El
§ Z
T
Z
no. 43.
Ein naturwissenschaftlicher-« Volksblatt
sii
iisiss
»-
Wi-
Ilzeranggegehru
nunE. K. Roßmåßler»
Wöchentlich
1Bogen. Durch alle Buchhandlungen und Postämter für vierteljährlich«
15Sgr. zu beziehen.
Inhalt:
Moor undMoorbrennen.theilungen.
VonHei-wann Meier inEmden. — DieLianen.
Abbildung)
— DieVoSelwelt imwinterlichen
Walde.(Mit
VonTheodor
Holland.-—— Kleinere Mit-1860.
Moor und Zeioorbrennen
Von
Hermann
Meter inEviden.In
denMonatenMai
undJuni geschieht
esnicht
selten, daß sich unser blauer Himmel
miteinemschmutzig gelben Nebel bedeckt,
derbald
dieLuft so sehr erfüllt, daß wir
nureinigermaßenentfernte Gegenstände kaum
zuun-terscheiden vermögen, während die Sonne erstzitr«onengelb,
dann
mehr
orange,ferner blutroth, endlich oiolett sich zeigt, beim Zunehmen
desNebels aber
demAuge ganz entschwindet. Auch die gelbliche Luft, in welcher
dieGegen- ständeeingehüllt
zusein scheinen, und ihre durch
denKon- traft bläulichen Schatten bezeugen, daß die durch
denSchleier dringenden Sonnenstrahlen eine Veränderung erlitten haben.
Es ist dies kein gewöhnlicher
ausWasserdampf gebildeter Nebel,
denndieser verändert die Farbe
derGegenstände nicht,
undwollte
mandieses noch bezweifeln, so läßt
dereigenthümlicheGeruch bald genug diesen Nebel als Rauch
erkennen. . — · »
Woher aber diese gewaltigeRauchmasse (nach Fink
in25
Moorrauchtagen
73Mill. Pfd.), welche
indemselben Augenblick ausgedehnte Landstrecken bedeckt fund oft die herrlichstenTage der schönstenJahreszeit verdirbt?
Darüber haben lange die seltsamsten Meinungen ge- herrscht,
undunsre deutschenProfessoren, diehaufig
inganz einfachen Sachen
vorlauter Bäumen den Wald nicht finden können, haben in dieser Beziehung die absurdesten Erkla- rungen gegeben
UndHypothesenaufgestellt, die rein reicher- lich sind. So heißt
esz. B. in
derleider sehr bekannten
Schrift
des Dr.Zimmermann, »der Erdball
undseine Natur- wunder«,
derLandrauch, Sommerrauch, Heerrauch, Heide- rauch, Sonnenrauch
oderHöhenrauch
verdankeseinen
Ur-sprung einem amerikanischen Prairiebrand Das ist
aller-dings ,,weither« aber
—,,nicht weit her«. Auch auf
derVersammlung
derNaturforscher
zuWien
1856sprachen sichverschiedeneGelehrte dahin aus« daß dieses Phänomen
«
bislang unerklärlichsei, jaim Jahre
1858stellte Alexander Müller in
derkönigl.
AkademiederWissenschaften zu Stock- holm
dieBehauptung auf,
dieUrsache
desHöhenrauchs sei darin
zufinden, daß die Luft durch »Lufttröpfchen«,
dassind
veränderteTheilchen
deratmosphärischen Luft, trübe geworden, diese Lufttröpschenbrächen das Licht anders,
alsdie umgebende Luft, wobei
ersichauf die scheinbar zitternden Bewegungen beruft, die
manwahrniinmt,
wennerwärmte Luft sich bei ihrer Aufsteigung mitkälterer vermischt. Diese Ansicht steht auf gleicher Stufe mit einer
andern vomSchlusse
desvorigen Jahrhunderts, als bestehe
derMoor- rauch aus abgefallenen Kometenschwänzen
Wüßten die Bauern unsrer Moorgegenden, welches
Kopfzerbrechen sie den hochgelehrtenHerren machen, so
würden sie gewiß ins Fäustchenlachen, aber das Ansehen
derjenigen, die sichNaturforscher
nennen,würde bei ihnen
bedeutend sinken,
dasie nicht mit Unrecht meinen würden,
ein Mensch mit gesunden Sinneswerkzeugen müssedoch
leicht Rauch und Nebel zu unterscheidenwiss
en.Ja wahr-
675
haftig,
werheute (23. Mai) mit gesunder Nase in Ost- friesland war,
derwird erfahren haben,
wasdie Luft erfüllte.
Ostfrieslands Boden besteht
ausMoor, Sand
und-Marsch. Wir haben
eshier
nurmit ersterem zu thun.
Man unterscheidet
dasMoorin Hochmoor
undLangmoor.
-Mit
demNamenHochmoor bezeichnet
manjene großen,
umfassenden Torflager, welche bald in geringer Höhe, bald in Schichten bis zu
40Fuß
denUnterboden
desGeest- landes bedecken
undhier
vonSandrücken durchzogen,
dort inununterbrochener Flächezusammenhängen. Es umfaßt
inOstfriesland in Allem 1272 D M., also ungefährIX4
desganzen Landes. Langmoor wird der abgegrabene,,mit
«-.z—17.zFuß
derobern abgeworfenen Erde bedeckte noch nicht kultivirte Morast genannt.
Die obere Decke
desMoorbodens,
nurPflanzendecke, ist ganz humoser Natur, aber wasserdurchzogen, sauer
undlocker. Sie ist
alsBrennmaterial untauglich; die darauf folgendeLage
vonbräunlicher Farbe giebt schon schlechten Torf, darauf folgt schonbesserer Torf, desto besser,weilfester natürlich,je weiter nach·
unten.Die Tiefe
derTorfschicht istsehr ungleich,
manfindet
denbessern Torf oft erst bei einer Tiefe
von6,
8undmehr Fuß, zuweilen schon einen Fuß
unter derOberfläche.
Der Anblick
desMoores ist traurig und
öde. Mansieht hier nicht
dasfreudige Treiben
undSchaffen arbeit- samer Menschen, hört nicht
dasWiehern
derPferde,
dasBlöken
desRindviehs,
denGesang
muntererVögel,
nurdas Klagen
desMeerhuhns unterbricht
dietraurige
·ein-same Oede. In stundenweiter Umgebung findet
man wederBaum nochStrauch, noch weniger eine menschlicheGestalt;
düsteresHeidekraut, leichenfarbigeBinsen und Gräser,
ver-mischt mit grauem Moose starren den Wanderer
an,der es wagt auf diesem trüglichen Boden,
woerbei jedem Schritt zu versinken fürchten muß, einherzugehen. Trotz
alledemdarf
mansich aber
dasMoornicht
alseineSahara
den-ken, noch wähnen, daß Adolf Bube’s
Worte inseiner ,,Wanderung
imNorden«Rings tiefe Stille-,
dieNaturerstorben,
Allübeiall desTodeskalteSchauer hier irgendwie Anwendung fänden. Wie die Natur nirgends und nie todt, sondern überall im ewigen unermüdlichen Schaffen begriffen, so auch hier. Das Moor ist reich
anPflanzen,
wennsie auch durch ihre beständiggleichförmige Wiederholung endlich
ermüden.Manche derselben zeichnen sich aber durch
dieSchönheitihrer Blumen, ja ihrer ganzen Gestalt besonders
aus z.B.
EricaTetralix,
Andromedapolifolja,
Nartbeciumossifragum, Oxycoccos paiustris, Bpjlobium angustifolium
u.A. Zwei Pflanzenformen herrschen hier vorzugsweise durch geselliges Auftreten, die Heide,
vertretendurch
Callunavulgaris,
unddasTorf- moos vorzüglichiu
2Arten, sphagnum cymbifolium und acutjfolium. Erstere befindet sich vorzugsweise auf den festeren, trockneten Theilen, letzteres in
denschwammigen, feuchteren Strecken.
Eine traurige Unwissenheitlängst verschwundenerZei-
tenbehauptete einst,
diestrafende Hand
derGottheit habe die Moore erschaffen,
denfrühernBewohnern unseres Lan-
deszur Plage
unduns, ihren Nachkommen, zur Warnung.
Unser Zeitalter ist über die Sinnlosigkeit solcher Behaup- tungen längst
zurTagesordnung übergegangen
undhat basirt auf wissenschaftlicheUntersuchungen festgestellt, daß sich
andenjenigen Stellen
derHeide,
wodas ansammelnde Wasser nicht so bedeutend
war, umSeen zu bilden, der AbflUß aber ganz
odertheilweise gehemmt ist, feuchte,
676 sumpsige Niederungen
undin ihnen Moore bilden. Es versteht sich ganz
vonselbst, daß bei dieser Bildung außer
denAbwässerungsverhältnissen die anderweite Beschaffen- heit des Bodens, seine Fruchtbarkeit
oderUnfruchtbarkeit ebenfalls bedeutend in Betracht kommt. So entstehen in
denNiederungen
desunfruchtbaren Sandbodens schon
des-halb
keineMoore, weil
derBoden
zurHervorbringung
derMoorpflanzen zU armlst.
—Allerdings giebt
eseine große Anzahl
andererHypothesen- die
wiraber hier mit Still- schweigenübergehen,gegenwärtig läßt sich die oben ge- gebenehäufig genug unwiderleglichnachweisen, namentlich für kleine Moräste. War also
dasAuftreten
derSumpf- pflanzen anfangs Symptom, so ist es jetzt
zurKrankheit selbst geworden. Anfangs bildeten sich die Sumpfpflanzen, besonders die Moose, wegen des Vorhandenseins stauender Feuchtigkeit; jetzt halten sie diese vermögeihres Baues, ihrer innern Beschaffenheit
an, wurdensie anfangs durch den Sumpf gebildet-, jetzt bilden
underhalten sie
denSumpf.
Häufig
werdenin
denMooren Bäume gefunden,
diefast ohneAusnahme stets mit dem Gipfel nach SO. liegen·
Diese Thatsache hat manche Vermuthung geboren. Viel- leicht ist folgende nicht ganz
zuverwerfen: Der Urboden
derMoräfte
war vordereTI Entstehung mit Wald bedeckt,
dasMoor bildete sich, die Bäume starben ab, sie faulten
untenund ein Nordweststurm warf sie
um.«Die meisten vermoderten
undvermehrten dadurch
dieMoorerde,
nurwenige
wurdengleich
von dernoch weichen Erde einge- schlossen,dadurch
denEinflüssen
derLuft entzogen
under-hielten sich so, durchdrungen
vonder Fäulnißwiderstehenden Feuchtigkeit,vielleicht
3000Jahre und länger.
Auch findet manzuweilen menschlicheKörper im Moor.
So wurde z. B. im Jahre
1817noch ein Gerippe gefun- den, welches wegen seiner eigenthümlichen Lage
undseines hohen
Alters dieAufmerksamkeit
desgebildeten Publikums
innicht geringem Grade auf sich
zog.Der menschlicheScharfsinn hat sich
dasMoor unter-than gemacht
undbaut auf ihm eine Frucht,
derenMiß- wachs die Bewohner
undAnwohner des Moores freilich
unteretwas verschiedenenVerhältnissenebenso sehr drückt.
als der Mißwachs der Kartoffel im Erzgebirge.
Es
warim Jahre 1707, als ein
ausderholländischen Provinz Gröningen gebürtigerPrediger, Namens Anton Bolenius, nach dem ostsriesischen Dorfe Hatshausen berufen
wurde.Auf seiner früheren Stelle in Holland hatte
ersich mit
demBau
desBuchweizens auf dem unkultivirten Moore bekannt gemacht, indem solcher damals
dortbereits getrieben wurde. Jn Ostfriesland aber lag
dasMoor un-benutzt dahin,
essei denn, daß
man dortHeide schnitt
undsolchegebunden als Besen verkaufte,
oderdaß ein einzelner Hirte seinen kleinen Schaer daselbst kärgliches Futter
an-wies. Bolenius, nicht blos ein Mann
derKanzel, des Worts, sondern
desLebens,
derThat, ließ
ausdemGrö- ningenschen einen erfahrenen Mann nach Hatshausen kom-
men,um
seinen Gemeindegliedern Unterricht
III.der Kultur
desMoores zu ertheilen. Die Kunde
Vondiesem
neuenErwerbszweige verbreitete sich schnell-
mder Umgegend, die Regierung beförderte die Einf1"ik)tU1«eg»Und Ausführung aufs Kräftigste und
nurkurze Jahre VFVgIJIgeM so
warschon in verschiedenen Moorgegenden
deremkkagliche Buchweizenbau eingeführt. Die
Scenehatte sich
MsolchenGegenden be- deutend
undzwar sum gFoßeN Vorkheil verändert. Wo vorher
nurstarre, durreHeIde meilenweite Strecken bedeckte,
sah)
manjetzt schon hul» Und wieder blühendeBuchweizen- fel
er, andenen derBlick des Wanderers sich ergötzte
und derenreicher Ertrag die Mühe
desKolonisten reichlich
677
belohnte. Viele hundert bisher unbeschäftigte Hände
wur- deninnützlicheThätigkeitgesetzt; hier und da stiegen ein- zelne Häuser, dann
ganzeDorfschasten
aus demdüstern Moore auf,
unddort,
wobisher eine weite, menschenleere Oede sich ausvdehnte, fing sich bald ein reges Leben zu
ent-Wlckeln
TU-felerte
manfröhliche Ernten einer wohlschmecken-
denundnahrhaften Frucht. Tausende
vonKolonisten
ver-danken ihr ihr Bestehen, und die Schlußworte
desBiogra- Phen
vonBolenius: Segnet diesen Mann, meine Lands-
leute! hallen wieder in den Herzen vieler tausendMenschen, die dem Buchweizenbauihr
Allesverdanken.
.
Will
manein noch wüstes
Moor zumBuchweizenbau einrichten, so ist
vorallenDingen
angute Abwäfserung zu denken. Zu diesem Zwecke zieht
manauf
demHochmoor in Entfernungen
von 6Schritt kleine Gräben; auf
demLangmoor hat
mandafür
zusorgen, daß solche in einen Ableitungskanal münden. Sind auf diese Weise im
vor-hergehenden Herbst die einzelnen Aecker durch Gräben mit einander verbunden, so wird die unebene Oberflächegehackt,
d.h.-
mitdem ,,Hauer« umgerissen. Der Arbeiter haut damit in
denBoden
undzerreißt die faserigej schwammige,
mitHeidekraut bewachseneOberfläche, die mit einem Spa-
tenmcht umgegraben werden könnte, in
lauterunordentlich durcheinander liegende Rasen
von etwa72 Fuß Länge
undBreite
und3j4 Fuß Dicke. Die unordentliche Lage befähigt diese Stücke zu bessermDurchfrieren
undAustrocknen. Die Unebenheiten
undNiederungen
werdenausgeglichen
undirlsdann läßt
mandas Feld bis zum nächstenFrühling
iegen. ,
»
Sobald im nächsten Frühling
esdie Witterung gestattet, fangt
man dieArbeiten auf
demBuchweizenfelde wieder
an.Die Rasen
werdenabermals aufgelockert,
dieGräben nachgesehen. Gegen Mai,
wenn dieRasen gut ausge- trocknet sind,
werdensie auf Haufen gebracht, damit Wind
undSonne
dasWerk
desAustrocknens vollenden. Jn der zweiten Hälfte des Monats Mai werden dieseHaufen angezündet-und
wenndie Rasen fast durchgebrannt sind, auseinandergeworfen. Jn
denfolgendenJahren werden die Rasen nicht aufHaufen gebracht, sondern nachdem solche nicht losgehackt, sondern vermittelst
des,,Krabbers« auf- gelockert sind, so wie sie
daliegen, angezündet
undalsdann diebrennenden Ras
envermittelst
einerdurchlöchertenPfann- kuchenpfanne mit langem Stiel
überdenAckergeworfen.
Sorgfältige Aufsicht ist
beim Brennensehr nothwendig, einestheils damit nicht
dertieferliegende Torf
oderbenach- barte Getreidefelder auf bereits kultivirtem Moor in Brand gerathen, anderntheils,
damit dasFeuer überall verbreitet werde,
denn davonhängt
dasGelingen
derArbeit ab.
Denn es ist nicht blos
darum zuthun, mit
derAsche
zudüngen, sondern vorzüglich
umdurch die Erhitzung des Bodens, diesem die Säure
zuentziehen. Darum ist auch ein gelindes Brennen
oderGlimmen
derstarken Gluth vorzuziehen, Es
dauert24—36Stunden, ehe ein Stück ausgebrannt ist, bei feuchter Witterung
dauert esnatürlich noch länger, und hat
mandann oft großeNoth,
dasFeuer
zuUnkerhakten»Jn sehr nassen Sommern gelingt
dasBrennen sehr unvollkommen.
· «Sobald der Brand gelöscht Ist- beeilt
Mansich-
denBuchweizen
zusäen, und damit der Same bedeckt werde, ohne daß die Asche sich verwehe, fährt MEDIUM
WemDornstrauch darüber her. Dieses Brennen kann erfah-
678 rungsmäßig mit gutem Nutzen im Allgemeinen— sechsJahre nacheinander geschehen,
dannaber bedarf
dasMoor einer 20jährigen Ruhe,
umseine obere Decke
zuregeneriren.
Wird
dasBrennen länger, als im Allgemeinen
6Jahre fortgesetzt, so
werdenzwar noch einige Ernten erzielt, sie sind aber dürftig und die Reproduktionskraft des Moores zur Wiederherstellung seiner obern Pflanzendecke wird unverhältnißmäßiggeschwächt;
dasMoor wird, wie
manin Ostfriesland sagt, ,,todt« gebrannt und todt ist es dann für
30undmehr Jahre.
Daß bei-solcherProzedur eine erstaunlicheRauchmasse,
wieschon Eingangs erwähnt, erzeugt
werdenmuß, ist selbst- verständlich. Man bedenke, daß jährlich
30——40,000 Morgen
Moorgebrannt
werden. Dr.Prestel
zuEmden berechnete,daß während
desBrennens über
demBourtanger Moor, welches
25D Meilen groß ist, die Höhe
derRauch- masse 9——10,000 Fuß betrug, das ist die halbe Höhe
desChimborasso. Die ganze zwischenliegendeLuftschicht
waralso mit dichtem Rauch angefüllt. Daß also in
denMo-
natenMai
undJuni die Ostfriesen
undihre Nachbarn,
wenn derWind ihnen
denstinkenden lästigen Moordampf in die Städte
undHäuser bringt, inicht auf Rosen gebettet sind, bedarf gewiß keiner Begründung. Aber
esfällt hier Niemandein ein, wie
manwohlanderwärtsgethan hat, auf ein Verbieten des Moorbrennens zu dringen,
dennohne diese billige
undzugleich so zweckmäßige Kulturmethode müßten zahlreicheEinwohner unseres Landes darben. Für diese ist
dasMoorbrennen eine Lebensfrage. Ohne Moor- brennen hätte
dasMoor, da es ihnen nicht möglich, andern Dünger herbeizuschaffen, für sie keinen Werth, man» be- nähme ihnen also die Möglichkeit, sich einen eignen Herd
zugründen,
odererschwerte ihnen
dieswenigstens; die Besten
würden übersMeerziehen,
die andern dasschon vorhan-
deneProletariat vergrößern,
und daswüste Land
würdeunbebaut bleiben für noch lange Zeit. Und diese Uebel- ftände wären
danndoch größer, als das Moorbrennen.
Man hat ferner dem Moordampf folgendeWirkungen zugeschrieben:
1) daß
erdenRegen und 2) die Gewitter vertreibe, 3) daß
dasMoorbrennen Winderzeuge, 4) daß
derMoorrauch
kaltsei
undzuNachtfrösten
Ver-anlassung gäbe,
5) daß
erdie Haarmücke (Bibio marciL.) mitsichführe.
Wenn wir
derErfahrung (so fällt z. B. in diesem Augenblick,
25.Mai Abends
6Uhr ein sehr erquickender Regen, trotzdem die ganze Luft mit Moordampf angefüllt ist) mehr
trauendürfen,
alsmeilenweit auseinandergehen-
denMeinungen
undBehauptungen,
dannsind diese An- schuldigungen theils noch durchaus nicht erwiesen, theils aber geradezu-falsch. Es
würdeuns zuweit führen, dies hier nachzuweisen.
—Die Regierung zu Trier berichtete im Jahre
1826 andenKönig: »daß
derMoorrauch auf
denf
Weinbau einen entschiedennachtheiligernEinfluß habe, als irgend eine ungünstige Witterung.« Jn keinem Jahre wurde
dasRheinthal stärker
vomMoordampf heimgesucht
als1858, und dennoch fiel die Weinlese in jeglicher Be- ziehung so günstig aus, wie irgend je zuvor.
Daß Theorie
undPraxis oft himmelweit auseinander gehen, das lehrt auch
derMoorrauch.
----.«--TX(ZQ-—YX-——
679
Yie Ostianen
Wenn wir uns mit kindlicher Hingebung als das Er- zeugnißunserer heimthlichen Natur erkennen, so ist
esnamentlich
diePflanzenwelt, welche zu diesem Ergebniß
dasMeiste beiträgt,
undselbst in den mit Pflanzen
nurkärglichgeschmückten Polarländern bewahren jene
dasver- armteMenschenleben
vorgänzlichemVersinken
UnterdemEinflusse ausschließend thierischer Nahrung-I Der Verkehr
desMenschen mit
derPflanzenwelt ist deshalb auch ein ungleich innigerer und mehrseitiger als der mit
derThier- welt,
UnddieBlumenspracheist mehr als blos eine Spielerei empsindfamer Mädchenseelen: sie ist ein sinniges verständ- nißsuchendesAnschmiegen
andie Pflanzenwelt. Wenn wir zuweilen ein Büchlein über die Blumensprache
nurungern in der Hand Unserer Töchter sehen,
unddabei
angefähr- liche Liebeleien denken, so mögen wir dazu wohl zuweilen guten Grund haben-, aber einen Theil
andiesem sentimen- talen Auswuchs
derNaturliebe haben wir selbst, weil wir
esnicht verstehen in unsern Kindern einen kundigeren Ver- kehr mit
derPflanzenwelt heranzubilden.
Die besseren Blumensprachen, in
denenmaneine feste
UndübereinstimmendeSymbolisirung
derPflanzen findet.
gehörennicht blos in die Hand Verliebter, sondern
könnenauch
demernsten
ManneGenuß gewähren,
wennsein Ernst nicht Sauertöpfigkeit ist,
und ersich,
einHerz für sinnige Naturbetrachtung bewahrt hat.
Erfindet, daß
inderDeutung
derPflanzen oft eine tiefgemüthlicheAnschauung liegt, und
erlernt daraus eine ganz
neueAuffassung
desPflanzenreichsgewinnen.
Jch weiß in
derThat nicht, wie weit sich die deutschen Blumensprachen ihre morgenländischeAbkunft bewahrt haben, soweit überhaupt die Verschiedenheit
dermorgen- ländischen
Undderdeutschen Pflanzenwelt
eineUeberein-stimmung
inderBlumensprache zuläßt; jedenfalls
aber war dasblüthenreiche Morgenland geeigneter
alsunsere einfachere
undernstere Natur,
dieErfinderin
derBlumen- sprache zu werden. Buckle führt es uns in seinem be-
kanntenBuche meisterhaft aus, daß die Natur durch ihre überfchwengliche Kraftfülle
andem einen Orte
denMen- schenunterwirft und ihm das Gepräge eines thatlos Ge- nießendengiebt, ihn ganz zu dem Ihrigen macht-, während
(ananderen
Orten
derMensch sie unterwirft
undsich selbst- ständiger entwickelt. Es steht damit vollkommen im ZU- sammenhang, daß das beschauliche Leben des Orientalen mehr zu einer sinnigen Betrachtung
derPflanzenwelthin- leitete, als uns das unsrige, die wir unserer kargeren Natur
inunausgesetztem Arbeitskampfe abringen müssen,
waswir bedürfen.
Immerhin trägt aber auch
derdeutsche Boden seine symbolischen Pflanzen; wir brauchen
uns nuranEiche
undLinde Und Epheu
zuerinnern.
·Bald ist
nureine tiefere sinnigere Auffassung und ein geistvolles Verständniß im Stande, sinnbildliche Bedeu- tungen in die Pflanzen
zulegen,
odervielmehr
ausihnen herauszulesen, bald springen dieselben selbst
demAchtlosen leicht in
dasAuge.
..Bei keinen ist Letzteres mehr
derFall, als bei den S-chlingpflanzen, die ein Jeder sofort
zumSymbol
desinnigen Anschmiegens macht. Wer dächtebei
demNamen
derLinnen nicht blos hieran, sondern auch
andie üppige Lebensfülle
dertropifchenPflanzenwelt überhaupt.
Alexander
v.Humboldt,
derauch in
dersinnigen
UndNach künstlerischen
undnach Schönheitsgesetzen
vor-» -,--,——— ,.-,.»--—«——.
gehenden Naturbetrachtung den Weg gebahnt hat, führt die Lianen als eine
von.denneunzehn Hauptformen
an,in welchen das Pflanzenreich
vorunser gestaltordnendes Auge hintritt. Er sagt: »zu dieser (von ihm vorher genannten) Arum-Form gesellt sich die Form
dertropischen Lianen, in
denheißenErdstrichen
vonSüd-Amerika in vorzüglich- ster Kraft
derJegetationz Paullinja, Banisteria, Bigno- nien, Passifloren. Unser rankender Hopfen,
undunsere Weinreben erinnern
andiesePflanzengestalt
derTropen-
welt. AmOrinoco haben die blattlosen Zweige der Bau- hinien oft vierzig Fuß Länge. Sie fallen theils senkrecht
aus demGipfel hoher Switenien herab, theils sind sie schräg wie Masttaue ausgespannt;
unddie Tigerkatze hat eine bewundernswürdigeGeschicklichkeit, daran auf und ab zu klettern.«
Die wir die Natur nicht auf jenen Höhepunktenihrer Pflanzenerzeugung besuchten, wir sind nicht im Stande,
Unseinen Begriff
davonzu machen, wie
dasGewirr
derLianen die Tropenwälder für Menschenvöllig unzugänglich macht; wie
eszum Bollwerk wird, hinter welchem
daslächerlicheGeschlecht
derAffen
voruns, seinen höher
ent-wickelten Brüdern, sich Vollständig sicher weiß-
Leider ist
dieKunst
derPhotographie wenig geeignet,
unsein Bild
von einemlianendurchschlungenen Urwald vorzuzaubern,
undPinsel
undGriffel erlahmen
vor derAufgabe das verwirrende Chaos zu schildern. Eins der besten
vondenwenigenBildern, welche wir
vonUrwäldern besitzen, ist in den ,,24 Vegetationsansichten«
vonH.
v.Kittlitz enthalten,
vonwelchen Alexander
vonHumboldt im Kosmos mit so
vielAnerkennung spricht.
Die Lianen-Natur ist nicht auf
einePflanzenfamilie noch
vielweniger auf einzelne Gattungen beschränkt, sie findet sich
beizahlreichen Familien
undGattungen,
Undoft zeigt eine
unddieselbe Pflanzengattung in einzelnen Arten Lianenform, in andern nicht. Dasselbe Verhältniß finden wir auch in unserer deutschenFlora: windendePflan- zen in verschiedenen Familien, windende
undnicht windende Gattungen in derselbenFamilie, windende
undnicht win-
dendeArten
in derselben Gattung.
.Von
denwahren windenden Pflanzen unserer Flora müssen wir die kletternden und rankenden Pflanzen unterscheiden; jene, die wahren Lianen, sind diejenigen, bei
denenderStengel sich schraubenförmig
umeine fremde Axe windet,
undzwar regelmäßig bei
deneinen
vonlinks nach rechts, bei
d'en andernvonrechts nach links. Eine
kletterndePflanze ist
z.B.
derEpheu, rankende sind die vielen Wicken-
artenUnddie Zaunrübe (Bryonja).
Die windenden Pflanzen, also die Lianen unseres deutschen Bodens, sind in
derAufeinanderfolge des Linne- schenSystems folgende
:Unsere beiden Winden
art en(Con- volvulus arvensis
undC.sepium); dif Gelsblattarten (Lonjzera Perjclymenum, L.Capkjfs)11um Und L. semper- virens); die zwei windenden KnöterIgJAkten (Polygonum
Convolvulus Unddumetorum)
;»d·as Blttersüß (solanum Dulcamara), die Weinreb«e (V1tlsvjnjfeka)- die Garten- kresse (Tr0pae01um Ins-Jus)
,der Hopfen (Humulus Lupulus).
Wir sehen also- daß UnsereFlora nicht reich
anLianen
ist,
Unddaß
von dengenannten außer
dernurselten
bei unsvorkommenden verwilderten Weinrebe
eseigentlich
blos derCHOpr Ist und die auch
nurselten in Masse auf-
681
tretenden Geisblattarten, welche unserenGebüschen einiger- maßen einen tropischenLianenanstrich verleihen.
Sie werden aber dabei
anmanchen Orten Deutschlands
vonder Waldrebe (Clematjsvita1ba) wesentlichunterstützt, obgleichdiese in dem angegebenen Sinne keine echteSchling- pflanze, sondern mehr eine rankende ist. Sie hat jedoch keine eigentlichenselbständigen Ranken wie die Wicken
und derBlätter Weinstock, sondern die langen Stiele ihrer gefiederten
dienen ihr, oft viele Ellen hoch in
denGebüschen aufwärts zu steigen, indem der Stamm selbst
nurwenig windende Neigung zeigt. Dasselbe ist
esauch mit
dem«
682
alsdann leicht für die Blüthen des tragenden Buscheshal-
tenkönnte. Dies gilt z. B·
voneinem blaublüthigen Sturmhut (Aconitum Cammarum). Einige Arten
derStorchschnäbel (Ggi«anii1n1)machen
esähnlich, be- gnügen sich aber mit
derbescheidenen Höhe
von dreibis vier Fuß, welche freilich ihre fadendünnen Stengel ohne fremde Unterstützungnicht zu erklimmen ini Stande sein würden. Das bekannte Klebkraut (Ga1jum Aparjne) häkeltsich, wie wir alle wissen, mit tausend kleinen Wieder- häkchen in Schlehdornen und
anderenGebüschen überall
an, undkommt so empor.»
Wein ock, der
iebenfallsmehr seiner gegabelten Ran-
ken zustm Festhalleck bedient und zumfwindenden Gewachs bei uns eigentlich fast
nurgelegentlich
inseiner Verwil-
derun
wird.
, »Agkidere Pflanzen unserer deutschenFlora bedienen sich noch anderer Mittel
umemporzukommen-« fManchen ge- nügt es dazu, in den Erlen- und Weidendickichten zwischen dem Zweiggewirr ihre langen schwachen Stengel hindurch zu schieben und dieselben rechts
undlinks
vornund hinten anzulehnen, bis die Zweigspitzen oben
andas Tageslicht
kommen und ihre Blüthen entwickeln, die der Unkundige
Die Fla chsseide (Ouscuta), deren mehrere Arten in Europa vorkommen, ist zwar
nurein schwächliches Gewächs,
«
zeigt aber doch wahren Lianencharakter,
undnamentlich fällt
die größte Art (C. europaca) schondeshalb sehr in
dieAugen,s
weil sie anstatt
dergrünen in allen Theilen blos eine roth-
gelbe Farbe zeigt und ganz blattlos ist. Die Flachsseide
umschlingtnichtblos die Pflanzen,
andenen sie emporsteigt,
sondern sie heftet sich auch vampyrartig mit zahlreichen
Saugwarzen
anihrem Schlachtopferfest· Es wird Niemand
untermeinen Lesern undLeserinnen sein, dem nicht schon
einmal das schon durch seineFarbe hervortretende Gewirr
683
der
Flachsseide aufgefallen wäre, welches vorzüglich
amRande
vonGebüschen sich häufig einnistet. Und
wennwir
vorder Heuernte aufmerksam suchen, so werden wir finden, daß fast auf jeder Wiese Miniaturgruppen
vonLianen vorhanden sind:
Die gemeine Flachsseide (C. spithymum), in zier- lichen Schlingen
undRanken
von«derselbenrothgelben Farbe
anallerlei Wiesenpflanzen emporwuchernd und mit ihren verderblichen Umarmungen die verschiedenartigsten Nachbarn zusammenschnürend
Doch alle unsere Lianen bleiben immer
nurschwache Modelle
von derWirklichkeit zwischen den Wendekreisen,
wodiese Graziösen als Pflanzenschlangen austreten und was sie erfassen können erwürgen.
Vergleichen wir unsere Fig.
1mit
derAbbildung in Nr.
30d.
vor.Jahrg. sosehen wir
dortnureinen schwachen Versuch dessen,
washier vollendete Thatsache ist. Dort hatte ein Geisblattstengel einen Birkenzweig umschlungen;
aber nach langemKampfe
warderErwürger selbst erwürgt
worden.Hier hat die vegetabilischeSchlange gesiegt. Als
dasabgebildeteExemplar in Mexiko *) abgeschnitten wurde,
war derLianenstengel offenbar selbst noch lebendig,
erumschlang aber eine Leiche,
denndasumschlungene Stämm- chen
—eine Laubholzart, wie der anatomische Bau
desHolzes lehrt
—trägt die unverkennbaren Merkmale
der trocknenFäulniß
undwargewiß schon seit
5——6Jahren
todt.Es hat sich aber wohl ebenso lange gewehrt,
dennoberhalb
dereinzelnen Umgänge
derLianenschlingen sieht
man
deutlich den-Dickenzuwachs
anihm,
wieerdurch
denabwärtssteigenden,durch die Schlingen gehemmten Bil- dungssaft bedingt ist (S. 1859, Nr.
14und15).
An der Liane sind ziemlich deutlich abgesetzt fünf- zehn Jahresringe zu zählen, während
dasStämmchen,
oderwahrscheinlichrichtiger
derZweig, jedoch viel
undeut-M) Ich
verdanke dasschöne Exemplar
derGütedesHerrn Wendenburg,
eines derthätigsten Mitglieder
des Humboldts Vereins inBnnzlan.
licher,
etwaebenso viele hat. Wenn
nunletzterer sicher schon seit
5Jahren
todt war, undebenso lange nach
derUmschlingung noch fortgewachsenist, so
war eralso
etwa 5Jahre alt,
alsdieUmschlingung eintrat, womit überein- stimmt, daß die innersten
5Jahresringe die breitesten
undnormalsten sind.
Unsere
umein Drittel verkleinerte Figur zeigt, daß die Liane vielleicht blos
inAbsätzen einige Umschlingungen macht und
dannwieder eine Strecke weit gerade fortwächst.
An dieser geraden Partie ist
derQuerschnitt
derLiane rund, in den Schlingen dagegen seitlich gedrückt eiförmig,
wasohne Zweifel seinen Grund darin hat, daß anfänglich der noch lebende Zweig durch sein Wachsthum einen Gegen- druck ausübte
undspäter, als
ertodt war,die dicker
wer- dendeLiane diese ihr aufgenöthigtePressung beibehalten mußte. Die Liane ist übrigens,so weit sievorliegt, wahr- scheinlich mit einigenkümmerlichen Kurztrieben (S. Nr. 32) versehen gewesen, deren Spuren mit
derzugehörigensehr eigenthümlich gestalteten Blattstielnarbe
andemExemplare vorhanden sind. Bemerkenswerthist die ringförmige schmale Wulst
an derStelle,
von wodie Liane in die gestreckte Richtung übergeht. Vielleicht rührt sie
voneiner End- knospe her, welche hier gesessenhat. Dann müßte
ange-nommen
werden, daß sich
nurdie Lianenspitze
amSchluß
jeder Vegetationsepoche
Umeine Stütze windet
unddannin der nächsten in gestreckterRichtung fortwächst,
umwiederum erst
amEnde derselben sich vielleicht
aneinem
ganzanderenPflanzenstengel festzuwickeln.
·
Welche Pflanze
esgewesen sei, welche
unsdies Stück nach Europa geliefert hat, kann ich ans Mangel
anlite- rarischen Hülfsmitteln, die vielleicht überhaupt nicht
vor-handen sind, nicht ermitteln. Wahrscheinlichhat sie
nur anihrer Endspitze Blätter und Blüthen gehabt
undhat
darummit ihren seilartigen, nackten Stengeln wohl ein staunenerregendes,
an einSchiffsverdeck erinnerndes Bild geliefert,
abernicht
dasleichte gefällige Laubgewinde
un-seres Hopfens,
wieesunsere
andereFigur
zurErinnerung
anden
geschiedenen
Sommer malt.Yie Yogelwelt im winterlichen Walde
Von
Theodor Holland.
Noch starrte der düstere Nadelwald im winterlichen l Ruhe? Die
dusuchst sind nicht mehr hier; in jenen lieb- Schauer, die entlaubten Buchen und Eichen strecktenihre
nackten Arme
demnahenden Frühling flehend entgegen
undvermochten nicht die Horste, die sie schützend umhingen,
demAuge zu verbergen; dort stand noch der mächtigeHorst eines Fischadlers
undschaute sich vergeblich Hülfe bit- tend nach seinen herrlichen leichtbeschwingtenBewohnern
um,denn
derwilde Sturm hatte schon gewaltig seine Grundfeste, einen langen trocknen Buchenzopf erschüttert.
Jegliches Leben schien
aus demWalde gewichen. Jch
«
glaubte die weiten Zimmer eines lieben Gebäudes zu durch- wandern,
ausdem Freunde
undBekannte, die ich
vorKurzem noch in reger und heiterer Freude getroffen,
ver-,
schwunden waren; kein froher Gesang ertönte
in densonst so belebten Hallen,
derNachhall meiner eigenen Tritte allein schallte unheimlich durch die öden Räume und schien mir unwillig zuzurufen: Was störst«du die Stille unserer Ein- samkeit- gönnst
duauch diese kurze Frist uns nicht zur
lichen Gefilden,
wodie Sonne glühenderstrahlt, Mutter Natur
dieErde üppiger schmückte,
dorttummeln sie sich jetzt im reinen Blau
desAethers und erfreuen sich der blühendenFluren.
So lag
derpommersche Wald
ödeund einsam da; kein
muntrer
Fink ließ seinen hellen Schlag thonen, kein ge- schwätziges Laubvögelchenzwitscherte in
denZweigen, keiner Nachtigall ergreifendes Flöten durchzlttekte zUt Nachtzeit
denWald. Alle diese zarten Waldpewohner
waren vorden
unzarten Liebkosungen des Wlnters dem milderen
Süden zugeeilt.
»Aber alles Leben ist Denn doch Mchk geschwunden. Unser Zimmermeister SpechtJM bunten Rock hat
unsnicht
ver-lassen,
ettrotzte
demElsmcmne und sitzt, unbekümmert
umseine frostigen FIMOVWUUSM
anden Eichknorren oben
underhöht durkh sem emsiges Klopfen noch mehr die
monotoneMelancholie
desWaldes. Als
ermich aber gewahrte, flog
685
er
erzürnt kreischeiid,daß ich ihn bei seiner Arbeit gestört, davon.
.Jetzt wieder Todtenstille rings herum. Da plötz- llch»schemt sich die Tanne
vormir zu beleben; ein leises Zwitschern und Piepen durcheinander ertönt
ausderselben hervor- Ich
treteNäher; ein Trupp niedlicherMeisen klettert den Federpelz weit aufgelockert, nach Nahrung suchend
in
den dunklen Tannenästenherum. Sogar auch ein Liebes- paaL
TMKreuzschnabelpaw hat sich hierher in diese Win-
terauverirrt und treibt dort in den Nadelzweigen sein neckend Spiel; und
munterauf
demKlafterholz hüpft
derGrolßjochem wie der Landmann spöttisch
denkleinen Win- terfanger, den Zaunkönig, nennt,
undsingt ihnen trotz Eis und Schnee
dasBrautlied. Ein Rabe sieht
demTreiben zu und schimpft
undkrächzt
vonoben herab, daß das kleine Volk in seiner geheiligten Nähezulärmen wage;
— oalter Lügenprophet,
dubist erkannt, die Zeit deiner Geisterherr- schaft ist längst ins Graue gerückt;
denkedujetzt
nurdarandir auch
einHochzeithaus zu suchen, Frau Rabe harrt delFUeF schPIF sehnlichst. Am Rande
desWaldes zirpen klaglich einige Ammern, während unweit in
denZweigen
einer
Buche eine ganze Schaar Zeisige lustig durcheinander
schwatzen. Eine flinke Haubenlerche läuft eifrig suchend auf dem Felde herum, unbekümmert
umeinen Schnee-Aar
der
dort übers Feld hinzieht.
’Hier hat ein Förster feine Behausung. Von
deinScheunendache neckt sicheine Elster mit
demHunde,
demHüter
desHauses-, in
denBäumen des kleinen Gärtchens belusti- gen sich Hänflinge
undSperlinge, jedes nach seiner Art-.
Jenseit
desFeldes dehnt sich der Wald
vonNeuem aus. Ein lustiger Trupp Ziemer hat sich
dortin einer Fohrenschonung niedergelassen
undweiß nicht
genugvon deralten nordischen Heimath
unddenerlebten Reiseaben-
teuern zuerzählen, .daß
desSchwatzens
garkeinEnde wird. Darunter lärmt
undkräht ein Heher, doch sein Schelten kümmert die laute Wandergesellschaftwenig. Auf einem Aste jener alten Eiche, die, selbst schonhinfällig,
amWaldessaum hier ihr riesiges Geschlecht der Vorzeit allein
nurnoch übertrauert, läuft pfeifend
eineSpechtmeis
eherum, begleitet
vonden
monotonenMelodien eines tiefer sitzen- den Baumläufers.
Weiterhin hat
derbärtige Forstmann seine Dohnen gestellt; ein
armesRothkehlchen hat sich
indenselben
ge-fangen, kleiner Sänger, dein
muntrerGesang ist verstummt, unschuldigbüßest
dumitdem Verfolgten. Mittenim düstern Walde auf einer mächtigen Föhre hat ein Paar
vomSeeadler seinen erhabenen Wohnsitz aufgeschlagen;
dasMännchen ist auf
dennahe gelegenen See fischen geflo- gen, während sich
dasWeibchen mit Muttersorgen quält, in diesem Jahre früher
alssonst,
dennschon in
denersten Tagen
desMärz brütete sie auf zwei Eiern.
686
Auch Fremdlinge aus hohem Norden haben sich hier eingefunden; Seidenschwänze treiben sich in Schaaren herum. Euch hat wohl der strenge Winter
desNordens in unsere Gegend vertrieben? Doch ihr seid nicht allein gekommen, mit euch suchten auch andere Zierden
desNor- dens Schutz bei uns, seltene Gäste, Schnee-Eulen in ihrem bunten weißenGefieder.
Aber ihr erinnert mich daran, ich mußhinaus
andie Küste, auf
denGreifswalder Bodden und
denbenachbarten Oftseestrand,
dortdie nordischen Seegäfte zu begrüßen, die zahlreich
daeingefallen sind.
Eine
neuebelebtere
Welteröffnet sich
dortdemAuge.
Schaaren
vonWasservögeln
tummelnsich auf den eisigen Wellen, oder irren durch
dieLuft,
oderbeleben
diebenach- barten Strandfelder.
Dort schwimmt dem Eise entlang eine Schaar Eis- Enten, Klaushanik
vonden Fischerngenannt, erhebtsich aber,
alsunser Boot ihr naht,
umnach kurzem Fluge in ihr Element wieder zurückzufallen.Weiterhin wiegen sich in stiimmer Schönheit mehrere stumme Schwäne majestätisch auf
denWellen, stets in angemessener Entfernung
von un-serem tödlichen Blei. Der Küste
zufliegt ein großer Schwarm schnatternder Saat-Gänse, Verderben sinnend
dengrünen Wintersaaten, und
vondrüben her,
vonder Insel Koos dringen die sonoren Töne einer Singschwan- Gesellschaft zu unserm Ohr. Vor unserm Boote zieht in langer Reihe eine Schaar schlanker Vögel, Lousangel schimpft sie
derFischer,
derOrnithologe benennt sie
Co-lymbus septentrjonaljs. Unser Feuerrohr kracht,
— ver-schwunden sind alle in
derTiefe,
nureiner versucht
ver-geblich
denandern zufolgen, ihn hatte sein Schicksal erreicht.
Auch
dieübrigen Wasserbewohner sind durch
denKnall in Bewegung gerathen. Größere
undkleinereEnten-Gesell- schaften:
AnasBoschas, nigra-, fusca,
mollissimaziehen über
demWasser hin
undeinige Möven:
Larus canus,argentatus,
marinusdurcheilenscheu die Luft.
Jetzt aber denkt Helios ernstlich daran seine feurigen Rosse heimzulenken und mahnt auch
unsdemheimathlichen
Strandezuzufahren. Auf
demSeitenwege treffen wir noch auf einzelne Säger,
denNork derKüstenbewohner.
Demselben Ziele mit
unssteuert
einärmlichesFischerboot
zu,schwer
mitBeutebeladen, ihre Grundnetze hatten reiche
ErnteunterdenGrund-Enten gehalten·
Armegetäuschte Vögel; ihr hofftet einen gastlichen Strand
anunserer Küste zufinden,
undTod und Verderben bereitete
maneuch;
ver-geblich wird
derferne Jnselbewohner
euerharren, seine Vorrathskammer mit
euernEiern zu füllen.
(Journal fürOrnithologie. Heft Nr.
6.var. 1859.)
Kleinere Mittheilungen.
Die
Regenmenge
inIndien. Professor
Dove batinseiner lehrreichea Abhandlung
über dieVertheilung
desRegens auf
derOberfläche
dekErdeauf
denhohen Betrag vdesjahr- lichen Niederschlags
inverschiedenenGegenden« Indiens»
auf-merksam gemacht
und diewahrscheinlichen Ursachenerörtert.
Dievon ihm
angeführten speciellenBelegevervollstandigt
Dr.Buist
indenVerhandlungen
derGeogr. Geiellfchaftzu Bombay,
indemerfolgende Zusammenstellung
derPunkte giebt,
inwel-chen
DiegkößkejåhklichcRegenmenge beobachtet
wird- JmöstL Indienu.d.BaivonBengalen.Höhe überd.Meere.Regenmengr.
Chetapuvjee
4500 E.F. 610E.Z.-
Syihet
5000 209Tavoy
. . . . . 0 208Jinöstl. Jiidienu.d.BaivonBengalen.Höhe überd.Meere.Regenmenge.
Moulniain . 0B· F. 175E.Z.
Akyab
. . . 0 155Darjeeling
. . 7000 125Mahabuleshwar
. 4500 248AnderWestküstevonIndien· Höhe überdemMeere.
Regen-neuge.
Attapiri
2200E.F. 170E.Z.Khandalla
. 1740 168Atrimallay
6000 164Dhapuli
. . . . 900 138Angarakandy
. . . . 0 124Cannanore . . . . 0 121
(Peterm. geogr. Mitih.)
687
Strafrecht
undMetallnrgik. Jn
einerNummer
der,,Berliner Gerichtszeitung«
vom l.Nov. vor.Jahres
findeich zufällig folgende Mittheilung,
welchevielleicht
Vollgroßem JU- teresse ist. »Seit einiger Zeit versetzte
einIndividuum
beidenverschiedenen Bureanx
desLeihamts
inParis Silberbarreu,
welchemanuntersuchte
und,nachdem quwicht
undZeichen,
die denWerth desselben garantirten, verinrirt
worden waren, ohneSchwierigkeiten annahm·
DieAdministration
wundertesich nichtsdestoweniger
überdasHerbeiströmcu
desSilberg· Oh-gleich
dieBarrendurchaus nichts Verdächtiges
ansich hatten, sing
man anArgwohn
zuhegen,
und um genau zuwissen,
woran man war,
schickte
man sie indieMünze. Hier
wurdendie
11«ötbl"gell Versuche
mitgrößter Genauigkeit
vorgenommen undeswurdeconstatirt, daß
man eineComposition
vorAugen habe,
inwelcher Antimon, Zinn
u.s.
w.enthalten,
derenBasis
aberBlei»war. Diese Substanzen
waren insolcher Weise
zu-snmmellgeietzk,daß auch
diegeübtesten
Kennergetäuscht
werdenkonnten,
unddie QuantitätMetall,
welche inSilber 1000Fr.
werth gewesen wäre, repräsentirte
inWahrheit
nur2Fr.
25C.Diese Entdeckung setzte
dieAdministralion, welche auf
einfast werthloses Pfand beträchtliche
Summendargeliehen
hatte, ingroße Aufregung.
DiePolizei
wurdebenachriehtigt
undiuallenBnreaux befleißigte
mansich
einerlebhaftenWachsamkeit.
Am 6.kamdasbetreffende Individuum
indas Bureau derStraße
St.Honore,
umaufs
Neueangebliche
Silberbarren inVersatz
zugebeu.
Man hieltihnunterirgend
einemVor-warmefest-
während ein Commisging,
Um denPolizei-Commissar
der SectionPalais-Royal
zubenachrichtigen.
DerMann mitden Silberbarren wurde arretirt. Ergab
an,erheißeMichelD.·..
Er
schien
seineVerhaftung ziemlich leicht
zunehmen nndbe- hauptetefortwährend,
ermüsse
früheroderspäter
sein Glückmachen,
daerderUrheber einerwichtigen Entdeckung
sei. Esscheint
inderThat,
alskönnedieComposition,
vonwelcher
er einenso strafbaren Gebrauch gemacht,
dasChinasilber u.s·
w.inden
verschiedensten Verwendungen
miteinemgroßen
Unter-schiede
imPreise ersetzen·
Das Atelier, welchesMichel ineinerentlegenen Straße
vonMontrogne eingerichtet hatte,
wurdeuntersucht,
undmanfand
einegroße Menge
unechter Silberbarren. DerSchuldige
wurde derPolizei-Präfeetur übergeben.«
Wenndie ganze
Geschichte
inWahrheit beruht, so liegt hier vielleicht
einsehr interessanter Fall
vor,nämlich
der,daß
dieStrafrechtspflege
einenEingriff
indieMetallurgik wagt. Jst
diefragliche Metallverbindung
beidemungeheuern Preisunter- schied
dem echten Silberwirklich so ähnlich
oder vielmehr demAnsehen
undGewichtnach so nahezu gleich,
wieesdieser
Mit-theilung nach
derFall sein müßte, so
wäreesja
fürdieBe- hörden beinahe eineUnmöglichkeit
dieSilberverfälschnng
zuüberwachen.
MeinesWissens
hatseitdem
voneinersotäuschen-
denMelallverbindung nichts
verlautet. Eswärehöchstwichtig
demwahrenSachverhalt
aufdieSpur
zukommen. VorderHand sind allerhand Gedanken,
dieEinemdabeikommen,
zu-rückzuhalten.
Eine
Berichtigung.
Gernnehme ich folgende sehr
ein- leuchtendeBerichtigung auf,
welchemirinBeziehung auf
dieMitlheilung
in-Nr. 33»Fortpflanzungsgeschwindigkeit
desDon- ners« von einemLeser unseres
Blatteszugeht.
»Im
4.Bande vonArago’s
Werkensindet sich
eingroßer Aufsatz
überGewitter,
denich benutzen
will:Meistens, fagtArago, bewegen sich
dieBlitze nicht
ingerader
Linie,sondern beschreiben
einenvollkommendeutlichen Zickzack.
Häusig fahren diese Blitze
aus einerWolkengruppe nach
der anderen,ihr gewöhnlicherLauf geht
abervon denWolkenzurErde. Jn diesem letzten Falle
kommt esauchvor,daß sich Viele Blitze gabelig zertheilen, ja selbst
indreiZweige spalten, so daß
alsoauseinemeinzigen Lichtstreisen,
dervonderWolkeausgegangen,
ineinemgewissen Punkte seiner Bahn zwei
oder dreivöllig
von einandergetrennte entstehen. Diese Zweige
weichenunter einembeträchtlicheu
Winkelaus einander under-reichen
dieErde anweit von einanderentfernten
Orten.Jm
Jahr1794 wurde inFreiburg
einsolcher dreistrahliger Blitz beobachtet, dessen
mittelsteSpitze
ein aufdemDomplatze
ge-legenes Haus traf;
dersüdliche Zweig desselben entzündete
ein anderes inderVorstadt, Uabe
beiderStockmühle belegenes
Gebäude und derdritteZweig» ging
über dieStadt innordwestlicher Richtung hIU
Undsetzte
eineStroh-
hütte nahe bei dem
Dorfe Klein-Watersdorf
inBrand.
Das inderNähe
derStockmühle entzündete Haus
.
688
lag
3807Fuß
von demauf
demDomplatze getroffenen,
unddieEntfernung
vonletzterem
biszurentzündetenStrohhütte betrug
8284F«Uß-
— SoweitnachArago. Sicher hat auch jeder schon gesehen-» daß Blitze
imZickzack
weitvonihrem Ausgangs- punkte seitwärts
wegschießen.
Eswirdoderkannalso
vor-kdltxmell-daß
elllBlitz
überdenBeobachter hinweg
weitdavoneinschlägt. Da
nun abersicher nicht
derDonner vom End-pnnkte
desBlitzes»allsgeht, sondern
vonjedem Punkte seiner Babnz so
kann dleZelt·
biszumHörbarwerden desDonners nur dieEntfernung
anzelgen, diezwischen
uns unddemPunkte liegt,
wouns derBlitz
amnächsten kam,
aberkeinesweges
dieEntfernung
desPunktes,
wo ereinschlag.
Esist also
kein Grundvorhanden für
den Donnereineschuellere Sel)allgeschwin- digkeit anzunehmen.
AndereFolgerungen ergeben sich
nochvonselbst, so
z. B.daß
einGewitter, welches,
nachdemDonner
zuurtheilen, noch IX4
Meileentfernt ist, doch
inunsreNähe seinen Blitz senden
kann.«Ein
zweites Beispiel seltener Zahmbeit, erzählt Herr Pfarrer Trielhammer
inHanau
imJournal s.
Ornitho-logie (siebe uns. Nr.22), lieferte
mireinhabflüggeraus seinem
Nestegefallener Buchsiuk.
denich
inmeinem Gartenfand
und vollendsauffütterte.
Er warmännlichen Geschlechts
— nnddadurch, daß
ich ihnniedrig hing, mich stets
mitihmabgab,
ihmtäglich
LeckereienindenKäfig
reichteundihn dabeischmei- chelnd berührte, entstand
nachnndnach zwischen
unseinesehr innige Freundschaft.
MeinRuf »Häuschen«
wardsogleich
von ihmmitfreudigem
Lsoektonebeantwortet,
undso oft ich
dann inseine Nähe
trat,hüpfte
erjedesmal vergnügt
mirentgegen, setzte sich
ohneScheuauf
meineHand
undäußerte Zeichen
desWohlbehagens,
wenn ich ihnstreichelte.
Auchließ
ich ihnbis- weilen inderStubeherumflattern
undwarfhernach,
um ihn wiedereinzufangen, irgend
einenguten Bissen
indenKäfig,
welchemWink erunverdrossen folgte. Gegen
denFrühling hin studirte
meinHäuschen
dreiabwechselnde Gesangstrophen
einundward eineifriger Schläger,
bekamaberimLaufe
des Sommers andenFlügeln
einenAusschlag,
dermich bestimmte,
dem armen
Lazarus
ein nebenmeinerArbeitsstube befindliches
Kämmerchen
zuüberlassen,
worin erauch wirklich durch freie Bewegung
undhäusiges
Baden baldvöllig
wiedergenas.
So war derzweite
Winterfast
vergangen, dochdraußen
nochwenig Nahrung
zufinden,
dakammirderGedanke,
zumVersuch,
ob ersich
vielleichtzurWiederkehr bequemen
werde, dieFreiheit ihm anzubieten.
An einemsonnigen Morgen
ward demnach dasKammersenster geöffnet, Futter
nndWasser so gestellt, daß
esvonaußen
zusehen
war, und —richtig! Häuschen benutzte sogleich
die guteGelegenheit
und triebsich
aufeinigen dicht
vordemHause stehenden Obstbäumen lustig herum, stillte jedoch während
desTages Hunger
nndDurst
inderKammer undhulchte
gegenAbendganzfriedlich auf sein gewohntes Schlaf- plätzehelr
Soging’s wiederholt
überalleErwartung fort.
Anfangs besorgte ich freilich,
eswerdedieGeschichte doch zuletzt
eineschlechteWeudung nehmen, abermitnichten! vielmehr machte sieh
dasneueVerhältuiß
vonTag
zuTag besser
undfester, so daß
meinFindling völlig sich selbst überlassen blieb, und·
eshalten
konntewieesihm woblgesiel.
Erentfernte sich
niesehr
weitvornHause,
undhatte besonders
dennächsten
Baumim Garten zuseinem Lieblingssitz erwählt, auf welchem
erdannauch nach neidischer Buchfinkenart
keinenanderenVogel
duldete-Sonstigen Personen folgte
ernicht,
aberaufmeinenRuf
kamer
sogleich
zumFenster herein, ja, selbst
imGartensetzte
ersich
beiguter
Launemanchmal auf
meinen Arm undverspeiste
dendargebotenenMehlwurm.
DieNacht brachte
erstetsi
M»der
Kammer zu,undforderte Einlaß,
wenn etwadasFenster Ulcht
aufwar·Auch
beisehr regnerischem
Wettersuchte
etden ganzenTag
dortSchutz
undschien sich wenig
darauszUmachen,
wennich
ihmmanchmal
einelängere Zeit»
denAusfluß
ver-wehrte.
Wirglaubten
derPaarungstrieb kade
DemSpiel
ein Endesetzen,
demwar abernicht so,
dennHnllschell blleb,
was,—
sonderbar
genug— derlateinische
SPEMSMWbedeutet-
einHagestolz
bisanseinen
imSeptembkk»ekf0»1gterr Tod,
der— wiebeiden
meisten Stubenvögelll VVII Ahnlleber
Manier —- inGestalt
derHauskatzeerschiekb
UePUIEM Liebling
daleider dieKammerthür zufällig offen stand,
uberdemBaden erschlich,
wo derDurchnäßte
nichtTasch. stean sich
emporschwingen
konnte.Noch
imAltergedenke Ich seiner
gerne,unddiese Zei-
lenseien ihm gewidmet fzllm Nllchkthme, welchen
erebenso gewiß
undnoch mehr
AUsolche Weise,
alsMancher auf
an- dereWeise, verdient hat-
Cs