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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 20. April 1931, Nr 4.

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UNSER UND

ÄLTERENBLATT DEs BUNDES DEUTSCHER IUGENDVEREINE

JEA-

20.JAHR APRIL1931 oSTERMoND NR.4

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UnserBund

herausgegebenvom Bund Deutscher Iugendvereine e.V.

Bundesleiter: Prof.D.Dr.Wilhelm Stählin,Münsteri.Westf., Paul- straßex5(8ernruf26397).

Bundeskanzleiund Bandes-Geschäftsstelle: Göttingen,Weender Land- straßes, I(Postfach zo4),sernruf Göttingen285x.

Bandes-wart AugustdeHaas, Bundesgeschäftsführer Georg Brust,Göt- tingen, Postsachzo4.

PostscheckkontodesBundes: Berlin Nr.22336 Schristleitung:

Jörg Erb, Hauptlehrey Gersbach,AmtSchopfheim (Baden).

ImKlosterUrspring beiSchelklingen (Wiirtt.)findenvom 10.August bis13.September

Berneuchener WochenM

10.-16. August: Ferienwocheunter LeitungvonPfarrerLic. W.Thomas- Bremke.

17.-23. August: Singewocheunter Leitungvon Dr.K.Ameln-Miinster.

24.-30. August: Arbeitswocheunter Leitungvon Prof.D. Dr.Wilhelm Stählin-Miinster.

Il.Aug.-6.Sept.:Ferienwocheunter LeitungvonPsr.D1-.Ritter-Marburg 7.-13.September:Arbeitswocheunter Leitungv.Pfr.Dr.Ritter-Marburg

Wilh. ThomaswirdLuthers Katechismus alsArbeitsaufgabe stellen, Stählin sprichtiiberChristus, Ritter iiber DerWegderSeele, Wand- lungund Heilung desinneren Menschen.

Ansragenan denBundeswart Aug.deHans, Göttingen.

Inhalt dieses Heftes:

DerWeg nach Bethel. Dienstam Volk.—- Bodelschwinghs politische Tätigkeit. EinBethelbesuch.—- Bodelschwinghs Erziehungsweisheir.

—- Aussprach:Der Remarquefilm. Vom Bund undseinenLiedern.

Jungenschaft. Umschau. Buchund Bild. Anzeigen.

Inschrift-nderMitarbeiter-

AugustdeHaas, Göttingen. H.Steege, Betheb Hugo Spkchk, Schopsbeim,Baden. Jörg..Erb,Ge»rsbach.

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sriedrichv. Bodelschwingh o.März xszz—- z.April xgxo.

Der Wegnach BetheL

DieHauptsache besteht nicht darin, viel zudenken, sondernviel

zulieben! Bodelschwingh.

Amb.März dieses Jahres jährte sichzumZoo. Male derGeburtstagFried- richv. Bodelschwinghs. Auchuns sollderTag Anlaß sein,einemLeben und Werk nachzugehen,das ganz aus demEvangelium gewachsen erscheint.

Wo magdieseReckengestaltderLiebe herkommen?

DerErdgeruchderScholle kennzeichnet sie. ZwischenDortmund undHamm liegtdasGutV elm ede.Das istdieHeimatderBodelschwingh.Vonhier aus war derVater imHerbst xsxz zum Studium derRechtswissenschaft nach Berlin gezogen. Dort trafihn imFrühjahrJst der,,Aufrufan mein Volk«.Bei Großgörschen,beiBautzenundan derKatzbach isterimseuer gewesen,vor LeipzighaterimYorkschenKorpsum Möckern gekämpft.Bei derVerfolgung erhälter imTale derUnstrut einen schweren Brustschuß.

TrotzdemrückterJsxö noch einmal nach srankreichaus. Dann beendet ersein Studium. EineFreundschaftverbindet denjungen Referendarmitdem,,besten DeutschendesJahrhunderts«, dem Reichsfreiherrnvom Stein,dessenGut Kappenbergnur anderthalb Stunden von Vclmede entfernt lag. 3832wird er zum Landrat des KreisesTecklenburgernannt. Dort gründeter seinen Hausstand;dortwird ihm auchderSohnsriedrich geboren.x834wird der

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Vater OberpräsidentderRheinprovinz,und derKnabe verlebt seineKindheit imKreise seiner GeschwisterimschönenKoblenz. x842übernimmt derVater das Finanzministerium,späterdas Jnnenministerium, und dieFamilie zieht nach Berlin.

Trotzder hohenStellung gingsim Haushalt einfachund sparsamzu.

Wenn esfreilich galt,denStaat zuvertreten, wurde nichtgespart.Derjunge FriedrichhatteeinigemaldenKandidaten, derseinenjüngerenBruder unter- richtete, auf seinen Gängenzuarmen Leuten begleitet.Da fielihmderAb- stand zwischendenbehaglichenund stattlichenRäumen desElternhauses und denStuben derarmen Leutesehr aufs Herz.Und alseinmal dieTafel fürdie

·GästedesFinanzministeriums festlichgeschmücktundmitallerleiPrunkgeschirr und köstlichen Speisen gedecktwar, fingderKnabe bitterlichzuweinen an im Gedanken daran, wie reichlicheshierzugingund wieviel jeneArmen entbehrenmußten. Bedeutsam für sein späteresWerk wurde es,daßFriedrich von Bodelschwingh mit anderen Altersgenossen zum Gespielendes nach- maligen Kaisers Friedrich bestelltwurde.

Als x848dieRevolution ausbrach, erhieltderMinister seineEntlassung.

Die Familiezogsich aufihr Gut Velmede zurückundderVater widmete sich der Bewirtschaftung des Gutes. Die drei Söhne halfenbeidieserArbeit

undbeendeten gleichzeitigdieSchuleinDortmund. «

Dann standderjunge Bodelschwingh vor derFrage:Was werden? Noch während seinerSchulzeit war erins Bergwerk eingefahrenund hatteals Hauermitgearbeitet. Aber dieArbeit hatteihn nichtgefesselt. Jetztbrachte ihn die Arbeit desVaters aufdenGedanken,dieLandwirtschaft zuergreifen.

ZweiJahre hateraufeinem Gut imOderbruch gelernt:denPflug führen unddas Gespanndersechs Pferde regieren,denSäesacktragen überdenauf- gebrochenenAcker unddieKörner werfen,das Korn schneidenund dieKühe melken. Erfreute sich,wiesichderBauer freut,am AufgehenderSaat,und ersaßam Abend,lahmvom Schreiten überdenaufgebrochenen Acker,hinter seinem Wirtschaftsbuch, Leistungen buchend, Löhneberechnend. Undtrotzdem schreibtereinmal seinemVater: »Meinelandwirtschaftliche Lehrzeit istun-

zweifelhaftdiereichstemeines Lebens und wird mirauchwahrscheinlichdie angenehmsteErinnerung bleiben, sodaß ichsieum keinenPreismissen möchte.

Wenn Zeit und Mittel esgestatten, sowill ich einem jeden unbedingtraten, demJuristensowohlwie demForstmann undBergmann, daßersichdurch einlandwirtschaftliches Lehrjahrfür seinen späteren Berufvorbereitet.«

Darnach haterseinJahr gedientinBerlin. i

Eine schwere Lungenentzündung schwächteseine Lungeundverbot zunächst einweiteres Studium. So gingernachPomm ern, wo ihm derAuftrag wurde, einGut miteiner Ausdehnung von x5 Kilometer inderLängeund 4Kilometer inderBreite selbständigzuverwalten. Das war einegewaltige Aufgabefüreinen so jungenLandwirt. Bodelschwingh hatsie gemeistert und istdabei auchden Menschen nachgegangen mit seinerliebenden Seele.

ErschreibtanseinenVater:

»Mehrals die Landwirtschaft beschäftigtmichdasSchicksalderTag- löhner. Schofhütten und Zechendorf sindkeine neuen Vorwerke, son-

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dern alteDörfermit ehrwürdigenBäumen. Die Pächter sindnun aus ihrenWohnsitzen vertrieben,und stattihrer, soweitsienichtselbstinTag- löhnerumgewandelt und als Taglöhnerwohnen geblieben sind,istaller- leiGesindel eingezogen.Diese Leute, überschuldetwie siewaren Unddaher nichtimstande,von ihremVerdienstzuleben,waren ohneKartoffeln, ohne Getreide. Sie trieben sichteilsbettelnd umher,teils lagen sie faulzuHauses, mißmutig,weil ihnendoch allihrVerdienstauf ihreSchulden abgerechnet wurde. Dawar es meine Sorge,gewaltsam einzugreifen. Dadasnicht ge- schehenkonnte, ohnedaßich michaufsgenauesteum diesamilienverhältnisse bekiimmerte, sobinichfasttäglichin allenStätten desgroßenElendes herum- gekrochenundhabe in vielensamilien förmlichdieSaushaltung geführt.«

Sosuchteretwas von derNot zuheilen,diedieLandgierdesBesitzers heraufgeführthat. »Ichkann eine gewisseWehmut nicht zurückweisen, wenn ich dieschönenalten Pächtereien, auf denen ein und dieselbe sa- milie ofthundert Jahre gewohnt hat, nun verwaist und verlassenstehen sehe,und nichtselten trifft man Leute,denen inErinnerung an ihre alten Wohnstätten,diesiealsihrEigentum anzusehen sich gewöhnt hatten,die Tränen indieAugentreten.« Aber noch urteilt ernichtgrundsätzlich: »Wie weit nun daRechtundUnrecht waltet, kann ichnichtbeurteilen, gehtmich auch garnichtsan. Soviel weißichaber, daßsoviele Menschenihresheis- matlichenBodens beraubt sind,ohnedaßdemBesitzereinNutzen entstanden ist,und derBoden ist teilweisemehrmißhandeltalszuvor.·· Bodelschwingh kämpfteinenschwerenKampfgegendenSchnapsund siehtgrauenhafteNot.

Das führtihn mehr noch in dieTiefe.EristGott dankbar,daßerbeieinem Sturz vom PferdedenArmverletzt, so daßernichtkegeln kann,undsodet4 Kegelbahn fernbleibenkannaus ehrlichem Grunde;erdankt Gott fürdenauf diese WeiseerhaltenenfreienSonntagnachmittag.ErstehtauchWerktagseine Viertelstunde früher auf,um Kapitelaus derBibel unter denLinden imHof lesenzukönnen.DenKindern verteilt erTraktate,dieerselbstnur seltenliest.

Danimmt ereinmal soeinBlättchen von Baselwars gekommen und liestdieGeschichteeines Chinesenknaben, dessen einzige Sorgenoch auf dem Krankenbett war: »Was sollich einmal am Tagedes Gerichts sagen, wenn meine Brüder fragen,warum ich,obwohl ichdenWegdesHeilsge- wußt, ihnen solchesnichtmitgeteilt hätte?«Wie geringschätzigurteilen wir bisweilen übersolche Traktätchen,und wie sehr erscheintesbisweilen be- rechtigt,ihrenWert anzuzweifeln, von ihremSchaden zureden. Unddoch sind sienichtzugering,alsdaß sieGott nicht doch als einMittel für seines Pläne gebrauchen kann. DieserTraktat gibtBodelschwinghdieGewißheit ins Herz,erhabeden Auftrag, Pfarrer zuwerden. Diese Gewißheitwird niemehr erschüttert.Das suchende Augefindetweitere Wegweiser: eine Predigtüber denText:Die Ernte ist groß,derKnechte sind wenig undmanche Losungaus jenen Tagen istihmBestätigung seines Vorsatzes geworden.

»Gottschenktmitunter Zeiten inunsererPilgerschaft,wo man nicht im dunklen Glauben, sonderninlauter seligem Anschauen seinerGnadenwegeein- hergehenkannund jeder Tageinem einneuer Beweis seinerBarmherzigkeit und Treueist.«

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Es folgen zwei schöne, froheStudienjahre inBaselbeiverehrten Lehrern, lieben Freunden,mit Wanderungen am Rhein, nachBeuggen zum Vater Zeller,indieAlpen,nachItalien und indenSchwarzwald. Enge Freund- schaftverbindet ihn mitdemBasler Misfionshaus, underscheidetvon Basel mitdemWunsch,einst aufdemBasler Missionsgebietin dieArbeit zutreten.

DerWeg des Studiums führtweiter nachErlangen, Berlin UndErfurt.

Ergebnisdes Studiums ist fürBodelschwinghinnere Unruheund Unsicher- heit,dieesihmunmöglich macht,alsMissionarhinauszuziehen. JmMissi- onshause zuBarmen inmitten einer KinderscharsteigtdieSehnsucht auf, LehrerderKinder zufein,um zuerkennen,wie vieloder wiewenigervom Glauben sagen könne,ohnegegen sich selberunwahr zuwerden. So nimmt ergerne denVorschlagdes befreundetenPfarrers Meyeran,inParisdessen Gehilfe zuwerden und sich besondersder verlassenenund verwahrlosten Kinder derDeutschendortzuwidmen. »Esistohne allen Zweifeldie aller- größte Not,indieeinMenschenkind aufErden geraten kann,wenn esin seinemGlauben wankend wird. Die Hoffnung, aus solcherNot heraus-

zukommen,hattemich nachParisgetrieben.« S

DeutscheinParis? Freilich.Man nannte um dieseZeit(x858) scherzweise Paris mitseinenxooooo Deutschendiedritte deutsche Großstadt;denn außer inBerlin und Hamburg lebten inkeinemOrt der Welt sovieleDeutsche.

AlleStände und Stämme waren vertreten. Durchwegarme Leute,diedie Armut aus derHeimat vertrieben, denendas Geld zurFahrtnach Amerika nichtgereichthatte. Von den Eingewanderten lernten diewenigsten fran- zösisch; dagegen lerntens die Kinder beim Spiel und auf der Straße sehrschnellund vergaßen dieMuttersprache, so daß sichdieEltern oft

nur notdürftigmit ihrenKindern verständigenkonnten. Darunter mußte dieErziehung schwerleiden. Den Stamm der Deutschenbildeten dieEin- wanderer aus Hessen-Darmstadt. Siewaren inParisGassenkehrer geworden, unddie ganzeStraßenreinigungvon Pariswar in ihreHändeübergegangen.

Jhr Verdienstwar gering,aber regelmäßig.DerBerufschloß sieunterein- ander zusammen,das Heimatgefühlbliebwach. DerSinn der Gassenkehrer war nach derHeimatgerichtet.War dieFamilie sparsam, sowar inYoJahren sovielerspart, daßdieSchuldeninderHeimat bezahlt,einNeuanfangdort gewagt werden konnte.

Unter diesen Menschen beginnt Bodelschwingh seineArbeit. Ersammelt Kinder auf seinenzweiStuben zum Unterricht. Bald reichendieseRaume nicht mehr aus, unddas Ungeziefer,das dieKinder zurückgelassen,machtden Aufenthalt darin zur Qual. Aufeinem HügelimOstenvon Paris entsteht alsMittelpunkt derArbeit einBlockhaus, Schuleund Kirche zugleich.Der LehrerHeinrichWitt wird Bodelschwinghs Gehilfeund nimmt ihmden Unterricht zum großenTeilab. So wird erfreier fürdieGemeindearbeit.

Besondersnimmt ersichderkranken Deutschenan. Unermüdlich suchteksie

unter den z7ooo Kranken inden öffentlichen Spitälernund hatmanchen

Trost gebrachtinheimwehkranke Herzen,manchenWassertrunk aus ewigem Quell gereichtin lechzende Seelen. Die Kranken inderGemeinde betreuen baldzweisrauenalsDiakonisfen. UnermüdlichwakbBodelschwinghin Wort

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und Schrift um dieMittel zum Ausbau derArbeit. Es kamvor, daßnach seinem Vortrag imTellersichRingeundandere Schmucksachen fanden,weil die Leuteglaubten, der Inhalt ihresGeldbeutels reiche nichtaus fürdie hiernotwendige Gabe. Bald entsteht aufdem HügeleinefesteKirche,die zugleichauch alsSchuledient. Das Blockhauswird Kinderschule, zweiNon- nenweirer Schwestern betreuen dieKleinsten.AusdemSchmuckderPastorin Geirat x86x)wird eineOrgel angeschafft, einGesangbuchwird eingeführt, Bodelschwingh übtmitderGemeinde dierhythmischen Choräle.Sowuchs dieArbeit in dieWeite, obwohl oderweil immer nur das Notwendige getan

wurde. Aber das geschahmitderDrangabealler Kraft. DerHügelpfarrer

isteinHortderVerirrten,derVerlorenen, keiner klopftdort vergebensan.

DerKreis dermittragenden sreundeund Helfer wächst.

Eine sehr schwere ErkrankungderjungenMutter legtBodelschwinghdie srage aufs Gewissen,oberseiner srauweiterhin dasunruhige, entsagungs- reicheund aufreibendeLeben zumuten dürfe.Und alssicheinNachfolger zeigt,dem das begonneneWerk anvertraut werden darf,daistseinEnt-.

schloß gefaßt. -

DieJahre x864—x873 sehenihn alsDorfpfarrerinDellwigim Taleder Ruhr. Eine ZeitderStille nach der Unruheund Hastder PariserArbeits Vier lieblicheKinder erblühenunter der Sonne eines glücklichenFamilien- lebens. Der Pfarreraber nimmt bald denKampf aufmitden Unsittenim Dorf, gehtan gegen denAlkohol,gegen somanchenNachbarnstreit, und er.

istdabei eigenartige Wegegegangen. Erselberhat diestrittige Grenzeaus- gesteckt,diestrittigeEicheaufderGrenzewird zum Kirchbaugestiftet.»Er bekämpftedas Böseam liebsten dadurch,daßersowenigalsmöglich davon sprachund statt dessendas Gute an seineStelle setzte.« Den Siebzigerl KrieghatBodelschwinghalsseldprediger mitgemacht,undindenSchlachten um Metzhatermanchen Verwundeten aus dem seuergetragen. Das ent- scheidendeErlebnis dieserZeit aberistanderer Art. Bodelschwingh selbsthat esbeschriebenindemBericht»VondemLeben undSterben vierseligerKinder«.

Das mußman lesen,darüber zuschreiben stehtmirnichtan. Wer willdas Leidmessen,wenn liebenden Eltern indreizehnTagenihre vieraufblühenden lieblichenKinder dahinsterben? Eines Tagessahman den Pastormit einem Brett und vierPfählenzum Kirchhofgehen,um an derstillen Stelle, wo dievierGräber lagen,einekleine Bank zuzimmern,damit erdort mit derMutter zugleichnachdenkenkönne,was Gott ihnendurchsolchesLeidsagen wollte. Die geheimnisvolleTiefeihresSchmerzes ließ sieneue,ungeahnte Blicke tun indieGeheimnisseGottes. ,.Damals,alsunserevierKinder ge- storbenwaren, merkteicherst,wie hartGott gegen Menschen sein kann,und darüber bin ichbarmherzig gewordengegen andere.«

DasistderMann,deram 23.Januar 3873nachBielefeldzieht als Leiter- derkleinenAnstalt für Epileptischeunddesneugegründeten Diakonissenhauses.

DieObstbäumeaus demDellwigerPfarrhaus hatermitgenommenundaufs neue um sein Hausgepflanzt.UndeingepflanztbliebinseinLeben,was Gott hatteinihmwachsen lasseninArbeit und Leid. Jörg Erb.

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Dienstam Volke.

Ein jüngster Zweig der Arbeit von Bethel.

Vater Bodelschwingh hatnieeineArbeit angefangen,ohnedaß ihmaus derNot herausderklare Auftragdazu erwuchs. Wo aber dieNot derZeit neue Aufgaben stellte,dagriffermutigundtapferzu. Soentstehteine Stadt imTeutoburger Walde,eineStadt derArmen und Kranken,derEpileptischen undBlöden,mitallenAnstalten menschlichenKönnens, diese Menschenzube- treuen, zupflegen,zuernähren.JederVersuch,dieGrößeund Weite des Werkes zuschildern, mußscheitern. So fragenwir besser:Was tut Bethelheute? Sieht esderNotder Zeitmüßigzu?Geht esan denent- scheidenden Fragen,andenen unseresVolkes Bestehen hängt,vorbei? Wir habenbesonderen Grund,sozufragen,weil manchenMenschen Betheletwas mittelalterlich vorkommt.

Einen großenTeilseinesLebensund feiner KrafthatschonVater Bodel- schwinghderSorge fürdieArbeits- und Heimatlosenzugewandt. Seinen ,,liebenBrüdern von derLandstraße« suchtman auch heute noch in denArs- beiterlolonien Wilhelmsdorf und Schillingshof inderSenne,steistatt und Heimstattim Wietingsmoor (zwischenOsnabrück undBremen), Quellenhof und Arbeiterheim inBethel einschützendesDach zubieten. Aber wer will demStrome desElendes wehren,derinunseren Tagen gewaltigdahinbraust?

DieSenne,inderVater Bodelschwinghim Jahre 3882dieersteArbeiter- kolonieWilhelmsdorf gründete,bietetschon längstnicht mehrgenügendRaum und Arbeitsgelegenheit fürdieAnklopfendemJmmer mehrsindsallfüchtige und Gemütskranke nachhierübergesiedelt,fürdieinBethelder Raum zu eng wurde und dieUmgebungnichtmehrzuträglich erschien.Jn sreistatt im Moor fanden immer jugendliche Erziehungsbedürftigeund Gefährdete Aufnahme.

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DieEntwicklungmachteesnotwendig,daßman neuen Raum zugewinnen suchte.DieGelegenheit,neues Gebiet zuerwerben,botsichimJahre 3927!;

esgelang,inderHermannsheide südlichvom Hermannsdenkmal, zwischen Bielefeldund Paderborn 3300 MorgenOedland zuerlangen. Wieder dachteman daran, denwandernden ArbeitsloseneinHeimzubieten. Der Wagnerhof öffnete seine Pforten, späterkamderHeimathofhinzu. Eine ganz neue Arbeit aber begannman aufdemSigmarshofe: JungeErwerbs- loseaus derIndustrie suchtman fürdieLandwirtschaft umzuschulen.

Es war schonbeiVater Bodelschwingh so, daß sichihminbesonderem MaßedieSorgeum die innere Gefährdungder,,Brüdervon derLandstraße«

aufsHerzlegte; siewar besonders großbeidenjugendlichen Erwerbslosen.

Die Wanderschaft, das LebenindenKneipenund Asylen,dieunfreiwillige Untätigkeitund dieGesellschaftderanderen »Kunden·· alles trug dazu bei,junge Menschenzugrunde zurichten;inderneueren Zeitbedeutete auch dievom Staate gewährte ,,Erwcrbslosen-Unterstützung« fürviele eineneue Versuchung; wußtendoch viele sienichtbesser anzuwenden, alsfür Ziga-

retten und Kino. «-

DieseNot wurde der Anlaßzueinem neuen Versuche tatkräftiger Hilfe- leistung: solltees nicht gelingen,dieüberschüssigeKraftaus derIndustrie wieder aufsLand zuverpflanzen? Hier herrschte vielfachnochMangelan Arbeitern, während siedort müßigam Markte standen.Umzuschulen istaber nur dieJugend.Anfangxgz7wurde inBork bei Dortmund einevangelisches Iugend-Landheim eröffnet. Trägerder neuen Arbeit war BethelinVer- bindungmitderInneren MissionunddemHerbergsverbande für Westfalen, sowiedem WestdeutschenIünglingsbunde. sreiwillige jugendlicheArbeits- loseaus demRuhrgebiet fanden Aufnahme.Siewurden mitländlicher Wald- arbeit beschäftigt.Im Heim herrschteeine christliche Haus- und Familien- ordnung, im übrigen gestaltete sichdas Heimleben ähnlich wie inden ländlichen Volkshochschul-Heimen. srohsinnundSpielwurden gepflegt, Sport

und auchetwas Unterrichtwurden getrieben.

Wenn man gefürchtet hatte, daßeskaum gelingen würde,dieaus der Industriekommenden JungenandieLandarbeit zugewöhnen, so sahman sich bald angenehm enttäuscht.DieallermeistenhieltenmitgroßerZähigkeitan dem sicheinmal gesteckten Ziele fest,wieder aufsLand hinaus zukommen.

Altes Bauernblut von Eltern undVoreltern schlugbei manchem wieder durch.

So konnte dieeinmal begonneneArbeit hoffnungsvoll fortgeführtwerden.

Ein zweitesIugend-Landheim wurde xgzs inderHermannsheide, jenembe- reits erwähntenneuen Gebiet Bethels eröffnet.Es bekam nach dem Vater Hermanns desBefreiers, dervielleichthierseine Heimathatte,denNamen ,,Sigmarshof«. Die erstenHoJungen, die sichin Bork bewährthatten, siedeltennach hier überundsolltennun dieOedlandkultur kennenlernen. Bald waren dieerstenFlächenurbar gemachtundbebaut. Nach einiger Zeitwan- derten dieBewährtenunter ihnen weiter,umin anderen Betrieben alleZweige derLandwirtschaft gründlichkennenzulernen. Seit 3929arbeiten viele auf brandenburgischen, mecklenburgischenund schlesischenGütern.

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Das letzteZieldieserArbeit istdieBesiedelungdes bedrohten deutschen Ostensdurchjunge,arbeitswillige Menschenaus demWesten,diesichhier alsfreieLandarbeiter aufeigener Scholleoderals selbständigeSiedler nieder- lassenkönnten. Allerdings werden diesesZielnur dieBestenund Tüchtigsten von ihnenerreichen,denn neben einer guten technischenSchulung bedarfes eines ehernen Willens und großer Energieinder Verfolgung des einmal gestecktenZieles.Abersollteesnichtmöglich sein,indieserWeisedemschwer ringenden deutschen Ostenneue Kräfte zuzuführen?DerVersuch muß jeden- fallsgemachtwerden.

Dienstam VolkeistauchdieseArbeit,dienichtnur einenLösungsversuch derErwerbslosen-sürsorge,an derunserVolks- und Wirtschaftsleben heute vor allem anderen leidet,darstellt, sondern gleichzeitigeinem schwer dar- niederliegendenVolks- und Landesteile gernaufhelsen möchte.Es gehtnicht nur um dieSchaffung und Erhaltung volkswirtschaftlicherGüter, sondern fastnoch mehrum dieBewahrung innerer,sittlicher Werte,dieunser Volsk zuverlieren inGefahr ist.JederVersuch aber, unserem Volke,dassterben will, von innen herauszuhelfen, mußvon uns dankbar begrüßtwerden undbedarf der tatkräftigstenUnterstützung aller, denen sein Wohl oder Wehe am Herzen liegt.

Gesundungan Leibund Seele, Verbundenheit mitder Scholle,Heimat, Arbeit, Gottvertrauen, das istBodelschwinghsGeist,derheute demdeutschen Volkenötiger istdenn je.Vielleichtaus diesem Empfinden gedenktheutedas gesamteVolkdieses bescheidenen GroßenalseinesGeschenkesGottes.

H.St e ege.

Bodelschwinghspolitische Tätigkeit.

Mitten imLebenstehenund nichtmitihm gehen dasnenne ich Knochen und Rückgrat haben. Unser Unglück istes,daßes fo wenigMänner mehrgibt.Lakeien desStaates wiederParteien, Schusterseelen, Weiberseelen gibtesgenug aberMänner, Männer,

Männer fehlen. Lang behn.

BodelschwinghsArbeit ist soweit undgroß, daßsiezurSozialpolitikge- worden ist. Darüber hinaus aberistVater Bodelschwinghauch als Abge- ordneter inspreußischeAbgeordnetenhaus eingezogen.Unddaskamfo:Stöcker (Wer istStöckerö W. Classen:»AusDeutschlandsjüngsterVergangenheit.«) hattesich 3896von denKonservativengetrennt.Nur einTeilseinerAnhänger folgteihm in dieneueChristlich-soziale Partei,die Mehrheit bliebbeidenKonser- vativen. Erstxgozsahen sichdieChristlich-Sozialensoweit erstarkt, daß sie die Kandidatur Stöckers von denKonservativenverlangenkonnten. Aberder war undbliebfürdieKonservativendas roteTuch.Sowurde Vater Bodel- schwingh vorgeschlagen. Er glaubteseiner Heimat diesen Dienst nichtab- schlagenzukönnenundwollte gerneBrückesein zwischendenbeidenParteien.

So willigte ereinunter zweiBedingungen: daßerniemals eineParteiver- sammlung besuchenund daßer nieeineParteirede haltenmüsse.So ver-,- schriebersichkeinerPartei, wurde aberGastderkonservativen Gruppe. sesseln

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