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Hefte für Büchereiwesen. Der Volksbibliothekar und die Bücherhalle, Abteilung A, 7. Band, H. 2/3.

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LIefle

file Bächereiwesen

Der Volksbibliothekar und die Bücherhalle

Mitteilungen derDeutschen Zentralstelle für volkstümliche-; Büchereiwesen

Herausgegeben von

Walter Hofmann

y-

Der »Mitteilungen« 7.Band

i

Schlußheft Dezember 1922

Leipzig VerlagFelixDietrich

1922

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Bezugsbedingungen

DieHefteerscheineninAbständenvonVier bissechsWochen.Min- destens12Bogenbilden einen Band.In Rücksichtaufdiefortgesetzt sprunghaftansteigenden KostendertechnischenHerstellungwirdein be- stimmter Preis fürdengesamtenBandnicht festgesetzt,vielmehrwird derPreiseinesjeden Heftesneu gebildet. Bezieher,diesichzumBezuge desgesamtenBandes verpflichten,erhalteneineErmäßigungvon200-«0. DieMitgliederdesDeutschenBüchereiverbandes,die bei der Verbands- leitungeinenentsprechendenAntrag stellen,bekommendieHefteals Ver- bandszeitschrift geliefert. Verbandsmitglieder,die alsVerbandszeitschrift ein anderes Organ wählen,könnendieHeftedanebenmit einerErmäßigung oon400J0beziehen. MitgliederundTeilnehmerderDeutschenZentralstelle fürvolkstümlichesBüchereiwesenerhaltendieHeftemiteiner derHöhe ihres JahresbeitragsentsprechendenErmäßigung Diese Ermäßigungen

geltennur beidirektemBezug.

Herausgeber und Verlag

Inhalt dieses Doppelheftes

«-

Abteilung A: Der Volksbibliothekar, Heft2X3: Sm- BondenSachverzeichnissen..................4o DieGliederungderschönenLiteratur .............52 DieschöneLiteratur imLebenskreisverzeichnis........68 BücherdesLebens (EinArbeitsbericht)............76

s- Abteilung B: Die Bücherhalle, Heft Z:

BücherdesLebens(VerzeichnismitCharakteristiken).....69 I-

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HestestirBiichereiwesen

Mitteilungen

derDeutschen Zentralstelle für Volkstiimliches Büchereiwesen GeleitetvonWalterHofmann

7.Band

Verlag: Felix Dietrich, Leipzig

Abteilung A: Der VolksbibliothekarsHeft exz,

Fachkunde

Von den Sachverzeichnissen

Vorbemerkung

MitderAufsatzfolgeüberdieSachverzeichnisseerössnenwir dieReiheder Ergänzungsbeiträgezu WalterHosmanns ,,PrarisderBücherei«.Im nächsten Jahrgange unsererHeftewerdenweitereBeiträgezuderFragederSachverzeichnisse erscheinen,daneben unddazwischendieErgänzungsbeiträgeüber dasAls-sha- betischeVerfasserverzeichnis,überBestandspslegeundvielleicht auch über Stati- stik. Innerhalbderneuen Richtung im volkstümlichenBüchereiwesenist über dieseGegenständezusammenhängendundausführlichnochnichtgehandeltworden.

Auchvonanderer Seiteliegen zu diesen Fragen keine Beiträgevor,aus die sich einereinpraktischundpositiv gehaltene Darstellung hätte stützenkönnen. Es muß daherbeidiesen Arbeitenetwasweiter ausgeholtundnebendenpraktischen Lösungsvorschlägenmuß auch die kritische Erörterung gegebenwerden« Damit verlieren dieErgänzungsbeiträgeetwas vonderEinfachheit,diefür die prak- tische positive Unterweisungerwünschtist, sie gewinnen aber als erste ausführ- lichereBehandlung wichtiger GegenständederBüchereisührungeineselbständige Bedeutungnebender»PraxisderBücherei.« Die Schriftleitung.

l.Allgemeine Uberficht

1.Die Sachverzeichnisse überhaupt DurchdasSachverzeichnissoll wiedurch jedesandreBücherverzeichnis einebestimmteOrdnungdesBücherbestandesdargestelltwerden;eineOrdnung, die unter UmständenganzunabhängigistvonderOrdnung,in der dieBücher selbstaufdenBücherbretternausgestelltsind.Und zwarhandeltessichbei den Sachverzeichnissenvorwiegendum dieOrdnung,die derLeser,derEntleiher braucht,umdieBüchereiseinenZweckennutzbarzumachen.DerOrdnungsplan

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42 AbteituugA:DerVotksbiinothskak

desSachverzeichnisseswirdalsoinerster Linie durchdieBedürfnissederLeser- schaftbestimmt.Das gilt fürdieSachverzeichnissederwissenschaftlichenBi- bliothek ebensowiefürdieSachverzeichnissederVolkstümlichenBücherei.

Ganz allgemeinundohne grobdanebenzugreifenkannman sagen, daßdie LeserschaftenallerBibliothekenundBüchereiendasBedürfnis haben,sichdar- über zuunterrichten,überwelche»Sachen«dieBücherei,dieBibliothek,Bücher führt.DaherderSammelname ,,Sachoerzeichnisse«.Aber ganzVerschiedennach ZweckundAufgabederBüchereienwirdsein,welche SachendasInteresseder LeserschaftdereinzelnenBüchereifinden,inwelchenZusammenhängendieLeser- schaftdieSachen siehtunddann auchin derBüchereisucht.AusdieserVer- schiedenheitdesBedürfnissesdenSachen gegenüberentstehendieverschiedenen FormenderSachverzeichnisse.Willman alsodenSachverzeichnissengegenüber zu einemwirklichenVerständnis gelangen, mußman auchhier,wie bei der Erör- terungallerOrdnungs-undGestaltungsfragenderBücherei,aufdieBedürfnis- fragezurückgehen.

2.Das alphabetische Sachverzeichnis Ein besonderer,praktischwichtigerBedürfnisfall liegtvor,wenn sichdasBe- dürfnisnur aufdieeinzelnenengstenSachkomplexerichtet,ohneRücksichtauf fdenZusammenhangin dem die eineSachevielleichtmit anderen Sachen steht.

Sei es, daßdenBüchereibenutzernur dasBedürfnis leitet, sichüberdieseein-- zigeSache, alsoetwa Bienenzücht,Konsumverein, Hieroglyphen,Dampfkessel usw.äußerlichzuunterrichten,sei es, daßderGelehrte,derForscherdas,was über dieverschiedenartigstenSachenindenBüchernausgesagt ist,einemganz persönlichengeistigen Plane dienstbar machenwill. Beiden (ganz entgegen- gesetzten)Leserkategorienistmit einerOrdnungdesBüchermaterialsgedient,die unter Verzicht auf jedenPlanundjedeninnerenZusammenhangdiemöglichst atomisierten Sachbegriffeso aneinanderreiht, daßman jedeneinzelnen(undda- mitdie zuihm gehörendenBücher) ohnejedeÜberlegung,voneinemäußeren Merkmal ausgehend, gewissermaßenmit einemGriff,auffindenkann. Demeinen istmit einersolchenäußerenAneinanderreihung gedient,weilerkeinenPlanhat und keinenPlansuchtundbraucht,demanderen, weilerseinen eigenen indivi- duellen Planhat, fürdessenVerwirklichungeinallgemeinerOrdnungsplander Büchereinichts nützenkann.

DiezweckmäßigsieForm dieseräußerenAneinanderreihungdereinzelnenSach- undBegriffsatome istuns allenausdemLerikongeläufig.Die Worte,die die Sachen bezeichnen,werdeninalphabetischeFolge gebracht-Und da dasAli-habet jederbeherrscht,dermitBüchern umgeht, so ist jedemdasAufsindenderein-

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VondenSachverzeichuissen 43 zelnenSachwortedenkbarleichtgemacht.EinsolchesVerzeichnisbeginntalso etwamit demSachwortAmerikaund endet mit demSachwort Zuckerfabrikation, undnebendenBüchern über China stehendie über das Christentum,neben denenüberKassenwesendie überKatholizismus usw.

NachdemOrdnungsprinzip,dasdiesemSachverzeichniszugrundeliegt, trägt esdenNamen AlphabetischesSachverzeichnis.Über die MethodikdesAlpha- betischenSachverzeichnisseswirdindiesenHeftenin einembesonderenAufsatz gehandeltwerden. Heute seinur bemerkt, daßdieDurchführungdiesesSach- verzeichnisses,dessenGrundgedankeso überaus einfachist,mitaußerordentlichem imWesenderSpracheundderBegriffsbildung liegendenSchwierigkeitenzu kämpfenhat.DerBibliothekar alsowürdesichbös in dieNesseln setzen,dersich lediglich durchdieEinfachheitdesPrinzipsverleiten ließe,sichfürdasAlphabe- tischeSachverzeichniszuentscheiden.

z.Die Planverzeichnisse Das Systematische Fachverzeichnis

Esliegt aufderHand, daßdasAlphabetischeSachverzeichnisdortversagen undalsroh,zweckwidrigempfundenwerden muß,woderBenutzerderBücherei

von derVorstellung ausgeht, daßdieSachen(unddieVorstellungender Menschenvon denSachen)inirgendeinem inneren Zusammenhangestehen- woerdiesen Zusammenhangergründen will,oder woereinenihm schonge- läusigenZusammenhangimSchrifttum gespiegeltsehenwill.DieserLeserwird- imBücherverzeichnisan Stelle dermechanisch-formalen Aneinanderreihung derSach-undBegrisssatome soetwas wieeinenPlan suchen,einenPlan,der jene geglaubtenoder schonvertrauten inneren ZusammenhängezumAusdruck bringt.Soentstehtauseinemneuen Bedürfniseineneue ArtvonSachverzeich- nis,daswirhier, seinereigentlichenAbsichtundFunktion nach,als dasPlan- Verzeichnisbezeichnenwollen.

SolleinsolchesVerzeichnisausgearbeitet werden, so istzunächstderEntwurf desPlans notwendig. Undda derPlan Zusammenhängeaufzeigensoll,soent- steht fürdenBibliothekardieFrage:welche Zusammenhängekann dieLeser- schaftmeinerBüchereimeinen,wennsie nachsolcheinemallgemein verwendbaren Planverzeichnisverlangt?

Hierwerden sichzwischenvolkstümlichenBüchereienund wissenschaftlichen Bibliotheken tiefgehendeUnterschiede,jaman darf sagenGegensätzeauftun.

Denken wirzunächstandiewissenschaftlichenBibliotheken.Der eigentliche Forscher,sagten wir, hat,daerdieSach-undBegrisssatomevielleichtzuganzneuen

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44 Abteilung-A-DerVolksbibliothekar

selbständigenplanvollenGebildenzufammenfügenwill,unter Umständenein Interesseaneinemallgemeinen Plan,nachdemdieBücher geordnet werden, nicht.AberdiewissenschaftlicheBibliothekdient-nichtnur demschöpferischen Forscher, sondernebenso,javielleichtnochingrößeremUmfange,derAusbildung undderLehre. AusbildungundLehreabermüssensichin einemtraditionellen Planegliedern.Esentstehteinpraktischestraditionelles objektivesSystemder Wissenschaften,andasAusbildungundLehre,imhohen Maße selbstdieFor- schung,gebunden sind. Und auchderin derwissenschaftlichenWeltLebende,der LehrerundderSchüler,sindan. dasobjektiveSystem gebunden,undwenn sie für ihre geistigeArbeitdasArsenaldesSchrifttums,dieBibliotheken,benutzen- sowollensie,sofern diesem Arsenal überhaupteinPlanzugrunde liegt,den ihnenbekannten Plandesobjektiven Systems wiedersinden.Man kannes auch so sagen:in derwissenschaftlichenWeltvonheute gliedertsichdergesamte Betrieb nachFächern,mehroderwenigerverschreibt sichdereinzelneGelehrte- Forscher,LehrerundSchülereinemodereinigenFächern,undimVerzeichnis derBüchereiwillerdann dasbeisammen si·nden,was zuseinem Fachegehört, erwillsehen,welcheStelle imGanzendesFachseineEinzelheiteinnimmt, erwillsehen,welcheStellungdasFachalsGanzesimGanzenderWissenschaft einnimmt.

DiegegebeneOrdnungdesPlanverzeichnissesderwissenschaftlichenBibliothek istalsodieobjektiv systematischenach Fächern. Jetzt stehennun nicht mehrdie«

Bücherüber Tierkunde nebendenen überThüringen, sondern jetzt sindalle Bücher,diesichaufNaturkunde beziehen,in einergroßenAbteilung zusammen- gefaßt,innerhalb dieser Abteilung stehenalleBücherzurorganischenNatur- wissenschaftzusammenundebensoallezu denanorganischenNaturwissenschaftenz in derAbteilungderanorganischen NaturwissenschaftenfindetderLeseralle SchriftenüberPhysikbeisammen, darin,zu einerUnterabteilungzusammen- gefügt,die über dasLichtusw.

Unddieser ArtvonPlanverzeichnisgebenwir denNamen Systematisches Fachverzeichnis.

Waskannnun dievolkstümlicheBüchereimitdiesem SystematischenFach- verzeichnis,demgegebenenPlanverzeichnisderwissenschaftlichenBibliothek,an- fangen?

Dawärezunächstzufragen:kann esAufgabedervolkstümlichenBücherei sein, FachleutedereinzelnenWissensgebietezuerziehen?Hierbedürfenwirkeiner langenErörterung:dieseAufgabekann dervolkstümlichenBüchereinichtgestellt sein,wenn sieneben denwissenschaftlichenunddenFachbibliothekenüberhaupt eineselbständigeBedeutunghabensoll. JmGegenteil:nicht Fachbildung,auch

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BondenSachverzeichnissen 45 nichtwissenschaftlicheFachbildungkanndas ZieldervolkstümlichenBücherei sein, sondernMenschenbildungundÜberwindungdesFachmannessle

VondieserSeiteher liegtalsofürdievolkstümlicheBüchereikeinZwangvor, dieOrdnungdesobjektiv-systematischenFachverzeichnisseszuübernehmen.

Abervielleichtleben die BenutzerauchdervolkstümlichenBüchereischonso starkin derVorstellungs-undBegriffsweltderFachspsiematik,daßvon dieser- derleserpsychologischenund dereigentlichenBedürfnis-Seiteher,garnichtsandres übrigbleibt,alsdasSchrifttumineinersolchenobiektiv-systematisch-fachlichen OrdnungderLeserschaftanzubieten?

Wenndas richtig wäre, so müßte diese Tatsache sofort auchdortihreAus- wirkung haben,wodieeigentlicheSchlachtdervolkstümlichenBüchereigeschlagen wird, nämlichin derAusleihe.Esmüßtedann, wenigstensin dengrößerenund großenBüchereien,die mit einerganzenAnzahlvon Ausleihkräftenarbeiten- auchbei derSchalterbesetzungdas,,Fachsystem" eingeführtwerden. Dasheißt- dieAusleihe müßteandenHistoriker,andenGeographen,andenGeisteswissen- schaftlerundandenNaturwissenschaftlerund schließlichandenVertreter der

«schönenLiteratur-« verteiltwerden,undderhistorischinteressierte Lesermüßte demHistoriker,dernaturwissenschaftlichinteressierteLeserdemNaturwissenschaftler gegenübergestelltwerden usw.

FürdieAusleihederwissenschaftlichenBibliothek,wennsieüberhauptdieNot- wendigkeitderBeratungundVermittlungin derAusleihe anerkennt,wirddieses Fachsystemdurchaus sinngemäßsein.

Wiestehtesdamit indervolkstümlichenBücherei?Jchglaube nichtzuvielzu behaupten,wenn ich sage, daßjederVolksbiblivthekar,derjemalsdas»Erlebnis derAusleihe«gehabt hat,einsolches Systemmit Entsetzen ablehnenwürde.

Jeder gute Schalterpraktiker weiß auchwenn ervon grundsätzlichenEr- wägungenüber das Soll derBüchereiganzunberührtist—,daßdie volkstüm- licheBüchereivielleichtdiemeisten-sicherdiewichtigstenihrerLeseralsMenschen nehmen muß,die,bewußtoderunbewußt,vonderBüchereieineFörderung ihrer menschlichenGanzheiterhoffenunddabeizumeistvonsachlich-systematischenEr- wägungenganzunberührtsind. Selbstwenn der kleineLehrlingin der volks- tümlichenBüchereiausschließlichBücherüber TiereundTierleben liest, ister nichtSpezialistundFachmann indemSinnewie derStudent,der in derwissen- schaftlichenBibliothekdieAbteilung Zoologie benutzt.BeiunseremJugendlichen

IDaß auch derjenige, der der Wissenschaft und ihren Fächern gegenüber Laie istundLaiebleibensoll, irn

wirklichen LebenirgendwieineinemFache siehen undinihm sich bewähren sollte,unddaß indiesemfach- männischen Wesen, in der Berufsarbeit, für jeden tüchtigen Menschen die stärksten Wurzeln seiner Bildung liegen, lsi einederneuen Bollsbildungsbewegung selbstverständlkcheTatsache, die in diesem Zusammenhans abernicht zu erörternist.

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46 Abteilung-sk-OekVolksbtvtiothekak

ist dieseBeschäftigungmit dem Tiere eine hier natürlichunbewußte Pflege einerLebensbeziehung,dieerzurEntfaltungseineswerdenden Menschtums braucht.Aber derLeserdervolkstümlichenBüchereibleibtjanur seltenbei der dauernden undausschließlichenBeschäftigungmit einem GebietedesWissens unddesSchrifttums. JenerJugendlichegreiftdanebenoderspätervielleichtzu erzählenderLiteratur, nacheinigerZeit erwachteinInteressefür Bücheraus der AbteilungLänder-undVölkerkunde.VomNächsten,demTierlebenderHeimat, schweiftseinSinn vielleichtzumFernstemin derErzählungzu denBegebnissen alterZeiten,in derLänderkundezu denHeldentaten kühnerForscherinfernen Ländern.Und alle dreiAntriebestehenbeidiesemLeserin einem ganz anderen inneren Zusammenhang,als die»Fächer«Schöne Literatur,Zoologie,Länder- undVölkerkunde imobjektiv-wissenschaftlichenSystem. AlledreiAntriebe gehen vielleichtaufdeneinenAntriebzurück:durch solcheLektüre die ungeheureMechani- sierungdesDaseinsauszugleichen,diedieserJugendlicheinseinem Alltagsleben erfährt. WelcheinschwererFehlerderMenschenführungwürde es dasein,in derAusleihe diesenJugendlichengewissermaßennachdenobjektiven,,Stoffen«

zuzerteilen, aufdiesichseinLebensdrangin derLektüre richtet,undihn fürseine ,,naturkundlichenInteressen-«demNaturwissenschaftler,für seine,,erdkundlichen Interessen-«demGeographen,für seineUnterhaltungsbedürfnissedemLiteratur- historikerauszuliefernlDasist jadie AufgabeunddieKunstderAusleihe,das einzelne Leserindividuuminseiner Ganzheitzuerkennen,dieeinzelnen Interessen- äußerungenalsAusdruckeinermenschlichenTotalität aufzufassen.Und dasist nur möglich,wenn derGesamtversönlichkeitdesLesersdiebibliothekarisch-volks- pädagogischeGesamtversönlichkeitdesAusleihenden gegenübergestelltwird.

AlsoPreisgabe des Fachsystems inder Ausleihe! Orientierung an Menschenund denmit ihngegebenen Zusammenhängen, nicht amFachund seinemSystem!

DieseErkenntnis muß auch fürdieAnlagedesPlanverzeichnissesdervolks- tümlichenBüchereivon grundlegenderBedeutungsein.Nur ergeben sichhier Schwierigkeiten,die esverbieten,dasVerfahrenderAusleihe einfach aufdie Ge- staltung derPlanverzeichnissezuübertragen.

Zunächstmüssenwir unseinsklarmachen.Beide Einrichtungen,Ausleihe undSachverzeichnis,stehenimDienstederBüchervermittelung,durch beide soll demeinzelnenLeserermöglichtwerden,zu denBüchernzukommen,dieerfür seinegeistig-menschlicheEntwicklungbraucht.Aber dabeibestehtzwischenAus- leiheundVerzeichniseingroßerUnterschied:in derAusleiheerfasseichdasein- zelneIndividuum unmittelbar,mitdemVerzeichniswendeichmichandieGe- samtheit,wenigstensan einengroßeMehrzahlvonLeserngleichzeitig.Jchkann

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VondenSachverzeichnissen 47 undsollin derAusleihe für jedeneinzelnenLeserdieihm entsprechendenVor- schläge,Bücherzusammenstellungenmachen,aberichkannnichtfürjeden einzelnen LesereinenKatalogschreibenoderdruckenlassen.DieAusleihe ist alsodasin- dividuelle,aber dasVerzeichnisdasgenerelleHilfsmittelkderBüchervermittlung.

Und daraus ergeben sichbedeutende Schwierigkeiten,wenn derAufbaudes PlanverzeichnissesvomMenschenher geleistetwerden soll,—— Schwierigkeiten, diedieAusleihe nichtkennt.JnderAusleiheistmirinjedemeinzelnenFalle derMaßstab gegeben, nachdemichmeineBücherzusammenstellungen,meine An- regungenundVorschlägezumachen habe, ichhabe diesenMaßstabin derLeser- persönlichkeit,dieimAugenblickevormirsteht.Esist hiernureineFragemeiner praktisch-psychologischenFähigkeitund meinerbibliothekarischenMethode,obich imeinzelnenFallezu einermehroderwenigerklarenVorstellungvonArt und BedürfnismeinesLeserskomme.VondieserVorstellungoderAnschauungeines konkretenMenschenundseiner Bedürfnisseherkannichmirnun meinen(mehr oderweniger glücklichen),,,Plan«zurFörderungoderFührung dieses Menschen machen.

BeimVerzeichnis aber,demgenerellenHilfsmittel,dasinseinereinenFassung Hunderten,vielleichtTausendenvonLeserndienensoll,HundertenundTausen- denverschiedenenAlters,verschiedenenGeschlechts,verschiedenenStandes,ver- schiedenerNeigung,verschiedenerBegabung, verschiedenerVorbildung, wo bekomme ich hierdenamMenschenundseinem Bedürfnisorientierten Planfür meinVerzeichnisher?Jchmüßte geradezueinenNormalmenschenkonstruieren undvon derPsychologiedieses imaginären Normalmenschen hereinenPlan, einpsychologischesSystementwickeln. DieUnmöglichkeitdieses Verfahrens braucht nichterörtert zuwerden,undsoscheintbeimPlanverzeichnisdieForde- rung,die volksbibliothekarischeArbeitamMenschean orientieren,undurchführbar.

Soistesbegreiflich,daß auch dievolkstümlicheBücherei,trotz ihreranderen Grundeinstellung, ihreranderen Aufgabeundihreranderen Leserschaft,beiihrer ArbeitfürdiePlanverzeichnissedenAusgangspunktdochvonder anderen Seite, nämlichvomStoffeundvomFacheher,genommen hat.Bisaufganzverschwin- dendeAusnahmenwaren diefürdieLeserbestimmten Verzeichnisseunserervolks- tümlichenBüchereienimPrinzipnachdenselbenGesichtspunktengeordnet,wie die derwissenschaftlichenBibliotheken.DerLeserkatalogwar einsystematischer Fachkatalog,mitderGeschichteetwa beginnend-über dieGeisteswissenschaften zu denGesellschaftswissenschaftenfortschreitend,mitNaturwissenschaftundTech- nikendend.

Nun kannnichtbestritten werden, daßdiesesachlicheGliederungdesPlanver- zeichnissesauchin dervolkstümlichenBüchereiniemalsganz wirdentbehrtwerden

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48 Abteilung A:DekVotksbibtiother»

können.ZweiGründesprechenfürdieseAuffassung.Selbstwenn dievolkstüm- licheBüchereiihrenLefern gegenüberganzdarauf verzichtenmüßte,die ein- zelnen Fächeralssolcheanzubieten, sokönntesiedochniedaraufverzichten,sich selbstdauernd davon ein Bild zumachen,wasihranLiteraturausdeneinzelnen FächernzurVerfügungsieht.AuchderMalermischtauf seinerPalettedieFarben undbringt sieauf seinerLeinwandinunendlichvielenVerbindungen;aber gerade, wenn erdaswill, mußerinseinenTuben undaufdemPalettenrand seineFar- benschöngetrennthalten.Undnur wenn dievolkstümlicheBüchereiihrenVe- siand,densiein dereigentlichen Praxis freiverwendet undkombiniert,zunächst einmalingetrennten Fächernordnet,innerhalbderFächerinAbteilungenund Unterabteilungengliedert,nur dann kann sieeinefruchtbare geistigeundsachliche VerbindungmitdemgeistigenundwissenschaftlichenLeben derZeit,wie es in Lehre,UnterrichtundVücherproduktionsichauswirkt, herstellen.Nurwenn sie sodenPlannachderobjektiv-systematischenOrdnungderFächervorsichaus- breitet,kannsie sichersein,wichtige,,Sachen«nicht einfachzuübersehen,nur so hat siedieMöglichkeiteinerfreienEntscheidung,obsiedann für ihre volkspäd- agogischeAufbauarbeitdieseSachenbevorzugen,jenezurückstellenwill.Die volks- tümlicheBüchereidarfnichtin dersachlichenOrdnung steckenbleiben,aber die AnordnungdesgesamtenMaterials inFachgrundverzeichnissenisteine unent- behrlicheVorbedingung fürdieLösungdereigensten volkspädagogifchenAufgaben dieserBücherei.

Aber dazu kommtnochein anderes. DievolkstümlicheBücherei,wurdegesagt, will keinenihrer Leserwissenschaftlich-sachlichausbilden. AuchderhöhereSchüler- derbeiihrGeschichteliest,solldadurchnichtzumHistorikergemachtwerden,und derArzt,derin dervolkstümlichenBüchereiGeschichteliest,soll gleichfallsnicht historischerFachmannwerden. Erwillesauch nicht.Sowie derJurist,der in dieserBüchereiNaturwissenschaftliest, nichtRaturwissenschaftlerwerden will.

AberdieseLeseraus derintellektualisierten SchichtderBevölkerunglebennun doch so starkin dersachlichenGliederungderWelt desGeistesunddesWissens- daß ihnen auchalsBenutzerderBüchereidieOrdnung nach FächernimPlan- verzeichnisdienatürlichsteundbequemsieist.

AlsoauchumdieserLeserschichtwillenisteineOrdnungdesStoffesin syste- matischenFachverzeichnissennotwendig,undessprichtnichts dagegen, daßdie Fachgrundverzeichnisse,die dieBüchereiausmethodischen Gründen,zur Vor- bereitungundKontrolle ihrereigenenundeigentlichenArbeit,aufbauen muß, zugleichdieFachverzeichnissefürdiesenTeilderLeserschaftbilden.

ÜberdieMethodikdieserFachverzeichnissewerdenineiner dernächstenNummern dieserZeitschriftnähereDarlegungen gemachtwerden.

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VondenSarhverzeichnisfen 49

4.Das Lebenskreisverzeichnis (DerPlanverzeichnissezweiterTeil.)

Bei alledembleibtbestehen,daß indervolkstümlichenBüchereiauchaufdem Gebiet derPlanverzeichnissedasFachsystem nicht »die«Lösungseinkann. Schon dieTatsache,daßdieFachverzeichnissefüreineeinzelne,vielleichtnichteinmalfür diewichtigsteSchichtderLeserschaft,dasgegebeneHilfsmittelderOrientierung sind, weist darauf hin, daßderLeserschaftinihrerGesamtheitmitdieser Form desPlanverzeichnissesnicht gedientseinkann.Aber dieTatsache,daßmit dem FachverzeichnisdasgeeignetePlanverzeichnisfüreinebestimmte Leserschicht gegeben ist, zeigt auch,inwelcherRichtungdieLösungdesschwierigenProblems liegt.DieintellektualisierteLeserschichtisteine Schichtmitbesonderergeistiger Verfassung:ihrer geistigen Verfassung, ihren VorstellungenvondenZusam- menhängenin der Welt desWissensunddesSchrifttums entsprichteine Ord- nungdesSchrifttums,eben dieOrdnung nach Fächern. Welches istnun die geistigeVerfassungder andern SchichtenderLeserschafrderallgemeinen öffent- lichen Bücherei? Welche Zusammenhänge sind diesen Schichten geläusigoder verständlichundansprechend? WelcheOrdnungen ergeben sichhieraus?

DieseFragen sindfreilichnurrichtiggestellt,wennnebenderintellektualisierten SchichteineSchichtenbildungimSinnegeistigerEigentümlichkeitüberhauptvor- handen ist.Es wäreja auchdasmöglich,daßnebenderintellektualisiertenSchicht

nur diezusammenhangloseatomisierteMasse,diebloßeAnhäufung einzelner Individuenbestünde,diesichinkeiner WeisezuGruppenoderKreisenmitgeistig- seelifchgemeinsamen Zügen zusammenfassen ließen.

Wirwissen, daßdemnicht so ist.WirwissenvonderdifferentiellenPsycho- logie her, daßin dermenschlichenGesellschaftbestimmtesoziologischeundbio- logischeTatsachenmitbestimmtengeistigenundseelischenAuswirkungenver- bunden sind.Wirhabennicht umsonsteinePsychologiedes Kindes,eine PsychologiederGeschlechter,einePsychologiedesBauerntums usw. Auchdie VolksbildungsarbeitinihrerGesamtheitgehtimmermehrzu einerWürdigung dersoziologischenundbiologischenGruppenbildungundihrergeistig-seelischen Eigentümlichenüber.DisZeiten sind vorüber,in denen hochgelahrte Herren nichtsdarinfanden,wennin einerBerlinerBildungsfabrikdasgeistigeEinheits- brotingleicherWeisefürden StädterwiefürdenBauern,fürdenungelernten ArbeiterwiefürdieBürgersfrau gebackenwurde. Undin dembesonderenZweig derVolksbüchereiarbeit,soweit sieVolksbildungsarbeitist, hatdasplanmäßige Studium dertatsächlichenLebens-undLesevorgängeim«Publikum«zuErgeb- nissen geführt,die einewertvolle Bereicherungderdifferentiellen Psychologie,

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