit.Wirspannen ihnvor unsereWagen, durcheilen auf eisernem Pfadden Raum, unddieEntfernung hat ihre Bedeutungverloren.

sindinihrerheutigenGrößeSchöpfungendesDampfes.

GeheimnißvollerzähltdersingendeKessel tausend Wunder, undgestaltenreich,wandelbar, geistergleichschwebtDampf empor und—— verschwindet

Folgenwirdemflüchtigen,undwenn esauch nicht UnsereAbsichtist-,sein ganzesBildin allenZügenzxjzeich- nen, sowollen wirdoch, Einzelneshervorhebend,festzu- WissenschaftundIndustrieund gesellschaftlicherVerkehr stellen suchen,wiederDampfderWärmegegenübersich

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