Gjtland Wochenschrist sär den gesamten Osten
Mitbegründer:Dr.FranzLüdtke. VerlagBund Deutscher Osten E.V., Berlin W30.
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Nr. 40.
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Berlin, 5. Glitober 1934. 15.Jahrg.
Inhalt: S«469:Ungarn-Polen«uuddie
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Slowakei.f—S.«470:EineciiglischefchnkschriitüberMemel. —-S.471tFortgesetzteVersetzungdiesmsldictiiielitatiitsFS.l4f73f:
»Der Siegervon Genfxs— S«474:SckickspspdeutscherSchulen inPoieii. ·-Ostlaiiv-Litocl)e.—-—S.47('-:Pillsudsti—·— derErzieherdcgpolitischenVolkes.— S·477:
WirtschaftiniOsten·-— S.47t·i:DerKampfgegen dendeutschenKultureinfluß
iinBchltikunL
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S,479:DaiizigunddiepolnischePresse.— S·480:Ostpreußische Heide-.
« ii)er.
Ungarn, Polen
und die Slowakei-»Seitlangemwar man daran gewöhnt, Ungarn als einen zuverlässigen StutzpunktderitalienischenDonaupolitik zubewerteii undumgekehrt Italien alseinen Freund desungarischenRevisionismus inRechnung zu stellen. Mit ihrer ,,ivohltemperierten« Revisionsfreiindlichkeit hatten es dieItaliener verstanden,sichdiepolitischen Sympathien Yllgaknszusichern. Mit unbestimmten undzunichtsverpflichtenden Worten pflegtederitalienischeFaschismusgelegentlichvon denberech- steten Anspruchs-i Bedopeiis auf iiokoakiikh2oderindiiukoiikh2Sei-seis- WlletUsprechen. Aber einen praktischen Bsorteil hat Ungarn VOU solchen revisionistischen Andeutungen
genau sowenig wie Deutschland gehabt, das mit der
Platonljchen ReVJHOklsfreundlichkeit der Fiascl)i- itekl glelkhiqlls Ulkbts Ollillfangen vermochte. Die ungarisch-italienischeFreundschaft war inder Hauptsache aufdeni italienischsfranzösischen Gegensatz in der Donau- fragebegrundet. Wenn nun,wieesseit einigen Monaten geschieht- dieserGegensatz überbriickt wird,ivirdzugleicher Zeit auchjener Freundschaftdiewesentlichste Grundlageentzogen. Ungarn sieht sich Von seinen italienischen Freunden, aufderen Unterstützungeshinsichtlich seinerterritorialen Bestrebungen gehofsthatte, enttäuscht. Denn wenn Rom sichüberdieDonaufrage mit Paris verständigen will, dann muszes auchaufeingutes SinoernehmenmitPrag,dem treuestenBundesgenossenFrankreichs, bedacht-sein,d.h.dann inuszes aufeineweitere Förderungderungarischen Revisionswünsche verzichten·
Wer es aber mit-den Csrhechen hält, kommt fiir die
Ungarn als Freund und Bundesgenosse nicht in
Betracht. In dieserBeziehungistBudapest empfindlichundkon- sequent. Cswird sichimmer den Staaten zunähern versuchen,die sichinitderCschechoslowakei nicht vertragen undvon denenes daher annehmen kann,dasz sie
sichimgegebenen Augenblick einmal fiir
die ungarischen An prüche auf die Slowakei einzu- se tzenbe reitsin d.Italien hat wegen seinerBerständigungs- versuchemitFrankreich inUngarnoielngpathien verloren· Ge-
wonnen aber hat Polen.
Zwischen Polen undUngarn hates niemals irgendwie nennens- werte Gegensätze gegeben. Diebeiden Bölker fühlensichdurch nlonkberlei geschichtliche Crinnerungen, dievon ihrein lebendigenRationalbewusztsein gepflegtunderhalten werden,verbunden·
Esseinur daran erinnert, dafzeseinmal. wenn auchnur für kurze Zeit, eine ungarisrhspoliiische Personalunion unter KönigPudwig d.Gr. gegebenhat,daszeinmal einpolnis cl)er Fürst znrn König von Ungarn-gewählt worden istunddafz dei- Siebeiibürger Stephan Bathorg zu den hervor- ragendstenpoliiischeii Königen zählt.Undessei weiterdaran erinnert, dafzdiepolnisrhen Revolutionäre und die ungarischen
·Freis cl)ärler inder
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Mitte des vorigen Jahrhunderts mitein- ander indenengsten Beziehungen standen. SolchegeschichtlichenGe- meinsamkeitenzweier Nationen können sichunter Umständen sehr wohl als politischebedeutsameFaktoren erweisen. InWarschauund Budapest hält man die Zeit, diese historischen Cr- innerungen politisch zu aktivieren, jetzt fijk ge- komme n.
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Pole nhatimLaufdieses Zahres mehrfachinsehr entschiedener
Formgegen die Cschechoslowakei Stellung genommen. Der
Streit um die polnischeBsolksgrup peimTeschener Schlesien ist nur deräufzere AnlafzzurAufderkung eines tiefgreifenden polnisch-
tschechischen Gegensatzes gewesen. cBZarschau siehtinPragdennatür- lichenKonkurrenten seiner eigenensüdosteurvpäischen Pläne.
JedeSchwächungder tschechischen Politik aufdein Balkan und im
Donauraum kann Polen nur angenehm sein. Zede Festigung der
Kleinen Cntente wirddortalseineSchädigungdereigenen Interessen empfunden. InderösterreichischenFrage sieht Warschau keinen Anlasz, diePrager Ansichtenzuteilen. Auch sind dieGrenzstreitigkeiten, die währenddes russisrh-polnischen Krieges von denBöestmächtenzus- gunstenderCschechei entschiedenwurden,inPolennoch nichtinBer- gessenheitgeraten. Und schlieleich ist auchdieTatsache,dafz Prag mitden Franzosendurchdickunddünngeht,nichtgeeignet,indein iiiitFrankreichumseine aufzenpolitische Selbständigkeit ringenden Polen besondersfreundschaftlicheGefühlezuwecken. EshatinderZeitvor derWarschauer ReisedesfranzösischenAuszenministers, alsderpolnisch- tschecl)i.scheMinderheitenkonflikt aufdem Höhepunkt stand,inder polnischen Presse nicht an mehr oder weniger offenen Hinweisen auf die territoriale Mifzgestalt des tschechoslowakischen Bölkerstaates gefehlt.
Undes trifftwohlauchzu—— wenn vielleichtauch nicht wörtlich, so dochjaberdeinSinne nach—, dafzPoleninseiner Stellungnahme znin franzosischen Osstpakt u.a. betont hat,dafzesnichtdaran denke.
gegen irgendein Land imDonauraum Partei zuergreifen, d.h.dafz es sich nichtan Maßnahmenzubeteiligen gedenkt,dievon Ungarn alseinepolnische Unfreundlikhkeitindersslowakischen Frageausgelegt werden könnten.
In Ungarn hatman diese polnische Gegnerschaft rCschecho- slowakeimitum sofreudigerer Genugtuung begrüfzt,aiJslzur selben ZeitderGlaube andieEhrlichkeit derfreundschaftlichenGesinnung Italiens zuschwindenbegann. Bon ungarischerSeite sind,wiees scheint, auchbereits verschiedentlich Bersuchegemacht worden, die FreundschaftmitPolen infestereFormenzugiefzen,um sich die polnische Unterstützung in der slowakischen Revi- sionsfrage zu sichern. Es heifzt, dafzvor einigerZeitvon ungarischenrevisionistischen Kreisenderpolnischen Seite einAngebot gemachtworden sein soll, demnachPole nalsBelohn u ngfür seine Unterstützung der ungarischen Revisions- politik beieiner OoslösungderSlowakei vom tschechischen Staate
ein Gebiet erhalten soll, das etwa die (gröfztenteilsvon
deutschenKolonisten besiedelte)Zi psuinfas se nundb isnach Kaschciu (indessen Umgebungsich einigepolnische Siedluiigenbe- finden)heranreichensol l· Daszes sichbeidieserAnregung, fallssie wirklichgemachtworden sein sollte. nichtum eineoffizielle Aktion handelt,verstehtsichvon selbst. DafzaberderGedanke, der ihr zugrundel«iegt,«inmanchen Kreisen aufbeiden Seiten Zustimmung findet.istdurchaus wahrscheinlich. Ungarischerseitsist mehrfachvon denVorteilen, dieeine gemeinsame Grenze mit Polen beiden Staaten bringen könnte,die Rede gewesen.UndfürdiePolen liegtkein Grund vor, dieBvrteile einer gemeinsamen Grenze mit Ungarn inZweifelzuziehen.Esistfreilichleicht, Grenzenaufder Oandkartezuziehen,aberschwer,dieMöglichkeit ihrerprak- tiscl)enDurcl) fiihrungzufinden. Trotzdemistnichtzuver- kennen, daszinderpolnischen und der ungarischen Cin-
stellung zur slowakisrhen Frage wenigstens stim-
mungsmäszig eine weitgehende libereinstimmung besteht. Undesist nichtvon derHandzuweisen, dafz dieseGemein- samkeitgeeignetist,einenbedeutsamen Faktor inderkünftigenAkti- vierungderpolnisch-ungarischenFreundschaftzubilden. Dr.K.
.Voreiniger Zeit hielt sicheinangesehener englischer Rechtsanwalt, S»irA.Lawrence, imMemelgebiet auf,um sichumdieVer- teidigungderdeutschenMemelländer,denendemnächstwegen »Ver- stoszesgegendasGesetzzumSchutzevon Volk undStaat« derProzesz gemachtwerdensoll,zubemühen.Dielitauischen Behördenhabenihm dasunmoglichgemacht,indemsie ihm trotzwiederholter Gesuche den ZutrittzudenHaftlingenverweigerten, von deren Angehörigenerum
Hilfegebetenworden war. Seine Erfahrungen und Eindrücke hat Sir Laivrenrenunmehr in einerDenkschrift niedergelegt und deri.zustandigenStellen der Signatarmächte sowieeiner Reihe von
Blattern übergeben.Zni nachfolgendenbringenwir eineübersetzung diesesSchriftstuckes, das,weil es von nichtdeutscherSeite stammt, besondere Bedeutungbesitzt.
»Gegen Ende August1934 begab ich michwegen dergerichtlichen Untersuchung,diegegen 140seit Februard.Z.unter derBeschuldigung des Hochverratsverhaftete Personen schwebt, nach .Litauen. Als eng»lische-r»Rechtsbeistand war ichvon denVerwandten
einiger Haftlinge, diezuDr. Reumanns Partei gehörten und
aus» mehrfachenGründen nicht-inderLage.«waren,anOrt undStelle geeignetenBeistandzuerhalten, ersucht worden,deren Verteidigung zuübernehmenKeiner dieserVerwandten lebtinLitauen;jederdort AnsassigewürdesichderGefahr von Repressalien seitens der litauischen Behörden aussetzen,wenn er etwas der- artigesunternehmen wollte . .
öchverwandte etwa zehn Tage auf die Einholungvon Auskünften anOrt undStelle undhatteGelegenheitzuGesprächenmitzahlreichen Persönlichkeiteninwichtigen Stellungen. Durchmeine Erkundigiingen undbesondersaus meiner Fühlungnahmemit hohen Beamten der litauischen Regierung erlangte ichdie Gewißheit, dasz die Regierung, wenn kein Druck auf sieausgeübt wird,
nicht daran denkt, den Gefangenen eine gerechte
Möglichkeit zur Verteidigung zu geben und daszsie
es darauf abgesehen hat, Unschuldige zu ver-
urteilen, um die anderen Memelländer von einer
politischen Betätigung abzuschrekken .
RachstehendeTatsachensind bezeichnend:Keinem der inGe-
wahrsam befindlichen Personen war es bisher ge-
stattet, einen Anwalt zuempfangen, obwohl sichviele von ihnenschonseitdem9.Februar 1934 inHaftbefanden. Das neue Staatsschutzgesetztrat am 8.Februar d.Z.inKraftundwurde nach derVerhaftungvieler derGefangenenam9.Februard. Z.veröffent- licht.HerrKavolius (der Beisitzende Oberstaatsanwalt inKauen) teilte mir mit,dasz sich nach diesem Gesetzundnachdem geltenden Strafrecht dieDingefolgendermaßen verhalten: DieGefangenensind nicht berechtigt,einen Rechtsbeistand zuempfangenoder auchnur zu erwählen, ehe nicht die Anklage erhoben ist. Sie müssen jedoch binnen drei Tagen nach Anklageerhebung ihren Anwalt wählenund jeneZeugen benennen, diesievorzuladen wünschen, obwohl sie bis dahinnochgar keineGelegenheithatten,zu erfahren,welcherRechtsanwalt etwa bereitist,siezuverteidigenoder gegen welcheAnschuldigungen sie sichzuverteidigenhaben... Herr Kavolius teiltemir fernermit, daszdieVerhandlung vermutlichinner- halbeinerWoche nach Anklageerhebung stattfindenwerde. öch legte Verwahrung
cgegendieses beabsichtigte Verfahren ein, zumal ja mach Angabeder ehördendasAnklagematerial vieleBände umfassen soll.
Anscheinend hatmeinProtest einigeWirkunggehabt. Dennaus den Angaben der litauischen Presse läfzt sich entnehmen. daszdieVer- handlung wahrscheinlicherstEnde November stattfindenwird,so dasz
—- dieRichtigkeitdieserZeitungsberichtevorausgesetzt— etwa ein Monat fürdieVorbereitung derVerteidigungzurVerfügung stehen würde. Dagegensind Anzeichen dafür, dasz noch irgendwelcheandere Erleichterungen eingeräumt werden, nicht vorhanden.
DieVerteidigung wirdauch dadurchbehindert,daszde rdeutsch e
Wortlaut des neuen Staatsschutzgesetzes nur sehr
schwer zu erlangen ist, dadieZeitungsnummern, indenen·er erscheinen oll, sofortbeschlagnahmtwerden. öch selbst besitzeeinen deutschen ortlaut, doch istes bezeichnend, dasz ich ersucht wurde.
niemandem zuverraten, wer ihnmir zugesteckt hat. Letzthin hieszes in einerlitauischen Zeitung, einigederHäftlingewürdenvielleichtnicht inderLagesein, sich einenVerteidiger zubesorgen.DieQuelledieser Rachrichtistunbekannt,doch legt sie die Vermutungnahe,daszd ie Regierung einen Druck auf die litauischen Anwälte dahin auszuüben bemüht ist, daszkeiner von ihnen
als Verteidiger der Deutschen auftritt. Den Ge-
fangenen wird eine deutsche libersetzung des Beweis- verfahrens verweigert, obwohldiemeistenvon ihnenkein Litauisch verstehen.
Unheimliche Gerüchtelaufen über d ie Behand lu nglde r
Gefange n e num, undes wird allgemeingeglaubt,daszmin-
destens ein Häftling (Rimkus) infolge der Mifzs
handlungen bereits gestorben undein anderer (Horn) irrsin ni g ge wo rde nistundsich jetzt in einemörrenhausebe-·
findet;Ende Augustwaren es schon zwölf Wochenher, daszniemand dieErlaubnis erhaltenhatte.ihnzubesuchen. Einanderer Gefangener wurde imAprild.Z. verhaftet undmeines Wissenswurde seitdem niemand mehrzuihm gelassenlEinweiterer Häftling,namens Lank ge r,der jetzt nachDeutschland entflohenist. berichtet.er selbst sei 470
Eine
englische Denkschrift
über Memel.gefoltert worden und erhabegesehen,wieman denobengenannten undtotgeglaubtenRimkus ebenfalls gefolterthat.
Die. litauische Regierung gab mir-nicht die Er-
laubnis, irgendeinen der Gefangenen in der Haft
zu besuchen, obwohlich deutlich hervorhob,dasz ichaus derRicht- erteilungdieserErlaubnisdieFolgerung ziehen müsse,dasz dievon mir vernommenenGerüchte über die VorgängeimGefängnis auf Wahr- heit beruhen. VonHerrn Bisauskis (demfrüheren litauischen GeschaftstragerinLondon,derjetztimKauener Auszenministeriumtätig ist),erhieltichzur Antwort,ichmögeesals einGlückerachten, dasz man inLitauen GefangenenichtimGefängnis erschiefze;underdeutete aii,daszes,falls·ichmeine Tätigkeit fortsetzen sollte, wohl geschehen konnte, daszeinige von ihnen»beieinem Fluchtversuch« erschossen werdenzDemnachnistmanzuderAnnahme gezwungen, daszdieZu- standeinden Gefangnissensoarg sind·,-dafzdieRegierung lieberdie Geruchte weiter»kursierenals jemandendieHäftlinge aufsuchen läfzt.
In denmeistenFällenwurde denFrauen oder nächsten Verwandten gestattet, dieHäftlingeetwa alle 14 Tage zu besuchen;das darfaber nur imBeisein eines Gefängnis- aufsehers geschehen,derzwischendemDoppelgitter,hinterdemsich der Gefangenebefindet,unddemBesucherAufstellungnimmt. Der Rigaer Berichterstatterder,,Times«,dervon denBolschewisteneine Zeitlangin Moskau eingekerkertwar, hatmir erzählt,das seidie alte«r·usscsche,aufdieGesprachezwischendenHäftlingenundihren FamilienangewandteMethode; natürlichseiesunter solchen Umständen furdieVerhafteten schlechthinunmöglich,AufschluszüberihreLeiden im Kerker zugeben,ohnevon seitenderBehörden Vergeltungs- masznahmen fürchtenzumüssen. Offenbarhaben dieLitauer,dievor demKriegeunter demPolizeisgstemdeszaristischen Ruleands gelebt haben,dieses Systemübernommen undes scheint ihnenjetzt,wo sie selberimSattel sitzen,ganz selbstverständlichzusein, dasz dieses selbe
Sgsäemnun von ihnengegen dieihnen unterworfenenVölker angewandt
wir . "
Obwohldas Memelstatut (Art.5) bestimmt, dasz dieStraf- gesetzgebung der Gerichtsbarkeit denautonomen Behörden des Memel- gebietesunterstehtunddaszdiedeutscheund dielitauische Sprache gleichberechtigt sind (Art.27), beabsichtigtman, dieGefangenenvor ein Gericht zustellen,das sichauszerhalb des Memel-
gebietes befindet und zwaran Grund eines Ge-
setzes, das vonden Vertretern des Memelgebietes nicht gebilligt, sondern lediglich durch Verordnung
der litauischen Regierung in Kraft gesetzt
worden ist·..
Ich bin nach Memel in derfesten Uberzeugung gekommen, dasz Teile derBevölkerungdesMemelgebietes tatsächlich hochverräterischeUm- triebe gegen denlitauischenStaat insWerk gesetzt hätten;undich kannselbstverständlich nichtmitBestimmtheit behaupten,daszdemnicht so ist,·da ich über die Sah-Partei keineursprünglichen Informa- tionenbesitze. DochkannichdenWiderwillen unddieGeringschätzung bezeugen,welche verantwortliche Mitglieder der Reumanns Gruppe gegenüber der Sah-Gruppe hegen; sie glaubenvon der letzteren,dasz sieimSolde der litauischen Regierunggestandenhat, einmal um diememelländischenStimmen zuzersplittern,unddann,um diePolitik derverantwortlichen FührerdesMemellandes inVerruf zubringen.Hervorragende Mitglieder der Reumann-Gruppe sprachen ganzoffenmitmir,undichbin überzeugt, daszdie Gruppe als Ganzes nicht in Umtriebe gegen den litauischen
Staat verwickelt gewesen ist. Tatsächlich scheinen sowohl
sie als die Bevölkerungvon Memel jenerDenkweisebar zusein.
diezurHeranbildung von Revolutionären erforderlichist; siescheinen sichdessen bewusztzusein,·dasz ihre wirtschaftliche Zukunft ehermit
Litauen als mitOstpreuszen verknüpftist. «
öch las Briefe von Dr. Reumann, welched.ieStaats-
treue und sogar Freundschaft zu Litauen zumAusdruck
bringenunddieoollzogene TatsachederTrennungdesMemeler Ge- schickesvon demjenigenDeutschlandsbetonen.»Diese Briefewurden geschrieben, bevor Dr. ReumannSchwleklglselkeklMitdenBehörde-I gehabt hat,undsiescheinenfür»dieHaltungseiner Partei kennzeichnend zusein. öchstellte sorgfaltige Erhebungen an, um zu
erfahren, ob ein Grund vorliege, Dr. Reumanns
Loyalität gegenüber Litauen in Zweifel zuziehen;
ich konnte aber keine Anhaltspunkte für eine solche Annahme entdecken ..».
AlleErgebnissederbisherigenWahlenimMemelgebiete bestätigen dieAnsicht,daszdie Alt-Memelländer ein homogenes
Ganze bilden und daszkein bemerkenswerter Risz
zwischen litauisch und deutsch Iprechenden Bürgern- besteht. Wenn auch imMemelgebiet als Ganzes genommeneine kleine Mehrheit von litauisch sprechenden Wähleriivorhanden ist, so hatesdochder»Litauer-Block« nichtvermocht,mehrals5von den 29Sitzen desLandtages zuerhalten. Aus diesen Zahlenergibtsich.
daszdie litauisch sprechenden Einwohner des Memel-
gebietes tatsächlich die Selbstverwaltung einer
EinverleibungihresGebietesinGroszlitauenvor- ziehen.
Drastische Polizeimethoden werden gebraucht, um
Zeden einzuschüchtern,derMitgefühl für irgendeinen politischen Häft-