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Philosophie und Leben. Jg. 7, H. 8 (1931)

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(1)

^ tio fo p ^ te unb Heben

?. JA H R G A N G + 8. H E F T + A U G U ST 1931

SDtenCfe b e r I D o i f c g e i n h e t t e r f t r e b t u n f e r e 3 e t t C d ) n f t e i n e fadi«

l i ä ) t 2 ( u « f p r a t h t ö t r ö e r f i t y t e ö e n e n i n e U a n f t y a u l i d y e n R i c h t u n g e n . “

£cfjmg 0 2ßßlfanJ<f)auung

Stach §> a n s S e i l e g a n g 1)

3m Seffing-Qahre 1929 — Seffing ift 1729 geboten — tourbe oom Steichspräfibenten ftinbenburg ein ‘’Preisausfchreiben angeregt für bie

„befte, roiffenfcf)aftIid) begrünbete unb gemeinoerftänblich abgefaßte Dar­

legung oon Sefftngs SBeltanfchauung". Sas (Ergebnis follte bei ber oon ber Stabt Skaunfchtoeig an Seffings 150. Sobestage (geft. 15. gebruar 1781) oeranftalteten geier befanntgegeben werben. Unter 21 Arbeiten tourbe ber oorliegenben, oon '•ßrofeffor Seifegang oerfaßten ber ^reis 3uerfannt. Sie toirb in ber 2at ben Slnforberungen bes Preisausfdjreibens in hohem 9Raße gerecht: fie ift ein grunbgelehttes SBerf unb — man oer- fteht fie bod)! ©ar manches Sfteue über Seffing ift baraus 3U lernen.

9Kan ift gewohnt, in ihm nur ben „Slufflärer", ben fcharfen ©egner bes Iheologen 3U fehen. Unfer Such ftellt Har, baß fich auch hei Seffing ber Safe beftätigt: baß Kampf immer pofitioe Sk3ief)ung, ©emeinfamfeit oorausfeftt. SBas fich wefensfremb, bas ift einanber gleichgültig, bas be- fämpft fid) nicht. So entbecft man benn auch hier in Seffing—ben Theologen.

Unb nur aus feiner Rheologie wirb aud) feine SBeltanfchauung oerftänb- lich (bie Seifegang in allen ‘’Phafen ihrer (Entwicflung barlegt).

Schon in feiner Schrift „Sa s (Ehtiftentum ber Vernunft" oon 1753 finben toir bei Seffing ein tiefgrübelnbes 9lacf)finnen über bas ©eheim- nis ber Sreieinigfeit, bas ja oon Slnfang an im Zentrum djriftlicher Rheologie ftanb.

©ott als bas oollfommenfte SBefen fonnte fich nur mit ber Betrach­

tung feiner Vollfommenheit befchäftigen; er fonnte nur fich felbft benfen.

(Er fonnte bas aber in 3toiefacher Slrt: entweber benft er alle feine S3oll=

fommenheiten als einen 3nbegriff auf einmal, als fein ©benbilb (feinen

„Sohn"), ober er benft feine Vollfommenheiten ^erteilt unb oon ©raben abgeftuft, b. h- als SBelt. Slber alles, was ©ott benft, bas fchafft er auch. So fchafft er — oon Slnbeginn an, alfo roefensnotwenbig —

„Sohn" unb „SBelt".

*) „Seffings SBeltanfchauung", Seipaig, Steiner, 1931. X I, 205 @. ©et). 7,50 SJtarl, geb. 9,50 3Jtatf.

^Pbilofopljie unb Seben. VII. 15

(2)

212 5) e r 6 i n n bes © $ i d f a I s

SDtan fann ben „©ohn" ein „V ilb " ©ottes nennen, aber es ift oon

©ott nid)t ju unterfdjeiben; es ift ein „ibentifches 33x1b"1), weil man es benft, fobalb man ©ott benft, unb es ohne ©ott nicht benfen fann.

3e mehr aber jtoei Singe miteinanber gemein haben, befto größer ift bie Harmonie jwifchen ihnen; unb bie Harmonie jwifchen ©ott V a t e r unb ©ohn nennt bie (Schrift ben „© e i ft, welcher oom Vater unb ©ohne ausgeht".

3Rit biefer Seutung ber Sreieinigfeits*Sogmen ift für ßeffing bie

©runblage feiner VMtanfchauung gegeben, bie er auch noch in feinen leßten ßebensjahren gegen bie Jheologen »erficht! ©ott ift, foweit er fid) felbft in feinem „©ohne" benft, bie 2Bahrheit, unb er ift allein im Vefifc ber SBahrheit. 3n ber SBelt unb in feinen ©efdjöpfen aber benft

©ott fich jetteilt, aus feinen Vollfommenheiten »erben Unoollfonrmen- heiten, aus ber SBahrheit »erben 3rrtümer. Sas liegt im SBefen ber göttlichen ©elbftenüoicflung. ©o müffen oon ben SRenfchen auch bie Orrtümer als „gottgewollt" begriffen »erben. Surch fie führt ©ott bie jerteilten (unb eben baburch ju Srrtümern geworbenen) SBahrheiten jur ganjen SBahrheit, in fich felbft jurücf.

2lus biefer Sßeltanfchauung heraus erflären fich bie befannten, aber nie oft genug in Erinnerung ju bringenben ©ebanfen Seffings: „Rieht bie 3Bahrheit, in beren Vefife irgenbein SRenfch ift ober ju fein r»er=

meinet, fonbern bie aufrichtige SRühe, bie er angewanbt hat, hinter bie Vkhrfjeit ju fommen, macht ben SBert bes SKenfchen. Senn nicht burch ben Vefife, fonbern burch bie Rachforfchung ber SBahrheit erweitern fich feine Kräfte, worin allein feine immer wachfenbe Vollfommenheit beftehet. Ser Vefift macht ruhig, träge, ftolj. —

SBenn ©ott in feiner Rechten alle Vkhrheit unb in feiner Sinfen ben einjigen immer regen STrieb nad) 2Bahrheit, obfehon mit bem 3ufafe, mich immer unb ewig ju irren, oerfd)Ioffen hielte unb fpräche ju mir:

,2Bäf)le!‘, ich fiele ihm mit Semut in feine fiinfe unb fagte:,Vater, gib!

Sie reine SBahrheit ift ja boch uur für bid> allein.*" 21.3Dt.

S e r © inn ©dtfefjafe

(nad) .ber 2et)re ber <£l)riffengemeinicf)aft)

„Sen mo b e r n e n SJtenfchen unb (Schriften erfennt man baran, baß er mit feinem ©chicffal ringt, bis er es o e r ft e h t. 3n jebem ©djidfal liegt ein ©inn, ber enthüllt werben fann. Siefen ©inn erlebt berjenige, ber fein ©djidfal meiftert, inbem er in jene ©eelentiefen burdjftößt, wo

*) Seffings ©djarffinn in ®f)ten: aber ein „ibentifd)es 33ilb" ift ein ©elbftoiber- fprut; ein 33ilb fann bem Original »öUig gleit fein, aber es bleibt »on ifjm — fofern es „SMIb" ift, als ettoas Stoeites »erftieben, ift mit if)m nie „ibentift"!

(3)

® e t 6 i n n bes Sc& ictfals 213 fein ganger 3Renfd) fagen !ann: 3«, fo fei es! 3ch habe es felbft gewollt!" (Aus Alfreb § e i b e n r e i d ) , 3m Angefid)t bes Sd)idfals.

Stuttgart, Verlag ber Ebriftengemeinfchaft, 1928, S . 15.)

SMefe Auffaffung unb Deutung bes Schidfals im Sinn« ber oon Steiner unb 9tittelmeper geifttg gefd>affenen „Ehriftengemeinfchaft" ftellt fjeibenreicf) atoei anbere Auffaffungen gegenüber: „Sie a l t e f i r d> - I i cf> e g r ö m m i g f e i t ‘hat als höchfte fittltc^e f>altung bem Sdjidfal gegenüber bie gebulbige Ergebung in ©ottes Söillen gelehrt. Beuge bid>

bem Unerforfd)li<f)en unb trage bein Seib in ©ebttlb. ,©ib bicf) aufrieben unb fei ftiUe.’"

Anbers bie moberne n a t u r a l i f t i f c h e 3B e l t a nf d) a uung.

Sie ift für Ablenfung unb .^erftreuung. ,„3Jlan foll nid)t foviel an fein Seib benfen', fagt fie. Unb im allerfchlimmften galt gilt es, einen Ent- fdjlufe ju faffen, ber in bie 9Borte ausbrechen fönnte: ,Sd)mera, bid>

bring’ ich um, bu mich nicht!*"

Es ift unverfennbar, bafe bie ®eutung ber Ehriftengemeinfchaft ber altfirchlifen infofern enger verwanbt ift, als fie beibe auf einer m e t a -

P h 9 f i f <h e n Sehre beruhen, gür beibe ift in bem Schidfal, bas ben SDtenfchen trifft, auch in bem fchmerglichften, tragi'fchften, ja fcheinbar finn- lofeften, boch ein verborgener Sßert unb Sinn fchon v o r h a n b e n ; nad) altchriftlicher Sehre hat ©ot t biefen Sinn hineingelegt unb ber SJRenfch frat fich barum bem Schicffal als einer weifen göttlichen gügung einfach au beugen, auch wenn er beffen geheimen Sinn nicht verfteht.

Stach neuchriftlicher Sehre — bie bem menschlichen Selbftänbigfeits- bebürfnis mehr Rechnung au tragen fud)t — hat ber SDtenfch biefes Schicffal unb feinen Sinn fel bft g e w o l l t unb baburch gefchaffen.

Aber wie foll bas möglich fein? $arauf wirb eine metaphpfifche, ja mpthifche Antwort gegeben, nämlich in einem vorgeburtlichen Seben hat bie Seele fich i&r Schicffal ausgefucht. „2)er SJlenfd) fteigt als geiftiges 3Befen herab in bie ©eburt. An ber Sd>welle ber ©eburt fteht ein Engel ... Er reift uns ben Sranf bes Vergeffens am Schtcffalstor ber Verförperung. Auch an ber Schwelle ber ©eburt mufe ber Sftenfch ,Sethe‘ (b. h- einen Vergeffenheitstranf) trinfen. ©a ,oergifet‘ er alle

©elöbntffe unb Entfchlüffe, bie er im Angeficht ©ottes für bas fommenbe Seben abgelegt hat. $>a hat er, von höherer Sebensbeurteilung aus unb von jenfeitiger SBeisheit erleuchtet, gewiffe Verhältniffe ins Auge gefafet, bie er im fommenben Seben auf fich nehmen will. 5)a will er in einen beftimmten Schicffalsleib hineinfieigen. $>a fucht er fein Sebensfreua aus, bas er tragen will. Er fud)t fid) gern ein fd>weres; benn bas förbert ihn mehr. ®ie Engel helfen ihm, es au fügen. 3)ann fteigt er herab. 93er- förperung umnachtet ihn. ®ie mutigen ©eiftgebanfen werben vergeffen, finfen herab in fein tieferes Bewufetfein. Aber fie gehen nicht gana

15*

(4)

214 ©er S i n n bes @<$i<ffa(s

oerloten, »erben nicht »irfunfjslos. Sie toirlcn im ,UnteTbe»ufet}ein‘.

Sie toirfen als 3 ufl bes ^erjens. Unb ,ber 3U9 bes f>erjens ift bes Schicffals Stimme'."

(Es bebarf feines 9tad)toeifes, bafe bies p^antaftifcfje SÖlpt^oIogie ift, gegenüber ber bie altfird)licf)e Sehre burch ihre (Einfachheit »eit glaub*

li^er erfchetnt. Auch »irb man angefichts mancher unfäglich elenber unb brüdenber menfchlid>er Schicffale noch eher fich 3« bem ©lauben bringen fönnen, © o t t oerbinbe bamit irgendwelchen geheimnisoollen Sinn, als bafe man fich einreben fonnte, man h^e f e 1b ft in einem Vorleben bei flarem Bewufetfein ein folches Schicffal gewollt unb fid) gefchaffen.

[3B i e übrigens?!]

f>eibenreid) felbft fchreibt einmal (S. 29): „3Ber »ürbe nicht immer wieber burch bie Satfadje erfchüttert, bafe fortgefefet SRenfchenwefen ben Voben biefer 3Belt betreten, bie ber erfte Augenblicf ihres ®dfeins fchon oöllig franf, gebrochen, oerfrüppelt, lahm, blinb, taub, blöfr umnachtet aus ber Verbinbung franfer unb oerfeuchter ©iternleiber heroorgehen fteht," Aber felbft angefichts foldjer heillos begenerierter ©efchöpfe, aus benen „bie Sünbe ber (Eltern atlsu laut 3um ftimmel fchreit", bringt er es fertig, fcen ©ebanfen ausjufprechen: „S?ann es nicht für >bie (Ent*

wicflung einer ©eele auf ihrem (Ewigfeitspfabe oon unfafebarer Ve*

beutung fein, ein (Erbenleben ,umnachtet‘ htnsifbringen."

SUlan erfennt ohne »eiteres, »ie oon biefem neu chriftlichen SKpthus ber Schritt jur ‘’PaffiPität unb 3um Quietismus ebenfo flein ift »ie »om altchriftlichen her. Veibemal »irb nämlich fros Schwergewicht bes

©afeins oom Siesfetts »erlegt in ein geglaubtes ßenfeits, in bem man feine 'Phantafie frei »alten laffen fann, fo bafe auch Umoahrfchein*

iichfte als „möglich" erfcheint.

SBas liegt bann näher, als allem menfchlichen Unheil gegenüber — auch wo es augenfcheinlich auf Torheit, 2etbenfchaftlid)feit, Verant»or=

tungslofigfeit, Selbftfucht 3urüdgeht — bie f>ärcbe in ben Sdwfe 3u legen?! „Ä a n n es nicht fein, bafe es für SJtenfdjenfeefen auf ihrem ,(E»igfeitspfabe‘ ,oon unfafebarer 33ebeutung‘ »äre, burch jenes Unheil hinburch ju müffen?! So »irb man fich nicht »unbern, bafe |>eibenreicb eine Veoölferungspolitif, bie auf ,f>eroorbringen gefunber Hinber' crt>3ielt, als ,eng, fünbhaft unb unfruchtbar“ beurteilt, unb meint, fie ftamme aus einem Senfen, bas ni<$t »iffe, »as .(Erbfünbe1 fei. 3m ©egenteil, nur »er bie Augen burch einen mpthologifchen Stebel fich o«rfchliefet für bie offen sutage liegenben ©efefce ber Vererbung unb für bie

©e»iffenlofigfeit, mit ber heute Dielfacb noch oon begenerierten (Eltern unter ben fchäblichften Bebingungen (et»a im 3laufd) ober gegen ben SBillen ber 3Jlutter uf».) ^inber erjeugt »erben, ber fann fid) oon ber

(5)

Oogmetrlofe SReligioit 215 fiftlidjen ^Pflirfjt entbinben, für eine gefunbe 35e»ölferungspoIitif ein=

autreten."

9Jtan braucht beshalb burdjaus nicht — »03U ber S t a t u r a l i s - m u 5 neigt — in ben SDlenfchen lebiglid) „(Ejemplare" t>on „Naffen"

ju fehen; man fann oielmehr 93lid haben für menfd)litf>e greiheit unb

©elbftbeftimmung unb. für bk gähigfeit bes 2Jlenfcf>en, fein ©cfndfal au meiftern. Ser „Naturalismus" ift eben nicht bie einjige 3Selt= unb Sebensanfd>auung, bie neben ber cfjriftlicfjen (alter ober neuer Prägung) in 33etrac^t fäme. ‘’Philofophifd) »eit bebeutfamer ift ber etfjifd)e 3i be al i s mus . 2lud> er lehnt es freilich (wie in ber Negel ber Naturalismus) ab, burcl) metaphpfifche ^pijantaften fiel) ben 33lid t>om Siesfeits, Don feinen Nöten unb Aufgaben ablenfen unb fiel) in einen bequemen Quietismus einlullen 3U laffen, aber anberfeits fieljt er nicht, toie ber Naturalismus bies in ber Negel tut, im ©iüd ben ©inn bes SERenfchenlebens. ©egenüber fd)»eren unb finntoibrigen ©djidfals- fdjlägen ift barum aud) ni«f>t „2lblenfung unb 3«rftreuung" fein einsiger 2lus»eg. bisweilen mag bies ber richtige 3Beg fein, ^ebenfalls ift es aber oon größter 53ebeutung: » 0 burd» man fid) oon bem unfrud)t=

baren 33erfinfen in bas eigene Seib „ablenft". ©efchieht bies nur burd)

„3erftreuung" im üblichen ©inne, fo fann bas t>öd)ftens flachen Naturen Reifen, liefere, ernftere SJJlenfc^en »erben nur baburd) partes ©efd)id übertoinben, bafe fie fiel) barauf befinnen, t o a s f i e nod) a n b e r e n f ei n unb l ei f t en f önnen. ©0 »erben fie nicht in metaphpfifchen

^antafien irgendeinen geheimen (gott= ober felbftge»ollten) „©inn"

in ihrem ©d)idfal fudjen, fonbern fie »erben fid) frag«n unb mit ihrem

©eroiffen 3U Nate gehen, »ie fie, aud) angefidjts harter ©d)idfals=

fchläge, ihrem »eiteren Seben „©trat" burd) »ertoolle ^Betätigung geben fönnen.

Dogmentoje ffteftgion

Stad) g. f>. SR a r n e d

Senft man über bie heutige religiöfe Sag« nad), fo brängen ftd) oor allem 3»ei 3Tatfa<^>en auf: e r ft e n s , für ben »irflich ©läubigen be=

beutet bie Neligion einen hohen gnßcrt: ,,©ie gewährt ihm Sroft im Seiten, ftärft it>n im Slampf unb in ben Anfechtungen bes Sebens, gibt ihm inneren grieben unb in Momenten gefteigerten ©efühlslebens einen 55orgefd)mad jener ©lüdfeligfeit, bie er nad) bem lobe erwartet, unb läfet i^n am ©rab feiner Sieben auf ein 3Bieberfehen ln einem fd)öneren unb befferen Seben hoffen."

Zweitens: bem im »iffenfdjaftlichen unb phiiofophifchen Senfen »irf­

lid) gefchulten 3Renfd>en ift es meift nicht mehr möglich, bie chriftlidjcn

(6)

216 ® o g m e n lo fe Ste tig ! on

ßehren oon bem alltoeifen, allgütigen unb allmächtigen perfönlidjen

©ott mit innerer 2Bahrhaftigfeit anjuerfennen. 3U fchroer finb bie — im Sheobiaeeproblem gipfelnben — Vebenfen1), bie bem entgegenftehen.

2Ingeftd>ts biefer beiben $atfachen erhebt ficf) bie grage, ob benn folche fritifcf) ®enfenbe, bie aus intelleftueller 9teblid)feit ficf) jene

©laubensfäfee nicht mehr gu eigen machen fönnen, auf Religion über*

haupt oeraichten ober fie roohl gar — nach 3lrt ber „©ottlofen" — befämpfen müffen. Anders ausgedrüdt: finb bie tröftenden, ftärfenden unb beglüefenben SBirfungen ber Religion untrennbar mit bem ©Iauben an jene ®ogmen oerfnüpft, unb mufe jeber, ber biefen ©Iauben nicht mehr teilen fann, fie entbehren?

®iefes gerabe für unfere 3cit aufeerorbentlich wichtige Problem hat

g . f>. M a r n e d in feinem Vuche „©laubensloje Religion", München, Reinhardt 19312) in tiefdringenber Söeife unterfucht. (Er gelangt babei ju bem (Ergebnis: auch für den „Ungläubigen" (im firchlichen ©inne), für ben „Agnoftifer" (b. h- den, der das „Senfeitige", bas „Jranfaen*

bente" für unerfennbar hält) gibt es Religion.

Unb wie 'begrünbet er dies (Ergebnis? ®ie neuere 9teligionspfpcho=

logie, befonbers 9tubolf O t t o s befanntes 93uch über „bas ^eilige"

(1917 u. ö.) hat geaeigt, bafe das 33ejahen oon ©Iaubensfäfeen, alfo bie oerftanbesmäfeige (rationale) ©eite der 9teligiofität (d. h- des (Erlebens ber Religion) nicht bie f>auptfad)e ausmacht, bafe oiefmehr irrationale Elemente, nämlich ©efühle, den eigentlichen Kern bes religiöfen Erlebens bilben.

Otto fcheibet babei jtoei ©ruppen folcher ©efühle. 3n ber einen toirb bas ©öttliche erlebt als ein tremendum, b. h- als ettoas, bas Angft unb ©chreden erregt. Auf biefe Art religiöfen Erlebens toirb man gern oeraid>ten. 5)ie anbere ©ruppe ber ©efühle toirb burch jene ©eite bes

©öttlichen bebingt, bie Otto bas fascinosum nennt, burd) das An*

aiehenbe, 23eglüdenbe, Vefeligenbe. ®ie religiöfen Erlebniffe biefer Art, fo meint Marned, finb aud) bem Agnoftifer augänglich. (greilich gibt er 3u, bafe ber ©laubige in feinem ©tauben „ein unfehäfebares Mittel aur Auslöfung religiöfer Stimmungen befifje, das dem Ungläubigen Per*

fchloffen bleibe.")

Als burchfchlagenbften Vetoeis dafür, dafe die Vefeligungen ber Religion (tote fie am reinften oon Mpftifern erlebt »erben) auch bem Agnoftifer augänglid) feien, führt er ben Vubbhismus an. $er ©ottes*

begriff fpiefe bei Vubdha feine 9tolle, fein Verhalten fei ftreng agnoftifch, und doch führe der Vudd'hismus feine Anhänger auf dem Söege der

*) $)ie eingebenbe (Erörterung bes Sf)eobijeeprobtems im 3<$rg. 1930, f>. 10 f. unb im 3ai)rg. 1931, 5, bietet fa baoon ein einbrucfsootles 93itb.

>) 197 6 . ©eb. 5,80 SSRart, geb. 7,50 SRarf.

(7)

© o g m e n l o f e R e l i g i o n 217

23erfenfung au 3 uftänben Ejödjffcr ©lüdfeligfeit, bie im Nirwana gipfelten.

2>tarnecf oenoeift ferner auf Äußerungen oon Sftpftifern oerfdjiebener feiten, beren „©ott" oom ©ott ber d>riftlid)en Kirnen, bes 3ubentums unb bes 8flams „himmelweit oerfcfjieben fei": Gr ift bas „Ur-eine"

(plotin), „ein lauter, pur, Har Gin, gefonbert oon aller Stoetyeit"

(Gdbart), unb biefes Gine ift gänalicf) unperfönlid), aller antbropo- morpben [menfcbenäfjnlidjen] 3üge bar, „Weber benlenb nocf) roollenb, ofcne ©elbftbewußtfein" (^lotin), „ein 9tid)t=©ott, 9ticf)t*©eift, Stiebt-

^erfon" (Gebart). 3a, er oerflüdjtigt fid) ins oollftänbig Stegatioe: „Gr ift erpaben felbft über bas ©ein", toie ^lotin fagt, „ein lauter 9ticl>ts", toie Singelus ©ilefius ficf) ausbrüeft; „bie ©ottfjeit ift fo arm unb fo bloß unb fo lebig, als ob fie nid)t wäre" (Gdfjart).

SJtarned jiefjt aus folgen Äußerungen oon SKpftifern ben ©c&luß:

„f>ier bleibt »om ©ottesbegriff faum etwas anberes übrig als bas ©efübl oon einem tounberbaren Gttoas auf bem ©runb ber menfd)licf)en ©eele.

S3om ©tanbpunft ber Kirdje ift bas alles reinfter Unglaube, unb bie fonfequenten SRpfttfer ftanben aud) meift in einem inneren ©egenfaß aur Kird>e, aud) wenn fie ficf) if)r äußerlich untertoarfen."

9Rarned oerweift in biefem Sufammenbang auf Slusfprüdje ©cf)leier=

madjers in jüngeren S^bren: „Sie Religion blieb mir, als ©ott unb Unfterblicbfeit bem aweifelnben Sluge entfebwanben"; „Sluf meinem

©tanbpunft fann ber ©laube ,Sletn ©ott, feine Steligion' gar niebt ftatt- finben"; „Gine Steligion obne ©ott fann beffer fein als eine anbere mit

©ott."

SBeiter nennt er als ©eroäfjrsmann für bte Srennbarfeit ber Religion (genauer: ber Sleligiofität) Dom ©ottesglauben einen neueren Sbeologen SB. Äneoels. Siefer erflärt in feiner ©djrift „©immels 3leligionstf)eorie"

(Seipaig 1920, ©. 22 ff.): „Sille pbilofopbifcben1) Slufftellungen eines

©otiesgebanfens, alle S3eweife unb 23egrünbungen bes Safeins ©ottes gehören niebt in bie Religion ... ©ottesbetoeis ift ©ottesläfterung. Sie oerftanbesmäßige Grfaffung ifjrer Objefte würbe bie Religion fjcrabfejjen, entwürdigen, ja aerftören ... Sie einaige S3egrünbung liegt in ber reli=

giöfen Grfabrung, bem religiöfen Grlebnis felbft ... ©efüf)Is= unb ©e>

mütsleben finb ber SBurjelboben ber Religion." . .. „SBer nad) ©ott ftcb febnt, obne feine Gjiftena annebmen au fönnen, frat fefjon Religion; wer an bie Gjiften3 ©ottes ,glaubt’, obne mit ibm in SJeaiebung au ftefjen, f>at feine."

*) ©as ©(eiche tourbe natürlich auch für bie theologifchen Aufteilungen gelten;

benn biefe beruhen ja auf einem pbilofophifchen 9tacbbenfen, freilich einem folcben, bas nicht „ooraus[et)ungs[os" oorgebt, fonbern bie ©eltung eines religiöfen ©laubens ooraus[e(jt.

(8)

218 ® o g m e n lo fe R e l i g i o n

Siefe Stufeerungen älterer unb jüngerer Sötpftifer flingen ja tneift fo, als lernten fie allen ©ottesglauben ab, unb fo »erftebt man aud), warum 3Karned, ber für biefe mpftifrf>c 9teligiofität eintritt, fein 35ucb „©lau- benslofe ^Religion" betitelt.

3nbeffen ift nicht gu überfeben, bafe jene Ablehnung bes ©ottesglau- fcens pfpchologifd) gu »erfteben unb gu beuten ift aus bem ©efübl biefer mpftifch Steligiöfen, bafe bie theologifchen Begriffe unb Sehren »on ©ott beffen unenblid>em unb geheimnisoollem SBefen nicht gerecht »erben.

SOtir » ill fchetnen, bafe im Anfchlufe an ben allgemeinen Sprach- gebrauch ein Erleben nur bann noch als „religiös" bezeichnet »erben fann, »enn fein ©efühlsgehalt boch in Vegiebung fteht gu bem, »as als bas Tieffte, ßefete, 33eherrfd>enbe, Sßertdollfte ber Wirflichfeit in ihrer

©angheit geahnt ober fonft itgenöwie erlebt »irb. Sies Erleben „bes

©örtlichen" mag fid) bann bei bem SKpftifer fteigern gu bem befeligen=

ben ©efübl völliger Vereinigung (unio mystica). 3nfofern möd)te id) meinen, bafe aud) in ber mpftifd>en 9leligiofität, bie SRarned nod) für ben fritifchen SRenfcben ber ©egewoart als möglich anfieht, ein geroijfer

„©laube" an ein „©öttliches" (»enn aud) allgemeiner Raffung) ent­

halten ift.

3cb möchte barum Heber »on „bogmenfreier" als »on „glaubenslofer"

9leltgton fpred>en.

S0lithin fann ber intelleftuelle ©ehalt ber 5Religtofität ein aufeerorbent- lid) »erfd)tebener fein. Sie 3Röglid)feit für ben fritifd) benfenben 9Ren- fd>en, in bem fid) unübenoinblicbe 3n>eifel unb Södbenfen gegen theo- Iogifche Begriffe unb Sehren regen, bod) „religiös" gu bleiben, »ürbe barin befteben, bafe er jenes intelleftuelle Vorftellungs- unb ‘Begriffs­

mäßige fo»eit aus feiner 9teligiofität ausfd>altet ober feiner ihm gu »eit- gehenden Beftimmtbeit entfleibet, als feine „intelleftuelle 9teblid)feit"

»on ihm forbert. So ift aud) ber ©enfer ^fpchologe glournop auf ©runb einer Angabi religiöfer Selbftbefenntniffe gu bem Ergebnis gefommen:

„Es gibt Seute, bei benen ein »ollftänbig feftftehenbes unb prägifes Sehr- fpftem gang fertig »on aufeen herangetragen unb mit bem Verftanbe auf­

genommen ift unb als unentbehrliche ©runbbebingung ihres religiöfen Sebens empfunben »irb. Sagegen gibt es anbere, benen jebes derartige Spftem, felbft jebe bogmatifche Behauptung irgendwelcher Art ben Ein- brud einer überflüffigen Wieberbolung macht, ja fogar eines läftigen fnnberniffes für bie Entwidlung inneren Sebens, unb bei benen bie religiöfe Ausgeftaltung »efentlid) barin beftanben hat, fich oon ber Ver- ftanbesfrufte gu befreien, bie Umgebung unb Ergiebung ihnen aufgelegt hatten, nicht um fid) eine anbere gured)tgumachen, fonbern um nur bie unmittelbare, gewiffermafeen gemg nadte innere Erfahrung gu bewahren.

(9)

J o h a n n e s 9R fi H e r ü b t t ba s Sf r eo b i a e e p t o b l e m 219 SRarned bat nun — unb bas bitbet ben f>auptteil feines 23ucbes —- näber ausgefübrt, wie bei einer folcben Entwicflung für bie intelleftuellen 35eftanbteile bes ©laubens, auf bie man aus Söabrbaftigfeit peraicbten muß, Erfaß gewonnen werben fann aus ©efüblen, bie bem religiöfen perwanbt finb unb bie er barum als „religiöfe ©efüble im weiteren

©inne" anfpricbf. Er oerftebt barunter erotifcbe, äftbetifdje, fo^iale ©e«

füble, enblitb bas 2lrbeitsglücf, Ibas ©efübl ber ©efunbbeit unb Kraft.

2luf bie reichhaltigen unb feinfinnigen Slusfübrungen über biefe fünfte fo(I hier nur bingewiefen werben.

3o^annös SDtüfler über £>as Xfjeo&igGeproMem

23on 21 u g u ft 2Jt e f f e r

J o h a n n e s S R ü l l e r 1) (Elmau) ift (im 26. 35b. feiner „©rünen 23lätter" 1924, ©. 181 ff.) auf bas ibeobiaeeproblem eingegangen, wenigftens auf bie 6arin enthaltene grage, wie ficf) bas Seiben ber STier- well erflärt: „S ie meiften Jiere leben oon SJtorb, bie Kleineren werben oon ben ©rößeren gemartert ober oerfcblucft. Können wir ba oon ©pttes gürforge unb Siebe fpredjen?"

SRüller antwortet barauf: „© a n 3 g e w i ß. Ob icb oon ©ottes Siebe unb gürforge fpreeben fann, bängt oon meiner perfönlicben Erfahrung ab. Siefe Erfahrung fann nicht beeinträchtigt werben burch irgenb etwas, was fich bamit nicht au pertragen fcheint."

Slber fol<$e perfönlicbe Erfahrung würbe ihn boch nur 3U bem ©aße berechtigen: ©ott forgt für Johannes SKüller; aber nicht 3U ber „ab- ftraften" unb „theoretifeben" (@. 182), baß „für alle SBefen in ber überfebwengtiebften SBeife geforgt wirb" („Reben Sefu", 3. 25b., ©. 68).

3Jlüller bemerft weiter: „Es wirb b*cr ber ©egenfaß oon einer ge­

bauten Siebe unb gürforge ©ottes 3U ber latfache, baß bie Stiere ficb ponetnanber nähren, unb baß in ber Tierwelt Ptel ©raufamfeit berrfcht, oor 2lugen geftellt. 2Bas ift benn S i e b e © o t t e s ? K e n n e n

© i e b i e S i e b e © o t t e s ? . . .2)" (©. 182).

gürwabr, eine feltfame 2lpologetif, bie aber SÖtüller nicht allein eigen ift!

Sunächft fpricht er Don ber "Siebe ©ottes in bem allgemein üblichen

©inne, nach bem eben Siebe unpereinbar erfebeint mit ©raufamfeit.

©obalb nun aber auf bas SOlorben in ber Tierwelt bingewiefen wirb, ba erinnert ficb SDtüller: „baß ©ott etwas gän3li«b ©runbanberes ift, als

*) Aber t n l>abe i t fton im 3a&rg. 1926 mehrere Stuffäfte gebrat<- s) 93on mit gefpetrt.

(10)

220 3 o h » n n e s SER f ilie r über bas S b e o b ij c e p r o b le m

3Renfdjen es finb, fo bafe » ir uns gar feine Vorftellung Don ihm machen fönnen, unb bafe er bas unjugänglidjfte ©eheimnis ift, bas es für unfer gorfchen gibt" (6. 183).

3ft ©ott für uns „oöllig unbegreiflich"; „abfolut unfafelid)" (a. a. O.), fo fönnen toir ihm aber fbod> nicht bie (Eigenfchaft ber Siebe beilegen!

Siefe logifch stoingenbe Folgerung toirb aber n i t geaogen; »iel- mehr toirb ruhig weiter behauptet: „(Er fann fi($ fehr toohl mit ber Siebe

©ottes »ertragen, bafe Tiere anbere töten, um leben ju fönnen"

(a. a. D.).

9lun freilich, wenn toir gar nicht toiffen, toas bie „Siebe" ©ottes ift, bamt fann ja alles mögliche mit ihr »ereinbar fein. 9tur bleibt oöllig unbegreiflich, warum toir eine uns unbefannte Eigenfchaft ©ottes gerabe

— „Stebe" nennen.

^Pfpchologifch oerftänblich ift es freilich, warum SBlüller bas tut; benn bafe „©ott bie Siebe ift", wirft augenföeinlich als fefte, nie wanfenb ge=

worbene Vorftellungs»erfnüpfung (2ljfojiation) in ihm oon Äinbheit an.

So oerfteht man aud) perfönliche Befenntniffe wie bte: „3di habe auch noch nie ben ßhrgeia gehabt, bte göttliche Vernunft ju ergrünben unb

©ott 3u rechtfertigen. Sas fommt mir bireft fomifd) »or" (6. 184).

„2luf ben ©ebanfen, bafe ich mit ©ott rechten fonnte über einseine Singe, bafe bas fo ift unb nicht anbers, ober ihn gar herausforbere: ,2Bie

»erträgt fich keine Siebe mit biefer ©raufamfeit?', auf foldh eine 3öag=

halfigfeit, um nicht au fagen Blasphemie, bin ich, offen geftanben, noch nicht gefommen" (©. 185).

2Ilfo ein SRann, ber feit Sahwhnten fo unüberfehbar oiel über ©ott unb fein Verhältnis gu SBelt unb SERenfch gerebet unb gefchrieben hat, befennt an ber Schwelle feines ©reifenalters, bafe ihm bas Theobijee«

Problem, bas feit füobs Tagen fo »iele gromme aufs tieffte erfchüttert hat, „bireft fomifch" »orfommeü

3öir oerfuchen aber aud) biefe säufeerung SRüUers 3u »erftehen. Er mifebilligt es wohl, wenn ber Sftenfch in feiner Kleinheit bie SBelt friti- fieren unb mit bem SBeltgrunb — „rechten" will.

Semgegenüber fei nun betont, bafe u n f e r e (Erörterung bes Theo=

bi^eeproblems einen an b e re n ©inn hat. 2Bir rechten nicht mit ber Söelt unb ihrem Urgrunb (©ott), fonbern mit Theologen.

2ßas unfere Äritif herausforbert, bas ift beren Behauptung, aus bem SBeltbeftanb (mit allen feinen Unwerten) fönne bod) bie (Ejiftena eines allweifen, allgütigen, allmächtigen ©ottes mit Sicherheit erfannt unb bewiefen werben. S a gegen richten fich unfere Bebenfen. ©ie richten fid) alfo aud) gegen SRüller, fofern er bie theologifdje Sehre »on ber „Siebe unb gürforge ©ottes" ohne weiteres als gültig übernimmt.

(11)

2e f e f r ü d ) t e / S l u s f p r a c h e 221

£ e je fr u c f)f e

3 u m Xfjeobijjecprobtcm

„S ie größte aller tijeologifdjen Verlegenheiten ift bie, bie unenbliche ©fite ©ottes mit feinet Allmacht 31t »ereinen. SRicEjts macht bem ©lauben bes gemeinen SWannes fchwerer 31t fdjaffen als bas Safein eines gänsltch unoerftänblichen Seibens in bet 3Belt. Sas 9lätfel, bas £>iob quälte, beunruhigt immet noch {eben grommen, ber bie fürchterliche Ungerechtigfeit in ber SRatur betrachtet. Sffiäre fein Schmers in bet SBelt, mit Ausnahme beffen, ben Derantwortlidje SEBefen fügten, »enn fie bewußt ein fitt- licbes ©efejj übertreten baben, Jo gäbe es natürlich fein Problem bes Übels, Schmers

»äre nichts als eine ©träfe, bie man oerftehen fann. Ser 6<hmerj aber, ben bie leiben, bie nach allen menjcfjlic&en SJtaßftäben unfcfjulbig finb, Kinber, Siete 3. 23., fügt fi<h in fein oetnünftiges ßefergebäube oon 2of)n unb ©träfe ein unb bat fich nie eingefügt. S ie flaffifchen Verfuge, bas Problem bes flbels ju löjen, fälfchen ftets offenfiihtlich bie Oberfäße in bem Schluß. Siefe gälfchung mag eine Seitlang ben gragenben beftiebigen, abet fie löft bas Problem nicht. Saturn brängt es fich immer

»ieber auf.

Sie oorgefchlagenen Cöfungen laffen immet je eine bet (Eigenfchaften ©ottes außer acht: fti((f<h»cigenb ober fonft»ie »irb entweber feine unenbliche Siebe ober feine unenbliche SUacht oerleugnet. 3m Alten Teftament, »enigftens in feinen älteren Sei­

len, »irb bie SRacht ©ottes auf Soften feinet ©fite »erherrlicbt. Ss ift einfach unmög­

lich, nach menfchlichen 2Jtaßftäben, unb »enn man beim oerjtänblichen Sinn ber Sfßorte bleibt, 3ah»e als oollfommen gut ju betrachten, ©eine ©raufamfeit ift offen- funbig, unb feine launenhafte 3BiUfür ift bie eines orientalifchen Sefpoten. .. . gfir bie alten fiebräer, bie ©ott auf biefe Art auffaßten, gab es bas Problem bes flbels nicht, »eil es ihnen nicht beifam, baß ein |jerrfcber nicht bloß groß unb mächtig, fonbern auch gereiht unb gut fein follte.

Als bie SKenfchen 3U bem ©lauben famen, ©oft mfiffe gerecht, »ohlwollenb unb 'Tiebeooll fein, brängte fich bas Problem halb auf. Unb im 93uche §iob, bas aus bem 5. ober 6. 3ahrbunbert oor <Et>rifti ffammen foll, haben » ir ein fchmer3licbes Gingen um feine Söfung." (Abet bie Söfung »irb nicht gefunben. gfir u n s hat fich ber ©ch»erpunft bes Problems perfcboben:) „Sßeg oon bem 95et|uch, bie 3Bege

©ottes in ber gegebenen Sßett unter Vorausfeßung bet gegebenen 9latur unb Sften- fchenart au erffären, hin ju bem Vetfuch, bie ÜBege ju entbecfen, » i e m an b ie 2Henf<hen 3 u r f l b e r w i n b u n g bes f l b e l s a usr f i ft e. ... S ie heutigen SKenfcben oerfuchen nicht, bas flbel 3u ergrünben, um es bin3unebmen; fie fuchen es nicht 3u l e u g n e n , bamit fie es nicht ergrünben müffen; fie e r f 1 ä r e n es, bamit fie es m it ihm a u f n e h m e n f ö n n e n . " (Aus SBalter Sippmann, S ie Sebens- form bes mobernen 2Renf<hen, ©tuttgart, Seutfche Verlagsanffalt, 1930, ©. 227 ff.)

2fusfprad)e

V o r b e m e r f u n g : (Es gibt in bet ‘■Pbilofapbie „ewige Probleme"; beshalb

„ewig", weil fie als finnoolle gragen fich aufbrängen, aber boch nicht — foweit wir

»enigftens bis ießt erfennen — in allgemeingültiger 3Beife beantwortet werben fönnen. SBenn aber fchon bie Probleme ewige finb, fo fönnen wir boch hier bas ©e- fptäch barfiber nicht ewig fortfeßen. Sas wäre jebenfalls nicht ber 3Beg, unferer Seit- jchrift ewige Sauer su fiebern. Alfo mußte fich bie ©chriftleitung entfdjließen, „hart"

3U werben. (Es gelang ihr in bet Sat burch Aufbietung aller Energie, „A cf) i 11 e s unb b ie © c h i l b f t ö t e " abjuwebren1). Aber währenb biefes oetaweifelten Kamp­

fes hatte fich bas ,,$ h e 0 b i 3 e e p 1 0 b l e m" unb bte „91 e l a t i » i t ä t s t £ e 0 r i e"

nochmals beteingebrängf. Stun foll auch bamit Schluß fein — »enigftens für längere

Seit! A. SR.

*) 3Bir hatten ihnen »ieberholt 8utritt gewährt (ogl. über bas logifche ^arabojon bes Seno 3g. 1929,

p.

8, ©. 217 f., p. 12, ©. 364; 3g. 1930,

p.

2, ©. 54 f., p. 8,

©. 235 f.). 3eboch abermals flopfte man beshalb an.

(12)

222 Slusfprache

I. 3um 2f>eobi3«cprobkm

I.

3ch »erbe äuetft bie grage ju beantworten »erfucben: SBarum mufe ber SRenfd) leiben? 3Bas bat bas Übel für einen Sinn?

Vermutlich wirb bas, was icf> in etfter Sinie als Sinn bes Übels anfehe, allgemein nur als felbff»erftänblicbe golgeerjcheinung bewertet. 93ei ben weniger grofeen Un- annebmlicbfeiten bes täglichen Sebens unb aud) bei fdjwereren Vorfommnifien ift man fich nielfad) ohne weiteres barüber Har, bafe etwas niebt richtig gemacht würbe; man fuefjt nad) ben realen Urfadjen bes Übels unb gleichgültig, ob man biefe 3U erfennen oermag ober niebt, gibt man im allgemeinen bann aber bod) bem Übel fogleid) einen Sinn: gu erfennen, wie bas Übel entftefjt unb baburd) ju lernen, es 3U oerf)üten.

Siefe erfte unb nächftliegenbe Sinngebung finbet beim pf)ilofopf>ifd) eingeftellten 3Jlenfd)en grunbfätjlid) in weiteftem Sinne Slnwenbung. Ob babei bas Übel burd) reine Unfenntnis ber Singe entfielt ober ob man »on Unad)tfamfeit ober »on Slot ober »on böfem SBiKen fpredjen fann, ob ein Verfcfiulben »orliegt »ber nicht, ber allgemeine Sinn, bie Statur ber Singe, bie bas Übel oerurfadjen, ju erfennen, ift immer gegeben. Siefer Sinn ginge erft bann »ertoren, wenn man glauben müfete, bafe alle mögliche (Erfenntnis niebt baju binreidjen würbe, ein Übel 3U »ermeiben.

Sieben btefem allgemeinen Sinn, ben ich nachher noch weiter behanbeln möchte, bat bas übel bekanntlich noch in einiger anberer §inficht einen Sinn. Ser Vollftänbigfeit halber will ich bies lurj ftrelfen. SBenn ber SRenfch ein Übel oerurfacht unb er weife fich nicht wenigftens »or fich felber irgenbwie ju rechtfertigen, fo nimmt er eine

„Schulb" auf fich- S a s Schulbempfinben »erlangt 3Biebergutmad)ung ober ent=

fprechenbe Sühne. „(Entfprechenbe Sühne" aber heifet ftrenggenommen, ein ebenfo grofees Sei ben auf fich su nehmen, als man anbern augefügt hat, unb hier liegt bann alfo ber Sinn bes Seibens in ber Befreiung »on ber S iu lb . SBenn fich bas Schulb=

empfinben im allgemeinen »erhälfntsmäfeig wenig bemerfbar macht, fo liegt es wohl baran, bafe ber SRenfch gewöhnlich gar nicht 3U ermeffen »ermag( ob unb in welchem SRafee fein Sun für ben anbern »on Übel ift, unb wo er es weife, weife er fich auch faft immer auf irgenbeine Slrt »or fich felber 3U enffchulbigen. 3nbeffen möchte ich auch annehmen, bafe mehr ober weniger bewufetes ober unbewufetes Sdjulbigfein bem SDlenfchen, aud) wenn er nicht „gläubig" ift, ba3U »erbilft, bie Übel, bie ihm bas Seben auferlegt, leichter bin3unebmen.

SRitunter bringt bas Übel Segen, unb man empfinbet es als ein Verbienff. 3<h möchte auch glauben, bafe nichts bie SRenfcben fo fehr miteinanber »erbrabet, als bte (Ejriftens bes Übels.

Ser Sdjmerj ift gewiffermafeen bie gortfefeung bes SBoblgefühls; wo bas eine aufhört, fängt bas anbere an. S a s eine ift Slusbrucf bes Sebens, bas anbere ber 9lus- bruef feiner gerftörung. 3ebe ©efahr unb aud) bie ©röfee ber ©efahr für bas Seben burch firanfhett erfennen wir am S<hmet3. Somit bient alfo ber Schmer3 ber (Er- baltung bes Sebens.

Um jefjt auf ben 3uerft angeführten Sinn jurüdsufommen, fteht 3unächft bte grage im Vorbergrunb: 3ft es glaubhaft, bafe fich ber SOtenfch jemals burch (Erfenntnis »on Urfache unb SBtrfung »om Übel befreien fann? 3ch möchte bas unbebingt bejahen.

3ch febe feinen 3t»ingenben ©runb, es nicht 8U glauben. SBenn ich feinen möglichen SBeg jur Verhütung eines Übels febe, fo beweift bas nicht im geringften, bafe es auch feinen gibt, gwar halte ich es 3um “Beifpiel burchaus nicht für wahrfcheinlid), bafe fich jemals ein (Erbbeben »erhüten täfet, aber bafe man ihm ausweichen fann, tnbem fich bie (Erbbebensone feftftellen unb ber geitpunft feines (Eintretens berechnen läßt, bas halte ich entfehieben für möglich. SBenn ein folches Slafurereignts bem SRenfcben nichts anhaben fann, fo ift es fein Übel, iw ©egenteil, es fönnte in feinem 3ntereffe eine Stofwenbigfeit fein.

3<h glaube alfo an bte fortfehreitenbe (Erfenntnis; bas grofee SBort heifet: SB e r * ben. Ser SRenfch mufe fich feine SBelt fo geftalfen unb »or allem fich felbft fo »er*

fteben lernen, bafe nicht nur bas Übel »ermieÖen wirb, fonbern bte SBelt tbm auch bas Vefte gibt, was fie 3U geben »ermag. Sas ift allerbings ein langer SBeg. (Er»

fenntnis au gewinnen ift an fich befanntlich fchwer unb forbert »fei getf. Unb um in

(13)

A usfprache 223 jeber Sache au Wiffen, was bas Kicfjtige unb 33efte ift, mufe erft alKs galfcfje unb Unoollfommene burc^gefoftet unb erfannt fein. Aber mögen aud) nod) fo »iele (Gene­

rationen an biefer Aufgabe »ergeben, bas 3iel ift ben Einfafe unb ote grofee SKüfje wert. © as bebeutet biefe Seit bes ©erbens gegenüber einer Seit, bie enblos ift?

3ßenn wir aud) beute mehr benn je »on Köten unb Übeln bebrängt finb, fo feljen wir bie wacbfenbe (Erfenntnis unb bie »orwärtsfd>reitenbe Entwidiung bennod) um fo beutlicher. S ie SBelt bat fid) in allen Singen fdion gewaltig »eränbert, unb jebe Ver- änberung ift für bie Entwicflung ein gort(d)ritt, aud) wenn fie feine 33efferung bringt, SRan änbert nur, um ju oerbeffern, aber bie meiften Veränberungen erweifen ficb eben als Uneollfommenheiten unb 3rrwege, b ie a b e r bod) n o t w e n b i g g e g a n g e n w e r b e n m ü f f e n , um f i e 3 u f e n n en . Unb jebes mögliche ©c- fdjeben fann natürficf) nur burd) immerwieberfebrenbes Erleben in feinem ©efen unb feinen Sufammenhängen hinreichenb erforfcfjt werben, um es 3u beherrfchen, felbft wenn es bas gröfete Übel ift.

Ser SKenfcf) wirb fich alfo, wie id) glaube, „bie Erbe untertan" unb biefes 3Borf bis in feine Iefete Stonfequens wafjr machen; oor allem wirb er burd) Erfenntnis feines eigenen ©efens fidjcrlief) einmal bahin fommen, über bas Seben perr ju fein.

©enn Erfenntnis uns in ben Stanb fefet, bas Übel 3U bejwingen unb uns oom Seiben 3U befreien, fo ift umgefehrt bas Sepien ber Erfenntnis aud) bie eigentliche Urfache alles Seibens. 3ch will bier nod) einen Schritt weitergehen unb fagen, bafe SKangel an Erfenntnis wahrf<f)ein[icb auch bie Urfache bes Sterbens ift. Aber wenn bem auch nicht fo ift, wenn ich auch nur glaube, bafe fpätere ©cjd)Icd)ter einmal ben

©ewinn aus einer langen Entwidlungs3eit haben werben, fo fann mich biefer ©e=

banfe bennod) nicht unbebingt 3ufriebenftel(en. Senn punberte oon ©enerationen finb ben fchweren Erfenntnisweg gegangen, haben alle Sfftühfal unb alle Übel burch*

gefoftet, währenb ber ©ewinn aus biefem großen Seibensweg bann alfo einmal benen aufallen würbe, bie eigentlidh am wenigften ober gar nichts für bas grofee Siel getan unb erbulbet haben. Safe fich Io bas grofee ©erben erfüllt, erfcheint mit boch faum glaubhaft.

SRan ift in ©eltanfchauungsfragen lefetlich barauf angewiefen, bas 3U glauben, was man für finnooll hält. Unb bafe man bas tut, oerfteht fid) wohl oon felbft. Unfer ganjes ©ollen unb Streben ift auf Sinn unb ©ert gerichtet; aufeerbem finben wir bie © eit felbft in »ollfommenfter ©eife finnooll angelegt. So ift es finnooll, 3U benfen, bafe alle Seiben nicht umfonft, bafe fie »ielmebr eine grunbfäfjlid) notwenbige Vorausfefeung finb für bas ©erben einet freien unb glücflichen ©eit, aber bafe biejenigen, bie währenb bet Entwicflungs3eit bas Seben in {einet gan3en Schwere ertragen mußten, für fich felbft nichts ernten als ben Job, ift fchledjfetbings finn- wibtig. Es ift oollfommen uneereinbar mit unferem fittlichen ©ollen unb ©eredjtig- feitsfinn unb infofern alfo nicht glaubwfirbtg. 3ch fönnte eher annehmen, baß fich ber Sinn bes Seibens nur an benen erfüllt, bie burch ein Sehen in Kot unb Seiben bem großen Siel gebient haben. SDian barf es wohl für unwahrfcheinlid) halten, baß fich bas ©eltgefd&ehen weniger finnooll erweift, als es unferer Auffaffung entfpricht; oiel eher würbe ich glauben, bafe bie Erfüllung oollfommener fein wirb, als wir fie uns benfen.

Unb nun bie Solgerungen, bie fich aus biefen Überlegungen wohl oon felbft er­

geben. Saß es, inbem bet SJtenfd) ftirbt, mit ihm nicht 3U Enbe ift, barf id) ruhig glauben. 3d) fann es freilich um fo leichter beshalb, weil bie batgelegten ©ebanfen- gänge mit oiesbe3Üg[id)en Sehren bes Eoangeliums übereinftimmen. 3nbem ich biefes

©ebiet berühre unb einige Sibelworte siliere, »erlaffe id) wohl ben philofophifchen Stanbpunft nicht, ba folche ja nur geeignet finb, eigene ©ebanfen 3U beftätigen.

Swar mufe ich hierbei einräumen, bafe ich ben befannten Safe: „S e r Seib wirb am 3üngften Sage auferfteben, fich mit ber Seele wieber »erbinben unb an ihrer ©lücf- feligfeit teilhaben", nicht 3u benfen wagen würbe, wenn er nicht in ber 33tbel ftänbe.

Aber bann gibt es auch ein © »rt, bas heifet: „Unb bie Sefeten werben bie Erften fein." S a s »erftehe ich nur fo, bafe bie 3Uenfd)en, welche am Enbe ber Entwidlungs- jeit leben, als bie „Sefeten" gelten unb alfo bte „Erften" fein werben, benen bie B e ­ freiung 3uteil wirb. Unb fie werben »ielleicht beshalb bie „Sefeten" genannt, weil bann

(14)

224 Stusfprach e

oermutlich auch ber „3üngfte Sag", bie große 3Benbe (ommt. So (aßt fich gewiß noch manches anführen, toooon jeboch, um im Slahmen bes Shemas ju bleiben, ab- gefeheh fei.

Stach bem nunmehr Sargeiegten ift es nicht nötig, au ber grage bes Safeins eines perfönlichen ©ottes noch befonbers Stellung au nehmen. SBenn man oon bem ©e- banten burcfjbrungen ift, baß bas tlbel nur oon seitlicher Sauer, toährenb biefes aber in jeber möglichen 2lrt grunbfäßlich notwenbig ift, unb baß alles, auch noch fo grau- fame ©efchehen leßtens au einem guten Enbe — unb au einem Enbe, bas fein Enbe ift — führt, fo ift es nicht jchroer, an bas Safein eines perfönlichen ©ottes, Schöpfers unb Katers au glauben. Sluch ©ottes 2lllmacf)t, Slllweisheit unb Slllgüte fteht bann außer grage.

Slun barf ich mir au bet grage „©ott unb bas 33öfe" noch eine Bemerfung ge- ftatten. Es ift gewiß feibftoerftänblich, baß ©ott bas SSöfe an fich nicht will, ebenfo- wenig wie er bas llbef als folches will. 2fber ich fann mir nicht benfen, baß ©ott ein folches ©runbübel auläßt, wenn es nicht zugleich auch, für etwas gut ift. Unb meine Sluffafiung geht alfo bahin, baß bas Böfe nur ejiftiert, weil es bem ©anaen nüßt. Befanntlicf) ift ein gewiffer Srieb aum 93öfen in jebem SRenfcben oorhanben;

allerbings braucht ber SRenfch beshalb teineswegs eine böfe la t au begehen. Siefet Srieb aber, aus bem heraus bas eigentlich Böfe unter beftimmten Bebtngungen ge- fchieht, ift nach meiner Slnfihauung für bie Enttoicflung unb ben Slufbau ber 303eit eine elementare Slotmenbigfeit. Siefe Singe hier ausführlicher barautun, muß ich mir oerjagen. (Es bleibt oielleicht einer fünftigen Seelenfunbe oorbehaften, ben SRachwets au erbringen, baß bas ©efagte autrifft.

SBenn ich übrigens ben Urfprung ber SRenfchheitsgefchichte in feiner biblifchen Sar*

ftellung richtig oerftehe, fo ift gerabe bas Element, um welches es fi<h hier hanbelt, nicht oon feiner Erfdfiaffung an im SRenfchen gewefen. Unb nach anberen biblifchen SJorausfagungen au fchließen, wirb biefer Seil unferes SBefens auch nicht immer be- ftehen bleiben, fonbern wieber oerfdhwinben, fobalb feine Seit erfüllt ift. Slber bas liegt freilich noch in weiter gerne. Sas ift wirtlich bas allerleßte unb bürfte uns bes­

halb heute wenig intereffieren. 3Btr leben gegenwärtig in einer Seit, bie ungewöhn­

lich fchwer unb trübe ift, unb wir müffen fehen, wie wir mit ihr fertig werben. SRöge babei mein ©laube, baß wir troß allem unaufhaltfam einer lichteren Sufunft entgegen­

gehen, boch bem einen ober anbern eine Hoffnung unb ein tröftlicher ©ebanfe fein.

8.2.

[Bemertungen au Borftehenbem: ©erabe in ben Sagen, ba ich oorftehenbe Su- fchrift erhielt, (as ich in e i n e m Seitungsblatt unteteinanber folgenbe SRelbungen:

„B o t ben klugen bes Katers getötet. Stus E o ch e m (SRofel) wirb uns gemelbet:

3n Büchel fcheuten plößlid) bie pferbe bes Sanbwirts SRartin Schneiber unb raften mit bem SBagen bie Straße entlang, an ber bie bret Kinbet bes Sanbwirts im Sllter oon 3 bis 5 fahren fpielten. Ehe ber 35ater heifenb eingreifen fonnte, ging bas

©efährt übet bie Kinber hinweg. 3»ei Kinbet würben oor ben 3lugen bes 35aters getötet bas britte erlitt fo fchwere Verlegungen, baß es in hoffnungslofem Suftanbe nach ?>aufe gebracht werben mußte.

3wei Arbeitet etfrunfen. Sluf bem Kanal in St i e f e n b e cf ereignete fich heute ein tragifchet Swifchenfall. 8wei Strecfenarbeiter nahmen fich ein Boot aum über­

queren bes Kanals. Um fchneller au ihrer Slrbeitsftätte au gelangen, hängten fie fich an ein Schiff. SBährenb ber gahrt fcfjlug bas Boot ooll 3Baffer unb ging unter. Ef>e

|jilfe gebracht werben fonnte, waren bie beiben Arbeiter ertrunfen.

Suftmorb an einer Schülerin. Sluf ber Sanbftraße awifchen Kröpelin unb ‘Bolbens- hagen würbe, wie aus Stoftod gemelbet wirb, an ber 12 3af>re alten Schülerin SRöller ein Suftmorb oerübt. Sas SRäbchen befanb fich, in Begleitung mehrerer SRit- fchülerinnen auf bem Heimwege oon ber Schule, als ein etwa 20 3ahte alter SRann an bie Kleine herantrat unb fie mit fich locfte. Plößlich hörten bie aurücfgebltebenen Schulfinber einen Schrei unb fanben balb barauf bie fleine SRöller in einem Korn*

felbe auf. Ser SRann hatte feinem Opfer ben Schäbel 3ertrümmert unb war bann in ben 3Batb geflüchtet."

©ewiß laffen fich im allen biefen gällen bie Urfachen bes Übels unb bes Bojen er-

(15)

2lusfpracbe 225 fennen, unb toir werben felbftrebenb aus fo(cf)et Erfenntnis Slufcen gu sieben iuche«, um SBieberfebr gu »erftüten. Slber ift bamit [eben eine SBelt, in ber fo unenblicb Oieies SBertwibrige ertannt werben mufe, um es gu f a e f e i t i g e n, fepon als bie Schöpfung eines allweifen, allgütigen unb — allmächtigen SBefens bargetan?

31. 2R.]

II

© ehr oerebrter f>err Profeffor!

Sie oerfebiebenften Slbhanblungen unb Sluffäfee im Oftober-?>eft 1930 »on „Pbilo- fopbie unb fieben" über bas Sbeobigeeproblem baten mich febr lebhaft bewegt.

Senn bie Stage nacb bem ©inn bes fiebens wirb, folange es Sftenfcben gibt, bie füblenb unb benfenb ber SBelt unb bem fieben gegenüberfteben, immer wieber ge- ftellt werben.

SBann immer ber SRenfcb »or bem SBalten eines unbegreiflichen ©cbidfals fteht, ftejgt ihm bie Stage auf nacb bem ©inn alles biefes ©efebebniffes. Ein finnlofes fieib glaubt ber SDtenfcb nicht ertragen gu tönnen. Unb boch: »öllig ernft nehmen tann man ben 2Ren[d>en unb fein fieib nur, wenn man bie grage nach bem ©inn ablebnt.

Kein noch fo hoher ©ebanfe, teine noch fo tübne gefchicbtspbilofopbifche ©pefulation unb Konftruftion (wie etwa biejenige bes §errn Oertel, 3abtfl- 1928, §. 8/91) recht*

fertigt auch nur bas allergeringfte fieib. 3ch fann es nur eine gefübllofe Sieberei nennen, wenn angefichts einer folchen entfefelichen ©raufamfeit (Softojewfti) ge- febrieben wirb:

„Von finnlos gugefügtem fieib fann unter feinen Umftänben bie Siebe fein."

(Oftober-fjeft 1930, ©. 293.) 3n biefen ©äfoen ift jebes natürliche SRitgefübl erftorben, es triumphiert, bem

©lauben guliebe, ber reine Dogmatismus, ein eifig falter Sntelleftualismus, ber fich in bas ©ewanb einer Schwärmerei hüllt.

Es fei beiläufig bemerft: bie ©läubigen machen uns ben Vorwurf, wir wollten alles mit bem Verftanbe ergrünben. SBas aber gegen eine folche Konftruftion eines

©innes, eines perfönlicben ©ottes proteftiert, ift gar nicht ber Verftanb, fonbern bas

©efübl! S ie ©laubigen — fie gerabe finb bie wahren Öntelleftualiften!

Es ift ein Kinberfpiel, einen ©inn aufgufteden unb gu „beweifen". Stidbt nur eine, ein ganges Sufoenb SBeltanfcbauungen fönnte ich liefern — folange ich nur Betrachter bin, folange ich nur bem Seben gufchaue. ©ang anbers wirb es, wenn ich felber perfönlicb beteiligt bin!

Sann bürfte fich geigen — es ift meine Erfahrung! —, bafe bie Behauptung, bas fieben unb mein gang beftimmtes fieib habe einen ©inn, auch nicht bas allergeringfte hilft. SBticb haben berartige Sieben — oon bem „©ott oer fiiebe" gang gu fcpweigen!

— nur mafelos erbittert.

SBemt alles feinen gang beftimmten ©inn hat, fo ift jebes ©eföebnis, es mag noch fo freoelbaft, felbft noch fo unnatürlich fein, baburch gerechtfertigt!

Sie ©läubtgen lieben bas fonfequente Senfen nicht, fie leben ja beftänbig „im

©lauben" unb „in ber Hoffnung", ©onft fönnte man ihnen mit fieichtigfeit beweifen, bafe bie Behauptung eines ©innes in fchreienbem SBiberfprucb fteht gu bem SBiilen belfenber fiiebe. Senn, gefegt, ich glaube an eine Vorfebung ©ottes, bie fich mir im Sinne bes fiebens, im ©inn jebes ©efebebens offenbart, bann »erftofee ich in bem Slugenblide, ba ich einem leibenben SHenfchen auch nur ben SBiilen gur f»ilfe geige, gegen ben SBiilen ©ottes. 3cb burihfreuge bamit bie Slbficht ©ottes, werbe ein Empörer. SBie fann ich bas als ein ©laubenber auch nur wollen?

Slber „nicht irgenbem Begriff »om fieben, fonbern bie öärte bes fiebens ift wefent- li<h" (©pengler). 3lm Enbe ber fogenannten „SBeltgefcbichte" fteht ber Untergang aller, nicht aber bas „freie fiulturoolf".

i) Sie ©chrift Stubolf O e r t e l s „S e r ©eift, fein SBeg unb feine bref Verwanb- lungen" ift auch feparat im Verlag SReiner, fieipgig (Preis: 80 Pfg.), erfchienen.

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226 31 us fp r a t e

SBenn es gelten [oll, baß bet SBert füt bas £eben (Stießfte: SBille jur SHatfit III, 493) julefef entft eibet, müden » ir bie grage n a t bem ©inn bes £ebens als ganj ünree(entlid) abietmen. Senn es ift fehr unwichtig, ob alles ©efteben, fomit a u t mein £etb, einen ©inn (>abe ober n itt ( it meine fogar: es barf leinen ©inn haben!);

es iff aber allerbings »on allergrößter SBittigfeif, baß i t lerne, mein £eib gu er­

tragen, baß i t bie flraft gewinne, es ju überwinben.

3n ben S3rutftü<fen su ben SionQfosbithQramben fanb i t folgenben ©prut:

„Stes allein erlöft non allem £eiben (— wähle nun!):

ber ftnelle Job ober bie lange Siebe."

2s ift bie Ein fitt, baß i t bas £eben nur bejahen ober oerneinen fann. (Es ift bie (Erfenntnis, baß bas ©roße unbebingt geftehen muß, wenn i t überhaupt n ot weiterleben will. 3 t geftehe freimütig, baß it , falls i t einmal biefe flraft n itt mehr aufbringen fönnte, aus bem £eben fteiben würbe. Unb i t fann nur hoffen unb wünften, baß i t tn biefem galle ben phpfiften Sfftut baju haben werbe.

SBenn i t m it an große flünftler ber ©eelenführung erinnere — i t benfe etwa an 9tilfe — ober i t benfe an ben ftönen „Iroftbrtef an einen jungen greunb" (pon 3hrer grau im Oftoberheft 1930 3hrer geitftrift), fo erfteint mir alle tn ftlite

©tnnfonftruftion als blutiger Sileftantismus unb als eine elenbe ©tümperei!

greunbliten ©ruß

3hr §ans flr ...

©ehr geehrter £err!

3hr 33rief jeigt, Wie fehr bie grage n a t ©ott unb einem „SBelffinn" ©ie inner- l i t bewert. Slber baburt ift bie gormulierung 3hrer ©ebanfen gelegentlit faum not f a t l't unb für ©laubige »erleßenb geworben. 3 t mußte barum einige ©teilen 3hres Briefes weglaffen ober milbern.

3tut fteiben ©ie n ot su wenig äWiften religiöfem ©lauben unb ‘jPhilofophie.

Stuhls follte uns hier ferner liegen, als ©laubensüberjeugungen ju fritifieren ober anpgreifen. Ser w irflit ©laubige fann folte Angriffe a u t ffets abwehren. 3n unferer Sisfuffion hanbelt es f it lebiglit barum, feftjuffellen, wie weit wir burt eigenes fa tlite s Senfen bie gragen n a t ©ott unb bem ©inn oon SBelt unb £eben beantworten fönnen. 3n ber © ate felbft fann i t 3hnen meift juftimmen.

SKit freunblitem ©ruß

3br 91. SDt.

III

©ehr geehrter f>err 'Profeffor!

211s SSejieher 3hrer geitftrift bitte i t um gefällige Aufnahme biefer Seilen in bie „2lusfprate".

33ei ben bortigen Unterfutungen bes ©ottesglaubens ift m. (E. bie ©laubhaft- matung bes Safeins ©ottes »on ber feiner einjelnen (Eigenftaften n itt immer ge- nügenb unterftieben. Stuf ©. 147 (SUaiheft 1931) nehmen ©ie felbft an, baß alle, bie f it bisher an ber Erörterung bes Sbeobijee-^Problems in 3hrer Seifftrift be­

teiligten, einig finb, „in Slnerfennung biefer gan3 erftaunliten, alles m enftlite flönnen_ weit überragenben, jwedmäßig wirfenben flraft in allen £ebewefen". §ier- n a t wirb als überjeugenb bargetan angejehen werben müffen, baß bie SBelt bas SBerf einer allen m enftliten 95orftetlungen überlegenen Senf- unb ©taffensfraft ift. Es ift für ben m enftliten Skrftanb ta ffä tlit au t ganj unfaßbar, baß flräfte ohne Senfpermögen, wie 3. 23. bie Slnjiehungsfraft, bie funfteoHen Sufammenhange, bie uns bie Statur aeigt, heroorgebratt haben fönnten.

Eine anbete grage ift es, weite weiteren Eigenftaften biefer uneergleitliten Senf- unb ©taffensfraft beijulegen finb. Sabei wirb baoon ausjugehen fein, baß alle für m enftlite SSethältniffe geprägten SBorte in ihrer SInwenbung auf ben Ur-

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31 u sj p r a cf) c 227 grunb ber S e it nur bie Vebeutung eines ©leidjniffes haben fönnen. Sßer ein folches höchftes SBefen als »orhanben anerfennt, »irb ihm auch jebe bem menfchlichen 95er- ftanbe' begreifliche Vollfommenheit juerlennen müffen. Es erfjheint nicht angängig, bafe Sdenfchen oon biefem SBefen ihre Slnfchauungen über bie Swecfmäfeigfeit ber SBelt forbern.

dm übrigen würbe ficher bas ©eltfamfte jutage fommen, toenn biejenigen, welche bie teilweife unjwecfmäfeige ©eftaltung bes Sehens auf unferer Erbe behaupten, fagen follten, wie eine swedmäfeige Einrichtung fein müfete. ©ie oielfachen Röte unb ©e*

fahren geben nicht nur 93ewäbrungsmöglichf eiten, fonbern toerben auch wohl »on allen Vertretern ber Entwicflungslebre als ein wefentliches SRittel bes menfchlichen Sluffticgs gewertet. ©elbft bie otelen Ungerechtigfeiten bes irbifchen Sebens finb für ben, ber in ihm nicht bie le&te gorm unferes ©afeins erblidt, fein ©runb gegen bie Sinnahnte ber „Sülgüfe" ©ottes.

S3efanntltch fah felbft ber Peffimift S. o. fiartmann biefe SBelt, fo fehr er ihr Vorhanbenfein bebauerte, als bie beftmögiiche an.

Sn ausgezeichneter Hochachtung

Di'. Sh- Eggert, ©eheimer Oberregierungsrat.

©ehr geehrter Herr ©eheimrat!

SBenn wir ju ben lebten Rätfelfragen nicht als religiös ©laubige, fonbern philo«

fophierenb (wie es ja bie Slufgabe unferer geitfchrift forbert) Stellung nehmen, fo müffen wir oor allem jegliche ilngebulb unb jebes „metaphhfifche Sebürfnis", bas rafih ju einer „befriebigenben SBeltanfthauung" fommen will, 3ÜgeIn — jügeln im

©tenffe eines lauteren, ftreng fachlichen gorfchens, bas nur bas eine Sielt hat:

SBahrheit au erfennen.

(Sie nennen jene erftaunliche ©ch affen sfr af t, auf bte bas organifche Sehen fchliefeen läfet, eine „ ® e n f fraft". 3ft bas ausreidjenb begrünbet? SBenn wir jene „funftoollen gufammenhänge" in ben Sebewefen nicht aus (blinber) „Slnjiehungsfraft" erflären fönnen, bürfen wir bann jener geheimnisoollen Kraft ein © e n f oermögen beilegen?

©ewife, ©ie fagen »orfichtig: biefen wie anberen SBorten für Eigenfchaften bes Urgrunbes folle nur bte 93ebeutung eines „©leichniffes" jufommen. Slber aliju leicht wirb folche oorfichtige Surücfhaltung aufgegeben. Unb bann: wenn jene Eigenfchaft bes Urgrunbes nur mit unferem ©enfen „oergleichbar" fein foll, fo fönnen wir eben boch nicht fagen, wie fie felbft fein foll. SJian fann j. 33. Siebe unb §afe mit 3ln- jtehung unb Slbftofeung in ber Körperwelt „oergleichen", aber wenn wir nur 3ln*

jiehung unb Slbftofeung fennten, oermöchten wir baraus ju entnehmen, was Siebe unb f)afe ift?! ©ie bezeichnen ferner ohne weiteres jenen „Urgrunb“ als „höchftes"

SBefen unb erflären, wir „müßten ihm jebe bem menfchlichen 33etftanb begreifliche Volifommenheit juerfennen". — Sluch ba muß gefragt werben: finb biefe Säße aus*

reichenb — ober auch nur irgenbwte — begrünbet?

Es fönnte ja auch fein, bafe ber Urgrunb erft im SBeltprojefe fich entwicfelte unb bafe es hier erft au jenen „Vollfommenheiten" fäme (bie bie chriftliche Pbilofophie unb Sheologie eben als urfprünglichen “Befif; bem Urgrunb beilegt).

©en ©ebanfen, bafe erft im SBeltprojefe „©ott" „werbe", finben toir fchon bei fehr frommen chriftlichen Sdpftifern, insbefonbere bei 3afob 33öbme, unb ihn hat neuer*

bings ber ©retfswalber Pbilofoph Hermann ©chwara wieber nachbrüdflich oertreten in feinen ©chriften „©ott" („3enfeits oon Sheismus unb Pantheismus", 33etlin 1930) unb „©eutfche ©pftematifche Pbilofophie" (Verlin 1931)1).

©afe bie Sinnahme eines gortlebens geeignet ift, über manche Ungerechtigfeiten bes irbifchen Sebens hinwegjuhelfen, barin ftimme ich 3hnen su; ebenfo barih, bafe wir Oon bem Urgrunb nicht u n f e r e „Slnfchauungen über bie Swecfmäfeigfeit ber SBelt forbern bürfen". Slber wenn unfere SBorte überhaupt ihren ©inn behalten follen, fo werben auch ©ie jugeben müffen, bafe bie Erfahrung ein folches SReer oon Seiben unb Qualen her Sebewefen aufweift, bafe es aufeerorbentlich fchwer erfcheint, bem J ) Vgl. barflber ben Sluffafe: SBerbenbe ©ottbeit, „Pbilofophie unb Seben", 1930, Heft 1 1, ber über ©chwarj’ ©ebanfen näher orientiert.

TWlofopbfc unb Sebtn. VII. 16

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