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Die Katholische Familie. R. 6, no. 39 (1899)

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Academic year: 2022

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(1)

3 H u f t n r t e I D o c f K n f c f y r i f t f ä r ^ a s f a t f y o l i f d } ? P o l f ,

Ittsß eio n b ere f ü t bie 33crel)ter ber f)f. g^am ifie wnb bt<? ^StUgfieber b cs » o n 'g’apft c£co x i i t . eiitß tfftQ rU p

„AITg. l^eretns ber djrtfir. ?!amtrten ju £ 0ie n bf* Pt- ^anttlte von jJlajaretrt“ .

2lUfl$bttrß, ©onntag ben 24. September 1899.

t i t M i l * « Wamitif” crfArint rcödientliifi, lfi ©eittn ftarti SJrei* mrrtelj»6tig mit btt ftiU g « „!»«• «ul« Jim *'* nu«

V fg .; bei bittfttm Vartitbfjufl Kflifltt. «fit 9)oft><ir|)tbiti(infn unb SSitriitiaiiMungrtt ntbmtn »tfltHungtii an. Jtb tn i)onittt|!o|

witb in# B la tt auftgtqtbtn unb »tritnbft. - (Inftrate: bit rinfualtme iiftit»file obtt btttn »faunt 85 \|)fg.

g aa«!MMB«!!M»ijg»>ia»a«>!in-,agia<»!aft>aeaaeaac?acx>atyac»üe?a<vac>!afi>gfl»g«>aca«y^»i

S l t t u t t f c r c S e f e r .

SDitt oorliegenber -Kummer fdjliefst baä III. Quartal ber „lU ttliO Ü fc lK ’U

^ a m ilt c “ . Unfete spoftabonnenten bitten mir um umgefjenbe (Erneuerung beä 2Ibonne=

mentS, bamit in ber $ufenbung leine Unterbrechung eintritt. Sei ber VetlagSljanblung bebatf es feiner (Erneuerung ber SefteHung, ba biefelbe bis jur SlbbefteHung liefert.

SetJt 'f* *>ie flünftißfte Seit, neue Sefer anjuroerben. Sitte unfere Sefer bitten luir red^t angelegentlid;ft, uns in ber Verbreitung unfereS SlatteS ju unterftüfcen. 9)tö$te jeber uns nur einen neuen S efer jufü^ren! 35aS ift für jeben leiert unb boc^ roie fegenSreidj unb nüfelic^!

Vrobenummern ftefycn überallhin foftenloS jur Verfügung.

$ebaktüm & $crlag brr JPudjcnfdjrift „§ic hotljoltfdjf Inmiltc“ .

2 lu g s b u rg A 34.

f t i r d j l i d j e r S S o d j c n f a l c n b c r .

Sonntag, 24-©eptember. 18. ©onntag nacb I SD?ontag, 25. ©eptcnibcr. SleopbaS, 3üngcr

‘jSfingften. ©erbarb, öifdiof unb älfavtbrcr, I 3efit. givmuiiuS, ©ifdjof utib ’DiavtDrer, t 290.

t 1046. sßapbnutiuS unb ©enoffcn, 9J?arttim- j © ienftag, 26.©el>tember. Gtypuan unb3ufiina, unter Staifev £iof(ctian. j ÜJtarttjrer, t 304. (SufebiuS.

(2)

- 406 äftittroocfy, 27. (September. ßoSmnS unb ®a*

miotiuS, SIcrste, t 303. SlmabeuS, SBifdiof, t 1158. ©feasaruS.

® o n n e rfta g , 28. September. 2Bense3lau§, £>er«

jog, t 938. ßioba, $btiffin, t 779.

g r e ita g , 29. (September. ÜJiicfyael, ©rsengel.

© arnftag, 30.©eptember. #ierontymu8, Sueben»

teurer, t 420. Dtto.

9?amen§feft ©r. äftajeftät be§ $önig§ Dtto Bon Samern.

0 djt}el)itter g o m t t a g nad) f f i n g f U t t , [8iad)btu(f »erboten.!

foanatltum: rjefuS t)eiU ben @id>lbrUd)iflen.

anatti). o.

■^NaS nenne idjj einen feften unb Iebenbigen

©lauben, ben bie uier Männer befunbeten.

©ie roaren feft uon 3fefu URad^t unb Siebe über«

jeugt unb Ijanbelten nadjj biefem ©lauben. 36r

©laube roar nadfj bem SluSbrudE beS SlpoftelS in be; Siebe tljatig. ÜJtöge unfer ©laube ftetS fo fein!

SDer latljolifdije Gljrift Ijat nun ein .Beidfjem rooburdjj er feinen ©lauben äufserlid) belennt, baS Ijl. Äreujjeidjen. ®af} baS Äreu», oorljer baS 3eid)en ber größten ©djmadj, burdj ben io b beS

$eilanbe8 ju einem Beiden *>« ®^re »«ben mujjte, begreift jebcS djriftlidje föerj. @&enfo ftnben mir es natürlich, bafc bie ßfjriften fidj bieS geilen als il)r eigenes Seiten ertoren unb ftd& jum SefenntniS ifjreS ©laubenS bamit be=

jeid&neten. ®iefe ©itte oerliert fidf) in ijjrem Utfprung in ba« 2)un!el ber SSorjeit. 2Bo juerft auSbrüdflidj bie Siebe baoon ift, ba ift eä eine alte ©itte. ©o fagt ©t. 2luguftinuS ( f 430 n.

ß fjr.): „§ragt man einen Äatec^umenen (b. I).

einen folgen, ber auf bie Ijl. Saufe oorbereitet roirb): ©laubft bu an GjjriftuS? fo antroortet er: 3$ glaube unb bejeidfjnet fidfj mit bem Sreuje (grifft." 3m 9)Jorgenlanb Ijören mir ben 1)1. S in n e s S()ti)foftomu3 ( f 407): „So ll (Sifer ergeben roir baS Äreuj an ben ©emadfiern unb an ben SBänben unb an ben genftein, an ber ©time unb im §erjen." Unb jroei Saljr*

fiunberte früher fdfjreibt SertuUian: „Seim 2ln>

fang unb gortgang eines SöetieS, beim @in=

unb SluSgeljen, beim Slnfleiben unb Slnlegen ber

©d(juf)e, bei Jifd ), beim Slnjünben beS Sid^teS, beim ©djjlafengeljen, beim 9lieberfi^en, bei allem, roaS mir tjjun, bejeid^rten roir bie ©tirn mit bem Seidjen be8 ÄreujeS." ©ie ©itte geljt alfo o§ne groeifel in bie apoftolifd^e 3eit jurüdf. Unb roie bie SEBorte beS iertudian jeigen, roar fie frütjer minbeftenS ebenfo pufig als jefct. ^ebenfalls

ftnb bie Äinber ber $ird|je auclj hierin ben erften Gfjrifien äljnlidjj, unb eS ift fdjjroer begreiflich, roie man auf anberer Seite biefe uralte <$rift=

lidje ©itte abfdjaffen fonnte.

$aä ßreujjeidjjen ift aber nidjjt nur eljr*

roürbig burdj fein 2ltter, es ift audjj finnooH burdfj feine Sebeutung. @S roeift Ijin a u f bie beiben © ru n b g e^ eim n iffe beS ß fjrifien » tum S, bie ^eiligfte DreifaltigJeit unb bie @r«

löfung, unb jroar in feinen beiben formen.

SWan unterfc^eibet nümlid^ baä grofje unb baS H e in e i?reu]|.

® a S gro^e Äreuj bilbel man, inbem man mit ben gingerfpi^en ber redfjten §anb bie ©time, S3ruft, linfe unb red&te ©d^ulter beäeidjnet. 33eim fleinen Äreujjeid^en bilbet man mit bem $aumen ber geöffneten redeten §anb ein fleineS Äreuj auf ©tirne, 9JJunö unb äkuft

SBie roirb nun baburd^ baS ©eljeimniS ber

^eiligften ®reifaltigfeit gefinnbilbet?

@s ift befannt, bafe roir babei geroöljnlid&

fpred^en: 3>«^anien beS SSaterS unb beS ©o^neS unb beS ^l. ©eifteS. ®aS liegt aber audjj im geilen felbft angebeutet.

2Bir bejeid^nen bie ©time unb benJen babei an ben 23 ater, ber im $immel ift. 2Bir be*

jeid&nen bie ©ruft, bentenb an ben ©oljn, ber oom 3]ater geboren ift. Söir bejeid^nen beibe

©^ultecn unb erinnern uns an ben 1)1. ©eift, ber t>on beiben, oon SSater unb ©o^n, auSge^t.

9lodl) beutlid^er fteHt bieS baS fleine $reuj»

jeid^en bar. Sei ber ©time benfen roir roieber an ben SSater, beim SOiunbe an ben ©oljn, baS

„SBott", baS bei ©ott roar unb felbft ©ott ift, bei ber Sruft an ben |l. ©eift, bie perfönlidjje Siebe beS SaterS unb beS ©oljneS.

3ln baS anbere ©e^eimniS, baS ber @r*

löfung, erinnert baS fireuj ganj uon felbft, ba ja am Äteuj bie ßrlöfung »oKbrad^t rourbe.

SBie !ann ein G^rift baS Jtreuj betrauten, o^ne non felbft an aH bie Siebe ju benfen, bie ber

$err burd^ feinen Dpfertob ben 9Jfenfdjen fpen«

bete? Äe'm S3ud^ ber SBelt fann fie fo ein*

bringlidj fdjilbern roie baS ßreuj.

316er aud^ ^ier gilt roieber, ba^ auclj bie gorm bieS ©e^eimniS ftnnbilbet.

®er 33ater im §immel fanbte feinen ©oljn Ijerab, um uns non ber Sinlen, ber ©eite ber SerbammniS, auf bie Sledfjte, bie ©eite beS §ei*

leS, ju oerfe^en, b. I). uns ju erlöfen — grofjeS ßreujjeid^en.

2)er Ijimmlifc^e 93ater fanbte feinen ©oljn, baS SDBort, ^erab. @S ift „tJ^ 'f1^ geroorben unb Ijat unter uns gewohnt". 3)ieS SEßort l>at teils

(3)

Perfönlicfj teils burch feine Soten un8 bie gött­

liche SEBa^t^eit oerfünMgt. (Sä hat unä aber auch einen anbern SEiöfter gcfanbt, ben 1)1. ©eift, burd) ben bie Öiebe ©otteS in unfere §erjen auägegoffen unb bie (Srlöfungägnabe unä mit=

geteilt roiib — fleineS Äteuj.

60 befennen roir burdj baä Ijl- ßreujjeidjen unfern ©lauben. SDtögeft bu nie, lieber Sefer, feinen tiefen Sinn oergeffen, nie eä gebanfenloä bilben!

fflir t^un aber mehr. fflir er H ä re n burch b a8 Ä re u y e ic h e n auch, roa8 roir

©o t t f dfj u lb en .

Durch baä gtofse 3e‘^ en/ womit roir ben ganjen Seib bejeidjnen, fagen roir ©ott: SOlein Seib ift bem Äieuje geioeiljt. 3ch miß e8 tragen, roaä bu mir auflegft, unb an mir roaljr machen, roaä ber 1)1. ^aulu« oon ben roaljren Sänften fagt: ,,©ie h“ ben ihr fjleifd) mit feinen Stiften flelreujigt." (© al. 5.)

$ a8 Keine ßreuj machen roir befonberä beim 3lnf)ören beä (SoangeliumS. @8 fagt: 3dj roiH baä (Soangelium mit bem Sßerftanbe aufnetjmen, mit bem 'JJiunbe befennen, im Jperjen bewahren, bamit e8 reiche $rucht bringe.

3n oielen ©egenben ift e8 Sitte, auch beim Eintritt in bie flird&e fich mit biefem Äreuje ju bejeichnen. SDann fann es fagen: D mein ©ott, id(j fc^enle bir meinen $opf mit feinen ©ebanfen, meinen SDtunb mit feinen Söorten, mein §erj

ß u r o i f e f t c b e UnübermiitMidj (tarfer $clb,

©anlt iKtdbael,

3 « unfermtfampf jicb’ mit ju 3db!

Std)’ un8 jur ©tttc 3n Ijetgem ©treltt,

©t. üffidjatl!

adfj ber feligften Jungfrau, ber Äönigin Ber (Sngel, nennt bie Sltterheiligen-Sitanei bie tarnen ber in ber 1)1. Schrift ermähnten Ijl.

(Srjengel, junädhft ben dürften ber (Sngel, ©t.

URid^ael. (Sr füljrt ba8 ©dauert ©otteä unb trägt bie 2ßage bet ©ered^tigfeit; er roar ber güljrer ber ^immlifc^en #eerfdjaren im Stampfe roiber ben teufet, er ift ber 38äd(jter beä §im*

mel8 unb ber ©dju^engel ber Äirdje.

®er 3iame 5Jlidjael bebeutet: „2Ser ift roie

©ott?" ©d^on berüiame roeift barauf hin, bajj biefer in SDemut mastige (Sngel, als ber ftolje Sucifer fic^ gegen ©ott aufleljnte unb ©ott gleich fein roolite, erjürnt über einen folgen greoel,

mit feiner Siebe unb ben barauS entfpringenben Sßerfen!

■Dlögeft bu nur nie oergeffen, roie oft bu Äopf unb 3Kunb unb $erj| mit bem ,8ei<ijen be8 ÄreujeS bejeichneft! iBiijjürauche fie nie, um gegen ben ©efreujigten ju fünbigen, nie, um bie grudjt beä Äreu^cS ju oereitcln!

Sorher habe iclj fdjon gefagt, roie oft bie erften Gfjriften baä hl- ÄteuNeidfjen madjten.

3le^nlid^ foü eä aud& bei un8 fein, ffiir foHen e$ oft machen, befonberä beim Slufftefyen unb Schlafengehen, »or unb naclj bem ©ebete, oor jebein roidjtigen ©ef^äfte, in allen Süerfudjungen unb ©efafjren, überhaupt überall, roo roir eineä befonbern ©d^u^eä unb ©egenä bebürfen. ®enn baS Äreujjeidhen fdjüfct unä oor bem böfen geinbe unb bringt ©otteä ©egen über unä. Sä erinnert

ben geinb an ^er *^re

'Bla^t na^m. 2>urd(j baä §ol) beä Saumeä hatte er gefieg t, burch baä.§olj beäflreujbaumc«

rourbe er befiegt. @8 erinnert aber auch ben

§eilanb an feine Siebe am Äreuje unb macht biefelbe auf’8 neue roirffam, bafj fte ftdh in ©egen ergießt. 3)arum ift bie anbäd)tige SBejeichnung mit bem heiligen Äceuje ü6erauä h^ilfam. @8 ift ein SBefenntniä unfereä ©laubenä unb ein Opfer unferer felbft (Sä ift aber auch ein Wittel be8 ©chufceä unb be8 göttlichen ©egen8. 9lbec mer!e eä roohl: nur bie anbäd^tige Uebung! ©ei benn ftetä anbächtig, bamit beim ©ericijte beine Stirne mit bem hei^ r>n8ent,en 3«^«« 9c3 fchmüdt fei!

(9iad}brud Detbotcn.)

oon heilige (Sifer glühenb, gleichfam auSrief:

„© er ift roie © ott?", b. h- ift roohl jemanb fo hochmütig, fo oermeffen, ba& er e8 roagt, mit ©ott ju oergleichen? 2Bie bie glorreichfte unter ben 'JDlenfdhentinbern, bie allerfeligfte 3ung»

frau 3Jlavia, fich bal SIBohlgefaHen ©otteS er«

roarb burch ifjte ?Demut( fo ftrahit auch ber (Snget, meldet ber oornehmfte Streiter im Äampfe für

©ott geroorben ift, am meiften im Sichte biefer lugenb; benn als ber Seufel fich gegen bie ÄHmadfjt ©otteä auflehnte, betete 'ilichael mit ben Äinbern ©otteä in $emut ben 3l!Imäch*

tigen an.

So grofs bie ®emut beä hl- Michael roar unb ift, fo groß ift au$ feine Widht geroorben in ber triumphiecenben, in ber leibenben unb in ber ftreitenben &irdje. 3m §immel ifl er erhöht, benn bie hl- © $rift nennt ihn ben gitrften ber Sngel. Unb roeil er eä roir, ber bie untreuen

(4)

408 Gngel aus bem Fimmel »ertrieb, fo ift er audj ie- rufen, tote Seelen ju ©ott ju führen, roelcfje treu geblieben ftnb bis an’S @nbe. 3n ber hl- Keffe für bie Slbgeftorbenen betet &te£irdje: „Sefreic, o §err Qcfuä 6f)riftu8, bie Seelen ber abgefc^ie=

benen ©laubigen; ber Sannerträger aber, S t.

Kichael, geleite fie f)in jurn eroigen £idjte!"

ffiie ber f|l. (Srjengel im alten Sunbe ber Sd)u$engel beS Sßolfeä ©otteS mar, fo ift er audj im neuen Sunbe ber Sclju^patron ber Äircfje S^rifti geroorben. Unter feinem -Kamen treten bie (Stiften in SSereinen jufammen (S t.

Kichaelsoerein), um für bie bebrängte Äircfje unb beren Oberhaupt ju beten.

Sluf Jtirdfjenbilbern ift ber $1. üJtidjael als Sefteger beS Teufels feljr oft bargefteüt roorben;

mir feljen ihn, roie er ben Teufel mit ber Sanje burdjftic$t, mit bem gufje auf ijjn tritt ober ihn feffelt unb in ben 2lbgrunb roirft. Sluf ben Silbern beä 2BeItgerichte8 ift er gewöhnlich bar«

gefteHt als eine riefen hafte gigur; er trägt einen golbenen §arnifcfj unb ein langes Schroert, baS Sinnbilb ber Kacht, ferner bie SBage, baS Sinn*

bilb ber ©eredjtigleit unb beS ©ericljteä. öe*

beutenbe Silber beS hl- Kichael haben mir oon SJafael unb Stuben«. Sluch bie ßngelsbrücfe unb bie ©njelsburg in Stom haben oon biefem Ijl.

ßtjeitgel ihren Samen empfangen.

$ i e Ä a t a f o m & e m

■^"ser Sanbftrich, ber mit bem Samen „Sam*

pagna" bejeichnet roirb, umgibt baö gtofje, erhabene Som, ben 2Botjnft$ unfereS ^eiligen SaterS. K a n Jönnte baS Ijügelige ©elänbe am eljeften mit ben norbifdjen §eibegegenöen »er*

gleichen. ®ie römifcjje ßampagna l)at aber noc§

befonbere Kerlmale, bie ihrer Sanbfchaft einen Ijofjen Seij »erleiden; eä finb bie Riefte einer grofjen ^iftorifc^en SSergangen^eit, roelche ber oer=

nichtenben 3{it getrost höben unb, als feltfame (Srfdjeinungen in bie ©egenroart fyereinragenb, bie Seele beS SefchauerS in bie graue Sorjeit jurücflenfen. ©rofsartige SBafferroerfe, Sefte oon toloffalen Tempeln unb fallen, riefenhafte Kauern, geftürjte Säulen fpredjen oon ben Prachtbauten be§ alten Ijeibnifdjen Som ; fte erglänjen im Sonnenfehein, unb in ber gferne ergebt fiel) bie Äuppel beä S t. SßeterSbomeS.

2lber ber ©egenfa§ ju biefem leudjtenben Silbe liegt nahe. 3roifc^en ben üJJauern einer Strafje, tie oon ^alafttrümmern gebilbet ift, fteljt man eine fleine, epljeuumranfte Eingangs=

pforte; bort geht e8 au8 bem rofigen Sichte hinab in ben (Srnft ber grofjen Totenflabt, roelche ftch unter ber gttinenben Oberfläche ber @am=

pagna in unermeffener SDBeite unb Tiefe ausbefjnt,

— in bie Äatafomben.

3m 33eginne ber Gfjriftenoeifotgungen flüd^- teten ftc§ bie 2lnljänger ber neuen ©laubensleljre in biefe unterirbifcfjen Se^aufungen. 9Bie oiel Ijatte ba8 Heine Häuflein ber erfien ©giften unter ifiren feelifc^ jerriitteten SSerfolgetn ju lei*

ben, toenn i^nen biefe ^ö^len als eine roiU=

fommene Suflud^täftätte erfd;anen tonnten! §ier unten in 5Rac6t unb ginfterniä ^ielt bie fleine Sdjar i^re Slnbac^ten, i^re SiebeSma^le, ifjre tröftenben 3“ f“mmen!ünfte; ^ie^er brauten fie

il)re SCoten unb bargen fie in ben fjoljcn Suff=

fteimoänben biefer finftern ©änge. 6ine unter- irbifc^e, ^eimlid^e, innerliche Stabt unter bem braufenben, aljnungslofen Stom! ßier liegen fte, roageted&t in bie Kauern eingebettet, inSReiljen übereinanber — ein rounberfamer f^rieb^of!

2lu8 ber leud)tenben Sampagna fommcnb ergreift ben SBanberer ein falter Stau er jroifchen biefen Ijoijeit SBänben, au8 benen bie jefct meiftenS i^reä ^n ^ItS beraubten leeren ©rabealjö^len i^n hohläugig anftarren. SDie finfieren ©änge oer«

jroeigen ftc^ nac| atten Sichtungen, ©räber jur Siechten, ©rä6er Sinfen, unb nichts als ©räber, rooljin bas Sluge bei ber fargen ^Beleuchtung fchaut. 2Behe bem, ber oermeffen in biefem ©e*

roirre ftch oon bem Rührer entfernte, beffen {[eines

| Äatafombenlicht oer!öfd>te! Seine Hilferufe oer»

hallen ungehört in biefem Sabqrinthe.

S^on im jroeiten StodEroer! befinbet man

| fich 10 Keter tief unter ber @rbe; noch brei roeitere liegen barunlec bis ju einer Siefe non 22 Bietern. ®ie meiften, nur 0,80 Keter breiten

©änge erweitern ftch bann unb mann ju {leinen

©rablammern; es ftnb bie einjigen Säume, in roelche oon oben burch trichterförmige Deff-- nungen ein matter Schimmer beS Tageslichtes heruntergleitet.

3llS bie d^riftliche Sehre auftrat, fanb fte bie Kenfchen nod£) obllig unoorbereitet unb gänj*

li^ in ben Stimmungen beS £eibentum8 be=

fangen. 3n ben Kalereien unb gnfchriften, j roelche jtdj in ben Äatafomben finben, fennjeichnet j ftch ber Uebergang oom §eibentum jum Chriften»

tum. 2lu§ ben gcithnungen mit iforer unbeholj fenen Xechnif, aus ben altdfjriftlichen @tnblemen entroidfeln ftch unb nach bie SarfteHungen biblifcher Vorgänge, bie oon gläubigem chriftlidjent

(5)

409

©inn jeugen. SBir feljen in irrten gleidjfam ba8 fromme SBefenntni« beä G&tiftentumS auägefpro*

djjen, unb fte erjäljlen oon ben Slnfdjauungen i^rer 3«t.

9JJan berietet, bafj ftc§ unter ben 3fnf^rif>

ten ber Äatalomben eine rü^renbe Sotenflage ftnbet, reelle in fteten üöieberfjolungen an ben SEBänben berfelben gefcfyrieben ftanb unb einer geliebten Soten galt, „@opt)roma, mo bift bu?

3öo ruljft bu?" lauten bie 9Borte be§ Sudjen*

ben. ® a plö^lid) oerftummt ber üfikljtuf mit

bem jubelnben 2luffdjrei: „Sop^ronia, bu lebft, lebft immer in (Sott! 3d) roill i{jn preifen, folange id) lebe."

Unb biefer $reubenfd)rei, meldjer »or Satjr - taufenben aus ben Äatafomben l)ert>otbrang, er mar ber $erolb8ruf ber jungen Äird;e, ber mit Siegeggemalt bafjinfutyr über bie Ijeibnifcfyen

©röber in alle Sanbe, ber bie Pforten ber Sempel fprengte, bie entarteten ©ötter ftürjte unb ifjre 2lltäte jerbrad). „$ u lebft auf immer; — id) rotll i^n preifen, folange id) lebe."

u n fern

fcr 1)1. Jfranjtshujs non flffifi unb bie fjierroelt.

E s S * * * * * * * u m E r l f s

©efdjöpfe ©otteS erblidt, roirb geroij} nid^t jroecf=

lo8 ftörenb in baS Seben berfelben eingreifen.

bafj fogar bie SLiere, bie fonft bie 3Jlenfd)en freuen, felbft SWaubti.re, itjnen gegenüber jutrau«

(6)

410 Itdj unb jaljm roaren, roirb uns erjagt.

feiten roirb biefen Senaten bie ©rflärung beigefügt, bafs bie ^eiligen, roeil fie gegen ©ott treuen ©eljorfam übten, auch oon ben ©efdf)öpfen ben 33eroei8 beS ©ehotfamS erhalten hätten, unb fo fei bei ihnen bie urfprüttglic^e Harmonie, n>tld>e jroifchen SJlenfd) unb Siet »or bem Siinbenfalle beftanb, teilroeife jutücJgeJefyrt. ®afs ©ott folche SBunber julaffen !ann, ift sroeifeHoS, ba er ja ber unbefdjrönfte &etr ber 9fatur ift. Solche SBunber aus bem Seben ber ^eiligen ftnb felbft=

»erftänblidj nic^t ©egenftanb pflichtgemäßen ©lau;

benS, fonbern gefdjichtlicher Prüfung. @8 finbet fid), bafj »iele SBunber butdj grünbliche Unter»

fudjung bei ben §eiligfprechung8 ißrojeffen burdfj=

auä bejeugt unb bes^alb in e ner SBeife oer*

bürgt ftnb, bafj roir iljte SBirllichfeit oernünftiger SBeife nicht bejroeifeln lönnen. SInbere SBunber aber mögen aus frommer Sage in bie legenben=

artigen SebenSbefchreibungen ber ^eiligen über tragen fein, unb fte mögen nur ben SBert einer frönen, innigen ®idf)tung haben, bie ben ßern einer ftttlidjen unb religiöfen ^bee hoben.

©n großer $teunb ber Sierroelt mar auch ber Ijt. § rarj oon Slffifi. 2lu8 feinem Seben roirb uns folgenbeS erjä^Tt:

2tls einftmals ber Selige eine 9leife machte, Jam er bei Saoagna an einen D it, an bem eine gar grofje Sföenge oerfchiebener SSögel, roie ta u ­ ben, firähen, ginfen unb Serben, beifammen roaren. Qn feiner Siebe ju allen ©efdjöpfen

»erliefj er feine ©efährten unb eilte ju biefen 33ögeln. 2113 er bemertte, bafj fte it)n ertoar teten, grüßte er fie freunblich als feine „lieben Sdjrocftern". ® a fie nicht foriflogen, bat er fte,

©otteS SBort anju^ören. „Sh* Sögel, meine Stüber unb Sdfjroefiern," ^ub er an, „iljr follt Ijocbpreifen euren SdEjöpfer unb ihr. ftets lieben.

(Such bot er $ebetn als ßleib unb Schwingen jum fliegen gegeben. 2lu§gejeidjnct hot euch

©ott unter allen ©efd&öpfen. 3" ber reinen Suft bot er euch bie SBo|nung angeroiefen. Dhne baj? ihr fäet unö erntet, nährt unb befcjjüfct er euch, fo baf; ihr feine Sorge hobt."

S ie Sögelein freuten fidj beffen aufserorbents lidf), unb fte fingen an, ihre $älfe empotjuftrecfen, bie ^li'tgel augjubehnen, if>re Sdfjnäbel ju öffnen unb aufmerlfam feinen SBotten ju laufdjen. Gr ging mitten unter ihnen ^erum unb berührte fie mit feinem Äleibe an i?opf unb Seib. Bulefct fegnete er fte unb erlaubte ihnen, baoon ju fliegen, Qsr banfte ©ott mit feinen ©efäfyrten für biefe greube.

9J13 er in 3tloiano prebigen rooHte, jroit- fc^erten in ber S^ä^e bie Schwalben. & a ihn

bie Seute nicht »erftehen tonnten, fagte er: „3h*

Sdjroalben, liebe Sd^roeftern, nun habt ihr genug gerebet! @8 ift 3eü, bafj ich rebe; ^öret nun auc^ baS SBort ©otteä!“ Sogleid^ f^roiegen bie Sd&roalben unb prten ju.

9jn ©reHio rourbe bem^eiligen ein junges

§ä«d(jen gebraut, iaä man in einer Schlinge gefangen ^atte.

®er ^eilige fprad^ ooH 9JlitIeib: „§ääd^en, mein Srüberlein, fomm ju mir! SBarum l)aft bu bid^ überliften laffen?" @ä lief jum $ei<

ligen ^in unb legte ftd^ in feinen Scfyofj. 911^

man eS entlaffen roollte, lief e§ immer roieber ju feinem §1. greunbe jurücf, fo ba^ ein 33ruber basfelbe in ben 3Balb tragen mufjte. 6troa8 äbnlid^eä trug fiel) ein anbermal mit einem ÄanindjKn ju.

3)iefelbe Siebe unb ßärtlicljleit ^atte er gegen bie Sifcjje.

SSor allen anberen SSögeln liebte granjiä«

!u§ bie Surt.ltauben. 3118 er einmal einen jungen Sölenfcfjen traf, ber Turteltauben nad^

Siena trug, fagte er ju üjm: „® u ^>aft ^ier gar liebe, unfd^ulbige S3ögel. ©ib fie ni<$t Seuten, bie fie umbringen, fonbern gib fte m ir!"

$er junge 3Henfd^ gab fie ifym. 6r oerbarg fte in feiner 33ruft unb fprad) lofenb ju i^nen:

„3^r teufeben, unfc^ulbigen Häublein, roarum boeb Ijabt i^r eueb fangen laffen ? roill eud^

9iefter bauen, roo i^r eudb oermebren fönnt."

6r trug fte in baS nabe fllofter. ®ott lebten fie mit ben örübern in großer SSertraulid^feit.

®er junge 50lenfc| erhielt oon ©ott filr feine Siebe ben Drbenäberuf, er rourbe ein „minberer Sruber".

Slui^ bie Serdjen ^atte ber §eil'ge gar lieb.

3^re garbe erinnerte ibn an fein ©eroanb unb an bie 2lf<$e be§ ©rabeS. Sie fteEte er gerne ben ©rübern als -Dlufter oor. „2Benn bie Serd^e nur roenige Körner oon ber CSrbe aufgelefen, ergebt jte fi^ in freubigem ©efange in bie Suft empor; fo foHen roir ©olt banfen, ber un8 nci^rt, uns jum £immel ergeben unb bie @rbe »et*

adjten."

^n 3Konte=Solumbe !am alle Sage ein SerdjemSSeibcben unb f)olte$utter aus ber^anb be8 ^eiligen für bie jungen.

3118 er au8 Serien jxtrüdfEefjtte, begleitete ibn in SSenebig ein großer Sd^roarm ftngenber 3Sögel. @r fpracb: „Unfere Stüber, bie Sögel, loben ©ott. Stuf, roir rooUen il)nen folgen unb ben $errn preifen!" 2118 ibr ©ejroitfd^er unb

©efc^toirr fo arg rourbe, bafs fte einanber ni^t börten, gebot er ben SSögeln StiHfd(jroeigen, unb fie ge^orc|ten. 3118 ber §eilige einft mit Srubet

(7)

2eo bie farge SDtaljljeit einnahm, Ijörte er eine 9ia<htigaH fragen. ® a fang er abroedfjfelnb mit berfelben einen gar rounberfamen SBed^fet=

gefang bis jum 2lbenb.

2ttS er mübe roar oom Singen, lief; er ben fleißigen Söget auf feine £>anb tommen unb lobte i{)n ob feines fo fdjönen ©efange8 unb gab ihm gutter. Slac^bem er bie Sftacjjtigall gefegnet, flog fie oon bannen.

3118 er oon Spanien Ijeimgefeljrt jum erften mal ben Serg 3lloerna befugte, fah er fiel) oon oielen Sögeln umgeben, bie fidj ihm auf^aupt, Sdjultern, Sruft tinb$änbe festen, luftig fangen unb mit iljren klügeln fdfjtugen unb auf jebe 2Beife jeigten, roie feljr fie fidj über bie SIntunft i^reS greunbeS freuten. 35a fprad) granjiätuS:

„@8 ift ©otteS 2ßitte, bafj mir ^ier länger oer*

roeilen, roeil ftch unfere lleinen 93rüber, bie Sögel, fo fehr über unfere 2Infunft ergö^en."

2ltS er länger bort blieb, lünbigte il;m ein gälte bie Stunbe an, roenn er ju beten pflegte.

2Bar S t. granjistuä unroohl, fo fdjlug er fdjo=

nenb eift ju einer fpätern Stunbe bie ©lode feiner Stimme an.

2llS er in Siena tranf lag, jeigte ein gafan eine ganj befonberS grofje Slnhänglidjteit an ben

Untcrljaltcnfceö für bi

^ §d)tucr

*on 3f.

^ e r §erbftroinb roeljte über bie lallen Stecfer unb Sßiefen, bie fal)Igrauen Slätter 6e8 angtenjenben SöalbeS auf biefe Ijinftreuenb. ftn ber Suft fdjautelten ftch Staben, §abid)te unb fonftige Sögel; iljr ©efd^rei rourbe unterbrochen oon bem ©ebraufe ber im Söinbe fic^ l)in= unb Ijerbetoegenben Suchen unb (Stilen. 2lHe8 oet=

riet baS balbige $erannahen be8 ftrengen SBinterä, bem fo manche tinberreiche gamilie mit tiefer Seforgniä entgegenfa^.

Ueber bie nach ber geroerbreidjen unb roeltbefannten Stabt Sffen fütjrenbe Smbftrafje fdjritt tief in ©ebanten oerfunlen ber Serg;

mann §eilermann. Schtoere Seufjer entflohen feiner »ruft: „34, ja," rebete er mit fic§ felbft,

„roer nicht ben 2Beg beS §ertn toanbelt unD nur nac^ Reichtum unb @hren, ©enufj unb Sergnügen trautet, mufj fic^ freilich alg Serg mann h ° # unglüdltdfj füllen. Sauere unb lebensgefährliche Slrbeit im tiefen Schofje ber (£rbe unb bann ein für eine grofje gatnilie

^eiligen. $rug man baS Ster auclj in ben Sßeinberg, fo lehrte e8 immer toieber. 2113 e8 einem 3Jlanne gefcljentt morben roar, nahm es leine -Kalbung, bis es toieber beim ^eiligen roar.

Selbft ein roilber 2Bolf gehörete feinen Sefehlen.

3m 3ahre 1222 führte er in ber Stabt 9tom ftets ein fiämmlein mit fid; ^erutn. 2113 er eS feiner frommen greunbin 3afobine fcljenlte, folgte eä ber ®ame in bie ßirche, blieb ruhig unb fehrte mit ihr nach §<mfe jurüd. Slieb fte einmal länger liegen, fo farn baä Sämmlein unb mahnte fie an ben ftirdjenbefuch.

ffiähtenb ber ^eilige bie Serdjen lobte, tabelte er bie 2lmeifen, roeil fie aDju gierig ihre Sorräte für ben SBinter fammeln.

3n feiner heiligen ©infalt trug erSßürmer oont SSege, auf bafj fte nicht jettreten mürben.

■Dtit unenblichent @rgö$en freute er fid^

ber Schönheit ber Slumen. ©erne pflegte unb begofj er fie.

Dft, befonberS am 2ßeihnad)tsfeft, lie^ er ben Sögeln Körner ftreuen, ba| fie fid) red^t freuen fonnten.

Sei granjiäluS fdjien ber gludh, ber auf ber SRatur ruht, aufgehoben ju fein.

1

f a t l j o l i f d ^ e F a m i l i e ,

g e p r ü f t . ^ jfüläcr.

faum auäreichenbeS Sintommen, ba§ ift fein ubifdjeä 2o8. begreife es toohl, ba^ oiele meiner ffameraben auf Setbcfferung ihrer Sage bebacht finb, — unb baä thut bodj jeber Stanb,

— aber unoerftänbig ift e8, ba^ e8 fo manchen fojialöemofratifchen §eifefpornen gelingt, bie Se*

ratungen oont 'Bege ber Sachlichfeit abjulenfen unb jur 2Biberfe£ltd;!eit ju reijen. 3)ht einem grofjattigen @tfolg in unfern Serfantmlungen ift in Söirflidjfeit nod) gar nidjtS erreicht, jumal roenn bic Sefdjlüffe oon ßeuten auSgeljen, bie fich nicht oerpflichtet fühlen, bie oon ©ott ge*

gebenen ©ebote ju beobach’en, roeil fte in ihrer fittlichcn Setblenbung glauben, mit ihrem oer=

meimltd) aufgeflärten ©eifte bie fojiale SGBelt*

läge nach rt)ren ®ünfd;en utnänbern ju fönnen.

©erabeju abjehredenb aber tnufs e8 roirlcn, romn blutjunge ßameraben e8 ftch herau§s nehmen, auf unfere ^eilige latholifche Kirche unb ihre SDiener roeiblich ju fd)impfen unb —

©ott fei’8 geflagt! — auch bei alten, erfahrenen

(8)

412 ÜWännern Beifall finben. Sonnen biefe Seute fich für aufgeflätt galten? 2Bem roirb in biefem ßampfe gegen bie Äirdje Borteil ge=

bracht? Uns Bergleuten bcch roa^rlid^ nicht.

®ie greimeurer unb oerroanbte ©eifter galten reiche (Srnte, unb unfere irbifd^e Sage lüirb um leinen Pfennig gebeffert. $at benn bie ßirdje jemals gegen uns gearbeitet? 9tein, ju feiner 3eit. Sie fann bieS nid^t einmal, ohne bie SBorte i|reS göttlichen Stifters ju Scfjanben ju machen. $enn biefer fagte: „9Ber jroei Sörfe hat, ber gebe bem einen, ber {einen hat." ®aS Ijeifct ganj flar: Sßer etraaS mehr beftfct, clS er nötig h<rt> foß ben untetftüfcen, betn’S mangelt. SBoHte nun bie Äirc^e, bie oom f)l. ©eifte geleitet roirb, gegen ßeffercS SBiffen fich auf ben Stanbpunft ber Beft^enben ftellen unb gegen uns arbeiten, fo roütbe fte fomit ihre Aufgabe im Sinne iljreS Stifters nic^t er*

füllen. SEBenn bodj biefe Waulljelben unb etn- gebilbeten unb aufgellärten ©eifter ftdj nur ein' mal bie geroifj lohnenbe ÜJiü^e geben rooüten, tiefer in ben ©eift unferer Religion einjubringen;

roenn fte ferner bie ®iener ber ßirdje in ihrem äßirfen einmal grilnblidj beobachten rcollten, ich glaube, fte roürben ftc§ als aufgeflätte ©eifter bodj etroaS [djämen, burch ihr elenbeS ©efchroa^

ihre ooUe Unroiffenljeit ju bofumentieren. 3«ber, ber fo öffentlich über unfere oon ©ott geftiftete Äirche loSjieht, ift in meinen 3lugen enttoeber

«in ganj unroiffenber, urteislofer, nicht auf>

fttte gtiefmutter.

m

argareta unb Sticharb, bie unmünbigen $in>

ber eines rooljlhabenben Beamten, roaren burd) ben Xob mutterlos geroorben unb rourben oom Bater einftroeilen ber Dbforge einer älteren 9J?agb anoertraut. „3JlamfeH Sabine“ mochte ft<h uielleicht Hoffnung gemalt ha&en/ Stief«

mutter ju roerben; als fte aber geroatjr rourbe, bajj eine in ber Jiadjbarfdjaft roofjnenbe „Xante

§ebroig" bie jufünftige ©emahlin ihre« §ettn roerben fottte, faete fte 9Jtif$trauen gegen biefelbe in bie §erjen ber Pflegebefohlenen. Seiber ge=

lang ihr bieS ooUftänbig bei bem neunjährigen Räbchen', fte erjagte ihm SDiärchen oon böfen Stiefmüttern, machte eS auf baS ©ebaljren einer Nachbarin aufmerlfam, rotldje in ber Ilja t »fttef*

mütterlich" fabelte, ja mißbrauchte bie ^reube beS Sinbes an bem beliebten Blümchen penfee,

■roelcheS ber BolfSmunb wieDeid^t beSroegen, roeil

getlärter ©eift ober ein ÜJlenfch, bem ©ott feine ©nabe entjogen hat. Unb roarum letjtereS?

Sffieil ber 9JJenfch eS felbft oerfchulbet ^at unb nach ber Baterhulb fein Verlangen trägt. Unb boch, roaS rege ich über frembe Seute auf?

2Jtich fangen biefe Sßeltoerbefjerer niemals in ihr 9iefc. $<h roill mein SoS mit ©ebulb tragen unb meine fefte Hoffnung auf bie mächtige

§ilfe beS SlHerjjöchften fe$en, auf ihn, ber ge»

fagt ho*: „Betrautet bie Bögel beS §immels!

Sie fäen nicht, fte ernten nicht, fte fammeln in bie Scheune nicht, unb boch eucr h'mm^'Wer Bater ernährt fie."

@r roar in ber 9ialje ber Stabt ange»

fommen, an beren 3ianb fein einftöcfigeS §iiuS=

chen lag. 9Jlan hörte fchon beutlich baS fauchen unb Staffeln ber SRafdjinen unb fah bie himmel*

arftrebenben Schloteber raeitauSgebeljnten Ärupp»

fchen Jiiefenroetfe. Snblid) roar er bei ben Seinen angelangt, für beren Wohlergehen er fdjon fo manche faure Stunbe burchgemacht unb fo oiele fchlaflofe Mächte gehabt hotte.

„2Bo bu hei*te nur bleiben magft, lieber W artin?" rebete bie grau ben (Sintretenben am 3<h ha&e mich Won ernftlidfj um bich geängftigt unb geglaubt, ein ©rubenunglücf fönne oorge»

fommen fein. Sßie freue ich m“ §i bajj meine Befürchtung unbegrünbet ift! §aft bu oieHeicht eine Ueberfdjicht machen müffen?"

feine geidjnung roeit geöffneten, ftreng brein«

bliefenten, fogenannten „©lotjaugett" gleicht,

„Stiefmütterchen" Ju ntancherlei 5Jecfereien unb Stichelreben. ®urdj biefe boshaften @in»

flüfterungen h“ tt2 Sabine e8 baljin gebracht, ba^

©reichen bem Sater, roelcher ben erften Befuch ber fünfttgen §auSfrau in fluger SEBeife anfün=

bigte unb jur 2lrtigfeit gegen biefelbe ermahnte, tro^ig bie 3Biberrebe gab: „Qih roill fetne Stief»

mutter. @S gibt nur eine ÜRutter, unb biefe ift im §immel." ®iefer Stimmung entfpradj beS ÄinbeS Benehmen bei ben fünftigen Begeg*

nungen, bei ber ^odjjeit, beim @injug ber S'leu»

oermählten in’S §auS; eS blieb fdjjeu, jurüdha^

tenb, abftojsenb ttoö ber freunblid^ften Behanb»

lung bet jroeiten Butter. ®ie eiferfüdjtige feit»

herige Haushälterin hatte baS ©ift beS ÜJii^

trauenS tief in bie Seele beS 'UMbdjettS gefenft, unb es roährte lange, bis eS ber gebulbigen Siebe

(Sortierung folgt.)

Äicine ©^ie^clbilbcr.

(9)

gelang, baä Unfraut gänjlidj auäjurotten. ©e- roifj oerurteilt ihr mit mir Sabinens fatanifdjeä

©erhalten; feib aber auf eurer $ut, baß ihr unter ähnlichen Umftänben nicht ähnlich hanbelt ober euch nicht ©leicheä begegne! Weiftenä tragen frembe ^erfonen ober nahe ffierroanbte bie Sd^ulb, roenn Äinber ftdh einer Stiefmutter nicht red^t anfchließen; Vorurteile oon ©Item ober ©e>

fdjroiftern ber erften grau, roelche bie rechtmäßige 9iadhfolgerin ber lederen gern roie einen unbe>

red^tigten ©inbringling in bie gamilie anfeljen, ober J&efcereien oon Seuten, bie burch bie neue

©(je fich irgenbroie für beeinträchtigt halten, ftecf<m gewöhnlich bahntet, roenn eä namentlich jwifchen jüngeren Stieffinbern unb ihren oon ©ott ihnen jugefüljrten ©rjiehern nicht recht ftimmen will,

©ä ift eine große Verantwortung, unbefangene, arglofe ßinberherjen gegen foldfje einjunehmen unb aufjuhe^en, beren Slutoritdt fie nun einmal nach göttlicher 2lnorbnung unterftellt ftnb, unb oon beren liebreicher gürforge ihr jeitlicheä unb ewtgeä Sffiohl unwiberruflidj) abl)ängt.

®er frommen grau $ebwig fehlte eS an biefer übernatürlichen Siebe nicht, unb fte gab fich alle erbentliche Wülje, fie an SRidjatb unb

■Blargareta ju betätigen. ®er Jtnabe fanb fich fchnell in baä neue Verljältniä unb jeigte fich gefügig unb fchmiegfam, SOlargrreta aber geroöhnte fich nur mit innerem unb äußerem 2öiberftreben baran; Sabinens ©influß auf fie roar eben aHju ftar!. ^artfühlenb hatte bie $errin beä §aufeS

»or ihrem ©injug ein Äabinet henkten laffen, roorin baä Silb ihrer Vorgängerin aufgehängt unb alles aufgefteHt würbe, roaä bie ©tinnerung an ledere feftjuhalten geeignet roar. „Warga*

reta, baä ift bein Stübdjen I" hatte fte am Sage ihrer 2lnfunft ju ihrem Stieftochterchen mit ge=

bämpfter Stimme gefagt, „nahe, ganj nahe bei mir. D möchte bein &erj mir auch balb fo nahe, fo ganj nahe fein!" Unb bann hatte fie ju bem Silbe aufgeblicft unb mit Xfjränen in ben 2lugen ben Seufjer ju bemfelben empor*

gefanbt: „Sich, roenn bu bei ©ott bift, erflehe mir oon ihm bie firaft, bein Jtinb fo ju lieben unb ju erjieljen, roie bu eä felbft thun roürbeft, roäreft bu noch auf ©rbenl" 3)iefe jarte 9lücf;

ftchtnal)me auf ihre „Wutter im £immel" blieb nicht ohne ©inbrudE auf 3Jiargaretcnä £>erj, aber bie Stiefmutter „SJlutter" ju nennen, baä brachte fie boch nicht fertig; fie wußte biefe gärtlic^e 3ln- rebe ftetä ju umgehen.

Äurj nachher fah man grau §ebwig in ber SDlitte oon SticharD unb Wargareta in ber grühe Jur Äirche unb oon ba in’S Schul» unb SPfarr»

$auä gehen. „ $ a bringe ich ihnen meine Äin=

ber." W it Betonung ber beibin lebten 2Borte fteUte fte bem Sehter beibe oor. „©ott fegne Öl jr Wutteramt!" lautete bie ©egenrebe. „2öir roollen treulich jufammenwirfen, fte gut ju er»

jieljen." Vor bem Pfarrer aber, mit bem fie oiel ju reben hatte, fniete fte oor bem SBeggehen nieber, fprecf)enb: „§o<hroüiben, meine ßinber roaren nicht bei mir, alä ber ^riefter mich ju ihrer SRutter einfegnete! ^dj bitte, erteilen Sie unä ben Segen!" So begann bie Stiefmutter ihr „heiliges, ferneres 2lmt, welches nur ©ehor«

fam, Siebe unb $anf6arfeit belohnen fönne,"

roie ber Seelforger in einer furjen SKnfpradie ftd^

auäbrüdfte.

©ä oergingen roieber einige Sage, ba fuhren bie jungen ©fjeleute in bie Stabt unb brachten einen $acf Äleiberftoffe mit, ju einer Steilje neuer Sonn^ unb geiertagä'-3lnjüge für bie Äinber be»

ftimmt. grau Jpebroig befteUte bie Näherin, arbeitete aber fleißig mit, ja opferte einen S3e*

fudh beim Dnfel, ber fte eingelaben, ben ihr ju=

je^enben ©emahl mit ben SBorten befchroichtigenb:

„gahr’ mit ben Äinbern ohne mich! Sieh’ nur, roie SRargareta um ihr flleibcfjen bangt! Ohne mich fann eä bis Vfingften nicht fettig toerben.

Solch eine ©nttäufchung thut jungen ßerjen roeh."

©intge SBochen fpäter traf bie Stieftochter bei ber Siücffehr auä ber Schule bie 3Jiuttcr eifrig mit 33ügeln befchäftigt an; biefe führte fte in ihr Stübchen, roo auf Sifdj uns Äommobe ftoß<

roeife ihre j£>emben, Sacftiicher, Strümpfe, SRacht*

jäcfchen, Unterröcfe, unb roaä fonft nodj jur Seib«

wäfdje gehört, lagen; über ben Stühlen h'ngen ihre Äleiber, auf’s forgfältigfte gewafchen unb geglättet, je nachbem fte alt ober neu roaren.

„®eine Sachen, bie bir ju Hein geroorben finb,"

ergänjte grau §ebroig bem fteubig überrafchten Äinbe, „habe ich auägefudht unb in biefe beiben ipädtchen jufammengebunben. SBaä bu bamit machen roittft, überlaffe ich §eute Wittag roirft bu ©elegenheit finben, fte gut anjubringen."

SDlargareta oertraute bie gei)eimniäooUe ^ßrophe»

jeiung ber Sabine an; biefe roar ber Meinung, bie Stiefmutter habe roofyl in ©tfahrung gebracht, baß nadhmittagä ber 3“ be fomme. um mit ber früheren £auäbälterin ©efd^äfte ju machen, unb rebete bem SKäbdhen ein, ftdh für bie abgelegten Äleibungäftücfe ein Äteujdhen an blauem 3)anb einjutaufdhen. Solcheä „©efchäftchen" hfltte bie ÜJiutter aber nicht im 2luge gehabt, fonbern oiel=>

mehr eine arme, teilroeife franfe ©ifenbghnarbei*

terfamilie, oon beren ®urdhreife fte $unbe et=

halten. SHechtjeitig trat bie gute grau h'nju, als Sabine ben $anbel mit bem 3»uben ab>

fchließen, bie Sebürftigen aber mit einem „©elf

(10)

414

© ott!" abfpetfen roottte, unb roufjte ihte §auS*

genoffen ju beftimmen, in jeber SBeife ^elfenb einjugreifen. 2Jtargareta füllte tiefe äSefdjjämung, übet i{}r eigennü^igeS SSetiagen unb routbe erft infolge bet äßerfe ber Sarm^erjigleit, beren 3eu9e fie roar, auf bie beffere SSerroenbung ber ihr übetlaffenen Sdjafce aufmertfam. 2>ie rooljl=

rootlenbe SDlutter 30g fte aus ber Verlegenheit, inbem fte bem 3uben ßreujdjen unb 33anb ab*

faufte unb baburdj bie flleiberpärfchen frei machte, roeld^e baS 3Jtäbd;en nun ben armen Seuten ju=

roenben fonnte. Slls grau §ebroig ihrem Söch- terd^en baS Seiten ber ßrlöfung mit ber Gr»

maljnung umj)ing, eS möchte fünftig beim 3ln=

blief beSfelben gebenfen, bafs man bem J&eilanb fein Äreuj tragen helfe, fo oft man einen „feiner Örüber", einen 9fotIeibenben unterftü^e, fam ihm bie tiefe unb umfaffenbe §erjenSgüte ber Stief*

mutter jum crftenmal fo red^t jum 33erou{jtfein, unb es fiel ihr fdf)luchjenb um ben §alS.

2Bare ber böfe $auSgeift nicht bajroifd^en getreten, fo hätten ftch bie beißen $erjen roohl fortan jufammengefunben. Slllein Sabine fe^te if)r IjöIIifcheS Treiben fo rt; ihre 93oS^eit fpürte ftets neue Slnläffe ju SSerbäd^tigungen ber eblen

§anbIungSroeife ber hodjherjigen grau auf. 3llS biefe j. 33. bie unfaglid&e SÖltthe übernahm, bem SJtidjarb bei bem Sateinlernen ju Reifen, roeil fte erfannt fyatte, bafs roeniger Stalentlofigfeit als Ungefd&idf unb Ungebulb beS SeljrerS feine gort=

fd^ritte aufseiten, bagegen barauf brang, bafi SJlargareta’S Älaoierftunben eingefteüt mürben, roeil es iljr an muftlalifdjem ©ehör fehle, lag es nalje, bie Stiefmutter ber Sparteiiichfeit ju jetten. 3118 ber Änabe roegen einer groben Süge, rooburef) er feine Trägheit oerhüHte, oom 33ater mit Stubenacreft beftraft rourbe unb ifjn ba^er bie SDiutter felbftoerftänblich ju einem Serroanbten*

SSefudj nid^t mitnahm, jifd&elte bie Solange:

„9tein! So etroaS tann nur eine Stiefmutter über’S §erj bringen!" 2Bar eine üble, falfd&e SluSlegung nicht möglich, fo ^atte fte bie ®roh=

ung ftdnbig auf ber 3»nge: „2Bartet nur, e8 roirb balb genug anbers roerben, ift nur erft ein IleineS 33tüberle ober Sdjroefterle ba, iljt eigenes!" (Sinmal roar ber 3]ater baju gefom=

men, als fte bie Sleufjerung t^at, unb fünbigte iljt bie längft oerbiente Sntlaffung an.

®ie Slufregung, in roeld&e SJiargareta burdjj ben 3SerIuft ber Pflegerin ihrer Äinbljeit oerfefct unb roeldje burd^ beren Stänfe nach ber ©eburt eines SdfjroefterchenS immerfort oermehrt rourbe, machte baS empfinbfame 5öldbc§en für eine gerabe Ijerrfdjenbe Äranfljeit empfänglich; eS befam ba8 Sdf)l£imfieber. ®er Slrjt judte mit

ben 3l$feln unb erllätte, nur bie aUerforg»

fültigfte Uebetroad^ung unb pflege fönne baS ohnehin neroöS übetreijte Äinb reiten. Darauf entfpann ftch foIgenbeS groiegefprädh. „SEoher nehmen roir eine paffenbe SOBärterin?" berat*

fplagten SSater unb Slrjt. „3ch, ich 9anä allein pflege ©reichen," erflärte mit fefter Stimme grau $ebroig. „ ® u ? " — „Sie , gute g rau ?" lautete bie jroeifad^e ©egenrebe.

„3a, ich. -Reine frembe^Perfon foE biefeS 3lmt über»

nehmen." — „3lber Sie ftnb felbft no^

fchroach." — „3^ 6in Jräftig genug, unb bie Siebe macht mich Nulter allein fann ihr Äinb pflegen." — „® ie 3J2utter! Slber 3hr IleineS eigenes Äinbcljen?" — „©ott fei £ob unb ®ant, eS ift gefunb! ß8 fleht in guter SBart unb pflege; ber heilig Sd;ut5cngel unb fein liebet $apa roerben barüber SSJache ha^en."

— „316er — aber, ich mul? aufmerlfam machen," roenbete ber Slrjt ein, „S ie bütfen 3hr Äinbchen nicht einmal fehen, toäl;renb Sie 3hre Stiefto^ter pflegen; bie ©efaljr ber 3ln- ftedung . . . " — ,,3n ©otteS 9iamen," fagte grau §ebroig mit jittetnber Stimme unb machte ber llnletrebung ein @nbe bur<h bie mit 33egeif\erung hinjugefügten 3Borte: „D !ein Stieflinb! ©e*

brauchen Sie biefeS h®6^^e 2Bort nid^t, am allerroenigften in bem Slugenblirfe, roo mein ganjeS £erj in Sorge unb 3lngft um fte bebt!

©ott hat an feinem Slltare mir biefeS Äinb fo heilig übergeben roie ba8 anbere am Üauffteine.

3<h aber ha&e t8 angenommen mit einem ©e<

löbniS gegen feine oerllärte 3Jiutter, gegen feinen treuen 33ater. Sie ift unfer Äinb, unfer ältefteS, JoftbareS Äinb. 3e^t, jefct roiH ich nteine sJJJutterfchaft antreten, je^t roiU ich ntetn Sölutter*

recht auSüben. flein fflort mehr, feines! Seb’

roohl, ißapa! ©ott befchüfce eud^ unb uns!

■Jlodfj biefen ßu^! ©ring ihn ber Äleinen unb SRicharb! 3cfc* “6« fott, fort aus biefer gieber»

luft! 3luf SBieberfehen, auf oereinteS, glüdlicheS 3Bieberfehen!" 5Dem opferfreubigen ßntfchlu^

folgte bie heroifc^e 2:hat. 3hr erwartet mit Spannung ben Schüfe, aber ihr ahnt ihn auch- 311S nad) acht ferneren Sagen unb büfteren Mächten Wargareta bie ßrifiS glüdtlich beftanben hatte, unb bie aus ihren gieberträumen er*

roadhenbe Sochter ben frohen 3u*“ f oernahm:

„©erettet, mein Äinb, mein ©retchen, mein Siebling!" ba breitete biefelbe ihre müben 2trme aus unb hauc^te ium e*f‘ en maIe bagegen:

„D 3JJutter, meine liebe Söiutter!“ Unb fo blieb eS aßjeit unb unoerbrüchlich. StuS bem bös blidfenben „Stiefmütterchen" rourbe ein liebliches ißenfee, b, h- ,/benf an mich!"

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■Margareta beroaljrte ihrer jroeiten äJtutter ein unoertoüftlidjeS gutes Slnbenfen, unb als fte,

«croadjfen, ein £agebud) über ihre Sebenser»

«igniffe anlegte, jeidjnete fie auf bie crftcn

Slätter, gleidjfant als (Sinleitung, baS anmutige 33ilb iljrer unoergeßlidjen ©tiefmutter, baS allen jum Sorbilbe fein möge, benen bie Sorfe^ung eine gleiche ©tellung angeroiefen hat.

ginifle fü r’# Äam ilienleam ,

Pie Pad jt ber ^ungc.

% V » t toeifen 2lefopuS im Slltertum roitb er- V jäljlt, er tyabe einft oon feinem $errn, einem 2ß;ltroeifen ('^ilofopljen), bem er biente, ben Sluftrag erhalten, er foHe ju einer ©efeH=

fdjaft oieler emg labenett Sßeltroeifen baS Köft=

lidflfte jubereiten, toas eS nur gebe. ©S gefdjah.

Uno toaS nur biefeS? 3llS ber §etr in ©egen*

roart feiner greunbe bie ©djüffel öffnete, fah er ftatt beS befohlenen unb ermatteten fd)önen SöratenS eine fleine 3un9e jubereitet in ber

©Rüffel liegen. 3ürnenb mad;te er bem an*

toefenben Siefopus Sortoürfe unb fagte: „® u follteft uns ja baS Köftlichfte oorfe^en, toaS eS nur gebe." SlefopuS erroiberte rul)ig: ,,©ibt eS etroaS KöftlidjereS als bie 8un9e?

mären bie gelehrten Herren SBeltroeifen ohne 3unge?" ®ie Herren mußten ihm 9ted)t geben,

©in anbermal fpradj fein §err ju il)m: „Sur nädjften ©efeUfdjaft fe$e uns baS ©emeinfte oor!" SlefopuS t^at eS. 2BaS fanben bie §erren

$^ilofopl;en jefct? SOBieber eine Heine 3«nge. I

IMactjbrutf Derbsten*) 3luf bie Sluffoiberung feines $crrn, fidj ju recht*

fertigen, antwortete er: „2)ie3unge, obgleidj ber föftlichfte ©cljafc, ben uns bie ©ötter befdjieben, ift jugleid) baS gemeinfte unb fd)önbli$fte ®ing, maS eS übeiljaubt geben fann. Sßor il}ren Safterungen unb Schmähungen ftnb felbft bie

©ötter unb Äönige nidjt fidler." Sludj biefeS mal mußten bie Jjjerreit äßeltroeifen bem Slefopuö Siecht geben.

®ie 3u"9e rietet mehr ©djaben unb Un»

glücf in ber 2Belt an, als ein ®ieb ober Stäuber anrid;ten fann. ©efto^leneS ©ut fann man ftd) toieber burdj gleiß unb S^ätigfeit erfejjen, aber ben geflogenen guten kanten feljr fdjioer.

® ie böfe 3unge läftert ©ott, fdjroört falfdj, lügt, uerfüljrt unb oerleitet bie Unfdjulb unb bringt burdj .^llatfcfjereien unjä^ligeS Un glücf über oiele -Btenfdjen.

SSJie toahr ift bod) baS ©prüdjlein:

„ ® ie 3 uttge ift jm a r Kein unb ba t auch g a r fein

© ein, Unb bodj feblägt oielen fie g a r oft ben SRücfen ein ."

S l O e t l e i . © ■

demeinnü^iges.

SSenuenbuug f r a n f e r Startoffel n.

Shanfe Kartoffeln werben im Sacfofen getroefnet;

burch bie £>it}e toerben äße Seime ber SKifroorga*

niSmen getötet. SÜBenn man bann bie Kartoffeln in ©auerfutter umioanbelt, fo fann man fte ohne jeben ©djaben ben Stieren geben unb t>em 333eiter- greifen ber Kartoffelfranfbeit ift baburdh and) ©in*

halt getljan. ©ibt man aber bett Sieven bie fran*

fen rohen Kartoffeln, fo tuerben babureb heftige

©rfeanfungen ber üiere beroorgerufen, 35ie Kar«

toffeln tttttffen uttbebiugt erft in ©auerfutter um*

luanbelt toerben.

genhfprüdje unb £ebensrrgcln.

S)er S a g b at feine ÜHlilji; greif’ ju , fei feg unb w ad )!

2)aä ©t^m etfle tbu’ am erflcn! Sciä)t folgt baS S eifte n a $ .

$ a b ’ DieKSebuIt) m it atibetn, m it b ir bab’ nie © ebulb!

® te ungetbane ä rb e it ift ungetbane © tbulb.

* *

*

$8 ift ein from m er © p ru d j: SBaS m ebr a t* jmei be«

reabren,

3 ft fein © ebeitnni« tttebr; balb w irb’« bie SBelt er«

fahren.

©prudb« A uslegung ifl: 3)ie Sippen ftnb bie

»m e«;

äöie’a au « ben Sippen gebt, ift e« m it ibm Oorbei.

333er bir Don anbern immer ©cbledjteS fprit^t,

@laub’ mir, er f$ont aud) bitb bei anbern nicht!

ftluib niebt bei ber H tbeit, fonbern bleib’ gebulbig Unb bleibe n iem al* einem 3 uben ettoa» f $ u lb ig ! {l a l t frei bein ® u t Don ^tjpotbefen

Unb bleib nicht lan g im XBirtShauS Heben!

(12)

416 -

S ie ber gelbfdjer, fo bie ©albe, S ie bie Stuh, fo bie falbe, S ie ba« ??elb, fo ba* ©etreib’, SBie bie SBiefen, fo bie S e ib ’, SBie bec SDleifter, fo ber 3ung\

S ie ber Sänjer, fo ber ©Dtung, SBie ber ©aum, fo bie ©irnen, SBie bie grau, fo bie ®irnen, S ie ber $err, fo ber Änedjt, SQJie ber ©olbat, fo ba« ® ’fed)t.

S ie bie ?llten, fo bie ftinber.

3eiqt bie ©eit fid) bir im ©turnte,

£obt bie §öDe ooder SBut,

9lah’n fi* ®eifter, reilb unb broljcnb

® ir att« arqtr, ero’ger ®lut,

©leibe fliHe! ©tid unb freubifl

®rag bettt Ceib mit frohem SDiut!

Setin bie fcötte tobt im Borne,

©te^t’J um beine ©ecle gut.

®on bir nicht atlju lang andi beftem greunbe fprid)!

(£r bort bi<h bod) nur ^alb, beoor er fprad) oon — r^-

@oK unterhaltenb man bid) nennen, lieb, befd)eiben,

©rauchft bu gebulbig nur ber antern ©ebreafc ju leiben.

®a« ift ber ®nmbirrtunt untere« Ceben«, bag reir bie 3eit beurteileu, al« ob Re nie ein @nbe nähme, unb bie tireigteit, al« ob fie für un« nie einen «n<

fang tyätte.

ftn ber (Siferfucht liegt mehr (Sigenliebe al«

Siebe.

®a« fliDe, häu«li4e ®lttcf ifl barnm ba« ebelfte, roeil mir e« ummterbroeben ge>

niegett tönnen; geräufd)Dollc« ©ergnilgen ift nur ein frember ®aft, ber un« mit fcöflich- feit überft^üttet, aber lein bleibenber $au«- freunb.

* • *

®er S e it fotl man bertrau’n, auf fie nid)t ftcb oerlaffen;

$ab’ auf bid) felbft ©ertrau’n, reo anbere bid) oerlaffen!

Unb reo bein ©elbftoertrau’n reie ba« auf SKenfdjen bcid)t,

® a Ijab auf ®ott Sertrau’n! 91 u- ec rerlägt bicb md)t.

©ilbet, o 9Jiäüdjen, bod) nidjt« euch ein auf Äetten unb ©fangen!

®enn au« bem golbetmt ©chmud fertigte Slaron ein Äalb.

gom giidjertifd).

©oeben ifl erfdjienen ber JJttgsburgcr St. 3 °f cf5' Kalenber, ein alter, lieber unb werter ©efannter.

®efd)mü(!t ift er mit einem farbigem ©ilb: „giudbt nad) Slegtjpten" Dom belannten SWaler SLraub unb einem ganjfeitigen ©ilbe Don $ofmann: „Die @lje»

brechertn doc ©hriftu«"; baju totnmett itod) Diele ®eyt«

3Huflrationen. ®er Unterhaltung unb ©elehruttg bienen fdjöne SoltSerjählungnt unb Heine äfterf’«. 2lucb biefem Qa^rgang ift ein 'J3rei« SRätfel beigegeben. ®er ftalenber, ber nur 30 '$fg. toflet, fei beflen« empfo^Ien^

„Has X IX . 3aitrt;unbert iit IPort unb 8ilb"

Don $att« ffirämer, ein 'jSrac^twert erflen SRange«, ifl nunmehr bi« jur 34. Steferung gebieben. S i r mliffen fagen, bag bie ®erlag«banblung hält, wa« fte Der»

fptodjen, unb bag reit ba« ffierf, reelle« in GOSiefe*

rungen k 60 'J)fg. erfebeint, beften« empfehlen tönnen.

ia tr»i.

3 $ ^abe fehr reenig unb heiße boeb Äönig, !, itffein $att« ifl nidjt groß, Don jartem äJioo«;

Snbeffeu bin id) reenig b'rin.

3d) liebe bie freie Statur, bit^ lieber in S a lb unb giur,

©dbeue nicht (alt noth nag, fröhlich ohne Unterlag;

Unb ift bie ffabel reahr, lämpfte mein Slhnherr gar ffiinfl mit bem floljen äar.

luflnfung 5t* p t f i l * 1« f r . 3 8 : Ißflafter — Safler — Sfter.

ötttrbilb.

feWan leinm al ben " B la u m a d je r an , b e r V/aT

<)ie g a n g « W o c fy e F e ie r t a g ! ' » V Jb (Te>;[t I>u i^n ?*

fctrantroortltiher Webafteur: &. ^3. S a u t e n f e h l a g t r in Slu g lb u rg . — © erlag ber ö . @d)mib'f(hen « e r la g # »

• uthhanbtung in H ua«burg A 3 4 . — ©udjbruderei ber 3 of. R ö f e l ’ f<hen ©uchhanblung in Jtemptcu.

Cytaty

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Sei biefer langroierigen Teilung blieb bie Sangeroeile nicht auä. Ignatius feinte fid) nach Süchern unb feiner geiftigen Serfaffung entfpre- chenb nadh

«He ^Joft*®ft&gt;ebitiortcn unb SBurt)t)anblunqcu neunten SefteHunaen an. ;&gt;eben DonnerjUj Wirb bol B la tt abgegeben unb Derfenbet. §tamtftt unb bte pifgfteber bes

Sonntag, 2.‘älpiil.. Unb mit bem ganzen SebenSlauf ift eS nicht anberS. ®aS irbifche Seben im ganjen unb grojjen ift eine Äarrooche. Die @rbe bleibt @rbe unb

Damit genug für heute, fürwahr, närrifch geht eS in ber SBelt ju. 3 n einem größeren ©emein oefen wohnen aber atterljanb Seute jufammen, unb ba fann es benn

©efdjäft, roeldjeS (edlerer oorfjer inne ()atte, übernahm. Ter Sater fyatte fid) für feine fon nur ein Zimmer, bie täglirfje .Sioft unb ein Keines Safdjengelb

bent 5Jhmbe felbft ertaubte Speifen ju »erfagen, bem Üluge bagegen fünbljafte Slicfe ju geftatten. Sind) beine Dfyren follen faften.. S^eSnial Jowmt er juvücf unb

nommenen jTittbeS zeitigen roirb. Sichtet aber baS ßinb bie Autorität beS SeljrerS nicht, fo roirb es auch balb btc ber Gltern nid^t mehr refpeftieren, unb bie

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