Nummer 19 Berlin, den18. November1926
Ulilit" Wochenbla
UnabhängigeZeitschriftfür »diedeutsche Wehrmacht
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" - .Personal-Veränderungen (F)eer).— PoincaröfimLichtederKriegsschuldfrage. Vonlet..d.R-
anhnusuberbchtAugustUrbanski von Ostrymiecz.— sDieBedrohungderBevölkerung durchGiftgaseineinem Zukunftskriege.Gen.Arzta.D.Dr.Neuburger-Münfteri.W. —- Das Flugwesen derTschechoslowakei.Ostert.Oberst HeinrichZölß.— Das Schießenvom fahrendenKampfwagen.—- Das drahtlose Kampfwagentelephons. —- Vom Wertdes qulkfchenMedium MarkE-Kampfwagens. — ,,Amerika,duhastesbesserl«
Einhetzfilm,derauchinverkürzter Formeinhetzfilmbleibt. —«Waffenlehre.
Rwi.«— »Dievierapokalyptischen-Reiter.«
(Kurzgefaßtes Lehr- und» Nachschlagebuch der neuzeitlichen Bewaffnung.) Drees. — Englische Aufgabe2. N.— FranzösischeAufgabe3.-— Russische Aufgabe2.—.,—
heere und Flotten. — Aus dermilitärischen Fachpresse.—- Verschiedenes.
Familiennachrichten.— Anzeigen.
—- OffiziersundTruppenvereinigungen. —
Poincare imLichtederKriegsschuldfrage
Von let. d.R.AugustUrbanski von Ostrymiecz, von 1909 bis1914 ChefdesEvidenz-Bureaus des
k.u.k.Generalstabes.
JemehrLichtdieForschungindie«Kriegsschuldfrage«l driNgenläßt, desto deutlicher hebt sichaus derFluchtder EreignisseIm dieGestalt jenesMannes heraus, indessenGe-:
derKriegalsArgumentseiner Politikzuerst greifbare Orm annahm,und derihnVon diesem Zeitpunkteanmit ebensovielEnergiealsbrutaler Selbstsuchtbetrieben hat.
·«Heute,nachalldenOpfernan Menschenleben,dieFrank- rSich gebracht, und daes einen großen Bruchteil seines ohlstandeseingebüßt hat, magssich PoincarådieFrage Vprlegen,ober »seinen« Krieggemacht hätte,wenn er dieOpfervorausgesehen, wenn erdas Elend geahnt hätte, dasdurchdenKrieg über Millionen von Menschenge-
kotIJmenist,wenn er dieKluftgeahnthätte,diesichals leuberbrückbarerAbgrund für Generationen zwischenden
olkern aufgetan hat.
anmußüberdieDauerwirkung der·Suggestionldieses
,annes staunen,dieheute nochderMassedesfranzösischen
sVolkesdieAugenverschließt,wer diesesElend überdie
Menschheitgebrachthat,wer denFluchmitsich trägt,die OlkerderErde ärger heimgesuchtzuhaben,alszur Zeit
derSintflut «
heute noch, nachdem seitensderleitenden Staatsmänner Deutschlandsund Frankreichs Versuche unternommen Werden,diesietrennende Kluftzuüberbrücken,stellt Pin- cake alserste Bedingung, daß·an der Kriegssch.uld- ,rage nicht gerüttelt werde.. DerindenVersailler
ertrageingeschobene,dendeutschenVertretern abgepreßte klukt231, sollweiter bestehen bleiben,als moralische Ve-
JrundungfürdieKnebelungDeutschlands-. Poincarcs weiß
beergut,daßmitdiesem Punktseinganzes Werkzusammen- UchhdasdieKrönung feines Jugendtraumes bedeutet.
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ISjungerMann mußte Poincarcs den Verlust seiner
Ifgerenheimat Elsaß-Lothringenmit ansehen. Auf-dem aleroden nationalen Hasseskeimte der-Vergeltungs-
FidunksJndemAugenblick,alsdasSchicksal ihnaneine eitendevStellebrachte, zögerte Poincarånicht,dieRevanche zum»Leitfadenseiner Politikzumachen. —
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Ur denhistoriker wie fürdenPsychologenhochinter- ssanteTatsachen:Jm Kopfeeines Jünglingskeimt der
Gedanke an den großenvernichtenden -Weltkrieg—- im Gehirneines anderen national exaltierten Jünglings reift derGedanke ansdenpolitischen Fürstenm"ord, derdenWelt-
krieg auslösti « . -
Vom Jahre1912,daPoincarådieLeitungdesfranzösi- schen Außenministeriums übernahm, haternur demeinen Ziele gelebt,Deutschlandzu vernichten, die Wunde zu schließen,dieihm dieNiederlageseinesVaterlandes 1870X71
geschlagenhatte. «- -
Ein glühender Patriot — keinZweifel,aber eineGeißel derMenschheit. Als haupteiner Republikderdespotischste Jmperialist, zögerte Poincare keinen Augenblick, skrupellos vonden weiten RechtenGebrauchzumachen,dieihmdie französische Verfassung gewährte,um seinenJugendtraum
zuverwirklichen. «« - .,
DerPlan istlangdurchdacht. Deutschlands mächtigster NachbarimOstenmuß fürdenVernichtungsgedanken ge-
wonnen werden, dann gehtschon England mit,dafür hatte
Deutschlandvon demTagean.gesorgt,—daessich-indie Reihe derKonkurrenten aufdemWeltmarkt gestellt hatte-» Nuß- landistderhauptfaktor inPoincaråsKalkül. Einwürdiger helfer entsteht dem französischenAußenministerin der PersondesrussischenBotschafters in Paris,szolski. Dieser iteinpersönlinAntagonist deseinstigenösterreichischen
otschaftersin etersburg, Graf AerenthaLderdie"-".äu·sze·re Politik derMonarchie vom Vallhausplatz in Wienj.le.i.tet.
szolski kann ihmseine Niederlage als rusfischer",AUßen- ministerinderAnnexionskrisenichtverzeihen.» .-
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BEPUN c47«,f«s«5pin"elm»qrskrjle« 111. Jahrgang
675 1926— Milliäk-Wochenblatl—- Nr. 19 676
Poincarå und szolski setzenin ihren täglichenBe- sprechungendieGrundzügejenerPolitik fest,diederVer- nichtung Deutschlands gilt.
SchonimerstenJahrderAmtsführung Poincareåskann szolski nachPetersburg die Worte des französischen Außenministers berichten: ,,Alles läuft darauf hin-
aus, daß, wenn Rußland Krieg führt,
Frankreich ihn auch führen wird, weil wir wissen, daß in dieser Frage (eshandeltsichum OsterreichsStellungzum Balkankriege) Deutschland es sein wird, das hinter Ofterreich steht.«
JnderStellung alsAußenminister düngt Poincaråden Boden fürdieSaat, diezuvoller Reife sprießt,als der Wille derdurchdenRevanchegedanken berauschtenNation denVerkünder künftiger Gloire, PoincaråandieSpitzeder Republikberuft.
Der racheglühende Student der Jahre derSchmachist PräsidentderRepublik. Trotz seinerJahrehatdieGlut- hitzedesVergeltungsgedankens desgeborenen Lothringers nichtsan jugendlicher Schrankenlofigkeiteingebüßt.
Zu denRechtendesPräsidenten gehörtes,dieVertreter derRepublikan denfremdenhöer zuwählen. Damuß denn vor allemder
BogchafterinPetersburgweichen. Er
istzuzahm fürdiesen osten;andieStelle des»zuwenig kriegslustigen HerrnLouis«mußDelcasseåtreten, auf dessen Unternehmungslust derneue Präsidentbauen kann. Wie richtiger ihn eingeschätzt hatte,-beleuchtetein Schreiben Paleologues, desNachfolgers Delcass6s,.derPoincare ge- legentlichmitteilt, daß Delcassö »dem ritterlichen Mann«, dem deutschen Botschasterund Doyen des diplomatischen KorpsinSt.Petersburg, Graf Pourtalåsgegenüber ,,kaum diehöflichkeit gewahrt hat«.
Poincarö leuchtetees bald ein,daßman inParis, im vertrauten Verkehrmitszolski, Politik ohneGlaccåhand- schuhe machenkönne, daßman aber am russischenhofe einen Mann brauchte, der den Jntri uen des
hoZesund
derDiplomatiegewachsen ist.Jnder erson seines-u end- genossenund erfahrenen Diplomaten Palåologue sah oin- carå das geeigneteWerkzeugseinerPolitik. Erhatsich inihm nicht geirrt. Deräußerlich zartbeseitete, feinfühlige, kunstliebende Franzosevon verfeinertem Geschmackwar als Gehilfe Poincarås ebenfo rücksichtslos, ebenso fanatischin derVerfolgung desgemeinsamenZieles,wiesein herrund Meister.
Während Tausende Rassen täglich ihrLeben auf den Kriegsschauplätzenließen,saßPalåologue mit Staats- -männern,Großfürstenund denverwöhnten Damen der russischen Gesellschaftbeiüppigen Mahlen undwiederholte mitunbeugsamerKonsequenz seinen stereotypen,dieRussen stetsneu hypnotisierendenSatz,,vom KriegebiszumSiege«.
Wieder stehtman vor einem psychologischen Rätsel,das eineinzelnerMensches vermochte——-—nichtallein den schwachen Zaren aufdiePhrase zudrillen ,,keinFriede, solangeeinFeindaufrussischem Boden steht«—, sondern
einganzes Volk und seineFührer darüber hinwegzu-
jtäuschemwo sein Vorteil lag; es zuveranlassen, seine Söhne, seinen Wohlstand und endlichseineExistenzfür FrankreichsPlänezuopfern.
Wieder-böse Geist Nicolaus 11.stehtPalåologueinjeder schicksalsschweren Stunde desrussischen Reichesneben dem schwachen Zaren, mit einem unerklärlich starken Einfluß, derselbst jenen derZarin und- jenen des unheilvollen, wüstenGesellenRasputin überbot,derals das Schicksal Rußlands hinterderZarin stand. Mit Geschick verstand esPalåologue, jeden Einflußzuparalysieren, derRußland zurBesinnungkommen lassenkönnte. Männer,dieesver- suchen wollten, Rußlandinletzter Stunde von demAb- grund zureißen, indenesdurchdiefranzösifche hypnose zustürzendrohte,wurden aus demSattelgehoben,oder
—- fiestarbenzurrichtigen Zeit. Witte,dergroße ·Patriot, derRetter Rußlandsaus derRevolution nachdemver- lorenen Kriege gegen.Japan, derUnterzeichnerdesFriedens von Portsmouth, durftees ich gestatten,offenzuerklären, daß-—RußlandsKampf für. rankreichsJnteresseneinUn-
inicktenur zustimmendzu.
sinnsei. ,,Iliaut liquider au plus site cette stupidc aventure«« (manmuß diesesdumme Abenteuer so raschals möglich liquidieren) — mitdiesemSatz spartWitte nichtin der Gesellschaft, nichtvor der Duma und nichtvor den Großfürsten,durchdiederZar ihn hört.Palåologuefürchtet Wittes
Eitkicxlußund setzt himmel und Erde inBewegung- um den» essimisten« Witte unschädlichzumachen. Aber selbstder Zarfürchtet Witte,dem er dieKrone verdankt.
Dakommt einSchlaganfallsdemfranzösischen Drahtzieher zuhilfe— Witte,dieEiche, fällt!
Selten hateinBotschaftermitdemeigenenStaatsober- hauptinso innigemKontakt gearbeitet wiePalåologuemit Poincar«å.
Palåologue beginnt seineMemoiren ,.La Russie des Tsa.rs« mit dem20.Juli 1914,demTage,an demer in Gesellschaftdesrussischen Außenministers Sasonow,desBot- schafters szvlski und seinesMilitärattaches General La- guichezudem Frühstück aufderkaiserlichenJachtfährt, um dannmitdem-ZarenPoincarå nach Kronstadt entgegen- zufahren.
Genau 4Wochen nachderErmordung desösterreichischen fT·L'.hronfolgerpaares,dadieganze Welt inatemloserSpan- nung nachder Entwicklung derDingesieht,dadas Ge- spenstdes Krieges nichtmehrallein durchdieStaats- kanzleien geht,sonderndieherzenvon Müttern, Frauen undKindern inbangerSorgehält,alsesdieheiligstePflicht jedes Menscheninverantwortlicher Stellungist, vermittelnd, schlichtend, beruhigendzuwirken,dabringtderSchlacht- k«reuzer ,,France« das Oberhaupt der französischen Republikmitostentativ militärischer Aufmachungnach Nuß- land,um den Vereinbarungen fürdenKriegsfall vor der OffentlichkeitdieSanktion durchdieherrscherzugeben.
Man mußweit inder Geschichte zurückblättern,um ein Analogonfür diesen herausfordernden Aktzufinden. Als Napoleon1-11.seine berüchtigteNeujahrsredehielt,dieals Ankündigungdes Krieges1859 gegen Osterreich galt,da sprachder,,Kaiser der
Xranzosemnicht so deutlich
wie1914 der,,Bürger« oincar6. ,
Von demAugenblick,daderBeherrser von 180Mil-
lionen Reussenneben demDemagogen oincare am helf
der kaiserlichenJachtsaß,beherrschteder Präsidentder Republik dieUnterredung. Poincarå diktierte, der Zar Undbeim folgendenGaladiner ist nichtderZar, sondern Poincarådiehauptperson Sein Geist beherrfchtdieganzeillustreGesellschaft,dieanseinem Munde hängt,alserfrei,mitStentorstimme dieschüchtern verleseneBegrüßungsansprachedesZaren erwidert. Der glänzendeSaal vibriert in Kriegsstimmung, alsendlich Poincarö dielangersehnten Worteausspricht,die— laut Palåologue— alle Anwesenden-zu demAusrufe bewegen:
»So sollte ein Autotrat sprechen!«
Dergeschicktestemetteur en scåne hättekeinpackenderes, dieKraft des menschlichen Geistesdrastischerdokumentie- rendes Bildstellenkönnen alsdenunscheinbaren Mann im FrackdesBürgers-,dennur das blaue Band desAndreas- Ordens etwas belebte, inmitten dieferJahrhunderte alten Pracht,demGlanzdergoldstrotzenden Uniformen,derkost- barstenJuwelen der Welt, der dem autokratischen Be- herrscherdes mächtigstenReichesder Erde seinenWillen aufzwingt, ihn seinen ehrgeizigenPlänen unterwirft!
Wieeinesiegreiche Kriegsfanfare klingendieSchlußworte Poincares imGesprächemitdemösterreichischenBotschafter szGrafenSzapåry gelegentlichderVorstellungdesdiplomati- schen Korps:,,Serbien hat sehr warme Freunde im russischen Volke, und Rußland hat einen Verbündeten: Frankreich! Welche Verwirk- lungen sind dazu befürchten!«
AlsdieAufgabe,diesich Poincarå inPetersburg selbst gestellt hatte,zurZufriedenheitdurchgeführtwar, kehrteer indem vollen Bewußtsein zurück, daß sein Lebens-Kaumder Erfüllung entgegengeht. BeruhigtüberließerdieWeiter- führung seinerPlänePalåologue,von dessensuggestiver Kraft auf die russischePsycheersich überzeugt hatte.
677 1926— Mililär-Wochenblalk—- Nr.19 678
DieBedrohung derBevölkerung durch Giftgafeineinem Zukunflskriege.
VonGeneralarzta.D.lDi-.Ne uburge r-Münsteri.W.
Trotzaller Völkerverbrüderungsbestrebungen,trotz·der hoffnungenundWünysäheeines »ewigen Friedens.seitens weiterKreisein aller eltunterliegteskeinem Zweifel,daß sichalleNationen, dienicht,wiediedeutsche, jeglicher Hand- lungsfreiheitberaubt.sind, gründlichmitdem Gedankendes nächstenKriegesbeschäftigenund Vorbereitungen fnrden- selbenineinem Umfange treffen,wieernochgarnichtda- gewesen ist.DieJugend wirdvon kleinaufinausgedehntem Maßefürmilitärische Zweckeerzogen und vorgebildet RüstungenaufdenGebieten,dieinZukunftinerster Linie inBetrachtkommen werden — Verwendung»von Kampf- wagen, LuftkampfundGaskampf— erfolgen uberall,soweit diezur Verügung stehenden Mittel es irgenderlauben.
Bücherund bhandlungen, diesichmitdemZukunftskriege beschäftigenundphantastische Bilder desselbenentwerer,die sichanGrauenhaftigkeit überbieten, erscheinen seit Jahren bald indieser,baldin.jenerSprache. .
TrotzderUnterzeichnung desWashingtoner Abkommens gegen dieVerwendung von Giftgasen durch31Staaten werden dauernd überall VersuchemitG ist gasengemacht.
Esmacht auchniemand einhehldaraus. Erstvor kurzem hatMarschall FochbeieinerJahresversammlungderfran- zösischenReserveoffiziereinLille selbst darauf hingewiesen, wieesganzbekannt sei, daß jedeNation trotzGenfsichmit Versuchenbeschäftige,einGiftgasherzustellen,dasdieVer- UichtungdesFeindessichernwurde. » · . .
Von verschiedenen Seiten wird auch immer wiederim GegensatzzuLeuten,dieanderer Meinungdaruber sind,dar- etan,inwieviel ,,humanerer« Weise—- sozusagen— das
as imVergleichzudensonstigen KriegswaffendenGegner Unschädlichmachtoderumbringt— woran invieler hinsicht etwas Wahresist.
Übereinen andern wichtigenneuen Gesichtspunktherrscht dagegenkaumMeinungsverschiedenheit,nämlich darüber, daß derZukunftskrieg, vor allem auchdieVerwen- dung dserGift gase,sichsnichtnur gegendiefeindlichen Armeen,sondern, vielleichtinnoch stärkeremMaße,gegen die Bevölkerung desfeindlichenLandes richtenwird.
Schon1923 hatderenglische Oberst »F.E.Fuller (währenddesWeltkriegesGeneralstabsoffizierdesenglischen Tankkorps)eininteressantes Buchuber die Umgestaltung desKrieges veröffentlicht.Erlegtdarin dar,·daßmanin ZukunftinersterLinie nichtgegen dasfeindlicheHeer, iPnderngegen dieBewohnerdesfeindlichenLandesmitbe- täubenden Gasen vorgehen müsse,diedadurchin»ihrenNerven derartigerschüttert würden, daß sie,ehees.uberhauptzu eknstenKrieshandlungen gekommen ist,die eigene·Re- glsrungzur apitulationauf Gnade undUngnadezwingen
Unde
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Z ichftJ rf th
nderenglischen militärischen eit ri »ourna o e
RoyalUnited Service Institution« (Vd.71Nr. 483vom
Astgust1926) weist OberstS.P.Viiiie«rs-·St·u·art des naheren aufdieheutebestehende Möglichkeiteines groß- aPgelegtenfeindlichenLuftangriffs aufEngland
FU- Ererörtert dienotwendigen Gegenmaßnahmengegen UNFUsolchen,undzwar nicht mehrvom Standpuiiktder aktiven Abwehrals vielmehr geradevon»demderhilfs- maßnahmemdespassivenSchutzesderBevolkernng·aus.»Es ma nun dahingestelltbleiben,obEngland wirklicheiner Men Gefahrindem Maße ausgesetzt ist,wie esdabei Angenommenwird. Jstes dochinderLage,mit seinen etseyenKampfmitteln sofort Vergeltungsmaßnahmenein- ZU.leIteU,dieStützpunkteder Luststreitkräftedes»Gegnerls th seinen eigenen Flugzeugen,seine HäerundKulstenmit
Uner·gewaltigenFlotteanzugreisen. Auch wird dieaktive .etteidigunggegen einen Luftangriff seit JahreninEngland mUmfangreichemMaße durch Aufstellun ,,territorialer Lustgeschwadek«(territoria1 air squadrousg,deren allein geplantsind,neben anderen Abwehrmitteln vorbereitet.
Vieleherist Deutschland, demder Vertrag von
VersaillesdieAnlagevon Fabriken zur Herstellungvon
genügendemGasschutzgerät für unsere kleineArmee und zurSicherung der Zivilbevölkerungverboten-hat«einer solchen Vernichtungsgefahr ausgesetzt·Esverlohnt sichdes- halbder Mühe, kurzdiehauptpunkte zubetrachten,·die englischerseits als SicherungsmaßnahmenfürdieZwil- bevölkerungbei einemLuftangriff inVorschlaggebracht werden.
Ein solcher Luftangriff wird inZukunft plötzlich,·mit elementarer Macht, nicht so beschränktund seltenwie nn Weltkriege einsetzen.Bomben undVerseuchungs asesindin einem Umfangezuerwarten, deralles bisher agewesene weitübertreffen dürfte.Was ist dagegenzutun?
Dasganze Landzuschützen,ist unmöglich. Aber auch so- weitMaßnahmenmöglich sind,könnensie ohne Vorbereitung undOrganisationnichtwirksam sein. DieBevölkerung muß wissen,was siezuerwarten und zutun hat« Diezu- ständigen Behörden müssen ihre Aufgabenkennen undaus- gerüstet sein. Zivil-und Militärbehörden müssen band in hand arbeiten undeinSchemaausarbeiten, Vorräte aller Art, Flugblätterusw. fürdenErnstfallbereit halten.
EinigederinBetrachtkommenden Hauptpunkte-Hwürden folgende sein:
1.SchutzgegenGeschosseundVerhinderungvon Verkehrs- stockungenwerden am besten erzielt durch Verbleiben der
BevölkerungindenHäusern -,
2.Schutzimhause: Aufsuchenderunteren Räume im hinblick aufdieSplittergefahr. AbdichtungderRäumegegen Gas,nachVorschrift bereitzuhaltender Merkblätter. Sieist Unschwer auszuführen, falls rechtzeitig Warnungssignale ge- gebenwerden. Allgemeine Gasmaskenausgabe würde, selbst wenn durchführbar, nutzlos sein, schonmitRücksichtdarauf, daßdieMasken falsch ebrauchtwerden würden, daßkleine Kinder ausgeschlossenwären unddaß nichtallegiftigen Gase durch sie zurückgehaltenwerden.
3.Vorrätighaltenvon konservierten Nahrungsmitteln, ins- besondere auch Milch für Kinder.
4.Organisationärztlicherhilfe DistriktweiseVerteilung derÄrzte, Bereitstellung besonderer Krankenhausräume.
5.Vorrätighaltenvon Feuerlöschgeräten.- 6.Bereitstellung von Mitteln gegen Gasschädiungen (Ehlorkalk usw.), sowiedernötigen Gebrauchsanweiungen.
7.Bereitstellung von Meldegängern, Rad-.undKraftrad-
sahrxrmdadieTelephonleitungen bald unbenutzbar sein’ wer en.
8.Verkehrsregelung. (Das gefährliche ,,Senfgas«wird durch Berührungvon PersonzuPerson,durchAnsteckung von Eisenbahnwagen u.dgl. übertragen. Flüchtlingeaus einer soangegriffenenStadt würden dieJnfektionweitver- breiten und diePanik vermehren. Eine ArtKordon um einemit solchenGiftgaseninfizierteGegend bzw.dieBe- reitstellung von Zufluchtsstätten für Flüchtlingeaus einer solchen müßteinsAuge efaßt werden.)
9.Bereitstellung von asexperten, diezur Leitungder Maßnahmenanangegriffene Punkte entsandtwerden können.
DieLagewirdinZukunft gewissermaßenwieder vergleich- barderjenigenderaltenZeiten sein,wo ganze Volksstämme sich gegenseitig bekriegtenund Frauen und Kinder mitzu- leiden hatten,indem sie getötetoder indieSklaverei ver- schlepptwurden. Eswird nicht mehr möglich sein, daß die Bevölkerung ruhigzuhauseihrer Arbeit nachgehtundnur diefürdieLandesverteidigung bereitstehenden heere-sich gegenseitig bekämpfen.Dasganze Volkwird indie Schrecken desKriegeshineingezogenwerden, undes wird
erforder-
lich sein,auf jede mögliche Weise seine Moral widertands- kräftigzumachen, zumal gleichzeitigLand-und Seekrieg geführtunddieinerster LiniezurVerteidigungdesVater- landes berufenenKräfteweit entferntseinwerden· Denn derGrundsatz,denFeindmöglichstaußerhalbdereigenen
Gnenzenzubekämpfen,bleibtnachwievor alsderwichtigste
betehen.
If«)Vgl·dieimSowjetverlag erschienene Schrift: ,,-Jn welcherWeise bedrohtdiechemische Kriegführungdie ivil- bevölkerung,undwiekannman sichdavor sützen?« iehe ,,Militär-Wochenblatt«Nr.41 vom 4.5.26, palte1506.
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