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Unser Bund: Älterenblatt des Bundes deutscher Jugendvereine, Jg. 19. Juni 1930, Nr 6.

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UNSER BUND

ÄLTERENBLATT DES BUNDES DEUTSCHER JUGENDVEREINE

Akk-

19.JAHR JUNI 1930BRACHET JNR 6

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UnserBund

herausgegebenVom BundDeutscherJugendvereinee.V.

Bundesleitm Pros.D.Dr.WilhelmStählin,Münsteri.W.,Paul- straße15(Fernrus26397).

BundeskanzleiundBundesgeschäftsstellmGöttingen, Wert-der Land- straße8il«(Postfach204),FernrufGöttingen2851.

Bundeswart AugustdeHaus,BundesgeschäftssiihrerGeorg Brust- Göttingen,Postfach204.

PostscheckkontodesBundes: Berlin Nr.22226.

Schristleitung:

Zörg Erb, Hauptlel)rer, Gersbach,AmtSchopsheim (Baden).

Bestellung-

BeiderPostoderbeiderKanzteidesBDJ., Göttingen,Postsach204.

Preise Vierteliährlich1.50RML

Bezahlung-

«.BeiderPostoderbeimBund DeutscherJugendvereine, Göttingen- Postscheckkonto:BerlinNrJZLQSå

Inhalt dieses Bettes-

Neues Bauen -WiewirBitterfelder zum Siedeln kamen- Die Häuser unserer BitterselderBundesgeschwister-Wiekamenwirnach Schlaitz?-NeuePläne- Ausspruch-Zur NeuauslagedesLieder- buches- Liederfiir Darmstadt-DieEcke-Anzeigen.

AnschriftenderMitarbeiter-

DerFreundeskreis Bitterse1d, Friedensstraße63- AugustdeHaas, Göttingen, WeenderLandstraße-v·8«1·«u.a.

·':.1-«J

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Neues Bauen.

DerZug fährt langsamer,Berlin kann nichtmehrweitsein,rechtsund links desBahnkärpersistschonGartenland. Essieht wenig schönaus. Das macht wohlderHerbst...MitDachpappe verkleidete Bretterbuden stellen dennotdürftigenErsatzeinesGartenhausesdar. DasLandist wohlzum ersten Mal UnterdemSpaten gewesen.LetzteResteirgendwelcherKohlköpfe stehen herumund warten aufdenerntenden Gärtner. Eineganze Zeitdas gleicheBild: Garten anGarten,der eineschoneinwenigfertigerund ge- ordneter alsder andere. Dann aber kommendieerstenfesten Häuser,die mitten im Garten stehen,undfast kannman dasWachsenäußerlichsehen, schließlichfährtman an derGartenstadt vorbei,kleine einzelneHäuserim Garten undwelkende BlumenandenZäunemaber dahinterlachendeKinder.

Il·

HintermeinesVatersGarten war weites Feld. Acker,dieBergleutevon derZechegepachtet hatten. Dasistanders geworden. EinegroßeHäuser- reihe stehtjetztda. NiedrigdieHäuser,mitschmalen GängenundZimmerm fastwiePuppenstuben.Aberein Garten ist dabeiundtrotzallerEnge ist PlatzundRaum. Mankennt sichhierinderKolonie,dieman miteigener Krafthat bauen können.Freilichhatman sichGeldgeliehen,aberwiealles wurde,dashatman dochselbstmitbestimmt.EsistdocheineigenesHaus trotzderSchuld,diedaran ruht.

Il-

Undnochein anderes Bild:Fastüber Nacht isteine ganze neue Stadt geworden. Wenigstens erschienes damals so.Hausneben Haus,eine Familienebenderandern,zujedemHausein Garten undsogareinkleiner Stall. EinenKonsumverein hatmaninder»Stadt vorderStadt«,wieman seinePolizeistationhat.Dasalleshatman selbstnichtherholen brauchen.

Die kamenvon selbst.Aber dashat lange gedauert undvielMüheund Arbeit gekostet:EineKirche ist hineingebautundeinGemeindesaal.Eine Schwesternstation hatdieFrauenhilfegeschaffen. Das war Arbeit,die die Zäune zwischenden Gärtenvergessenließ. Man fand sich zusammenund spürtwieder etwas -einwenig vielleichtnur -von einer,,Gemeinde«.

Il-

EinFreund führtmichdurchWien. Dasneue Wienhatesmirangetan.

WassinddasfürschöneBauten! Wiestehen sieda imBildderStraße, wuchtigund massig,hochragend und breitgelagert. WohnhäfelViel Licht undLuft.DieHöfegeschmücktmitGrünundblühendenBlumen. Selbst im Winter merktman, daßeseinschönerFleckseinmußindiesemStein-

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meer,daslebendige GründerNasenund dieleuchtendenFarbender Beete.

UnddasSteinmeer ist schön.Nichtsvon derOdealterGroßstädte.Esist eineFreude,dasBildzusehen.Auf engstem Raum, beibeschränktesten Mitteln möglichstvielWohnraumzuschaffenwar dieAufgabe,unddiescheint demBetrachter gelöst.Breite TürenundTreppen führenzu denunzählbaren Wohnungen,Stockwerkauf Stockwerk. EsistRaum indenWohnungen.

EinKindergartengehörtzumWohnhof. MöglichkeitenzumSportsind JungenundAltengegeben.»Friedrich-Ebert-Hof«»Karl-Mar)c-Hof«,,Mat- teotihof«undähnlichheißensie.ManchetragendieAufschrift: ,,Erbautvon der Gemeinde WienimJahre..ausdenErträgnissenderWohnbausteuer.«

DashatdieNichtsozialistenschonoft geärgert. Viel Unguteswirddazuge- sagt.Ichmagesnicht glauben. SoschönderBau ist-michbedrücktdie MassederMenschen,diehier»untereinemDache«wohnen. Das seiein individualistischer Restinmir,wirdmirgesagt. Magsein. Ichfreue mich, wieichdiekleinenHäuserderöstereichischenKleinstadt seheund-denkleinen

Reiter aufder alten gotischen Kirche. AugustdeHaas.

Wie wir Bitterfelderzum Siedeln kamen.

»Wie kamtIhrzu Eurem Häuserbau?«dasistfastimmer dieFrage,die gestellt wird,wenn wir mit Bundesleuten über unsere Siedlung sprechen.

Ei,vermutet dahinternur nichtetwadieLösungeinerbesonderen Frage!

DerGedanke,füruns Häuserzubauen, hatsehr einfache Hintergründe.

VersetztEucheinmal zurückindiebewegteZeitvon 1921-23,in diegroßen Tage derJugendbewegung Besinnt Euch einmal,wiewir immer vom

neuen Menschen,von derneuen Zeitsprachen,von Lebensreform,von den

Ferienvom Ich,vom zweitenArbeitstag. Welchehohen Gedanken und Gefühle durchslutetenuns alle damals. IndieserZeitfanden sichinunserer GruppedieerstenBrautleute.

Dastehtnun dasjunge Paar, dassichdeneigenenHerdgründenmöchte.

Istesganz ergriffenunddurchdrungenvon dem,was uns in derJugend- bewegungbegegnet ist,dannkanndieEhenur der Ort sein,wo dasvor- her EmpfundeneundGedachtezurGestaltungdrängt,wo esWirklichkeit werden will. Jetzterstwirdessichzeigen,obunser Jugendlebeneineschöne Romantik war -odereineLebensvorbereitung. Nun istesnichtgleich,an welcherStätte dasneue Eheleben Wurzeln schlägtundsichentfaltet.

Wirhatteneinen erfolgreichen Kampfgegen Schundund Schmutzge- führt,hatteneinherrliches Landheim auszusuchenund fein einzurichten verstanden, hattenuns auseiner altenKriegsgefangenen-Barackeeinschönes IugendheimmitreichlichPlatzgebaut-undunser erstes Paar hättenun selberetwabeidenEltern mitunterkriechenoderinirgendeineNotwohnung ziehensollen!Daswäreuns dochgarzublamabelvorgekommen. Es wäre

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dasselbegewesen,was jeder tagtäglich erleben kann: andern schöneReden haltenundbeisichselbstdaranscheitern.Auchwirkonntenuns freilichvon denschönenReden nichtfreisprechen,aberUm sostärkerwurde dieVer- pflichtung,WortezurTatwerden zulassen.Llnd gibtesetwas Schöneres, alseinem jungen Paar einEigenhäuschenmitGarten zuwünschen?

Das gabeine herrliche Brautzeit,wo alldasZarteundHeiligeeinen festen MittelpunktimEigenheimfand.Sollte eskein Phantom bleiben, somußte klar gedachtundfestHandangelegtwerden. Beimrechten Bauen istdas GeldnichtdasErste!ZuBeginn mußüber Monate undJahreein wirklichesVerlangen,einerichtigeSehnsuchtnachdereigenenSchollevor-

handen sein.Nuraus dieseminnersten Verlangenheraus kannsichdasrechte Eigenheimentwickeln. SonstbleibtauchdaseigeneHausnur eineWoh- nung wiejede andere.

ZudemSchönstenundInteressantestendesHausbaues gehörtdas Ent- werfenderPlänedeskünftigenHeimes,dasGestaltender Räumeund ihrer Möbel. Wirsinddankbar,daßwiresdamitnichtleicht hatten.Die Büchermitden 1000 Jeichnungenvon HäusernundMöbeln ,,modernsten Lebensgefühles«von denArchitekten»Stetsnur originell«und ,,Llnbe- dingtanders«waren damals noch nicht erschienen.Sohießesschauenund beobachtenlernen,wo sich füruns Brauchbaresfindenließ.Mitganz anderen Augen gingenwirjetztaufFahrtundwaren erstaunt,wieunend- lichvielesdochgibt,an dem wiruns fürunsereEigenheimeundEinrich- tungen schulen können.Esbrauchen nicht bekannteSiedlungen neuzeit- licher ArchitektenkanonenoderVersuchssiedlungenderReichs-Forschungs- gesellschaftzusein.Diese passenmitihrem besonderen Augenmerkauf technischeNeuerungennichtzuuns. Wirsuchtenetwas anderes. Unser Haussollte schlichtund einfach sein;SchlichtesundEinfaches istimmer schönundpraktisch.Sohabenwiruns unsere Vorbilder inalten,schönen Städten undDörferngesucht. WelcheAnmut bergen oft einfache bayrische undtiroler Bauernstubenl Welche Schönheitbietetsichdem inRuhever- weilenden Wanderer inmanchem ländlichen Blumenfenster dar! Wieviel herrlichesGut anFarbeundFormharrtin alten Schlössernmitihren so- liden, wundervollen MöbelnderEntdeckung! Wir denken dankbaran das Schiller-undGoethehausinWeimar,an das reizende SchloßTiefurt.

MitzollstockundNotizbuchundsuchendemAuge habensieuns oft gesehen unddas Herz frohundglücklichgemacht.Glücklichpreisenaber kann sich deram meisten,demdasElternhausdenseltenen Sinn fürEinfachheit und wahre Schönheitvon Kindheitan schenkteund dernun aus sicherem GefühlundEmpfinden aufdem BodeneinessolchenElternhauses aufbauen undgestaltenkann.MöchtenwirjungenFamiliendieses begnadete Erbeein- malunserenKindern gebenkönnen,woEltern undKinderinLiebe und Ver- stehengemeinsam,alsvon GeschlechtzuGeschlecht,inVerantwortung bauen!

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SowuchsendiePlänefür unser erstesHaus,von denBrautleuten wohl

an diezweiJahreimHerzengetragenundheimlichmitdenFreundenim Bund beraten. EinbefreundeterArchitektbearbeitete fachmännischunsere PläneundgabdemGanzeninfeinemVerstehendurchseine kundigeHand dasnotwendigeLetzte. Zwischendurchwurde langeUmschaunacheinem Bauplatz gehalten; etwas außerhalbder Stadt fandenwireinGelände, großgenug zum Bau weiterer Häuserfür junge Paare aus demBund.

AmFrühlingsanfangstag1923 reichtenwirbei derBehörde unser erstes Baugesuchein. Aufuns ,,junge Leute«-wirwaren um die 24Jahrealt-

hatteman natürlich gerade gewartet!DieMark lagindieserZeitfür einige Wochen »stabil«.EinDollarkosteteetwa12000Mark. KeinPrivatmann dachtean denHäuserbau.Eindamaliger Bitterfelder Stadtverordneten- VorsteherhatteinAnbetrachtdergroßenWohnungsnotebenfallszusiedeln begonnenundversucht,vierWohnungenzuerstellen. MittenimBauwaren diesemUnternehmenjedochdieschwierigen ZeitverhältnisseüberdenKopf gewachsenund dieStadtverwaltung mußtedenBauübernehmenund zu Ende führen. Was dieserprominentenSeite nicht gelungenwar,daswar nachder öffentlichenundbehördlichenMeinunguns»Unerfahrenen«selbstverständlich gänzlichunmöglich.MitSchwierigkeitenwurde uns derBaugenehmigt.

Eshat seineReize,den ganzen BauvorganginseinenmancherleiBe- sonderheitenzu schildern. Diese seien abernur insoweit erwähnt,alssie keineZusammenhängemit derInflation habenundBaulustigenaus unseren Kreisen heute nochMut zumBauen undAnregungendazu gebenkönnen.

AlsWichtigstesundHerrlichstessei hierderVerbundenheitdurchden Bund dererstePlatzgegeben. SolcheVerbundenheitdurchdenBund istetwas völlig anderes,als wenn sichMenschenz. B.ineiner Baugenossenschaft zusammensinden. HierderäußereZweck-dort Bundesbruderschaftmit ihrenGrundlagen ,,nichtvon dieser Welt«.DerUnterschiedkannhier nicht ausführlichaufgezeichnetwerden,man mußihninirgendeinerWeise selbst beglückendgespürtunderfahren haben.Das istnun nicht so, daßdie ganze Gruppevom Jüngstenbiszum Altestensich aufmacht-um am Hausbau desFreundeszuhelfen.Dies kannnur einfesterKreisWenigerinner- halbder Gruppetun, währenddie Gruppe selbst immer bereit zum Einspringen sein wird,wenn NotamMann ist.Natürlichkonntenvon uns LaienkeineFacharbeitenübernommen werden. Eskamenfüruns nur die HandlangerarbeiteninFrage,derenesjabei einemBau eineMenge gibt.

ManchensaurenTropfen Schweißhatuns diese harteArbeit gekostet!

DasGruseln läuftuns heute nochüber denRücken,wenn wirdarandenken, daßwiruns alsErstesselbsteine 100 Meter langeWasserleitungauf eigene Kosten legen mußten,um am Bau Wasserzuhaben.DieBehörde,die- wiemancheresschonerfahrenhat-nichtnur zurreinen Freudeundzum DienstderBürgerdaist, hatteesuns nichtleichtgemacht. Aufdiesem

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Gebiete mußtenwir nochsehrviellernen understimLaufederZeitbe- griffenwir dentiefenSinn des inunseren Kreisensoschwerzuverstehenden Wortes: »Seidklugwie dieSchlangenundohneFalschwie dieTauben!«

AbermitwelcherFreude habenwir damals dielangeLeitunggebuddelt undmancher Neugierige hat auf seineFragenachunseremTundiefröhliche Antwortgekriegt, daßwirdieErdachse schmierenwollten. Natürlich istein Hausbaukeinefrisch-fröhlicheAngelegenheit. Wirhabenesmit allemErnst an uns erfahren, daßetwas Rechtesnur durch Müheund Arbeit und Ausdauer werden kann.Esgabsehr, sehrernsteStunden undwieherrlich war es,diesegemeinsam tragen undüberwindenzukönnen. Wer kannes

ermessen,was insolchenLageneineBundesgemeinschaftbedeutet!

WirhabentüchtigherangemußtmitdemAusschachtenvon vielenKubik- metern Erdboden undSand. Dabei gabesmancheHornhautundBlase

an denHändenundeinehärtere Philosophieerschloßsichuns als die mit den--fchönenGedankenundderfeinenFreudebeiderArbeit«.Esdunkelte manchmalabends und wirhattentrotz großer AnstrengungunserPensum noch nichtgeschafft,damitam anderen Tage dieMaurer weiter konnten.

Dahabenwir, nachdem8Stunden Dienstinunserem Berufe hinteruns lagen, oftdieZähnezusammenbeißenmüssenund imSchweißedesAngesichts manchmalwortlos geschafft.Wennwirdannwirklichabgearbeitetundohne inneren Auftriebdenlangen Weg nachHausegingen,dahabenwir uns

lmitfühlendsehrin dieSeeleeinesmüdenArbeitsmannes versetzenkönnen.

Wirkonnten ihn verstehen,wenn ihmdie innereKraftundRuhezumAuf- nehmenvon SchönemundEdlem fehlteunddasKinoihmeineErfüllung wurde. Wirspürtenes anuns,wiehartekörperlicheArbeitda etwas vernichtet.

Umso frischerund fröhlichergingesaberwieder her,wenn wir Kalk löschtenodermitSchwung dieMauersteinehochindasobereStockwerk werfenoderobenabfangenmußten. Vielzuschaffengemacht hatuns auchder sogenannte Kalkvogelmitseiner Mörtellast,der mit 50-60 Pfundunablässig leiterhochgeschlepptwerdenmußte.AmFeierabendglaubteman, dannnur eineSchulter sein eigenzu nennen, weilman dieanderekaum nochfühlte.

SowuchseninharterEigenarbeitdieMauern undRäume undWeih- nachten 1923 konnte das erste Paar Einzughalten,aber nochlange,lange nichtin einbehaglichesNest.DasschmückendeGrün aus Freundeshänden hattemancheUnsertigkeitundmanchenMangelverdeckenmüssen.Be- zugssertigimSinne eines heutigenNeubaues war kein einziger Raum!

Einigermaßen wohnenließessichnur in derKücheund imSchlafzimmer.

Jetzterst beganndieeigentlicheArbeit an denJnnenräumen,beidenen sogar nochdieDielung fehlteunddierichtigwieRohbauaussahen. Der Tischlerzognun mitseinerHobelbankvon Raum zuRaum, dieMöbel nachZeichnungbauend. Sokonnte jedes Stückin derHerstellung noch besonders besprochenund irgendwelche Unebenheiten beseitigtwerden.

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Esginguns gerade dabei auf,wie wichtiges ist,aufdiescheinbar unwesentlichenKleinigkeitenzuachten. Oftsindesnur Millimeter inder BreiteoderLängeoderStärke,die einemMöbelstückeinen sehrveränderten Ausdruck geben können. LeideristunserenHandwerkerndurchdie indu- strielleMassenherstellungdasFeingefühlfürdiese wesentlichenEinzelheiten größtenteilsverloren gegangen. SomitSorgfalt gebaut, gehörendieMöbel

nun wirklichzu denRäumen. Wie armselig ist dagegendasüblicheKaufen vonfertigenEinrichtungen,diesichbestimmtteurerstellenals diehiesigenein- fachen Möbel. Umwieviel verbundener kannundmußman hierzuseinem HauseundseinerEinrichtungals zu einemStückvon einemselbststehen.

NachdemerstenHause entstandennachund nachweitere drei. Inter- efsantistes,daßalle»Bauherren«noch nicht verheiratetwaren, als die Häuser gebautwurden,sondernerst verlobt oder»kaum" verlobt. Mit welcherFreudedaandasBauen gegangen ist, kannman sichleicht denken.

AberauchdasZitternundZagenblieb nichtaus, daaus unserem Kreise keinermitirdischenGütern gesegnetwar. Daßesjedoch auch beim rechten Bauen aufdasGeldnichtinersterLinieankommt,war schon eingangs gesagtworden. FolgendekleineBegebenheit seidabeierwähnt.Wir»Bau- genossen«waren zur Beratung versammeltundhatteneinen23jährigen Bundesbruder dabei,denwir füreines dernoch geplantenHäuserinter- essierthatten. Vorerstwurde einanderer Bau beraten,dessen Bewerber sich verschiedeneGeldquellenerschlossenhatte,aus deneneinigeTausend Markfließenfollten.BeiNennung dieserSummen wurde unserFreund rechtbedenklich,rutschte unruhig auf seinemStuhle hinund herundsagte dannganzunvermittelt: »Na,wenn hier solcheBeträge genannt werden, dann kannich gleich nachHause gehen!«Wir fragten,wieviel Gelder dennzusammenbringenkönne. »200Mark,dasistalles«war dieAnt- wort. Daswar allerdingsrecht wenigund wirkratztenuns zunächsthinter denOhren. DaesimBund aberniemand weiter gab,derseinekünftige Frau. gewählt hätte, sosagtenwir zu.Heutehat unserFreund seit Jahren schonlängst»sein«wohlbestelltes Haus«Seine unverdrosseneArbeitskraft, dasEinspringenderGruppeundderVerwandten,dieihre Freudeandem frohenWagemuthatten,halfendasfehlendeEigenkapitalersetzen.Möchte manchebürokratischeBehördehier aufhorchen!

Natürlich istesuns allennichtleichtgefallen,dieZinsen aufzubringen und zugleich noch Anschaffungenzumachen,diejederneue Ehestander- fordert. Schmalhans istinallenunserenFamilienin denersten Jahren Küchenmeistergewesen.Wirhabenesalleerfahren,was esheißtundwie

esist,arm zusein.DankbarsindwirdabeiderJugendbewegunggeworden fürdenHinweisaufallesSchlichteundEinfacheundaufdasLetzte,das nichtvon dieserWeltist.So sindnun alleFamilien nach Aberwindung dieser ersten,hartenJahrewirtschaftlichvorwärts gekommen.

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DieOffentlichkeithatanunserm HäuserbaulebhaftenAnteilgenommen, zumal unser Beispielrasch Nachahmung fandundbaldeineganze Straße mit Siedlungshäusern entstand. Sonntags waren Unsere Bauten meist dasZiel fast sämtlicherSpaziergänger,dieInteressean demwöchentlichen Fortschritthatten. Nichtimmer istman neidlos gewesenunddaunsere Häuser schlichtund ohnedieiiblicheFassade sind,so blieben auchdielieb- losenKritiken nichtaus. Esgab Augen,die in dem einen Hausnur die ,,Feldschmiede«,indemandern die,,Scheune«oderindemnächstengar die,,Hundehiitte«erblickenkonnten. Wirhaben erschreckenderlebt,wie

man sichan denKasernenbaustilunddieiiblicheFassadegewöhntundjeden Sinn siiretwas Einfaches, Unaufsälliges verloren hat.Auchinunserer Notzeitkönnen sichdiemeistenMenschennicht frei machenvon demiib- lichen Drum undDran oderHochhinausundnur wenigenscheintesge- gebenzusein,dasReizendeundSchöne auchimKleinen undEinfachen zusehen.DiemeistenMenschensind aberauchwieder zuunselbständigin ihrer Meinung Und inihremGeschmackund erstalssiehörten,daßdie Häuseraus derWerkstatteines unserer bekannten Architektenstammen- riebensie sichdieAugen.Wie wenig guterundsichererGeschmackistdoch oft auchbeiunseren»Prominenten« vorhanden. MöchtedieseFeststellung

uns jungeMenschenanregen, unsere Augenund unserenGeschmackun- ablässigzuschulen.

Wieviel an InteressantemundWichtigemgäbeesnochzuerwähnen.

Möchtendiebeigegebenenwenigen Bilder undZeichnungendemruhigen Betrachterunddemschauenden Auge mehr vermitteln,alsesdieseZeilen vermögen.GernwärennochSchlafzimmer, Küchen,Flure,Möbelusw.zur Vervollständigunggezeigtworden. Dochessolljaalleshiernur derAn- regung undAusmunterung dienen. WerInteresseundFreudeam Sied- lungsbauhat,demstehendieHäuserhierund inSchlaitzgernundstetsoffen.

Frohes Kinderlachentöntjetztiiberalldurchdie Räumeund Gärten wie perlendes Leben. Raum hatdieFamiliezumLebenauf deutschemGrund und Boden. Wer kanndiehierverborgenliegenden,unsichtbarenWerte ermessen?DerJugendbewegungverdankenwirunsereungebrocheneJugend- kraft,dieuns inso jungenJahrendasEigenheimerstehen half.Inunseren tiefstenStunden empfindenwiresbeglückendnichtalsEigentum,sondern als einGeschenkaus Gottes Hand.

DieHäuserunserer BitterselderBundesgeschwister

wiesiesichdenNeuankommenden zeigen- Bei derBetrachtungdesWohnhausbaues,deruns hierinBitterseld gegenwärtigbeschäftigtundwovon etwasspäternochberichtetwerdensoll, möchteicheiniges iiber dieWohnhäuserderhiesigenBundesehepaare sagen,

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dievor einigenJahrenschon entstandenund jetzt Ausgangspunktunserer Arbeit geworden sind. Wir glauben, daß siebeiallihrerBescheidenheit doch diesemoderjenemWesentlichesbedeuten können.

IhreLage imLandschaftsbild,dieäußereFormgebungund dieAus- gestaltungder Innenräume sindineinersoklaren,eindringlichen Sprache gehalten, daßessichwohleriibrigte, sienochzuerklären,wäreunsHeutigen nicht dieserWohlklangsosehrin dieFernegerückt.Ichdenkeanall die Kom- pliziertheitenbeim heutigenHausbau,die vielen neueren Bauweisenund Baumaterialien, ihreFormgebung,die vielentechnischenundhygienischen Fragen,iiberdiealle wirnochgarnichtHerrgeworden sind,und diesich dochunter allenmöglichenNamen breitmachenals etwas ganz allein Seligmachendes. Inwieviel Köpfe,besondersauchderLaien, dringtder verwirrende Geistderneuen Sachlichkeitjarm an Liebeentbehrterder lebendigsten Kräftean demguten Erbeunserer Väter.Erverlangtdievoll- ständigeAblösungvon diesemGut. Gerade beiderBetrachtungder vielen

neueren LösungendesKüchenorganismusist dochzufragen,ob dieHaus-

fraudiehiergewonnene Zeitin ganz positiverWeiseauszunutzenvermag.

Istesnicht oftsehr Außerliches,was hiereindringt,bereicherteswirklich denMenschen selbst,oderistesnichtsinnvoller, beseeligender,hierunmittel- bar durchdieHand InnerstesindieArbeit einsträmenzulassen?

DiehiesigenfiinfHäuschenentbehren-wohlvon Anfangan -alldieser verwirrenden ProblematikderZeit.Sielebenabseits hiervon hinterBirken undObstbäumeneinstilles, reiches Dasein vollerFreudenundAndacht.

ZweiderHäusersindmit ihrenGiebeln wohlum 15Meter von der Straßein denGarten zurückgesetzt,so daß siemitdenan den Seiten an- schließendeneineäußerstreizvolleBelebungundErweiterung desStraßen- bildessindundzugleich fiir jedeseinzelnevon ihneneine bessere Beson- nung desGartens undderseitlichenZimmerbieten. Gerade indieserAn- ordnung, dieuns beimBeschauenzuerst ausfällt, liegtviel Anmut und Schönheit. Wennwirdann weiter daseinzelneHausfiirsichbetrachten, sindwiriiberraschtvon derBescheidenheitundGewissenhaftigkeitderhand- werklichen Einzelheiten,wie deräußerenund inneren Gestaltung.Die Formgebungerinnert uns sehran gute,alteBauten aus dem18.Jahr- hundert.Sehr stolzund schönistdasDach,wiees alsSattel, Krüppel- walm oder alsMansardeausgebaut ist,denn esbeherbergtinfastallen FällendieSchlafstuben,Gaststuben usw.,währenddieWohnräume,Küche undNebengelasseimErdgeschoßliegen. Durchganz tiefesVerbinden mit denstillenDingenundeinemganz unverkrampfteneinfachen Denkenund Wollen istauchhiereinezuverlässigeBeantwortungder vielen Fragen Möglichgewesen-WiesieUNDbeimHausbau gegenübertreten. Wiesehr wichtigist doch-nichtallein fiirdenGeldbeutel zuentscheideniiberdie verschiedenen Materialien: von denSteinen oderdemPutz,derDach-

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