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Aus der Heimat, 1932, August

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Academic year: 2022

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(1)

QUM) hut

yhwtvMptt' hut t fflwfaUflMt

fyttmffawty, CUUyüft 1932

giadfbrud ber Origtnal-^uffäfee oerboten.

(Erinnerungen an meinen Hafer (Suffao Jreyfag.

Hon prof. Hr. ©uffao Bilibalb Jretjfag in Htüncfjen.

(Vertrag bei ber Sd)Ieftfd)en ^unfftunte am 17. 3uni 1932.)

Sie ipeimatftabt bes Sidjters ©uftao ßoeptag, Sreugburg in Oben fdjlefien, oeranftaltet gut Seit eine $eftmoc£)e, bie bem ©ebenfen ihres befann- teften Witbürgers, beffen Sobestag fid) fürglid) pm 37. SDlale führte, gewibmct ift. 3m Stammen biefer feiern ift mir, bem Sofjne bes Sidjters, na|e gelegt worben, burd) ben Siunbfunf gu weiteften Greifen bes beutfcßen ®olfes gu fpredjen unb tjierbei in erfter ßinie perfönlicßen (Erinnerungen an ben ©ntfd)Iafenen ßlusbrud gu geben.

So gern id) biefent Wunfdfe folge, fo lebhaft bin id) mir aber and) ber Säjroierigfeiten bewußt, bie gerate barin liegen, als Soßn oom 93ater gu [preßen, insbefonbere bann, wenn ber Sater ein gefeierter Wann ift. tpat bod) bie Deffentlidjfeit ein 9lnred)t barauf, obfett io unterrichtet gu werben;

benn nicht bie perfönlid)en ©mpfint ungen bes 9iad)fommen gegenüber einem oerehrten 2lf)n ber familie intereffieren fie, fonbern nur bas, was ba gu bei­

tragen fann, bas SÖtlb bes ©efcierten burd) allgemein gültige ßüge gu ergan­

gen unb gu beleben. Unb wie leidjt mifd)t fid) ba für ben Sohn bie ©ebeutung bes ©aters für bie eigene ©ntwidlung aöpfehr in bie 9tebe, fobaß er oon fid) felber gu fprecßen fdjeint, wäßrenb er bod) nur bie %SerfönIid)teit bes großen Rührers feiner 3ugenb beleuditen will. (Eine gweite Sdjwierigfeit liegt b-atin, baß mein ©ater eigentlid) fdfon ein ©oüenbeter war, als ich ihn tennen [ernte, benn ©uftao ^reptag war bereits fed)gig 3aßre alt, als ihm ber ältefte Sohn geboren würbe, unb leßterer war beim So be bes ©aters erft 19 3#^

alt. ©s hantelt fid) alfo nur um 3ugenb- unb Stintifeitserinnerungen. 2lud) biefe finb fdjon ein Weufdjenalter her, unb mit 9ted)t fragt fid) ber ©eri^t- erftatter, was taoon wohl heute nod) imftanbe ift, ©ead)tung gu finben. ©in neues ©efd)led)t mit gang neuen ©ebanlen unb ©rlebniffen, ift ingwifdßen he?' angewachfen; ein ungeheurer Rrieg trennt jene ßeit oon heute, eine Um­

wertung fo oieler Werte I)Ot ftattgefunben, unb mit einiger Wüße nur finbet fid) ber ßebenbe guredjt in jenen Sagen tiefen ßriebens unb oergleidfsweife behaglicher portent widlung ber Wenfd)en unb ©erhältniffe. Ser Soßn bes Sicßters felbft ift in 3uhegel)nten ein unterer geworben unb blidt, neben feiner

©egiefjung gum ©ater, mit 3huen allen, benen er heute ergählen will, gleid)-

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fam aus ßiftcrifdjer Sßerfpeftioc auf ben Wann, ber unter gang anbern 33er-- ßältniffcn ßeranroutißs unb für fein 93ol! unb feine ge it roirfte.

Sies alles möge freunblidjft beim Stnßören bes Stacßfotgenben berücf*

fidjtigt werben.

Senfe idt) nun bie Erinnerung auf ben 93ater gurücf, fo taucht oor bem geiftigen Sluge gunäcßft feine äußere Er f Meinung auf. Er roar ßocß=

geroacßfen, über mittelgroß, von mittlerer Setbesfütte, her Widen burcß bie Süßte ein wenig gebeugt. Ser Hopf roar giemticß groß mit ßoßer Stirn, ber Scßäbelbau länglid), roenn aucß rticßt ausgeprägt ftßmal, ber Wunb, oon fräf*

tigen Sippen umgeben, meift feft gefcßloffen, energifcß unb fprecßenb. Sie furgfidjtigen Singen tieftiegenb, ptiifenb unb feft auf ben ©etrncßter gerietet, oon ßellblauer fjarbe. Sas eßemals reiche unb Ieidßt getodte ipaar geigt bis ins ßoße Sitter nocß Spuren ber einftigen ©lonbßeit. 93om Stanbpunft mo=

berner ©affeforfcßung aus gefeßen roar fjregtags Sgpus norbifdß mit Ieicßtem oftbaltifcßem Einfcßlag. 3n ben ©eroegitnqen roar ber 93ater gemeffen, ge*

meffen aucß in ber Sprecßroeife, bie rooßlfiingenb, oon baritonalem ©eptäge roar. 3m ©angen ging oon ber ©eftalt ber Einörud fräftiger, in fitß gefeftig*

ter Wännlicßfeit aus. gregtag roar berebt, roie beim Scßlefier natürlicß. Er oerftanb oorgüglicß. bas ©efpräcß gu fiißren unb, roenn er ffremben gegenüber war, feßr fdßnetl bie ©eiftes* unb SBefensart bes Stübern gu erfunben. Seine Sifcßreben roaren nicßt nur für ben Soßn, fonbern für alle §>örer ein ßoßer

©enuß. Er fpracß gern ein roettig getragen, mit geroäßltem Siusbrud, ber *o=

gletdß bas Ungern ößnlicße feiner geiftigen Sßerfönlicßfeit freilegte. Er mußte an bas $erg gu faffen, unb bei feierlichen ©elegeußeiten ßäufig gu Sräneit gu rüßren. Er fpracß, oßne jebes fatfcße ©atßos, gleicßfam roie ein roarmßergiger Sfßriefter, roie ein Ergießer unb 93ater, milbe unb ftreng gugleitß. — 3'u gorn geroann feine Stimme große 9®ucßt unb erfdßütterte tief ben ©etroffenen.

Stber folcße Slusbrüdße, bie feinesroegs ßäufig roaren, ßintertießen bei feinem Seite eine 93erftimmung, benn f^regtag ßatte bie befreienbe ipeftigteit bes fcelifd) ©efunben, bie eine rente Sttmofpßäre gitrii(fließ.

Sie ergießerifcße ©egabung bes ©aters geigte fid) im ©efonberen aud) bann, roenn er etroaige Streitfälle unter Hinbern gu fd)ticßten ßatte. 9?id)t feiten oergaß man über bem Urteil ben ©runö, roarum man überßaupt ben Sprud) oerlangt I>atte. Senn faßt immer oerftanb bie Entfärbung eine ©er*

binbung ber beiben Weinungen gu oermittein, fobaß feber Seit ein roenig opfern mußte unb botiß roieber recßt beßielt. Heinem rourbe bie Würbe ber eigenen Uebergeugunq gcfränft, unb gugleidß rourbe jebem bas Samenforn bes ©erftänbniffes unb ber SIcßtung oor ber Senfroeife bes ©egners ein*

gepflangt.

Es roar fidjer feine Hteinigfeit für ben Wann, ber in bie Siebgig ein*

trat, faßt ftänbig mit einem unrußigen Hnaben gufammen gu fein, roie bas 3aßre lang ber ßjall roar, unb fid) feiner geiftigen Stusbilbung gu roibmen.

Sas ©emüt bes 3ungen, bem folcßes ©Iüd guteil rourbe, empfanb fdjon bo*

mats bas Stußergeroößnticße bießes Einftufßes. ^regtag übte bas ©eßeimnis ber großen Ergießer, bie junge Seele faßt nie gu enttäufcßen. Sie alltägliche SIntroort fo oieler Eltern auf finblidje fragen: „Sas roeiß icß nicßt" ober

„bas oerfießft bu nocß nicßt", ßat ber Soßn erft in anbern Käufern geßört.

Ser ©ater fanb immer eine SIntroort, bie bereicßerte, mußte fid) mit feinem 3nßtinft auf ben iporigont unb bie pfgdßifcße Sispofition bes Hinbes eingu*

(3)

ftelten. freilich verfügten rooßl and) nid)t oiele über ein fo uuiverfclles Wij- fen, rote bet greife fyreptag, beffen Sßerfönlicßfeit hierin unroiOfürlid) an bie Des alten ©oetfje erinnerte.

Was ber Uater als Siebter unb Sünber beutfeßen Uolfstums für feine Seit unb bie Aacßroelt bebeutete, tonnte ber Soßn freilid) erft mit reiferem Urteil non erfaffen. ©betvfo felbftoerftänblidß ift aber, baß er fd)on frül),zeitig p Den Werfen bes 'Unters griff unb als 10—12-3äßriger in Uüdjern, rote

„Soll unb Staben" ober „3ngo unb 3ngraban" fo gut p §>aufe roar, roie maneßer erroadßfene Uereßrer bes Siä)ters. Aatürlid) roar er auf feinen be­

rühmten Unter aud) gewaltig ftolg, unb man roirb es ißm rooßl nidßt übel neßmen, roenn er babci vielleicht über bas S^l ßtnausfdßoß unb ben vereßr- ten Wann fcßlecßtßin als bei; größten ©eutfeßen feiner Seit überhaupt anp- feßen bereit roar. 3n geroiffent Sinne roar er bap ja aitdß berechtigt, Denn in ben adliger unb neunziger 3aßren bes vorigen 3aßrßunberts lebte in bet Sat pm minbeften fein bießtenber beutfd)er Seitgenoffe, beffen Auf aud) nur annäßernb an ©uftav ffmjtaa ßeranreid)te. Wan fann fidß beute rooßl feine reeßte Uorfteüung Davon mneßen, roelcße außerorbentlicße Uereßrung er ba- mats in allen Greifen ber ©ebilbeten unb aud) weiter Scßidßten ber Heineren Leute genoß. Sas tonnte natürlich Dem 3ungen nidßt entgehen, tarnen bod) faßt täglich Uefucßer, bie ben ©ießter fennen lernen wollten, täglicß liefen Uriefe von Uerounberern u. Ueuntnbererinnen ein, gaßllofe Autogramme mür­

ben verlangt, bie Seitungen berichteten über SUeinigfeiten Der Lebensführung unb bes ©efunbßeitspftanbes, ßoße Or Den unb Sütel erreichten ben Unter, Straßen würben nadß ißm benannt, $iirftlid)feiten waren ißm fpreunb. ©ies alles roirfte natürlich auf ben einbntdsfäßigen Knaben. Wir waren eben einmal berüßmt, ba roar nießts p mad)en. ©s roar eine felbftverftänblidje Sacße, ber Soßn eines folcßen Wannes fein unb man zweifelte nidßt im minbeften Daran, baß man feiner 3e't ebenfo berüßmt fein werbe, oßne viel f^eberlefens, bas würbe man fdßon mad)en! 6s Darf nießt verfdpiegen wer­

ben, baß biefer etwas ßt)pertropßifd)e $ausftoIg bes Knaben im fpäteren Le­

ben gar halb mandßen gewaltigen ©ämpfer erßielt. 6r mußte einfeßen ler­

nen baß audß ber größte Auf bes Unters ißm par bie Wege ebnen, aber niemals aus ißm, bem Soßne, oßne eigene tiießtige Leiftung etwas 9ted)tes maößen tonnte.

Wie fdßon erroäßnt, lag p ber 3eit, als ber Soßn ßeranroucßs, bas eigentliche Lebensroerf bes ©ießters fdßon ßinter ißm. ©er Änabe erlebte nur nodß bie Seit, als ^reptag mit fiebrig 3aßren feine „©efammelten Werfe" in 22 Uönbcn ßerausgab, Deren erfte Uänbe neben einer Selbftbiograpßie bie Sßeaterftücfe („Sie 3ournaIiften" unb anbere) unb bie Aomane mit „Soll unb £>aben", „Uerlorette Ipanbfcßrift" unb ben fedßsbänbigen „Aßnen" um­

faßten, roäßrenb in ben weiteren Uänben bie politifdßen unb fulturgefd)idßt- lidßen Werfe, befonbers bie „Uilber aus ber beutfeßen Uergangenßeit" unter- gebracht waren. Sinnig unb allein bie Urofcßüre „©er Üronpring unb bie beutfdße Haiferfrone" feßrieß ber ©ießter nodß nadß Abfcßluß Der ©efamtreiße feiner Werfe unb par furg nadß bem Ableben Kaifer ^riebridßs bes ©ritten,

©anadß fdpieg bie Wufe bes Unters für immer. 3m ßöcßften Alter war er, abgefeßen von feinem regen Uriefroecßfel mit alten ^reunben, im Wcfent- ließen ein Uetracßter feiner 3£it unb Umwelt, ein Weifet, ber über ben ©In­

gen lebte.

(4)

Als Gcßaffeitber hatte gregtag feinen ©outfit; öfter geroedjfelt, roenn er audj feinesroegs ein unftetes Geben geführt hat. ©ie fdjieftfdje £eimat verließ er fd)on oerßältnismäßig frülj, fam als ©reisiger nad) ©resben unb balb banod), 1848 nad) Ceipjig, roo er bis jur Atitte ber Siebziger 3oßte feinen eigentlichen Gtanbort hatte. Sie Gommermonate brachte er feit ben fünfziger 3af)ren faft immer auf feinem fleinen Canbfil) in Giebleben bei Gotha ju. C£rft ©nbe ber Gtebjiger Jahre erroarb er aud) in SBiesbaben ein größeres Sßoßnßaus mit ©arten, roo er bis ju feinem Sobe im Jaßre 1895, nur unterbrochen oon ben Gommeraufenthalten in Giebleben, rooßnte. An bie beiben 2Boßnftätten in AMesbaben unb Giebleben fnüpfen fid) für ben Goßn reidje unb unuetgeßlicße ©rinnerungen an ben SSater.

©as ABiesbabencr $aus am §ainerroeg, weiterhin ©uftao-gregtag- Gtraße genannt, umgab ein ©arten mit fcßattigen Aoßfaftanien, Joßannis- unb Gtad)elbeerfträud)ern unb enthielt ungefähr 12 Jimmer. ©as Arbeits­

zimmer unb bas 6d)Iafjimmer bes Saters waren im erften Stod, bie große, brei Aäume füllenbe Sibliotßef im ©rbgefd)oß. Ser roertoollfte Seil biefer Siidjerei roar bie große Gammlung alter Quartbrude aus ber Jeit ber Ae- formation unb bes bteißigjößrigen Krieges, bie mit in erfter Ginie bas 3Ra=

terial für bie „Silber aus ber beutfdjen Sergangenßeit" geliefert ßatte.

©iefe wohl einzigartige Gammlung beutfd)er Gcßriftbenfmäler ift heute ©igen- tum ber Gtabtbibliotßef in granffurt a. 3R. unb fomit glüdlicherroeife ber beutfd)en $eimat erhalten geblieben, ©ie übrige Sibliotßef gregtags be=

ftanb jum großen Seit aus gefd)id)tlid)en unb fulturgefcßid)ttid)en ABerfcn, einer fdjönen Gammlung oon SRärcßcn unb Solfsfagen ber europäifdßen Söl­

ler, einer faft oollftönbigen Aeilje gtied)ifd)er, römifdjer unb mittelhocßbcut- fdjer Autoren unb aus zoßlreicßen ABerfen ber neueren beutfd)en Citeratur, foroie ber Giteratur-, Hunft- unb Sßeatergefd)idjte. Aud) bie zur Segut- adjtung eingefanbten ©ebießte unb ©tarnen junger Anfänger ober oerfann- ter Gcßriftfteller nahmen einen geroiffen Aaum ein. Gelbft auf bem Gdjreib- tifeße bes Saters häuften fid) biefe Genbungen, bie er juleßt ziemlich gefühl­

los liegen ließ, ba es unmöglich roar, fie alle ju beantworten, gefeßroeige benn Zu lefe'n.

^regtag lebte in feinen fpäten Sagen feßr juriidgejogen. Siel häus­

liches Ceib, bas er füll in fid) oerfdßlcß, hatten iljn in fid) gelehrt gemacht, foboß oiele Sefucßer, ohne oorgelaffen zu werben, roieber abzießen mußten,

©s roar ißm aud) gar nießt barum ju tun, fid) beroeißräudjern zu taffen ober ber ©egenftanb ber Aeugier grember gu fein. Aur einige wenige ältere greunbe würben gern gefeßen. Sie meiften freilid) hotte ber ©id)ter in Getpzig jurüdgelaffen ober bitröß ben Sob oerloren, mit einigen, wie Sßeobor SRommfen unb ipeinridß o. Sreitfdßfe, beftanb noeß briefliche Serbinbitng.

^Regelmäßigen Serfeßr unterhielt gregtag noch mit bem befannten Abmiral o. Gtofdj, einem alten greunbe aus ben fedjjiger Jahren, ber in Oeftricß im Aßeingau rooßnte unb öfter nad) Aßiesbaben tarn. Sann eilte ißm rooßl ber

©ießter über bie Steppe entgegen, wobei er fein fdßroarzes Geibenfäppcßen, bas er ftets im £aufe trug, als Aüllfommensgruß feßroenfte. Senn er war im ©rnnbe ein gefelligev Ätann.

©as Gieblebener Sefißtum war bereits im Jaßre 1800 entftanben unb feßon in ©oetßes ABeimaret Rreis als „bie gute Gcßmiebe" befannt. ©s ge­

hörte f. ßt. bem gotßoifcßen Atinifter n. granfenberg. ©ine gute Gcßmiebe

(5)

ift es cmd) geblieben, als ©uftao Sreptag bort eingegogen roar. Sas Geben bes Sicßters oerlief fett biefcr Seit, mie er in feinen „Erinnerungen" fdf)teibf, geroiffermaßen groeigeteilt. Ser Binter roar ber Geltung ber 3eitfcßrift „Sie

©rengboten" in Geipgtg geroibmet, im Sommer gab fid) ber Siebter auf beut Ganbe feinen poetifd)en Glrbeiten ßin. 3n Siebleben finb bei weitem bie meiften 'Berte eniftanben.

Sem Soßne roar es nod) oft oergönnt, bort mit bem 3Sater gu roeilen, Sas Ganbßaus liegt in einem fünf Worgen großen ©arten, ber fid) leidjt an=

fteigenb, roeit nad) ßinten erftredt, gtemlicß bid)t an ber Erfurter Ganbftraße, feßräg gegenüber ber Stirdße mit ißrem alten Jriebßof. tpeute ift Siebleben bereits in ©otßa eingemcinbet, bod) füfjrt bie Straße baßin immer nod) ftreäenroeife über freies Ganb. Sie ber Straße gunäcßft liegenbe ©artenede trug bis oor furgem nod) eine präd)tige, oielßunbertfäßrige Ginbe, beten Glefte ftd) roeit über bie Ganbftraße redten. Unter ißr roar ein Sßumproerf mit treff-- Iid>em Baffer, Efeu rantte fid) barum.

Sas Boßnßaus felbft, bas im Befentlicßen bis ßeute unoeränbert er»

ßalten ift, ift ein gefälliger fjaeßroerfbau, bantals rötlicß getönt, oon beßag»

lidßem Glusfeßen unb aucß im 3nnern oon bem eigenartigen So übet oergan»

gener 3etten- 3m erften Stod liegt bas eßemalige Glrbeitsgimmer bes Sicß»

ters. 93lan fann biefen 9taum nießt oßnc Eßrfurcßt betreten. Er entßält altmobifdße, einfaöße, aber nid)t reiglcfe Wobei. Ser große Ceßnftußl bes Sa»

ters, nod) oom ©roßoater aus ßreugburg ftammenb, ber Sdjreibtifcß, bas ge»

ftidte Häppißen an einem £olggefteU, bie Sütßerregale in ben Eden bes Simmers, bie alten Silber an ben Bänben, einige Urnen aus Hünengräbern, alles atmet nod) ben ©eift bes alten jpm'm Bie eng ift biefer 9toum, unb bod), mie roeit beßnte er fid), menu ber Satcr, auf bem Sofa fißenb, bem anbäeßtig Iaufd)enben Stnaben bie großen 3u|ammcnßänge gu erfeßließen be=

ftrebt roar, bie fid) für ben ©reis aus ber Belt ber ©efeßeßniffe ergaben. 3n oollem Umfang tarn bem Soßne bas ©lüd, einen geiftigen güßret oon fo feltenen Ginsmaßen geßabt gu ßaben, oerftänblidjerroeife erft in fpäteren 3aß=

ren gum Seroußtfein.

3n feinem ©arten roanbelte fjreptag bureß 3aßrgeßnte. Er adjtetc auf ben Bucßs ber Slumen unb bes Obftes, bie in ber Hut feines lang»

fäßrigen ©ärtners 9iid)ter ftanben, unb laufeßte auf ben Sang ber Sögel.

„Weine gefieberten ßreunbe" nannte er gern feine munteren Glmfeln unb Weifen Sie ßaben ißm oielleicßt meßr gegeben als mandßer Wenfd), beim greptag ftanb, troß feines furgen ©efießtes, in engftem Serßältnis gut 91u»

tut, roas feinem Gefer feiner Scßriften entgeßen fann. Sie ßeimifeße Erbe roar es, aus ber feine Sicßterfräfte fproßten. Einem oftbeutfdjen Säuern»

gefcßlecßt entflammte er, bas nod) ßeute auf feinen Höfen naße ber polnifd)en

©renge ßauft, beutfeßes Ganb imb Sott ßaben feinem Geben 3nßalt unb 9teid)»

tum gegeben.

Sßüringer Säuern trugen ißn nad) feinem am 30. Glpril 1895 gu Biesbaben in patrtard)alifd)em Gllter erfolgten So-be in ben erften Waitagen oom Saßnßof in ©otßa gu näcßtticßer Stunbe unter fjadelfcßein gu ©rabe.

Sort fenften fie ißn unter Glnroefenßeit bes eingig iiberlebenbeit Soßites unb anberer ßamilienmitglieber, roie einen ber ißrigen, in bie Erbe bes füllen Sieblebener güüebßofes, feßräg gegenüber bem alten Glnroefen, aus bem_ er fo Eraftooll gu feinen Seuffd)en gefproeßen ßatte. 9teidße Eßren ßatten fid) gu

(6)

Sehweiten auf ©uftao gEepiag gekauft. Giber immer blieb er innerlich ber einfadje Sohn feines Golfes unb feiner ftfjlefifdjen Speimat, bem bie (Broken ber C£rbe nichts 38;d)tiges geben formten, unb ben nichts mef)r erhob, als bas eigene ©efiihl treu erfüllter Senbung.

3Bas im porfteljenben oon Erinnerungen an ben 5)id)ter unb feine Gebensroeife in feinen fpäteren Sauren oom Sohne berichtet mürbe, finb Ein;el;üge unb Heine Glus]d)nitte ans jahrelangem ßufammenfein. Sie Eön-- nen an fid) fein gefcßloffenes 33ilb ber perfönlicßfeit geben, bie naturgemäß nur erlebt merben tonnte. 21 ber bie 9ład)tuelt hat ein Glnred)t barauf, aus bem immer Heiner merbenben Greife berer, bie ben Sid)ter noch felbft gelaunt haben, insbefcnbere oon feinem Sohne, ;u erfahren, roas an bem Wenfd)en

©uftao g^reptag bas 2B e f e n 11 i d) e mar, auf roeldjen ©runblagen fein Sd)affen beruhte unb mas oon all bem als bauernbe ©abe feinen 5Rad)fom=

men unb Ganbsleuten gelten muß.

Wan faun, glaube id), bas beherrfd)enbe prin;ip im Geben ^reptags fur; fo formulieren: 5) a s Perpflid)tetfein bes Einzelnen gegenüber feinem 9S o I £ e. Siefe Erfenntnis, biefer 9tuf geht burdj bas gange Geben bes Sidjters unb mad)t ihn ;u einem ber gan; großen Er=

Sießer ber Seutfd)eu. Ser Einzelne galt ißm nid)ts, menu er fid) eigenfüdjtig loslöfte oon ber ©efamtßeit unb, ftatt an biefe fid) huigugeben, noch tjorbe-- rungen an fie ftellte. 3d) erinnere mid) nod) red)t gut, baß ber 33ater 33.

bie Ginfänge ber großen ftaatlid)en fojialen Einrillungen, bie er an unb für fid) begrüßte, nid)t ohne Pebenfen betrachtete, unb baß er bie ©efaßr faß, baß fperburcf) bie Wiberftanbsfraft unb ber 6elb[tbel)auptnngsroille gar 33ie=

ler gelähmt roerbe. Senn er mar Durchaus ber Weinung, baß in erfter Ginie ber Wann felbft für fein Sd)icffal oerantmortlid) ift. 33etrad)tet man bie Entroictlung, bie in ber ßmifd)en;eit biefe Singe genommen haben, fo roirb man geroiß geneigt fein, bie Porausfid)t Jreptags ;u preij'en; beim mir fehen neben ben Gid)tfeiten nuferer fojialen Waßnaßmen heute aucß feßr beutlid) tßre Scßatten. ßreptags 2tuffaffung bebentete aber feinesroegs, baß er un=

fogiat bacßte, gerate bas ©egenteil. Er mar, in feinen Sresbener 3aßren, einer ber erften, ber in einer geil, roo es ein proletariat im heutigen Sinne Eanm fdjon gab, fojiale Einrichtungen für bie Eieinen Genie organisierte, unb and) in feinem Prioatleben mar er mitfüßlenb unb hilfsbereit. 9tur ba, roo er unberedjtigte Glnfpriidße faß, roo feiner 2lnfid)t nad) bas Ungtüct oerbient mar, tonnte er and) hart fein. Sas mar gefunbes Senten im Sinne ber 3ßoIfsgemeinfdjaft.

©uftao ^replug mar. unter ftolger 33etonung feiner bäuerlidjen 33or=

faßren, ein 33ürgersfoßn. Sein lebelang ßat er gegen bie 33orredßte prioi=

legierter Stänbe unb für bürgerlidje ©efinnung unb ©efittung gefämpft.

Sas 33ürgertum, bas ißm oorfdjmebte, ift freilich ßimmelroeit oerfcßieben oon ben Pegriffen, bie etroa mit bem ominöfen Glusbruct „33ourgeoifie" be;eid)=

net merben. Ser „33ürger" ift für ißn ber 33oltsgenoffe fcßlechtßin, fei er nun Glrbeiter im engeren heutigen Sinne, ober ^Beamter ober ©eroerbetreU benber ober Jrafcßaffenber. Ser 23ürgerfinn, für ben Jreptag geroirft ßat, bas ift ber ©eift, ber oon j e b e m Polfsgenoffen bas ßödßfte ©emeim fdjaftsgefüßl, bas Eintreten für familie, jpaus unb Heimat, bas Opfer bes eigenen Gebens für eine höhere Glufgobe oerlangt; es ift ber ©eift ber Pflicht,

(7)

bes mit ber ©eburt öerließenen Simtes, bes Sienftes am beutfĄen 93oIfe, ber 9Bille jur 95erantroortung, jur ©elbftentäußerung, ber «Seift ber Siebe.

9iid)t ein einjelner ©tanh in bem engen, meift gepffigen ©inne ift es, urn es nod) beutlidjer ju fagen, für ben gregtag fömpfte, fonbern ein 3 «=

ftanb. ©ein Sürgertum ift bas Söefentum bes anftänbigen $Renfd)en, ber auf jebem Sßla^e, auf ben ißn tperfunft, ©cßidfal unb eigene Sücßtigfeit ftellen, einem größeren 3^^de lebt, ber über bie eigene ißerfon, ißre 33egier=

ben unb 6d)mäd)en, I)inausragt unb fid) fo bem 3beale einer befferen unb pßeren ©emeinfdjaft bes beutfdjen Voltes gelobt.

®as finb bie üBerte, bie ©uftao gregtag feinem 6ol)ne, feinem SBoIfe, feiner 3eit unb ber Sufunft ßinterlaffen bat, unb wir bürfen fagen, baß fie cor allem aus bem SBefen bes b e u t f d) e n 9Jienfd)en ftammen unb baß es unoergänglicße $3erte für uns finb. Unb fo fönneu wir aud) fagen, baß ber Seitfaß, ben ber Siebter einft bem Slnbenfen eines greunbes wibmete, mit gutem 9ted)te aud) ben ©rabftein ©uftao gregtags giert: „Südjtiges Sebeit enbet auf ©oben nidjt mit bem lobe, es bauert in ©ernüt unb Sun ber greunbe, wie in ben ©ebanfen unb ber Slrbeit bes üSoIfes!" —

2 lus ber ©efdßicßfe ber eoangclifdben ftirdje 311 äonftabt. 8. ®omei

(gortfeßung)

ißaul ©eraltowsfi ßatte aud) nod) einen anbern feßr triftigen ©runb, einen eoangelifcßen Sßfarrer nad) Stonftabt gu berufen. Sa er bas patronat»*

reeßt über bie ©ürgsborfer itireße ebenfalls ausübte, ßatte er ein Sntereffe baran, baß ein geroiffer ßufammenßang groifeßen ben Äircßen oon Honftabt, Sürgsborf unb Sfalung geroaßrt bleiben füllte. Sies gefd)aß aud) außcr=

bem im ßntereffe bes itonftäbter Pfarrers. Solange wie in Sxonftabt unb

©ürgsborf Sßfarrer oorßanben waren, war bas ©infommen beiber gering. 9ßar es möglicß bei einer jBafanj in Sürgsborf bie Stellen burd) einen ©entließen oermalten gu laffen, fo tonnte bas ©intommen erßeblid) ßößer fein. Sies roar aber nur möglid), wenn in Honftabt ein eoangelifeßer Pfarrer angeftellt rourbe, ba bas Rreugburger Slmt fonft fid) geweigert ßätte, bem guguftimmen. 2Bie nun nocß ber alte tatßolifdße Pfarrer in Stonftabt faß, ßatte bas ßreugburgei 2lmt bauernb ißeftrebungen gegeigt, ©iirgsborf oon Ronftabt oöüig abgulöfen.

Sies lag nun nidßt im Sinne bes ißaul ©eraltowsfi. Sein ganges 93eftreben bleibt barauf gerietet, ©iirgsberf unb Ronftabt unter einen eoangelifd)en Pfarrer in Honftabt gu bringen. Siefe SSeftrebungen bes £errn Sßaul ©eral- torosfi fiißren gu einer SSerftänbigung ber beiben §ergöge oon Dels unb 33rieg in biefer Slngelegenßeit unb finb [cßließlicß oon oollem ©rfolge gefrönt. Sie

©inigung über biefen Sßunft geßt foroeit, baß bie Stircßen oon Stonftabt unb

©ürgsborf unter einem Pfarrer in Stonftabt oereinigt werben. 3ebod) muß biefer ßenftäbter Pfarrer bie Slugsburger ^onfeffion anerfennen. greilicß war 1568 erft Saniet 2Riba als eoange!ifd)er Pfarrer oon ^3itfd)en nad) Siirgsborf berufen worben unb SI barn $ocfwiß fißt no di in Äonfiabt. $aul ©eraltowsfi

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fann fid) nun nid)t entfdßließen, einen oon ben beiben oi)ne roeiteres ju ent- taffen, zumal er gerabe bei bem Biirgsborfer Pfarrer Sie guftimmung bes Rreuzburger Sümtes einljoten mußte. ©iefe mürbe nun roieberum oon bort aus nicßt oßne weiteres gegeben, weil bas Ronftäbter C&ebiet nocß ftarfe ta=

tßolifcße Beoölferungsteile aufwies unb bie Rreuzburger ben Ronftäbtern nidßt redßt trauten, ©eraltowsft mußte baßer nodß längere geit ben guftanb aufredjt erßalten, baß zwei ©eiftlicße, wenn and) beibe eoangetifcß, in Ronftabt unb Bürgsborf ficß befonben, unb mußte bie Bereinigung ber Stellen auf einen giinftigeren geitpunft oerfd)iebett.

fyiir bie Ronftäbter ©emeinbe tommt nun eine oerworrene geit ßerauf.

31-bam Sßocfwiß, ber erfte eoangeliieße Sßfarrer ju Ronftabt, ift ein feßr Huger unb gemanbter SJtann gewefen. Stießt allzulange blieb er ßier im Often, bann füßrte ißn ein Stuf ßinweg an eine Rirdje ju Slagbeburg. Sein Slacßfolger würbe Petrus ^ueßfius. Slucß biefer oerließ bie Ronftäbter ©emeinbe red)t halb unb folgte einem Stufe nad) gaffiona im ßeutigen Greife ©roß Streßliß.

$ßar boeß bas übrige Oberfdjlefien in jener geit feßon gänglid) bem eoange-- lifcßen ©tauben beigetreten. Seine Slacßfolger würben goßannes Situs unb Situs Sllberti. ©erabe bie Slmtsjeit bes leßteren läßt uns wiebet einen Slid ßineinwerfeu in bie tonfeffionellen Serßältniffe bes Ronftäbter Bämbdßens.

Oer reformatorifdße ©taube ßatte floß unter ben einfadjeren Beuten unb ben Bauern auf bem Banbe nur redßt langfam ausbreiten tonnen, gn ißrem Ser­

ien ßingen nodß feßr oiele bem alten ©tauben an, ßulbigten ben ^eiligen unb ßingen and) nodß an ntoneßem alten Slberglauben. Selbft in bem Rreuzburger

©ebiet, in bem bie Steformation wefentlid) fdßnellere gortfdßritte gemaeßt ßatte, werben immer nodß Silagen bariiber laut, baß bas Sott an ben papiftifd) gefimv ten ©eiftlidßen ßänge unb nidßt fo rafdß oon ißnen taffen wolle. Oies ift in oerftärftem SOtaße im Ronftäbter ©ebiet ber gull. Stad) SBürbiß wirb aueß erft am ©nbe bes 16. gaßrßunberts ber erfte eoangelifdße Sßfarrer berufen unb in Simmenau fann fidß ber Eatßolifcße Sßfarrer nodß bis in ben 30jäßrigen Rrieg ßinein ßalten. ©as finb alles geidßen bafür, baß bas einfaeße Bolt nodß lange an bem Slltßergebradßten feftßielt. Unb wir feßen ja gerabe in Ronftabt, wie Zunädßft nur bie erft im leßten gaßrßunbert gugezogenen, unter ißnen fieß-er- ließ bie eßemaligen beutjdßen Roloniften, bem neuen ©tauben zufallen, wäßtenb bie alteingefeffene Seoölferung ißren Eonferoatioen Sinn unb bie Sorliebe für ben alten ©tauben bemaßrt. Situs Slberti ßat als Sßfarrer außerorbentlidjc 6d)wierigfeiten mit feiner ©emeinbe geroltfdßüß. Oiefe war ja firdßlid) nocß nid)t oon Ronftabt cbgelöft. Oie ©laubigen mußten fid) ja an ben Ronftäbter Sßfarrer ßalten, aber fie taten es bem lutßerifdjen gegenüber nur mit großem Slbftanb. §inzu trat, baß fuß Situs woßl mit ^laul oon Stubniß gut ftanb, wäßrenb ber Bonbesßauptmann tpans oon Stubniß, ber bie faiferlidje Sruppetv fiißrung ßatte, aus feiner Haltung, bie er bem tatßolifd)en Raffer gegenüber einneßmen mußte, bem httßerifcßen ©eiftlidßen nidßt gerabe woßlgefinnt war, gn ber geroltfdßüßer ©orfbeoölferung ßielt jtd) ber fatßolifcße ©taube nodj aus einem befonberen ©runbe. Oie geroltfcßüßer befaßen zroa* ^ine Riräje, bafür aber einen eigenen griebßof mit einer Eieinen Segräbnisfapelle. gn bem Surm biefer Rapelle war eßemals ein SJtarienbilbnis aufgeftellt worben unb ßatte aUjäßrlidß zaßllofe SBallfaßrer bortßin gelodt. SJtit ber geit war biefes Silb in ben Stuf ber SBunbertraft getommen unb war fo zu einem um erfcßütterlidßcn Heiligtum für bie ganze ©orfbeoölferung geworben, hieran

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ßielt bas Sorf feft. Gs mar jo recßt oerftänblicß, baß, ais ber lutßerifäje ©Iau=

ben einbrang unb mit ißm bie Sereßrung ber ^eiligen unb ber Silber roegfal-- lert foUte, bie Seoölferung in eine große Seforgnis um ißr Heiligtum geriet, bas fie unbebingt erhalten roiffen mollte. Sieje einfad)en Sente tonnten ja ben lutßerifißen Glauben nicßt gleicß jo erfaffen, baß fie oon ißm burd)brungen, jofort bas bisherige bejeitigten. 2öir tonnen es uns lebßaft oorjtellen, baß breje Säuern in beat Sorfe 3eroltjd)üß nun eine rechte Slbneigung gegen bie neuen eoangelifcßen ©entließen in Slonftabt ßatten, oon benen fie ben Serluft ißres Heiligtums in ber Segräbnisfapelle fürdjten mußten. Sidßerlidß roerben aud) bie ©entließen es nicßt unterlaffen ßaben, gegen bie Sereßrung bes Silbes ber Slaria in bem Surm gu eifern, roas natürlid) bie fjeinbfcßaft ber Seoölferung nodß erßößte. Gs tarn fdjließlidß gu einem offenen Srud). Ser Slampf mürbe begonnen unb ausgetragen auf ber ‘pfarrroibemut. Sieje lag, roie oben er­

mähnt, oor ber Slreugburger Sorftabt nicßt roeit entfernt oon bem Sörfdßen Gabagne. Sort lauerten bie 3eroItjd)iißer Säuern bem Sßfarrer Situs auf.

3ßnt pnt Slerger ernteten fie feine gelber ab. 9lus bem Söalbe, ber Damals bort pr Sßfarre gehörte, ßolten fie fiel) bas Hol; unb bem Pfarrer blieb nidßts übrig. ileberßaupt tonnte er allmäßlicß feine gelber nicßt tneßr betreten unb burfte fid) aud) in ber Säße nicßt meßr feßen taffen, oßne bie Snfeinbungen ber Säuern befürchten p muffen. Gr trug feine Silagen bem Sßatron oor unb gab ißm an, baß burd) bie Sdjmäterungen feine Ginfünfte fo gering feien, baß er faum nodß baoon leben fönne. 3mmer roieber muß er mit bem Serlaffen ber tßfarrfteUe gebroßt ßaben, benn ber Sßatron Sßaul oon ©eraltomsfi gibt in einer bemeglid)en Silage an, baß er megen bes geringen Ginfommens ber Stelle faum ben ©entließen in Slonftabt erßalten fönne unb befürd)ten muffe, jäßrlidß mit ißm p roecßfeln. Gines Sages tritt fcßließlidß bie Slataftropße ein. 21ls fieß Situs roieber auf feinen 21der begeben roili, tritt ißm ein be=

trunfener Sauer entgegen, fdßlägt mit ber Senfe auf ißn ein unb fdjlißt ißm ben £eib auf, fo baß er tot umfällt. Siefes Greignis ift nicßt oßne erßeblicße Sacßroirfung geblieben. Ser Sßatron, ber feinen ©entließen bod) feßüßen rooHte unb fürchtete, baß fid) nad) Slonftabt fo fcßnell fein anberer finben mürbe, nimmt jofort Serßanblungen auf unb gibt ben 3eroltfcßüßer Säuern nad).

2lber er läßt bie fSfarrroibemut oerlegen unb bie ©runbftüde roerben gegen foldße auf ber entgegengefeßten Seite oon Slonftabt an ber Scßönfelber ©renge eingetaufeßt, Damit biefe Sorfälle fieß nicßt roieber ereignen füllten. Sen Sau»

ern in 3eroItfcßiiß, bie fid) fo geroalttätig gegeigt ßatten, aber läßt man rußig ißren SBiHen unb bas SRarienbilb ift nodß bis 1831 in ber Slird)e p 3eroltfdßüß geblieben, obrooßl ßernaeß bort eoangelifcßet ©ottesbienft geßalten rourbe.

Gs roar banad) nid)t leidßt, fo rafdß einen geeigneten ©entließen naeß Slonftabt gu befommen. Sßaul oon ©eraltomsfi finbet fcßließlidß einen, ber aus Rodßelsborf aus bebenftidjen ©rünben entlaffen worben ift. Seinetwegen ßat ber Sßatroit mannigfaeße Sdjroierigfeiten. Sie Slreugburger, bie wegen ber nnfießeren fonfeffioneflen Hage im Slonftäbter ©ebiet ben ©ebanfen auf 2lb=

löfung Sürgsborfs oon Slonftabt immer nod) roacßßalten, finben in ber Unfä»

ßigfeit bes neuen Sßfarrers gu Slonftabt allerlei ©rünbe, bas Serßältnis Sürgs»

Dorfs gn Honftabt gu lodern. 9luf ber anberen Seite madjt ber fatßolifd) ge»

finnte Seil ber ^onftäbter Seoölferung bem Sßatron Scßroierigfeiten. 2lucß Die Herrin oon Sfalung, beren ßirdßenbienft ber neue Sßfarrer Smuraoius gu (eilten ßatte, fünbiqt ihm bie Stelle auf. 211s er eines Sonntags naeß Sfalung

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Sur 5?ircße tommt, oerfperrt bie ^rau eon 51ofd)embal)t bie Hircße. ©te fußt lieber nod) gtt einem befferen tatßolifcßen ©eiftlidjen in bas Stacßbarborf, ais baß fie gu ©muraoius gur 51ird)e ging. Ser eoangelifdße Pfarrer muß [o ntaneße Demütigung erleben. 1583 nun feßeibet ber ben proteftuntifeßen ©eift=

ließen fo günftig gefinnte puul oon ©eraltowsfi aus bem patronat aus, ba ber ültefte Soßn feiner ©attin aus erfter ©ße, Slbarn oon pofabowsti, münbig wirb unb bie ©üter bes Waters übernimmt.

Slbarn oon pofabowsti ßat nod) eine gewiffe Hinneigung gu bem !a=

tßolifeßen ©tauben, wenngleid) er aud) aus ©eßorfam gu beit Delfer Hergögeu ben pudeftantismus färbern mußte. 21 ber er war nießt mit gangem Hergen bei ber ©adje. gubem war er eine feßr ßißige Statur.

Pfarrer ©muraoius bleibt nur bis 1586 in R'onftabt. Sin feine Stelle wirb nun ber ©oßn bes erften eoangelifcßen ©eiftlicßen oon SBiirgsborf unb S^onftabt, Slgnellus, ber fid) in ©nid)wiß als ©eiftlicßer aufgeßalten ßatte, gacßa=

rias Slgnellus, nad) Rcnftabt berufen, ©icßerlicß ßat er oiel bie ©tjmpatßien, bie man feinem 93ater in SBitrgsborf and) oon Äonftabt aus entgegengebraeßt ßatte, bort aufgegriffen unb bem Üreugburger Slmt fcßieit Slgnellus aud) bie Perfcn gu fein, bei ber man bie Slugsburgifcße Stonfeffion gut oertreten glaubte.

SBoßl aus biefen ©rünben tarn 1589 bas guftanbe, was ber früßere patron oergeblicß angeftrebt ßatte. Sie paroeßien Honftabt unb ©ürgsborf würben unter einem eoangelifd)en ©eiftlicßen, ber feinen SBoßnfiß in 5\onftabt ßatte, oereinigt. Slgnellus würbe gubem oon Dels aus gum erften Senior bes 5ton=

ftäbter Hänbcßens berufen, was ßeut etwa ber ©uperintenbentur entfpridjt.

Jreilicß ßat es Slgnellus nid)t leidjt. Ser latßolifdje Seil ber 93eoöI=

fermtg ßat immer noeß einen Stüdßalt an ber Haltung bes Matrons. Sie

©eßwierigfeiten finben fein ©nbe. 51aum ift er einige 3aßre in Äonftabt, ba fdflägt in feine Slmtsgeit bas ©reignis ßinein, bas in bem Steformationsjaßrßum bert für bas Honftnbter ßünbeßen bas fürd)terlid)fte war.

33ei pitfößen fmbet 1588 ein erbitterter Sampf ftatt. Sie beiben ftrei=

tenben ‘Parteien um ben polnifcßen Slönigstßron trugen ißre 5pnnbel im 51ampf aus. Ser pclnifcße Müßtet gamofsti unb ber Herä°9 Sßajimilian trafen bei Pitfdßen aitfeinanber. 3m Heere Maximilians fämpfte aud) ber Äonftäbter Hauptmann oon Stubniß, ber in biefem ©efeeßt an ber HQub eine feßr fdjwere ißerleßung baoontrug. Sas ©efeeßt lief für Maximilian feßr ungünftig aus.

Sie Polen fiegten unb unternaßmen nun einen gug in bie ©egenb oon Stams-- lau, wobei fie alle erreicßbareit Drtfdßaften überfielen, ausplünberten unb oer=

brannten. Stad) bem S3erid)t eines Slugengeugen füllen in einer Stacßt etwa 200 Orte gebrannt ßaben. Unter biefen befanb fid) nun aud) bie Stabt 5?on=

ftabt. Sie Hircße felbft unb bie Pfarrei würben Opfer bes 93ranbes. Ser

©eiftlidje Signetlus ßatte oiel Ungemacß oon ben Polen gu erbulben. Miißfam baute er fid) ben Pfanßof wieber auf. Slber nur ein 3nßr genoß er nod) fein Slmt. Sie Hircße felbft fonnte nießt fofort wieber neu errietet werben. Sa überwirft er fid) mit feinem Patron, wobei beffen tatßolifcße Steigungen wic=

ber eine Stolle gefpielt ßaben mögen. Unb nun erfefjeint 1590 ein eoangelifcßer Pfarrer pußfa, genannt ©alinus, mit einer Dotation bes dürften oon SBrieg für R'onftabt unb 33ürgsborf. Scßweren Hägens feßeibet Slgnellus oon ^on=

ftabt. ©alinus wußte fid) anfangs bie ©unft bes Patrons gu oerfdßaffen, aber bies gefeßaß nur für gang furge geit. Stod) im 3aßre 1590 unternimmt ber Patron eine ffiallfaßrt nach Sfcßenftocßau unb bies ift ber Slnlnß gu einer Pro-

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bigt in ber ßircße gu Sürgsborf, in ber Salinus beit Sßatron wegen feiner_fa=

tßolifcßen Steigungen geißelt. 93on ißofabowsfi wirb in feinem 3äßgorn außer*

orbentlid) erregt. Or beftellt ben ©eiftlidjen 31t fid) auf bas Sd)Ioß unb will ißn bort mit bem Stapler erftedjen. Salinus fommt mit Wüße mit bem geben baooit. giber er muß fofort weg. Sind) feine SBitte, ißm wenigftens bie 53ürgs=

borfer ißfarre 311 überlaffen, wirb ißm abgefcßlagen. Stoßbein pit er fid) bort eigenmäd)tig nod) ein ganges 3aßr auf, loäßrenb für Honftabt Oaniel ©rego=

rooicus aus SßttfcEjen gewählt würbe.

^Paftor unb Senior ©reoorooicus ift gleichfalls nur fürgere geit in Slon=

ftabt oon 1591 bis 1596. 3n feine geit fällt bie Otbauung ber neuen Stird)e, Oiefe wirb nid)t meßr an ber alten Stelle auf ber Stamslauerftraße aufgeführt, fonbern ein neuer Sßloß wirb gefucfjt unb an ber Stelle gefunben, ba heute nod]

bie eoange!ifd)e Stirdje fleht. Oer ^laß felbft gehörte gum Sdßoßbefiß. 9lud]

bie neue Slircfje würbe aus ipolg aufgeführt unb aus ber alten Jtircße nur bie

©lode, bie bei bem 93ranbe wohl 00m Surm gcftiirgt, aber nid)t gefcßmolgen mar, übernommen. Um bie Stirere herum würbe ein ^riebljof eingerid)tet unb bie Sßatronatsfamilie fud)te fid) btcfjt am ©lodenturm eine Stelle aus für eine

©ruft ber gomilie oon $ofabowsfi.

Sind) ©regorooicus muß fid) nid)t feßr woßl in Slonftabt gefühlt haben, 3mmer nod) lebte in ben einfachen Sd)id)ten ber Oeoölferung ber HatßoIigis=

mus, unb wenn and) bie Sßatronatsljerrfdjaft ben eoangeIifd)en ©tauben förbern füllte, fo war boä) glbam oon Sßofabowsfi lau barin.

©regorooicus ging 1596 oon Sxonftobt weg. Sein Stadjfolger wirb 3o=

hann Oaleg. 3n feiner geit nahmen bie tird)lid)en ©irren langfam ein Onbe.

Oie Oelfer ipergöge fud)teu eine immer größere Drönung im Stircßenwefen ein=

gufüßren, was befonbers Honftabt gugute tarn. ©efentlid) war ober für S!on=

ftabt noch e'n onberes Woment. 1611 ftarb ber patron unb mit ihm ging eine ißerfönlicßfeit bahin, bie für ben 5tatl)oIigismus noch ein wenig Sympathien hatte. Oas Sßatronatsgut Honftabt übernahm fein gmeiter Sohn fpeinrid) oon jpofabomsfi. Oiefer ßatte auf ber Unioerfität fjranffurt a. b. Ober ftubiert unb war oon bort aus gemißlid) ein fefter ginßänger ber Iutl)erifd)en Beßre. 93on feiner geit aus hören wir nitßts mehr baoon, baß bie eoangelifcßen Pfarrer 311 Sonftabt irgenbrnelcßc tonfeffionellen 6d)wierigfeiten gehabt hätten. Sind) bie

©eoölferung war nun gum größten Seil ber lutßerifdjen Beßre gugemanbt unb, als ber Dreißigjährige ßrieg ausbrad), ba befinbet fid) im iRonftäbter ßänb=

eßen eine treu eoangeIifd)e ‘Beoölterung, bie fid) unter bem Schüße oon Dels ißres ©laubensbefißes fußet erfreuen fann unb ben bebrängten ©Dangeltfcßen ber Slatßbarbegirfe gufludjt bieten fann.

Stunb 100 3aßre ßat es gebauert, bis fo bie ^Reformation in nuferer $ei-- matfireße feften f^uß faßen tonnte, unb wenn aueß bis gum heutigen Sage hier unb ba nod) aus ber oorreformatorifd)en geit fRefte oon nießt eeßt lutßerifcßer glnfcßauung geblieben finb, fo ift ber eoaugelifdje ©taube bod) in ben bergen fo feft gewurgelt, baß unfere §eimat£ird)e als ein befonbers ftarfes 33oIlroerf im eoangelifeßen ©laitben angefeßen wirb.

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aWf-fircugburg inferterf.

3on Sr. fians 6 d) m i b t.

Sort jeher haben geitimgen unb 3e^tfd)rtften in bet 'peimatgefd)i(ßte eine roidjtige SŚolle gejpielt. Oft jinb fie bie einzigen Sofumente aus längfi oerflungenen Sagen, bie uns in anftßaulicßer SBeife ein 93ilb ber Vergangen*

fielt bieten. So tnancße Heine Spifobe aus bem grauen Silltag, bie in feinem

©efcßußtsroerf cergeid^net ift, träte oßne bie Witßilfe ber |>eimatgeitung längfi ber Bergeffenßeit anßeimgefallen.

3m 18. 3aijri)imbert mar bas geitungsmefcn gang anders organifieit trie fettle. ‘ülllitberaU in beutfdjen ßanben mürben auf behördliche Slnorbnung I)in, meiftens für einen größeren Begirf, fogenannte 3nteIIigengblätter, SBo- cßenblätter ober aud) Sournaie herausgegeben. geitungen im heutigen mo=

bernen Sinne maren es nun allerbings mißt. Bor allem maren fie nid)t bas 6prad)rof)r irgenbeiner politifdten ober fogar roeltanfdjaulicßen Bewegung, ba es politifcße Parteien damals bei bem geßlen eines ‘Parlamentes nocß nid)t gab. Ser Seferfreis biefer geitungen, bie roöcßentlid) nur einmal erfcßienen, mar obendrein feßr gering unb befdjränfte fid) auf bie Greife bes Beamiem turns, ber gebiibeten Bürgcrfdjaft unb bes ipanbels unb ©eroerbes. Ser erfte Seil enthielt im niiißternen Slmtsftil bie Befanntmabßungen ber Beßörbett, mährend ber groeite Seil oon Singeigen aller Slrt ausgefüllt mürbe. $ier fam and) bie poefie gu ißrem 9iedjt. Sie greuben unb tieiben bes SWtags rour=

ben hier in teilroeife tiberfcßroanglidjer SBeife ber lieben Witroelt befamtH gegeben. Sin pathetifdjer Stil unb ein überfcßroänglicßer ©efüßlsausbrud:

maren ja überhaupt bas itenngeicßen bes ausgehenden 18. 3ahrßunberts, jener geitepocße, in ber bie Pomontif ihre erften Schritte in bie Sßelt tat unb bie große Smangipation bes fo lange unterbrächen ©efüßls ftattfanb. 9Jiand)es Hingt deshalb für unfer heutiges Smpfinben frentb unb oft fogar furios, roo-- bei man jebod) ftets bie gcitbebtngtßeit biefer Singeigen berücffidjtigen muß.

3m 18. 3ahrßunbert befaß bie Stabt Hreugburg noch feine eigene gei=

tung. 3nfertionsorgan ber Streugburger mar ein fdjlefifcßes 3ntelligengblatt für ben Begirf ßreugburg. gu Stuß unb frommen ber $eimatgefißi^le feien nun im folgenden einige inter eff ante Slreugburger Singeigen aus biefem alten 3ntelligengblatt und groar aus bem Snbe bes 18. gaßrßunberts mitgeteilt.

Sas Problem ber (£ße ßal auch damals fdjon eine Stolle gefpielt. Ser Streugburger Bürger 3afob Weier oerfudjte es im 3ahre 1785 auf feine, etroas feltfame Slrt gu töfen. Unter ber Bubrif: ©emeinnütjige Badjridjten gab er ben Streugburger tpeiratsluftigen folgenden Bat: „3eber Kandidat ber Sße

;ud)c in feinem ipeiratsfontreft folgende HIaufeln reißt bündig eingufcßalten:

©s roirb ausbebungen, baß mir und meinem ipausroefen niemals unter feiner-- let; Borroanb ber ©enuß der frifdjen 2uft unb bes reinen, falten Staffers ge- roeigert unb oerfümmert meiden foil, gu bem Snbe roirb unroiberruflitß über folgende Waßnaßmen, bie in nuferem ipaufe eine eroige Sitte unb Ordnung fepn füllen, fontraßiert:

1. Saß jeden Worgen eine Biertelftunbe lang bie £austßüren nebft ben Sßüren ber gimnter unb in jedem berfelben ein ober etliche fyenfter geöff-- net roerben, damit überall bie freie ©etterluft bas gange ipaus bureßgieße unb

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baf$ bies bet) jcber and) nod) fc falten unb ungeftümen SBitterung gefcfjefjcn foil, nur nicht bet) ftarfem Stebel, beffen (Enbe oielmefjr abgewartet werben muß. ßur Vermeibung ber (Erfältung foil aber biefe Stiftung bes Kaufes oon ber am früf)efteu aufgeftanbenen geofon gefcfjefjen, bie fid) bann ^tnlängltd) mit Slteibung oerfießt unb an einen Ort tritt, wo fte ben unmittelbaren Surd);

311g ber 2uft oermcibet;

2. baff in ben Sdjlaffummern ben gangen Sag über nicht bloß ein ften- fter, fonbern gwep einonber gegemiberftehenbe Deffnungen offen gehalten wer-- ben, bamit bie Stift burcf)gtef)t;

3. baß bas 9Jtaß ber warmen ©etränfe unb Suppen, fo febe sperfon im £aufe genießt, wenigftens nie bas SKRaß bes falten SBaffers, welches bie- felbe gu ftd) nimmt, überfeßrettet."

91od) am (Enbe bes 16. Sußrßunberts waren jebe Strt oon ßnbioibua- [ismus frembe begriffe, ba ber Staat ober bas Serritortum im SRittelpunft alles ©efeßehens ftanben. Sen Stnfcßauungen ber ßeit entfpredjenb würbe alles reglementiert unb 00m Staate burd) Sßrioitegien unb SJtonopote fant- tioniert. Sogar bas Sßrioutlcben ber 93iirger ftanb unter beßörbltdßer Veoor- munbung. (Es ift wohl heute überall in beutfeßen Sanben Sitte unb ©ebtaueß, baß man ftd) in fröhlicher ©efettfeßaft mit ben SBorten: ßum 2Boßfe, Sßroft u. a. einanber gutrinft, fa, tiefe ßarmlofe geremontelle £anblung gehört in unferer ßeit gum guten Son. 3m 18. ßußrßuubett febod) war man barüber anberer Stuft ißt unb glaubte, baß burd) bas ßutrinfen ober wie man es ba- mats nannte, burd) bas ©efunbßeittrinfen, ber „Votieret) unb ber Unmäßig- fett" 93orfd)ub geleiftet würbe. Sesßatb würbe in Rreugbttrg im 3al)re 1786 folgettbes (Ebift befanntgegeben: „SBeit unter bem Vorwanb bes ©efunbßeit- trinfens ein großer SRtßbtaud) oorgeßet unb ber SBeg gur Votieret) gebahnt wirb, fo foil fünftig foteßes günglid) abgefcßafft unb oon allen (Einwohnern, wes Staubes ober SBefetts fie fepn, gänglid) unterlaffen unb feine ©efunbßeit mehr getrunfen, oietweniger femanb bagu genötßiget werben unb berfenige, fo fid) unterfteßt, bie ©efunbßeit ausbringt ober ausgutrinfen annimmt, gum erften SJiat ernftlid) oerwarnt unb gum gweiten 3RaI anberen gum (Egempel beftraft werben."

SBie unheilooll in früherer ßeit in ^reugburg bie Quacffalber unb $ur=

pfufeßer gewirft ßaben, geigt folgenber Veridjt ber bortigen Veßörben aus bem 3aßre 1787: „(Ein großer Sßeil unferer (Einwohner fährt noeß immer fort, in Sfranfßeiten fid) mehr ber ftülfe unoerftänbiger Quacffalber als ftu- bierter Slergte gu bebienen. ©ewöhntieß pflegt man gu ben ^ßferbeärgten feine ßuffuößt gu nehmen, bie benn auch mit ben Sßatienten wirtliche Sßferbefuren oornehmen. Siefe SRenfdßett ftrtb umfo gefäf)rlid)er, weil fie gewöhnlich im Verborgenen wirten unb es ben Hranfen gut ‘Pflidßt machen, ihre ßuren geheim gu halten. Vor einiger ßeit würbe eine ßiefige grau &a5 Gd)Iad)t- opfer eines biefer ilnmcnfcßen. Ser Sßferbeargt hielt bie Sßatientin für oer=

rücft unb oerorbnete ihr ein Vat, welches burdß häufiges Ijtngugegoffcnes fiebenbes SBaffet bie Patientin in furger ßeit töbtete. Sitte SJtittet, wetcßc bie Sßetfott noch amoanbte, ftd) gu befreien, waren oergebens, weit fie mit Striefen gebunben war unb oon einigen baumftarfen Scannern gehalten mürbe. Vet) Oeffnung bes Körpers fanb man, baß bie untßeren Sßeile bes*

ietben gar gelocht waren."

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Ser 51ncdjent)auer (Sćhladjter) Sonie! Soeb aus ßreugburg gibt am 16. 9lpril 1788 folgenbes betonnt: „Wenn 8 Sßfunb frifdje finodjen in Stüde genauen, in einem Wörfer flein geftoßen, mit 12 Waß ©offer unb einer tpanbooH Saig 5 Stunben beg mäßigem freuet gefodjt, gehörig abgefd)äumt unb bie gange Waffe burd) ein Sieb ober Sud) geftoßen unb fait wirb, fo gibt biefcs ungefaßt 1 Sßfunb Saig unb 20 Sßfunb bes beften ©elees, oon welchem bie beften Suppen gemadjt werben, and) gut Zubereitung ber übrigen Speifen fcßr gut gu gebrauchen ift."

©egen hatten werben folgenbe furiofe Wittel empfohlen: „Wan legt auf bie 93oben Seinwanbluppen oon ber ©röße eines Ouabratfußes unb be=

ftreicßt biefe mit 93ogcIleim. Sie Statten pflegen fid) gern barin eingußüllen wie in ©inbelit unb fmb bann leidjt unb fcßneü gu fangen. Ober man flehet

^erne oon roelften Stuffen in 9ßottafd)enlauge unb legt biefe an bie Oerter, wo man Statten fpürt. Sie Statten freffen biefe St äffe gern unb in Wenge, purgieren fid) aber nad) ben in biefer 9lrt gubereiteteu gu Sobe. SBeibe Wit=

tel ßaben bas ©ute, bas fte nidjt fcfjablid) firtb." 91ls Wittel gegen Wäufe wirb empfohlen: „Wan oerfudje mittelft einer guile ober auf eine anbere 2Irt eine ober ein paar Wäufe Iebenbig gu fangen, beftreid)e foldje mit Sd)iffs=

tßeer ober was nod) beffer ift, mit tßierifdjem Del unb taffe fie fobann wiebc-r laufen. Ser ©erudj biefes Deles ift ben Wäufen feßr guwiber unb gleidjfam aus furcht oor äßnlidjer 93eßanblung entfernen fid) alle, bie fid) auf bem 93oben ober fonftroo im ©ebäube aufhalten. Wenn man feiner Iebenbigcn Waus ßabßaft werben tonn, fo ift es and) fcßon oon guter ©irfung, wenn man bie Söcher ber Wäufe bamit beftreidjt. 3n Wohnungen biefes Wittel gu gebrauchen, ift febod) nid)t ratfam, ba and) ben Wenfdjen ber ©erud) un- aus'fteßlich ift unb bie beftridßene Stelle oft über ein SSierteljaßr ried)t."

Ser „©mige Wufenalmanad) junger ©ermanen" wirb oon einem ßreitg*

burger 5Bucf)I)änbIer im 3aßre 1789 mit folgenber Slngeige bem lieben SßublU fum artgepriefen: „Was bes 93aterlanbes gepriefenfte Sänger gefangen haben, baoon ift in biefern 911 manad) bas trefflidjfte ausgewählt, basjenige nämlich, was bes ewigen 9lufbewal)rens in Schrift unb ©ebädjtnis würbig war. 93iele ernfte unb ftctrfe ©efänge finb hier bepfammen, ben Sinn für Wahrheit, Stt-- genb unb 3ted)t, für ©hre unb 93aterlanb gu wecfen ober gu ftärfert, ben reinen

©eift gu heben unb heilige ©rinnerungen aus oergangener befferer geit gu beleben; aber and) oiele fröhliche unb fd)ergenbe Sieber ber heiteren unb fd)ulb=

(ofen greube, um glüdlidje Stunben gu oerfäjönern. Sie fdßönften 93Iüthen, weld)e ber Sicßtergeift Slopftods, fperbers, ^Bürgers, ©oethes, Schillers, 9Bie- lanbs, 3acobis, 93oß’es unb Seffings getrieben, finb hier mit ben 93lütl)en oon 75 anberen ber beliebteren Siebter in einen unoerwelflidjen Ärang gewunben.

3m fräftigen ©efange ober im lieblidjen Siebe wirb fid) bas ©ute unb 6d)öne ben $crgen ber Sünglinge unb 3ungfrauen Seutfd)Ianbs tiefer einbriiden unb ber gereifte Wann wirb hier in theuern Wiebererinnerungen bie eblen ©c=

fühle aufs neue belebt finben, bie einft feine 93ruft gehoben Ijabert. Saß ein folcßes 9Serf föftlidjen Stoff für Seflamation barbietet, ift ebenfo wenig nod) gu erwähnen, als baß Srud unb Rapier ebenfo oorgüglid) ausgefndjt finb wie fein ©eßalt."

©in ^rengbnrger Beamter, $err 9toud, erließ bei feiner 93erfeßung im 3al)re 1790 folgenbe originelle 93ertoufsangeige: „gu ©nbe geht mein Sebens=

lauf, — mein Sebeitslauf in Äreugburg, — Sarum beginnt ber 9lusoertouf,

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— ber 2lusoerfauf in Kreugburg. — Ser 2lusnertauf wirb gang enorm, — l'elbft bie geftidte Uniform — roirb gegen flingenb baares ©elb — bier offenU fief) gu Kauf geftellt. — ^laftifcb roirklid) rare ©adfen — roerben roofjl ben Slnfang madjett. — Sdfroatg unb roeifge run be £>iite, — non feltener ^orm unb feltener ©iite, — gw eg breietfige fogar — ftefjcn gum SBerkauf bier gegen baar. — 2lusgeleerte 93runnenflafcben, — Kleiber and) mit leeren Safdjen, — alte -Röäe, ÜBeften, ßofeit, — abgefdjrieb’ne grberpofen, — Kupfer, Weffing unb Wetall. — ©lodengug mit beöern ©dfall, — Kaffeekannen, Seiler Saffen,

— roer kann all bie Sitel faffen? — 6opIja, Siftije, Stül)le, 6d)ränke, — 3Büd)er audb ooll ©rnft unb Sdjroänke — fteben fefeo pm Verkauf, — wie bas ift ber Welten Sauf. —■ 3n Kreugburg ift es nun oorbeg, — frifd), fröblid), frank unb freg, — gebts fort non hier am erften Wag." —

Beiträge jur fjeimalfunbe Oberfdjlefiens

herauegegeben non her heimattunblidjen 9trbeitsgemeinfcf)aft bes Oberfdjlefiftßert ^itologcnoerbanbes. 1931. 208 Seiten. 24 Seiten giluftrctionen. ©eßeftet 4 960t., halbleinen 5 3193t.

Sas 23ud) ift eine geftgobe ber Heimatfunblicßen ‘Slrbeitsgemeinfcfjaft bes Oberfißlefifcßen 'ipßilolcgcnoerbnnbes gum geinten ©ebenkjaßr ber 21b=

ftimmung in Oberfcfilefien. Sroßbem bas ©ueß bereits 1931 erfißienen ift, ift es uns erft je|t gut Befpredjung gugegangen. gum erften Wale tritt bamit bie Sßßilologenfißaft Oberfcßlefiens als Witarbeiter an ber Heimatforfcßung in bie 9effentlid)keit. Siefe Satfadje allein ift fd)on äußerft begrüßenswert, unb es kann nur ber Wunfcß ausgefproeßen werben, baß nun alle Soßre ein fo ftattlicßer Banb erfeßeint, wie es ber norliegenbe ift.

__ Uns im Kreife Kreugburg intereffieren befonbers jwei Stuffäße. Stuf ben Seiten 21—35 oeröffentlicßt Stubienrat Sr. Hacße--Kreugburg einen Sluf-- faß: „Bus bem Briefwedßfel ber kaiferltcßen familie mit bem fpanifeßen ©e=

fanbten in ^rag in ben Saßren 1581—1590. ©in Beitrag gum Berftänbnis ber Scßlacßt bei ©itfdjen 1588." Ser Berfaffer weift in feinem ausgegeieß»

neten Stuffaß nad), rnelcße Bolle bie 6d)Iacßt bei ^itfd)cn in ber europöifcßen Bolitif gefpielt ßat. Sßßilipp II. 00n Spanien ftanb um feite geit auf bem

©ipfel feiner Wabßt. Spanien unb Italien waren feft in feiner Hanb; bie Bieberlanbe waren bis auf einige Kiiftenprooingen unterworfen; in grant»

reieß waren bie ßiga unb bie ©uife baran, bas legitime öerrfcßerßaus gu ftürgen unb einen fpanifdjeit Scßüßling auf ben Sßron gu feßen. Wit ber

„tmbefieglidjen Slrmaba", gu bereit ©rbauung ©apft Status V. erßeblid)e Summen beigefteuert ßatte, wollte Sßßtlipp im 3aßre 1588 ©nglanb feinem Beicße angliebern unb b eff eit Bewcßner in ben Sd)oß ber katßolifdjen Kircße gutüdgufüßren. 3m Weften war fo bie Ginfreifung Seutfd)[anbs ooHkommcn.

3n Sßolen follte ein Habsburger auf ben Sßron kommen, um autß im Often ben Bing um bas proteftantifd)e Seutfdßlanb gu feßließen. Unb biefe gange ungeßeure Wad)t wollte %ilipp nad) feinem Willen leiten. Sas war ber

©runb bafür, baß ber fpanifeße König bie anfeßnlicße Summe oon 200 000

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Sufaten furs DOr ber Sd)Iad)t bet Sßitfcfjen on ben (Srj^erjog 33faj;imiliart jur

©ewinnung bes polnifdjen Sureties gab. 51 ber bte Vernichtung bet Vrmaba im &anal unb bte Vieberlage Dftajimilians bet Sßttfd^cn vernichtete in bem=

felben Sahte bte Hoffnungen Vh'lipps IT.

Sie Dort Haäje veröffentlichten Vriefe geben auch einen guten ßtnblicf in bte iiberragenbe Stellung, bte Philipp II. innerhalb feiner familie einnahm.

Sie Äreugburger Heimctforfchung fifjulbet bent Verfaffer San! für feine Vrbeit.

Ser gweite Vuffat; aus bem Streife Streugburg hot Stubienrat 3. UBittig gum Verfaffer unb beljanbelt bas Schema: „Schulgartcnarbeit im Sienfte bei Heimatfunbc." Ser Verfaffer geigt, tote auch bte Schule regen ülnteil an bem Aufblühen bei Heimotforfchung nimmt. Sie biologifche Heimatforfd)ung ift bte ©runblage für ben Schulgarten. Sas IRaturleben ber Heimat foil in ben ÜJtittelpunft bes bioIogifd)cn Unterrichts gefteüt werben, bte Sugenb foil bte Heimatnatur erleben. Sehrausflüge unb Sd)ulwanberungen reichen betgu nicht aus. 9Iur täglicher Umgang führt gu einem innigen Verhältnis gu ben 9tatur=

roefen. Sie 3ugcitb muß in ber Schute mit ben eingelnen Seberoefen unb Sebensgefeüfchoften vertraut gemad)t werben, um ihr bas Verftänbnis ber Sebensbilber ber He'mat gu erfdjlie^ett. 3n täglidjer Veobad)titng erlebt bie 3ugenb bie ©ntwidlung ber Vaturoefen, ihren ftänbigen Safeinsfampf, fte gewinnt ^reube an biefer fo reichen ffielt unb lernt urd)t vor bem 2e=

benbigen. Somit wirb and) bie Vorarbeit für bie Veftrebungen ber 9Iatur=

|d)uhbewegung geleiftet. — Ser Verfaffer fdjilbert ferner bie ©ntftcf)ung bes 1925 angelegten Schulgartens ber ©uftao 3:reptctg=SchuIe unb gibt ein Vilb feiner Sntwid'lung, Sie Sarftellung wirb burd) 13 Vit ber unterftütjt.

Sr. 3Rg.

Cytaty

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mögen gurüdgefeßrt iff. Ser 5ßrogeß ßot biefe tpauptfafe fanm angeftreift, bem gengen o. ipeHborf mürbe burd) ben Verteiöiger u. ben gefälligen Sßrä- fibenten bas

6) gJiarfctjall Sa,mine, geb. 1833 in Algerien, mürbe 1863 Oberbefehlshaber ber franjöf. Sruppen in SÖtejiko unb mar 1870 Kommanbant non SOieß, bas er am 27. Oktober an bie

roärtige Gcßönfeiber Rircße 1623 erbaut mürbe, ©ie bereits in ber erften Abteilung aufgefüßrte Snfdßrift aus leßterer Rircße madjt biefen ©entließen ausbriidlid)

Nnbers war es nocß mit Vürgsborf. Siefes Sorf geßörte ßum ßerßog-- lidjen 21mt in Rreußburg, Rreußburg aber wieber war ein Seil bes fierßogtums Vtieg. $ier ßätte bie

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tergüter oon 3eroltfcßüß unb 9ßunbfcf)üß in ^rage. Run ift ja in 3eroltfd)üß bas Heine Kirdjlein urfprüngltd) nur eine Pegräbnisfapede geroefen, zu bereit Unterhaltung

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©ie näcßfte 9Botiße oerging oßne befonbere Sorfommniffe. Sur auf ber burd) bie Stabt fiiljrenben ©tappenftraße flutete ber Serfeßr. ^reiltd), baß roir gefäßrbet roaren, baß