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Die Katholische Familie. R. 6, no. 12 (1899)

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Academic year: 2022

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(1)

3Üuftrirte IDocfKnfcfyrift für bas fatfjolifdje Polf,

hußtfonbtte für bie ^ere^rer ber fl f. gfamift« unb bie jSWgrteber bes oon jf'apfl Jito X IIL etngtfüprf«

_________ wjUTa» IPerttns bet (firtfjC. gtamtlten ju ffjren bet ßf. §famifie oon Sftajaretf)“ . Slttftö&ttrß, Sonntag ben 19. ÜRärj 1899.

■feil («ttolifftc t«mUU* rrfrtjeint »bdjentliA, 1« eilten darf; $rti« oitrteljälurifl mit bet 9catii-|ti[agi „ ? « « «nt« *(«»•• H l M f fg.; tri blttltrm V«tttebejug btQtger. «Dt Voft.ttjpfbitiontn unb ©nrfjtjnnblunsrn nt^men »efltaunoen an. 3ebtn SDonntr|Ut

»trb »o» Blatt »u*gt(|tben unb »nfenbet. — 3nf(ratt: bte einfpJltigc <fetitjeUe ober bmn »faum »5 'JJfg.

einen neuen Sefet

für „D ie fa ttjo lifc fje ^ a m t lic “ beim beoorftefyenben Quartalgroedjfel, baS fei bet fefteSJor*

fafc unferer greunbe unb Sefer! © in e n neuen Seiet aufjufinben, baS ift bir geroifj ein Seichtes.

$>u ^aft boc^ greunbe unb $reunbinnen; bu fennft Familien, welche „® ie fatf>oIifd;e ftamilie"

nid)t galten. @in empfeljlenbeä Sffiott oon btt genügt, fie jum galten berfelben ju beftimmen.

Sage iljnen, wie gut bir „$ ie latljolifdje $amilie" gefalle, roelcfy’ fdfjöne Silber fie bringe, roie fie bur$ ^Belehrungen unb ßrjäljlungen baS fatI;olifd;e Familienleben fötbere, bafj fie com 1)1.

S a t e r unb oielen 33ifd ;ö fe n empfohlen unb gefegnet fei! ©ib iljnen einige Slätter ju lefen, unb icf) roette barauf, bu ^aft fte für „® ie fatljolifdie Familie" gewonnen!

„SDie fatfjolifc^e Fam ilie" ift bodj geroifj b illig , fte foftet ba§ 3 3 ie r t e lja f ) r n u r 50 P fe n n ig . Sc^roere Dpfet t)at fie für bie gute Sadje gebraut. 9iur ein großer Seferfreiä mad)t e§ i§r möglich, fic^ auf ber erreichten £>öl)e ju erhallen unb ftetö nodj auf neue Sßerbeffe*

tungen ju finnen. mandjeä tjoffen roir auäjuführen, fobalb ber Seferfretä fid^ etroaä oermehrt I>at. Reifet, liebe Sefer unb Seferinnen, bafj roir recht balb basu in ber Sage finb !

ÜJian fann „$ ie fatljolifc^e $ a m i l i e " bei ber S S e rla g ä ^ a n b lu n g in 2lug§=

bürg A 34, bei ber $ o ft unb bei jeb er S u c h h a n b l u n g befteüen.

2öer fieben S e f e r jufammenfinbet, ber befteHt am beften bei ber SSerlag äljan b * lung. 6t erfjält „ ® i e fatholifche ^ a m i l i e " bann f r e i unb ju erm äßigtem g r e i f e jugefchidt. — anberen JaHe beftelle man bei ber $oft.

Um einen neuen Sefer bitten roir eudj alfo, liebe Sefer unb Seferinnen, unb banlen euc^ im oorauS red)t h«}lich für eure ^Bemühungen! $ie Sluslagen «ftatten roir gerne, unb

^robenummern fenben roir in jeber geroünfdjten 2lnjahl umfonft unb frei.

Z lw g s b ttV tj, A 34.

$cbaktion & Verlag ber $Dodjen|'d)rift ,Jie hotl). $ami{icu.

--- - = x t S ^ S 3 c > o = » ---

k

(2)

ßfttfjKdjc* 28odjcnfalenber.

S o n n t a a . 19. Sftär* fünfter gaftenfonntag.

Sofef, Patro n ber fatfiolifdien ftirdje.

IR o n t a g , 20 ÜRärj. 3oad>im, Bater bev afler»

fetigftcn Jun gfrau ©faria. Sßolfram, ©itt- bertitä.

f c ie n f t a g , 21. W ä r j. Benebiftuä, 2lbt unb Drbenftifter, t 543. S e ra tio n

'D iit tm o d ), 22. SJiärj. Satbarina Bon Scbiue- ben. Jungfrau, f 1381. 9?ifolau§ ü. b. glue.

Bafiliu ä.

D o n n e r fta g , 23. SDMrj. Bifto rin Bon grünten*

tiu§, ®iartOrer, t 484. XuribuS. gbifroatb.

g r e i t a g , 24. SD?äij. Sltariä fleben Scftmerjctt.

_©abviet, Ste n g e l. Sim eon Bon Orient SBevt^a B a n t f t a g , 25. äftär*. SDtariä SBcrftinbißung.

fünfter ^nflcnfonntag.

[9ia(t)bnt<f verboten.]

loanaeliura: ®ie 3uben ffioKen ftefu«

ftelnijen. 0ol). 8.

T S ie $affionä= ober Seibenäjeit beginnt. $aft bu, lieber Sefer, bisher fdjott bas bittere Seiben beä $eilanbeä jum ©egenftanbe beiner Betrachtung gemalt? ®er Stame f«gi bir, roaä in biefen iagen in befonberer SGBeife gefcheljen mufj. SBenn bu Seit fo bete täglich ben tfreujroeg! ©ehe mit beinern $eilanb, aber nicht gebanfenloä, fonbern fein Seib mitfiifjlenb unb feine ©eftnnungen teilenb! Sßenn bu be=

tradjtenb baä Seiben beä Jperrn nerfolgft, roaä lefyrt eä btd) *? 2öa£ leBtt bicfc inäbefonbere ba£

ßreuj?

®aä Äreuj ift baä lehrreicijfte Buch, baä jemalä gefdjrieben iBtirbe. öä ift biftiert Bon

©otteä Sffieiötjeit, getrieben mit bem §erjblut beä ©ottesfohneä. Unb tsaä lefen mir in biefem Bud;e? 5Die ernfteften 2öaf)rfyeiten.

1. ©ott ift heilig unb geredjt.

2Baä heifjt: ©ott ift heilig? @r roill unb liebt nur baä ©ute unb oerabfdjeut baä 'Boje.

,® u liebeft bie ©eredjtigfeit unb haffeft baä Unredjt," fagt ber ^fafmift. ©ott liebt not=

roenbig feine eigenen unenblidjen BoHfommen=

feiten unb alle«, roa« benfelben entfpringt unb entfpricht. Stber ebenfo notroenbig hafjt er alleä, roaä benfelben roiberfpricht, b. h- bie Sünbe.

Unb roeil er fie ^a^t unb Raffen mufs, ftraft er fie Bermöje feinet ©eredjtigfeit. 2Baä aber ©ott hafjt unb liebt, baä foHen auch feine Äinber hoffen unb lieben.

2Bo jeigt ftch nun ©ottel $ eiligfeit unb

©erechtigfeit befonbetä beutlidj?

Schlagen mir bie Blätter ber ©efd;id;te auf, fo finbcn tnir baä erfte Strafurteil ber göttlichen ©eredjtigfeit auf Grben attägefprochen nad) ber ecften Sünbe unb an ben Stammellern

j BoUjogen.

Betrachte eä, Heber Sefer! ßine Sünbe, eine einzige Sünbe hatten fte begangen, unb fie mufjten baä Barabicä uerlaffen, ein ßeben üoQ 2)iühe unb ftreuj beginnen; fie hatten ©otteä

©nabe nerloren unb, menn ©ott fich nicht er­

barmte, auf immer nerloren; unb alle 9Jot unb aller Schmerj unb alleä Äreuj auf grben unb alle Ifjränen, toelcje feitbem auf Grben geroeint iBurben, serfünbigen laut: So hajjt unb ftraft

©ott bie Sünbe. ®enn alleä ift $rudfjt unb

^olge ber Sünbe. 3ift baä nicht eine laute unb einbringlid;e ißrebigt non ©otteä ^eiligleit unb

©eredjtigfeit? non feinem §a& gegen bie Sünbe?

Äannft bu fie noi^ lieben unb hegen bie Sünbe, welche ein folcheä Strafgericht über bie SDienfdjett gebrad)t? Äannft bu nod) lieben, roaä ©ott alfo mit feinem §affe »erfolgt

Slber biefem erften Strafgerichte auf Grben mar ein anbereä, noch niel fcfjrecflidjereä Borauä gegangen: baä Strafgericht über bie gefallenen Gngel.

Bebenfe nur, tnie herrlich fte auägeftattet waren, fo fchön, ©ott fo nahe, fo ähnlich, he«5 lidjer alä ber 2Rorgenftern, ber am §immt'I leuchtet, baä Schönfte, roaä ©otteä Sluge in ber roeiten Schöpfung fehen fonnte! ®er Blidf auf ben geftirnten Fimmel in flarer Sübnadji ift nicht fo fchön für baä leibliche 9luge alä ein

©lief in biefe ho<hherr!idje ©eifterroelt.

Unb nun eine einjige SCobfiinbe — unb all bie §errlid;feit ift Borüber, baä Sicht et' lofehen, ber früher fo lichte Sternenhimmel mit ginfterniä bebedt, bie ®ngel — in Teufel Ber- roanbelt. ©otteä ©erecfjtigfeit höt fte hinab;

geftürjt in ben Ort eroiger Berbammniä. SBer foHte ba nicht fchaubern? roer nicht non h£i!

ligem @ntfe$en ergriffen roerben ? @r fd;onte ber @ngcl nicht; roirb er beiner fronen?

bift ein Äinb ©otteä, mit feiner ©nabe gefdjmüdt.

Baue nicht barauf! Slttch bie @ngel roaren fo gefdjmüdt unb fchöner unb reidjer alä bu. Sie finb trofcbem oerbammt roorben; haft bu nicht®

ju fürchten? SOiöge ©ott bidj mit heiliger 3;titd]t unb mit heiligem $affe gegen bie Sünbe erfüllen!

aKögcft bu niemals roieber lieben, roaä ©ott fo unenblidj hajst-'

(3)

t $)a§ Strafgericht über bie Stammeltern ift '“tdjtbar. 35a« Strafgericht über bie Sngel ift furchtbarer unb jeigt mit fc^recflic^er ®eutlichfeit

®otte8 §afj gegen bie Sünbe. 3Iber ich n>iH J1'* ein Strafgericht jeigen, Das noch oiet ent=

Hlidjer ift unb ben göttlichen §af? gegen bie

^ünbe in einer faft unglaublidjett ffleife geigt.

Komm mit nach SSerufalem! 3$or ben Sporen Stabt liegt ein §ügel, ©olgatha mitSRamen.

fteigen hinauf. 2>a fehen roir ein Äreuj

®uf9erichtet, unb an bemfelben hängt e'n 9ftann

|*** Schmerjen, §anbe unb giifje burdjbohrt mit Jpifeen Sßägeln, baS §aupt umrounben mit fcharfen

®0rnen, ber ganje 2eib eine blutige 2Bunbe oon graufamen ©eijjelhieben. betrachte ihn, brn

~fonn ber Schmerjen! Siehft bu nicht inmitten er Schmerjen ben 2luöbrucf himmlifcher ©ebulb

^Grgebung? Siehft bu nicht, roie ein göttlicher

^|tahl feie menfdjliche SchmerjenShüUe bur<h=

S t ? Seuge bein Änie unb bete ihn an! @s

®efjct 31

3 « 3o*tf ge&tl 3 it (einer ^a n b Sitflt alle« § ri( für ®oIt unb fiattb.

Söoblati, to ftcllt benn p a n « unb jjetb,

© teilt alle«, 10a« eud) lieb linft wert, 3 n @'t)ufe für alle fjeitl

«er bringt eu.t) X.o'~t uub (Soligfeit.

3 ofef, roeld) ein füfjer Diatne! 2Bo 5DJaria genannt roirb, bie reinfte Jungfrau unb

"lUtter beS $errn, unb roo immer ber he'tige, luÜe. mä^tige 9lame 3efuö erflingt auf bem atholifchen Srbenrunbe, in ben SdjinerjenSrooh1

['.'‘•'gen be-s gegfeuerS unb ben QubcltjaUen beS '"^mlifchen Serufalem, — allüberall ertönt auch et glorreiche 5latne beS hl-3°fef> benn er roar auf @jben ber SfiährDater Qefu, ber jung*

J^ulidje ©emahl ber allerfeli;jften Jungfrau . ‘aria, unb er ift ber Sdiufcpatron ber tatl)o=

“ Hen Äirche.

Seine fdjüfeenbe £anb ruhte auf ber füfjen j.°tteämutter unb bem lieben Qefusfinbe, beS^alb l' er öcr Patron ber SBäter, ber ©begatten; er 'nUe unb leitete bie erften Schritte bed Sohnes

°ttes, forgte unb oerpflegte i()n, beS^alb ift er 'n ^orbilb für alle (Srjiefjer; tagtäglich mühte

? f»<h ab im einfachen 3tmmer£)anbroerfe, bez=

&lb ift er spatron ber §anbroerfer, ber Arbeiter;

^ f^h'i^te baä ^efuafinb oor ben ')Jad)fteüungen i l* $erobe§, floh mit ihm nach 2legrjpten, be«;

" ‘" ift er auch Schufcpatron ber Stiftung beS Etlichen £eilanbeS, ber fatholifdjen Äirdje.

fflenn jemals, bann ift eS heute angebracht, rufen: ©ehet ju 3ofef'

ift ber menfdjgeroorbene ©otteSfohn. @3 ift ber eingeborene Sohn beS SaterS, an bem <r fein iBohtgefaHen ^at. Unb bod) in biefer 9iot, in biefem 2Seh, in biefen Schmerjen? 2öaS hat er benn »erfd)ulbet, bafj ber 3Jater ein folche«

Strafurteil über il)n auäfprad)? 6r ^at unfere Sünben auf fidj genommen; er ift baS Samm geworben, baS bie Sünben ber 2Belt trägt. Unb fo hat ihn bie göttliche ©eredjtigfeit jertnaltnt.

gittere, o Sünber ! <Sv hat feines eigenen Sohne«

nicht gefront, fonbern an ihm bie Sünbe fo entfefelidj geftraft. gittere unb bereue unb beffere bein Seben! 5Du h«ft ihn mit beinen Sünoen an’S Äreuj gefchlagen. 3 ‘ttere uor ber Strafe, welche über bid) tommen roirb! 9Joch ift eä 3e>t- sJ2oc^ fannft bu beine Sünben abfchütteln! Jioch fannft bu ber Strafe oorbeugen. Senu^e bie [8«t! $ie Äirche labet ein jur SBufje. ^öre ihre Stimme! (Sä roirb bir jum §eile ge^

reichen.

v <Ov |ytad)bru<f »erbotfn |

^a, ju 3»fef gehet, ihr Arbeiter, roenn in eui^ bitterer Unmut unb 3 orn auffteigt über euer So«! ©ihet üu ^ofef unb lernet ©ebulb,

©ottoertrauen unb 3ufEbenheit!

3u Qofef geljet, ihr ^amilienoäter, unb lernet oon ihm, bem fleißigen, fparfatnen unb genüg«

famen ^anbrotrfer, für grau unb Äinber forgen!

gürroahr, er lief; bie Seinigen nicht im Stich,

»erfdjroenbete nicht, roaS er ihnen hätte jutoenben müffen.

Unb ihr fittenlofen Jünglinge, ihr freche SKäbchen, geljet ju Qofef, bem feufcheften 8räu=

tigam Diarien«, unb lernet oon ihm Sitten=

reinheit!

3hf ßltern, ihr ©rjieher, bliefet auf Qofef, roie er mit bem jroölfjährigen QefuSJnaben nach Serufalem jum Jempel roallet! 3111 eure 3)lühen, aß eure Opfer für eure Äinber finb »ergeblich, roenn ihr fie nicht befeftiget in ber 9(eligion.

9lHe ©elehrfamfeit, aUe SSerftanbeSbilbung ift mehr f4äblid) als nü^lidh, roenn fie nicht auf bem gnnbamente ber grötnmigleit ruht. Unb biefeS gunbament müfet ihr legen.

©ehet ju 3°fef inSgefamt, ihr fatholifchen Familien! Gr ftanb ja auch an ber Spifce einer gamilie unb fennt ihre ©ebürfniffe, ihre greuben unb Seiben. 'Bo man f«h ben h^ Qofef jum Sdju^patron erroählt, ba fällt ein oerflärenber Schein auf aUe SSerljältniffe, ba fehren ©enüg- famteit unb 3uf*iebenheit ein, ba fui^t man

(4)

juerft baS Sfieidf) ©otteS unb feine ©eredjtigfeit unb erfjätt baS üBrige umfonft jugegeben.

©u aber, ^eiliger ^ofef, fte^ auf uns, betne Äinbev, betne ©djul}6cfo()(cnen unb geleite uns

glüdlidj burdfj bie ©efäfjrniffe bei SebenS, auf ba£ roir einft mit bir unb beiiter reinften unb fyeiligften 'Braut fdjauen in baS 2(ngcfid)t beineS ©oljneS non Sroigfeit ju ßroigfeit!

S iit f iio « g c ft M !)(. 3 o fe f. C9iacftbru<f »erboten.)

@t. Qofef, groß unb rounberbar,

@ei m ir fle'gvüjjt Biet tauienbmal!

O feqne Seiner ffiiiibet @d>ar!

@d§au milb auf uns »om $im m et3faat.

®8 preift bie ganje Sfjriftenbeit

®idj beut’ als il)ten Sc^ußpatton, Unb i'ieber tönen weit unb breit 3u beiuer ®ljr’ roie Orgelton.

SBie mand)’ fdjon Ijalb gebrodj’neä §erj SJuft laut ju bir in fdjroerer 9iot!

@8 ruft ju bir int SKonat äHärj Um einen fel’geit, guten £ob.

Unb beut’ an betnem ®ljrentag Sieb’n beine Äinber jum Stltar;

Süetfdjeinbt ifi Summer, 'Jlngft unb ffilag,

®ie griitjlingJfonne glänjt fo dar.

©ie weiten bir mit frofjent Sinn

$cS ftrübling« ffiinber Mein unb jart,

®en SSeildjentranj, o nimm iljn t)tn!

gort ift ber Jßinter raub unb Ijart.

2öer immer feufjt in tiefem Oeib,]

®r gebt ju jjofef’« ^Saterljerj;

®er 3intmermann im fcfylidjten Sleib,

®r Ijtlft geroifj im SDionat SWärj.

$um $efte Sftatiä SBetfünMgmtö.

<f>S ift baS Ijeljrfte ©eljeimniS beS Stiftern tumS, baS mir fjeute feiern. SSier taufenbe fjat bie 9)ienfc|l)eit im ©ünbenelenb ge>

fdjmadjtet, l)at erfahren, in mie tiefes Slenb fte bie ©ünbe geftürjt, Ijat immer immer unb tmmet roieber gefleht: „Stauet, §immel, ben ©ered)ten, SQBoIfen, regnet itjin lierab!" ® a enblidj fdjlug bie ©tunbe beS §eils. $eute ift baS SBort

$leifd) geroorben, um unter uns ju rooljnen, fjeute f;at fidj bie ©ottljeit mit ber menfdjlidjen 9iatur uermäfylt. dreimal an jebem Sage, morgens, mittags unb abenbs, »etlünben bie

©loden baS Ijetjre ©eljeimniS, unb bie © lau­

bigen vereinigen fiel), um mit bem (Srjengel

©abtiel bie jungfräuliche “Diutter ju grüfeen unb ber aücrfyeiligften Sreifaltigfeit für baS 2Bert ber ©rlöfung ju banfen.

SBeid;e ©nabe ift bir Ijeute roibetfaljren, bu Jungfrau oon -Jiajaretlj, bafj bu bie TOutter beS SofjneS ©otteS geroorben! ÜDtit Siecht rufft bu aus: „§odjpreifet meine ©eele ben $errn."

(WatSbrud »erboten.1

Ü J i u t t e r © o t t e S , roelcJj ein^itel! 2Bir ßatljo’

Ufen nergöttern 3Jtaria nic^t; roir geben if)r nut bie @^re, bie it)r gebührt. „® a S §eilige, baä aus bir geboren roirb, roirb @o^n ©otteS ge1:

nannt roerben," oerfünbet ber @ngel. 2öaS if aber bann Waria anberS als bie 9Wutter ©otteS^

Unb roarum ift 3JJaria bie SRutter ©otteS ge;

roorbeti? 2tuc^ baS fagt unS ber ßngel:

bift ooll ber ©naben, ber §err ift mit bir, bu f)aft ©nabe gefunben oor ©ott." Unb beSlja^

ift fte gebenebeit unter allen ffieibern. SBeil f>(

bie reine, bemütige 2Ragb bes §errn roar, be«

l;alb rourbe fte ju großer (S^re erhoben.

©ne ernfte SBaljrfyeit prebigt uns baS ljeu!

tige geft. ginbet ber Soljn ©otteS aud^ be>"

§erj fo rein, fo bemütig, roenn er ©infe^r bei bir? $ ie öfterlid;e 3e't ift ba. SereiW aud^ bu beinern göttlichen $eilanbe eine roürbifl*

®o^nung! Siel) auf SKaria, folge iljr nac^ u«11

bitte fie um ifyre §ilfe!

i)ec SJlaMe eincö 3Sa(jcIjcit^frcunbc§*

fiit p aritjrtt für bas gcidjtgcljrimnis.

S oldjer 3)icrtt)rer gibt eS meljr, als man £e=

rocljnlii^ meint. 2:er befanntefie baoon, ber ^eilige Sol;anneS »on 9Jepomu!, ift bei weitem nic^t bet einjige. ^CaS fclgenbe SPeifpiel ent nehmen roir ben „5Benebi{tS=©timmen" auS^rag.

| sJiad)brucf Derbsten« 1

®er 5]8ricfter $etruS 9JJarieluj roar JwI 3eit beS peruanifdjen SefreiungSfriegeS 3lrmc{:

faplan bet fpanifd;en Sefa^ung in gaUao, einet”

befeftigten Seehafen, jroei ©tunben roeftlid) s»11

Sima, ber ^aupiftabt $eru’S. 9lm Slbenbe ^ 23. ©eptember 1825 rourbe et »or ben 33efe^' Ijaber ber S3efa|ung, ben Srigabier Samo 9iob»1

(5)

121

Serufen. „iffiir haben breijeljn jum Sobe »er=

Weilte ©efangene," fagte ihm biefer; „es ift H t 6 Uhr. §err Äaplan, ©ie haben 3 ©tun*

®_e,i 3e>t/ i^re Seiften ju Ijören unb fie jum

•£°be oorjubereiten!" — ^ater SDfarielur tfjat

” ach bet ihm gegebenen Sßeifung, unb um 9 Ul)r furben bie breijehn erhoffen.

903er roaren bie breijeljn, unb roaS roar tfjr Erbrechen? (Sä roaren Dffijiere ber fpanifc^en

«tmee, beS .fSodjütrratS unb ber Meuterei »er*

k®d)tig, jeboch biefer Verbrechen roeber geftänbig

||0d) überroiefen. GS ^atte ftd) ba§ ©erüd^t ner=

leitet, es fei eine berfdjroörung unter ber £jalb = Berjtt>eiferten Sefa^ung im SBerfe.

2lm oben ermähnten Jag e tarn biefeS ©e=

r**dit bem $ommanbanten^9tobil ju Dhren, unb ' r rourbe oerfidfjert, bafi er abenbS um 9 Uhr

° e$felben £ageS ben 2luSbrud) ber ®erfd)roörung

?u erroarten habe. SllS Serfdfjroorene rourben

^ SJlänner genannt, auf bie er fein gröjjteS Vertrauen ju fe^en geroofynt roar, unb als beren vaupt 3Hontero, einer ber einflufsreidjften Offi=

J’ere, be;eid)net. Ohne eine Minute ju oerlieren,

•’e6 er bie SSerbäd^tigen feitnebmen; aber eS ge- Iang ihm nicht, ihnen irgenb ein ©eftänbnis ober

««<$ nur bie geringfte Offenbarung ju entlüden;

j'e leugneten fjartnädig baS ®afein einer 3Ser

^'»örung. Hin jeber ©efaljr »orjubeugen, be*

er nun, bie (befangenen, gleid;oiel ob i^ulbig ober unfdjulbig, um 9 Ul)r erfchiefjen

^ laffen, gerabe jur felben ©tunbe, in roeldjer

®’e Empörer in entroeber feffeln ober töten Sollten. $er 23efd)lufs lam, roie roir fc^on oer=

^»rnmen, jur 2lu8fübrung. 2lber bis jur ©tunbe

’ft es nidjt feftgefteHt, ob fte beS il;nen jurfiaft Siegten berbredjenS fd^ulbig roaren.

Ungeachtet biefeß fummarifdjen Verfahrens Staubte ftdj 9lobil noch nicht fidjer. „2öie, roenn

^ SMitoerfchroorene am Seben roaren?“ fragte ir fidj; „oieUeicht finb beren nod) oiele, unb

’le fmnen rool)l jefct auf Sache. 9iein, idi'fann nicht ruhig fein. — 2Ba§ mögen rooljl bie $in=

9ericf|ieten bem ^ater gebcidE)tet haben? Dljne pTOeifel ^aben fie ihm ohne Stiidljalt alles ge=

' a9t, unb er roeif? alles bis in’S fleinfte. SBoljlan, ex mufj eS mir fagen!" ©ofort gab er 33efel)l, '91 ju rufen.

, $>er Jlaplan erfchien, unb 9iobil fc^Io^ fid>

mit ihm in ein3'mmer ein unb rebete ifjn alfo

an: „Vater, biefe Unroürbigen ha&en (Sud) in i^rer Seidjte ficherlidj alle ihre ©eljeimniffe mit*

geteilt! 3b* fennt alfo ihre Vläne unb bie an ber Serfdjroörung beteiligten. ift notroen=

big, bafe 3h1 barüber auffldrt, unb im 9Jamen beS Königs forbere ich ® uc^ ouf>

3hr mid) über alles in ÄenntniS fejjet, ohne einen einzigen Flamen ju »erfchroeigen ober ben geringsten Umftanb ju oerheimlichen."

„§err ©eneral," antroortete ber ^Sater, ,,©ie forbern oon mir Unmögliches! ©in©eheim=

niS ber 8eid;t offenbaren, baS fann ich ohne baS §eil meiner ©eele ju oerfcherjen. 9lie unb nimmer roerbe id; baS tl;un. Unb roiire ber Äönig felbft h>« anroefenb unb befähle mir foldjeS, ©ott roürbe mid) beroahren, einem folgen befehle ©ehorfam ju leiften."

Sei biefen Sßorten ftieg bem ©eneral baS SBlut in’S ©efid;t; er ftanb auf, fafjie ben 5laplan an unb fd;rie: „Wönch, erjä^Ie mir atteS, ober ich laffe bid; erfchiefsen!" — ®er ^ater ant=

roortete mit SJuhe: „Söenn ©ott mein 5Dtartt>

rium roiH, fo gefchelje fein heiliger 3ßiHe. ©in Sßriefter beS §errn roirb fein ©eljeimnis offen­

baren." — „® u roirft alfo nid)ts fagen?" »er*

fefcte Slobil; „o 3JJön^, bu SSerräter an beinern Könige, an beiner $abne, an beinern Cberften!"

— »Sdj ^in meinem Könige unb meiner gal)ne treu," antroortete ber $riefter; „aber niemanb hat baS 9ted)t, oon mir ju forbern, bafj id; ein 35erräter an meinem ©otte roerbe. @S ift mir nidjt erlaubt, 3hnen äu gehordjen."

Dljne Tanger ju roarten, öffnete 9lobil bie

$hüie unb fd)rte: „Kapitän, bringe fogleid; uier 3Kann mit gelabenen ©eroehren tjie^er!" ®er Sefehl rourbe auSgeführt. — „Sluf bie Änie, üJlönch!" brüllte nun ber tierifdje ^Befehlshaber, unb ber ^riefter gehorchte. — „Schlagt an!"

lommanbierte Siobil, unb jum ßnieenben l)inge=

roanbt fprad^ er mit gebieterifd^er ©timme:

„3um lebten male befehle id) 3hnen *m 9totnen beS Königs, ^hr ©eljeimniS mir ju offenbaren."

„Qm tarnen ©otteS roeigere i^ mich, cä äu thun," antroortete in ruhigem, aber entjdjiebcncm Sone ber ^riefter. — „^euer!" roar SJobils ßommanbo. Unb ^ater $etruS 3Karieluj fiel, bie Sruft oon Äugeln buvchbot;vt, ein 9Jlartt;rer beS 33eichtgeheimniffeS.

(6)

122 - Hui unfern Sllbermopjiec

-ty gcr 1)1. fofef, ein fröfbr brr geibrnbett.

auf bem ßranfenbette lernt mancher 9JJenfdf) l beftinunte $eit hinaus jufefcen. Sßenn jemaW Vö bas menfd)Iict;e Seben in feiner roafyren S-Be= i bann lernt ber 'Wenfd) auf bem Jfranfenbeil1

fciutung t«nnen. Sßenn baä gieber in feinen befennen: 355ie © o t t roill. Slber roie traut'!

Oriß.>£tld)nung b. „Sattjolifdie ffamtlif" oon <0!alet f. (raut.

©liebem raft, roenn bie Angehörigen traurig unb betrübt ba§ 33ett umfte^en, roenn ber 2Irjt fopf=

fi^üttelnb ben Äranfen betrachtet, ad), roie arm=

felig erfc^eint ba bie Sßelt! gür aHeS©elb auf bem ganjen Srbenrunbe tann fein 9Jtenfd) feinem

£eb*n aucfe nur eine ©tunbe über bie oon ©ott

ift eä bod^ um ben 'Dfenfc^en befteHt, roenn et bann als ein o e r l o r e n e r © o I) n $u ©ott jurüdfetyrt, n>enn er ftdj in ben Jagen ber ® t funbEjeit nid)t um ihn gelümmert Ijat! 28»' lann er hoffen, bajj ©ott ihm fofort ade feine Sitten aeroäbten roerbe? 3eigt pdj »ieUeic^t W*

(7)

123 93ater bem ungezogenen Ätnbe gegenüber fo gnä=

big? ffiie fannft bu bann ein foldjeä oon bem geredjten ©ott erwarten?

bem 9Jtenfcf)en, roenn er aud) in ben Sagen ber ©efunbfyeit ©ott nicfjt oerlaffen IjaU 2XIlei btngs roeröen aucl) bem frommen 3JJenfcf)en bie Seiben nid)t erfpart bleiben. 3ft benn ber

©d)üler über feinem SJleifter? 3ft nid^t audj ber £>eilanb ben Seibenäroeg gegangen? 216er ganj anfterä erträgt ber ©eredjte bie SetBen alä ber ©ünber. „Jtacf) ber ÜHenge meiner ©d)merjen in meinem $erjen erfreuten beine Sröftungen meine ©eele," fingt ber ^falmift, unb ber roeife

©irad) fagt: „9tur eineBeit Jang teibet ber ©e*

bulbige, bann aber roirb’ä iljm mit greuben oer^

gölten." ©iel), baä roiH bid; audj unfer £>eu=

tigeä 33ilb Ferren! 3ur @r!latung braudfjen mir nic^t oiel fyinjujufejjen. 9ieid)e Sröftungen fenfen fid) burdj bie #anb beä 1)1. ^ofef in baä §erj beä ßranfen. Jjin £>inblitfe auf baä Äreuj, baä

©iegeäjeidjen beä (Sljriftentumä, erfennt er, bafj aud; iljn ein gebulbigeä Stagen ber Öeiben jum Siege füfyrt. (Sr roeifj, bafs ©ott ein liebeuoüer SSater ift, ber eä gut mit ifym meint, unb bafj ber 1)1. $ofef iljn nidjt »erlajjt.

$eute feiern mir baS §eft beä 1)1. Sofef, beä mäd)tigen $ürfpredjerä am Sl)rone ©otteä.

D eilet ju if)tn, ifyr Srauernben unb Seiöenben, eilet ju i§m mit einem reumütigen, einem reinen

£>erjen, unb er roirb eudj nidjt oerlaffen! 9lud) il)r, t)om ©ünbenleib gebrücft, eilet ju iljm, er roirb euer ©eufjen nidE)t oerfdjmäljen!

@ tn ffc fte n & ift.

Piiürrs |un.

[Vtadibruit 0 erboten. i

MfrS roar ber erfte ©onntag ber öfterltc^en S tit, Vw innerhalb roetdjer ber roürbige (Smpfang ber Ijeiltgen ©aframente ber Söufje unb beä Slltarä geboten ift: ber britte $ aftenfonnta8- Sei bem

#errn ^fairer roeilte ein 5?apujinerguarbian alä ©aft, unb biefer Ijatte fyeute geprebigt, unb bie ©emeinbe, roeldje oolljäljlig roie jeben

©onntag in ber Äirdje oerfammelt roar, roar tief erfdjüttert unb ergriffen oon ben ernften Porten beä Drbenämanneä, beffen l)ol)e, bleiche unb abgearbeitete ©eftalt fdjon für fid; eine ^Jrebigt oon Sufje unb 2Beltent‘

fagung roar.

,,©iel>e, jefct finb bie Sage beä §eileä, je^t ift bie $eit, bie ©ott eud) gegeben l)at, bafi il)r 33er}eif)ung erlanget für eure ©ünben, unb bafj iljr eudf) oon ganjem §erjen ju iljm befe^ret!"

SDaä roar bas Sl)ema beä ^rebigerä. Unb nad)=

bem er geenbigt ^atte, roar roofyl fautn eine

©eele, roelc^e nidjt ben beftimmten @ntfd£)lufi ge=

fafjt fjatte: ^clj will b'efe ()0^e ©nabenjeit nun au^ benu^en; ii^ roiH jur aSerfö&nung mit ©ott eingelien, ba nod^ bie Sfjore offen finb; ruft

©ott in biefer 3 eU mir ju, icf) foHe mic| ju i^m belehren, bann rooHe er mir alle ©ünben

»erjeiljen, fo roiH icl) auc§ folgen unb roieber tl)m leben.

®eä 33ad)müllerä @oa, ein 3Jlab^en oon einunbjroanjtg 3 a^ eni roar oieüetc^t am meiften oon allen im Innern erfaßt roorben. mel)r ber Drbensmann fpra^, um fo unruhiger rourbe ft«. 9iöte unb Släffe roec^felten auf i^rem 2ln*

gefixte, ein furchtbarer Äampf tobte in tljrer

©eele, ber $ampf jroifd&en §imntel unb $öUe.

3)er Seufel, ber mittelä ber Sobfi'tnbe einmal in ber ©eele fi^t, läfjt fid) nid^t fo oljne roeitereS l)inauäroerfen; „baä $immelreidj leibet ©eroalt,"

fprid)t ber §err. ©o ging’ä aud) bem blüljenben 3)Jäbc^en. Srft alä fie bann roa^renb beä 3lmteä betete unb immer ernfter unb inbrünftiger betete, rourbe eä ruhiger in il)r. Unb alä fie nun nadj bem ©bluffe beä ©otteäbienfteä Ijeimging, baä

®orf ^inab jur 95iül)Ie, ba ptte man fie faum meijr gelannt. ©ie fdjaute nidfjt red^tS unb nid^t linfä, fonbern ging rafdlj ba^in, tief in ©ebanfen oerfunfen, b'-e Slugen niebergefplagen, bie §änbe unroiHfitriid) immer nocf) gefaltet. Unb fo falj fie ben Surften nic^t, ber fdjon einigemal an i§r oorübergeeilt roar; fie ^örte aud^ feinen ©rufs nid^t, roetiiaftenä erroiberte fie il)n nidjjt; unb alä fie furj oor ber iDlüljle enblid^ jum britten male auf i§n ftiefe unb er halblaut unb »ertraulidj :

„ ’n Sag, Sodjen, bift bu aber ^eute fromm!"

iljr juraurte, ba fu^r fie erfdjredt auf; eine glü^enbe SHbte flammte i^r im ©efic^t, unb oljne ein 3Bort ber @rroiDer>'ng, o^ne einen ÖlidC auf ben Surfdfjen eilte fie in’ä §auä unb fd)lo^ bie Sl)üve hinter fid).

§alb oevbu^t unb befcljämt, ^alb roütenb über biefe 33el)anblung ftanb ber junge 33ienfd) einige Minuten fprad^loä ba unb ftarrte auf bie Sl)üre. @r roar nocfy jung; baä faft ju feine, blaffe ©efic^t mit bem roo^lgepflegten 33ärtd^en unb ben buntlen Soden gab i^m ein etroaä ge*

»ierteä 9Iu8fe^e».

(8)

124

„2BaS ift nur in fie gefahren?" murrte er, unb ein bunfler, bro^enber, leibenfchaftlicherSlitj judte in feinem 2luge auf — ber S lid eines Raubtieres, meinem feine Seute unerwartet ent=

icifd^t ift.

Sangfam ging er bann ju einer ©eitenthüre in bie -Kühle.

® er junge 3Jienfch mar ber 9JtttHerburfche

— feit einem Saljre *><*• ^atte f<$on >n mehreren Äunftmüljlen gebient unb oerftanb feine

©adfje, fo bafs ber SJJüUer mit ihm jufrieben mar. 2öenn er iljn aHerbingS gans gelannt hatte, bann würbe er i£»n feine ©tunbe unter feinem ®ad;e gebulbet h“ f>en. 2lber bie beiben, roeldje bariiber hätten 2luffd)luj3 geben fönnen, nämlich ber 9JJahlfnedjt felber unb beS -BlüHerS Jodjter Csoa, bie fchroiegen natürlich. Unb leiber fd^roieg eine britte auch no$ : bie M üllerin;

fie fürchtete ben $orn ihres 3JknneS; fie meinte, er roerbe ju hart hineinfahren, nnb fie glaubte, fie felbft fönne baS Unheil abroenben mit ©üte unb ©ebulb unb Seten für bie arme 2od)ter.

2)aS 2Jläbchen roar auffatlenb haf*'S unb unruhig roährenb beS (SffenS unb nach bemfelhen;

eS ging (SrnfteS oor in ihrem $nnern. ©ie roar frol;', SSater auf ein StünbdEjen in’S SBirtSljauS ging unb bie SRutter jum Sefudf) in ben $farrhof. 9tun roar fie allein unb fonnte ungeftört CSinfefjr halten bei fid) felbft. ©ie fniete nieber in ber ©tube oor bem grofjen üreuj in ber SEifd^ede, hob bie 2lrme h0^ auf nnb begann ju beten.

® er riefige 9lero, ber §auShunb, roelcher oerrounbert herangefommen roar unb fd^meid^elnb ihr ben Äopf auf bie ©chulter legte, erhielt ben gemeffenen Sefebl: „Äufch — in bie @de!"

unb 50g fich gefränft jurüd.

@oa überbaute nun in ber Sitterfeit ihres

£erjenS ihr Seben feit bem lebten halben 3ahre.

©ie roar eine braue Jungfrau geroefen, bis ber SurfdEje in’S $auS gefommen roar. 25a aber hatte eine Sefanntfchaft begonnen, unb biefe roar 2Inlafj unb nächfte ©elegenheit jur ©ünbe/ju fchroerer ©ünbe geroorben. glammenröte über*

gofj baS 2lngefidjt beS SJiäbdjjenS ein um baS anbere mal, roährenb fie bie §änbe rang unb ftdj bie bitterften Sorroürfe machte unb bann ©ott bat, er möge ihr^bocf) »erjeihen unbj cergeben aß baS 2lrge, roaS gefdjehen. „Son nun an, von biefem 2lugenblide an," fügte fie bei, fich

feierlich erljebenb unb bie 2lrme roie jum

©chrour gegen baS Äreuj h^benb, „ift alles aus jroifdEjen mir unb ihm, unb idj roitl roieber brao roerben."

3« biefem Moment ertönte braunen ein Stritt, ber -BiüHerburfche trat ein unb näherte fich ^ r @oa oertraulidj.

©ie trat einen ©djritt juriid, unb inbem fie mit einer abroefjrenbcn §anbberoegung ihm befahl, ftehen ju bleiben, fagte fte, einer plöt>

liehen ©ngebung folgenb: „@S ift mir nicht unrecht, bafj ©ie fommen."

„2Ser — idf)?" fragte ber Surfclje, unb fein Sluge funfeite; roarum fagft bu nicht „bu"

ju mir roie bisher? ©inb roir benn grembe?"

„^d) oerbiete Shnen, mich jemals roieber mit „bu" an5ureben," entgegnete fie mit flarer

©timme, „unb ich erfläre 3hnen bafj oon

nun an sroifchen uns alles aus ift; ich &itte atf°/

mich in 3ufunft unbehelligt ju laffen."

©prac(jloS ftanb ber Surfdje ba. „2BaS ift benn um beS Rimmels roillen gesehen?" rief er unb roollte auf fie jutreten. „©ie aber erroiberte:

,,3d) h«6e es Shnen gefexgt; alles übrige ift meine perfönlidje 2lngelegenheit, unb ich fpredie oon nun an fein SSort mehr mit ihnen, als roaS notroenbig ift. ©oHten ©ie mir läftig roerben, fo mufj id£) meinem Sater SOlitteilung machen."

®am it naljm fie ben grofjen 9lero am

§alsbanb — er h«tte fiel) unterbeffen neben fte gefteHt — unb ging an bem oerblüfften Surfdfjen oorbei, hinaus jur SRühle unb baS $5orf hinauf, ber 5Diutter entgegen.

@8 gingen »ierjehn Jag e oorüber; @oa rourbe täglidh ernfter unb ftiHer. S ie betete oiel, fie erforfcljte ihr ©eroiffen nach allen ©den unb Snben, fie bat ©ott immer unb immer roieber umlSerjeihung unb flagte fidh faft oer=

jroeiflungSooll il;reS £eid;tfinneS an. 9Juhig rourbe es bann erft, roenn fie oor bem Silbe bes ©efreujigten fniete unb geiftig ftd) mit ihren

©ünben an’S erbarmenbe §erj beS guten §irten roarf — oertrauenSoott, roie baS $inb an baS

§erj ber 2)lutter; roenn fie fich auSgeroeint unb finblich um 2Serjeihung gebeten mit bem 33erfpred;en, eine red^t gute Seicht abju- legen, bann fatn 9tuE)e unb Jro ft über fie, ber Jro ft, roelcher aus bem ^erjen S efu guiQt audj für ben lebten ©ünber, roenn er Sufje thut.

(@<hlu6 folgt.)

(9)

Uttterljdltcnbea für MeJotfjoIifdje Familie,

r-~^>) Sic brei §rcujc im Palbc.

SBon 3f. fi Ü l i t X. [9ta$brud betboten.]

(@djlu&.) »

- 125

Koiumiii'är unb ^oljeibiener Hielten einanber fragenb an. «Spielt roohl 2ßilf)elm jlomöbie ober fagt er bie2Ba!jr()eit? backte jeber bei fidj.

Shre reiche Erfahrung foroohl wie auch bie

^ugenb 2BiIheIm3 brachten fie batb jur Ueber»

jeugung, baß ber arme 3>unge &aä Opfer eitteä abgefeimten ©aunerä geroorben roar. Sluf 33e*

fragen erzählte SSilljelm fein Bufammenleben mit bem SIttgefeüen, beffen 2lnfdf)auung in weltlichen unb religiöfen Dingen unb enblid) ben Verlauf beä geftrigen -Blarfttageä.

3)ie beiben Seamten nicften beifällig mit bem ßopfe. Unb als 2öilljelm noch hinjufügte, baß er heute mit bem StltgefeHen nach ber Schroeij reifen rooHte, roar ben beiben Herren bie Sadj=

läge ooßftänbig flar. ®er 2lltgefeHe hatte ben unerfahrenen Söilhelm betrunlen gemacht, iljn bann beim 2luSbrudfj ber Slauferei unter bem 33orroanbe, ben Schlüffel ju holen, feiner 33aar=

fdfjaft beraubt unb fich bann fchleunigft auä bem Staube gemalt. 3tuf ©runb biefer unfehlbaren Xhatfadje unb im $inb(icf auf Sßilhelmä biä=

herigeUnbefcholtenheit erließ ihm ber&ommiffärbie Strafe, fügte aber bie ernfle unb einbringliche 3Jlahnung h'nju, lünftighin jeben SSerleljr mit Sojialbemofraten worfichtig ju meiben, roeil er fich förperlich unb geiftig runiere.

Sßilhelm roar fe^r ergriffen unb fenfte be=

fchämt ben 33licC jur Erbe. 2>er Äommiffär aber fuhr tröftenb fort: „® er glüdfjtige roirb fofort oerfolgt unb 3$nen baä ©elb bei feiner (Ergreifung roieber jugefteHt roerben."

SBilljelm »erließ baä Solal. SEBie fchmecjte ihn ber $opf! 2Bie jagten fich bie ©ebanten!

@8 roar iljm, alä fd^aue ber oerflärte ©eift feiner feligen 3)2utter oorrourfäooll auf ihn herab.

Statloä irrte er eine hal&e Stunbe in ber Stabt umher. Enblich faßte er einen Entfchluß; ju feinem Weifter roottte er jurüeffehren unb iljn um roeitere 3lrbeit bitten. E r eilte oon bannen.

Sieblich mitb ftrahlte bie Sonne oom hohen

§immel herab, fröhlich trillerte bie Serche in ben Süften unb fangen bie SSögel im ©ebüfdfj;

alleä atmete Suft unb Seben, griebe unb 9iuhe;

nur in 2ßilhelmä 33ruft tobte ber ©eift beä Sor=

rourfä, roühlten bie Äobolbe ber 2lngft unb ber SSerjroeiflung.

(Sr !am an feinem §eimat!jäborfe oorbei.

3lbfi^tlich mieb er bacfelbe, bamit ihn fein 33e=

fannter fähe; benn er fdjamte ftch unb glaubte, baä Äainämal feiner Scljulb ftänbe frei auf feiner Stirn. 9Jach angeftrengtem 9Jtarfd)e langte er in bem neben bem Friebfjofe liegenben 33ud)en=

roalbe an. SDBie ein ölifcftraljl burchjudtte eä feine Seele; bie Erinnerung an feine unfdjulbige Äinbheit rourbe roach; er fah fich im ©eifte an ber §anb feiner SJJutter biefen fdjattigen §ain burchroanbeln, unb bie mütterlichen Ermahnungen Hangen ihm befeijämenb in bie Dhren. §ier ftanb bie bide Suche, auf beren oorgelagerter 9Jtoo8ban! er fo oft mit ber SJJutter gefeffen hatte. §ier hattc er ber SWutter Jhrätten oft reichlich fließen fehen. Sein 93lidE fiel auf ben Stamm beä Saumeä; bie brei oon ber SCJiutter bereinft jum 2lnbenfen an ben bott trfd)Iagenen Dnfel eingejrabenen fireuje leudjteten ihm ent»

gegen. $aä 33lut erftarrte iljm faft in ben äbern; bie Scene beä lebten Sefudjeä mit feiner Sßutter an biefer Stelle trat lebhaft oor feinen

©eift. „Gljriftuä ift für unfere Sünben atn ßreuje geftorben, unb in ber ©ottljeit finb brei ^erfoneit;

roer alfo biefe brei Äreuje fteht, roirb an bie jroei roichtigften ©eheimniffe unferer hl. Steligion erinnert;" fo hatte bie ÜJtutter bamalä erllärt.

SDBie roiHig unb freubig hatte er früher ber 53lutter Sehre angehört! „Unb jefct, roie ftel)t eäjetjt mit bir?" frug eine ernfte, ftrafenbe Stimme in ihm. „23ift bu auf bem Sßege ©otteä ge=

roanbelt, haft ^'e ©ebote ©otteä unb ber Äirdje gehalten?" 2:l)ränen ber 9ieue ftiirjten auä feinen 2lugen; benn er mußte fich fagen, baß auch er eine große Sünbenlaft auf bie Schultern beä SBelterlöferä gelegt unb feine Siebe mit Unban! belohnt h^&e. 6r fniete ttieber, uno an ber Stelle, roo bereinft ber 9Jiutter §anb fegnenb auf feinem $aupte ruhte, roo baä ^utter^

her} ooH Sorgen um Segen unb Sdju£ fleljte für baä SBoIjlergehen ihreä geliebten Äinbeä, roeilte er alä Sünber, aber alä reuiger, ber um (Srbarmung unb ©nabe ber Belehrung flehte.

@r betete, ja, er betete ooH ^nbrunft, unb bie Engel beä §immelä trugen freubig ben SQBeih- raudfj biefeä ©ebeteä oor ben £hron beä 2lHer=

höchften, unb $immeläfrieben brachten fte jurücf unb fenlten ihn in bie Seele beä betenben, reuigen Sünberä. „©ott ift gütig unb oerjeifjt fo manchem, ja jebent Sünber, roenn biefer iljn barum bittet; er roirb auch mir oerjeihen," fagte

(10)

er, nacfjbem er fein ©ebet fceenbigt unb jtd(j er=

hoben ijatte.

„ Unb roären beine ©ünben rotf) rote ©char=

lach, fte foHen roeifj roerben roie Scfjnee," fagte eine ©timme hinter ifjrn.

betroffen flaute fic^ SEBilljelm um; fein ehemaliger Pfarrer ftanb oor ihm. „2Baä bebrängt bein§erj, Sßilhelm," frug ber Ijodjroürbige £>err,

„bajj bu faft in Shränen aufgelöft bift?"

Unb 2Silf)elm erjäljlte, roie er burdj bie gottlofen unb gleijjnerifchen Sehren beä 2lltgefeHen im religiöfen 6ifer nadjgelaffen, allmählig er=

faltet unb enblid) fogar glaubenäloä geroorben fei; roie er ferner beabfidjtigt hätte, mit feinem oermeintlidjen greunbe bie Sßelt am 2Banber=

ftabe ju burdf) toanbern, aber geftern oon biefem treuloä beraubt unb oerlaffen roorben fei. SDieä

^abe ihn oeranlafjt, einen V lid in fein ^nnereä ju roerfen, baä jefct ooU oon ©ünben, aber gänjlidj leer an ©naöen fei. ®iefe ©ntbedfung habe i|n erfdjüttert, unb ber Slnblicf biefer brei Äreuje, roelcfje bie -Kutter einftenä jum 2lnbenfen an ben ermorbeten Dnfel unb jur emften 9J{ah' nung für alle Sorübergeljenben in ben 'Saum ge=

fchnitten, ^abe feine VeEehrung oollenbet. ®er Stebenbe fc^roieg.

„$reue bich, 2Bil(jelm, bajj bu eine Jür*

bitterin im §itnmel fyaft! ® ie einft hier gefniet, bie ehebem beine ß'inbheit befdf)ü§t unb bich ge=

führt hat auf bem Söege beä ©uten, fie h«t beiner nicht oergeffen; benn bie Siebe einer ÜJlutter ftirbt nicht mit bem Seibe, nein, fie lebt fort am Shrone ©otteä, beffen roeife gürforge auch baä SBöfe jum ©uten ju lenfen oermag. 2)ie fchroeren Sage ber Verfudjung, ber bu leiber in beiner Schwachheit nicht roiberftanben haft, bie aber bennod) burch baä ©ebet ber 5Jtutter bich fchliefelich jur Umfehr unb Sefferung brachte, foH bich ftorf matten in ben beiner noch hatren=

ben Verfilmungen; fie foll bir geigen, bafe ber Umgang mit flechten Äameraben alle guten Äeime erftidt unb ben 'Sienfchen namenloä unglüdflich macht. @ä roirb jefct für immer flar bleiben, roie bie mit ©ott unb ber 2Belt unjufriebenen Umftürjler «erabeju baä §erj beä 2J(enfd)en oer- giften unb ihn fchliejjlid) in9lot unb ßlenb bringen.

ftlciue ®l)i

|in glirii auf ben fehreujigten.

ftür Oie 'paffionSjeit.

3

n einem §aufe oon befcheibenem 2luäfehen in ber Vorftabt ©aint=©ermain bei $ariä lebte im britten ©tocfroerfe ein penftonierter

Glicht alle Verführten ha&en baä ©Iftcf roie bu, frühzeitig ben 3lbgrunb ju feljen, an ben fie geführt rourben. SDarum freue bich, folge audlj fofort ber ©nabe ber Erleuchtung unb _retnige beine ©eele oon ihrer ©ünbenlaft!"

2BilheIm folgte ben oätetlichen ©rmafjnungen beä eifrigen Seelforgerä, legte ein reumütigeä Vefenntniä ab unb empfing in 2lnbacht ben Seib beä $errn. $immlifdjer $riebe jog je§t roieber in feine ©eele ein, unb ber ©eift ber Butter fdfjüttete ein ^üHtjorn ber ©nabe auf baä §aupt beä geliebten Äinbeä.

35er $err Pfarrer begleitete SJBilljelm ju feinem 2Jieifter. ®iefer nahm ihn auf bie Sitte beä geiftlidjjen §errn roieber an. S^ach einigen Sagen erhielt ÜBilljelm oon ber ^olijei bie ‘äJlit*

teilung, bajj ber 3lltgefeHe an ber hottänbifchen

©renje oerhaftet unb ihm baä ©elb roieber ab«

genommen roorben fei. Sefctereä roerbe in einigen Sagen eintreffen unb ftänbe bann feinem ßigeiv tümer jur Verfügung. $er Verhaftete t)abe hier einen falfcfjen tarnen getragen; benn bei ber Unterfuchung habe eä fich herauägeftettt, bajj man einen im Verbrecheralbum ftehenben 9Jlann oor fich h^be, ber in Königsberg roegen ©otteä=

läfterung unb Vefdf)impfung ber fatljolifdben 9ie»

ligion ein 3 a^r ©efängniä erhalten, aber auä bem ©efängniä entfprungen unb nicht mehr ge=

funben roorben fei.

„©otteä fü h len mahlen langfam, aber fidjer," badete 2öill)elm, alä er baä ©Treiben gelefen l;atte' unb „©ott lägt feiner nicht ipotten"; feiner ftrafenben §anb fann niemand entfliehen.

SBilljflm heiratete fpäter bie Sodjter feines 'Keifterä unb übernahm öeffen ©efdjäft; er ift je^t Vater mehrerer Jftinber. ^m Sommer macht er mit grau unb Äinb öfters einen Stusflug nadh bem 3Balbe unb erzählt feinen Angehörigen feine Seibensgefd^idjte. @r fchliefet feine 6r}äh=

lung jeöeämal mit ber emften Mahnung: „§utet eueö oor ben ©chmeidjelreben gottlofer SRenfchen unb aöeltoerbefferer; benn fie finb biejenigen, oon beren ber $eilanb fagt, ba^ fie in ©d)afS=

fleibern ju unä fommen, inroenbig aber rei|enbe 2Bölfe finb.

9tad)bruct »erboten.]

§auptmann, ber im Kriege feinen linfen 3lrm oerloren hotte. $iefer Veteran roar roeber reich noch artn» °ber er liebte bie 2Biffenfd)aft unb baä ©tubium. ®aoon jeugte fd^on feine Viblio*

thef, bie eineä ^Srofefforä roürbig roar. Sludh

(11)

- 12? -

fonft ^atte ber $auptmann noch einzelne fd^örte Möbelftiide. — 2llS junger Dffijter hatte er eine vortreffliche grau geheiratet, bereit Schönheit jroar je^t »erblichen, beren §aare gebleicht roaren, beren

§erj aber noch roarm fchlug für ©ott unb ihren Mann. Sie roar überaus fromm unb tugenb=

haft, Iinberte als treue 2ebenSgefährtin feine Seiben, uerfüßte il;in baS 2eben unb »errichtete morgens unb abenbs il)r ©ebet ju güßen beS

ÄrujifijeS, baS über ihrem Sette hing. DiefeS

ft'rujtfij, roeldjeS ber Veteran aus Spanien mit gebracht I;atte, roar ein Meifterroerf aus bem Mittelalter, baS manches fchöne Mufeum gern befeffen hätte. Ueberhaupt roar bie Sßchnung

ber beiben (Seeleute recht gemütlich unb gefdjmad^

»oB eingerichtet. foroie ihr Seben fehr regel­

mäßig. 9lur einmal imQahre rourbe bie 9iegel=

mäßigfeit unterbrochen, inbern beibe bann einen Sag bei einem alten SBaffengefährten beS £>aupt=

manneS, ber in 23erfaiHeS roohnte, jubrachten.

2)eS Borgens ganj früh fuhren fie h*n Ul'b

lehrten gegen Mitternacht jurüd. ®ie SBohnung rourbejugefchloffen unb alles fehr oorfichtig oevriegelt, roeil auch bie alte Magb an biefem Sage ihre

®erroanbten befugte. 3luf biefe ffieife roar il;re

©ohnung einen Sag ganj oerlafjen, unb biefer Umftanb roar manchem befannt. 2lm Sage nad) einem folgen 3luSfluge beS brauen ©hepaareS ftanb folgenbeS in ben ^arifer Slättern: „(Sine fonberbare ©efd;id)te paffiert. Der peafionierte

§auptmann £ roar mit feiner grau nach ®er*

faiUeS gefahren. 2llS fie in iljre ffiohnung Jutüdfeljrten, fanben fie aHe Sdjlöjfer gcroaltfam geöffnet, Sefretär unb Sdjränfe erbrochen, atler=

lei ©egenftänbe, Sßertfachen, ©elb, ßbelfteine über ben Soben geftreut in bunter Unorbnung,

— aber nichts roar oerfdjrounben. Gin Säddjen

>nit ©elb roar nicht einmal loSgebunben. Man

»ermutet, baß ber Dieb, burdj irgenb ein ©e=

väufch geftört, bie gludjt ergriffen hat. . . . "

3roei Sage fpäter erhielt ber $aupttnann einen Brief oorn Diebe felbft, roorin eS u. a.

gleißt: . .Morgen bin ich raeit »on hier, unb 'n roenigen Sagen roirb ein Schiff mich Mer ben Djean tragen. 3$ habe Qhnen nichts geftohlen.

\3>l)r ©elb h^be ich liegen laffen, obgleich ich nötig hatte. . . . hatte alles gefammelt unb ttarf einen lebten SBlid um mich herum, um m>ch ju überzeugen, ob id) nid^tä oergeffen hatte;

benn alles roollte ich [teilen. D a fiel mein

® lid auf ein Ärujifij über bem Sette. DiefeS

^üb madjte mich erjittern. $ur ^eit meiner Rinbljeit hatte ich ein ähnliches Silb liegen feljen auf ber öruft einer grau, bie eben geftorben

roar. ®iefe grau roar meine Mutter. Sie lag

auSgeftrecft auf ihrem Sobesbette, in ein langes, roeißeS ©eroanb gehüUt. Shre über ber 33ruft gefalteten §änbe hielten halb oerborgen baS

.(trujifiE. ^d) fdjaute auf bie auSgebreiteten 3lrme, baS fchmerjentftellte §aupt unb bie blu=

tenben SSunben beS $eilanbeS, — bann auf baS bleiche, untröftlid)e 2lntlijj meiner Mutter; Shränen fd)ienen mir aus ihren Slugen ju ftrötnen. . . . Sitternb cor Schred ging id; jurüd mit ftarrem 33lid unb bebenben ©liebem. 3 $ roid) immer met)r ber Shüre ju, um mich B°r bem Äru^ifiE unb »or meiner Mutter ju bergen. . . . Meine Mutter roar eine fromme grau geroefen, aud) mein SSater roar ein braoer Solbat. Igefct glaubte id;, baß ©ott unb bafj meine ßltern oon oben mid) fähen. ©anj erfchroden fanf ich 'n bie ilniee, roährenb Schlugen unb Shränen mich übermannten. . . . (Snblicf) floh $ch roufjte, roann Sie jurüdfeljrten, unb rooüte t>on $hrer

2lbroefenheit profitieren" (9Jufcen jiehen).

^ebenfalls l)at biefer ®ieb von ber 2lbs

roefenljeit beS §auptntanneS auch profitiert, inbem ber 2lnblid beS JfrujifijeS nicht nur }u feinem Schreden gereichte, fonbern aud) jur ©nabe ber Sefehrung führte.

§ott i(l gtrfdjt.

in Räuber ftanb mit gelabener gtinte in einem ©ebiifche unb lauerte auf einen reidjen Äornhänbler. ®er Äornhänbler fam unb hotte einen fchroeren ©elbgurt um ben 2eib. Schnell fpannte ber 9!äuber ben £>aljn beS ©eroehreS

auf, unb ließ fid), um fixerer jiclen ju fönnen, auf ein ßnie nieber. SlUein er fniete auf einer Schlange, bie im Saube oerftedt roar. Grgiimmt fufjr baS in feiner 9lul)e geftörte Sier empor unb fiel roütenb über ben SJäuber her, roährenb

baS ©eroel)r fich entlub unb ber Schuß fehl ging. Soroohl ber' Schuß roie baS 3ammer=

gefchtei beS oon ber Schlange 33errounbetcn t>er=

anlaßten ben ßornhänbler, herbei^ueilen. M it (Sntfe^en fah er, roie ber unglüdfelige Menfch auf bem 33obcn lag unb bie Schlange fich thm um 2lrm unb $als gerounben hatte unb ihn mit giftigen 23ijfen tötete. „Sich," feufjte ber

Sterbenbe, als er ben Äornl)änbler erblidte,

„roaS mir gefchieht, ha^e ich oerbient; benn roiffe, meine Slbftcht roar, bir baS Seben ju nehmen unb bich ju berauben! ^n bem 2lugen=

blide aber, als ich bicS tl)un roollte, roarb ich uon ber Schlange überfallen unb gebiffen, unb ich >nuß nun für meinen böfen SBorfajj mein eigenes Seben hingeben. 3Ja, ©ott ift gerecht."

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