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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 17. Januar 1928, Nr 1.

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UNSER BU

ÄLTERENBLATT DES BUNDES DEUTSCHER JUGENDVERElNE

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17.JAl-iR JANUAR 1928 HARTUNG NR.1

Postveksand Jena

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Uuier Bund

herausgegebenvom Bund deutscher JugendvereineL.V.

Bundeoleitung: ProfessorD. Dr.Wilhelm Stählin,Münsteri.W., Paul- stkaßexs -Pfarrer RudolfGoethe,Darmstadt, KahlertftraßeU.

Kanzlei:Göttingen, Oüsterer Eichwegis.

ist-schritten-

Schriftleitunge Jörg Erb,"Lehrer, Haolachi.K.(Baden).

sürWerk undAufgabe: ProfessorD.Dr.Wilhelm Stählin.

Bestellung-

BeiderPost,beimBuchhandel,beimPost-Verlag: Thüringer Verlags- anftalt und Vruckerei G.m.b.Jena.

Preis-

Jedes HeftSoPfg., vierteljährlich»soMk.

Bezahlung-

Bei Buchhandel oder Postoder bei derThüringer Verlagoanstaltund VruckereiG.m.b.H» Jena, PostscheckkontoErfurt2922.

Inhalt diefeø Heftege

Leitwort X Vom LebenorhythmusX Die Leibeoübungenund unsere BundeoaufgabeXKörperkrwchtigungundLeibwcrdung- Turnen und Sport imBund -Alloholiomus und unsereVerantwortung X Ano- sprachxBriefanalleVerantwortlichen X Umdiesportliche Selbstän- digkeitX Trinkt Bier,damitdieLeibesübungen gedeihenXUmschau:

VomArbeiteauoschußX Archivefür Jugendbewegung-sreudenfpiegelX Zeitspiegel,-Buchund Bild - Die Ecke -Anzeigen.

Anschriften der mitarbeiten

RudolfWintermann, Frankfurta.M., Gutleutftraße-Pfarrer Anthes, Bärftadt bei Schlangenbad (Nassau) XRudolf Goethe,Darmstadt, Kahlertftraße24XPfarrer Petri,Geinoheim(Hessen)-Heinrich Arneth, Nürnberg, Meuschelstr.oo-Jörg Erb, Haolachi.K. XWilhelm Stählim Münsteri.W., Paulstraßezö.

Beitr-gen-

VieBibellesefür Januar.

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»U.Jahr Januarx938 J Hartung Heftx

Unser Bund

Aelterenblatt des Bandes Deutscher Jugendvereine

Ich glaube nichtan alter Zeiten Glücks Ich brechedurchund schauenichtZurück- Hiniiber retten wir inneue Zeit Und edleform denHortderfrömrniglzeit Wir ZiehnlDieTrommel schlägt!die falsne wer-il Nichtweiß ich, welchenWeg dieHeersnlsrt gelit.

Genug, daß ihnderHerrdes Krieges weiß, Bein Plan nnd Losungl Unser Kampf nnd Schweiß-

Conrnd ferd.Meyer,Hutten- lelsteTuge.

Vom Lebensrhythmus.

s.Wenn diesesHeft einigeGedanken zur FragederLeibesübungeninUnserem Bunde bringenwill, so mögeeine grundsätzlicheErwägung vorausgeschickt sein«Wir wollen ja nichtSport um des Spottes willen treiben. Jchliebe überhauptdas Wort »Sport« nicht,weil sichmit dem,was diesesWort bezeichnet,heute eine sülle von Erscheinungen xverbunden hat, die dem innersten Wesen unseresBundes ganz fern liegenunddiewirrücksichtslosab- lehnenmüssen,weil vor allem inderJagd nach Retord derSportSelbstzweck geworden istund jedehöhereBedeutungverloren hat. süruns könnenLeibes- übungen jederArt nur dann einenSinn haben,wenn sienichtSelbstzweck weiden, sondern ihren PlatzimZusammenhang der ganzen Lebensgestaltung wahren. Ganz scharf gesprochen:auch alle rhythmische Gymnastik, alle Turnerei istwertlos füruns, wenn sienur einunorganischesAnhängselanein Lebenist,indemsonstnichtsvon einemRhythmus zuspüren ist.Darum möge amAnfangdiesesHefteseinegrundsätzlicheBesinnung überdenLebensrhythmus überhaupt,oder bessergesagt,überdie imLebensichtreuzenden Rhythmen stehen.

z.Ichgeheaus von einfachenBeobachtungen,wiesiemirdasLebengeschenkt hat. JchbinzuzweiDrittel aufdemLande groß geworden. DerReligions- unterricht, denich inder Schulehatte,ist ziemlich spurlos an mir vorüber- gegangen, aber eines weißich nochganz genau: nämlich wie damals ein Wort derSchrift, geradeaus meiner Verwachsenheit mit demLande heraus, einenganztiefen Widerhall gefunden hat:.,,SolangedieErde steht, soll nicht aufhörenSaat und Ernte,srostund Hitze,Sommer und Winter-, Tagund Macht« (x. Mose8, 23.)Das Wort hat mir einStückmeines Jugenderlebens gedeutet;denn esbrachteindas,was ich in Saat und Ernte,imWechselder Jahreszeiten erlebt hatte,mit einem Male eine Ordnung hin-einund hat literatur: Karl König: Rhythmus, Religion,Persönlichkeit,

sritzKlari: Dieschöpferische Pause(beidebeiEugenOiederichs,Jena).

Maxv.BoehmDerTanz, lVegweiserverlag, Berlin.

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michzum erstenMale jenen großenJahresrhythmus wahrnehmen lassen.Und es ist seltsam: Selbst heute,mitten imsteinernenMeer derStadt, spüreich diesen Rhythmus und kannmichnichtaus ihmlösen.Meinen Garten aufdem Sachsenhäuser Berg habe ichmir nichtgekauftum derpaar Früchte willen, sondernweil ichdurchdiesenmitjenem Rhythmus, auch als Stadtmenfch, in engster Beziehung bleibe. Neben diesemErleben stehtander-es. Wir hatten inmeiner Jugendzeit auf unserem Dorfenoch keineelsektrischeBeleuchtung heuteist sie längstda aber ich binfast froh, daß ichsie frühernochnicht gekannthabe.Wieviel stärker habenwir esempfunden,wenn dieUhlenflucht kamund derTagin die Nachtsank!Wieviel größer istderGegensatz zwischen Tagund Nacht gewesen! Jchdenke an jene Sommernächte,wo ich unsere Bienen indie Heide hinausgefahren habe. Jchdenke an manchen Sonnen- aufgang, beidem einem diejungeSonne ganz anders grüßt,als sieesin derStadt vermag, wo sieuns erst scheint,wenn sieüberdieHäuserhinaus- geklettert ist. GiereinWort desDankes ansalkaulWie warfdortdie Sonne an einemMorgendesBibel-Lehrganges ihrenerstenStrahl inunserZimmer und trieb uns aus den Betten!) Undneben dem Sonnenrhythmus stehtein anderer,derMondrhythmus. Dseristmirzum erstenMale am Meerebegegnet, alsich als Knabe vom Deichdes Jadebusens aus das weite Wart vor mir liegen sah,das nachher,ein paar Stunden später,vom blanken Hans wieder bespülrwar. Ichnenne noch einenRhythmus, denArbeitsrhythmus. Nicht jedeArbeit kenntihn.ZumBeispiel nichtdiedessischers.Aberanmein Ohr klingtaus derJugendzeitnoch der Drei- oder Viertakt derD:rescher,die inden Wintertagen aufderTenne desniederfächsischenBauernhauses ihrenRoggen draschenundderenSchlagman weithinüberdasLan-dhörte. Oder derStädter kennt das Liedder St-einklopfer, die,wenn siedieSteine gelegt hatten, sie in sicheremTakt festrammten. Oder andere kennen denRhythmus, wie er einemetwa aus derMaschinenhalleeines Stahlwerks entgegenkommt,beidem diegroßenGebläsemaschinenihr rhythmischesLiedfingen. Nocheinanderes!

Wir waren bei einer Wanderung aufeinen Bergesgipfel gekommen.Unten

lag ausgebreitetdas weite Land. Jnuns aber pulstedas Blut,wir spürten denRhythmus unseres Herzens; tieferatmete dieLungeund uns wurde die doppelte Gnade,derAtemrhythmus desEinziehens und Ausstoßens, offenbart.

Oder ein letzteslDa waren drei Tage,an denen ichRoggengemäht hatte;

dawar meine Soldatenzeit, und ichweiß,wie ichniemals bessergeschlafen habe,alsnachTagen solcher Anstrengung. Da war eseln anderer Rhythmus, derinunserLebengriff,dervon Arbeit und Ruhe,von Anspannungund Ent- fpannungzderselbeRhythmus, der einst unseremVolkeFeierabend schenkte,der ihmneben dem seierabendden Sonntag gegeben hat. So mögenwir hin- schauen, wohinwir wollen: Rhythmen,d.h. Ordnungen ineinemfestenTakt durchkreuzenallüberall dieSchöpfungund das Menschenleben.

Z. Einsthaben die Menschenvon diesemRhythmus gewußt,sindnicht leichthin darüber hinweggegangen, sondernhaben ihnin ihrLeben hinein- getragen. Alsman uns vor unsererHochzeitinLothringenwarnte, wirmöchten nichtbeiabnehmendem Monde heiraten, dahabenwir darüber gelacht.Aber alsichdann später erfuhr, daßderLothringer Winzer auch seineRebennicht beiabnehmendem Monde schneidet,da istmir klar geworden,daß hiernoch EineAhnungvom Vorhandensein eines Rhythmus durchklang. Einst,als die Akbkiknoch einen Sinn hatteund nochnichtwie mit ein-erSetzpeitfcheVOk

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undhinterdemMenschen stand,war derSonntag noch einwirklicherFeiertag, einTagder Entspannung, eineschöpferischePause,d.h.einAugenblick,wo imAbtakt neue Kräfte gesammeltwurden. Einstwaren diegroßen sestenoch nicht das,was sie heute sind,Trubel und Betrieb, ausgeschlachtetvon einem geschäftstüchtigenKapital, sinnlos geworden für Tausendeundaber Tausende, sondern siewaren Ausdruck desgroßen Jahresrhythmus inAufstiegundNieder- gang; siewaren geborenaus demBewußtseinderGnade,diein einemsolchen Auftaktund Abtakt liegt. Oder einanderes Beispiel: Jnder Kathedrale von Sevilla trafen wir eines Tagesin einer Seitenkapellezehn Chorknaben mit einem Priester und einem Kirchendiener damit beschäftigt, daß siedort rhythmische Schritt-eund Tänzeübten. Wie ichnachher erfuhr, handelteessich dabei um Vorübungen fürden Tanz der sogenannten ,,S-eises«. Diese zehn Knaben tanzen währendderOktave dessronleichnamsfestesvor demHochaltar desGotteshauses einen ernsthaftenKontertanzvon gehaltenemRhythmus. Jch habe michnachherdaraufbesonnen, daßauch in derBibel von solchengottes- dienstlichsen TänzendieRede ist. »Ichhöredas GeschreieiniesSingtanzes,«

sagt MosezuJosua,als sievom Berge herumersteigen und findendas Volkum das golden-eKalb tanzend. Oder alsDavid dieBundeslade holt,datanzt er mitallerMachtvor demHerrn herundwar begüirtetmiteinemleinenen Leib- rock.Als Pharao imRoten Meereumgekommenwar, ,,da nahmMirjam, die Prophetin,einePaukeindieHand,und alleWeiber folgten ihr nach, hinaus mit Paukenzum Reigen«.Wenn Friedrich Nietzscheim »Zarathustra« sagt:

»Ichwürde nur an einenGott glauben,derzutanzen verstünde.«Wenn Karl Josef Friedrich singt: »Gott spielt aufallen GassenderWelt zum Tanze auf, erselbsttanzt aufdenStraßenund lachend geht sein Lauf,«wenn Laban,der Mann derrhythmischen Gymnastik,ineinemTänzerdenPionsiereines neuen Morgens derKultur sieht, so müssenuns diewir denTanzoftnur als Ausdruck einer sinnlos gewordenen, ihrertiefsten Zusammenhängeentkleideten Sinnlichkeit kennen dieseDinge seltsam erscheinen.Aber einstwußte man, unddiefeinsinnigen Menschen wissenesauch heutenoch, daßdieVerbindung von Tanzund Religionkeinewillkürliche gewesen ist, sondern daßdieBrücke zwischenbeiden darin besteht, daß wirklich durchGottes Schöpfungeingroßer gewaltiger Rhythmus hindurchgeht.

4.Damit aber rühren wir an demtiefstenSinn desRhythmus. AllesLeben trägtinsicheineunermeßliche Spannung von Einheit und Vielheit,d.h.es strebtzusammen zueiner letztenEinheikund Geschlossenheitund drängt doch wieder auseinander zUeiner UnetfchöpflichenMannigfaltigkeit.Vielheitall ein würdeChaos-DUkchanandekOhne Sinn undZielbedeuten.Einheitallein würde Todsein,AufhebungjederBewegung,jedesLebens.DieOrdnungaberzwischen EinheitUndVUUJMistderRhythmus-. Jn ihmwerden VielheitundEinheit ineinen Talt gebracht »ImTakt müssen Sang undKlang sich bewegen,im geordneten AufUndNieder das WellenspielderLinien, Form-enund Farben-.

AlleSchönheit,alleKunst,alleKultur, alle fruchtbringendeArbeit,aufden Rhythmussind sie mitbegründet,d.. h.ausdengeordneten, nichtdenchaotischen Wechsel«.DerRhythmus bewahrt aufdereinenSeite davor, daßalles Leben ineinem ewigm Einerlei versinkt,underist aufderanderm Seite wieder das Band, das dieFüllederErscheinungenverknüpft.Darum gibt esbis zur Stunde keineGemeinsamkeit ohneRhythmus. Bringehundert Menschenin einem sabrikraumoderineinem Tanzsaal zusammenundsiebildenein«sinn-

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losesDurcheinander; stelle sieaber unter denRhythmus einerbestimmtenArbeit oder Musik,und aus dem Durcheinander wird Ordnung und Gemeinschaftl Gründe eineFamilieundlaß jedentun,was ihm beliebt,unddieFamilie fliegt auseinander; stelledas LebenderFamilieunter ein-efeste regelmäßige Ordnung, indiedereinzelnesichalsGlied hinein-fügtundeswächst Gemeinschaft.Und wie esGemeinschaftnur inderOrdnung des Rhythmus gibt, so ist aufder anderen Seite ohneRhythmus jedes wirklicheSchaffen unmöglich. Schaffen heißt nichtnur Kräfte ausgeben, Schaffen heißt zugleich Kräfte einsammeln.

Esgibt ZeitenimLeben,dasindalleMuskeln gespannt,daistderGeist frisch undderWille stark;und esmuß andere Zeitengeben,wo dieMuskeln undder Geist ruhenUndderWille entspanntwird. JndemWechsel zwischenAnspan- nungundEntspannung sindimmer nochunsere bestenWerke geschaffenworden.

Darum isteskeinZufall,wenn auch durchdasEvangelium Jesuetwas wieein großerRhythmus hindurchklingt. Weltbejahung und Weltverneinung, Gericht und Gnade,schuldigund selig, Verstehenund Fordern,das sind Klänge,die Widersprüchezusein scheinenund diedocherstinihrerSpannung und ihrer lebendigen Wechselwirkungdem Evangelium dieKraft geben,diedarin ist.

ö.Das Gesagte läßtuns dieGefahr, inderwir stehen,klarerkennen. Sie isteinedoppelte. Von dereinenSeite herdrohtuns die Mechanisie r un g des Rhythmus. Sie besteht darin, daßzwar nicht aller Rhythmus aus dem Leben ausgeschaltet wird; aber ein Rhythmus überwiegtund

hebt das bunte Spiel, das Sich -Kreuzen der Rhythmen auf und

schafft so jene ungeheure Einförmigkeitdes Lebens,dietrotzaller Füllevon ErscheinungenheuteunsereNot ist. EinigeBeispiele:Wie kennt dieArbeit heuteoftnur ihreneigenenRhythmusl Sieist gelöstaus demZusammenhang mit Sonnen- undMondrhythmus und zerstört oftgenug denRhythmus des Familienlebens; sie spanntdieMenschen ein, daß siekaum noch eineEntspan- nung, einen Feierabend,einen Feiertag,einen Sonntag kennen.Odersogewiß ichdenWert einerRationalisierung anerkenne,wie oftmordet dieseRationali- sierungdaswirklicheLeben. Wiieoftverwandelt sie Ordnung ingeisttötenden Drill,inBureaukratismus, derallesEigeneundZarteniederwalzt. Wie müht man sichum einen neuen Kalender,indemauch diebeweglichen Feste festgelegt werden sollen. JchdarfeinoffenesWort sagen: Während unser Herrgott Sonne- und Mondrhythmus nichtinGleichklang gebracht hat, sondernbeidein freiem Spiel nebeneinander wirken läßt, suchenund sinnendieMenschenund möchten durchdieFestlegungderFeste, durchMonat-e von gleicher Längeum ihresGeschäftsjahreswillen ,,Ordnung«indieses göttliche SpielderRhythmen hineinbringenund wissendabei gar nicht,was sietun,wie arm siegeworden sind.

Dieandere Gefahr istdasVerschwindenderRhythmik überhaupt. Diese Gefahrist ebensogroßwie dieerste.AnStelle von Ordnung undRhythmus tritt Willkür und Laune. An Stelle ein-eraufs Ewige gerichtetenSchau trittdieHerrschaftdesAugenblicks. Man will essich selbstoderanderen bequem machen undverzichtetauf jegliche Ordnung. Erholung wird statt Entspannung neue Anspannung. Sonne, Mond und Sterne ziehenihreBahnen, bringen Frühlingund Sommer, bringenSaat undErnte, aber derMensch geht seinen Wegunabhängigvon ihnen. Derjunge Tag steigt aufzurMittagshöheund sinktindieNacht,aber derMenschkennt keinenHöhepunktdesTagesundmacht dteNachtzum Tage. Man lebtin einer Gemeinschaftvon Menschen, istvon

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ihnenabhängig,aber man pfeift auf Sitte, Ordnungen und feste Gebräuche.

Der Menschwird darunter wie einRohr,das imWinde schwankt,wie eine Wetterfahne, diesich heute hierhin,morgen dorthin dreht.

b.AusdemGesagtenleuchtet klarhervor,woraufesmir ankam. Allerhyth- mischeGymnastik,alle Leibesübungen,allerVolkstanz könnenfüruns nsur ein Teilst ückseinindem großen Ringenum denRhythmusdesLebensüberhaupt.

Diebeste körperlicheGymnastik isteineLüge,wenn unserLebensonstohne Ord- nung verläuft,wenn esherausgelöst istaus den großen ewigen Rhythmen undOrdnungen desLebens. Wir wollen nichtjenes zerrissen-eLebendesbraven Spießbürgers,derxoKästen besitztundjenachBedarf aus diesen Kästenbald dieLeibesübungen,bald dieKunst,balddieReligionherausholt, um siedann nachGebrauchwieder säuberlich fortzulegen.Wir wollen,daß unserLebenein GanzesseiunddaßallunserTun undLassenaus diesem Ganzenhervorwachse.

Darum heißtesfüruns nicht:Sportfexe, Menschenmit Rekordleistungenzu erziehen,sondern Rhythmus, Ordnung und Takt in unserganzes Leben zu bringen. Wie das über denBereich der Leibesübungenhinaus gedacht ist, mag spätereinmal gesagtwerden oder beiFritzKlatt nachgelesenwerden. Heute war esmirvor allem um einegrundsätzlicheSelbstbesinnung zutun.

RudolfWintermann.

DieLeibesübungenund unsere Bundesaufgabe.

JneinemskandinavischenLande sollesdurchdiehingebendeArbeit evangelischer Jugendbünde gelungen sein,denSport fürdas Christentumzuerobern. Ein derartig triumphierender Ausdruck legtdiesrage nahe,obessichnichtlohne,an Ort und Stelle dieTatsachennachzuprüfen,diezuderkühnenBehauptung ge- führt haben,und dabeidenGesichtspunktimAugezubehalten,eskönne dort vielleichtauchumgekehrtsein, daßder Sport den Ernst des christlichenGe- dankens aufgesogenhabe. EinGutes hat einesolche siegbewußte Aeußerung für uns. Sie zwingt uns, daßwir uns wieder einmal des geistigen Ausgangs- punktesinunsererBundesgeschichte bewußt werden, ehe wir dieneue Aufgabe derLeibesübungeninAngriffnehmen.Wenn denneinmal AufsätzeüberLeibes- übungenimBund geschriebenwerden, dann hateskeinenSinn, sichdurch den Einwand aufhalten zulassen,eskomme hiernur an aufdiePraxis.Lustund Liebezur Sache kann durchdieFederdochnur insehr beschränktemMaßege- fördertwerden. Aber eine ernsthafte Besinnung, warum man diese Dinge eigentlich treibe, istvielleichteinedochauchfürdiePraxis nich-rganz über- flüssige Aufgabe.Wir bringenesnicht fertig,wie etwa dieerwähntenEroberer desSports fürdas Christentum, irgendein LebensgebietalseinEroberungsfeld anzusehenmitderVoraussetzung, daßwir denGeist, aufdenesdabei ankommt, schon so festundsicherinunserem Besitzhaben. Dafür sindwir imBund zu seht fragendeund suchendeMenschen.Sowiderspruchsvoll esklingenmag, die größte Gefahrbeiunserem Versuchmit denLeibesübungen ist nicht, daßwir vielleicht etwas von unserem Bundesgeist an die neu hereinbrechendeWelle verlieren,sondern daßwir nicht offengenug bleiben füralldiesragenUnd Bedürfnisse,dieaus derWelt leiblicherBetätigung überhauptan uns heran- treten. Wir habeneineNeigung,bei allenAufgaben,diewir angreifen, zuerst danachzufragen,wiewir siein dieGesamthaltung unseresBundes einarbeiten

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und bedenken zuwenig, daßwir damit jedesmalSchlagbäume niederlassen.

Bedenklich istdas gar nichtetwa deshalb,weil wir dadurch dieEntfaltung unsererArteinschränken,aberweil wirsoinLagen kommen,indenen wir uns nichtmehrfreimachenkönnenfür Entscheidungen,diegewissen-smäß-iggetroffen und nichtbeiseitegeschobenwerden dürfen.

Fragtman nachdenwirklichenBeweggründen,diebeiuns zuLeibesübungen führen können, so scheintesbei dreiAntworten zubleiben:

z. Wir folgen zumeist einfachdemDrangein-esgesundenoder nachGesund- heitund Auswirkung verlangendenKörpers.Turnen und Gymnastik istda nichts wesentlichanderes alsTanzund Wandern. Man darfwohl annehmen, daßderLöwenanteil von allen Leibesübungen,diebeiuns wirklich getrieben und nichtnur beredet werden, darauf zurückzuführen sind.DerGrundtrieb ist dann nichtsanderes alsdieFreudedesMensch-enan dem,was ihm leiblichund mitdem Leibeseelisch gegeben ist.

z.Daneben entfaltetsichaber einStreben und Versuchen,beidem einganz anderer GesichtspunktdieTriebkraft hergeben muß. Man will dieEntfaltung desmenschlichen Edelwesensund dieHarmonievon Leibund Seele durcheine besondereArt leiblicher Uebungen fördern.Man warnt dann vor Verkramp- fungennichtnur derkörperlichenBeweglichkeit, sonderndesWillenslebens im Menschen.Man betont dieursprünglicheEinheit von Leibund Geistals ein Zieldes Einzelmenfchen.UndderWeggehtdann oftgenug durcheinen ge- ahntenodergekanntenRhythmusundeinemehroderweniger künstlerischeEr- fassungderAufgabezuseinem Ziel.

Z.Achtetman aberbesonders auf das,was überLeibesübungenalles ge- sagtundges chri eben wird,entweder mitdemZweck, unsereBundesglieder angymnastische Uebungen überhaupt heranzubringen odereinebesondere Methode zuempfehlen,dann tauchtplötzlicheinganz neuer Gesichtspunkt auf, nämlich derGedankederVerantwortung. Ersoll nichtalsNothelfer hier lächerlichge- machtund herabgesetztwerden. Man mußaberwissen,an welchem Platzer auftritt, nämlichimmer alsBegründer,warum überhauptundaufwelchem Wegeslosgehen foll.

Das Urteil zuden drei Zugangswegen soll hiergleichvorausgenommen werden. Zumersten isteseinvorbehaltloses,freudiges Ja. Jndemzweiten scheintmir diegroße Versuchung fürdieganze Arbeit zuliegen.Undderdritte Gesichtspunkt führtuns zuderFrage,wie esüberhauptmitdemErnst steht- denwir,wo wir mitLeibesübungen angefangen haben,indiese Dinge hin-ein- legen,ober und wo erberechtigt ist.Mir scheint, daßdieFragederVerant- wortung inderHauptsache nichtam Anfang derLeibesübungen steht, sondern auftaucht,wenn fie anfangen, einStück unseresBundeslebens und besonders auch unseres persönlichenLebens zuwerden.

Wir werden,wenn wir nicht aufJrrwegegeratenwollen,versuchen müssen, uns freizumachenvon einem falschen Ernst, derhineingebracht wird, um das Rad ins Laufenzubringen, und der nachherzugefährlichenUeberhitzungen führt,dieBestes gefährden.EsgibteineUeberlegung,dieuns mitten hinein- stelltin die Verantwortung, die mit Rechtam Beginn der Leibesiibungen sicht.Ein Volkbestehtimmer aus Individuen, diekörperlichvon denanderen getragen undausgehaltenwerden müssen,und solchen,dieselbst tragend-e Kräfte find.Daßwir nachMöglichkeitzuden Säulen gehören,diedenLeibesbau unseresVolkes tragen, stelltuns vor Leibesübun-g,aber auch vor etnstllche

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ssolgerichtig muß eine Bewegung-, die sriedenshaltung um jeden Preis als durch das Evangelium gefordert (,,wird eine Handlung dadurch sittlich, daß sie notwendig ist?«) — von-

füllt wird, sondern daß wir immer wieder vor der Tatsache unseres Versagens und Versäumens stehen, als Menschen, die gerichtet werden; und es muß uns auch immer klarer werden, daß

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