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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 15. Januar 1926, Nr 1.

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Seite VerlVegChristian Morgenstern) ...... ....... z Jugend aufdemLandeErnst Schieber, AschbeiBlaubeuren, Ulm)3 Landarbeit unseresBandes (Joachim Schulz, Peisterwitz, ,Schles.)J-·

ZurLandjugendfrage(2llfredSteglich.Jakobodorf. Schlesien) .is

ZweiNamen . ....·... ....... .......zx

DienstnndHaltung(M.Bürck) .. .... .. ..... zx EinReligionsnnterricht o.Stück. Das z.Gebot. (VoniLeben)

(1VilhelniStäblin) ......... ......... .32

Werk und Aufgabe.

Verhältnis znChristentmnund Kirche (Wilhelni Stäblisd . .w

Buchnnd Bild...... .....·.. ....... .51

DieEcke... .. .·... .... .33

Anzeigen..... ............ ..Z.Umschlagseite

Unsere Konten-

Bnndeokanzlei und Geschäftsstelle inWülfingero de beiSollstedt lautet-

Bened Deutscher Jugend-vereine, GeschäftsstelleWillst-ge- rodesSollstedt, Berlin Nr. und

nnd das der»Treue«-Bnchhandlnng:

»Troue«-Buchhandleeng, Wülsiuqerodessollftedt, Leipzig Nr. Zio«

für die Westerbnrg:

ZDDWeiterburgsVerwaltuug, Weiterburg, Frankfurtinm- r.Zoe4o

BDJ.-Westrrburq, Wertgemeiufchakt, Westasien-g (Wester-

wald) Frankfurta.M. Nr.30840 nnd fürdieZeitschrift »UnserBund«:

Mariuger Verlag-anstatt et.Druck-us 6.m.b.H., Jena- Eksurt Nr.2922.

Schriftleitunxn JörgErb, Haolach i.K.(Baden), Gerhard Langmaachszamburg 30.Adolphobrücke7, in Ver- bindung mitGotthold Donndorf. Hamburg, Jakobikirch- hof zo,Dr.Wilhelm Stählin, Nürnberg.An St. Lorenz.

Druck nndVerlag:Thüringer Verlagoanstaltu.Drnckekei G.m. b.H» Jena. Poitscheckkontm Thüringer Verlags- anstalt und Drnckerei G.m. b.H» Jena,Erfnrt Nr.3933.

BefeellmiLbei du Vofe vieeiellkhvktso M.

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zö.Jahr Januar 9936Gattung Nr. x

Postversand: Jena. PreiadesBlattes Mk.0.50.

der Weg-

Wer vom Ziel nicht weiß, kann den Weg nichthaben, wird im selben Kreis all seinLeben traben-

kommt am Ende hin,

wo er hergeriickt, hat der Menge Sinn nur nochmehr Zerstiickt.

Wer vom Ziel nichts kennt,

kanns noch heut erfahren-

wenn es ihnnur brennt

nach dem Göttlich-Wahren;

wenn inEitelkeit er nichtganz versunken

und vom Wein der Zeit

nichtbis oben trunken.

denn Zufragen ist nach den stillendingen,

nnd Zuwagen ist,

will man Licht erringen- wer nichtsuchenkann, wie nur jeein freier, blieb im Trugesbann siebenfacher Schleier.

Christian Morgenstern-

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Jugend aufdem Lande.

LieberJörgErbl -

EuerVerlangenhat michin allerlei Nötegebracht. Jchkenne Euer Schrifttum überden Gegenstand»Jugend auf dem Lande« nicht,kenne auchdie ganze vielseitige Auseinandersetzungin denanderen Bünden und zwischen ihnen vielzuwenig.Jchbinüberzeugt, daß zehnmal schondas Nötige gesagt ist für den,der überhaupt Zeit hat, sichaus derUnzahl von ZeitschriftenAnregung und Klärungzu holen. Darum schreibeichauf Eure Verantwortung Eigenesaus derArbeit preisgeben,dasgeschieht ohnehinnur mitWiderstreben.

Essieht schlechtaus, und wenn esvielleicht auch bloßderSchreiber empfindet, so istesdarum dochschlechtgenug.

Ichgehevon zweiErlebnissenderletzten Wochen aus.

Aus ehrenwerter Handwerkersfamilie unsereskleinenAlbdorfes istvor zwölf JahreneinjungerMann bisan dieWasserkante gekommen,hataufderWerft lohnendeArbeit und inderselbenStadt einWeib gefunden,mitdemerglück- lichlebte. Besuchteer selteneinmal dieHeimat, war alles wie früher.Er feiertedieseste nach alter,lieber Gewohnheit und gingmitdenBrüdern und Kameraden selbstverständlichzur Kirche. Kürzlichmeldet der Draht, daßer beieinem Unglücksfall umgekommen ist. Tiefverwundet machensichdiebeiden Brüder aufden weiten Weg zum Begräbnis. AmGrab sprechen drei Arbeiter,von dem tüchtigen Mann, von ehrendemAndenken,von Völkerver- söhnungund dergleichen. Kein Pfarrer. Da dreht sichden Männern vom fernen HeimatdorfdasHerzimLeib. »AusderKircheausgetreten!« »Wie konnte er uns das antun und verheimlichenl«Das ganze gefestigteWelt- gebäudederbeiden wankt. Was füreinen Trostnehmenwir jetztmitheim?

Ein tüchtiges, ernsthaftes Bauernmädchenvon 33 Jahren hatendlich Ge- legenheit,einen Winter lang aus dem Stall herauszukommen und fürden Hausfrauenberuf etwas zulernen. Geld zugründlicher Ausbildung hatman nicht,einkleiner Verdienstwäre willkommen. Solche Mädchenkommen meist bloßinWirtschaftenunter. Jchhabe diebesagteinder ihrigen besucht.Sie istindersamilie beiwohlmeinenden Leuten, hatmit den Gästen nichtszu tun sichereiner der günstigstenFälle. Doch bin icherschlagenob der schrecklichenUmgebung: Jn dieNächte und manchmal inden Morgen tobt

unten derBetrieb. Sonntagvormittags, regelmäßig,währendaufdemMünster

inder NähedieGlocken läuten, ist siedamit beschäftigt,dieSchweinerei des Abends zubeseitigen. Jhr Sonntag dauert von 5—7 abends. Undso fort.

Das Merkwürdige:es gefälltihrimmer nochbesserals zu Hause. Sie haben’sja fastallezuHause,inder Landwirtschaft, vielschlechter. Ja, sie hathierbeiihrenWirtsleuten zum erstenmal richtig gemerkt,was Familien- lebenist! lVie mußesdarin undimLebenunsererJungenüberhaupt aussehen!

Diesälle sindnichts Besonderes, siesindtypisch.Sie reden von einer schwerenKrisis. Ichkann nur von unsererkleinbäuerlichen Gegendreden.

Anderswo istvieles anders. Wohin die gegenwärtig allgemeine, gefährliche landwirtschaftlicheKrisis führt, istuns dunkel. Abgesehendavon,haben wir seit Jahren, und nicht bloßdurchden Krieg, eineKulturkrisis auf dem Lan d.Spürbarwird sie wohlammeistenin der Stadt sein,wodieunzähligen eingewanderten Landbewohner dieMietskasernen füllenundheimatlos geworden sind,weil dieheimatlicheKultur nichtstarkgenugwar, sieandieHeimatzubinden.

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Kultur ist Gestaltung des gesamtenLebens mitall seinen Beziehungenaus einem bestimmten Prinzip, einheitlicherAufbau aufeiner gegebenenGrund- lage,innere Wahrheit bisindieEinzelheiten und AeußerlichkeitenderLebens- gestaltung. Es gibt Bauernkultsur und Dorfkultur, und weil der Bauernstamm nochdergesündeste ist,werden wir, auchohne sentimentale und romantische Gefühle, nicht anstehen, sie fürwertvoll und bedeutsamzu erklären. Jhr nanntet mir ja Jeremias Gotthelf. Oder ichwürde Euchgerne empfehlen, Pfarrer GlaserinKirn a. d.Nahezuhören, dessenwundervoller Vortrag beiderVolksbildungswochedesEvang. Preßverbandes für Deutsch- land inStolberg (6arz)uns allen dasHerzwarm gemacht hat. (Jchweiß nicht,ob er schon gedruckt ist.)Wer zuunserer87jiihrigen Ortsältestenins Stäbchen tritt, indemohne Absichtdoch alles genau so ist,wie esseinmuß, biszu der Spindel,diesieals die Letzte handhabt;wer das hochgebilidete Urteil dersrau hört,deren ,,Bildung«ihrLebtag nahbeieinander war und imAufziehenvon xorechtschaffenenKindern und ineinem mehr alsmühe- vollen Tagewerk bestand; wer ihre prachtvolle,demütige Frömmigkeit spürt und den Segen,der durch Kinder und Kindeskinder von ihrausgeht, der darfein StückBauernkultur ,,erleben«.

Diese Kultur ist in schwerster Gefahr. Damit zugleichder gesamteStand und damit einguter Bestandteildes deutschenVolkes. Wie- weit das mitder Wirtschaftskrise zusammenhängtund mit densozialenVer- hältnisseninnerhalb derLandbevölkerung,und wieweit essichmitbeiden zu- sammenvon selbstwieder bessern kann, stehtdahin. Es müssen ja sormen und Inhalte gefunden werden, dievon Geld und äußerer Lage unabhängig sind. Aber Existenz und Gesundheit, sovielsollte man allerdings fordern, dürfte nicht draufgehen. Dafürreden diemüden, abgearbeiteten,früh alternden Mienen und Gestalten besondersdersrauenundMädchendesBauernstandes eine sehr deutliche Sprache.

Die Jugend istmitten in der Gefahr. Wir sehenvor uns die jungen Herrenmit Bügelfaltenund Velourhut, farbigen Strümpfchenund Halbschuhen oder in der Maskierung des Kickers Wir sehen siein der Tanzstunde,diedersriseurmeisteraus demStädtchen hält.DiejungenLeute desOrts,die einander von Kinderschuhenankennenund sichbiszumSterben duzenwerden, müssen lernen,wie man sich ,,benimmt«: »Gestatten Sie, meinName...« »Seht angenehm!« Eine ehrenfesteMutter fragteines Tagesihren Christian, was man daalles lerne? Undals sie erfährt,wie gebildeter sprechenkann: »Ja, Christian, schämstde du et,so s..domm rausschwätza!«Der ganze Mummenschanz des städtischenVereinsbetriebs machtsich herrischbreit. Bei der Weihnachtsfeier singtman unter Gläser- geklapperund Zitherbegleitung: ,,Stille Nachtl« bei magischverdunkeltem Raum undklatscht sich hernach selber Beifall. Und, ,,nachdem soderWeihnachts- stimmungingebührendem Maß Rechnunggetragen ist,wird dergemütliche Teil eingeleitetdurchdas Couplet: ,,Jda«.«Beim ,,ungemütlichen«Teilbinich nicht mehrgewesen.OFreunde, laßtuns schweigen,wer solcher sesteLeiter und Berichterstatter zu sein pflegen!Und bei den Hochzeitsfeiermdie jetzt auchgewöhnlich Samstags sein miiffen, geht der geistlose Schwof und Singsang bis indenSonnenglanz desSonntags hinein.AmGrab erklingt statt desChorals das schmalzige, rührseligeLied. Durchdie Straßen zieht am Sonntag morgen (die Mädchennochin der Bauerntrachy der Trupp

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der jungen ,,entschiedenenChristen« aus dem Nachbarort mit wehenden Gitarrebänderm »Komm, achkomm in den Weinberg des Herrn«. Und am Sonntag abend hört Jhr vor dem Ort unter geiles Lachen hineindas Geplärrder neuesten Schlager. Die ,,Naturfreunde« haben das Verdienst, den Typdesländlichen Wandervogels geschaffenzu haben. Jnden Schau- fensternderaus demBoden geschossenen Gemischtwarenläden gibtesWeih- nachtsnaschwerk von Martini und Osterhasenvon Lichtmeßan und die Schuljugend machtderMutter damit das Leben sauer,wenn sienichtnoch Schlimmeres tut. SchautEuch nochan, was von wilden Kolporteuren und dergleichen angebotenUndwelcher,,geistliche«undungeistlicheSchund vorzugs- weise inWort und Bild leider gekauft wird, was alles überhauptheute fürsLand gut genug ist, so istdas Bild vollständig.

Amletzten Sonntag sah ichinderKircheeinregelrechtalsDirne gekleidetes Mädchen,das aus dergroßenStadt aufUrlaub kam. Die Eltern sind stolz auf diegroße Tochter, sie sehendie Verfälschung nicht, sie sehennur den Glanz der Schuhe und den dicken Pelz aufden Schultern. (Damit stehen sie allerdings ziemlich allein.)

Das Gute, das dieStadt hat,ist nicht so aufdringlich. Aber dieDirne

namens Kitschkommt heraus. Man istihren Reizenwehrlos preisgegeben,

weil man nicht geschult ist, ihre Gefahrenzu sehen. Ihr lestinder letzten Nummer von »Christentumund Wirklichkeit«den Aufsatzvon Annemarie Viebig l«).Sie zeigtinerfrischender Klarheit und TiefedenKitschalsLebens- verfälschung.Wir erleben esbesonders aufdemDorf, daßessich hierdurch- aus nichtbloßum »Geschmacksfragen««handelt.Wer indem Ungeschmackdes Kitsches lebt, singt, sich kleidet, seinenKultus treibt, istauchfürdieVerkün- digungder evangelischen Wahrheit unempfindlichund stumpfgeworden, hat dasOrgandafürverloren. Was Walter Henselund andere darüber, besonders überdiegeradezunaturhafte Wirkung desSingens schreiben, findenwir voll bestätigt.Es ist nicht »Kulturseligkeit«,wenn wir savon reden,sondern brennende Sorgeum dieZukunft unserer Religion.

Die Kehrseite.Man hat’s wirklich nötig,etwas von derfalsch verstandenen Stadtkultur aufsLand zubringenund hieretwas zu»bieten«,denn eswill janiemand gern aufdemLand bleiben. Man macht, daßman aus dem mühe- vollen und rückständigenLeben herauskommt. Wenn die Mägde in ihrer schönen Trachtindie Stadt kommen, fühlensie sich beobachtetundausgelach-t.- Bauerndaseinsamt bäurischenNamen,Trachten, Sitten,Sprache, samt bäurischer Rechtlichkeitund Frömmigkeit gilt so, auchinder Selbsteinschätzung,alsein Dasein zweitenGrades. Glücklich,wer baldin andere sormundArbeit kommt.

»Esziehtihnimallgemeinen nicht mehr zurück,wenn ernichtdenelterlikhen HofinAussicht hat.Wer fortwar, fühlt sich meist lange nicht mehr wohl zuHause.Denn dasistdas Schlimmstel esfehltdieengeBindung an das Dorfund dieFamilie,weiles ichbinmir bewußt, daßich Wider- spruch finde,aber ich binvon Kindaufdamit bekannt —- samilien-und Dorf- gemeinschaftim tieferenSinn nur seltengibt.

Alsvor einigen Jahrzehnten derKitschdas Lebenzuverfälschen drohteund die»urtümlichenBindungen«an diegegebenenLebenskreisenicht mehrstark genug waren, machtesichdieJugend, von dem DrangnachWahrheit und Gemeinschaftgetrieben,aufdenWeg.Eswar eininneres Müssen,demsiefolgte-

M) JmBärenkeitekoerlggalsSonderdkuck erschienen.Preis40Pfg- 4

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Sollte uns heute,dawir uns aufdem Land inganz ähnlicher Lagebe- finden,nichtauchJugendbewegung helfenkönnen?Nicht nachge-

machtes Wandervogeltum, aber lebendiger, wahrhaftiger,

selbstverantwortlicher

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Zusammenschluß zur Jugend- gemeinde, mit dem Ziel, zur Familien- und Dorfgemein- schaft zu erziehen und damit den Boden zu bereiten, auf

dem echte Frömmigkeit gedeihen und leben kann. Darum ist

meine Ueberzeugung,dieLage unsererGemeinden schreitnachetwas wieBEDI- Arbeit. Jchkenne sieleidererst kurzund es istmir augenblicklichnoch nicht möglich,einen Vorschlagzumachen,wie sie sichneben derbisherigenArbeit derVereineeinbürgernund ausleben kann,denenwir geradeimSchwabenland sovielverdanken. Jchhabeden Eindruckz daßder »Verein« aufdem Lande nichtganz die richtige sorm ist.Man darfihn nicht nachstädtischemVor- bildaufsLand bringen.Er wird nichtbodenständig.DiefestgefügtenOrd- nungen derJahrgängeund Kameradschaftenzudurchbrechenund einekleinere Zahl herauszuholen und zu pflegen, das bedeutet nicht bloßalljährlich, sondern immerwährendeinen fruchtlosenKampf. Wir wollen ihm nicht aus demWeg gehen,wenn erwirklich sein muß. Aberwie das Lebender Gemeinschaft, gewiß notwendig und bedeutsam,nichtdieausschließliche und alleinherrschende religiöse LebensäußerungderGemeinde istund sein darf, sonderndemPfarrer derVolkskirchediegrößereundschwerereAufgabe zuweist, dieGesamtgemeinde (unddiesich ihreinordnende Gemeinschaftmit)zupflegen, so darfdieJugendarbeitsichnicht darin erschöpfen,gleichsameineJugendgruppe derGemeinschaft, denkleineren Kreis derGleichgesinnten zupflegen, sondern- muß dieviel schwerereAufgabe anfassen,dieJugend gemeinde zufinden und zu bauen. DieRichtung muß sein, möglichstdie gesamte Dorf- jugendzu erfassen,inihrden GeistdesgegenseitigenVertrauens und Zu- sammenhaltenszuweckenundihnmitalldemGuten undEdlemwas an sie herangebrachtwird,zueiner Macht imDorf werden zulassen.Das kann nicht mit fertigem Programm geschehen, sondern geduldig und demütig suchendnacheinerForm,diederJugend gemäß ist,damit in ihrGott das Lebenwecke.Man mußVertrauen haben zu denKräften,die Gott in dasGute und Schöne gelegt hat, daß sieden Geschmack fürdas Kitschige,Unedle und Bösevertreiben und empfänglich machen fürdiesrohbotschaft.Es istArbeit auflange Sicht, wir werden dabei warten lernen und nicht herrisch Bekeh- rungsfrüchte schütteln,nochsie aufdenMarkt bringen.Wir werden vielleicht dabei erliegen.Aberwir müssen siedarum dochtun. Undwenn dieZeitnoch nicht gekommen ist, sie allgemeinzutreiben, sowird sie dochkommen müssen, weil das Müssen,indem siegeschieht,ein innerliches ist.

NunwünschtetJhr, ich solle versuchenzuzeigen,inwelcher Artich mirdenke, daß dieseArbeit Verheißung hat. Jch könnte Euch Berufene mit Namen nennen, diedarin etwas zusagen haben.Jchhabe esnämlichnicht.Den-n dasBeste habe ichanderswo gelernt.

Wir habenmiteinem ,,Jungfrauenverein« begonnen. Bald hießenwir ihn Mädchenvereinund jetzt heißenwirihnschonbald garnicht mehr. DieMädchen waren scheuund inihren Lichtstubenkreisenbeiinhaltsleerer, oft schlechterGe- selligkeitund entsetzlicher Singerei (wennman das Wort überhaupt dafür gebrauchen kann) so festgefahrenund terrorisiert, daßimmer wieder dasganze Unternehmen in Gefahr war, wollte man nicht einfachdie wenigen, der

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direkten religiösen Beeinflussung zugänglichen,herausziehenundmitihneneine Bibelstunde gründen. (Dieser Versuchwurde auchgemacht, istabergescheitert.) Dann hättenwir dieMehrzahl wahrscheinlich aufimmer verloren. Darum war esgeraten, mitganzem Ernstetwas zutreiben,was beiallen Selbst- verantwortung, Dienstbereitschaft, Lerneifer weckt,was aller Freude ist,und was von selbst aufs Jnnersteführenmuß: das Singen. Ein unbeschreib- lichschönes Beispiel,dasIhr Euchansehensolltet,in einem Dörfchennicht weit von hier,gabSchwung und Vorbild. Bald halfen Walter Hensels Sätzeweiter. Esfolgte OlgaHensel: ,,VomErleben des Gesanges«. Heute isteineSinggemeinde imWerden, derwir nichtbloß wesentlicheBereiche- rung, schöne seierstunden nachernsterArbeit,sondernstarke Vertiefung und Verinnerlichung des ganzen Lebens und auch erfolgreiche Bekämpfungvon Schädenverdanken. (DasGefeiertsein,das allerlei Sorgen weckt, istbeidem sonstigen Gedrücktseinund beiden Kämpfen,die soetwas in einem Dorf hervorruft, nicht geradebloßgefährlich, sondern auch eine Hilfe.) Gerade was man z.B. aufHensels Singwochen lernt,wirkt aufdem Land das, was wir brauchen: Volks- und Jugendgemeinschaft. Auf eigenenAntrieb gesellten sichbald Burschendazu. DerBach-Choral und das Liedim Satz HenselsisteineMachtimDorfgeworden. Was will man mehr,wenn unser Siebcnjährigervon derSchuleheimbringt: ,,D’rBach könneso schöne Lieder, sagendieKinderl«

Beherztes Auftreten(Straßenmission!)hateinesabends,wovon ichzufällig Zeugewar, denblöden Wirtshauslärm des anderen Teils der Jugend durch schöneLiebes- und Abendlieder zum Verstummen gebrachtund diesezuan- dächtigem Zuhörenund stillem Nachhausegehen gezwungen. Auf dieselbe Weisewurde eineAnzahlvon Hochzeitenaus der geistlosen Ausartung und Versumpfunggerettet. Unvergeßlich istuns das Bild: ineinerMärznachtbei Vollmond unter der geöffnetenTür derneuen Heimatdas Brautpaar, rechts- und links anschließendder große Kreis der Mädchenin derkleidsamen Fest- tracht, dahinterdieBurschenund dieübrige sestgemeinde.Undnun das Lied:

»DerMond ist aufgegangen«,und ein stilles Auseinandergehen, während sonstdieganze Nachtdurchgejohltwird.

Der Ev. Volksbund fürWürttemberghat mit den Ev. Arbeitervereinen hier eine,,Arbeiterfreizeit«gehalten. Jn derSommernacht sindwir imGarten bei Lampenscheinzum Singen versammelt.Die tiefeGewalt des herben, innigenLiedesergreiftalleund dieuns fremdwaren, treten nacheinem herz- haften Grußwortvon einem derArbeiter inunserenKreisund singenmituns, dieHände gefaßt,wie wir’s einigeWochen vorher mitAnna Schiebergetan haben,als sieuns vom Sonnwendfeuer der BDJ.er aufdem Hohenstaufen erzählteund ihren seuerspruch wiederholte:

,,KeinschönerLand...«

Den Aufbaudersestgottesdienste,beidenen wir singen,erarbeiten wir uns beimSingabend. Wir dürfen schondabei etwas von dererziehlichen Wirkung desLiedes erfahren. Und auchdarin,daßbeiRückfällenindiealten Formen derGeselligkeitdas feine Instrument Stimme (undMensch) infolgederMiß- handlung so verstimmt ist,daßman sich einige Tage schämenund es dann wieder ganz behutsaminStimmung bringenmuß.Statt derBühnenschlager Und»V01k8tümlichcr«oder ,,christlicher«Darbietungen von zweifelhaftemWert istan den Festen,das ,,Laienspiel«zur Selbstverständlichkeit geworden. Die

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jungenMänner habengebeten,der Pfarrer möchte mit ihnenBesprechungs- abende über Weltanschauungsfragen halten. Jchstaune bloßüber den be- schämenden Drang nachwahrer Bildung und über dasgesundeUrteil. Die Gegen-ständesuchen sie selbstaus. LetztenWinter: Kulturgeschichte, besonders des Bauernstandes. Diesmal: Musikgeschichte.

Allerlei Probleme, z.B.,ob esbeiuns nicht zuweltlich oderzugeistlich, zumodern oder zuarchaistisch I«),zuhyperkultiviertoder zubäurisch zugebe, lassen sichanbringenund wälzen sichauchtatsächlich mühsamum dieganze Sache herum.Es ist wohl dasWesentlichste, daß irgendeininneres Müssen dabeimitschasst.DenndarinliegtdieVerheißung,daßman unter überpersönlichen, innerlichneuschassenden Kräftensteht. Nie darf dasWes entlichsteaußer acht kommen.

Jchweiß nicht,obich Euch jetztdas geschrieben habe,was Jhr von mir habenwolltet. Ichfürchte schon lange,den(mir allerdingsnicht vorgeschrie- benen) Rahmen zu brechen.Darum zudem zweitenTeil derAufgabebloß

noch einesrage:Wie zieht man den Nachwuchs herauf? Wir haben

begonnen,die schulentlassenen Jahrgänge,alles zusammen,an den Sonntag- abenden zum Singen, zur Aussprache,zum Spielusw.zuversammeln. Aber dieSelbsttätigleit istindiesemAlter beiuns nichtgroß.Die Jungen sind abends müdeoder widerspenstig. Jstaber ihreRolle bloß rezeptiv"), dann geht’snochschwerer.In kleinenKreisen isteserträglicher.TrotzallerSchwie- rigkeiten müssenwir mit dergrößeren Zahl durchhalten, aufdas gegenseitige Vertrauen warten und dann beginnen,miteinander zugehenund zukämpfen.

Was nütztes,wenn man die Schwierigsten abstößtksAber die Ordent- lichen, istesnicht schadeum sie4 Siesollen die selbstlosenHilfstruppen desLeiters

werden. Nun also: was treibt man imSinne des BDJ. mit diesenjüngeren

KreisenausdemDorf,sodaßman nicht herrscht, sondern dient unddoch führt-s Jn derBauernbevölkerung stecken große Kulturlräfte.Wären wir Manns genug, siezuwecken,diebodenständigeKultur zubewahren,neue zuschaffen, wo es nötig ist,und dieKräftean dieMenschen heranzubringen,dieinihm selbstdas Gute,denneuen Menschen schaffenl JnderDorf-Jugend-Gemeinde solltenwir Heimat schaffenund finden, daß sichdieMenschen nichtvon der samilieund nichtvon derKirche verlieren,und wenn sie sichverloren haben, daß sie wieder heimsinden. Undnun mitherzlichem GrußEuer ErnstSchieber.

Landarbeit unseresBundes.

Joachim K.E.Schulz.

Jnderaußerordentlichkurz bemessenen Zeit,diemir zur AbfassungdiesesBe- richts zurVerfügung stand«"),habe ich nichts zusammenstellen können,was Grundsätzlicheszutage fördertineinerabgerundetenund bewiesenenForm.Ich habenur wenig Stoff von außenherbenützt,teils weilzudessen Beschaffung achtTageeinezukurze Frist sind,teils weil über Bundesarbeit aufdemLande«

ja überhaupt Jugendarbeit aufdem Lande nochweniggeschrieben ist. Weil ichselbst merke, daß füruns dieLandarbeit andere Grundlagen und Mittel auf- weistalsdieStadt, habe ichmichbesondersnochinVerbindung gesetztmit einem,derinanderem Sinne und inanderer Weiseunter Landjugendarbeitet.

Aberauch in all denSachen, dieermirzur Verfügung stellte,immer wieder ItI Ulrertümlich,altektiinielnd.

")Unfuelsmend,stillschweigend hinnehmend. »

«")DerBerichtistalsVortragaufderWesterburg gehalten. SchatzwardortsurdenerkranktenUlfked Steglich·

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»Das ist richtig,« erwiderte der Sozialist, »für manche Strecken Sinterpom- merns. Indes sind die ländlichen Arbeiterverhäsltnisse sehr verschieden. Jn Ost- preußen,

illkommen in Köln, willkommen am Rhein, willkommen in unserer Westmark, Jhr Bundesbrüder und Schwestern! Was soll ich sagen in dieser Stunde? Die sarben unseres Landesverbandes

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ssolgerichtig muß eine Bewegung-, die sriedenshaltung um jeden Preis als durch das Evangelium gefordert (,,wird eine Handlung dadurch sittlich, daß sie notwendig ist?«) — von-

füllt wird, sondern daß wir immer wieder vor der Tatsache unseres Versagens und Versäumens stehen, als Menschen, die gerichtet werden; und es muß uns auch immer klarer werden, daß

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Z.. mich zum ersten Male jenen großen Jahresrhythmus wahrnehmen lassen. Und es ist seltsam: Selbst heute, mitten im steinernen Meer der Stadt, spüre ich diesen Rhythmus und kann