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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 18. März 1929, Nr 3.

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UNSER BU

ÄLTERENBLATT DESBUNDES DEUTSCHER JUGENDVERElNE

Afri-

18.JAHR MAR21929 LENZING N2.23

Postveksand Jena

(2)

Unser Bund

herausgegebenvom Bund DeutscherJugendvereineE.V.

Bundesleitung: ProfessorD. Dr. Wilhelm StäblimMünsteri.1V.,Paul- straßeis(sernruf 20397)XPfarrer Rudolf Goethe, Darmstadt, Kablerti strac-«lsemkuf Um.

Kanzleik Göttingen, Düsterer Eichweggelsernrufzwil.

Postscheck-KontodesBundeot Berlin 23330.

Heliriftleitnng:

Jörg Erb, Lehrer-,Haslachi.K.(Baden).

Bestellnng:

BeiderPost,oder bei derKanzleidesBDJ. Göttingen, Postfachzo4.

preis-

JedesHeft50Pfg.,vierteljährlich 1.50 Mk.

Bezahlung-

Bei der Postoder beim Bund DeutscherJugendvereine,Göttingen, PostscheckkontoeBerlin usw«

InlInlt dieses Heftese

Evangelische Grundhaltung und politische BetätigungX Die staats- bürgerliche AufgabederFrauen-Ein Nachwort zum Welt-Jugend- sciedenskongreßinHerde -Das verkaufte Paradies -Aussprach:

Aschermittrvoch-Umschau XBuchundBild - DieEcke XAnzeigen.

Inst-stiften der Mitarbeiter-

D.Ludwig Seit-nann,Hamburgso,Ludolfsiraße00 X Marianne Ras- mussen, Hamburg39,Baumkamp4 X Willi Obländer, Frankfurta.M., Musikantenweg4 X Otto Roland,GröczingenbeiKarlsruhe, Werder- straße.

Bezugsgeldl

Wegen der irn märz vorznnelimenden Diertelinlsrss Anrechnung bitten wir, das Bezngsgeld fiir die Ma- nnte cInnnnr bis märz 1922 soweit dies noch nicht gefcheljen ist« nnigelfend bis spätestens 12.Inn-exnnf dns Postseljeelkkonto Berlin 22226 einznzalslen.

Bundesknnzlei Göttingen-

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Os«Jahr Märzxgzg sLenzing Hefts

Unser Bund

Aelterenblatt des Bundes Deutscher Jugendvereine

EvangelischeGrundhaltung und politische Betätigung.

Ludwig Heitmanm Hamburg.

Es bleibtfür den,dernicht dabei war, überraschend,daß sichderWille ,,zur Durchdringungund Erneuerung allerLebensgebietemit demGeistdesEvan- geliums«inEberswalde offenbaran dem asllerschwierigstimGebiet entzündet hat,dem sicheine um das rechte Verständnisdes Evangeliums ringende Lebenshaltunggegenübersteht:an der Politik. Es gibt neben diesem gefähr- lichstenAußenpostenunseres heutigenLebens nochseh-rviele uns näherliegende Innenposten,dieauf unsern Gestaltungswillen warten etwa dieFamilie, dasErziehungswerk,die Gemeinde,diessreizeit,das Arbeitsschicksal ussf.Sie

alleaber treten inden Schatten, wenn man sichzueinem Durchdringungs-

UndErneuerungswillen laufgerusen fühlt.Es ist,als ob da,wo der Wille sichverantwortlich aufdas Lebensganzezurichtenbeginnt, zwangsläufig alle Gedankenfädenaus-diePolitik laufen.

Das ist indessen fürden, derunsere Zeiteinweniggenauer beobachtet,nicht Zufällig.Es istin derTat so, daßsichallepraktischen Anliiegen unseresLebens- hseute mit einer uinheimlichen Zwangsläufigkeit in politische Anliegenver- wandeln. Es giltdiesZwangsgesetz nichtetwa nur fürdiewirtschaftlichen und sozialen Fragen-, sondern auchbereits fürdieErziiehunsgisfragem fürdas kirchlich-religiöseGebiet, fürdie samsilienfragem Wer das beobachtet, in welchemMaßedieSchulfragem diegrundsätzlichenFragendes Strafgesetzes, des ehelichen Leb-ens,dersürsoirgeerziehunsgdurch politische Piarteidoktrinsen entschieden werden«der weiß, daßwir sheusteschonvon einer Politisierung aller Lebensgebietebis hineinsin diegeistigen Regionen sprechen müssen.Jch glaubenicht fehlzugehemwenn ich sag-e, daßviele geradeunsererverant- Wo«ktU"g-sb-ewußtenAelteren darum mit Sorge in UnseremBunde stehen, Weil diesermitten sin einer politisiiertenWelt so harmlos unpoliitisch dasteht Undder-Umzur wirkungsoosigteit verurrrilt ist.Sie fürchter daßwir immer mehr in einen luftleerenRaum geraten und schließlichganz neben dem Leben

stehspiWährendringsum uns alles entweder aufden Sport oder aufdie PothlfcheAktivität drängt. Unsere piroletariischenBrüder verstehenuns nicht- weklWu« Uns nicht rückhaltlossisn ihren Kampf hinesinstellemund unsere MIUOMFIMsreundebemitleiden susns wegenunseres Mangels an Schneid Und Entschtedenheit.Aus allem,was inEberswalde überunserepolitischeHaltung gesagtUNde ·«bft-klingtdoch imGrunde einegroße Ratlosisgleitheraus.«Wir schenVom Evangeliumaus alle politischen Parteihaltungen für erschUttekt an ,—UITdmöchtendochirgendwo mitkämpfenkönnenfürdensozialen- Fort-.

fchMt, sur unser Volk, fürdieproletarische Bewegung, fürdenVölkerfrieden.

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Neutralität genügtuns nichtmehr—- und wir komm-en alsBund ten-dals einzelnedoch kaum irgendwo darüber hinaus.

Jchhalteesfür notwendig, daßwir dieserLageeinmal offenins Auge schauen.Wir müssen versuchen-,ihreletzten Wurzeln bloßzulegen,damit wir aus dieser unerträglichen »dialektischen«,d.h. unentschiedenen Haltung herauss- kommsen. Denn unser innerstesLebensgefühl sagt es uns untrüglich, daß ,,evangelische Haltung«alles andere bedeutet als Unentschiedenheit gegenüber denFragendesLebens um uns herum. Dazumüssenwir uns allerdings auf einenunerbittlichen Realismus einstellen,derdieDinge so sieht,wiessiiewirklich sind.Wir dürfen nichtmit einem Jdealbegriff von Politik, wie ihn etwa deHaas nsochaufstellt (,,Politik ist,wenn siewirklich diesenNamen verdient, immer einDienst,der um diesVolkes willen getanwerden muß«),an eine Welt herantreten,inder Politikalles andere istalsDienstam Volke, sondern wir müssendie Politisierung des heutigenLebens so sehen,wie sieheut-eist.

Dann erstkönnenwir wirklichzueiner praktischenund entschiedenen Stellung dazu gelangen.Die ersteGrundforderung des Evangeliums isstein unerbitt- licher Wahrhaftigkeitssinm dersichbis indieletzten TiefenundHintergründe der Dinge führen läßt,um hierdieneue, alles umgestaltende ureinfachesor- derungzu hören. Wir haben uns leider unter theologischem Einflußdaran gewöhnt,dauernd mit dem Schema »Gerichstiund Verheißung«ZUOpekiekms

uns unentwegt ,,erschütternund wieder begnadigen«zulassen,und sinddadurch der einen Gruniderschsütteru-ng,ohne diees keinen neuen- Anfanggibt, sehtge- schicktaus dem Wege gegangen. So jongslierenwir dauernd mitdem Nein und Ja,mitderAblehnungderpolitischen Partei-haltung undderMitarbeit in den politischen Parteien herum, ohnean irgendeinemPunkte zueiner letzten Entscheidung durchzustoßen.Diesertote Punktmuß überwunden werden, sonst ist aufdieDauer unsere Stellung nicht ernstZunehm-en. «

Treten wir mit der erstenevangelischen Grunsdforderung einer unerbitt-

·bichen Wahrhaftigkeit, die auf die letztenseelischenMotive achtet (Berg- predigt!),an die Tatsacheder Psolitissierung unseres Gesamtlebens heran,so kann trotz aller vorgeschobenenJdealbegriffe von Politik, trotz aller semi- mentalen Versicherungender Politiker, daß sie selbstlosimDienstedes Volkes oder der Menschheit stehen,keinZweifeldaran fein, daßhinter aller Politik ohne jede Ausnahme ein satanischer Grundwille steht.Wo immer politische Entscheidungen fallen,ob am Verhandlungstisch oder in offener seldschlacht,obinderAbstimmung derParlamente loderinderWahlversamm- lung,obindenVerhandlungendesVölkerbundes odersimBarrikadenkampf immer stehtdahinter derWille,dersich durchsetzem siegen- herrschenwill. Poli- tisierung des Lebens bedeutet heuteeindeutig dieVerwandlung desGesamt- lebenssin denMachtkampfdereinzelnen,derGruppen,derVölker.DieserMacht- kampfwird um so beherrschender»undheißer, jeweiter dieinnereZerrissenheit desLebens und damit derWille deseinzelnen, sichzubehaupten, fortschreitet.

Darum istdiefortschreitendePolitisierung des Lebens genau fowie seine fort- schreitendeVerwirtschaftlichung schlechthineines der vielen Symptome eines tieferenLebenszerfalls. Sie läuftparallel mit einer wachsenden Vergesetz- lichungdes Lebens in Amerika,dem Lande der fortgeschrittensten Poli- tisicrung,sind nichtwenigerals zMillionen GesetzeinKraft ——,dieden Abfall von dem einen Grundgesetz des Lebens nachaußen verhüllt.

Darum war Christus der schlechthin Unpoliti.sche,weil er diesenLebens- 36

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zUstMdOder richtigerTodeszustanddurchschauteund selberder Trägereines

neuen Grundwillens war (Makc.U, z9—zz),

»

Vor dikaUkkakfachedes Lebens,an der das Evangelium keinenZweifel laßt-MußMan sichhinstellen,um zueinem letztenGrundurteil zuge- IAIJASFITallePolitikOhne Ausnahme erwächstheut-eaus einem letztengott- WlPklgMWillen-. Man kanndiesemGrundurteil nach zweiSeiten hinaus- Wslchem Mankann vom idealistischen Standort herder falschendie thkc Politikgegenüberstellm:man könnesichdoch auch ein-epolitisch-e Tätig- Emdefckmzin derwahrhaft vaterlandliebende Männer und Frauensichdem OffenkllchmDienstam Volkund an derMenschheit widmetensz soetwas habe esZuallenZeiten gegebenund seietwa klassischam Schlußdes Faustinder

bekanntenZukunftsvisiongeschildertworden: ,,Solch ein Gewimmel möcht

ifhsehn,sauf freiemGrund mit freiemvdcke ft.ehm«; dufiir miiffeman fich Unsctzemes gälteeben die Politik zu sanieren.Dieser idealistsischeStand- PUUkt,der unter Politikern als Selbstrechtfertigung ihrerTätigkeit allgemein verbreitet ist,weicht vor der Wirklichkeit aus, indem er jenenGrundwillen übersieht,hinwegdrapiert oder leugnet,dem zwangsläufisgheutealle Politik dient und dienen muß,und dem alle parlamentarische oder sonsstige politische Tätigkeitmit grauenvoller Folgerichtigkeiterliegt, so daßheuteselbstder Journalismus anfängt, seine Allgewalt anzuerkennen. Das Evangelium läßt nichtzu,daßman durchJllusionen vor derWirklichkeit ausweicht, eszwingt uns, denZustand,derdaist,bisinseineletztenGrundmotive anzuerkennen..—

Dieandere Form,demevangelischenGrundurteil auszuweichenz istdiedialek- tifche. Jnsofernfreilich hält diesederWirklichkeit stand,alssiiedenwahren ZustanddespolitischenLebensinfeinerGottwidrigkeitklarerkennt und zugibt.

Dann aberfährt sie fort,dassexiebenderAusdruck derallgemein-menschlichen

»Lagevor Gott«,indieser»Spannung« müsseman ausharren und könne sichhier lediglichals »gerechtfertigterSünder« des Rcchitfertigungsurteils Gottes g-etrösten,dasgrundsätzlichdiesen ZustandderVerlor-enheitaufhebe;man müsse also tapfer in dies-e Wirklichkeit hineinschreitenund mit getröstetem GewissendaPolitik treiben,wo man gerade stehe,oder wo das Herzeinen hintreibe,derliebe Gott würde schonalles gutmachen.Auchdiesemioderne Mchtetwa evangelische! Rechtfertigungslehre weichtdem Ernst jenesGrund- urteils aus, das wahrhaftig nichtzuläßt, daßman inSpannungen schweben bleibt,dieWelt imGrunde so läßt,wie sie ist,»undsichimübrigen auf GottesGnade verläßt. Vielmehrfordert jenesGrundurteil injedem Augenblick UndMjeder Lage Entscheidung Er fordertdieHaltung, dieich ecsdie Prakkifche bezeichnenmöchte,und dieherauszuarbeiten ichfürdieAufgabe unseresBundes halte.

ZuerstUnd grundlegend mußgesagtwerden: Weil wir unter dem

FVKIIgeliumstehen, istunser Bund grundsätzlich und bis

«n,d,«letzten Tiefen hinein unpolitifch. Nichtdarum ister un- p0·litisch,weil erderWirklichkeitum uns herumund ihrenNöten ausweichen

Plu- fOleekngerade darum,weil wir durch dasEvangelium gezwungen sind, dieseWirklichkeitund ihreNötie bisinihreletztenWurzeln zudurchschaMnr UndWeilWir siedorteinzugreifen genötigt find,wo fiewirklichsitzen Nicht Unser Mangelan Aktivität machtuns unpolitisch, sondern geradederinnere ZwaIIgiFUkchschlagend aktiv zusein.Wir habenallerdings das große VEMWMMSbegangen,die angreifende Bedeutung unserer unpolitischen Hal-

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tunsgnicht klarherauszustellen und geradedadurch auchin unserm eigenen ReihendenEindruck zu-wecken, alsobwir denDingenum uns herumgleich- gültig gegenüberständm.Wir haben hierden gleichen Fehl-er begangenwie gegenüberdem Sport. Das echte Spiel,wie wir esverstehen,das Körper, Seele und Geistals lebendige Einheit sieht, ist schärfster Angriff gegen den Sport. Wir sollenesnur lebendigin dieWirklichkeit setzen,undeswird seine scheidendeund angreifende Wirkung schonausüben. So istauch die echteun- politische Haltung, dieaufdieletzten TiefenderWirklichkeit drängt, schärfster Angsrifs aufdiepolitisch-e Wirklichkeit, inder wir stehen-

Das wird sofort deutlich,wenn wir iuns einmal isn diepolsiti schien ode r politisierenden Jugendbiinde sum uns herum hinein-stellenoder uns mitihnenauseinandersetzen Jchhattekürzlich Gelegenheit,ineinem poli- tischenJugendbimde süberdie srisedensfsragsezu sprechen.Jchversuchte, die Wurzeln des Kriegszustandes, in- dem sichheute dieGesamstwelt befindet,bis hineinindieWirtsch·aftskämpfe, politischen Kämpfe, Geisteskämpfeund indas zerstörte Jch-Du-V-erhältnis zu verfolgen und die Grundforderung einer Tiefenwandlungdes Lebens bis hinein in unserepersönlicheStellung zum anderm aufzustellen, und habe seltensoscharf-en Widerspruch erlebt wie gegen dieseGrundvoraussetzungen echtenFriedenwillens, die wir als evan- gelischbezeichnen.Man spürte instinktiv,daßdurch solchesAuf-den-Grund- Gehenderrein politisch-en Haltung, dienur an Oberflächenerscheinungenhaftet, derBoden unter densüß-enzsuschwanken begann Wilhelm Stählin hatkürz- lich inPrag inein-erAtmosphäre,dieden wesentlichenUntergrundder Dinge durch rein äußere Beschlüssezu umgehensuchte,in-vorbildlicher Weise die evangelische Grundanschauung dagegengestellt. All-e Politik wehrt sich gegen di e Tiefenschau, diedas Evangelium fordert, und sie weiß wohl, warum. HierliegstdieKampfesstellung unseres Bundes, diewir herasuszuarbeiten haben. Wir haben unerbittlich zunächstallen politisiserenden Jugendbünden gegenüberzubet-onen, daß sie sich selbstdenlwirklichen Nöten derGegenwart gegenüberzurWesenlosigskeit verurteilen, indem siedeneigent- lichenGrundschaden verschleiern:sieenden, obsiewollen oder nicht, trotzaller heißenund gewalttätigen Stimmung-en, hinter denen sichihreSchwächever- birgt,immer zuletztbeimSchlagw-ort, das keineHeilung bringt, sondernnur neue Zerstörung schafft.Diepolitisierendennationalen Bünde heilennichtnur nichtunser Volk, sondern reißenlesnoch weiter auseinander; diepsolitisierenden sozialistischenBünde aber verrammseln trotzihrer heißen Kampf-esparolen dem wirklichen Sozialismus die Tore kund lieferndas Ganze des Proletariats

nur nochhoffnungssloserdemKapsitalismusaus.

Gerade isnunseremVerhältnis zum Proletariat istsesunsere Aufgabe,zur vollen Klarheit hindurchzudringen. Jm Evangelium liegt einnichtzuüber- hören-der Ruf,runs an dieSeite der Lebmsschichtenzustellen,dieder Not desLebens am stärksten preisgegeben sind.Aber gerade hier istdieForderung derunpsolitischen Haltung nicht in-dem schwächslichzurückzuckendms,sondern indem angreifenden Sinne fiüsruns auchdieallerdvinglichisteSchon heute sehenwir deutlich, daßder politische Klassenkampsdes Proletariats der fichekste Weg ist,das Proletariat dem verantwortungslosen esgabauch einmal einen verantwortlichen Kapitalismus auszuliefern. Die Lagedes Proletariats reift geradeinunseremVolke allmählichzur Hoffnungs- losigkeitaus. Darum istesunsere Aufgabe, ausdieinderTiefe schlum-

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memden Gefahren hinzuweisendiederdem Oberflächmtampf sich hingebende Politkkkkülfkchauptnicht siehtoder nicht sehenwill. Die sozialistische Kampf- beweglmg MPartei und Gewerkschaftwird getragen von derkräftigenOber- schichtdes«Prolet-ariats.Dieseaber ist heutebereits indas Stadium völliger kabükgekkchung eingetretenund längstals einneues Rad indas großeall- bchekkschmdekapitalistischeKampfsystem eing-ebaut,in dem siesich kräftig UVJgutbehauptet sowohlindenParlamenten, wie indennach rein kapita- klsstlfchenGrundsätzenkämpfendenssundwirtschaftenden Gewerkschaften.Sie ist LIanYUPgar hineingeschlungeninden »Kampfaller gegen alle«,der das kaPUaUstIfcheSystem kennzeichnet.Was aber wird aus den zweiDritteln des P«r«oletaria-ts,diesichindiesem Kampfenichtbehaupten können,dienicht organisiert sind, sondern höchstensvon den Brosamien leben,dievon ihrer

HerrenTische fallen, die ihreNot in eine reine Protestpartei hineingiiseßen?

Diesesragewird der Sozialismus ebensowenigbeantworten, wie siedas Bürgertumhat beantworten können-. Sie läßt sich überhaupt nicht von der Grundeinstellung des Zeitalters beantworten, das in der allgemeinen Politissierung des Lebens, d.h. in der Verewigung des Kampfes alle-r gegen alle die Lösung aller Nöte s ieht. Wer einige Jahrzehnte hindurchdas Leben dergroßen Volksschichtenbeobachtet hat, weiß,inwelchemMaßeund inwelchemTempo dieProletarisierung,d. h. dieWillensschwächung unseresVolkes voranschreitet.

DaßderKultur- undWohlfahrtsstaatz dasletzte Instrument dieser allgemeinen Politisierung,d. h.Veroberflächlichungdes Lebens, diesen Fragen nicht gewachsen ist,braucht aufmerksamenBieobachternnichtausgeführtzuwerden.

Wer diese letzten schweren Fragen unseresLebenswirklich zudurchschauen begonnen hat,der wird erstdie volle Tragweite unserer,bereits auchvon klakskhenden Politikern längst aufgenommenen und ausgesprochenen Forderung Vckstchem»Schafft Zentren des Lebens,diedieFragen unser-es Gesamtlebens von eineranderm Tiefe her angreifenals diePolitikunsererTage,werdet unpolitisch und damit wesentlichl«113s isteinscharfes Kampfes- programm, das damit unseremBunde ausgetragen ist vom Evangelium her. Es bedarfschonkluger,klarsehender, in die letztenZusammenhänge dringenderund vor allem mutiger Menschen,diemitdiesem Programm indie Welt und indiePolitisierungunserer Zeitzutreten wagen. Sie könnennur wachienaufdem Grunde einer Lebensgemeinschaft,diefestgewurzelt istin demLebensernstund der Lebenstiefadiedas Evangelium und seineGrund- Mtfcheidunsgfordert. Umdie innereKlarheitundKraft dieser Lebensgemeinschaft ZUUngest,istdieAufgabe,dieunseremBund heute ganz neu gestellt ist.

Darum darfesnnr eineLosunigimBlickaufdaspolitischeLebenheute für Uns geben: »Unser Bund, unser Bund,und immer wieder unser Bund,dieser Bund EberalsZentrum einer Kraft, diesich berufen weiß,dieZwangsfessel HerpollfisifwngUnserer Zeitzusprengen.«Dieunpolitische Kampfeshaltung istdu eMZESeWchkhaft politische Lösung unseresBundes.

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Die staatsbürgerlicheAufgabeder Frauen.

Vorbemerkung: DieserAufsatz gehtdavon aus, daßdie Haltung,dieunserBund zur Politik einnimmt, diegleiche fürMänner undFrauenist.Erbeginntdamit, wo derAuf- trag der Frauaus ihrer besonderen Lageeine besondere Stellungnahmenötigmacht.

Seit dieRevolution allen srasuendas Wahlrecht gab,kommt inihnenselbst dieSorge, mitdem Recht zugleicheineernste Pflicht richtigzuerfüllen,nicht zur Ruhe. Das Wahlrechtselbst istnur einBekenntnis, wenn auchvon un-

serer heutigenStaatsform aus gesehendas Entscheidensttzzur Notwendigkeit, daßnebenderTeilnahmederMänner anderGestaltungderöffentlichenDinge Fraueneinfluß wirksam sein muß.Warum istdas notwendig? Hseute stehen stauen durch ihreBerufeingroßerZahl ebensowie dieMänner im öffent- lichen Leben,unter feinen Wirkungen und Gesetzen. Schon um ihrer selbst willen müssen sieeinRecht haben,überihreeigenen Angelegenheit-m selbstbe- stimmenzukönnen.Aber schwerer wiegtdieTatsache, daßineiner Kultur, diegroße wissenschaftlicheund technischeLeistung-en aufzuweisen hat, sich sitt- lich-e Schäden aufgetan haben,diedenKern unser-esVolkes angreifen-. Hier ist dieStimme der FrauinderOeffentlichkeitzuhören,denn siekenntaus dem LeidihrerSchwesternund derKinder dieSchwere desUnrechts, und siemuß zum SchutzdesLebens ausrufen.So waren jene Frauenforderungengemeint, diedenLebensbereichund denWirkungskreis überHaus und Familie hinaus erweitern wollten und denen HeleneLan-ge schonxgog diesenAusdruck gab:

»Wirglauben daran, daßdieFrauimstande ist, Mitträgerder gemeinschaft- lichen Verantwortungen zusein.Wir glauben, daßeshieße,einen Schatzun- genütztierKräftezu heben-,wenn man siedazu riefe,wir glauben,daßauf allen Gebieten des öffentlichen Lebens,inder Gemeinde wie im Staat, eine Ergänzung der männlichenKulturideen und Leistungen durch weibliche Art denkbar und notwendig istund daß diese Ergänzung nur durchdiein Ge- meinde und Staat gleichberechstigte Bürgerin geschaffenwerden kann.« So ist dieTeilnahme derFrauenimStaate berechtigtund innerlich begründet.Wir frag-ennur: Wo wird uns allen inunserem AlltagslebendieMöglichkeitge- geben,uns als Staatsbürgerinnen zuerweisen?

Da ist zuerstdiealltäglicheArbeit. Unser Beruf istder ersteund ent- scheidende Ort,an dem wir unsere staatsbürgerlichen Pflichtenerfüllenkönnen.

Wo FrauenkräfteinIndustrie und Handwerk, inHandelund Verkehrtätig sind, helfensielebensnotwendiige Güter erzeugen, damit iunserVolk sich nähren, sichkleiden und wohnen kann. Wir sinddavon zurückgekommen,zu klagen,daßdie Zahl der »Frauenberufe«zu klein ist,Um alle weiblichen Arbeitskräfteaufzunehmen. Auchindiesen Berufen leistenwir unseremVolke notwendige Arbeit. Ja,je bessereswir leisten,um so besserfürdieGesamtheit.

Ganz langsam setzt sichdieErkenntnis durch,daßaus diesemGrunde jedes MädchenfürihrenBeruf genau so gründlichvorbereitet werde wiederjunge Mann. Frauenkräftesind jahrzehnrelang ingroberund untergeordneter Arbeit verbraucht und mißbrauchtworden. Heuteforderndieeinsichtigen Frauen für sichund ihreSchwestern eine guteBerufsvorbildung, damit sieauchquali- fizierteArbeit leistenUndunserVolk inseinemRing-enum Selbstbehauptung unterstützenkönnen.Fleißund Gewissenhaftigkeit sinddenFrauenimmer eigen

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R».-»«q—-

gewesen,aber derWert ihrerArbeit wurde durchdenMangelan Sachkennt- nisedienuraus einer gründlichen Ausbildung kommt, hierüntergesetzt.Was konnte»kah·kkdiejunge Schneiderindafür,wenn sieeiin gutesStückverdarb.

Wen siekemeordentbiche Lehre hatte durchmachen können? Oder war esdas Verschuldender Landfrau,wenn der Eierertrag ihrerHühnerzucht sichinall dfnJapkmgleichblieb,währendihrMann denMilchertrag seiner Herdeum

Un Dmtel steigerte? Jhre Ausbildung hatte sienichtmit Fütterungsmaß- nahmMÆndZüchtungsregelnbekannt gemacht,die inwissenschaftlichenVer- spfhmUm erhöhte Leistungsfähigkeitnachgewiesen hätten.So konnte sieder stUAEUdMNachfragenicht gerecht werden,und das Geld gingins Ausland.

Wir betonenheutebesonders, daßdieFrauinihremHaiu sfrauen beruf kbfnfowohlgelernteArbeit verrichtet oder verrichten sollte.Die Gesund- heitderFamiliekann herabgesetztoder erhalten underhöht werden, jenachdem.

Obsieetwas von der Wirkung der Nahrungsmittel auf den menschlichen

Körperweiß.Sechs Zehnteldes gesamtenVolksvermögms gehtdurch ihre Hand.ObsieessimHaushaltfür UnnützeDing-e ausgibt (V-erschwendungvon Heiz-und Brennstioffen),ob sie unzweckmäßige Anschaffunsgen dafürmacht (falscheErnährung),oder obsiedas Geld tatsächlichin lebenerhaltende und

lebensteigserndeWerte umwandeln kann,davon hängtmehr als von anderen Dingendas Wohl des gesamten-Volkes ab. Beispieleaus anderm Arbeits- gebietenwürden dieselbe Wechselwirkung zeigen»unddie Forderung unter- streichen,diewir Frauenan iuns und alle maßgebendenStellen richte-nsollen:

Frauenarbeit seium derGesamtheitwillen gelernte, hochwertigeArbeit. Wenn der Einsatzaller Kräfteals Pflicht gefordertwird, so erhebtsich auchdie Gegenforderung:Gebt denFrauen einegerechtere Entlohnung fürihreLei- stungen! Heutewird noch gleicher Lohn für gleiche Leistungunter tausendVor- wändendenmeisten Frauen vorenthalten-. NichtderFamilienvater,bei demein höherer Lohn berechtigtund notwendigist, sondernderMann alssolcher,auch der unverheiratete, erhälteinen höheren Lohn, selbstwenn einUnterschiedin der Leistung nicht besteht. JnderIndustrie müssen sichdieFrauen heute noch einen zo- bis 4oprozentigenAbzugvon den Tarifender Männer gefallen lassen.Wir kennen die Zusammen-hängezwischen Entlohnung, Gesundheit Und Sittlichkeit beiidergeringbezahlten Jndustriearbeiterin und Verkäuferin und sollten,wenn nichtum derallgemein-en Gerechtigkeit,dochwenigstensum dek Erstarkungdes schwach-enund ungeschütztsenLebens der unterm Kreise willen,dieLohnfragederweiblichen Berufstätigenziuunserer machen. Jn den perbändcnweiblicherBerufsangehörigerkommt esaufdieKlugheit,Geschick- YlchkrikUndZähigkeitderFrauenan,ihren berechtigtenAnspruch auf Entgelt ihrer Arbeit durchzusetzem

nebekautritt dieFraumitMensch-enisnBerührung, nichtnur in denpflege- njchmUndEtsiehusngsberufemdieausdrücklich dazuAuftrag haben. Niemals daferFrauenachtlosan ihrenMitmenschen vorübergehen.Siesollen sichVet- pfllchm fühlen-die HärtedesLebens«durch lebendig-eGüte und Bereitschaft MigbakZUmachen Diese Aufgeschiossenheii gewährt ihneneinen Einblick in Not-«

EmdZustände-denen seinEnde bereitet werden kann und muß.Menschen- nPtIImmu- Uvd Kinderschicksalverlangen Abhilfe,fordern durch uns, daß du OUEUM Vckschüttetwerden, aus denen siesich speisen. Alkoholismus und Geschlechtskmnkheitensind zwei gefährliche Laster,die Wohnungsnot ein lebenbedrohender Notstand UnskkksDenkst Jhkm Spurenbegegnenwirüberall,

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Cytaty

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vielgegliedertes Leben sehen lernen, in dem jedes Glied seinEigenrecht und seinen Eigen- dienst hat. So wird auch in der bewußten Gestaltung des Gemeindelebens diese Glic- derung

ssolgerichtig muß eine Bewegung-, die sriedenshaltung um jeden Preis als durch das Evangelium gefordert (,,wird eine Handlung dadurch sittlich, daß sie notwendig ist?«) — von-

füllt wird, sondern daß wir immer wieder vor der Tatsache unseres Versagens und Versäumens stehen, als Menschen, die gerichtet werden; und es muß uns auch immer klarer werden, daß

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