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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt Es
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BeratiggegelieunnnE. »R.Roßmäszleix Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämterfür vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.
Inhalt: Die jüngste Naturwissenschaft.Von Berihold Sigismnnd. — DerAhorn. (Mlt NO. Is. Illustration.) — DieGartenkunst.— Kleinere Mittheilungen. —- FürHausundWerkstatt.—
Verkehr.
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Yie jüngsteAaturwissenschaftA
1860.
VonReciholdSigismnnd.
DieNaturwissenschaftenwürden-so hörtman häufig sagen— bei den LaienvielgrößerenAnklangsinden, sie würden weitmehr dilettantische Förderer zählen,wenn sie Nichtso vieleVorkenntnisse namentlichindenKunstaus- drücken ersorderten undzukostspieligeHüflfsmittelan»Bu- chem, AbbildungenundWerkzeugenverschiedenerArtnothig machten. Wermöchtenicht gern diePflanzenundThiere seinerHeimathkennen lernen? Wennes»nurnicht soviel Zeit,MüheundAufwand forderte,dieBücherzuerwerben
undbrauchenzulernen,indenensieverzeichnet sind?Wie sollgarein Laiewagen, ohne Lehrer«undnachhelfenden Freund sichindasschwierigeGebieteinzuarbeiten?Und dochfühlenso Vieleinnige NeigungzumErforschender Natur,solltenauchihreStudien nurdenbescheidenen Zweck haben,dieMußestundenauszustellen
Wohlan, solchenforschlustigenSeelen kanngeholfen
werden. EsgiebteineNaturwissenschaft,diekeine Vor- keUUtUisseerheischt,aisdieBekanntschaftmetdenaner- l) Dieser Artike bumboldeereinen und allen Dciien·,welchewiekHesktxlltOinE. einebestiinmte»Rich- tungihresnaturgeschichtlichenStrebens suchen, MJF Wlchkige Aufgabe,durchderenIeichtzubeiverkstetligende,LleUgMLM nichtnur sich selbsteinenhohen Genuß durchtieferenEmbllck in' dasWalten derUmgebendenNatur verschafft,sondernauch
einenwerthvollenBeitragzu»derjüngstenLiiatukwissenschaft
liefert. D.H-
gewöhnlichstenPflanzenundThieren,derenNamen jedes Dorfkindweiß,die keineandern literarischenHülfsmittel erfordert, als einen·Schreibkalender. Aucherfordert sie nicht großen AufwandvonZeitundMühe. Selbstein Städter, demnur SonntagseinGangin dieAnlagenum die Mauern vergönnt ist, sogarein Leidender, dernur sein Hausgärtchenbesuchendarf, kann sie betreiben. Obendrein gewinntein Dilettant, derdieseWissenschaftpflegt, nicht
nur eineergötzlicheLiebhaberei,erbesteigt nichtblos das wohlfeilsteundbesteSteckenpferd,sondernervermagauch durchschlichte,müheloseForschungen seineWissenschaftUnd damitdieKundedesgemeinsamenVaterlandes zufördern.
DieseNaturwissenschaft,diewenigstens ebensogutden Ehrentitel ,,liebenswürdig«verdient,wie dievon Linne alsamabilis scientia (liebenswürdigeWissenschaft)bezeich- netePflanzenkunde, führtdenNamen Phänologie.Der geneigte Leser braucht sich nicht«zuschämen,wenn ersie nichteinmaldem Namen nachkennt,densieübrigens erst seit kurzer Zeitführt, sie istdiejüngste ihrer Schwestern undihr Taufnamenochnicht endgültig bestimmt. Unbe- kannter Weise hatsichschonjeder Menschmitihrunter- haltenundinihrem Verkehre Dingevernommen,dieherz- liche FreudeoderVerwunderung erregten.
Ja-im Ernst-fast jederMenschistalsPhänologthätig.
Wieoft hörtman vonSpaziergängerndieAeußerung:dies Jahr zaudertderFrühling recht lange,dieStachelbeer-
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büschesind nochimmer nicht ausgeschlageU;Ddektheuer verlieren die BäumefrühzeitigihreBlätter-dasmachtder trockneSommer;oder:dieZeitistnun da,daßder Storch komme unddieSchwalbe heimkehre!Nun,dassind lauter phänologischeAussprüchezEsgehtEinemmitdieserWis- senschaftwie mitderLogik (Denklehre);derschlichteMann -übek1äßt sichseineneinfältigenGedanken undhatohne
WissenundWillen dabeidieGesetzevon Urtheilenund Schlüssen erfüllt,welchediePhilosophenvonihren Kathe- dernlehren;erbeobachtetdenEintritt gewisserVerände- rungen in der Natur undistdamit — erweißnichtwie—
unterdiePhänologengegangen.
AuchindiesemBereiche istdiePraxisderWissenschaft vorausgegangen.Aberdiepopuläre Praxiswarebennur einegelegentliche, lückenhafte,planloseBeobachtung, nicht besseralsdieBeobachtungendesWetters, wiesieimge- meinen Lebengängundgäbe sind. ErstdemletztenJahr- zehntwar esvergönnt,zurGestaltungeinerPhänologie alsErfahrungs-Wissenschaftzuschreiten.Unddazuwaren zwei FortschrittealsVorbedingung nöthig.Zuerst, daß
man daswissenschaftlicheVerfahrenderJnduktion,d.h.
dieAbleitungdesNaturgesetzesaus derNebeneinander- stellungvieler ähnlicherFälle, vervollkommnete, worin hauptsächlichdieStatistikVorbild seinkonnte;zweitens, daßman lernte, dieKräftevielereinzelner,anverschiede-
nen Orten thätiger Beobachterzumplanmäßigen Zusam- menwirken zusammeln,wofür die Vereine für die Witte- rungskundeeinherrlichesMuster darstellen. ,
DiePhänologie (»Erscheinungslehre«)ist.dieWissen- schaft;welchedenursachlichenZusammenhangaufsucht, in welchemdieZeitpunktederperiodischen Erscheinungendes Pflanzen-und ThierlebensmitderWitterung stehen,die sichalsozurAufgabemacht, diealljährlicheintretenden WechselderorganischenWesennachihrer Gesehmäßigkeit undihrenUrsachenzuerforschen.SolcheWechselsindz.B.
dasAufblühenderBlumen unddas ReisenderFrüchte, dieAnkunftundAbreisederZugvögel,derAnfangund dasEndedesWinterschlafsderFledermäuse.Man ver- langtzuwissen,anwelchem Monatstage andiesemund jenemOrte einsdergenannten Ereignisseeintrete und warum esindemeinenOrtefrüher erfolgealsin dem andern;ferner,warum dasselbeEreignißfürdennämlichen Ortin einemandern Jahreetwas später wiederkehreund dergl.DasStrebezielder Wissenschaftwürdesein,nichtnur für viele einzelneOrte diemittlere ZeitdesEintrittes solcher Ereignisse festzusetzen,»unddadurcheinenwahren hundertjährigenKalender schaffen,sondern auch durch die Vergleichung von vielen phänologischenOrtskalendern KenntnißderGesetzezugewinnen, nachdenendieseWechsel überhaupt erfolgen.DieHauptursacheallerdieser Wechsel ist— wieJederweiß— dieVerschiedenheitder Tempera- turje nachdenJahreszeiten,undwieman leichtweiter schließt-müssen diezeitlichen Abweichungen,dieaneinzel-
nen Orten vorkommen, außervon derEntfernungeines Ortes vom Gleicher zugleichVon seiner besondern Lage, von seiner Besonnung,vom Windzugeunddergleichenab- hängen.
AberzuerstwirdderZweifellautwerden, ob sich denn wirklichfür jene ErscheinungeneinfesterTermin bestim-
men lasse,dajaimReichederNatur nichtsdauerhaft sei, alsdieVeränderlichkeit. Habe doch jedes Jahr seinebe- sonderen Launen,dieNiemand voraussehenkönne.
DaraufdientzurAntwort. Zueineraufden Tag genauenFestsetzung jenerTermine imVoraus wirdes zwarniekommen,wohlaberzurBestimmungderäußer- sten Grenzen, zwischen welchen jener Zeitpunkt schwankt,
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unddann zurBestimmungdermittleren Zeit,diejenen Schwankungen gewissermaßenalsDrehungs-Achsedient.
anwieweitdiesgelingt, mögen einige Beispieleausmei- nenBeobachtungsreihen zeigen.Nachfünfjährigenphä- nologischen Aufzeichnungenfandich,daß eineZitterpappel durchschnittlicham 16.Mai, einebenachbarte Schwarz- pappelam 12.Juniihre Kapseln öffneundihreweiße Samenwolle verstr.eue. Jchhabenun dieselbenBäume noch fünf Jahrelänger beobachtetundgesunden,daßjene anscheinendvom reinen Zufall abhängendenEreignisse höchstensum einige Tage schwankten. Ein Eschenbaum öffnet seit zehn Jahren seine schwarzen Blüthenknospen regelmäßigam20.April soweit,daßdie purpurnen Staub- beutel hervorblicken.Am 12.Aprilkannich sichersein, inmeiner Heimath folgende PflanzenimAusblühenzu treffen:die Ulme,Eibe,dasLungenkrautundHundsveilchen, denSauerklee unddenGilbstern. DerSpitzahorn blüht gewißum den26.April,und dann stehenstetsauchdie StachelbeerbüscheinvollerBlütheundSchlehenundKir- schen fangenan,ihreweißenBlumen zuöffnen.DieRoß- kastanieist stetsgleichzeitigmitdemApfelbaume»involler Blüthe; dagegen beginntsieschondanndiegrünen Finger ihrerBlätter flach auszubreiten,wenn derBirnbaum blüht- DerMaßholder(Acer campestre) blühtzugleicher Zeit mitderEiche,undgenauzudemselbenTermine fallendie tauben Samen desSpitzahornsab.
JchkönntedieReihedieser nachihremdurchschnitt- lichen Eintritte festen Termine desPflanzenlebensbeträcht- lich vermehren,wenn ich nichtglaubte, daß schondiese hinreichenmüßten,um dieGesetzmäßigkeitdesscheinbar Zufälligen darzuthun.DerZufall ist auch hier,wie über- all,nur einSchein.eristnur dasEreigniß,dasderVer- standnoch nichtuntereinGesetzzubringen weiß.
UndwelchenNutzen gewähren solche phänologischen Studien? wirdman fragen.
«
Zunächst den, daß siegeeignetsind,dieMußestunden zuwürzen· EinKönigvonPersien soll einmal einenPreis ausgeschrieben habenfür den,derihmein neuesVergnügen erfände. Hättedamals einPhänologegelebt, ich glaube, derhättedenPreisgewonnen. SogareinvornehmerHerr,· diemeist nichtgernhartes Holz bohren sollen, müßtean
diesermühelosenundergötzlichenForschungGefallenfinden.
Brauchtman dochnur vonZeitzuZeiteinenGangin denGarten oderineinenHainzumachen,daselbstdie altenBekannten,die Einemordentlichgrüßendzunicken,zu besuchen, sich nach ihremBesinden zuerkundigenunddas Bülletin mitkurzenWorten in demTaschenkalenderanzu- merken. Mit welcherSpannungerwartet man danndie jährige WiederkehrdesTermins, an demman diesoder jenesEreignißvoraussehenmuß;wiefreutman sich,wenn dieWeissagung pünktlicheintrifst;wieregsam beginntman, fallssiefehlschlägt,Vermuthungen anzustellenüber die UrsachenderAbweichung! WelchesInteresse gewinntman
anVorgängen,andenenTausendevorübergehen,ohnesie eines Blickeszuwürdigen!Fürwahr- schon dieses Forscher- vergnügen istwerthvoll·genug, UmzUMBetteibendieser Wissenschaft aufzumuntern. »
Abersiegewährt mehr.SieführtdenBeobachterein indasgeheimeGetriebe, d43»alldietClUseUdWeseninBe- wegung setzt,sielehrtihndieGesetzekennen,nachdenen balddies,baldjenesWesenausseiner Ruheerwachtund wiederHammerder ScplsIgUhVzubestimmter Fristin Thätigkeit geräth:siebefahlgt ihn, nichtnurdasGesche- hendezuerklären, sondern auchdasZukünftige vorher- zusagen.
AmbestenverwerthetderPhänolog seineForschungen,
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wktmetsich durch AssociationindenStand setzt,die in seinerHeimathgemachtenBeobachtungenmitdenenfrem- derzUPergleichenVereinigung giebtMacht«diesWahr- WQVFglctganzbesondersvon derPhänologie. Schon arbeitenunter derLeitungdesverdienten Dr.Fritschviele Beobachterin denverschiedenen Provinzendes großen VstekreichischenStaates, um einephänologischeLandes-
kundezubegründen.Sollten nichtauch in andernLändern ahnlicheVereine durch freiwillige AssociationzuStande zu bringensein? WärensolcheForschungen nichtdienächst- liegendeunddankbarste Aufgabefür die naturwissenschaft- lichen Vereine,deren GründungderHerausgeberdieser Zeitschriftsowarm befürwortet?
Einen großenVortheilwerdendiePhänologengenie- ßen, welcheingroßenStädten wohnen,inderenZeitungen wöchentlichodergar täglichdieWitterungsbeobachtungen dermetereologischenStation des Ortes veröffentlichtwer- den. Siesindja dadurchindenStand gesetzt,dieErgeb- nisse ihrerStudien mit mathematischer Sicherheitauf die Ursachenzurückzuführen,welche allen jenenPeriodenzu Grunde liegen;sie könnenausrechnen, welcheSumme von Wärmegradenerforderlich ist,umdie Blätter einesBau- mesausihren KnospenschuppenodereinenWinterschläfer ausseiner Mauerspaltezu locken. AberauchfürBewoh-
nerkleinerOrte,diewederdiemeteorologischen Resultate von Fachmännern geschenkt erhalten, noch sich dieselben durch eigne Beobachtungenzuverschaffen vermögen,bleibt diephänologischeForschungdankbar genug. Siegewin-
nendurch einemehrjährigeBeobachtungetwasAehnliches, wieesLinne« durchseine Blumenuhr erstrebte,welche in einerZusammenstellungvon Pflanzenbesteht,.dieihre Blüthenzuverschiedenen Stunden desTagesöffnen; sie könnennämlich fast für jede WochedesJahres einEreig- nißausdemThier-oderPflanzenleben anführen,welches diesen Zeitraum fast sogenaukennzeichnet,alswenn man die mittlereTemperatur derselbennachThermometergraden bestimmenkönnte.
Nun,ich hoffe,esbedarf nichteinerweiteren Angabe allderVortheile, welchediePhänologiefürdenLand- wirthunddenGärtner habenkönnte,umbeidemgeneig- tenLeserLustzumAnbau dieserjüngstenNaturwissenschaft zuerwecken,undwillnur einigeWinke hinzufügen,die—
wie mich dieErfahrung gelehrt— dasStudium derselben regelnunderleichtern. Jchbeschränkemichdabeivorder Handaufdiebotanische Phänologie,um vielleicht später einigeRegeln fürdiezoologischehinzuzufügen·
Um dieallmäligundstill eintretenden Phasendes Pflanzenlebens möglichst lückenloszubeobachten, istes zweckmäßig,einnichtzuumfänglichesBeobachtungsfeldzu erwählen,weilman sonstMühe hat.Alleszuverfolgen undleichtEtwas versäumt. Man thut wohl, sichsolche PflanzenzumBeobachtenzu erküren, dieman regelmäßig, undin denPerioden rascher EntwicklungnachkleinenZeit-
—räumen,wenigstensalle vier bisfünf Tage besuchenkann;
dennesist werthvoller, zwanzigPflanzengen-zuzuwor- schen,alsvonhundertendieZustandevonweitauseinan- derliegendenZeitpunktenzunotiren. DiebequeIUsteGe- legenheitbietet einTheilderFlur,denman wochentlich zumSpaziergange wählt,odereinGarten.
«
Man versäumenie,anOrt undStelle sogleichden Zustand aufzuschreiben,in demman diePflanzegefunden;
darum trageman stets einenSchreibkalenderbeisich.
Alsdiewichtigsten Pflanzen fürphänologischeBeob- achtungensindzuempfehlen:
I.Die BäumeundSträucher,namentlich:derStachel- beerstrauch,derFlieder (sykjnga),derWeißdornundan-
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dereinHeckenangepflanzteSträucherzbeidenObstbäumen iststets die Sorte zu notiren, dadieeinzelnenSpielarten nicht unwesentlichinderPeriodizitätabweichen.»Vvon wilden Bäumen besonders:diegroß-Undkleinblattrige Linde(die erstereiststets in derEntwicklungvoraus),die Roßkastanie,dieSchwarz-undZitterpappel,dieKopf- weide,die beidenArten Eichen,dieEsche,dieAkazie,die Ulmeunddie Nadelbäume.
2.Einzelne ZierpflanzenderGärten,besondersdas Schneeglöckchen(Ga1anthus), die Leberblume,dieVarztsss
undTazette,diePfingstrose,dieweißeundFeuerlilie.Bel deneinjährigen muß natürlichdieZeitderAussaatund desKeimens angemerktwerden.
3.Einige Ackerpflanzen,namentlichdie Getreide-Arten unddieKartoffelmitAngabederZeitderAussaat,sowie Ackerunkräuter,-z.B.derepheublättrigeEhrenpreis,die Kornblume, derKlatschmohn.
4.Manche Wiesen-undHainblumen. Darunter ge- hörendieKnotenblume (Leucojum), dieLeberblume,die wohlriechendeundtaube Schlüsselblume,derAckergilbstern, derLöwenzahn,die Maiblume, dasJohanniskraut(Hy- pericum) unddie Arnika, derrotheundgelbe Fingerhüt,
dieHerbstzeitlose. . .
PflanzenzurBeobachtungzuwählen,dieinmehreren
Arten undSpielarten vorkommen, wiedieWeide, den Brombeerstrauch,undselbstdasVeilchen,istnurdemanzu- rathen,derdieselbennachihren wissenschaftlichenKennzeichen sicherbestimmenkann. DerAnfängerinderBotanikhältsich
amsicherstenanallbekannte,nichtzu verwechselndePflanzen.
Jmmerist aufdenStandort Rücksichtzu nehmen.Am besten istes,wenn man sichzurRegelnimmt, dieam gan- stigstenstehendenPflanzen-Individuen auszuwählen,d·h.
solche,welcheam meisten besonntsindundinderEbene stehen«Beobachtetman aufBergen,so istdieMeereshöhe desStandortes, wenigstens nach ungefährerSchätzungan-
zugeben.
Sehr zweckmäßigistesauch, fürdieeinzelnenTagedie mittlere Temperatur zubestimmen,oderwenn dieszu mühselig erscheint,im Kalender wenigstenszuzuschreiben, obderTagsonnig, windig, kühloderwarm gewesen,ob esgeregnet,geschneit,gewitterthabe.
DiehauptsächlichstenLebenserscheinungennun, welche derPhänolog berücksichtigt-,sind folgende:
1.DieAnschwellungderBaumknospen,welchebewirkt, daßnebendenbraunen Rändern derSchuppen ihregrüne Basis vorsiehtundhelleGürteldarstellt. WerGenauig- keitliebt,mißt auch wohl einige Knospen bestimmter Bäume zuverschiedenen Zeiten,umdierascheSchwellung derselbenzuverfolgen. Ammeistengeeignetsinddazudie KnospenderRoßkastanieunddesgem.Ahorns.
2.DievolleEntfaltungderKnospen, welcheman am
besten dahinsetzt,wenn dieinihremWinterlagergefaltet odergerolltgewesenen jungenBlätter sichso ausbreiten«
daß sie die ganze obereFlächedemLichtezukehren«Auch das3.AbfallenderKnospenschuppenverdient Beachtung.
Dievollendete Laubentwicklung,sodaßdieKrone einengrünen dichten,diekleinerenAesteverhüllendenLaub- mantel gewonnen hat.
4.DerBeginnderEröffnungder Blumen, dasAus- blühen.DaindeßdieBestimmung diesesZielpunktes nicht scharfmöglichist, wähleman lieberdenZeitpunkt,in dem diegeborstenenStaubbeutel anfangen, ihrenBlüthenstaub zuverstreuen. Meisterkennt man diesenLebensvorgang leicht daran,daßmehrereBeutelzusammengeschrumpftund entsäkbtsind;bei· vielen Blumen bemerktauchdas un- bewaffneteAugedenausgestreutenBlüthenstaub·
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5.BeieinjährigenPflanzenundBaumsämlingenwird derTag angemerkt,andemsiegesäetwurdenundkeimten- d.h.dieSamenlappenentfaltetenunddieersten grünen Blättertrieben.
6.Schwerzubegrenzen istdieZeitdesLaubfalles WerLusthat,auchhierüberdieGesetzezuerforschen,möge dieWoche anmerken,andem die Kroneansing, ihre Farbe zu ändern,unddieTagedesAnfangsundderVollendung desLaubsalles.HauptsächlichwichtigsinddieerstenHerbst- nächte,indenen esgereift hat.
7.Noch schwierigeristdieFeststellungder Termine der Samenreife, für welchesich allgemeine Regelnkaumgeben lassen. BeiPflanzen,dieihre Kapselnvonselbst öffnen, bemerkeman denTag,andemsiedie Samen ausstreuten, wasfürWeide undPappel durchdieumherfliegendeWolle leichtzuerfahren ist«BeiderChronologiedesGetreides istdieZeitzu notiren, wann das milchigeKorn mehlig wurdeoderwann dasGetreide unter dieSichelkam. Auch dasAbfallenderFrüchte,z.B.derEicheln,Bucheln, Holz- äpfel,undderentschiedene WechselderFarbeunddesGe- schmackes,wieesbeidenObstartenvorkommt, gewährt einenleidlich fixirtenTermin.
Einevollkommene Genauigkeit läßt sich hier,wie bei allen durch Menschen ausgeführtenMessungen, nichter- zielen.Nothwendig istaberdieVorsicht, ohne welchedie
296 Fehlergrenzenzu weitauseinander reichen.Diesverhütet man ambesten durch strenge Folgerichtigkeit Beobachtet man eineBaumblüthe,so erwägtman rasch, oberstganz einzelneoderschonviele oderalle Staubbeutel ihren Jn- halt verstreut haben,undfügtdiesderNotiz durchein kurzes Zeichenbei.
Sehrbelehrendundnamentlichfür Gartenfreundedank- baristdieMessungderZweigtriebezuverschiedenenZei- ten. Den Zuwachseines Geisblattzweigesodereiner Hopfenrankezuverfolgen, ist fast soeröhlich,alsdie Mar- kirungdesWachsthumsder Kinder amThürpfosten.Ein Meßbandsolltein keinerGartenhüttefehlen.
EinvorzüglichesMittel,umdieZustände verschiedener Perioden festzubestimmen, gewährtdasZeichnen. Eine leichteSkizzederGrößeundGestalteinerKnospe ist fast ebenso schnellzufertigen,alseineNotirung ihrer Maße in Worten, undgewährtimmereinetreffendeAnschauung.
Hatman mehrereJahre lang beobachtet,so stelltman ausdenNotizenderTaschenkalenderdieMittelwerthezu- sammenund tauschtdieselbenmitnachbarlichenKolle- gen aus.
MögeninZukunft rechtViele inallen Gauen des Vaterlandes als Phänologen thätig seinundimDienste der,,jüngstenNatur-wissenschaft«sichwohl fühlen!
YerAhorn
Werhätte nicht schonin dersonntäglichaufgeputzten UnterstubedesdeutschenGebirgsbauernoderimbegünstig- teren FalleinderSennhüttedergrünen Alm,zuletzt doch gewißinderWerkstatt seines Schneidersdasdicke,reinlich gehaltene, fast weißeTischblatt gesehen,dasman ebennie ansehenkann,ohne sichüberdessenSauberkeit undmassive Derbheitzufreuen. Esstammtevom Ahorn,einemun- serer schönstendeutschenBäume.
DieAhorne,dennwir habenderen3ArteninDeutsch- land, vertreten fastallein einen eigenen landschaftlichen Charakter.Ihre großen,langgestieltenBlätter sind breit, meist sogarbreiter alslang,unddurch tiefe Einschnittein von einander abstehende Lappen getheilt,was ebender Ahornkroneein krauses,füllereiches,undnebendenübrigen fastsämmtlichganzblättrigendeutschen Laubhölzernfast einfremdländisches,vornehmes Ansehen giebt.
Liegtindieser Laubform wenigstensvon zweiender deutschen Ahornarteneinsehr hervorstechenderCharakter, dersichderherkömmlichenBaumschlagstechnikUnserer mei- stenLandschafternichtfügt,sotretendieselbenebendeshalb selten aufdenLandschaftsbildernerkennbar hervor,weil man auf diesenseltenmehralsLaubholzundNadelholz unterschiedensieht.
Gerade derAhorn giebteinenHauptbeweisan die Hand,wiewenignoch unsereLandschaftsmalerdie charak- teristischenZüge unsererBaumarten beachten, welche auf ihrenBildern imGegentheile oftuntereinergemeinsamen UniformdesvomMeisteraufdenSchüler sichvererbenden Baumschlags untergehen,wieineinem Heerhaufender NeuzeitdereinzelneMann unterdemprobemäßigenEiner- leider»UniformirungalsPerson verschwindet.
Diearmen Bäume!Man behandelt siewie die ein-
zelnenGeldstücke eineraufgezähltenSumme, deren Ge- prägeman auch nichtbeachtet.Wenn ebennurjederBaum einBaum,jederThalernur einrichtiger Thalerist,soist’s schongut.
Nachdemdie Bilder vonNr.46und51desvor.Jahrg., CharakterbildervonArve undFichte gegebenhaben folgt hierein drittesEharakterbildvom gemeinenoderBerg- ahorn, Acer pseudoplatanusL. Dessen Blattformso wiedievom Spitzahorn Ä.platanoides L. unddem Feldahorn oderMaßholder, A.campestre, habenwir durchNaturselbstdruckin Nr.401859 inFig.6,7und5 kennen gelernt.
Wenn wirdortdas Blattdes gemeinenunddesSpitz- ahornsmiteinander vergleichen, sokönnen wirnichtan- dersalsvermuthen, daß diesebeiden Bäume imAnsehen sichvon einander bedeutend unterscheidenmüssen. Dies istumso mehrderFall,alsdasglanzloseBlatt desge- meinen Ahornsetwas mehr blaugrünundnamentlichauf derUnterseite fastgraugrün,dasdesSpiliahornsPagegm ziemlich glänzend,etwas mehr gelbgrünUndbeldekseits ziemlich gleichfakbig ist. Dennochmöchteesohnedie SchrankenderkünstlerischenDarstellung fzu überschreiten nichtmöglichsein,inderZei-chnuug»dtesenunterschied darzustellen,wenn auchauf einemGemaldederFarben- unterschied angedeutetwerden kann.
Dafür liegteindestkoerhsblkchererUnterschiedinder Rinde derbeiden schönenBaume Beidein gemeinen Ahorn hatsie etwasRauhesundWildesansich, sie reißt in weitvoneinanderperlaufendenseichtenFurchen aufund zeigt dahergroße-ihochstUnregelmäßigbegrenzteBorken- tafeln. AmSpltzahorn ist sie dagegen sehr gleichmäßig vonfeinenetwa 72 Zoll tiefen geschlängeltenFurchenund
297 298 zwischenliegendenRippen durchzogen,so daßman hierdurch
auchimgezeichnetenBilde beide Bäumeleichtcharakterisi-
renkann.
Wemesdaherbeiseinen LandschaftenaufNatur- wahrheit ankommt,derdarf aufeinerBerglandschaftan
sendalseinenCharakterbauminseinem unvergleichlichen ,,ThierlebenderAlpenwelt«abbildenlassen.
DiedritteArt,derFeld ahornoderwieergewöhn- lichgenannt wird, derMaßholder,bleibtnur ein kleiner Baum mitselten mehralsetwalFuß Stammstärke.Er
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Der Ahorn.
einemAhornbaumedesVorgrundesnichtdiefeineRinde desSpitzahornsmalen,dadieserausder Ebenesichhöch- stensbis in dieVorbergeversteigt,währendderBergahorn nochbei4000 bis 5000F.SeehöheeingewaltigerBaum istunddenschweizerischenAlpenthälerneinengroßen Schmuckverleiht.Daher hat ihn auch Tschudi sehrpas-
bildetneben seinenbeidengrößernBrüderneinen»kleinen Krauskopf-CdennseinekleinerendunkelgrünenBlätterbil-s den einesehr dichte krauseLaubkrone.
Wirbegegnetendemgemeinen,vonunserempl Uitte dargestellten,unddemSpitzahornschonin
Nr.H9
vor·Jahrg»woFig.3und4IhreKnospenzeigten, während