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Die Katholische Familie. R. 6, no. 9 (1899)

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Academic year: 2022

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(1)

Slmfjlicfjev SSorf^ttfalenbcr.

S o n n tag , 26.gebruar. 2. gafteufonntag. Wed)- tilbiä 'Mtejcanbcr, ^atriard), t 32»i. ®iont)- fmg, Söifcbof unb SWarttjrer, t 363.

iDiö'ntag, 27.gebruar. tfeanber, ©ifcbof, 1601.

®aibomer.

fcienftag, 28. Februar. DSioalb, ®rjbtfd>or, t 992. gtomanuS, ©rjbifdjof, t 534.

SWittwod», l. üRärj. ©uitbcit, »ifdjof, t 713.

WbinuS, »ifcbof, t 540. Suboyia.

$>onnerftag, 2. ÜKär*. ©tmfcltctuS, ‘JJaplt, t 483. OuintuS SljaumaturguS, Söifcbof, 1 283.

Ö t t i t o g , 3. ÜKär*. Stunigunbe, Jungfrau unb ftaiferin, t 1040. «KorinuS. Xitian, Sifdjof unb Söefenner. t 526. ©erttinuS. ßamida.

S a m f l a g , 4. ÜKärj. Rüfimir, ^ rinj unb S e ­ len« tr, 1 1484. CuciuSl., ‘JJapft unb ÜJiartyrer, t 253. 'itbrianuS.

^weiter JFoflcnfonniag.

[9 !a ti)b iu i u ttb o ttn .l f siw g rliiim : ® tttlä ru ttg 3 « iu . S la M Ij. 17.

t T V r I)aben auä ber 33etradjtung ber (Soan*

gelien gefel;en, bafe ifjrc SBerfaffer gried^ifrf) fd)reibenbe $uben aus bei Seit 3>efu roaten-

$ a S ift (d>on oiel, aber eä ift nodj nidjt genug.

3^re ^5erfönlid)feit tonnen roir ben Geangelten nicf)t entnehmen. 9iun fommt uns abev eine gütte non Seugniffen bis in bie früE>efte Seit }u §ilfe, reelle uns übet bie SSerfaffer 2luf^

fdjlufs geben. @S fann I)ier nid)t unfere 9luf*

gäbe fein, bie 3eugniffe im einzelnen anjufüljren.

$d) begnüge mid) mit ei n e m Zeugnis, bent beS 3renftuS, ber im $aljre ^02 nad) CSfjviftuS als SBifdjof »on £ijon in ben 5Kartertob ging. @r fdjreibt an glorinuä: „3 $ fat) bief), als id) nod;

ein Süngling roar, in Slfien bei ^otyfary, als bu im ©lanje beS taiferlidjeu §ofeS lebteft unb um ^olqtarpS ©eifatl bemüljt roarft. ®emt roaS bamalS gefdjeljen, fyabe id) beffer im ©e=

bäcfytnis, als roaS fid) erft unlängft jugetragen.

2ßaS roir in ber Sugenb aufnefjtnen, baS uer=

roädjft gleidjfam mit uns felbft unb Ijaftet uns feft an. Unb fo fann id) auef) jefct nod; ben Drt angeben, wo ber felige '^oli)farp bei feinen SBorträgen gefeffen, roie er einfyerging unb ein*

trat, roie er gelebt unb auägefefyen, roeldje Sieben er an’S 9Solf gehalten; roie er uon feinem Um=

gange mit $of)anne3 unb ben übrigen, bie ben

§errn gefefyen, erjiitjlte unb iljve Sieber» anfttjjrte;

3lluftrirte IDocbcnfd^rift für bas fatfyolifdK Polf,

tasßefonbere für bie ^PereQrer ber ()f. gtamtfte unb bie gfttfgfieber bcs oon ^Papfl <£co X III. etngefüßrten )K}tltg. Vereins ber (CrtHf. gtamtlien }u (ggren ber l)f. gtamtfte non ^laaaretß“ .

^(itg^burg, ©onntag ben 2b. ^ebruar 1899.

i*>i« Tatbelifcbe R a m i S “ itW e in t » b ^ fn tltd ) , 1# © (itrn f t a r f ; ? r e i « o tn ttljä ö tif l mit k tt « ta li» - Je i(o B i „ p « f »nli * ( « » '• J « «

* B fo t bei tiM ttem B a tt u b e ju g b in ig n . -ütle q3o{i*CErpebitiotten unb ®itrf)l»anblunflrn neunten iöeftfaunotn an. yeben ® » n n e t(lt|

toitb ba» S l a l t ouSqtqtben unb betftnbet. — 3 n ( f r a t e : 6t« einfpaltige 'V « itjf i!e ober bertn ftau m 25 V fg.

(2)

wie er baS, was er über ben §errn unb über feine 2Bunbertl)aten unb Sehren oon benen ge*

hört r^alte, bie baS SBort beS SebenS mit eigenen 2lugen geflaut, wieber erjagte, unb jwar in ooller Uebereinflimmung mit ber©djrift." ^Solijfavp war ein ©djüler beS 3 °^ anneä' oon JumBifdjof oon ©mi)rna eingefe^t. 2ÜS er im $af)re 155 nad) Gfjriftuä ftarb, biente er nach feinen eigenen ÜBorte 86 $al)re Gljrifto. @r mar atfo noch oor ber 3erftörung Serufalems geboren, unb als fein 2e[jrer Johannes ftarb, hatte er baS breißigfte 3(a§r überfcfiritten. ®iefer ift ber Selber beS

^renäuö. Bon itjm fonnte berfelbe ben beften Unterricht über bie (Soangelien unb oollgiltigeS 3eugniS über biefelben I)aben. 3«näu3 fpricht fid) aber tuieberljolt auf’S allerentfd)iebenfte für bie oier (Soangelien an 9JlattIjäu§, 9JiarIuS, £u=

faS unb Johannes au§. ® a S 3eugniä ift burdj- fd)lagenb.

Sügen mir nod; baS SBort eines ber an«

erfannt bebeutenbften gorfdjer auf biefem G e ­ biete bei: „(5s gibt in ber gefamten Sitteratur beS 2lltertumS wenigBeifpiele oon fo großartiger,, hiftorifcfjer (gefd)id)t[id)er) Beglaubigung, mie fie unfere ©oangelien aufjuweifen haben." (£ifdjen*

borf.) Bielleidjt Jein einjigeS äBerf beS ganzen 9f(ti>rtiimB ift fo Beglaubigt wie bie ©oaugelieil, ur.b roer biefe nid)t annehmen wiß, ber fann ruljig alte ©efchidjtSwerfe beS 2lltertumS alä wertlos in’S geuer werfen.

2lber wir fönnen oon bem 3ingniS einjelner Sdjriftfteller ganj abfehen. 2ßir haben ein oiel wertoollereS 3eugniS: baS 3^ugniä ber ganjen

$ird)e. ber ganjen weiten SBelt nimmt bie Äirdje bie oier ßoangelien el)rfurd)tSooß an.

<So mar es oor l;unbert, fo mar es oor taufenb

^aljren; fo mar eä ju allen 3 e*J£n, fo weit mir bie ©efdjid)te jurüdoerfolgen tonnen. Niemals mehr, niemals weniger (Soangelien als oier in ber ganjen Ghriftenheit, unb biefe in beftän=

bigetn ©ebraud), allen befannt, oon allen an*

erfannt. 2)ie ^rrle^rer oerwarfen balb biefeö, balb jenes (Soangelium; bie 5?irdje hielt fie immer aHe oier feft. ©chon ^enäuS erjäljlt, mie bie

$jrrlefjrer wiflfürlich maren in 9lnnaf)me ber Soangelien. @r aber fagt: „Sitel unb unge=

lehrt unb oertoegen finb bie, welche bie ©eftalt be§ GoangeliumS antaften unb behaupten, baß es mef>r ober weniger ©eftalten beS (Joange*

liumS gebe als bie oier nad; ÜDfattljäuS, s3JJar*

fuS, SufaS unb Johannes.“ 2ßo ein Zeugnis oon biefer Bebeutung oorliegt, baS ununter;

btod;ene 3 eu8n^ ber flanjen Kirche, ba fann man ruhig fagen: 3^9* >n'r e*n au§

alter 3eit, bas einer foldjen Beglaubigung fid; , et freut!

9iun wenbet man ein: GS l;at aber bod; . auc^ falfd;e Soangelien gegeben, ©o mandjen , oon ben 3lpofteln mürben gefälfd^te ßoangelien ■ untergef^oben, unb fie mürben aud) uielfad) ge=

lefen. 2ßer bürgt bafür, baß nidjt au^ bie oier uned)t Tmb?

®afür bürgt bie Äirdje. ©erabe bie un; j echten Goangelien oerftärfen il;r 3 f“ 91'^- 3 a- eS hat uned;te (Soangelien gegeben. 9lber l;at bie l?ird;e fie jemals angenommen? 9Jein, fie l;at oon 3lnfang an bie unedjten ©oangelien ; auägefdjieben unb abgeioiefen, bie ed;(en aber ebenfo entfdjieben bejeugt unb tenu£t.

Unb biefe Goangelien l;at fie treu beioafjrt unb ihrem ganjen 3 n0alte nad) unS überliefert. \ 5Bir lefen noch biefelben Goangelien wie ^renäuS unö fein Seljrer ^olplarpuä. Unb fo lange bie Äirdje befteljt, roitb fie bie (Soangelien bewahren, bezeugen unb prebigen. Unb wie nach bem hei|! 1 tigen (Soaitgelium bie ©tiinme oom §immel rief:

„®iefer ift mein geliebter ©oljn, ihn foHt ihr hören," fo fagt er aud) gleichfant: $ie Goan- gelien, welche bie $ird)e eud) prebigt, finb meine SBorte, bie foUt ihr hören! 2>ie follft bu hören, ; lieber £efer, wenn fie atlfonntäglich oorgelefen werben! ®ie follft bu betrachten unb beherzigen.

Da follft bu beinen ©ott fennen lernen als beinen baiml)erjigen§eilanb, aber aud) als beinen Sehrer unb bein Sßorbilb. 3 n i1«** öoangelien oernimmft bu fein 2ßort. §öre es! 3>n ^en Goangelien fiehft bu fein Seifpiel. Befolge es!

$n ben Goangelien finbeft bu ben 2ßeg jum ewigen Seben. ffianble i[)it, bamit bu einft auch an ben Ort gelangeft, wo bu in ooUer SBah1'"

heit fagen fannft: §ier ift gut fein! §ier miß ich ßioigfeit bleiben.

bie Zeitige ^ftftenjeit.

fater, Dfrjeiljc ijjnen 1

^ V a ft bu fchon einmal an einem ©terbebette ju fein; ba§ rebet eine einbringlii^e ©pra^e ju

* 3 geftanben? Diid^t wahr, baS ift ein ernfter jebem. SBohlan benn, folgen wir berSinlabung 3(ugenbl'cf, fo in unmittelbarer 9?äl)e beS STobeS ! unferer hl- Äirche unb betrad)ten wir in biefet

(3)

hl. 3eit recht anbächtig baS bitteve Seibeit unb Sterben unfereö göttlichen .fteilanbeä! $Bir roerben ba nidjt nur mit Siebe unb 9)titleib ju if)m erfüllt, fonbevn roir »ernennen »on ber

$reuje§fanjel aud) bie erhabenften ffiafjrheiten für unferen ivbifdjen SebenSroanael. §ord;en roir heute auf fein erfteS 3Bort: „SSater, »er;

jeilje ihnen, benn fie roiffen nid)t, roaS fie ttjun!"

2Md)e 9lnfd)auungeit l)enfd)ten bamalö, als ker §eilanb biefe äßorte fpracfj ? Die ganje

»ordjriftliche SBelt befolgte im Seben ben ©runb- fatj: „ftüv eine erlittene Seleibigung mufe man 3lad)e neunten." Der £>afc gegen bie fteinbe galt als eine ber uorjüglidjften unb erhabenften iugenben. 2Benn aud) im ©egenfajse tjieju in ben 1)1. ©djriften beS Sitten SunbeS einzelne 3lufforbetungen unb Mahnungen jur Serfof)n=

lichteit uns fogar Seifpiele berfelben gegeben toaten, fo galt bod; aud; bei ben Suben im Seben bev ©afc: ,,3lug’ um 2luge, 3abn um 3al)n/' unb: „Deinen 9?äd;ften follft bu lieben, beinen §einb follft bu Raffen!" $n biefe ©eit hinein ruft nun ber $eilanb: „Siebet eure $einbe,

% iet ©ute§ benen, bie eud) Raffen; betet für bie, rocldje eud) oerfolgen unb »erleumben!" Unb biefeS ©ebot befolgt ber §eilanb fein ganjeS Seben fjinburd) bis jum £obe am Sireuje.

2ßol)ltl)aten fpenbenb »erlief baS ganjeSeben bes £eilanbe3. ©tanb roo'^l einer unter bem Sreuje, gab eS überhaupt einen Wenfdjen, ber l)ätte fagen fonnen, l)a^e Unrecht getljan? 3Jlu^ten nidjt uielnteljr alle anertennen, baf? er ihr größter 2Bot)ltf)üter geroefen, bafc er ihren junger gefüllt, iljre ßranfen geteilt, bap er ihnen ben 2Beg berSMfommenfyeit unb©lücf=

feligfeit eröffnet i;abe? Dafür nun Ratten fie iljn bem Saubmöroer SarabbaS nadjgefe^t, bafür riefen fie: „ßreujige, Ireujige il)n!" Unb roeldjen (Spott unb £af5 muj» er nod) am ßreuje erbul*

ben ? Unfer ganjeä ©efüfjl bdumt fich auf gegen biejeä Verhalten einem ©terbenben gegenüber.

33ebenfen mir nun roeiter, bafj IgefuS bie 9Jlacht Ijatte, alle }u uernidjten, bafs er feinen Sater l)atte aufforbern fonnen, feine $einbe iu Sobe*1 lu ftrecfen, fo erlernten mir erft red&t baS ©rofje, baS in ben Söorten liegt: 3Sater, uerjei^e ihnen, benn fie raiffen nuf)t, roa8 fie tljun! 2öeldj ein

«rgreifenbeS ©djaufptel für §immel unb @rbe!

Sßelch ein Ijerrlid^eä SBeifpiel für uns!

Sffiir rooüen e§ uns nicht oerhef)len, bie tjeinbeäliebe ift nicht leicht. Unb bod^ ift fie notroenbig, benn ber #eilanb fagt auäbrücftid):

,,'iBenn i^r ben 9JJenfd)en nic^t uergebet, fo rairb

auc^ euer ®ater euc^ eure Silnben nic^t uer^

geben." CMattfj. ö, 15.) Unb beteft bu nid)t täglid): Vergib unä unfere ©c^ulben raie auc^

roir »ergeben unferen ©djulbigertt? ©ott !ann unä nid)t uerjeitjen, roenn roir nidjt uon ganjem

§erjen juerft unterem Witbruber uerjei^en, folange roir §afi unb geinbfdjaft im §erjen Ijaben. 28ir müffen fpred;en fönnert roie ber eble ^räfibent tron (Jcuabor, © a r c i a s3Jloreno. (Sr ftarb am (!. 3tuguft 1875, aus jrotiunbiroanjig Sffiunben blutenb. 21(8 man i^n »or bem 2obe fragte, ob er feinem sDleud)elmürber uerjeilje, antroortete er: ,,3d) Ijabe il)tn fd;on u e r j i e l i e n . "

3Bir müffen fpted;en fonnen roie S u b r o i g X V l . uon ^ r a n f r e i d ) , ber am 21. Janu ar 1793 auf bem <Scf»affote ftarb. „^ranjofen, ic| fterbe unfdjulbig! ^d) «erjei^e ben Urhebern meines SobeS. 3Jlöge mein Ölut nidjt auf $ranfceidj jurüdfallen!" ® a ä roaren feine lebten Jßorte.

„3lb er id; f ann n i^ t o e rje il) en," fagft bu. Das ift einfad) nidjt roaljr. Saufenbe Ijaben es gefonnt, bie »iel ärger beleibigt roaren als bu; roarunt follteft bu eä nid)t fönnen? ©ott

»erlangt nidjtS llnmöglid)eS. „@r l) a t mid) J u arg b e le ib ig t,“ antroorteft bu. er bir in’S Slngefid^t gefpieen ? §at er bic^ mit ©eifselit jerfc^lagen, mit Dornen gefrönt, an’ä iTreuj ge»

beftetV '-öift bu me^i «lä (Etjriftuä'i! $ff eine Seleioigung gegen bic^ ärger als gegen ben göttlichen §eilanb‘? Unb Ijaft bu ©ott nid)t

»iel öfter unb ärger beleibigt, unb er Ijat bir immer roieber uerjie£)en ? Dirum gar feine roeitere 2Iu§reben! ©prid) nidjt: Der '-Beleibiger foll erft ju mir fommen unb abbitten! ©prid) nic^t:

3tber id) mag nichts meljr mit if)in ju tl)un traben! Sprid^' audh nic^t: 3$ miß il)nt »erjeifjen, aber lieben fann id) i^n nic^t! ©iel) auf beinen

§eilanb, unb bu fannft es!

Da lebte »or mehreren 3 a^teu *n Rieden ©panienä eine arme äöitroe, bie nur einen ©oljn ^tte. @ineS Stbenbä ftürjt i^re üdachbarin ganj aufgeregt in’S §au8 unb ruft:

„$ ia Manuela, ein ©treit ift auSgebro^en unter jungen Seuten, roobei einer tot blieb, unb biefer

£ote ift bein ©o^n!“ Da§ roar ein Söli^fchlag in’8 &er& ber armen Butter, ©ie reifet roie roal)nfinnig bie SEl)üre auf unb roill forteilen, um iljren toten ©o^n ju feljen. Da uerfperrt i^r ein junger 9Jlann ben 9Beg; fein 9lntli^ ift bleich unb oerftört, fein ßleib mit SQlut beflecft;

er halt bie S rau J'itüd unb ftammelt: „'Sia Manuela, man »erfolgt mich, man Jucht mich!

3dj hab’S gethan; aber um Qefu roiHen uerjeihct mir unb oerbergt mich in 6urem§aufe! §>« fucht mid) niemanb." SBeld^e gumutung an bie arme.

i

(4)

unglüdlidje ÜUuttev! Sie fprid;t fein 3Bort, fie fiiljrt ben ÜJiörber in itjre Kammer unb winft i()m, fid> unter ber SBettfteUe }u »erftfefen.

bemfelben 2lugenblide öffnet fid) bie 2l)üre;

man bringt ber Sftutter ben Seicfjnam it)re§

©oljneS unb legt ifjn auf baSfelbe 33ett, unter

»Deinem ber 9Jiörber fid^ »erborgen ^ält. ® a S mar für bie ‘Mutter bodl) ju niel! ©ie wirft fid) in namenlofem Scijmerj auf iljren ©ol)n unb bridjt in untröftlic£>e§ 2ßeinen aus. 2llS fie wieber etwas ju fid) gekommen, trat ber Unterfud)ung§rid)ter in’S gimmer l'nb fprad^:

„^Dian fagt, ber 9Jlörber tjabe fid) in biefes £aus geflüd)tet; ift baS wal)r?" 2)ie fcfywergebeugte SJtutter erinnert fid) an bie fleljentlidje Sitte beS 9JlörberS unb fpricfyt: „2Bie fönnen ©ie fo

SSeldfje fjabett bie

»Oll 6. K a p ite l.

Ä a in it berSienfd) I)inieben fein seitliches §ort=

fonunen finbe, ift ferner ecforberlidf), bafj er baS, was er erworben burdf) feiner .t>änbe ober feines ©eifteS 2Irbeit, aud) feftjufyalten unb auf eine redite SJÖeife ju verwerten »erficht, daraus ergibt fid^ für bie ©Item bie unabwei§=

bare s-|iflid)t: (Srjie^et eure ft'inber ju einem ein;

fad)en, foliben SebenSwanbel! ©ag, lieber Sefer, woljer fommt fo oieleö materielle unb fojiale Glenb in ber ffiklt? 2\Jot)er fommt es, bafi fo uiele gamilien in unferen Sagen am §unger- tud)e nagen, bafj bie Strmenlaften in ben ©e=

meinben immer großer werben unb bie SBerbre*

d)tn an frembem ©igentum an ber ÜageSorbnung finb? Sffiofjl mag eä manchem reblid)en gami=

iienoater fd)wer werben, für fid) unb bie ©ei=

nigen baS tägliche Srot ju erwerben; bas änbert jebod) nid)tS an ber Sl)atfad)e, bafj bie $aupt;

urfac^e beS fo weitnerbreiteten $amilienelenbS in bem unorbentUc^en, unfoliben SebenSwanbel namentlid) ber ©atten unb 3Säter ju fuefjen ift.

2Ba8 nütjt eö, wenn ber Sater einen nod) fo fd)önen Sagefoljn oerbient, wenn er aber baS fauer tierbiente ©elb in ©enuf;= unb SSergniigungSfudjt

„braufgef)en“ läfit? 3a, fo oiete §amiIienuor>

fteljer oerfteljen e§ nidf)t, wie unfere SSorfa^ren einfad) unb folib ju leben; fie ftreden fid; nid)t metjr nad) ber ®cde, fie oergeuben ben fauer oerbienten £ol)n, ber ba Eigentum ber Familie ift, in Sauf; unb Srinfgelagen unb bei 3 efM’$ 5 feiten ber uerfcfyiebenften SIrt, 9Ber »ermöd)te bie Unfumme »011 3!olfSwof)Iftanb ju enneffen, W afljiifjrlidj, ja alltäglid) in 33ier, 9Bein unb

etwas benfen?" 2)er Beamte erwiberte:

fagte gleid), eS fönne nid)t fein,“ unb »erlieft baS $auS. 5in ber folgenben 9iad)t aber gibt bie TOutter bem 3JJörber Kleiber oon ben ßlei=

bern beS ermorbeten ©of)neS linb entläßt if)n mit ben SBorten: „SSerjeiljc bir ©ott, wie id) bir »erjeif)e! ®ef)e f)in unb tfjue SBufje für bein 33erbred)cn!"

„Oft muß tdj rotiiteii, wenn id> bctife,]

©« bäiift fi$ täglich n,eine Scbulb;

Unb bu, ben id) fo häufig ftätife, Irägft midj nod) immer mit ©ebulb.

O laß in beinen SiebeSarmeit

@r»fi(6en btefo« §crj Don ©tein, Urb wie id) tjoffe auf Srbarnten, Saß mi<b bem 9!ä<bßen aud^ ßetjetb’n!"

E l t e r n e w e n t ^ c c Ä i n b c r ?

p . ® . t[3!ad)l>tucf Detboten.l

gang befonberS in ©djnapS erfiiuft wirb! SSer oermodjte all ben Jammer, all baö ßlenb, baS allein auf Stedjnung beS©euu^ unb ^ergnügungS- teufele jufetjenift, in feinerganjenöröpeju erfaffen!

(Sljriftiidje ©Item! Siegt eudj baS jeitlidje 2Bol)l eurer ijinber am §eijen, fo crjieljet fie ju einfad)en, geniigfamen 5Renfc^en, welche bie Sfrbeit, mag fie förperlidjer ober geiftiger Slrt fein, fd)ätjen unb lieben, ju 3Dienfd^en, bie es als eine Hauptaufgabe iljreS irbifdjen ©afeinS.

anfel)en, ben Seruf, in ben fie ©ott gefteUt, ooil unb ganj nac^ 9Jlafegabe ber i^nen per=

lieferten Ärafte unb fjäfjigfeiten auSsufüHen!

Seiber läfst bie ^amilienerjiet)ung in biefer .‘pin- fid)t in unfern Sagen oiel ju wünfe^en übrig,

©d^au l)inein, lieber Sefer, in fo oiele gamilien unferer ® ' e werben bie kleinen oft »er=

järtelt in ©peife unb Sranf, in Äleibung unb SebenSweife! 2Bie oiele Familien, namentlich in ben fogenannten befferen Greifen, gibt eS, in benen gut effen unb hinten unb fid) fein l)erauS=

pu^en bie wid^tigften 33efd)dftigungen bilben!

Uno wer «ermöd^te ferner bic 3 « ^ ber leicht*

finnigen Sltern ju ermeffen, bie fid) gar fein

©ewiffen barauS machen, i^re kleinen mitju- nehmen an bie (Stätte beS Vergnügens, in 2Birf=

fd^aften, in Sweater, auf Äonjerte, SSäHe je.?

Serben niefjt folc^ergeftalt oerjogeneÄinber fd^on friil)jeitig bie 3 nf)t ber ©enuft'- unb S8ergnü=

gungSfüdjtigen oerme^ren'? 3f* “ 6er bamit für baS jeitlid)e 2Bol)l ber Äinber, bie bod) einft 3Säter unb Diütter werben wollen, geforgt? Unb welche ^rei^eit wirb in fo oielen ^ am'^ en ^en faunt ber ©c^ule entlaffenen jungen Surfdjen

(5)

<5etuäfjrt! „Ser^unge oerbient jafdjon; ba barf er fic| ©onrttagä aud; fdjon ein fteineS 33er=

gnügen erlauben," fagt rooljl ber furjfidjtige Sater, unb ber fedjSjefynjiiljrige ©udinbieroelt

€rl)ätt fdjon jeben Sonntag prompt fein £afd)en=

ge(b für Gigarren unb 33ier, um fief) bann jum 2lerger aller ©utgefinnten bis in bie fpäte 9iadjt

fjinein in ©irtfdjaften unb auf ©affen unb Strafen fjerumjutreiben. So toerben benn bie Äinber in unfern Sagen uott i^ren eigenen ©Item jur ©enufj; unb 33ergnügungSfud)t erjogen. Srau=

rig, aber mafjr!

9J2ödjtet if)r, rf)riftlic^e Gltern, aus bem

©efagten bie redjte 9ht£anroenbung jieljen!

Des etnee JöaljiijcitsfmtnbeS*

fÜrint iluslfTf.

% % ^ e r ift auf bem ^ o l j m e g e ' ’ ©enn fo A A / ein junger gafelljanS ben Schnurbart ober aud) ba§ Sroicfelbcirtd)en toachfen liifjt, es roidjft unb pflegt roie eine alte Jungfer bas Sdjofr- Ijünbdjen, babei baS teure, oft f;cf)le .f>aupt ftreid)t unb falbt unb mehr ©eroidjt auf feinen ‘ßufc als auf feine Sugenb legt, unb menn er bann j»ie ein eitles graulein über bie Strafee Ijüpft unb meint, roaS er eigentlich ©rofjeS märe, fo ift ein fold; armer Sropf auf bem £>olsroege.

©enn fo ein eitles öürgertinb, baS man fjeutjutage „$räulein" nennt, über' Siomanen triimnt, lieber im Sweater fi£t, als in berÄüdje f^mi^t, ben ganjeit Sag uor bem Spiegel fte()t, bie ©uitarre beffer fennt als baS ©ebetbuch unb meint, mit äußerem $*rn'S oerftänbige SRenfd^en bienben ju fönnen, (jinter ihr fteefe etroaS Siebte«, fo ift bie arme ©ans auf bem

§oljmege.

©enn Gltern ihren Äinbern in allem ben

©iUen laffen unb meinen, bann mürben fic nicht meinen, fo finb fie auf bem .Ooljroege.

©enn einer nur tüdjtig räfonnieren fann, im ©irtsljauS über jebeS Regiment loSjie^t unb an jebem ©efe$e etroaS auSjufefcen roeif? unb babei meint, er fei fdjon ein großer ^olitifer, fo ift er auf bem .^oljroege.

© er fidj über bie ©ebote ©otteS unb ber Äirc^e ^inroegfe^t unb babei aus bem Äonoer=

fationeleirtfon einige Sufecnb ßroeifel unb e>ne

§anb ooll ^J^rafen auSmenbig lernt unb babei meint, er fei fd)ott aufgeflärt, ber ift auf bem

§oljroege.

©enn bie großen Herren meinen, man mürbe fie noch refpeltieren, ba fie felbft ©ott unb fein ffiort nid)t refpeftieren, fo ftnb auch fte auf bem ftoljroege.

I Wadjbrutf Derbsten. I

©er glaubt, iUiffe, Äniffe unb Sdjlidje feien heutzutage gerabe fo gangbare unb l;alt=

bare Wünjen mie offene Gf)rlid;feit unb gerade

©ege, ber ift auch auf ^cm •t'oljroege.

^ r i e f t e r unb S ß a t e v l a n b . 73,000 s)Jieffeit roerbeit oon 6071 ^jefuiten jahrlid; für bas ©ohlergehen ®eutfd;lanbs gelefeu. $er

®anf ber fd)ulbloS Verbannten!

©echfel ber 3 eit. Gin treffenber Vers ift an einem Seineroebftufjl, ber in ben ©rotten beS §errn Stänberats §efe in Unterägerei auf»

gefteHt ift, in großen Sethrn ju lefen :

„®inft [pan ii ein jebej ebte ffloib 3>'in 5iuUcii unb junt ßfitOcmeib;

4iJaS uujerc iöcibcc jifet beginnen?

Sic t)cd)flu nur unD laffen fpinnc.."

©ine © r a b f d j r i f t lautet:

„®ro6e Krflg’ uni gvofje 3'tfl’

ii)ia(t)teH, baß i<t) tot lieg’.

S o n b e r b a r e ^ r ö m m ig f e it . Gin 3)ietl)obift, ber einen Äramlaben hielt, hatte eines XageS folgenbeS ©efpräd) mit feinem ^aben=

burfchen: „Johann, haft *>u ©affer unter ben öranntroein gemifc^t?" — „Qa, .P»err!" —

„§aft bu ftreibe in ben Stamm}urfer getljan ?"

— „3a, §err!" — „£>aft bu Keine Steine unb §oljftengeld)en unter bie 3iofinen getnifcht?"

— »3a« — „§aft bu beit Sabat an- gefeuchtet?" — „3a, §crr!" — ,,©ut! S o fomm je^t in bie Setftunbe!"

(6)

2lu$ unfern StlbermaMe.

Serr,

blribc bei uns!

" T v n ' ^ e'^e ^ K J uns, benn eS n>iH 2lbenb roerben!"

2llfo rebeten bie äioei ßmmauSjünger ben göttlid^en §eilanb an.

Unb l^efuS &£t iljnen unb beglüdte fie mit bem Srote beö 2eben§. Sranj Xrabert f)at biefem

©ebanfen fefyr frönen 2(uSbrud gegeben in nad)folgenbem ftnni - gen ©ebicfytcfyen:

$ etr, fdjoa roitl es Äbcnb roerben!

D Betlaffe bit uu& nid;t, SSBcim fidj alle Bon uns

M jrtcn l p trr, f(6on ttriH eSSlbenb

roerben!

Wimm bie brüdenbtn

®tf$rocrbni

9iad^ evfilCfter Iage4>

pflidjt!

Jjjerr, fc^on roitl es 9I6en&

roetbcii!

O berfaffe bu un« nidjtt

§err, fc^oit roitl f8Stbfnb roerbtn!

D wrtaffe bu unS nidjtt SlCCcS fcbroanb, roa« mit

btgeljrten.

§err, fcfjon miß eS Hbtnb rotrbtn!

Wa4 ber ®attfal)rt fyitr I auf (Stben 3eig’ uni bort btin 'Ku> |

gefixt!

roittfSäbenb raetbutf O ticvlaffe bu un« mdjtf j

O rig.*3eid)iiunfl f* *>• „ftatljolifcfje g a m itie " öon E ta le r J . graub.

UntedjaltenbeS für bie fatljolifcfjc f^amtüe.

Sie brci $tfujc im Palöc.

SBon 3- flfltj.er. (Siartjbruif D n b o ttn )

roar im §od)fommer. SSom roolfenrofen V « §imntel ftrai)(te bie Sonne, alles mit Ujrer

©tut erfiiHenb. ®ie fd)on ber Steife na^en ©e=

ireibearten neigten iljre fdjiueibelabenen Sichren, bie in ber (eidjtberoegten Suft fidf; fanft I)in=

unb fjerberoegteit, unb baS leife Äniftern »erriet, bafs ber erfreuie Sanbmann gar balb ben Segen feines §leifjeS ernten fönne. $n bem 2Biefen=

t^ale, baS ein fleineä 33äd;tein murmelnb burdj;

fdjtängelte, Tagen nodj einige Raufen $eu als Sieft ber größtenteils beenbeten §euernte. ®re fleißigen Sanbleute ruhten an biefem Sage; benn

eS war ber Sag beS $errn, an bem man feine

| fned)tlic§en Arbeiten »errieten barf.

2Cu|erf)aIb beS enggefdjloffenen JDorfeä lag bergrieb[;of,auf bembiejatjlreid&en ßreuje bie ^al)l I berjenigen anjeigten, tueld;e »on ben SJlüIjen beS

| SebenS auSruljen unb bet fünftigen Sluferfte^ung

! unb ewigen Vergeltung entgegen^arren. $ierfjin

| (enften an biefem Sage nad) ber Süefper fo mandje Irauernbe t^re Sdjritte, um im ftitten j ©ebete berer ju gebenfen, bie itjnen einft im Seben naf)e geftanben. 9ieid;tid) flogen ba bie ] Sljränen, roeld^e bie Erinnerung an »ergangene

(7)

Seiten bcr gepreßten ©ruft entlocfle. 2öie leb»

§aft ftanben bie 3Ser6lidf»enen ben Hinterbliebenen uor Slugen, roie bitter unb aufrichtig roar bie 3Jeue über baS etroaige Herjeleib, roelcheS Ie^tere ben erfteren im Seben jugefügt! 3 a, fönnte man baS Sehen jroeiinal burdjleben, roie mand;eS roürbe anberS, roie mand;e böfe S£ljat unterbliebe, unb roie geijig roürbe mancher in ber Erroer>

bung ber SCugenb, im Serbienfte für ben Himmel roerben, ber fein Sehen im roüften Treiben, in Siinben unb Saftern, in ber Sorglofigfeit um baS Einige gleid^fnm jroedloS »erfchroenbet hat!

2lber uorbei ift »orbei, ()in ift t>in; ber $riebl;of!

ift bie Warffcheioe jroifdjen bem bieSfeitigen unb jenfeitigen Sehen. Unb bie nod; atmen f)ter im rofigen Sichte, fie fteljen an biefer 3)iarf=

fdjeibe, erfennen bie ftumtne, aber ernfteSpradje, bie ^ier gefprodjen roirb, unb fdjreiten !alt unb | gefühllos barüber Ijinroeg, nic^t tjörenb auf baS, I roaS bie ftummen ©räber ernftlid) mahnen, unb nic§t roiffenb, roann aud) fie hier ein 9luheplä£

d;en finben roerben. D Wcnfch, bebenfe ben;

(Stuft biefer Warffcheibe!

2ln einem mit einer Xrauerroeibe befd;at^

teten unb mit 3Ärgijimeinnid;t unb fonftigen SBlunten j gefd;tnüdten ©rabe {niete eine tiefo<rfd)(eierte' Wutter mit ihrem etroa jefjn ^ahre alten Änaben | unb betete unter tiefem Sdjlud;jen für bas Seelen- j

heil beS h'er Sd;luinmernben. Es fc^ien, a ls ! fönne fie fid; gar nidjt trennen, unb als oerfudje fie mit ihren heilen Spänen ben in ber Siefe mobernbeit ©ebeinen neues Sehen ju »erleihen.

®ie Sonne neigte fich fd;on jutn Untergange,!

als fie enblid; fd;roanfenben Sd;rittcS unb nod) öfters nach bem ©rabe rüdroärtä blidenb ben

©otteSader mit ihrem ffittbe »erliefe.

Sieben bem Kirchhofe lag ein fjenlidjer

©uchenroalb, ber in ber Ijeifjen $ahreejeit ju m ! Sefudje einlub; beim unter bem breiten Schitm=

badje mächtiger Sinken l;errfd;te eine angenehme I Äüljle, unb baS roeidje, uon frifchem ©rün burd)-1 fetjte WooS beS ÖobenS Iodte 311111 9lieberfi^en unb 2IuSruf;en.

„Hiev, ©ottfvieb, lajj uns etroaS auSruhen!“

fagte bie 3Jiutter unb liejj fid; auf baS roeid^e W0 0S nieber. „©erabe an bieS sßläl^d)en fnüpfen 1 ftch recht traurige Erinnerungen. 33or uielen fahren rourbe nämlich unter biefer Suche mein Sruber, alfo bein Dnfel, ermorbet. greilid; roar | er felbft mit fchulb an feinem frühen Enbe.

®en liebeuoHen Ermahnungen meiner Ettern nicht gehorchenb hatte er fich e' nen burdjauS oerbor=

benen, ju attetn 93öfen fähigen 2IlterSgenoffen jum greunbe erroäljlt. !£ro£bem mein feliger 53ater if;tn biefen Umgang ftreng »erboten hatte,

fanb er bodj immer roieber ©elegenheit, heimlich mit bemfelben jufammen ju fomnten unb man*

djerlei unnii^e «Streiche auSjuführen. $ a gab'S benn juhaufe jebeSmal berbe Strafe, aber ge=

beffert rourbe ber ^unge trofcbem nicht; ja, fein

©emüt rourbe mit jebem £age mehr i>erl;ärtet.

2tlS er ungefähr jroanjig ^ahre alt roar unb fich meinem SSater gegenüber geroad;fen fühlte, oergriff er fid; in angetrunfenem 3uftanbe an bem alten, fd;roadjen Wanne unb mijsljatibelte ihn berart, bafe berfelbe mehrere Monate fchroer i franf barnieber lag unb einige 2ßodjen }raifd;en Job unb Seben fd;roebte. ®iefe rohe Jlja t brachte meinem Sruber ein ^afyr 3u4)t*

l;auS ein, eine Strafe, bie nod; gelinb erfcheinen I mu|, roeitn man bebenft, roaö bie h^ Schrift fagt: „Eia 2Iuge, ba§ feinen 93ater »erachtet unb fd^ief auf bieSftutter blidt, foCfeit bie 9taben auäfjüden unb bie jungen Stbler freffen."

3J!einer Sliutter ging bie ©chanbe, roeldje bein Dntel über unfere ganje Familie gebrad)t hotte, fo feljr ju §erjen, ba| fie allmäljlig h’llfied)te unb jtarb. ©ott gebe ihr bie einige 9iuhe!"

SDie 3Jlutter fdjroieg einige Slugenblidfe, trodnete fid; mit ber Sd^ürje bie herabftürjenben SEhr“ nen unb fuhr bann fort:

,,$d) roar bamalö erft fed^Sjeljn 3,«h^e alt, führte aber bennod; meinem 33ater bie Haushal­

tung, unb bieS roar ja aud) nidjt befonberS fchroer, ba idj auper meinem Sruber feine ©e=

fdjroifter befafe. ii5ir lebten ein ^aF;r frieblid;

I unb glüdlid) jufammen. ® a aber rourbe mein Sruber aus bem 3 uc^^al|fe entlaffen. Sein I greunb empfing ihn am 33ahnhofe, unb beibe feierten baS iBieberfehen burdj ein auSgelaffeneS Zechgelage, ©ollftänbig betrunfen roanfte ber

§eimgefehite gegen 9Jiitternad)t in unfer 3immer.

Wein SBater, ber fdjon im Sette lag, roieS il;m 1 bie £()«« mit ber Semerfung, bafj er mit einem unuerbefferlichen ilinbe nid)ts mehr ju tl)un haben roolle. hierüber rourbe ber Setrunfene fo auf*

gebracht, bafj er alles um fid; her in Stüde

! fd)lug unb bann unter fd;redlid;en gUid;en unb

i 23erroünfd;ungen aus bem 3intmer ftürjte. Seit ber 3eit hat er fid; in unferem Haufe nid;t mehr fehen laffen. E r arbeitete in einer $abtif

| unb ging ju fremben Seiften in bie $oft. ^eben Sonntag aber fd;roelgte er mit feinem ‘Jreunbe in ben 2BirtSl)äufern herum unb »erfchroenbete fo uiel ©elb, bafe id; mit meinem armen Sater eine ganje 3öoche bauon hätte leben tonnen.

UnS aber lieferte er nicht einen Pfennig ab.

Eines £ageS rourbe uns mitgeteilt, mein Sruber habe in einer Sotterie 500P Warf ge=

roonnen unb fei in bie Stabt geeilt, feinen

(8)

©eroinn ju ergeben. Mein Sater, obfdjon er auf ben Ungeratenen nidjt gut ju fpred)en mar, freute fid) t>ocf; Ijerjlid) bariiber; l)offte er bod) immer nod), ber Soljn merbe enblid) jur Se= | finnung fommen unb einen befferen SebenSroanbel anfangen. Mein biefe greube roar nitfjt oon langer ®auer; benn fcljon am folgenben Morgen rourbe unS bie fd)retflidje Mitteilung gemalt, bafs mein Sruber mit burd)ftodjener Sruft l)ier unter biefem Saume liege. fid >n £^n tnad;t, unb mein Sater jitterte am ganjen Seibe.

2Bir beibe roanften Ijieljer unb fanben ben (Sr;

morbeten lang ausgeftreeft ruf bem ÜJloofe liegen.

Sd)lud)jenb {nieten roir beiDe neben ber üeietje nieber unb fanbten ein inbrünftigeS ©ebet für bie abgefdjiebene Seele ,^um §immel. Salb barauf erfd)ienen aud) bie ®erid)t#perfonen unb nahmen ein ^rotofoBl auf.

Seit bem Sage roar ber greunb meines

SruberS fpurloS uerfdjrounben unb mit i£)tn bie erhobenen 5000 M . 3luf biefen lenfte ftd) baljer fofort ber Morboerbad)t, unb biefer Verbackt roar burdjauS begrünbet. Sie alsbalb eilige- leitete Verfolgung fjatte ben CSrfolg, bafs ber glüd)tige in Hamburg in bem 3lugenblicfe wer Ijaftet rourbe, als er eben ein Sd;iff nad) Stmerifa befteigen roollte. ®te geraubten ©elber rourben i()m a6genommen, unb fein fdjulbigeS .'>aupt fiel unter bem Seile beS genfer s.

3llS bie fterblid;en Ueberrefte meines Sru=

berS beftattet roaren, eilte id) bieder unb fdjnitt mit bem Meffer brei Äreuje in biefen Saum, bie bu Ijier beute nod) feljen fannft; benn bie ffiunben firb oernarbt. $aS ift bie traurige

©efc^ic^te, roeldje id) bir Ijeute jur üöarnung oor bem Umgange mit böfen itameraben erjagen roollte."

(ffortfttiug folgt.)

______________!______________________

kleine @J)tcgclbüber.

[9fad)bru<! Der.botcn.

®ljre gater unb jttlutter!

®on SufaS @cpp.

A jin unlängft aus bem Orient Ijeimgefeljrter V ä Miffionär erjäljlte mir folgenöe ©efdjidjte, aus ber fid^ aud) unfere jungen bai;erifd)en Söl)ne eine 2el)re jieljen fönnen. 3n einem türfifdjen Stabilen lebte ein junger d)riftlid;er Spengler, ber erft oor turjem oon feinem Sater baS ganje

©efdjäft, roeldjeS (edlerer oorfjer inne ()atte, übernahm. Ter Sater fyatte fid) für feine fon nur ein Zimmer, bie täglirfje .Sioft unb ein Keines Safdjengelb ausbebungen. Salb fam aud) eine junge grau ins £auS, unb anfangs ging alles priidjtig. 2>er Sater befatn im obern Stocfe baS fd)önfte 3*mmer, unb bie junge grau roar bie greunblicfyfeit unb 3lrtigfeit felber; fie gab fid) alle ÜJiitlje, bejüglid) ber'Jialjrung bie ®ünfd;e bes greifen Sdjroiegeroaterä ju erraten. Slber baS bauerte leiber nidjt lange. @S ging ba aud), roie eS bei uns oft gel)t; bie Sdjroiegertödjter toerben iEjrer alten Sdjroiegereltern balb über- brüffig; alles, roaS fie iljnen geben muffen, ift iljnen }u oiel, furj unb gut, fie möd;ten iljnen lieber ein roeid;eS ^Ia^djen im griebljof als in iljrem $aufe gönnen.

Sllfo ging eS and) bei ber jungen grau beS Spenglers. Sie Ijatte allerlei SluSlagen, von benen fie iljrem 9JJanne nid)t gerne etroaS fagte, fie follte aud) i^ren Sruber, ber fid) in felbftoerfdjulbetem Glenbe befanb, unterftütjen.

3lber roofyer baS ©elb nehmen?

5)ie Äoft, bie ber alte Sater befam, rourbe

! aHinäl)lig mager; baS Heine lafdjengelb rourbe nur meljr mit Sffiiberroillen oerabreic^t; öenn bie grau meinte, ber alte Mann braudje lein Safdjengelb, er befomme ja ju effeit, roaS er braudje. StnfangS rerbroffen foldje Sieben ben Sol)n, ber noeb mit inniger üiebe an feinem Sater f)ing. 2)aS ©elb, fagte er, gehöre. einmal bem Sater, unb ber oerfdjroenbe ja nid;ts, fomit falle baSfelbe fpäter bod; roieber i^nen ju. 316er roas oermag nidjt ein lieblofeS, gefcbroii^igeS äßeib? ®urd; baS eroige Klagen unb orgeln bradjte fie allmät)lig in bem yerjen beS Mannes eine unljeiloolle SÖBirtung Ijeroor, fo bafe berfelbe anfangs ^ntb unberoupt ben Sater nid)t meljr fo e^rte unb liebte roie früher unb fic^ naefy unb nad) ganj in bie 3lnfd)auungen feiner grau bineinlebte. 2)er arme Sater tlagte niemanben fein Seib, er trug eS gebulbig unb gottergeben.

Sr fjatte auf feinen einjigen So^n immer ein unbegrenztes Sertrauen gefegt unb Ijoffte ba^er immer, es roerbe balb roieber beffer werben. (Ss fam and) roieber beffer, a6er oorljer follte bet gute Sater nocf) mand;eS Seib ertragen müffen.

Sei eS roegen Mangel an redjter Äoft, fei eS burd) drfaltung, ber Sater erfranfte unb rourbe bettlägerig. roar für bie grau bie rechte $eit, >()«» Icingft gehegten $lan auSju- führen, ßs lag iljr namlii| fdjon lange auf bem

§erjen, bafs ber alte Mann gerabe bas fcfjönfte 3immer ^aben müffe.

(9)

^eit getommen fei, iljn aus bemfelben ju »er;

bringen. Sie fdjmeichelte bem Vater unb malte ifjm nor, wie eS in bem unteren Zimmer fü*

ihn oiel beffer märe; er Ijätte mel)r ©efeHfdjaft, fie miifjte nid)t immer über bie Stiege fpringen u. f. w. $er gute alte Wann fagte fdjliefjlid) ja, unb fdjon am anbcrn Sage würbe er in baS Untere Zimmer gebettet, ©alb füllte ber Vater, weldj’ fdjtechten Saufch er gemalt l^atte; benn bas gimmcr mar feucht unb ungefunb, unb ba tegte fid) in feinen ©liebem fofort wieber fein altes Seiben, bie©id)t. ülud; luar eS ba furcht­

bar unruhig; bie Äinber lärmten unb fprangen umljer, bafi berVoben jittevte, unb bie Schwieger;

todjter laut je^t nod) weniger als vorher ju ifjm. iJaS alles tljat bem guten Vater jwar n>el)e, aber er tröftete fich mit bem ©ebanfeit, er werbe balb fterben fönncn. ®efto heiterer n>ar bie grau, bie fid^ in bem frönen gimmer fofort einrichtete; aud) ber Soljn füllte ficft bro-- ben behaglicher unb oergaf; fo ganj bie $flid)t gegen feinen Vater.

® a plöfclid) würbe bie greube geftört. $wei bewaffnete Äamaffen traten in baS .£>auS, um ben jungen Wann abjuljolen unb t>or ben wegen feiner ©credjtiglett unb unerbittlichen Strenge fo feljr gefürchteten türfifd)cn Siebter ju führen.

$>ie tiirfifchen SJachbarsleute hatten nämlich mehr Jjjerj als baS d)riftliche Gfjepaar unb »ertlagten basfelbe wegen fd)led)ter Vehanblung beS alten Vaters bei bem 9tidjter.

GS ift leicht ju begreifen, bafj ber junge Spenglermeifter ein biScheit ^erjflopfen befant, als er jwifdjen ben beiben Volijeifolbaten ben SRichtfaal betrat, in weldjein ber dichter fchon mit finfterer Wiene auf ihn roartete. „Vift bu ein Ghrift?" Jjer*fc$te ber Äabi (ber 9iid)terJ ihn an. „3 a ," antwortete ber ©efragte jogernb ; benn er wufjte nicht, roo es hinaus wollte. „2Bill man mich am @nbe 0ar äum 3l6fall t>on meinem chriftlichen ©lauben jwingen?" bachte er bei fid).

SDoch fa,u anbers.

„3Benn bu ein CSh^ift bift, fo lajj fel)en, ob bu baS djriftliche 3 e'$ en( baä Äreujjeichen, recht machen fannft!"

©uten WuteS befreujte fid) ber Spengler, '«bem er laut bie SBorte baju fpra<h: „3m kanten beS Vaters unb beS Sohnes — ."

,,$alt’ ein, Ghrift!" unterbrach ihn ber

•dichter; „wieberljole baS! „$Bohin fommt ber Sßater?" „.'pier oben!" (auf bie Stirne beu=

tenb). „Unb wohin ber S o h n ? " „§ ier unten!"

//9lber," rief ber 9tid)ter, „warum hnft bu benn

*n beinern .yaufe umgefehrt ben Vater nadj unten

! bu beine Schulb ju. 9lun gehe itad) #aufe, unb falls es nid^t bis heute Slbenb in bemfelben fo

! auSfiel)t, wie beine Religion es in bem Segen oorfdjreibt, fo wirft bu morgen hieher geholt unb ben beiben ©eridjtsbienern übergeben. lieber*

haupt hoffe id), bafi ich feine fölage mehr hören mufi, bafj bu beinen alten Vater fränfeft ober ihm nicht bie gebiihrenbe Gljre erweifeft; fonft werbe id) bir unb beitter grau bie Vaftonnabe geben laffeit."

$er junge Spengler nahm fid) baS ju

$erjen, unb aud) feine biffige Gl)el)älfte befam gurdjt uor ber Vaftonnabe. Äurj unb gut, ber j Vater fant wieber in fein fd)öneS 3immer, unb I eS erfolgte ein erfreulicher Um)d)mung in feinen I Verljöltniffen. 2lud) bei uns in $eutfd)lanb unb fogar auch '>u fd)öneit Vat)ernlanbe gibt es fo manche gamilieit, in welchen ebenfalls eine

! fold)’ türli|d)e Velohnung notwenbig wäre. SBenn nun folche aud) auf biefer 2Belt feinen Slidjter j finben, uor bem fie baS .ft'reuj machen müffen,

fo werben fie in .bev anbern Söelt einen um fa fürchterlicheren 9tid)ter finben in bemjenigen, ber ben glud) auSgefprodhen h«t über Äinber, bie ihre Gltern nicht el)ren. Ghve beinen Vater unb beine ÜJtutter, auf bafe es bir wohlergehe unb bu lange lebeft auf Grben!

IE in tuttdtcrcs pitbdjftt.

3

n ber großen Stabt V ni'ä lebte im 3 rthre 1776 ein f<hlid)ter Vtirger, mit 9iamen Gntbert. Gr h«tte eine blühettbe Sochter, fie war uerlobt, unb bie $ochjeit ftanb nal)e beoor.

Slm Slbettb uor ber §odjjeit befanb fie fid) mit ihrem Verlobten in einer größeren ©efellfchaft.

2)er Vräutigam fuchte bie 2lnwefenben möglichft ju erheitern. Um ihnen feine Vilbung unb 2luf=

flärung ju jeigeit, mad)te ber junge Wann auch Scherbe über bie Religion. Xie Vraut »erwies eS ihm höflich. Gr aber wollte eS nii)t Der*

ftehen, fonbern ben Söeltmann fpielen, ber über religiöfe Vorurteile unb grommthuerei erl)abea fei. Sie Vraut aber bachte anberö. Sie er»

flärte ihm fnrj unb bünbig: „ ® a i(^ nun fehe, bafj Shnen bie Religion nicht efjrwürbig unb heilig ift, fo bin ich Ü0U tiefem 3lugenblicfe an nicht mel)r 3()re Vraut. 2Ber ©ott nid^t treu ift, ber fann auch feiner grau nid)t treu fein, unb wer ©ott nicht liebt, fann audj feine grau nidjt reblid) lieben." ^un fuchte ber Vräutigam

©eful)le für Suger.b unb Religion ju h<-’ud)eln, aber untfonft. ®ie Vraut blieb ftanbljaft, unb

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ftüfcung für biefelbe beigefdfjloffen unb eine fernere Seifteuer oerljeifjen rourbe. 2Uä biefeä gefdfjeljen, beforgte ber gute $err ©tein für ben aufgeregten Knaben

Sei biefer langroierigen Teilung blieb bie Sangeroeile nicht auä. Ignatius feinte fid) nach Süchern unb feiner geiftigen Serfaffung entfpre- chenb nadh

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