• Nie Znaleziono Wyników

Volk und Rasse, 17. Jg. Februar 1942, Heft 2.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Volk und Rasse, 17. Jg. Februar 1942, Heft 2."

Copied!
20
0
0

Pełen tekst

(1)

Ko lkiisichcs s

e 17..Ial1rg.1942 Heft 2 Februar J. F. Lehmanns Verlag, München-Berlin

Hans Nachtsheim:

Agnes Bluhm Zum 80. Geburtstag AgnesBluhm, die deutsche Rassenhygienikerin

und Vererbungsforscherin, vollendete indiesen Tagen ihr8.Lebensjahrzehnt. Am9.Januar 1862 wurdesieinKonstantinopel alsTochterdesintür- klschenDiensten stehenden preußischenGenerals Bluhm-Paschageboren, der ebensowie dieMutter aus Pommern stammte. Sie wuchs inBerlin auf und bestand 1880 ihr Eramen als Lehrerin an höheren Mädchenschulen.DieTätigkeitalsLehrerin befriedigtesieaber nicht, siebereitete sich auf die Reifeprüfungvor, diesie—- zujener Zeitfüreine

Frau nochetwas Außergewöhnliches 1884 in

Zürich bestand. DaFrauen damals das Studium an deutschen Universitäten noch versagt war, blieb sie inZürich,um Medizinzustudieren.HierkamAgnes Bluhmin einen anregenden Freundeskreis, demu.a.

Karl und Gerhart Hauptmann, Frank Wedekind, Pauline Rüdin und vor allem AlfredPloetz,dervor zwei Jahren verstorbene Begründer der Rassen- hygiene,«angehörten. Mit Ploetz verband sie zeit- lebens eine enge Freundschaft, durchihnwurde sie für seine rassenhygienischen Bestrebungen gewonnen.

Nach Beendigung ihres Studiums war Agnes Bluhm vorübergehend in Wien und Münchenals Arztin tätigundließ sichdann 1890inBerlin als dritte deutscheArztinnieder, zunächstalsAllgemein- ärztin, späteralsFrauenärztin. Neben ihrepraktische Arbeit trat bald eine rege literarischeTätigkeitim Dienstederdeutschen Frau und Mutter. Mannigfache Fragen aus dem Gebiete der Sozialhygiene behan- delte sie, Mutterschaftsfürsorge, Stillfragen, Fürsorge fürdie Arbeiterinnen und deren Kinder, Mutter- schaftsversicherung,FamilienfürsorgekAlsimJahre 1905 Alfred Ploetz die Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene insLeben rief, gehörte AgnesBluhm mit zuihrenGründern,ebensotrat siedem Heraus- geberkollegium desvon Ploetz begründeten Archivs für Rassen-und Gesellschaftsbiologie bei, dessenrege Mitarbeiterin siewurde.

Daßdie seitdem Jahre 1900, dem Jahre der WiederentdeckungderMendelschenGesetze durchCor-

rens, Tschermakund deVries,rasch aufblühendeVer-

erbungsforschung die Rassenhygienikerin in ihren Bann zog, istselbstverständlich,undals sieum diese Zeitinfolgeeines fortschreitenden Ohrenleidens ihre ärztlichePraxis aufgeben mußte,wandte sie sichmehr und mehrVererbungsproblemen zu,und sie grissfür eineingehendes Studium eineFrage heraus, diesie bereits frühervom sozialhygienischenStandpunkte aus beschäftigt hatte,dieFrage: Sinddiedurchelter- lichenAlkoholismus bedingten Schädigungen der

Nachkommenschaft erblichimstrengen, mendelisti- schenSinne desWortes, oder handelt essichdabei nur um Nachwirkungen, dieimLaufe einigerGe- nerationen spontanverschwinden?

Dank einem Stipendium derNotgemeinschaft der deutschenWissenschaft und dank der Unterstützung durchGeheimrat Correns,derihrimKaiser-Wilhelm- Institut fürBiologie einen Arbeitsplatz überließ, konnte Agnes Bluhm ihre Alkoholversuche, diesie dann auch noch aufandere Keimgifte ausdehnte, auf breitesterGrundlage durchführen.Mit bewunderns-

werter Ausdauer und größter Gewissenhaftigkeit

züchtete sieimRahmen dieserVersuche seitdem erstenWeltkriegeweitüber 100000 Mäuse.DieEr- gebnisse dieserwertvollen Untersuchungen sindin einer großen Zahl von Veröffentlichungen nieder- gelegt. Wenn auchihre Stellungnahme bisweilen AnlaßzuRontroversen gegeben hat,so verstand sie esdochstets, ihreAnsichtzwar mit Temperament, aber dochsachlichund geschicktzuverteidigen, und wenn auchdas letzteWort zudem schwierigenPro- blem nochnicht gesprochen sein dürfte, sobilden die Bluhmschen Arbeiten dochdieGrundlage fürdie weitere Forschung.

Neben diesen Versuchen gingen andere Arbeiten einher,es seienvon ihrenVeröffentlichungenaus letzterZeitnur noch ihrBuch »Dierassenhygienischen Aufgaben des weiblichen Arztes«, das »Geschenk eines opferreichen und opferfrohen Lebens an die deutsche Frau«,wieesderHerausgeber nennt, und dieindieser Zeitschrifterschienenen »Erbbilderdeut- scher Dichterfamilien« erwähnt.

Auchan äußeren Ehrungen hatesAgnes Bluhm nichtgefehlt. Für ihreVersuche zudem Problem Alkohol und Nachkommenschaft erhielt sie1931die silberne Leibniz-Medaille der PreußischenAkademie derWissenschaften, anläßlich ihres79.Geburtstages verlieh ihrderFührerdieGoethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.

ZumEintritt indas 9.Lebensjahrzehnt begleiten Agnes Bluhm unsere herzlichsten Wünsche.DerNa- tionalsozialismus, derVolk und Rassein denMittel- punkt derPolitik stellte,hat dieErfüllung mancher rassenhygienischen Forderung gebracht,fürdieAgnes Bluhm seit Jahrzehnten gekämpft hat. Dieserlebt zuhaben, darfsiemit Befriedigung erfüllen. Möge esihr vergönnt sein, auch nochden neuen Aufstieg unseres Volkes zuerleben, den wir nach glücklicher Beendigung dieses zweiten Weltkrieges erhossen dürfen.

Anschr.d.Verf.: Berlin-Dahlem, IhnestU 22s Des-Verlagbehältsiehdasausfchliebllcbe RechtderVervleliältiguvgUndVerbreitung derlndieserZeitschrift zumAbdruck gelangenden Originslbelthst dei

FA-

(2)

es-

Eliiabeth Pfeil:

Das Bildnis als Quelle

Wir habeneineUnmenge von Lutherbildnissen; alle18) von Lucas Cranachoder dochaus seiner Werkstatt hervor- gegangen; sie begleitendasganze Leben desReformators seitseinemerstenöffentlichen Hervortreten. Gemalt von einem Manne, derselbstinseinerJugendauf künstlerischem Gebiete Revolutionär gewesenund gleichzeitigwieGrün- wald und Altdorfer, aber unabhängig von ihnen, den ,,Durchbruch der Malerei zu einer kühnenRomantik«

(Dehio)vollzogen hatte.Dieneue Lehrehatteihnsofort mächtig ergriffen, erwar einoffenerAnhänger Luthers geworden. Ein Maler, dersichmit seinem Objekt in einerGesinnung verbunden weiß,dermitihmam gleichen Orte lebtund Gelegenheit zuimmer neuen Bildern hat, befindet sichineiner seltenglücklichen Lage. Mußder Künstler sonstversuchen, aufdieeineStunde, dieerzur Verfügung hatundindieeineAnsicht, dieerwählt,ein

ganzes Leben zusammendrängen, so hatte Cranach die

Möglichkeit, bald diesebaldjeneSeite desMannes heraus- zuheben,alleLebensstufen festzuhalten und inallen Ver- wandlungen dasbleibende,erbgegebeneGeprägezuzeigen.

Was Cranachaus diesenMöglichkeitengemacht hat?

Gehen wir seine Lutherbilder in zeitlicher Reihenfolge durch,so sehenwireinAntlitz,dassichwandelt von einem sehnsüchtigen, horchenden, fragenden zueinem gefestigten, ruhigen (Abb.Z—7).

AnStelle von TrotzundfestemWillen treten nun Züge von Humor, von Trauer auf.Diebreiten Formen, der mächtige SchädelmitdenstarkenVorwölbungen bleiben;

in denAltersbildern treten, derphysiologischen Entwicklung gerechtwerdend, dieAugendeckelstärker hervor, dasAuge größerund schwerermachend; diekantigenFormen werden durchFettansatz unbestimmter. Im ZugedieserEntwick- lungliegtetwas, dasphysiologisch wiepsychologischüber- zeugtund Cranach alskeinen schlechtenBeobachter zeigt, und doch:wird Cranach Luther voll gerecht?Es ist oft bemerkt worden, daßnur dieallerersten Bilder uns einen Mann von ungewöhnlichen Maßen vorführen, später werden dieZügetrockener und schematischer, habenetwas Ungeistiges und Pastorales, das zudem Bilde Luthers, wiewiresaus seinen Taten undSchriftengewinnen, nicht stimmen will,das aberleider dieLuthervorstellung stark beeinflußt hat. Nun wissenwir von Cranach, daßer imLaufe seinesLebens anSchwung verlor dashat Dehiol9) wohlsehr richtiggesehen erwurde einSpieß- bürger,fleißigund ehrenhaft, aber ohne schöpferische Unruhe: erberuhigte sich beidem früh Erreichten. Und esliegt nahe,daß dieser Verlust anLebendigkeit sich auch aufsein Bild vom Menschen erstreckte.Es ist außerdem bekannt, daßerdiespäterenLutherbildnissenicht mehr nach derNatur ,,abkonterfeite«, sondern daß sieunter Benutzung gelegentlicher Skizzenoft erst Jahre später (auf Bestellung) imAtelier gemaltwurden, wohlseltenvom Meisterselbst esmangelt ihnen dieFrischedesunmittelbaren Eindrucks und dergenauen Beobachtung.

Wenn aberCranach nichtmehr fragte und strebteund alsodas Problem seinerZeit: von der,,Selbständigkeit (Freiheit) eines Christenmenschen« nichtzu Ende durch- erfahrenhatte,so liegtderSchluß nahe, daß seine Luther- bilder zuweniggeben: nur dieallerersten sindderAufgabe gewachsen gewesen. Und so stehen wir unbefriedigt bei

aller Fülle des Bildnismaterials (von mehr als 1000

Lutherbildnissen sprichteinZeitgenosse,übertreibend, aber dieMassenanfertigung richtigtreffend).

Is) AußereinerHandzeichnungausdemKollegvon seinemSchüler Wilhelm Reissenstein.

")Geschichtederdt.KunstBd.II.

Volks-Masse Ist-T

der Rattengeschichte (II)

Weder DürernochHolbeinhaben Luthergemalt,diebeiden großen Menschendarsteller. Dürer hatessich leidenschaft- lich gewünscht,ihnmalen zudürfen20); ihmwar Luther derverwandte Geist,derimGebiete desReligiösen dem Menschlichen sonachfragte und -suchte, wieDürer im Gebiete der Kunst. Ein Lutherbild von Dürer wäre, so dürfenwir von Dürers Portraitkunst herschließen,eine leidenschaftliche Deutung seinesWesens geworden (dabei weniger ,,ähnlich«?),von Holbein andererseits hättenwir uns diegenaueste Beobachtung und ObjektivitätderDar- stellungerwarten dürfen. Freilich nichtimSinne einfacher Wiedergabe derErscheinung, sondern unter psychologischer Verschärfung.Würden wir uns Erscheinung und Wesen Luthers dann anders vorstellen?

DieErscheinung: Eine Rassendiagnose derCranachschen Bilder würdeLuther imganzen wohlalsFälisch-Nordisch mitOstischem Einschlag bestimmen, aufdem Jugendbild von 1520 würde das Ostischevorwiegen (Kleinheit und Stellung der Augen, Hervortreten der Backenknochen würden auf Ostbaltisches deuten),wieesaus seinermittel- deutschen Herkunft aucherklärlichwäre(Abb.Z). Müssen

wir einem Maler vom Range Cranachsnichtwenigstens

soviel anobjektiver Beobachtung zutrauen, daßerden- rassischen Charakter richtig traf? Aber wird dieser Rassencharakter nichtvon Jahr zuJahr anders? Die Profilzeichnung von 1521 istvielstärker Fälisch (Abb. 4), das Bild des Junkers Jörg einJahr später Nordisch- Fälisch (Abb.5)!Wie istdas möglich? Halten wir uns

nocheinmal dieZeitlage vor Augen: daßes seit»der

Entdeckung des Individuums« galt, den Menschen in seiner Einmaligkeit und Einzigartigkeit zu zeigenunds sichvon der typisierenden Kunst des Mittelalters ab- zusetzen, sokonnte eswohl geschehen, daßman dazu kam,dasIndividuelle überzubetonen.Wir bemerken inder- jungenPortraitkunst einegewisseLustanbizarrenFormen, am Gesucht-Häßlichen, Unruhigen, Knolligen. Hamann spricht mit Recht von einer Protesthaltung. Wer aber protestiert,mußmitpsychologischerGesetzlichkeit notwendig übertreiben. Aufeinmal sehen füreineZeitlangdieFürsten aus wieBürger,siewollen auchsoerscheinen,zumindesten lassen sieessichgefallen, so dargestelltzu werden, nachdem siejahrhundertelang ohneAbsichtderÄhnlichkeitfürstlich dargestelltwurdzn,vollHuldundGnade(Hamann), Nordisch inErscheinung undHaltung. Als Bürger dargestellt zu werden, aberheißtzudieser Zeit:ohneandere Absichtalsdie derIndividualisierung zuerscheinen,ebendadurch aberdie Eigenart übersteigernd,denn esliegtimlineargraphischen Stil als solchemeine Neigung zur überspitzungder Charakteristik biszurKarikatur21). Das ist fürdierassen- geschichtlicheAuswertung der Bildnissejener Zeit von größtem Gewicht. Sind dieMenschenaufein-mal anders geworden, sovielweniger Nordisch alsfrüher? Ja und nein. Es sind jetztdieStädte, welchedieKultur tragen, undman hatvermutet, daßinihnen eine zurritterlichen Zeitunfreiestärker Ostische Unterschicht nach obendrängte undderKultur ihr rassisches Gepräge gab.Wirkönnen die FrageimRahmen dieses Aufsatzesnichterörtern. Nur so- viel: Das Ideal desinnerlich freien,nur sich selbstver- antwortlichen Menschen, dasLuther alsAntwort aufdie- FragederZeitaufstellte,ist nichtaus Ostischer Rassenseele gestiegen. Esist so Nordisch wieder Kaufmannsgeist der«

20) BriefanGeorgSpalatin (1520):»undhilfmirGott,daß ich- zuNlartin Lutherkomme, so willich ihnmitFleißabkonterfcien und inKupferste·c·henzulangemGedächtnis deschristlichen Mannes, dermir·

aus großenAngstengeholfen han« ZitiertnachWaetzold a.a.Q.

U)Vgl.H. Deckert a.a.O-

(3)

liest2 Stitahetli pfeil,das Bildnis alsquelle der Rattengeschiktste 25

Abb. L.Derjunge Dürer Selbsthildnis v.1462

D

Jan-ALTER,

Abb. 5.Luther alsJunker Jörg, 1521 Zeichnung o.Lukas cranach

Handelskompanien, die Stadtplanungen und Rechts- setzungimdeutschenOsten:dieführenden MenschenderZeit

waren Nordischen Geistes,und wenn sienun imBildnis

weniger Nordisch erscheinenals früher,so müssenwir bedenken,daßeine typisierende Kunst ehereinen Ideal- typus entwickeln wird, eine portraitierende dagegen die Fülledermenschlichen Erscheinungen bringt, d.h.eine vorhandene Rassenmischung wird erst beiihrinErschei- nung treten 22).Und einRassentum wird nun nichtmehr auf seinen Idealtypus hindargestelltwerden, sondernin derFülle seinerVariationen (wodurch Rassenmischung vor- getäuschtwerden kann). Es ist alsovieles zuerwägen, wenn man aus derKunst derdeutschenReformationszeit Rückschlüsse aufeine Rassenwandlung ziehe-nwill. Es

kann auch so liegen, daßeine etwaige rasstscheDurch- mischung, dieinzwischenstattgefundenhatte, mderneuen Kunst einen übertrieben starken Ausdruck fand, aus

22) Andrerseits stellt sich auchdieFrage,obderUbergangfvoneiner typisierenden Kunstzurindividualisierenden mitgeistesgeschichtlicherlNok wendigkeit erfolgtoderobihmRassenmischungsvorgange Zugrundeliegen, alsovorausgegangen sind?

Abb.Z.Derjunge Luther 1520 Kupfer-lich v.Lukas cranaeh

Abb.d.Luther 1526 Olgemälde v.Lukas cranach

Abb. 4.Derjunge Luther 1521 Kupferstiehv.Lukas cranaeh

Abb. 7.Luther 1535 Olgemalde v.Lukas cranaeh

Gründen, diewir nun beimVergleichen einzelner Bilder aufzeigen wollen.

Auf Cranachs Bildnissen des jungen Luther sindalle Formen starkvorgetrieben; aufdemStichvon 1520treten Stirnbuckel und Wangenknochen hervor, dervon 1521 betont neben derStirn dasmächtigetiefeingekerbteKinn;

dasUntergesicht beherrscht hierden Eindruck. Dieriesige Kiefer-und Backenpartie stehtinkeinem Verhältnis zum übrigen Schädel. Von all diesenauffallenden Formbil- dungen zeigtdas BilddesJunker Iörg ebenfallsvon 1521 nichts.Wenn auchderBart,denLuther sichdamals stehen ließ,Kinn- und Backenpartie nichtvoll erkennen läßt, so ist doch soviel deutlich, daßvon ihremVorherrschen keine Rede sein kann;dieStirnbuckel sind gemildert, die Naseistfeiner geformt, beherrschend sindnun dieschönen, großen,lebendigenAugen. Auchdas wenigeJahre später entstandene Olbild (nun wieder ohne Bart) zeigtdie ruhigeren Formen (Abb. 6). Neben demAugeistesnun der feingeschwungene Mund voller Empfindung, der spricht, dasKinn,dasFestigkeit bezeugt.DieslegtdenSchluß nahe, daßdieMonumentalität desStichesvon 1521durcheine

(4)

es VolkMMc

Formübertreibung erreichtwurde. In keinem Bilde sonst

kommt sodieStoßkraft des Lutherschen Wesens, das

Unbeirrbare und Unentrinnbarezum Ausdruck wie in diesem Stiche, dieAhnlichkeit der Formen aber dürfte geringer seinalsaufdenspäterenBildern. Das gleiche gilt von demStichvon 1520. Halten wirdasErlanger Selbst- bildnis desjungenDürer daneben (Abb.2), so sindenwirda

—— höchst bezeichnend gewisse Ahnlichkeiten: inderArt vornehmlich desAbweichens von den späteren Bildern.

Die Hagerkeit des jugendlichen Antlitzes wird auch bei Dürer starkbetont; erunterstreicht sie durchdieSäckeunter denAugen, auchhiergehtderBlickinsWeite, was nicht wiebeiCranach durcheinleichtesZukneifender Augen, sondern durch ihrHervorquellen ausgedrückt wird. Die Unruhe entsteht inderDürerschen Zeichnung nichtwiein derCranachschen durch den dieFormen übertreibenden scharfenKontur, sondern imGegenteil durch eine Auf- lösung,diesieunklarer macht und doch auchvortreibt.

Auch beiDürer erfolgt der entscheidende Umschlag zu ruhig-bestimmten Formen innerhalbeinesJahres —Nieder- schlageines geistigen Reifevorgangs. Das Selbstbildnis von 1493(Paris, Louvre)gibteinen inWesenundHaltung beruhigten Menschen mit klaren Zügen.Während eine Rassendiagnose des Iugendbildnisses schwerseindürfte, habenwir hier,wodas Augetiefer liegtund kleiner ge- worden ist,dieStirne freier,dieWangen ebener, einen Kopf mit im wesentlichen Nordischer Formbildung diehellbraunen Haareund Augenmag man nun innerhalb der Spielbreite Nordischen Rassentums sehen oder als Westischenoder Dinarischen Einschlag deuten. Es istdie gleicheEntwicklungsrichtung wie beiCranachl Welche Darstellungen habenrecht?Wir können nur dieAntwort daraufversuchen: Wann eswahrscheinlicher war, daß Dürer und Cranach dieGesichtsbildung am objektivsten wiedergaben? Wir kommen derAntwort näher,wenn wir den Ausdruckswert derFormen berücksichtigen.DiePor- traits derjugendlichen Menschen Dürer und Luther zeigen nichtnur den»gleichenFormenabstand zuden späteren, sie weisenauchAhnlichkeiten imPhysiognomischen auf.Es istdasgleiche starke Drängen,dassichinbeiderZügenaus- drückt,einHinaushorchen aufStimmen, dierufen, ein

»demLeben Entgegendursten« (Hamann). Dehio führt

einen Lieblingsausdruck desjungen Goethe an, um die

Technik derDürerschen Zeichnung zukennzeichnen: »in Eile hingewühlt«. UmdaszumAusdruck zubringen,was diesejungen Menschen bedrängte,mußtedieForm ge- sprengt werden. Goethe zerrißdieFormen derstrengen Versgliederung; Dürer und Cranachdierassischen Formen, dienun schwellen und inLinienbewegung geraten, um

Abb. 8.Melanchthon 1521 Kupferstiehv.Albrecht Dürer

Abb. 9.Melanchthon 1530 Medaillon von HansHolbein d..I.

IIII

rechtausdrucksstark zuwerden und dieIndividualität der selbständig fragenden Menschen recht eindringlich zu machen. WieaberGoethespäter sein Gefühlinneue Zucht nahm, so auch Dürer: esbedurftenun keinerübertriebenen Formen mehr,um sein Wesen auszusagen. DieFormen wurden ausgeglichener und harmonischer.

DasMadrider Selbstbildnis von 1498stelltdennächsten Schritt indieserRichtung dar: dieLinien werden noch ruhiger, dasGesicht noch schmaler,derganze Menschnoch mehr »zusammengenommen«, wieWaetzold imHinblick aufdiestandesbewußteWürde desBildes sagt,man könnte das Wort auchaufdieGesichtsformen anwenden. Es ist andererseits nicht von der Handzu weisen, daß Dürer nun inentgegengesetzter Richtung wieaufdemIugendbild stilisierte! Von dem Münchener Portrait (1506, nach Waetzold 1500) wissenwir es: eine neue Vorstellung von Menschenwürde und einneues Schönheitsideal bestimmte hierdas Ebenmaß derZüge diedazwischen liegenden Bilder von Paris und Madrid mögenderlVirklichkeit am nächstenkommen —,genau feststellenkönnenwir esnicht.

Wie sahDürer wirklich aus? Welche Rassetrat in seinemAußereninErscheinung? (1Velcheinseiner Kunst?

Das wäre dieanschließende Frage.) ZiehenwirdieBilder

"

heran, aufdenen zeitgenössische Künstler ihn darstellten, so werden wir eherratloser. Ihnen mochtezwar dieStilisie- rungsabsicht, dieinDürers reifem Selbstbildnis sichtbar wird,ferneliegen, abersind siedarum wirklichkeitsgetreuer?

DerHolzschnittvon Erhard Schön1498gibt kennzeichnend eigentlichnur dieNasewieder, allesandere istSchema, die

Medaille von Matthias Gehlaus demselbenJahre weist

sounbestimmte Zügevor, daß siegar nichtzugebrauchen ist.Künstlerisch hochstehend ist einzig dieMedaille von Hans Schwarz aus sehrviel späterer Lebenszeit Dürers (1520), die einen ausgesprochen Dinarischen Menschen zeigt,mit hochansetzender Hakennase, langem Kinn und kurzemsteilenHinterhaupt. Ichkann michdesEindrucks nichterwehren, daß diese Darstellung ebenso wirklichkeits- fern istwiesie eindrucksstark ist:esisteinIdealhaupt. Auf allen Selbstbildnissen Dürers wie auchaufdemHolzschnitt von Erhard SchönsetztdieNase tieferan und ihrBuckel liegt(wenn man dieperspektivischen Verschiebungen in Abzug bringt)in derHöhedesunteren Augenlids, nichtin derdesoberen wiebeiSchwarz; ihrekonkave Krümmung wird durchdieBiegung derNasenspitze aufgefangen, wie esfürdieNordische FormderAdlernase kennzeichnendist.

Wir haben alle dieseAbbildungen aufgeführt, um die ganze Unzuverlässigkeit der bildlichen Geschichtsüber- lieferung aufzutun. Wäre uns nur eines dieserBilder überliefert,etwa dieherrlicheMedaille von Hans Schwarz,

Abb.10.Melanchthon Kopfes-seienv.Lukas cranach

Cytaty

Powiązane dokumenty

Die Zahl der Personen mit hellen oder dunklen Haaren und Augen läßt sich noch mit einiger Sicher- heit angeben, doch wird es schon nicht gelingen, die durchschnittliche Form des

Demgegenüber ist die Erfassung unseres Rassen- bestandes im gesamtdeutschen Raume ein heute noch immer nicht zur Erfüllung gebrachter Wunsch aller deutschen Rassenforscher. Den

Ebenso häufig wie Darstellungen von schlanken sind solche von dicken Frauen, welch letztere ganz besonders Auf- merksamkeit erregt haben, weil es sich bei ihnen in vielen Fällen

Hierbei tritt das entgegengesetzte Verhalten des Fälischen einerseits und des Dinarischen und Westischen andererseits klar und eindeutig zutage, während das Verhalten des

(Dieser Bedeutung entspricht auch die Vielzahl bewährter Prü- fungsmethoden, von denen hier nur eine kleine Auswahl genannt sei: Aus einer mehr oder weniger großen Anzahl von

Dieser Sachlage zufolge ist es nun gerade für die Rassen- seelenkunde eigentlich sehr naheliegend, hinsichtlich einer umfassenden und erakten Methodik sich zunächst einmal an

Es ist erstaunlich, daß diese Frage im politischen Schrifttum bisher nicht stärkere Beachtung gefunden hat, zumal aus einer eingehenden Begrisssklarheit über das Wesen des

Obgleich die Zigeuner in Ostpreußen im Ganzen ein recht heterogenes Gemisch darstellen, sind viele unter ihnen doch sofort als ostpreußische Zigeuner zu erkennen. daher auch die